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Beratung im interkulturellen Kontext - Landesinstitut für ...

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Das Miteinander unterschiedlicher Kulturen<br />

gehört zum Alltag an Hamburger Schulen.<br />

Diese kulturelle Vielfalt ermöglicht neue<br />

Per spektiven und interessante Lernmöglichkeiten.<br />

Dabei stellt Schule nur ein Handlungsfeld<br />

von vielen gesellschaftlichen<br />

Handlungsfeldern dar, die sich ­ besonders<br />

seit dem Nationalen Integrationsplan von<br />

2007 ­ diesem Thema auch politisch widmen 1 .<br />

In Hamburg ist der „Umgang mit kultureller<br />

und sozialer Heterogenität“ sogar seit dem<br />

Jahr 2000 eins von drei prioritären Themen<br />

der Lehrerbildung 2 .<br />

Kolleginnen und Kollegen haben durch den<br />

direkten Umgang mit kulturell heterogenen<br />

Gruppen in der Regel – wenn auch oft nicht<br />

systematisch – in der Praxis Kompetenzen<br />

er worben. Das Feld der <strong>interkulturellen</strong> Arbeit<br />

an den Schulen ist dabei manchmal schwer zu<br />

greifen. Während in der Wirtschaft <strong>für</strong> international<br />

tätige Manager zum Teil sogenannte<br />

„Kultur­Knigge­Seminare“ angeboten werden,<br />

helfen diese an Schulen nicht weiter. Gerade<br />

in einer sozial, kulturell und sprachlich <strong>im</strong>mer<br />

vielschichtiger werdenden Einwanderungsgesellschaft<br />

kann man nicht von „den Deutschen“<br />

oder „den Migranten“ sprechen, also<br />

ist es auch schwierig, den richtigen Umgang<br />

mit Menschen der einen oder anderen Kultur<br />

festzulegen. Daraus begründet sich auch die<br />

Komplexität dieses Heftes.<br />

Die Zugehörigkeit zu einer ethnischen<br />

Gruppierung stellt darüber hinaus auch nur<br />

einen Faktor dar: So hat die Migranten­Milieu­<br />

Studie von 2007 aufgezeigt, dass das Milieu<br />

eine Gruppe stärker prägt als ihre sogenannte<br />

Herkunftskultur. Daher muss <strong>im</strong> konkreten<br />

<strong>Beratung</strong>sfall <strong>im</strong>mer wieder analysiert werden,<br />

welche Anteile in dem jeweiligen Fall<br />

kulturell und welche individuell bedingt sind.<br />

So kann beispielsweise eine von Konflikten<br />

belastete Beziehung einer musl<strong>im</strong>ischen Schülerin<br />

mit ihrem Vater nicht nur kulturelle<br />

Gründe haben. Bei aller Komplexität lässt<br />

sich eins verlässlich sagen: Holzschnitzartige<br />

Vereinfachungen und auch eine Tendenz<br />

zur Kulturalisierung von Konflikten helfen<br />

hier nicht weiter, wohl aber die Fähigkeit,<br />

einen Sachverhalt differenziert – auch aus der<br />

Perspektive der Betroffenen – zu betrachten.<br />

Dennoch gibt es jede Menge Grund lagen­<br />

wissen, Kompetenzen und Handlungsemp­<br />

fehlungen, die Sie nutzen können. Mit diesem<br />

Heft möchten wir einen Anfang machen und<br />

Ihnen Grundlegendes auf dem Weg geben,<br />

um Sie in Ihrer Arbeit als Berater und Beraterin<br />

zu unterstützen. Denn in Ihrer speziellen<br />

Funktion können Sie ganze Bildungskarrieren<br />

mitentscheiden – dies beweisen gerade<br />

Berichte von erfolgreichen Migrantinnen und<br />

Migranten 3 .<br />

Im ersten Teil dieses Heftes finden Sie grundlegende<br />

Beiträge zu Themen interkultureller<br />

Kompetenz und Integration/ Migration:<br />

­ Das Modell der „Kulturgrammatik“, vorgestellt<br />

von Dr. Christine Tuschinsky, bietet<br />

eine erste theoretische Einführung in das<br />

Thema. Das darin aufgeführte Modell der<br />

„Kulturd<strong>im</strong>ensionen“ hilft Sachverhalte<br />

besser einordnen zu können.<br />

­ In der darauffolgenden Migranten­Milieu­<br />

Studie von 2007 können Sie sich selbst<br />

ein Bild von der Vielschichtigkeit der<br />

Migranten­Milieus in Deutschland machen.<br />

­ Grundlegende Daten zum Thema Integration<br />

und Migration in Deutschland<br />

und Hamburg finden Sie in dem Beitrag<br />

„Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund<br />

– Zahlen, Bildungsbeteiligung,<br />

Perspektiven“ zusammengestellt von<br />

Regine Hartung, Lisa Höhn und Neil<br />

Heinsen.<br />

Im zweiten Teil werden interkulturelle <strong>Beratung</strong>s<br />

felder und Beispiele guter Schul­ und<br />

<strong>Beratung</strong>spraxis sowie die Arbeit mit speziellen<br />

Zielgruppen vorgestellt.<br />

So finden Sie <strong>im</strong> Beitrag „Kulturkonflikt –<br />

Kampf um Anerkennung – Diskr<strong>im</strong>inierung“<br />

von Bernd Fechler alle wissenswerten Informationen<br />

rund um interkulturelle Konflikte.<br />

Es folgende vier Beispiele gelungener<br />

Inte gration aus verschiedenen Schul formen:<br />

der Louise Schroeder Grundschule (ehe mals<br />

Schule Chemnitz straße), der Theodor­Haubach­Schule<br />

und der Ida­Ehre­Gesamtschule<br />

mit verschiedenen Schwerpunkten in der<br />

Zusammenarbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund<br />

sowie dem Margaretha­Rothe­<br />

Gymnasium mit seinem „<strong>interkulturellen</strong><br />

Kom petenzkurs“. Im Anschluss stellt Regine<br />

Hartung Gelingensbedingungen <strong>für</strong> die interkulturelle<br />

Arbeit an Schulen aus anderen Län­<br />

1 Historisch interessant mag dabei sein, dass in der Bundesrepublik Deutschland das erste Abkommen zur gezielten<br />

Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte <strong>im</strong> Jahre 1955 unterzeichnet wurde – das erste Zuwanderungsgesetz jedoch<br />

erst 60 Jahre später, <strong>im</strong> Jahre 2005, verabschiedet wurde vgl. auch www.zuwanderung.de.<br />

2 Mehr Informationen: vgl. www.li­hamburg.de/bie unter: Rahmenpläne und Bildungspolitische Dokumente<br />

3 Als Lese­Empfehlung hier z.B. „Ihr seid Deutschland, wir auch. Junge Migranten erzählen“ Suhrkamp 2008 oder<br />

„We believe – Kids achieve“ ­ PISA­Sieger Kanada: Integration statt Selektion“ ­ Beitrag in Erziehung und Wissenschaft<br />

1/2009­http://www.gew.de/PISA­Sieger_Kanada_Integration_statt_Selektion_­_We_believe_Kids_achieve.html .<br />

Editorial<br />

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