Faserpflanzen als nachwachsende Rohstoffe - Landwirtschaft in ...
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<strong>Faserpflanzen</strong> <strong>als</strong> <strong>nachwachsende</strong> <strong>Rohstoffe</strong><br />
<strong>Faserpflanzen</strong> gehören zu den ältesten <strong>nachwachsende</strong>n <strong>Rohstoffe</strong>n. E<strong>in</strong>e große<br />
Anzahl von Pflanzenarten enthalten vor allem aus Zellulose bestehende Fasern mit<br />
unterschiedlichen Eigenschaften. Die größte wirtschaftliche Bedeutung hat die<br />
Baumwolle erlangt, aber auch Jute, Sisal, Flachs, Hanf und Kokosfasern spielen e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle.<br />
Im Freistaat Sachsen ist <strong>in</strong> den Regionen Erzgebirge, Oberlausitz und Vogtland der<br />
Flachs (Faserle<strong>in</strong>), außerhalb der höheren Mittelgebirgslagen auch der Hanf<br />
anbauwürdig. Flachs und Hanf s<strong>in</strong>d botanisch und bezüglich ihrer Wuchsform sehr<br />
unterschiedliche Pflanzen.<br />
Die Fasern von Flachs und Hanf weisen aber viele Geme<strong>in</strong>samkeiten auf (Tabelle1).<br />
Pflanzen- und Fasermerkmale<br />
Tabelle 1<br />
Pflanzen- und Fasermerkmale von Flachs und Hanf unter sächsischen<br />
Anbaubed<strong>in</strong>gungen<br />
Flachs<br />
(L<strong>in</strong>um usitatissimum)<br />
Hanf<br />
(Cannabis sativa)<br />
Botanische Zuordnung Le<strong>in</strong>gewächse Maulbeergewächse<br />
Wuchshöhe 70 - 120 cm 150 - 350 cm<br />
Stängeldurchmesser (Mitte) 1,2 - 1,8 mm 5 - 20 mm<br />
Art der Faser Stängelfaser Stängelfaser<br />
Röststrohertrag, lufttrocken 40 - 70 dt/ha 50 - 130 dt/ha<br />
Fasergehalt des Stängels 20 - 25 % 15 - 30 %<br />
Faserertrag 10 - 15 dt/ha 12 - 30 dt/ha,<br />
fe<strong>in</strong>heitsbezogene Faserfestigkeit 30 - 60 cN/tex 30 - 60 cN/tex<br />
Faserfe<strong>in</strong>heit (IFS-Index) 60 - 150 über 150<br />
technische Faserlänge 200 - 1000 mm 1000 - 2250 mm<br />
Länge der Elementarfaser 20 - 40 mm 15 - 30 mm<br />
Dicke der Elementarfaser 10 - 30 µm 16 - 32 µm<br />
Teilbarkeit der Faserbündel mittel schwer
Flachs<br />
In den meisten europäischen Anbaugebieten werden aus geröstetem Flachsstroh <strong>in</strong><br />
Schw<strong>in</strong>gereien Langfasern gewonnen. Endprodukte s<strong>in</strong>d Le<strong>in</strong>enstoffe und technische<br />
Textilien. Diese traditionelle L<strong>in</strong>ie erfordert e<strong>in</strong>en mehrstufigen, ausschließlich auf dem<br />
E<strong>in</strong>satz von Spezialmasch<strong>in</strong>en beruhenden Ernteprozess. In Sachsen wird diese<br />
Produktl<strong>in</strong>ie nicht umgesetzt, da hier ke<strong>in</strong>e Flachsschw<strong>in</strong>gereien vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />
Dagegen kommt am Standort Voigtsdorf (Erzgebirge) seit 1999 e<strong>in</strong>e neuentwickelte<br />
Flachsverarbeitungstechnologie zum E<strong>in</strong>satz, mit der neuartige, fe<strong>in</strong>aufgelöste<br />
Flachskurzfasern hergestellt werden. Diese s<strong>in</strong>d auf Baumwollsp<strong>in</strong>nmasch<strong>in</strong>en im<br />
Gemisch mit anderen Fasern versp<strong>in</strong>nbar. Endprodukt s<strong>in</strong>d hochwertige<br />
Obertrikotagen.<br />
Alternativ können mit der neuen Erstverarbeitungstechnologie auch Flachskurzfasern<br />
für technische E<strong>in</strong>satzbereiche hergestellt werden. Das neue<br />
Flachsverarbeitungsverfahren stellt andere Anforderungen an den Rohstoff<br />
Flachsröststroh <strong>als</strong> das traditionelle Verfahren der Langfasergew<strong>in</strong>nung Es ermöglicht<br />
e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>fachung der Flachsernte bei Reduzierung des E<strong>in</strong>satzes von<br />
Spezialmasch<strong>in</strong>en und ger<strong>in</strong>gerem Ernterisiko. Die Möglichkeit der Flachsverarbeitung<br />
<strong>in</strong> Voigtsdorf führte im Erzgebirgsraum zu e<strong>in</strong>er Stabilisierung des Flachsanbaus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Größenordnung von<br />
jährlich etwa 150 ha.<br />
Hanf<br />
Bei Hanf ist <strong>in</strong>folge fehlender Erstverarbeitungskapazitäten <strong>in</strong> Sachsen ke<strong>in</strong> stabiler<br />
Anbau zu verzeichnen. Pläne zum Aufbau e<strong>in</strong>er leistungsfähigen<br />
Hanfaufbereitungsanlage im bodenklimatisch sehr gut geeigneten Erzgebirgsvorland<br />
wurden bisher nicht umgesetzt.<br />
Die Nachfrage nach preiswerten Hanffasern für technische Anwendungsbereiche ist<br />
vorhanden und kann aus deutschem Anbau gegenwärtig nicht abgedeckt werden.
Aus Flachs u. Hanf herstellbare Produkte<br />
Die Palette der aus Flachs und Hanf herstellbaren Produkte ist vielfältig<br />
Neben den Fasern können auch die holzartigen Stängelbestandteile (Schäben) und<br />
die Samen genutzt werden.<br />
Tabelle 2: Verwendung von Flachs und Hanf<br />
Textilbereich<br />
(Flachs, Kurz-<br />
oder Langfasern)<br />
technischer Bereich<br />
(Flachs und Hanf,<br />
Kurzfasern)<br />
Nutzung der Flachs-<br />
und Hanfsamen<br />
Nutzung der<br />
Schäben<br />
versp<strong>in</strong>nbare Kurzfaser: Mischgarne mit Baumwolle,<br />
Polyester etc. für hochwertige Oberbekleidung<br />
traditionelle Langfaser: Re<strong>in</strong>le<strong>in</strong>engarne für<br />
Haushaltwäsche, Postsäcke etc.<br />
Verbundwerkstoffe, Formpressteile<br />
Faserzement- und Spanplatten, Lehmfaserste<strong>in</strong>e<br />
Geotextilien, Dämmstoffe<br />
Papier, Pappe und Verpackungsmaterial<br />
technische Textilien (Vliese, Seile, Netze)<br />
Asbestersatz <strong>in</strong> Brems- und Kupplungsbelägen<br />
Speiseöl, Margar<strong>in</strong>e, Backwaren<br />
Ölfarben, Lacke, Druckfarben, Re<strong>in</strong>igungsmittel<br />
Viehfutter (Pressrückstände), Vogelfutter<br />
E<strong>in</strong>streu für Pferde u. Kle<strong>in</strong>tiere; Brennmaterial<br />
Voraussetzung für e<strong>in</strong>e breite Umsetzung der vielfältigen E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten von Naturfasern ist die Anpassung<br />
ihrer Qualitätseigenschaften an die Anforderungen der Verarbeiter. Durch differenzierte Anbauverfahren und<br />
Erntemethoden s<strong>in</strong>d bestimmte Qualitätsmerkmale bee<strong>in</strong>flussbar. Im Ergebnis gezielter Forschungsarbeiten<br />
liegen dazu umfangreiche Erkenntnisse vor, die weiter qualifiziert werden.<br />
Redaktion: Sächsische Landesanstalt für <strong>Landwirtschaft</strong>,<br />
Fachbereich Bodenkultur und Pflanzenbau,<br />
Gustav-Kühn-Str. 8, 04159 Leipzig<br />
(0341) 9174-147, Fax (0341) 9174-111<br />
Fotorechte: Sächsische Landesanstalt für <strong>Landwirtschaft</strong>, STFI Chemnitz<br />
Ansprechpartner: Dr. Jürgen Schulz<br />
Dr. Michael Grunert