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Bebel Gilberto Rebekka Bakken

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Das neue Testament<br />

Text: Götz Bühler<br />

„Es ist nicht natürlich, sich an ein<br />

Kla vier zu setzen, kein Material mitzu<br />

bringen, seinen Geist vollstän dig<br />

von musikalischen Ideen freizu machen<br />

und etwas zu spielen, das gleichz eitig<br />

von andauerndem Wert und brandneu<br />

ist“, schreibt Jarrett in den Liner Notes<br />

zu seinem neuen Album. Natürlich tut<br />

der Pianist genau das seit gut vierzig Jahren<br />

bei seinen selte nen und sagenhaften<br />

Dunkle Einblicke<br />

Der polnische Trompeter Tomasz Stanko sucht seine Inspirationen zur Not auch auf MTV.<br />

Für sein neues Album war ihm aber Oskar Kokoschka vertrauter.<br />

Text: Götz Bühler | Foto: Andrzej Tyszko/ECM<br />

I ch höre viel gute Musik – Flamenco, Fado, Pop oder<br />

Klassik, von Bartók, über Mahler bis Richard Strauss.<br />

Und gerne auch mal Snoop Doggy Dogg, wenn er bei MTV<br />

läuft“, meinte Tomasz Stanko neulich in einem Interview. „Aber<br />

es muss nicht immer Musik sein. Einer der Gründe, warum ich<br />

eine Wohnung in New York habe, sind die vielen tollen Museen.<br />

Musik höre ich immer auch mit einem professionellen<br />

Ansatz. Kunst inspiriert mich mehr als alles andere – ich bin ein<br />

begeisterter Kunstkonsument.“ Auch auf seinem neuen Album<br />

lebt der polnische Trompeter seine Faszination für die bildenden<br />

Kunstkollegen aus. Das Titelstück „The Dark Eyes<br />

Of Martha Hirsch“ bezieht sich auf ein Gemälde von Oskar<br />

Kokoschka, das in diesem Sommer in der österreichisch-deutschen<br />

„Neuen Galerie“ in Manhattan zu sehen war. Die zehnminütige<br />

Komposition, die sich nach einem ausgedehnten,<br />

elegischen Vorspiel in einen seelenknirschenden Hard-Bop-<br />

Groove swingt, ist allerdings auch bezeichnend für Stankos<br />

neues „nordisches“ Quintett. Nach den gemeinsamen Erfolgsjahren<br />

mit den Musikern, die inzwischen als Marcin Wasilewski<br />

Trio bekannt sind (und deren Arbeit der „New York Times“-<br />

Kritiker Ben Ratliff unlängst als „Referenzpunkt für den europäischen<br />

Jazz“ bezeichnete), spielt Stanko seit nunmehr zwei Jahren<br />

hauptsächlich mit dem finnischen Pianisten Alexi Tuomarila,<br />

dessen Landsmann Olavi Louhivuori am Schlagzeug sowie den<br />

Dänen Jakob Bro, Gitarre, und Anders Christensen, Bass. Das<br />

erste gemeinsame Album dieser fabelhaften Formation produzierte<br />

Manfred Eicher im Frühjahr dieses Jahres in den „Studios<br />

La Buisonne“ in Südfrankreich. Neben der Musik für die dun-<br />

Soloabenden. Die Musik der drei CDs<br />

von „Testament“ entstammt Konzerten,<br />

die Jarrett Ende 2008 in der Pariser Salle<br />

Pleyel und Londons Royal Festival Hall<br />

gab. Über das Londoner Konzert, sein<br />

erstes in Großbritannien seit achtzehn<br />

Jahren, meint er: „Obwohl der Anfang<br />

ein düsterer, suchen der, multitonaler melodischer<br />

Triumph war, wurde es gegen<br />

Ende irgendwie eine herzklopfende, nie<br />

zu wiederholende, pulsierende Rockband<br />

von Konzert (es sei denn, es war ein Gottesdienst,<br />

in diesem Falle: Halleluja!).“<br />

Man kann die zwan zig durchnummerierten<br />

„Parts“ dieses Albums gar nicht hoch<br />

genug preisen. Wohl dem, der nicht nur<br />

eines der Solokonzerte dieses Herbstes<br />

in Brüssel und Berlin erleben durfte,<br />

sondern zudem auch noch dieses neue<br />

„Testament“. www.keith-jarrett.de<br />

keläugige (und ein wenig silberblickende) Martha enthält die<br />

CD sieben weitere Stanko-Stücke. Außerdem spielen Stanko<br />

und seine nordische Band zwei Kompositionen des polni-<br />

schen Jazzatmosphärikers Krzysztof Komeda, darunter dessen<br />

„Dirge For Europe“. Ein Klagelied auf die alte Heimat? „Manchmal<br />

lebe ich in New York. Aber ich habe auch Wohnungen in<br />

Warschau und in der wunderschönen Stadt Krakau, in der ich<br />

aufgewachsen bin und studiert habe“, erzählt Stanko, bevor<br />

irgendwelche Missverständnisse aufkommen. „Überall herrscht<br />

eine andere Atmosphäre. Das gefällt mir.“ www.ecm40.de<br />

Tomasz Stanko<br />

Keith Jarrett<br />

Paris/London –<br />

Testament<br />

ECM<br />

CD 270 9583<br />

Tomasz Stanko<br />

Dark Eyes<br />

ECM<br />

CD 271 1266<br />

www.jazzecho.de 9

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