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Die Hälfte der Zeit <strong>ist</strong> vorbei<br />

Emma Süllow<br />

Hogar Comunitario Yach’il Antzetic<br />

2. Quartalbericht<br />

22.11.11-22.02.11<br />

Und schon <strong>ist</strong> die Hälfte der Zeit vorbei. Die letzten drei Monate bin ich viel gere<strong>ist</strong> und habe<br />

Vieles erlebt. Über Weihnachten war ich bei Mama und Papa in Nicaragua zusammen mit<br />

Melli. Es war schön, Familie und Freunde wieder zu sehen und Weihnachten eher unter<br />

sommerlichen Verhältnissen zu feiern.<br />

Zwei Wochen waren wir in Nicaragua. Direkt danach fuhren wir nach Matias Romero ( eine<br />

Stadt in Oaxaca, ein Nachbarstaat von Chiapas) zu den Zwischenseminaren vom Welthaus<br />

Bielefeld, wo wir uns mit allen Freiwilligen, Mentorinnen und Projektpartnern aus Oaxaca<br />

getroffen haben. Nach drei Wochen Reise kamen wir zurück in das chiapanekische Zuhause.<br />

Das erste was mir auffiel, <strong>als</strong> wir ankamen war, dass San Cr<strong>ist</strong>óbal im Vergleich zu anderen<br />

Städten Südmexikos unglaublich kalt <strong>ist</strong>. Aber nur nachts, denn tagsüber knallt me<strong>ist</strong>ens die<br />

Sonne . Das <strong>ist</strong> sehr typisch für diese Jahreszeit.<br />

Der Hogar<br />

In meinem Projekt bin ich weiterhin glücklich und lerne viel. Es gab einige Veränderungen<br />

im Bezug auf meine Arbeit dort. Seit November arbeite ich mehr im gesundheitlichen<br />

Bereich. Da ich die Arbeit mit den Hebammen und Krankenschwestern so interessant fand,<br />

habe ich mit dem „equipo de salud“ (das Gesundheitsteam) gesprochen damit ich mich in<br />

dem Gesundheitsbereich mehr integrieren und ein bisschen mehr über natürliche Geburt<br />

lernen kann. Alle waren sehr bege<strong>ist</strong>ert, dass ich dies machen wollte und haben mich<br />

herzlich in ihrem Team aufgenommen.<br />

Mein Wochenplan sieht gerade folgendermaßen aus: Von Montags bis Donnerstag arbeite<br />

ich zusammen mit Mari Hernández und Chr<strong>ist</strong>iane im Gesundheitsbereich und wir begleiten<br />

Elsi, die vor drei Wochen ihr Baby im Hogar bekommen hat. Chr<strong>ist</strong>iane <strong>ist</strong> Hebamme, kommt<br />

aus Berlin und arbeitet freiwillig für ein paar Monate im Hogar. Mittwochs bereiten wir<br />

me<strong>ist</strong>ens zusammen einen Workshop zu Themen, wie Vor- und Nachgeburt oder auch zur<br />

Familienplanung und Sexualität, die wir dann mit den Frauen, die den Hogar aufsuchen<br />

gestalten.<br />

Mittwochs und freitags begleite ich weiterhin Pascuala im Alphabetisierungsprogramm im<br />

Fach Mathematik, was mir sehr gefällt. Nächste Woche hat Pascuala einen Test, der ihr die<br />

Möglichkeit gibt einen staatlich anerkannten Schulabschluss nachzuholen. Wenn sie ihn


esteht kommt sie in das nächst höhere Niveau der Oberstufe. Ich glaube sehr daran, dass<br />

sie es bestehen wird.<br />

Normalerweise kommt montags Nachmittag Sebastián zum Hogar. Mit ihm bin ich weiterhin<br />

ein Mal in der Woche in Orudas, das Kinderzimmer und mache physiotherapeutische<br />

Übungen. Dank der Unterstützung von Spendengeldern, kann Sebastián den „CRIT“ weiter<br />

besuchen, wo er eine besondere Behandlung bekommt. Sebastián und Sebastiana erlebten<br />

eine schwierige Zeit im letzten Monat. Da Sebastián wegen Verdauungs- bzw.<br />

Ernährungsprobleme, stark untergewichtig <strong>ist</strong>, empfohlen ihm die Ärzte im „CRIT“ eine<br />

Ernährung durch Sonde. Dies soll dazu beitragen, dass Sebastian sein Gewicht steigert.<br />

Dennoch <strong>ist</strong> es für Sebastiana keineswegs eine leichte Entscheidung. Es <strong>ist</strong> eine große<br />

Verantwortung für sie. Sie hat ihre Ängste bezüglich der Nutzung dieses Gerätes geäußert.<br />

Sebastiana war somit etwas überfordert, denn sie kann sich, wegen ihrer finanzielle Lage,<br />

die O.P nicht le<strong>ist</strong>en. Im Hogar haben wir Sebastiana und Sebastián zu einem Besuch beim<br />

Kinderarzt begleitet. Dieser Arzt kennt Sebastián schon länger. Er sprach mit Sebastiana<br />

über die Vor- und Nachteile der Ernährung durch Sonde. Er bot ihr an, Sebastians Lage mit<br />

Medikamente zu verbessen. Dies war für sie eine Erleichterung. Letztendlich entschied sie<br />

sich für die Medikamente. Wenn die Medikamente Sebastian innerhalb der nächsten zwei<br />

Monate nicht weiter helfen, dann wird die Option der Ernährung durch Sonde doch in<br />

Betracht gezogen.<br />

Wie funktioniert der Hogar gerade?<br />

Im letzten Bericht habe ich bereits erwähnt, dass der Hogar unter finanziellen Problemen<br />

leidet. Deswegen fanden seit Oktober viele Veranstaltungen statt, die dazu dienten Geld für<br />

den Hogar zu sammeln. Auch Seites der ehemaligen Freiwilligen <strong>des</strong> Hogars gibt es in<br />

Deutschland Initiativen, die dem Hogar helfen werden, wie ihr bereits in dem<br />

Spendenaufruf, den ich an euch auch weitergeleitet habe mitbekommen habt. Somit können<br />

auch einzelne Spenden dieses Projekt unterstützen.<br />

Zum Glück kam im Dezember finanzielle Hilfe. Das Geld reicht damit der Hogar bis April<br />

wieder normal funktionieren kann. Das bedeutet auch, dass Frauen wieder aufgenommen<br />

werden, nachdem der Hogar Ende Dezember letztes Jahres vorübergehend geschlossen<br />

hatte. Der Hogar arbeitet daran weiter Unterstützung zu bekommen, vor allen Dingen aus<br />

der Zivilgesellschaft in San Cris, die zume<strong>ist</strong> kaum über dem Hogar Bescheid wissen.<br />

Dieses Jahr beginnt der Hogar eine „campaña de difusión“ . Das heißt , dass es in den<br />

nächsten zwei Monaten viele Ausgänge und Veranstaltungen in den unterschiedlichsten<br />

Stadtteilen von San Cr<strong>ist</strong>obal und einigen Gemeinden geben wird um die Arbeit die der<br />

Hogar le<strong>ist</strong>et bekannt zu machen .


Teatro negro<br />

Eine der schönsten Veranstaltungen, die es in den letzten drei Monaten gab, war die<br />

Vorstellung eines argentinischen Theaterstückes namens „La leyenda de la <strong>hier</strong>ba mate“ ,<br />

“Die Legende der Mate-Pflanze“. Diese fand am 20. Januar im „teatro de las bellas Artes“<br />

statt, im schönsten Theater der Stadt. Der größte Teil <strong>des</strong> Eintrittsgel<strong>des</strong> wurde dem Hogar<br />

gespendet. Außerdem wurden zwei beeindruckende Videos über den Hogar gezeigt, dazu<br />

haben Lucy (unsere Lehrerin in Töpferei), Mary Hernández ( einer der Krankenschwestern)<br />

und Judith ( die Psychologin) ein Willkommenswort gegeben . Der Hogar hatte draußen<br />

einen Stand, wo alles Mögliche an Kunsthandwerke verkauft wurde, aber auch Flyers und<br />

Infos über die Arbeit im Hogar an den Besuchern verteilt.<br />

Hierzu den Link zu einer der Videos , welches über natürliche Geburt im Hogar handelt. Es <strong>ist</strong><br />

natürlich auf Spanisch, aber vielleicht möchtet ihr es trotzdem angucken <br />

http://vimeo.com/29013180<br />

Tatik Samuel Ruiz García<br />

Am 25. Januar dieses Jahres fand die Trauerfeier zum einjährigen Tod von Tatik Samuel Ruiz<br />

García. Tatik Samuel ( Tatik bedeutet Vater auf Tseltal) war emeritierter Bischof von<br />

Chiapas und einer der anerkanntesten Persönlichkeiten <strong>hier</strong>. Er war ein Verteidiger der<br />

indigenen Völker im modernen Katholizismus. Im Jahre 1988 gründete er den „Centro de<br />

derchos humanos Fray Bartolomé de las Casas”, eine Menschenrechtsinstitution. Außerdem<br />

spielte er eine entscheidende Rolle beim Aufstand der Zapat<strong>ist</strong>en im Jahre 1994, denn er war<br />

ein Mediator zwischen das EZLN und die Bun<strong>des</strong>regierung.<br />

Der Altar vor dem Grab von Tatik Samuel


Sein Grab <strong>ist</strong> in der Kathedrale San Cr<strong>ist</strong>ób<strong>als</strong>. Am Tag der Trauerfeier war die Kathedrale<br />

voll. Menschen aus der Stadt, aber auch aus den unterschiedlichsten Gemeinden kamen dort<br />

hin. Direkt vor seinem Grab machten die Besucher aus den Gemeinden eine Zeremonie mit<br />

Gesang und Tanz. Sie schmückten den Altar mit bunten Blumen, Kerzen und Weihrauch . Die<br />

Atmosphäre war sehr beeindruckend und ansteckend.<br />

Auch die Frauen vom Hogar besuchten die Messe. Don Samuel hatte eine nahe Beziehung<br />

zum Hogar, denn seine Schwester Doña María de la Luz Ruiz García war die Gründerin <strong>des</strong><br />

Hogars. So wie Don Samuel, war Doña Lucha (so wurde sie liebevoll genannt), ein sehr<br />

anerkannter Mensch in San Cr<strong>ist</strong>óbal.<br />

Der Hogar wurde im 17 Jahre alt<br />

Im November letzten Jahres wurde der Hogar 17 Jahre alt. Offiziell entstand der Hogar im<br />

November 1996 im „barrio de San Diego“ , einen Stadtteil san Cr<strong>ist</strong>ób<strong>als</strong>. Während der 90er<br />

Jahre gab es viele Waisenkinder in San Cr<strong>ist</strong>obal. Unter welchen Verhältnissen die Mütter<br />

ihre Kinder bekamen, <strong>ist</strong> nicht bekannt, dennoch lässt sich vermuten, dass die Frauen oft<br />

alleine die Geburt durchführten. Zume<strong>ist</strong> handelte es sich um Vergewaltigungsfälle oder<br />

Frauen, die von ihren Partnern und ihrer Familie verlassen wurden und finanziell gar nicht in<br />

der Lage waren, ihre Kinder zu versorgen. Angesichts dieser Problematik entschied Doña<br />

Lucha zusammen mit einem Förderkreis ein Heim zu gründen, damit Schwangere Frauen bei<br />

der Geburt ihres Kin<strong>des</strong> begleitet werden und nicht alleine stehen. Anstatt ihre Kinder in den<br />

schutzlos an einem Ort zu verlassen, hatten diese Frauen <strong>hier</strong> die Möglichkeit ihre Kinder in<br />

Adoption zu geben, wenn das ihr Wunsch war. Oder aber, bei ihrer Entscheidung<br />

alleinerziehende Mütter zu werden, Hilfe durch das Hogar zu bekommen.<br />

Am Anfang, in den Jahren 1994 bis 1995, wurden die Frauen und Säuglinge in der Diözese<br />

aufgenommen. Erst im Jahre 1996 bekam diese Initiative ein eigenes Haus in San Critóbal. Da<br />

es am Anfang keinen Geburtenraum gab, wurden schwangere Frauen zum Krankenhaus<br />

begleitet um dort ihre Kinder zu bekommen. Nach und nach entwickelte sich das Hogar <strong>als</strong><br />

Heim wo nicht nur schwangere Frauen, sondern auch Frauen , die in ihren Leben jegliche Art<br />

von Gewalt erlebten, unterstützt werden. Es wurde neben den Gesundheitsbereich ein<br />

weiterer Arbeitsbereich gegründet: „ el área de Trama“ , wo heute noch alle<br />

Kunsthandwerk-Workshops sowie die Workshops über aufklärende Themen stattfinden. Erst<br />

seit zweieinhalb Jahren wurde der Geburtenraum gebaut, wo Frauen auf natürliche Weise<br />

ihre Babys bekommen.<br />

Frauentreffen im Hogar<br />

Monatlich finden im Hogar Frauentreffen statt. Dabei werden Frauen, die den Hogar in den<br />

vergangenen Jahren besucht haben, eingeladen zu kommen. Es kommen auch Frauen, die<br />

den Hogar nicht kennen und <strong>hier</strong> Unterstützung bekommen könnten.


Frauentreffen im Hogar Comunitario Yach’il Antzetic, 29.01.12<br />

Ich habe bei dem ersten Treffen im Januar mitgemacht. Es war sehr interessant, denn ich<br />

habe einige der Frauen kennengelernt, die vor ein oder zwei Jahre im Hogar waren. Alle<br />

kamen mit ihren Kindern, so dass das Haus an diesem Tag sehr lebendig war. Sie haben auch<br />

an diesen Tag noch erzählt, wie dankbar sie dem Hogar sind, für all die Unterstützung die sie<br />

<strong>hier</strong> bekommen haben.<br />

Fast Alle, die im Hogar arbeiten, waren an diesem Tag da. Jeder von uns beschrieb seine<br />

Tätigkeit im Hogar und was wir beispielsweise an Workshops anbieten. Einer der neusten<br />

Workshops, die der Hogar anbietet <strong>ist</strong> der „Gärtnerei-Workshop“. Hier lernen die Frauen mit<br />

Vicky (die Gärtnerin) über Heilpflanzen, die im Hogar produziert werden. Unter anderem<br />

werden Ringelblumensalben und –Seifen präpariert, die dann entweder selbst verwendet<br />

oder auch verkauft werden.<br />

Neben dem Austausch mit den Frauen die bereits den hogar kennen, war ein weiteres Ziel<br />

<strong>des</strong> Treffens andere Frauen für den Hogar zu bege<strong>ist</strong>ern. Nach einer kleinen Esspause, die<br />

aus einen leckeren Obstsalat mit Jogurt bestand wurde den Frauen ein Wochenplan gegeben<br />

mit all den Workshops, die unter der Wochen stattfinden. Sie wurden herzlich zum nächsten<br />

Treffen eingeladen.


Ixim, eine neue Mitbewohnerin<br />

Ixim, Alda und ich<br />

Mitbewohnerinnen ;-)… mit Lola ( Tanias Chihuahua-Hündchen ) versteht<br />

sie sich mittlerweile auch gut.<br />

Jetzt haben wir zuhause eine neue<br />

Mitbewohnerin!! Und zwar Ixim,<br />

unsere kleine, freche und kuschlige<br />

Katze . Ixim bedeutet Mais auf<br />

Tsotsil. Am 22. Januar haben wir<br />

sie adoptiert. Sie war allein und<br />

verlassen im Garten von Claudia,<br />

eine Arbeitskollegin von Tania.<br />

Bereits nach dem zweiten Tag,<br />

fühlte sie sich wohl bei uns<br />

Zuhause. Kein Wunder bei so tollen<br />

Ich bin sehr glücklich mit meiner chiapanekischen Familie und freue mich auch, dass meine<br />

Eltern sie bald kennen lernen werden, wenn sie an Ostern zu Besuch kommen.<br />

Meine chiapanekische Familie: Tania (links) mit Lola, Alda mit Ixim, Mar ( unsere neue<br />

kleine Nachbarrin), Adriana (ganz links, Tanias Schwester), Melli (unten) und ich ( oben)<br />

Mehr über mein Weltwärtsjahr in San Cr<strong>ist</strong>óbal erzähle ich euch im nächsten Bericht.<br />

Ganz liebe Grüße,<br />

Emma

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