Hermann und Meta Benjamin, geb. Lion - Suderburg - Online
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Hier woHnte<br />
<strong>Hermann</strong> <strong>Benjamin</strong><br />
jG. 1881<br />
FlucHt 1934<br />
Palästina<br />
ÜBerleBt<br />
<strong>Hermann</strong> <strong>und</strong> <strong>Meta</strong> <strong>Benjamin</strong>, <strong>geb</strong>. <strong>Lion</strong><br />
<strong>Hermann</strong>, <strong>geb</strong>oren am 26. August 1881 in Uelzen <strong>und</strong> <strong>Meta</strong>, <strong>geb</strong>oren am 27. April 1881<br />
in Obern-kirchen. Aus ihrer Ehe ging ein Sohn hervor: Manfred <strong>Benjamin</strong> wurde am<br />
29. Juni 1906 <strong>geb</strong>oren, er starb 1934 in Nürnberg.<br />
<strong>Hermann</strong> übernahm 1905 als Färbermeister die Färberei <strong>und</strong> chemische Waschanstalt<br />
seines Vaters Eduard <strong>Benjamin</strong>. Das Geschäft befand sich in der Gudesstraße 28 <strong>und</strong><br />
firmierte nun unter seiner Geschäftsführung als „Uelzener Dampffärberei <strong>und</strong> chemische<br />
Waschanstalt <strong>Hermann</strong> <strong>Benjamin</strong>“. Die Firma expandierte über die Grenzen Uelzens<br />
hinaus <strong>und</strong> eröffnete Filialen in Salzwedel, Harburg, Lüneburg <strong>und</strong> Celle.<br />
Doch auch an diesem Unternehmen ging die wirtschaftliche Rezession der beginnenden<br />
dreißiger Jahre nicht vorbei. So beantragte <strong>Benjamin</strong> 1932, die Restbestände seiner Firma<br />
versteigern zu dürfen.<br />
<strong>Hermann</strong> <strong>Benjamin</strong> versuchte sich bereits 1930 gegen den erstarkenden Nationalsozia-<br />
lismus <strong>und</strong> erste aggressive Aktionen gegen seine<br />
Person zu wehren.<br />
1934 wanderte das Ehepaar nach Palästina aus,<br />
ließ sich in Ramat Gan nieder <strong>und</strong> gründete dort<br />
einen Wäschereibetrieb.<br />
<strong>Meta</strong> <strong>Benjamin</strong> starb 1951, <strong>Hermann</strong> 1963 im<br />
Alter von 82 Jahren.<br />
Auf dem Grabstein <strong>Hermann</strong> <strong>Benjamin</strong>s steht<br />
geschrieben: „Möge seine Seele eingehen in den<br />
B<strong>und</strong> des Lebens.“<br />
Hier woHnte<br />
<strong>Meta</strong> BenjaMin<br />
jG. 1881<br />
FlucHt 1934<br />
Palästina<br />
ÜBerleBt
Hier woHnte<br />
emma DeutscH<br />
<strong>geb</strong>. salomon<br />
Jg. 1866<br />
FlucHt in Den toD<br />
vor Depotation<br />
5.11.1942<br />
goslar<br />
Emma Deutsch<br />
<strong>geb</strong>. Salomon<br />
<strong>geb</strong>oren am 7. November 1866 in Wettensen, Kreis Alfeld, heiratete am 19. August 1896<br />
Leo Deutsch.<br />
Schon vor ihrer Heirat lebte sie in Uelzen <strong>und</strong> betrieb in der Lüneburger Straße 10 ein<br />
Kurzwarengeschäft, das nach der Heirat in das Geschäft der Firma „Leo Deutsch“<br />
übernommen wurde.<br />
Die Familie Deutsch hatte drei Kinder: Alfred (<strong>geb</strong>oren 1897, 1914 gefallen im<br />
Ersten Weltkrieg), Gertrud (<strong>geb</strong>oren 1899, vermutlich im Vernichtungslager Auschwitz<br />
ermordet), Norbert (<strong>geb</strong>oren 1902, gestorben 1974 in Haifa/Israel).<br />
Das Geschäft mit Textilien <strong>und</strong> Kurzwaren<br />
florierte, so dass ihr Mann 1897 das Haus<br />
Lüneburger Straße 17 kaufte <strong>und</strong> darin<br />
ein „Manufaktur, Weiß- <strong>und</strong> Wollwaren-<br />
Geschäft“ eröffnete.<br />
Leo Deutsch verstarb 1904, danach führte<br />
Emma Deutsch das Geschäft weiter, um es<br />
dann im September 1934 an den Uelzener<br />
Kaufmann Ludwig Zierath zu verkaufen.<br />
Danach zog Frau Deutsch zu ihrer Tochter<br />
nach Goslar.<br />
Nach der Deportation ihrer Tochter <strong>und</strong><br />
ihres Schwiegersohns musste Emma Deutsch<br />
die bisherige Wohnung verlassen <strong>und</strong> zog<br />
nun in ein Goslarer Juden zugewiesenes<br />
„Judenhaus“ ein.<br />
Die bevorstehende Deportation wurde ihr<br />
erspart, ein ihr bekannter Arzt gab ihr eine<br />
Überdosis Schlaftabletten.
Hier woHnte<br />
Gertrud Jacob<br />
Geb. deutscH<br />
JG. 1899<br />
deportiert 1942<br />
GHetto warscHau<br />
scHicksal unbekannt<br />
Gertrud Jacob<br />
<strong>geb</strong>. Deutsch<br />
<strong>geb</strong>oren am 4. März 1899 in Uelzen, wo sie auch das Lyzeum besuchte.<br />
Sie heiratete 1922 den Goslarer Kaufmann Max Jacob, mit dem sie in seine Heimatstadt<br />
zog. Frau Jacob bekam 1924 ein Kind, das kurz nach der Geburt verstarb.<br />
Die Ehe blieb kinderlos.<br />
„In der Pogromnacht wurde sie misshandelt, ihre Wohnung in der oberen Schildwache 8<br />
verwüstet“.<br />
Gertrud Jacob wurde am 31. März 1942 deportiert.
Hier woHnte<br />
norbert DeutscH<br />
JG. 1902<br />
FlucHt 1935<br />
tscHecHoslowakei<br />
1936 Palästina<br />
Überlebt<br />
Werner Norbert Deutsch<br />
<strong>geb</strong>oren am 4. Mai 1902, wuchs in Uelzen auf. Er arbeitete mit im Geschäft seiner<br />
Mutter, das er aber nicht übernehmen wollte, so dass die Firma „Leo Deutsch“ im Han-<br />
delsregister am 18. März 1934 als „erloschen“ verzeichnet wurde.<br />
Norbert Deutsch ging 1935 in die Tschechoslowakei, wo er sich in einem landwirt-<br />
schaftlichen Ausbildungslager auf die Einwanderung nach Palästina vorbereitete, die<br />
Ende 1936 erfolgte.<br />
Hier fand er zunächst Beschäftigung bei einem ehemaligen Uelzener Juden, <strong>Hermann</strong><br />
<strong>Benjamin</strong>, der seit 1934 eine Wäscherei in Ramat Gan betrieb.<br />
Später zog Deutsch nach Jerusalem, wo er<br />
auch seine spätere Frau Ilse kennen lernte,<br />
die er am 29. November 1942<br />
heiratete.<br />
Er übte verschiedene Tätigkeiten aus,<br />
diente für kurze Zeit in der Armee, aus der<br />
er krankheitshalber bald ausschied.<br />
Von Jerusalem zog er nach Haifa <strong>und</strong><br />
fand dann 1953 in Quiryat Tiv‘on eine<br />
Heimstatt. Dort blieb er bis zum Tode<br />
seiner Frau im Jahre 1969.<br />
Seine letzten Lebensjahre verbrachte<br />
Norbert Deutsch in einem Altersheim<br />
„Ole Europa“ in Haifa, wo er am<br />
13. März 1974 starb.<br />
Verwandte <strong>und</strong> Zeitzeugen berichteten<br />
übereinstimmend, dass Norbert Deutsch<br />
die Vertreibung aus Deutschland <strong>und</strong> den<br />
Verlust seiner Mutter, die er sehr liebte,<br />
psychisch nie überw<strong>und</strong>en habe.
Hier woHnte<br />
Flora eicHmann<br />
JG. 1866<br />
Deportiert 1942<br />
tHeresienstaDt<br />
ermorDet 1942<br />
treblinka<br />
Flora Eichmann<br />
<strong>geb</strong>oren am 14. April 1866 in Soltau. Zusammen mit ihrem 10 Jahre älteren Bruder<br />
Albert <strong>und</strong> ihren Eltern zog sie 1885 nach Uelzen.<br />
Sie wohnte bis 1937 in Uelzen, zunächst in der Luisenstraße, später in der Ripdorfer<br />
Straße 5.<br />
Flora Eichmann arbeitete bis zum 15. August 1938 in Uelzen als Klavierlehrerin.<br />
Danach zog sie nach Hannover <strong>und</strong> wohnte dort in der Bödeckerstraße 39.<br />
Kurz vor ihrer Deportation wohnte Frau Eichmann in der Israelitischen Gartenbauschule<br />
in Hannover-Ahlem, die der Gestapo als Deportationssammelstelle diente.<br />
Dort ging ihr eine Verfügung des Oberfinanzpräsidenten (OFP) Hannover zu, eine<br />
16-seitige Vermögenserklärung auszufüllen. Am 14. Juli 1942 bek<strong>und</strong>et Flora Eichmann<br />
in dieser Erklärung, kein Vermögen zu<br />
besitzen.<br />
Am 23. Juli 1942 wurde Flora<br />
Eichmann in das Konzentrationslager<br />
Theresienstadt verschleppt <strong>und</strong> am<br />
29. September 1942 im Vernichtungs-<br />
lager Treblinka ermordet.
Hier woHnte<br />
Albert HeumAnn<br />
JG. 1882<br />
FlucHt 1939 belGien<br />
interniert Gurs<br />
Deportiert<br />
ermorDet 1942 in<br />
AuscHwitz<br />
Albert Heumann<br />
<strong>geb</strong>oren am 31. Oktober 1882 in Friesheim/Kreis Euskirchen. Er heiratete am<br />
28. Dezember 1913 Hermine Rößling. Das Kind, das aus dieser Ehe hervorging, Ilse<br />
Heumann, wurde in St. Marien zu Uelzen getauft <strong>und</strong> später auch dort konfirmiert.<br />
Familie Heumann wohnte in der Luisenstraße 57. Nach Aussagen der Tochter, die<br />
ihren Vater als streng, auch zeitweilig als autoritär bezeichnete, war er sich seines<br />
„Jüdischseins“ gar nicht bewusst.<br />
Nach der Ausbildung zum Kaufmann <strong>und</strong> der Dienstzeit beim Militär war er bis 1914 als<br />
kaufmännischer Angestellter tätig. Von 1914 bis Januar 1918 nahm er am Ersten Welt-<br />
krieg teil. Er wurde mehrfach verw<strong>und</strong>et, zuletzt erlitt er eine Gasvergiftung. Während<br />
des Krieges erhielt er mehrere Auszeichnungen, u.a. das Eiserne Kreuz II. Klasse. Am<br />
27. Dezember 1934 verlieh ihm die nationalsozialistische Reichsregierung das „Ehren-<br />
kreuz für Frontkämpfer“. Die Verleihung dieser Auszeichnung auch an jüdische Kriegs-<br />
teilnehmer erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch des Reichspräsidenten von Hindenburg.<br />
Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg arbeitete Albert Heumann zunächst<br />
wieder als kaufmännischer Angestellter. Später trat er als Sachbearbeiter in das<br />
Bauamt der Stadt Uelzen ein. Dort versah er seinen Dienst bis zu seiner Entlassung am<br />
31. Dezember 1933, die aus rassistischen Gründen erfolgte.<br />
Die Gestapo verhaftete Albert Heumann am 15. Juni<br />
1938, seine Entlassung aus dem KZ Sachsenhausen<br />
erfolgte Ende Februar 1939.<br />
Im Juni 1939 beschloss er Deutschland zu verlassen. Er<br />
emigrierte zunächst nach Belgien, wo er sich zusammen<br />
mit jüdischen Fre<strong>und</strong>en aufhielt. Nach der Besetzung<br />
durch das deutsche Militär flüchtete er nach Frankreich,<br />
wo er nach dem Waffenstillstand in verschiedenen<br />
französischen Internierungslagern festgehalten wurde.<br />
Zuletzt verbrachte man ihn nach Drancy, einem Sammel-<br />
lager in der Nähe von Paris, von wo er am 28. Februar<br />
1942 nach Auschwitz deportiert <strong>und</strong> dort ermordet wurde.
Hier woHnte<br />
AnnA FriedA JordAn<br />
<strong>geb</strong> plAut<br />
Jg. 1881<br />
deportiert 1941<br />
rigA<br />
ermordet 1942<br />
in AuscHwitz<br />
Anna Frieda Jordan<br />
<strong>geb</strong>. Plaut<br />
<strong>geb</strong>oren am 3. August 1881, war die älteste Tochter von Martin <strong>und</strong> Klara Plaut. Sie<br />
heiratete am 11. Juni 1911 Adolf Jordan, <strong>und</strong> zog nach Einbeck, wo ihr Mann die Tabak-<br />
fabrik seines Vaters zunächst weiterführte, später nur noch Inhaber eines Tabakwaren-<br />
geschäftes <strong>und</strong> einer Kohlenhandlung war. Beide Geschäfte wurden 1935 geschlossen.<br />
Nachdem sich Anna Frieda Jordan von ihrem Mann getrennt hatte, kehrte sie 1934 mit<br />
drei ihrer fünf Kinder zurück nach Uelzen.<br />
Die Kinder Hans, <strong>geb</strong>oren 1913, Grete Ursula, <strong>geb</strong>oren 1921, <strong>und</strong> Gerd, <strong>geb</strong>oren<br />
1923, blieben zunächst bei der Mutter. Sie alle wohnten bei Anna Friedas Mutter Klara<br />
Plaut <strong>und</strong> ihrer Schwester Ella Lina in der Brückenstraße 5. Grete <strong>und</strong> Hans verließen<br />
Deutschland 1938 bzw. 1939.<br />
In der Zeit zwischen 1938 <strong>und</strong> 1941 schrieb Anna Frieda ihrer ältesten Tochter Annelie-<br />
se <strong>und</strong> dem späteren Ehemann zahlreiche Briefe nach Dänemark. Aus ihnen spricht stets<br />
die Sorge um das Wohlergehen der beiden. Indirekt<br />
wird die bedrohliche Situation in Uelzen deutlich,<br />
wenn sie am 19. Oktober 1939, also sechs Wochen<br />
nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, zwar nichts<br />
über die politische Lage verlauten lässt, aber<br />
anklingen lässt, wie schwer es ihr Sohn Gerd<br />
momentan hat <strong>und</strong> was gewesen wäre, wenn er<br />
mit seinem Bruder Hans nach Südafrika gegangen<br />
wäre. Doch alle Hoffnung wurde zunichte gemacht,<br />
als sie <strong>und</strong> ihr Sohn Gerd Anfang Dezember 1941<br />
aufgefordert wurden, sich zum „Abtransport nach<br />
dem Osten“ in Hamburg einzufinden.<br />
Zusammen mit ihrem Sohn Gerd wurde Anna<br />
Frieda Jordan am 6. Dezember 1941 von Hamburg<br />
aus nach Riga deportiert. 1942 wurde sie im<br />
Konzentrationslager Auschwitz ermordet.
Hier woHnte<br />
Gerd Jordan<br />
JG. 1923<br />
deportiert 1941<br />
riGa<br />
tot 1945<br />
in BucHenwald<br />
Gerd Jordan<br />
<strong>geb</strong>oren als jüngstes Kinder der Familie Jordan am 10. Juli 1923 in Einbeck.<br />
Zusammen mit seiner Mutter Anna Frieda <strong>und</strong> seinen Geschwistern Grete <strong>und</strong> Hans<br />
zog er 1934 nach Uelzen in die Brückenstraße 5. Er besuchte die Mittelschule, wo er<br />
von Anfang an keinen leichten Stand hatte. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> eines stets stärker<br />
werdenden Antisemitismus, der auch im Schulalltag seinen Niederschlag fand, war<br />
Gerd Jordan von Beginn an in der Klassengemeinschaft isoliert.<br />
Von Ostern 1934 bis zum 17. August 1938 besuchte er die Gehobene Abteilung der<br />
Uelzener Stadtschule, musste die Schule dann aber verlassen, da er an<strong>geb</strong>lich die<br />
Schulpflicht erfüllt hatte. Er wechselte über in die Gartenbauschule Hannover-Ahlem,<br />
in der junge deutsche Juden eine Ausbildung als Gärtner oder Landwirt erhielten,<br />
um für eine Siedlungstätigkeit in Palästina gerüstet zu sein.<br />
Aber das Lernen <strong>und</strong> Arbeiten in dieser Ausbildungsstätte konnte den jungen Gerd<br />
Jordan nicht die bedrohliche Situation <strong>und</strong> die feindliche Um<strong>geb</strong>ung vergessen lassen,<br />
der er sich auch hier Tag für Tag ausgesetzt sah.<br />
Er wünschte sich nichts sehnlicher, als so bald<br />
wie möglich dieses ungastliche Land zu verlassen.<br />
Doch sämtliche Ausreiseversuche, so nach Eng-<br />
land oder Südafrika, schlugen fehl. Gerd musste<br />
in Deutschland bleiben <strong>und</strong> wurde zusammen mit<br />
seiner Mutter Anna Frieda am 6. Dezember 1941<br />
von Hamburg nach Riga transportiert.<br />
Später war er im Konzentrationslager Stutthof<br />
(bei Danzig) inhaftiert, von wo er am 16. August<br />
1944 in das Konzentrationslager Buchenwald<br />
<strong>geb</strong>racht wurde.<br />
Vom 19. August 1944 bis zum 21. März 1945 war<br />
er im Außenlager Bochum des KZ Buchenwald,<br />
kehrte dann nach Buchenwald zurück.<br />
Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Hier woHnte<br />
Max Lerner<br />
JG. 1874<br />
Deportiert 1942<br />
tHeresienstaDt<br />
erMorDet 1942<br />
in trebLinka<br />
Max <strong>und</strong> Antonie Lerner<br />
Max Lerner wurde am 2. Juni 1874 in Krakau <strong>geb</strong>oren <strong>und</strong> zog 1893 nach Uelzen, wo er<br />
im Geschäft seines späteren Schwiegervaters arbeitete. 1899 heiratete er Antonie Kupfer-<br />
stein, <strong>geb</strong>. 11. Dezember 1877 in Hannover. Das Ehepaar bekam fünf Kinder, von denen<br />
zwei überlebten.<br />
Ab 1904 führte Max Lerner den Rohprodukten- <strong>und</strong> <strong>Meta</strong>llwarenhandel von Antonies<br />
Vater in der Achterstraße. 1913 kaufte er das Haus in der Lüneburger Straße 56 <strong>und</strong><br />
betrieb dort den Rohproduktenhandel. Später kamen eine Tankstelle <strong>und</strong> 14 Garagen<br />
hinzu. 1935 kam das gesamte Geschäft zum Erliegen.<br />
Nach dem Pogrom am 9. November 1938 wurde Max Lerner in das Konzentrationslager<br />
Sachsenhausen <strong>geb</strong>racht. Er kam nach sechs Wochen unter der Bedingung frei, Gr<strong>und</strong>-<br />
stück <strong>und</strong> Geschäft an den Automechaniker Karl Witthuhn zu verkaufen. 1939 wurde<br />
der Verkauf durchgeführt <strong>und</strong> die Kaufsumme vom Finanzamt eingezogen.<br />
Das Ehepaar wohnte bis zu seiner Deportation 1942 im „eigenen“ Haus zur Untermiete.<br />
Das von der NSDAP bzw. Gestapo bestimmte „Judenhaus“, in dem die letzten in Uelzen<br />
verbliebenen Juden bis zu ihrer Deportation lebten, wurde am 20. Juli 1942 geräumt, der<br />
Hausrat „zugunsten des Deut-<br />
schen Reiches eingezogen ...<br />
<strong>und</strong> der N.S.V. Ortsgruppe<br />
Uelzen zur Verfügung<br />
gestellt“.<br />
Max <strong>und</strong> Antonie Lerner<br />
wurden mit dem Transport<br />
„VI/2“ nach Theresienstadt<br />
eingeliefert <strong>und</strong> im Septem-<br />
ber 1942 mit dem Todes-<br />
transport „Bp-433“ nach<br />
„Maly Trostinec“ (Treblinka)<br />
überstellt. Am 8. Mai 1945<br />
wurden sie für tot erklärt.<br />
Hier woHnte<br />
Antonie Lerner<br />
<strong>geb</strong>. Kupferstein<br />
Jg. 1877<br />
Deportiert 1942<br />
tHeresienstADt<br />
ermorDet 1942<br />
in trebLinKA
Hier woHnte<br />
Helen lion<br />
JG. 1887<br />
Deportiert 1941<br />
loDz<br />
ermorDet 1942<br />
CHelmno<br />
Helene <strong>Lion</strong><br />
<strong>geb</strong>oren am 8. August 1887 in Obernkirchen, Kreis Schaumburg.<br />
Über ihre Kindheit <strong>und</strong> Jugend ist uns nichts bekannt. Sie unterstützte die Familie ihres<br />
Schwagers, indem sie im Haushalt <strong>und</strong> Geschäft ihres Schwagers <strong>und</strong> ihrer Schwester<br />
tätig war <strong>und</strong> auch mit ihnen zusammen in der Gudesstraße 28 lebte.<br />
Nach der Emigration <strong>Hermann</strong> <strong>Benjamin</strong>s <strong>und</strong> seiner Frau nach Palästina blieb sie<br />
zunächst in dem Haus wohnen <strong>und</strong> zog später zu ihrer Schwester Elsbeth Kohn nach<br />
Essen.<br />
Frau Helene <strong>Lion</strong> kam aus einer bekannten <strong>und</strong> angesehenen jüdischen Familie, die seit<br />
vielen Jahren in Obernkirchen wohnte.<br />
Ihr Vater, Magnus <strong>Lion</strong> war Kaufmann <strong>und</strong> zeitweilig Gemeindeältester der jüdischen<br />
Gemeinde Obernkirchen.<br />
Frau <strong>Lion</strong>, ihre Schwester<br />
Elsbeth Krohn wie auch<br />
ihr Schwager wurden am<br />
27. Oktober 1941 nach<br />
Warschau deportiert,<br />
Helene <strong>Lion</strong> wurde 1942<br />
im KZ Chelmo ermordet.
Hier woHnte<br />
rudolf natHan<br />
JG. 1856<br />
deportiert 1942<br />
tHeresienstadt<br />
tot 1942<br />
Rudolf Nathan<br />
<strong>geb</strong>oren am 8. Februar 1856, verlebte seine Kindheit <strong>und</strong> Jugend unter schwierigen Be-<br />
dingungen in Wittingen.<br />
Er führte später ein kleines Modegeschäft in Wittingen, wo er bis 1934 blieb. Dann zog<br />
er mit seiner Haushälterin nach Uelzen <strong>und</strong> wohnte dort zunächst in der Kaiserstraße 13,<br />
fünf Jahre später (1939) in der Alewinstraße 30 im Hause Bachenheimer/Horwitz.<br />
Kurz vor der Deportation musste Herr Nathan noch einmal die Wohnung wechseln.<br />
Er zog in das sogenannte „Juden-<br />
haus“ in der Lüneburger Straße,<br />
wo er mit Ehepaar Lerner, Klara<br />
Plaut <strong>und</strong> Ella Lina Plaut auf engem<br />
Raum zusammenlebte.<br />
Im hohen Alter von 86 Jahren<br />
wurde Rudolf Nathan von Hamburg<br />
aus am 19. Juli 1942 mit dem<br />
Deportationstransport VI/2 in das<br />
Konzentrationslager Theresienstadt<br />
verschleppt, wo er Ende 1942<br />
verstarb.
Hier woHnte<br />
else osterwald<br />
Geb. FriedHeim<br />
JG. 1881<br />
deportiert 1942<br />
tHeresienstadt<br />
tot 1944<br />
Else Osterwald<br />
<strong>geb</strong>. Friedheim<br />
<strong>geb</strong>oren am 19. Juni 1881 in Springe/Deister.<br />
Sie heiratete am 12. September 1908 in Villingen Carl Louis Osterwald, der 1917 in<br />
Nürnberg an den Folgen einer Kriegsverletzung starb<br />
Ihr Sohn Walter, <strong>geb</strong>oren 1908, den Nürnberger Gesetzen nach galt er als „Mischling<br />
1. Grades“, überlebte den Krieg. Frau Osterwald wohnte bis 1936 in ihrem Haus in der<br />
Adolf-Hitler-Straße 99 (Lüneburger Str. 58).<br />
Die Diskriminierung jüdischer Bewohner der Stadt Uelzen nach 1933 erlebte auch sie:<br />
So fanden Mutter <strong>und</strong> Sohn eines Tages vor ihrem Gr<strong>und</strong>stück ein Schild mit der Auf-<br />
schrift: „Die Juden sind unser Unglück“.<br />
Sie litt sehr unter diesen Anfeindungen <strong>und</strong> erkrankte an Depressionen.<br />
Als alleinige Eigentümerin ihres Hauses war sie<br />
aus materiellen Gründen <strong>und</strong> auch durch den<br />
Erlass der Nürnberger Gesetze von 1935 genötigt,<br />
ihr Haus zu einem unter dem damaligen Verkehrs-<br />
wert liegenden Preis zu verkaufen („Arisierung<br />
jüdischen Eigentums).<br />
Nach mehreren Aufenthalten in einer psychia-<br />
trischen Klinik wurde Else Osterwald am<br />
15. September 1939 als „geheilt“ aus der Anstalt<br />
entlassen <strong>und</strong> wohnte von da an in der Nähe<br />
Hannovers.<br />
Im Verlauf des Jahres 1942 musste sie sich<br />
zusammen mit anderen Leidensgenossinnen <strong>und</strong><br />
Leidensgenossen in der Israelitischen Gartenbau-<br />
schule Hannover-Ahlem einfinden, von wo sie mit<br />
dem Transport VIII/1 in das Konzentrationslager<br />
Theresienstadt deportiert wurde, in dem sie am<br />
6. März 1944 starb.
Hier woHnte<br />
ella lina Plaut<br />
JG. 1884<br />
DePortiert 1942<br />
tHeresienstaDt<br />
ermorDet 1942 in<br />
auscHwitz<br />
Ella Lina Plaut<br />
<strong>geb</strong>oren am 1. April 1884 in Uelzen, lebte zusammen mit ihrer Mutter in der Brücken-<br />
straße 5. Ihr Vater Martin Plaut starb 1928. Ella Lina Plaut war nicht verheiratet.<br />
Briefe von Ella Lina Plaut, die sie zwischen 1939 <strong>und</strong> 1942 ihren Verwandten nach<br />
Dänemark schrieb, sind erhalten <strong>und</strong> zeigen sie als eine Frau, die sich bis zuletzt eine<br />
positive Haltung gegenüber dem sie um<strong>geb</strong>enden Elend bewahrte. Am 17. Juli 1942<br />
schrieb sie an ihre Verwandten zum letzten Mal. Nun würden sie <strong>und</strong> ihre Mutter eine<br />
große Reise antreten. Die „Reise“ war der Abtransport nach Theresienstadt. Trotzdem<br />
versuchte Ella Frieda ihre Verwandten zu beruhigen, wenn sie schreibt: „Reg dich liebe<br />
Lisa nicht auf, wir tun es nämlich auch nicht, denk an das werdende, das ist wichtig, wir<br />
werden schon fertig werden.“<br />
Sie war eine Frau, die zurückhaltend<br />
war, die ihre Mutter Klara Plaut bis<br />
zuletzt umsorgte, vielleicht sogar<br />
ihretwegen auf eine rechtzeitige<br />
Emigration verzichtete <strong>und</strong> mit ihr ins<br />
so genannte „Judenhaus“ zog.<br />
Zusammen mit ihrer Mutter, dem<br />
Ehepaar Lerner <strong>und</strong> Rudolf Nathan<br />
wurden sie am 19. Juli 1942 mit dem<br />
Transport VI/2 von Hamburg aus in<br />
das Konzentrationslager Theresien-<br />
stadt deportiert. Nach dem Tod ihrer<br />
Mutter verblieb sie noch knapp fünf<br />
Monate in Theresienstadt, kam am<br />
23. Januar 1943 nach Auschwitz <strong>und</strong><br />
wurde dort ermordet.<br />
Mit Beschluss des Amtsgerichts<br />
Uelzen wurde sie zum 31. Dezember<br />
1945 für tot erklärt.
Hier woHnte<br />
Klara Plaut<br />
<strong>geb</strong>. ballHeimer<br />
Jg. 1850<br />
DePortiert 1942<br />
tot 1942 in<br />
tHeresienstaDt<br />
Klara Plaut<br />
<strong>geb</strong>. Ballheimer, <strong>geb</strong>oren am 28. Juli 1850 in Bleckede, heiratete dort Martin Plaut am<br />
26. August 1880.<br />
Ihr Mann entstammte der großen Kaufmannsfamilie aus Bodenteich. Nach der Hochzeit<br />
zogen Klara Plaut <strong>und</strong> ihr Ehemann nach Uelzen. Sie wohnten zunächst am Schnellen-<br />
markt, später in der Brückenstraße 5.<br />
Martin Plaut war Lohgerber mit einem Betrieb an der Ilmenau. 1891 meldete er seinen<br />
Betrieb ab, um dann bis 1927 nur mit Fellen <strong>und</strong> Vieh zu handeln.<br />
Die Eheleute Martin <strong>und</strong> Klara Plaut hatten drei Kinder: Anna Frieda, <strong>geb</strong>oren 1881,<br />
Ella Lina, <strong>geb</strong>oren 1884 <strong>und</strong> Simon Otto, <strong>geb</strong>oren 1885.<br />
Martin Plaut starb 1928 im Alter von 83<br />
Jahren, seine Frau Klara blieb zusammen<br />
mit ihrer Tochter Ella Lina in der<br />
Brückenstraße 5 wohnen <strong>und</strong> wurde<br />
dort von ihr versorgt.<br />
Klara Plaut lebte bis zum 20. Juli 1942 in<br />
Uelzen, wo sie nach 21 Jahren noch<br />
einmal umziehen musste, <strong>und</strong> zwar in die<br />
Adolf-Hitler-Straße 95, vor 1933<br />
Lüneburger Straße 56.<br />
Gut sieben Monate später reiste Klara<br />
Plaut zusammen mit ihrer Tochter Ella<br />
Lina zwangsweise nach Hamburg <strong>und</strong><br />
wurde von dort aus am 20. Juli 1942 im<br />
Rahmen des Transportes VI/2 in das Kon-<br />
zentrationslager Theresienstadt deportiert.<br />
Die 92 Jahre alte Frau überlebte noch den<br />
entbehrungsreichen Transport, starb jedoch<br />
bald darauf am 3. August 1942 im<br />
KZ Theresienstadt.
Hier woHnte<br />
wilHelm weiss<br />
JG. 1905<br />
VerHaftet<br />
Verurteilt 1941<br />
„rassenscHande“<br />
ZucHtHaus celle<br />
Von Gestapo<br />
erscHossen 1942<br />
Wilhelm Weiss<br />
<strong>geb</strong>oren am 16. Juni 1905 in Witten/Ruhr. Seine Mutter, Rosa Weiss, war Jüdin.<br />
Sein Vater, Wilhelm Hauf, gehörte nicht der jüdischen Glaubensgemeinschaft an.<br />
Wilhelm Weiss verlebte eine unruhige Jugend, die mit einer dreijährigen Lehrzeit in der<br />
Gartenbauschule Hannover-Ahlem ihren Abschluss fand.<br />
Nach der Lehre begab er sich auf Wanderschaft <strong>und</strong> arbeitete als Gelegenheitsarbeiter in<br />
verschiedenen deutschen Städten.<br />
1935 kam Wilhelm Weiss nach Uelzen, wo er nach einer kurzen Festanstellung hier als<br />
Gelegenheitsarbeiter seinen Lebensunterhalt verdiente.<br />
In Uelzen lernte er eine Frau kennen, die nicht der jüdischen Glaubensgemeinschaft<br />
angehörte <strong>und</strong> die er verbotenerweise (Nürnberger Gesetze 1935) heiratete.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> eines Haftbefehls kam er im Februar 1941 in Untersuchungshaft. Ihm wurden<br />
verschiedene Delikte vorgehalten, u.a. so genannte „Rassenschande“, aber auch<br />
wegen einer strafbaren Handlung (sexueller Übergriff bei versuchter Gewaltanwendung),<br />
die es der Justiz sehr erleichterte, ihn als einen<br />
„triebhaften, gefährlichen Sittlichkeits-<br />
verbrecher“ zu betrachten.<br />
Die Verhandlung fand am 9. Juni 1941 im<br />
Amtsgericht Uelzen statt. Wilhelm Weiss<br />
wurde zu acht Jahren Zuchthaus, zehn Jahren<br />
Ehrverlust, Sicherungsverwahrung <strong>und</strong><br />
Entmannung verurteilt.<br />
Nach zehn Monaten Aufenthalt im Zuchthaus<br />
Celle ordnete das Reichsministerium der Justiz<br />
eine Überführung des „Juden Wilhelm Israel<br />
Weiss“ an die Geheime Staatspolizei (Gestapo)<br />
an.<br />
Wilhelm Weiss wurde am 29. April 1942<br />
auf dem Transport in das KZ Buchenwald<br />
ermordet.