Grenzgänger 25 - Erzgebirgsverein Zinnwald-Georgenfeld
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leutseligsten aller Monarchen aufbewahrten. Sie<br />
konnten sich auch in der bittersten Not, in welche sie<br />
später gerieten, nicht von dem Zeichen kaiserlicher<br />
Huld trennen. So wirkte auch hier oben in unserem<br />
Gebirge die Lichtgestalt des erlauchten<br />
Menschenfreundes und großen Monarchen<br />
friedensreich und segenspendend.<br />
Seite 190: Die Anwesenheit Kaiser Josef II. in Weipert<br />
(1766) benützte Bürgermeister Ferdinand Josef<br />
Lenhard und der Schichtmeister bei „St. Johannes in<br />
der Wüste“, namens Josef Anton Barthel, diesen um<br />
Unterstützung zur Hebung des hiesigen Bergbaues<br />
und um die Mittel zur Anlegung eines „tiefen Stollens“<br />
zu bitten. Das dem Kaiser überreichte Gesuch enthielt<br />
Angaben über die ungünstigen Verhältnisse im<br />
Bergbau und über feindliche Plünderungen, durch<br />
welche die Bewohnerschaft in große Not geraten ist.<br />
Seite 197: Im Jahre 1785 kam dieser<br />
menschenfreundliche Kaiser zum zweiten Male nach<br />
Weipert, um sich über den Fortschritt des Baues der<br />
hiesigen Stadtkirche, wozu er über untertänige Bitte<br />
der armen Gemeinde das Geld gegeben, zu<br />
überzeugen, und verdankt Weipert der Anwesenheit<br />
des Kaisers die im folgenden Jahre (1786) erfolgte<br />
Bestätigung mehrfacher Privilegien, wie sie in der<br />
Urkunde vom 22. November 1786 zum Ausdruck<br />
kamen.<br />
9) Auszug aus dem Gedenkbuche der Stadt Preßnitz:<br />
„Im Jahre 1770 und 1771. Kaiser Josef ist dazumal<br />
das erstemal hier durch Preßnitz gereist. Im Jahre<br />
1778 sind Ihre Majestät der Kaiser Josef der zweite<br />
das zweitemal durch Presnitz gereist – Sie haben ein<br />
kleines Pferd geritten, beim Herrenhause etwas zu<br />
verweilen und sich nach verschiedenen zu erkundigen<br />
geruht.“ Mitgeteilt vom Stadtamte Presnitz. Herr<br />
Dechant Emil Bist in Presnitz gibt dazu noch bekannt:<br />
In einem Fragment einer Trauungsmatrik fand ich die<br />
fast unleserliche Anmerkung: „Inerspectatus venit<br />
Josephus sekundus pergratiosus Imperator Rex spes<br />
nostra.“ (Unerwartet erschien Joseph Kaiser und<br />
König, unsere Hoffnung.)<br />
In einem anderen Fragment der Totenmatrik fand ich<br />
ebenfalls in fast unleserlicher Schrift die Worte: „Vivat<br />
Josephus secundus augustissimus Caesar et Rex, nos<br />
pauperes visitans.“ (Es lebe Josef II., der erhabene<br />
Kaiser und König, uns Arme besuchend.)<br />
10) Die Gemeindechronik von Kallich berichtet darüber:<br />
„Am 19. Juni 1766 wohnte hier Kaiser Josef II. in dem<br />
ihm zu Ehren erbauten (?) Jagdschloß. Von hier gieng<br />
er mit einigen Generälen in Begleitung von 15<br />
Dragonern durch Zöblitz nach Dresden.“ Letztere<br />
Angabe ist nicht richtig, da der Kaiser nur über Zöblitz<br />
nach Katharinaberg geritten ist. Siehe dortige<br />
Anmerkungen. (Im ehemaligen Jagdschloß befindet<br />
sich heute das Forstamt.)<br />
11) Das Memorabilienbuch der alten Bergstadt<br />
Katharinaberg berichtet kurz die Tatsache: „Von<br />
Weiland Sr. k. k. Majestät Joseph II., Hochwelcher<br />
Katharinaberg im Jahre 1766 und 1779 zweymal<br />
persönlich mit höchst Ihrer Gegenwart auszeichneten.“<br />
Das erstemal kam er i. J. 1766 von Kallich über Zöblitz<br />
– Sächsisch – oder Deutschneudorf nach<br />
Katharinaberg. Nach Besichtigung des im Stadtteil<br />
„Grund“ gelegenen Bergwerks, ruhte er, wie erzählt<br />
wird, auf einem Stein an der steilen Straße, die vom<br />
Grunde auf den Berg führt aus. An diesem<br />
denkwürdigen Steine befindet sich die noch leserliche<br />
Inschrift: „1766. Deo et patriae Vivat Caesar Josephus<br />
II.“ (Es lebe Kaiser Josef II. für Gott und Vaterland.)<br />
Durch die im Jahre 1940 erfolgte Tieferlegung der<br />
Straße in den Ortsteil „Grund“ kommt der „Kaiserstein“<br />
viel besser zur Geltung als früher. Nach Besetzung der<br />
Stadt durch die Tschechen am 19. Feber 1919,<br />
versuchten diese die Inschrift mit Werkzeugen<br />
verschiedenster Art auszutilgen, was ihnen aber nicht<br />
gelang. Dagegen zertrümmerten sie das im „Grund“<br />
errichtete Kaiserdenkmal zur Gänze. Nur ein Rest des<br />
Sockels erinnert heute noch an die Zerstörungswut der<br />
Tschechen. Bei dem zweiten Besuche i. J. 1779 kam<br />
der Kaiser von Brüx herauf. Der Weg den der Kaiser<br />
damals benützte, wird heute noch „Kaiserweg“<br />
genannt.<br />
12) Auf der Reise von Katharinaberg nach Dux kam der<br />
Kaiser auf der aus Meißen über Einsiedel nach Brüx<br />
führenden alten Zollstraße durch Johnsdorf, ein Dorf<br />
westlich von Oberleutensdorf. Rechts am alten Wege,<br />
der von „Grießl Gasthaus“ gegen Georgenthal führt,<br />
steht unter zwei schönen Linden eine sehr gut<br />
ausgeführte, von Stein ausgehauene Statue der Hl.<br />
Dreifaltigkeit mit zwei kleinen Putten, zu deren<br />
Piedestal 2 steinerne Stufen führen. An der<br />
rückwärtigen Frontseite des Piedestals befindet sich<br />
folgende ziemlich schwer leserliche Inschrift: „Der<br />
Römische Kaiser Joseph Der Zweite Kam Uns Allen<br />
Zur Großen Freude Den 20. Juni 1766 Jahre. Dies<br />
Wiederfuhr Sogar 1779. Den <strong>25</strong>. Septembermonat<br />
Sich Allhier Wieder Eingefunden Hat Zum Zeugen Und<br />
Zum Ewigen Tanke Schreibt Dieses Anton Franck.“ (D.<br />
i.: Der römische Kaiser Josef der zweite kam uns allen<br />
zur großen Freude den 20. Juni 1766 Jahre; dies<br />
widerfuhr und sogar 1779 den <strong>25</strong>. Septembermonat,<br />
wo er sich allhier wieder eingefunden hat. Zum Zeugen<br />
und zum ewigen Danke schreibt dies Anton Franck.)<br />
Johnsdorf dürfte damit wohl der einzige Ort im<br />
Sudetengau sein, dessen seltener Gedenkstein an<br />
Josef II. durch die 20jährige Tschechenherrschaft<br />
unbeschädigt stehen geblieben ist. Die Tschechen<br />
konnten die Inschrift einfach nicht entziffern. Sogar in<br />
Johnsdorf selbst war man überrascht, als der<br />
Verfasser dieses Aufsatzes von kurzer Zeit sie auf das<br />
Vorhandensein und den Besitz dieses einzigartigen<br />
alten Denkmals aufmerksam machte.<br />
13) Auf der Reise von Dux über das Mittelgebirge nach<br />
Lovositz berührte der Kaiser auch das Städtchen<br />
Kostenblatt. Die Festschrift zur Enthüllungsfeier des<br />
Kaiser-Josef-Monumentes in Kostenblatt am <strong>25</strong>.<br />
September 1881 von J. Voitl enthält darüber folgende<br />
Angaben: „Auf seiner Reise von Dux nach Leitmeritz<br />
kam er bereits als römisch-deutscher Kaiser, laut<br />
Aufzeichnungen des damaligen Pfarrers P. Hyan in<br />
hiesiger Pfarrchronik, zu Pferd in Begleitung der<br />
Generale Laudon, Lascy und Nostitz auch nach<br />
Kostenblatt am 21. Juni 1766 und setzte seinen Weg<br />
nach Leitmeritz fort. War dieses Ereignis der ersten<br />
Anwesenheit Kaiser Josefs auch für Kostenblatt an<br />
und für sich ein sehr erfreuliches, so liegt im folgenden<br />
Akte (Schenkung von 50 Goldgulden, 30 Scheffel<br />
Korn, 30 Scheffel Weizen, Gerste und Hirse im Jahre<br />
1779), der aus der eben zitierten Quelle entnommen<br />
<strong>Grenzgänger</strong> Nr. <strong>25</strong> April 2013 Seite 22