Dt. Kolonial-Lexikon 1920 - Arbeit und Leben (DGB/VHS) Hochtaunus
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Fang mit Hilfe von Fallgruben <strong>und</strong> Fallen. Jene werden gern für Zebras angewendet. Schwere,<br />
aus Steinen errichtete Fallen stellt man für Schakale <strong>und</strong> Hyänen her. Schwippgalgen, wie<br />
L. Schultze diese Fallenart nennt, stellt man zum Fang kleiner Antilopen <strong>und</strong> Klippschliefer<br />
auf. Noch feiner konstruiert sind schließlich die für den Fang des Stachelschweins <strong>und</strong> kleinerer<br />
Säugetiere, wie der Mäuse, bestimmten Schlagfallen, wie Tafel 66 Abb. 5 eine darstellt.<br />
Der Mechanismus ist ohne weiteres verständlich, sobald man weiß, daß es genügt, wenn das<br />
betreffende Tier durch seine Suche nach dem Köder den Horizontalstab aus seiner Lage<br />
bringt. Dann wird das kleine vertikale Spannstäbchen entspannt; es schlägt herum <strong>und</strong> macht<br />
damit auch das oberste, zwischen Steinplatte <strong>und</strong> Stützstab eingeklemmte Stäbchen frei. Der<br />
Stein schlägt mit Wucht hernieder <strong>und</strong> begräbt das Tier unter seinem Gewicht.<br />
In der Medizin der H. bietet der Aderlaß mit nachfolgendem Schröpfen das Universalmittel<br />
gegen jede auch nur einigermaßen lokalisierte Beschwerde. Als Schröpfkopf dient ein Kalb-<br />
oder Ziegenhorn, das durch Kappen der Spitze auch am freien Ende eine Öffnung erhält, die<br />
Saugöffnung, die der Schröpfende in den M<strong>und</strong> nimmt (s. Tafel 66 Abb. 7). Die entgegen gesetzte,<br />
ebenfalls glatt gefeilte, weitere Öffnung wird über den blutenden Einschnitt der Haut<br />
fest angedrückt, worauf der Saugakt mit dem M<strong>und</strong>e beginnt. Das blutgefüllte Horn entleert<br />
man in einen nassen Kuhmistfladen.<br />
Die Zeiteinteilung der H. ist auf den Wechsel der Jahreszeiten, der Mondphasen <strong>und</strong> des täglichen<br />
Sonnenstandes begründet, doch schwindet die Erinnerung an diesen alten Kalender unter<br />
der Einwirkung der Europäer immer mehr zugunsten eines an die christliche Zeitrechnung<br />
angepaßten Kalenders. Dessen sichtbarer Vertreter ist das Brettchen (s. Tafel 66 Abb. 8), das<br />
etwa 10 cm lang <strong>und</strong> mit Löchern für die Wochen <strong>und</strong> die Monatsrechnung versehen ist. Jene<br />
findet sich mit 7 Löchern in der Mittellinie, während die 12 Monate auf den beiden Seiten angedeutet<br />
sind. Die Wochentage bezeichnet man durch ein Durchziehen des Riemens durch eines<br />
der Löcher, die Monate durch eingesteckte Pflöcke. Mit dem oberen Ende des Riemens<br />
befestigen die Weiber das Kalenderholz an der Halskette; die Männer tragen es gern auf dem<br />
Hute neben der flatternden Straußenfeder. Über die Sprache der H. s. Hottentottensprachen.<br />
Literatur:. O. Fritsch, Die Eingeborenen Südafrikas. Breslau 1872. – J. Olpp, Angra Pequena<br />
<strong>und</strong> Groß-Nama-Land. Elberfeld 1884. – H. Schinz, Deutsch-Südwestafrika. Lpz. 1891. – H.<br />
v. François, Nama <strong>und</strong> Damara. –L. Schultze, Am Namaland <strong>und</strong> Kalahari. Jena 1907.<br />
Leutwein, Theodor Gotthilf, Ksl. Generalmajor z. D. <strong>und</strong> früher Gouverneur von Deutsch-<br />
Südwestafrika. Geb. 9. Mai 1849 zu Strümpfelbronn i. Bad., Offizier 1869, 1881/82 gr. Gen.-<br />
St., 1885 Hauptmann <strong>und</strong> Kompagniechef, 1887 Lehrer an der Kriegsschule Neiße, 1891 zur<br />
Kriegsschule Hersfeld, 1893 Major <strong>und</strong> nach Südwestafrika entsandt, 1895 Kommandeur der<br />
Schutztruppe daselbst <strong>und</strong> Landeshauptmann, 1898 Gouverneur, 1899 Oberstleutnant, 1901<br />
Oberst, 1905 Generalmajor <strong>und</strong> mit Pension ausgeschieden, gleichzeitig auf seinen Antrag<br />
von der Stellung als Gouverneur enthoben, 1909 z. D., wohnt in Überlingen am Bodensee.<br />
1894 Feldzug gegen Hendrik Witboi (s. d.), 1896 gegen Hereros (s. d.) <strong>und</strong> Kauashottentotten<br />
(s. d.), 1904 gegen Hereros (s. Hereroaufstand). L. schrieb neben militärischen Aufsätzen aus<br />
früherer Zeit: Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika, Berl. 1906; Die Konzessionsgesellschaften,<br />
Deutsche Revue, Aug. 1906; Zur Besiedlungsfrage, Deutsche Revue, Juni<br />
1908.<br />
Morenga, Mischling Deutsch-Südwestafrikas, der sich als einer der Aufwiegler bereits<br />
während des Bondelswartaufstandes im Jahre 1903 einen Namen gemacht hatte. Nach dessen<br />
Beendigung im Januar 1904 floh er auf englisches Gebiet, tauchte aber schon vor dem Beginn<br />
der großen Hottentottenerhebung noch in demselben Jahre wieder nördlich vom Oranjefluß<br />
auf. Zunächst in den Karasbergen, später im Grenzgebiete selbst, machte er den deutschen<br />
Truppen viel zu schaffen, bis er nach einer Niederlage in unmittelbarer Nähe der Grenze im<br />
Mai 1906 auf britischem Gebiet von der Kappolizei entwaffnet wurde. Noch einmal, im Au-<br />
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