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Extrapolation von Beziehungen in Waldökosystemen auf den ...

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BFH-Nachrichten 2/2003 x<br />

<strong>Extrapolation</strong> <strong>von</strong> <strong>Beziehungen</strong> <strong>in</strong> <strong>Waldökosystemen</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> großflächigen Maßstab (<strong>Extrapolation</strong><br />

of relationships <strong>in</strong> forest ecosystems to the large scale)<br />

[Schall, P.; Seidl<strong>in</strong>g, W.; Lorenz, M.]<br />

Die Waldzustandserfassung der Wirtschaftskommission der Vere<strong>in</strong>ten Nationen für Europa<br />

(UNECE) und der Europäischen Union (EU) hat zum Ziel, die räumliche und zeitliche Variabilität<br />

des Waldzustandes zu dokumentieren und zur Erklärung <strong>von</strong> Ursache-Wirkungsbeziehungen<br />

beizutragen. Die Dokumentation der Variabilität des Waldzustandes im europäischen Maßstab<br />

stützt sich <strong>auf</strong> e<strong>in</strong> systematisches, großräumig-repräsentatives Gitternetz (16 x 16 km) <strong>von</strong> ca.<br />

6000 Monitor<strong>in</strong>gpunkten (Level I). Von diesem Netz liegen Zeitreihen für <strong>den</strong> Kronenzustand<br />

sowie die Ergebnisse e<strong>in</strong>er Bo<strong>den</strong>zustandsanalyse und e<strong>in</strong>er Analyse der Elementgehalte <strong>in</strong> Nadeln<br />

und Blättern vor. Zur Erklärung <strong>von</strong> Ursache-Wirkungsbeziehungen dient e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensives<br />

Monitor<strong>in</strong>g <strong>auf</strong> ca. 860 über ganz Europa verteilten und die wichtigsten Waldökosysteme repräsentieren<strong>den</strong><br />

Beobachtungsflächen (Level II). Auf diesen Flächen wer<strong>den</strong> zusätzlich zum Kronen-,<br />

Bo<strong>den</strong>- und Ernährungszustand auch der Zuwachs der Bäume, die Deposition <strong>von</strong> Luftschadstoffen,<br />

die Konzentration <strong>von</strong> Schadgasen, die Witterung, die chemische Zusammensetzung<br />

der Bo<strong>den</strong>lösung, die phänologischen Reaktionen der Bäume und die Diversität der Waldvegetation<br />

erfasst.<br />

Das Institut für Weltforstwirtschaft der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft<br />

stellt das Koord<strong>in</strong>ierungszentrum der europäischen Waldzustandserfassung und ist am Datenmanagement<br />

und <strong>den</strong> wissenschaftlichen Auswertungen maßgeblich beteiligt. E<strong>in</strong> neuer Auswertungsansatz<br />

besteht <strong>in</strong> der <strong>Extrapolation</strong> <strong>von</strong> <strong>auf</strong> Level-II-Flächen ermittelten <strong>Beziehungen</strong> <strong>auf</strong><br />

<strong>den</strong> großflächigen Maßstab mit Hilfe <strong>von</strong> Level-I-Daten.<br />

Für e<strong>in</strong>e Vielzahl <strong>von</strong> <strong>Beziehungen</strong> zwischen <strong>auf</strong> Level II erhobenen Parametern existieren bereits<br />

statistische Modelle. In e<strong>in</strong>er Sichtungsphase wur<strong>den</strong> diese Modelle <strong>auf</strong> ihre Interpretierbarkeit,<br />

ihre statistische Sicherheit und die Verfügbarkeit der abhängigen und unabhängigen Variablen<br />

- <strong>auf</strong> Levels I und II obligatorisch, optional oder nicht erhoben - h<strong>in</strong> überprüft. Für die weitere<br />

Bearbeitung wurde e<strong>in</strong> aus acht Modellen bestehendes Set extrahiert, das die Spannbreite der<br />

durchgeführten Studien (Bo<strong>den</strong>zustand, Bo<strong>den</strong>lösungschemie und Nährstoffstatus der Blätter),<br />

der Modelltypen (bivariat und multivariat, l<strong>in</strong>ear und nichtl<strong>in</strong>ear) und der Variablenverfügbarkeit<br />

repräsentiert. Darunter s<strong>in</strong>d Modelle für Schwefel- und Bleivorräte <strong>in</strong> der organischen Bo<strong>den</strong>schicht,<br />

für Sulfat- und Nitratkonzentrationen <strong>in</strong> der Oberbo<strong>den</strong>lösung und für die Stickstoffkonzentrationen<br />

<strong>in</strong> Nadeln. Häufige erklärende Variable <strong>in</strong> diesen Modellen s<strong>in</strong>d die Klimaregion,<br />

die Temperatur, der Niederschlag, die Seehöhe, die Baumart, die Schadstoffdepositionen sowie<br />

der pH-Wert und das C/N-Verhältnis im Bo<strong>den</strong>.<br />

Die <strong>Extrapolation</strong> dieser <strong>Beziehungen</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> großflächigen Maßstab erfolgt durch Transfer der<br />

statistischen Funktion. Dazu wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt der funktionale und geographische Def<strong>in</strong>itionsbereich<br />

an Hand der Orig<strong>in</strong>aldaten bestimmt. So wird ausgeschlossen, dass e<strong>in</strong>e Funktion,<br />

die nur <strong>auf</strong> Daten aus z.B. Nord- und Mitteleuropa <strong>auf</strong>baut, <strong>auf</strong> andere Regionen übertragen<br />

wird oder dass e<strong>in</strong>e Funktion, die - auch implizit - nur für saure Bö<strong>den</strong> gilt, <strong>auf</strong> andere Bö<strong>den</strong><br />

Anwendung f<strong>in</strong>det.<br />

Das weitere Vorgehen richtet sich nach der Verfügbarkeit der erklären<strong>den</strong> Variablen <strong>auf</strong> Level-I-<br />

Ebene. Für nicht vorliegende, erklärende Variablen wird geprüft, ob sich diese schätzen, ersetzen<br />

(durch korrelierende gemessene) oder vernachlässigen (ger<strong>in</strong>ger Erklärungsverlust) lassen. Las-<br />

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BFH-Nachrichten 2/2003 x<br />

sen sich die Variablen schätzen, so bleibt das Modell unverändert, ansonsten wird es angepasst<br />

und neu formuliert. Bei unterschiedlicher regionaler Datenverfügbarkeit erfolgt ggf. e<strong>in</strong>e Aufspaltung<br />

<strong>in</strong> mehrere Modelle mit regionalem Bezug. Anschließend wird das orig<strong>in</strong>ale oder angepasste<br />

Modell <strong>in</strong>nerhalb se<strong>in</strong>es funktionalen und geographischen Def<strong>in</strong>itionsbereichs <strong>auf</strong> Level-I-<br />

Monitor<strong>in</strong>gpunkte angewendet. Die so ermittelten Variablenausprägungen können nun <strong>in</strong> Analysen<br />

<strong>auf</strong> Level-I-Ebene e<strong>in</strong>fließen. E<strong>in</strong> gesonderter Fall s<strong>in</strong>d Modelle mit e<strong>in</strong>er erklärten Variablen,<br />

die (wenigstens teilweise) auch <strong>auf</strong> Level I erhoben wurde. Diese dienen zur Überprüfung<br />

der Vorgehensweise. (l<strong>auf</strong>end)<br />

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