ForestFinest 2/2013
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
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Dossier: Landraub.<br />
Der globale Kampf um<br />
Boden fordert Opfer<br />
Es sind die Bauern und Hirten, die die Ernäh<br />
rung in den Ländern sichern können, in<br />
denen immer noch Hunger herrscht. Es<br />
wäre also nichts wichtiger, als diese Bauern<br />
und Hirten im Süden der Welt zu unterstützen.<br />
Doch darum geht es den meisten<br />
Investoren nicht, die sich derzeit weltweit<br />
um riesige Flächen Kulturland reißen. Regierungen<br />
wollen Nahrungsmittel, um die<br />
Versorgung ihrer Bevölkerungen zu sichern.<br />
Private Konzerne und Finanzinvestoren<br />
kaufen Land, um die Produkte anzubauen,<br />
mit denen sich weltweit am meisten verdienen<br />
lässt.<br />
Land ist in den vergangenen Jahren zu einer<br />
begehrten Ressource geworden. Wenn<br />
ganze Länder die Versorgung ihrer Menschen<br />
in Zukunft sichern wollen, wenn<br />
weltweit mehr Fleisch gegessen und mehr<br />
Energie verbraucht wird – dann steigen<br />
die Preise für Nahrungsmittel und Energiepflanzen.<br />
Umso wertvoller wird dann das<br />
Land, auf dem sie wachsen.<br />
Lange hat es gedauert bis bekannt wurde,<br />
was gespielt wird. Doch inzwischen<br />
wächst der globale Widerstand gegen die<br />
Landnahme. Jetzt unterstützt die Zivilgesellschaft<br />
im Norden den Kampf der Betrof -<br />
fenen um ihr Land. Und: Je mehr die Interessen<br />
vieler Landkäufer ans Tageslicht kommen,<br />
umso stärker wächst der Druck auf die<br />
Investoren und auf die Politik, die diese bislang<br />
häufig einfach gewähren lässt.<br />
Das Publik-Forum Dossier „Landraub“<br />
will diesen Druck verstärken. Es zeigt beispielhaft<br />
auf, wer aus welchem Grund wo<br />
investiert und was dies für die Menschen vor<br />
Ort und für die Umwelt bedeutet. Aber es<br />
zeigt auch das Engagement von Menschen,<br />
die sich ihrer Heimat nicht<br />
berauben lassen wollen –<br />
und was sie erreichen können,<br />
wenn sie genügend<br />
Unterstützung finden.<br />
Gedruckte Exemplare des<br />
Dossiers können gegen Versandkosten<br />
über info@suedwind-institut.de<br />
und die PDF-<br />
Version unter www.publik-fo<br />
rum.de/Politik-Gesellschaft/pu<br />
blik-forum-dossier-landraubnein-danke<br />
bestellt werden.<br />
Am Boden zerstört –<br />
Studie warnt vor falschem Düngereinsatz<br />
100 Nitratbelastungen des Grundwassers in Niedersachsen<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Mehr als 30 Prozent der Messstellen weisen Nitratwerte über<br />
25 mg/l auf und von diesen wiederum zwei Drittel sogar über 50mg/l.<br />
Grün: Nitratgehalt über 25 mg/l (Richtwert) Rosa: Nitratgehalt über 50 mg/l (Grenzwert)<br />
Vor allem durch Düngung hat sich die Stickstoff-Menge in Land-Ökoystemen wie etwa in landwirtschaftlich<br />
genutzten Gebieten, aber auch in Wäldern und Feuchtgebieten seit Mitte des 19. Jahrhunderts verdoppelt.<br />
Foto: photocase/Stefanie Roth Grafik: BUND<br />
Noch nie wurde weltweit so viel Dünger verwendet wie heute. Eine gemeinsame Studie<br />
der Heinrich-Böll-Stiftung und der Naturschutzorganisation WWF warnt: Die falsche Nutzung<br />
von Mineraldüngern in den Tropen und Subtropen hat fatale Auswirkungen auf die<br />
Qualität der Böden und gefährdet damit mittel- und langfristig die Ernährungssicherheit<br />
ganzer Regionen. „Die Industrienationen dürfen ihre eigene Dünger-Orgie nicht nach Afrika<br />
exportieren. Die immensen Investitionen in mineralische Düngemittel, wie sie derzeit<br />
forciert werden, sind kontraproduktiv und führen allenfalls zu sehr kurzfristigen Ertrags -<br />
steigerungen“, sagt Birgit Wilhelm, Referentin für nachhaltige Landwirtschaft beim WWF.<br />
Der Boom der Düngemittel nütze vor allem den großen Agrarkonzernen, die in Afrika umfassende<br />
Lobbyarbeit leisten. So führe der vermehrte Einsatz gerade von Stickstoffdüngern<br />
zu Bodenversauerung, die das Pflanzenwachstum hemme. Gleichzeitig wird verstärkt<br />
Humus abgebaut, der für die Verfügbarkeit von Nährstoffen und Wasser besonders wichtig<br />
ist. Fehlt der Humus, werden die Nährstoffe mit jedem Regen ausgewaschen. „Der synthetische<br />
Stickstoff zerstört die Bodenfruchtbarkeit, eine zentrale Grundlage der Landwirtschaft<br />
und gefährdet ganze Ökosysteme“, warnt Wilhelm.<br />
„Es ist daher eine grundlegend falsche Entscheidung, wenn einzelne afrikanische Regierungen<br />
bis zu 70 Prozent ihres Agrarbudgets für die Subventionierung von Dünger ausgeben,<br />
statt in ein nachhaltiges Bodenmanagement zu investieren“, so Christine Chemnitz,<br />
Referentin für internationale Agrarpolitik in der Heinrich-Böll-Stiftung. Nur wenn<br />
der Humus in den Böden erhalten bleibt, sind sie langfristig ertragreich und können einen<br />
Beitrag im Kampf gegen Hunger und Armut leisten.<br />
www.forestfinance.de FF 31<br />
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