Schließungssätze in der ebenen Geometrie
Schließungssätze in der ebenen Geometrie
Schließungssätze in der ebenen Geometrie
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ihre Richtungsklassen Rg und Rh disjunkt, und damit vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verschieden. In<br />
die Sprache <strong>der</strong> Fernpunkte übersetzt bedeutet dies: Wenn zwei Geraden g und h<br />
zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nicht parallel s<strong>in</strong>d, dann s<strong>in</strong>d die auf ihnen liegenden Fernpunkte Rg und<br />
Rh vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verschieden. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Zwei zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nicht parallele<br />
Geraden haben ke<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Fernpunkt. Zusammengefasst erhalten wir also:<br />
Zwei Geraden haben genau dann e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Fernpunkt, wenn sie zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
parallel s<strong>in</strong>d.<br />
Weiterh<strong>in</strong> bezeichnen wir die Menge aller Fernpunkte als Ferngerade, auch uneigentliche<br />
Gerade o<strong>der</strong> unendlich ferne Gerade genannt. Wie<strong>der</strong>um dürfen wir<br />
uns unter <strong>der</strong> Ferngeraden ke<strong>in</strong>e wirkliche Gerade im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> euklidischen <strong>Geometrie</strong><br />
vorstellen; auch macht es wie<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, beispielsweise von dem Abstand e<strong>in</strong>es<br />
Punktes zu <strong>der</strong> Ferngeraden zu sprechen. Auch <strong>der</strong> Begri¤ von parallelen Geraden läßt<br />
sich nur auf eigentliche Geraden anwenden. Alle Fernpunkte liegen auf <strong>der</strong> Ferngeraden,<br />
und die Ferngerade geht durch alle Fernpunkte.<br />
Ab jetzt werden wir zur Vermeidung von Mißverständnissen eigentliche Punkte und<br />
eigentliche Geraden stets als solche kennzeichnen; wenn wir dagegen e<strong>in</strong>fach nur von<br />
e<strong>in</strong>em "Punkt" sprechen, kann damit sowohl e<strong>in</strong> eigentlicher, als auch e<strong>in</strong> uneigentlicher<br />
Punkt geme<strong>in</strong>t se<strong>in</strong>, und genauso werden wir unter "Geraden" sowohl eigentliche, als<br />
auch uneigentliche Geraden verstehen.<br />
Damit haben wir unsere von <strong>der</strong> Anschauung her bekannte Ebene, die Euklidische<br />
Ebene, um e<strong>in</strong>e Menge von Fernpunkten und um e<strong>in</strong>e Ferngerade erweitert. Die somit<br />
entstandene Ebene heißt projektive Ebene. Diese projektive Ebene hat die folgende<br />
wichtige Eigenschaft:<br />
Satz 7: a) S<strong>in</strong>d g und h zwei beliebige verschiedene Geraden <strong>in</strong> <strong>der</strong> projektiven<br />
Ebene (es können sowohl eigentliche, als auch uneigentliche Geraden se<strong>in</strong>), dann gibt<br />
es genau e<strong>in</strong>en Punkt (<strong>der</strong> ebenfalls eigentlich o<strong>der</strong> uneigentlich se<strong>in</strong> kann), <strong>der</strong> auf<br />
beiden Geraden g und h liegt.<br />
b) S<strong>in</strong>d P und Q zwei beliebige verschiedene Punkte <strong>in</strong> <strong>der</strong> projektiven Ebene (es<br />
können sowohl eigentliche, als auch uneigentliche Punkte se<strong>in</strong>), dann gibt es genau e<strong>in</strong>e<br />
Gerade (die auch eigentlich o<strong>der</strong> uneigentlich se<strong>in</strong> kann), die durch beide Punkte P und<br />
Q geht.<br />
In Kürze:<br />
a) Zwei verschiedene Geraden haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> projektiven Ebene stets genau e<strong>in</strong>en<br />
Schnittpunkt.<br />
b) Zwei verschiedene Punkte haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> projektiven Ebene stets genau e<strong>in</strong>e<br />
Verb<strong>in</strong>dungsgerade.<br />
Die Eigenschaft a) ist es, die die Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> projektiven Ebene ausmacht:<br />
Während auf <strong>der</strong> Euklidischen Ebene zwei verschiedene Geraden nicht immer e<strong>in</strong>en<br />
Schnittpunkt haben (und zwar nur wenn sie nicht parallel s<strong>in</strong>d), haben auf <strong>der</strong> projektiven<br />
Ebene zwei verschiedene Geraden immer e<strong>in</strong>en Schnittpunkt.<br />
Der Beweis von Satz 7 ist von dem Gedanken her e<strong>in</strong>fach, erfor<strong>der</strong>t aber Fallunterscheidungen:<br />
a) Wir unterscheiden die folgenden drei Fälle:<br />
Fall 1: Die Geraden g und h s<strong>in</strong>d beide eigentliche Geraden und nicht zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
parallel.<br />
Fall 2: Die Geraden g und h s<strong>in</strong>d beide eigentliche Geraden und zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> parallel.<br />
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