Der Untergang des Abendlandes
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<strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong> <strong>des</strong> Abendlan<strong>des</strong><br />
Quellen von Spenglers Denken<br />
Vorwort von 1922:<br />
„Zum Schlusse drängt es mich, noch einmal die Namen zu nennen, denen ich so gut wie alles<br />
verdanke: Goethe und Nietzsche. Von Goethe habe ich die Methode, von Nietzsche die<br />
Fragestellungen, und wenn ich mein Verhältnis zu diesem in eine Formel bringen soll, so darf ich<br />
sagen: ich habe aus seinem Ausblick einen Überblick gemacht. Goethe aber war in seiner gesamten<br />
Denkweise, ohne es zu wissen, ein Schüler von Leibniz gewesen. So empfinde ich das, was mir zu<br />
meiner eigenen Überraschung zuletzt unter den Händen entstanden ist, als etwas, das ich trotz <strong>des</strong><br />
Elends und Ekels dieser Jahre mit Stolz nennen will: als eine deutsche Philosophie.“<br />
„Die Philosophie dieses Buches verdanke ich der Philosophie Goethes, der heute noch so gut wie<br />
unbekannten, und erst in viel geringerem Grade der Philosophie Nietzsches. Die Stellung Goethes in<br />
der westeuropäischen Metaphysik ist noch gar nicht verstanden worden. Man nennt ihn nicht<br />
einmal, wenn von Philosophie die Rede ist. Unglücklicherweise hat er seine Lehre nicht in einem<br />
starren System niedergelegt; <strong>des</strong>halb übersehen ihn die Systematiker. Aber er war Philosoph. Er<br />
nimmt Kant gegenüber dieselbe Stellung ein wie Plato gegenüber Aristoteles. (…) Plato und Goethe<br />
repräsentieren die Philosophie <strong>des</strong> Werdens, Aristoteles und Kant die <strong>des</strong> Gewordnen. Hier steht<br />
Intuition gegen Analyse.“<br />
Vorwort zur ersten Ausgabe <strong>des</strong> 1. Ban<strong>des</strong> (1917):<br />
„Ich habe nur den Wunsch beizufügen, daß dies Buch neben den militärischen Leistungen<br />
Deutschlands nicht ganz unwürdig dastehen möge.“<br />
Einleitung 1. Band beginnt mit:<br />
„In diesem Buche wird zum erstenmal der Versuch gewagt, Geschichte vorauszubestimmen. Es<br />
handelt sich darum, das Schicksal einer Kultur, und zwar der einzigen, die heute auf diesem Planeten<br />
in Vollendung begriffen ist, der westeuropäisch-amerikanischen, in den noch nicht abgelaufenen<br />
Stadien zu verfolgen.“<br />
Die leitende Frage: - ppt2<br />
„Gibt es eine Logik der Geschichte? Gibt es jenseits von allem Zufälligen und Unberechenbaren der<br />
Einzelereignisse eine sozusagen metaphysische Struktur der historischen Menschheit, die von den<br />
weithin sichtbaren, populären, geistig-politischen Gebilden der Oberfläche wesentlich unabhängig<br />
ist? (…) Erscheinen die großen Züge der Weltgeschichte dem verstehenden Auge vielleicht immer<br />
wieder in einer Gestalt, die Schlüsse zuläßt? Und wenn – wo liegen die Grenzen derartiger<br />
Folgerungen? Ist es möglich, im Leben selbst die Stufen aufzufinden, die durchschritten werden<br />
müssen, und zwar in einer Ordnung, die keine Ausnahme zuläßt? Haben die für alles Organische
grundlegenden Begriffe, Geburt, Tod, Jugend, Alter, Lebensdauer, in diesem Kreise vielleicht einen<br />
strengen Sinn, den noch niemand erschlossen hat? Liegen, kurz gesagt, allem Historischen allgemeine<br />
biographische Urformen zugrunde?“<br />
„<strong>Der</strong> <strong>Untergang</strong> <strong>des</strong> Abendlan<strong>des</strong> (…) ist (…) ein philosophisches Thema, das in seiner ganzen<br />
Schwere begriffen alle großen Fragen <strong>des</strong> Seins in sich schließt.“<br />
„Will man erfahren, in welcher Gestalt sich das Schicksal der abendländischen Kultur erfüllen wird, so<br />
muß man zuvor erkannt haben, was Kultur ist, in welchem Verhältnis sie zur sichtbaren Geschichte,<br />
zum Leben, zur Seele, zur Natur, zum Geiste steht, unter welchen Formen sie in Erscheinung tritt und<br />
inwiefern diese Formen – Völker, Sprachen und Epochen, Schlachten und Ideen, Staaten und Götter,<br />
Künste und Kunstwerke, Wissenschaften, Rechte, Wirtschaftsformen und Weltanschauungen, große<br />
Menschen und große Ereignisse – Symbole und als solche zu deuten sind.“<br />
„Ich sah die Gegenwart – den sich nähernden Weltkrieg – in einem ganz andern Licht. Das war nicht<br />
mehr eine einmalige Konstellation zufälliger, von nationalen Stimmungen, persönlichen<br />
Einwirkungen und wirtschaftlichen Tendenzen abhängiger Tatsachen, denen der Historiker durch<br />
irgendein kausales Schema politischer oder sozialer Natur den Anschein der Einheit und sachlichen<br />
Notwendigkeit aufprägt: das war der Typus einer historischen Zeitwende, die innerhalb eines großen<br />
historischen Organismus von genau abgrenzbarem Umfange einen biographisch seit Jahrhunderten<br />
vorbestimmten Platz hatte.“<br />
Beschreibung seiner Idee<br />
„Will man erfahren, in welcher Gestalt sich das Schicksal der abendländischen Kultur erfüllen wird, so<br />
muß man zuvor erkannt haben, was Kultur ist.“ – ppt3<br />
„Ich nenne die in ihrer letzten Bedeutung gar nicht begriffenen Kunstprobleme, die dem Streit um<br />
Form und Inhalt, um Linie oder Raum, um das Zeichnerische oder Malerische, dem Begriff <strong>des</strong> Stils,<br />
dem Sinn <strong>des</strong> Impressionismus und der Musik Wagners zugrunde Hegen; den Niedergang der Kunst,<br />
den wachsenden Zweifel am Werte der Wissenschaft; die schweren Fragen, welche aus dem Sieg der<br />
Weltstadt über das Bauerntum hervorgehen: die Kinderlosigkeit, die Landflucht; den sozialen Rang<br />
<strong>des</strong> fluktuierenden vierten Stan<strong>des</strong>; die Krisis im Materialismus, im Sozialismus, im<br />
Parlamentarismus; die Stellung <strong>des</strong> einzelnen zum Staate; das Eigentumsproblem, das davon<br />
abhängende Eheproblem; auf scheinbar ganz anderm Gebiete die massenhaften<br />
völkerpsychologischen Arbeiten über Mythen und Kulte, über die Anfänge der Kunst, der Religion,<br />
<strong>des</strong> Denkens, die mit einem Male nicht mehr ideologisch, sondern streng morphologisch behandelt<br />
wurden – Fragen, die alle das eine, nie mit hinreichender Deutlichkeit ins Bewußtsein tretende Rätsel<br />
der Historie überhaupt zum Ziel hatten. Hier lagen nicht unzählige, sondern stets ein und dieselbe<br />
Aufgabe vor. Hier hatte jeder etwas geahnt, aber keiner von seinem engen Standpunkte aus die<br />
einzige und umfassende Lösung gefunden, die seit den Tagen Nietzsches in der Luft lag, der alle<br />
entscheidenden Probleme bereits in Händen hielt, ohne daß er als Romantiker gewagt hätte, der<br />
strengen Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen.“<br />
Spenglers Methode – ppt4
„der Mensch ist als Element und Träger der Welt nicht nur Glied der Natur, sondern auch Glied der<br />
Geschichte, eines zweiten Kosmos von andrer Ordnung und andrem Gehalte.“ Ppt5<br />
Das Ziel:<br />
„Das engere Thema ist also eine Analyse <strong>des</strong> <strong>Untergang</strong>es der westeuropäischen, heute über den<br />
ganzen Erdball verbreiteten Kultur. Das Ziel aber ist die Entwicklung einer Philosophie und der ihr<br />
eigentümlichen, hier zu prüfenden Methode der vergleichenden Morphologie der Weltgeschichte.“<br />
„Die Arbeit zerfällt naturgemäß in zwei Teile. <strong>Der</strong> erste, »Gestalt und Wirklichkeit«, geht von der<br />
Formensprache der großen Kulturen aus, sucht bis zu den letzten Wurzeln ihres Ursprungs<br />
vorzudringen und gewinnt so die Grundlagen einer Symbolik. <strong>Der</strong> zweite, »Welthistorische<br />
Perspektiven«, geht von den Tatsachen <strong>des</strong> wirklichen Lebens aus und versucht aus der historischen<br />
Praxis der höheren Menschheit die Quintessenz der geschichtlichen Erfahrung zu erhalten, auf Grund<br />
deren wir die Gestaltung unserer Zukunft in die Hand nehmen können.“ – ppt6<br />
Morphologie und Geschichtsphilosophie<br />
<strong>Der</strong> morphologische Ansatz geht auf Spenglers Rezeption Goethes zurück. Er steht in der Tradition<br />
einer biologischen Metaphorik, welche seit dem 19. Jahrhundert Lebewesen (Pflanzen) unter der<br />
Optik dynamischer Einheiten auffasste. Morphologisches Verständnis erschließt sich an der<br />
Erkenntnis lebendig sich entwickelnder Formen (nach Goethe), speziell in der Annahme, sie<br />
durchlaufen Phasen der Jugend, der Reifung, <strong>des</strong> Alterns und <strong>des</strong> Absterbens.<br />
Spengler überträgt die Morphologie als Methode der Naturerkenntnis auf die Erkenntnis der<br />
Geschichte. Die „Welt als Geschichte“ erschließt sich erst in der Erfassung ihrer biologischen<br />
Wesenheit. Die kosmischen Flutungen <strong>des</strong> Lebens ergießen sich nicht willkürlich in das chaotische<br />
Weltgeschehen, sondern sie ordnen sich dem philosophischen Blick zu Einheiten von großer innerer<br />
Homogenität, den Hochkulturen und ihrem historischen Verlauf.<br />
Spenglers Methode läuft also auf ein organologisches Weltbild mit lebensphilosophischen Akzenten<br />
hinaus. Nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch die künstlichen Äußerungsformen <strong>des</strong> Menschen,<br />
Kunst, Gesellschaft, Politik, Staat sind für ihn Lebenseinheiten. Diese wiederum bestimmen die<br />
Geschichte in ihrem unabänderlichen Prozess.<br />
Hochkulturen (8+1) – ppt7<br />
Spengler nimmt für jede Kultur eine Zeit der Vorbereitung, eine so genannte Vorkultur an. Für die<br />
abendländische Kultur repräsentiert die Zeit der Merowinger und Karolinger (500–900 n. Chr.) die<br />
Periode der kulturellen Vorwegnahme.<br />
<strong>Der</strong> Sinn der Geschichte erfüllt sich im Werden und Vergehen dieser Hochkulturen, nicht etwa in<br />
linearen Geschichtsvorstellungen wie dem Schema Altertum – Mittelalter – Neuzeit. Spengler
etrachtete diese Erkenntnis als die kopernikanische Wende in der Geschichtsbetrachtung.<br />
Eurozentrismus sei damit ebenso überwunden wie die falsche Zuordnung von Geschichtsverläufen.<br />
Kulturverlauf<br />
Gleichartigkeit und Gleichwertigkeit: Die Hochkulturen sind untereinander gleichberechtigt. Es gibt<br />
keine Geschichte ‚der Menschheit‘, sondern nur eine (isolierte) Geschichte von Kulturen. Als<br />
Individuen höherer Ordnung gestatten die acht Hochkulturen den morphologischen Vergleich:<br />
- Sämtliche Hochkulturen besitzen eine analoge Geschichte, einen sich jeweils entsprechenden<br />
inneren Bau. Sie besitzen sämtlich ihre Frühzeit, ihre Hochblüte, ihr Verfallsstadium und<br />
schließlich ihr Sterben.<br />
- Dies gestattet es, die Zukunft noch nicht abgeschlossener Kulturen zu prognostizieren. Das<br />
betrifft zurzeit die abendländische Kultur, die ihrem Ende entgegengehe, und die<br />
aufblühende russische Kultur.<br />
Gleichzeitigkeit: nicht die absolute Zeitidentität, sondern die relative Lage sich entsprechender<br />
Ereignisse in verschiedenen Kulturen.<br />
Beispiele:<br />
- Homers Troja- und Odysseus-Dichtungen (8. Jahrhundert v. Chr.) und das abendländische<br />
Nibelungenlied (13. Jahrhundert) sind gleichzeitig zu denken, da sie jeweils etwa in das 3./4.<br />
Jahrhundert nach Kulturbeginn fallen.<br />
- Konfuzius in der chinesischen und Immanuel Kant in der abendländischen Kultur entsprechen<br />
sich: jeweils etwa im 9. Jahrhundert nach Beginn der Kultur.<br />
- Gleichfalls nach jeweils 9 Jahrhunderten treten in der Antike Alexander der Große und im<br />
Abendland Napoleon auf<br />
Organische Kulturentwicklung:<br />
Frühzeit: immer ein Mythos großen Stils (olympische Götter, germanischer Katholizismus, Bhagavad<br />
Gita, Urchristentum zur Zeit Jesu usw.); Adel und Priestertum, die Urstände jeder Kultur, treten<br />
hervor. In der Kunst: Durchseelung, der Heldenepos, erste Philosophien, Architektur.<br />
Den Höhepunkt der Kulturentwicklung bildet je<strong>des</strong> Mal der Absolutismus, den Spengler für die Antike<br />
mit der attischen Demokratie <strong>des</strong> Perikles, für den Okzident mit dem Staatswesen <strong>des</strong> 17. und 18.<br />
Jahrhunderts identifiziert.<br />
Kaum erstaunlich, dass für Spengler stets ‚gleichzeitig‘ auch die Kunst und die Philosophie auf ihren<br />
Gipfelpunkt gelangen: Platon und Aristoteles kehren im Abendland in der Person Immanuel Kants, in<br />
China mit Konfuzius wieder. Dementsprechend kennen auch die anderen Kulturen ihre Aufklärung,<br />
den Rationalismus als ‚Religion‘ der Gebildeten.
Die Vollendung der Kultur ist jedoch gleichbedeutend mit deren Ende.<br />
Kultur und Zivilisation<br />
Die letzte Phase einer Kultur nennt Spengler ‚Zivilisation‘. <strong>Der</strong> Begriff zehrt von der deutschen (nicht<br />
westlich-angelsächsischen) Tradition, Kultur und Zivilisation als Gegenbegriffe zu nehmen. Spengler<br />
ordnet die beiden Zustände erstmals historisch an. Zivilisation ist der Tod der Kultur, genauer: <strong>Der</strong><br />
Kulturtod vollzieht sich, indem Kultur in Zivilisation übergeht.<br />
Den späten Zustand der Zivilisation charakterisiert nach Spengler:<br />
- das Greisenhafte statt <strong>des</strong> Jugendlichen, Geschichtslosigkeit<br />
- Künstlichkeit und Erstarrung aller Lebensbereiche,<br />
- Herrschaft der anorganischen Weltstadt anstelle <strong>des</strong> lebensvollen bäuerlich geprägten<br />
Lan<strong>des</strong>,<br />
- kühler Tatsachensinn anstelle der Ehrfurcht vor dem Überlieferten,<br />
- Materialismus und Irreligiosität,<br />
- anarchische Sinnlichkeit, panem et circenses, Unterhaltungsindustrien,<br />
- Zusammenbruch der Moral und Tod der Kunst,<br />
- Zivilisationskriege und Vernichtungskämpfe,<br />
- Imperialismus und die Heraufkunft formloser Gewalten.<br />
Jede Kultur durchläuft eine Phase umfassender Weltkriege, barbarischer Gewaltorgien und Kämpfe<br />
um die Endherrschaft. Spengler nennt sie die Zeit der kämpfenden Staaten, in Anlehnung an die<br />
chinesische Periode der Zivilisationsbildung.<br />
Nach dem Übergang der Kultur in Zivilisation verschwindet allmählich die gesamte kulturfähige<br />
Bevölkerung, indem sie in den Vernichtungskriegen der Zivilisationskrise sich selbst zerstört bzw.<br />
durch einen Drang nur noch als Individuum zu existieren, die Produktion von Nachkommen<br />
vernachlässigt. Das ehemalige Kulturgebiet bewohnen am Ende primitive (in Spenglers Verständnis:<br />
nicht entwicklungsfähige) Volksmassen, die Fellachen.<br />
Den Endzustand der Zivilisation sieht Spengler für die Antike seit dem Beginn <strong>des</strong> Imperium<br />
Romanum, für das Abendland seit Napoleon, für den Orient im osmanischen Reich, für China im<br />
geschichtslosen Auf und Ab der Kaiserzeit, für Ägypten mit dem Anbruch <strong>des</strong> Neuen Reiches<br />
verwirklicht. Spengler nennt den Zustand der Zivilisation (nach der Überwindung der Krise ihrer<br />
Entstehung) auch die Epoche <strong>des</strong> Weltfriedens. Dieser beruht jedoch nur auf der<br />
Schicksalsergebenheit der breiten Massen, während die großen Cäsaren und Diktatoren um Macht<br />
und Einfluss ringen.
Rasse:<br />
Spenglers Schrift ist durchsetzt mit Begriffen wie Rasse, Blut und Boden oder Formulierungen, die<br />
wie eine Huldigung an den Nationalsozialismus bzw. den Faschismus klingen. Dennoch distanziert<br />
sich Spengler vom Rassenbegriff seiner Zeit, vor allem vom Antisemitismus. Für Spengler ist eine<br />
Rasse etwas Kosmisches, nichts Stoffliches, daher auch nichts biologistisch Fassbares.<br />
Im <strong>Untergang</strong> schreibt Spengler<br />
„Man glaube doch nicht, daß je ein Volk durch die bloße Einheit der leiblichen Abstammung<br />
zusammengehalten wurde und diese Form auch nur durch zehn Generationen hätte wahren können.<br />
Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß diese physiologische Herkunft nur für die<br />
Wissenschaft und niemals für das Volksbewußtsein vorhanden ist und daß kein Volk sich je für dieses<br />
Ideal <strong>des</strong> ‚reinen Blutes‘ begeistert hat.“<br />
Das bedeutet: Die Rasse erfüllt sich in einem starken Lebensimpuls, der Zukunft verspricht, nicht in<br />
einer Ideologie ihrer Reinheit. Spenglers Philosophie tendiert zur Zurückweisung der Rassenideologie<br />
Hitlers.<br />
Im spätesten Zustand der Kultur, der Zivilisation, verliert sich dieses Rassehaft-Gerichtete, nachdem<br />
es in der Zeit <strong>des</strong> Überganges von der Kultur in Zivilisation die furchtbarsten Ausbrüche an Gewalt<br />
mit sich brachte. <strong>Der</strong> geschichtslose Mensch der Spätzeiten kennt die Leidenschaft <strong>des</strong><br />
Wirkenwollens und Wirkenmüssens nicht mehr. Statt<strong>des</strong>sen begnügt er sich mit einer Kopie der<br />
kulturell ererbten Religionsformen: der zweiten Religiosität.