Kleine Geschichte der Diplomatischen Akademie Wien - Diplomatic ...
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<strong>Kleine</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong><br />
Ausbildung im Bereich <strong>der</strong> internationalen Beziehungen seit 1754<br />
Heinrich Pfusterschmid-Hardtenstein
<strong>Kleine</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> Diplomatische <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong><br />
Diplomatische <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong>, 2008<br />
Autor: Heinrich Pfusterschmid-Hardtenstein<br />
ISBN 3-902021-56-X
<strong>Kleine</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong><br />
Ausbildung im Bereich <strong>der</strong> internationalen<br />
Beziehungen seit 1754
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7<br />
Mo<strong>der</strong>ne Staaten erfor<strong>der</strong>n Diplomatie und Konsularwesen . . . . . . . . . . . . .9<br />
Kaiserin Maria Theresia schafft in <strong>Wien</strong> ein Bildungsinstitut . . . . . . . . . . .10<br />
Die Orientalische <strong>Akademie</strong> als Teil <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong> . . . . . . . . . . . . .11<br />
Ein Ort <strong>der</strong> Forschung über den Orient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13<br />
Konsuln und Diplomaten – Anwälte ihres Staates . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14<br />
1848 – Die große Zäsur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15<br />
Die Öffentlichkeit interessiert sich für die <strong>Akademie</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
Standorte und Baulichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17<br />
Von <strong>der</strong> Orientalischen- zur Konsularakademie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />
Ein mo<strong>der</strong>nes Bildungsprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19<br />
Eine neue <strong>Akademie</strong> in einem neuen Haus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20<br />
Die letzten Jahre <strong>der</strong> kaiserlichen und königlichen Anstalt . . . . . . . . . . . . .21<br />
Wie leben junge Akademiker in ihrer <strong>Akademie</strong>? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22<br />
Zwischen den Weltkriegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />
Eine „Fachhochschule“ für Politik und Volkswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . .26<br />
Das vorläufige Ende einer traditionsreichen Institution . . . . . . . . . . . . . . .29<br />
Der Neubeginn muss zunächst warten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29<br />
Österreichs Rückkehr in die internationale Staatengemeinschaft . . . . . . . .30<br />
Gründung <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31<br />
Routine folgt dem Schwung <strong>der</strong> ersten Jahre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33<br />
Wie<strong>der</strong> ist eine Neuordnung fällig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36<br />
Bauliche und personelle Erweiterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38<br />
Die Wende von 1989 berührt auch die <strong>Akademie</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41<br />
Entlassen in die Selbständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41<br />
Die <strong>Akademie</strong> im Spiegel des Zeitenwandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44<br />
Neue Berufsbil<strong>der</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47<br />
Was bringt die Zukunft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49<br />
Eine mo<strong>der</strong>ne Ausbildungsstätte für heute und morgen . . . . . . . . . . . . . . .50<br />
Ausbildungsziele und Kernkompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52<br />
Studiengänge, Studienabschlüsse und Veranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . .53<br />
Fakultät . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54<br />
Forschung und Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54<br />
Internationale Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54<br />
Zum Autor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .56<br />
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .57<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58<br />
5
Vorwort<br />
Die Diplomatische <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong> ist stolz auf ihre lange <strong>Geschichte</strong>, die bis<br />
zum Jahr 1754 und die Tage Maria Theresias zurückgeht, die sie als „Orientalische<br />
<strong>Akademie</strong>“ gegründet hat . Diese Broschüre gibt einen kurzen Überblick<br />
über die faszinierende <strong>Geschichte</strong> <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong> – von<br />
<strong>der</strong> Orientalischen <strong>Akademie</strong>, <strong>der</strong> Konsularakademie, über die Wie<strong>der</strong>eröffnung<br />
1964 – nachdem die Nationalsozialisten sie geschlossen hatten, bis<br />
zur Restrukturierung 1996 als unabhängiger Institution öffentlichen Rechts .<br />
Heute bereitet die Diplomatische <strong>Akademie</strong> postgraduates auf die vielfältigen<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen einer internationalen Karriere vor . Darüber hinaus organisiert<br />
die DA regelmäßig hochrangige internationale Konferenzen und bietet<br />
maßgeschnei<strong>der</strong>te Seminare v .a . für öffentlich Bedienstete aus europäischen, asiatischen<br />
und afrikanischen Län<strong>der</strong>n, internationalen und EU-Institutionen an .<br />
In <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Ausbildungsinhalte berücksichtigt die DA immer die<br />
aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen und adaptiert das<br />
Curriculum in entsprechen<strong>der</strong> Weise . Die DA bleibt nichtsdestotrotz auch<br />
ihren Wurzeln treu und legt großen Wert auf die Sprachausbildung und die<br />
lebendige Vielsprachigkeit, die einen Teil <strong>der</strong> internationalen Atmosphäre des<br />
Campus ausmacht .<br />
Wir sind nicht nur stolz darauf, die älteste Bildungsstätte <strong>der</strong> Welt für internationale<br />
Beziehungen, son<strong>der</strong>n immer noch eine <strong>der</strong> angesehendsten Bildungsinstitutionen<br />
<strong>der</strong> Welt zu sein . Wir arbeiten intensiv dafür, nicht nur diesen<br />
hohen Standard beizubehalten, son<strong>der</strong>n uns von unserer Tradition bereichern<br />
zu lassen und gleichzeitig auf dem neuesten Stand und hochaktuell zu sein .<br />
Ich hoffe, dass diese Broschüre interessante Einblicke gewährt und Sie die<br />
Lektüre genießen .<br />
Hans Winkler<br />
Direktor <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong><br />
7
8<br />
Titelvignette eines kleinen türkischen Wörterbuches
Mo<strong>der</strong>ne Staaten erfor<strong>der</strong>n Diplomatie und Konsularwesen<br />
Mo<strong>der</strong>ne Staaten erfor<strong>der</strong>n Diplomatie und Konsularwesen<br />
Der diplomatische Dienst ist im Umkreis <strong>der</strong> Herrschenden mit dem Ziel entstanden,<br />
über die eigenen Grenzen hinaus politisch und wirtschaftlich wirksam<br />
zu werden . Diese stellten in Europa eine durch Heiraten und Erbverträge<br />
verflochtene Oberschicht dar, die aus dem sie umgebenden Adel geeignete Vertreter<br />
für ihre Anliegen mit beson<strong>der</strong>en Missionen und etwa ab 1500 auch mit<br />
längeren Aufenthalten an fremden Höfen betraute . Der kaiserliche Gesandte<br />
in Russland, Sigismund von Herberstein, nicht nur mit dem gängigen Latein<br />
vertraut, son<strong>der</strong>n auch über Kenntnisse slawischer Sprachen verfügend, war<br />
eine jener Persönlichkeiten, die sich über die konkrete Mission hinaus mit <strong>der</strong><br />
Kultur frem<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und Völker beschäftigten und darüber auch Berichte<br />
erstatteten, die bis heute als Einführung über Land und Leute gelten . Ähnlich<br />
waren es Kaufleute, die als Angehörige von Zünften o<strong>der</strong> Repräsentanten von<br />
Republiken, wie Venedig o<strong>der</strong> den Nie<strong>der</strong>landen sowie von Städtebünden wie<br />
<strong>der</strong> Hanse das Konsularwesen entstehen ließen, um gegenüber den Behörden<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, in denen sie Handel trieben, zu ihren Rechten zu kommen .<br />
Mit <strong>der</strong> Aufklärung und <strong>der</strong> Zunahme des grenzüberschreitenden Handels im<br />
18 . Jahrhun<strong>der</strong>t entwickelten sich die Strukturen des mo<strong>der</strong>nen Staates, <strong>der</strong><br />
sich nicht mehr auf persönliche Dienste für den Herrscher stützte, son<strong>der</strong>n<br />
Verwaltungsstrukturen mit ständigen und dafür ausgebildeten Berufsbeamten<br />
einrichtete . So entstanden unter Kaiser Karl VI . in <strong>der</strong> Habsburger Monarchie<br />
Hofkanzleien, die sich mit den Beziehungen zum Ausland beschäftigten<br />
und folgerichtig auch nach und nach ständige Missionen in den wichtigsten<br />
Hauptstädten einrichteten . Konnte man sich mit den <strong>der</strong> Oberschicht vertrauten<br />
Sprachen – Latein als Basis <strong>der</strong> Bildung, Französisch als Sprache <strong>der</strong><br />
politisch-kulturellen Vorherrschaft und Italienisch als Sprache <strong>der</strong> Kaufleute<br />
im Mittelmeerraum – persönlich wie amtlich im Allgemeinen gut verständigen,<br />
ergaben sich hingegen Schwierigkeiten im Verkehr mit dem Osmanischen<br />
Reich, dessen vielfältige Sprachen nur ganz wenigen Europäern vertraut<br />
waren . Gerade mit diesem weitreichenden, unmittelbar an die Habsburger<br />
Monarchie angrenzenden Imperium ergaben sich jedoch infolge <strong>der</strong> Beendigung<br />
<strong>der</strong> großen Kriege ab etwa 1700 neue Möglichkeiten des Handels und<br />
<strong>der</strong> politischen Beziehungen . Zumal ja noch recht nahe Territorien auf dem<br />
Balkan unter türkischer Herrschaft standen und bereits <strong>der</strong> Grenzverkehr einer<br />
Regelung <strong>der</strong> Beziehungen mit <strong>der</strong>en Herrschern und ihren regionalen wie<br />
örtlichen Verwaltungen bedurfte .<br />
Deshalb wurden zunächst seit Ende des 17 . Jahrhun<strong>der</strong>ts, ähnlich einer von<br />
Frankreich befolgten Vorgangsweise, Knaben vorwiegend mittleren Alters als<br />
„Sprachknaben“ o<strong>der</strong> „jeunes de langues“ an die Internuntiatur (Botschaft)<br />
bei <strong>der</strong> Hohen Pforte in Konstantinopel entsandt, wo sie im Haushalt des<br />
Missionschefs wohnten und Türkisch, wenn möglich auch Persisch und Ara-<br />
9
10<br />
Kaiserin Maria Theresia schafft in <strong>Wien</strong> ein Bildungsinstitut<br />
bisch lernen sollten . Der Erfolg dürfte recht beschränkt gewesen sein . Die für<br />
ihre Ausbildung verantwortlichen Missionschefs scheinen sich weniger darum<br />
gekümmert als sich ihrer zur Ersparnis von Personalkosten als Diener im eigenen<br />
Haushalt bedient zu haben .<br />
Kaiserin Maria Theresia schafft in <strong>Wien</strong> ein Bildungsinstitut<br />
Staatskanzkler Wenzel Anton<br />
Reichsfürst von Kaunitz-Rietberg leitete von<br />
1753–1793 die österreichische Außenpolitik<br />
Kaiserin Maria Theresia,<br />
Königin von Ungarn und Böhmen,<br />
Erzherzogin von Österreich, 1740–1780<br />
So kam es, dass Staatskanzler Graf (ab 1764 Reichsfürst) Kaunitz, <strong>der</strong> kurz zuvor<br />
kaiserlicher Botschafter in Paris gewesen war und dort die ähnlichen Probleme<br />
und den Lösungsversuch durch die Schaffung einer „École des Langues<br />
Orientales“ gesehen haben dürfte, im Jahr 1753 Kaiserin Maria Theresia die<br />
Schaffung einer „K .K . Orientalischen <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> morgenländischen Sprachen“<br />
vorschlug . Sie genehmigte höchstpersönlich die ersten acht Kandidaten<br />
für die mit 1 . Jänner 1754 gegründete, heute älteste <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Welt zur<br />
Vorbereitung auf Berufe für internationale Beziehungen . Sie und ihr Staatskanzler<br />
interessierten sich auch weiterhin für das Schicksal <strong>der</strong> Zöglinge . So<br />
wurden diese in ihren roten Galauniformen zum alljährlichen Neujahrsempfang<br />
des Staatskanzlers geladen und gaben in türkischer Sprache Theateraufführungen<br />
vor <strong>der</strong> Kaiserin, die wie<strong>der</strong>holt die <strong>Akademie</strong> besuchte .
Die Orientalische <strong>Akademie</strong> als Teil <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong><br />
Die Orientalische <strong>Akademie</strong> als Teil <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong><br />
Das neue Institut wurde <strong>der</strong> von Jesuiten geleiteten Universität in <strong>Wien</strong> angeglie<strong>der</strong>t<br />
. Zum Gründungsrektor wurde <strong>der</strong> anerkannte Wissenschaftler Pater<br />
Joseph Franz (1754–1769) bestellt . Seine beiden Nachfolger Pater Johann<br />
Nekrep (1770–1785) und Pater Franz Hoeck (1785–1832) kamen ebenfalls<br />
aus dem geistlichen Stand . Beide waren anerkannte Orientalisten . Als letzter<br />
Geistlicher wurde <strong>der</strong> nachmalige Fürsterzbischof von <strong>Wien</strong> und Kardinal Dr .<br />
Joseph Ritter von Rauscher (1832–1849) zum Direktor bestellt .<br />
Das von Kaunitz <strong>der</strong> später „Orientalische<br />
<strong>Akademie</strong>“ genannten Anstalt<br />
gesetzte Ziel wird in mehrfach<br />
abgewandelter Form über 200 Jahre<br />
hinweg Gültigkeit behalten: „Es sollten<br />
dafür in <strong>Wien</strong>, unter den Augen<br />
des kaiserlichen Hofes, fähige Jünglinge<br />
in den nöthigen Sprachen des Orients<br />
wie des Occidents, und außerdem<br />
noch in allen Wissenschaften, die sie<br />
zur Bewahrung <strong>der</strong> kommerziellen<br />
und politischen Interessen Österreichs<br />
im Oriente geschickt machen möchten,<br />
von eigens dazu bestellten Lehrern unterrichtet<br />
und gebildet werden“. Sowie:<br />
„Zihlet dahin ... eine beliebige Anzahl<br />
Steindl von Plessenet als Zögling<br />
<strong>der</strong>lei Knaben zu erziehen, welche<br />
nicht zerstreut in denen Häusern <strong>der</strong>en<br />
Befreundten, son<strong>der</strong>n in einem gemietheten Hauss und etwelchen nothwendigen<br />
Zimmern gleich einer Stiftung beisammen wohneten… Die Zöglinge sollen daher<br />
zu Männern erzogen werden, in welchen sich gründliche Kenntnisse, Geschäftsgewandheit<br />
und feine Sitte mit tadelloser, auf wahre Religiosität gegründeter Sittlichkeit<br />
vereinigen“. Damit wurde von Anfang an Wert darauf gelegt, eine an<br />
<strong>der</strong> Praxis orientierte und nicht nur theoretische Ausbildung sicherzustellen .<br />
Im Vorfeld hatte <strong>der</strong> Staatskanzler Überlegungen angestellt, ob es zweckmäßig<br />
wäre, Adelige und Angehörige des Mittelstandes im Hinblick auf ihre unterschiedliche<br />
Vorbildung und gesellschaftliche Stellung gemeinsam aufzunehmen,<br />
da es bei <strong>der</strong> wenige Jahre zuvor für die Vorbereitung auf die Innenverwaltung<br />
gegründeten Theresianischen <strong>Akademie</strong> einen Adelsparagraphen<br />
gab . Dem wurde jedoch nicht stattgegeben und so zogen nach <strong>der</strong> Gründung<br />
<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> am 1 . Jänner 1754 nach persönlicher Approbation durch die<br />
Kaiserin acht Zöglinge, darunter fünf Nichtadelige, in das Internat ein, das<br />
11
12<br />
Die Orientalische <strong>Akademie</strong> als Teil <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong><br />
<strong>der</strong> Philosophenstube <strong>der</strong> Universität in <strong>der</strong> Bäckerstraße angeglie<strong>der</strong>t war .<br />
Für den jungen Franciscus de Paula Thugut (1736–1818) begann damit ein<br />
Aufstieg, <strong>der</strong> ihn bis zum Außenminister und in den Stand eines Freiherren<br />
führen sollte .<br />
Der Jakoberhof, 1785–1883 Sitz <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Kriterien für die Aufnahme stand die Fähigkeit, Sprachen<br />
zu erlernen . Die Bewerber sollten daher nicht zu alt und nicht zu jung<br />
sein, damit „Gaumen und Gurgel“ die türkische Sprache beherrschen können,<br />
wie im Bericht an die Kaiserin bemerkt wurde . So war <strong>der</strong> jüngste Zögling<br />
erst acht Jahre alt . Dementsprechend wurde das Studienprogramm dem eines<br />
Gymnasiums angeglichen . Auch die adelige Komponente kam mit Reit-,<br />
Fecht-, Tanz-, und Musikunterricht nicht zu kurz . Diese hohen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
waren nur durch die Führung des Internatsbetriebes und die geringe Anzahl<br />
von Zöglingen – zwischen einer und maximal 16 (1808) Aufnahmen im<br />
Jahr – möglich . Der Direktor und die beiden Präfekten waren somit in <strong>der</strong><br />
Lage, die durchschnittlich 20 bis 30 Zöglinge bei ihren Studien individuell<br />
anzuleiten und zu überwachen . Nicht zuletzt waren <strong>der</strong> ganze Tag, die ganze<br />
Woche und nahezu das ganze Jahr Ausbildungszeit, während <strong>der</strong> lediglich die<br />
Intensität und die Fächer wechselten . So wurden die aufnahmsfähigsten Jahre<br />
<strong>der</strong> Jugend voll genutzt . Nach und nach wurden Vorbildungserfor<strong>der</strong>nisse<br />
und Niveau <strong>der</strong> Fächer angehoben und neue im Lehrplan wie die Rechts- und<br />
Staatswissenschaften aufgenommen . Die Ausbildung hatte inzwischen einen<br />
Ruf bekommen, <strong>der</strong> über die ursprünglich begrenzte Zielsetzung hinausging,<br />
so dass die Studiosi <strong>der</strong> Jurisprudenz <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>er Universität von ihren Kollegen<br />
in <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> von den „Diplomatenlehrbuben“ sprachen . Die Karrieren<br />
ihrer Absolventen zeigen, dass sie im Lauf <strong>der</strong> Zeit nach dem Konsulardienst
Ein Ort <strong>der</strong> Forschung über den Orient<br />
auch hohe Posten <strong>der</strong> verschiedensten Ränge in <strong>der</strong> Diplomatie <strong>der</strong> Monarchie<br />
und in <strong>der</strong> Staatsverwaltung besetzen konnten .<br />
Räumlich war die <strong>Akademie</strong> zunächst im Bereich <strong>der</strong> Universität in <strong>der</strong> Bäckerstraße<br />
untergebracht, bis sie dann nahezu ein Jahrhun<strong>der</strong>t lang im sogenannten<br />
Jakoberhof residierte . Von diesem hieß es bei <strong>der</strong> Anmietung 1785, dass er<br />
„wegen seiner freien Aussicht über die Bastei immer die frischeste Luft habe“ und über<br />
die <strong>der</strong> Zögling Anton von Hammer berichtet, dass einer <strong>der</strong> geistlichen Präfekten<br />
während des Unterrichts zur Freude <strong>der</strong> Zöglinge mit Wohlgefallen <strong>der</strong> auf<br />
<strong>der</strong> Stubenbastei lustwandelnden Damen- und Mädchenwelt nachblickte .<br />
Nach 80 Jahren war man dann so weit, dass mit <strong>der</strong> vom Direktor und späteren<br />
Kardinal Rauscher initiierten Reform des Jahres 1833 als Eintrittserfor<strong>der</strong>nis<br />
die Absolvierung <strong>der</strong> philosophischen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> gesamten Gymnasialstudien<br />
festgelegt und, um eine gleichmäßige Vorbildung zu gewährleisten, eine<br />
kommissionelle Aufnahmeprüfung eingeführt wurde . Die <strong>Akademie</strong> ersetzte<br />
nun auch für den ministeriellen und den diplomatischen Dienst die Ausbildung<br />
an <strong>der</strong> Universität .<br />
Ein Ort <strong>der</strong> Forschung über den Orient<br />
Einer <strong>der</strong> Zöglinge und späterer Gründungspräsident<br />
<strong>der</strong> Österreichischen <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong><br />
Wissenschaften, Joseph Freiherr von Hammer-<br />
Purgstall<br />
Die <strong>Akademie</strong> verblieb jedoch weiterhin<br />
schon allein durch ihre Professoren<br />
in engem Kontakt zu Universität und<br />
Wissenschaft . Einer ihrer Zöglinge,<br />
Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall<br />
(1774–1865) blieb nach <strong>der</strong> regulären<br />
fünfjährigen Ausbildung noch weitere<br />
fünf Jahre an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> . Er wurde<br />
schließlich nicht nur <strong>der</strong> bedeutendste<br />
österreichische Kenner des Orients<br />
son<strong>der</strong>n auch Anreger und erster<br />
Präsident <strong>der</strong> Österreichischen <strong>Akademie</strong><br />
<strong>der</strong> Wissenschaften .<br />
Die Orientalische <strong>Akademie</strong> hat bis<br />
ins letzte Drittel des 19 . Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
hinein in den Wissenschaften vom<br />
Orient hervorragende Orientalisten<br />
als Studierende, Lehrer und Beamte<br />
hervorgebracht und mit eigenen Leistungen dieses Fachgebiet bereichert . Die<br />
dabei angelegten wertvollen Sammlungen von Dokumenten, Schriftstücken<br />
und die verfassten Wörterbücher sowie die gesammelten und übersetzten<br />
13
14<br />
Konsuln und Diplomaten – Anwälte ihres Staates<br />
rund 2000 „Osmanischen Sprichwörter“, die noch heute im Haus-, Hof- und<br />
Staatsarchiv und am Institut für Orientalistik <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong> verwahrt<br />
werden, sind ein sprechen<strong>der</strong> Beweis dafür .<br />
Konsuln und Diplomaten – Anwälte ihres Staates<br />
Diplomaten und Konsuln sind die Anwälte ihres Staates und seiner Bürger im<br />
Ausland . Um erfolgreich zu sein, benötigen sie nicht nur das den jeweiligen internationalen<br />
Verhältnissen angemessene Wissen, son<strong>der</strong>n auch alle Qualitäten,<br />
die erfor<strong>der</strong>lich sind, um in den hohen und höchsten gesellschaftlichen, politischen<br />
und wirtschaftlichen Kreisen <strong>der</strong> Staaten, in denen sie tätig werden, angenommen<br />
und angesehen zu sein . Natürlich müssen sie zudem ein überdurchschnittliches<br />
Maß an Identifikation mit dem eigenen Staat und seiner Politik<br />
entwickeln . All das konnte die Orientalische <strong>Akademie</strong> ihren Zöglingen bieten:<br />
1 . Eine multikulturelle Lebensgemeinschaft für die Dauer von vier bis sechs<br />
Jahren: Das Internat und die Anwesenheit von Angehörigen <strong>der</strong> so vielfältigen<br />
Völker <strong>der</strong> Monarchie führten in ganz jungen Jahren aus geistiger<br />
und provinzieller Beschränkung heraus .<br />
2 . Die Mischung von Adeligen und Abkömmlingen aus bürgerlichen, mitunter<br />
ganz einfachen Verhältnissen, ermöglichte es einerseits, alle auf ein<br />
gemeinsames gehobenes gesellschaftliches Niveau mit allen seinen Sitten<br />
und Unsitten einzustimmen und an<strong>der</strong>erseits in die künftige Beamtenschaft<br />
tatsächlich die Fähigsten aufzunehmen .<br />
3 . Die in dieser Zeit nicht nur wegen <strong>der</strong> Interessen des standesbewussten<br />
Adels son<strong>der</strong>n auch wegen <strong>der</strong> nötigen finanziellen Mittel diesem weitgehend<br />
überlassene Diplomatie wurde weiteren Bevölkerungsschichten<br />
dadurch zugänglich gemacht, dass die Absolventen <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> im<br />
Gegensatz zu direkt antretenden Bewerbern, die ein hohes an<strong>der</strong>weitiges<br />
Einkommen nachweisen und zunächst mehrere Jahre unbezahlt tätig sein<br />
mussten, mit erfolgreich bestandener Ausbildung sofort einen bezahlten<br />
Dienstposten erhielten .<br />
4 . Nicht zuletzt war es einer solchen Institution des Staates möglich, die jungen<br />
Leute in <strong>der</strong> Loyalität zum Herrscherhaus zu formen . So war die letzte<br />
Manifestation <strong>der</strong> K . u . k . Konsularakademie vor dem Ende <strong>der</strong> Monarchie<br />
im Jahre 1918 die gemeinsame Fahrt <strong>der</strong> Direktion mit den wenigen<br />
trotz des Krieges noch verbliebenen Akademikern zur Krönung des letzten<br />
Kaisers Karl I . als König Karl IV . von Ungarn vom 29 . bis 31 . Dezember<br />
1916 in Budapest .
1848 – Die große Zäsur<br />
1848 – Die große Zäsur<br />
Rede eines Studenten an die Arbeiter<br />
am 27 . Mai 1848 in <strong>Wien</strong><br />
Das Revolutionsjahr 1848 brachte<br />
auch für die Orientalische <strong>Akademie</strong><br />
eine Wende . Von nun an wurde hier<br />
ebenfalls die Trennung von Staat und<br />
Kirche vollzogen: Am 15 . April 1849<br />
wurde Sektionsrat Dr . Max Selinger<br />
als provisorischer Nachfolger des<br />
zunächst zum Bischof <strong>der</strong> Diözese<br />
Seckau berufenen Direktors und späteren<br />
Kardinals von <strong>Wien</strong>, Rauscher,<br />
bestellt . Die Turbulenzen des Jahres<br />
1848 hatten bis in die <strong>Akademie</strong> hinein<br />
Auswirkungen, denn dem damaligen<br />
Zögling und späteren Außenminister<br />
Heinrich von Haymerle wurde<br />
vorgeworfen, er hätte zusammen mit<br />
einem Kollegen in Anwesenheit des<br />
italienischen Präfekten Abbate Nunja im Sommerquartier <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> in<br />
Weidling einer vorbeikommenden Gruppe revolutionärer Studenten zugejubelt<br />
. Nach seiner Verhaftung konnte er jedoch bei <strong>der</strong> anschließenden peniblen<br />
Untersuchung durch eine Purifizierungskommission glaubhaft versichern,<br />
dass er nie die Republik für eine auf Österreich anwendbare Staatsform gehalten<br />
habe; <strong>der</strong> Präfekt jedoch musste in seine Heimat zurückkehren .<br />
Die nun beginnenden Jahre sind zunächst durch größere Disziplin und die<br />
Einführung <strong>der</strong> Uniform <strong>der</strong> Staatsbeamten für die Zöglinge gekennzeichnet .<br />
1852 war mit Oberstleutnant Philipp von Körber ein Militär zum Direktor<br />
bestellt worden, dem dann Direktoren aus dem ministeriellen und diplomatischen<br />
Dienst des Ministeriums folgten: 1861 Ottokar Maria Freiherr von<br />
Schlechta von Wschehrd, 1871 Hofrat Heinrich Barb, 1883 ao . Gesandter u .<br />
bev . Minister Konstantin Freiherr von Trauttenberg . Alle drei waren in jungen<br />
Jahren Zöglinge <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> gewesen .<br />
Dennoch ist das Jahr 1848 nicht so sehr in politischer Hinsicht die Mitte zwischen<br />
zwei völlig unterschiedlichen Jahrhun<strong>der</strong>thälften als in technisch und<br />
wirtschaftlicher . Zu Beginn des Jahrhun<strong>der</strong>ts konnten die Konsulareleven ihre<br />
Einsatzorte nur zu Pferde o<strong>der</strong> bestenfalls mit <strong>der</strong> Pferdepost erreichen und<br />
ihre Berichte im Scheine einer Kerze schreiben, während an seinem Ende alle<br />
wichtigen Stationen ihrer Karriere bereits durch ein dichtes Eisenbahnnetz<br />
o<strong>der</strong> durch regelmäßige Dampfschifffahrts-Verbindungen verbunden waren .<br />
Die Berichte wurden schon unter dem Licht von Glühlampen geschrieben,<br />
wenn die brisanten Inhalte nicht bereits über den Telegrafen durchgegeben<br />
15
16<br />
Die Öffentlichkeit interessiert sich für die <strong>Akademie</strong><br />
worden waren . Vor allem war das Netz von Konsulaten auf Grund des mit<br />
allen Teilen <strong>der</strong> Welt gewaltig angestiegenen Handels von einigen Posten um<br />
das Mittelmeer herum zu einem ansehnlichen Apparat von etwas über 300<br />
Generalkonsulaten, Konsulaten, Konsularagentien und konsularischen Honorarvertretungen<br />
angewachsen .<br />
Kardinal Dr . Joseph Othmar<br />
Ritter von Rauscher, <strong>Akademie</strong>direktor<br />
1832–1849<br />
Oberstleutnant Philipp von Körber,<br />
Direktor <strong>der</strong> Orientalischen <strong>Akademie</strong><br />
1852–1861<br />
Die Öffentlichkeit interessiert sich für die <strong>Akademie</strong><br />
Das Interesse <strong>der</strong> Öffentlichkeit an ihrer Tätigkeit hatte zugenommen, wie es<br />
ministerielle Verordnungen und Konsularenqueten des Parlaments in den Jahren<br />
1849, 1858, 1868/70, 1883/86, 1898 und 1908 zeigen . Gelegentlich wurde<br />
sogar überlegt, die <strong>Akademie</strong> aufzulösen, da liberal eingestellte Abgeordnete<br />
mit Argumenten wie “freie Pflanzen gedeihen besser als die verborgenen“ o<strong>der</strong><br />
„an Stelle einer Pflanzstätte für die Heranbildung des Konsularbeamtenstandes<br />
sei sie nur ein Treibhaus“ für ein Studium an den Universitäten plädierten .<br />
Dabei erwies sich die Kombination von Studien in den Sachfächern mit dem<br />
Sprachenstudium als stärkstes Argument für ihre Beibehaltung . Mit <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Industrialisierung Europas und <strong>der</strong> wirtschaftlichen Expansion<br />
nach Übersee nahm das Interesse an <strong>der</strong> Ausbildung des Konsularkorps und<br />
nach und nach auch <strong>der</strong> Diplomaten in den Wirtschaftsfächern zu, während<br />
die Nachfrage nach Kenntnissen in den orientalischen Sprachen zugunsten<br />
von Serbokroatisch o<strong>der</strong> Russisch nachließ . Unterstrichen wurde diese Tendenz<br />
durch den Aufstieg des Englischen, das zu Anfang des Jahrhun<strong>der</strong>ts noch<br />
ein Wahlfach war, für das <strong>der</strong> Zögling die Kosten zu tragen hatte, und das<br />
am Ende bereits mit <strong>der</strong> Diplomatensprache Französisch gleichgezogen hat-
Standorte und Baulichkeiten<br />
te . Man probierte zeitweise mit Hilfe <strong>der</strong> Japanischen Gesandtschaft <strong>der</strong>en<br />
Sprache zu lehren, um sich schließlich für Chinesisch zu entscheiden . Nie<br />
wurde jedoch Spanisch gelehrt, obwohl dieses Land in <strong>der</strong> Vergangenheit eine<br />
bedeutende Rolle in den politischen und familiären Beziehungen des Hauses<br />
Habsburg und seiner Län<strong>der</strong> gespielt hatte .<br />
Die Frage nach <strong>der</strong> besten Art <strong>der</strong> Ausbildung sollte auch weiterhin für die<br />
Diplomatische <strong>Akademie</strong> des 20 . Jahrhun<strong>der</strong>ts eine Rolle spielen . Ursprünglich<br />
war es eine Kombination von Allgemeinbildung, wie sie allen Gebildeten<br />
zuteil wurde, mit anschließen<strong>der</strong> Einführung bereits „on the job“, wie es in<br />
Großbritannien bis in die neueste Zeit praktiziert wurde . In den zurückliegenden<br />
zwei Jahrhun<strong>der</strong>ten hatte das nötige Spezialwissen für alle Berufe und darunter<br />
auch für jene, die mit den internationalen Beziehungen zu tun haben,<br />
<strong>der</strong>maßen zugenommen, dass ohne Spezialausbildung ein erfolgreicher Start<br />
<strong>der</strong> Karriere kaum mehr möglich wurde . Die Spezialisierung <strong>der</strong> Anwärter für<br />
den Konsulardienst durch die Orientalische <strong>Akademie</strong> hatte bereits im 19 .<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t dazu geführt, dass am Berliner Kongreß von 1878 zur Regelung<br />
<strong>der</strong> offenen Balkanfragen mit dem Osmanischen Reich von fünf Delegierten<br />
Österreich-Ungarns, darunter <strong>der</strong> spätere Außenminister Haymerle, vier Absolventen<br />
<strong>der</strong> Orientalischen <strong>Akademie</strong> waren . Denn sie verfügten über die<br />
nötigen Sprach- und Spezialkenntnisse für die Region .<br />
Standorte und Baulichkeiten<br />
Die <strong>Akademie</strong> hatte zunächst kein eigenes Gebäude, son<strong>der</strong>n war an wechselnden<br />
Orten im Universitätsviertel angesiedelt . Mit <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Zahl<br />
<strong>der</strong> Zöglinge und den höheren Anfor<strong>der</strong>ungen an ihre Unterbringung und an<br />
Räume für erweiterte Lehrveranstaltungen entstand ein Problem, das 1883<br />
durch die Zusammenlegung mit <strong>der</strong> Theresianischen <strong>Akademie</strong> gelöst wurde .<br />
In <strong>der</strong>en großflächigem Areal wurde den alten Gebäuden ein neuer Trakt, <strong>der</strong><br />
sogenannte <strong>Akademie</strong>trakt, hinzugefügt und die Leitung bei<strong>der</strong> Anstalten einem<br />
gemeinsamen Direktor übertragen . Zunächst war dies Hofrat Dr . Paul<br />
Freiherr Gautsch von Frankenthurn, dem jedoch, als er 1885 vom Kaiser zum<br />
Minister für Cultus und Unterricht ernannt wurde, zunächst <strong>der</strong> Vizedirektor<br />
Heinrich Holzinger von Weidlich und mit Beginn 1886 Regierungsrat Dr .<br />
Michael Freiherr von Pidoll zu Quintenbach in <strong>der</strong> Leitung bei<strong>der</strong> Institutionen<br />
folgten . Die Orientalische <strong>Akademie</strong> befand sich von da an in dem<br />
Trakt des Theresianums, in dem seit 1964 ihre Nachfolgerin, die Diplomatische<br />
<strong>Akademie</strong>, untergebracht ist . Es dauerte jedoch nicht lange, bis auch<br />
diese Bleibe den steigenden Anfor<strong>der</strong>ungen an eine Ausbildungsstelle für das<br />
konsularische und diplomatische Korps einer Großmacht nicht mehr gewachsen<br />
war . Die beabsichtigte räumliche Ausdehnung wurde in Anpassung an die<br />
verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen an die für Außenbeziehungen zuständigen Diens-<br />
17
18<br />
Von <strong>der</strong> Orientalischen- zur Konsularakademie<br />
te mit einer Neugestaltung <strong>der</strong> Lehre verbunden . So waren die orientalischen<br />
Sprachen etwas in den Hintergrund getreten . Eine Neugewichtung des gesamten<br />
Programmes zugunsten einer Promotion <strong>der</strong> wirtschaftlichen Interessen<br />
<strong>der</strong> Doppelmonarchie wurde jetzt angestrebt .<br />
Der Konsulartrakt in <strong>der</strong> Theresianischen <strong>Akademie</strong>,<br />
Sitz <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>n 1883–1904 und seit 1964<br />
Von <strong>der</strong> Orientalischen- zur Konsularakademie<br />
Agenor Graf Goluchowski, <strong>der</strong> Jüngere,<br />
Minister des Äußeren und des Kaiserlichen<br />
Hauses 1895–1906<br />
Der gemeinsame Minister des kaiserlichen<br />
und königlichen Hauses und<br />
des Äußeren Agenor Graf Goluchowski<br />
d . J . gab in einer Rede vor dem<br />
Ausschuss <strong>der</strong> Delegation des ungarischen<br />
Parlaments am 20 .11 .1897<br />
den Startschuss für die Neuordnung<br />
mit <strong>der</strong> Begründung „das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
sei für Europa ein Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
des Ringens um das Dasein auf handelspolitischem<br />
Gebiet und daher käme<br />
den Konsularfunktionären eine erhöhte<br />
Bedeutung in <strong>der</strong> Wahrung <strong>der</strong> Interessen<br />
<strong>der</strong> Monarchie zu“. Dafür biete<br />
<strong>der</strong> vorhandene Studienplan <strong>der</strong><br />
Orientalischen <strong>Akademie</strong> nicht alle<br />
Bildungsvoraussetzungen . Es wurde<br />
daher eine Kommission gebildet, die<br />
Vorschläge zur Reorganisation ausarbeiten sollte, ausgehend von einer Zweiteilung<br />
des Studienganges in eine orientalische Abteilung und eine für die<br />
übrige Welt .
Ein mo<strong>der</strong>nes Bildungsprogramm<br />
Ein mo<strong>der</strong>nes Bildungsprogramm<br />
Der Direktor <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> legte bereits im Mai 1898 ein Promemoria vor,<br />
das wegweisend werden sollte . Pidoll verfügte nicht nur über eine lange Erfahrung<br />
mit zwei Anstalten, die <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> künftigen höchsten Beamten<br />
<strong>der</strong> Monarchie dienten, son<strong>der</strong>n war selbst ein Pädagoge von Format .<br />
Er hat folgende nach mo<strong>der</strong>nen Grundsätzen entwickelte grundlegende Neuorientierung<br />
des gesamten Ausbildungsprogrammes vorgeschlagen:<br />
1 . Vorbereitung für den praktischen Dienst bei Wahrung des wissenschaftlichen<br />
Niveaus einer Hochschule<br />
2 . Zentrale Stellung <strong>der</strong> staatswirtschaftlichen Fächer unter Beibehaltung <strong>der</strong><br />
positiven juristischen und historisch-politischen Disziplinen, bei Reduktion<br />
des linguistischen Unterrichts<br />
3 . För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> geistigen Initiative und Arbeitsweise durch Lernmethoden,<br />
die die Zöglinge zu selbständiger Arbeit heranziehen .<br />
4 . Herstellung des Gleichgewichts <strong>der</strong> Studienrichtungen<br />
In diesen Leitlinien ist das Bemühen<br />
enthalten, die in <strong>der</strong> Monarchie übermäßig<br />
auf die formalen und rechtlichen<br />
Grundlagen ausgerichtete Staatsverwaltung<br />
in ihren Beziehungen mit<br />
<strong>der</strong> Außenwelt zugunsten einer stärkeren<br />
Beachtung <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Grundlagen eines mo<strong>der</strong>nen Staates<br />
zurück zu drängen . Dazu ergänzend<br />
legt Pidoll großen Wert auf die analytischen<br />
Fähigkeiten <strong>der</strong> Studierenden<br />
und auf konkretes Anschauungsmaterial<br />
. Das, was er zur Funktion und <strong>der</strong><br />
Gestaltung von Seminaren zu sagen<br />
hatte, könnte auch heute nicht besser<br />
formuliert werden . Die gemessen an<br />
an<strong>der</strong>en Unterrichtsanstalten geringe<br />
Michael Freiherr Pidoll von Quintenbach<br />
Direktor 1886–1904<br />
Zahl von Studierenden, die im neuen Gebäude vorhandenen Lehrbehelfe und<br />
die Möglichkeit in <strong>der</strong> Lehre auf die Professoren <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>er Universität, einer<br />
<strong>der</strong> damals bedeutendsten <strong>der</strong> Welt, und auf die an den obersten Stellen <strong>der</strong><br />
Staatsverwaltung tätige Beamtenschaft zurückgreifen zu können, machte diese<br />
Anstalt zur damaligen Zeit zum Spitzeninstitut im internationalen Vergleich .<br />
19
Eine neue <strong>Akademie</strong> in einem neuen Haus<br />
Kaiser Franz Joseph I . för<strong>der</strong>te den Neubau<br />
<strong>der</strong> Konsularakademie maßgeblich<br />
20<br />
Eine neue <strong>Akademie</strong> in einem neuen Haus<br />
Zwei Jahre nach Baubeginn konnte<br />
die Konsularakademie zum Anfang<br />
des Wintersemesters 1904/05 ihr<br />
neues Gebäude in <strong>der</strong> Waisenhausgasse,<br />
<strong>der</strong> heutigen Boltzmangasse,<br />
beziehen . Eröffnet wurde es am 3 .<br />
November 1904 in Anwesenheit von<br />
Kaiser Franz Joseph I . Zur Deckung<br />
<strong>der</strong> Kosten in Höhe von 850 000<br />
Kronen für den Bau und 150 000<br />
Kronen für die Einrichtung hatte<br />
er den Erlös <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />
Ausgabe des sogenannten Kronprinzenwerkes<br />
gewidmet . Dieses noch zu<br />
Lebzeiten von Kronprinz Rudolf ins<br />
Leben gerufene, jeweils in Deutsch<br />
und Ungarisch 24 Bände umfassende<br />
Werk „Die österreichisch-ungarische<br />
Monarchie in Wort und Bild“ hatte durch die Mitarbeit von Wissenschaftern<br />
aus allen Regionen des Reiches eine umfassende Darstellung <strong>der</strong> Monarchie in<br />
ihrer letzten Lebensphase vermittelt .<br />
Das neue Haus verfügte nicht nur über Zimmer für bis zu 50 Zöglinge, nunmehr<br />
„Akademiker“ o<strong>der</strong> „Hörer“ genannt, son<strong>der</strong>n hatte auch sieben Hörsäle,<br />
Prüfungssäle, Bibliothek, Warenmuseum, Billiardzimmer, Kegelbahn,<br />
Leseraum und Musikzimmer . Die neu Eintretenden wurden mit Bekleidung,<br />
Beschuhung, Leib-, Tisch- und Bettwäsche sowie mit den Lehrbüchern, Lehrmitteln<br />
und Schreibrequisiten ausgestattet . Auch Tanz-, Fecht- und Reitunterricht<br />
wurde weiterhin gewährt . Das vornehme und eine gediegende Atmosphäre<br />
ausstrahlende Haus war geeignet, auf die gehobene Lebensweise in<br />
<strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Diplomatie vorzubereiten . Heimito von Do<strong>der</strong>er hat ihm und<br />
seinen Bewohnern im Roman „Die Strudelhofstiege“ ein literarisches Denkmal<br />
gesetzt . Diener in Livree mit weißen Handschuhen, Konsularakademiker<br />
in Uniform und würdige Professoren sowie die vielen im alltäglichen Verkehr<br />
verwendeten Sprachen gaben <strong>der</strong> Ausbildungsstätte ein Flair von Internationalität<br />
und Intellektualität . Der Studienalltag von 7 Uhr morgens bis 20 Uhr<br />
abends und die an die Akademiker gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen waren allerdings<br />
recht rigoros . Nach den Abschlussprüfungen folgten das Praktikum an einem<br />
Gericht o<strong>der</strong> einer Verwaltungsbehörde und dann in <strong>der</strong> Regel bereits <strong>der</strong> erste<br />
besoldete Dienstposten im Ausland . Die Absolventen <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> kamen<br />
aus allen Regionen <strong>der</strong> österreichischen Reichshälfte und zu einem Drittel<br />
aus Ungarn, insgesamt etwa zehn pro Jahrgang . Für viele begann damit <strong>der</strong>
Die letzten Jahre <strong>der</strong> kaiserlichen und königlichen Anstalt<br />
Aufstieg aus einfacheren Verhältnissen in die oberen Gesellschaftsschichten .<br />
Während vor allem Botschaften und wichtigere Gesandtschaften vor allem aus<br />
finanziellen Gründen aber auch wegen <strong>der</strong> angenommenen größeren Nähe<br />
und Loyalität zum Herrscherhaus weiterhin vorwiegend den Angehörigen des<br />
hohen Adels vorbehalten blieben, wurde die Konsularakademie zur Eingangspforte<br />
für das Bürgertum, das im Ministerialdienst, dem Konsulardienst und<br />
auch in <strong>der</strong> Diplomatie auf Grund <strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> genossenen Ausbildung<br />
immer mehr Posten besetzen konnte .<br />
Die neue Konsularakademie in <strong>der</strong> Waisenhausgasse, heutige Boltzmanngasse<br />
Die letzten Jahre <strong>der</strong> kaiserlichen und königlichen Anstalt<br />
Im Sommer 1914 hat es, wie in ganz Europa, auch an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> den<br />
großen patriotischen Enthusiasmus gegeben . Anstatt weiter zu studieren o<strong>der</strong><br />
den Dienst in den für ihre Karriere vorgesehenen Dienststellen anzutreten,<br />
folgten die jungen Konsularakademiker dem Ruf zu den Waffen, freiwillig<br />
o<strong>der</strong> als Offiziere <strong>der</strong> Reserve . Die Jahrgänge werden danach immer dünner<br />
und mancher Lehrer musste sich gleichfalls verabschieden . Bald kamen erste<br />
Nachrichten über an <strong>der</strong> Front gefallene, verletzte o<strong>der</strong> in Gefangenschaft geratene<br />
Angehörige . Die Stimmung unterliegt großen Schwankungen, aber mit<br />
den immer größer werdenden Einschränkungen schwinden die Hoffnungen,<br />
bis im November 1918 mit <strong>der</strong> Kapitulation <strong>der</strong> Armee, dem Verzicht Kaiser<br />
Karls I . auf die Regierungsgeschäfte und dem Zerfall <strong>der</strong> Monarchie durch<br />
die Bildung von Republiken auf ihrem Territorium und die Besetzung einiger<br />
Gebiete durch die ehemaligen Gegner auch für die Akademiker das einigende<br />
Band zerfällt . Sie eilen in ihre Heimat zurück, um dort an <strong>der</strong> Neuordnung<br />
<strong>der</strong> Verhältnisse teilzunehmen . Das Gebäude in <strong>der</strong> Boltzmanngasse dürfte<br />
21
22<br />
Wie leben junge Akademiker in ihrer <strong>Akademie</strong>?<br />
ziemlich grau und verlassen ausgesehen haben mit einigen wenigen Zurückgebliebenen<br />
wie Direktor Anton von Winter, die nun versuchen, für die <strong>Akademie</strong><br />
zu retten was zu retten ist: Denn es geht um ihr Überleben .<br />
Es ist wohl erlaubt, am Ende des Kapitels „K . u . k . Konsularakademie“ die Frage<br />
zu stellen, ob sie letztendlich das bewirkt hat, was von ihr erwartet wurde:<br />
junge Menschen darauf vorzubereiten, die Interessen <strong>der</strong> Doppelmonarchie<br />
in den Auseinan<strong>der</strong>setzungen <strong>der</strong> Mächte erfolgreich zu vertreten? Aus <strong>der</strong><br />
Distanz von bald hun<strong>der</strong>t Jahren wird man sagen müssen, dass es <strong>der</strong> Politik<br />
und ihren Vertretern, einschließlich <strong>der</strong> Diplomaten, in den dem Weltkrieg<br />
voran gegangenen Jahren nicht gelungen ist, den Ausgleich <strong>der</strong> Interessen <strong>der</strong><br />
Großmächte auf friedlichem Wege herbeizuführen . Die größten Fehler in Europa<br />
waren bereits in <strong>der</strong> Mitte des vorhergehenden Jahrhun<strong>der</strong>ts begangen<br />
worden, als sich die Zivilgesellschaft einem Prozess <strong>der</strong> Militarisierung unterwerfen<br />
ließ und gleichzeitig die aufsteigenden kleinbürgerlichen Schichten<br />
<strong>der</strong> Ideologie eines unduldsamen Nationalismus verfielen . Ein heute kaum<br />
noch verständlicher Hass zwischen den Völkern, vermischt mit wirtschaftlichen<br />
Interessen und machtpolitischen Aspirationen führte schließlich zum<br />
„Selbstmord“ Europas .<br />
In <strong>der</strong> abgehobenen Atmosphäre <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> war wenigstens <strong>der</strong> Gegensatz<br />
zwischen den Völkern des Reiches auf das zwischen Nachbarn übliche mehr<br />
o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> humorvolle Herausstreichen gegenseitiger Differenzen und Fehler<br />
reduziert . Jedenfalls wird dies in den Erinnerungen ihrer einstigen Zöglinge<br />
stets so dargestellt . Mehr war wohl angesichts des mächtigen Gegenstromes<br />
<strong>der</strong> allgemeinen Meinung nicht zu erwarten gewesen . Auch am an<strong>der</strong>en Ende<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft, dem Arbeiterproletariat, war den Vertretern einer pazifistischen<br />
Weltordnung in den entscheidenden Monaten des Sommers 1914 und<br />
noch einige Zeit danach kein Erfolg beschieden .<br />
Wie leben junge Akademiker in ihrer <strong>Akademie</strong>?<br />
An dieser Stelle ist es angezeigt, ein wenig über das Leben <strong>der</strong> „Zöglinge“ o<strong>der</strong><br />
„Akademiker“, wie sie auch hießen, im Vergleich <strong>der</strong> alten zur neuen Institution<br />
zu sagen . Der Zeit vor 1918 entsprechend war das damalige Regime<br />
recht strikt mit viel Studium und wenig Freizeit, genauen Verhaltensnormen<br />
und einer über allem wachenden Anstaltsleitung . Allerdings kam <strong>der</strong> Sport<br />
mit Reit-, Fecht-, Schwimm- und Tanzunterricht nicht zu kurz, ergänzt durch<br />
Billardspiel . Der Staat stellte praktisch alles zum Leben nötige bis zur Unterwäsche<br />
genau abgezählt zur Verfügung . Er verlangte daher einen schonenden<br />
Umgang damit . Der junge Mensch hatte sich in und außerhalb <strong>der</strong> Anstalt so<br />
zu verhalten, wie man es von einem späteren hohen Funktionär erwartete .
Wie leben junge Akademiker in ihrer <strong>Akademie</strong>?<br />
Die Hausordnung von 1892 enthält<br />
52 Paragraphen . Sie regeln das Verhalten<br />
im Allgemeinen in und außerhalb<br />
<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>, von <strong>der</strong> Pflicht<br />
zum Gehorsam und zum Tragen <strong>der</strong><br />
Uniform bis zum Verbot <strong>der</strong> „Benützung<br />
von Monocles sowie des Tragens<br />
von Bracelets“ . Die Regeln hatten so<br />
wie die Uniform auch den Sinn, das<br />
Hervorkehren von Unterschieden <strong>der</strong><br />
Herkunft und <strong>der</strong> finanziellen Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Studierenden zu unterbinden<br />
und damit ein den angestrebten<br />
Gemeinschaftsgeist schädigendes<br />
Konkurrieren . Unter den jungen Leuten<br />
entwickelten sich eigene Formen<br />
<strong>der</strong> Aufnahme in die Gemeinschaft<br />
sowie <strong>der</strong> Rangordnung zwischen<br />
den verschiedenen gleichzeitig anwesenden<br />
Jahrgängen . So mussten die<br />
neu Eingetretenen den älteren Jahrgängen<br />
Respekt erweisen und wurden<br />
von diesen „Jagdhunde“ genannt,<br />
die es zu dressieren galt . Sie konnten<br />
dann zu „Vizeakademikern“, „Akademikern“,<br />
„Vizeexzellenzen“ bis zur<br />
„Exzellenz“ im letzten Studienjahr<br />
Uniform eines Konsular-Attachés,<br />
Jahrbuch des K . u . k . Auswärtigen<br />
Dienstes 1914<br />
aufsteigen . Die als Konsular-Attaché in den Dienst Aufgenommen konnten<br />
sich des Titels „Halbgott“ erfreuen . Bei Verstößen gegen die Rituale verhängte<br />
ein von den Älteren gestellter Gerichtshof in einem ulkigen Strafverfahren<br />
Strafen, die von <strong>der</strong> Rüge bis zur „Wasserleitung mit Stülpung“ reichten, bei<br />
<strong>der</strong> dem auf den Kopf gestellten Delinquenten Wasser in die Hosenröhren<br />
gegossen wurde . Auch zeigen <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> Hausregeln und manche Erinnerungen<br />
sowie aktenkundige Zwischenfälle, dass es sich um eine lebendige<br />
Jugend handelte . Bis 1926 war es ein reiner Männerbund, <strong>der</strong> sich auf eine<br />
ausschließlich männlich besetzte Berufskarriere vorbereitete .<br />
Nach 1918 fallen die Einschränkungen <strong>der</strong> persönlichen Lebensgestaltung bis<br />
auf die Regeln des Studiums und <strong>der</strong> Benützung <strong>der</strong> zur Verfügung gestellten<br />
Räumlichkeiten . Ab dem Jahre 1926 verän<strong>der</strong>t die Aufnahme von Frauen die<br />
Atmosphäre in <strong>der</strong> Anstalt . Die Geschlechtertrennung <strong>der</strong> Studentenzimmer<br />
fällt dagegen erst zu Beginn <strong>der</strong> 80er Jahre des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts . In <strong>der</strong>selben<br />
Zeit bestand ebenfalls noch <strong>der</strong> Krawattenzwang bei gemeinschaftlichen<br />
Mahlzeiten . Selbst dies war schwer durchzusetzen . Noch in den 80er Jahren<br />
23
24<br />
Zwischen den Weltkriegen<br />
des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde einmal ein Gastprofessor aus den USA vor<br />
dem Eintritt zum Speisesaal aufgefor<strong>der</strong>t, zurück in sein Zimmer zu gehen,<br />
um die Krawatte anzulegen .<br />
Was kann jedoch die Direktion gegen innovative junge Menschen tun, die<br />
an einem kalten Tag glauben, die Temperatur in ihrem Zimmer durch ein<br />
aufgeheiztes Bügeleisen erhöhen zu können, mit dem Erfolg, dass es die Aufräumerin<br />
einfach auf das Fauteuil daneben stellt, wo es sich bis zum Boden<br />
durchfrißt . Soll die Direktion in einem solchen Fall <strong>der</strong> Hausordnung einen<br />
weiteren Paragraphen hinzufügen? Noch vor drei Jahrzehnten musste bei einem<br />
gruppendynamischen Seminar festgestellt werden, dass sich die Insassen<br />
<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> eingeschlossen fühlten, weil es nur einen Telefonautomaten und<br />
eine Klingel an dem am Wochenende verschlossenen Tor gab . Dies konnte<br />
schnell behoben werden, zeigt jedoch den Gegensatz zur Gesellschaft von heute<br />
und ihren Institutionen, in <strong>der</strong> je<strong>der</strong> durch Handy und Internet dauerhaft<br />
mit <strong>der</strong> gesamten Umwelt verbunden ist, zu einer Gesellschaft, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Individualität<br />
des Einzelnen und seinem Schutz gegenüber <strong>der</strong> Rücksicht auf die<br />
Gemeinschaft und ihren Geist weitgehend <strong>der</strong> Vorrang eingeräumt wird .<br />
Zwischen den Weltkriegen<br />
Die Konsularakademiker hatten so viel an Fachwissen und Berufsgeist in die<br />
neue Zeit mitgebracht, dass es ihnen sowohl im republikanischen Österreich<br />
als auch in den an<strong>der</strong>en Nachfolgestaaten <strong>der</strong> Monarchie möglich war, an<br />
entscheidenden Stellen am Aufbau <strong>der</strong> neuen Einrichtungen für den Verkehr<br />
zwischen den Staaten hilf- und erfolgreich mitzuwirken . Man traf sie daher in<br />
<strong>der</strong>en Ministerien und Vertretungsbehörden ebenso an wie in den Hallen des<br />
Völkerbunds .<br />
Auf ihre <strong>Akademie</strong> kamen mit dem Ende des verlorenen Krieges allerdings<br />
schwere Zeiten zu . Der Vielvölkerstaat war zerfallen; unter dem Namen Österreich<br />
verblieb nicht viel mehr als ein Zehntel an Territorium und Bevölkerung<br />
zurück . Die an<strong>der</strong>en Nachfolgestaaten verhielten sich abweisend, wenn<br />
nicht gar feindlich . Die alliierten Kriegsgegner sahen in <strong>der</strong> zunächst unter<br />
dem Namen Deutsch-Österreich firmierenden jungen Republik ebenso wie<br />
im Deutschen Reich und in Ungarn die Urheber des Krieges, die zur Rechenschaft<br />
zu ziehen waren und daher außer territorialen Einbußen noch durch<br />
Reparationen für die Schäden aus dem Kriege gut zu stehen hatten . Nach<br />
<strong>Wien</strong> und in die Bundeslän<strong>der</strong> waren zehntausende <strong>der</strong> ehemaligen Staatsdiener<br />
<strong>der</strong> Monarchie zurückgekehrt, für die es nun keine Verwendung mehr gab .<br />
Die Staatsfinanzen waren zerrüttet, <strong>der</strong> innere Frieden schwer gefährdet . Die<br />
Menschen hungerten in den Städten und waren vielfach auf Hilfe von außen<br />
angewiesen . Nur mehr die oberste Schicht <strong>der</strong> einstigen Säulen <strong>der</strong> Monarchie
Zwischen den Weltkriegen<br />
aus Adel, hoher Beamtenschaft und kirchlicher Hierarchie sowie ehemaligen<br />
auf den Kaiser vereidigten Offizieren fühlten sich in <strong>der</strong> vagen Hoffnung auf<br />
eine Rückkehr des Kaisers bedingungslos einem souveränen Österreich verpflichtet<br />
. Das ehemalige Ministerium des kaiserlich und königlichen Hauses<br />
und des Äußeren war als liquidierendes Ministerium des Äußeren auf eine<br />
kleine Dienststelle zusammengeschrumpft . Die leitenden Funktionäre <strong>der</strong> Diplomatie<br />
und des Ministeriums hatten demissioniert und die neue Republik<br />
konnte sich für ihre Außenbeziehungen nur ein kleines Staatsekretariat sowie<br />
einige wenige Vertretungsbehörden im Ausland leisten .<br />
In dem schönen großen Haus <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> saß Direktor Anton Winter – sein<br />
„von“ war <strong>der</strong> republikanischen Gesetzgebung zum Opfer gefallen – mit kaum<br />
einer Aussicht, dass unter den neuen Verhältnissen genügend junge Leute für<br />
eine Karriere zur Vertretung des Staates auszubilden wären, um diese Anstalt<br />
personell und finanziell erfolgreich zu führen .<br />
Die Regierung von Staatskanzler Dr . Karl Renner hatte alles vorbereitet, um<br />
Österreich dem nun ebenfalls republikanischen Deutschland anzuschließen .<br />
Ihr Außenminister Dr . Otto Bauer hatte Berlin bereits darüber unterrichtet,<br />
dass man in Aussicht nehme, die <strong>Akademie</strong> als Ausbildungsstätte für<br />
die gemeinsamen ministeriellen, diplomatischen und konsularischen Dienste<br />
vorzusehen und von dort waren bereits Anfragen über Programm und<br />
Einrichtungen <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> eingelangt . Daraus wurde jedoch infolge des<br />
Anschlussverbots <strong>der</strong> Friedensverträge <strong>der</strong> Pariser Vororte von 1919 nichts .<br />
Winter, gedeckt durch das einstweilen für die <strong>Akademie</strong> zuständig gewordene,<br />
dem Bundeskanzleramt unterstehende Staatssekretariat für Äußeres, verhandelte<br />
jedoch weiter und gelangte zu einem Abkommen, demzufolge Berlin für<br />
bis zu zwanzig deutsche Studierende die Kosten übernehmen werde . Daher<br />
traten dreizehn deutsche Hörer im Wintersemester 1921/22 ihr Studium in<br />
<strong>Wien</strong> an und die Direktion konnte den noch im Endstadium <strong>der</strong> Monarchie<br />
eingetretenen Studierenden den Abschluss ihrer Studien ermöglichen, sowie<br />
gleichzeitig einen neuen Jahrgang beginnen . Doch dieses Abkommen hielt<br />
nicht länger als ein Jahr, denn Deutschland war in tiefste Inflation versunken .<br />
Nun versuchte <strong>der</strong> Direktor mit Zustimmung <strong>der</strong> Regierung die Lösung <strong>der</strong><br />
Krise durch Einbeziehung <strong>der</strong> Nachfolgestaaten <strong>der</strong> Monarchie in ein von<br />
allen finanziertes Institut für ihre konsularischen und diplomatischen Dienste<br />
. Auch das blieb infolge Desinteresses <strong>der</strong> sehr auf die soeben gewonnene<br />
Souveränität bedachten Regierungen erfolglos . Lediglich Ungarn war bereit,<br />
eine kleine Anzahl Auszubilden<strong>der</strong> durch Gewährung einer Studienbeihilfe zu<br />
entsenden . Bis dahin war die <strong>Akademie</strong> stets ganz auf eine Dotierung durch<br />
den Staat angewiesen, nun bestand nur mehr die Alternative, entwe<strong>der</strong> das<br />
alte ehrwürdige Institut für voraussichtlich immer zu schließen, o<strong>der</strong> zu versuchen,<br />
durch Zuwendungen privater Gönner und durch zahlende Studierende<br />
die Kosten des Betriebes zu decken . Winter ging den zweiten Weg ohne aller-<br />
25
26<br />
Eine „Fachhochschule“ für Politik und Volkswirtschaft<br />
dings die Möglichkeit, die deutsche Regierung einzubeziehen, ganz aus den<br />
Augen zu verlieren . Er erwies sich jetzt als ein erfolgreicher Manager .<br />
Eine „Fachhochschule“ für Politik und Volkswirtschaft<br />
Das Studienprogramm wurde radikal von vier bis fünf Jahren auf zwei reduziert,<br />
die ehemals orientalische Orientierung auf Wahlfächer Türkisch,<br />
Arabisch und Persisch herab gestuft . Auf ein eigenes Lehrpersonal wurde<br />
verzichtet und dafür die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong> und <strong>der</strong><br />
Hochschule für Welthandel intensiviert . Die Konsularakademie erhielt daher<br />
den Untertitel: „<strong>Akademie</strong> für Politik und Volkswirtschaft“ .<br />
Der Ruf <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> war so gut und die Ausbildung individueller als an<br />
<strong>der</strong> Universität, nicht zuletzt waren auch die Atmosphäre des Hauses und die<br />
Multinationalität <strong>der</strong> Lernenden so anziehend, dass ihre Zahl 1936/37 auf 125<br />
hinauf schnellte . Sie kamen vorwiegend aus Österreich, aber auch aus Ungarn,<br />
Polen sowie an<strong>der</strong>en ost- und mitteleuropäischen Län<strong>der</strong>n . Ihnen gesellten<br />
sich StaatsbürgerInnen aus Großbritannien und den USA hinzu . Ein US-Student<br />
soll nach dem zweiten Weltkrieg – das Gebäude war bereits Botschaft <strong>der</strong><br />
USA – als Diplomat in seinem ehemaligen Schlafzimmer gearbeitet haben .<br />
Vermutlich wurde vor allem im Hinblick auf das Interesse, zahlende Hörer<br />
zu erhalten, die <strong>Akademie</strong> Bahnbrecher für das weibliche Geschlecht . Nach<br />
<strong>der</strong> Erstaufnahme von Hörerinnen 1925/27 lag ihr Anteil bereits 1931/32 bei<br />
etwa 25 Prozent .<br />
Französischstunde mit ersten Hörerinnen
Eine „Fachhochschule“ für Politik und Volkswirtschaft<br />
Das Studium an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> war unabhängig von Herkunft o<strong>der</strong> Stellung<br />
<strong>der</strong> Eltern allen offen, wenngleich die Angehörigen jener Schichten, die traditionell<br />
mit Diplomatie und Konsulardienst verbunden waren, aus Gründen<br />
<strong>der</strong> gesellschaftlichen Einstimmung und finanziellen Situation weiterhin verhältnismäßig<br />
stark vertreten waren . Allerdings wählte später, den allgemeinen<br />
Umständen entsprechend, die Mehrheit Berufe im Wirtschaftsleben .<br />
Dr . Johanna Nestor (geb . Müller), die erste weibliche Botschafterin Österreichs, welche die<br />
Konsularakademie von 1935–1937 absolviert hat<br />
Wie wir gesehen haben, konnte die politische Lage in und um Österreich<br />
nicht ohne Einfluss auf eine Lehranstalt bleiben, die ihre Hörer auf Berufe<br />
vorbereitete, die mit <strong>der</strong> Politik eng verbunden sind . Während ihre Vorgängerinnen,<br />
die Orientalische und die Konsularakademie über ein klar auf die<br />
Grundfesten <strong>der</strong> Doppelmonarchie – die Devise im Aufgang des Gebäudes in<br />
<strong>der</strong> Boltzmanngasse lautete in Deutsch und Persisch geschrieben: „Für Gott<br />
und den Herrscher“ – abgestimmtes Credo verfügten, das zwar nicht mehr<br />
Mehrung son<strong>der</strong>n nur Erhaltung des Reiches und seiner Strukturen bedeutete,<br />
musste die neue <strong>Akademie</strong> in einem weitgehenden Niemandsland mit den unterschiedlichsten<br />
Ideologien und den Staat wie seine Verfassung betreffenden<br />
Kräften ihr Programm abwickeln . Relativ unbestritten waren in diesem Milieu<br />
wahrscheinlich noch die gesellschaftlichen Sitten und Usancen sowie die Vorstellungen<br />
vom künftigen Beruf . Über Republik o<strong>der</strong> Monarchie, Demokratie<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e autoritäre Regierungsformen, Staat und Kirche, Individuum und<br />
Gemeinschaft, sogenannte Reinheit <strong>der</strong> Rassen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Vermischung bis<br />
zu Internationalität und Völkerbund o<strong>der</strong> Vorherrschaft <strong>der</strong> Nationen und<br />
Staaten, für die Beibehaltung eines klein gewordenen Österreichs o<strong>der</strong> dessen<br />
Verbindung mit dem Deutschen Reich herrschten hingegen viele unterschiedliche<br />
und häufig recht kontroverse Ansichten . Wahrscheinlich traten sie im<br />
Alltag gegenüber <strong>der</strong> persönlichen Lebensgestaltung, den Problemen mit Prü-<br />
27
28<br />
Eine „Fachhochschule“ für Politik und Volkswirtschaft<br />
fungen und den Sorgen wie es danach weitergehen sollte, in den Hintergrund .<br />
So konnte noch 40 Jahre später ein inzwischen in die höchsten Ränge <strong>der</strong><br />
österreichischen Diplomatie und Politik aufgestiegener Absolvent bei einem<br />
Besuch <strong>der</strong> nunmehrigen Botschaft <strong>der</strong> USA auf einen Seminarraum zeigen<br />
und erklären: „Dort haben wir unsere Prüfungen abgelegt und da daneben<br />
habe ich die Kollegin NN das erste Mal geküsst“ .<br />
Historiker, die die vorhandenen Akten unter die Lupe genommen haben,<br />
Memoiren sowie Erzählungen ehemaliger StudentInnen lassen auf eine im<br />
Allgemeinen kameradschaftliche Atmosphäre schließen . Anstelle <strong>der</strong> recht<br />
homogenen „Mannschaft“ in <strong>der</strong> alten <strong>Akademie</strong> entstand nun eine Art größeres<br />
College mit Internen und Externen, die wie<strong>der</strong>um Zirkel bildeten auf<br />
Grund von Freundschaften, gleichen Interessen und gemeinsamer Nationalität<br />
. Manche widmeten sich vor allem dem Studium, an<strong>der</strong>e hingegen gaben<br />
den Verlockungen eines Studentenlebens in einer Stadt mit vielfältigen Attraktionen<br />
nach . Es lässt sich auch das Einschleusen einiger überzeugter Angehöriger<br />
nationalsozialistischer Organisationen nachweisen, doch scheinen in<br />
den schlimmen Monaten des Terrors nach dem Anschluss in den Märztagen<br />
des Jahres 1938 noch Reste eines Gemeinschaftsgeists erhalten geblieben zu<br />
sein: Wenn beispielsweise Lord Arthur Weidenfeld berichtet, dass ihm sein<br />
Kollege Kurt Waldheim die Prüfungsunterlagen brachte, da Studierende jüdischer<br />
Herkunft ihren Studienabschluß zwar nicht mehr in <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> aber<br />
doch mit Erlaubnis des Direktors Hlavac durch getrennte Prüfungen machen<br />
konnten .<br />
International <strong>Diplomatic</strong> Jazzband: Auch Spaß und Geselligkeit kommen nicht zu kurz
Das vorläufige Ende einer traditionsreichen Institution<br />
Das vorläufige Ende einer traditionsreichen Institution<br />
Es ist sehr schwierig, heute das Verhalten jener Menschen zu beurteilen, die<br />
damals nicht zu den politisch beson<strong>der</strong>s engagierten gehörten, sich jedoch<br />
auf eine voraussichtlich lange Dauer mit einem Regime einzurichten hatten,<br />
das gerade in Österreich von Anfang an mit beson<strong>der</strong>er Brutalität vorging .<br />
Die Leiter <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>, nämlich ihre beiden in <strong>der</strong> Zwischenkriegszeit wirkenden<br />
Direktoren Anton Winter (1866–1942) und Generalkonsul Friedrich<br />
Hlavac (1885–1975), letzterer selber ein Absolvent <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>, waren in<br />
ihrer Grundeinstellung deutsch-national . Das beweisen nicht nur die wie<strong>der</strong>holten<br />
Versuche, für die <strong>Akademie</strong> in Berlin eine Patronanz finanzieller<br />
wie personeller Natur zu erreichen . Eine angesichts <strong>der</strong> Abweisung durch die<br />
Nachfolgestaaten und des so sehr geschrumpften Einzugsgebietes und <strong>der</strong> finanziellen<br />
Misere nicht einfach beiseite zu schiebende Option, son<strong>der</strong>n auch<br />
Äußerungen, die über das hinausgehen, was selbst in heutiger Perspektive als<br />
Überlebensstrategie angesehen werden könnte .<br />
Alle Versuche, die Konsularakademie in <strong>der</strong> Tradition ihrer Grün<strong>der</strong>in unter<br />
den neuen politischen Verhältnissen als eigenständige Anstalt weiter zu<br />
führen, waren, ob sie nun wohlmeinend o<strong>der</strong> nur opportunistisch begründet<br />
waren, ohne Aussicht auf Erfolg . Das nationalsozialistische Regime hatte so<br />
fundamental an<strong>der</strong>e Ansichten über die Gestaltung <strong>der</strong> Beziehungen zwischen<br />
den Staaten und Völkern, seine Vertreter und Anhänger hatten eine so menschenverachtende<br />
Einstellung und für <strong>Wien</strong> war zudem lediglich ein Platz als<br />
größere Provinzstadt vorgesehen . Jede Weiterführung unter dem alten Namen<br />
hätte <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> daher nur geschadet . Dazu kam es schließlich trotz verschiedenster<br />
Bemühungen des Direktors wegen unterschiedlicher Vorstellungen<br />
über die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> zwischen <strong>der</strong> Direktion, den Dienststellen<br />
<strong>der</strong> NSDAP und dem Reichsaußenministerium sowie schließlich wegen<br />
des im September 1939 von Adolf Hitler vom Zaun gebrochenen Zweiten<br />
Weltkriegs nicht mehr . Das Gebäude wurde als Lazarett <strong>der</strong> Luftwaffe verwendet<br />
. So beendete <strong>der</strong> letzte Lehrgang <strong>der</strong> Konsularakademie am 31 . März<br />
1941 zunächst einmal ein fast 200 Jahre währendes Wirken im Sinne einer<br />
geordneten, Grenzen überschreitenden Zusammenarbeit unter einem Regime<br />
mit diametral wi<strong>der</strong>sprechenden Zielen und Lebensumständen .<br />
Der Neubeginn muss zunächst warten<br />
Das Ende des Krieges im Mai 1945 war nicht nur durch verwüstete Städte und<br />
Landschaften, Hunger und eine aus allen Bahnen <strong>der</strong> Normalität gerissene Bevölkerung<br />
gekennzeichnet, son<strong>der</strong>n zunächst durch die Unsicherheit über die<br />
Zukunftsaussichten des durch die Alliierten von <strong>der</strong> nationalsozialistischen Gewaltherrschaft<br />
befreiten Staates . Dessen Regierung konnte in den ersten Mona-<br />
29
30<br />
Österreichs Rückkehr in die internationale Staatengemeinschaft<br />
ten kaum über die Grenzen von <strong>Wien</strong> hinaus für Recht und Ordnung sorgen<br />
und dies außerdem infolge <strong>der</strong> vier Besatzungsmächte sehr eingeschränkt . International<br />
verfügte das wie<strong>der</strong> erstandene Land nur über eine beschränkte Souveränität<br />
und war auch weniger bekannt als Namen wie <strong>Wien</strong>, Tirol, Mozart o<strong>der</strong><br />
Johann Strauss . Das zehn Jahre lange Ringen um einen Staatsvertrag dämpfte<br />
die Hoffnungen auf Freiheit und Souveränität ebenso wie den Aufschwung <strong>der</strong><br />
Wirtschaft, trotz aller Hilfen . Unter diesen Voraussetzungen litt auch <strong>der</strong> Aufbau<br />
eines eigenen diplomatischen und konsularischen Dienstes . Die wie<strong>der</strong> eingestellten,<br />
durch den Nationalsozialismus nicht kompromittierten Beamten am<br />
Ballhausplatz und in den ersten Vertretungen im Ausland bemühten sich zwar<br />
redlich darum, aber an eine <strong>Akademie</strong> zur Ausbildung von Anwärtern auf diesen<br />
Beruf war nicht zu denken . Das große Haus in <strong>der</strong> Boltzmangasse war zunächst<br />
von <strong>der</strong> amerikanischen Besatzungsmacht requiriert und 1946 von <strong>der</strong> Republik<br />
an die USA verkauft worden .<br />
Der zerstörte <strong>Akademie</strong>trakt im Theresianum<br />
Österreichs Rückkehr<br />
in die internationale Staatengemeinschaft<br />
Der Staatsvertrag vom 15 . Mai 1955 und die Aufnahme Österreichs in die Vereinten<br />
Nationen am 13 . Dezember 1955 ebneten endlich den Weg zum Aufbau<br />
eines weltweiten Netzes von Vertretungsbehörden, wie sie an<strong>der</strong>e Staaten<br />
<strong>der</strong> Größenordnung Österreichs bereits hatten . 1959 wurden die Auswärtigen<br />
Beziehungen aus dem Bundeskanzleramt ausgeglie<strong>der</strong>t und das Bundesministerium<br />
für Auswärtige Angelegenheiten geschaffen . Der Bundesminister Dr .<br />
Bruno Kreisky griff die von ehemaligen Absolventen <strong>der</strong> Konsularakademie<br />
kommenden Ideen zur Gründung einer Ausbildungsstätte für den Diploma-
Gründung <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong><br />
tischen Dienst auf . Parallel dazu liefen Bemühungen zur Öffnung <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
und Lehre in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften durch ein<br />
Institut, das nicht <strong>der</strong> starren Struktur <strong>der</strong> Universitäten unterliegen sollte und<br />
damit auch für Wissenschafter aus dem westlichen Ausland attraktiv sein würde<br />
. 1963 war es dann so weit: eine Kommission unter dem Vorsitz Kreiskys<br />
arbeitete im Ministerium Pläne für einen drei Semester dauernden Lehrgang<br />
in Anlehnung an die Strukturen <strong>der</strong> ehemaligen Konsularakademie aus . Die<br />
ideellen Vorgaben waren: ein postgraduales Studium, das es finanziell weniger<br />
begünstigten Studierenden, insbeson<strong>der</strong>e aus den Bundeslän<strong>der</strong>n, durch ein<br />
Internat ermöglichen sollte, eine Spezialausbildung für internationale Berufe<br />
zu absolvieren . Dazu wurde neben den Sachgebieten des Völkerrechts und <strong>der</strong><br />
internationalen Wirtschaft sowie den geschichtlichen Grundlagen <strong>der</strong> Politik<br />
und Kultur auch eine Pflichtausbildung in drei Fremdsprachen: Englisch,<br />
Französisch und einer Wahlsprache für Österreicher sowie Deutsch, Englisch<br />
und Französisch für Auslän<strong>der</strong> vorgesehen .<br />
Betont wurde, dass im Studienprogramm die Praxis <strong>der</strong> internationalen Beziehungen<br />
und eine mo<strong>der</strong>ne Öffentlichkeitsarbeit nicht zu kurz kommen dürften<br />
. Durch Diskussionen, Seminare und die Lektüre von Dokumenten und<br />
einschlägigen wissenschaftlichen Arbeiten sollte im Gegensatz zu dem in Österreich<br />
stets überbetonten Vorlesungsbetrieb eine aktive Erarbeitung des Wissens<br />
erfolgen . Zur Unterstützung wurde eine Hausbibliothek vorgesehen . Durch<br />
die Zulassung von Absolventen aller an Universitäten und Hochschulen gelehrten<br />
Fachgebiete sollte das bis dahin in <strong>der</strong> Öffentlichen Verwaltung und somit<br />
auch im Außenministerium bestehende Juristenmonopol gebrochen werden .<br />
Da zur gleichen Zeit das Parlament beschlossen hatte, den Wie<strong>der</strong>aufbau des<br />
im Krieg zerstörten Konsulartrakts des Theresianums zu finanzieren, konnte<br />
auch hinsichtlich <strong>der</strong> Schaffung einer internen Unterbringung von 38 Studierenden<br />
an die Vergangenheit angeschlossen werden .<br />
Gründung <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong><br />
Außenminister Kreisky besucht „seine“<br />
<strong>Akademie</strong> 1965<br />
Am 1 . Juni 1964 war es dann so<br />
weit: Bundesminister für Auswärtige<br />
Angelegenheiten Dr . Bruno Kreisky<br />
(1911–1990) unterzeichnet die<br />
Gründungsurkunde . Nach Fertigstellung<br />
des Gebäudes zieht am 11 . Jänner<br />
1965 wie<strong>der</strong> ein erster Lehrgang<br />
in den Konsulartrakt <strong>der</strong> ehemaligen<br />
kaiserlichen Sommerresidenz Favorita<br />
ein . Sie war von Kaiserin Maria<br />
31
32<br />
Gründung <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong><br />
Der erste Lehrgang <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> mit Gründungsdirektor<br />
Prof . Dr . Ernst Florian Winter, 1964–1967<br />
Theresia dem von ihr 1746 als Ausbildungsstätte für die hohe Beamtenschaft<br />
des Reiches gegründeten und nach ihr benannten Theresianum gewidmet<br />
worden . Bereits von 1883–1904 Sitz <strong>der</strong> Orientalischen <strong>Akademie</strong> war die<br />
räumliche Verbindung somit unter den <strong>der</strong> neuen Zeit entsprechenden Verhältnissen<br />
wie<strong>der</strong>hergestellt .<br />
Zum ersten Direktor wurde Prof . Dr . Ernst Florian Winter von Außenminister<br />
Dr . Kreisky berufen . 1938 war er aus politischen Gründen in die USA<br />
emigriert und hatte dort unter an<strong>der</strong>em an <strong>der</strong> Columbia University Politikwissenschaften<br />
gelehrt . Er unternahm es, in das traditionelle auch vom<br />
Lehrgang für Internationale Beziehungen <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong> beeinflusste<br />
Studienprogramm neue Themen und Methoden wie Kulturpolitik, Spieltheorie<br />
o<strong>der</strong> UNO-Konferenzspiele einzubringen . Die üblichen Methoden des<br />
Sprachunterrichts wurden durch Tutoren und ein mo<strong>der</strong>nes Sprachlabor ergänzt<br />
. Um den Auslän<strong>der</strong>n, die ja fast die Hälfte <strong>der</strong> Studierenden ausmachten,<br />
aber ebenfalls den Österreichern ihr eigenes Land näherzubringen, wurde<br />
alljährlich eine Österreichrundfahrt veranstaltet . Mit <strong>der</strong> Verwaltung wurde<br />
Frau Dkfm . Inge Turek betraut, die diese Funktion bis 1987 ausübte und in<br />
den Übergangsperioden für Kontinuität sorgte . Für die erfor<strong>der</strong>lichen Finanzen<br />
war so weit vorgesorgt worden, dass aus einem Stiftungsfonds für viele<br />
Studierende ganze o<strong>der</strong> Teilstipendien vergeben werden konnten . Als die ersten<br />
HörerInnen ihr Studium aufnahmen, herrschte rundum Aufbruchsstimmung<br />
. Für die Hörerinnen wurde in dem für damalige Verhältnisse mo<strong>der</strong>n<br />
eingerichteten Wohntrakt eine eigene Abteilung eingerichtet . Die <strong>Akademie</strong><br />
wurde auch <strong>der</strong> Öffentlichkeit bekannt gemacht, die an den ihr zugänglichen<br />
Vorträgen reichlich Anteil nahm . Zu den akademischen Lehrern gesellten sich<br />
Vertreter <strong>der</strong> Wirtschaft, hohe Beamte <strong>der</strong> Verwaltung und internationaler<br />
Organisationen . Berühmt o<strong>der</strong> später berühmt gewordene Vortragende waren<br />
u . a . Maurice Duverger, Henry Kissinger, Fritz Machlup o<strong>der</strong> Oskar Morgenstern<br />
. Nicht zuletzt nahmen die Anwärter auf eine künftige Tätigkeit im
Routine folgt dem Schwung <strong>der</strong> ersten Jahre<br />
diplomatischen Dienst Österreichs bereits Teil am Aufstieg ihres Landes in<br />
<strong>der</strong> internationalen Politik als zwar neutrales aber in diesem Rahmen aktives<br />
Mitglied <strong>der</strong> Völkergemeinschaft .<br />
Routine folgt dem Schwung <strong>der</strong> ersten Jahre<br />
Wie so oft im Leben konnte <strong>der</strong> ursprüngliche Schwung in <strong>der</strong> Folgezeit nicht<br />
gehalten werden, da eine Reihe äußerer und innerer Umstände dem entgegenwirkten<br />
. Kreisky, <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>erwecker und Promotor <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> musste<br />
infolge <strong>der</strong> nach den Wahlen von 1966 durch die siegreiche ÖVP gebildeten<br />
Einparteienregierung unter Bundeskanzler Dr . Joseph Klaus mit dem Amt des<br />
Außenministers auch seinen Einfluss auf die <strong>Akademie</strong> abgeben . Er sollte ihr<br />
nie mehr ein intensives Interesse entgegenbringen . Dieses wurde nach 1970<br />
von Dr . Rudolf Kirchschläger als Außenminister <strong>der</strong> Regierung von Bundeskanzler<br />
Kreisky und später als Bundespräsident wie<strong>der</strong> aufgenommen . 1967<br />
folgte Professor Winter einer neuen akademischen Berufung . Der zum Nachfolger<br />
bestellte Berufsdiplomat Botschafter Dr . Robert Friedinger-Pranter verstarb<br />
nach nur wenigen Wochen Ende Dezember 1967 im Amt . Ihm folgte<br />
für eine Übergangsperiode von einem Jahr ein weiterer Diplomat, Botschafter<br />
Dr . Johannes Coreth, <strong>der</strong> in den Jahren 1931–33 Hörer <strong>der</strong> Konsularakademie<br />
gewesen war .<br />
Im Jahr 1967 war mit dem Bundesgesetz betreffend die Errichtung <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong><br />
<strong>Akademie</strong> eine zunächst für das Wirken <strong>der</strong> Institution begrüßte<br />
rechtliche Grundlage geschaffen worden . Allerdings wurde sie damit in ein<br />
Korsett gesteckt, das in <strong>der</strong> Folge manche Schwierigkeiten verursachen sollte,<br />
da sie als außerhalb des allgemeinen Systems <strong>der</strong> Bildungsinstitutionen und<br />
des für diese zuständigen Ministeriums stehend nicht <strong>der</strong>en volle Unterstützung<br />
fand . So war die Einordnung des Studiums in das stark bürokratisierte<br />
akademische System nur schwer zu erreichen . Zwar hatte man auf dringendes<br />
Anraten <strong>der</strong> wissenschaftlichen Ratgeber den Studienabschluss von <strong>der</strong> Abfassung<br />
einer Diplomarbeit abhängig gemacht, doch gab es dann keinen akademischen<br />
Titel und infolge des Mangels an hauseigenen Professoren Betreuungsprobleme<br />
. Das Fehlen einer eigenen Fakultät verringerte das Interesse <strong>der</strong><br />
ehemaligen Studierenden <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>er Universitäten, da die Lehrer <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />
insbeson<strong>der</strong>e in den Rechtsfächern oft mit jenen identisch waren, die sie<br />
bereits aus dem Vorstudium kannten . Nicht zuletzt machte sich bemerkbar,<br />
dass zwar Umfang und Qualität des für den Internatsbetrieb eingerichteten<br />
Teiles des Gebäudes ausgezeichnet waren, die für den Lehrbetrieb und die<br />
Außenwirkung benötigten Einrichtungen jedoch nur beschränkt vorhanden<br />
waren . So fehlte ein großer Saal für Veranstaltungen mit größerem Publikum<br />
o<strong>der</strong> für festliche Anlässe . Ebenso gab es nur wenige Seminarräume .<br />
33
34<br />
Routine folgt dem Schwung <strong>der</strong> ersten Jahre<br />
Im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten traf man oft auf die Meinung,<br />
dass eine Ausbildung an einer für internationale Beziehungen spezialisierten<br />
Universität im Ausland vorzuziehen wäre . Das auch von Österreich durch<br />
Stipendien unterstützte Collège d’Europe in Brügge und die Außenstelle <strong>der</strong><br />
Johns Hopkins University in Bologna hatten ihre Anhänger . In dem Maße, in<br />
dem die eigenen Absolventen in den Dienst eintraten und auf <strong>der</strong> Karriereleiter<br />
aufstiegen, fand die <strong>Akademie</strong> ihrerseits eine Lobby in dem bald gegründeten<br />
„Club <strong>der</strong> Absolventen und Freunde <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong>“ .<br />
Botschafter Arthur Breycha-Vauthier,<br />
Direktor 1968–1975<br />
Im Jahr 1968 wurde Botschafter DDr .<br />
Arthur Breycha-Vauthier zum Direktor<br />
bestellt . Er hatte vor seiner Pensionierung<br />
Österreich als Botschafter im Libanon<br />
vertreten und war davor Chefbibliothekar<br />
des Völkerbunds und nach<br />
dem Krieg <strong>der</strong> Vereinten Nationen in<br />
Genf gewesen . Damit übernahm ein<br />
Gelehrter die Leitung <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>,<br />
<strong>der</strong> sich <strong>der</strong> orientalischen Tradition<br />
<strong>der</strong> Vorgängerakademien verpflichtet<br />
fühlte . Ihm gelang es in den sieben<br />
Jahren seines Wirkens, im Programm<br />
und bei seiner Durchführung Kontinuität<br />
herzustellen . So konnte sein<br />
Nachfolger Botschafter Dr . Emanuel<br />
Treu, 1976 nach einem Jahr im Amt im Jahrbuch <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> rückblickend<br />
sagen, „dass ihm vorbehalten blieb, die Periode des Experimentes abzuschließen und<br />
durch seine aufopfernde und weise Führung <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> jenes Ansehen und jene<br />
Aufwärtsentwicklung zu sichern, die diese älteste Institution ihrer Art in <strong>der</strong> Welt<br />
wie<strong>der</strong> den ihr zukommenden Platz erringen ließ“ . Breycha-Vauthier veranstaltete<br />
auch zusammen mit dem Dean <strong>der</strong> Foreign Service School <strong>der</strong> Georgetown University<br />
in Washington Peter F . Krogh 1973 unter <strong>der</strong> Ägide des Generalsekretärs<br />
des österreichischen Außenministeriums, Botschafter Walter Wodak in <strong>der</strong> Aka-<br />
Dritte Konferenz <strong>der</strong> Direktoren und Dekane <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong>n und Institute für<br />
Internationale Beziehungen
Routine folgt dem Schwung <strong>der</strong> ersten Jahre<br />
Dr . Emanuel Treu, Direktor 1975–1976,<br />
begrüsst Kardinal Dr . Franz König in <strong>der</strong><br />
<strong>Akademie</strong><br />
demie das erste Treffen <strong>der</strong> „Direktoren<br />
und Dekane diplomatischer <strong>Akademie</strong>n<br />
und Instituten Internationaler<br />
Beziehungen“ .<br />
Botschafter Treu, <strong>der</strong> ebenfalls dem österreichischen<br />
diplomatischen Dienst<br />
entstammte und dort viele wertvolle<br />
Erfahrungen in den bilateralen und<br />
multilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />
sammeln konnte, begann seine<br />
Tätigkeit mit viel Elan . Ein tragisches<br />
Schicksal beendete sie durch den Tod<br />
im Amt nach wenig mehr als einem<br />
Jahr . Zuvor war es ihm noch gelungen,<br />
vom Bundesminister für Finanzen Dr .<br />
Hannes Androsch die verbindliche Zusage zu erhalten, dass im Bundesbudget<br />
ein Betrag von 15 Millionen Schilling für den Ausbau des anschließenden sogenannten<br />
Unteren Stöckeltraktes vorgesehen wird .<br />
Nun kam es neuerlich zu Übergangslösungen, indem zunächst Botschafter<br />
Breycha-Vauthier für ein Jahr und dann Botschafter Coreth für ein knappes<br />
Jahr neuerlich mit <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> betraut wurden, da sich kein<br />
geeignet erscheinen<strong>der</strong> Angehöriger des Ministeriums für eine längere Periode<br />
binden wollte .<br />
Natürlich waren die mit diesen Verlegenheitslösungen verbundenen Ungewissheiten<br />
für die <strong>Akademie</strong> nicht för<strong>der</strong>lich . Dazu kam jedoch aus <strong>der</strong> allgemeinen<br />
Situation in Europa heraus eine ihr nicht gerade wohl gesinnte Stimmung<br />
. Die sogenannten 68er sahen in ihr eine Institution zur Elitenbildung,<br />
die ihnen damit automatisch suspekt war . Das als verbindliche Fremdsprache<br />
im Curriculum enthaltene Französisch hatte zwar seit langem seine dominierende<br />
Position in <strong>der</strong> Politik verloren, wurde trotzdem in manchen Kreisen<br />
immer noch als Sprache <strong>der</strong> Oberschicht angesehen und war daher umstritten<br />
. Die Sprachausbildung wurde ganz allgemein mit dem Argument zurückgesetzt,<br />
dass zu hohe Anfor<strong>der</strong>ungen die Angehörigen <strong>der</strong> Arbeiterschaft und<br />
ärmerer Volksschichten benachteiligen würden, wodurch sogar an Spitzenuniversitäten<br />
<strong>der</strong> USA wie Harvard ganze Sprachdepartements reduziert o<strong>der</strong> gar<br />
geschlossen werden mussten . Ähnliches ereignete sich bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong><br />
Universität in Linz und beim Studium für den Abschluss als Diplomkaufmann<br />
an <strong>der</strong> Hochschule für Welthandel in <strong>Wien</strong> . Auch die Sitten waren<br />
rauer geworden, was sich am Wi<strong>der</strong>stand gegen Anstandsregeln bemerkbar<br />
machte, wie dem Anlegen einer Krawatte bei gemeinschaftlichen Essen an <strong>der</strong><br />
<strong>Akademie</strong> .<br />
35
36<br />
Wie<strong>der</strong> ist eine Neuordnung fällig<br />
Mit 1 . September 1978 wurde dann Botschafter Dr . Heinrich Pfusterschmid-<br />
Hardtenstein zum Direktor bestellt, <strong>der</strong> dieses Amt bis Oktober 1986 ausgeübt<br />
hat .<br />
Dritter Lehrgang <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> 1966–1968<br />
Wie<strong>der</strong> ist eine Neuordnung fällig<br />
Stets <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> sehr gewogen war <strong>der</strong><br />
Außenminister und spätere Bundespräsident<br />
Rudolf Kirchschläger<br />
Während die Studierenden ihre Unzufriedenheit<br />
mit den Verhältnissen<br />
an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> durch Beschwerden<br />
über die Verpflegung und einem den<br />
Koch entgegen geschleu<strong>der</strong>ten Teller<br />
Spinat ausdrückten, hatten Professoren<br />
ihre Gravamina dem Außenminister<br />
vorgetragen . Die Folge war<br />
die Vorbereitung des neuen <strong>Akademie</strong>-Gesetzes<br />
(135 . Bundesgesetz:<br />
Diplomatische <strong>Akademie</strong> vom 27 .<br />
März 1979) . Wie so oft im Falle von<br />
Anlassgesetzen wurde versäumt, die<br />
Stellung einer Bildungsinstitution, die sich an einem konkreten Berufsbild<br />
orientiert, zu untersuchen um daraus Neuerungsvorschläge zu entwickeln .<br />
Stattdessen konzentrierte sich das Interesse auf Einzelheiten: Verlängerung<br />
des Studiums von bis dahin drei auf vier Semester, Wegfall <strong>der</strong> Diplomarbeit<br />
und Ersetzung durch zwei Klausurarbeiten sowie Reduktion des Französisch-Unterrichts<br />
zum Wahlfach und <strong>der</strong> Umstellung des gesamten Lehrangebots<br />
auf das Englische . Letzteres wurde schon im Vorfeld fallen gelassen,<br />
da es nicht im Interesse Österreichs sein konnte, ausländische Studierende<br />
nach <strong>Wien</strong> zu holen, um sie dann ohne Deutschkenntnisse in ihren Beruf<br />
zu entlassen . Nach nur oberflächlicher Diskussion im Ausschuss wurde das<br />
Gesetz im Parlament beschlossen . Die Möglichkeit, auch die Fortbildung
Wie<strong>der</strong> ist eine Neuordnung fällig<br />
<strong>der</strong> Angehörigen des österreichischen Auswärtigen Dienstes in die <strong>Akademie</strong><br />
zu verlegen, war bereits zuvor vom Minister abgelehnt worden .<br />
Nun musste versucht werden, die gesetzlichen Vorgaben durch einen ministeriellen<br />
Erlass den Anfor<strong>der</strong>ungen einer mo<strong>der</strong>nen beruflichen Ausbildung<br />
anzupassen . Ausgangspunkt <strong>der</strong> Überlegungen war die Tatsache, dass sich<br />
Zahl und Umfang <strong>der</strong> Bereiche, in denen grenzüberschreitende Beziehungen<br />
wirksam werden, gewaltig vermehrt hatten und dementsprechend das dafür<br />
erfor<strong>der</strong>liche Wissen . Die in Österreich lei<strong>der</strong> überwiegende Vermittlung von<br />
Wissen durch Vorlesungen über möglichst viele Themenbereiche kam schon<br />
allein quantitativ nicht in Frage, ganz abgesehen davon, dass sie nicht das<br />
selbständige Erarbeiten von Kenntnissen und ihre Anwendung in <strong>der</strong> Praxis<br />
ausreichend för<strong>der</strong>t . Nur das an den anglo-amerikanischen Universitäten bei<br />
einem postgradualem Studium angewandte Seminarsystem mit ausgiebigen<br />
Verpflichtungen zur Lektüre einschlägiger Literatur, verbunden mit praktischen<br />
Übungen, ist geeignet, eigenständig denkende Menschen heranzubilden<br />
. Dies erfor<strong>der</strong>te eine Reduktion <strong>der</strong> gelehrten Gegenstände zugunsten <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Denkansätze in den für einen Repräsentanten im Außendienst<br />
in Betracht kommenden Aufgabenbereichen . Dies war übrigens bereits bei <strong>der</strong><br />
Reorganisation <strong>der</strong> Orientalischen in die Konsularakademie vom damaligen<br />
Direktor Pidoll vorgeschlagen worden . Dementsprechend wurden vier Fachgebiete<br />
gebildet, nämlich<br />
1 . Die geschichtlichen und geographischen Grundlagen <strong>der</strong> Internationalen<br />
Beziehungen<br />
2 . Die Internationalen Beziehungen und die Politik, mit <strong>der</strong> Theorie und<br />
Praxis <strong>der</strong> Internationalen Organisationen<br />
3 . Das Völkerrecht und das Internationale Recht<br />
4 . Die Internationalen Wirtschaftsbeziehungen<br />
Ergänzt wurden sie durch<br />
5 . Die erfor<strong>der</strong>lichen speziellen Fähigkeiten wie Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit im Hinblick auf Unterschiede kultureller<br />
Natur<br />
6 . Die Lehre <strong>der</strong> Fremdsprachen .<br />
Um die Diplomarbeit sinnvoll zu ersetzen, wurde nach eingehen<strong>der</strong> Beratung<br />
mit den Professoren die bisher nur in einem Seminar von Univ . Professor Dr .<br />
Karl Zemanek geführte Konferenz über ein aktuelles Thema <strong>der</strong> Vereinten<br />
37
38<br />
Bauliche und personelle Erweiterungen<br />
Nationen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Europäischen Gemeinschaften auf ein ganzes Semester ausgedehnt<br />
. Der ganze Jahrgang sollte von <strong>der</strong> Fertigstellung <strong>der</strong> Instruktionen<br />
bis zur Verhandlung und zum abschließenden Beschluss über eine Resolution<br />
eines Organs <strong>der</strong> Vereinten Nationen die Arbeitsweise einer internationalen<br />
Organisation kennen lernen, wobei je<strong>der</strong> Studierende einen Staat zu vertreten<br />
hatte . Die Bewertung <strong>der</strong> vorbereiteten Dokumente und des gesamten Ablaufes<br />
wurde zunächst von den Professoren vorgenommen und dann in einer<br />
Besprechung mit den Teilnehmern festgesetzt, um es ihnen zu ermöglichen,<br />
auf den Arbeitseinsatz und die Kooperationsfähigkeit jedes Einzelnen hinzuweisen<br />
. Die Umsetzung <strong>der</strong> Konferenzidee stellte alle Beteiligten vor schwierige<br />
und zeitraubende Einsätze . Allerdings gelang es bereits beim ersten Mal<br />
einem brillanten Hörer, die ihm für das von ihm zu vertretende Land erteilten<br />
Instruktionen so erfolgreich auszuführen, dass ein vorzeitiges Ende nur durch<br />
neue verän<strong>der</strong>te Anweisungen vermieden werden konnte .<br />
Um ideologische und parteipolitische Einwirkungen von außen und Einflussnahmen<br />
aus dem Ministerium auf die konkrete Gestaltung <strong>der</strong> Ausbildung<br />
zugunsten einzelner Veranstaltungen und Vortragen<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> damit verbundenen<br />
Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Studierenden durch zu viele Vorlesungen hintanzuhalten,<br />
wurde in die Verordnung auch die Zahl <strong>der</strong> für die einzelnen Teile des<br />
Programms vorgesehenen Stunden aufgenommen .<br />
Bauliche und personelle Erweiterungen<br />
Der Erfolg dieser Reformen hatte jedoch zur Voraussetzung, dass einerseits <strong>der</strong><br />
zur Betreuung <strong>der</strong> Studierenden verfügbare Personalstand aufgestockt würde<br />
und an<strong>der</strong>erseits für Lehrveranstaltungen und gemeinschaftliche Aktivitäten<br />
zusätzliche Räumlichkeiten geschaffen würden . Außerdem musste die zu einer<br />
Ran<strong>der</strong>scheinung herabgesunkene Bibliothek aktiviert und durch laufende<br />
fachliche Betreuung sowie dem Studienprogramm angepasste Ankäufe<br />
zu einem Mittelpunkt gemacht werden . In den Jahren 1979–83 wurde <strong>der</strong><br />
sogenannte Untere Stöckeltrakt, <strong>der</strong> seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr<br />
genutzt worden war, unter <strong>der</strong> Leitung von Architekt Baurat Dr . Ing . Erich<br />
Schloess stilvoll ausgebaut .<br />
Dadurch standen von da an ein Speisesaal, ein großer Festsaal, eine Bar für die<br />
Studierenden, die nun nicht mehr in den Pausen zum sogenannten Hörsaal<br />
III, dem Café auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Straßenseite, hinüber wechseln mussten, sowie<br />
für den Club <strong>der</strong> Absolventen ein Sekretariatsraum, weiters ein Gymnastikraum<br />
und mehrere mo<strong>der</strong>ne Gästezimmer sowie vor allem Bibliotheksräume<br />
zur Verfügung . Es gelang auch, die Bestände <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> mit denen <strong>der</strong><br />
Bibliothek des Außenministeriums zu einer professionell betreuten außenpolitischen<br />
Bibliothek in <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> zusammenzulegen, die allerdings unter die
Bauliche und personelle Erweiterungen<br />
Unterer Stöckeltrakt mit Festsaal<br />
Leitung des Ministeriums gestellt wurde . Sie entwickelte sich binnen kurzer<br />
Zeit zu einer auch von Außenstehenden viel benutzten Informations- und<br />
Referenzquelle .<br />
Schwierig gestaltete sich die Bestellung von ständigen Tutoren für den englisch-<br />
und französischsprachigen Unterricht, da <strong>der</strong> Stellenplan des Ministeriums<br />
keine zusätzlichen Dienstposten vorsah . So wurde nach Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />
mit den für das Personal- und Finanzwesen des Ministeriums<br />
zuständigen Stellen <strong>der</strong> Weg gefunden, <strong>der</strong> bereits vom Ministerium für<br />
Unterricht und Wissenschaft für Tutoren <strong>der</strong> Universitäten begangen wurde:<br />
Die Anstellung durch einen unter <strong>der</strong> Aufsicht dieses Ministeriums stehenden<br />
Verein, dem die Kosten über das Sachbudget <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> rückvergütet<br />
wurden . Damit zog vom Wintersemester 1980/81 an mit James S . Rooke ein<br />
erfahrener ehemaliger britischer Spitzendiplomat und Spezialist für wirtschaftliche<br />
Beziehungen und Fremdsprachen in die <strong>Akademie</strong> ein, <strong>der</strong> ihr durch<br />
nahezu zwei Jahrzehnte mit großer Hingabe und Einfühlungsvermögen zur<br />
Verfügung stand . Der französische Sektor wurde von einem jungen vom französischen<br />
Außenministerium zur Verfügung gestellten „coopérant“ betreut .<br />
Reform und Konsolidierung <strong>der</strong> das Herzstück bildenden zwei regulären,<br />
gleichzeitig im Haus befindlichen Lehrgänge mit insgesamt etwa 50 Studierenden<br />
nahmen die Anstalt und ihre Leitung so sehr in Anspruch, dass ein<br />
größeres Programm für die Öffentlichkeit nicht noch zusätzlich veranstaltet<br />
werden konnte . Dennoch wurde auch die Stellung <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> im Bereich<br />
<strong>der</strong> internationalen Beziehungen weiter ausgebaut . Dies erfolgte für die Studierenden<br />
durch Austauschprogramme mit <strong>der</strong> École Nationale d’Administration<br />
in Paris, <strong>der</strong> Escuela <strong>Diplomatic</strong>a in Madrid und <strong>der</strong> Universität in Moskau .<br />
Die so viel versprechend begonnenen Direktorentagungen nahmen an Zahl <strong>der</strong><br />
39
Teilnehmer und Intensität des Programms<br />
zu, so dass es häufig schwer<br />
wurde, den sowohl finanziell als auch<br />
atmosphärisch gesteckten Rahmen zu<br />
halten . Eine Folge dieser Tagungen<br />
war unter an<strong>der</strong>em die Bestellung des<br />
Direktors Botschafter Heinrich Pfusterschmid-Hardtenstein<br />
gemeinsam<br />
mit dem Dean <strong>der</strong> Fletcher School of<br />
Law and Diplomacy, dem ehemaligen<br />
US-Botschafter Edmund A . Gullion,<br />
und dem Leiter des Foreign Service<br />
Programms <strong>der</strong> Universität Oxford,<br />
Ralph Feltham, zu Beratern des saudiarabischen<br />
Außenministeriums für die<br />
Errichtung einer <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong><br />
in Djidda, später in Riad . Nicht<br />
40<br />
Bauliche und personelle Erweiterungen<br />
Botschafter Dr . Alfred Missong, Direktor<br />
1986–1993, am Rednerpult 1987<br />
zuletzt gelang es, einen engen Austausch mit dem Lehrstuhl für Internationale<br />
Beziehungen <strong>der</strong> Karl-Marx-Universität in Budapest zu organisieren, <strong>der</strong> es ihrer<br />
Fakultät für die Ausbildung <strong>der</strong> künftigen Diplomaten ermöglichte, mit und<br />
über Österreich auch mit an<strong>der</strong>en westlichen wissenschaftlichen Institutionen<br />
erstmals in Kontakt zu treten . Tatsächlich wurden nach <strong>der</strong> Wende von 1989<br />
Fakultätsmitglie<strong>der</strong> Außenminister o<strong>der</strong> Staatssekretär in <strong>der</strong> neuen, nicht mehr<br />
marxistischen Regierung .<br />
Die Honorierung <strong>der</strong> Vortragenden auf <strong>der</strong> Basis von Werkverträgen wurde<br />
jedoch weiterhin vom Finanzministerium, insbeson<strong>der</strong>e wenn es sich um<br />
Beamte handelte, in etwa auf dem Niveau <strong>der</strong> Ausbildung von Zollwachebeamten<br />
gehalten, was eine dauerhafte Gewinnung von international anerkannten<br />
Lehrkräften praktisch unmöglich machte . Daher wurde unter tatkräftiger<br />
Mithilfe von ehemaligen Absolventen, die bereits in <strong>der</strong> Privatwirtschaft erfolgreich<br />
tätig waren, die Bildung eines Vereins zur Gewinnung von Sponsoren<br />
in Gang gesetzt .<br />
Diese Reformen und Initiativen drohten jedoch bald im Kameralismus <strong>der</strong><br />
Bürokratie <strong>der</strong> Ministerien zu ersticken, wie <strong>der</strong> nachfolgende Direktor, Botschafter<br />
Dr . Alfred Missong (1986–93) in <strong>der</strong> Festschrift zum 250-jährigen<br />
Jubiläum <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> über seinen jahrelangen Kampf mit Erbitterung berichten<br />
musste . Es gelang ihm jedoch, die Internationalität <strong>der</strong> Lehre erfolgreich<br />
weiter zu treiben, bis sein Nachfolger, Botschafter Dr . Paul Leifer, in<br />
zähen Verhandlungen die Ausglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> zu einer dem Außenministerium<br />
nahestehenden, jedoch selbständigen Institution erreichte .
Die Wende von 1989 berührt auch die <strong>Akademie</strong><br />
Die Wende von 1989 berührt auch die <strong>Akademie</strong><br />
In die Zeit <strong>der</strong> Direktion Missong fielen die großen internationalen Umwälzungen<br />
durch den Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums . Die<br />
<strong>Akademie</strong> konnte dadurch endlich wie<strong>der</strong> einem wesentlichen Teil ihres ursprünglichen<br />
Auftrages nachkommen, nämlich in dem Raum, <strong>der</strong> seit Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
Österreichs Schicksal weitgehend bestimmt hatte, und aus dem es<br />
1918 heraus gefallen war, gut vorbereitete junge Menschen für die Verwaltung<br />
<strong>der</strong> internationalen Beziehungen heranzubilden: Ost- und Südosteuropa . Der<br />
Direktor reagierte schnell und veranstaltete mit Hilfe des wirksam gewordenen<br />
Unterstützungsvereins eine Serie von Vorträgen und Seminaren zu den<br />
Ereignissen . Noch nachhaltiger dürfte die Wirkung <strong>der</strong> von ihm angeregten<br />
und von Außenminister Alois Mock sowie dem Parlament durch Beistellung<br />
<strong>der</strong> Finanzen und durch die vom Bürgermeister von <strong>Wien</strong>, Helmut Zilk, verfügbar<br />
gemachten Unterkünfte ermöglichte Veranstaltung einjähriger Spezialkurse<br />
sowie von dreimonatigen Kurzlehrgängen für Diplomaten aus den frei<br />
gewordenen Staaten sein . Diese erste von einem westlichen Staat angebotene<br />
Ausbildungshilfe wurde von mehreren hun<strong>der</strong>t durch ihre Regierungen entsandte<br />
Diplomaten in Anspruch genommen .<br />
Entlassen in die Selbständigkeit<br />
Die Vorteile eines Studiums an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> für eine Karriere im Staatsdienst<br />
hatten im Laufe <strong>der</strong> Jahre an Bedeutung verloren . Außerdem wurden inzwischen<br />
ähnliche Studiengänge an konkurrierenden Ausbildungsstätten angeboten,<br />
womit die <strong>Akademie</strong> ihr Monopol verloren hatte . Die Zahl <strong>der</strong> vom<br />
Außenministerium von jedem Lehrgang aufgenommenen Absolventen betrug<br />
im Durchschnitt nicht mehr als vier . Infolge <strong>der</strong> höheren Anfangsgehälter in<br />
<strong>der</strong> Privatwirtschaft und insbeson<strong>der</strong>e bei den Banken, versuchten erfolgreiche<br />
Absolventen oft gar nicht erst in den Dienst im Ministerium aufgenommen zu<br />
werden . Die Anfor<strong>der</strong>ungen hinsichtlich <strong>der</strong> Erweiterung des Lehrprogramms<br />
und die Notwendigkeit, das Studium an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> in einer Vielzahl von<br />
vergleichbaren Ausbildungsstätten mit häufig sehr hohem Niveau einordnen<br />
zu können sowie <strong>der</strong> Mangel eines eigenen Lehrkörpers, machten eine Reorganisation<br />
von Grund auf nötig . Die Option, sich ausschließlich auf die Ausbildung<br />
des eigenen Personals, beginnend mit allen Neuaufnahmen bis hin zur<br />
Fortbildung während <strong>der</strong> Dienstzeit zurückzuziehen, wurde nie ernstlich in<br />
Erwägung gezogen . Somit blieb nur die an<strong>der</strong>e Möglichkeit, sich weitgehend<br />
den Strukturen ähnlicher Institutionen, <strong>der</strong> Universitäten, anzugleichen . Dem<br />
kam die allgemeine Öffnung des höheren Bildungswesens in Österreich durch<br />
Zulassung von Fachhochschulen und Privat-Universitäten und die Anerkennung<br />
ihrer Abschlusszeugnisse und Titel entgegen .<br />
41
42<br />
Entlassen in die Selbständigkeit<br />
V . r . n . l . Botschafter Dr . Paul Leifer, Direktor 1994–1999, erhält in Anwesenheit seines Nachfolgers<br />
Botschafter Dr . Ernst Sucharipa, Direktor 1999–2005, vom Rektor <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong><br />
Dr . Georg Winckler die Urkunde eines Master of Advanced International Studies MAIS h .c .<br />
Direktor Botschafter Dr . Paul Leifer (1994–99) gelang es, die zunächst hartnäckigen<br />
Wi<strong>der</strong>stände des Finanzministeriums zu überwinden und unter wohlwollen<strong>der</strong><br />
Mitarbeit <strong>der</strong> im Außenministerium zuständigen Beamten einen<br />
Entwurf auszuarbeiten, <strong>der</strong> schließlich auch im zuständigen Außenpolitischen<br />
Ausschuss des Nationalrates Zustimmung fand und am 13 . März 1996 vom<br />
Nationalrat als Gesetz verabschiedet wurde . Durch das am 1 .7 .1996 in Kraft<br />
getretene Gesetz waren die Ausglie<strong>der</strong>ung in eine autonome Anstalt unter Beibehaltung<br />
eines Nahverhältnisses zum Außenministerium und die finanzielle<br />
Grundsicherung aus dem Bundesbudget erreicht worden . Die grundsätzliche<br />
Zielsetzung <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>, talentierten jungen Leuten den Weg zu verschiedenen<br />
Berufsfel<strong>der</strong>n mit internationalem Bezug zu öffnen, wurde beibehalten .<br />
Den Kern des Studienprogrammes bildete weiterhin <strong>der</strong> auf ein Jahr reduzierte,<br />
jedoch intensivierte Diplomlehrgang, <strong>der</strong> aber in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />
Universität <strong>Wien</strong> durch ein weiterführendes Studium ergänzt wurde, das zu<br />
einem „Master of Advanced International Studies“ führt . Ein neuer Schwerpunkt<br />
wurde auf den Bereich <strong>der</strong> beruflichen Fortbildung gelegt, um den vielfältigen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen, die sich aus <strong>der</strong> zunehmenden Integration Europas<br />
und <strong>der</strong> erhöhten internationalen Zusammenarbeit ergeben, entsprechen zu<br />
können . Die <strong>Akademie</strong> wurde durch das neue Statut in die Lage versetzt, entsprechende<br />
Spezialkurse, Seminare und Sommerkurse gegen Entgelt anzubieten<br />
und dadurch neue, zusätzliche Einnahmen zu erzielen . Insbeson<strong>der</strong>e wurde<br />
die Möglichkeit von Fortbildungskursen nicht nur für das Außenministerium<br />
son<strong>der</strong>n für den gesamten öffentlichen Dienst vorgesehen . Nicht zuletzt sollten<br />
auch die Kurse für Jungdiplomaten <strong>der</strong> Reformstaaten fortgesetzt werden<br />
und <strong>der</strong> Öffentlichkeit zugängliche Veranstaltungen angeboten werden .
Entlassen in die Selbständigkeit<br />
Anstelle <strong>der</strong> Unterstellung <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> bei <strong>der</strong> Programmgestaltung, <strong>der</strong><br />
Wahl des Personals, <strong>der</strong> Finanzen und <strong>der</strong> Verwaltung unter das Außenministerium<br />
und seine Fachabteilungen trat nun ein Kuratorium, in dem das<br />
Ministerium vertreten ist, das jedoch in den Angelegenheiten des laufenden<br />
Betriebes <strong>der</strong> Direktion weitgehende Dispositionsfreiheit überlässt .<br />
Im Herbst 1999 folgte Botschafter Dr . Ernst Sucharipa, selber Hörer an <strong>der</strong><br />
<strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> von 1972 bis 1974, dem auf einen Auslandsposten<br />
versetzten Paul Leifer als Direktor <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> . Er führte die zur Verwirklichung<br />
<strong>der</strong> Autonomie nötigen Maßnahmen fort und konnte vor allem in <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeitsarbeit neue Akzente setzen . Infolge <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Europäischen<br />
Union gegen die Mitte-Rechtsregierung von Bundeskanzler Dr . Wolfgang<br />
Schüssel gerichteten sogenannten Sanktionen gegen Österreich waren dies außenpolitisch<br />
schwierige Jahre . Sucharipa führte nebenbei im Auftrag <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
erfolgreiche Verhandlungen zur Entschädigung von Vermögen,<br />
das in den Jahren 1938 bis 1945 von den Nationalsozialisten aus rassischen<br />
Gründen den Eigentümern entzogen worden war .<br />
Nach seiner Versetzung als Botschafter<br />
nach London im April 2005, wo<br />
er kurz danach infolge einer tödlichen<br />
Krankheit verstarb, wurde mit <strong>der</strong><br />
Bestellung von Botschafter Jiří Gruša<br />
ein Literat, ehemaliger Dissident und<br />
tschechischer Spitzendiplomat zum<br />
Direktor <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> bestellt und<br />
damit ein Symbol für ihren internationalen<br />
Charakter gesetzt . Dadurch<br />
wurde <strong>der</strong> 1918 eingetretene Zerfall<br />
einer jahrhun<strong>der</strong>tealten Gemeinschaft<br />
in <strong>der</strong> Mitte Europas sinnbildlich<br />
überwunden .<br />
Durch die DAK-Gesetz Novelle<br />
2006 wurde <strong>der</strong> „Master of Advanced<br />
Botschafter Dr . Jiří Gruša, Direktor 2005–2009<br />
International Studies“ (MAIS), <strong>der</strong><br />
von <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> gemeinsam mit<br />
<strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong> vergeben wird, als akademischer Grad anerkannt und<br />
als zweijähriges Programm eingerichtet . Er wurde damit in die neue europäische<br />
Studienarchitektur im Sinne <strong>der</strong> Bologna-Erklärung <strong>der</strong> europäischen<br />
Bildungsminister von 1999 integriert .<br />
Im Oktober 2007 wurde an <strong>der</strong> DA das wegbereitende „Master of Science<br />
in Environmental Technology and International Affairs (ETIA)-Programm<br />
ins Leben gerufen . Dieser Studiengang kombiniert wegbereitend internati-<br />
43
Dr Hans Winkler, Direktor seit 2009<br />
44<br />
Die <strong>Akademie</strong> im Spiegel des Zeitenwandels<br />
Die <strong>Akademie</strong> im Spiegel des Zeitenwandels<br />
onale Themen mit Umwelttechnologie<br />
und wird in Kooperation mit<br />
<strong>der</strong> Technischen Universität <strong>Wien</strong><br />
durchgeführt .<br />
Mit April 2009 wurde Botschafter<br />
Dr . Hans Winkler, selbst ein DA-Absolvent,<br />
zum Direktor <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong><br />
<strong>Akademie</strong> ernannt . Nach fast<br />
40 Jahren im auswärtigen Dienst und<br />
verschiedenen Funktionen an österreichischen<br />
Vertretungsbehörden, leitete<br />
er das Völkerrechtsbüro und war<br />
von 2005 bis 2008 Staatssekretär im<br />
Bundesministerium für europäische<br />
und internationale Angelegenheiten .<br />
Wenn man sich die Frage nach den schwerwiegendsten Unterschieden stellt, die<br />
für die Studierenden <strong>der</strong> Anstalt während eines 250 Jahre dauernden Zeitraumes<br />
eingetreten sind, muss man die Antwort außerhalb einer Institution suchen,<br />
die stets bemüht war, sich mehr o<strong>der</strong> weniger rasch an geän<strong>der</strong>te Umstände<br />
anzupassen . Bis etwa zur Mitte des zwanzigsten Jahrhun<strong>der</strong>ts bewegte sich das<br />
Berufsleben über Generationen hinweg in weitgehend gleich bleibenden, klar<br />
vorgezeichneten Berufslaufbahnen . Meistens war bereits <strong>der</strong>en Wahl durch die<br />
Tradition <strong>der</strong> Familie vorbestimmt . Wenn jedoch infolge beson<strong>der</strong>er Begabung<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Umstände ein unüblicher Beruf, wie <strong>der</strong> von Konsuln o<strong>der</strong> Diplomaten<br />
angestrebt wurde, war mit <strong>der</strong> Aufnahme in die dafür vorgesehene<br />
Ausbildung bereits die spätere berufliche Verwendung gesichert .<br />
So brachte es einer <strong>der</strong> aufgenommenen Zöglinge des ersten Jahrgangs (Orientalische<br />
<strong>Akademie</strong> = OA 1754), Franz de Paula Freiherr von Thuguth bis zum<br />
Außenminister (1794–1798) und Konferenzminister (1798–1800), ein an<strong>der</strong>er,<br />
Bernhard Freiherr von Jenisch in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Linie bis zum<br />
Direktor <strong>der</strong> Hofbibliothek (1803–1807) . Die Großmacht Österreich, nach<br />
1867 Österreich-Ungarn, hatte einen großen Bedarf an ausgebildetem Fachpersonal<br />
für ihre internationalen Beziehungen, <strong>der</strong> den Aufwand für eine eigene<br />
<strong>Akademie</strong> erlaubte . Im Konsulardienst und mit Schwerpunkt Naher und<br />
Mittlerer Osten im diplomatischen besetzten daher ihre Zöglinge wichtige<br />
Posten: so war <strong>der</strong> spätere Minister des Äußeren (1879–81) Heinrich Freiherr<br />
von Haymerle (OA 1846–50) Absolvent <strong>der</strong> Orientalischen <strong>Akademie</strong> .
Die <strong>Akademie</strong> im Spiegel des Zeitenwandels<br />
Eine nicht zu unterschätzende Auswirkung<br />
auf das gesamte Korps hatte das<br />
gemeinsame Leben während <strong>der</strong><br />
vier bis fünf Jahre im Internat,<br />
das die im diplomatischen Korps<br />
durch die Herkunft bestehende gesellschaftliche<br />
Lebensform auf die<br />
Gesamtheit des Personals ausweitete<br />
. Die Erfahrungen während <strong>der</strong><br />
Jugend, mitunter sogar während <strong>der</strong><br />
Pubertät, da zunächst tatsächlich<br />
Knaben, <strong>der</strong> jüngste war acht Jahre<br />
alt, aufgenommen worden waren,<br />
gingen somit nahtlos in jene <strong>der</strong> ersten<br />
beruflichen Erlebnisse über . Für<br />
725 junge Menschen war bis 1918<br />
die fachliche Ausbildung gleichzeitig<br />
eine allgemein humanistische<br />
Bildung mit einem damals noch wirksamen<br />
Bildungskanon <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
Heinrich Freiherr von Haymerle,<br />
Orientalische <strong>Akademie</strong> 1846–1850,<br />
Minister des Äußeren 1879–1881<br />
im Hintergrund . Dieser wie<strong>der</strong>um war für alle europäischen Völker ein über die<br />
Grenzen hinweg in weitem Maße einheitlicher . Er war gleichfalls <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong><br />
in den Höllen <strong>der</strong> Schlachten des Ersten Weltkriegs zu Bruch ging .<br />
Selbst unter diesen Umständen wirkte die alte Konsularakademie noch weiter in<br />
das neue Jahrhun<strong>der</strong>t hinein . Jüngere Absolventen waren häufig in den Nachfolgestaaten<br />
maßgeblich am Aufbau ihres auswärtigen Dienstes beteiligt . Neben<br />
Österreich wurden sie vor allem in Ungarn tätig, in dem sie in <strong>der</strong> Zwischenkriegszeit<br />
sogar drei Außenminister stellten: Emerich Graf Csáky (Konsularakademie<br />
= KA 1899–1904) kön . ungar . Außenminister Januar bis März 1919,<br />
Coloman Kania (OA 1887–1892) Außenminister 1933–1938 und Stefan Graf<br />
Csáky (KA 1913–1919) Minister für Auswärtige Angelegenheiten 1938–1941 .<br />
Nicht ohne Zutun von <strong>Akademie</strong>-Absolventen überlebten die technische und<br />
verwaltungsmäßige Abwicklung <strong>der</strong> Amtsgeschäfte, wie beispielsweise die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Akten nach Vorlagen aus <strong>der</strong> K . u . k . Ära in <strong>der</strong> Tschechoslowakei<br />
bzw . Tschechien und <strong>der</strong> Slowakei sogar die Jahre des Kommunismus .<br />
In <strong>Wien</strong> retteten <strong>der</strong> hervorragende Ruf und ihr Realkapital in <strong>der</strong> Form des<br />
mo<strong>der</strong>nen Gebäudes in <strong>der</strong> Boltzmanngasse die <strong>Akademie</strong> nach 1918 vor <strong>der</strong><br />
Schließung, denn <strong>der</strong> eigene, klein gewordene Diplomatische Dienst rechtfertigte<br />
nicht mehr eine Ausbildungsstätte dieses Ausmaßes . Nur die Anbindung<br />
an ihre ursprüngliche Mutter, die Universität <strong>Wien</strong>, sicherte ihr das Überleben<br />
. Damit wurde eine Än<strong>der</strong>ung ihrer Aufgabe und ihres Einzugsbereiches<br />
erfor<strong>der</strong>lich . Wie ihr Untertitel neuerdings besagte, wurde sie eine Hochschule<br />
45
für alle internationalen Berufe, über<br />
das Gebiet <strong>der</strong> ehemaligen <strong>Akademie</strong><br />
hinaus offen für Studierende aus<br />
<strong>der</strong> ganzen Welt . Letzteres entsprach<br />
durchaus den nach 1918 einsetzenden<br />
Bemühungen um eine kollektive<br />
Sicherheit in den Beziehungen<br />
zwischen den Staaten, zunächst repräsentiert<br />
durch den Völkerbund<br />
und nach 1945 durch die Vereinten<br />
Nationen, sowie die Prozesse <strong>der</strong><br />
wirtschaftlichen Integration, die die<br />
zweite Hälfte des 20 . Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
bestimmen sollten . Es stellte sich<br />
ferner die Frage nach <strong>der</strong> Einordnung<br />
des Studiums und seiner Ab-<br />
46<br />
Die <strong>Akademie</strong> im Spiegel des Zeitenwandels<br />
Egon Seefehlner, KA 1931–1933, Direktor<br />
<strong>der</strong> Staatsoper in <strong>Wien</strong> 1976–1982 und <strong>der</strong><br />
Deutschen Oper Berlin 1982–1984<br />
schlußdiplome in die akademische Landschaft, die wie berichtet,<br />
erst in jüngster Zeit im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Ausglie<strong>der</strong>ung aus dem Außenministerium<br />
geregelt werden konnte . Die Konsularakademie, die in <strong>der</strong><br />
Zwischenkriegszeit von 766 HörerInnen besucht worden war, sollte aber noch<br />
beim Aufbau eines diplomatischen Dienstes <strong>der</strong> Zweiten Republik eine Rolle<br />
spielen . Denn einige jener Beamten, die im April und Mai 1945 aus eigener<br />
Initiative in dem von Bomben beschädigten Haus am Ballhausplatz die verbliebenen<br />
Räume besetzten, um dort ihre 1938 abrupt beendigte Tätigkeit fortzusetzen,<br />
waren Absolventen <strong>der</strong> alten <strong>Akademie</strong>: Erich Bielka (KA 1926–28)<br />
Botschafter und 1974–76 Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten,<br />
Norbert Bischoff (KA 1912–19), <strong>der</strong> als Botschafter in Moskau maßgeblich<br />
am Zustandekommen des Staatsvertrages von 1955 mitgewirkt hatte, Johannes<br />
Coreth (KA 1931–33), Botschafter und zwei Mal Direktor <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong><br />
<strong>Akademie</strong>, Theodor Hornbostel (KA 1907–12), Alois Vollgruber (KA<br />
1908–13), Kurt Waldheim (KA 1937–39) Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten<br />
1968–70, Generalsekretär <strong>der</strong> Vereinten Nationen 1972–81 und<br />
Bundespräsident 1986–92, Karl Wildmann (KA 1917–22) sowie Heinrich<br />
(OA 1897–1902) und Klemens Wildner (KA 1910–1915) . Die <strong>Akademie</strong> hatte<br />
aber auch in an<strong>der</strong>e Berufssparten hinein gewirkt wie die Bestellungen von<br />
Egon Seefehlner (KA 1931–33) zum Direktor <strong>der</strong> <strong>Wien</strong>er Staatsoper (1976–<br />
82) und <strong>der</strong> Deutschen Oper Berlin (1982–84) o<strong>der</strong> von Manfred Lachs (KA<br />
1932–34), eines international beson<strong>der</strong>s angesehenen Völkerrechtsexperten<br />
zum Richter des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag (1965–92) auf<br />
Grund einer Nominierung durch die polnische Regierung zeigen .<br />
Seit kurzem beginnen bereits die ersten <strong>der</strong> 1081 AbsolventInnen des Diplomlehrganges<br />
<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> seit 1964 mit Erreichen des 65 . Lebensjahres in<br />
Pension zu gehen . Die Ernte an erfolgreichen ehemaligen HörerInnen, einer
Neue Berufsbil<strong>der</strong><br />
Bezeichnung, die ihren wirklichen<br />
viel umfassen<strong>der</strong>en Status nicht angemessen<br />
wie<strong>der</strong>gibt, <strong>der</strong> 1964 neu<br />
errichteten <strong>Akademie</strong> ist vielfältig:<br />
Sie reicht von Botschaftern, erfolgreichen<br />
Managern im Bank und Finanzwesen<br />
über Minister, General- und<br />
Staatssekretäre des österreichischen<br />
und ausländischer Außenministerien<br />
bis zum <strong>Akademie</strong>direktor Sucharipa,<br />
womit sich <strong>der</strong> Kreis von <strong>der</strong> Ausbildung<br />
über die Praxis zur Vermittlung<br />
von Bildung geschlossen hatte .<br />
Die Zahl jener, die in den Jahren <strong>der</strong><br />
Wende den ersten Eindruck von einer<br />
mo<strong>der</strong>nen, auf freier demokratischer<br />
Basis beruhenden Tätigkeit im<br />
Mo<strong>der</strong>ne Ausbildung in alten Gemäuern<br />
Dienste des Friedens und <strong>der</strong> Völkerverständigung<br />
in <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />
erhalten haben, ist so groß, dass sich<br />
ihr weiterer Werdegang nicht mehr im Einzelnen verfolgen lässt . Bei den jährlichen<br />
Treffen <strong>der</strong> „Ehemaligen“ zum sommerlichen Semesterabschluß kann<br />
man stets feststellen, dass sich Mühen und Aufwand gelohnt haben . Sie haben<br />
nicht nur jungen Menschen den Weg in ihr Berufsleben bereitet, son<strong>der</strong>n<br />
auch zur friedlichen Verbindung zwischen ihren Heimatstaaten beigetragen .<br />
So manche, die nicht immer mit <strong>der</strong> Kost <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> einverstanden waren,<br />
kämen gerne aus einem hektischen Berufs leben mit viel Fastfood und wenig<br />
Zeit zurück zu den gemeinsamen Mahlzeiten in die <strong>Akademie</strong> .<br />
Neue Berufsbil<strong>der</strong><br />
Die Konzeption <strong>der</strong> Orientalischen und <strong>der</strong> Konsularakademie war einfach:<br />
Ausbildung für einen klar definierten Berufszweig und Aufnahme aller Absolventen<br />
in das Außenministerium einer Großmacht, die einen Personalbedarf<br />
hatte, <strong>der</strong> es ökonomisch rechtfertigte, eine eigene Bildungsanstalt mit den<br />
damit zu tragenden Kosten einzurichten und zu führen . In den letzten Phasen<br />
wurden ihr zunehmend auch Aufgaben für den gesamten Bereich <strong>der</strong> Vorbereitung<br />
und Aufnahme für den konsularischen und diplomatischen Dienst<br />
sowie für die Verwaltung in Bosnien und Herzegowina übertragen .<br />
Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns im Jahre 1918 bestand zunächst<br />
auf Jahre hinaus nur mehr ein minimaler Bedarf an Neuaufnahmen,<br />
<strong>der</strong> ein Institut dieser Größe nicht mehr rechtfertigte . Die <strong>Akademie</strong> war je-<br />
47
doch ein so wertvolles Kapital durch<br />
ihre über das klein gewordene Land<br />
hinaus reichende traditionelle Ausstrahlung,<br />
dass man sich nicht zur<br />
Schließung durchringen konnte .<br />
Durch die Anbindung an die Universität<br />
und ihre Bildungsstrukturen<br />
gelang es, sie über die mageren Jahre<br />
hinweg bis 1941 zu erhalten .<br />
48<br />
Neue Berufsbil<strong>der</strong><br />
Bei <strong>der</strong> Neugründung in den Jahren<br />
1963/64 kehrte man zum Konzept<br />
eines dem Außenministerium unterstellten<br />
Instituts zurück, das mit<br />
<strong>der</strong> Zeit jedoch verschiedene Mängel<br />
zeigte: Zum einen waren nicht<br />
die Mittel vorgesehen, die ein so<br />
anspruchsvolles Projekt langfristig<br />
benötigt . Zum an<strong>der</strong>en konnte die Die Studierenden <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> heute<br />
<strong>Akademie</strong>, die nicht in den für Hochschulen<br />
zuständigen Bereich des Wissenschaftsministeriums fiel, für Lehrende<br />
wie Lernende akademisch kaum eingeordnet werden . Dem Diplom fehlten<br />
Vergleichbarkeit wie Titel .<br />
Und drittens war dieses Studium nur für jene die einzige Türe zum diplomatischen<br />
Dienst, die nicht juristische, wirtschaftliche o<strong>der</strong> historische Studien<br />
vorweisen konnten, da sich das Ministerium für die Aufnahme in seinen<br />
Dienst alle Optionen offen halten wollte und je<strong>der</strong> Absolvent <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />
wie alle an<strong>der</strong>en Bewerber nochmals zu einem Aufnahmeexamen und später<br />
zu einer Dienstprüfung antreten musste . An<strong>der</strong>erseits konnte man mit diesem<br />
Konzept wertvolle Persönlichkeiten gewinnen, was beson<strong>der</strong>s erfolgreich<br />
Studierende mit Erststudium <strong>der</strong> Physik, Mathematik o<strong>der</strong> Chemie bewiesen .<br />
Schließlich war wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> gesellschaftliche Auftrag <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> von Bedeutung,<br />
<strong>der</strong> es KandidatInnen ermöglichte, die diplomatische Berufslaufbahn<br />
zu ergreifen, die nicht die nötigen finanziellen Mittel aufgebracht hätten und<br />
überdies erst durch das multinationale und kulturelle Milieu an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />
in die Lebensumstände ihrer zukünftigen Verwendung eingeführt wurden .<br />
Die Reform <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> im Zuge <strong>der</strong> durch Gesetz von 1996 erfolgten<br />
Ausglie<strong>der</strong>ung aus dem Außenministerium schuf die Grundlagen dafür, dass<br />
bürokratische Einschränkungen beseitigt und das Ausbildungskonzept an die<br />
großen Verän<strong>der</strong>ungen, die die internationale Diplomatie in den letzten Jahrzehnten<br />
des 20 . Jahrhun<strong>der</strong>ts prägten und nun ins 21 . wirksam sind, flexibel<br />
angepasst werden konnte . Die Grundidee <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> seit 1964, eine post-
Was bringt die Zukunft?<br />
graduale Ausbildung für eine internationale Studentenschaft zur Vorbereitung<br />
auf ein breites Spektrum von Berufsfel<strong>der</strong>n anzubieten, erwies sich dabei als<br />
zukunftsträchtig . Die Fortschritte in <strong>der</strong> europäischen Integration und die Entwicklungen,<br />
die wir unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Globalisierung“ zu erfassen versuchen,<br />
haben ganz neue Formen <strong>der</strong> Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg<br />
notwendig gemacht . Immer weitere Bereiche <strong>der</strong> Politik sind Gegenstand internationaler<br />
Vereinbarungen, internationale Organisationen gestalten die Zusammenarbeit,<br />
international tätige Unternehmen und NGOs, Organisationen<br />
ohne Regierungsfunktionen, nehmen Einfluss auf die internationale Politik .<br />
Die rasante Entwicklung neuer Techniken <strong>der</strong> Kommunikation vom Flugzeug<br />
bis zum Internet hat die einschneidendsten Verän<strong>der</strong>ungen für die Beziehungen<br />
zwischen den Völkern und ihren Staaten gebracht . Hinzu kommt, dass bis<br />
dahin nur im Inneren tätige staatliche Organe jetzt in direkte grenzüberschreitende<br />
Aktivitäten eingebunden sind . Dadurch wurde auch <strong>der</strong> Kreis jener Berufe<br />
größer, die eine Ausbildung internationaler Natur benötigen, während die<br />
klassischen Karrieren im diplomatischen und konsularischen Dienst <strong>der</strong> Zahl<br />
nach stagnieren . Innerhalb <strong>der</strong> Europäischen Union entwickelten sich neue<br />
Formen <strong>der</strong> Diplomatie mit einer breiten Palette von Aufgaben . Hinzu kommt<br />
die wachsende Zahl von Dienststellen internationaler Organisationen, die mit<br />
gut ausgebildeten eigenen Staatsbürgern zu besetzen sind, die über Fremdsprachenkenntnisse<br />
verfügen und die EDV-Technik beherrschen . All dies zusammengenommen<br />
eröffnet unvoreingenommenen, aktiven und wagemutigen<br />
jungen Menschen neue Möglichkeiten <strong>der</strong> Betätigung .<br />
Was bringt die Zukunft?<br />
Welche Aussichten eröffnen sich nun <strong>der</strong> Jungend von heute, die ihre künftige<br />
berufliche Tätigkeit über kulturelle und nationale Grenzen hinweg ausüben<br />
will?<br />
Der im 19 . und 20 . Jahrhun<strong>der</strong>t übliche Verkehr zwischen Nationalstaaten,<br />
gebildet aus meistens einer Identität stiftenden Sprache, wird weitgehend ersetzt<br />
werden durch Regionen und Kontinente übergreifende völkerverbindende<br />
Strukturen, überhöht durch weltweit agierende Institutionen . Wie immer<br />
diese aussehen und benannt werden, Fö<strong>der</strong>ation o<strong>der</strong> Konfö<strong>der</strong>ation, Bundesstaat<br />
o<strong>der</strong> Union, internationale Organisation, Vereinte Nationen o<strong>der</strong> weltweit<br />
agierende Agenturen, ihnen allen ist eines gemeinsam: das Bestehenmüssen<br />
bei einer Größenordnung von mehr als sechs Milliarden Menschen und<br />
einer entsprechenden Zahl zu regeln<strong>der</strong> Materien . Sie lassen es nicht mehr zu,<br />
die anfallenden Probleme nur über zentrale, für alle zwischen den jeweiligen<br />
Staaten zu regelnde Fragen zuständige Organe wie einst die Außenministerien,<br />
Botschaften, Gesandtschaften und Konsulate, die ihr Heimatland repräsentierten,<br />
abzuwickeln . Der Botschafter als Vertreter seines Staatsoberhauptes<br />
49
50<br />
Was bringt die Zukunft?<br />
mit Residenz und Einfluss auf die<br />
Politik bei<strong>der</strong> Staaten mittels alter<br />
Hofprotokolle wird immer mehr<br />
durch Fachressorts und an Aufgaben<br />
orientierte Instanzen ersetzt werden,<br />
geleitet von übergeordneten Organisationsformen,Ministerkonferenzen<br />
und Räten . Je nach Macht und<br />
Einfluss werden einzelne, ganz große<br />
Staaten noch ihre Vertreter mit <strong>der</strong><br />
Aureole des Mächtigen versehen,<br />
aber auch sie werden notgedrungen<br />
mehr und mehr auf die Mitwirkung<br />
<strong>der</strong> erwähnten Institutionen Rücksicht<br />
nehmen müssen .<br />
Die Werte sowie ihre Gewichtung,<br />
die Gesellschaft und Lebensart bestimmen,<br />
werden sich im Laufe <strong>der</strong><br />
Jahre än<strong>der</strong>n, die Grundlagen je<strong>der</strong><br />
menschlichen Existenz, die condition<br />
humaine, wird jedoch bestehen bleiben:<br />
Geburt und Tod, physische und<br />
psychische Gesundheit o<strong>der</strong> Krankheit,<br />
<strong>der</strong> bereits bei kleinsten Kin<strong>der</strong>n<br />
zu beobachtende Wille zum Leben<br />
und seiner Entwicklung, Liebe und<br />
Hass, Begierden, Hoffnungen und<br />
Architektonische Detailansicht<br />
Ideale, die jeden Menschen leiten,<br />
Nöte und Verzweiflung, wenn sich<br />
Misserfolg anstelle des erwarteten Erfolges einstellt, Herrschaft und Unterwerfung<br />
sowie nicht zuletzt <strong>der</strong> Zwang, unter sich wandelnden ökonomischen<br />
Umständen mit den vorhandenen Mitteln auszukommen .<br />
All das bedeutet nicht, dass es in <strong>der</strong> Zukunft keine interessanten und herausfor<strong>der</strong>nden<br />
Karrieren geben wird . Sie werden allerdings noch mehr fachliche,<br />
sich wandelnde Kenntnisse und mehr Einfühlungsvermögen in unterschiedliche<br />
kulturelle, durch die <strong>Geschichte</strong> geprägte Gemeinschaften benötigen,<br />
als dies bisher <strong>der</strong> Fall war . Die Verbindung zur eigenen Heimat und die Rückendeckung<br />
durch <strong>der</strong>en Land und Leute werden weniger ausgeprägt sein .<br />
Die Tätigkeit wird in wechselnden Institutionen erfolgen und ständig neues<br />
Lernen verlangen . Die Fähigkeit, sich in mehreren Sprachen fachlich verständigen<br />
zu können, wird Voraussetzung für erfolgreiches Handeln sein . Nicht<br />
zuletzt werden klares und logisches Denken, verbunden mit <strong>der</strong> Kunst, Situ-
Eine mo<strong>der</strong>ne Ausbildungsstätte für heute und morgen<br />
ationen und ihre Folgen zu analysieren und daraus die nötigen Schlüsse zu<br />
ziehen, Grundlage je<strong>der</strong> erfolgreichen Tätigkeit bleiben . Eine Menschheit von<br />
Milliarden Individuen, die untereinan<strong>der</strong> durch Methoden mo<strong>der</strong>ner Kommunikation<br />
und vielfältige Verkehrsmittel verbunden ist, benötigt ein System<br />
von Politik und Verwaltung höchster Qualität, damit es nicht zu schwerwiegenden<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzungen kommt, die sich zumeist aus kleineren, lokalen<br />
Gegensätzen entwickeln . Einen hohen Grad an Beschäftigung zu sichern,<br />
allzu große Ungleichheiten in Einkommen und Wohlstand zu beseitigen und<br />
dabei auch noch sicherzustellen, dass die natürlichen Ressourcen nicht ersatzlos<br />
ausgebeutet werden, erfor<strong>der</strong>t Entscheidungsträger mit hohem Verantwortungsgefühl<br />
und breitem Wissen . Die Diplomatische <strong>Akademie</strong> glaubt,<br />
gestärkt durch ihre reiche Tradition, zu <strong>der</strong>en Heranbildung einen wertvollen<br />
Beitrag leisten zu können .<br />
Eine mo<strong>der</strong>ne Ausbildungsstätte für heute und morgen<br />
Die <strong>Akademie</strong> befindet sich heute dort, wo sie bereits in den letzten beiden<br />
Dezennien des 19 . Jahrhun<strong>der</strong>ts ihren Sitz hatte: in <strong>Wien</strong>, einer Stadt, in <strong>der</strong>en<br />
Region rund zwei Millionen Menschen leben, die durch ein reiches kulturelles<br />
Leben mit Universitäten, Forschungsstätten, Bibliotheken, Museen, Opern<br />
und Theatern für jeden nach Bildung strebenden jungen Menschen einen ausgezeichneten<br />
Studienstandort abgibt . Die Diplomatische <strong>Akademie</strong> ist wie<strong>der</strong><br />
Teil des Gebäudekomplexes <strong>der</strong> einstigen<br />
kaiserlichen Sommerresidenz<br />
Favorita, die von Kaiserin Maria Theresia<br />
in <strong>der</strong> Mitte des 18 . Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
als Bildungsstätte junger Adeliger<br />
für den Staatsdienst gewidmet<br />
wurde . Inmitten <strong>der</strong> Stadt gelegen, an<br />
<strong>der</strong> U-Bahnachse, die den künftigen<br />
Zentralbahnhof mit dem Zentrum,<br />
den Ministerien und öffentlichen<br />
Gebäuden und am an<strong>der</strong>en Ende mit<br />
dem Sitz <strong>der</strong> Organisationen <strong>der</strong> Vereinten<br />
Nationen verbindet, genießt<br />
sie durch den angeschlossenen über<br />
einen halben Hektar großen Park<br />
mit Sport- und Erholungsanlagen ein<br />
ausgezeichnetes Umfeld .<br />
Die <strong>Akademie</strong> verfügt über einen<br />
großen Festsaal, Seminarräume,<br />
ein Computerzentrum, ein Musik-<br />
Die <strong>Akademie</strong> ist eine mo<strong>der</strong>ne postgraduale<br />
Bildungsstätte<br />
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52<br />
Eine mo<strong>der</strong>ne Ausbildungsstätte für heute und morgen<br />
Sitz <strong>der</strong> Vereinten Nationen in <strong>Wien</strong>: die UNO-City, zehn Minuten mit <strong>der</strong> U-Bahn von <strong>der</strong><br />
<strong>Akademie</strong> entfernt<br />
zimmer, die nötigen Büros, einen Speisesaal, eine Bar und 38 mo<strong>der</strong>n ausgestattete<br />
Zimmer für Studierende sowie sieben Professorenzimmer und ein<br />
Gästeappartement . Die mit dem Außenministerium gemeinsame betriebene<br />
außenpolitische Bibliothek befindet sich ebenfalls im <strong>Akademie</strong>gebäude .<br />
Ein Abkommen mit dem Theresianum ermöglicht es den Studierenden, zu<br />
bestimmten Stunden die Sportanlagen im Park, das Schwimmbad und den<br />
Turnsaal zu benützen . Somit sind alle Voraussetzungen für ein Studium unter<br />
gesunden physischen und psychischen Umständen vorhanden .<br />
Die Autonomie brachte <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> den Vorteil selbst über ihr Lehrprogramm<br />
und dessen Durchführung bestimmen zu können aber ebenso neue<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen . Ihre Beson<strong>der</strong>heit besteht in ihrem großen internationalen<br />
Renommee und die durch ihre Nähe zum Außenministerium laufend erneuerten<br />
Erfahrungen bei <strong>der</strong> Ausbildung von Diplomaten, internationalen<br />
Beamten und Managern . Die Fähigkeit, mit Menschen unterschiedlichster<br />
Herkunft und Bildung umgehen zu können und erfolgreich gemeinsame Lösungen<br />
für anstehende Probleme zu entwickeln, ist das Wesen <strong>der</strong> Diplomatie<br />
. Diese Fähigkeit wird heute in den verschiedensten Berufen benötigt . Das<br />
setzt die <strong>Akademie</strong> ebenso unter Zugzwang wie die Notwendigkeit, für etwa<br />
die Hälfte <strong>der</strong> Budgetmittel selbst aufkommen zu müssen . Nur eine gute Ausbildung<br />
motiviert Studienanwärter, dafür auch die entsprechenden Kosten zu<br />
übernehmen .
Ausbildungsziele und Kernkompetenzen<br />
Ausbildungsziele und Kernkompetenzen<br />
Der Schwerpunkt <strong>der</strong> fachlichen Ausbildung umfasst die Lehrbereiche Politikwissenschaft<br />
und Internationale Beziehungen, Internationale Wirtschaft, Völkerrecht,<br />
Europarecht und Zeitgeschichte . Hinzu kommt ein intensiver Sprachunterricht<br />
in mehreren Sprachen, <strong>der</strong> durch die Abhaltung <strong>der</strong> Fachseminare des<br />
Diplomlehrganges in drei Sprachen (Deutsch, Englisch und Französisch) unterstützt<br />
wird . Pluridisziplinarität und Ausrichtung an den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Praxis,<br />
prägen die Seminare . Die Verbindung zum Bundesministerium für europäische<br />
und internationale Angelegenheiten (Außenministerium) und Exkursionen<br />
zu den in <strong>Wien</strong> beheimateten internationalen Organisationen IAEA, UNIDO,<br />
OSCE, OPEC und zum <strong>Wien</strong>er Hauptquartier <strong>der</strong> Vereinten Nationen sowie<br />
zur EU in Brüssel und Luxemburg, zu den internationalen Organisationen in<br />
Genf und zum Europarat in Straßburg verstärken die Praxisbezogenheit .<br />
Studiengänge, Studienabschlüsse und Veranstaltungen<br />
Die Diplomatische <strong>Akademie</strong> bietet folgende Lehrgänge an:<br />
1 . Diplomlehrgang: einjähriger Lehrgang in internationalen Beziehungen<br />
mit Praxisschwerpunkt und intensiver Sprachausbildung . Präsentations-<br />
und Verhandlungstechnik, Rhetorik und Medienkunde . Studienabschluss<br />
mit Diplom .<br />
2 . Master of Advanced International Studies/MAIS Lehrgang: zweijähriges<br />
interdisziplinäres Studium mit wissenschaftlichem Schwerpunkt zur Erlangung<br />
eines „Master of Advanced International Studies“ in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Universität <strong>Wien</strong> .<br />
3 . Master of Science in Environmental Technology and International Affairs/<br />
ETIA: zweijähriges interdisziplinäres Studium in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />
Technischen Universität <strong>Wien</strong> . Das Masterprogramm bringt den postgradualen<br />
StudentInnen fächer- und themenübergreifend das Management<br />
von Umweltfragen im internationalen Kontext näher .<br />
4 . Jährlich mehrere Spezialkurse für Diplomaten und an<strong>der</strong>e Funktionäre<br />
aus verschiedenen Län<strong>der</strong>n, vor allem aus Ost- und Südosteuropa und<br />
Sommerkurse<br />
5 . Sprachkurse<br />
6 . Organisation öffentlicher Vorträge und Seminare zu aktuellen Fragen <strong>der</strong><br />
europäischen und internationalen Politik<br />
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54<br />
Fakultät, Forschung & Publikationen und Internationale Vernetzung<br />
Fakultät, Forschung & Publikationen und Internationale Vernetzung<br />
Um dieses Lehrangebot mit Niveau durchführen zu können, wurde in den<br />
letzten Jahren eine eigene Fakultät geschaffen mit Professuren für Politikwissenschaft,<br />
Volkswirtschaft, <strong>Geschichte</strong>, Völkerrecht und für internationale<br />
Beziehungen . Außerdem lehren Professoren und Vortragende von verschiedenen<br />
Universitäten aus dem In- und Ausland an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> . Eine beson<strong>der</strong>e<br />
Qualität des Unterrichts bringen Vorträge von Vertretern von Ministerien und<br />
Internationalen Organisationen, die Einblicke in das Funktionieren <strong>der</strong> internationalen<br />
Beziehungen geben .<br />
Forschung und Publikationen<br />
Die Publikationstätigkeit <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> wurde durch die Schaffung <strong>der</strong> Publikationsreihe<br />
„Favorita Papers“ ausgebaut . Unterstützt wird sie durch die Forschungsaktivitäten<br />
<strong>der</strong> eigenen Fakultät, die ausgeweitet werden sollen, und<br />
die Auswertung <strong>der</strong> an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> durchgeführten öffentlichen Vorträge,<br />
Seminare und Diskussionsrunden . Mit an<strong>der</strong>en Instituten findet ein Publikationsaustausch<br />
statt .<br />
Die <strong>Akademie</strong> verfügt durch die in ihrem Gebäude untergebrachte, mit dem<br />
Außenministerium gemeinsame Bibliothek über ausgezeichnete Voraussetzungen<br />
für Studium und Forschung .<br />
Sie umfasst mehr als 50 000 Titel im Bereich <strong>der</strong> internationalen Beziehungen,<br />
zu denen in jüngster Zeit 16 000 Titel des ehemaligen Südosteuropa-Institutes<br />
hinzugekommen sind . Die Vernetzung mit den großen Bibliotheken <strong>der</strong> Universität<br />
<strong>Wien</strong>, <strong>der</strong> österreichischen Nationalbibliothek und <strong>der</strong> Bibliothek des<br />
UNO-Zentrums sowie des Staatsarchivs garantiert erstklassige Unterlagen für<br />
eine vertiefte Forschungstätigkeit .<br />
Internationale Vernetzung<br />
Die Diplomatische <strong>Akademie</strong> verfügt über ein reichhaltiges Netzwerk von<br />
Beziehungen zu internationalen Organisationen, Außenministerien und<br />
einschlägigen Bildungsanstalten zur Fortbildung im Beruf, das sich in gemeinsamen<br />
Veranstaltungen und dem Austausch von Studierenden und akademischen<br />
Lehrern nie<strong>der</strong>schlägt . Die Studienreisen zu den Zentren <strong>der</strong> internationalen<br />
Organisationen dienen auch <strong>der</strong> Anbahnung künftiger beruflicher<br />
Tätigkeit durch Praktika . Durch die Funktion ihres Direktors, gemeinsam mit<br />
dem jeweiligen Dekan <strong>der</strong> Foreign Service School <strong>der</strong> Georgetown University<br />
in Washington D .C ., als Organisator und Leiter <strong>der</strong> alljährlichen Treffen <strong>der</strong>
Internationale Vernetzung<br />
Direktoren und Dekane Diplomatischer <strong>Akademie</strong>n und Instituten Internationaler<br />
Beziehungen, die jedes zweite Jahr an <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> stattfinden, ist<br />
die <strong>Akademie</strong> weltweit ein Zentrum für alle Entwicklungen <strong>der</strong> Programme<br />
und Techniken zur Ausbildung von künftigen Diplomaten, internationalen<br />
Beamten und Managern in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen . Da<br />
diese Tagungen nur dem Gedanken- und Erfahrungsaustausch dienen und jeweils<br />
ohne Resolutionen o<strong>der</strong> bindende Empfehlungen abgeschlossen werden,<br />
ist sichergestellt, dass ohne Beeinflussung durch nationale o<strong>der</strong> geschäftliche<br />
Interessen allen wichtigen Bildungsanstalten <strong>der</strong> gleiche Stand an Kenntnissen<br />
über die bestmöglichen Formen und Mittel <strong>der</strong> Ausbildung offen steht .<br />
Zum Netzwerk <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> trägt auch <strong>der</strong> „Club <strong>der</strong> Absolventen und<br />
Freunde <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong>“ bei, <strong>der</strong> die Verbindungen<br />
unter einan<strong>der</strong> und mit <strong>der</strong> ehemaligen Lehranstalt pflegt und sich zudem als<br />
ihr För<strong>der</strong>er betätigt .<br />
Wir tragen Verantwortung für die Geschicke <strong>der</strong> Welt<br />
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56<br />
Heinrich Karl<br />
Pfusterschmid-Hardtenstein<br />
Geb . am 16 . 01 . 1927 in Graz<br />
Zum Autor<br />
Volksschule, Realgymnasium und Studium an <strong>der</strong><br />
Karl-Franzens-Universität, 1949 Promotion zum<br />
Dr . Juris, Gerichts-und Advokaturspraxis in Graz,<br />
1952–1954 Sekretär für Österreich in <strong>Wien</strong> <strong>der</strong> Europäischen<br />
Jugendkampagne, 1954/55 Studium <strong>der</strong><br />
Nationalökonomie an <strong>der</strong> University of California in Berkeley . Ab Februar<br />
1956 im Auswärtigen Dienst <strong>der</strong> Republik Österreich: 1960–1967 Stellvertreten<strong>der</strong><br />
Leiter <strong>der</strong> österreichischen Delegation bei <strong>der</strong> Hohen Behörde <strong>der</strong><br />
Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl sowie Geschäftsträger <strong>der</strong><br />
Österreichischen Botschaft in Luxemburg; 1967–1971 Direktor <strong>der</strong> Abteilung<br />
für wirtschaftliche Integration und die Donaukommission im Bundesministerium<br />
für Auswärtige Angelegenheiten; 1971–1978 Österreichischer<br />
Botschafter in Finnland und Leiter <strong>der</strong> österr . Delegation zur Vorbereitung<br />
<strong>der</strong> Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa . 1978–1986<br />
Direktor <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> in <strong>Wien</strong> . 1986–1992 Österreichischer<br />
Botschafter in den Nie<strong>der</strong>landen . Nach Übertritt in den Ruhestand von<br />
1992–2000 Präsident des Europäischen Forum Alpbach, seitdem Ehrenpräsident,<br />
Präsident <strong>der</strong> Österreichisch-Finnischen Gesellschaft .<br />
Weitere Publikationen des Autors<br />
Der Kleinstaat in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Welt, <strong>Wien</strong> 1970<br />
Von <strong>der</strong> Orientalischen <strong>Akademie</strong> zur K .u .k . Konsularakademie in: Die<br />
Habsburgermonarchie im System <strong>der</strong> Internationalen Beziehungen, 1 . Teil,<br />
<strong>Wien</strong> 1989<br />
Herausgeber <strong>der</strong> Jahrbücher 14 bis 21 <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> in<br />
<strong>Wien</strong> und <strong>der</strong> Berichtsbände des Europäischen Forum Alpbach 1992–1999<br />
Kleinstaat Keinstaat?, <strong>Wien</strong>–Köln–Weimar 2001
Literaturverzeichnis<br />
Literaturverzeichnis<br />
Victor Weiß Edler von Starkenfels, Die kaiserlich-königliche Orientalische<br />
<strong>Akademie</strong> zu <strong>Wien</strong>, ihre Gründung, Fortbildung und gegenwärtige Einrichtung,<br />
<strong>Wien</strong> 1839<br />
Agenor Graf Goluchowski (Hg .), Die K .u .k . Konsular-<strong>Akademie</strong> von 1754–<br />
1904 . Festschrift, zur Feier des 150-jährigen Bestandes <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> und<br />
<strong>der</strong> Eröffnung ihres neuen Gebäudes, <strong>Wien</strong> 1904<br />
Jahrbuch <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong>, Bände 1–42,<br />
<strong>Wien</strong> 1965–2007<br />
Heinrich Pfusterschmid-Hardtenstein, Von <strong>der</strong> Orientalischen <strong>Akademie</strong> zur<br />
K . u . k . Konsularakademie . Eine Maria-Theresianische Institution und ihre<br />
Bedeutung für den Auswärtigen Dienst <strong>der</strong> Österreichisch-Ungarischen<br />
Monarchie, in: Die Habsburger Monarchie 1848–1918, 2 . Halbband:<br />
Die Habsburger Monarchie im System <strong>der</strong> internationalen Beziehungen,<br />
<strong>Wien</strong> 1989<br />
Anthony Hamilton Millard Kirk-Green Ralph Feltham International Forum<br />
on <strong>Diplomatic</strong> Training, <strong>Wien</strong> 1997<br />
Oliver Rathkolb (Hg .):,250 Jahre – Von <strong>der</strong> Orientalischen zur <strong>Diplomatischen</strong><br />
<strong>Akademie</strong> in <strong>Wien</strong>, Festschrift, Innsbruck 2004<br />
James Rooke, Trade and the Diplomat – A different kind of Diplomacy,<br />
Stanhope 2005<br />
57
Impressum<br />
Herausgegeben von <strong>der</strong><br />
<strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong><br />
1040 <strong>Wien</strong>, Favoritenstraße 15a<br />
Tel .: +43-1-505 72 72, Fax: +43-1-504 22 65<br />
E-Mail: info@da-vienna .ac .at, Internet: www .da-vienna .ac .at<br />
Bil<strong>der</strong>: Archiv <strong>der</strong> <strong>Diplomatischen</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong>, Peter Burgstaller,<br />
Willy Puchner, Ernst Weingartner<br />
Grafik & Layout: Daniela Sternad<br />
Druck: Druckwerkstatt <strong>Wien</strong><br />
58<br />
Impressum
<strong>Geschichte</strong> ...<br />
1754 rief Kaiserin Maria Theresia die „Orientalische <strong>Akademie</strong>“ als staatliche<br />
Ausbildungsstätte für Diplomaten ins Leben . Die <strong>Akademie</strong> ist damit weltweit<br />
die älteste noch bestehende Institution ihrer Art . Aus <strong>der</strong> „Orientalischen-“<br />
ging später die Konsularakademie hervor . In <strong>der</strong>en direkter Nachfolge wurde<br />
1964 schließlich die Diplomatische <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong> eingerichtet . Sie erhielt<br />
1996 den Status einer selbstständigen öffentlichen Bildungseinrichtung .<br />
... und Gegenwart<br />
Heute bietet die Diplomatische <strong>Akademie</strong> <strong>Wien</strong> jungen Akademikern aus<br />
aller Welt postgraduale Ausbildung, die umfassend auf eine Karriere im internationalen<br />
Bereich vorbereit . Die Lehrgänge zeichnen sich vor allem durch ihr<br />
hohes akademisches Niveau, ein ausgesprochen intensives Sprach training und<br />
ein begleitendes Jobcoaching aus .<br />
Damit bildet die <strong>Akademie</strong> zielgerichtet für internationale Aufgaben in <strong>der</strong><br />
staatlichen Verwaltung, die globale Wirtschafts- und Finanzwelt, die Institutionen<br />
<strong>der</strong> EU, internationale Organisationen und NGOs aus .