PDF-Datei zum Download - Deutsche Gesellschaft für Moor

Professur für Internistische Rheumatologie, Osteologie, Physikalische Medizin 

Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen 

Jahrestagung und Exkursionen 

der Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde 

14. - 17. September 2011, Meppen 

Molekulare Wirkungen der 

seriellen Heiltorfhyperthermie 

Uwe Lange 

Professur für Internistische Rheumatologie, 

Osteologie, Physikalische Medizin 

Universität Gießen 

Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim



Vortragsgliederung 

• Neue Evidenz zur Thermotherapie 

• Molekulare Wirkungen serieller Heiltorfapplikation – was 

gibt es dazu? 

• Vergleichende Studie zur molekularen Wirkung der 

seriellen Heiltorfapplikation bei degenerativen und 

entzündlich-rheumatischen Erkrankungen während des 

REHA-Aufenthaltes 

• Zusammenfassung 

• Fazit



Neue und faszinierende Erkenntnisse 

Neue Evidenz zur Thermotherapie 

Einfluss auf das Zytokinmilieu bei rheumatischen 

Erkrankungen möglich! 

TNFα IL-1 IL-6 

löslicher TNF 

Rezeptor 

IL-4 

IL-10 

IL-11 

IL-1 RA 

proinflammatorisch antiinflammatorisch

Methodik: 



Tarner I, Müller-Ladner U, Uhlemann C, Lange U. 

The effect of mild whole-body hyperthermie on systemic levels of 

TNF-α, IL-1β, and IL-6 in patients with ankylosing spondylitis. 

Clin Rheumatol 2009;28:397-402 

24 Patienten: 12 Patienten mit einer AS und 12 gesunden Probanden 

(Durchschnittsalter 34 Jahre) 

serielle Applikation von 9 Überwärmungsbäder (40°C) im Abstand von 3 

Tagen in den frühen Morgenstunden bis zum Erreichen einer 

Körpertemperatur von 38,5°C sublingual (Dauer des Bades ca. 50 

Minuten) 

Messungen beim letzten Ü-Bad: vorher, nach 1, 6 und 24 Stunden 

Bestimmung der Plasmazytokinspiegel von TNF-α, Interleukin 1-β und 

Interleukin 6

TNF-alpha Serumspiegel + SD [pg/ml] 

100 

90 

80 

70 

60 

50 

40 

30 

20 

10 

0 

18 

16 

14 

12 

10 

8 

6 

4 

2 

0 



p = 0.002 p = 0.002 

p = 0.002 p = 0.002 

baseline 1h 6h 24h 

p = 0.002 

p = 0.005 


Zeitpunkt 

p = 0.002 

p = 0.002 

AS Patienten gesunde Vergleichsgruppe 

IL-1beta Serumspiegel + SD [pg/ml] 

60 

50 

40 

30 

20 

10 

0 

p = 0.002 


Tarner I, Müller-Ladner U, Uhlemann C, Lange U. 

The effect of mild whole-body hyperthermie on 

systemic levels of TNF-α, IL-1β, and IL-6 in 

patients with ankylosing spondylitis. 

Clin Rheumatol 2009;28:397-402 

Senkung der pro-inflammatorischen 

Zytokine baseline vs. nach 24 Stunden: 

TNF-α um 50%, 

IL-1 beta um 40% und 

IL-6 um 43%



• Die Hypothese einer „Wärme-Stress-Reaktion“ durch 

milde Ganzkörperhyperthermie im Überwärmungsbad 

konnte bisher nicht bestätigt 

(Lange et al. Phys med Rehab Kuror 2005;15:44-7) 

Somit scheint nach derzeitigem wissenschaftlichen 

Kenntnisstand der durch eine systemische milde 

Hyperthermie hervorgerufene Besserungseffekt bei 

ankylosierender Spondylitis durch Modifizierung des 

pro-inflammatorischen Zytokinmilieus bedingt zu 

sein.



Weitere Evidenz zur Thermotherapie – 

Wärmetherapie 

• Patienten mit Arthrosen zeigen unter balneotherapeutischen Anwendungen 

eine Beeinflussung der TNF-α-Plasmaspiegel 

(Tütüncü et al. Phys Rehab Kur Med 1996; 6:80-82) 

• Serielle Radonstollenbehandlung (9 Anwendungen in 3 Wochen) zeigen bei 

ankylosierender Spondylitis im Vgl. zu Arthrosepatienten eine signifikante 

Schmerzlinderung (bis zu 3 Monaten anhaltend!), sign. Verbesserung vom 

BASDAI, BASFI und BAS-G 

(Kürten B et al. Phys Med Rehab Kuror 2010; 20:225, A18) 

• und auf zentrale Zytokine des Knochenmetabolismus („osteoanaboler Effekt“) 

(Lange et al. Osteologie 2011; Suppl.1:S54, P30) 

• Serielle wassergefilterte Infrarot-A-Therapie erbringt bei Patienten mit 

Arthritis/Spondylitis psoriatica eine sign. Schmerzlinderung (bis 3 Monate 

anhaltend), Verminderung der NSAR-Medikation, sign. Abfall 

proinflammatorischer Zytokine und Rückgang von Psoriasiseffloreszenzen 

(Schwab et al. Phys Med Rehab Kuror 2010; 20:229, A34)



Tollundmann: 

berühmteste Moorleiche, über 2000 J. alt. 

Verbirgt sich außer 

angsterfüllender Fantasien im 

Heiltorf eine 

gesundheitsfördernde Wirkung 

auf molekularer Ebene?



Molekulare Wirkungen serieller Heiltorfbäder (HB) 

und –packungen (HP) 

• HB beeinflussen Nitritoxid (NO)- und Myeloperoxidase-Serumspiegel bei 

Arthritis-Patienten (Bellometti et al. Int J Clin Pharmacol Res 2000) 

→ „Modulation des Inflammationsprozesses“ 

• HB beeinflussen die Produktion von MMP-8 und MMP-9 bei Osteoarthrose 

(Bellometti et al. Int J Clin Pharmacol Res 2005) 

→ „anti-destruktive Knorpelwirkung“ 

• HP erniedrigen Serum-Rezeptoren von TNF-α bei Osteoarthrose 

(Bellometti et al. Int J Tissue React 2002) 

→ „Modulation des Inflammationsprozesses und der Knorpeldegradation“ 

• HP reduzieren Prostaglandin E2, Leukotrien B4, IL-1, TNF- α und erhöhen 

Insulin-growth-Factor 1 (IGF-1) bei Osteoarthrose 

(Bellometti et al. J Investig Med 1997 + 1998; Clin Chim Acta 1997) 

→ „protektiver Knorpeleffekt“

Fragestellung 



Molekulare Wirkungen der seriellen Heiltorfapplikation 

a) mittels Bäder (n = 22) und Packungen (n = 37) bei Patienten mit 

degenerativen Veränderungen am Bewegungssystem bzw. 

b)mittels Bäder bei Patienten mit degenerativen (n = 22) und 

entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (n = 21, im 

subakuten/chronischen Stadium) 

Erwartetes Ergebnis 

Vor dem Hintergrund von bisherigen Studien zur seriellen 

Thermotherapie bei Patienten mit degenerativen und 

entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wird ein Einfluss 

auf das Zytokinnetzwerk durch die iterative 

Heiltorfapplikation vermutet.



Methodik - Patientendaten 

1. Gruppe: Patienten mit degenerativen Veränderungen und Bäderapplikation 

n = 22 12 Frauen, 10 Männer, Ø-Alter 50 Jahre 

mit Gonarthrose und / oder Coxarthrose 

stabile NSAR-Medikation, keine Prednisolongabe 

2. Gruppe: Patienten mit degenerativen Veränderungen und Packungen 


mit Gonarthrose und / oder Coxarthrose 

stabile NSAR-Medikation, keine Prednisolongabe 

3. Gruppe: Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Bäderappl. 


17x RA, 4x ASP 

keine Biologika-Therapie! Prednisolon max. 5 mg/die; stabile 

NSAR-Gabe

Heiltorf- (Moorbrei-)bäder 



Methodik – Heiltorfapplikationen (mind. 9 x während der REHA) 

140 kg Frischtorf in 200 –Liter-Wanner 

mit 70 L Wasser (Vollbad) 

Dauer: 20-30 Minuten 

Temperatur: 44-46°C (Überwärmungsbad) 

Konsistenz nach Quentin‘schen Schriftprobe 

Heiltorf-(Moor-)Packung 

Teilpackungen / Ganzpackungen 

pastenartiges Auftragen, 3-5 cm dicke 

Schicht und mit Tüchern abgedeckt 

Packungstemperatur: 42-47°C 

Dauer: 20-40 Minuten



Methodik 

• die Patienten wurden zufällig auf Bäder oder Packungen zugeordnet 

• Ausschlusskriterien: Biologika-Therapie mit Einfluss auf das Zytokinnetzwerk 

oder vorliegende Kontraindikation(en) für die geplante Therapieform 

• alle Patienten erhielten eine vergleichbare Schmerzmedikation (NSAR), in der 

Gruppe mit entzündlich-rheumatischer Erkrankung war max. eine 

Prednisolondosis von 5 mg/die erlaubt; alle Patienten erhielten eine 

vergleichbare differenzialindikative Komplextherapie 

• Outcomeparameter: 

Akut-Phase-Reaktanten: BSG, CRP 

proinflammatorische Zytokine: [TNF-α], IL-1β 

antiinflammatorische Zytokine: IL-10, [IL-4] 

• Messzeitpunkte: vor Therapiebeginn und nach serieller Applikation von 

durchschnittlich 9 Behandlungen

[pg/ml] 



* p-Wert (p < 0,001); Wilcoxon-Test auf Unterschiede zwischen den Zeitpunkten vor und nach serieller Therapie

[pg/ml] 




[pg/ml] 




[pg/ml] 




Akut-Phase-Reaktanten 

CRP vor Therapie (mg(dl) 

CRP nach serieller Th. 

BSG vor Therapie 

(mm/1h) 

BSG nach serieller Th. 

pro- und 

antiinflammatorische 

Zytokine 

IL-1β vor Therapie 

IL-1β nach serieller Th. 

IL-10 vor Therapie 

IL-10 nach serieller Th. 



Vergleich Moorbäder 

entzündl. rheumatische 

Erkrankungen 

(n = 21; Median) 

0,5 

0,5 

11 

10 

1 

0,76 * 

8,6 

10,4* 

degenerative 

Erkrankungen 


0,5 

0,5 

8 

9 

0,8 

0,7 * 

6,9 

9,6 * 

Gruppenunterschiede 

(Mann-Whitney-Test) 

* p-Wert (p < 0,001); Wilcoxon-Test auf Unterschiede zwischen den Zeitpunkten vor und nach serieller Therapie 

n.s. 

n.s. 

n.s. 

n.s. 

n.s. 

n.s. 

n.s. 

n.s.

Akut-Phase-Reaktanten 

CRP vor Therapie 

(mg(dl) 

CRP nach serieller Th. 

BSG vor Therapie 

(mm/1h) 

BSG nach serieller Th. 

pro- und 

antiinflammatorische 

Zytokine 

IL-1β vor Therapie 

IL-1β nach serieller Th. 

IL-10 vor Therapie 

IL-10 nach serieller Th. 



Vergleich Moorbäder – Moorpackungen 

bei degenerativen Gelenkveränderungen 

degenerative 

Erkrankungen 

Packungen 


0,7 

0,5 

25 

18 ** 

4,8 

3,3 * 

8,1 

14,3 * 

degenerative 

Erkrankungen 

Moorbäder 


0,5 

0,5 

8 

9 

0,8 

0,7 * 

6,9 

9,6 * 

Gruppenunterschiede 

(Mann-Whitney-Test) 

p < 0,008 

n.s. 

p < 0,001 

p < 0,007 

p < 0,001 

p < 0,001 

p-Wert (* p < 0,001 und ** p < 0,01); Wilcoxon-Test auf Unterschiede zwischen den Zeitpunkten vor und nach serieller Therapie 

n.s. 

n.s.

Zusammenfassung 



1.Sowohl Heiltorfbäder als auch Heiltorfpackungen beeinflussen im multimodalen 

REHA-Konzept das proinflammatorische Zytokinmilieu: 

- mit signifikanten Abfall des proinflammatorischen Zytokins IL-1β und 

- signifikanter Erhöhung des antiinflammatorischen Zytokins IL-10 

(Erstbeschreibung!), was auf eine Modulation des inflammatorischen Prozesses 

hindeutet. Dieses Resultat zeigt sich sowohl bei degenerativen als auch entzdl. 

rheumatischen Krankheitsbildern bei konstanter Medikation. 

2.Bei den Akut-Phase-Reaktanten ließ sich unter der seriellen Behandlung mit 

Heiltorfbädern und Heiltorfpackungen keine signifikanten Änderungen 

objektivieren, was darauf hinweist, dass die Behandlungen bei korrektem 

differenzialindikativen Einsatz zu keiner Exazerbation des Entzündungs-prozesses, 

insbesondere bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, führen. 

3.Interessanterweise führen serielle Heiltorfpackungen zu einer signifikanten 

Abnahme der BSG im Vgl. zu seriellen Heiltorfbädern, allerdings lagen die BSG- 

Werte bei der Heiltorfbädergruppe auch basal schon im Normbereich.

Fazit: 



• Sowohl unter seriellen Heiltorfbädern als auch –packungen 

konnten Veränderungen auf Zytokinebene objektiviert 

werden mit molekularer Modulation des Inflammationsprozesses 

(„Knorpel- u. Knochenprotektion“). 

• Unter der serieller Anwendung kam es weder klinisch noch 

bei den Akut-Phase-Reaktanten zu einer Exazerbation, 

insbesondere auch nicht bei den entzündlichrheumatischen 

Erkrankungen. 

• Beide Verfahren stellen somit eine sinnvolle Therapieoption 

im multimodalen REHA-Behandlungsplan dar.



Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!


Zentrum Innere Medizin, Justus-Liebig-Universität Gießen

PDF-Datei zum Download - Deutsche Gesellschaft für Moor

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?