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pdf-download - Institut für soziale Dreigliederung

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einer Ware ist, weil ein arbeitender Mensch auch leben muss. Er wird an die objektiven<br />

Wirtschaftsgesetze herankommen, und nicht auf die „Lehrbücher“ von Propaganda-Apparaten wie<br />

dem INSM hereinfallen.<br />

Die Waldorfschulen sind in Sachen Sozial- und Wirtsschaftskunde in den Kinderschuhen stecken<br />

geblieben. Zwar gibt es eine Hausbauepoche, es gibt Werkunterricht, und es gibt kleinere Praktika.<br />

Aber diese Fächer bilden erstens alle nur einzelne Teilgebiete des Wirtschaftslebens ab, und dies<br />

zweitens unbeabsichtigt, denn sie dienen gar nicht dem Zweck, die Kinder mit den Gesetzen des<br />

Wirtschaftslebens vertraut zu machen. Was fehlt, ist schlicht ein echter Wirtschaftsunterricht, wie<br />

ihn der Gründervater der Waldorfschulen forderte. Dass die diesbezüglichen Anregungen Rudolf<br />

Steiners, wie z.B. die, dass die Schüler spätestens bis zum 15. Lebensjahr die Buchführung[2]<br />

beherrschen oder dass sie ihre Werkstücke professionell fertigen und verkaufen sollen[3], bis dato<br />

nicht umgesetzt wurden, liegt schlicht daran, dass die meisten Waldorflehrer aufgrund persönlicher<br />

Neigungen lieber die aufs Künstlerische bezogene Anregungen Rudolf Steiners aufgreifen und<br />

da<strong>für</strong> andere ignorieren.<br />

Es ist unehrlich, wenn mit der fehlenden Zeit argumentiert wird, denn Kunstunterricht, Schreinern,<br />

Schmieden, Eurythmie u.v.m ist ja möglich. Die 12 Klässler finden sogar neben den<br />

Prüfungsvorbereitungen die Zeit, ein anspruchsvolles Theaterstück einzustudieren. Tatsächlich<br />

verhält es sich also so, dass die Waldorfschulen <strong>für</strong> manches von dem, was sie laut Lehrplan<br />

zusätzlich zum Staatsschul-Pensum leisten sollen, Zeit finden, <strong>für</strong> anderes dagegen nicht. Und da<br />

sie merkwürdigerweise alle sehr viel Zeit <strong>für</strong> künstlerisches, aber überhaupt keine Zeit <strong>für</strong><br />

wirtschaftliches oder rechtliches finden, während sich im Lehrplan beides die Waage hält, liegt es<br />

auf der Hand, dass die Waldorflehrer die Themenbereiche des Lehrplans unterschiedlich bewerten.<br />

Das sollen sie auch. Unter „Lehrplan“ verstehen die Waldorfschulen zunächst die Protokolle der<br />

Lehrerkonferenzen der ersten Waldorfschule, bei denen Rudolf Steiner anwesend war. Den<br />

eigentlichen Lehrplan entwickelt das Lehrerkollegium unter Berücksichtigung dieser Protokolle,<br />

aber im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen. Die Frage wäre also, ob im Hinblick auf die<br />

Herausforderungen unserer Zeit die Wahl richtig getroffen ist, wenn ausgerechnet der<br />

Wirtschaftsunterricht, wie ihn Steiner laut den Protokollen angeraten hat, nicht umgesetzt wird.<br />

Die Ratschläge Rudolf Steiners sind meistens auf die konkrete Situation bezogen, und zielen häufig<br />

sogar auf ein bestimmtes Kind, das Steiner kennengelernt hat. Diese Ratschläge können daher nicht<br />

ohne weiteres übertragen werden. Das entspricht dem Grundimpuls der Waldorfschule, gemäß dem<br />

der Lehrer die Lehrmethode an das Kind anpassen soll, anstatt umgekehrt. Es gibt aber auch<br />

allgemein formulierte Ratschläge, und in diesen sind die Themen Wirtschaft und Technik<br />

überproportional häufig vertreten. Zum Teil greifen sie auf andere Fächer über – z.B. sollen im<br />

Deutschunterricht anstatt moralisierender Geschichten Geschäftsbriefe geübt[4], und im<br />

Mathematikunterricht soll die Zinsrechnung am Beispiel des Wertpapier-Handels erlernt werden[5]<br />

– zum Teil sind sie selbst unmittelbar Gegenstand des Unterrichts.<br />

Ersteres wird an den Waldorfschulen kaum berücksichtigt, und letzteres vollständig ignoriert. An<br />

keiner der 213 Waldorfschulen in Deutschland wird zum Beispiel folgende Stelle im Protokoll<br />

berücksichtigt: „Es wird berichtet über den Unterricht in <strong>soziale</strong>r Erkenntnis. Dr. Steiner: „In der<br />

7. und 8. Klasse könnte man das geben, was in den 'Kernpunkten der <strong>soziale</strong>n Frage' steht“[6]. Die<br />

Schrift „Die Kernpunkte der <strong>soziale</strong>n Frage“ behandelt die Frage des gerechten Preises, den Begriff<br />

der Ware, die Unverkäuflichkeit der Produktionsmittel, das Eigentumsrecht, das Wesen des Geldes<br />

usw.<br />

Man könnte sagen: Nun ja, <strong>soziale</strong> <strong>Dreigliederung</strong> ist wichtig, anderes ist aber auch wichtig, und<br />

wir spezialisieren uns eben auf das andere. Das ist ein fataler Irrtum. Man kann „Wirtschaft“ oder

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