Begleitmaterial Franziska Jägerstätter erzählt - Dschungel Wien

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"Junge Briefe an die Jägerstätters" war 2008 ein Projekt, ins Leben gerufen von Erna Putz und Thomas Schlager-Weidinger. Sie luden junge Menschen ein, sich mit der Person und der Geschichte von Franz Jägerstätter und seiner Familie auseinanderzusetzen – in Form von Briefen, an die Töchter Rosalia, Maria und Aloisia, an Franziska und an Franz. Zu "Einsendeschluss" lagen über 400 Einreichungen aus 35 verschiedenen Schulen vor. Hier einige Beispiele: Liebe Rosalia Jägerstätter! Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges waren Sie noch ein Kind! Ich habe das Glück, in einer nicht so schwierigen Zeit aufzuwachsen, und bewundere Ihren Vater Franz Jägerstätter sehr für diesen Mut und den Willen, sich gegen den Krieg, gegen Gewalt und Hass aufzulehnen. Die Mehrheit der Bevölkerung traute sich nicht, Widerstand zu leisten, oder befand die grausamen Vorgehen an Juden, Behinderten und politisch Verfolgten sogar für richtig. Gerade für Sie, Ihre Geschwister und natürlich für Ihre Mutter muss es sehr schwierig gewesen sein, nach dem Tod Ihres Vaters nicht aufzugeben. Ich weiß nicht, ob ich solch eine Kraft hätte aufbringen können. Es würde mich sehr interessieren, wie es Ihnen als Kind damals ergangen ist und wie oder ob Sie schon verstanden haben, was in dieser grausamen Zeit so alles vor sich ging und warum Ihnen Ihr Vater einfach genommen wurde! Es steht für mich fest, dass Sie ganz bestimmt in einer Familie aufwuchsen, die viel Liebe und Zusammenhalt bewies, denn ohne das wäre es Ihrer Mutter wahrscheinlich nicht möglich gewesen, nach dem Tod des geliebten Ehemannes für sich und ihre Kinder zu sorgen. Umgekehrt haben Sie und Ihre Geschwister Ihrer Mutter bestimmt den nötigen Rückhalt und Lebensmut gegeben, um den Krieg gemeinsam und trotz des traurigen Ereignisses zu überstehen. In diesem Sinne möchte ich sagen, dass Sie sehr stolz auf Ihren Vater, aber auch auf sich selbst und Ihre Familie sein können, weil Sie immer für ihn dagewesen sind. Hochachtungsvoll Marlene (17) Liebe Kinder! Eure Geschichte interessiert mich sehr. Es war sicher nicht leicht für Euch, ohne Vater zu leben. Wenn ihr im Bett gelegen seid, konntet Ihr sicher nicht einschlafen, denn ohne Vater ist es schwer. Ihr habt schwierige Zeiten überwunden. Es wird sicher hart gewesen sein, als Euer Vater im Gefängnis war. Hattet ihr eigentlich Freunde in der Schule? Wenn Eure Mutter öfters spazieren oder einkaufen gegangen war, werdet ihr wahrscheinlich Angst gehabt haben, dass Eurer Mutter auch etwas passieren könnte. Ich fand es richtig, was Euer Vater getan hat. Er träumte von einem Zug, der in Wirklichkeit von Hitler handelte, denn der Zug fuhr in die Hölle. Alle Leute stiegen ein, doch er nicht, und das tat er dann in Wirklichkeit, er ging nicht in den Krieg. Es wird sicher nicht leicht gewesen sein, wenn Ihr gegessen habt und ein Sessel immer leer geblieben ist. Liebe Grüße von Anja (10) Liebe Frau Jägerstätter! Ich habe die Dokumentation über Ihren Mann gesehen. Er war ein guter, gläubiger Mensch. Viele fanden es feig, dass er nicht in den Krieg zog, dabei war es mutig, NICHT in diesen unfairen Krieg zu ziehen. Leider war es schon zu spät für ihn, als er sich zum Sanitätsdienst gemeldet hätte. Auch wenn viele ihn für einen Spinner hielten, finde ich, 10
er war der Einzige, der Recht hatte. Er war ein guter Christ, und ich bin froh, dass er zumindest jetzt anerkannt wird. Elias (13) Liebe Franziska! Hallo, ich heiße Jaqueline. Wir haben uns in Religion mit Ihrem heldenhaften Mann beschäftigt. Ich bin froh, dass der Krieg vorbei ist und wir in friedlichen Zeiten aufwachsen können. Meine Oma hat mir erzählt, dass die Russen in Kriegszeiten bei meiner Uroma immer Brot geholt haben, aber im Austausch brachten sie ihr eine Kleinigkeit mit, zum Beispiel ein Stück Seife. Meine Oma hatte immer große Angst vor den fremden Männern und versteckte sich dann hinter dem Tisch, wenn sie ins Haus kamen. Mein Uropa und drei Brüder von meiner Uroma sind im Krieg umgekommen. Für mich sind Sie und Franz Jägerstätter ein großes Vorbild. Ich hätte mich so etwas nie im Leben getraut. Jetzt weiß ich, dass man auf sein Gewissen auf alle Fälle hören sollte. Herzliche Grüße Jaqueline (12) Lieber Franz! Ich weiß, dass Du sehr gelitten hast für Deinen Glauben. Aber warum hast Du Dich lieber hinrichten lassen, als für die Deutsche Wehrmacht zu kämpfen? Einerseits verstehe und respektiere ich Deine Entscheidung, andererseits verstehe ich nicht, warum Du Deine Kinder im Stich gelassen hast. Wolltest Du, dass die anderen Menschen Dir folgen und ebenfalls den Wehrdienst verweigern? Wolltest Du einen Aufstand heraufbeschwören? Wolltest Du darauf aufmerksam machen, dass der Nationalsozialismus keinen Glauben hat? Je mehr ich über diese Sache nachdenke desto mehr verstehe ich Deine Entscheidung. Es muss hart für Dich gewesen sein und noch härter für Deine Frau und Deine Kinder. Ich danke Dir für all Deine Taten. Sebastian (13) (aus: Thomas Schlager-Weidinger/ Erna Putz (Hrsg.): Liebe Franziska! Lieber Franz! Junge Briefe an die Jägerstätters,Wagner Verlag, Linz 2008) Theater des Kindes Langgasse 13 4020 Linz Tel: 0732/605255 Fax: 0732/605255-5 office@theater-des-kindes.at www.theater-des-kindes.at 11
Seite 1 und 2: Begleitmaterial zur Vorstellung
Seite 3 und 4: Familienfotos Franziska Jägerstät
Seite 5 und 6: der Ehe gehen drei Töchter hervor,
Seite 7 und 8: Rosina und Thomas Schlager-Weidinge
Seite 9: Franz: Ja, das seh' ich jeden Tag h

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