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Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven

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<strong>Deutsches</strong> <strong>Schiffahrtsmuseum</strong> <strong>Bremerhaven</strong><br />

Hans-Scharoun-Platz 1 – 27568 <strong>Bremerhaven</strong><br />

Telefon: (0471) 48207-0 – Mail: sauer@dsm.museum – Internet: www.dsm.museum<br />

Pressemitteilung<br />

02. Februar 2012<br />

Hightech aus drei Jahrhunderten:<br />

Die Jagd der Nautik nach der genauen Zeit<br />

Sonderausstellung „Zeit auf See“ stellt ab 6. Mai im Deutschen <strong>Schiffahrtsmuseum</strong><br />

die Geschichte der Schiffschronometer vor<br />

Uhr ist nicht Uhr. Eine Quarz-Armbanduhr kann man schon für zehn Euro an der<br />

Ecke kaufen. Marinechronometer zum Beispiel aber sind kleine, wertvolle<br />

Kunstwerke. Und um sie geht es in der nächsten Sonderausstellung des Deutschen<br />

<strong>Schiffahrtsmuseum</strong>s. Seit fast vier Jahren forscht, sucht und sammelt Dr. Albrecht<br />

Sauer (57) hierfür und rund um das Thema Schiffschronometer. „Zeit auf See“ heißt<br />

die Schau. Am Sonntag, 6. Mai 2012, wird sie eröffnet und soll bis zum 25.<br />

November besonders viele Gäste nach <strong>Bremerhaven</strong> locken in eine Ausstellung,<br />

die auch eine erlebnisorientierte „ästhetische Freude“ ist und nicht nur Uhren-<br />

Enthusiasten, sondern auch ein breites Publikum begeistern soll. Denn erstmals in<br />

Deutschland wird im DSM die deutsche Chronometer-Geschichte präsentiert mit<br />

über 160 teilweise einzigartigen Exponaten. Und das nicht nur optisch, sondern<br />

auch akustisch – ein Uhren-Erlebnis, das auch tickt und schnurrt.<br />

„Zeit auf See“ blickt fast 300 Jahre zurück zur Seefahrernation England. Dort hatte<br />

der Tischler und Uhrmacher-Autodidakt John Harrison sich mit der 1714 von der<br />

britischen Regierung gestellten Aufgabe beschäftigt, eine Uhr zu entwickeln, die<br />

auf hoher See in der Lage ist, die geographische Länge exakt zu bestimmen. Das<br />

war notwendig, um den Standort eines Schiffes auf See mit Hilfe der<br />

astronomischen Navigation darzustellen. Damals war das eine schwierige<br />

Aufgabe, die auch Harrison erst 1759 und zwar im vierten Anlauf gelang. Immerhin<br />

gilt er heute noch als der Erfinder der Schiffschronometer.<br />

Den Namen aber erfand sein Landsmann John Arnold 1780 aus Marketinggründen.<br />

Aus seiner Produktion zeigt das DSM zwei herausragend wertvolle und schöne


Exemplare aus den Jahren 1786 und 1820. Ein weiterer „Star“ der<br />

Schiffschronometer-Schau aber kommt eher unscheinbar, klein und schlicht<br />

daher: Von Thomas Mudge und Robert Pennigton stammt eine Uhr, die 1793 in der<br />

kleinen Londoner Werkstatt gefertigt wurde und von dessen finanziellem Werft<br />

Albrecht Sauer sagt: Dafür bekommen Sie schon ein kleines Einfamilien-Haus.“<br />

Auch diese drei eindrucksvollen kleinen Zeitmaschinen sind im Besitz des<br />

Deutschen <strong>Schiffahrtsmuseum</strong>s. Sie gehören zu einer Sammlung von gut 60<br />

Chronometern, auf deren Besitz Albrecht Sauer besonders stolz ist.<br />

Die Schiffschronometer – Deutschland spielte in ihrer Entwicklungsgeschichte erst<br />

relativ spät eine Rolle - wurden erst überflüssig, seitdem die moderne<br />

Schiffsnavigation sich seit rund drei Jahrzehnten auf die Erfindung der Quarzuhr<br />

und GPS verlässt. Das besiegelte auch ihre Fabrikation. Heute gibt es weltweit<br />

keinen Produzenten für Schiffschronometer mehr.<br />

„Das ist ein eigener Kosmos“, beschreibt Albrecht Sauer –im DSM u. a. zuständig<br />

für die Geschichte der Nautik und der Gezeitenforschung – seine vierjährigen<br />

Studien rund um 300 Jahre Entwicklung der Schiffsuhren, die mehr konnten und<br />

können, als nur die Zeit anzugeben. Sie sind Präzisionsinstrumente, die<br />

unabhängig von Lage, Temperatur und Außeneinflüssen in kardanischer<br />

Aufhängung – und oft schmuck verpackt in einem Mahagoni-Kasten – so genau die<br />

Zeit ermitteln, dass es in allen seefahrenden Nationen auch amtliche Prüfstellen<br />

gab, die diese Präzision mit Zertifikaten verbürgen. In Deutschland war dies bis<br />

zuletzt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg.<br />

Heute verstehen die meisten Menschen unter „Chronometer“ einen meist teuren<br />

Uhrenschmuck am Arm, der sich zwar auch Chronometer nennt, aber mit dem<br />

wenig zu tun hat, was Dr. Albrecht Sauer derzeit im Deutschen<br />

<strong>Schiffahrtsmuseum</strong> vorbereitet und sich dabei auch auf die Unterstützung von<br />

Leihgebern und Privatsammlern stützen kann, sowie auf die Mitarbeit und<br />

fachliche Beratung der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie. Gut 160<br />

Exponate vom Schiffschronometer über Präzisionsinstrumente und Werkzeuge bis<br />

zu Geräten der astronomischen Navigation trägt das <strong>Schiffahrtsmuseum</strong><br />

gegenwärtig aus allen Teilen Deutschlands und des Auslands zusammen – kleine<br />

Zeitmaschinen mit einer beeindruckend filigranen Welt aus Zahnrädchen, Feder,<br />

Stiften, Schräubchen und Plättchen.<br />

Auch die Rolle des Schiffbau- und Schifffahrtsstandortes <strong>Bremerhaven</strong> wird in der<br />

Sonderausstellung „Zeit auf See“ mit aufgeblättert. Obgleich Deutschland erst<br />

sehr spät eine eigene Schiffschronometer-Entwicklung begann, dies vor allem den<br />

Engländern und zum Teil auch den Franzosen überließ und sich „mehr auf<br />

englischen Wissenstransfer“ – so Sauer – verließ, gab es mit den Werkstätten von<br />

W. G. Ehrlich – vertreten mit einem Chronometer aus dem Jahre 1835 -, Cordes,<br />

Diedrich und vor allem Lidecke auch in <strong>Bremerhaven</strong> ein Zentrum der<br />

Chronometer-Herstellung, die eng verknüpft war mit der Rolle des Norddeutschen<br />

Lloyd. Auch diese lokale Fußnote spielt für Albrecht Sauer eine Rolle, der während<br />

seiner Forschungen sich immer mehr begeisterte für diesen speziellen Bereich der<br />

Navigation. „Es gibt Dokumente, die belegen, dass manche Chronometer über 100<br />

Jahre im Einsatz waren“, schwärmt er von der Kunst damaliger Chronometer-<br />

Uhrmacher: „Das waren Genies. Diese Chronometer waren Hightech-Werke.“


Dieses Kompliment gilt aber vor allem auch den ersten wichtigen deutschen<br />

Herstellern von Schiffschronometern Heinrich Johann Kessels (1781 – 1840) in<br />

Altona oder Gerhard D. Wempe (1857 – 1821), der 1878 in Elsfleth seine ersten<br />

Schiffschronometer baute. Seine Hamburger Nachfahren betreiben u. a. seit 2006<br />

eine deutsche Prüfstelle für Chronometer in der Sternwarte Wempe in Glashütte.<br />

Die beschäftigt sich heute allerdings mehr mit schmückenden Präzisionsuhren<br />

und nur noch am Rande mit dem Erbe und Ruhm des Urgroßvaters.<br />

Albrecht Sauers Begeisterung für Schiffschronometer ist auch das Ergebnis von<br />

intensiver Forschung und Detektivarbeit. Gemeinsam mit den Bremer<br />

Ausstellungs-Designern Gössel + Partner, sowie dem Grafik-Büro von Leitbild, geht<br />

„Zeit auf See“ jetzt im Deutschen <strong>Schiffahrtsmuseum</strong> in die Schlussphase der<br />

Planungen. Dazu gehört auch die Herstellung eines Buches, das die Ausstellung<br />

begleiten soll und Sauers Überzeugung: „Wir werden hier Dinge vorstellen, von<br />

denen ich nie zu träumen gewagt habe.“<br />

Achtung Redaktionen: Die Redaktionen sind herzlich eingeladen zur<br />

Ausstellungseröffnung von „Zeit auf See“ am Sonntag, 6. Mai 2012, 11.00 Uhr, im<br />

Deutschen <strong>Schiffahrtsmuseum</strong> <strong>Bremerhaven</strong>.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie bei Herrn Dr. Albrecht Sauer im Deutschen<br />

<strong>Schiffahrtsmuseum</strong>, Hans-Scharoun-Platz 1, 27568 <strong>Bremerhaven</strong>, Telefon (0471)<br />

48207-25, Mail: sauer@dsm.museum<br />

Wir stellen Ihnen zur kostenfreien Nutzung einige Bildmotive zur Verfügung, die<br />

Sie aus unserem Internet www.dsm.museum herunterladen können.<br />

Bildtexte:<br />

Ein kleines Einfamilien-Haus in der Hand: Dr. Albrecht Sauer sortiert im Magazin<br />

des Deutschen <strong>Schiffahrtsmuseum</strong>s schon einmal die Stars der Ausstellung „Zeit<br />

auf See“, die am 6. Mai eröffnet wird.<br />

In einem schmucken Mahagoni-Kasten kardanisch aufgehängt: Aus dem Jahre 1835<br />

stammt die Werk-Nr. 835 aus der <strong>Bremerhaven</strong>er Schiffschronometer-Produktion<br />

von W. G. Ehrlich.<br />

Zahnrädchen, Federn, Stifte, Plättchen und Schrauben. Im Inneren von John<br />

Arnolds Schiffschronometer aus dem Jahre 1786 tickt und schnurrt es.<br />

Eine kleine Zeitmaschine in der Hand. Dr. Albrecht Sauer mit einem geöffneten<br />

Schiffschronometer von John Arnold.

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