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Vogelbeobachtung in den Nordalpen - Der Falke

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Arten antreffen, die wärmeliebend s<strong>in</strong>d<br />

oder gemäßigtes Klima bevorzugen,<br />

aber auch kälteliebende Arten kommen<br />

hier vor. Dies macht die Alpen zu<br />

e<strong>in</strong>em Hotspot der Biodiversität.<br />

» Vogelarten <strong>in</strong> <strong>den</strong> bayerischen<br />

Alpen<br />

Wer als Wanderer e<strong>in</strong>e Bergtour<br />

macht, durchläuft meist mehrere<br />

Höhenstufen und Lebensräume: Von<br />

<strong>den</strong> meist <strong>in</strong>tensiv genutzten Tallagen<br />

aus wird der Laubwald/Bergmischwald<br />

als Erstes erreicht. Hier<br />

kommen Weißrückenspecht und<br />

Haselhuhn vor, im höher gelegenen<br />

Nadelwald Dreizehenspecht und<br />

Auerhuhn. An der Grenze des Bergwaldes<br />

beg<strong>in</strong>nt die Krummholzzone,<br />

an die sich Zwergsträucher und Gräser<br />

anschließen. In diesem strukturell<br />

eng verzahnten Lebensraumkomplex<br />

s<strong>in</strong>d Birkhuhn, Zitronenzeisig, R<strong>in</strong>gdrossel<br />

und Bergpieper zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>.<br />

Diese Offenlandarten profitieren von<br />

e<strong>in</strong>er extensiven Alpwirtschaft, die<br />

auch unterhalb der natürlichen Waldgrenze<br />

geeignete Offenlandstrukturen<br />

geschaffen hat und erhält. Aber auch<br />

lebensfe<strong>in</strong>dlichere Standorte wer<strong>den</strong><br />

von Vögeln besiedelt: Ste<strong>in</strong>huhn,<br />

Ste<strong>in</strong>rötel und Ste<strong>in</strong>schmätzer s<strong>in</strong>d<br />

wärmeliebende Arten, die Geröllfelder<br />

mit kurzrasigen Bereichen zum<br />

Teil <strong>in</strong> Felsnähe bevorzugen. An steilen<br />

und schwer zugänglichen Felsbereichen<br />

können Mauerläufer und<br />

Schneesperl<strong>in</strong>g angetroffen wer<strong>den</strong>.<br />

<strong>Der</strong> Schneesperl<strong>in</strong>g hält sich im Sommer<br />

als kälteliebende Art bevorzugt<br />

im Bereich der letzten Schneefelder<br />

auf. Am Schneerand f<strong>in</strong>det er immer<br />

e<strong>in</strong>en reich gedeckten Tisch vor, <strong>den</strong>n<br />

Schnakenlarven s<strong>in</strong>d hier verstärkt<br />

zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Das Alpenschneehuhn<br />

vollzieht im Laufe des Jahres e<strong>in</strong>e<br />

Höhenwanderung: Im W<strong>in</strong>ter wer<strong>den</strong><br />

frei gewehte Rasen und Kare nahe der<br />

Baumgrenze aufgesucht, im Laufe des<br />

Sommers nähert sich das Schneehuhn<br />

der alp<strong>in</strong>en Gipfelregion mit Schnee<br />

und Eis. Im Bereich der Gipfel können<br />

wir Alpenbraunelle und Alpendohle<br />

beobachten, die nicht selten die<br />

Nähe des Menschen bevorzugen und<br />

somit leichte Nahrungsquellen nutzen<br />

können. Im Luftraum der Alpen<br />

s<strong>in</strong>d Ste<strong>in</strong>adler, Kolkrabe, Wanderfalke<br />

und (sehr selten) Bartgeier und<br />

Gänsegeier zu sehen.<br />

<strong>Der</strong> Ste<strong>in</strong>rötel ist durch se<strong>in</strong>e rostrote Unterseite unverwechselbar. Er zählt zu <strong>den</strong> seltenen Arten der<br />

Hochlagen. Foto: C. Mon<strong>in</strong>g. Rappenalptal, 3.7.2010.<br />

» Ursprung <strong>in</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Großräumen<br />

Die Besiedlung der Alpen durch<br />

Vögel erfolgte aus verschie<strong>den</strong>en<br />

Richtungen. Kälteliebende Arten<br />

stammen aus der Arktis oder borealen<br />

Nadelwaldzone. Das Alpenschneehuhn<br />

beispielsweise wurde mit<br />

<strong>den</strong> großen Vergletscherungen Nordeuropas<br />

nach Sü<strong>den</strong> verdrängt und<br />

fand <strong>in</strong> <strong>den</strong> Alpen als „Eiszeitrelikt“<br />

vergleichbare Klimabed<strong>in</strong>gungen.<br />

Ähnliches galt für Birkhuhn und<br />

R<strong>in</strong>gdrossel.<br />

Aus asiatischen Kältesteppen und<br />

Hochgebirgen s<strong>in</strong>d Arten wie Schneesperl<strong>in</strong>g,<br />

Mauerläufer und Alpendohle<br />

(ebenso wie beispielsweise Gämse,<br />

Ste<strong>in</strong>bock, Murmeltier und Edelweiß)<br />

e<strong>in</strong>gewandert.<br />

Die wärmelieben<strong>den</strong> Arten Ste<strong>in</strong>rötel<br />

und Ste<strong>in</strong>huhn haben ihr Verbreitungsgebiet<br />

von Südeuropa nach<br />

Nor<strong>den</strong> ausgeweitet und können <strong>in</strong><br />

Zukunft vermutlich regelmäßiger <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> bayerischen Alpen beobachtet<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Endemische Arten (= die weltweit<br />

nur hier vorkommen), also „echte<br />

Europäer“, gibt es <strong>in</strong> <strong>den</strong> Alpen nicht.<br />

<strong>Der</strong> Zitronenzeisig jedoch ist mitteleuropäischen<br />

Ursprungs. Die mit dem<br />

Auf Dreizehenspechte wird man oft aufmerksam, wenn<br />

man das Hämmern der Vögel am Baumstamm hört.<br />

Foto: H.-J. Fünfstück. Krün, 7.6.2012.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Falke</strong> 60, 2013 187

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