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MediaDas Magazin für die österreichische Entertainment ...

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Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“<br />

FilmSound &<br />

Media Das<br />

<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>österreichische</strong><br />

<strong>Entertainment</strong>- & Me<strong>die</strong>nbranche<br />

www.filmsoundmedia.at<br />

august 12


2 | Film Sound&<br />

Media


EdItorIal<br />

Man sollte <strong>die</strong> (meist) älteren Herrn nicht klein reden, manch einer sprach<br />

prophetische Worte. Vieles von dem was Bertold Brecht schrieb mag <strong>für</strong> Theaterfreunde<br />

zu ideologisch sein, inhaltlich aber werden uns seine Thesen leider tagtäglich praktisch<br />

vor Augen geführt. Aber es gibt auch positive Entwicklungen, zB. im Radiobereich. So<br />

schrieb BB schon 1929: „Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat<br />

des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er wäre<br />

es, wenn er es nur verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen,<br />

also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht<br />

zu isolieren, sondern ihn auch in Beziehung zu setzen.“ (Bertolt Brecht, 1929)<br />

Möglich macht <strong>die</strong> heutzutage gebräuchliche direkte Kommunikation<br />

zwischen Sender und HörerInnen das Netz, sprich <strong>die</strong> Social Media Aktivitäten. Ein<br />

Branchenrundruf zeigt <strong>die</strong> Bedeutung. (S. 38)<br />

Schön langsam weichen <strong>die</strong> Branchengrenzen auf und es wird in wichtigen<br />

Dingen am gemeinsamen Strang gezogen: so hat sich in Sachen Filmpiraterie <strong>die</strong><br />

Werbewirtschaft den Filmleuten in ihrem Kampf angeschlossen (S.18).<br />

Was Red Bull Salzburg bei seinem letzten, internationalen Match zeigte,<br />

war wohl nicht das Gelbe vom Ei, da<strong>für</strong> darf man sich nun auf Champions League-<br />

Spiele PULS 4 freuen. Gespannt wie deren Moderationen und Analysen am Stammtisch,<br />

wo ja jeder immer alles besser weiß, wegkommen.<br />

Sollte es noch ein richtiger Sommer werden, wünschen wir Ihnen da<strong>für</strong><br />

den passenden Song, Buch, Location, PartnerIn etc., alles, was es halt individuell<br />

braucht, um unbeschwerte Tage zu genießen.<br />

Irene Schwingenschlögl, Chefredakeurin<br />

Cover: UEFA Champions League auf PULS 4<br />

Die besten Fußballer der Welt resi<strong>die</strong>ren ab<br />

Mitte August auf PULS 4. Für 3 Saisonen, d.h.<br />

bis zum Finalspiel 2015 hat sich Österreichs<br />

viertes Vollprogramm <strong>die</strong> Rechte <strong>für</strong> <strong>die</strong> absolute<br />

Spitzenklasse im Klubfußball gesichert. Mit dem<br />

Erwerb der UEFA Champions League steigt PULS 4 in <strong>die</strong> Liga der Champions auf: „Dass wir<br />

<strong>für</strong> PULS 4 <strong>die</strong> Rechte der UEFA Champions League erwerben konnten, ist ein großer und<br />

wichtiger Schritt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Entwicklung des Senders. Österreichs viertes Vollprogramm steigt<br />

damit in <strong>die</strong> Königsdisziplin des Sports auf und bietet seinen ZuseherInnen einmal mehr<br />

ein qualitativ hochwertiges Programm“, so PULS 4 Geschäftsführer Markus Breitenecker.<br />

Am 21./22. August geht’s los, ab da spielen <strong>die</strong> Könige des runden Leders exklusiv auf<br />

PULS 4. Mit einer ebenso umfang- wie abwechslungsreichen Berichterstattung aus dem<br />

neu erbauten Studio werden <strong>die</strong> ZuseherInnen bestmöglich durch <strong>die</strong> kommenden<br />

Saisonen geführt.<br />

PULS 4 zeigt nicht nur den besten Fußball, sondern bietet seinen ZuseherInnen auch das<br />

beste Spiel der Runde live im <strong>österreichische</strong>n Free-TV. Es gibt keinen fixen Matchday! Die<br />

Entscheidung richtet sich nach dem Top-Spiel der jeweiligen Runde und demnach wird<br />

der Ausstrahlungstag des PULS 4-Live Spiels definiert. Die weiteren Matches werden dem<br />

TV-Zuseher in einer attraktiven Highlightsendung präsentiert.<br />

Inhalt FS&M August 12<br />

musicbiz<br />

4 news<br />

7 New Releases Made in A.<br />

8 Universal Music: Interview mit Hannes Eder<br />

10 Gasometer: Music City entsteht<br />

11 kdg medialog: 6.200 m2 Wirtschaftsfläche<br />

12 Musikfonds: Harry Fuchs im Interview<br />

13 EU: Richtlinien <strong>für</strong> Verwertungsgesellschaften<br />

14 Stadthalle Graz: 10 Jahre und kein bisschen leise<br />

filmbiz<br />

16 news<br />

18 Filmpiraterie: Millionengeschäft mit Werbung<br />

20 Kinokammer: Bernhard Gerstberger im Interview<br />

21 Fernsehfonds Austria: 4,5 Mio. <strong>für</strong> 18 Projekte<br />

22 Filmfonds Wien: 2 Mio <strong>für</strong> 14 Projekte<br />

23 BLS: 1,7 Mio. <strong>für</strong> 11 Projekte<br />

24 Airborne: mit Wirtschaftsfilm zum Erfolg<br />

26 ACTA & Co: Til Schweigers Brandrede zum Nachlesen<br />

media<br />

32 news<br />

33 Seven One Media: 7 Screens & 1 Spot + CL<br />

34 VÖZ: Interview mit Gerald Grünberger<br />

35 Rundfunkfonds: 18 Mio ab 2013<br />

38 Radio & Social Media: ein Branchenrundruf<br />

34 Radiotest 1. HJ 2012: ORF voran, Private holen auf<br />

rubriken<br />

6 Der Poppate<br />

50 Bücher, DVDs & Co<br />

51 dates<br />

Die UEFA Champions League ab 21./22. August auf live und exklusiv auf PULS 4.<br />

52 soundmobil<br />

54 grob, gröber, gröbchen<br />

Impressum: Me<strong>die</strong>ninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 17, Tel. 01-877 98 04,<br />

e-mail: office@filmsoundmedia.at, www.filmsoundmedia.at Herausgeber: Mag. Hannes Hochstöger; Redaktion:<br />

Mag. Irene Schwingenschlögl, Andy Zahradnik; Grafik: www.agnesschubert.at; Druck & Litho: Gutenberg,<br />

Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.<br />

Film Sound & Media |3


musicbiz<br />

Goldene Philharmonics<br />

Universal-Boss Hannes Eder überreicht den Philharmonics Gold in der<br />

Wiener Staatsoper<br />

Außer dem Neujahrskonzert kenne ich keine Klassik CD, <strong>die</strong><br />

in so kurzer Zeit Gold Status erreicht hat!“, gratulierte Universal<br />

Music Austria and Western Balkans Managing Director<br />

Hannes Eder dem Klassik Sepett „The Philharmonics“. In<br />

nur sechs Monaten seit Veröffentlichung verkaufte sich das<br />

Album „Fascination Dance“ mehr als 10.000 Mal, da<strong>für</strong> gab<br />

es im Teesalon der Wiener Staatsoper nun <strong>die</strong> ehrenvolle<br />

Gold-Auszeichnung. „Den Spaß, den wir an der Musik haben,<br />

wollen wir auch unserem Publikum vermitteln“, lautet <strong>die</strong><br />

Devise der Philharmonics. Und genau das scheint dem Septett,<br />

bestehend aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker, einem<br />

Berliner Philharmoniker und den Brüdern Frantisek und Roman<br />

Janoska auch gelungen zu sein. „Mit klassischen Mitteln<br />

wie Geige, Bratsche, Violoncello und Klavier arrangieren und<br />

spielen wir zeitgenössische Werke, wie man sie sonst nie zu<br />

hören bekommt“, erklärte „The Philharmonics“ Mastermind<br />

Geiger Tibor Kovac den Background zur CD. „Ich bin sehr<br />

glücklich über <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit der Plattenfirma und<br />

meinen Kollegen. The Philharmonics ist ein zeitgenössisches<br />

Musik Abenteuer. Ich freue mich sehr, dass meine Kollegen mit<br />

mir gemeinsam <strong>die</strong>sen Weg gehen“, dankte der überglückliche<br />

Tibor Kovac dem Team.<br />

Andrea Berg schreibt<br />

Chartgeschichte<br />

Das hat es bis dato noch nicht<br />

gegeben: Das „Best Of“ Album von<br />

Andrea Berg befindet sich seit mehr<br />

als 500 Wochen in den <strong>österreichische</strong>n<br />

Verkaufscharts und schreibt<br />

somit einmal mehr Chartgeschichte.<br />

Philip Ginthör, CEO Sony Music GSA über <strong>die</strong> Sängerin<br />

<strong>die</strong> beim Traditionslabel Ariola unter Vertrag steht: „Dieser herausragende<br />

Rekord beweist <strong>die</strong> unglaubliche Strahlkraft <strong>die</strong>ser<br />

Künstlerin, <strong>die</strong> ihre stetig wachsende Fangemeinde mittlerweile<br />

4 | Film Sound & Media<br />

über Jahrzehnte begeistert.<br />

Wir gratulieren<br />

von Herzen, freuen uns<br />

über <strong>die</strong> anhaltende<br />

hervorragende Zusammenarbeit<br />

mit Andrea<br />

und ihrem Team und<br />

blicken tatkräftig in<br />

eine gemeinsame erfolgreiche<br />

Zukunft.“<br />

Das „Best Of“ Album<br />

von Andrea Berg wur-<br />

de am 08.10.2001 in Österreich veröffentlicht und hat inzwischen<br />

5-fach Platinstatus erreicht. Fast ein Jahrzehnt - in den<br />

letzten 500 Wochen - bewegte sich das Album immer in den<br />

Ö3 Austria Top 40 Albumcharts. Andrea Bergs letztes Album<br />

„Abenteuer“ war ebenfalls ein herausragender Erfolg, schoss<br />

direkt auf Platz 1 der Charts und erreichte Platin-Status.<br />

„Es gibt nichts Besseres…<br />

…zu tun, als <strong>die</strong> <strong>die</strong> Ärzte zu hörn!“ Diesen selbstbewussten<br />

Songtitel der deutschen Punkrocker dachten sich auch über<br />

10.000 KäuferInnen in Österreich und so durfte das Universalteam<br />

ihrer Band Gold <strong>für</strong> das aktuelle Album „auch“ überreichen.<br />

Für Bela, Farin und Rod freudige Bestätigung, <strong>die</strong> sie<br />

auch im Rahmen ihrer ausverkauften Konzerte erfuhren.<br />

Schedler Music nimmt<br />

Jörg Bausch unter Vertrag<br />

Der deutsche Schlagersänger<br />

und Hitschreiber<br />

Jörg Bausch ist seit Juni<br />

2012 als Songwriter<br />

exklusiv bei Schedler<br />

Music unter Vertrag.<br />

Jörg Bausch ist durch<br />

seine Songs wie z.B.<br />

„Großes Kino“ oder<br />

„Dieser Flug“ bekannt<br />

Blickt zurecht entspannt:<br />

Chartkönigin Andrea Berg<br />

Vergoldete Ärzte <strong>für</strong> ihr aktuelles Album „auch“<br />

Jörg Bausch & Rudi Schedler


geworden und wird mit den neuen Songs an <strong>die</strong> bisherigen<br />

Erfolge anknüpfen. Am 20. Juli wird seine Live-DVD ‚Kopfkino‘<br />

über den Labelpartner EMI erscheinen. Rudi Schedler,<br />

MD von Schedler Music, meint: „Jörg Bausch passt sehr gut<br />

in unser Repertoire und wir sind uns sicher, gemeinsam noch<br />

einige Erfolge feiern zu können. Er schreibt und produziert ja<br />

nicht nur <strong>für</strong> sich selbst, sondern auch <strong>für</strong> andere namhafte<br />

Top-Interpreten.“<br />

PledgeMusic finanziert Bands<br />

PledgeMusic ist ein<br />

Musik-Unternehmen von<br />

Musikern und Profis der<br />

Musikindustrie <strong>für</strong> Musiker.<br />

PledgeMusic bietet<br />

Künstlern <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

Aufnahmen, Tourneen<br />

und sonstige Projekte<br />

unabhängig von den<br />

klassischen Strukturen zu<br />

finanzieren und gleichzeitig<br />

eine engere Bindung<br />

zu ihren Fans aufzubauen.<br />

Die ersten deutschen Pledger: H-Blockx Für Fans ist PledgeMusic<br />

H-Blockx, <strong>die</strong> Gelegenheit,<br />

mit den sogenannten „Pledges“ (dt.: Versprechen), Künstlern<br />

dabei zu helfen, Musik zu veröffentlichen und <strong>die</strong> Chance, exklusive<br />

Gegenstände und besondere Erlebnisse mit und direkt<br />

von ihren Lieblingskünstlern zu bekommen. Pledge Music<br />

ermuntert Künstler außerdem, parallel zur Finanzierung ihrer<br />

Projekte, Geld <strong>für</strong> wohltätige Organisationen zu sammeln.<br />

Anders als andere Fan-finanzierte Angebote zieht PledgeMusic<br />

kein Geld ein, bevor das jeweilige Ziel nicht zu 100% erreicht<br />

ist, und ist außerdem ausdrücklich nicht am Erwerb von Rechten<br />

interessiert.<br />

Mit Hauptsitz in London und Vertretungen in New York und<br />

Santa Monica startet PledgeMusic mit Hilfe von Odyssey<br />

Music Network nun auch in Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz durch. Ulysses Hüppauff und sein Team sind ab<br />

sofort <strong>die</strong> Berliner Ansprechpartner <strong>für</strong> interessierte Künstler,<br />

Manager, Produzenten, Labels und Verleger und kümmern<br />

sich um <strong>die</strong> Koordination und alle kreativen Belange. Die<br />

Abläufe werden in enger Zusammenarbeit mit der Hamburger<br />

Online-Agentur Straightford abgewickelt, <strong>die</strong> das technische<br />

Backup betreuen und Künstler und Kunden beim Erstellen<br />

und Durchführen von Kampagnen unterstützen.<br />

Die deutsche Website von PledgeMusic wurde in <strong>die</strong>sen Tagen<br />

gelaunched und liefert alle Hintergründe zur Philosophie von<br />

PledgeMusic sowie umfassende Details über das zukunftsweisende<br />

Modell und den genauen Ablauf von Pledge-Kampagnen.<br />

Zu den ersten deutschen Pledgern gehören große Namen wie<br />

Livingston, <strong>die</strong> bei Universal unter Vertrag sind, Veteranen wie<br />

<strong>die</strong> Band H-Blockx, aber auch ganz junge Bands wie The Blood<br />

Arm aus LA, <strong>die</strong> sich dank Pledge mit ihren Fans <strong>die</strong> zukünftigen<br />

Band-Pläne erwirtschaften können.<br />

T-Mobile: Partyweekend in Ibiza<br />

Sommer, Sonne,<br />

Strand & Meer<br />

- T-Mobile sorgt<br />

<strong>für</strong> ein Sommerhighlight<br />

2012<br />

und ein Zuckerl<br />

<strong>für</strong> alle Musikfans:<br />

Zu gewinnen gibt<br />

es nämlich ein<br />

exklusives Party-<br />

Weekend in Ibiza<br />

<strong>für</strong> vier Personen<br />

zu den Closings<br />

im Sommer. Das<br />

Ibiza wie es leibt und lebt<br />

VIP-Package inklu<strong>die</strong>rt<br />

Flüge, 4 Nächtigungen im most stylish Ushuaia Beach<br />

Hotel und Partys mit den besten DJs der Welt. Auf www.<br />

facebook.com/TMobileAustria, muss der User eine Reisegruppe<br />

gründen und drei Freunde einladen. Die Chancen erhöhen<br />

sich natürlich, wenn man in befreundete Reisegruppen einsteigt,<br />

solange noch Platz ist. Das exklusive VIP-Package wird<br />

unter allen teilnehmenden Partygruppen, <strong>die</strong> bis 5. September<br />

vollständig sind, verlost.<br />

EMI-Künstler selbstständig<br />

Nach Herbert Grönemeyer haben jüngst auch <strong>die</strong> EMI-<br />

Künstler Katy Perry und David Guetta beschlossen, unter <strong>die</strong><br />

Plattenbosse zu gehen. Mit Jack Back Records gründet der extrem<br />

erfolgreiche DJ Guetta (über 5 Millionen verkaufte Alben,<br />

über 17 Millionen verkaufte Singles) sein eigenes Label, um<br />

sich verstärkt der Nachwuchsarbeit widmen zu können. Der<br />

erste Künstler, der auf Jack Back Records veröffentlichen wird,<br />

ist der niederländische DJ Nicky Romero, dessen Debüt-Single<br />

„Metropolis“ auch auf der neuesten „F*** Me I’m Famous<br />

2012“-Compilation zu hören ist, <strong>die</strong> seit dem 29.06.2012<br />

erhältlich ist.<br />

Seitdem hält sich<br />

der Track hartnäckig<br />

auf dem<br />

zweiten Platz von<br />

beatport.com.<br />

David Guetta gründete Jack Back Records<br />

Film Sound & Media |5


musicbiz<br />

dEr PoP PatE<br />

Nix is fix! Alles ist fix!<br />

Wer hätte gedacht, dass <strong>die</strong> zweitgrößte Musikmesse Europas, <strong>die</strong> Popkomm,<br />

nach fast 30 Jahren <strong>die</strong> Pforten schließen muss. Den Grund nur in der allgemeinen<br />

schlechten Marktwirtschaftslage zu suchen, wäre doch etwas zu einfach.<br />

Es war sicher ein Zusammentreffen von vielen Gründen, <strong>die</strong> das endgültige<br />

Scheitern der Popkomm bewirkten. Verlegung des Standortes von Köln<br />

nach Berlin, das Wegfallen des Ringfestes, das <strong>die</strong> gesamte Stadt mit einbezogen<br />

hat, das „unwissende“ Personal in Sachen Musik der Berliner Messe, <strong>die</strong> Größe<br />

Berlins, <strong>die</strong> es fast unmöglich macht, <strong>die</strong> Showcases zu besuchen, <strong>die</strong> man sehen<br />

wollte, usw.<br />

Welcher oder welche Gründe es genau waren, ist schwierig zu beantworten. Eine<br />

Erschwernis war natürlich der generelle Rückgang der Musikbranche und auch <strong>die</strong><br />

daraus resultierende Neuorientierung der kleine Labels, <strong>die</strong> meist neben der üblichen<br />

Labeltätigkeit auch Management und Booking gleichzeitig machen müssen,<br />

um zu überleben. Gleichzeitig mussten auch neue Wege der Vermarktung gesucht<br />

werden. „Networking ist in, Messe ist Out!“ heißt es plötzlich. Da sind natürlich das<br />

Reeperbahn Festival (seit 2006), aber auch <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Jahr erstmalig stattfindende<br />

Berlin Music Week inhaltlich ganz vorne, da sie genau <strong>die</strong>se Themen bespielen.<br />

Österreich wird auf beiden Showcasefestivals vertreten sein und versuchen,<br />

dem neuen Trend Rechnung zu tragen und wie so oft durch Neues und<br />

Spezielles medial und vor Ort aufzufallen und <strong>die</strong> Message zu verbreiten: Austria<br />

Sounds Great! Neben Deutschland sind auch Frankreich und Polen <strong>die</strong> Aktionsländer<br />

<strong>für</strong> <strong>österreichische</strong> Musik. Sowohl in Einzelaktivitäten in Paris und Warschau, als<br />

auch in Kooperation mit dem Waves Festival in Wien.<br />

Die Exportaktivitäten Österreichs werden heuer genau son<strong>die</strong>rt, evaluiert<br />

und werden dann <strong>für</strong> 2013 neu aufgestellt, das hat auch <strong>die</strong> Neuinstallation<br />

eines Exportbeirates beim Österreichischen Musikfonds ergeben. Außer der MIDEM<br />

2013 steht alles auf dem Prüfstand. Wie heißt es so schön: Nix is fix!<br />

Welches Ausmaß <strong>die</strong> Exportaktivitäten, aber auch der Ausbau des Musikfonds<br />

in Sachen Vermarktungsförderung, vergleichbar den bestehenden Aktivitäten<br />

in der Filmbranche, erreichen werden, wird sicherlich auch von neuen Zahlen<br />

abhängen: Im September werden <strong>die</strong> Ergebnisse einer neuen Wertschöpfungsstu<strong>die</strong><br />

veröffentlicht, <strong>die</strong> das Kuratorium des Österreichischen Musikrats initiiert hat,<br />

<strong>die</strong> von der Wiener Wirtschaftskammer bezahlt wird und vom IHS Institut durchgeführt<br />

wurde. Die letzte vorliegende Wertschöpfungsstu<strong>die</strong> von Prof. Fritz Scheuch<br />

stammt aus dem Jahr 2000, deshalb sind ganz neue Einblicke zu erwarten, denn<br />

auch hier wird hoffentlich der Slogan gelten: Nix is fix!<br />

Und das gilt auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> klassische Musik: Kaum war <strong>die</strong> neue Klassik<br />

Musik Messe „Classical:Next“ in München aus der Taufe gehoben, schon wird darüber<br />

gemunkelt, sie zu verlegen. Nicht aus Misserfolg, sondern aus dem unerwarteten<br />

Erfolg, sprich, <strong>die</strong> Location der Messe ist bei weiter so steigendem Interesse<br />

bald zu klein. Neben Brüssel und Luxemburg steht auch Wien auf der Liste der möglichen<br />

Veranstaltungsorte. Sind Fördergeber und Sponsoren auch der Meinung,<br />

dass <strong>die</strong> Klassik nach Wien gehört, dann sollte es in <strong>die</strong>sem Falle <strong>für</strong> <strong>die</strong> nächsten<br />

drei Jahre lieber heißen: Alles ist fix!<br />

Mario Rossori ist Musikmanager<br />

6 | Film Sound & Media<br />

3. Wr. Musikwirtschaftstage<br />

Foto: Magdaléna Tschmuck<br />

l-r: Joel Tenenbaum (US-Student, auf 675.000 USD verurteilter Filesharer),<br />

Sabine Nikolay (ORF Radio Ö1, moderierte das Panel), Peter Tschmuck.<br />

Via skype zugeschaltet: Robert Levine (Vorm. Billboard <strong>Magazin</strong>).<br />

Thema: “Are File Sharers Pirates?”<br />

Wien. Tschmuck, Peter, Professor, Magister, Doktor. Der Mann beasst<br />

sich seit Jahren schwerpunktmäßig mit Musikwirtschaftsforschung,<br />

der Ökonomik des Urheberrechts/Copyrights, der<br />

Kulturbetriebsforschung, der Kunst- und Kulturökonomik und<br />

Kulturpolitikforschung und ist wohl Österreichs aktivster Musikwirtschaftswissenschaftler.<br />

Sein Buch „Kreativität und Innovation<br />

in der Musikindustrie“ (2003) wurde in <strong>die</strong>sem <strong>Magazin</strong><br />

schon mehrfach als Standardwerk empfohlen. Wer auch immer<br />

in <strong>die</strong>sem Geschäft andockt sollte es gelesen haben.<br />

Peter Tschmuck hatte vor einigen Jahren festgestellt, dass<br />

weltweit verschiedene Menschen in unterschiedlichen wissenschaftlichen<br />

Disziplinen sich des Themas Musikwirtschaftsforschung<br />

annehmen, eine gemeinsame Plattform jedoch nicht<br />

existiert. ‚Es war mir klar geworden, dass es einfach notwendig<br />

ist sich auf einer Ebene zu treffen und <strong>die</strong> verschiedenen Forschungsergebnisse<br />

auszutauschen. Das war <strong>die</strong> Initialzündung<br />

zur Gründung eines Vereins‘, erzählt Tschmuck. Gemeinsam mit<br />

dem Rechtsanwalt Niko Kraft und dem Musiksoziologen Michael<br />

Huber wurde <strong>die</strong> Idee umgesetzt und seit 2009 existiert<br />

in Wien ‚Die internationale Gesellschaft <strong>für</strong> Musikwirtschaftsforschung‘.<br />

Dieser Tage traf man sich zum dritten Mal in der <strong>österreichische</strong>n<br />

Hauptstadt zu den Vienna Music Business Research Days,<br />

<strong>die</strong> ganz im Zeichen der “New Music Consumption Behavior”<br />

standen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> digitale Revolution in der Musikindustrie mit<br />

sich gebracht hat. Vortragende und Diskutanten aus der ganzen<br />

Welt berichteten auf dem Podium einem stets gut gefüllten<br />

Haydn-Saales der Universität <strong>für</strong> Musik und darstellende Kunst<br />

von den neuesten Forschungsergebnissen, Stu<strong>die</strong>n und Entwicklungen.<br />

Eine umfangreiche Nachbetrachtung der Veranstaltung findet<br />

sich hier:<br />

http://musikwirtschaftsforschung.wordpress.com/2012/07/05/<br />

nachbetrachtung-der-dritten-vienna-music-business-researchdays-29-30-juni-2012/<br />

Termin vormerken: 20. bis inklusive 21. Juni 2013.


Summerfeeling<br />

Gasmac Gilmore: „Dead Donkey“ (gtg)<br />

Gegründet wurde das WIener Quartett schon vor 10 Jahren,<br />

seitdem sorgten sie mit zahlreichen Guerillaaktionen <strong>für</strong> mediale<br />

Aufmerksamkeit <strong>für</strong> ihre jeweiligen Alben. Mit der nun fixen Fusion<br />

der Musikstille Balkan, Klezmer und Metal haben sie ihre ganze<br />

spezifische Musiknische gefunden: swingende Klarinettenmelo<strong>die</strong>n,<br />

prügelnde Gitarren Riffs, pulsierende Balkanbläser à la Kusturica<br />

und jammernde Klezmermelo<strong>die</strong>n treffen aufeinander in Form von<br />

Instrumenten der Gastmusiker aus aus allen Genres und Ecken der<br />

Welt. Wer <strong>die</strong> Band live gesehen hat, wird von ihrer Spielfreude<br />

angesteckt. Macht großen Spaß.<br />

Sankt Heinrich: „Des Kaisers Gold“<br />

(Mit freundlichen Grüßen)<br />

So verwirrend der äußere Rahmen wie Namen, Titel oder<br />

Coverdesign, so vertraut <strong>die</strong> Klänge <strong>die</strong>ser In<strong>die</strong>rocker. Was das<br />

Instrumentarium an Kraft erzeugt, hält sich der Gesang erzählerisch<br />

im Hintergrund und beeindruckt mit Geschichten von Müttern,<br />

<strong>die</strong> winkend im Hafen stehen, von verlorener Kontrolle durch<br />

übermäßigen Konsum, vom Feuer in großer und kleiner Pracht und<br />

vom Himmel über den Ozeanen.<br />

Likewise: „Prometheus Run“ (gtg)<br />

Da wird so oft über Kulturverfall gejammert und dann kommt<br />

eine Band um <strong>die</strong> Ecke, <strong>die</strong> als Inspiritationsquellen <strong>die</strong> griechische<br />

Mythologie bis hin zur Sturm und Drang-Epoche bezeichnet. Das<br />

Quintett aus OÖ macht sich Gedanken über <strong>die</strong> Menschwerdung<br />

bzw. Freiheitssehnsucht und untermalt <strong>die</strong>s mit sehr netten<br />

folkigen Rockklängen.<br />

Jeremy Schonfeld: „Iron Coal“ (Hoanzl)<br />

Ein Konzeptalbum über <strong>die</strong> Geschichte seiner Familie Schonfeld<br />

schrieb der amerikanische Singer-/Songwriter Jeremy Schonfeld,<br />

das von Beat 4 Feet (Werner Stranka / Martin Gellner) mit namhaften<br />

Musikern u.a. aus dem Orchester der Vereinigten Bühnen<br />

Wien produziert wurde. Der Titel ‚Iron & Coal’ erinnert an den<br />

Ausspruch eines KZ-Überlebenden: ‚Mein Wille ist so stark, dass er<br />

Eisen brechen könnte, meine Seele aber ist schwarz wie Kohle’. Naturgemäß<br />

handelt es sich bei einem Album über KZ-Überlebende<br />

um tiefsinnige Texte, denen jedoch aufgrund der Musik <strong>die</strong> Schwere<br />

genommen wird. Fragile Pianoballaden werden abgelöst von R’n’B<br />

bis hin zu Poprocksongs. Sehr mutig und anregend.<br />

ColorReflection: „SunMeetsRain“ (Between Music)<br />

Zwei Stimmen, <strong>die</strong> harmonisieren, begleitet von von einer groovigen<br />

und tighten Backing-Band mit schön funkigem Einschlag, das<br />

Duo ColorReflection klingt auf seinem Debüt sehr sympathisch. Erwachsenensoulpop,<br />

der im Radio genauso funtkionioeren sollte, wie<br />

manche Partyschlager (Track 13) aber auch <strong>die</strong> zweistimmigen Balladen<br />

rühren. Seifenblasen scheinen das große Thema <strong>für</strong> <strong>die</strong> beiden<br />

Bandleader Melissa Hosler & Mario Mrazek zu sein, aber <strong>die</strong>se hier<br />

sollte hoffentlich nicht zu schnell zerplatzen.<br />

Ramon: „Orbiter“ (gtg)<br />

Ein wenig Incognito, ein wenig Jamiroquai, ein wenig De-Phazz,<br />

das Wiener Duo Ramon schwimmt mit seinem Sänger & Texter<br />

Carl Avory auf der von solchen Bands geprägten sehr entspannten<br />

Funkwelle. Entsprechend dem Albumtitel Musikalisch entführen<br />

Ramon den Zuhörer auf eine akustische Reise durch das Universum,<br />

angetrieben von Funk, Dance Beats und einer gehörigen Portion<br />

Soul. Wie im Weltall wird es manchmal ganz schön laut. Und dann<br />

wieder, in den schwarzen Tiefen des Alls, ist es leise, wenn Carl<br />

Avory zu geschmeidigen Balladen ansetzt.<br />

Philipp Griessler: „ Bezaubernder Moment“<br />

(Eiffelbaum)<br />

Philipp Griessler spannt in seinem Debütalbum „Bezaubernder<br />

Moment“ als Komponist, Autor und Sänger einen Bogen von<br />

selbstironischen, sozialkritischen Texten, bis hin zu balladenhaften<br />

Liebesliedern. Alles wirkt authentisch, nachvollziehbar, ehrlich und ein<br />

wenig sentimental, aber das hat der Austropop grundsätzlich in sich.<br />

Stefan Obermaier: Mozart Reloaded“ (Universal)<br />

Puristen rümpfen sofort <strong>die</strong> Nase, wenn sich Amateure an Mozart<br />

vergreifen, ohne noch einen Ton gehört zu haben. Wer jedoch offenen<br />

Geistes ist, kann da durchaus vergnügliche Seiten heraushören.<br />

Stefan Obermaier, dessen musikalische Wurzeln im Live-Jazz und<br />

in der Downbeat-Elektronik Wiener Prägung liegen, hat bei seiner<br />

Mozart-Bearbeitung versucht, seine mit denen des großen Meisters<br />

zusammen fließen zu lassen. Immer wieder blitzt Mozart auf, um<br />

sodann vom Beat vorangetrieben zu werden und manchesmal<br />

passierts auch umgekehrt. Hochinteressantes Projekt.<br />

PBH Club: „Tanzbar“ (Hoanzl)<br />

Fulminant gestartet, dann wurde es wieder ruhig um <strong>die</strong> Poppunkband<br />

PBH und jetzt melden sie sich wieder zurück. Der jugendliche<br />

Schwung ist geblieben, der Ska dem Jahre 2012 angepasst,<br />

unbekümmert wird gedichtet, dass man merkt, <strong>die</strong> Jungs haben<br />

wieder Spaß an ihrer Sache. Live ist <strong>die</strong> 9-köpfige Band überhaupt<br />

nicht zu Bremsen.<br />

Purple Souls: „Valium“<br />

Gar kein Schlafmittel ist <strong>die</strong> EP <strong>die</strong>ser Salzburger Band, vielmehr<br />

sphärisch und abwechslungsreich, gemixt mit raffinierten<br />

Synthsounds und kraftvollen Rhythmen zeigen sie eine willkommene<br />

Talentprobe.<br />

musicbiz<br />

Film Sound & Media |7


musicbiz<br />

„Immer wieder an <strong>die</strong><br />

gleichen Türen klopfen!“<br />

Ifpi Austria-Präsident und Universal Music Austria-Geschäftsführer Hannes Eder im Film, Sound<br />

& Media-Interview über <strong>die</strong> Performance des <strong>österreichische</strong>n Musikmarktes im ersten Halbjahr<br />

2012 und über künftige Strategien der Musikwirtschaft im allgemeinen und jene von Universal<br />

Music Austria im Besonderen.<br />

Hannes Eder<br />

„Eine breite<br />

Allianz zwischen<br />

Film, Musik,<br />

Literatur, Zeitungsherausgeber<br />

u.a.<br />

ist vorhanden und<br />

es wagt niemand<br />

mehr ernsthaft, an<br />

der Notwendigkeit<br />

eines zeitgemäßen<br />

Urheberrechtes<br />

zu zweifeln.“<br />

8 | Film Sound & Media<br />

Wie sieht <strong>die</strong> Marktentwicklung<br />

im Jahr 2012 in Österreich<br />

bislang aus?<br />

EDER: Im ersten Halbjahr ist der<br />

<strong>österreichische</strong> Musikmarkt weiter<br />

leicht zurückgegangen, gemäß<br />

einer normalen gewohnten<br />

und auch erwarteten Entwicklung.<br />

Der Digitalmarkt entwickelt<br />

sich weiterhin recht positiv, das<br />

Wachstum könnte natürlich immer<br />

besser sein. Die Performance<br />

der diversen Streaming<strong>die</strong>nste<br />

wie Spotify, Deezer, Juke u.a. sind<br />

noch nicht im Detail analysiert,<br />

was man aber bereits sagen<br />

kann ist, dass <strong>die</strong>ses Segment mit<br />

knapp +90% im Vergleich zum<br />

Vorjahr das am schnellsten wachsende<br />

ist. Die diversen Dienste<br />

werden von den Betreibern ja unterschiedlich<br />

vermarktet. Spotify<br />

etwa funktioniert weiterhin durch<br />

Mundpropaganda und Facebook,<br />

während Deezer via T-Mobile<br />

mit entsprechendem Marketing-<br />

Budget auftritt. Hier gilt es noch abzuwarten. Die<br />

Downloads via iTunes oder Amazon entwickeln sich<br />

dessen ungeachtet durchwegs positiv. In <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

wird <strong>die</strong> Ifpi auch weiterhin entsprechendes<br />

Lobbying <strong>für</strong> zeitgemäßes, internettaugliches<br />

Urheberrecht betreiben. Hier darf man einfach<br />

nicht müde werden, immer wieder oft auch an <strong>die</strong><br />

gleichen Türen zu klopfen, um eine adäquate Gesetzes-Novelle<br />

zu beschleunigen. Das Bewusstsein <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Notwendigkeit einer solchen ist allgemein vorhanden,<br />

aber ein Bewusstsein alleine macht noch<br />

kein Gesetz. Es gibt ja unterschiedlichste Interessenvertreter,<br />

<strong>die</strong> in gegengesetzte Richtungen rudern<br />

und insoferne ist das ein langwieriger Prozess, den<br />

man aber keinesfalls aufgeben darf. Eine breite Allianz<br />

zwischen Film, Musik, Literatur, Zeitungsherausgeber<br />

u.a. ist vorhanden und es wagt niemand mehr<br />

ernsthaft, an der Notwendigkeit eines zeitgemäßen<br />

Urheberrechtes zu zweifeln. Die „Kunst hat recht“-<br />

Kampagne, <strong>die</strong> u.a. von der Musikwirtschaft ins Leben<br />

gerufen wurde, geht natürlich auch weiter.<br />

Wie sieht <strong>die</strong> Performance von Universal Music<br />

Austria bislang aus?<br />

EDER: Unser Digitalumsatz ist verglichen mit dem<br />

Gesamtmarkt deutlich stärker gewachsen, auch<br />

physisch liegt Universal Music über dem Gesamtmarkt<br />

und das obwohl wir einen sehr wichtigen Release<br />

– das Neujahrskonzert – heuer nicht mehr im<br />

Portfolio haben. Im Bereich Business Development<br />

haben wir einige Deals erfolgreich in den Markt setzen<br />

können, etwa zu Jahresbeginn Catamundi und<br />

Merkur oder mit der Volksbank. Ein weiter Deal mit<br />

einer Tankstellen-Kette ist in Vorbereitung, und Pläne<br />

und Konzepte haben wir da noch einige.<br />

Wie wird sich Universal/EMI-Merger am <strong>österreichische</strong>n<br />

Markt auswirken?<br />

EDER: Den EMI-Deal kann ich zum gegenwärtigen<br />

Zeitpunkt nicht kommentieren, aber es gibt natürlich<br />

Überlegungen und Vorplanungen. Ich denke,<br />

dass man im Herbst konkreter auf <strong>die</strong>ses Thema eingehen<br />

kann.<br />

Welche Strategie hat Universal Music Austria im<br />

lokalen A&R-Bereich?<br />

EDER: Im lokalen A&R-Bereich haben wir den Fokus<br />

bereits vor über einem Jahr auf den MOR-Bereich<br />

gelegt und den Mainstream-Pop mehr oder weniger<br />

verlassen. Unsere Strategie lautet mit Künstlern<br />

in einer Bandbreite von Marc Pirchner bis zu den<br />

Philharmonics, <strong>die</strong> übrigens kürzlich Edelmetall-Status<br />

erlangten, den jeweiligen Zielgruppen, <strong>die</strong> unserer<br />

Meinung nach noch nicht ausreichend be<strong>die</strong>nt<br />

werden, entsprechende Acts anbieten zu können.<br />

Dazu zählen heuer auch neue Releases etwa von Allessa<br />

oder den Dornrosen und allen voran natürlich<br />

Andreas Gabalier, der im Oktober eine DVD und CD<br />

von seinem sensationellen Stadthallen Konzert auf<br />

den Markt bringt. International setze ich u.a. sehr<br />

auf <strong>die</strong> neuen Album von Robbie Williams und Nelly<br />

Furtado, <strong>die</strong> ebenfalls im Herbst kommen werden.<br />

Sie sind auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Geschicke von Universal<br />

Music in Südosteuropa verantwortlich. Wie sieht<br />

hier <strong>die</strong> Entwicklung aus?


EDER: Universal Music agiert in <strong>die</strong>ser Region als<br />

einziger Major mit lokalen Offices und Staff und wir<br />

versuchen auch in <strong>die</strong>sen Ländern im Bereich Strategic<br />

Marketing- und Brand Partnerships den Markt<br />

kontinuierlich zu erschließen. Ich wurde kürzlich in<br />

den Vorstand der kroatischen HDU (vergleichbar mit<br />

Ifpi) gewählt, durchaus auch mit dem Ziel internationales<br />

Know-how und Kontakte einzubringen, um<br />

gemeinsam mit den sehr starken lokalen Labels einen<br />

Digitalmarkt aufzubauen. Hier bemühen wir uns<br />

also um grundsätzliche Voraussetzungen <strong>für</strong> eine<br />

positive Marktentwicklung auch mit Entscheidungsträgern<br />

aus der Politik zu schaffen – so gibt es <strong>für</strong><br />

den Digitalmarkt in <strong>die</strong>ser Region teilweise gesetzliche<br />

Hürden, keine Payment-Solution wie Paybal o.ä.<br />

Auch <strong>die</strong> Collecting Societies stecken zum Teil noch<br />

in den Kinderschuhen, in manchen Ländern gibts<br />

gar keine. Vor kurzem hat Universal Music auch begonnen<br />

lokale Acts zu signen, etwa den slowenischkroatischen<br />

Act ‚ZebraDots‘ ,dessen Album heuer auf<br />

den Markt kommt, auch mit dem Ziel es international<br />

zu vermarkten. Grundsätzlich sind <strong>die</strong>se eher kleinen<br />

Einzelmärkte schwierig zu bearbeiten, aber ich sehe<br />

hier eine Region mit über 20 Millionen Menschen<br />

und einem hohen Wachstumspotenzial -natürlich<br />

eine sehr spannende Herausforderung.<br />

Superstar in Rot-Weiß-Rot:<br />

Andreas Gabalier<br />

„Ich sehe hier<br />

eine Region mit<br />

über 20 Millionen<br />

Menschen und<br />

einem hohen Wachstumspotenzial.“<br />

Film Sound & Media |9


musicbiz<br />

Wiens Gasometer<br />

bekommen Music-City<br />

Die Wiener Gasometer bekommen eine Music-City. Nach der Absicherung der Nahversorgung<br />

im Turm A entstehen in der Mallebene Turm B Unterrichts- und Seminarräume sowie eine<br />

Kleinbühne <strong>für</strong> Ausbildungszwecke samt Auftrittsmöglichkeit. Die Investition in <strong>die</strong> Errichtung<br />

einer Wiener Popakademie, eines Instituts <strong>für</strong> Jazz-und Popularmusik, der Infrastruktur <strong>für</strong> eine<br />

Electronic Music-School, eines Gitarren- und Ticketservices sowie Gastronomieangebots beträgt<br />

rd. 1,8 Millionen Euro.<br />

Gasometer :<br />

Entwicklung und Daten<br />

1896: Bau der vier zylindrischen<br />

Türme, jeder Turm ist 74 m hoch<br />

und hat einen Durchmesser<br />

von 64 m<br />

1978: Denkmalschutz<br />

1984: Stilllegung als Gasspeicher<br />

infolge Umstellung auf Erdgas mit<br />

neuer Lagertechnik<br />

1999 - 2001: Revitalisierung <strong>für</strong><br />

Mischnutzung<br />

•rund3,6MillionenBesucher<br />

im Jahr<br />

•15.000QuadratmeterShoppingfläche<br />

(2012)<br />

•7.000Quadratmeter<strong>Entertainment</strong>fläche<br />

im Nachbargebäude•3.000QuadratmeterVeranstaltungshalle<br />

•15.800QuadratmeterStadt-und<br />

Landesarchiv<br />

•Wohnungen<strong>für</strong>rund1.500<br />

Menschen<br />

•Heimplätze<strong>für</strong>500Stu<strong>die</strong>rende<br />

•1.400PKW-Abstellplätze<br />

•18.000Fahrgästetäglich,<br />

U3-Station „Gasometer“<br />

10 | Film Sound & Media<br />

Der Gasometer in Wien Simmering<br />

Betreiber der Wiener Popakademie ist <strong>die</strong> Johann<br />

Sebastian Bach Musikschule. Die Diplomstu<strong>die</strong>ngänge<br />

<strong>für</strong> Jazz- und Popularmusik führt „Jam Music Lab<br />

- Conservatory for Jazz und Popular Music Vienna“<br />

durch. „Die Bündelung von Ausbildung, Probemöglichkeiten<br />

und Forschung im Bereich der Popular- und<br />

Weltmusik in den Gasometern entspricht den positiven<br />

Eigenschaften <strong>die</strong>ses Standortes“, so das Gasometer<br />

City-Managementduo Ursula Apollonio und<br />

Peter Schaller. So befänden sich einerseits <strong>die</strong> Veranstaltungshalle<br />

„Bank Austria-Halle“-Planet Music und<br />

das größte Fachgeschäft Österreichs <strong>für</strong> Musikinstrumente,<br />

Ton- und Lichttechnik „Klangfarbe“ bereits auf<br />

dem Standort, andererseits gäbe es mit der „Arena“<br />

und „Szene“ attraktive Konzertlocations um <strong>die</strong> Gasometer,<br />

erläutert das Managementduo weiter.<br />

Music-Stage <strong>für</strong> Proben und Auftritte<br />

Für Proben oder Einzelauftritte steht ein kleiner Veranstaltungssaal<br />

mit bis zu 80 Sitz- oder 120 Stehplätzen<br />

zur Verfügung. Die Music-Stage ist schalldicht<br />

ausgeführt und mit modernster „Klangfarbe“-Technik<br />

ausgestattet. Über ein großes Fenster erhalten<br />

Außenstehende Einblick in <strong>die</strong> Musikarbeiten. Insgesamt<br />

repräsentiert <strong>die</strong> Gasometer Music-City eine<br />

Fläche von 8.200 Quadratmeter. Davon entfallen<br />

1.700 Quadratmeter auf <strong>die</strong> neuen Unterrichts-,<br />

Seminar- und Proberäume, 3.000 Quadratmeter<br />

auf <strong>die</strong> Veranstaltungseinrichtung<br />

„Bank Austria-Halle“-Planet Music sowie 3.500<br />

Quadratmeter auf das Musikfachgeschäft<br />

„Klangfarbe“. Die Hauptarbeiten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umgestaltung<br />

der Mallebene im Turm B erfolgen<br />

über <strong>die</strong> Sommermonate. Die Fertigstellung<br />

ist mit Beginn Wintersemester 2012 geplant.<br />

Wiener Popakademie<br />

Die Aufnahme des Unterrichts an der Wiener<br />

Popakademie erfolgt mit Beginn des kommenden<br />

Wintersemesters. „Zu den Schülern der<br />

Popakademie zählen Jugendliche aus dem privaten<br />

wie auch schulischen Bereich sowie alle, <strong>die</strong> musikalisch<br />

schon aktiv sind und eine ergänzende Ausbildung<br />

in Anspruch nehmen wollen“, umschreibt<br />

Hanns Christian Stekel, Leiter der Johann Sebastian<br />

Bach Musikschule <strong>die</strong> Zielgruppe. Die Ausbildung<br />

kostet zwischen 810 und 950 Euro im Jahr. Für sozial<br />

Schwache soll es ein Stipendium geben.<br />

Weitere Infos: www.bach-musikschule.at<br />

Studium: Jazz und Popularmusik<br />

Das erste Konservatorium, das sich auf <strong>die</strong> Stilbereiche<br />

Jazz und Popularmusik spezialisieren konnte,<br />

wird ebenfalls im Herbst <strong>die</strong>ses Jahres seine Lehrtätigkeit<br />

in der Gasometer Music-City aufnehmen.<br />

„Jam Music Lab - Conservatory for Jazz and Popular<br />

Music“ bietet berufsbildende Diplomstu<strong>die</strong>n<br />

mit künstlerischem oder pädagogischem Fokus<br />

an. „Die zentralen Aspekte des Studiums liegen in<br />

der Praxis-und Realitätsnähe“, präzisiert Direktor<br />

Marcus Ratka <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>nlinie. Die Aufnahmeprüfungen<br />

finden im kommenden September und<br />

Oktober statt. Das Studium kostet zwischen 2500<br />

und 3500 Euro.<br />

Weitere Infos: www.jammusiclab.at


musicbiz<br />

kdg medialog: über<br />

6.200 m 2 Wirtschaftsfläche<br />

kdg medialog lud seine Kunden und Partner zur Einweihungsfeier nach Stanzach.<br />

Foto: Arnold Weissenbach<br />

kdg medialog lud seine Kunden und<br />

Partner zur Einweihungsfeier nach<br />

Stanzach<br />

Vor sieben Jahren stieg kdg medialog mit seinem<br />

ersten Kunden Cargo Records ins Logistikgeschäft<br />

ein. Mit wenig Platz und noch kaum Erfahrung, erinnerte<br />

sich medialog-Geschäftsführer Dominik<br />

Friedle in seiner Ansprache bei der offiziellen Einweihungsfeier<br />

der neuen medialog-Halle an <strong>die</strong> Anfänge.<br />

„Aber wir hatten den Ehrgeiz, es zu packen“,<br />

so Friedle. „Also haben wir einfach damit angefangen.“<br />

Nach drei Hallenzubauten in den letzten fünf<br />

Jahren sei es daher an der Zeit, auch mal allen Partnern,<br />

Kunden und Mitarbeitern aufrichtig Danke zu<br />

sagen. Den Dank gab Cargo-Geschäftsführer Michael<br />

Schuster, der aus Wuppertal angereist war, postwendend<br />

zurück. „Ihr habt das damals wirklich super<br />

hingekriegt. Aber was noch viel wichtiger ist: Auf<br />

euch kann man sich zu jeder Zeit verlassen, ihr seid<br />

ein echt tolles Team“, streute Cargo-Geschäftsführer<br />

Michael Schuster dem Logistiker seines Vertrauens<br />

in einer spontanen Rede Rosen. Neben Schuster<br />

waren zahlreiche Kunden und Geschäftspartner der<br />

kdg medialog der Einladung des Unternehmens<br />

gefolgt, um gemeinsam mit der kdg-Belegschaft<br />

den eben fertiggestellten dritten Hallenzubau mit<br />

einer Housewarming Party zu feiern. kdg-Vorstand<br />

Michael Hosp freute sich sichtlich, „dass ihr uns trotz<br />

des denkwürdigen Spiels (Deutschland gegen Griechenland)<br />

heute Abend <strong>die</strong> Ehre erweist. Natürlich<br />

steht draußen im Empfang ein Fernseher bereit.“<br />

Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf<br />

überbrachte als Festrednerin nicht nur <strong>die</strong> Grüße<br />

des Landeshauptmanns von Tirol, sondern unter-<br />

Wirtschaftslandesrätin<br />

Patrizia Zoller-Frischauf<br />

überbrachte kdg-<br />

Vorstand Michael Hosp,<br />

medialog-Geschäftsführer<br />

Dominik Friedle<br />

und Finanzvorstand<br />

Koen Janmaat auch<br />

<strong>die</strong> Grüße des Landeshauptmannes<br />

von Tirol.<br />

strich in ihrer Ansprache auch <strong>die</strong> Bedeutung des<br />

Unternehmens <strong>für</strong> den Wirtschaftsraum Außerfern.<br />

„Sie sind <strong>für</strong> <strong>die</strong> Region ein wichtiger Arbeitgeber,<br />

bieten hier in Stanzach auch vielen Frauen Arbeitsplätze,<br />

durch <strong>die</strong> sie Familie und Beruf ideal vereinbaren<br />

können. Seien sie versichert, wir wissen ihr<br />

wirtschaftliches Engagement und ihr Bekenntnis<br />

zum Standort sehr zu schätzen.“ Dem schloss sich<br />

auch der Bürgermeister von Stanzach Hanspeter<br />

Außerhofer an: „Wir sind stolz und glücklich, euch<br />

hier im Ort zu haben.’“ Nach der Weihe durch Pfarrer<br />

Martin Schautzgy stieg <strong>die</strong> Landesrätin dann noch<br />

zu medialog-Staplerfahrerin Ines Pernul auf den<br />

Staplerwagen, durchfuhr mit ihr das traditionelle<br />

Band und eröffnete so auch ganz offiziell <strong>die</strong> neue<br />

Logistikhalle.<br />

Mit dem dritten Hallenzubau verfügt <strong>die</strong> kdg medialog<br />

nunmehr über 6.200 m2 Wirtschaftsfläche, 4.000<br />

Palettenstellplätze und 12.000 Regallagerplätze. 3,5<br />

Millionen Euro hat das Unternehmen bislang in den<br />

Standort Stanzach investiert, wie Haupteigentümer<br />

und Finanzvorstand Koen Janmaat in seinen Grußworten<br />

anmerkte. Neben der klassischen Auslieferungslogistik<br />

ist kdg medialog auch im rasant wachsenden<br />

Webshop- und Endkundengeschäft aktiv.<br />

So wickelt der Logistiker unter anderem <strong>die</strong> Boxed<br />

<strong>Entertainment</strong>-Bestellungen des Mediamarkt-Webshops<br />

in Österreich ab. „Eigentlich ist Logistik ein<br />

Hintergrundgeschäft“, erklärt kdg-Vorstand Michael<br />

Hosp den Festgästen bei der Hausführung. „Aber genau<br />

deshalb muss sie tadellos funktionieren. Wer zu<br />

den Auslieferungsstoßzeiten hier durchgeht, merkt<br />

schnell: Logistik ist so was wie Hochleistungssport,<br />

und zwar täglich.“<br />

Film Sound & Media |11


musicbiz<br />

Öst. Musikfonds:<br />

Rückblick und Ausblick<br />

Der Österreichische Musikfonds blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2011 zurück und ging mit<br />

einer Budgeterhöhung gestärkt ins Jahr 2012. Wir sprachen mit Geschäftsführer Harry Fuchs<br />

über das letzte, das heurige und <strong>die</strong> nächsten Jahre …<br />

„Wegen der Vielzahl<br />

an qualitativ<br />

hochwertigen<br />

Einreichungen hat<br />

sich <strong>die</strong> Jury dazu<br />

entschlossen, <strong>die</strong><br />

Förderquote bei<br />

den geförderten<br />

Produktionen<br />

etwas zu senken,<br />

da<strong>für</strong> mehr Produktionen<br />

zu berücksichtigen.“<br />

12 | Film Sound & Media<br />

Harry Fuchs<br />

Ihr Jahresbericht 2011 weist zahlreiche eindrucksvolle<br />

Zahlen und Erfolgsmeldungen aus…<br />

FUCHS: Das ist wahr. Dem Musikfonds standen im<br />

Jahr 2011 Euro 780.000 an Budget zur Verfügung,<br />

das von den finanzierenden Stellen bm:ukk, AKM/<br />

GFÖM, Austro Mechana/SKE-Fonds, Fachverband<br />

Film & Musik, IFPI, ORF und ÖSTIG eingebracht wurde.<br />

Euro 100.000 davon werden im Rahmen des<br />

Toursupports zur Förderung von Österreich-Tourneen<br />

verwendet. So konnten im vergangenen Jahr<br />

21 Tourneen mit mehr als 150 Konzerten gefördert<br />

werden. Im Rahmen der Produktionsförderung wurden<br />

bei drei ausgeschriebenen Calls 302 Produktionen<br />

mit einem angesuchten Fördervolumen von 3,8<br />

Millionen Euro eingereicht. Letztendlich konnten 64<br />

Produktionen gefördert werden, mehr als 50 geförderte<br />

Produktionen wurden 2011 veröffentlicht. In<br />

den Jahrescharts 2011 sind zahlreiche aktuell beziehungsweise<br />

in den vergangenen Jahren geförderte<br />

Künstlerinnen und Künstler zu finden. So sind mit<br />

Klimmstein, Eva K. Anderson, Charlee, Luttenberger-<br />

Klug, Band WG, Herr Tischbein, Christoph & Lollo<br />

und James Cottriall – letzterer mit vier Veröffentli-<br />

chungen - insgesamt acht Acts in den Singlecharts<br />

vertreten. Den Einstieg in <strong>die</strong> Longplaycharts schafften<br />

im vergangenen Jahr gleich 15 Acts: Attwenger,<br />

Papermoon, 3 Feet Smaller, Mono & Nikitaman, Luttenberger-Klug,<br />

Texta, Die Seer, Krautschädl, Clara Luzia,<br />

Klimmstein, Son Of The Velvet Rat, Kreisky, From<br />

Dawn To Fall, 5/8erl in Ehrn; Ernst Molden findet sich<br />

gar mit zwei Alben in den Jahrescharts. Auch <strong>die</strong> Auswertung<br />

der Radioeinsätze geförderter Produktionen<br />

ergab trotz kleinem Rückgang im Vergleich zum<br />

Vorjahr <strong>für</strong> 2011 ein eindrucksvolles Ergebnis: 274<br />

beobachtete, zum Einsatz gekommene Titel wurden<br />

in heimischen Radiostationen insgesamt 12.869 Mal<br />

gespielt. Der Amadeus Austrian Music Award <strong>für</strong> den<br />

Beobachtungszeitraum 2011 steht ebenfalls stark<br />

im Zeichen geförderter KünstlerInnen; insgesamt<br />

wurden 21 der 55 Nominierten vom Musikfonds gefördert.<br />

In der Kategorie „FM4-Award“ finden sich 12<br />

Geförderte unter den 25 Nominierten. Neben den<br />

Charts-, Airplay- und Amadeus-Ergebnissen zeugen<br />

viele hervorragende Rezensionen von geförderten<br />

Produktionen von der hohen künstlerischen Qualität<br />

des <strong>österreichische</strong>n Musikschaffens. Besonders hervorzuheben<br />

sind in <strong>die</strong>sem Zusammenhang Elektro<br />

Guzzi, <strong>die</strong> mit dem European Border Breakers Award<br />

ausgezeichnet wurden.<br />

Sie konnten heuer eine Budgetsteigerung um<br />

18% verzeichnen. Wie wird das zusätzliche Budget<br />

eingesetzt?<br />

FUCHS: In den letzten Jahren waren wir immer<br />

knapp davor, in <strong>die</strong> Unterförderungsfalle zu tappen.<br />

Wegen der Vielzahl an qualitativ hochwertigen<br />

Einreichungen hat sich <strong>die</strong> Jury dazu entschlossen,<br />

<strong>die</strong> Förderquote bei den geförderten Produktionen<br />

etwas zu senken, da<strong>für</strong> mehr Produktionen zu<br />

berücksichtigen. Durch <strong>die</strong> Budgetsteigerung hoffe<br />

ich, dass sich <strong>die</strong> Förderquote wieder in Richtung<br />

der richtliniengemäßen 50 Prozent-Marke bewegt<br />

und auch <strong>die</strong> Videoförderung kann wieder entsprechend<br />

dotiert werden. Einen Teil der Budgeterhöhung<br />

haben wir dem Toursupport gewidmet,<br />

der bis dato ja auch massiv unterdotiert war. Mit<br />

der Budgetsteigerung kann zwar in Teilbereichen<br />

<strong>die</strong> Fördersituation verbessert werden, von unserer<br />

Vision der „großen Förderlösung“ – im Optimalfall<br />

mit gesetzlicher Verankerung – sind wir allerdings


noch weit entfernt. Hier steht ja <strong>die</strong> Forderung des<br />

Österreichischen Musikrats und all seiner Mitgliedsorganisationen,<br />

<strong>die</strong> immerhin rund 400.000 Einzelmitglieder<br />

repräsentieren, im Raum: Aufdotierung<br />

des Musikfonds auf fünf Millionen Euro jährlich, um<br />

neben einer ausreichend dotierten Produktions-<br />

und Inlandstourförderung auch eine nachhaltige<br />

Vermarktungs-, Vertriebs- und Exportförderung etablieren<br />

zu können.<br />

Stichwort „Export“: Der Musikfonds hat 2011 mit<br />

Exportförderungen begonnen…<br />

FUCHS: Wir haben <strong>die</strong> Fördermittel von AMAN übernommen,<br />

<strong>die</strong> sich allerdings in einem sehr bescheidenen<br />

Rahmen bewegen. Damit können wir in kleinem<br />

Maße eine Auslandsshowcase-Förderung realisieren<br />

und einzelne ambitionierte Versuchsballone starten.<br />

Begonnen haben wir mit Veranstaltungen in Paris<br />

und Warschau, <strong>die</strong> zur internationalen Vernetzung<br />

<strong>österreichische</strong>r KünstlerInnen, Labels und Verlage<br />

beitragen sollen. Die ersten beiden Veranstaltungen<br />

sind gut über <strong>die</strong> Bühne gegangen und auf <strong>die</strong>sen<br />

Erfahrungen aufbauend werden wir weitere Schritte<br />

setzen. Wir haben mit dem mica <strong>die</strong> gemeinsame<br />

Dachmarke „austrian music export“ gegründet, um<br />

Synergien zu schaffen und <strong>die</strong> Auslandsaktivitäten<br />

einheitlicher und konzertierter gestalten zu können.<br />

Für eine echte, nachhaltige Exportförderung<br />

sind deutlich mehr finanzielle Mittel notwendig.<br />

Der Exportbeirat des Musikfonds erarbeitet derzeit<br />

ein zukunftsweisendes Exportförderungskonzept,<br />

<strong>für</strong> dessen Umsetzung wir dann hoffentlich <strong>die</strong> notwendigen<br />

finanziellen Mittel akquirieren können.<br />

Rechtlicher Rahmen <strong>für</strong><br />

Verwertungsgesellschaften<br />

Die Europäische Kommission (EK) hat jüngst den schon länger angekündigten<br />

Richtlinien-Entwurf veröffentlicht. Dieser beinhaltet zwei Themenblöcke, nämlich<br />

Governance Rules und grenzüberschreitende Online-Lizenzierung.<br />

Grenzüberschreitende<br />

Online-Lizenzierung:<br />

Das Problem bei der grenzüberschreitenden Lizenzierung<br />

von Online-Nutzungen von Musik liegt<br />

beim Rechterückzug großer Rechteinhaber bzw. der<br />

Repertoirefragmentierung. Und genau <strong>die</strong>se Situation<br />

hat <strong>die</strong> EK im Jahr 2005 mit ihrer Empfehlung<br />

zum „crossborder-licensing“ selbst veranlasst. In<br />

dem Richtlinien-Entwurf schlägt <strong>die</strong> EK nun kein<br />

konkretes Lizenzierungsmodell vor, sondern sie<br />

setzt Qualitätsstandards <strong>für</strong> <strong>die</strong> grenzüberschreitende<br />

Online-Lizenzierung.<br />

Die AKM bekennt sich zu solchen Qualitätsstandards,<br />

bezweifelt jedoch, dass das Problem der<br />

Rechtezersplittung (Repertoirefragmentierung) damit<br />

gelöst wird.<br />

Governance Rules:<br />

Der Richtlinien-Entwurf sieht eine harmonisierte<br />

Regulierung des Betriebs von Verwertungsgesellschaften<br />

vor. Das betrifft Informationspflichten und<br />

sonstige Verhaltensregeln. Die AKM steht einer solchen<br />

Regulierung positiv und offen gegenüber. Hin-<br />

zuweisen ist dabei, dass das geltende <strong>österreichische</strong><br />

Verwertungsgesellschaftengesetz bereits ein<br />

sehr hohes Niveau an Regulierung <strong>für</strong> Verwertungsgesellschaften<br />

vorsieht. Im Verwertungsgesellschaftengesetz<br />

sind eine Aufsichtsbehörde <strong>für</strong> Verwertungsgesellschaften,<br />

Auskunftspflichten gegenüber<br />

Mitgliedern, Musiknutzern Veranstalter etc.) und<br />

Aufsichtsbehörde, Berichtspflichten gegenüber<br />

Mitgliedern und Aufsichtsbehörde, Vorschriften zur<br />

Transparenz und Effizienz, kaufmännische Sorgfaltspflicht,<br />

Grundsätze zur Verteilung, Streitbeilegungsmechanismen,<br />

zulässige Gesellschaftsformen, u.a.m.<br />

vorgesehen. Die Forderung nach einer zeitnahen<br />

Auszahlung der eingehobenen Tantiemen ist nachvollziehbar.<br />

Die AKM schüttet vier Mal jährlich Tantiemen<br />

aus. Die AKM verschließt sich auch in <strong>die</strong>sem<br />

Bereich nicht Veränderungen und Weiterentwicklungen.<br />

Aber es ist auch darauf hinzuweisen, dass<br />

das mit Mehrkosten verbunden ist, welche letztlich<br />

zulasten der Tantiemenempfänger gehen (Verringerung<br />

der verteilbaren Summe). Die AKM sieht einem<br />

intensiven Diskurs über <strong>die</strong> im Richtlinien-Entwurf<br />

aufgeworfenen Themen mit Interesse entgegen<br />

und wird sich mit konkreten Vorschlägen und Ideen<br />

einbringen.<br />

musicbiz<br />

„Für eine echte,<br />

nachhaltige<br />

Exportförderung<br />

sind deutlich mehr<br />

finanzielle Mittel<br />

notwendig.“<br />

Film Sound & Media |13


musicbiz<br />

Stadthalle Graz: 10 Jahre<br />

und kein bisschen leise<br />

2002 öffnete <strong>die</strong> Stadthalle Graz zum ersten Mal ihre Tore. Als Österreichs modernste<br />

Multifunktionshalle ist sie aber nicht im Geringsten nur der Austragungsort der zahlreichen<br />

Grazer Messen. Diese Halle kann noch viel mehr. Und das beweist sie mit einer breiten Palette<br />

an Event-Highlights im Jubiläumsjahr 2012.<br />

Die Ärzte in der ausverkauften<br />

Grazer Stadthalle<br />

14 | Film Sound & Media<br />

Eine der Besonderheiten<br />

der Halle sind <strong>die</strong> 6.500<br />

m2 säulenfreier Fläche,<br />

<strong>die</strong> bei einem Stehkonzert<br />

ganzen 11.000 Personen<br />

einen perfekten Blick auf<br />

<strong>die</strong> Bühne ermöglichen.<br />

Stars wie Linkin Park, Pink<br />

oder Brian Adams waren<br />

hier schon zu Gast und<br />

ließen sich von ihren Fans<br />

bejubeln. Auch im Jubiläumsjahr<br />

gab es bereits ein<br />

Konzert, das 11.000 Fans<br />

in <strong>die</strong> Halle lockte: nämlich<br />

das der deutschen<br />

Punk-Rocker Die Ärzte,<br />

deren Auftritt am 13. Juni<br />

restlos ausverkauft war.<br />

Aber sie werden in <strong>die</strong>sem<br />

Jahr nicht <strong>die</strong> Einzigen<br />

sein, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Stadthalle bis<br />

zum letzten Platz füllen:<br />

Die Toten Hosen statten<br />

ihren steirischen Fans<br />

nämlich am 21. Dezember<br />

2012 einen Besuch ab und<br />

mit Sicherheit werden <strong>die</strong><br />

11.000 ausgegebenen Tickets auch <strong>die</strong>ses Mal binnen<br />

kürzester Zeit vergriffen sein.<br />

Die Stadthalle Graz hat in den letzten zehn Jahren<br />

bewiesen, dass sie in jedem erdenklichen Format<br />

bespielt werden kann. Auch <strong>die</strong> größten deutschsprachigen<br />

TV-Shows haben hier schon ihre Zelte<br />

aufgeschlagen: „Wetten, dass…???“, „The Dome“, der<br />

Musikantenstadl und mit „Willkommen bei Carmen<br />

Nebel“ wird im November <strong>die</strong>sen Jahres auch <strong>die</strong><br />

Quotenkönigin der Schlagerbranche live aus der<br />

Stadthalle Graz senden.<br />

Neben Konzerten, Shows und Kongressen hat in den<br />

vergangenen zehn Jahren auch der Sport <strong>die</strong> Stadthalle<br />

erobert: egal ob Eiskunstlauf, Reitturnier, Hallenfußball,<br />

Motocross oder Tanzmeisterschaft. Die<br />

Motocross-Show Night of the Jumps, <strong>die</strong> Hip Hop<br />

WM oder <strong>die</strong> Handball Europameisterschaft sind<br />

nur ein paar der sportlichen Highlights der letzten<br />

Jahre. Aktuell laufen <strong>die</strong> Vorbereitungen <strong>für</strong> ein ganz<br />

besonderes Sport-Ereignis. Die Stadthalle Graz wird<br />

nämlich olympisch! Vor wenigen Wochen erhielten<br />

<strong>die</strong> gemeinsamen Bewerber Graz und Schladming<br />

den Zuschlag <strong>für</strong> <strong>die</strong> Austragung der Special Olympics<br />

World Winter Games 2017. Selbstverständlich<br />

wird im Zuge dessen auch <strong>die</strong> Stadthalle Graz auf<br />

ihre Olympia-Tauglichkeit getestet – hier wird u.a.<br />

das Floorhockey-Turnier stattfinden.<br />

Bis dahin ist es noch eine lange Zeit, in der es in der<br />

Stadthalle Graz aber bestimmt nicht langweilig wird!<br />

Vor allem wenn man einen Blick auf den Veranstaltungskalender<br />

im bereits laufenden Jubiläumsjahr<br />

wirft. Einige große Events hat das Grazer Publikum<br />

heuer ja schon erleben dürfen. So zum Beispiel das<br />

Gastspiel des weltberühmten Cirque du Soleil oder<br />

<strong>die</strong> ausverkauften Konzerte von Udo Jürgens und<br />

Andreas Gabalier. Anfang Juni füllten STS gleich an<br />

drei Abenden <strong>die</strong> Halle. Aber auch <strong>die</strong> zweite Hälfte<br />

des Jubiläumsjahres hat noch ein schönes Programm<br />

auf Lager.<br />

So hält der Sommer eine geballte Ladung Comedy<br />

bereit: Die deutschen Komiker Michael Mittermeier<br />

und Bülent Ceylan werden mit ihren neuen Kabarettprogrammen<br />

den Spaßfaktor der Grazer testen.<br />

Auch im Herbst gibt’s einiges zu lachen, wenn der<br />

Hundeprofi Martin Rütter das Publikum auf eine<br />

amüsante Reise in <strong>die</strong> Psyche von Mensch und<br />

Hund entführt. Prädikat: sehr sehenswert – auch <strong>für</strong><br />

Nicht-Hundehalter!<br />

Mit Unheilig steht im August schließlich nach den<br />

Ärzten eine weitere erfolgreiche deutsche Band auf<br />

der Bühne. Der Graf und Unheilig werden auf ihrer<br />

„Lichter der Stadt“-Tournee tausende Fans mit ihrem<br />

unverkennbaren Sound mitreißen – am 24.08.<br />

live in der Stadthalle Graz.<br />

Helene Fischer lässt im Herbst <strong>die</strong> Schlagerherzen<br />

höher schlagen. Nur zwei Tage später steht Udo Jürgens<br />

– bereits zum zweiten Mal in <strong>die</strong>sem Jahr – auf<br />

der Bühne der Stadthalle Graz.<br />

Mit einer geballten Ladung Energie sorgen schließlich<br />

Seeed und zu guter Letzt <strong>die</strong> Toten Hosen <strong>für</strong><br />

einen krönenden Abschluss eines Highlight-reichen<br />

Geburtstagsjahres.


Film Sound & Media |15


filmbiz<br />

Florian Flickers ‚Grenzgänger’ ausgezeichnet<br />

l-r: Stefan Pohl, Florian Flicker, Andreas Lust, Andrea Wenzl<br />

Erster Erfolg <strong>für</strong> den am 16. 11. in Österreich startenden Film „Grenzgänger“ von Florian Flicker, der beim<br />

Filmfestival in Sarajevo mit dem Filmkunstpreis, dem sogenannten „Art Cinema Award“, des Internationalen<br />

Verbands der Filmkunsttheater (CICAE) ausgezeichnet wurde. Der Preis geht jeweils an einen Film<br />

aus dem Wettbewerb und erhält <strong>die</strong> Unterstützung des Netzwerkes von 3.000 Kinos in den Bereichen<br />

Verleih, Vorführung und Bewerbung.<br />

Gewerbeordnungsnovelle: „Befreit Fotografen<br />

aus der Befähigungspflicht“<br />

Gemäß der vorliegenden, in der Endfassung der Begutachtung befindlichen Novelle zur Gewerbeordnung<br />

sollen <strong>die</strong> bisher an den Befähigungsnachweis gebundenen Fotografen durch eine Änderung der<br />

Gewerbelisten zum freien Gewerbe werden, wie <strong>die</strong>s beispielsweise <strong>für</strong> <strong>die</strong> Filmindustrie bereits seit<br />

1994 der Fall ist. Erwartungsgemäß haben <strong>die</strong> Berufsfotografen unter Hinweis auf ihre Qualitätsstandards<br />

und ihre Sorge über Billigkonkurrenz durch Amateure oder semiprofessionelle Anbieter bereits<br />

nachdrücklich über ihre Interessenvertretungen protestiert.<br />

Aus Sicht der Filmindustrie wird <strong>die</strong> Argumentation ambivalent beurteilt. Wenngleich der historische<br />

Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong> Befähigung - nämlich primär das Hantieren mit brennbarem Filmmaterial - de facto<br />

Geschichte ist, ist dennoch <strong>die</strong> Arbeit des Berufsfotografen, mit einer genauen Kenntnis der Digitaltechnik,<br />

vor allem aber der Lichtsetzung, eine professionelle und keineswegs mit „Amateurknipserei“<br />

vergleichbar.<br />

Als Ungleichgewicht wird jedoch seit Jahren empfunden, dass <strong>die</strong> Filmproduktion seit 1994 ein freies<br />

Gewerbe sei, wiewohl <strong>die</strong> Anforderungen gegenüber den Berufsfotografen gleich hoch, in Wirklichkeit<br />

sogar höher sind. Nachdem in den letzten Gewerbeordnungsnovellen sich bereits seit mehr als einer<br />

Dekade <strong>die</strong> Tendenz der Gewerbeordnungsgesetzgebung zeigt, jene Gewerbe, bei deren Ausübung<br />

Leib und Leben nicht bedroht ist, sondern über deren Bestehen nur de facto der Markt entscheidet, von<br />

einer verpflichtenden Befähigkeit auszunehmen, ist es u. a. den Fotografen immer wieder gelungen,<br />

ihre Befähigung und damit eine gewisse Kontrolle über den Marktzugang zu behalten. Dazu kommt,<br />

dass das Verhältnis Fotografen zu Filmgewerbe nicht ganz friktionsfrei ist.<br />

Seit Langem behaupten <strong>die</strong> Berufsfotografen, dass ausschließlich sie zur Erstellung sogenannter Hochzeitsvideos<br />

(also Filmproduktion <strong>für</strong> den höchst persönlichen Bereich, wie Familienfeiern, Hochzeiten,<br />

Taufen usw.) berechtigt seien, da nur sie <strong>die</strong> erforderliche Qualifikation mitbrächten. Diese Rechtsmeinung<br />

wurde vom Fachverband der Film- und Musikindustrie stets abgestritten, da <strong>die</strong> Gewerbeordnung<br />

eine Differenzierung der Filmproduktion in öffentliche und nicht öffentliche Aufführungen seit Langem<br />

nicht mehr kennt. Inhaltlich sei <strong>die</strong> Argumentation ohnehin nicht nachvollziehbar.<br />

Trotzdem hat <strong>die</strong>se Situation immer wieder zu Abmahnungen von Filmproduzenten geführt, wenngleich<br />

es dazu keine darüber hinaus gehenden Handlungen – etwa eine Anzeige wegen unerlaubter Gewerbeausübung<br />

– gegeben hat. Mit der nun vom Wirtschaftsministerium vorgesehenen „Befreiung“ des<br />

Fotografengewerbes aus der Befähigung dürfte sich <strong>die</strong>se leidige Rechtsunsicherheit erledigt haben.<br />

16 | Film Sound & Media<br />

Zum nachsehen<br />

Der Fachverband der Film- und Musikindustrie bietet seit<br />

etwa einem Jahr auf seiner Seite www.filmandmusicaustria.at<br />

Videomitschnitte der in Kooperation mit den<br />

Fachvertretungen Wien, NÖ und Burgenland veranstalteten<br />

Fachveranstaltungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Film-und Musikindustrie an.<br />

Über das Videoportal vimeo kann nun Verpasstes angesehen<br />

werden. Aktuell finden sich darauf Mitschnitte der letzten<br />

Veranstaltungen wie „Richtig Kooperieren - Beschäftigungsformen<br />

der Film- und Musikindustrie“ mit Vorträgen von u.a.<br />

Johannes Pflug, Alfred Grinschgl (RTR), Michael Hofegger<br />

(erp), Monika Bednarik-Belan (aws), Sylvia Fassl-Vogler<br />

(MA7), Iris Zappe-Heller (ÖFI); Carlo Hufnagl (BMUKK).<br />

Weiters „Film und Musik online – Chancen im (Welt)vertrieb<br />

mit u.a. Florian Philapitsch (Rtr), Hannes Kreuzer (Rebeat)<br />

und eine Veranstaltung der Verwertungsgesellschaften mit<br />

u.a. Franz Medwenitsch oder RA Ertl.<br />

Viennale: Hurch bleibt bis 2016<br />

Hans Hurch bleibt bis 2016 Direktor der Viennale.<br />

Diesen Beschluss hat das Kuratorium der Viennale in<br />

seiner letzten Sitzung getroffen. Hans Hurch, dessen<br />

Vertrag bis Ende 2013 läuft,wird demnach dem Festival<br />

<strong>für</strong> weitere drei Jahre zur Verfügungstehen.“Hans Hurch<br />

hat es dank seiner vorzüglichen Arbeit wirklich ver<strong>die</strong>nt,<br />

verlängert zu werden. Die Viennale ist von Jahr zu Jahr<br />

besser geworden, was sich sowohl in der umfangreichen<br />

Weltpresse, als auch der Publikumsanerkennung<br />

widerspiegelt. Und ganz besonders schätze ich ihn <strong>für</strong><br />

seine hochinteressante, kontroversielle Filmauswahl“,<br />

kommentiert Viennale-Präsident Eric Pleskow. „Die<br />

Viennale beweist jedes Jahr aufs Neue, dass Erfolg und<br />

Qualität kein Widerspruch sein müssen. Als Plattform <strong>für</strong><br />

den europäischen, amerikanischen, asiatischen und afrikanischen<br />

Film fordert sie ihr Publikum und bietet auch<br />

dem Schwierigen, Sperrigen und Unkonventionellen<br />

Raum. Qualität und Handschrift eines Festivals hängen<br />

untrennbar mit der Persönlichkeit seines Intendanten<br />

zusammen. Hans Hurch ist ein Film-Aficionado, der dem<br />

Festival einfach gut tut“, lobt Wiens Kulturstadtrat Andreas<br />

Mailath-Pokorny. „Für mich ist <strong>die</strong>se Entscheidung<br />

ein Zeichen der Anerkennung und<br />

Wertschätzung <strong>für</strong> <strong>die</strong> erfolgreiche Arbeit und Entwicklung<br />

der Viennale insgesamt, über <strong>die</strong> ich mich sehr<br />

herzlich freue“, so Hans Hurch. „Wir haben in <strong>die</strong>sem<br />

Jahr des großen Festivaljubiläums einige Projekte und<br />

Neuerungen entwickelt, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft der Viennale<br />

sehr spannend und Erfolg versprechend sind.“


Oberster Gerichtshof unterbricht Musterverfahren<br />

Filmwirtschaft gegen Internetwirtschaft<br />

In dem von <strong>österreichische</strong>n und deutschen Filmproduzenten mit Unterstützung des Vereins <strong>für</strong><br />

Anti-Piraterie (VAP) eingeleiteten Musterprozess gegen den Internet-Provider UPC hat nun der OGH<br />

das Verfahren unterbrochen: Das <strong>österreichische</strong> Höchstgericht ersucht das höchste Gericht der EU<br />

um Auslegung der relevanten EU-rechtlichen Bestimmungen. Der EuGH soll beantworten, ob Access<br />

Provider wie UPC eine Verantwortung tragen, wenn sie mit ihren Diensten Zugang zu gewerbsmäßigen<br />

und illegalen Plattformen wie kino.to ermöglichen, obwohl sie darüber informiert sind, welche<br />

massiven und gewerbsmäßigen Urheberrechtsverletzungen auf einem solchen Portal stattfinden.<br />

Erst wenn der EuGH seine Vorabentscheidung vorgenommen haben wird, wird das Verfahren vor<br />

dem OGH weitergehen und in der Sache entschieden werden. Der VAP vertraut darauf, dass der EuGH<br />

erneut <strong>die</strong> Verantwortung von Access Providern aussprechen und betonen wird, dass Urheberrechte<br />

bei Abwägung der betroffenen Interessen angemessen berücksichtigt werden müssen Ferdinand<br />

Morawetz, Präsident des VAP, sieht „eine zentrale Frage der Verantwortlichkeit im Internet noch ungeklärt“<br />

und fordert <strong>die</strong> Internet Provider auf, auch jetzt schon „gemeinsam mit der Kreativwirtschaft<br />

<strong>für</strong> ein sicheres Internet und einen stabilen Marktplatz zusammen zu arbeiten.“ Im Vorfeld hatte das<br />

Handelsgericht Wien im Mai 2011 den Ansprüchen der Filmwirtschaft gegen UPC Recht gegeben<br />

und UPC verpflichtet, seinen Kunden den Zugang zur illegalen Streaming- und Download-Plattform<br />

kino.to nicht mehr zu ermöglichen. Das Oberlandesgericht Wien bestätigte im November 2011 <strong>die</strong><br />

Ansprüche der klagenden Filmproduzenten. Die Streaming-Plattform kino.to wurde vorerst im Juni<br />

2011 von der deutschen Generalstaatsanwaltschaft vom Netz genommen und <strong>die</strong> Betreiber wurden<br />

verhaftet. Inzwischen wurden bereits fünf Mitwirkende von kino.to zu mehrjährigen Haftstrafen wegen<br />

massiver Urheberrechtsverletzungen rechtskräftig verurteilt. Der Hauptangeklagte und Betreiber<br />

von kino.to wurde vom Strafgericht in Dresden zu 4 ½ Jahren Haft verurteilt.<br />

Cineplexx übernimmt<br />

slowenische „Planet tus “<br />

„Wir freuen uns mitteilen zu dürfen, dass Cineplexx International GmbH<br />

<strong>die</strong> Slowenische Kinokette „Planet TUS“ übernehmen wird“ berichten <strong>die</strong><br />

Cineplexx-Chefs Christian Langhammer und Christof Papousek. Die von der<br />

TUS Holding (Engrotus d.o.o.) betriebenen Kinos sind in erfolgreichen Shopping<br />

Malls mit dem Namen „Planet TUS“ integriert und werden ab 1.10.2012<br />

von Cineplexx betrieben. Es handelt sich um 5 Kinos mit insgesamt 32 Sälen<br />

und rd. 7.500 Sitzplätzen. Im Jahr 2011 wurden gesamt ca. 1,3 Mio. Kinokarten<br />

verkauft, damit liegt der Marktanteil der Kette in Slowenien bei ca. 50%.<br />

„Die Betriebe werden per 01.10.2012 (Closing) von unserer neuen Tochter<br />

Cineplexx SI d.o.o. übernommen, <strong>die</strong> Ausstattung von uns erworben und<br />

sodann <strong>die</strong> Häuser betrieben. An der Gesellschaft ist auch unser kroatischer<br />

Partner, Herr Enver Hadziabdic, mit 5% beteiligt. Nach einer Integrationsphase<br />

in den ersten Monaten werden <strong>die</strong> Kinos im ersten Quartal 2013 zum CI-<br />

NEPLEXX umgestaltet, <strong>die</strong> Projektion wird zur Gänze digitalisiert und unsere<br />

Homepage wird auch in Slowenien eingeführt“, so Papousek. Und: „Dieser<br />

Schritt hat eine besondere strategische Bedeutung <strong>für</strong> Cineplexx, denn<br />

dadurch werden wir zur führenden Kinokette in der Region des ehemaligen<br />

Jugoslawien. Mit der zusätzlichen Eröffnung von unserem neuen Kino in<br />

Skopje/Mazedonien (Oktober 2012) werden wir per Ende 2012 bereits 14<br />

Kinos in der Region betreiben. Wir sind sehr stolz, dass wir Dank des sehr<br />

erfolgreichen Geschäfts in Österreich und der dabei gewonnenen Erfahrungen,<br />

<strong>die</strong>ses Erfolgsmodell in neue Märkte weiter ausrollen können.“<br />

Startschuss zum<br />

Österreichischen<br />

Filmpreis 2013<br />

Der Österreichische Filmpreis geht in <strong>die</strong> dritte<br />

Runde! Bis 14. September 2012 ist <strong>die</strong> Anmeldung<br />

von Filmen möglich. Die Online Anmeldung<br />

und <strong>die</strong> aktuellen Richtlinien sind unter<br />

http://www.oesterreichische-filmakademie.at/<br />

anmeldung/index.html zu finden.<br />

Der Österreichische Filmpreis zeichnet herausragende<br />

Leistungen des jeweils vorangegangenen<br />

Jahres aus und wird in 14 Kategorien<br />

verliehen. Teilnahmeberechtigt sind programmfüllende<br />

Spiel- und Dokumentarfilme, welche<br />

einen Kinostart im Zeitraum Oktober 2011<br />

bis November 2012, ein <strong>österreichische</strong>s Ursprungszeugnis<br />

(bei internationalen Koproduktionen),<br />

sowie eine erhebliche <strong>österreichische</strong><br />

kulturelle Prägung nachweisen können. Für <strong>die</strong><br />

Teilnahme in den Kategorien „Bester Spielfilm“<br />

und „Bester Dokumentarfilm“ ist zudem<br />

eine majoritäre, federführende, <strong>österreichische</strong><br />

Produktion erforderlich.<br />

Das zweistufige Auswahlverfahren zum Österreichischen<br />

Filmpreis erfolgt durch rund 250<br />

Mitglieder der Akademie des Österreichischen<br />

Films. Anfang Oktober startet <strong>die</strong> Sichtung<br />

der eingereichten Filme. Die Nominierungen<br />

werden kurz vor Weihnachten bekannt gegeben.<br />

Die Preisverleihung wird Ende Jänner 2013<br />

stattfinden.<br />

Erstmals wird der Österreichische Filmpreis<br />

auch in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ verliehen.<br />

In <strong>die</strong>ser Kategorie werden <strong>österreichische</strong><br />

Kurzfilme von der Akademie zum Auswahlverfahren<br />

eingeladen, welche im Zeitraum Juli<br />

2011 bis September 2012 bereits Auszeichnungen<br />

erhalten haben. Dazu wird eine Liste von<br />

100 nationalen und internationalen Festivals<br />

und Filmpreisen herangezogen, <strong>die</strong> in Kooperation<br />

mit VIS – Vienna Independent Shorts und<br />

Shortynale Klosterneuburg erarbeitet wurde.<br />

In Zusammenarbeit mit dem BMeiA ist eine<br />

Screeningreihe geplant, welche zum Filmpreis<br />

angemeldete Kurzfilme in allen Außenämtern<br />

und <strong>österreichische</strong>n Kulturforen weltweit<br />

zeigen wird. Bei den Auslandskulturtagen<br />

Anfang September wird <strong>die</strong>ses Projekt erstmals<br />

vorgestellt werden.<br />

Film Sound & Media |17


filmbiz<br />

Werbung auf illegalen<br />

Film-Plattformen -<br />

ein Millionengeschäft?<br />

Al Capone brachte <strong>die</strong> US Steuerbehörde zu Fall – illegale Webplattformen könnten an<br />

ihrem Geschäftsmodell zerbrechen. Und: Die <strong>österreichische</strong>n Werber schlagen sich auf <strong>die</strong><br />

Seite der Antipiraterie!<br />

18 | Film Sound & Media<br />

Kino.to ist seit vierzehn Monaten “offline“. Die<br />

Streaming-Plattform wurde im Juni 2011 von der<br />

deutschen Generalstaatsanwaltschaft vom Netz<br />

genommen und <strong>die</strong> Betreiber von der Kriminalpolizei<br />

verhaftet. Inzwischen wurden bereits fünf Mitwirkende<br />

von kino.to rechtskräftig zu mehrjährigen<br />

Haftstrafen wegen massiver Urheberrechtsverletzungen<br />

verurteilt - der Hauptangeklagte immerhin<br />

zu zu 4 ½ Jahren Haft..<br />

Im Zuge der deutschen Ermittlungen gegen <strong>die</strong> Betreiber<br />

von kino.to wurde auch das Geschäftsmodell<br />

solcher illegaler Portale offenkundig. Mittels Partnerprogrammen,<br />

Prämien und Werbeeinnahmen lukrieren<br />

<strong>die</strong> Betreiber Millionen Euro. Sie nutzten <strong>die</strong><br />

illegal angeeigneten Filme und TV-Serien, um hohe<br />

Nutzerzahlen auf ihren Internetseiten zu gerieren<br />

und am Traffic-Handel und an der Klick-Werbung zu<br />

ver<strong>die</strong>nen.<br />

Einnahmequellen im System kino.to<br />

und Co<br />

Klone <strong>die</strong>ses illegalen Streamhoster-Portalsystems<br />

schießen wie Pilze aus dem Boden – im deutschsprachigen<br />

Raum überragend kinox.to und movie2k.<br />

Alle weisen <strong>die</strong> gleichen Charakteristika auf:<br />

Eine enge Verknüpfung von mehreren Streamhostern,<br />

auf denen <strong>die</strong> Raubkopien liegen, mit einer<br />

Portalseite, über welche <strong>die</strong> illegalen Film- und TV-<br />

Serien-Kopien gefunden werden können – das Ganze<br />

garniert mit Werbung, Malware und sog. Adult<br />

content. Im Verbund erwirtschaften <strong>die</strong>se Syndikate<br />

über Werbegebühren teils dubioser Anbieter (zB.<br />

Online Casino) ständig erhebliche Einnahmen. Die<br />

illegal angebotenen Filme und TV-Serien sind damit<br />

auch Mittel zum Zweck, Nutzer auf <strong>die</strong> Seite zu locken<br />

und <strong>die</strong> Seitenzugriffe zu vermarkten.<br />

In Zusammenhang mit dem kino.to Netzwerk gingen<br />

deutsche Behörden zum ersten Mal gegen<br />

Dienstleister vor, <strong>die</strong> als Geschäftspartner der illegalen<br />

Filmverteiler <strong>für</strong> den Werbeumsatz sorgten.<br />

Dabei fielen vor allem unseriös arbeitende Affiliates<br />

auf, <strong>die</strong> als eine Art Wiederverkäufer oder Makler<br />

<strong>für</strong> Werbeanzeigen da<strong>für</strong> sorgen, dass sogar Werbeschaltungen<br />

seriöser Unternehmen auf Porno- und<br />

Filmverteilerseiten landen (vgl Spiegel.de: „Werbevermarkter<br />

von kino.to verhaftet“).<br />

Führende Unternehmen finanzieren<br />

indirekt illegale Internetseiten<br />

Dass <strong>die</strong> massive Verbreitung von Raubkopien im<br />

Internet inzwischen ungewollt primär durch Werbeschaltungen<br />

finanziert wird, ist spätestens seit der<br />

strafrechtlichen Verurteilung der kino.to- und der<br />

piratebay-Betreiber eine Tatsache. Auch <strong>österreichische</strong><br />

Unternehmen schalten zunehmend Werbung<br />

auf illegalen Internet-Plattformen. Dabei handelt es<br />

sich insbesondere um häufig aufgerufene Internet-<br />

Seiten mit illegalen Inhalten, <strong>die</strong> Usern ermöglichen,<br />

Filme und Fernsehserien illegal zu streamen oder<br />

herunterzuladen.<br />

Da sich <strong>die</strong> erwähnten Plattformen zu einem erheblichen<br />

Teil über Werbeeinnahmen finanzieren,<br />

ermöglichen und fördern legale Werbe-Agenturen<br />

und ihre Affiliates strafbare Rechtsverletzungen,<br />

wenn sie Werbe-Anzeigen auf <strong>die</strong>sen Seiten schalten<br />

– und: sie schaden dem Ansehen ihrer Kunden,<br />

wenn sie <strong>die</strong> beworbenen Produkte in Verbindung<br />

mit rechtswidrigen Webplattformen bringen.<br />

Mehrere Agenturen vermitteln zwischen legitimen<br />

Unternehmen und Internetseiten, wo<strong>für</strong> <strong>die</strong> optimale<br />

Platzierung eines Produktes (Zielpublikum)<br />

errechnet und <strong>die</strong> Werbung gebucht wird. Der Ertrag<br />

durch <strong>die</strong> Online-Inserate geht an den Seitenbetreiber,<br />

ein Anteil an das Werbenetzwerk. Die so<br />

genannten Affiliate-Netzwerke behaupten, dass <strong>die</strong><br />

zur Schaltung verwendete Software so komplex sei,<br />

dass es nicht immer möglich sei zu steuern, wo ein<br />

Werbeinserat auftaucht. Nun: Ist es nicht <strong>die</strong> eigentliche<br />

Aufgabe der Agentur, direkten Einfluss auf das<br />

Werbeumfeld zu nehmen?


Werbewirtschaft bekennt sich zur<br />

Verantwortung im Netz<br />

Mitte Juni hat der Fachverband Werbung und Marktkommunikation<br />

der Wirtschaftskammer Österreich<br />

auf Betreiben des VAP (Verein <strong>für</strong> Antipiraterie der<br />

Film-und Videowirtschaft) im Rahmen seiner Mitgliederversammlung<br />

beschlossen, Maßnahmen in<br />

Bezug auf <strong>die</strong>se Situation zu setzen. Der Appell an<br />

alle Mitgliedsunternehmen, auf keinen Fall wissentlich<br />

Werbung auf kriminellen Online Seiten zu schalten,<br />

kommt zur rechten Zeit.<br />

„Das ist ein wichtiges Zeichen, dass es auch <strong>die</strong><br />

Aufgabe der Wirtschaft ist, Sicherheit im virtuellen<br />

Raum zu schaffen“, meint Markus Deutsch <strong>für</strong> den<br />

Fachverband Werbung.<br />

„Die Kreativindustrien waren lange Einzelkämpfer<br />

gegen den wachsenden Missbrauch im Netz – wir<br />

freuen uns über das Bekenntnis der Werbewirtschaft<br />

und würden uns auch vom Öst. Werberat wünschen,<br />

dass er seine ethische Selbstkontrolle der Werbewirtschaft<br />

nicht nur auf individuell ethisch fragwürdige<br />

Werbungen bezieht, sondern auf Werbungen<br />

im unethischen Umfeld der Piratenplattformen<br />

generell“, so Werner Müller, Geschäftsführer der<br />

Film- und Musikindustrie,“ so wie letztlich <strong>die</strong> US<br />

Steuerbehörde Al Capone zu Fall gebracht hat „ist<br />

auch möglich, <strong>die</strong>se illegalen Webplattformen über<br />

ihr Geschäftsmodell zu treffen und Online Werbung<br />

ist ein wesentlicher Teil davon.“<br />

EuGH erwägt Unterlassung von kino.to<br />

Parallel zu freiwilligen Kooperationen in der Privatwirtschaft<br />

führt <strong>die</strong> Filmindustrie ein Musterverfahren<br />

gegen den Internet-Provider UPC zur Unterlassung<br />

der Vermittlung zur illegalen Plattform kino.to. Dazu<br />

hat nun der Oberste Gerichtshof den EuGH um Auslegung<br />

der relevanten EU-rechtlichen Bestimmungen<br />

ersucht. Der VAP vertraut darauf, dass der EuGH angesichts<br />

der in großem Umfang dokumentierten kriminellen<br />

Tätigkeiten von kino.to <strong>die</strong> Verantwortung<br />

von Access Providern aussprechen und betonen wird,<br />

dass Urheberrechte bei Abwägung der betroffenen<br />

Interessen angemessen berücksichtigt werden müssen.<br />

Im Vorfeld hatte das Handelsgericht Wien im Mai<br />

2011 den Ansprüchen der Filmwirtschaft gegen UPC<br />

Recht gegeben und UPC verpflichtet, seinen Kunden<br />

den Zugang zur illegalen Streaming- und Download-<br />

Plattform kino.to nicht mehr zu ermöglichen. Das<br />

Oberlandesgericht Wien bestätigte im November<br />

2011 <strong>die</strong> Ansprüche der klagenden Filmproduzenten.<br />

Der EuGH soll klären, ob Access Provider wie UPC<br />

eine Verantwortung tragen, wenn sie mit ihren<br />

Diensten Zugang zu gewerbsmäßigen und illegalen<br />

Plattformen wie kino.to ermöglichen, wenn sie<br />

zuvor darüber aufgeklärt wurden, dass massive und<br />

gewerbsmäßige Urheberrechtsverletzungen auf einem<br />

solchen Portal stattfinden.<br />

Erst wenn der EuGH seine Vorabentscheidung vorgenommen<br />

haben wird, wird das Verfahren vor dem OGH<br />

weitergehen und in der Sache entschieden werden.<br />

filmbiz<br />

So gelingen Kooperationen<br />

Wann liegt ein Werkvertrag vor, wann muss man jemanden anstellen? Was ist bei einem<br />

Projekt mit ausländischen Partnern zu beachten? Diese und andere Fragen standen am 13. Juni<br />

im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung der Wirtschaftskammer Wien <strong>für</strong> <strong>die</strong> Film-<br />

und Musikindustrie.<br />

Mehr als 90 Prozent der Mitglieder der Film- und<br />

Musikindustrie sind Ein-Personen-Unternehmen<br />

und Kleinbetriebe. Vor allem bei größeren Projekten<br />

gibt es daher sehr oft Kooperationen, <strong>die</strong> allerdings<br />

so manchen rechtlichen Stolperstein enthalten. Johannes<br />

Pflug von der Abteilung Sozialpolitik der<br />

Wirtschaftskammer Wien sieht bei den Betroffenen<br />

immer wieder Unklarheiten bezüglich Arbeits- und<br />

Sozialrecht. Fehler bei <strong>die</strong>sen durchaus komplexen<br />

Gesetzen können aber auch <strong>für</strong> Kleinstbetriebe<br />

sehr teuer werden und sie im Extremfall in den Ruin<br />

treiben. Mit der Veranstaltung „Richtig kooperieren<br />

– Beschäftigungsformen in der Film- und Musikin-<br />

dustrie“ hat <strong>die</strong> Wirtschaftskammer Wien (WKW)<br />

am 13. Juni daher einen Einblick in <strong>die</strong>se Materie<br />

gegeben. Ein Dauerbrenner ist laut Pflug <strong>die</strong> Frage,<br />

wie man Werkvertrag und Angestelltenverhältnis<br />

unterscheidet. „Als Faustregel kann man sagen, dass<br />

unter folgenden Aspekten wichtige Merkmale <strong>für</strong><br />

eine selbstständige Tätigkeit vorliegen: Der Partner<br />

verfügt über wesentliche eigene Betriebsmittel, hat<br />

eine größere Zahl an Auftraggebern und preist seine<br />

Dienstleistungen zum Beispiel über Inserate oder<br />

eine Homepage am Markt an.“ Die Praxis sieht aber<br />

oft anders aus, eine exakte Abgrenzung ist nicht<br />

immer möglich. Was ist zum Beispiel, wenn dem Ko-<br />

Foto Weinwurm<br />

Johannes Pflug, Wirtschaftskammer<br />

Wien, Abteilung Sozialpolitik<br />

Film Sound & Media |19


filmbiz<br />

20 | Film Sound & Media<br />

operationspartner Equipment bereitgestellt werden<br />

muss? „Das macht das Thema so schwierig und sensibel“,<br />

bedauert er. „Dann geht <strong>die</strong> Rechtsprechung<br />

weiter und sagt: Es kommt auf das Gesamtbild an.<br />

Überwiegen <strong>die</strong> Merkmale <strong>für</strong> selbstständige Tätigkeit,<br />

dann ist es ein Werkvertrag. Wenn sie nicht<br />

überwiegen, dann ist es ein Dienstverhältnis.“ Pflug<br />

empfiehlt daher, sich vor dem Beginn der Zusammenarbeit<br />

beraten zu lassen und im Zweifelsfall<br />

anzustellen. Sonst besteht <strong>die</strong> Gefahr, dass man <strong>die</strong><br />

Dienstnehmer- und Dienstgeberbeiträge <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Sozialversicherung, aber auch <strong>die</strong> lohnabhängigen<br />

Abgaben bis zu einem Zeitraum von fünf Jahren<br />

nachzahlen muss.<br />

Pflugs zweiter Vortrag hat sich mit arbeitsrechtlichen<br />

Fragen beschäftigt. Bei ausländischen Part-<br />

nern gelte das Recht jenes Staates, in dem er seine<br />

gewöhnliche Arbeit verrichtet, so der WKW-Rechtsexperte.<br />

Höchstgrenzen der Arbeitszeit und Mutterschutz<br />

waren ebenfalls Themen. Eine weitere Besonderheit<br />

sind <strong>die</strong> „Theaterkinder“: Will man beim Film<br />

oder am Theater Kinder und Jugendliche beschäftigen,<br />

<strong>die</strong> das 15. Lebensjahr noch nicht vollendet<br />

haben, sind besondere Vorschriften einzuhalten. „Da<br />

braucht man <strong>die</strong> Bewilligung der Jugendwohlfahrt<br />

und der Eltern. Wenn <strong>die</strong> Kinder und Jugendlichen<br />

ein Honorar bekommen, dann sind sie zusätzlich<br />

noch bei der Sozialversicherung anzumelden.“<br />

Beide Vorträge sind aufgezeichnet worden und können<br />

unter www.filmandmusicaustria.at/vortraege.html<br />

angesehen werden.<br />

„Das Kino ist krisenfest!“<br />

Mit 1. Juli 2012 übernahm Bernhard Gerstberger <strong>die</strong> Geschäftsführung des Fachverbandes der<br />

Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der Wirtschaftskammer Österreich. Im Film, Sound<br />

& Media-Interview erläutert er seine Zielsetzungen und Visionen <strong>für</strong> <strong>die</strong> nächsten drei Jahre.<br />

Bernhard Gerstberger<br />

Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> allgemeine<br />

Situation der <strong>österreichische</strong>n<br />

Kinobranche?<br />

GERSTBERGER: Die Kinobranche in<br />

Österreich erweist sich trotz internationaler<br />

wirtschaftlicher Turbulenzen<br />

als relativ krisenresistent, was<br />

beweist, dass <strong>die</strong> Branche an sich<br />

und unsere Betriebe sehr gut aufgestellt<br />

sind. Das zeigen auch <strong>die</strong> über<br />

16 Millionen Kinobesucher im Jahr<br />

2011, <strong>die</strong> der Branche entsprechende<br />

Umsätze einbrachten. Gleichzeitig<br />

befinden wir uns in einem enormen<br />

technischen Wandel. In Österreich<br />

gibt es zurzeit 154 Kinos mit 570<br />

Sälen und 101.349 Sitzplätzen. Von<br />

den 570 Sälen sind 426 digitalisiert,<br />

das entspricht einem Wert von 75<br />

%, ein internationaler Spitzenwert.<br />

Die <strong>österreichische</strong>n Kinos sind also<br />

sehr gut gerüstet, zumal von Analysten<br />

prognostiziert wird, dass es in einigen Jahren<br />

mit den 35-mm-Kopien mehr oder weniger vorbei<br />

sein wird. Weltweit gibt es über 63.000 digitalisierte<br />

Leinwände, das sind rund 51 % aller Kinosäle. Die<br />

technischen Herausforderungen hören aber nicht<br />

auf. So gilt es bereits jetzt künftige Innovationen wie<br />

z.B. <strong>die</strong> Laserprojektion genau zu beobachten. Die<br />

technischen Neuerungen <strong>die</strong>nen dem Genre Kino<br />

grundsätzlich, denn so wird das Kinoerlebnis noch<br />

größer und der Event-Charakter wird verstärkt. Ich<br />

denke, dass <strong>die</strong> Kinobranche insgesamt eine recht<br />

gute Zukunft vor sich hat.<br />

Welche Strategien haben Sie sich <strong>für</strong> Ihre erste<br />

Amtsperiode bis 2015 vorgenommen?<br />

GERSTBERGER: Als Jurist und Absolvent einer Post<br />

Graduate Ausbildung habe ich sowohl einen rechtlichen<br />

als auch wirtschaftlichen Zugang. Ich werde<br />

mich auf <strong>die</strong> Vertretung der Branche gegenüber<br />

den politisch Verantwortlichen auf Bundes- und<br />

Länderebene konzentrieren, um hier gemeinsam<br />

jene Voraussetzungen zu schaffen, dass <strong>die</strong> Branche<br />

auch künftig wirtschaftlich positiv reüssieren<br />

kann. Auch auf europäischer Ebene werde ich unsere<br />

Mitgliedsbetriebe engagiert vertreten, denn in<br />

Brüssel werden jene Richtlinien und Verordnungen<br />

beschlossen, <strong>die</strong> in weiterer Folge Auswirkungen<br />

auf unsere Branche haben. Unser Fachverband ist<br />

daher auch Mitglied in der europäischen Organisation<br />

„International Union of Cinemas“ (UNIC), um<br />

über aktuelle Entwicklungen in der Europäischen<br />

Union stets im Bilde zu sein und <strong>die</strong> Interessen der<br />

<strong>österreichische</strong>n Kinos über <strong>die</strong>sen Verband entsprechend<br />

zu positionieren. Wichtig ist mir auch<br />

<strong>die</strong> Hilfestellung <strong>für</strong> einzelne Mitgliedsbetriebe in<br />

rechtlichen Fragen, sowie <strong>die</strong> Unterstützung im Bereich<br />

der Förderlandschaft. Auch <strong>die</strong> Darstellung der<br />

Branche als wichtiger volkswirtschaftlicher Faktor –<br />

wie schon erwähnt verbuchten wir im vergangenen


Jahr 16.780.130 Besucher – in der Öffentlichkeit mit<br />

entsprechenden PR- und Marketingmaßnahmen<br />

sind mir ein Anliegen.<br />

Wie beurteilen Sie <strong>die</strong> Performance der Kinos im<br />

ersten Halbjahr 2012?<br />

GERSTBERGER: Im 1. Quartal 2012 verzeichneten<br />

wir mit 3,8 Millionen Besuchern einen leichten<br />

Rückgang von 1,6 %. Das lag natürlich am Fehlen<br />

großer breitenwirksamer Filme in <strong>die</strong>sem Zeitraum.<br />

Der französische Überraschungshit „Ziemlich beste<br />

Freunde“ liegt derzeit mit über 718.000 Besuchern<br />

vor „American Pie“ an der Spitze. Aber das Jahr ist<br />

noch nicht zu Ende und mit großen Titeln wie „Ice<br />

Age 4“, „Spider Man 3D“, „Lorax“ oder „Madagaskar<br />

3“, <strong>die</strong> bereits angelaufen sind oder im Herbst starten<br />

werden, erwarte ich mir insgesamt ein tolles Kinojahr<br />

2012.<br />

Wie sehen Sie <strong>die</strong> Situation des <strong>österreichische</strong>n<br />

Films in den heimischen Kinos?<br />

GERSTBERGER: Die Performance des <strong>österreichische</strong>n<br />

Kinofilms im heimischen Kino kann nur durch<br />

eine Erhöhung der Filmförderung gesteigert werden.<br />

Die Festivalerfolge, <strong>die</strong> viele große Nationen<br />

neidvoll auf uns blicken lassen, wie ich persönlich<br />

z.B. zuletzt in Cannes bemerken durfte, zeigen, welch<br />

großes Potenzial Österreich an Filmen, Regisseuren,<br />

Schauspielern, etc. hat. Mehr Förderung bedeutet<br />

auch mehr lokale Hits in den Kinos.<br />

Fernsehfonds Austria:<br />

4,5 Mio. <strong>für</strong> 18 Projekte<br />

Für 18 von 23 beim 2. Antragstermin eingereichte Fernsehprojekte konnte der Fernsehfonds<br />

Austria eine positive Förderentscheidung aussprechen. Die vergebenen Fördermittel von<br />

insgesamt 4.579.402 Euro sind rund 18 % der Gesamtherstellungskosten aller Projekte und<br />

verteilen sich auf acht Fernsehfilme, eine Serie und neun Dokumentationen.<br />

30 % der Gesamtherstellungskosten<br />

bzw. 506.000 Euro <strong>für</strong> „Steirerblut“<br />

„Durch <strong>die</strong> neuen, heuer in Kraft getretenen Vergaberichtlinien<br />

des Fernsehfonds Austria konnten wir erstmals<br />

eine positive Förderentscheidung in der Höhe<br />

von 30 % der Gesamtherstellungskosten aussprechen.<br />

Diesen maximalen Förderbeitrag können wir dann<br />

gewähren, wenn das Förderprojekt einen außergewöhnlichen<br />

Österreichbezug aufweist. Bei ‚Steirerblut’<br />

der ALLEGRO Filmproduktion GmbH, einem Krimi, der<br />

in der Steiermark spielt, sind alle relevanten Vergabekriterien<br />

erfüllt, <strong>die</strong> Produktion ist durch und durch<br />

österreichisch“, gibt Alfred Grinschgl, Geschäftsführer<br />

der RTR-GmbH <strong>für</strong> den Fachbereich Me<strong>die</strong>n und zuständig<br />

<strong>für</strong> den Fernsehfonds Austria Details zur zweiten<br />

Förderentscheidung bekannt. Weitere geförderte<br />

Fernsehfilme sind „Helden“ der EPO – Filmproduktionsgesellschaft<br />

m.b.H., „Roter Schnee“ der MONA<br />

Film Produktion GmbH, „Nur ein Schritt“ der MAKIDO<br />

Filmproduktion GmbH, „Nicht ohne meinen Enkel“<br />

der MR-Film Kurt Mrkwicka Gesellschaft m.b.H., „Spuren<br />

des Bösen“ der Aichholzer Filmproduktion GmbH,<br />

„Die Schöne und das Biest“ der Metafilm GmbH und<br />

eine weitere Folge aus der Serie „Lilly Schönauer“ der<br />

Graf Filmproduktion GmbH.<br />

520.035 Euro gehen an neun<br />

Dokumentationen<br />

Neun Dokumentationen, <strong>die</strong> beim zweiten Antragstermin<br />

ein Förderansuchen gestellt haben, erhalten<br />

in Summe 520.035 Euro. Gefördert wurden sechs<br />

Folgen von „Aufgetischt“ der Satel Film GmbH,<br />

„Planet der Spatzen“ der Kurt Mayer Film, „Leben im<br />

Zoo – Logbuch einer Arche“ der Metafilm GmbH,<br />

„Raiders – Russische Firmenjäger“ der Satel Film<br />

GmbH, „Euphoric Nights in Vienna“ der MISCHIEF<br />

FILMS KEG, vier Folgen von „Generation Österreich“<br />

der OTTO PAMMER FILMPRODUKTION, sieben Folgen<br />

„24 Stunden – Das Unfallkommando“ der MA-<br />

BON Film GmbH, „Austropop made in Styria“ der<br />

CINEVISION TV & Videoproduktion GmbH und sechs<br />

Folgen „Die Burgenländischen Kroaten“ der artkicks.<br />

DI Helmut Potutschnig.<br />

Die zweite Staffel der Fernsehserie „Schlawiner“ der<br />

„Breitwandfilm“ Me<strong>die</strong>nproduktion, Design und<br />

Verleih GmbH wurde mit mehr als 489.000 Euro gefördert.<br />

filmbiz<br />

„Die Performance<br />

des <strong>österreichische</strong>n<br />

Kinofilms im<br />

heimischen Kino<br />

kann nur durch<br />

eine Erhöhung<br />

der Filmförderung<br />

gesteigert werden.“<br />

Film Sound & Media |21


filmbiz<br />

Filmfonds Wien:<br />

Bunte Genre-Mischung<br />

Vom Biopic über Komö<strong>die</strong> bis Western bieten <strong>die</strong> in der aktuellen Runde geförderten Filme eine<br />

breite Vielfalt an Stoffen und Geschichten. Bei der zweiten Sitzung im Jahr 2012 erteilte <strong>die</strong> Jury,<br />

bestehend aus Katharina Dufner, Peter Jäger, Eric Pleskow, Andrea Willson und Gerlinde Seitner,<br />

insgesamt 14 Projekten eine Zusage - eine Fördersumme in Höhe von 1.970.305 Euro wurde<br />

vergeben. Eingereicht waren 23 Projekte mit einer Gesamtantragssumme von 3.382.253 Euro.<br />

22 | Film Sound & Media<br />

Acht Projekte erhalten Herstellungsförderung<br />

in Gesamthöhe von<br />

1.850.000 Euro.<br />

Nach dem Oscar-nominierten ‚Revanche‘ geht es im<br />

neuen Spielfilmprojekt des Autors und Regisseurs<br />

Götz Spielmann um zwei Schwestern, <strong>die</strong> sich nach<br />

vielen Jahren am Sterbebett des Vaters wiedersehen.<br />

Das von der coop99 und der spielmannfilm<br />

produzierte Drama ‚Oktober November‘ ist mit Ursula<br />

Strauß, Peter Simonischek und Sebastian Koch<br />

topbesetzt. Spielmann setzt auf <strong>die</strong> bewährte Zusammenarbeit<br />

mit Kameramann Martin Gschlacht.<br />

Eine Mischung aus Heimatroman und Western, jedenfalls<br />

eine raffinierte Geschichte ist ‚Das finstere<br />

Tal‘ von Thomas Willmann, eine Zusammenarbeit<br />

von Allegro Film mit X-Filme (D). Ein abgelegenes<br />

Dorf in den Alpen, eine verschworene Dorfgemeinschaft<br />

mit dunklem Geheimnis, ein Fremder - eine<br />

Todesserie beginnt.<br />

Nach seinem Komö<strong>die</strong>nhit ‚Die unabsichtliche Entführung<br />

der Frau Elfriede Ott‘ aus dem Jahr 2010<br />

widmet sich Regisseur Andreas Prochaska nun einem<br />

Western-Stoff, den Martin Ambrosch <strong>für</strong> das<br />

Kino adaptiert hat.<br />

Als der „Teufelsgeiger“ war Niccoló Paganini bereits<br />

zu Lebzeiten bekannt: Mit seinem schnellen Spiel faszinierte<br />

er im 19. Jahrhundert <strong>die</strong> Massen - so auch<br />

der Deutsch-Amerikaner David Garrett, bis 2010<br />

schnellster Geiger der Welt, der ‚Paganini‘ in einer<br />

internationalen Koproduktion der Dor Film, Summer<br />

Storm <strong>Entertainment</strong> (D) und Bavaria Media Italia (I)<br />

verkörpern wird. Buch, Regie und Kamera des Biopic<br />

übernimmt Bernard Rose („Ludwig van B.“, „Mr. Nice“).<br />

Ein Gewerkschaftsstreik eines Walzwerks bringt in der<br />

Komö<strong>die</strong> ‚Die Werkstürmer‘ eine Liebesgeschichte ins<br />

Rollen: Michael Ostrowski als Patrick, der am liebsten<br />

im Wirtshaus sitzt, und Hilde Dalik als Ex-Freundin<br />

Babs, <strong>die</strong> sich als Anwältin leidenschaftlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anliegen<br />

der Arbeiter einsetzt. Novotny & Novotny Film<br />

produziert <strong>die</strong>sen Erstling von Andreas Schmied.<br />

Die Tragikomö<strong>die</strong> ‚Blind‘ verschränkt drei Geschichten,<br />

in denen Autounfälle <strong>die</strong> Leben der Beteiligten<br />

in überraschende Bahnen lenken. Der Spielfilm -<br />

Buch und Regie: Thomas Woschitz - wird von Gabriele<br />

Kranzelbinder in Koproduktion mit Red Lion Sarl<br />

(LUX) umgesetzt.<br />

Eine ebenfalls unerwartete Wendung bringt <strong>die</strong> Begegnung<br />

zwischen Nick (Georg Friedrich) und dem<br />

alten Star-Psychologen Curt André Wilms) in beider<br />

Leben. Ironisch hinterfragt wird <strong>die</strong> eigene Identität<br />

in der Komö<strong>die</strong> ‚Wandelsterne‘, dem neuen Film<br />

von Benjamin Heisenberg („Der Räuber“), produziert<br />

von Novotny & Novotny mit Komplizen Film (D) und<br />

VEGA Film (CH).<br />

Im dokumentarischen Bereich untersucht ‚Projekt:<br />

Superwoman‘ moderne Mutter-Tochter-Verhältnisse.<br />

Regisseurin Barbara Casper geht dabei vor allem<br />

Formung nach eigenem Ideal.<br />

‚Schubert‘s Ghost‘ dokumentiert ein Experiment:<br />

Fünf Menschen, allesamt musikalische Laien, stu<strong>die</strong>ren<br />

mit dem Musiker Marino Formenti verschiedene<br />

Lieder von Franz Schubert ein. Regisseur Bruno Moll<br />

porträtiert <strong>die</strong> Menschen und <strong>die</strong>se Begegnung der<br />

besonderen Art.<br />

Sechs Projekte erhalten<br />

Projektentwicklungsförderung in<br />

Gesamthöhe von 120.305 Euro.<br />

Am Drehbuch zum Spielfilm ‚Kinder der Stadt‘ über<br />

<strong>die</strong> Auseinandersetzung zweier Jugendgangs arbeiten<br />

Jakob M. Erwa und Zoran Drvenkar, eine Adaption<br />

des Romans „Cengiz & Locke“.


Ein weiteres Projekt der Wega Film, ‚ Der freie Soldat‘<br />

handelt von einem historischen Streit zwischen den<br />

Psychologen Wagner-Jauregg und Freud vor einem<br />

Untersuchungsausschuss handelt. Susanne Freund<br />

ist <strong>für</strong> das Drehbuch verantwortlich.<br />

Arash T. Riahis neues Projekt ist eine Adaption des<br />

Romans ‚Oskar und Lilli‘ von Monika Helfer über <strong>die</strong><br />

Trennung zweier Geschwister, <strong>die</strong> in verschiedenen<br />

Pflegefamilien untergebracht werden.<br />

Schauspielerin Nina Proll geht unter <strong>die</strong> Drehbuchautorinnen<br />

und arbeitet zusammen mit Ursula Wolschlager<br />

am Projekt ‚Ringelspiel‘, einer turbulenten<br />

Liebeskomö<strong>die</strong>.<br />

In der Tragikomö<strong>die</strong> ‚Platinherzen‘ entgleisen wohlhabende<br />

Jugendliche. Ein mörderisches Spiel nimmt<br />

seinen Lauf, verfasst von Reinhard Astleithner.<br />

Der Geschichte der Wiener Kinokultur in den letzten<br />

30 Jahren widmet sich der Dokumentarfilm‘Kino,<br />

Kino, Kino‘ von Paul Rosdy.<br />

BLS fördert elf Projekte<br />

mit 1,7 Millionen Euro<br />

Die Südtiroler Filmförderung gibt <strong>die</strong> aktuellen Förderzusagen <strong>für</strong> Film- und<br />

Fernsehproduktionen aus Deutschland, Österreich und Italien bekannt. Demnach hat<br />

das Fördergremium elf Projekten eine Fördersumme von insgesamt 1,7 Millionen Euro<br />

zugesprochen.<br />

Mit 700.000 Euro erhält ,The Best Offer‘ das neue<br />

Projekt von Giuseppe Tornatore, mit Geoffrey Rush<br />

und Donald Sutherland in den Hauptrollen, <strong>die</strong><br />

höchste Einzelförderung.<br />

Zuvor waren bei der BLS Förderanträge von 24 Filmprojekten<br />

mit einem Gesamteinreichvolumen von<br />

rund sechs Millionen Euro eingegangen. Elf davon<br />

können sich nun über eine Förderung freuen.<br />

Darunter auch <strong>die</strong> <strong>österreichische</strong> Genreproduktion<br />

‚Gletscherblut‘ der Allegro Film in Wien sowie das<br />

deutsche Projekt ‚Das Märchen von der Prinzessin,<br />

<strong>die</strong> unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte‘<br />

der Münchner FR <strong>Entertainment</strong>.<br />

„Gletscherblut“ entsteht unter der Regie von Marvin<br />

Kren mit Gerhard Liebmann und Eva Löbau in den<br />

Hauptrollen. In Südtirol wird da<strong>für</strong> an rund 30 Tagen<br />

gedreht. Das Projekt, das auch vom Österreichischen<br />

Filminstitut sowie dem Filmfonds Wien unterstützt<br />

wird, erhält von der BLS 240.000 Euro.<br />

Mit „Das Märchen von der Prinzessin, <strong>die</strong> unbedingt<br />

in einem Märchen vorkommen wollte“ kehrt „Bergblut“<br />

Produzent Florian Reimann nach Südtirol zu-<br />

rück. Die BLS fördert das Projekt des Nachwuchsregisseurs<br />

Steffen Zacke mit 270.000 Euro.<br />

Eine Produktionsvorbereitungsförderung in Höhe<br />

von 20.000 Euro erhält <strong>die</strong> italienisch-<strong>österreichische</strong><br />

Koproduktion ‚Von Männern und Vätern‘ . Das Dokumentarfilmprojekt<br />

von Andreas Pichler und Martin<br />

Prinz sucht nach sehr persönlichen Antworten zum<br />

modernen Männerbild in der teilweise noch tief in<br />

Tradition verwurzelten Alpenregion.<br />

„Wir freuen uns, dass wir hier das erste Projekt der<br />

gerade gegründeten Südtiroler Echo Film unterstützen<br />

können“, so Christiana Wertz, Head of Film Fund<br />

& Commission bei der BLS.<br />

Die Echo Film mit Sitz in Bozen ist Anfang des Jahres<br />

vom gebürtigen Südtiroler Karl Baumgartner (Pandora<br />

Film) rund um ein junges Südtiroler Gespann<br />

gegründet worden. Neben eigenen Projekten bietet<br />

das Unternehmen auch Service<strong>die</strong>nstleistungen <strong>für</strong><br />

andere Produktionen an, <strong>die</strong> in Südtirol drehen.<br />

Die letzte Einreichfrist der Südtiroler Filmförderung<br />

endet am 19. September 2012.<br />

filmbiz<br />

Film Sound & Media |23


filmbiz<br />

Airborne:<br />

mit Wirtschaftsfilm<br />

zum Erfolg<br />

Mit innovativen Produktionsmitteln konnte <strong>die</strong> 2007 gegründete Filmproduktion Airborne rasch<br />

beachtliche Erfolge erzielen. Airborne-Geschäftsführer Ersnt Brandstätter erläutert im Film,<br />

Sound & Media-Interview seine Strategien.<br />

Ernst Brandstätter<br />

24 | Film Sound & Media<br />

Wie beschreiben Sie Ihre<br />

Firma, welche Vorzüge und<br />

Spezialitäten bieten Sie an?<br />

BRANDSTÄTTER: Lukas Schwarzkogler<br />

und ich gründeten das<br />

Unternehmen 2007 aus der Idee<br />

heraus, eine kundengerechte<br />

Servicelinie, von der Konzeption<br />

bis hin zur Finalisierung inklusive<br />

Text und Vertonung aus einer<br />

Hand anbieten zu können. So<br />

stammt, nach eingehender Planung,<br />

der gesamte Produktionsablauf<br />

bis hin zu aufwendigen<br />

3D-Animationen und Motion<br />

Design von AMP. Unsere Kunden<br />

benötigen somit nur einen Ansprechpartner<br />

und sind grundsätzlich<br />

nicht an eine Agentur<br />

gebunden. Ideen können in kurzer<br />

Zeit besprochen und auch<br />

umgesetzt werden, ohne zwischen<br />

Unternehmen oder Abteilungen<br />

hin- und hergereicht zu<br />

werden. Die entstandene Nähe<br />

zu unseren Kunden soll so am Ende des Projektes<br />

in unserer Arbeit sichtbar werden. Wir setzten seit<br />

der Gründung auf innovative Produktionsmittel,<br />

<strong>die</strong> auch teilweise Eigenentwicklungen sind. So<br />

wurde z.B. <strong>die</strong> HDCopter-Serie eine in ganz Europa<br />

bekannte Marke, <strong>für</strong> professionelle Luftbilder. Die<br />

technischen Vorzüge der von uns seit 2007 immer<br />

weiter entwickelten Multirotor-Kamerahelikopter<br />

unterscheidet uns von anderen Anbietern. Wir<br />

sind auch das einzige Produktionshaus in Europa,<br />

welches sich eine eigene Entwicklungsabteilung<br />

<strong>für</strong> innovative Produktionsmittel leistet. Unsere<br />

Postproduktion arbeitet in 2D/3D- sowie im Compositing<br />

auf neuesten internationalen Standards<br />

und kann somit auch mit großen international be-<br />

kannten Produktionshäusern mithalten. Ja mehr<br />

noch: Wir können kostenoptimierter arbeiten und<br />

bleiben dennoch im gesamten Prozess beweglich.<br />

Unsere bisherigen Leistungen bestätigen <strong>die</strong>se Geschäftsidee!<br />

Wie sehen Sie <strong>die</strong> Rahmenbedingungen <strong>für</strong><br />

Filmfirmen in Kärnten und auch grundsätzlich in<br />

Österreich?<br />

BRANDSTÄTTER: Die Schwierigkeiten, einen Film<br />

in Kärnten zu produzieren, sind wohlbekannt. Dabei<br />

könnten Aufbau und Förderung einer effizienten<br />

Filmindustrie mit nachgelagerten Dienstleistern erhebliche<br />

wirtschaftliche Effekte <strong>für</strong> das Land Kärnten<br />

bringen. Filmförderung besteht ja nicht nur aus<br />

Geldmitteln, sondern auch aus logistischer, organisatorischer<br />

und juristischer Unterstützung. Auch ein<br />

qualitativ hochwertiger Wirtschaftsfilm ist in Kärnten<br />

schwer umsetzbar, wobei <strong>die</strong> damit verbundene<br />

finanzielle Komponente das kleinere Problem<br />

darstellt. Eher ist es hier zu Lande noch nicht angekommen,<br />

dass hochwertige Marken auch hochwertige<br />

Kommunikations-Werkzeuge benötigen,<br />

um ihre Zielgruppe erreichen zu können. Dies trifft<br />

nicht nur den Image- oder Industriefilm, sondern<br />

auch den Tourismusfilm, der in Kärnten eigentlich<br />

eine wichtige Rolle spielen sollte. Besonders in der<br />

Markenentwicklung sehen wir sehr großen Nachholbedarf.<br />

Kärnten ist im Vergleich zur Filmwirtschaft in anderen<br />

Bundesländern ein weißes Blatt. Allerdings bietet<br />

Kärnten Dreh- und Schauplätze, <strong>die</strong> anderswo nicht<br />

zu finden sind. Die Nähe zu Italien und Slowenien<br />

wird auch in Zukunft eine immer größere Rolle spielen.<br />

Wir haben <strong>die</strong>s erkannt – deshalb sind wir hier!<br />

Die zum Teil wirklich guten Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> Filmfirmen gibt es jenseits der Kärntner Grenzen.<br />

Diese bilden <strong>die</strong> Basis <strong>für</strong> eine große Vielfalt audiovisueller<br />

Produktionen, <strong>die</strong> in Österreich hergestellt<br />

werden. Künstlerisch wertvolle Spielfilme, international<br />

gehuldigte Kinohits, erfolgreiche TV-Serien,


Werbefilme, sowie aufwendige und beeindruckende<br />

Dokumentarfilme: Die Vorteile Österreichs sind<br />

unter anderem auf das große Angebot beeindruckender<br />

Schauplätze sowie auf <strong>die</strong> wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen, Modernität, Stabilität und<br />

Sicherheit des Landes zurückzuführen. Inhaltlich<br />

betrachtet ist es <strong>die</strong> Geschichte Österreichs und der<br />

Österreicher selbst, <strong>die</strong> den <strong>österreichische</strong>n Film<br />

qualitativ so wertvoll machen. Dass Österreich auch<br />

sehr gute Filmemacher hat, braucht an <strong>die</strong>ser Stelle<br />

nicht erwähnt werden – das ist weit über <strong>die</strong> Grenzen<br />

hinaus bekannt.<br />

Wieso haben Sie sich speziell dem Thema Wirtschaftsfilm<br />

verschrieben?<br />

BRANDSTÄTTER: Die Intention eines Wirtschaftsfilms<br />

ist es unter anderem, ein grundlegendes Verständnis<br />

<strong>für</strong> technische und/oder wirtschaftliche<br />

Vorgänge eines Unternehmens und/oder deren<br />

Produkte zu wecken. Produktfilme, Industriefilme,<br />

aber auch der Tourismusfilm benötigt jeweils <strong>für</strong><br />

sich ein behutsames Vorgehen mit dem Unternehmen<br />

und einer oder mehrerer über Jahre entwickelten<br />

Marken. Oft fehlt <strong>die</strong> erzählerisch-unterhaltende<br />

Komponente in <strong>die</strong>sen Filmen und eine Vielzahl an<br />

Spezialeffekten, <strong>die</strong> wir aus dem Kino kennen. Das<br />

macht den Wirtschaftsfilm so „unsexy „und langweilig.<br />

Er dümpelte in der Vergangenheit jahrelang als<br />

Zwangsbespielung auf Fachmessen und bei Tagen<br />

der Offenen Türe vor sich hin. Das digitale Zeitalter<br />

bietet uns ganz andere Möglichkeiten. Wir möchten<br />

mit unseren Produktionen zeigen, dass Langeweile<br />

im Wirtschaftsfilm nicht sein muss und da<strong>für</strong> auch<br />

keine Millionen gezahlt werden müssen. Als Dienstleister<br />

und Spezialisten auf dem Gebiet des Wirtschaftfilms<br />

sind wir unserem Kunden gegenüber<br />

verantwortlich, dass seine neuen Filme viele Vorteile<br />

<strong>für</strong> sein Unternehmen bringen. Wir möchten mit jedem<br />

Wirtschaftsfilm auch ein Geschichte erzählen,<br />

<strong>die</strong> fesselt und staunen lässt.<br />

Welche Defizite oder auch positive Gegebenheiten<br />

sehen Sie in Österreich speziell auf dem<br />

Gebiet des Wirtschaftsfilms?<br />

BRANDSTÄTTER: Wie in den vorangegangenen<br />

Punkten bereits beschrieben, erkennen viele Unternehmen<br />

<strong>die</strong> große Chance und Nachhaltigkeit eines<br />

Wirtschaftsfilms nicht. Oft <strong>die</strong>nt er nur dazu, um das<br />

Marketingportfolio zu vervollständigen oder zu ergänzen.<br />

Weiters sind <strong>die</strong>se Budgets <strong>die</strong> ersten, <strong>die</strong><br />

in schwierigeren Zeiten zurückgefahren werden.<br />

Dadurch leidet insbesondere der Wirtschaftsfilm, da<br />

er im Vergleich zu anderen Instrumenten eher kostspielig<br />

ist. Damit sich viele Produktionshäuser über<br />

Wasser halten können, kommt es in Folge leider oft<br />

zu Preisdumping. Das führt dann zu einer nachhaltigen<br />

Schädigung der ganzen Branche. Für uns positiv<br />

ist, dass es in Österreich sehr viele klassische<br />

Produktionshäuser gibt. Wir kommen aus einem<br />

kreativen Seitenarm – dem Informationsdesign. Der<br />

sich dadurch ergebende andere Blickwinkel lässt<br />

viel Spielraum <strong>für</strong> neue Zugänge und Ideen. Viele<br />

Agenturen sehen in uns Gesamt<strong>die</strong>nstleistern einen<br />

neuen aufkeimenden Mitbewerb, anstatt eine Bereicherung.<br />

Wir können aber nicht verleugnen, was wir<br />

sind: Bewegtbild- Designer. Den <strong>österreichische</strong>n Industriefilm<br />

haben wir zum Beispiel durch eine Vielzahl<br />

an Special Effects sicher neu erfunden. Grundlegend<br />

positiv sehen wir, dass der Wirtschaftsfilm mit<br />

seinen neuen Möglichkeiten ganz am Anfang steht.<br />

Die Vermengung aus Echtbild und Animation, Retuschen,<br />

Interaktion, <strong>die</strong> Überführung in Social Media-<br />

Anwendungen und viele mehr ergeben mittelfristig<br />

ein weiters Feld, um sich kreativ <strong>für</strong> Kunden austoben<br />

zu können.<br />

Welche Rolle können/könnten <strong>österreichische</strong><br />

Wirtschaftsfilm-Produktionen im internationalen<br />

Umfeld spielen?<br />

BRANDSTÄTTER: Wie viele internationale Festivals<br />

beweisen, steigt <strong>die</strong> Qualität aus Österreich<br />

im Vergleich zu anderen Staaten zunehmend an.<br />

Wirtschaftsfilmproduktionen sind aber fest am wirtschaftlichen<br />

Erfolg finanzkräftiger Unternehmen<br />

fest zu machen. Das unterscheidet <strong>die</strong>ses Genre vom<br />

Spielfilm. Geht es der Wirtschaft gut, geht es uns gut.<br />

Das Umdenken, dass wir als Dienstleister Unternehmen<br />

mit unseren Möglichkeiten nach vorne bringen<br />

können, rückt schön langsam in das Bewusstsein <strong>österreichische</strong>r<br />

Unternehmer. Der Ausverkauf großer<br />

<strong>österreichische</strong>r Konzerne ist <strong>für</strong> den <strong>österreichische</strong>n<br />

Wirtschaftsfilmer allerdings ein Nachteil. Der<br />

Standort bleibt, <strong>die</strong> Steuerung geht ins Ausland. Wir<br />

haben Kunden aus Deutschland, Italien, ja sogar in<br />

den USA und in Russland – und sie bleiben auch<br />

bei uns. Ob <strong>die</strong>ser Umstand unserem Standort zu<br />

zuschreiben ist, ist allerdings mehr als fraglich. Zudem<br />

fehlt es an einschlägigen Ausbildungsstätten<br />

in den Bundesländern. Gute Fachkräfte sind rar.<br />

Hohe Lohnneben- und Gemeinkosten im Vergleich<br />

zu unseren europäischen Nachbarn wirken in Österreich<br />

wie angezogene Handbremsen. Allerdings ist<br />

das kein branchentypisches Problem, sondern eines<br />

welches alle mittelständischen Unternehmen hierzulande<br />

trifft<br />

Welchen Stellenwert haben Festivals wie zB. <strong>die</strong><br />

jüngst abgehaltenen Internationalen Wirtschaftsfilmtage?<br />

BRANDSTÄTTER: Viele Festivals insbesondere auch<br />

<strong>die</strong> Internationalen Wirtschaftsfilmtage in Wien haben<br />

eine lange Tradition. Auf <strong>die</strong>sen Festivals ergibt<br />

sich <strong>für</strong> uns nicht nur <strong>die</strong> Möglichkeit mit anderen<br />

Filmschaffenden in Kontakt zu treten und Erfahrungen<br />

auszutauschen, immer öfter finden sich dort<br />

auch potentielle Kunden. Für uns ist ein Award <strong>die</strong><br />

beste Eigenwerbung <strong>die</strong> wir uns vorstellen können.<br />

Die in <strong>die</strong>sem Jahr gewonnenen fünf Awards beweisen<br />

unsere breit gestreute Vielfalt im internationalen<br />

Wirtschaftsfilm. Treue Kunden freuen sich über<br />

den Erfolg und neue werden durch prämierte Filme<br />

auf uns aufmerksam. Ein weiterer Vorteil ist, dass das<br />

Thema Wirtschaftsfilm durch Festivals insgesamt<br />

präsenter wird. Ein wenig Glamour und Glanz, ein<br />

Award, ein roter Teppich und kreative Menschen geben<br />

doch viel Energie <strong>für</strong> <strong>die</strong> nächsten Filme!<br />

filmbiz<br />

„Den <strong>österreichische</strong>n<br />

Industriefilm<br />

haben wir zum<br />

Beispiel durch eine<br />

Vielzahl an Special<br />

Effects sicher neu<br />

erfunden.“<br />

„Die in <strong>die</strong>sem Jahr<br />

gewonnenen fünf<br />

Awards beweisen<br />

unsere breit<br />

gestreute Vielfalt<br />

im internationalen<br />

Wirtschaftsfilm. “<br />

Film Sound & Media |25


filmbiz<br />

Endstation EU Parlament -<br />

Aus <strong>für</strong> ACTA?<br />

Die einen sahen darin ein wirksames Mittel zur weltweiten Bekämpfung von Produktpiraterie,<br />

<strong>die</strong> anderen be<strong>für</strong>chteten massive Bedrohungen von Grund- und Freiheitsrechten. Kaum ein<br />

Handelsabkommen der jüngeren Geschichte hat so polarisiert wie das Antipiraterie Abkommen<br />

ACTA. Mit dem 4. Juli 2012 fand ACTA ein vorläufiges Ende, denn das EU Parlament<br />

stimmte dagegen.<br />

26 | Film Sound & Media<br />

Die überwältigende Mehrheit der EU-Parlamentarier<br />

(478 gegen 39, bei 165 Stimmenthaltungen) entschied<br />

sich gegen ACTA. Doch das Ergebnis war nur<br />

im Ausmaß der Ablehnung überraschend. Aufgrund<br />

der Ereignisse der vorangegangenen Monate war<br />

es unwahrscheinlich, dass das EU Parlament doch<br />

noch da<strong>für</strong> stimmen würde. Fünf parlamentarische<br />

Ausschüsse - darunter auch der federführende Handelsausschuss<br />

- hatten das Abkommen bereits abgelehnt.<br />

In zahlreichen europäischen Städten hatte<br />

es Anti-ACTA Demonstrationen gegeben, Online-<br />

Petitionen wurden initiiert, <strong>die</strong> Hackergruppe Anonymous<br />

legte mehrere Behördenwebseiten lahm.<br />

Die Entstehung des Anti Counterfeitung Trade Agreements<br />

reicht ins Jahr 2006 zurück, als am G8 Gipfel<br />

in St. Petersburg zwischen den USA und Japan<br />

dementsprechende Vorgespräche stattfanden.<br />

An den Verhandlungen schlossen sich weitere Staaten<br />

an, darunter Kanada, Australien und <strong>die</strong> EU. Ziel<br />

sollte ein Vertragswerk sein, das es ermöglicht Rechte<br />

des geistigen Eigentums wirksam international<br />

durchzusetzen. Maßnahmen gegen <strong>die</strong> unrechtmäßige,<br />

massenhafte Verbreitung digitaler Werke<br />

über Tauschbörsen und Streamingportale, deren<br />

Bekämpfung in ACTA ein eigenes Kapitel gewidmet<br />

war, gerieten an vorderster Stelle ins Kreuzfeuer der<br />

Kritik. Regelungen, wodurch Internetprovider angewiesen<br />

werden konnten, Informationen über mutmaßliche<br />

Urheberrechtsverletzer an Rechteinhaber<br />

weiterzugeben gerieten ins Sperrfeuer der Internetfreiheitsaktivisten;<br />

Überwachung des Netzverkehrs<br />

durch Online<strong>die</strong>nste-Anbieter bis hin zu Zensur<br />

und Zugangssperren, Gefährdung der Netzneutralität<br />

bis hin zur beliebten “China-Keule” (Überwachung<br />

= Zensur = Polizeistaat) waren <strong>die</strong> Hauptargumente<br />

der Gegner. Dass gleichzeitig in den USA<br />

<strong>die</strong> Antipiraterie-Maßnahmenkataloge SOPA/PIPA<br />

mit weitreichenderen Regelungen vorgeschlagen<br />

wurden, verhärtete <strong>die</strong> Fronten und führte ab März<br />

2012 zu einer beispiellosen Anti-ACTA-Kampagne,<br />

Menschen mit Guy Fawkes-Masken auf den Straßen,<br />

dem regionalen politischen Erscheinen von<br />

Piraten-Parteien und in der Folge zur Irritation und<br />

Kapitulation der Politik / letztlich des EU Parlaments<br />

vor der “Macht der Straße”. Gruppen wie Anonymous<br />

befeuerten mit ihrem YouTube Video zu ACTA und<br />

den dort viel beachteten, aber inhaltlich fragwürdigen<br />

Behauptungen über <strong>die</strong> Gefährdung der Meinungsfreiheit<br />

im Web <strong>die</strong> Diskussion, scheuten aber<br />

andererseits nicht davor zurück, Vertreter anderer<br />

Meinungen zu leaken/hacken oder deren Internetauftritte<br />

zu sabotieren.<br />

Trotz der Kritik und der Massenproteste, <strong>die</strong> schließlich<br />

zur Aussetzung der Ratifizierung durch mehrere<br />

EU Staaten führten, beharrte <strong>die</strong> EU Kommission<br />

weiter auf ACTA, legte aber den Vertrag dem Europäischen<br />

Gerichtshof (EuGH) zur Überprüfung auf EU-<br />

Rechtskonformität vor. Ein Antrag der Europäischen<br />

Volkspartei (EVP), <strong>die</strong> Abstimmung des Parlaments<br />

erst nach der Entscheidung des EuGH durchzuführen,<br />

wurde abgelehnt. Trotz gegenteiliger Äußerungen<br />

schienen letztlich auch <strong>die</strong> Anti-ACTA-Aktivisten<br />

im Europäischen Parlament überzeugt, dass<br />

das Abkommen EU-rechtskonform sei, der EuGH<br />

wohl auch nichts anderes feststellen werde und<br />

ACTA daher nur über eine schnelle Entscheidung<br />

im EU-Parlament endgültig “ad acta” gelegt werden<br />

könnte (ein beliebtes, aber dummes Wortspiel). Bis<br />

zuletzt versuchte Handelskommissar Karel de Gucht<br />

das EU Parlament von der Notwendigkeit von ACTA<br />

zu überzeugen – letztlich vergeblich.<br />

Ob ACTA jetzt noch eine Chance hat in Kraft zu<br />

treten, ist wohl mehr als fraglich. Dass <strong>die</strong> Kommission<br />

bei einem positiven Gutachten des EuGH in<br />

einem Jahr oder später den Vertrag dem Parlament<br />

zur neuerlichen Abstimmung vorlegt, ist unwahrscheinlich.<br />

Ebenso wenig ist anzunehmen, dass das<br />

Abkommen - was theoretisch möglich wäre - ohne<br />

europäische Beteiligung zustande kommt.<br />

Das Aus <strong>für</strong> ACTA wird vor allem von der Kreativindustrie<br />

bedauert. Sie sieht darin eine vergebene<br />

Chance im Kampf gegen Produktpiraterie. Für <strong>die</strong>


Gegner des Abkommens - allen voran <strong>die</strong> Piratenparteien<br />

Europas - bedeutet <strong>die</strong> Entscheidung des<br />

EU Parlaments ein Triumph.<br />

Trotz aller Kritik bleibt festzuhalten, dass ACTA bestehendes<br />

EU Recht nicht geändert hätte. Die im<br />

Vertrag angeordneten Maßnahmen galten immer<br />

unter der Voraussetzung, dass Grund- und Freiheitsrechte<br />

sowie der freie Handelsverkehr nicht berührt<br />

werden dürfen.<br />

Die Notwendigkeit der Einführung von wirksamen<br />

Mitteln zur internationalen Bekämpfung von Produktpiraterie<br />

gerade im digitalen Zeitalter bleibt<br />

nach wie vor bestehen und wird sich trotz der Ab-<br />

lehnung von ACTA nicht aufhalten lassen. Auch<br />

jetzt schon bläst der Online-Piraterie ein rauer<br />

Wind entgegen, was <strong>die</strong> Verfahren gegen kino.to,<br />

Megaupload, The Pirate Bay und Rapidshare beweisen.<br />

Gleichzeitig muss sich <strong>die</strong> Content Industrie in<br />

der künftigen Diskussion über Verbesserungen in<br />

der Urheberrechtsdurchsetzung – Stichwort CETA,<br />

IPRED usw. – wohl weiterhin auf Widerstand der<br />

Netzfreiheitsaktivisten einstellen und wappnen. Die<br />

Guy-Fawkes-Masken werden wohl nicht so schnell<br />

von der Strasse verschwinden!<br />

Georg Tüchert<br />

„Warum schmeißen<br />

wir im Internet alles<br />

über den Haufen?“<br />

Til Schweigers Impulsrede zum FilmWirtschaftsGipfel<br />

(mit freundlicher Genehmigung von Blickpunkt Film)<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich freue mich sehr, Sie zu <strong>die</strong>ser Diskussionsrunde<br />

begrüßen zu dürfen! In den letzten Jahren hat <strong>die</strong>se<br />

Einführung immer ein Politiker übernommen. Dabei<br />

sind wir Filmemacher ja gar nicht so unpolitisch.<br />

Man denke nur an meine Äußerungen zum größten<br />

deutschen Politikum, dem „Tatort“-Vorspann.<br />

Als ich vor einigen Wochen den Jupiter-Award bekommen<br />

habe, habe ich ganz nebenbei mit einer<br />

Äußerung auf irgendeine Journalistenfrage versehentlich<br />

an Deutschlands heiligster Kuh gekratzt.<br />

Ich rate Ihnen dringend, sich niemals über den<br />

„Tatort“-Vorspann zu äußern. Da können Sie zehn<br />

Oscars gewinnen. Da redet dann keine Sau mehr<br />

von. Sogar der Vorsitzende des Bundes Deutscher<br />

Kriminalbeamter hat sich zu <strong>die</strong>ser Frage nationaler<br />

Wichtigkeit geäußert! Da könnte man meinen, der<br />

Mann hat zu viel Freizeit.<br />

Oder man freut sich, weil er nicht so viel zu tun hat.<br />

Bei so viel politischer Resonanz haben mich gleich<br />

<strong>die</strong> Veranstalter <strong>die</strong>ses Gipfels eingeladen, <strong>die</strong>se<br />

Runde zu eröffnen. Sozusagen als Politikerersatz.<br />

Das Schöne an so einer Einführung ist: Im Gegensatz<br />

zur nachfolgenden Diskussionsrunde kann mir erst<br />

mal keiner widersprechen. Darum mache ich mal<br />

gleich politisch weiter. Liebe Piratenpartei ... Wenn<br />

ich als Partei verkünde: „Ab morgen ist der Käse auf<br />

dem Wochenmarkt kostenlos“, schreien natürlich<br />

alle Wähler „Super!“. Das ändert aber nichts daran,<br />

dass der Vorschlag bleibt, was er ist: nämlich Käse. Im<br />

Internet ist ein Film blitzschnell runtergeladen und<br />

in 120 Minuten angeguckt. Da wird gern vergessen,<br />

dass da 100 Leute über mehrere Monate daran arbeiten<br />

und ihre Familien versorgen müssen.<br />

Dem Mythos vom Internet als freie und regellose<br />

Parallelwelt kann nur derjenige aufsitzen, der allein<br />

im dunklen Zimmer auf den Bildschirm starrt und<br />

meint, er sei der Nabel der Welt. Die oft beschworene<br />

„Freiheit“ des Internets gilt in Wirklichkeit nämlich<br />

nur <strong>für</strong> <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> mit der Masse schwimmen.<br />

Versucht doch mal, in einem Forum eine unpopuläre<br />

Meinung zu vertreten. Stichwort „Shitstorm“. Wer<br />

absolute Freiheit ruft, fordert das Recht des Stärkeren.<br />

Oder der Masse. Absolute Freiheit im Netz heißt<br />

absolute Freiheit <strong>für</strong> Opportunisten und Angepasste.<br />

Das ist aber keine Demokratie, sondern Anarchie.<br />

Der Schutz des Einzelnen, des Individuums und der<br />

Schwachen ist <strong>die</strong> Grundlage jeder Demokratie. Da<br />

haben wir uns nun mühevoll über <strong>die</strong> Jahrtausende<br />

Til Schweiger<br />

filmbiz<br />

Film Sound & Media |27


filmbiz<br />

28 | Film Sound & Media<br />

drauf geeinigt und <strong>für</strong> gekämpft. Warum schmeißen<br />

wir das jetzt im Internet alles über den Haufen? Ich<br />

glaube einfach nicht, dass eine Gesellschaft eine anarchistische<br />

Parallelwelt braucht. Auch dann nicht,<br />

wenn sie virtuell ist. Wer jetzt sagt, das Internet zu<br />

regulieren geht nicht, macht es sich viel zu einfach.<br />

Als das Auto erfunden wurde, durfte man auch ein<br />

paar Jahre kreuz und quer fahren. Dann hat man gemerkt,<br />

so funktioniert es nicht, und hat sich ein paar<br />

Regeln ausgedacht.<br />

Die einzigartige Freiheit im Internet ist in Wirklichkeit<br />

gar kein einzigartiges Phänomen, sondern<br />

passiert in einer sich entwickelnden Gesellschaft<br />

ständig. Jahrzehntelang haben alle gesagt, der<br />

Atomausstieg sei unmöglich. Auf einmal klappt’s<br />

doch. Dieser Unwille, etwas anzupacken, wird im Bereich<br />

des Internets als neue und originelle Idee verkauft.<br />

Mir scheint das eher ein reaktionärer Gedanke<br />

im modernen Piratenkostüm.<br />

Film ist Arbeit. Es ist eine Frage von Anstand, Wertschätzung<br />

und Wirtschaftlichkeit, da<strong>für</strong> auch zu<br />

bezahlen. Wenn es Wege gibt, sich <strong>die</strong>se Leistungen<br />

zu erschleichen, dann ist nicht das Verramschen der<br />

Ware <strong>die</strong> Lösung, sondern das Erschleichen selbst<br />

zu verhindern. Was <strong>die</strong> deutsche Filmbranche mittlerweile<br />

leistet, ist qualitativ auf internationalem<br />

Topniveau. Was meint ihr, warum <strong>die</strong> ganzen Ami-<br />

Produktionen hierherkommen? Eine tragende Säule<br />

<strong>die</strong>ser Professionalisierung ist unser Fördersystem.<br />

Nirgends auf der Welt sind <strong>die</strong> Förderungen so<br />

unabhängig, sorgfältig und produzentenfreundlich<br />

wie hier. Wer jetzt sagt, der Schweiger kriegt doch<br />

sowieso alles gefördert, dem zeige ich gern <strong>die</strong><br />

entsprechenden Ablehnungsbescheide. Beispiel<br />

„Keinohrhasen“: abgelehnt. Begründung: Der Film<br />

lasse keinen wirtschaftlichen Erfolg erwarten. Nicht<br />

zuletzt deswegen schätze ich <strong>die</strong> Planbarkeit von<br />

Referenzförderung und DFFF. Über <strong>die</strong> Jahre ist das<br />

System immer besser geworden. Wenn alle von der<br />

Renaissance des deutschen Films sprechen, liegt das<br />

zu erheblichem Anteil an den deutschen Förderern!<br />

Wer schon mal versucht hat, einen Film zu finanzieren,<br />

weiß, dass es ohne <strong>die</strong> Förderungen nicht geht.<br />

Deshalb würde ich gern noch etwas zu den aktuellen<br />

Diskussionen um Erfolgsbeteiligungen von<br />

Miturhebern, Schauspielern und Leistungsschutzberechtigten<br />

sagen.<br />

Der sogenannte Bestsellerparagraf ist eine super Erfindung.<br />

Der schützt nämlich Kreative wie uns, wenn<br />

wir einen Megaerfolg wie „Harry Potter“ schreiben<br />

und vorher <strong>die</strong> Rechte <strong>für</strong> lumpige 50.000 Euro verkaufen<br />

mussten. Das ist auch gut so. Jetzt kenne ich<br />

<strong>die</strong> Situation aber nicht nur als Kreativer, sondern<br />

auch als Produzent. Wenn ich als Schauspieler in<br />

einem Film mitspiele, dann lese ich das Drehbuch,<br />

bereite mich auf <strong>die</strong> Rolle vor, habe ein paar Proben<br />

und dann wird gedreht. Nach dem letzten Drehtag<br />

trinke ich noch einen Kaffee, werde nach Hause gefahren<br />

und das war’s. Als Produzent brauche ich <strong>für</strong><br />

eine solide Finanzierung mindestens neun Monate.<br />

Ich brauche ein Büro, habe Angestellte und gebe<br />

Kohle <strong>für</strong> Stoffentwicklung aus. Nach dem Dreh<br />

muss ich ein ganzes Jahr lang <strong>die</strong> Firma finanzieren,<br />

bis der Film ins Kino kommt. Dann warte ich ein<br />

weiteres halbes Jahr, bis ich den ersten Cent sehe.<br />

Vorausgesetzt, ich sehe überhaupt einen. Warum<br />

tue ich mir das eigentlich an? Weil ich als Produzent<br />

Unternehmer bin. Ich gehe ins Risiko, weil ich auf<br />

einen Gewinn hoffe. Wer mit Aktien handelt, kann<br />

alles gewinnen, aber auch alles verlieren. So ist das<br />

nun mal mit dem Risiko. Die aktuelle Diskussion um<br />

Erlösbeteiligung von Kreativen klammert <strong>die</strong>sen<br />

Grundsatz wirtschaftlichen Denkens vollständig<br />

aus. Ich kann ja auch nicht in <strong>die</strong> Sparkasse gehen<br />

und sagen: „Einmal risikofreies Festgeldkonto, aber<br />

bitte mit einer Rendite von 45 Prozent!“ So funktioniert<br />

das nicht. Wer am Gewinn beteiligt werden<br />

möchte, soll auch ins Risiko gehen. Nach einem Flop<br />

ist bisher noch kein Szenenbildner oder Darsteller<br />

zu mir angekommen und hat gesagt: „Ist ja nicht<br />

so gut gelaufen, willste meine Gage zurück?“ Erlösbeteiligung<br />

ja, aber bitte nicht bei übertariflichen<br />

Gagen. Diese werden ja gerade deshalb so hoch<br />

ausgehandelt, weil ein Til-Schweiger-Film relativ<br />

wahrscheinlich Erlöse bringt! Diese Erfolgsaussicht<br />

wird ja von beiden Parteien bei den Vertragsverhandlungen<br />

schon berücksichtigt. In einer Branche,<br />

in der nur zehn Prozent aller Filme Gewinn machen,<br />

muss man nicht meinen, dass nur wenn am Ende<br />

ein Euro rauskommt, der Produzent gleich im Geld<br />

schwimmt. Ich sage euch: Lasst den Bestsellerparagrafen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Fälle, <strong>für</strong> <strong>die</strong> er geschaffen wurde: <strong>für</strong><br />

Bestseller und zum Schutz des Künstlers! Momentan<br />

wir er aber als Hebel zur Durchsetzung politischer<br />

Forderungen missbraucht. Ein riskantes Spiel, das<br />

<strong>die</strong> Filmfinanzierung erheblich erschwert und den<br />

deutschen Film einen weiteren Schritt vom wirtschaftlichen<br />

Denken entfernt.<br />

Diese Schubladendenken in „reiche Produzenten“<br />

und „arme Künstler“ ist einfach nicht mehr zeitgemäß.<br />

Wir reden immer von Arthouse versus Mainstream,<br />

von Millionenprojekten und Low Budget.<br />

Diese ganzen Kategorien gehen mir auf <strong>die</strong> Nerven.<br />

Wahrscheinlich bin ich der unabhängigste und erfolgreichste<br />

Autorenfilmer Deutschlands. Die Leute<br />

meinen immer, Schweiger macht <strong>die</strong> großen Filme.<br />

Das stimmt nicht. Unsere Filme sind genau austariert<br />

zwischen Gesamtkosten, Einspielchancen und<br />

einem hochwertigen Kinolook. Im Vergleich zum<br />

„Wolkenatlas“ ist „Kokowääh“ eine Low-Budget-<br />

Produktion! Wir sollten aufhören, in Kategorien und<br />

Schubladen zu denken. Weniger darauf achten, was<br />

<strong>die</strong> anderen machen, sondern <strong>die</strong> Zeit nutzen <strong>für</strong><br />

das, was wir alle lieben: gute Filme! Ich bin der festen<br />

Überzeugung, dass es <strong>für</strong> jeden Film einen Markt<br />

gibt. Man muss ihn nur finden. Gebührenfinanziertes<br />

Fernsehen sollte der Raum <strong>für</strong> Filme unabhängig<br />

von Quote sein. Große Kinostarts brauchen<br />

Zuschauer und kleine Filme müssen über Festivals<br />

touren. Auch das ist ein Markt. Ich bin wirklich der<br />

größte Fan des Produktionsstandorts Deutschland.<br />

Aber manchmal vergessen wir, was Kino laut Definition<br />

eigentlich ist: ein schwarzer Raum. Licht auf der<br />

Leinwand. Und: das Publikum!


„iSens“-Kino in der Millennium City<br />

Unter dem Namen „iSens“ trägt der europäische Kinomarktführer<br />

UCI/Odeon der zunehmenden Nachfrage nach höherem Komfort<br />

und überlegener Bild- und Tonqualität im Kino mit einem neuen<br />

Premium-Konzept Rechnung. Anfang Juli eröffnete in der UCI<br />

Kinowelt Millennium City der erste iSens-Kinosaal in Österreich.<br />

Beim Bild ist 3D heute schon fast Standard<br />

– selbstverständlich können auch im<br />

iSens-Saal 3D-Filme gezeigt werden. Die<br />

eigentliche Neuheit ist das Tonsystem,<br />

denn noch ist 5.1-Ton der übliche Standard<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Vorführung von Kinofilmen.<br />

iSens geht hier einen großen Schritt<br />

weiter: Echter 23.1-Ton ist möglich, d.h.<br />

23 Tonkanäle und ein Subwoofer-Kanal<br />

können separat angesteuert werden. Die<br />

insgesamt 69 Lautsprecher verteilen sich<br />

nicht nur rundum im gesamten Kinosaal,<br />

um eine horizontale Klangebene zu<br />

erzeugen – der Einsatz von fünf Deckenlautsprechern<br />

mit einem Rundum-<br />

Abstrahlwinkel ermöglicht im iSens-<br />

Kinosaal jetzt auch erstmals eine vertikale Klangebene. „Ich<br />

freue mich, den ersten iSens Kinosaal Österreichs in <strong>die</strong> UCI<br />

Kinowelt Millennium City zu bringen“ erklärt Christian Unger,<br />

Marketing & Sales Koordinator Austria weiter: „Damit werden<br />

wir <strong>die</strong> Führungsposition, welche wir mit der UCI Kinowelt<br />

Millennium City als größtes und besucherstärkstes Kino Öster-<br />

Aktuelle Filmstarts:<br />

10. August<br />

Prometheus – Dunkle Zeichen (Fox)<br />

Café de Flore (Thimfilm)<br />

Lady Vegas (Filmladen)<br />

16./17. August<br />

Wers glaubt, wird selig (Constantin)<br />

Magic Mike (Constantin)<br />

This ain’ t California (Thimfilm)<br />

Starbuck (Filmladen)<br />

Frisch gepresst (Disney)<br />

23./24. August<br />

360° (Filmladen)<br />

Red Lights (Thimfilm)<br />

Total Recall (Sony)<br />

UCI-Kinowelt bringt „isens“-Technologie<br />

30./31. August<br />

The Expendables 2 (Fox)<br />

Step up: Miami Heat (Constantin)<br />

Nachtlärm (Thimfilm)<br />

To Rome with Love (Tobis)<br />

Denk wie ein Mann (Sony)<br />

7. September<br />

The Cabin in the Woods (Constantin)<br />

Grenzgänger (Thimfilm)<br />

Der kleine Rabe Socke (Universum)<br />

Nachbarn der 3. Art (Centfox)<br />

14. September<br />

Sleep Tight (Constantin),<br />

Griffen - Auf den Spuren Peter Handkes<br />

(Stadtkino)<br />

Das Bourne Vermächtnis (UPI)<br />

filmbiz<br />

reichs inne haben, weiter ausbauen.“ Flugzeuge, Raumschiffe,<br />

Vögel – alles löst sich nun nicht mehr nur optisch, sondern auch<br />

akustisch von der Leinwand, umgibt den Kinobesucher, scheint<br />

mitten durch den Raum und über <strong>die</strong> Köpfe des Publikums hinweg<br />

zu fliegen. Das Klangerlebnis wird so realistisch und natürlich<br />

reproduziert, dass Fiktion und Realität zu<br />

einer sinnlichen Einheit verschmelzen.<br />

Das 3D-Klangerlebnis aus der Natur kann<br />

damit genau und realitätsnah im Kinosaal<br />

reproduziert werden. Mitten im Film zu<br />

sein, wird nun dank des Tonsystems auch<br />

akustisch möglich. Die Grenzen zwischen<br />

Leinwandgeschehen und Kinosaal, <strong>die</strong><br />

dank 3D-Bildern ohnehin bereits aufgeweicht<br />

sind, werden akustisch nun völlig<br />

aufgehoben – „Kino grenzenlos“ nennt<br />

Thomas Schülke, Marketing Manager der<br />

UCI Kinowelt Gruppe Deutschland &<br />

Österreich daher das iSens-Konzept. „Mit<br />

<strong>die</strong>ser exklusiven Kinotechnik werden wir<br />

in Österreich ein noch nie dagewesenes<br />

Klangerlebnis präsentieren“, erklärt Schülke.<br />

Das iSens-Tonsystem wurde von Soundspezialisten der Firma<br />

immsound aus Barcelona in siebenjähriger Arbeit entwickelt. Es<br />

ermöglicht unter Berücksichtigung von Hall und Soundreflektionen<br />

im Saal ein optimales räumliches Klangerlebnis auf allen<br />

Plätzen.<br />

21. September<br />

Amour (Filmladen)<br />

Happiness Never Comes Alone (Constantin)<br />

See You Soon Again (Waystone)<br />

Resident Evil: Retribution (Constantin)<br />

27./28. September<br />

Messner (Filmladen)<br />

Schutzengel (Warner)<br />

Wie beim ersten Mal (Thimfilm)<br />

5. Oktober<br />

Die Wand (Thimfilm)<br />

Madagascar3: Flucht durch Europa (UPI)<br />

Film Sound & Media |29


30 | Film Sound & Media


Film Sound & Media |31


mediaJuristen diskutieren Urheberrecht<br />

Internationaler<br />

Radiopreis in New York<br />

<strong>für</strong> Ö1-Musiksendung<br />

Jährlich vergeben <strong>die</strong> mit einer internationalen Jury<br />

besetzten „New York Festivals“ Radiopreise <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

weltweit besten Radiosendungen. Radiostationen aus<br />

27 Ländern haben heuer Sendungen eingereicht. Im<br />

Rahmen einer feierlichen Gala in Manhattan wurde <strong>die</strong><br />

Ö1-Sendung „Le week-end“ bei den „New York Festivals<br />

International Radio Awards“ prämiert. Zum ersten Mal<br />

in der langen Geschichte <strong>die</strong>ses Preises wurde eine<br />

Sendung aus Österreich ausgezeichnet. Die seit zwei<br />

Jahren von Elke Tschaikner (Leiterin der Ö1-Musikredaktion)<br />

und Christian Scheib (Künstlerischer Leiter<br />

des RSO Wien) wöchentlich gestaltete Musiksendung<br />

„Le week-end“ gewann <strong>die</strong> Bronze-Medaille in der<br />

Kategorie „<strong>Entertainment</strong>: Best Regularly Scheduled<br />

Music Program“.<br />

Flotte Rednerin<br />

Passenderweise ins Palmenhaus lud<br />

ORF-Wien-Direktorin Brigitte Wolf<br />

zum Sommerfest. Bei subtropischen<br />

Temperaturen war es im Inneren direkt<br />

angenehm. Flott wie sie ist, erlegte<br />

sich <strong>die</strong> Direktorin selbst eine Redebeschränkung<br />

auf, denn neben den vielen<br />

illustren Gästen, vom Bürgermeister<br />

abwärts, <strong>die</strong> auch persönlich begrüßt<br />

werden wollten, standen noch <strong>die</strong><br />

Rounder Girls als Musikprogramm<br />

sowie ein großer Flatscreen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Fußballfans zur Verfügung. Da wurde<br />

an alles <strong>für</strong> ein perfektes Sommerfest<br />

gedacht.<br />

Stammgast bei ORF-Wien Direktorin Brigitte Wolf<br />

ist Bürgermeister Michael Häupl<br />

32 | Film Sound & Media<br />

Das 8. Öst. Rundfunkforum, eine Veranstaltung des Forschungsinstitut <strong>für</strong><br />

das Recht der elektronischen Massenme<strong>die</strong>n [REM] widmet sich heuer dem<br />

brisanten Thema Urheberrecht, genau gesagt dem Immaterialgüterrecht<br />

in elektronischen Me<strong>die</strong>n. Den Blickwinkel von außen bringen zB. EuGH-<br />

Generalanwältin Verica Trstenjak und Silke von Lewinsky vom Max-Planck-<br />

Institut <strong>für</strong> Immaterialgüter- und Wettbewerbsrecht. Aus heimischer Sicht<br />

wird Christian Auinger vom Bundesminsterium <strong>für</strong> Justiz sowie Sandra Csillag<br />

von der Literar-Mechana referieren. Über das Urheberrecht im Konflikt zwischen<br />

Rechteinhabern und Nutzern werden Franz Medwenitsch, Ifpi, Thomas<br />

Wallentin, KSW Rechtsanwälte OG, Wien und RA Till Kreutzer, Gründungsmitglied<br />

von iRights.info, Hamburg diskutieren. Den Auftakt <strong>die</strong>ser 2-tägigen<br />

Veranstaltung Florian Philapitsch, Stellvertretender Leiter der KommAustria,<br />

bestreiten, der u.a. zum Thema ‚Die digitale Privatkopie‘ dissertierte.<br />

20.-21.9., Öst. Kontrollbank, www.rem.ac.at<br />

KC: 2012 alles neu!<br />

Als Gerücht schwebte es schon länger durch <strong>die</strong> Szenerie, nun wurde es von<br />

Puls4 bestätigt: Arabella Kiesbauer, selbst zweifache Mutter, wird den Kiddy<br />

Contest 2012, der heuer erstmals bei einem <strong>österreichische</strong>n Privatsender<br />

läuft, moderieren. Die erfahrene Showmoderatorin freut sich auf <strong>die</strong> Kid<strong>die</strong>s:<br />

„Ich weiß aus langjähriger Erfahrung welch künstlerisches Potenzial in Österreichs<br />

Kinderzimmern schlummert und bin deshalb unendlich gespannt,<br />

welche Talente wir beim <strong>die</strong>sjährigen Kiddy Contest auf Puls 4 auf <strong>die</strong> große<br />

Bühne bitten dürfen.“<br />

Auch Oliver Svec, Puls 4 Programmdirektor, ist schon sehr gespannt auf <strong>die</strong><br />

vielen Talente und sieht in Arabella Kiesbauer <strong>die</strong> optimale Moderatorin <strong>für</strong><br />

den Kiddy Contest: „Wir freuen uns sehr Arabella <strong>für</strong> <strong>die</strong> Moderation<br />

gewonnen zu haben. Durch ihre große Erfahrung im<br />

Musik-Show-Bereich und ihrem besonders herzlichen<br />

Umgang mit Kindern werden sich <strong>die</strong> jungen Talente<br />

bei ihr sicher bestens aufgehoben fühlen.<br />

Uns erwartet eine spannende Live-Show auf Puls 4“.<br />

Bewerbungen ab sofort möglich.<br />

Unter www.kiddycontest.com können Kinder zwischen<br />

8 und 13 Jahren ihre Sangeskünste via Audio-<br />

oder Videofile hochladen. Einsendungen per Post<br />

(CD, DVD) werden bis 25. August 2012 angenommen.<br />

(Einsendungen an: PULS 4, Kennwort „KIDDY<br />

CONTEST“, Mariahilferstraße 2, 1070 Wien)<br />

Arabella Kiesbauer moderiert den<br />

Kiddy Contest 2012 auf PULS 4


7 Screens – 1 Spot + CL<br />

media<br />

Unter <strong>die</strong>sem Motto präsentiert sich ab sofort <strong>die</strong> neue „Multi-Screen Strategie“ der SevenOne<br />

Media Austria. Was man darunter genau versteht und welche Chancen <strong>für</strong> den Sender PULS 4<br />

durch <strong>die</strong> Rechte an der UEFA Champions League entstehen, erläutert Michael Stix,<br />

Geschäftsleitung ProSiebenSat.1 Austria im Interview.<br />

Was verstehen Sie unter der Multi-Screen-<br />

Strategie?<br />

STIX: Durch <strong>die</strong> Multipräsenz auf insgesamt sieben<br />

unabhängigen Bildschirmen haben sämtliche Kunden<br />

der SevenOne Media Austria <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

ihre Zielgruppe über verschiedene Plattformen<br />

optimal zu erreichen: Wie gewohnt über <strong>die</strong> Website<br />

puls4.com, erstmals auch mobil über <strong>die</strong> mobile<br />

Website, durch <strong>die</strong> brandneue PULS 4 App auf iPhone,<br />

iPad und Android Smartphone sowie ebenfalls<br />

neu via Samsung Smart TV und HbbTV. Mit einem<br />

Spot auf allen Plattformen präsent zu sein, bedeutet<br />

<strong>für</strong> den Werbekunden einen zusätzlichen Werbedruck<br />

auf sämtlichen Kanälen sowie eine Reichweitenmaximierung.<br />

Ein weiterer Vorteil ist, dass <strong>die</strong><br />

Werbebotschaft <strong>die</strong> Zielgruppe dort erreicht, wo<br />

sie sich gerade befindet. Egal ob zu Hause vor dem<br />

TV-Gerät via Samsung Smart TV und HbbTV oder<br />

on-the-go mit mobilen Geräten wie iPhone, iPad,<br />

Android Smartphone oder Laptop. Damit wird <strong>die</strong><br />

Wiedererkennung und der Impact der Werbespots<br />

weiter gestärkt. Aber auch den ZuseherInnen werden<br />

vielseitige neue Zugänge zu unseren Bewegtbildinhalten<br />

über innovative Techniken und Plattformen<br />

ermöglicht.<br />

Wie lautet Ihre Strategie bei der Digital-<br />

Vermarktung?<br />

STIX: SevenOne Interactive ist mit über 6 Mio. Video-Views<br />

pro Monat der größte Digital-Vermarkter<br />

<strong>für</strong> Premium-Bewegtbild in Österreich. Das Portfolio<br />

wurde um das SevenOne Mobile VideoNetwork erweitert.<br />

Neben Eigenproduktionen stehen den UserInnen<br />

sowohl Kult-Spielfilme auf MyVideo.at und<br />

puls4.com, als auch Top-US-Serien auf den Online-<br />

Plattformen MyVideo.at, ProSieben.at, kabeleins.<br />

at und SAT1.at sowie wetter.com und rantv.at zur<br />

Verfügung. Darüber hinaus können Werbekunden<br />

innerhalb des SevenOne VideoNetworks das TV-Video-Angebot<br />

von Hutchison 3G Austria, das Videoangebot<br />

von Axel Springer Media Impact, das Live-<br />

Stream und Video on Demand Angebot von Media<br />

Digital, NUNA.tv, Own3D.tv, Premium Video-Inhalte<br />

von SPIEGEL ONLINE und SPIEGEL.TV sowie Premium-Bewegtbild<br />

auf sevenload.com / Hubert Burda<br />

Digital buchen. Das Mobile VideoNetwork umfasst<br />

<strong>die</strong> Apps von PULS 4, ProSieben, SAT.1, MyVideo und<br />

das Galileo Videolexikon sowie 3MobileTV, fashionTV<br />

und Spiegel Online.<br />

Demnächst startet <strong>die</strong> UEFA Champions League.<br />

Wie kam es zu <strong>die</strong>sem Sensations-Deal?<br />

STIX: Nach drei Jahren erfolgreicher Europa-League-<br />

Phase, wollten wir <strong>die</strong> Königsklasse des europäischen<br />

Fußballs. Und wir haben den Zuschlag <strong>für</strong> drei Jahre<br />

bekommen. Wir haben uns <strong>die</strong> Rechte <strong>für</strong> ein Live-<br />

Spiel pro Spieltag (Dienstag oder Mittwoch) sowie<br />

Highlights aller Spiele an beiden Tagen gesichert, außerdem<br />

wird das UEFA Champions League <strong>Magazin</strong><br />

wöchentlich bei uns zu sehen sein. Wir können das<br />

Live-Spiel und den Tag frei wählen – falls sich eine<br />

<strong>österreichische</strong> Mannschaft qualifiziert, werden wir<br />

natürlich <strong>die</strong>ses Spiel zeigen. Um unseren Zusehern<br />

jeweils das beste Spiel live präsentieren zu können,<br />

legen wir uns ansonsten auf keinen Ausstrahlungstag<br />

fest. Unser UEFA Champions League-Package ist<br />

in den Details einzigartig. Durch <strong>die</strong> UEFA Champions<br />

League erwarten wir natürlich eine enorme Strahlkraft<br />

auf PULS 4. Die UEFA Champions League steht ja<br />

nicht nur <strong>für</strong> Sport sondern <strong>für</strong> weit mehr: Das Beste<br />

vom Besten, Faszination, Emotion, Glanz & Glamour.<br />

Sie wollen wahrscheinlich nichts über das<br />

Budget verlauten …?<br />

STIX: Konkrete Zahlen nenne ich nicht, aber wir<br />

bewegen uns auch kostenseitig auf UEFA Champions<br />

League-Niveau. Auch <strong>die</strong><br />

Vermarktung wird ein neues Niveau<br />

erreichen. Wir können mit<br />

unseren hauseigenen Sendern<br />

und der schon erwähnten Multi-<br />

Screen Strategie natürlich einen<br />

umfangreichen Druck erzeugen.<br />

Zudem wollen wir auch <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

ZuseherInnen eine neue Dimension<br />

der Übertragungsqualität<br />

bieten. Mit Frenkie Schinkels, David Alaba und anderen<br />

frischen neuen Konzepten, wird uns das auch<br />

hoffentlich gut gelingen.<br />

Wie ist <strong>die</strong> Reaktion seitens der Kunden bislang?<br />

STIX: Die großen Sponsoren der UEFA Champions<br />

League (Bank Austria, Mastercard, Sony Playstation,<br />

Heineken, Ford) werden vertraglich mitvermarktet.<br />

Seitens unserer Kunden stoßen wir auf großes<br />

Interesse und <strong>die</strong> Buchungslage ist sehr gut. Auch<br />

hier merken wir, dass unsere Multi-Screen Strategie<br />

zu greifen beginnt. Wir haben den Vorteil unseren<br />

Kunden einen einzigen Ansprechpartner <strong>für</strong> diverse<br />

Kommunikationskanäle anbieten zu können.<br />

Wie lautet Ihr Ziel prägnant formuliert?<br />

STIX: Die UEFA Champions League soll PULS 4 auf<br />

allen eben angesprochenen Distributionskanälen in<br />

<strong>die</strong> erste Reihe bringen, zumindest auf Platz 4!<br />

Moderator Christian Nehiba &<br />

Michael Stix freuen sich auf<br />

<strong>die</strong> UEFA Champions League-<br />

Übertragungen auf PULS 4<br />

Film Sound & Media |33


media<br />

„Urheberrecht ist Erdöl<br />

des 21. Jahrhunderts“<br />

Der Geschäftsführer des VÖZ (Verband Österreichischer Zeitungen) Gerald Grünberger<br />

erläutert im Film, Sound & Media-Interview <strong>die</strong> wesentlichen Strategien des Verbandes 2012.<br />

Die zentralen Themen lauten: Leistungsschutzrecht und Presseförderung.<br />

Immer mit ausreichend Lesestoff<br />

versorgt: VÖZ-GF Gerald Grünberger<br />

„Österreich ist<br />

nach wie vor neben<br />

Skandinavien mit<br />

72 % Reichweite in<br />

der Gesamtbevölkerung<br />

und 60 %<br />

Anteil am Gesamt-<br />

Werbekuchen<br />

eines der großen<br />

Zeitungsländer in<br />

Europa.“<br />

34 | Film Sound & Media<br />

Was beschäftigt den<br />

VÖZ im 21. Jahrhundert?<br />

GRÜNBERGER: In unserem<br />

Verband sind 64<br />

Zeitungen, Zeitschriften<br />

und <strong>Magazin</strong>e<br />

vereint – alle natürlich<br />

mit unterschiedlichen<br />

Interessen und Marktpositionen.<br />

Was alle<br />

Mitglieder aber zu<br />

hundert Prozent vereint,<br />

ist das Bekenntnis<br />

zum Urheber- und<br />

Leistungsschutzrecht.<br />

Die zentrale Frage dabei<br />

lautet: wie können<br />

<strong>die</strong> Verleger ihren Content<br />

in der digitalen<br />

Welt monetarisieren?<br />

Das gilt natürlich nicht<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> großen Headlines<br />

des Tages, <strong>die</strong> User auf allen großen Internet-<br />

Plattformen finden können, sondern es geht um<br />

<strong>die</strong> vertiefenden, journalistisch hochqualitativ und<br />

dementsprechend teuer aufbereiteten Inhalte mit<br />

Kommentaren und Analysen. Ein großes Problem<br />

dabei ist das Abgreifen <strong>die</strong>ser Inhalte durch Dritte.<br />

Hier gilt es ein fair-share-Modell zu entwickeln.<br />

Denn wieso sollten Suchmaschinen oder Social-<br />

Media-Plattformen gratis <strong>die</strong> Inhalte der Verleger<br />

nutzen können, um damit Geld zu ver<strong>die</strong>nen? Hier<br />

ist der VÖZ mit allen anderen Content-Produzenten<br />

wie Musik- oder Film-Branche auf einer Linie. So haben<br />

wir schon vor Jahren gemeinsam mit der Musikwirtschaft<br />

Urheberrechts-Initiativen gestartet,<br />

sind laufend mit der Filmwirtschaft und den Buchverbänden<br />

im Gespräch.<br />

Welche konkreten Maßnahmen werden gesetzt?<br />

GRÜNBERGER: Grundsätzlich muss man zwei Dinge<br />

trennen: wir wollen weder <strong>die</strong> Digitalisierung verhindern<br />

noch <strong>die</strong> großen Plattformen wie Google<br />

oder Facebook vom Markt ausschließen. Wir wollen<br />

faire Spielregeln <strong>für</strong> alle Marktteilnehmer. Es kann<br />

doch nicht sein, dass beispielsweise Google in Ös-<br />

terreich mittlerweile 140 Millionen Euro Werbegeld<br />

abschöpft, <strong>die</strong>ses Geld via Irland und den niederländischen<br />

Antillen mehr oder weniger steuer- und abgabenfrei<br />

nach Kalifornien transferiert. Google hat in<br />

Österreich vielleicht 10 Mitarbeiter, Facebook genau<br />

keinen – sie schaffen weder Wertschöpfung noch<br />

Arbeitsplätze. Das muss man auch auf europäischer<br />

Ebene diskutieren und entsprechende Regelungen<br />

treffen, um <strong>die</strong>se Geschäftemacherei auf Kosten<br />

anderer künftig zu reglementieren. Die im Frühjahr<br />

abgehaltene Urheberrechts-Enquete im Parlament<br />

hat, so denke ich, in Österreich <strong>die</strong>ses Thema weiter<br />

beschleunigt und ich meine, dass im Herbst <strong>die</strong>sen<br />

Jahres entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden.<br />

Das Urheberrecht ist das Erdöl des 21. Jahrhunderts<br />

und was uns Zeitungsherausgeber betrifft,<br />

zeigen Stu<strong>die</strong>n, dass sich 98 % aller Blogger-Inhalte<br />

auf klassische Me<strong>die</strong>n beziehen. Klassische Me<strong>die</strong>n<br />

werden also auch in der Netz-Community massiv<br />

genutzt. Sie sollten daher auch ihren Anteil bekommen,<br />

was jedoch nicht bedeutet, dass ein Leistungsschutzrecht<br />

<strong>für</strong> Presseverleger Blogger treffen soll.<br />

Zahlen sollen nur jene, <strong>die</strong> Inhalte der Zeitungen<br />

und <strong>Magazin</strong>e gewerbsmäßig nutzen.<br />

Auch im Bereich Presseförderung tut sich im<br />

Moment einiges …?<br />

GRÜNBERGER: Die Presseförderung ist das zweite<br />

große Thema des VÖZ in <strong>die</strong>sem Jahr. Unser Ansatz<br />

dabei ist <strong>die</strong> Frage: was ist es einem Staat, einer Gesellschaft<br />

wert, dass es weiterhin Qualitäts-Inhalte<br />

gibt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bürger über <strong>die</strong> Geschehnisse in der<br />

Gesellschaft objektiv und in <strong>die</strong> Tiefe gehend informiert?<br />

Die Bundesregierung plant im Herbst<br />

<strong>die</strong> Presseförderung zu novellieren und wir haben<br />

dazu einen perspektivischen Ansatz, der da lautet:<br />

Erhöhung der Presseförderung von derzeit 10,8 Millionen<br />

Euro auf 50 Millionen Euro. Das ist weder unlauter<br />

noch absurd, denn wir werden Zeiten erleben,<br />

wo auch große Verlagshäuser unter massiven Druck<br />

geraten werden, das ist möglicherweise wenigen in<br />

<strong>die</strong>sem Land bewusst. Österreich ist nach wie vor<br />

neben Skandinavien mit 72 % Reichweite in der Gesamtbevölkerung<br />

und 60 % Anteil am Gesamt-Werbekuchen<br />

eines der großen Zeitungsländer in Europa.<br />

Noch ist das ein mächtiges Volumen, wir sehen<br />

aber zugleich, dass sich <strong>die</strong> Position der Printtitel in


Europa dramatisch verändert. In Österreich geht das<br />

dank der soliden Struktur der Verlagshäuser nicht so<br />

schnell. Schließlich können wir auch auf einen Abo-<br />

Anteil von 85 % bauen, ein absoluter internationaler<br />

Spitzenwert. Das muss aber nicht in alle Ewigkeit so<br />

bleiben, wir sehen etwa in Deutschland oder auch<br />

in England dramatische Transformationen und da<strong>für</strong><br />

sollten wir uns rüsten. Die letzte Novellierung der<br />

Presseförderung ist bald zehn Jahre her und hat ihre<br />

gesetzliche Basis in den 1970er Jahren. In den letzten<br />

zehn Jahren hat sich <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>nwelt mehr verändert<br />

als in den 30 Jahren zuvor. Man kann heute in<br />

unserer Branche nicht mehr mit me<strong>die</strong>npolitischen<br />

Rezepten aus dem vergangenen Jahrtausend hantieren,<br />

das wäre fahrlässig. Die Politik hat in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang ein natürliches Interesse, denn Information<br />

über politisches Tagesgeschehen findet<br />

in <strong>die</strong>ser Dimension und Qualität sonst nicht statt.<br />

media<br />

Rundfunkfonds:<br />

18 Millionen Euro ab 2013<br />

2009 wurde mit der Novelle des KommAustria-Gesetzes (KOG) bei der RTR-GmbH ein Fonds<br />

zur Förderung des privaten Rundfunks sowie einer zur Förderung des Nichtkommerziellen<br />

Rundfunks eingerichtet. Beide Fonds werden von der RTR-GmbH verwaltet.<br />

Der Privatrundfunkfonds erhält <strong>für</strong> das Jahr 2012<br />

12,5 Mio. Euro. Ab 2013 wird der Privatrundfunkfonds<br />

auf 15 Millionen Euro erhöht.<br />

Diese Mittel sind durch <strong>die</strong> RTR-GmbH anzulegen<br />

und zur Förderung privater kommerzieller Rundfunkveranstalter<br />

zu verwenden. Förderentscheidungen<br />

werden unter Berücksichtigung des Gesetzes,<br />

der Richtlinien und nach Stellungnahme durch den<br />

Fachbeirat durch den Geschäftsführer des Fachbereichs<br />

Me<strong>die</strong>n der RTR-GmbH getroffen. Die Fördermittel<br />

<strong>die</strong>nen der Förderung des <strong>österreichische</strong>n<br />

dualen Rundfunksystems und sollen <strong>die</strong> Rundfunkveranstalter<br />

bei der Erbringung eines hochwertigen<br />

und vielfältigen Programmangebots unterstützen.<br />

Pro Jahr gibt es zwei Antragstermine, der zweite<br />

Termin <strong>für</strong> den Privatrundfunkfonds im Jahr 2012<br />

war der 14. Mai. „Rund 80 % der Jahresförderungen<br />

werden zumeist bereits beim 1. Antragstermin vergeben“,<br />

so RTR-Geschäftsführer Alfred Grinschgl.<br />

Die größten Fördernehmer im TV-Bereich sind ATV,<br />

Puls 4 und Servus TV, im Hörfunkbereich Life Radio<br />

OÖ, Radio Arabella Wien, Antenne Steiermark, Kronehit<br />

Radio und 88,6. Die Förderungen unterteilen<br />

sich in Inhaltsförderung (der überwiegende Anteil),<br />

Stu<strong>die</strong>nförderung und Ausbildungsförderung.<br />

Und bei letzteren Punkt hakt Alfred Grinschgl ein<br />

und zitiert aus der von der RTR-GmbH in Auftrag<br />

gegebenen Stu<strong>die</strong> ‚Zur Qualität im Privatrundfunk‘<br />

(Univ.-Prof. Dr. Josef Trappel): „Die Qualität publizis-<br />

RTR-GF Alfred Grinschgl<br />

tischer Inhalte in den Programmen der kommerziellen<br />

Radio- und Fernsehveranstalter in Österreich<br />

ist erheblich von den wirtschaftlichen Verhältnissen<br />

der Sender geprägt. So bieten <strong>die</strong> großen, bundesweit<br />

und regional agierenden Veranstalter in aller<br />

Regel aktuellere, vielfältigere und professioneller<br />

aufbereitete Informationen, als mittlere und lokale<br />

Me<strong>die</strong>nanbieter mit geringeren Werbeeinnahmen.<br />

„Schließlich können<br />

wir auch auf<br />

einen Abo-Anteil<br />

von 85 % bauen,<br />

ein absoluter<br />

internationaler<br />

Spitzenwert.“<br />

Film Sound & Media |35


media<br />

36 | Film Sound & Media<br />

Ähnlich ist vielfach das Verhältnis auch hinsichtlich<br />

der Qualifikation und Ausbildung der redaktionellen<br />

Mitarbeiter.“<br />

Eine weitere Erkenntnis <strong>die</strong>ser Stu<strong>die</strong> sei <strong>die</strong> mangelnde<br />

Kenntnis rechtlicher Rahmenbedingungen<br />

bei lokalen und regionalen Rundfunkbetreibern.<br />

Hier will Grinschgl künftig verstärkt ansetzen: „Die<br />

Stu<strong>die</strong> zur Qualität im Privatrundfunk von Prof. Trappel<br />

enthält wertvolle Hinweise, mit denen wir unsere<br />

Fördermittel <strong>für</strong> publizistische Inhalte und Ausbildungsmaßnahmen<br />

aus dem Privatrundfunkfonds<br />

noch gezielter auf den Bedarf bei den kommerziellen<br />

Rundfunkveranstaltern abstimmen können“, so<br />

der RTR-Geschäftsführer. Und: „Gerade <strong>für</strong> den Bereich<br />

Ausbildung werden Möglichkeiten aufgezeigt,<br />

wie <strong>die</strong> Qualität der Privatsender weiter verbessert<br />

werden kann. Daher haben wir bei Andy Kaltenbrunner<br />

vom Me<strong>die</strong>nhaus Wien ein Gutachten zum<br />

Thema ‚Journalistische Aus- und Weiterbildung <strong>für</strong><br />

Mitarbeiter des <strong>österreichische</strong>n Privatrundfunks‘ in<br />

Auftrag gegeben. Das seit kurzem vorliegende Gutachten<br />

umfasst Curriculare und organisatorische<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Fortbildungsangebote,<br />

<strong>die</strong> über das Vermitteln ‚rein handwerklicher‘ Fähigkeiten<br />

hinausgehen. „<br />

Im Herbst werden Umsetzungsgespräche mit renommierten<br />

Ausbildungseinrichtungen aufgenommen.<br />

Gemeint sind damit z.B. das Kuratorium <strong>für</strong><br />

Journalistenausbildung, das Forum Journalismus<br />

und Me<strong>die</strong>n und <strong>die</strong> Privatsenderpraxis, <strong>die</strong> ihre<br />

Aus- und Weiterbildungsangebote noch bedürfnisgerechter<br />

und vor allem angepasst an <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />

des Privatrundfunks anbieten sollen. „Schließlich<br />

fördern wir bis zu 80 % der Ausbildungskosten der<br />

MitarbeiterInnen der Rundfunkbetreiber. Ein Angebot,<br />

das genutzt werden sollte“, so Grinschgl.<br />

Förderentscheidungen Privatrundfunkfonds:<br />

http://www.rtr.at/de/foe/EntscheidungenPRRF<br />

Auch <strong>die</strong> Mittel zur Förderung des nichtkommerziellen<br />

Rundfunks werden von derzeit 2,5 Millionen<br />

Euro auf 3 Millionen Euro im Jahr 2013 angehoben.<br />

Für den Nichtkommerziellen Rundfunk war der 2.<br />

Antragstermin des Jahres am 2. Mai 2012. Im Rahmen<br />

<strong>die</strong>ses Fonds werden <strong>die</strong> drei Community TV<br />

Betreiber OKTO (Wien), DORF (Linz) und der neue<br />

Salzburger Sender FS1 sowie 14 Freie Radios, beispielsweise<br />

Radio Orange in Wien, gefördert. Auch<br />

im nichtkommerziellen Sektor werden verstärkt<br />

Ausbildungsmaßnahmen unterstützt. Auf Grund<br />

der im Verhältnis zu den Freien Radios höheren Produktionskosten<br />

wird im Vergleich zu den Vorjahren<br />

verstärkt im TV-Bereich gefördert.<br />

Förderentscheidungen Nichtkommerzieller<br />

Rundfunkfonds:<br />

http://www.rtr.at/de/foe/EntscheidungenNKRF<br />

RMS: Radio trifft ins Herz<br />

„Radio trifft ins Herz – weil Radio ein emotionales Medium ist. Radio trifft aber auch ins Gehirn<br />

– weil Radio Bilder im Kopf erzeugt. Und Radio trifft auch immer <strong>die</strong> richtige Zielgruppe<br />

– weil Radio <strong>die</strong> meisten Menschen erreicht“, so Michael Graf, Geschäftsführer der RMS Austria,<br />

in seiner Begrüßungsrede am 13. Radio Research Day im Palais Niederösterreich. Und so<br />

vielfältig das Medium Radio einsetzbar ist, so vielfältig war auch das Programm der <strong>die</strong>sjährigen<br />

Fachveranstaltung, <strong>die</strong> von mehr als 300 Radioexperten, Marketing- und Werbe-Fachleuten,<br />

Mediaplanern, Kreativen sowie Me<strong>die</strong>nforschern besucht wurde, um interessante Referenten und<br />

Gesprächspartner zu treffen.<br />

In bewährter Manier - nämlich <strong>die</strong> Referentenzusammensetzung<br />

aus internationalen und heimischen<br />

Kommunikationsexperten sowie Theorie und Praxis<br />

- lief auch heuer wieder der Radio Research Day der<br />

RMS ab. Und auch <strong>die</strong> Zuhörerschaft ist jedes Jahr<br />

neu durchmischt: alte Hasen treffen auf gespannten<br />

Nachwuchs, denn es ist <strong>für</strong> jeden Radiointeressierten<br />

etwas anderes Wichtiges dabei. Sehr gut ankom-<br />

men immer wieder <strong>die</strong> Beispiele aus der Praxis. Heuer<br />

wurde <strong>die</strong> gelungene AUA-Kampagne vorgestellt:<br />

Romantic City Break – Der schönste Liebesbrief ist<br />

ein Flugticket: Dieses Fallbeispiel – präsentiert von<br />

Christina Jung (Werbeleitung bei Austrian) und Tina<br />

Hofbauer (Geschäftsleitung Panmedia) – bewies,<br />

dass Radio ein ideales Komplementärmedium zu<br />

Online ist und dass Radio Konsumenten zum Han-


deln bewegt, also Interaktion bewirkt: Die Anzahl<br />

der verkauften Tickets stieg im Kampagnenzeitraum<br />

um 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr!<br />

Volkmar Kramarz – Dozent <strong>für</strong> Musikwissenschaften<br />

an der Universität Bonn – unterhielt und aktivierte<br />

<strong>die</strong> Gäste in seinem kurzweiligen Vortrag zum Thema,<br />

was Musik, Werbemusik und Jingles zum Hit<br />

machen. Seine These: Es gibt standardisierte, immer<br />

wieder in gleicher Form auftretende Harmoniemuster,<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> den Erfolg von Musik – und damit auch<br />

<strong>für</strong> das Gelingen einer Werbemelo<strong>die</strong> – ausschlaggebend<br />

sind. Den Beweis da<strong>für</strong> lieferte Kramarz<br />

auch, in dem er selbst zur Gitarre griff, um <strong>die</strong> erfolgreichen<br />

Klangfolgen hörbar zu machen.<br />

Joachim Feher (CEO der Mediacom Austria) beleuchtete<br />

in seinem Vortrag das Me<strong>die</strong>nnutzungsverhalten<br />

der „Generation Z“, <strong>die</strong> bereits mit digitalen<br />

Me<strong>die</strong>n aufgewachsen ist. Und trotz der neuen<br />

Übertragungskanäle und Kommunikationsmittel –<br />

allen voran dem Internet – hat auch in <strong>die</strong>ser jungen<br />

Zielgruppe der 14 bis 24jährigen das Medium Radio<br />

einen besonders hohen Stellenwert. „Radio hat den<br />

Sprung in <strong>die</strong> nächste Generation geschafft“, so Fehers<br />

Analyse zur ungebrochenen Beliebtheit des<br />

Mediums Radio – auch in der „Generation Z“.<br />

Den Abschluss <strong>die</strong>ser hochkarätigen Fachveranstaltung<br />

bildete <strong>die</strong> Verleihung des RMS Radio Award,<br />

der heuer bereits zum siebten Mal an Auftraggeber,<br />

Kreativ- und Mediaagentur vergeben wurde.<br />

Ermittelt werden <strong>die</strong> erfolgreichsten Radiospots<br />

aus insgesamt 336 getesteten Spots aus der Sujet-<br />

Datenbank von Focus Media Research, <strong>die</strong> im Erhebungszeitraum<br />

von März 2011 bis Februar 2012 neu<br />

on air gegangen sind. Anhand relevanter Kriterien<br />

wie Spotbekanntheit, Markenimpact und Imagebeurteilung<br />

werden <strong>die</strong> besten Spots ermittelt. Alle<br />

in <strong>die</strong>sem Zeitraum analysierten Sujets wurden mit<br />

Hilfe einer Cluster-Analyse in Kategorien zusammengefasst,<br />

<strong>die</strong> sich sehr deutlich voneinander un-<br />

terscheiden. Es wurde aus jeder Kategorie der Beste<br />

mit dem Radio Award ausgezeichnet. Und <strong>die</strong> Jury,<br />

<strong>die</strong> letztlich über <strong>die</strong> Sieger entscheidet, ist eine der<br />

objektivsten und unbestechlichsten – nämlich <strong>die</strong><br />

Hörer, also <strong>die</strong> Konsumenten.<br />

„Mit dem Radio Research Day ist es wieder einmal<br />

gelungen, das Medium Radio in das ihm gebührende<br />

Rampenlicht zu rücken. Und auch mit der Etablierung<br />

des RMS Radio Award denken wir, einen<br />

relevanten Beitrag <strong>für</strong> <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>ngattung Radio zu<br />

leisten“, fasst Doris Ragetté, Organisatorin des Radio<br />

Research Day, <strong>die</strong> wiederum höchst gelungene<br />

Fachveranstaltung zusammen.<br />

Die Preisträger des<br />

7. RMS Radio Award 2012 sind:<br />

Kategorie „Spee<strong>die</strong>s“<br />

(Sujets, <strong>die</strong> schon nach wenigen Schaltungen eine überproportionale<br />

Leistungssteigerung aufweisen):<br />

Universal Versand<br />

Kreativagentur = Reichl und Partner<br />

Mediaagentur = Reichl und Partner<br />

Kategorie „Top Sellers“<br />

(besonders abverkaufsstarke Sujets, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Konsumenten<br />

besonders zum Kauf anregen):<br />

Porsche Austria mit dem Produkt „VW Passat“<br />

Kreativagentur = Haslinger, Keck.<br />

Mediaagentur = Porsche Werbemittlung<br />

Kategorie „Permanent Performer“<br />

(Marken mit einem konstant hohen Werbedruck, <strong>die</strong> ihre starken<br />

Leistungswerte nochmals steigern können):<br />

Österr. Lotterien mit dem Produkt „Rubbellose“<br />

Kreativagentur = Headquarter Strnat & Strnat<br />

Mediaagentur = Omnimedia<br />

media<br />

Doris Ragette (l) und Michael Graf<br />

(r) mit den PreisträgerInnen des<br />

RMS-Radio-Award<br />

Film Sound & Media |37


media<br />

Radio & Social Media<br />

Die Dynamik neuer Me<strong>die</strong>n ist ungebrochen. Facebook hat 1 Milliarde User, Twittern ist noch immer in und Musikstreaming<strong>die</strong>nste<br />

erobern <strong>die</strong> Kunden. Der ORF feiert, weil er nach einer Kurzunterbrechung wieder seine Facebookseiten<br />

unterhalten darf. Welchen Wert Social Media <strong>für</strong> Radiobetreiber haben, erfuhren wir in einem Rundruf.<br />

Teilnehmer: Ernst Swoboda (Kronehit), Monika Eigensperger (FM4), Sylvia Buchhammer (Antenne Network),<br />

Dietmar Tschmelak (Soundportal), Florian Novak (Lounge FM)<br />

Film<br />

Sound &<br />

Media<br />

Film<br />

Sound &<br />

Media<br />

38 | Film Sound & Media<br />

Filmsoundmedia Austria<br />

Welche Bedeutung haben Social Networks <strong>für</strong> Ihr Radio?<br />

Ernst Swoboda Eine hohe. Wir haben über 230.000 Fans auf Facebook (das ist meines Wissens ein<br />

absoluter Spitzenwert im europäischen Privatrundfunk) - und <strong>die</strong> liefern uns laufend Content und<br />

Feedback.<br />

Monika Eigensperger Social Networks sind schlicht und einfach virtuelle Treffpunkte unserer HörerInnen.<br />

Und wo sich unsere HörerInnen aufhalten, dort sind auch wir – daher ist es gar keine Frage,<br />

dass wir etwa auf Facebook oder Twitter vertreten sind und dort ebenso wie über das Radio oder<br />

unsere Website mit unserer Hörerschaft kommunizieren. Der große Vorteil von Social Media ist natürlich,<br />

dass <strong>die</strong> Menschen nicht mehr nur passive Rezipienten sind, sondern mit uns in einen Dialog<br />

treten können. Das war zwar früher auch per Mail oder Telefon möglich, ist aber über Social Networks<br />

wesentlich unkomplizierter und unmittelbarer geworden.<br />

sylvia Buchhammer Sie sind wichtig als ergänzendes Medium, sie liefern “das Bild” zum On Air<br />

Programm, sie sind ein schnelles und leicht nutzbares Verbreitungsmedium <strong>für</strong> Aktionen und Gewinnspiele,<br />

On Air ist <strong>die</strong> Zeit sehr knapp – nähere Informationen können via Social Network perfekt kommuniziert<br />

werden. Wichtig aus meiner Sicht ist auch noch folgendes: hier erreiche ich <strong>die</strong> User (Hörer)<br />

auch, wenn sie gar nicht Radio hören und binde sie so an meinen Sender (z. B. iPhone im Freibad).<br />

Florian novak Seit seiner Erfindung von vor bald 90 Jahren ist Radio ein Community-Medium, <strong>die</strong><br />

Einbindung von Social Media ist daher eine logische Konsequenz. Bei LoungeFM setzen wir darauf<br />

vom ersten Tag an.<br />

<strong>die</strong>tmar tschmelak Die (digitale) Welt verändert sich täglich und <strong>die</strong> Konsequenzen im Alltag<br />

betreffen letztendlich jeden von uns. Speziell junge Me<strong>die</strong>nunternehmen müssen mit <strong>die</strong>sen neuen<br />

Tools auf Augenhöhe mit der mobilen Zielgruppe kommunizieren. Tempo, ständige Erreichbarkeit<br />

und Transparenz sind <strong>die</strong> jeweiligen Schlüssel zum Erfolg. Wer zu spät kommt, den bestraft <strong>die</strong><br />

Geschichte. Musikwünsche, Anfragen und Feedback jeglicher Art verlagern sich zunehmend und<br />

in hoher Geschwindigkeit in <strong>die</strong>sen Bereich. Die größte unternehmerische Herausforderung im<br />

Zusammenhang mit Social Nets ist jedoch der massiv erhöhte Betreuungsaufwand. Lokal & Regionalrundfunk<br />

muss sich aber auch seiner natürlichen „Grenzen“ und Ressourcen bewusst sein. Der<br />

Fokus in der Kommunikation, in der Arbeit mit multimedialen Tools und im Zeitmanagement muss<br />

punktgenau auf <strong>die</strong> „Möglichkeiten“ abgestimmt sein. Wer „alles“ bieten will, wird nicht nur an Authentizität<br />

verlieren. Viele Fragen im Bereich des Urheberrechts sind in den Social Nets nach wie vor<br />

im „Graubereich“. Aufwendig eigenproduzierter Content bedarf dementsprechender Budgets.<br />

Filmsoundmedia Austria<br />

Schon Bertold Brecht schrieb davon, den Rundfunk aus einem Distributionsapparat in einen<br />

Kommunikationsapparat zu verwandeln. Haben <strong>die</strong> Neuen Me<strong>die</strong>n <strong>die</strong>ses Kommunikationsmodell<br />

heutzutage nun ermöglicht? Wie kann man <strong>die</strong> von den Social Communities erwartete<br />

persönliche Ansprache redaktionell umsetzen?<br />

Ernst Swoboda Postings im Programm aufgreifen, Facebook als Kommunikationskanal ernst nehmen,<br />

alle Postings beantworten.


Film<br />

Sound &<br />

Media<br />

media<br />

Monika Eigensperger Tatsächlich sind wir durch Social Media der Vision von Brecht schon sehr nahe<br />

gekommen, nämlich „den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen.“<br />

„Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem,<br />

das heißt, er wäre es, wenn er es nur verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer<br />

nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn auch in Beziehung zu setzen.“<br />

(Bertolt Brecht, 1929)<br />

Social Media erlaubt es uns, uns mit den HörerInnen unmittelbarer auszutauschen, schneller und<br />

direkter auf Fragen und Anregungen einzugehen oder auch ein redaktionelles Thema zur Diskussion<br />

zu stellen. z.B. ist es spannend, einen Studiogast mit Fragen zu konfrontieren, <strong>die</strong> unsere HörerInnen<br />

kurz davor auf Facebook gepostet haben, oder zum Thema des Tages Meinungen von HörerInnen<br />

einzuholen, <strong>die</strong> man dann auch in <strong>die</strong> Moderation einfließen lassen kann. Das ist eine sinnvolle<br />

Verschränkung von Radio und Social Media, integriert <strong>die</strong> HörerInnen und gestattet Kommunikation<br />

in beide Richtungen.<br />

sylvia Buchhammer Radio war und ist natürlich schon immer ein viel stärkeres Kommunikationsmedium<br />

(gewesen), als z. B. Printme<strong>die</strong>n. Das Live-Gespräch, ob direkt oder via Telefon, ist ja so alt<br />

wie das Radio selbst. Was hinzugekommen ist, ist dass Musikwünsche, Kommentare, Staumeldungen,<br />

ohne großen Aufwand perfekt integriert werden können. Weil <strong>die</strong> Hürde des Anrufens entfällt, wird –<br />

wie wir das bei Postings verfolgen können – noch mehr und offener “diskutiert”.<br />

Florian novak Ja, fast kann man sagen, das Brechtsche Modell ist heute Wirklichkeit geworden.<br />

Dabei geht es weniger um <strong>die</strong> persönlich Ansprache, sondern gewissermaßen um <strong>die</strong> „Aus“sprache<br />

des einzelnen. Der eigentliche Paradigmenwechsel, den sich Bertgold Brecht herbeigesehnt hat, ist ja<br />

nicht <strong>die</strong> individualisierte Massen-Kommunikation, sondern <strong>die</strong> Tatsache, dass dank dem Internet der<br />

Empfänger zum Sender - und damit zum Medium - geworden ist. Dramatischerweise braucht er da<strong>für</strong><br />

das Radio aber „eigentlich“ nicht mehr. Hier relevant zu bleiben, ist <strong>die</strong> tägliche Herausforderung.<br />

<strong>die</strong>tmar tschmelak Radio Soundportal bemüht sich seit Sendestart im Jahr 2000 um direkte und<br />

zeitnahe Kommunikation mit der Hörerschaft. „Jetzt“ einen Musikwunsch abzugeben, der dann vielleicht<br />

Tage später in einer Playlist mitprogrammiert wird, erschien uns schon vor 12 Jahren als nicht<br />

mehr zeitgemäß. Der Erfolg von Soundportal beruht auf „Aktion“ - aktive Kommunikation in Echtzeit<br />

( Musikwünsche, Gewinnspiele, Phone ins....) und Events „live“ erleben. Der Hörer kann im Soundportal<br />

seit je her „aktiv“ - also in „Echtzeit“ - das Programm beeinflussen. Insofern hat sich <strong>für</strong> uns<br />

„nur“ <strong>die</strong> Geschwindigkeit und <strong>die</strong> Menge an Kommunikation auf Grund der gestiegenen medialen<br />

Mobilität unserer Hörerschaft verändert.<br />

Filmsoundmedia Austria<br />

Wie kann man Social Media-Inhalte sinnvoll in <strong>die</strong> Sendestruktur einbetten?<br />

Ernst Swoboda Votings, Diskussionen zu aktuellen Themen, Abtesten, ob Themen funktionieren.<br />

Bevor wir den Kronehit-Nacktbus gestartet haben, wollten wir wissen, ob Spritpreis aktuell ein<br />

starkes Thema <strong>für</strong> unsere Hörer ist. Nach zwei Stunden hatten wir 4000 Reaktionen, damit war <strong>die</strong><br />

Frage beantwortet.<br />

sylvia Buchhammer Zunächst geht es einmal darum, den eigenen Auftritt etwa auf Facebook permanent<br />

in <strong>die</strong> Moderation einzubauen. Hat man bisher vom “Three-Element-Break” (Zeit, ID, Name des<br />

Mod), wird man in Zukunft vielleicht vom 4-Element-Break sprechen, weil Hinweise auf den Auftritt in<br />

Social Medias hinzukommen. Eigene Marken wie unser “Hot or Not” zeigen einen sinnvollen Weg.<br />

Florian novak Eine gut aufgestellte Radiomarke setzt auf eine Lebensgefühl. Sie <strong>die</strong>nt aber<br />

gleichzeitig auch dazu, als Marke seinen Schäflein (= HörerInnen) Orientierung zu bieten. Dabei ist<br />

es unumgänglich, passende und vor allem originelle Impulse zu setzen, <strong>die</strong> man als „Social Media“<br />

Inhalt nicht woanders findet. Bei uns kümmert sich eine eigene Online-Redaktion rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

vorbildhaft um <strong>die</strong>ses Thema.<br />

<strong>die</strong>tmar tschmelak Social Media ist letztlich Kommunikation. Ob der/<strong>die</strong> HörerIn z.B.. einen Musikwunsch<br />

via Brief, Telefon, Mail oder Facebook abgibt, ist im Grunde irrelevant und nur ein Tool <strong>für</strong> das<br />

Übertragen der Botschaft. Die Frage ist: Wie transparent und in welcher Geschwindigkeit ist der<br />

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media<br />

Film<br />

Sound &<br />

Media<br />

Film<br />

Sound &<br />

Media<br />

40 | Film Sound & Media<br />

jeweilige Sender bereit, auf <strong>die</strong> Botschaft zu reagieren? In Echtzeit? Oder gefiltert, „geschnitten“ und<br />

zeitversetzt? Im Zeitalter der „Hörerpost“ war der Rezipient möglicherweise bereit Tage zu warten,<br />

weil er wusste, dass es dauern kann, bis der Brief ankommt und bearbeitet wird. Social Media<br />

Kommunikation und <strong>die</strong>sbezügliche Content Einbettung ins tägliche Programm funktioniert nur<br />

in Echtzeit. Für <strong>die</strong> meisten Mainstream Sender ist aber <strong>die</strong> authentische Hörer - Kommunikation in<br />

Echtzeit nach wie vor undenkbar, weil viel zu „fehleranfällig“ und dementsprechend riskant. Social<br />

Media funktionierend direkt in das Programm einzubetten, heißt vor allem auch Mut zur Transparenz.<br />

Filmsoundmedia Austria<br />

Sehen Sie Social Networks als Marketingtool oder darüber hinausgehen?<br />

Ernst Swoboda Research, Marketing, Content.<br />

Monika Eigensperger Ein entschiedenes Nein. Social Networks sind ein Kommunikationstool, kein<br />

Verkaufstool. Was wir damit machen können, ist: näher an unsere HörerInnen heranzutreten, sie an<br />

unseren Aktivitäten teilhaben lassen, sie auffordern, ihre Befindlichkeiten mit uns zu teilen, Musik<br />

vorzuschlagen oder auszutauschen, Spielchen zu spielen – eben ähnlich, wie sich auch Freunde auf<br />

Facebook miteinander austauschen. Was wir auf keinen Fall machen, ist, unsere Fans mit Werbebotschaften<br />

zu zu spammen – das ist <strong>die</strong> schnellste Art, Fans zu verlieren. Natürlich kommunizieren wir<br />

auch Gewinnspiele über Facebook und posten unsere Eigenveranstaltungen, aber das machen wir<br />

on air und auf fm4.ORF.at auch, in einem vernünftigen Rahmen und so, dass es als Mehrwert gesehen<br />

wird und nicht als Belästigung. Wir würden niemals etwa <strong>die</strong> Teilnahme an einem Gewinnspiel davon<br />

abhängig machen, dass man zuvor unsere Facebookseite „liken“ muss.<br />

Kurz gesagt: Facebook eignet sich wunderbar zur Hörerbindung, aber nicht als Marketinginstrument.<br />

sylvia Buchhammer Auf jeden Fall! Die Netzwerke jedes Einzelnen können perfekt genützt<br />

werden – Schneeballeffekt. Es ist jedoch nicht nur ein Marketingtool, sondern es bildet sich darüber<br />

hinaus eine eigenständige Gemeinschaft, <strong>die</strong> sich mit dem Sender stark identifiziert!<br />

NOVAK: Begreift man Social Network als Marketingtool und wird von seinen UserInnen dabei<br />

ertappt, kann man gleich wieder nach Hause gehen. Wir sehen <strong>die</strong> Social Networks als Dialoginstrument<br />

und sind Facebook durchaus dankbar, dass es uns <strong>die</strong> Organisation, aber auch <strong>die</strong> Kommunikation<br />

mit unseren Fans so stark erleichtert. Dabei ist eine wichtige, aber all zu oft unterschätzte<br />

Tugend, <strong>die</strong> wir hochhalten: Zuhören. ;-)<br />

<strong>die</strong>tmar tschmelak Kommunikation mit der Hörerschaft muss sich von klassischen Marketing-Zugängen<br />

völlig befreien. Es geht ausschließlich um Informationsvorsprung und direkten Mehrwert <strong>für</strong><br />

meine Zielgruppe - und das exakt „jetzt“! Wenn meine Botschaft - mein Content - <strong>die</strong>s nicht erfüllen<br />

kann, verpufft <strong>die</strong> Nachricht und geht völlig ins Leere.<br />

Filmsoundmedia Austria<br />

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Social Media-Aktivitäten und Hörerzuwächsen?<br />

Ernst Swoboda Kronehit verfolgt <strong>die</strong> Taktik, mit Aktivitäten im digitalen Bereich das Wachstum der<br />

Brand im analogen Bereich zu fördern - und da spielt Facebook eine entscheidende Rolle.<br />

Monika Eigensperger Dazu haben wir keine Zahlen; aber prinzipiell erreichen wir unsere Hörer<br />

mit unserem Programm, nicht primär mittels unserer Facebookseite oder unseres Twitter-Accounts.<br />

Diejenigen, <strong>die</strong> uns hören, finden uns ohnehin sehr schnell in den Social Networks.<br />

sylvia Buchhammer Ja! Aktionen, welche auf FB, etc kommuniziert werden erreichen auf einfachen<br />

Weg <strong>die</strong> diversen Netzwerke. Der schnelle, einfache und kostengünstige Kontakt mit dem Hörer<br />

ist gegeben. Wichtig ist aber immer <strong>die</strong> Aufbereitung der Informationen und <strong>die</strong> Attraktivität der<br />

Botschaft. Und eines ist natürlich auch ganz wichtig: Der User sollte letztendlich immer dahin geführt<br />

werden, in das Programm des Senders hineinzuhören, ob via klassischem Radiogerät oder Stream, wie<br />

es heute bei den jungen Usern/HörerInnen immer weiter verbreitet ist, das ist zweitrangig. Hier gibt es<br />

auf jeden Fall <strong>die</strong> Möglichkeit, neue Zielgruppen anzusprechen und das Image “aufzupolieren”!


Film<br />

Sound &<br />

Media<br />

Florian novak Wachstum ist im Augenblick besonders stark auf das Wachstum der Netzwerke<br />

zurückzuführen. Spannend bleibt es, wenn es hier zu Stagnationen kommt, wie sich <strong>die</strong> Fanbase entwickelt...<br />

Jedenfalls gehen wir davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen HörerInnen und<br />

ihren Sendern in Form von verstärkter „Radio-HörerInnen-Bindung“ gibt.<br />

<strong>die</strong>tmar tschmelak Vielleicht. Eher sicher ist wohl: Völliges Fernbleiben und Ignorieren von Social<br />

Nets ist definitiv kein vernünftiger Weg um mehr Menschen zu erreichen. Ein Unternehmen braucht<br />

letztendlich <strong>die</strong> Kommunikationswege, <strong>die</strong> seine Kunden einfordern. Schneidet man <strong>die</strong>se Wege ab,<br />

verliert man Zugang und Bindung. Und letztendlich an Bedeutung.<br />

Filmsoundmedia Austria<br />

Musikstreaming<strong>die</strong>nste bieten 15 Millionen Songs im Abo an, immer und überall verfügbar,<br />

jeder kann sich seine eigenen Playlists erstellen. Wie reagieren Sie auf <strong>die</strong>se Konkurrenz, <strong>die</strong> sich<br />

vor allem auch aufgrund ihrer Mobilität auszeichnet?<br />

Ernst Swoboda Indem wir unseren eigenen gestartet haben: Unter select.kronehit.at können sich<br />

unsere Hörer ihr eigenes Lieblingsradio zusammenstellen. Zudem ist <strong>die</strong> Konkurrenzsituation auch<br />

nur eine bedingte, da Musik<strong>die</strong>nst und Radio grundsätzlich zwei wesensverschiedene Dinge sind.<br />

Eher würde ich Musik<strong>die</strong>nste als Konkurrenz zu Ipod & Co sehen.<br />

media<br />

Monika Eigensperger Seine eigenen Playlisten erstellen konnte man sich ja, wenn man´s genau<br />

nimmt, früher auch schon: ob mittels iTunes, selbstgebrannten CDs oder früher noch etwas mühsamer<br />

mit selbstaufgenommenen Kassetten. Wie aber kommt man überhaupt an <strong>die</strong> Songs, <strong>die</strong> man<br />

da draufspielt? Da hat das Radio schon eine wichtige Vorselektierfunktion. Die FM4 Musikredaktion<br />

und <strong>die</strong> GestalterInnen unserer Musikspezialsendungen sind da Experten – viele machen selber Musik,<br />

sind DJs, befassen sich seit Jahren mit den verschiedensten Musikströmungen; sie wissen auch,<br />

was zu FM4 passt oder wo sich ein Trend abzeichnet, den wir aufgreifen sollten. Ganz abgesehen<br />

davon ist FM4 ja weit entfernt von einer reinen Songabspielstation. Wir bieten jede Menge Hintergrundinformation,<br />

Live-Mitschnitte, Exklusivinterviews mit Bands, Comedy, Nachrichten – eben alles,<br />

was nur eine komplette, professionelle Redaktion zustande bringt, und das dann noch auf unsere<br />

ganz spezielle, unverwechselbare Art und Weise.<br />

sylvia Buchhammer Man sollte bei <strong>die</strong>ser Frage nicht vergessen, dass wir ein Vollprogramm-Radio<br />

und keine Jukebox sind. Und in <strong>die</strong>sem Zusammenhang sollte man <strong>die</strong> Aufgaben und Zielsetzungen<br />

eines Radios, auch <strong>für</strong> seine Werbekunden (!), nicht vergessen. Trotzdem bieten wir neben dem<br />

Livestream auf unserer Homepage eine spezielle Musikrichtung, <strong>die</strong> “Antenne Lovesongs” an, weil<br />

wir denken, dass <strong>die</strong>se in einer Situation oder Stimmungslage gehört werden, wo der Konsument<br />

sehr stark auf <strong>die</strong> Musik fokussiert ist und er/sie <strong>die</strong>se - trotz des Fehlens der anderen Elemente - mit<br />

unserem Sender assoziiert. Vielleicht können Radios mit dem Musikstreaming neue Geschäftsmodelle<br />

entwickeln, ihre Kernaufgabe ist es aber nicht, den HörerInnen Musik ohne ihr übriges Programm<br />

zu liefern.<br />

Florian novak Die Entwicklung im Bereich Musik<strong>die</strong>nste hat das Zeug zu eruptiver Veränderung im<br />

Me<strong>die</strong>nkonsum. Im Augenblick gehen wir davon aus, dass wir als Radiosender ein wichtiger, vertrauensvoller<br />

Kurator sind, der in seine Bequemlichkeit unschlagbar bleibt. Nur weil es Wasserfarben und<br />

Pinsel gibt, ist ja auch noch nicht jeder ein begnadeter Maler.<br />

<strong>die</strong>tmar tschmelak Die Mobilität ist nicht unser Problem, eher das Problem der Marktforschung<br />

und der gegebenen „oldschool- Struktur“ in der Erhebung des Radiotests. Soundportal hat seine<br />

bereits eng definierte Zielgruppe Anfang des Jahres nochmals mit einer klaren Botschaft geschärft:<br />

„Good music for good people“. Soundportal HörerInnen können sich darauf verlassen, dass wir den<br />

„Müll“ vorab wegräumen. Wir sind der „Selektor“ <strong>für</strong> den guten Geschmack. Wer <strong>die</strong> meisten Chartshits<br />

und „alle“ Hits aus „allen“ Jahrzehnten hören will, ist bei Soundportal falsch. Punkt. Da<strong>für</strong> gibts<br />

unzählige Mitbewerber und unzählige streaming Angebote. Soundportal hat in seiner Geschichte<br />

einen eigenen „Sound“ entwickelt - den gibt‘s in <strong>die</strong>ser Art nur auf unseren Frequenzen ( digital &<br />

analog). Hinzukommt der lokale Content <strong>für</strong> eine lokale Zielgruppe. Soundportal ist in <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />

auch „handgemacht“ und somit authentisch. Und das ist kein Widerspruch im digitalen 21. Jhd. - im<br />

Gegenteil. Authentizität ist das wichtige Fundament in einer unüberschaubaren Welt.<br />

Film Sound & Media |41


media<br />

„Radio ist alles andere<br />

als out“<br />

Wie gehen ‚alte’ Me<strong>die</strong>n mit den Neuen um? Ein Auszug aus einer virtuellen Debatte auf<br />

Facebook folgender Ö3-Mitarbeiter:<br />

Senderchef Georg Spatt, Albert Malli (stv. Senderchef und Leiter Neue Me<strong>die</strong>n), Verena Enzi<br />

(Leitung Hörerservice), Wolfgang Pfleger (Leitung Ö3-Eventmarketing,) Günther Tutschek<br />

(Leitung Internet), Shin Chang, (Redakteurin, Internet-Expertin), Gustav Götz (Ö3-Moderator)<br />

42 | Film Sound & Media<br />

Georg Spatt Ö3 bzw. Radio waren eigentlich immer schon irgendwie social media. Talksendungen,<br />

Phone Ins, Wunschsendungen, Hörercharts, Ö3ver (Verkehrsmelder), aber auch Off Air<br />

Aktionen wie Ö3 Discos oder <strong>die</strong> Team Österreich Tafel von Ö3 bauen immer auf Interaktion und<br />

HörerInnenbeteiligung.<br />

Verena Enzi Die Kommunikation mit dem Ö3-Hörer war aber noch nie so unmittelbar und sekundenaktuell.<br />

Ö3-Hörer nutzen z.B. unsere Facebookseite um dort SOFORT Lob/Kritik zu posten, Fragen<br />

zu stellen, auf Ihre Anliegen aufmerksam zu machen.<br />

Günther Tutschek Am meisten schätzt <strong>die</strong> Facebook-Community, wenn Ö3 auf Facebook das tut,<br />

was auch unsere Kompetenzen im Radio sind: Information, Unterhaltung, Service… me<strong>die</strong>nadäquat<br />

umgesetzt. Man sieht Ö3 weniger als Marke sondern als Freund, den man fragt, wenn man Rat<br />

braucht, an dessen Leben man teil hat.<br />

Stephan Gustav Goetz Das schöne an Social Media aus Radiosicht ist <strong>für</strong> mich, dass gute Kommunikation<br />

in beiden Me<strong>die</strong>n nahezu ident funktioniert, zum Beispiel:<br />

- Mit wenigen Worten viel sagen<br />

- Kreative und schöne Sprache verwenden<br />

- Verlässlich interessant sein<br />

- Relevante Themen verwenden<br />

- Eine Social Media Präsenz muss eine Persönlichkeit haben, uvm.<br />

Ich finde deshalb auch, dass wir Radioleute uns noch ziemlich unter Wert verkaufen in <strong>die</strong>ser neuen<br />

Me<strong>die</strong>ngattung. Auf den Social Media Branchen-Events reden meistens <strong>die</strong> PR- und Agenturleute (Albert<br />

Malli ist <strong>die</strong> erfreuliche Ausnahme), <strong>die</strong> meist in Kampagnen denken und das ist meiner Meinung<br />

nach nicht wirklich adäquat. Das tägliche verlässliche Programm macht den Erfolg und genau das<br />

steht bei uns Radiomachern in der DNA.<br />

Georg Spatt Was <strong>für</strong> uns Marken- und Me<strong>die</strong>nmacher 1.0 schon auch neu und manchmal<br />

verstörend ist, dass wir viel (oder gar alles?) unserer Kontrolle abgeben müssen und auf<br />

einmal sogar Gefallen daran finden sollen, vor unseren „Kunden“ (HörerInnen, Werbekunden,<br />

MitarbeiterInnen) völlig „nackt“ dazusten. Für „Verklemmte“, <strong>die</strong> sich bisher immer mit Marktforschern,<br />

Agenturen und Managementhokuspokus „bedecken“ konnten, gar nicht so einfach.<br />

Wolfgang Pfleger Es entsteht dadurch aber auch eine neue „Lust“ an der Kommunikation mit<br />

Kunden - weil <strong>die</strong> Botschaft nicht nur schneller und direkter ankommt - sondern Aktion & Reaktionen<br />

ehrlicher ausfallen. Ich finde ja, dass der Begriff „Social-Media“ nicht immer nur auf Facebook<br />

beschränkt werden sollte, wie <strong>die</strong>s in öffentlichen Diskussionen und auch im Media-Biz sehr häufig<br />

geschieht - da es ja sehr viele reizvolle Netzwerke (von Foursquare bis Pinterest) gibt.


Albert Malli Facebook ist aber kein weiteres Marketing-Instrument. Es ist ein beliebter Kommunikationskanal.<br />

Heute bald so beliebt wie Handy oder E-Mail. Genau deshalb kann und darf man dem<br />

ORF Social-Media nicht verbieten, weil man damit eigentlich den Hörern verbietet mit ihrem Radiosender<br />

in Kontakt zu treten.<br />

Wolfgang Pfleger Social-Media ist zwar kein Marketing-Instrument, aber im Sinne einer gesamtheitlichen<br />

Markenkommunikation müssen sämtliche bespielte Kommunikationskanäle gebrandet<br />

werden - authentisch, sympathisch und „g‘scheit“. Im Fall von Facebook können das Fotos von Ö3-<br />

Personalities sein – anstatt von beliebigen Werbesujets.<br />

Albert Malli Sende ich heute eine Statusmeldung an 270.000 Fans, bin ich so aufgeregt wie vor einem<br />

Moderationsbreak im Studio. Schließlich erreiche ich via Facebook mehr User, als über Ö3 in den<br />

Abendstunden. Gut zu wissen, dass der Ö3-Wecker noch immer viel mehr Reichweite hat.<br />

Wolfgang Pfleger Spannend <strong>für</strong> <strong>die</strong> optimale Bespielung des Hörfunk- und Social-Media-Kanal wäre<br />

natürlich zu wissen, wieviele Hörer beide Kanäle konsumieren - und wieviele ausschließlich über<br />

Social Media Hitradio Ö3 konsumieren? So lassen sich mittelfristig Inhalte und Sprache noch besser<br />

an den online Konsumenten anpassen?!<br />

Georg Spatt Radio war früher sicher der erfolgreichste Dealer in Sachen Musik und es ist<br />

unbestritten, dass uns <strong>die</strong>ser Markt nicht mehr alleine gehört. Deswegen haben wir uns ja in<br />

den letzten Jahren auch zunehmend unabhängig von der ausschließlichen Definition unserer<br />

Programmpositionierunf über Musikstile oder Epochen gemacht und stark in <strong>die</strong> Ö3 Kompetenzen<br />

Information/Servie und <strong>Entertainment</strong>/Life Style investiert. Ö3 wird heute sicher stärker<br />

als Full Service und <strong>Entertainment</strong> Brand wahrgenommen, als als Musikspielstation.<br />

Albert Malli Schon als der iPod auf den Markt gekommen ist, haben viele das Ende des Radios<br />

prophezeit. Das Aufkommen der MP3-Player war ja tatsächlich bedrohlich. Plötzlich konnte jemand<br />

mehr Hits in der Hosentasche herumtragen, als ein Radiosender in der Rotation hatte. Die Reichweiten<br />

des Radios sind aber nicht eingebrochen. Woran das liegt? Es ist immer noch aufregender, sich<br />

im Radio überraschen zu lassen, als <strong>die</strong> ‚Shuffle‘-Tasche zu drücken. Radio ist alles andere als out.<br />

Die Jungen waren dem Radio schon immer untreu. Werden sie aber 20 und ihr Leben mit Job und<br />

Kindern strukturierter, entdecken sie <strong>die</strong> Qualität des Radios. Hier wird serviert, hier muss ich nicht<br />

selber kochen.<br />

Shin Chang „Video killed the Radio Star“ (!979)- <strong>die</strong> Hymne der MTV-Generation. Doch <strong>die</strong> Musik-TV-<br />

Sender, der im letzten Jahrtausend als apokalyptischer Reiter über <strong>die</strong> Radiolandschadt galoppierte,<br />

hat sich zurück gezogen. Der Sender selbst definiert sich inzwischen weniger über Musik als über<br />

Reality-Soaps, Boulevard und Teen-Lifestyle. Der angeblich Todgeweihte im Song ist hingegen der<br />

musikalischen Prognose in seiner Verbreitung weiter ungebrochen, nicht zuletzt weil es ohe großen<br />

technischen Aufwand überall erhältlich ist, den ‚Kunden‘ mit Information in fast allen Lebensbereichen,<br />

Unterhaltung und Musik versorgt und vor allem keine aktive Interaktion von Seiten des<br />

‚Kunden‘ benötigt.<br />

Radiotrends laut Mindshare<br />

Die Trends innerhalb der Me<strong>die</strong>nnutzung gehen stark in<br />

Richtung mobil und digital. Radio ist in beiden Welten präsent.<br />

Sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Radiosender nutzen<br />

<strong>die</strong> zahlreichen Möglichkeiten im Web oder stellen eigene<br />

Applikationen (Apps) <strong>für</strong> Smartpones zur Verfügung.<br />

Im Applestore sind in der Kategorie „Musik“ alle namhaften<br />

Radiostationen unter den beliebtesten Apps zu finden.<br />

media<br />

Auch im Bereich Social Media setzt Radio Akzente und ist dort<br />

auch nicht mehr wegzudenken wie <strong>die</strong> aktuelle Debatte um den<br />

facebook-Auftritt von öffentlich- rechtlichen Sendern zeigt.<br />

Radio ist längst kein „klassisches“ Medium mehr und zeigt<br />

anderen Me<strong>die</strong>ngattungen vor, wie man am Puls der Zeit<br />

bleibt und auf <strong>die</strong> veränderten Bedürfnisse in der Me<strong>die</strong>nnutzung<br />

eingeht.<br />

Film Sound & Media |43


media<br />

Radiotest 1. HJ 2012:<br />

ORF weiterhin voran<br />

Auch 16 Jahre nach der Einführung von flächendeckendem Privatradio in Österreich behauptet<br />

sich <strong>die</strong> Radioflotte des ORF klar an der Spitze. Die private Konkurrenz holt aber kontinuierlich<br />

auf, spetiell das österreichweite Kronehit legt singnifikant zu.<br />

44 | Film Sound & Media<br />

Die ORF-Radioflotte ist weiterhin<br />

<strong>die</strong> klare Nummer 1 am <strong>österreichische</strong>n<br />

Radiomarkt. Der Marktanteil<br />

von 74% ist ein Beweis <strong>für</strong> <strong>die</strong> - im<br />

stetig wachsenden Konkurrenzumfeld<br />

- hervorragende Positionierung<br />

der ORF-Radios, <strong>die</strong> Tag <strong>für</strong> Tag von<br />

über 5,1 Millionen ÖsterreicherInnen<br />

werden. „Das ist ein exzellentes<br />

Ergebnis <strong>für</strong> das gesamte Team der<br />

ORF-Radios. Und das in Zeiten des<br />

intensiven nationalen und internationalen<br />

Wettbewerbs und der stetig<br />

wachsenden Herausforderungen.<br />

Damit halten wir weltweit eine<br />

Karl Amon<br />

einzigartige Spitzenposition“, zeigt<br />

sich ORF-Radiodirektor Karl Amon naturgemäß erfreut.<br />

So entfallen beachtliche 3 von 4 gehörten Radiominuten<br />

auf <strong>die</strong> Programme des ORF.<br />

Auch wenn Ö3 aufgrund der Konkurrenz stetig<br />

leicht fällt, erreicht das Hitradio täglich fast 2,8 Millionen<br />

HörerInnen und ist somit auch <strong>die</strong>smal das<br />

meistgehörte Radioangebot. Umgerechnet hat Ö3<br />

damit um rund 700.000 HörerInnen mehr, als alle<br />

84 <strong>österreichische</strong>n Privatradios zusammen. In der<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Werbewirtschaft relevanten Zielgruppe der<br />

14-49-Jährigen ist Ö3 mit einem Marktanteil von<br />

42% weiterhin <strong>die</strong> eindeutige Nummer 1. Bei einer<br />

Allgemeine Daten zum RT<br />

•<strong>die</strong>durchschnittlicheHördauerpendelt<br />

sich nach einem Minus von 12 Minuten<br />

gegenüber dem Vorjahr bei 190 Minuten<br />

pro Tag ein<br />

•dasMediumRadioerreichttäglichmehr<br />

als sechs Millionen ÖsterreicherInnen<br />

ab 10 Jahren und ist damit eine wichtige<br />

Konstante innerhalb der <strong>österreichische</strong>n<br />

Me<strong>die</strong>nlandschaft<br />

•auchimjüngerenSegmentder<br />

14- 49jährigen findet <strong>die</strong> Radionutzung<br />

mit täglich 187 Minuten auf hohem<br />

Niveau statt.<br />

Reichweite von 46,1% zählt somit<br />

fast jeder Zweite in <strong>die</strong>sem Alterssegment<br />

zur täglichen Hörerschaft<br />

von Ö3.<br />

Österreich 1 erreicht mit seinem<br />

anspruchsvollen Informations- und<br />

Kulturangebot - bei einem stabilen<br />

Marktanteil von 6% - eine tägliche<br />

Hörerschaft von 9,1%. Diese Tagesreichweite<br />

entspricht über 680.000<br />

Personen.<br />

Auch der überwiegend fremdsprachige<br />

Jugend-Kultursender FM4<br />

trägt mit stabilen Marktanteilen<br />

und rund 250.000 täglichen HörerInnen<br />

zur erfreulichen Radiotestbilanz<br />

der ORF-Radios bei.<br />

Die ORF-Regionalradios sind weiterhin regionale<br />

Marktführer in ihren jeweiligen Bundesländern. Gemeinsam<br />

können <strong>die</strong> neun regionalen ORF Radio-<br />

Angebote auf ein tägliches Publikum von fast 2,5<br />

Millionen Personen ab 10 Jahren verweisen.<br />

In Wien, dem wettbewerbsintensivsten Bundesland<br />

Österreichs, belegt <strong>die</strong> öffentlich-rechtliche Radioflotte<br />

auch im aktuellen Radiotest über das 1. Halbjahr<br />

2012 <strong>die</strong> Spitzenpositionen. Das Reichweiten-<br />

Top-Ranking wird von Ö3 angeführt, gefolgt von<br />

Radio Wien und Österreich 1.<br />

Radiotest 1. Halbjahr 2012 vs. 1. Halbjahr 2011<br />

Österreich gesamt<br />

(Montag-Sonntag)<br />

Tagesreichweite<br />

10+<br />

14-49<br />

Marktanteil<br />

10+ 14-49<br />

ORF Radios gesamt68,7%<br />

(70,1%) 63,8% (65,9%) 74% (75%) 66% (68%)<br />

Ö3 37,2% (37,6%) 46,1% (48,0%) 32% (32%) 42% (42%)<br />

ORF Regionalradios33,0%<br />

(33,9%) 20,6% (21,1%) 35% (36%) 19% (20%)<br />

Privatsender Inland27,8%<br />

(26,7%) 35,6% (34,1%) 23% (22%) 31% (30%)<br />

KRONEHIT 11,2% (9,3%) 16,4% (13,4%) 7% (6%) 11% (9%)<br />

Österreich1<br />

9,1% (9,5%) 5,5% (5,9%) 6% (6%) 2% (3%)<br />

FM4 3,3% (3,6%) 5,2% (5,7%) 2% (2%) 3% (3%)<br />

Quelle: GfK Austria


RMS TOP Kombi:<br />

ungebremstes Wachstum<br />

Der aktuelle Radiotest bringt <strong>für</strong> <strong>die</strong> RMS TOP Kombi sowohl bei den<br />

Tagesreichweiten als -auch bei den Marktanteilen wiederum deutliche<br />

Zuwächse: Pro Tag hören über 2 Millionen Österreicher zumindest<br />

einen Sender aus dem RMS-Verbund, von den 14-49jährigen nutzen<br />

Michael Graf<br />

Bei den Einzelsendern sind<br />

besonders <strong>die</strong> Reichweiten-<br />

Steigerungen (14-49 Jahre)<br />

der Sender KroneHit, Radio<br />

Arabella in NÖ und OÖ sowie<br />

Radio Energy in Wien<br />

und Tirol, weiters <strong>die</strong> Wellen<br />

in OÖ und Tirol, Radio Graz<br />

sowie Radio Osttirol hervorzuheben.<br />

„Auch was den Werbemarkt<br />

betrifft, können wir mit dem<br />

1. Halbjahr zufrieden sein.<br />

Zum einem, weil <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>ngattung<br />

Radio unter<br />

den gegebenen Rahmenbedingungen<br />

ihre Stärken<br />

sehr gut ausspielen kann:<br />

Radio verkauft – das zählt<br />

heute ganz besonders! Zum<br />

anderen, weil es zunehmend<br />

gelingt, <strong>die</strong> Hörermarktanteils-Gewinne<br />

der Privaten<br />

in Anteilsgewinne am Werbemarkt<br />

umzusetzen. Dieser<br />

Prozess wird sich noch<br />

weiter beschleunigen“, freut<br />

sich Michael Graf, Geschäftsführer<br />

der RMS Austria, über<br />

ein <strong>für</strong> RMS Austria erfolgreiches<br />

erstes Halbjahr.<br />

media<br />

bereits mehr als 35% täglich Privatradio. Auch der Marktanteil konnte<br />

in beiden Zielgruppen weiter ausgebaut werden. In der kaufkräftigen<br />

Zielgruppe der 14-49jährigen liegt er nun bereits bei 31%; innerhalb<br />

von fünf Jahren beträgt das Wachstum insgesamt 8%-Punkte.<br />

Film Sound & Media |45


media<br />

88,6: mit HiT FM<br />

Network auf Erfolgskurs<br />

Oliver Böhm Geschäftsführer von 88.6 Der Musiksender hat allen Grund zur Freude. Die Ende<br />

Mai des Jahres stattgefundene Umbenennung des HiT FM Networks in 88.6 Der Musiksender ist<br />

reibungslos und mit großem Erfolg über <strong>die</strong> Bühne gegangen. Der aktuelle Radiotest positioniert<br />

das lokale Radio in seinem Sendegebiet Wien, Niederösterreich und dem Burgenland auf den<br />

absoluten Top Plätzen unter den Privatsendern.<br />

46 | Film Sound & Media<br />

Oliver Böhm<br />

Bei der Tagesreichweite* reüssiert 88.6 Der Musiksender<br />

in Niederösterreich mit 9,5 Prozent und<br />

im Burgenland mit 5,3 Prozent an erster Stelle. Nur<br />

ORF Sender und Österreichs bundesweites Privatradio<br />

Krone Hit platzieren sich da vor dem Musiksender.<br />

In der Bundeshauptstadt belegt 88.6 Der<br />

Musiksender mit 5,8 Prozent Tagesreichweite* den<br />

starken zweiten Platz unter den lokalen Privatsendern.<br />

Oliver Böhm: „Der Namenswechsel war der logische<br />

Schritt in der Weiterentwicklung unserer<br />

Marke. Und es war offensichtlich auch der richtige:<br />

Das beweist der aktuelle Radiotest und <strong>die</strong><br />

hohe Hörerakzeptanz, <strong>die</strong> wir täglich erleben. Bei<br />

<strong>die</strong>sem Projekt haben wir natürlich eng mit der<br />

KommAustria zusammengearbeitet, <strong>die</strong> uns letztendlich<br />

auch <strong>die</strong> Übernahme von Programmteilen<br />

im gesamten Network per Bescheid gestattet hat.<br />

Unsere technische Reichweite liegt da bei über 3<br />

Millionen Einwohner im wirtschaftlich so wichtigen<br />

Osten Österreichs. Und der aktuelle Radio<br />

Test hat uns raschen Erfolg beschert. Experten und<br />

Trendforscher raten den „Radios“ zu einer Rückbesinnung<br />

auf deren Kernkompetenz der Musik. Wir<br />

sind <strong>die</strong>sen Schritt bereits vor einem Jahr gegangen,<br />

als wir uns entschieden haben, den Bestandteil<br />

„Der Musiksender“ innerhalb unseres Markenauftritts<br />

wieder zu forcieren.<br />

Musik hat einen hohen Wert, erzeugt ein Gefühl,<br />

erweckt Emotionen. Unser erfahrener und hochver<strong>die</strong>nter<br />

Programmdirektor Stephan Halfpap hat<br />

gemeinsam mit Chefredakteur Bernhard Feichter<br />

<strong>die</strong> bestmögliche und ausgewogenste Musikmischung<br />

zusammengestellt. Das bedeutet, <strong>die</strong> auch<br />

in Österreich sehr populäre Pop- und Rockmusik<br />

in den Mittelpunkt des Senders zu stellen. Es geht<br />

nicht darum, sich im Mainstream zu verstecken<br />

und nicht aufzufallen, sondern mit einem klaren<br />

Profil zu gefallen und zu begeistern.“<br />

Stephan Halfpap, Programmdirektor: „Musik spielt<br />

im Leben unserer Hörer eine große Rolle. Dem tragen<br />

wir Rechnung. Unsere Zusammenstellung, <strong>die</strong><br />

wir wöchentlich komplett auf den Prüfstein stellen,<br />

soll den Gefühlen und Emotionen, der Stimmung<br />

der Menschen gerecht werden. Das ist ein sich<br />

ständig verändernder Prozess, mit dem wir auch in<br />

der Musik aktuell auf <strong>die</strong> sich laufend ändernden<br />

Lebenswelten unserer Hörer reagieren können.<br />

Dieses Konzept ist <strong>die</strong> Basis unserer Programme<br />

in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.<br />

Dabei trennen wir <strong>die</strong> Programme, da <strong>die</strong> Lebenswelten<br />

der Zuhörer in Wien und Niederösterreich/<br />

Burgenland unterschiedlich sind.<br />

Das Programm <strong>für</strong> Wien konzentriert sich redaktionell<br />

stark auf den Livecharakter, auf <strong>die</strong> Geschwindigkeit<br />

und <strong>die</strong> Schnelllebigkeit einer pulsierenden<br />

Großstadt. Wir filtern das vielseitige Angebot<br />

der Metropole <strong>für</strong> unsere Hörer und übertragen<br />

den Spirit, den <strong>die</strong>se Stadt hat, in unser Programm.


Livereporter, <strong>die</strong> in der City unterwegs sind, unterstützen<br />

<strong>die</strong>ses Konzept und sind nahe an den Menschen<br />

und Ereignissen der Stadt dran. Der Versuch,<br />

neben unserer unverwechselbaren Musikauswahl<br />

<strong>die</strong> Lebenswelt unserer Hörer aufzunehmen und<br />

ins Programm einzubinden, ist uns geglückt. Wir<br />

wissen, wo wir unsere Hörerschaft abholen. Damit<br />

können wir Ihnen <strong>die</strong> Themen liefern, <strong>die</strong> sie<br />

wirklich interessieren. Der Schritt, aus den Studios<br />

in St.Pölten ebenfalls unter der Marke 88.6 Der<br />

Musiksender zu senden war ein richtiger, wie sich<br />

bereits jetzt zeigt. Auch in Niederösterreich und im<br />

Burgenland servicieren wir nun ein Segment, das<br />

bisher von keinem Sender be<strong>die</strong>nt wurde. Erste<br />

Hörerreaktionen seit der Markenvereinheitlichung<br />

belegen <strong>die</strong> große Nachfrage. Das Musikformat ist<br />

auf <strong>die</strong>sen Bundesländern abgestimmt und auch<br />

hier auf <strong>die</strong> Bedürfnisse und den Geschmack der<br />

Menschen zugeschnitten. Inhaltlich setzen wir hier<br />

natürlich auf Themen der Region. Beispielsweise<br />

haben wir im Burgenland mit der Sendereihe „Sonnenländer“<br />

ein spezielles, informatives Format entwickelt,<br />

das sich mit der modernen Lebensweise<br />

im Burgenland auseinandersetzt.<br />

Verkaufsdirektor Andreas Leitner: „Das erste Halbjahr<br />

2012 war <strong>für</strong> 88.6 Der Musiksender auch wirtschaftlich<br />

äußerst erfolgreich. Wir konnten bei den<br />

Umsätzen außerhalb der RMS im Vergleich zum<br />

Vorjahr um 11 Prozent zulegen und Neukunden<br />

wie unter anderem „Cashpoint“, „Danone“, „ARBÖ“,<br />

„123 Einkauf“ gewinnen, wobei wir zusätzlich zu<br />

klassischen Spots mit impactstarken Promotions<br />

und innovativen Werbeformen im crossmedialen<br />

Bereich zwischen Radio und Online überzeugen.<br />

Die Werbewirtschaft profitiert von der erfolgreichen<br />

Einmarkenstrategie, <strong>die</strong> lokale und überregionale<br />

Kampagnen unter einem starken Dach mit<br />

hoher Hörerakzeptanz ermöglicht und Streuverluste<br />

minimiert.“<br />

media<br />

Film Sound & Media |47


media<br />

Energy: der Wunsch<br />

nach ganz Österreich<br />

„Im <strong>österreichische</strong>n<br />

Umfeld von<br />

öffentlich-rechtlichen<br />

und einem privaten<br />

bundesweiten Sender<br />

hat sich scheinbar das<br />

Radiolager in zwei<br />

Fronten gespaltet. Die<br />

Radiosender ,<strong>die</strong> bundesweit<br />

agieren und<br />

Energy Österreich<br />

gegen alle anderen“,<br />

meint NRJ-Geschäftsführerin<br />

Aline Basel.<br />

„ Für uns ist der klare<br />

Aline Basel<br />

Beweis <strong>für</strong> unseren<br />

Erfolg und den Bedarf<br />

der Radiomarke NRJ dadurch erbracht, dass wir mit<br />

unseren erschwerten Sende- und Budgetmöglichkeiten<br />

weiterhin bundesweit agierende Sender mächtig ins<br />

Schwitzen bringen. Mit schier unerschöpflich scheinenden<br />

Marketingbudgets und politischer Macht bewaffnet,<br />

erklären uns so manche Radiosender, <strong>die</strong> auf nationaler<br />

Ebene agieren, als Ihren einzigen Gegner. Das ist zwar<br />

nicht immer einfach zu leben, andererseits ein berechtigtes<br />

Kompliment“, so eine scharfzüngige Basel. In Wien<br />

sei <strong>die</strong> Teilung der Radiolandschaft in zwei Gruppen<br />

besonders deutlich. Basel: „Einerseits sind <strong>die</strong> öffentlich-rechtlichen<br />

Sender und Österreichs bundesweites<br />

Privatradio sicher <strong>die</strong> Tempomacher beim Run auf gute<br />

Radiotestergebnisse. Andererseits schafft Energy es, sich<br />

mit 11,9 % TRW und 7 % MA im Spitzenfeld eindeutig<br />

zu behaupten.“ Zustimmung von Programmdirektor<br />

Florian Berger: „Wir sind stolz auf das Wiener Ergebnis<br />

und arbeiten mit Hochdruck an vielen neuen Überraschungen<br />

<strong>für</strong> unsere Hörer und natürlich auch an solchen<br />

<strong>für</strong> den Mitbewerb“, ergänzt er augenzwinkernd.<br />

Berger freut sich auch über <strong>die</strong> Performance in Salzburg.<br />

„Energy Salzburg ist in seinem Verbreitungsgebiet<br />

weiterhin mit einer TRW von 9 % und einem MA von<br />

8 %* und einer stetigen Steigerung seiner Hörer in den<br />

letzten drei Jahren seit Sendebeginn vom Außenseiter<br />

zum Herausforderer <strong>für</strong> viele seit Jahren agierende<br />

Mitbewerber geworden.“ Und: „Das Format Energy hat<br />

in jedem der neun Bundesländer seine Berechtigung,<br />

auch Salzburg schätzt unsere urbane und frische Formatierung.<br />

Die Resonanz der Hörer ist ausgezeichnet“.<br />

Energy Innsbruck verhält sich ähnlich wie Salzburg.<br />

Auch hier hat der Sender mit einer TRW von 7,6 % und<br />

einem MA von 6 % im Verbreitungsgebiet seine Rolle<br />

positioniert und <strong>die</strong> Tiroler Radiolandschaft bereichert.<br />

In den Sendegebieten Graz und Obersteiermark, liefert<br />

Energy ein solides und bescheidkonformes Programm.<br />

Eindeutiges Ziel <strong>für</strong> <strong>die</strong> steirischen Sender wird eine<br />

Wiederauflage des Versuchs einer Formatänderung<br />

Anfang 2013 sein.<br />

48 | Film Sound & Media<br />

98,3 Superfly: Soul rules<br />

98.3 Superfly festigt seinen Marktanteil von 2% in der werberelevanten<br />

Zielgruppe der 14-49jährigen (Mo-So) und zeigt mit 2,4%<br />

Tagesreichweite, dass man auch abseits der üblichen Hit- und<br />

Mainstreamformate punkten kann.<br />

Geschäftsführer Thomas Mair: „Das Ergebnis unterstreicht<br />

unsere Position als etabliertes und ernstzunehmendes Medium<br />

am Markt. Wir erreichen eine beständige Zielgruppe, <strong>die</strong> es in<br />

<strong>die</strong>ser Dichte am <strong>österreichische</strong>n Radiomarkt sonst nirgends<br />

gibt: überdurchschnittlich hohe Kaufkraft, darunter zahlreiche<br />

Meinungsbildner, <strong>die</strong> Wert auf Qualität legen. Und genau <strong>die</strong>se<br />

Qualität servieren wir tagtäglich mit unserem Musikprogramm.<br />

Der Dank gehört unserem Team, das mit jeder Menge Schweiß<br />

und Herzblut konsequent daran arbeitet, und natürlich der Superfly<br />

Community, <strong>die</strong> uns seit<br />

Jahren so treu begleitet!“<br />

Erst kürzlich wurden <strong>die</strong> Arbeiten<br />

zur Vervierfachung der<br />

Sendeleistung abgeschlossen.<br />

Damit wurde ein wichtiger<br />

Grundstein <strong>für</strong> eine erfolgreiche<br />

Zukunft von Superfly<br />

gelegt und positive Vorzeichen<br />

<strong>für</strong> weitere signifikante Reichweitensteigerungen<br />

am Wiener<br />

Radiomarkt geschaffen.<br />

Thomas Mair<br />

Radiotest 1. Halbjahr 2012 vs. 1. Halbjahr 2011<br />

Wien<br />

(Montag-Sonntag) Tagesreichweite Marktanteil<br />

10+ 14-49 10+ 14-49<br />

ORF Radios gesamt 58,2% (61,1%) 51,5% (53,5%) 69% (71%) 62% (65%)<br />

Ö3 29,9% (30,7%) 34,0% (34,6%) 31% (31%) 40% (37%)<br />

Radio Wien 14,7% (15,1%) 11,0% (10,4%) 15% (15%) 11% (13%)<br />

Österreich 1 12,3% (14,5%) 8,3% (8,8%) 9% (11%) 4% (6%)<br />

KRONEHIT 9,9% (6,5%) 14,3% (8,7%) 7% (5%) 12% (8%)<br />

Radio Energy 8,5% (7,2%) 11,9% (10,4%) 4% (5%) 7% (7%)<br />

Radio Arabella 8,1% (7,7%) 5,0% (5,8%) 9% (8%) 5% (6%)<br />

Radio NÖ 7,3% (7,1%) 2,4% (1,5%) 8% (8%) 2% (2%)<br />

88.6/HiT FM 4,7% (-) 5,8% (-) 4% (-) 6% (-)<br />

FM4 3,9% (4,7%) 5,6% (7,5%) 2% (3%) 4% (6%)<br />

Radio Burgenland 3,2% (3,2%) 1,1% (1,2%) 3% (3%) 1% (1%)<br />

Antenne Wien 2,3% (2,2%) 2,7% (2,9%) 2% (3%) 2% (4%)<br />

98,3 Superfly 1,6% (1,5%) 2,4% (2,2%) 1% (2%) 2% (2%)<br />

Quelle: GfK Austria


Film Sound & Media |49


media<br />

BÜChEr, dVd & Co<br />

Wird Kunst durch Geld besser?<br />

Die dänische Autorin Janne Teller wurde vor allem mit ihren<br />

Jugendbüchern bekannt, nun legt sie eine philosophische<br />

Novelle vor, in der es um <strong>die</strong> Frage der Verantwortung von<br />

Kunst geht. In „Komm“ folgt sie dem inneren Monolog eines<br />

Verlegers, der sich eine Nacht lang Gedanken darüber macht,<br />

ob er ein erfolgsversprechendes Buch veröffentlichen darf,<br />

obwohl <strong>die</strong> Geschichte anscheinend gestohlen ist. Wann<br />

wird etwas zur Kopie, baut nicht jede Kunst auf schon bereits<br />

Existierendem auf? Entledigt sich der Künstler der realen Verfassung, wenn er etwas<br />

Fiktion werden lässt? Würde Kunst ohne Bezahlung besser oder schlechter sein?<br />

Über solche Fragen sinnierend und mit seinem eigenen Leben verquickend, gerät der<br />

Verleger immer mehr ins Zweifeln. Sein eigenes Leben erscheint banal, <strong>die</strong> Fragen<br />

aber hängen einem als Leser nach und erfordern Gehirnarbeit.<br />

Janne Teller: „Komm“ (Hanser), in der Hörbuchversion bei HB Hamburg<br />

Bücher pflastern ihre Lebensfragen<br />

Warmherzige, kluge Familiengeschichten – ob im Kino oder<br />

in der Literatur – da sind <strong>die</strong> Franzosen Weltmeister. Es sind<br />

keine abenteuerlichen Geschichten sondern aus dem Alltag<br />

entnommene, <strong>die</strong> jeder nachvollziehen kann, aber <strong>die</strong> durch<br />

<strong>die</strong> Perspektive des Erzählenden zu etwas Besonderem<br />

werden. “Frühstück mit Proust” ist ein charmanter Roman,<br />

in dem zwei Frauen – eine Großmutter und eine Enkelin<br />

– <strong>die</strong> Hauptrolle spielen. Frédérique Deghelt erzählt eine<br />

wunderbare Geschichte, <strong>die</strong> sich um <strong>die</strong> Fragen des Älterwerdens dreht, über den Unterschied<br />

von Journalismus und Literatur und warum Bücher und Lesen ein wichtiges<br />

Lebenselixier sein können. Geschickt werden <strong>die</strong> beiden Leben, das der vermeintlich<br />

ungebildeten Bäuerin und der mondänen Pariserin miteinander verwoben, <strong>die</strong> in<br />

ihrer Unterschiedlichkeit doch so viele Gemeinsamkeiten entdecken. Als LeserIn spürt<br />

man förmlich <strong>die</strong> Zuneigung und den Respekt, den <strong>die</strong> beiden <strong>für</strong>einander haben. Ein<br />

ungemein nettes Sommerbuch, wenn man eine einfache Geschichte, unkomplizierte<br />

Sprache und Gedanken über das Lesen per se mag.<br />

Frédérique Deghelt: „Frühstück mit Proust“ (atb)<br />

Traumberuf: Filmvorführer<br />

Eine vergangene Zeit lässt der Inder Chandrahas Choudhury<br />

wieder aufleben, eine in der Kinos noch Filmtheater waren<br />

und Filmvorführer ein Traumberuf. Zumindest <strong>für</strong> Arzee, einem<br />

redseligen jungen Mann von kleinem Wuchs und großen<br />

Träumen. Er träumt davon, an <strong>die</strong> erste Stelle zu rücken, wenn<br />

der alte Filmvorführer Phiroz in Ruhestand geht. Er träumt<br />

von Liebe, einer Frau, <strong>die</strong> nachts neben ihm liegt. Nur mit solchen Wünschen lässt sich<br />

sein schwieriges Leben überstehen, das er mit vielen klugen Lebensgedanken aber<br />

auch warmherzigen Humor betrachtet. Choudhury gelingen sowohl pointierte Dialoge<br />

als auch atmosphärische Beschreibungen, bei denen man förmlich den Gestank<br />

der Kloaken der Metropole Mumbai in der Nase hat. Licht und Schatten, Imagination<br />

und Wirklichkeit, Größe und Kleinheit, <strong>die</strong> Gegensätze in <strong>die</strong>ser Parabel werden<br />

einfallsreich abgewandelt und machen großen Spaß an der Lektüre.<br />

Chandrahas Choudhury: „Der kleine König von Bombay“ (dtv)<br />

50 | Film Sound & Media<br />

Leistungsträger beim Ententanz<br />

Eine siebentägige Luxuskreuzfahrt in der Karibik? Warum nicht? Vor allem wenn<br />

man sie bezahlt bekommt. Dieses vermeintliche Glück passierte dem mittlerweile<br />

verstorbenen Kultautor David Foster Wallace, der im Auftrag von Harper’s <strong>Magazin</strong>e<br />

<strong>die</strong>se Reise unternahm. Er ist ein genauer und gnadenloser Beobachter, nichts bleibt<br />

unverborgen und so erfährt man fast minutiös wie sich das Gesellschaftsleben auf so<br />

einem Dampfer abspielt. Foster kriegt sich kaum ein, als er sieht, mit welcher Begeisterung<br />

500 amerikanische Leistungsträger sich beim Ententanz zu Narren machen<br />

oder als er hört, wie US-Bürger am Info-Counter fragen, ob man beim Schnorcheln<br />

nass wird, ob <strong>die</strong> Crew ebenfalls an Bord schläft oder um welche Zeit das Mitternachtsbuffet<br />

eröffnet wird. Wer bis dahin Bedenken<br />

gegenüber einer Kreuzfahrt hatte, wird darin<br />

bestärkt, aber gleichzeitig ungeheuer unterhalten.<br />

Unaufgeregt doch äußerst prägnant von Dietmar<br />

Bär (Tatort) vorgetragen.<br />

David Foster Wallace: „Schrecklich amüsant -<br />

aber in Zukunft ohne mich“ (Hörverlag)<br />

Freaks zum Abhauen<br />

Alle über 18 Jahre können sich <strong>die</strong> diversen X-Jams nicht als verlockende Urlaubsentstpannung<br />

vorstellen, aber <strong>für</strong> sehr, sehr viele junge Menschen sind sie noch immer<br />

ein Traumziel. So auch <strong>für</strong> Will, Neil, Simon und Jay, <strong>die</strong><br />

nicht gerade das sind, was man als Traumtypen bezeichnen<br />

würde: optisch keine Hingucker, Coolness-Faktor gegen Null<br />

und sexuell chronisch unterfordert. Immerhin schaffen <strong>die</strong><br />

Jungs wenigstens ihren Schulabschluss. Ein unerwarteter<br />

Erfolg, der entsprechend gefeiert werden muss: ab nach<br />

Kreta, wo Sonne, Strand, Partys, eimerweise Alkohol und<br />

heiße Sex-Nächte auf sie warten - zumindest in ihren Träumen<br />

Denn auf das, was ihr Traumurlaub <strong>für</strong> sie bereithält,<br />

sind <strong>die</strong> Jungs nicht vorbereitet... Der Kinoüberraschungshit<br />

aus England ist realer und authentischer , aber ebenso<br />

lustig wie ‚Hangover’ oder ‚American Pie’ . Zum Drüberstreuen<br />

wurde gleichzeitig auch <strong>die</strong> TV-Serie „The Inbetweeners“,<br />

aus der <strong>die</strong>ser Film hervorging, veröffentlicht.<br />

„Sex on the Beach“ (Universum) R: Ben Palmer<br />

„The Inbetweeners - unsere jungfräulichen Jahre“<br />

(Universum)<br />

Gut gespielt, Alter!<br />

Wenn man sich obigen Film angesehen hat, kommt einem Sido richtig alt und gesettelt<br />

vor, auch wenn er in „Blutzbrüdaz’ eh <strong>die</strong> Sau rauslässt. Die beiden deutschen<br />

Rapper Sido und B-Tight spielen in <strong>die</strong>sem Film quasi<br />

ihre eigene Biografie. Der Traum der beiden Freunde ist<br />

es, endlich berühmte Rapstars zu werden und wie sie das<br />

machen ist z.T. überaus authentisch geschildert, dazu <strong>die</strong><br />

notwendige Härte und Humor und <strong>die</strong> erstaunlich gute<br />

Performance als Schauspieler der beiden. Gute Teamarbeit.<br />

„Blutzbrüdaz“ (Constantin) R: Özgür Yildirim


BÜChEr, dVd & Co<br />

Mr. Coolio<br />

Vollkommen unbeirrt geht der Hollywoodbeau Ryan<br />

Gosling seinen (richtigen) Weg: vom Herzensbrecher<br />

in In<strong>die</strong>produktionen hin zu Filmen, <strong>die</strong> innert kürzester<br />

Zeit <strong>die</strong> Etikette Kult umgehängt bekommen.<br />

„Drive“ reüssierte erstmals bei den Filmfestspielen in<br />

Cannes, ist mittlerweile um <strong>die</strong> Welt gereist, in fast<br />

allen Me<strong>die</strong>n überschwänglich gelobt und Hauptdarsteller<br />

Ryan Gosling wurde vom ‚Time <strong>Magazin</strong>e’<br />

zur „coolsten Person des Jahres“ gewählt. In <strong>die</strong>sem Gangsterthriller geht es einmal<br />

mehr um eine Dreiergeschichte, <strong>die</strong> hauptsächlich in der Nacht aus dem Auto heraus<br />

spielt. Regisseur Nicolas Winding Refn erfindet mit ‚Drive’ einen der lässigsten und<br />

präzisesten Großstadtthriller und gleichzeitig das Actionkino völlig neu. In der Tradition<br />

des ultraprofessionellen Genrekinos der Achtzigerjahre, aber absolut modern<br />

und auf der Höhe der Zeit, zum Immerwiederschauen.<br />

„Drive“ (Universum)<br />

Mit dem Soundmobil durch Österreich.<br />

Folgende Festivals wollen abgeklappert werden:<br />

Wien<br />

VIENNA SUMMERBREAK<br />

Drei Veranstaltungen beschließen das letzte<br />

Sommerwochenende in Wien zu einem<br />

Event der Superlative zu machen. ‚Nightride’<br />

‚Streetparade’ und das Filmfestival am<br />

Rathausplatz sind <strong>die</strong> großen, unter deren<br />

Dach sich über 70 Veranstalter zusammenschließen<br />

und Wien zur Partymetropole <strong>für</strong><br />

ein Wochenende machen wollen.<br />

31.8.-2.9.<br />

www.summerbreakvienna.at<br />

Niederösterreich<br />

FM4 FREqUENCY<br />

Über 100 Acts auf mehr als 7 Bühnen, mit<br />

alten Bekannten wie Beatsteaks, Kalkbrenner,<br />

Sportfreunde Stiller, Tocotronic,<br />

Parov Stelar, Kettcar etc.<br />

15.8.-18.8. St. Pölten, www.frequency.at<br />

Oberösterreich<br />

25 JAHRE FESTWOCHEN GMUNDEN<br />

Von Klassik (Balduin Sulzer) über Jazz<br />

(Jean-Luc Ponty) bis hin zum Wienerlied<br />

(E. Molden) aber auch viel Literarisches<br />

wird am schönen Traunsee geboten.<br />

Sommerfrische kulturell.<br />

19.7.-31.8.<br />

www.festwochen-gmunden.at<br />

Salzburg<br />

JAZZFEST SAALFELDEN<br />

Imposante Bergkämme, glasklare Luft<br />

und zeitgenössischer Jazz – verlockende<br />

Kombi.<br />

23.-26.8.<br />

www.jazzsaalfelden.com<br />

SALZBURGER FESTSPIELE<br />

232 Vorstellungen in 45 Tagen an 15<br />

verschiedenen Spielorten, ausschließlich<br />

Neuinszenierungen bilden das Opernprogramm<br />

der Salzburger Festspiele wie ZB.<br />

„Die Zauberflöte“ oder „La Bohéme“ mit<br />

Anna Netrebko. Im Zentrum des Konzert–<br />

reigens stehen <strong>die</strong> Wiener Philharmoniker,<br />

<strong>die</strong> Reihe Salzburg contemporary und der<br />

Zyklus Über <strong>die</strong> Grenze.<br />

20.7.-2.9.<br />

www. salzburgerfestspiele.at<br />

Tirol<br />

INNSBRUCKER FESTWOCHEN DER<br />

ALTEN MUSIK<br />

Renaissance- und Barockmusik mit<br />

besonderem Schwerpunkt Neapel steht<br />

heuer im Mittelpunkt.<br />

10.7.-26.8.<br />

www.altemusik.at<br />

Grandios altmodisch<br />

Für <strong>die</strong> Verkörperung des Agenten George Smiley erhielt der englische Schauspieler<br />

Gary Oldman seine erste Oscar-Nominierung vollkommen zurecht. In <strong>die</strong>sem spannenden,<br />

nach einem Drehbuch von Bestsellerautor John le Carré, verfilmten Agententhriller<br />

muss er in den eigenen Reihen einen Spion im Dienste der sowjetischen<br />

KGB enttarnen. Die Geschichte spielt im Jahre 1973, Ausstattung großartig, Kamera<br />

fulminant, Schauspieler typisch britisch, Story<br />

spannend. Wie <strong>die</strong> Agenten Schachfigurengleich<br />

(Originalttitel: Tinker, Tailor, Sol<strong>die</strong>r, Spy), mitleidslos<br />

ausgetauscht bzw. ausgestoßen werden, zeigt wie<br />

hinter der gerühmten britischen Höflichkeit eine<br />

mitleidslose Härte sich versteckt. Grandioser Film!<br />

„Dame, König, As, Spion“ (Studiocanal)<br />

R: Tomas Alfredson<br />

Steiermark<br />

MOST & JAZZ<br />

Im 14. Jahr seines Bestehens hat sich <strong>die</strong>ses<br />

sympathische Jazzfest mit ‚Loops & Grooves’<br />

einen kleinen Bruder angelacht, bei dem<br />

auch <strong>die</strong> Elektronikfans auf ihre Kosten<br />

kommen. Erfreulicher Herbstbeginn.<br />

5.-.9.9.<br />

www.mostundjazz.com<br />

Vorarlberg<br />

POOLBAR-FESTIVAL<br />

Kulturelles von Nischen bis Pop wird im<br />

alten Hallenbad bei (noch) schlechter<br />

Belüftung geboten. Deswegen gibt es<br />

den ‚Heißen-Luft’Fond’, bei dem Geld <strong>für</strong><br />

eine neue Lüftung gesammelt wird. U.a.<br />

kommt Cro etc.<br />

6.7.-19.8.<br />

www.poolbar.at<br />

SCHUBERTIADE SCHWARZENBERG<br />

Das bedeutendste Schubertfestival weltweit<br />

punktet auch heuer wieder mit Stars<br />

wie Ian Bostridge, Angelika Kirchschlager,<br />

Hagen Quartett etc.<br />

27.8.-8.9.<br />

www.schubertiade.at<br />

media<br />

Festival<br />

Kärnten<br />

BURGARENA FINKENSTEIN<br />

Heuer ist <strong>die</strong> herrliche Burg fest in<br />

<strong>österreichische</strong>r Hand. Von Fendrich über<br />

Ambros bis zu den Seern bemühen sich<br />

<strong>die</strong> Musiker hinauf auf den Berg, um zu<br />

unterhalten. Panorama inklusive.<br />

20.6.-22.8.<br />

www.burgarena.at<br />

Burgenland<br />

WIESEN<br />

Last but not least spielt gute Musik im<br />

Sommer vor allem im östlichsten Bundesland<br />

eine Rolle. Begonnen wurde in Nickelsdorf<br />

mit dem Nova Rock, enden wird<br />

es mit dem ‚2 Days a Week‘. Dazwischen<br />

,neben vielen anderen gibt’s auch noch<br />

das Sunsplash, das heuer ganz im Zeichen<br />

der Familienfreundlichkeit steht.<br />

25.8. + 30.8.-1.9.<br />

www.wiesen.at<br />

PICTURE ON BILDEIN<br />

Viele Ungarn und Alf Poier & Die<br />

obersteirische Wolfshilfe werden auf der<br />

Uhudler-Bühne im Apfelgarten ihr Können<br />

darbringen. Dazu Beatboxer Fil, Clara Luzia<br />

oder Jimmy Cliff. Wilde Mischung.<br />

10.-11.8.<br />

www.pictureon.at<br />

Film Sound & Media |51


media<br />

soundMoBIl I<br />

CItroEn ds4<br />

Der Citroën DS4 trägt einen großen Namen – jenen der Limousinen-Göttin der 60er-<br />

Jahre. Aber optisch erinnert der moderne DS4 kaum noch an <strong>die</strong> Citroën-Legende. Schön<br />

ist das Auto aber trotzdem und natürlich viel sportlicher. Die höher gelegte, viertürige<br />

Coupé-Form macht <strong>die</strong> Anziehungskraft des DS4 aus. Schon beim ersten Blick auf <strong>die</strong><br />

Front stellt der Citroën DS4 seine Zugehörigkeit zur DS-Linie klar. Die Inszenierung des<br />

Doppelwinkels im mächtigen Kühlergrill, <strong>die</strong> markante Frontschürze, das DS-Logo auf<br />

der Kühlerhaube und <strong>die</strong> Lichtleisten, <strong>die</strong> sowohl tags als auch nachts sichtbar sind,<br />

verleihen dem Fahrzeug einen exklusiven Charakter. Exklusiv ist auch <strong>die</strong> sehr üppige<br />

Serienausstattung: 18-Zoll-Räder, Klimaautomatik, Totwinkelassistent, Parklückendetektor,<br />

beheizbare Spiegel, 230-Volt-Steckdose, Lederlenkrad und sogar Massagesitze ohne<br />

Aufpreis. Originell auch <strong>die</strong> fünfstufige Variation der Instrumentenbeleuchtung von „Blue<br />

Flame“ bis „Techno Black“ und das Blinkergeräusch kann man auch umstellen bspw. von<br />

„Crystal Symphony“ auf „Jungle Fantasy“. Bei all <strong>die</strong>sen lustigen Spielereien vergisst man<br />

ganz das hervorragende Fahrverhalten des DS4 hervorzuheben. Der 160 PS-Turbo-<br />

Dieselmotor ist äußerst zügig, das Fahrwerk straff aber nie zu hart, <strong>die</strong> Bremsen sind<br />

absolut top. Spurassistent und andere technische Hilfen sind ausreichend an Bord. Sehr<br />

angenehm ist über<strong>die</strong>s <strong>die</strong> hervorragenden Denon-Audioanlage, <strong>die</strong> feinsten Sound<br />

bietet. Frankophile Autofans werden beim DS4 jedenfalls voll auf ihre Kosten kommen,<br />

<strong>die</strong> bei all den Extravaganzen <strong>die</strong> Citroën hier bietet, nicht mal so hoch sind.<br />

160 PS, Verbrauch 4,7 l<br />

Höchstgeschwindigkeit 190 km/h<br />

Beschleunigung: 11,3 (0-100kmh)<br />

Preis: ab 30.390,- Euro (inkl. aller Steuern)<br />

52 | Film Sound & Media<br />

soundMoBIl II<br />

hyundaI I 30<br />

Der neue Hyundai i30 setzt motorisch ein Zeichen in seiner Klasse. So lassen sich mit<br />

dem optionalen „Blue Drive“ System <strong>die</strong> Effizienz-Werte eindrucksvoll verbessern. So<br />

ausgestattet verringert sich beispielsweise der CO 2-Ausstoß des drehmomentstarken<br />

1.6l CRDi mit 128 PS auf 97g/km. Auffallend ist der sehr präzise Gangwechsel des<br />

6-Gang-Schaltgetriebes. Um <strong>die</strong> Treibstoffeffizienz weiter zu verbessern und <strong>die</strong> CO<br />

2-Emission zu senken, signalisiert eine Anzeige im Armaturenbereich über<strong>die</strong>s den idealen<br />

Schaltpunkt, während <strong>die</strong> Berganfahrhilfe ein Zurückrollen beim Anfahren am Hang<br />

verhindert. Überhaupt ist der neue i30 sehr fein ausgestattet: in Kurven unterstützt das<br />

serienmäßige elektronische Stabilitätsprogramm ESP mit Vehicle Stability Management<br />

VSM dabei, eine perfekte Linie zu halten. Das ESP verhindert in kritischen Fahrsituationen<br />

ein Ausbrechen des Fahrzeugs durch gezieltes Eingreifen in das Brems- und<br />

Motormanagement. Der Fahrer erhält durch das VSM zusätzlich eine Lenkempfehlung. In<br />

punkto Sicherheit macht der Hyundai i30 keine Kompromisse und rangiert hier zurecht<br />

an führender Stelle in seiner Klasse. Die zentrale Rolle spielt dabei das Airbagsystem,<br />

mit dem jeder Insasse bei einem Aufprall geschützt wird. Eine Kombination aus Front-,<br />

Seiten- und Curtainairbags schützt <strong>die</strong> Insassen im vorderen und hinteren Bereich und je<br />

nach Version bringt ein Knieairbag zusätzliche Sicherheit <strong>für</strong> den Fahrer. Nebstbei nicht<br />

unerwähnt lassen sollte man auch das große Fahrvergnügen, das der i30 bereitet. Und<br />

natürlich das hohe Preis-Leistungsverhältnis, das Hyundai hier bietet.<br />

110 PS, Verbrauch4,1 l<br />

Höchstgeschwindigkeit 185 km/h<br />

Beschleunigung: 11,5 (0-100kmh)<br />

Preis: ab 21.990,- Euro (inkl. aller Steuern)


Film Sound & Media |53


groB gröBEr gröBChEn<br />

Daniel versus Daniel<br />

„Musik aus der Wolke“ gewinnt, aktuell getrieben durch auffällige TV-Spots und Print-Werbung von Deezer & T-Mobile, immer mehr Fans.<br />

Tatsächlich könnten Streaming-Anbieter eine kommerzielle Kultur-Flatrate bald zum gesellschaftlichen Allgemeingut erklären, meint WALTER GRÖBCHEN.<br />

Wissen Sie, wer der „wichtigste Mann der Musikbranche“ ist, zumindest dem paternalistischen<br />

Urteil des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ nach? Lucian Grainge? Paul McCartney?<br />

Doug Morris? David Guetta? Falsch geraten. Es ist Daniel Ek. Daniel Who? Nun, Ek hat<br />

vor nicht einmal sechs Jahren <strong>die</strong> Streaming-Plattform Spotify gegründet, gemeinsam<br />

mit Martin Lorentzon. Heute ist er ihr CEO. Einer der Schwerver<strong>die</strong>ner der Branche ist<br />

Ek allemal: laut „Sunday Times“ rangiert der in London lebende 29jährige Schwede auf<br />

Platz zehn der britischen Musik-Topver<strong>die</strong>ner. Mit einem Vermögen von rund 250 Millionen<br />

Euro – was seinem 15-prozentigen Aktien-Anteil an Spotify entspricht – liegt<br />

er gleichauf mit Mick Jagger. „Der brauchte allerdings“, merkte<br />

„Musikwoche“-Chefredakteur Manfred Gillig in einem Kommentar<br />

an, „mit den Rolling Stones fünfzig Jahre und viel sportliche<br />

Betätigung auf der Bühne, um so weit zu kommen.“<br />

Gerecht? Nunja. „Business is war“, wie einst schon Atari-Kriegsführer<br />

Jack Tramiel verkündete. Das gilt auch und erst recht<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Post-PC-Ära. Ek liefert mit Spotify ein weiteres Beispiel<br />

da<strong>für</strong>, wie Geschäftsmodelle im Internet funktionieren - von<br />

unten nach oben, Pioniere und „First Mover“ begünstigend,<br />

primär aufgeladen durch Phantasien, Zukunftshoffungen und<br />

Revenue-Perspektiven. Anders gesagt: bislang sind Streaming<br />

Services durch <strong>die</strong> Bank kein Geschäft. Es werden gerade mal<br />

<strong>die</strong> Claims verteilt, <strong>die</strong> Marken gebildet und <strong>die</strong> Märkte Land <strong>für</strong><br />

Land „aufgerollt“. Große Fragezeichen – to say the least – gibt<br />

es, was <strong>die</strong> Verteilung der Einnahmen, <strong>die</strong> durch Abonnements<br />

und Werbung erzielt werden, betrifft. Verwertungsgesellschaften<br />

sammeln erste Erfahrungen (und haben hoffentlich nur kurzfristige Verträge mit<br />

Spotify, Simfy, Juke, Qriocity & Co. abgeschlossen), Major-Manager stu<strong>die</strong>ren interessiert<br />

<strong>die</strong> Statistiken, kleinere Labels, Verlage und KünstlerInnen müssen sich bislang mit Kaffeesudleserei<br />

und vagen Prognosen begnügen. Die fielen in der Mehrzahl pessimistisch<br />

aus. Von Centbeträgen war zumeist <strong>die</strong> Rede, zumindest <strong>für</strong> unbekanntere Acts. Von<br />

Streaming-Einnahmen könne nicht einmal Lady Gaga leben, urteilten Analysten, und<br />

noch sei keineswegs erwiesen, dass man nicht zuvorderst den allmählich halbwegs<br />

funktionierenden legalen Download-Markt kannibalisiert. Mittlerweile hat sich Spotify<br />

nach iTunes jedenfalls, so Insider, zum zweitwichtigsten Einkommens-Generator <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Musikindustrie entwickelt. Immerhin schüttet das Service – ähnlich Apples iTunes –<br />

zwei Drittel seiner Einnahmen wieder an Urheber, Verwerter und Distributoren aus. „Auf<br />

den ersten Blick wirkt Eks Vermögen krass im Vergleich mit den Centbruchteilen, <strong>die</strong><br />

Urheber pro einzelnem Streamingabruf erhalten“, so „Musikwoche“-Beobachter Gillig.<br />

„Allerdings gilt im Internet mehr als sonstwo <strong>die</strong> alte Volksweisheit: auch Kleinvieh<br />

macht Mist.“<br />

Unter uns: da schau’ ich mir Ende 2012 <strong>die</strong> Jahresabrechnung unseres Digitalvertriebs<br />

mal ganz genau an. Aber vielleicht sind mit „Musikindustrie“ ja auch nur Universal, Sony,<br />

Warner & EMI gemeint (<strong>die</strong> sich längst auch ihre Besitzanteile an Spotify gesichert haben),<br />

und eventuell ein paar den In<strong>die</strong>-Verband Merlin dominierende, global agierende<br />

Vertriebe und Verlage mit angeschlossener Master-Akquisitionsabteilung. In Schweden<br />

jedenfalls hält Eks Streaming-Plattform nach Eigenangaben einen knapp 90prozentigen<br />

(!) Anteil am Digitalmarkt, in der ersten Jahreshälfte 2012 hat man eine Umsatzsteige-<br />

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rung <strong>für</strong> den gesamten Musikmarkt – in dem physische Produkte nur mehr rund 40<br />

Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen – von über einem Drittel erzielt. Good news.<br />

Really good news. Vielleicht aber auch nur ein höchst insignifikanter Ausnahmefall.<br />

In Österreich sieht’s anders aus. Bislang. Deutlich schaumgebremster, auch wenn sich<br />

<strong>die</strong> IFPI-Presseabteilung Jahr <strong>für</strong> Jahr redlich bemüht, <strong>die</strong> positiven Aspekte im Gesamtbild<br />

hervorzustreichen. Der größte Erfolg ist jedenfalls, mit bequemen, innovativen,<br />

legalen Angeboten mehr und mehr Musikfans aus der Grauzone des File-Sharings und<br />

Gratis-Konsums zurückzuholen. Oder sie gar nicht erst dorthin<br />

abtauchen zu lassen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass hierzulande<br />

das absehbare Duopol iTunes/Spotify anno 2012 durch<br />

weitere, so überraschend wie frischfröhlich am Markt auftretende<br />

Konkurrenten aufgebrochen wird. Zuvorderst ist es der<br />

französische Anbieter Deezer in Allianz mit T-Mobile Austria,<br />

der hier Wellen schlägt. Während sich Marktführer A1 nicht –<br />

wie ursprünglich vermutet und von Spotify auch gern gewollt<br />

– mit dem Streaming-Platzhirschen einigen konnte, zeitigt der<br />

den ganzen Sommer über mit massivem Werbeaufwand forcierte<br />

Deezer-Vorstoß „mehr als befriedigende Resultate“, wie<br />

man aus T-Mobile-Zentrale am Rennweg zu hören bekommt.<br />

Dass man sich auch vorgenommen hat, <strong>die</strong> lokale Musikszene<br />

besonders in <strong>die</strong> Auslage zu stellen – der Autor <strong>die</strong>ser Zeilen<br />

trägt dazu aktuell als Berater der Deezer-Chefetage bei, das sei<br />

nicht verschwiegen –, darf auch als Signal verstanden werden.<br />

Heißt es nun also: David gegen Goliath? Nein: Daniel versus Daniel. Denn Daniel Marhely<br />

jedenfalls, der 2007 Deezer gegründet hat, dürfte nicht nur in Frankreich, sondern absehbar<br />

auch im kleinen, feinen GSA-Testmarkt Österreich am Leader-Status von Daniel<br />

Ek kratzen. 15 Millionen Musiktitel, 20 Millionen Nutzer, sechs Millionen „Unique Visitors“<br />

pro Monat und mehr als 1,4 Millionen Premium-Abonnenten weltweit machen<br />

sich ganz gut; hierzulande wird man wohl bald eine fünfstellige Anzahl von Deezer-<br />

Nutzern gewonnen haben. Unlimitierte „All Inclusive“-Tarifpakete nach T-Mobile-Muster<br />

könnten der „Musik aus der Wolke“ den Weg freiräumen, direkt in <strong>die</strong> Schulklassen,<br />

Wohnzimmer, Smartphones und Gehörgänge einer ganzen Generation hinein. Sie kommen<br />

dabei der Idee einer „Kultur-Flatrate“ auf freiwilliger Basis technisch, soziologisch<br />

und ökonomisch schon verdächtig nahe. Debattenstoff galore.<br />

Telekommunikations-Dienstleister als Bulldozer der Musik-Revolution? Lassen wir <strong>die</strong><br />

Kirche im Dorf: noch steckt Audio-Streaming in den Kinderschuhen. Noch sind wir alle<br />

in der Experimentier-, Entwicklungs- und Evaluierungs-Phase. Noch muss ein Silberstreifen<br />

am Horizont keinen ewigwährenden Sommer bedeuten. Noch gilt es eine faire<br />

Balance aller Kräfte, Marktteilnehmer und Interessen herzustellen. Noch müssen <strong>die</strong><br />

Fans mit kompetentem Service, klarer Kommunikation, attraktiven Preisen und appetitweckender<br />

„All you can eat“-Repertoirebreite langfristig überzeugt werden. Um <strong>die</strong><br />

Attraktivität des musikalischen Treibsatzes <strong>für</strong> <strong>die</strong> potenzielle Business-Rakete müssen<br />

wir uns keine Sorgen machen. Noch, nein: einmal mehr gilt das Prinzip Hoffnung. Stärker<br />

jedenfalls als all <strong>die</strong> Jahre zuvor.<br />

walter.groebchen@monkeymusic.at


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