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und muSIkStandort wIen - Film, Sound & Media

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Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“<br />

<strong>Film</strong>So<strong>und</strong> &<br />

<strong>Media</strong> Das<br />

Magazin für die österreichische<br />

Entertainment- & Medienbranche<br />

www.filmso<strong>und</strong>media.at<br />

SechS Starke<br />

Ideen für den<br />

fIlm- <strong>und</strong><br />

<strong>muSIkStandort</strong><br />

<strong>wIen</strong><br />

juli/august 2013


2 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong>&<br />

<strong>Media</strong><br />

warner


Editorial<br />

Warum wir den Sommer so gerne haben? Weil er einhergeht mit der<br />

Möglichkeit an sehr vielen schönen Orten unglaubliche Erlebnisse mit meist vielen<br />

anderen Gleichgesinnten zu erleben. Egal, ob es ein klassisches Freiluftkonzert in<br />

Grafenegg oder die geballte Kraft eines Rocksongs am Schwarzlsee oder gar die<br />

von diversen Lichtspielereien erhöhten wummernden Bässe beim UAF - Musik<br />

hat die Kraft, uns aus dem Alltag zu kapitulieren <strong>und</strong> zu den seltenen, magischen<br />

Momenten zu führen, die unvergesslich bleiben.<br />

Genauso beeindruckend ist es auch, unter einem Sternenhimmel zu sitzen <strong>und</strong><br />

einen schönen <strong>Film</strong> anzuschauen <strong>und</strong> danach zu reflektieren, was uns das Gesehene<br />

gerade gelehrt hat <strong>und</strong> welchen Schauspieler man besonders gut fand <strong>und</strong> an<br />

welche Location man selbst schon war <strong>und</strong> warum man wieder öfters ins Kino<br />

gehen sollte, etc. Zufällige Sitznachbarn geraten ins Gespräch, ganz offensichtlich<br />

kommuniziert es sich im Sommer viel leichter. Gemeinschaftserlebnisse die ansonsten<br />

der Sportcommunity vorbehalten sind, sind dann auch bei Kulturevents spürbar.<br />

Und das will uns genommen werden?<br />

Ja, es wird wieder lustig werden, nächstes Jahr in größeren R<strong>und</strong>en Fußball zu<br />

schauen, aber um als heimatlicher Sender auch in anderen Bereichen zu punkten,<br />

brauchen wir weiterhin die guten <strong>Film</strong>e, über die man spricht, Castingshows, die niemand<br />

sieht <strong>und</strong> doch alle kennen oder Musik im Radio zu entdecken, die wir dann<br />

im Sommer live hören können. Klar, es gibt das Internet, aber ein bissl old-fashioned<br />

wird man wohl sein dürfen <strong>und</strong> nostalgisch an die Zeiten denken, als Medien noch<br />

Straßenfeger produzierten (by the way Paul McCartney war ausverkauft)!<br />

Irene Schwingenschlögl, Chefredakteurin<br />

Cover:<br />

Vorliegender Ausgabe liegt diese Broschüre der Wirtschaftskammer Wien bei,<br />

in der sechs wesentliche Punkte beschrieben werden, die den <strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikstandort<br />

Wien attraktiver machen sollen.<br />

Lesen Sie bitte dazu auch das Interview mit Burkhard Ernst, Vorsitzender der Wiener<br />

Fachvertretung in der Wirtschaftskammer auf Seite<br />

inhalt Juli/August 2013<br />

musicbiz<br />

4 news<br />

10 summerfeelings: new releases made in A.<br />

12 casinos austria: Kultur-Talk im Fuchs-Salon<br />

14 musik-Streaming: das sagen die Verwertungsgesellschaften<br />

18 classical next: gelungene Premiere in Wien<br />

19 Geburtstag: 100 Jahre ÖKB<br />

filmbiz<br />

18 news<br />

22 Große Sorge!: Special zum Thema ORF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />

28 film austria: Neo-Vorstand Helmut Grasser im<br />

Interview<br />

29 wkw: Sechs-Punkte-Programm für die Industrie<br />

30 mIP tV: Österreich in der Auslage<br />

31 filmverleih: Erfolgsmodell VPF<br />

32 dok-film: Posträuber sucht Sendeplatz<br />

media<br />

36 news<br />

37 rmS: Research Day & Radio Award<br />

38 okidoki: neue Formate ante portas<br />

39 kronehit Y.a.m.: Podium für Popmusik made in A.<br />

40 IP Österreich: Schlagwort Crossmedia<br />

rubriken<br />

9 der Poppate<br />

42 Bücher, dVds & co<br />

44 dates<br />

45 so<strong>und</strong>mobil<br />

46 so<strong>und</strong>s right<br />

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 17,<br />

Tel. 0650-406 75 85 e-mail: office@filmso<strong>und</strong>media.at, www.filmso<strong>und</strong>media.at Herausgeber: Mag. Hannes<br />

Hochstöger; Redaktion: Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck & Litho: Gutenberg,<br />

Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |3


musicbiz<br />

Dreifach-Platin für<br />

„Biss zum Ende der Nacht“<br />

Der letzte <strong>Film</strong> der „Twilight“-Serie, wurde in Österreich<br />

als DVD innerhalb von zweieinhalb Monaten 90.000 mal<br />

verkauft. Der Geschäftsführer der IFPI Austria, Franz Medwenitsch,<br />

überreichte an Michael Ivert, Geschäftsführer der<br />

Concorde Home Entertainment, dreifach Platin <strong>und</strong> bekannte<br />

sich gleichzeitig als begeisterter Twilight –Fan. Er dankte dem<br />

österreichischen Handel für seinen Einsatz für das physische<br />

Produkt, der beweist, dass die DVD/BD nach wie vor das<br />

umsatzstärkste Trägermedium ist.<br />

Michael Ivert, Geschäftsführer der Concorde Home Entertainment &<br />

Franz Medwenitsch, Geschäftsführer IFPI Austria<br />

Im gesamten deutschsprachigen Raum fand die DVD bislang<br />

eine Million Käufer, dadurch liegt der österreichische Marktanteil<br />

bei 10 %, was das Doppelte des durchschnittlichen österreichischen<br />

Marktanteils (5 % vom GAS Markt) darstellt. Neben<br />

der Auszeichnung für den <strong>Film</strong> auch ein großer Erfolg für die<br />

Hoanzl VertriebsGmbH. Ivert nahm den Erfolg dieser DVD<br />

zum Anlass, sich bei seinen Vertriebspartnern Eurovideo, vertreten<br />

durch Jürgen Ott, <strong>und</strong> Hoanzl, vertreten durch Gerhard<br />

Fenz, für die erfolgreiche Umsetzung des gemeinsam erarbeiteten<br />

Verkaufs- <strong>und</strong> Marketingkonzepts <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

außerordentlichen Verkaufserfolg zu bedanken. Als Vorausschau<br />

kündigte er an, dass die Concorde Home Entertainment<br />

im Herbst „Iron Man 3“ auf DVD veröffentlichen werde <strong>und</strong><br />

damit die gemeinsame Erfolgsstory fortgeschrieben wird.<br />

War da, kommt wieder<br />

Insbesondere von den Österreichern wurde der Geiger André<br />

Rieu am Anfang seiner Karriere skeptisch beäugt, da ihm viele<br />

nicht zutrauten als Holländer ‚unsere’ Strauß-Walzer auch<br />

wirklich drauf zu haben, aber das ist lange her. Nun durfte er<br />

selbst einen Krönungswalzer für Königin Maxima komponieren<br />

<strong>und</strong> war als Patriot ungeheuer stolz darauf. Aber ebenso<br />

4 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Star-Geiger André Rieu & Martina Rieger LSK/Head of Ticketing<br />

freute er sich, als er in der Wiener Stadthalle den Sold Out<br />

Award für sein restlos ausverkauftes Wien-Gastspiel überreicht<br />

bekam. Dieser Preis steht für über 10.000 verkaufte Karten<br />

<strong>und</strong> auch nächstes Jahr gastieren André Rieu <strong>und</strong> das Johann-<br />

Strauß-Orchester wieder live Ende Mai in Wien. Tickets sind<br />

bereits erhältlich.<br />

Head Under Water<br />

Mel Verez war<br />

die erfolgreichste<br />

österreichische<br />

Kandidatin<br />

bei „The Voice<br />

Of Germany<br />

2012“. Gemeinsam<br />

mit ihrer<br />

Band Gordopac<br />

präsentierte sie<br />

nun ihre Single<br />

„Head Under<br />

Water“ im<br />

Laderaum des<br />

Badeschiffs am<br />

Wiener Donaukanal.<br />

Bei der<br />

fast zweistündigen<br />

Live-Show<br />

performte das Gordopac mit Sängerin Mel Verez<br />

Sextett zahlreiche<br />

Eigenkompositionen , plus einiger Funk- <strong>und</strong> Soul-<br />

Klassiker. „Durch die The Voice habe ich sehr viele großartige<br />

Menschen kennengelernt <strong>und</strong> obwohl ich meine Teilnahme<br />

nicht bereue wird mit der neuen Single ein neues Kapitel in<br />

meinem Leben geschrieben <strong>und</strong> da gehören Casting-Shows<br />

nicht mehr dazu“, erklärt die sympathische Sängerin. Die<br />

Single „Head Under Water“ ist in allen Download-Shops über<br />

das Label office4music.com erhältlich.


Grillage mit Wax<br />

Der amerikanische Rapper Wax hat das<br />

geschafft wovon viele seiner Kollegen träumen:<br />

Er landete mit seiner Single „Rosana“ europaweit<br />

den Sommerhit 2013. Innerhalb kürzester<br />

Zeit schoss der Song auf Platz eins der<br />

österreichischen Verkaufscharts. 50 auserwählte<br />

Energy-HörerInnen staunten nicht schlecht als<br />

sie zu einer sogenannten Star-Grillage geladen<br />

wurden. „Es ist uns wieder einmal gelungen,<br />

die aktuelle Nummer 1 der österreichischen<br />

Verkaufscharts unseren Hörern so nahe wie<br />

möglich zu bringen. ‚Energy bringt euch zu den<br />

Stars‘ Highlights wie die Star-Grillage mit Wax,<br />

dem Performer des Energy-Sommerhits 2013,<br />

sind genau im Kern dieser Strategie angesiedelt“,<br />

so Programmdirektor Florian Berger.<br />

Rap-Star WAX performte exklusiv für Energy-HörerInnen<br />

In lichten Höhen<br />

Und wieder hat es einen aus der ‘alten’ Riege<br />

erwischt <strong>und</strong> zwar wurde Produzent& Regisseur<br />

Rudi Dolezal mit dem „Goldenen Ehrenzeichen<br />

für die Verdienste um das Land Wien“<br />

ausgezeichnet. „Rudi Dolezal ist ein Pionier<br />

des Videoclips <strong>und</strong> genialer Medienmacher;<br />

ein kreativer Kopf, der nicht locker lässt, wenn<br />

er eine Idee hat. Rudi Dolezal hat legendäre<br />

Sendungen im ORF <strong>und</strong> ARD gemacht, Beiträge,<br />

die unauslöschlich im Gedächtnis blieben“,<br />

würdigte Wiens Kulturstadtrat Andreas<br />

Mailath-Pokorny den umtriebigen Szenekopf.<br />

„Rudi Dolezal ist ein Wiener Künstler, der<br />

lichte Höhen erreichen konnte. Er ist immer<br />

wieder über seinen österreichischen Schatten<br />

gesprungen <strong>und</strong> hat mit internationalen<br />

Rockgrößen zusammengearbeitet <strong>und</strong> mit<br />

ihnen Fre<strong>und</strong>schaften geschlossen: Mit Mick<br />

Jagger, Freddie Mercury, Frank Zappa, David<br />

Bowie, Bon Jovi, Bruce Springsteen, Michael<br />

Jackson, Miles Davies <strong>und</strong> Whitney<br />

Houston. Er ist dennoch Wiener<br />

geblieben, ohne zum Österreicher zu<br />

verkommen“, so Kabarettist, Autor<br />

<strong>und</strong> Songwriter Prof. Joesi Prokopetz<br />

in seiner Laudatio. „Wien war immer<br />

meine Wurzel, mein Antrieb, meine<br />

Liebe. Trotzdem unterhalte ich auch<br />

zwei Gspusis mit Purkersdorf <strong>und</strong><br />

mit Miami“, bekannt Rudi Dolezal in<br />

seinen Dankesworten.<br />

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny<br />

überreicht das Goldene Ehrenzeichen<br />

für die Verdienste um das Land Wien an<br />

Rudi Dolezal<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |5


musicbiz<br />

Best Organ Player<br />

Raphael Wressnig live on stage<br />

Organ Player 2013“ beim „Down Beat Critics Poll“ nominiert.<br />

Down Beat ist ein US-amerikanisches Jazz- <strong>und</strong> Bluesmagazin<br />

mit der weltweit höchsten Auflage. Der Critics Poll gilt als der<br />

wichtigste Jazzpreis weltweit! Das aktuelle Album von Raphael<br />

Wressnig „Soul Gift“ findet sich auf zahlreichen Besten-Listen<br />

von Blues-Societies am gesamten Globus <strong>und</strong> hielt sich für Wochen<br />

in den Top 15 US-Amerikanischen Roots-Music –Radiocharts.<br />

Im Moment ist der Musiker auf großer Europatournee.<br />

Oral History am Beispiel Pop<br />

Wienpop-Buch-Präsentation in der Bibliothek im Wiener Rathaus<br />

In der w<strong>und</strong>erschönen Bibliothek des Wiener Rathaus versammelte<br />

sich eine bunte Menge um Falco zu gedenken. Nicht<br />

ganz, aber der Übervater der Wiener Musikszene war multipel<br />

präsent bei der Buchvorstellung von « Wienpop » das die<br />

Geschichte der Wiener Popmusik von den ersten Vorläufern<br />

des Rock ‚n‘ Roll in den Fünfzigerjahren bis hin zum Ausklingen<br />

des Hypes um die lokale Elektronikszene kurz nach der<br />

Jahrtausendwende erzählt. Die Autoren Walter Gröbchen,<br />

Thomas Mießgang, Florian Obkircher <strong>und</strong> Gerhard Stöger,<br />

vier langjährige Beobachter des österreichischen Popgeschehens,<br />

haben mit r<strong>und</strong> 130 Protagonisten gesprochen <strong>und</strong> fünf<br />

Jahrzehnte Wiener Popgeschichte in Form einer Interviewcollage<br />

zu einer vielstimmigen Erzählung verdichtet. So spannt sich<br />

der Bogen von Musikern wie der Worried Men Skiffle Group,<br />

Novak‘s Kapelle, Al Cook <strong>und</strong> Drahdiwaberl bis zu Wolfgang<br />

Ambros, André Heller, den Schmetterlingen <strong>und</strong> Marianne<br />

Mendt; von Chuzpe, Blümchen Blau, Minisex <strong>und</strong> dem Hotel<br />

Morphila Orchester bis zu Kruder & Dorfmeister, Patrick<br />

Pulsinger, Ilsa Gold <strong>und</strong> Christian Fennesz.<br />

6 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

kdg investiert in erneuerbare<br />

Energie<br />

Kürzlich wurde bei kdg medialog in Stanzach die größte<br />

Einzel-Photovoltaikanlage in der Region in Betrieb genommen.<br />

Über 350.000 Euro investiert kdg mit Stammsitz in<br />

Elbigenalp in die neue PV-Anlage, die nun am Dach der<br />

Logistiktochter kdg medialog in Stanzach errichtet wird. „Jedes<br />

verantwortungsbewusste Unternehmen, das einen High-Tech-<br />

Maschinenpark betreibt, ist heutzutage gefordert, sich mit<br />

erneuerbarer Energie auseinanderzusetzen. Vor allem dann,<br />

wenn man so wie wir in einem Naturpark beheimatet ist“, sagt<br />

kdg-Vorstand Michael Hosp. So habe man bereits vor vier<br />

Jahren die Initiative ‚Let´s green up‘ ins Leben gerufen, um im<br />

Verb<strong>und</strong> mit K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Geschäftspartnern bei Medienproduktionen<br />

bewusst CO2-Emissionen zu reduzieren bzw. diese<br />

durch CO2-Offsetting-Zertifikate einigermaßen zu kompensieren.<br />

„Die Investition in die neue PV-Anlage ist daher im<br />

Rahmen unserer Initiative auch als logische Konsequenz zu<br />

sehen. Es ist uns wichtig, dass wir einen Teil der benötigten<br />

Energie nun selber produzieren können. Ich denke, jeder von<br />

uns hat heutzutage die Pflicht, nachhaltig zu handeln. Daher<br />

wollen wir auch als Unternehmen, unseren Beitrag dazu<br />

leisten“, betont Hosp, der selber Miteigentümer der kdg ist.<br />

Die neue Anlage besteht aus über 1400 Modulen <strong>und</strong> wird als<br />

größte Einzel-Photovoltaikanlage der Region eine Leistung von<br />

300 KWp erbringen. Dominik Friedle, Geschäftsführer der<br />

kdg-Tochter medialog, auf deren Dach in diesen Wochen die<br />

Photovoltaikanlage entsteht, ist jedenfalls stolz darauf, „dass<br />

wir als einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region dieses<br />

Pionier-Projekt durchziehen. Ich denke, dass wir damit auch<br />

andere Betrieben in der Region motivieren werden, verstärkt<br />

auf erneuerbare Energien zu setzen.“<br />

Vorbildlich umweltfre<strong>und</strong>lich: kadg medialog im Ausserfern<br />

Das Super Summer Special<br />

von CSM<br />

Schon beinahe Tradition ist die alljährliche CSM Sommeraktion<br />

mit Aktions-B<strong>und</strong>les zu stark reduzierten Preisen r<strong>und</strong> um<br />

die CD, DVD <strong>und</strong> Blu-ray Disc Produktion. Diesen Sommer<br />

allerdings ist die Anzahl der Angebote derart groß, dass sich


<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |7


musicbiz<br />

CSM entschlossen hatte, die diesjährige Sommeraktion<br />

„Das Super Summer Special“ zu nennen. „Wir bieten<br />

diesen Sommer das ultimative Super Summer Special<br />

- eine Sommeraktion mit einer Vielzahl an tollen<br />

Aktionspreisen für wirklich jeden unserer K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Interessenten. CD, DVD <strong>und</strong> Blu-ray Disc Produktionen<br />

in hochwertigen Verpackungen, mit einer Vielzahl an<br />

Optionen <strong>und</strong> Add-Ons, Co2 neutral <strong>und</strong> mit kostenlosem<br />

scan2play QR Code zu kostengünstigen Paketpreisen.<br />

Vor allem freut uns, dass wir all unsere Lieferanten,<br />

von der Druckerei bis zum Konfektionierungsdienstleister,<br />

für unser Super Summer Special begeistern <strong>und</strong> gemeinsam<br />

für unsere K<strong>und</strong>en ein derart attraktives Angebot<br />

ermöglichen konnten.“ so Christian Matula, Geschäftsführer<br />

von CSM.<br />

Neben den bewährten CD <strong>und</strong> DVD Digipak B<strong>und</strong>les<br />

mit wahlweise 4 oder 6 Seiten, gibt es beim Super Summer<br />

Special auch eine absolute Neuheit bei CSM: Das<br />

TRONPAK® - eine gänzlich plastikfreie <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche<br />

Kartonverpackung im CD <strong>und</strong> DVD Format.<br />

Einzigartig <strong>und</strong> revolutionär ist das patentierte Disc-<br />

Klemmsystem, welches die Scheibe sicher hält <strong>und</strong> verhindert,<br />

dass diese herausfällt. TRONPAK® ist eine Entwicklung<br />

des norwegischen Musikers Tron Jensen. Er ist nicht<br />

nur ein großartiger Entertainer sondern beweist mit seinen<br />

Fähigkeiten im Gebiet der Verpackungsentwicklung, dass<br />

er mit seiner Lösung ein Konzept für ein vollkommen<br />

einzigartiges Erscheinungsbild <strong>und</strong> Erleben bietet. Das<br />

TRONPAK® wird neben Jakebox, Wrap Pack, Digipak<br />

u.v.a. zum fixen Bestandteil der angebotenen Verpackungslösungen<br />

bei CSM.Auch im Bereich der Blu-ray Disc Produktion<br />

hat CSM ein erschwingliches Paket für das Super<br />

Summer Special geschnürt. Dieses beinhaltet die Blu-ray<br />

Disc, bedruckt im Offsetverfahren, eine Blu-ray Box mit<br />

einem 4 färbigen Coversheet <strong>und</strong> einem Blu-ray Schuber<br />

aus UV lackiertem Karton. Das Blu-ray Disc B<strong>und</strong>le ist ab<br />

einer Auflage von nur 500 Stk. erhältlich.<br />

Gute Nachrichten gibt es auch für alle Vinyl Liebhaber<br />

<strong>und</strong> die, die es noch werden wollen: CSM hat die<br />

Mindestauflage für 12“ LPs <strong>und</strong> Maxi Singles auf 100<br />

Stk gesenkt <strong>und</strong> kommt damit einem lang ersehnten<br />

K<strong>und</strong>enwunsch nach, die Schallplatten Produktion auch<br />

in kleinen Mengen attraktiver zu machen. 7“ Singles<br />

<strong>und</strong> 10“ Maxis gibt es bei CSM Production nun ab einer<br />

Auflage von nur 200 Stk.!<br />

Bestandteil des Super Summer Specials ist auch ein CD<br />

+ VINYL Kombi-Paket. Für die gleichzeitige Bestellung<br />

einer Audio CD <strong>und</strong> einer Schallplatte gewährt<br />

CSM Production 10% Rabatt auf die gesamte Produktion.<br />

Die Aktion startete am 18. Juni 2013 <strong>und</strong> läuft bis<br />

Ende August.<br />

8 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Justbridge lässt über kdg medialog<br />

ausliefern<br />

l-r: Jens-Uwe Eras, Vertriebsleiter von kdg, Heiko Siewert, General Manager von justbridge<br />

entertainment germany, Dominik Friedle, Geschäftsführer von kdg medialog<br />

Seit wenigen Tagen beliefert justbridge entertainment germany<br />

seine B2B-K<strong>und</strong>en über kdg medialog, die im Tiroler Außerfern<br />

gelegene Logistiktochter von kdg. ‚Schnelligkeit <strong>und</strong> Flexibilität<br />

sind im Mediengeschäft enorm wichtig‘, sagt dazu justbridge<br />

General Manager Heiko Siewert. ‚Daher haben wir unsere Logistik<br />

von Holland zur kdg medialog nach Stanzach in Tirol verlagert.‘<br />

Die Logistik Company des österreichischen Mediengeneralunternehmers<br />

kdg liege zum einen ganz nahe der deutschen Grenze <strong>und</strong><br />

habe sich zudem in den acht Jahren ihres Bestehens einen hervorragenden<br />

Ruf als Logistikdienstleister für Music & Video Independents<br />

erarbeitet, betont Siewert.<br />

Ausschlaggebend für den Zuschlag war neben den Topreferenzen<br />

freilich auch das unternehmenseigene Warenwirtschaftssystem namens<br />

Bepart. Dabei handelt es sich um eine Anwendungssoftware,<br />

die aus der kdg-eigenen ERP-Architektur eigens für Independents<br />

der Medienbranche <strong>und</strong> deren spezielle Anforderungen (wie etwa<br />

VÖs, Preisgestaltung, Retourenprozesse) entwickelt wurde. ‚Mit Bepart<br />

werden die administrativen Prozesse auf K<strong>und</strong>enseite deutlich<br />

vereinfacht‘, erklärt kdg medialog-Geschäftsführer Dominik Friedle<br />

die Vorzüge von Bepart. Wie der Name schon sage, logge sich der<br />

K<strong>und</strong>e über ‚Bepart‘ in das unternehmenseigene Warenwirtschaftssystem<br />

der kdg ein. ‚Damit erhält der K<strong>und</strong>e also jederzeit volle<br />

Einsicht in seine Logistik‘, so Friedle, der neben seiner Funktion als<br />

kdg medialog-Geschäftsführer auch die gesamte IT der kdg verantwortet.<br />

‚Mit Bepart wird ein so komplexes Thema wie Logistik für<br />

den K<strong>und</strong>en zu einer völlig transparenten Angelegenheit.‘ Denn<br />

über Bepart könne der K<strong>und</strong>e seine Distributionsprozesse von<br />

seinem Rechner aus ganz bequem mitverfolgen <strong>und</strong> mitverfolgen,<br />

ergänzt Friedle.<br />

Für kdg-Vertriebsleiter Jens-Uwe Eras ist der Logistik-Deal mit just<br />

bridge entertainment germany ein weiterer wichtiger Meilenstein in<br />

der Erfolgsgeschichte der kdg medialog. ‚Wir freuen uns sehr, dass<br />

wir justbridge auch von unserer Logistik überzeugen konnten.‘<br />

justbridge entertainment germany GmbH ist die deutsche Niederlassung<br />

der holländischen justbridge Entertainment Group. Das<br />

Kerngeschäft von justbridge entertainment germany liegt in der<br />

Vermarktung von Home Entertainment-Produkten aus den Bereich<br />

Kids & Family sowie TV-Serien <strong>und</strong> Dokumentationen. Im umfangreichen<br />

Lizenzportfolio befinden sich bekannte Kinderserien<br />

wie Feuerwehrmann Sam <strong>und</strong> Winx Club, aber auch spannende<br />

BBC-Serien wie Spooks, Hustle <strong>und</strong> Shadow Line.


Como geht auf Reisen<br />

Die Steirer haben sie schon ins Herz geschlossen, wie<br />

man am Airplay erkennen kann, nun setzt die junge<br />

Grazer Sängerin Como zum großen Sprung an. Ihre<br />

Single « Suitcase » zeigt gleich mal die Richtung<br />

an. Englischsprachiger Pop mit tieferem Inhalt, der<br />

Gänsehautfeeling erzeugt. Dazu die klare Stimme<br />

<strong>und</strong> vor allem die sympathische Erscheinung. Dazu<br />

hat sie sich ein Team an erfahrenen Musikexperten<br />

engagiert, die mit Como sicherlich beweisen wollen,<br />

dass gute Musik immer zieht. Nachzuhören auf «<br />

Music Diary » (Sony)<br />

Mozartring für Welser-Möst<br />

Im Rahmen eines Festaktes wurde im Mozarthaus<br />

Vienna der „Goldene Mozartring“ der Mozartgemeinde<br />

Wien an den Generalmusikdirektor der<br />

Wiener Staatsoper Franz Welser-Möst verliehen.<br />

Diese Auszeichnung wird etwa alle fünf Jahre an<br />

herausragende KünstlerInnen bzw. an Persönlichkeiten<br />

des Kulturlebens weitergegeben, die sich<br />

um das Werk Mozarts <strong>und</strong> dessen Interpretation<br />

große Verdienste erworben haben. Der Verleihung<br />

im Mozarthaus Vienna wohnten unter anderem<br />

Kammerschauspieler Michael Heltau (Träger des<br />

Mozartringes 2008-2013), der Direktor der Wiener<br />

Staatsoper Dominique Meyer, der Botschafter des<br />

Staates Israel <strong>und</strong> weitere geladene Gäste bei. Für<br />

den musikalischen Rahmen sorgten ein Quartett der<br />

Wiener Philharmoniker, die Pianistinnen Babara<br />

Moser <strong>und</strong> Kristine Okerl<strong>und</strong> sowie die Sängerinnen<br />

Hagar Sharvit <strong>und</strong> Ute Ziemer.<br />

DER POP PatE<br />

austria So<strong>und</strong>s Great<br />

musicbiz<br />

In meiner letzten Kolumne habe ich auch über die Beeinflussung der<br />

österreichischen Hitparaden Charts geschrieben <strong>und</strong> war davon überzeugt, dass mich<br />

KollegInnen, Journalisten oder auch IFPI Mitglieder zu meinen Vorwürfen ansprechen<br />

werden. Weit gefehlt! NIEMAND hat mich kontaktiert! Ich erzählte die Story einem<br />

Ö3 Kollegen, der sich verw<strong>und</strong>ert an den Kopf griff <strong>und</strong> meinte: jetzt verstehe er erst,<br />

warum plötzlich völlig unbekannte Bands in den Austria Top40ty auftauchen, die<br />

auch er noch nie in seinem Leben gehört hatte. Ich ziehe daraus den Schluss, dass ich<br />

der einzige Tr…. bin, der diese Manipulation NICHT gewusst hat <strong>und</strong> alle anderen<br />

möglicherweise seit Jahren da mitmachen, nur ich nicht. Jetzt bin ich fast 30 Jahre in<br />

der Branche <strong>und</strong> lerne noch immer dazu. Manipulation hin oder her.<br />

Österreich ist auf dem besten Wege, 2014 den internationalen Musikhimmel<br />

zu erklimmen. Das europäische Showcase Festival Eurosonic hat Österreich ausgewählt,<br />

Partnerland zu werden <strong>und</strong> somit kommen bis zu 15 österreichische Alternative/<br />

Pop Acts in den Genuss, sich dem internationalen Publikum zu präsentieren. Dort<br />

tummeln sich zwar keine Labelchefs herum, aber Booker von internationalen Festivals<br />

<strong>und</strong> Clubs <strong>und</strong> auch Leute von Verlagen. Eine wirklich einmalige Chance, dass im Jahr<br />

2014 die Besucher von internationalen Festivals tolle Musik aus Österreich hören!<br />

Auch am Klassiksektor ist Österreich <strong>und</strong> hier Wien ganz vorne. Die<br />

erfolgreiche Musikmesse Classical:NEXT kommt ein zweites Mal nach Wien. Die<br />

Musikhauptstadt Wien <strong>und</strong> der ehrwürdige <strong>und</strong> zentrale Rahmen des MAK, aber auch<br />

die erfolgreiche Arbeit der Classical Partners Vienna (Frank Stahmer, Heinrich Schläfer<br />

<strong>und</strong> ich) haben dazu beigetragen. Mitgeholfen haben auch der ÖMR, die VMG, das mica<br />

<strong>und</strong> alle Verwertungsgesellschaften bzw. Interessenverbände aus dem Bereich Musik<br />

<strong>und</strong> im Besonderen die Wirtschaftskammer Wien <strong>und</strong> ihre Fachgruppen. Jetzt heißt<br />

es nur noch, dass bestimmte öffentliche Fördergeber die zweite Chance wahrnehmen,<br />

den Geldhahn nicht nur tröpferlweise zu öffnen, sondern wirklich sprudeln zu lassen!<br />

Ein großes Classical:NEXT Festival, musikalisch angesiedelt zwischen Wien modern <strong>und</strong><br />

den Wiener Festwochen, das als Spezialgebiet die Förderung junger österreichischer<br />

MusikerInnen <strong>und</strong> KomponistInnen auf seine Fahnen schreibt, würde die Möglichkeit<br />

schaffen, den Export durch eine Veranstaltung im Inland anzukurbeln. Ähnliche Wege<br />

geht ja auch das WAVES Vienna, das heuer sogar den Schritt über die Grenzen mit einer<br />

Kooperation mit Bratislava eingeht.<br />

Keine Grenzen (hat es eigentlich auch nie wirklich gegeben) gibt es mehr<br />

zwischen AKM <strong>und</strong> AUSTRO MECHANA, die gehören jetzt nämlich seit kurzem zusammen.<br />

Die Idee von Kostenersparnis durch schlankere Strukturen, weniger Vorstände<br />

<strong>und</strong> Geschäftsführer, aber auch eine zeitgemäße Entwicklung, haben den lange Jahre<br />

dauernden Prozess doch noch zum Ziel gebracht. Es wird sicherlich noch ein paar Jahre<br />

dauern, bis alles so läuft, wie man sich es wünscht, aber ich bin frohen Mutes, dass<br />

die UrheberInnen <strong>und</strong> VerlegerInnen daraus ihren Nutzen ziehen werden. Trotzdem<br />

schwebt ein Damokles Schwert über allen Verwertungsgesellschaften, denn es wird<br />

2014 eine neue EU Regelung geben, die zur Folge haben könnte, dass es zum selben<br />

Thema gleich mehrere Gesellschaften geben kann! Gleichzeitig wird aber auch mehr<br />

Transparenz gefordert, was manchen Organisationen auch gut tun wird. Da kann ich<br />

nur sagen: Austria So<strong>und</strong>s Great!<br />

Mario Rossori ist Musikmanager<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |9


musicbiz<br />

summerfeelings<br />

Fritz Pauer Trio: „Quiet Passion (Universal)<br />

Natürlich will man als Jazzfre<strong>und</strong> die letzten Aufnahmen eines großen<br />

Künstlers haben, aber vorliegendes Doppelalbum ist mehr als ein<br />

Vermächtnis des Pianisten Fritz Pauer. Vor mehr als einem Jahr nahm<br />

er mit Johannes Strasser am Bass <strong>und</strong> Joris Dudli am Schlagzeug<br />

noch dieses Album auf, das alle Stärken dieses Jazztrios aufweist. Das<br />

homogene Zusammenspiel, die subtilen musikalischen Ausreißer, die<br />

ins Ohr gehenden Kompositionen lassen keine Trübsal aufkommen, so<br />

beschwingt geht einem die Musik in Ohr <strong>und</strong> Seele über.<br />

Lukas Plöchl : « Lukas Plöchl »(Sony)<br />

Anhand dieses jungen Sängers könnte man sich wieder fragen, warum<br />

der ORF mittels seiner diversen Castingshows die Teilnehmer offenbar<br />

in ihren Qualitäten verkennt, aber Lukas Plöchl fand eh eine gute<br />

Antwort (I bin da Chef). Sein erstes Album ist eine r<strong>und</strong>e Sache, gute<br />

Textzeilen, beherztes Rappen, groovige Beats. Der oberösterreichische<br />

Dialekt ist relativ leicht verständlich, könnte daher über die Grenzen<br />

hinweg Gefallen finden. Und als Typ, der die Massen mitreißen kann,<br />

ist LP ja bekannt. Tolle Entwicklung !<br />

The Monroes: « Call it Rock’n’Roll » (Hoanzl)<br />

Vier Krawatten, zwei Gitarren, ein Kontrabass, ein Schlagzeug <strong>und</strong> vier<br />

Stimmen - mehr braucht es nicht um dem guten alten Rock ‘n‘ Roll<br />

der 50er Jahre <strong>und</strong> dem Beat der 60er für einen Abend wieder Leben<br />

einzuhauchen. Auch nach über 15 Jahren auf unzähligen Bühnen<br />

im In- <strong>und</strong> Ausland sind die Shows von The Monroes ein kraftvolles<br />

Live-Ereignis mit viel Leidenschaft für die Musik. Neu auf dem absolut<br />

authentischem Rock’n’Roll-Album ist Produzent David Bronner, der<br />

ihre Musik noch ein wenig rauher schlief. Ungeheure Unterhaltung.<br />

Trio Akkzent: « So oder So « (So<strong>und</strong>design)<br />

Das Schöne an Musik ist, dass es so viele unendliche Möglichkeiten<br />

gibt <strong>und</strong> daher für Menschen mit offenen Ohren, immer neue<br />

Klänge zu entdecken. In vorliegendem Fall handelt es sich um drei<br />

junge, hochtalentierte Musiker, die mit zwei Akkordeons <strong>und</strong> einem<br />

Saxophon ein musikalisches Universum zwischen (no na naheliegend)<br />

Tango, Jazz <strong>und</strong> Balkanbeats bespielen. Die Klänge wirken vertraut<br />

<strong>und</strong> doch so ganz frisch <strong>und</strong> unerwartet. Einerseits die fröhlichen<br />

Weltmusikklänge, andererseits zeitgenössische Improvisationen.<br />

Hannes Löschel Stadtkapelle: „Herz.BruchStück/<br />

Im Wirtshaus“ (Lotus)<br />

Wienerlied <strong>und</strong> Jazz <strong>und</strong> Schubert <strong>und</strong> Avantgarde: keine leichte<br />

Aufgabe diese Antipoden so zu verweben, dass einem der Klang<br />

ganz natürlich vorkommt aber diesen Herren gelingt das Experiment.<br />

Klemens Lendl singt aud der 2. CD Schubertlieder für das Wirtshaus in<br />

Arrangements von Hannes Löschel, die 1. Wiederaufgelegte CD begleitet<br />

den Zuhörer von der Hochzeit bis zum Grab. Klingt nach düsterem<br />

Kunstprojekt, ist es zum Teil auch, in unserer oberflächlichen Welt sind<br />

genau solche Stiche unverzichtbar. Wachet auf!<br />

10 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Ellen D: „Love at first Sight“ (ats)<br />

Setzen sich ein paar hochkarätige JazzmusikerInnen zusammen,<br />

kommt ein exzellentes Album heraus, könnte man im vorliegendem<br />

Fall lakonisch schreiben. Ellen D. die Sängerin versammelte Fre<strong>und</strong>e<br />

wie Gina Schwarz oder Klemens Marktl, sondierte ihre Lieblingssongs,<br />

umgarnt von einigen Eigenkompositionen <strong>und</strong> schon hat man<br />

gediegene Abendmusik. Klassiker von Monk, Hubbard oder Hamilton<br />

einfühlsam, werkgetreu mit individueller Note ihrer Mezzosopranstimme<br />

versehen <strong>und</strong> dazwischen noch Unbekanntes. Perfekt!<br />

Anke Schaubrenner: „Novembergold“ (gtg)<br />

Mit Simply Red war sie auf Tour, Falco kannte sie, als Musikagentin<br />

arbeitete sie in der Karibik <strong>und</strong> nun nahm sie selbst ein Album in<br />

Oberösterreich auf. Anke Schaubrenner schwirrt zwischen Chanson<br />

<strong>und</strong> Schlager, scheut sich nicht vor leicht pathetischen Texten, aber<br />

musikalisch ganz interessant.<br />

Philipp Harnisch Quartet; „Songs about Birds and<br />

Horses“ (listenclosely)<br />

In der Wiener Hermanngasse, wo dieses Album entstand, hört man<br />

zwar wenig Tierlaute, aber eine Erklärung für den Albumtitel wird der<br />

Jazzsaxofonist <strong>und</strong> Namensgeber Philipp Harnisch sicherlich haben.<br />

Mit seinen drei Mitmusikanten geben sie den Kompostionen ausreichend<br />

Zeit sich zu entfalten, das geht z.T. umsichtig-harmonisch dann<br />

wieder unberechenbar-wild. Die Jungs scheinen in jedem Fall viele<br />

ECM-Platten gehört haben <strong>und</strong> das ist ja nun mal ein Gütesiegel.<br />

Freedom Warriors: „Revolution“ (gtg)<br />

„In Zeiten in denen die Börse als Naturgesetz, das Wirtschaftswachstum<br />

als globales Credo <strong>und</strong> wir - Diener des Geldes - für dumm<br />

verkauft werden, ist die Revolution wahrscheinlich der einzige Weg<br />

den Herrschenden zu zeigen, daß sie sich verirrt haben.“ So beschreibt<br />

Helmut Schneider, Mastermind der Freedom Warriors, seine Gedanken<br />

zum ersten Song des neuen Albums der kämpferischen Funkband.<br />

So weit, so richtig, so wichtig <strong>und</strong> doch ist es die Musik, die die FW zu<br />

einer Lieblingsband machen. Funkig, groovig, rockig <strong>und</strong> trotz Sänger<br />

Hubert Tubbs freut man sich auch über reine Instrumentalnummern.<br />

Tolle Band!<br />

Josef Wagner’ s Memory Control: „The wonderful<br />

music gives happy you“ (Alessa)<br />

Schon der Name der Band sowie des Albumtitels geben Vorahnung,<br />

dass es sich um gewitzte Musiker handelt <strong>und</strong> man wird bestätigt.<br />

Der Bassist Wagner macht mit seine Kollegen Clemens Salesny, Philip<br />

Jagschitz <strong>und</strong> Thomas Froschauer die Ohren wackeln. Verhaftet im<br />

Jazz bringen sie ihre Instrumente zum Glühen, schräg, ungewohnt,<br />

lebendig.


Maria Christina: „The timeless in you“ (Lotus)<br />

Vergänglichkeit <strong>und</strong> Unendlichkeit sind die zentralen Motive im<br />

Debütalbum dieser aufregenden Jazzsängerin, wobei sie dieses Feld<br />

sehr großzügig beackert. Da wird improvisiert, da wubberts, dass man<br />

an Moby denkt, da dürfen auch Rockgitarren nicht fehlen. Darüber ihre<br />

hohe, prägnante Stimme, die fast an Björk erinnert.<br />

Edi Köhldorfer: „Alone At Last“<br />

Man kann sich gar nicht vorstellen, dass dieser großartige Jazzgitarrist<br />

für Österreich am Song Contest teilnahm <strong>und</strong> doch ist dem so. Edi<br />

Köhldorfer kennt keine Genregrenzen, war mit den Global Kryners<br />

erfolglos beim europäischen Wettmusizieren, genauso wie er mit<br />

Helmut Neugebauer im electronic free Jazz wilderte. Nun also endlich<br />

alleine <strong>und</strong> das steht ihm w<strong>und</strong>erbar. Zwar wird auch hier mal dem<br />

Jazzrock gehuldigt <strong>und</strong> auf die Saiten eingedroschen, aber die Stärken<br />

des Albums liegen eher in den Balladen.<br />

Francis International Airport: „Cache“ (Hoanzl)<br />

Das Revival der 1980-er-Jahre scheint tatsächlich eingetreten sein,<br />

wenn sich junge Bands wie FIA ganz ungeniert bei New Order oder<br />

Kraftwerk bedienen. Viel Synthesizer, zurückgenommene Vocals,<br />

schmachtende Textzeilen, alles gelingt ganz fabelhaft <strong>und</strong> ziemlich<br />

authentisch. Der Titel des Albums steht schlicht für den Arbeitsspeicher,<br />

denn FIA ist keine Proberaumband sondern via Computer werden<br />

Skizzen, So<strong>und</strong>schnippsel <strong>und</strong> ganze Spuren ausgetauscht. Sehr listig.<br />

Roland Batik Trio: „Best Of“ (Jive)<br />

Zu Recht kann der österreichische Jazzpianist ein Album vorlegen,<br />

das bisher eher Popgranden zustand, nämlich ein best of. Mit Heinrich<br />

Werkl am Bass <strong>und</strong> Walter Grassman am Schlagzeug bildet er ein Jazztrio,<br />

das eine Art Kammermusik vorträgt. Dabei flitzen seine Finger so<br />

schnell über die Tasten, dass auch der Groove nicht verloren geht. Die<br />

Musik, ein Sukuss von drei Alben aus den 1990-er Jahren ist komplett<br />

zeitlos <strong>und</strong> erfreut ganz einfach das Ohr.<br />

Kung Fu Kitty: Massive Purple Flash of Lightning“ (gtg)<br />

Bunny Lakeh at sich ja aufgelöst, aber blonde, energiegeladene<br />

Sängerinnen gibt es weiterhin, wie die man an der Frontfrau der<br />

Geschwister-Band Kung Fu Kitty erkennen kann. Sie treibt ihre Jungs<br />

an <strong>und</strong> die lassen die Gitarren krachen. Alternative Rock mit verspielter<br />

Punk-Attitüde.<br />

Manu Delango : « Bigger Than Life » (Session Work)<br />

Der gebürtige Tiroler mit Hang zum Kosmopoliten legt ein ganz<br />

zauberhaftes Album vor. Dem gelernten Jazz-Schlagzeuger gelang<br />

aufgr<strong>und</strong> seines Instrumentes ein veritabler youtube-Hit (Mono<br />

Desire), er spielt nämlich Hang. Dies ist eine Schweizer Erfindung<br />

<strong>und</strong> besteht aus zwei miteinander verklebten Halbkugelsegmenten<br />

aus gasnitriertem Stahlblech. Manu war aufgr<strong>und</strong> seiner Virtuosität<br />

schon mit Kalibern wie Björk oder dem London Symphony Orchestra<br />

unterwegs <strong>und</strong> ein wenig merkt man die Einflüsse vor allem der isländischen<br />

Sängerin. Sehr versponnene Klänge, leicht jazzig angehaucht,<br />

berührt seine Musik auf ganz feine Art. Und die CD-Käufer werden mit<br />

dem Cover-Inlet eine zusätzliche Freude haben.<br />

musicbiz<br />

Irmie Vesselsky: « The Key » (Donauwalzer)<br />

Stimme <strong>und</strong> Klavier, mehr braucht Irmie Vesselsky nicht, um mit ihren<br />

Songs direkt ins Herz zu treffen. Sie verlässt sich aber nicht auf die<br />

ruhigen Melodien, mit denen sich Singer/Songwriter normalerweise<br />

ausdrücken, sondern probiert verschiedene Rhythmen, Tonlagen <strong>und</strong><br />

Instrumente aus. Mit der Elektronik lässt es sich gut spielen, um ein<br />

zwar reduziertes <strong>und</strong> doch vielfältiges Album zu kreieren.<br />

Anita Horn : « I bin so frei » (ahorn)<br />

Der Ostbahn-Kurti hatte es schon vorgemacht, wie gut Jazz <strong>und</strong><br />

Dialekt zusammen passen kann, nun legt die Sängerin Anita Horn ein<br />

ebensolches Album vor. Originalsongs von Stevie Wonder oder Eumir<br />

Deodato stehen gleichberechtigt neben den Eigenkompositionen <strong>und</strong><br />

man vermag kaum Unterschiede heraus hören so sehr macht sie sich<br />

die Lieder zu eigen. Ihre warme Stimme wird von einer eleganten<br />

Jazzcombo begleitet, die durchaus auch mal länger ihr Können beweisen<br />

darf. W<strong>und</strong>erbar entspannende Musik aus dem Waldviertel.<br />

Franz Schubert : « Schwanengesang » (Preiser)<br />

Entspannt relaxen die beiden Musiker Klemens Sander <strong>und</strong> Justus<br />

Zeyen auf dem Cover ihres Albums, nicht verw<strong>und</strong>erlich, denn es ist<br />

ihnen ein traumhafte schöne Einspielung gelungen. Schuberts letzte<br />

Lieder nach Gedichten von Heine, Rellstab <strong>und</strong> Seidl wurden von seinem<br />

Verleger zum Zyklus « Schwanengesang » vereint. Freud <strong>und</strong> Leid<br />

besingt Sander, subtil begleitet von Pianisten Zeyen. Wenn Sander mit<br />

seinem angenehmen Bariton anhebt zu singen, « Auch meine Tränen<br />

flossen, Mir von den Wangen herab – Und ach, Ich kann´s nicht glauben,<br />

Dass ich dich verloren hab! dann rührt es so zu Herzen, dass man<br />

ein solches aus Stein haben müsste, um nicht dahin zu Schmelzen.<br />

Keiner mag Faustmann: „Stück von mir“<br />

Name, Auftreten, Songs: das österreichisch- deutsche Duo Keiner mag<br />

Faustmann trifft den jugendlichen Zeitgeist mitten ins Schwarze.<br />

Letzten Sommer gelang ihnen mit „Wien Berlin“ ein erster Hit, nun<br />

kommt das gesamte Album. Die Lieder erzählen vom Reisen, vom<br />

Weggehen <strong>und</strong> vom Ankommen <strong>und</strong> leben von der Natürlichkeit der<br />

beiden Künstler, musikalisch wird avancierter Pop geboten. Unter<br />

Mitarbeit von u.a. Tim Bendzko <strong>und</strong> Lena Meyer-Landrut. Alles total<br />

hipstermäßig.<br />

Ben Martin: „The Endless Stream of Everything“<br />

(Hoanzl)<br />

Leider zählt der Sänger Ben Martin noch immer zu den großen<br />

Unbekannten in Österreich, obwohl er mittlerweile sein sechstes<br />

Album veröffentlicht. Der Songwriter lässt sich nicht unterkriegen, im<br />

Gegenteil er steckt an mit seinem Optimismus. Seine poppigen Melodien<br />

gehen sofort ins Ohr, erinnert an DMR oder Belle & Sebastien,<br />

ist komplett zeitlos. Aufgenommen wurde alles gleichzeitig im Studio,<br />

um das authentische Gefühl der Songs in ihrer ursprünglichen Form<br />

zu bewahren. Sämtliche Kompositionen entstanden in reduzierter,<br />

organischer Form auf der Akustikgitarre als aufrichtige Momentaufnahmen.<br />

Vor allem die Texte sind es, die dieses Album zu etwas<br />

Besonderem machen.<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |11 |11


musicbiz<br />

© Casinos Austria/Mike Ranz<br />

Kultur-Talk im<br />

Casino Wien<br />

Anlässlich der Präsentation einer neuen Kunst- <strong>und</strong> Kulturbroschüre lud Casinos Austria<br />

Vorstandsdirektor Dietmar Hoscher ins Casino Wien zu einer Kunst- <strong>und</strong> Kultursponsoring-<br />

Matinée. Dabei diskutierte eine hochkarätige Exper tenr<strong>und</strong>e das Thema „Wenn Unternehmen<br />

Kultur fördern – Sponsoring im Spannungsfeld zwischen Werbung, künstlerischer Freiheit <strong>und</strong><br />

gesellschaftlicher Verantwortung.“<br />

Diskutierten im Fuchs Salon des<br />

Casino Wien das Thema Kultursponsoring<br />

(l-r:) Fritz Thom (Jazz<br />

Fest Wien), Martin Schwarz (IWK),<br />

Andrea Kleibel (mdw), Dietmar<br />

Hoscher (Casinos Austria), Karl<br />

Regensburger (ImPulsTanz) <strong>und</strong><br />

Moderator Peter Schneeberger<br />

12 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Es ging um Fragen r<strong>und</strong> um Kulturförderung, Sponsoring<br />

<strong>und</strong> Mäzenatentum, wie etwa „Bestimmen<br />

CSR <strong>und</strong> gesellschaftliche Verant wortung die Auswahl<br />

von Sponsorprojekten – oder doch eher Marketingziele?“,<br />

oder „Wie weit darf Sponsoring gehen,<br />

ohne in die Freiheit von Kunst einzugreifen?“<br />

Karl Regensburger, Intendant von ImPulsTanz, stellte<br />

gleich zu Beginn fest, dass es unmöglich wäre, seine<br />

Veranstaltung lediglich über den Ticketpreis zu<br />

finanzieren, <strong>und</strong> dass es Unterstützung aus der Wirtschaft<br />

brauche: „Außer, wir verlangen 300 bis 500<br />

Euro pro Ticket, dann schließen wir aber von Vornherein<br />

jene Klientel aus, an die wir uns mit ImPuls-<br />

Tanz eigentlich richten.“ Und in Richtung öffentliche<br />

Hand richtete er den Appell, eine Subvention als Investition<br />

zu sehen, schließlich sorgen Kulturevents<br />

für zigtausend Nächtigungen durch Kunst- <strong>und</strong><br />

Kultur-Touristen.<br />

Andrea Kleibel, Vizerektorin der Universität für Musik<br />

<strong>und</strong> darstellende Kunst, gab zu, dass „es nicht<br />

sexy sei, Universitäten zu sponsern“ <strong>und</strong> freute sich<br />

umso mehr, dass die Initialzündung zum neuen<br />

Nachwuchs-Musikaward „Rising Star“ von Casinos<br />

Austria erfolgte: „Ein visionäres Kultursponsoring-<br />

Projekt, ich hoffe sehr auf Nachhaltigkeit dieser Ko-<br />

operation, denn vieles, was übermorgen passiert,<br />

fängt bereits heute bei uns, den Universitäten, an.“<br />

Martin Schwarz, Gründer der Initiative Wirtschaft für<br />

Kunst, betonte die Wichtigkeit der Affinität der Unternehmensführung<br />

zum gesponserten Kunst- <strong>und</strong><br />

Kulturprojekt: „Eine erfolgreiche Partnerschaft entsteht<br />

immer aus einer persönlichen Note heraus.“<br />

Und er sieht einen Wandel hin zum Marketing- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsinstrument: „Image <strong>und</strong> CSR, das<br />

waren einmal die Triebfedern, jetzt dient Sponsoring<br />

dem Erwerb von K<strong>und</strong>en vertrauen <strong>und</strong> damit<br />

dem Ziel, näher an den K<strong>und</strong>en zu kommen.“<br />

Fritz Thom, Produzent des Jazz Fest Wien, sprach von<br />

der Einzigartigkeit jedes einzelnen Kultur-Events.<br />

Dies sorge auch für entsprechendes mediales Interesse.<br />

Er verwies auf r<strong>und</strong> 1.200 Nennungen seines<br />

Jazz Festes in den Medien, bedauerte aber – zumal<br />

sich die öffentliche Hand nach <strong>und</strong> nach zurückzieht<br />

- dass diese Nennungen zu selten in Verbindung mit<br />

Sponsoren gebracht werden.<br />

Gastgeber Dietmar Hoscher betonte drei Punkte<br />

in der Sponsoring-Philosophie der Casinos Austria<br />

Gruppe: Vielfalt, Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Dialog: „Kultursponsoring<br />

besteht nicht allein aus Überweisung<br />

<strong>und</strong> Nachrechnen des Werbewertes.“ Den Erfolg<br />

des Sponsorings messe man an der Zufriedenheit<br />

der Kunst- <strong>und</strong> Kulturschaffenden: „Das Engagement<br />

eines Unternehmens muss vom Empfänger<br />

als sinnvoll bezeichnet werden, die Betroffenen<br />

müssen sozusagen einen Anker zum Festhalten erhalten.“<br />

Und er schloss mit der Feststellung, dass der<br />

werbliche Gegenwert nicht der alleinige Gr<strong>und</strong> für<br />

Sponsoringaktivitäten sein dürfe, „wir würden uns<br />

aber mit bestehenden <strong>und</strong> zukünftigen Sponsoring-Projekten<br />

leichter tun, hätten wir mehr mediale<br />

Sponsor-Nennungen.“<br />

„Kultursponsoring besteht<br />

nicht allein aus Überweisung <strong>und</strong><br />

Nachrechnen des Werbewertes.“<br />

dietmar Hoscher


<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |13


musicbiz<br />

Musikstreaming -<br />

wird alles gut?<br />

Mehr Aufwand, aber grosso modo stehen Österreichs Verwertungsgesellschaften den neuen<br />

Musikanbietern positiv gegenüber. Differenzen sind punktuell vorhanden, einig ist man sich<br />

im Vorbild Skandinavien.<br />

Dr. Gernot Graninger<br />

Generaldirektor AKM<br />

14 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Dr. Franz Medwenitsch<br />

Geschäftsführer Ifpi Austria<br />

Was gab den ausschlag, warum Musicstreaming<br />

für Konsumenten interessant geworden ist ?<br />

Warum wird Musik gestreamt ?<br />

GraNiNGEr: Dafür sind wohl eine Reihe von Faktoren<br />

ausschlaggebend. Das eine ist sicher das größer<br />

gewordene Angebot an attraktiven Streaming-Diensten.<br />

Weiters die Möglichkeit Millionen von Songs gegen<br />

relativ geringe subscription fees oder zum Teil<br />

sogar gratis, praktisch jederzeit anhören zu können.<br />

MEdWENitSCH: Streaming ist einfach, bequem <strong>und</strong><br />

attraktiv im Preis. Musikfans haben Zugang zu mehr<br />

als 20 Millionen Songs - mobil, an jedem Ort <strong>und</strong> zu<br />

jeder Zeit. In Zeiten der Smartphones spielt offenbar<br />

das Besitzen oder Abspeichern von Content keine<br />

so große Rolle mehr. Der jederzeitige Zugang reicht<br />

– <strong>und</strong> das ist Streaming, von Spotify über Deezer bis<br />

zum iRadio.<br />

SEdlaCZEK: Streaming verbindet die Vorteile des<br />

Radios (ohne großen technischen Aufwand angebotene<br />

Musik hören) mit den Vorteilen des on demand<br />

Musikkonsums (frei Wahl des Ortes, der Zeit<br />

<strong>und</strong> des Tracks). Ob man philosophisch schon vom<br />

Übergang von der Haben-Kultur zur Gebrauchs-<br />

oder gar Sein-Kultur sprechen kann, wage ich zu<br />

bezweifeln. Fazit ist, dass den Konsumenten das<br />

„Haben“ in Form von körperlichem Besitz von Musik<br />

nicht mehr so wichtig ist. Das ist verständlich, denn<br />

durch Streaming <strong>und</strong>/oder Clouds Musik ist virtuell<br />

überall verfügbar – man muss seinen körperlichen<br />

Besitz also nicht immer bei sich haben, das ist ein<br />

reiner Bequemlichkeitsgewinn.<br />

MMag. Ursula Sedlaczek<br />

Geschäftsführerin Austro-Mechana<br />

Wie schauen die Bezahlmodelle aus, wie funktioniert<br />

die Zusammenarbeit mit den anbietern?<br />

GraNiNGEr: Die AKM hat bereits viele Verträge<br />

mit Anbietern <strong>und</strong> schließt laufend neue Vereinbarungen<br />

ab. Gr<strong>und</strong>sätzlich besteht bei den meisten<br />

Diensten Gesprächsbereitschaft, die Verhandlungen<br />

bis zu einem Vertragsabschluss dauern bisweilen<br />

länger als erhofft, die Zusammenarbeit mit den Vertragspartnern<br />

funktioniert gut.<br />

MEdWENitSCH: Streaming ist ein Abo-Modell, zumeist<br />

mit drei Stufen: Gratis mit Werbung, Standard<br />

ohne Werbung um 4,99 Euro <strong>und</strong> Premium um 9,99<br />

Euro mit Zugang via Handy <strong>und</strong> noch mehr Content.<br />

Über die Zusammenarbeit mit den neuen Partnern<br />

höre ich nur Gutes, aber ich führe diese Verhandlungen<br />

nicht selbst. Ein neuer Markt öffnet sich, es ist<br />

eine win-win Situation für beide Seiten.<br />

SEdlaCZEK: Die Zusammenarbeit mit den Anbietern<br />

funktioniert mal besser, mal schlechter <strong>und</strong><br />

hängt davon ab, wie sehr diese ihre Marktmacht<br />

ausspielen bzw. ihre Rolle sehen (Vermittler oder<br />

Anbieter von Musik). Die Bezahlmodelle sehen in<br />

der Regel so aus, dass der Konsument nicht mehr<br />

pro Track sondern für unbegrenzten Musikkonsum<br />

für eine bestimmte Zeit zahlt.<br />

Musiker, indies etc. beklagen den zu vernachlässigenden<br />

Betrag, den sie aus Streamingdiensten<br />

erlösen? Wahr oder übertrieben ?<br />

GraNiNGEr: Streaming-Dienste sind ein relativ<br />

neues Geschäftsmodell <strong>und</strong> – wohl um dieses zu<br />

etablieren - sind die Endk<strong>und</strong>enpreise derzeit nicht


<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |15


musicbiz<br />

16 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

sehr hoch. Auch allfällige Werbeeinnahmen sind<br />

derzeit noch eher bescheiden. Da bleibt unter dem<br />

Strich nicht viel übrig, auch wenn viele Streams abgerufen<br />

werden.<br />

MEdWENitSCH: Ein Stream <strong>und</strong> ein verkaufter<br />

Download sind zwei völlig unterschiedliche Geschäftsmodelle,<br />

die - wenn überhaupt - nur über<br />

einen langen Zeitraum miteinander verglichen werden<br />

können. Die Einnahmen der Künstler <strong>und</strong> Labels<br />

per einzelnem Track <strong>und</strong> per einzelnem Stream<br />

sind nicht sehr hoch. Aber dafür werden unzählige<br />

Streams konsumiert, etwa wenn ein Titel in der<br />

Playlist gespeichert <strong>und</strong> über Wochen <strong>und</strong> Monate,<br />

manchmal sogar über Jahre immer wieder gehört<br />

wird. Jedes Mal gibt es kleine Payments, die sich<br />

summieren – beim Kauf wird nur einmal bezahlt.<br />

SEdlaCZEK: Das ist eine ganz einfache Milchmädchenrechnung:<br />

pro CD erhielten die betroffenen<br />

Urheber beim Verkauf der CD ca. 9% des Handelsgroßpreises,<br />

der zwischen 7 <strong>und</strong> 10 Euro lag. Beim<br />

Streaming müssen alle Urheber, deren Werke in<br />

einem Monat genutzt werden, den prozentuellen<br />

Anteil am Nettopreis des Streamingabos teilen, der<br />

pro Monat max. € 9,90 ausmacht. Das kann sich nicht<br />

ausgehen.<br />

Verschmälern Streamingangebote insgesamt<br />

die Einnahmen der Musikerinnen oder sind die<br />

neuen technologien ein Segen für die Musiker?<br />

GraNiNGEr: Streamingangebote sind eine neue,<br />

zusätzliche Möglichkeit der Verwertung ihrer Werke<br />

für die Urheber. Die Streamingerlöse werden<br />

schon alleine durch die laufend steigende Zahl an<br />

Streaming-Diensten steigen. Auch die Zahl der Musik<br />

Download Shops nimmt zu. Konzerte <strong>und</strong> andere<br />

Musikveranstaltungen erfreuen sich ungebrochen<br />

großer Beliebtheit.<br />

MEdWENitSCH: Vor der Alternative Fluch oder Segen,<br />

neige ich eher zu Segen. In Skandinavien hat<br />

Streaming den Musikmarkt nach 10 Jahren des<br />

Schrumpfens wieder auf Wachstumskurs gebracht.<br />

Schweden legte in 2012 um 11 % zu, der Anteil des<br />

Digitalmarktes liegt dort bereits bei über 50%. Es<br />

gibt keine Anzeichen, dass Streaming die Einnahmen<br />

schmälert, weil es andere Umsätze nicht kannibalisiert.<br />

SEdlaCZEK: Was die Einnahmen betrifft, siehe meine<br />

vorhergehende Rechnung. Das hat aber nichts<br />

mit bestimmten technischen Möglichkeiten zu tun,<br />

sondern mit dem Marktpreis, den man erzielen kann.<br />

Wenn Konsumenten nicht bereit sind, mehr Geld für<br />

diese Dienste auszugeben <strong>und</strong> die Labels <strong>und</strong> Urheber<br />

ihre Anteile an den Einnahmen der Services<br />

nicht wesentlich erhöhen können, dann wird es bei<br />

dieser Situation bleiben. Die Frage ist, ob die Einnahmen<br />

wesentlich steigen würden, wenn sich diese<br />

Onlinedienste als Massenkonsum – ähnlich dem<br />

Radio, durchsetzen Die Situation in Skandinavien, in<br />

denen diese Streamingdienste bereits den Offline<br />

Markt ablösen, zeigen aber, dass diese Rechnung zumindest<br />

für die Urheber vorerst nicht aufgeht.<br />

Wo sehen Sie einen Haken beim Musikstreamen,<br />

was sind die Nachteile ?<br />

MEdWENitSCH: Ich suche nicht das Haar in der<br />

Suppe. Entscheidend ist, was der musikaffine Konsument<br />

will - <strong>und</strong> der will Streaming.<br />

SEdlaCZEK: Für den Konsumenten gibt es überhaupt<br />

keinen Haken. Die Haken für die Urheber <strong>und</strong><br />

Interpreten liegt im Werteverlust ihrer Werke, aber<br />

nicht in einer bestimmten Technik.<br />

Hat sich durch das aufkommen vieler neuer<br />

potenzieller Einkommensquellen der administrative<br />

aufwand erhöht zulasten von… ?<br />

GraNiNGEr: Die Verarbeitung der Nutzungsmeldungen<br />

der Musik-Dienste verursacht schon aufgr<strong>und</strong><br />

der Repertoirefragmentierung einen sehr<br />

hohen Aufwand. Die möglichst vollständige Erfassung<br />

<strong>und</strong> Lizenzierung auch kleinerer lokaler Angebote,<br />

wie z.B. Webradios, Musik auf Websites mit<br />

Hintergr<strong>und</strong>charakter uäm, verursacht ebenfalls<br />

viel Aufwand. Die zur Ausschüttung an die Urheber<br />

zur Verfügung stehende Summe hängt ganz<br />

wesentlich vom Aufwand ab, der mit der Lizenzierung<br />

<strong>und</strong> Tantiemenabrechnung an die Urheber<br />

verb<strong>und</strong>en ist.<br />

MEdWENitSCH: Dieser Aufwand hat sich erhöht,<br />

<strong>und</strong> der Aufwand für die Lagerhaltung physischer<br />

Produkte hat sich verringert. Das Musikgeschäft ist<br />

heute sicher vielschichtiger geworden als früher<br />

<strong>und</strong> verlangt auch andere Fähigkeiten <strong>und</strong> Ausbildungen.<br />

Paradigmenwechsel eben.<br />

SEdlaCZEK: Natürlich. Die Erhöhung des administrativen<br />

Aufwands geht letztendlich zu Lasten aller.<br />

Wird aufgr<strong>und</strong> neuer Geschäftsmodelle wie zb.<br />

Streaming wieder alles gut in der Musikwirtschaft<br />

?<br />

GraNiNGEr: Wir sind optimistisch, dass sich das<br />

Angebot an Diensten noch weiter vergrößern wird<br />

<strong>und</strong> wir hoffen, dass das Streaming-Modell sich in<br />

Österreich so erfolgreich entwickeln wird wie in<br />

Skandinavien.<br />

MEdWENitSCH: Alles wird gut!<br />

SEdlaCZEK: Natürlich eröffnet das Internet auch<br />

viele neue Möglichkeiten. Die Frage ist, wer wie auf<br />

diese Möglichkeiten reagieren kann. Der Offlinemarkt,<br />

sprich CD-Markt, steht vor der Kernschmelze.<br />

Der Radio/TV Markt wird noch solange gut laufen,<br />

solange die Werbeetats nicht in großem Ausmaß<br />

in den Online-Bereich verschoben werden. Bleibt<br />

noch der Markt für Live-Aufführungen. Ein Urheber,<br />

der nicht zugleich Interpret ist, hat auf diesem Markt<br />

keine Möglichkeiten. Streaming ist kein Geschäftsmodell,<br />

sondern eine technische Möglichkeit der<br />

Darbietung. Wie einzelne Beispiele von YouTube/<br />

Google zeigen, kommt es bei den derzeit am Markt<br />

befindlichen Geschäftsmodellen darauf an, wieviel<br />

Werbeeinschaltungen man generieren kann – das<br />

ist derzeit die Währung im Internet (Anm. Die meisten<br />

Streamingdienste bieten auch unentgeltliche<br />

Services an, die sich nur durch Werbeeinnahmen finanzieren,<br />

so genannte „add f<strong>und</strong>ed services“). Kurz-<br />

<strong>und</strong> mittelfristig sehe ich nicht, wie alles wieder gut<br />

werden kann – wenn mit gut der Zustand von vor ca.<br />

10 Jahren gemeint ist. Seitdem sind die Einnahmen<br />

meiner Gesellschaft im Sinken.


<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |17


musicbiz<br />

Classical:NEXT: gelungene<br />

Premiere in Wien<br />

Mit einem Teilnehmer-Zuwachs von 25% bei der zweiten Ausgabe, hat sich die Classical:NEXT<br />

als internationales Forum für klassische <strong>und</strong> Kunst-Musik etabliert. Mehr als 950 Teilnehmer aus<br />

40 Ländern kamen vom 29. Mai bis zum 1. Juni in die neue Gastgeber-Stadt Wien.<br />

Jennifer Dautermann, Direktorin<br />

der Classical:NEXT & Christoph<br />

Thun-Hohenstein, MAK-Direktor<br />

„to hell with<br />

doom and gloom!<br />

there is no crisis of<br />

classical music, the<br />

crisis is how we<br />

have disregarded<br />

the music over<br />

the last decades.<br />

We must act now.“<br />

Violonist<br />

daniel Hope<br />

18 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Nach einer hochgelobten<br />

Premiere in München<br />

im letzten Jahr, ist<br />

die Classical:NEXT weiter<br />

auf 950 Teilnehmer gewachsen.<br />

Dazu zählen<br />

über 850 Fachbesucher,<br />

die 500 Firmen in Wien<br />

präsentierten, ferner 100<br />

auftretende Künstler –<br />

das entspricht insgesamt<br />

einem Wachstum von<br />

25% im Vergleich zum<br />

Vorjahr. Die Zahl der Aussteller<br />

wuchs sogar um<br />

70% auf 120. Die Stände<br />

in der Ausstellungshalle des MAK, (Museum für Angewandte<br />

Kunst) in Wien, waren lange vor Beginn<br />

der Veranstaltung ausverkauft.<br />

Für diese zweite, erweiterte Ausgabe der<br />

Classical:NEXT, wurde der Veranstalter WOMEX von<br />

seinem lokalen Partnern von ClassicalPartners Vienna<br />

(Mario Rossori, Heinrich Schläfer <strong>und</strong> Frank Stahmer)<br />

unterstützt. Die Klassikmesse war auf diese<br />

Weise gut mit der örtlichen Szene verb<strong>und</strong>en: 200<br />

österreichische Fachteilnehmer waren auf der Messe<br />

vertreten, h<strong>und</strong>erte Klassikfans kamen zu den<br />

Konzerten des öffentlichen Classical:NEXT Festivals.<br />

„Wir sind außerordentlich erfreut über die Entwicklung<br />

unseres Projektes Classical:NEXT,“ freute<br />

sich demnach Jennifer Dautermann, Direktorin der<br />

Classical:NEXT, „Bereits diese zweite Ausgabe zeigt<br />

klar, was die Classical:NEXT ausmacht: Wir erleben<br />

in diesem Jahr eine bessere Balance der verschiedenen<br />

Bereiche, Showcase-Konzerte mit neuen Ansätzen<br />

<strong>und</strong> eine sehr internationale Gemeinschaft,<br />

die sich immer aktiver beteiligt. “ Dr. Rainer Kahleyss<br />

vom initiierenden Partner CLASS, Association<br />

of Classical Independents in Germany e.V. ist<br />

ebenso zufrieden: „Ganz offensichtlich hat sich die<br />

Classical:NEXT schon etabliert <strong>und</strong> wächst sogar. Die<br />

Stimmung hier ist sehr positiv <strong>und</strong> die Messe <strong>und</strong><br />

das Programm werden von der gesamten Klassikszene<br />

weithin angenommen.”<br />

Nicht nur stieg die Zahl der Aussteller auf der Fachmesse<br />

um 70% - mehr Exportbüros, Vertriebe, Medi-<br />

en <strong>und</strong> Technologie-Firmen waren vertreten – auch<br />

war die Balance der Branchenvertreter besser:. So<br />

resümiert zB. Leelo Lehtla aus Estland, die für eine<br />

schwedische Künstleragentur tätig ist. „Ich denke<br />

die Classical:NEXT ist eine sehr gute Veranstaltung<br />

weil sie mit dem Live- <strong>und</strong> dem Tonträgersektor beide<br />

Seiten der Branche zusammenbringt, die bislang<br />

wenig miteinander in Kontakt stehen.“ Auch Francis<br />

Jun Hyoung Lee von C&L Music (South Korea) meint:<br />

„Die Classical:NEXT ist eine exzellente Gelegenheit<br />

für uns, alle unsere Geschäftspartner aus Europa<br />

<strong>und</strong> darünberhinaus an einem Ort zu treffen. Das<br />

lassen wir uns natürlich nicht entgehen.“<br />

Mit einem frischen <strong>und</strong> ambitionierten Konferenz-<br />

<strong>und</strong> Konzertprogramm, ausgewählt von einer internationalen<br />

Jury, zieht die Classical:NEXT Erneuerer<br />

aus allen Bereichen der klassischen Musik an. Die<br />

Konferenz bot über 20 St<strong>und</strong>en interaktiver Sessions<br />

<strong>und</strong> Diskussionen über drängende Fragen der<br />

Branche, mit 40 Sprechern aus 18 Ländern, darunter<br />

John Kieser (San Francisco Symphony); Naomi<br />

Grabel (director of marketing and creative services,<br />

Carnegie Hall), William Hope (director of label relations,<br />

Spotify), Stephan Steigleder (Deutsche Grammophon)<br />

<strong>und</strong> Marshall Marcus (CEO des European<br />

Union Youth Orchestra <strong>und</strong> Chairman von Sistema<br />

Europe, dem europäischen Netzwerk der weltbekannten<br />

Musikerziehungs-Initiative). Besonders<br />

enthusiastisch war Keynote-Speaker Daniel Hope:<br />

“To hell with doom and gloom! There is no crisis of<br />

classical music, the crisis is how we have disregarded<br />

the music over the last decades. We must act now.<br />

[…] as younger people have less and less chance to<br />

discover this music”<br />

Die acht Showcase-Konzerte sowie die off C:N Konzerte<br />

<strong>und</strong> die Video <strong>und</strong> <strong>Film</strong>vorführungen brachten<br />

den Fachbesuchern ein breites Spektrum von Musikprojekten<br />

nahe, mit einem Fokus auf neue Ansätze,<br />

klassische Musik zu spielen <strong>und</strong> aufzuführen. Höhepunkte<br />

waren ein spontanes Duett von Daniel Hope<br />

mit seinem Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Geiger-Kollegen Benjamin<br />

Schmid am Eröffnungsabend. Sowie Auftritte von Living<br />

Room in London, Ivan Ili€ oder dem koreanischen<br />

Kayageum Trio im Porgy & Bess Showcase Venue.<br />

die nächste classical:next findet vom 14. - 17. mai<br />

2014 wiederum im mak statt.


100 Jahre ÖKB<br />

Seit 14. Juni 1913 vertritt der Komponistenb<strong>und</strong><br />

in Österreich lebende <strong>und</strong> wirkende Komponistinnen<br />

<strong>und</strong> Komponisten aller Genres. Nun<br />

feierte die Vereinigung den 100. Geburtstag,<br />

natürlich musikalisch: Das Festival “100 Jahre<br />

Österreichischer Komponistenb<strong>und</strong>” präsentierte<br />

an 8 Tagen 12 Konzerte an 8 Orten. Gezeigt<br />

wurde die ganze Bandbreite heimischen Musikschaffens:<br />

Pop, Rock, Klassik, Jazz, Elektronik<br />

<strong>und</strong> Wienerlied. Viele der gespielten Komponistinnen<br />

<strong>und</strong> Komponisten waren beim Festival<br />

anwesend <strong>und</strong> verfolgten die Präsentation ihrer<br />

Werke. Das Festival wurde zu einem Get together<br />

für Musiker, Komponisten <strong>und</strong> Publikum. Die<br />

Festivaleröffnung widmete sich dem Nachwuchs,<br />

in Kooperation mit den fünf österreichischen<br />

Musikuniversitäten wurden Werke Studierender<br />

vorgestellt. Die Reihe Composers’ Lounge<br />

präsentierte Highlights unterschiedlichster musikalischer<br />

Genres von urwienerischen Klängen<br />

bis zu Jazz vom Feinsten mit den Neuen Wiener<br />

Concert Schrammeln,<br />

Vienna Clarinet<br />

Connection,<br />

Living Transit, Die<br />

Strottern <strong>und</strong> Wilfer<br />

& Wilfer sowie<br />

Sir Tralala, Gerd<br />

Schuller, Franz<br />

Reisecker <strong>und</strong> Rupert<br />

Huber. Maria<br />

Bill, Eva K. Anderson<br />

<strong>und</strong> Valerie<br />

Sajdik performten beim Gala-Abend der österreichischen<br />

Pop-Musik eigene Songs sowie Lieder<br />

aus der Feder heimischer KomponistInnen wie<br />

Christian Kolonovits oder Clemens Wenger. Das<br />

Finale feierte das Festival im Inneren Burghof<br />

der Hofburg mit der Gardemusik des Österreichischen<br />

B<strong>und</strong>esheeres. Die musikalischen Highlights<br />

ergänzte ein internationales Symposion mit<br />

hochkarätig besetzten Ro<strong>und</strong>-Tables.<br />

musicbiz<br />

l-r: Harald Hanisch, Eva K. Anderson,<br />

Maria Bill, Valerie Sajdik, Alexander<br />

Kukelka<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |19


filmbiz<br />

Footprints in LA<br />

r-l: Rudolf Thaler, Ulrich Seidl, Karin Proidl,<br />

Philip Dethlefs in L.A.<br />

20 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Nach dem fulminanten<br />

Oscar-Abend<br />

mit Michael Haneke,<br />

gab es abermals<br />

Gelegenheit für<br />

Expats <strong>und</strong> viele andere<br />

österreichische<br />

<strong>Film</strong>kunst zu bew<strong>und</strong>ern.<br />

Regisseur<br />

Ulrich Seidl stellte<br />

nach Vorführungen<br />

in New York <strong>und</strong><br />

Minneapolis seine<br />

Paradies-Trilogie<br />

Liebe/Glaube/<br />

Hoffnung im österreichischen Generalkonsulat in Los Angeles<br />

Medien <strong>und</strong> Kunstliebhabern vor. Im Cinefamily Kino in Hollywood<br />

lauschte ein interessiertes Publikum den Ausführungen<br />

Seidls über die Entstehungsgeschichte des <strong>Film</strong>s +<strong>und</strong> seine<br />

Art des <strong>Film</strong>emachens. US-Verleiher ist die kalifornische Firma<br />

Strand Releasing. Produziert wurde die Paradies-Trilogie von<br />

der Ulrich Seidl <strong>Film</strong>produktion GmbH. Nach einem fulminanten<br />

Jahresbeginn mit sechs Oscar-Nominierungen <strong>und</strong> zwei<br />

Oscars für Michael Haneke <strong>und</strong> Christoph Waltz setzt Ulrich<br />

Seidl mit seiner polarisierenden Trilogie einen medialen Footprint<br />

in Hollywood. Hollywood wurde seit seiner Geburtsst<strong>und</strong>e<br />

von Österreichern mitgeprägt, vor <strong>und</strong> hinter den Kameras,<br />

als <strong>Film</strong>schaffende, Schauspieler <strong>und</strong> Komponisten.<br />

Niavarani als Mamba<br />

Gefährlich, schnell <strong>und</strong> unberechenbar<br />

sind die Eigenschaften<br />

der Giftschlange Mamba <strong>und</strong><br />

wer da nicht sogleich an den<br />

österreichischen Kabarettisten<br />

Präsentation von „Die Mamba“<br />

Michael Niavarani denkt, liegt<br />

auch nicht falsch, spätestens zu Weihnachten sollten aber <strong>Film</strong>fre<strong>und</strong>e „Die Mamba“ mit seinem<br />

Namen assoziieren, denn da kommt die österreichisch-deutsche Koproduktion in die Kinos. „Die<br />

Mamba“ ist eine rasante Verwechslungskomödie, die mit den Genre-Konventionen des Agentenfilms<br />

spielt. In einer höchst amüsanten Doppelhauptrolle tritt der österreichische Vollblut-<br />

Komiker Michael Niavarani gegen „Stromberg“ Christoph Maria Herbst als Gegenspieler an. Um<br />

schon Interesse für den <strong>Film</strong> zu wecken wurde in den Tiergarten Schönbrunn gebeten, wo nicht<br />

weniger als 10 Personen am Podium saßen, um auch visuell zu zeigen, wieviel Menschen an<br />

einer <strong>Film</strong>produktion beteiligt sind. Neben Regisseur Ali Samadi Ahadi („Salami Aleikum“) <strong>und</strong><br />

Produzenten waren auch die Förderer wie ÖFI, VFC, NÖ Kultur, ORF, WFF vertreten. Wer fehlte?<br />

Der Hauptdarsteller Nia, der sich bei den Dreharbeiten in Marrokko kulinarisch übernahm, was<br />

Co-Star Christoph Maria Herbst zu sehr humorigen Anekdoten über Essgewohnheiten verleitete.<br />

Pointiert-trocken auch seine Antworten auf die Fragen bezüglich grenzüberschreitenden<br />

Humors. Da schimmerte wieder der grandiose Stromberg durch. Angesteckt durch die heitere<br />

Atmosphäre der anwesenden <strong>Film</strong>crew gaben auch die Förderer ihre Wünsche diesem <strong>Film</strong> bezüglich<br />

bekannt: Mindestens ein Blockbuster, der das Goldene Ticket erreicht, sollte drinnen sein!<br />

Schlager-Stimmung im<br />

Cineasten-Palast<br />

Im Wiener Gartenbaukino wurden schon höchst unterschiedliche<br />

<strong>Film</strong>e gezeigt, aber dass eine Dokumentation über einen<br />

Unterhaltungskünstler dort Premiere feiert, war sicherlich ein<br />

Novum. Diese Ehre widerfuhr Marc Pircher über den sich der<br />

<strong>Film</strong> Schlagerstar der beiden Regisseure Gregor Stadlober &<br />

Marco Antoniazzi dreht. Eine Tour durch Festzelte, Landdiscos<br />

<strong>und</strong> Musikantenstadln erk<strong>und</strong>et die Licht- <strong>und</strong> Schattenseiten<br />

der Hitfabrik. „Schlagerstar“ gewann im Februar den<br />

Publikumspreis beim Austro-<strong>Film</strong>fest Diagonale in Graz. Auch<br />

das Premierenpublikum reagierte begeistert auf den <strong>Film</strong> <strong>und</strong><br />

das sehr unterhaltsame Gespräch im Anschluss, bei dem Moderator<br />

Paul Kraker mit seinen Fragen den Regisseuren Marco<br />

Antoniazzi & Gregor Stadlober <strong>und</strong> dem Schlagerstar Marc<br />

Pircher zahlreiche Pointen entlockte.<br />

l-r: Musikerkolleginnen, Produzentin Nina Kusturica sowie die Regisseure<br />

Gregor Stadlober & Marco Antoniazzi mit Marc Pircher<br />

<strong>Film</strong>heuriger<br />

Schön zu sehen, wie eine Branche<br />

zusammen hält. Die Akademie des<br />

österreichischen <strong>Film</strong>s lud zum<br />

Heurigen <strong>und</strong> weit mehr als 100<br />

<strong>Film</strong>schaffende sowie Fre<strong>und</strong>Innen<br />

<strong>und</strong> FörderInnen des österreichischen<br />

<strong>Film</strong>s folgten dem Aufruf. Gute Stimmung<br />

<strong>und</strong> auch ein wenig Spannung<br />

dominierten die Gespräche, denn bald<br />

schon beginnt die Einreichung zum<br />

Österreichischen <strong>Film</strong>preis 2014. Der<br />

Akademie ist es neben der Würdigung<br />

des österreichischen <strong>Film</strong>schaffens in<br />

Form des Österreichischen <strong>Film</strong>preises<br />

ein Anliegen, interne Vernetzung zu<br />

ermöglichen. Ausgetauscht haben<br />

sich Götz Spielmann, Ursula Strauss,<br />

Stefan Ruzowitzky, Rupert Henning,<br />

Nina Proll, Erwin Steinhauer, Andreas<br />

Lust, Mercedes Echerer, Johannes Zeiler,<br />

Andy Baum, Valie Export, uva..<br />

Einreichfrist<br />

verlängert<br />

Bis Mitte Juli kann man noch<br />

für die Cannes Corporate <strong>Media</strong><br />

& TV Awards einreichen. Bis<br />

dato sind bei diesem Wirtschaftsfilmfestival<br />

31 Nationen<br />

vertreten. Der internationale<br />

Wettbewerb heißt sämtliche<br />

Unternehmen, PR Agenturen,<br />

Institutionen (Ministerien,<br />

Rathäuser, öffentliche Einrichtungen),<br />

TV-Stationen, Produktionsfirmen,Multimedia-Agenturen,<br />

<strong>Film</strong>produzenten <strong>und</strong><br />

<strong>Film</strong>emacher, sowie Studenten<br />

herzlich willkommen.<br />

Teilnahmeberechtigt sind alle<br />

<strong>Film</strong>e, die nach dem 1. Jänner<br />

2011 produziert, ausgestrahlt<br />

oder online gestellt worden sind.<br />

www.cannescorporate.com


Cine Tirol Award an „Bergdoktor“<br />

l-r: Johannes Köck/Cine Tirol, Nike Fuhrmann, Hans Sigl,<br />

Natalie O´Hara, Lukas Krösslhuber/TVB Wilder Kaiser<br />

Aktuelle <strong>Film</strong>starts:<br />

28. Juni<br />

The Grandmaster (Thimfilm)<br />

World War Z (UPI)<br />

4./5. Juli<br />

Taffe Mädels (Fox)<br />

Bekenntnisse eines jungen Zeitgenossen<br />

(Thimfilm)<br />

Trance (Fox)<br />

Ich – Einfach unverbesserlich 2 (UPI)<br />

Fliegende Liebe (Constantin)<br />

Clara <strong>und</strong> das Geheimnis des Bären (Einhorn)<br />

11./12. Juli<br />

A – Das Venedig-Prinzip (<strong>Film</strong>laden)<br />

Die Unfassbaren (Constantin)<br />

The Call – Leg nicht auf (Constantin)<br />

7 Tage in Havanna (Thimfilm)<br />

Der Schauspieler Hans Sigl wurde für<br />

seine besonderen Verdienste um das<br />

<strong>Film</strong>land Tirol, insbesondere im Zusammenhang<br />

mit der filmtouristischen<br />

Verwertung der ZDF-Fernsehserie<br />

„Der Bergdoktor“ in der Region Wilder<br />

Kaiser, mit dem CineTirol Award 2012<br />

ausgezeichnet. Als „Dr. Martin Gruber“<br />

versieht der Schauspieler bereits seit<br />

2008 seinen Dienst als Bergdoktor in<br />

der Region Wilder Kaiser den r<strong>und</strong> 6 Millionen Zuseher bei Erstausstrahlung im deutschsprachigen<br />

Raum verfolgen, die erfolgreiche ZDF-Serie wird aber auch in anderen Ländern wie in Dänemark,<br />

Kroatien <strong>und</strong> sogar in den USA, in Namibia, Indien <strong>und</strong> China von einem großen Publikum gesehen.<br />

Über die Serie hinaus engagiert sich Sigl auch off air wie Fanwanderungen, Kochkurse etc.speziell<br />

für die Region Wilder Kaiser. Für seinen persönlichen Beitrag zur filmtouristischen Verwertung der<br />

TV-Serie „Der Bergdoktor“ wurde Hans Sigl nun im Rahmen des Familien-Fantags in Ellmau der „Cine<br />

Tirol Award“ verliehen, Cine Tirol Leiter Johannes Köck würdigte Hans Sigl in seiner Laudatio als „filmtouristischen<br />

Botschafter mit Herz <strong>und</strong> Humor, der seine Wahlheimat Tirol, insbesondere die Region<br />

Wilder Kaiser, auf überaus sympathische Weise vor großem Publikum r<strong>und</strong> um die Welt bewirbt; damit<br />

erweist er dem <strong>Film</strong>land Tirol beziehungsweise der Ferienregion Wilder Kaiser eine aufmerksame<br />

Wertschätzung <strong>und</strong> einen großen Dienst. Der Cine Tirol Award an den Bergdoktor Martin Gruber <strong>und</strong><br />

Schauspieler Hans Sigl möge ein Zeichen des Dankes <strong>und</strong> der Anerkennung sein.“<br />

Hans Sigl ist der elfte Preisträger dieser Auszeichnung für Menschen, die sich auf besondere Weise für<br />

das <strong>Film</strong>land Tirol einsetzen <strong>und</strong> damit einen außergewöhnlichen Beitrag zur Entwicklung Tirols als<br />

führendes <strong>Film</strong>land der Alpen leisten.<br />

18./19. Juli<br />

Pacific Rim (Warner)<br />

Kindsköpfe 2 (Sony)<br />

Sag, dass du mich liebst (Thimfilm)<br />

Kick-Ass 2 (UPI)<br />

Papadopoulos & Söhne (<strong>Film</strong>laden)<br />

25./26. August<br />

The Company you keep – Die Akte Grant<br />

(Constantin)<br />

Wolverine : Wege des Kriegers (Fox)<br />

A – Die Werkstürmer (Thimfilm)<br />

Die Möbius Afäre (<strong>Film</strong>laden)<br />

21 and over (Einhorn)<br />

1./2. August<br />

Conjuring- Die Heimsuchung (Warner)<br />

Die Schlümpfe 2 (Sony)<br />

300 : Rise of an Empire (Warner)<br />

Ein griechischer Sommer (Thimfilm)<br />

Paulette (Polyfilm)<br />

Jackie – Wer braucht schon eine Mutter<br />

(<strong>Film</strong>laden)<br />

<strong>Film</strong>ische Schnitzeljagd in Wien<br />

Seit mittlerweile drei Jahren gibt es mit den „SurpriseTours“ geführte<br />

<strong>Film</strong>touren durch Wien. Dabei werden geheime <strong>Film</strong>-Drehorte besucht,<br />

mysteriöse Geschichten entdeckt <strong>und</strong> unterwegs digitale Spuren via<br />

Smartphone hinterlassen. Judith Wieser-Huber konzipiert die meisten<br />

Touren, Richard Pyrker vernetzt die Touren mit mobilen Apps <strong>und</strong> Social<br />

<strong>Media</strong>. 2012 verband ‚Die ganz böse Surprisetour’ Drehorte passend zur<br />

‚Böse Böse’ <strong>Film</strong>reihe im Rahmen von Kino Unter Sternen 2012. Eine<br />

ganz andere Entdeckungsreise war die Suche nach den verlorenen<br />

Videotheken. Davor, 2011 begab man sich mit der Max Steiner Tour auf<br />

die Suche nach Spuren des großen Hollywoodkomponisten Max Steiner<br />

in Wien, seine Musik konnte man dank der Augmented Reality App<br />

‚Layar‘ am Handy hören. Jetzt wieder aktuell durch den Kinostart von<br />

„Before Midnight“ gibt es die Before Sunrise Tour (ja, zum gleichnamigen<br />

<strong>Film</strong>!). Die nächste filmische Schnitzeljagd am 7.7. läuft unter dem<br />

Motto „Ungeheuerlichen<br />

Wolf Men SurpriseTour“.<br />

Die Tour führt in die<br />

Leopoldstadt, an Plätze, die<br />

verschw<strong>und</strong>en sind, aber<br />

in mobilen Apps wieder<br />

sichtbar werden. Orte der<br />

w<strong>und</strong>ersamen Erscheinungen,<br />

Kinos, Theater, Zirkus.<br />

Genauer Ablauf unter:<br />

http://surprisetours.at<br />

Surprise-Guides Judith Wieser-Huber<br />

& Richard Pyrker<br />

8./9. August<br />

The Lone Ranger (Disney)<br />

Gloria (Thimfilm)<br />

15./16. August<br />

Percy Jackson : Im Bann des Zyklopen (Fox)<br />

R.I.P.D. (UPI)<br />

The Conjuring (Warner)<br />

Elysium (Sony)<br />

The Bling Ring (Constantin)<br />

Tango Libre (Polyfilm)<br />

23. August<br />

Feuchtgebiete (Constantin)<br />

Mr. Morgan’ s Last Love (Constantin)<br />

29./30. August<br />

Planes (Disney)<br />

Chroniken der Unterwelt (Constantin)<br />

Das Mädchen Wadjda (<strong>Film</strong>laden)<br />

We’re the Millers (Warner)<br />

La cage dorée (Polyfilm)<br />

Onde Direction (Sony)<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |21


filmbiz<br />

Große Sorge!<br />

Mit großer Sorge versucht die <strong>Film</strong>wirtschaft zusammen mit den Verbänden der <strong>Film</strong>schaffenden<br />

in den letzten Wochen dieser Regierungsperiode, die jetzt noch handlungsfähige B<strong>und</strong>esregierung<br />

zu überzeugen, dass ohne kurzfristige Maßnahmen der <strong>Film</strong>wirtschaft <strong>und</strong> dem <strong>Film</strong>standort<br />

Österreich durch die angekündigten ORF Sparmaßnahmen ein existentieller Kahlschlag droht.<br />

In dem vom ORF bekanntgegebenen € 80 Mio.Minus ist auch ein Betrag von 30 Mio. Euro<br />

enthalten, der gemäß befristetem Gebührenref<strong>und</strong>ierungsgesetz im ORF-Gesetz ab 2014<br />

ersatzlos gestrichen werden soll.<br />

Am Podium der Pressekonferenz<br />

im Café Landtmann (l-r): Gerhard<br />

Schedl (ÖGB Gewerkschaft der<br />

Gemeindebediensteten - Kunst,<br />

Medien, Sport, freie Berufe),<br />

Werner Müller (Fachverband der<br />

<strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikindustrie),<br />

Maria Anna Kollmann (Dachverband<br />

der <strong>Film</strong>schaffenden),Michael<br />

Paul( (paul <strong>und</strong> collegen), Thomas<br />

Pridnig (Lotus <strong>Film</strong>/AAFP) <strong>und</strong><br />

Karl Markovics (österreichischer<br />

Schauspieler, Regisseur <strong>und</strong><br />

Drehbuchautor)<br />

22 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Aus allen Berechnungen <strong>und</strong> Aussagen des ORF ist<br />

davon auszugehen, dass r<strong>und</strong> 35 Mio. Euro komplett<br />

im Programmbereich eingespart werden sollen <strong>und</strong><br />

damit 2014 das in den letzten Jahren für österreichische<br />

TV-Spielfilme, Serien, Dokumentationen usw.<br />

gewidmeten rd. 100 Mio. Euro p.a um diesen Betrag<br />

reduziert werden. Der mit der Nationalratswahl verb<strong>und</strong>ene<br />

Zeitverlust <strong>und</strong> die bisherigen Signale der<br />

Politik, in dieser Legislaturperiode keinerlei Maßnahmen<br />

setzen zu wollen, bedeutet für die <strong>Film</strong>wirtschaft,<br />

dass dieser massive Einbruch direkt den<br />

TV- <strong>und</strong> Kinofilmbereich treffen wird – realistischerweise<br />

schon 2013.<br />

Die von Dr. Michael Paul (paul <strong>und</strong> collegen) im Auftrag<br />

des <strong>Film</strong>produzentenverbandes AAFP durchgeführte<br />

Studie bestätigt diese Annahme vollinhaltlich.<br />

Nachdem der ORF aufgr<strong>und</strong> seiner Kostenstrukturen<br />

glaubt, kurzfristig wesentlich im Programmbereich<br />

einsparen zu müssen, führt die Einsparung<br />

von 35 Mio. Euro zu einem Wegfall von 50 Mio. Euro<br />

an Produktionsvolumen in Österreich – also einem<br />

Drittel des Branchenumsatzes. Michael Paul prognostiziert,<br />

dass von r<strong>und</strong> 150 Unternehmen, die der<br />

ORF derzeit für die verschiedenen Programmgenres<br />

einsetzt, 120 vom Markt verschwinden werden <strong>und</strong><br />

damit direkt 1.000 filmbezogene Arbeitsplätze wegfallen.<br />

Da von <strong>Film</strong>produktion auch Zuliefer- <strong>und</strong> an-<br />

grenzende Branchen (z.B. Kostümverleih, Kopieranstalten,<br />

technische Dienstleistungen usw.) betroffen<br />

sind, ist mit einem Abgang von mindestens weiteren<br />

1.000 Arbeitsplätzen zu rechnen, da die <strong>Film</strong>branche<br />

hochgradig beschäftigungsintensiv aufgebaut ist.<br />

Dieser Arbeitsplatzabbau führt zu zusätzlichen Sozialtransfers<br />

von 12 Mio. Euro <strong>und</strong> zu Steuerausfällen<br />

von 39 Mio. Euro. Die wirtschaftliche Analyse belegt,<br />

dass die Verschiebung einer politischen Entscheidung<br />

weder dem ORF noch der <strong>Film</strong>wirtschaft <strong>und</strong><br />

schon gar nicht dem öffentlichen Budget nützt.<br />

Ganz im Gegenteil: Damit verliert der ORF nicht<br />

nur quotenträchtiges österreichisches öffentlichrechtliches<br />

Programm – die Studie spricht von einem<br />

Minus von 17 Tagen– sondern wird auch die<br />

jahrzehntelange Aufbauarbeit von Förderstrukturen<br />

gefährdet, die sichergestellt haben, dass die österreichische<br />

<strong>Film</strong>wirtschaft sowohl im Fernseh- als<br />

auch im Kinobereich national <strong>und</strong> international extrem<br />

erfolgreich war. Der ORF ist im <strong>Film</strong>/Fernsehabkommen<br />

seit langem ein unersetzlicher Partner der<br />

Kinofilmwirtschaft. Infolge der Wichtigkeit des ORF-<br />

Beitrags als nicht staatlichem <strong>Film</strong>financier wird<br />

wohl auch die Kinofilmförderung an ihre Grenzen<br />

stoßen. Der Erhalt des Produktionsvolumens <strong>und</strong><br />

damit die Beschäftigung von <strong>Film</strong>schaffenden <strong>und</strong><br />

der vom Produktionsvolumen abhängigen Dienstleistungsunternehmen<br />

hängt damit wesentlich vom<br />

Engagement des ORF für österreichisches Fernseh-<br />

<strong>und</strong> Kinoprogramm ab.<br />

Die <strong>Film</strong>wirtschaft, die Arbeitnehmervertretung<br />

(ÖGB Gewerkschaft der Gemeindebediensteten -<br />

Kunst, Medien, Sport, freie Berufe) <strong>und</strong> der Dachverband<br />

der <strong>Film</strong>schaffenden bittet daher nochmals die<br />

B<strong>und</strong>esregierung, die wenigen noch verbleibenden<br />

Wochen zu nutzen <strong>und</strong> gemeinsam die noch möglichen<br />

Lösungen umzusetzen. Da Erhalt <strong>und</strong> Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen gemäß der Wahlwerbung<br />

der Regierungsparteien wohl auch ein Schwerpunkt<br />

der nächsten Regierungsarbeit sein werden, darf<br />

der Beschäftigungsverlust <strong>und</strong> der Know How-Abfluss<br />

hoch <strong>und</strong> teuer ausgebildeten künstlerischen<br />

Fachpersonals nicht ignoriert werden.


<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |23


filmbiz<br />

Agieren tut Not!<br />

Veit Heiduschka, Geschäftsführer der Wega-<strong>Film</strong> <strong>und</strong> Produzent des Oscar-Preis-gekrönten<br />

Haneke-<strong>Film</strong>s „Amour“ im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über die aktuelle Situation der<br />

heimnischen <strong>Film</strong>branche.<br />

Veit Heiduschka<br />

24 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Wie kommentieren Sie die aktuelle Situation für<br />

die heimische <strong>Film</strong>wirtschaft?<br />

VEit HEidUSCHKa: Die Auswirkungen der Einsparungen<br />

des ORF im Bereich Auftragsproduktion<br />

<strong>und</strong> Koproduktion hat die Studie von Dr. Paul &<br />

Collegen drastisch genug aufgezeigt. Tatsächlich ist<br />

es so, dass die zarte Pflanze „Österreichischer <strong>Film</strong>“,<br />

die seit den vergangenen Jahren gekeimt <strong>und</strong> geblüht<br />

hat, wieder eingehen wird. Der <strong>Film</strong>wirtschaft<br />

fehlen die Produktionen zum Überleben <strong>und</strong> den<br />

<strong>Film</strong>schaffenden, <strong>und</strong> zwar besonders jenen in den<br />

führenden Positionen, wie Regisseure, Kameraleute,<br />

Cutter, Architekten etc., die verstärkt ihr Auslangen<br />

nicht mehr in der <strong>Film</strong>branche haben werden<br />

können. Wie seitens der Gewerkschaft durch Mag.<br />

Schedl zu Recht bemerkt wurde, kann man diese<br />

kreativen Kräfte nicht einfrieren, um sie dann, wenn<br />

sie vielleicht in ein oder zwei Jahren gebraucht werden,<br />

wieder aufzutauen. Diese Kräfte sind dann entweder<br />

in andere Länder abgewandert, oder haben<br />

sich, um zu Überleben, andere Tätigkeiten gesucht.<br />

Ein bei der Pressekonferenz anwesender Journalist<br />

meinte zwar, die Regisseure könnten ja auch Sportreporter<br />

werden, aber ich weiß nicht, ob dieser Ausspruch<br />

zynisch oder einfach dumm war. Aber genau<br />

diese Bemerkung zeigt, dass die Problematik um die<br />

Auswirkungen der Einsparungen nicht begriffen<br />

<strong>und</strong> verstanden wird. Wieder einmal zeigt sich, dass<br />

Kultur zwar hochgelobt wird, im Gr<strong>und</strong>e genommen<br />

aber in Zeiten von Sparpaketen als erster Sparposten<br />

zum Handkuss kommt.<br />

Die Lobby der <strong>Film</strong>schaffenden ist leider nicht groß<br />

genug; wir können nicht wie die Bauern mit Traktoren<br />

auffahren <strong>und</strong> die Tomaten oder die Milch den<br />

Politikern vor die Füße schütten. Dies sieht man ja<br />

auch beim Wirtschaftsabkommen USA – Europa, in<br />

welches auch die <strong>Film</strong>industrie integriert werden<br />

soll, <strong>und</strong> bei dem die EU-Kommission <strong>und</strong> die EU-<br />

Staaten außer Frankreich locker über die Proteste<br />

der <strong>Film</strong>künstler <strong>und</strong> der <strong>Film</strong>wirtschaft drüber gehen,<br />

sodass eine ungeheure negative Auswirkung<br />

auf das europäische <strong>Film</strong>wesen zu erwarten ist. Auch<br />

hier wird die Kultur anderen Interessen geopfert.<br />

Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche auswirkung<br />

auf die Branche für das Produktionsjahr 2014?<br />

HEidUSCHKa: Die Auswirkungen des Sparkurses<br />

des ORF sind bereits 2013 spürbar. Sogenannte<br />

Vorproduktionen finden nicht statt. Es ist ja nicht<br />

so, dass man auf Knopfdruck am nächsten Tag ein<br />

Fernsehspiel, eine Dokumentation oder eine Serie<br />

drehen kann. Deswegen betreffen die Sparmaßnah-<br />

men bereits 2013 <strong>und</strong> werden dann 2014 noch weiter<br />

zum Tragen kommen.<br />

Wie in der Presse berichtet wird, sollen etwa „Wir sind<br />

Kaiser“, „Frisch gekocht“ <strong>und</strong> „Musikantenstadl“ reduziert<br />

oder gar eingestellt werden. Und andere Formate<br />

oder Sendungen müssen dem Sparstift zum<br />

Opfer fallen, will man das Sparpotenzial erreichen.<br />

Diese Einsparungen des ORF bedeuten aber auch,<br />

dass die österreichischen Produzenten nationale<br />

<strong>und</strong> internationale Förderungen, aber auch internationale<br />

Koproduktionen nicht in Anspruch nehmen<br />

können, weil ja die Basis-Finanzierung durch den<br />

ORF fehlt. Die Details des Szenarios sind im Einzelnen<br />

noch nicht absehbar, aber insgesamt wird es<br />

eine katastrophale Auswirkung haben.<br />

Wirkt sich die drohende Sparpolitik bereits auf<br />

ihre Firma aus?.<br />

HEidUSCHKa: Ganz konkret wird wegen dieser<br />

Einsparungen ein „Universum“-History, dessen Buch<br />

vom ORF bereits abgenommen war <strong>und</strong> für das auch<br />

zusätzliche Gelder durch die Wega-<strong>Film</strong> lukriert waren,<br />

nicht in Auftrag gegeben <strong>und</strong> auch nicht koproduziert.<br />

Dieses Projekt ist definitiv dem Sparpaket<br />

zum Opfer gefallen. Über weitere Projekte mit dem<br />

ORF kann ich derzeit nicht berichten.<br />

Allerdings: Sollte auch im <strong>Film</strong>-Fernseh-Abkommen<br />

der Beitrag des ORF, der derzeit in Höhe von 8 Millionen<br />

Euro liegt, gekürzt werden, würde dies unsere<br />

Spielfilm-Projekte unter Umständen verhindern. Hinzu<br />

kommt, dass die Produzenten, welche hauptsächlich<br />

bisher für den ORF tätig waren, ihre gewohnten<br />

Aufträge oder Koproduktionen mit dem ORF nicht erhalten<br />

bzw. zustande bringen, sich nun auf das „Feld“<br />

Spielfilm begeben, was schon in diesem Jahr zu beobachten<br />

ist. Wir werden also vermehrt Produzenten<br />

im Bereich Spielfilm haben, allerdings ohne dass das<br />

Budget vom Österreichischen <strong>Film</strong>institut oder bei<br />

den regionalen <strong>Film</strong>fonds oder bei FISA erhöht wird<br />

<strong>und</strong> somit diesem Ansturm gerecht werden könnte.<br />

Wie sieht für Sie eine akzeptable lösung dieser<br />

Causa aus?<br />

HEidUSCHKa: Von Seiten der Politik wird signalisiert,<br />

dass eine Ref<strong>und</strong>ierung der entgangenen Gebühren<br />

an den ORF dieses Jahr nicht stattfinden wird.<br />

Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, der <strong>Film</strong>branche<br />

zu helfen. Eine davon wäre, dass der außerordentlich<br />

erfolgreiche Fernsehfonds Austria höher<br />

dotiert wird <strong>und</strong> beispielsweise die 30 Millionen<br />

fürs kommende Jahr zusätzlich erhält. Man könnte<br />

die Richtlinien dahingehend ändern, dass der EU<br />

entsprechend eine Förderung bis zu 50% gewährt


wird. Dadurch würde sich ergeben, dass die Produzenten<br />

mit dem ORF Koproduktionen eingehen<br />

können, weil sie ja entsprechende Förderbeträge in<br />

die jeweiligen Projekte einbringen. Die Fernsehprojekte<br />

würden im einzelnen für den ORF billiger, aber<br />

trotzdem, - oder gerade deshalb - finanzierbar.<br />

Neben dem Fernsehfonds Austria gäbe es auch die<br />

Möglichkeit, die im Wirtschaftsministerium angesiedelte,<br />

ebenfalls sehr erfolgreiche, Förderung FISA höher<br />

zu dotieren oder auch dem Österreichische <strong>Film</strong>institut<br />

eine Mittelerhöhung zu gewähren. Ich persönlich<br />

glaube, dass diese Gelder gut angelegt wären <strong>und</strong> die<br />

vorgestellte Studie gibt diesem Glauben Recht.<br />

Eine andere Möglichkeit wäre noch, im kommenden<br />

R<strong>und</strong>funkgesetz eine Mittelbindung festzulegen:<br />

20% der Seher- <strong>und</strong> Hörereinnahmen müssten<br />

zwingend in Produktionen mit der <strong>Film</strong>wirtschaft<br />

fließen. Der Nachteil davon wäre allerdings, dass<br />

auch dieses R<strong>und</strong>funkgesetz erst im kommenden<br />

Jahr durchs Parlament gehen wird <strong>und</strong> somit nicht<br />

zeitgerecht wirksam wäre.<br />

Tatsache ist: Agieren tut Not!<br />

Geschätzte <strong>Film</strong> - <strong>und</strong> Musik - Wirtschaftstreibende!<br />

Ein bewegtes Halbjahr 2013 liegt hinter uns<br />

<strong>und</strong> es scheinen mir mehr Fragezeichen zu<br />

bestehen als davor.<br />

Zum Beispiel beim Urheberrecht - Die<br />

B<strong>und</strong>esregierung lobt zwar einerseits das<br />

<strong>Film</strong> <strong>und</strong> Musikschaffen, steigert sogar stellenweise<br />

Fördervolumina <strong>und</strong> lässt uns dennoch<br />

mit den wesentlichen Fragen im Regen<br />

stehen. Eine Modernisierung des Urheberrechts<br />

ist nicht falsch, die Herangehensweise<br />

hingegen verantwortungslos. Das Urheberrecht ist zum<br />

Schutz der Urheber da <strong>und</strong> nicht zu deren Stigmatisierung. In<br />

der Öffentlichkeit hat man den Eindruck, als könnte sich die<br />

Politik zu diesem Gr<strong>und</strong>satz nicht unumschränkt bekennen<br />

<strong>und</strong> lässt den Qualitätsbegriff von geistigem Eigentum - von<br />

teils widersinnigen Interpretationen attackiert - ungeschützt<br />

dahinsiechen. Trittbrettfahrer findet man überall - <strong>und</strong> so<br />

auch in der Kunstszene! Die wiederum meinen, Morgenluft zu<br />

wittern <strong>und</strong> die Systematik gänzlich aushebeln zu wollen.<br />

Dass einem da manch skurrile Allianz nicht verdächtig vorkommt,<br />

stellt die mangelnde Sensibilität mancher politischen<br />

Entscheidungsträger in Frage. Das große Missverständnis ist<br />

wohl, dass damit Verteilkämpfe verb<strong>und</strong>en werden, die damit<br />

erstmal so nicht verknüpft sein müssen.<br />

Die Verteilung ist ein Thema, das weitreichendere Konsequenzen<br />

nach sich zieht! Wollen Künstler Beteiligungsansprüche<br />

erhalten oder diese morgen gleich wieder eintauschen gegen<br />

Eigenbeteiligung/Risikobeteiligung von <strong>Film</strong>finanzierungen?<br />

Das kann ich mir nicht vorstellen <strong>und</strong> erinnert das Vorgehen<br />

an den vor ein paar Jahren erfolgten Vorstoß der AutorInnen<br />

gegen buy out Verträge im TV-Bereich. Als man da merkte,<br />

dass die Ansprüche dann auf eine lange Auswertungsperiode<br />

aufgeteilt würden, hat man dieses Begehr schnell relativiert -<br />

Gesetze lassen eben kein Geld auf den Bäumen wachsen!<br />

Ansprüche aus Verwertung gibt es nur, wenn sie nachweisbar<br />

sind. Die da am lautesten zu hören sind, gehören eher nicht zu<br />

jenen, die darauf verweisen können.<br />

Zur Causa Prima der letztjährigen Urheberrechtsdiskussion:<br />

die„Festplattenabgabe“<br />

die lediglich eine Korrekturanpassung<br />

an neue Technologien darstellt! Wir<br />

dürfen gespannt sein, wie die Regierung<br />

die leeren Töpfe der „Sozial -kulturellen<br />

-Einrichtungen““ akut kompensieren<br />

will - denn die Verwertungsgesellschaften<br />

stehen hier vor leeren Kassen ! Bravo zum<br />

Bekenntnis, keine berechen- <strong>und</strong> leistbare<br />

Pauschallizenz leisten zu wollen gegenüber<br />

Milliardengewinnen in Bereichen, die es ohne filmische,<br />

musikalische <strong>und</strong> literarische Inhalte gar nicht gäbe.<br />

Zur leidigen Finanzierung des öffentlich-rechtlichen R<strong>und</strong>funks<br />

<strong>und</strong> der behaupteten In- „Geiselhaft“-Name der <strong>Film</strong>wirtschaft:<br />

Wir bekennen uns gr<strong>und</strong>sätzlich zum ORF Gesetz<br />

<strong>und</strong> zur Gebührenbefreiung-Ref<strong>und</strong>ierung als gesellschaftlichen<br />

Solidarakt. Lebt nur der ORF dann diese Solidarität in<br />

der Gesellschaft oder sollten nicht wir alle daran beteiligt<br />

werden dürfen? Klar wird gleich unterstellt: - es geht ja nur<br />

um Programmvolumina - ja, aber um die Existenzgr<strong>und</strong>lage<br />

für zZt. 146 heimische Unternehmen!<br />

Auch hier trifft der Unwillen, politisch zu handeln, ausschließlich<br />

unsere Branche (in diesem Fall zähle ich den<br />

ORF als Mitglied einfach dazu) <strong>und</strong> das nachweislich <strong>und</strong><br />

irreversibel.<br />

Enttäuschend eigentlich - das Ende dieser Legislaturperiode,<br />

mit der wir auch viel Hoffnung verb<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong> in der<br />

die <strong>Film</strong>wirtschaft ihre ganze Kreativität <strong>und</strong> internationale<br />

Anerkennung gebündelt hat! - Hoffen wir auf die nächste<br />

<strong>und</strong> mögen die Entscheidungsträger Entscheidungen tragen<br />

<strong>und</strong> verantworten!<br />

Schönen Sommer - dennoch !<br />

Univ.Prof. Dany Krausz, Obmann Fachverband der<br />

<strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikindustrie<br />

filmbiz<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |25


filmbiz<br />

Andreas Kamm<br />

Geschäftsführer MR-<strong>Film</strong><br />

Wie kommentieren Sie<br />

die aktuelle Situation für<br />

die heimische <strong>Film</strong>wirtschaft?<br />

KAMM: Das Hauptproblem<br />

der aktuellen Situation<br />

ist die Unplanbarkeit. Die<br />

<strong>Film</strong>branche braucht ein hohes Maß an Planbarkeit, wenn<br />

diese nicht mehr gegeben ist, steht sie eigentlich kurz vor<br />

dem Zusammenbruch. Selbst wenn in einigen Monaten<br />

eine neue Regierung gebildet ist <strong>und</strong> sich dieser Causa<br />

annimmt, ist ein gehöriger Schaden bereits angerichtet.<br />

Wenn die Entwicklung von Stoffen <strong>und</strong> Drehbüchern<br />

reduziert wird weil die „Halde“ zu groß wird kann auch bei<br />

geänderter Situation nicht der bereits eingetretene Verlust<br />

kompensiert werden.<br />

Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Auswirkung<br />

auf die Branche für das Produktionsjahr 2014?<br />

John Lüftner<br />

Geschäftsführer Superfilm & Vorstandsmitglied<br />

des AAFP<br />

In Ergänzung zu unseren detaillierten <strong>und</strong> ausführlichen<br />

Sachverhaltsdarstellungen auf http://www.austrian-film.<br />

com/de/home kann ich persönlich feststellen, dass weder<br />

ich, noch sicherlich andere Vertreter der österreichischen<br />

Das sagt die ÖVP:<br />

Nach mehreren Anfragen an die Regierungsparteien<br />

in Form eines Fragenkataloges erhielt die Redaktion<br />

lediglich folgende Antwort von ÖVP-Klubobmann<br />

Karlheinz Kopf. Seitens der SPÖ gab es keinerlei<br />

Reaktion.<br />

26 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

KAMM: Die oben angesprochene Unplanbarkeit führt<br />

schon jetzt zu einer Reduktion der Projekte. R<strong>und</strong> ein<br />

Drittel des Umsatzes der Branche steht auf dem Spiel.<br />

Sollte der ORF 35 Millionen von den r<strong>und</strong> 100 Millionen<br />

pro Jahr, das für österreichisches Programm vorgesehen ist<br />

einsparen, wird es in der Branche zu jenem viel zitierten<br />

„Kahlschlag“ kommen. Denn auch die Akquisition in Richtung<br />

Co-Produktionen mit Deutschland oder im Bereich<br />

der <strong>Film</strong>förderung unterliegt einem Stillstand. Wir können<br />

dort nur sehr schwer mit „leeren Händen“ akquirieren <strong>und</strong><br />

wenn man den „eigenen“ Sender nicht mitbringen kann,<br />

ist es fast unmöglich für Koproduktionen das Vertrauen<br />

auf zu bauen.<br />

Wirkt sich die drohende Sparpolitik bereits auf Ihre<br />

Firma aus?<br />

KAMM: Bei der MR-<strong>Film</strong> sind bereits einige <strong>Film</strong>e <strong>und</strong><br />

Projekte sozusagen auf Eis gelegt worden.<br />

Wie sieht für Sie eine akzeptable Lösung dieser<br />

Causa aus?<br />

KAMM: Ich sehe hier zwei Lösungs-Möglichkeiten: 1. Die<br />

Trennung von der Geiselhaft hin zu einer verbindlichen<br />

Produzentenschaft, ORF-Lobbyisten sind. Warum aber der<br />

Post, der Bahn oder Telkos der Entgang von Befreiungen aus<br />

sozialen Gründen regelmäßig ref<strong>und</strong>iert wird, <strong>und</strong> dem ORF<br />

kurzfristig <strong>und</strong> jetzt wieder nicht, kann ich nicht verstehen.<br />

Und, wir haben von wegen Geiselhaft bereits mehrfach<br />

vorgeschlagen, die öffentlich-rechtliche Programmproduktion<br />

des ORF durch Einmalleistungen zu gewährleisten, bis<br />

eine wieder handlungsfähige Regierung ein konsolidiertes,<br />

Kopf: ORF-Führung muss schlanke Strukturen schaffen<br />

<strong>und</strong> starkes Programm anbieten<br />

Befremdet über die Diskussion über den Wegfall der<br />

Gebührenref<strong>und</strong>ierung zeigte sich ÖVP-Klubobmann<br />

Karlheinz Kopf bei der Kurzdebatte zum ORF im Plenum<br />

des Nationalrats. Die 160 Millionen Euro seien immer<br />

als Überbrückungshilfe für ein Unternehmen in der<br />

Restrukturierungsphase <strong>und</strong> damit zeitlich befristet<br />

gesehen gewesen. „Es gibt keinen Anspruch des ORF<br />

auf die Gebührenref<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong> auch aus den<br />

zahlreichen Gesprächen könne dieser keine Fortsetzung<br />

ableiten.“ Notwendig sei es vielmehr, das Unternehmen<br />

so aufzustellen, dass es nach Ablauf der Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />

wirtschaftlich so geführt wird, dass es schwarze<br />

Zahlen schreibt, so Kopf weiter, der sich zur Dualität der<br />

R<strong>und</strong>funk-Sender bekannte, „weil diese auch unterschiedliche<br />

Aufgaben erfüllen“.<br />

Der ORF verfüge nahezu über eine Milliarde Euro an Einnahmen<br />

aus Gebühren, Werbeeinnahmen <strong>und</strong> sonstigen<br />

Tätigkeiten. Würde man einen öffentlich-rechtlichen Sender<br />

heute mit einer Milliarde Euro neu gründen, finde man<br />

damit mit Sicherheit das Auslangen, um den gesetzlichen<br />

Auftrag erfüllen zu können, zeigte sich Kopf überzeugt.<br />

Zusage von 20 % der Gebühreneinnahmen für die heimische<br />

Produktionswirtschaft.<br />

Und 2. Ein unabhängiger Stiftungs- oder Aufsichtsrat<br />

agiert genauso wie es auch das ORF-Gesetz vorsieht,<br />

nämlich verantwortungsvoll den Budgetbedarf mit der<br />

Geschäftsführung abzuklären <strong>und</strong> einem berechtigten<br />

Gebührenbedarf zuzustimmen. Die KommAustria<br />

prüft das dann wirklich unabhängig <strong>und</strong> das ORF<br />

Entgelt wird festgelegt. Damit ist ein ges<strong>und</strong>er ORF<br />

<strong>und</strong> eine ges<strong>und</strong>e Produktionswirtschaft möglich.<br />

So steht es eigentlich in den Gesetzen, aber de facto<br />

passiert alles auf Zuruf der Politik, die den ORF für ihre<br />

Zwecke gängelt <strong>und</strong> ihn dazu in einem permanenten<br />

Mangelzustand hält. Eine Situation die für den ORF<br />

<strong>und</strong> die vom ORF abhängige <strong>Film</strong>/TV-Branche zutiefst<br />

unwürdig ist. Es wäre eigentlich sehr einfach wenn sich<br />

auch die Politik an die Gesetze die sie beschlossen hat,<br />

halten würde . Geld ist genug vorhanden, wenn man<br />

bedenkt, dass B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder fest 300 Millionen pro<br />

Jahr unter dem Titel R<strong>und</strong>funkgebühr vom Gebührenzahler<br />

einhebt.<br />

langfristiges Modell zur<br />

ORF-Finanzierung schafft. Und<br />

einen Teil, konkret ein Fünftel<br />

dieser Finanzierung für die<br />

Herstellung österreichischen<br />

Programmes vorsieht. Damit<br />

nähme man diesen Teil des<br />

ORF-Auftrages aus der Spardisposition.<br />

Man müsse den ORF-Verantwortlichen allerdings zugestehen,<br />

dass sie aus einer Monopolsituation kommen <strong>und</strong><br />

sich schwer tun, die notwendigen Kostenstrukturen <strong>und</strong><br />

Strukturabläufe zu schaffen. Kopf räumte in diesem Zusammenhang<br />

ein, dass dies keine Kritik an den h<strong>und</strong>erten<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern darstelle, die engagiert<br />

ihren Job erfüllen. Aber das verantwortliche Team<br />

schaffe es nicht, in der notwendigen Geschwindigkeit die<br />

Strukturen so anzupassen, dass diese mit den Einnahmen<br />

schritthalten können. Das sei das eigentliche Problem, das<br />

man angehen müsse.<br />

Kritik übte der ÖVP-Mediensprecher auch daran, jetzt die<br />

<strong>Film</strong>wirtschaft in Geiselhaft zu nehmen <strong>und</strong> dieser mit<br />

einer dramatischen Kürzung des Auftragsvolumens zu<br />

drohen - in der Hoffnung, dass diese auf die Politik Druck<br />

ausübe.<br />

Er, Kopf, erwarte sich ein besseres Programm, das den<br />

öffentlich-rechtlichen Auftrag mehr gerecht werde sowie<br />

ein Konzept, wie der ORF 2018 aussehen sollte. „Darüber<br />

kann man mit uns reden. Die Aufgabe der ORF-Führung<br />

besteht darin, schlanke Strukturen zu schaffen <strong>und</strong> ein<br />

starkes Programm anzubieten <strong>und</strong> nicht umgekehrt“,<br />

schloss der ÖVP-Mediensprecher.


Irreversible Schäden<br />

Michael Paul, Geschäftsführer von paul <strong>und</strong> collegen consulting hat im Auftrag des<br />

<strong>Film</strong>produzentenverbandes AAFP eine Studie zum Thema ORF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />

durchgeführt. Im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview erläutert er die Auswirkungen des drohenden<br />

Wegfalls dieser Ref<strong>und</strong>ierung für die heimische <strong>Film</strong>industire.<br />

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation für die<br />

heimische <strong>Film</strong>wirtschaft?<br />

MiCHaEl PaUl: Leider ernst. Sollte der ORF tatsächlich<br />

sein Auftragvolumen um 30 bis 40 Millionen<br />

absenken, bedeutet das, dass ein Drittel des<br />

Umsatzes der Branche wegbricht. Das wird in der<br />

<strong>Film</strong>wirtschaft selbst alleine 1.000 Arbeitsplätze<br />

kosten. In einer Branche, die stark erfahrungsgetrieben<br />

ist, bedeutet das für diese 1.000 Menschen, dass<br />

ihre Fähigkeiten schnell veralten – hier werden also<br />

langfristig Strukturen zerstört. Das, was über 30 Jahre<br />

aufgebaut wurde, ist gefährdet. Das ist nicht die<br />

übliche Raunzerei, das ist leider bittere Realität. Das<br />

Finanzierungsgebäude des österreichischen <strong>Film</strong>s<br />

ist mit nur einem großen nationalen Abnehmer für<br />

TV-Produktionen <strong>und</strong> Lizenzen für die Fernsehverwertung<br />

von Kinofilmen nun einmal sehr fragil – ein<br />

solcher Brocken ist nicht zu kompensieren.<br />

Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche auswirkung<br />

auf die Branche für das Produktionsjahr<br />

2014?<br />

PaUl: Da sind schon jetzt irreversible Schäden eingetreten.<br />

Wir schreiben Juni, da sind die Planungen<br />

für das kommende Jahr eigentlich schon fertig oder<br />

zumindest in der finalen R<strong>und</strong>e. Bei <strong>Film</strong> <strong>und</strong> Fernsehen<br />

gibt es eben diese langen Vorplanungszeiträume.<br />

Und ganz ehrlich: Wenn die Geschäftsführung<br />

des ORF heute wirklich nicht weiß, ob sie nächstes<br />

Jahr das Geld für geplante Produktionen auftreiben<br />

kann, würde sie fahrlässig handeln, diese heute zu<br />

bestellen. Deshalb fallen einige einfach aus, egal<br />

was sich beispielsweise nach der Nationalratswahl<br />

noch tun wird. Was heute nicht bestellt wird, wird<br />

2014 auch nicht mehr produziert.<br />

Wie kann die Politik dazu beitragen, ein mögliches<br />

„Kahlschlag“-Szenario nicht Wirklichkeit<br />

werden zu lassen?<br />

PaUl: Die Politik ist selbst in einer Zwickmühle. Sie<br />

will Reformen beim ORF – <strong>und</strong> ohne ein Küniglberg-<br />

Insider zu sein, dass hier noch Reserven liegen,<br />

scheint sehr offensichtlich. Der Sender ist – allerdings<br />

nicht zuletzt auch durch massive politische Eingriffe<br />

– nicht optimal aufgestellt. Das ist eine klassische<br />

Sanierungs- <strong>und</strong> Restrukturierungsaufgabe, die eine<br />

gänzlich neue Strategie erfordert. Andererseits: Das<br />

braucht den Willen zur Veränderung <strong>und</strong> Zeit, die<br />

Probleme bestehen ja nicht seit gestern. Wenn jetzt<br />

abrupt dem ORF Liquidität entzogen wird, kann er<br />

diese kaum in vollem Umfang schnell durch interne<br />

Michael Paul<br />

Reformen einsparen. Es gibt ja z.B. noch ein Arbeitsrecht.<br />

So leiden die Zulieferer, denn die lassen sich<br />

am einfachsten abschalten. Es ist wie in anderen Unternehmen<br />

auch: Sie sind das schwächste Glied in<br />

der Kette <strong>und</strong> „Kollateralschäden“ dort unausweichlich.<br />

Diesen gordischen Knoten müssen die politisch<br />

Verantwortlichen durchtrennen.<br />

Wie sieht für Sie eine akzeptable lösung dieser<br />

Causa aus?<br />

PaUl: Es ist einfacher, aus einem Fisch eine Fischsuppe<br />

zu machen als umgekehrt. Bevor jetzt wertvolle<br />

<strong>und</strong> international hoch geschätzte Strukturen<br />

bei unabhängigen Produzenten zerstört werden,<br />

sollten sich alle Beteiligten überlegen, was ihre Strategie<br />

für die österreichische <strong>Film</strong>wirtschaft in den<br />

kommenden 2 Jahren ist. Das kann eigentlich nur<br />

zum Schluss führen, dass es Unfug wäre, jetzt durch<br />

hektisches Agieren 1.000 Arbeitsplätze zu gefährden.<br />

Alles, was das verhindert, kann man nur begrüßen<br />

– <strong>und</strong> wenn es zeitlich befristete Regelungen<br />

sind, die Zeit für ernsthafte Anpassungen geben.<br />

filmbiz<br />

„die Politik ist<br />

selbst in einer<br />

Zwickmühle. Sie<br />

will reformen beim<br />

orF – <strong>und</strong> ohne ein<br />

Küniglberg-insider<br />

zu sein, dass hier<br />

noch reserven<br />

liegen, scheint sehr<br />

offensichtlich.“<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |27


filmbiz<br />

Kahlschlag ohne Not!<br />

Helmut Grasser, neuer Präsident der <strong>Film</strong> Austria, der maßgeblichen Repräsentanz<br />

unabhängiger, kompetenter <strong>und</strong> professioneller <strong>Film</strong>- u. Medienproduktionen in Österreich,<br />

im <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über die aktuelle Situation der <strong>Film</strong>branche <strong>und</strong> seine<br />

Schwerpunkte in den kommenden Monaten.<br />

Helmut Grasser<br />

„das absurde<br />

dabei: Österreich<br />

ist international<br />

bei den Festivals<br />

sehr erfolgreich,<br />

im orF-Programm<br />

sind die Eigenproduktionen<br />

höchst<br />

beliebt, mit dem<br />

Budget von 100<br />

Millionen Euro pro<br />

Jahr hat man viel<br />

bewegt <strong>und</strong> ist auf<br />

gutem Kurs. Und<br />

nun will man ohne<br />

Not diesem erfolgreichen<br />

Weg das<br />

F<strong>und</strong>ament entziehen,<br />

eigentlich<br />

vollkommen<br />

unnachvollziehbar.“<br />

28 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Wie beurteilen Sie die aktuelle diskussion r<strong>und</strong><br />

um die orF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung?<br />

HElMUt GraSSEr: Es ist eine sehr politische Entscheidung<br />

der beiden Regierungsparteien vor den<br />

Wahlen keine Verlängerung der Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />

zu gewähren. Dafür gibt es ja eigentlich keine<br />

Argumente. Jeder versteht, dass sozial Benachteiligte<br />

von den Gebühren befreit sind <strong>und</strong> der Staat<br />

diesen Wegfall dem ORF ersetzt. Andere Organisationen<br />

wie ÖBB, Telekom, etc. bekommen weiterhin<br />

Gebührenref<strong>und</strong>ierungen, warum nicht der ORF?<br />

Es war der richtige Weg dem ORF vor vier Jahren<br />

einige Auflagen zu geben, etwa strukturell im Unternehmen<br />

zu sparen. Das wurde auch getan. Der<br />

öffentlich-rechtliche R<strong>und</strong>funk ist ein wesentlicher<br />

medialer Bestandteil in diesem Land. Die journalistische<br />

Qualität hat ein hohes Niveau <strong>und</strong> die ORF-<br />

Eigenproduktionen erreichen hohe Marktanteile.<br />

Eine Serie wie „Braunschlag“ die jedem gefällt, kann<br />

ein privater TV-Sender in diesem Land niemals<br />

produzieren. Eine Rechtfertigung für Gebühren<br />

gibt es natürlich nur, wenn der ORF weiterhin solche<br />

Produktionen produziert oder in Auftrag gibt.<br />

Hier hat die ÖVP einen richtigen Ansatz, indem sie<br />

dieser Argumentation folgt. Die Position der SPÖ<br />

ist mir nicht ganz klar, da gab es die alte Methode<br />

unter dem Motto „der ORF kriegt was er will“, die<br />

ja nachweislich falsch ist. B<strong>und</strong>eskanzler Faymann<br />

scheint der Meinung zu sein, wenn die Regierung<br />

vor den Wahlen die Fortführung der Ref<strong>und</strong>ierung<br />

beschließt, könnte ihm das schaden, was sicher<br />

nicht der Fall sein würde. Sollte es jedenfalls nicht<br />

rasch nach der Wahl zu einer positiven Entscheidung<br />

kommen, werden wir einen Kahlschlag in der<br />

Branche erleben. Das Absurde dabei: Österreich ist<br />

international bei den Festivals sehr erfolgreich, im<br />

ORF-Programm sind die Eigenproduktionen höchst<br />

beliebt, mit dem Budget von 100 Millionen Euro pro<br />

Jahr hat man viel bewegt <strong>und</strong> ist auf gutem Kurs.<br />

Und nun will man ohne Not diesem erfolgreichen<br />

Weg das F<strong>und</strong>ament entziehen, eigentlich vollkommen<br />

unnachvollziehbar.<br />

Wirkt sich das drohende Szenario jetzt schon aus?<br />

GraSSEr: 2013 wird ja noch relativ viel produziert,<br />

aber in Bezug auf Co-Produktionen <strong>und</strong> auf Projekte<br />

für 2014 spürt man natürlich schon jetzt Auswirkungen.<br />

Durch die wahltaktische Nichtbehandlung dieser<br />

Causa wird in jedem Fall ein Schaden entstehen.<br />

Wir erwarten aber jedenfalls, dass jede Partei, die zur<br />

Wahl antritt, eine Position zu diesem Sachproblem<br />

formuliert, sodass man zumindest eine Tendenz für<br />

die nächsten Jahre erkennen kann.<br />

Was sind ihre weiteren Pläne als neuer Präsident<br />

der <strong>Film</strong> austria?<br />

GraSSEr: Selbstverständlich werden wir die ORF-<br />

Thematik stark im Fokus behalten <strong>und</strong> hier nicht<br />

locker lassen. Das wird weiterhin ein Kernthema<br />

sein. Ein weiteres breites Feld ist das Thema <strong>Film</strong>förderung.<br />

Wir wollen forcieren, dass sich der Marktanteil<br />

heimischer Kinofilme erhöht <strong>und</strong> das geht nur,<br />

wenn sich die <strong>Film</strong>förderung mehr mit Inhalten auseinandersetzt,<br />

denn mit eigener Bürokratie. Ein mittelgroßer<br />

Kinofilm etwa wird von unterschiedlichen<br />

Förder-Stellen doppelt <strong>und</strong> dreifach geprüft <strong>und</strong><br />

zum Teil sogar unterschiedlich bewertet – das kostet<br />

sehr viel Zeit <strong>und</strong> auch sehr viel Geld. Hier sollte man<br />

ein übergeordnetes Controlling installieren, sozusagen<br />

einen One-Stop-Shop, der Förderentscheidungen<br />

effizienter macht. In der Branche gibt es auch<br />

seit längeren Diskussionen, ob die gegenwärtigen<br />

Fördervergaben noch zeitgemäß sind. Die Antragstermine<br />

etwa führen zu einem Förderungs-Lotto,<br />

Fördervergaben hängen oft mit der Konkurrenz zu<br />

den jeweiligen Terminen ab. Zudem gibt es keine<br />

Ansprechperson bezüglich Inhalten, es ist niemand<br />

verantwortlich <strong>und</strong> auch nicht verantwortlich zu<br />

machen, wenn ein <strong>Film</strong> floppt. Man produziert viel<br />

Papier <strong>und</strong> wenig Dialog. Ich unterstelle allen Beteiligten<br />

prinzipiell guten Willen, aber das System hat<br />

sich nach über 30 Jahren einfach überlebt.<br />

Wie kann man die <strong>Film</strong>förderung reformieren?<br />

GraSSEr: Die Nachjustierung wäre eigentlich sehr<br />

simpel. Pro Jahr kommen r<strong>und</strong> 50 österreichische <strong>Film</strong>e<br />

ins Kino, das ist einfach zu viel, das verträgt der<br />

Markt nicht. Besser wären zum Beispiel 40, einige<br />

davon dafür aber besser ausgestattet <strong>und</strong> konkurrenzfähiger.<br />

Außerdem gibt es kein echtes Modell für<br />

die Nachwuchsförderung, viele Erstlingsfilme sind zu<br />

teuer, dadurch wird der Druck zu groß. „Oh boy“ hat<br />

ein paar h<strong>und</strong>ert tausend Euro gekostet. Warum ist<br />

das bei uns (legal) nicht möglich? Eine Reform muss<br />

aus der Branche heraus kommen, einen Gestaltungswillen<br />

seitens der Politik erkenne ich im Moment<br />

nicht, was mich zum Eingangsthema zurück führt,<br />

sonst könnte es zu dieser prekären aktuellen Situation<br />

ja gar nicht erst kommen. Aber warum sollte uns<br />

das nicht gelingen: Die Branche ist gut drauf, <strong>Film</strong><br />

liegt uns, wir sind talentiert <strong>und</strong> auch beweglich.


Kein gangbarer Weg!<br />

Wie beurteilen sie die aktuelle<br />

Situation r<strong>und</strong> um die orF-<br />

Gebührenref<strong>und</strong>ierung?<br />

BUrKHard ErNSt: Für mich ist<br />

die ORF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />

eine Conditio sine qua non für<br />

die österreichische <strong>Film</strong>industrie.<br />

Dass der ORF die Produzenten<br />

<strong>und</strong> Kreativen sozusagen in<br />

Geiselhaft genommen hat, um<br />

seine Interessen bei der Politik<br />

durchzusetzen ist möglicherweise<br />

ein taktischer Zug, aber Burkhard Ernst<br />

für mich kein gangbarer Weg.<br />

Natürlich unterstützt die Branche die Zuerkennung<br />

der Gebührenref<strong>und</strong>ierung an den ORF,<br />

Pressekonferenzen, Anzeigen, Lobbying in diese<br />

Richtung wurden <strong>und</strong> werden ja gemacht.<br />

Der ORF ist der Hauptauftraggeber der Branche,<br />

ohne ihn kann die gegenwärtige Struktur<br />

nicht aufrechterhalten werden.<br />

Sehen Sie den viel zitierten „Kahlschlag“<br />

für die Branche?<br />

ErNSt: Die Budgets werden traditionell im<br />

September für das kommende Jahr geschnürt.<br />

Heuer warten alle auf den Ausgang der Nationalratswahl<br />

am 29. September. De facto heißt<br />

das, dass in diesem Jahr nicht mehr allzu viel<br />

passieren wird. Für 2014 wird sich das sicherlich<br />

massiv auswirken. Wir können nur hoffen,<br />

dass in einem künftigen Regierungsübereinkommen<br />

die Gebührenref<strong>und</strong>ierung wieder<br />

aufgenommen wird <strong>und</strong> damit der Branche für<br />

die nächsten fünf Jahren eine gewisse Kontinuität<br />

zugesichert werden kann. Die Budgets,<br />

die der ORF vergibt, sind in den letzten Jahren<br />

sukzessive verringert worden. Das hat man<br />

mit Koproduktionen, der Gründung des RTR-<br />

Fernsehfilmfonds, u.a. aufgefangen <strong>und</strong> die<br />

Produktion aufrechterhalten. Mit entsprechenden<br />

Ergebnissen, die speziell international für<br />

große Anerkennung gesorgt haben. Dass jetzt,<br />

sozusagen in der Sternst<strong>und</strong>e des österreichischen<br />

<strong>Film</strong>s, die Mittel gestrichen werden sollen,<br />

ist ein Anachronismus der bizarren Art <strong>und</strong><br />

der seinesgleichen zu suchen hat. In anderen<br />

Wirtschaftsparten wären Auftrags-Kürzungen<br />

in Zeiten der Vollkonjunktur wohl unmöglich.<br />

Abgesehen vom Wegfall des beachtlichenUmwegrentabilitismus,<br />

den diese Branche jährlich<br />

erzeugt.<br />

Ungeachtet dieser aktuellen<br />

thematik haben Sie kürzlich<br />

„6 starke ideen, die den <strong>Film</strong>-<br />

<strong>und</strong> Musikstandort Wien attraktiver<br />

machen“ präsentiert<br />

(siehe auch Beilage in dieser<br />

ausgabe). Was kann man sich<br />

darunter vorstellen?<br />

ErNSt: Eine unserer Forderungen,<br />

jene nach modernen <strong>Film</strong>studios<br />

in Wien ist aus aktuellem Anlass prekärer<br />

denn je: Der ORF hat die Rosenhügelstudios<br />

an einen Bauträger verkauft, der zwar die große<br />

Synchronhalle weiter betreiben will, angesichts<br />

der Pläne für Wohnsiedlungen muss man sich<br />

dies wohl in Form eines Museums vorstellen.<br />

Die Stadt Wien soll sich nicht nur in Form eines<br />

Lippenbekenntnisses zu einer <strong>Film</strong>stadt Wien<br />

bekennen, sondern dies auch tatsächlich umsetzen.<br />

Hier wollen wir entsprechend aktiv sein.<br />

Für die Musikindustrie ist das thema „Festplattenabgabe“<br />

ein zentrales?<br />

ErNSt: Ich versuche gerade zum Thema Festplattenabgabe<br />

beide Seiten – also Handel <strong>und</strong><br />

Industrie – an einen Tisch zu bringen, um ernsthafte,<br />

sachliche Lösungen zu erreichen. Das ist<br />

uns zum Teil schon gelungen, denn letztlich<br />

kann hier nur eine Lösung auf dem Verhandlungstisch<br />

abseits von Gerichtsentscheiden<br />

zielführend sein.<br />

Wie schätzen Sie den ausgang in diesen<br />

Fragen ein?<br />

ErNSt: Wir haben ein breites Band an Problemen,<br />

die im Moment kulminieren, international<br />

kommen die Themen Freihandelsabkommen<br />

USA-EU oder die Kinomittelung hinzu. Im tiefsten<br />

Winkel meiner Seele bin ich überzeugt, dass<br />

zB. beim Problem der Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />

als auch beim Problem der Festplattenabgabe<br />

in Österreich eine Lösung gef<strong>und</strong>en wird. Es<br />

wird zäh sein <strong>und</strong> es werden alle unzufrieden<br />

sein. Aber ein Kompromiss oder Vergleich bedingt<br />

ja, dass beide Seiten unzufrieden sind –<br />

nur dann ist er gut!<br />

filmbiz<br />

ORF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung, Handelsabkommen USA-EU, Kinomitteilung, etc. - Themen, die<br />

die österreichische Musik- <strong>und</strong> <strong>Film</strong>industrie zur Zeit sehr beschäftigen. Der Vorsitzende der<br />

Wiener Fachvertretung in der Wirtschaftskammer Burkhard Ernst kommentiert <strong>und</strong> stellt überdies<br />

ein 6-Punkte-Programm vor, das den <strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikstandort Wien attraktiver machen soll.<br />

<strong>Film</strong> <strong>und</strong> Musik stärken<br />

Es gab laut Statistik<br />

Austria 2010 mehr als 1.800<br />

Unternehmen, die sich<br />

auf Kino- <strong>und</strong> TV-<strong>Film</strong>e,<br />

Werbefilme, Wirtschaftsfilme<br />

sowie Nachbearbeitung<br />

spezialisiert haben. Sie<br />

beschäftigten mehr als 4.000 Mitarbeiter bei<br />

einem Umsatz von knapp 492 Millionen Euro.<br />

In der Musikindustrie wiederum haben allein<br />

die Aktivitäten von Musikern <strong>und</strong> Komponisten<br />

direkt <strong>und</strong> indirekt für einen Bruttoproduktionswert<br />

von fast 1,5 Milliarden Euro gesorgt.<br />

Österreichs <strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikindustrie hat<br />

darüber hinaus eine Bedeutung, die weit in<br />

andere Wirtschaftszweige hineinreicht: So sind<br />

international erfolgreiche <strong>Film</strong>e oder TV-Serien<br />

mit perfekt inszenierten österreichischen<br />

Schauplätzen die beste Tourismuswerbung.<br />

Wegen Konzerten, Festspielen usw. kommen<br />

ebenfalls zahlreiche Gäste ins Land <strong>und</strong> sorgen<br />

für Wirtschaftswachstum. Das sind aber nur<br />

zwei Beispiele für die beachtliche Umwegrentabilität<br />

von Förderungen für hochwertige<br />

Produktionen bzw. Produktionsstätten.<br />

Aktuell steht die Branche vor allem wegen<br />

der vom ORF angedrohten Sparmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> den Protesten dagegen im Blickpunkt<br />

(Stichwort: Braunschlag statt Kahlschlag).<br />

Abgesehen von topaktuellen Themen wie diesem<br />

gibt es aber eine Reihe von strukturellen<br />

Aufgaben, die im Sinne einer starken <strong>Film</strong>- <strong>und</strong><br />

Musikindustrie erledigt werden müssen.<br />

Gemeinsam mit Vertretern der Branche hat die<br />

Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Wien<br />

daher ein Forderungsprogramm erarbeitet.<br />

Es heißt „Den <strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikstandort Wien<br />

attraktiver machen. Sechs starke Ideen“.<br />

Themen sind eine umfassende Standortpolitik,<br />

Festplattenabgabe, Förderung für Projekte<br />

sowie Innovationen <strong>und</strong> Anpassungen bei<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Sozialrecht.<br />

Obwohl das Programm gerade einmal etwas<br />

mehr als einen Monat jung ist, haben wir<br />

bereits gute Gespräche mit Verantwortlichen<br />

in Wien führen können. Das ist ein vielversprechender<br />

Auftakt für die kommenden R<strong>und</strong>en.<br />

Florian Robetin, Geschäftsführer Sparte<br />

Industrie Wirtschaftskammer Wien<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |29


filmbiz<br />

MIP TV: Österreich in<br />

der Auslage<br />

pre tv -Geschäftsführer Nikolaus Wisiak organisiert den österreichischen Gemeinschaftsstand<br />

auf den Fernseh-Messen MIP TV <strong>und</strong> Mipcom in Cannes. Im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview<br />

berichtet er über die Performance der österreichischen Produktionsfirmen an der Croisette <strong>und</strong><br />

nimmt zur Gebührenref<strong>und</strong>ierungs-Debatte Stellung.<br />

Nikolaus Wisiak<br />

30 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Wie werden die auftritte der teilnehmenden<br />

österreichischen Firmen<br />

bei den Fernsehmessen in Cannes<br />

organisiert?<br />

NiKolaUS WiSiaK: <strong>Film</strong> Austria richtet<br />

gemeinsam mit ORF Enterprise<br />

den Messestand bei der MIP TV <strong>und</strong><br />

Mipcom aus. Der Stand wird vom Fachverband,<br />

Exportwirtschaft, ÖFI, Wiener<br />

<strong>Film</strong>fonds, RTR, VAM, den Beiträgen der<br />

Produktionsfirmen die an den Messen<br />

teilnehmen sowie durch Eigenmittel<br />

von <strong>Film</strong> Austria finanziert. Die Eintrittspreise<br />

halbieren sich für die Firmen, die<br />

sich über unseren Stand akkreditieren<br />

<strong>und</strong> darüber hinaus steht ihnen die<br />

volle Infrastruktur eines Messestandes<br />

zur Verfügung, der sonst für ein einzelnes<br />

Unternehmen unfinanzierbar wäre. Bei der<br />

MIP TV im April waren r<strong>und</strong> 15 Firmen auf unserem<br />

Stand vertreten, auf der Mipcom im Herbst 2012<br />

waren auch die österreichischen <strong>Film</strong>comissions<br />

<strong>und</strong> Fonds Teilnehmer. Durch die mittlerweile sehr<br />

zentrale Lage innerhalb des Messe-Geländes ist der<br />

österreichische Stand sehr gut besucht. Der Stand<br />

wird zwar von <strong>Film</strong> Austria organisiert, steht aber<br />

allen österreichischen ProduzentInnen offen <strong>und</strong><br />

es sind auch alle herzlich eingeladen. Ich kann eine<br />

Teilnahme wirklich empfehlen, denn die Möglichkeit<br />

international zu agieren, schafft Unabhängigkeit<br />

<strong>und</strong> neue Perspektiven.<br />

Welches Highlight wurde bei der MiP tV gesetzt?<br />

WiSiaK: Traditionell richten wir am Dienstag einen<br />

Empfang am Stand mit österreichischen Spezialitäten<br />

<strong>und</strong> Wein aus. Dieser ist immer sehr gut besucht<br />

<strong>und</strong> ein get together heimischer <strong>und</strong> internationaler<br />

Branchen-Prominenz bei dem man sich über<br />

neue Produktionen <strong>und</strong> Marktentwicklungen austauscht.<br />

Besonders positiv unterstreichen möchte<br />

ich die angenehme <strong>und</strong> gute Zusammenarbeit<br />

mit dem ORF in Bezug auf die Standorganisation<br />

<strong>und</strong> das allgemein kollegiale Klima, das sich nicht<br />

zuletzt auch sehr positiv auf die Performance vor<br />

Ort auswirkt.<br />

ist das thema Gebührenref<strong>und</strong>ierung auch in<br />

Cannes ein thema?<br />

WiSiaK: Der ORF lud heuer zu einem Produzentenfrühstück,<br />

innerhalb dessen Rahmenbedingungen<br />

für Produktionen <strong>und</strong> die Ausstellung eines letters<br />

of intent für Förderungen besprochen wurden. Das<br />

Thema Gebührenref<strong>und</strong>ierung hängt natürlich wie<br />

ein Damoklesschwert über allen aktuellen <strong>und</strong> vor<br />

allem künftigen Projekte. Prinzipiell ist man sich<br />

einig, dass die Gebühren dem ORF zu ref<strong>und</strong>ieren<br />

sind <strong>und</strong> dass dieses Geld für das Programm ausgegeben<br />

wird. Wenn nun tatsächlich 40 Millionen<br />

Euro eingespart werden, entfallen 40% des Auftragsvolumens.<br />

Wer soll das überleben? Da geht<br />

es dann nicht mehr darum, ob nun das eine oder<br />

das andere Projekt nicht stattfindet. Das bedeutet<br />

neben dem Verlust von vielen Arbeitsplätzen in<br />

der Branche auch den Verlust von Arbeitgebern.<br />

Dieser Schaden ist dauerhaft. Die Unsicherheit ist<br />

innerhalb der Branche sehr groß, man weiß zur Zeit<br />

nicht, was wo wie eingespart wird <strong>und</strong> bis allenfalls<br />

2014 Geld fließt, ist ein beträchtlicher Schaden bereits<br />

angerichtet <strong>und</strong> sind Arbeitsplätze <strong>und</strong> Wertschöpfung<br />

verloren gegangen. Hier ist eine Lösung<br />

dringend erforderlich.<br />

an welchen Projekten arbeitet die pre tv zur<br />

Zeit?<br />

WiSiaK: Wir bereiten gemeinsam mit France 5 <strong>und</strong><br />

Channel 4 <strong>und</strong> Puls 4 eine Dokumentation über<br />

mögliche Enkel von Adolf Hitler vor. Mit Terra Mater<br />

projektieren wir eine Dokumentation über die<br />

Mongolei. Ebenfalls in Vorbereitung befindet sich<br />

ein Projekt zum Thema 350 Jahre Prinz Eugen für<br />

ORF Universum History.<br />

„Prinzipiell ist man sich einig,<br />

dass die Gebühren dem orF zu<br />

ref<strong>und</strong>ieren sind <strong>und</strong> dass dieses<br />

Geld für das Programm ausgegeben<br />

wird. Wenn nun tatsächlich 40 Millionen<br />

Euro eingespart werden, entfallen<br />

40% des auftragsvolumens.<br />

Wer soll das überleben?“


<strong>Film</strong>verleih:<br />

Erfolgsmodell VPF<br />

Was sind die wichtigsten Vorhaben in der Verleihwirtschaft?<br />

MiCHaEl StEJSKal: Das zentrale Thema der letzen<br />

Jahre haben wir nun hinter uns gebracht – das<br />

freiwillige VPF-Modell, also die Kooperation der heimischen<br />

<strong>Film</strong>verleiher mit den Kinobetreibern, das<br />

eine Umstellung auf digitale Projektion ermöglicht.<br />

Da ist uns ein Modell gelungen, das europaweit herzeigbar<br />

ist <strong>und</strong> auch vielfach entsprechende Anerkennung<br />

findet. Nun muss man die Umsetzung die<br />

nächsten Jahre begleitend betreuen <strong>und</strong> etwaige<br />

Kinderkrankheiten ausmerzen.<br />

Ein sehr aktuelles Thema ist die Auseinandersetzung<br />

mit der Kinomitteilung auf EU-Ebene, die staatliche<br />

Beihilfen für <strong>Film</strong>e <strong>und</strong> andere audiovisuelle Werke<br />

darlegt. Speziell für kleinere Länder könnte es zu<br />

empfindlichen Beeinträchtigungen zum Beispiel<br />

bei den Kinostart-Förderungen kommen. Hier gilt es<br />

jedenfalls sehr wachsam zu sein.<br />

Ein persönliches Anliegen von mir, an dem man sich<br />

schon seit Jahrzehnten die Zähne ausgebissen hat,<br />

ist der Bereich <strong>Film</strong>prädikatisierung <strong>und</strong> Jugendzulassung.<br />

Hier Reformen durchzusetzen ist scheinbar<br />

ein Ding der Unmöglichkeit, dennoch werde ich es<br />

versuchen. Man muss die Prädikatisierung für kleinere<br />

<strong>Film</strong>e leistbar machen, denn in der jetzigen<br />

Situation wird für kleinere Produktionen, die aber<br />

auf internationalen Festivals Preise bekommen,,<br />

nicht angesucht, da es sich einfach nicht auszahlt.<br />

Es kommt daher zu einem Zerrbild der Wirklichkeit,<br />

denn ein Großteil der Produktionen, die ein Prädikat<br />

verdient hätten, bemühen sich erst gar nicht darum.<br />

Überhaupt bin ich der Meinung, dass <strong>Film</strong>e, die bei<br />

internationalen Festivals Erfolge feiern, automatisch<br />

ein Prädikat erhalten sollten. Auch die renommierten<br />

Fipresci-Preise – als jene Preise die anerkannte internationale<br />

Journalisten vergeben – sollten wohl für<br />

ein Prädikat in Österreich ausreichen. Und die schon<br />

angesprochene Jugendzulassung von <strong>Film</strong>en ist<br />

durch die unterschiedlichen Regelungen der Länder<br />

kaum nachvollziehbar <strong>und</strong> nicht mehr zeitgemäß.<br />

Wie beurteilen Sie das <strong>Film</strong>jahr 2013 bisher?<br />

StEJSKal: Das gr<strong>und</strong>sätzliche Problem, dass jedes<br />

Jahr viel zu viele <strong>Film</strong>e in den Kinos starten, gibt es<br />

natürlich auch heuer wieder. Wenn jede Woche zehn<br />

oder mehr <strong>Film</strong>e anlaufen, verkraften das weder das<br />

Publikum noch die Kinos – es kommt zu einer Kannibalisierung.<br />

Das ist ein jahrelanges virulentes Thema,<br />

ohne dass dafür eine Lösung gef<strong>und</strong>en wird. Österreich<br />

ist ein Fortsatz des deutschen Marktes, wobei<br />

die heimischen Verleiher keine Nebenrechte wie<br />

DVD-Verwertung, etc. erhalten. Zugleich haben wir<br />

den Vorteil, dass wir Sprachfassung, Materialproduktion<br />

wie Plakate, Artwork, Trailer, Pressehefte usw.<br />

mehr oder weniger 1:1 übernehmen können. Das<br />

heißt die Verleiher können sich voll <strong>und</strong> ganz auf<br />

den Kinofilm konzentrieren. Auch der<br />

<strong>Film</strong>laden startet r<strong>und</strong> 40 <strong>Film</strong>e pro<br />

Jahr <strong>und</strong> ist daher keine Ausnahme.<br />

Wie beurteilen Sie aus Sicht der<br />

Verleiher die aktuelle diskussion<br />

r<strong>und</strong> um die orF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung?<br />

StEJSKal: Hier sind wir in der Rolle<br />

des Zaungastes, aber dennoch ist es<br />

natürlich auch der Verleihwirtschaft<br />

nicht egal, was hier passiert. Ein einigermaßen<br />

ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong> vom Publikum<br />

akzeptiertes heimisches <strong>Film</strong>schaffen<br />

hat immer eine gewisse Motorfunktion,<br />

die der gesamten Branche nützt.<br />

Welche Highlights bietet der <strong>Film</strong>laden<br />

2013?<br />

StEJSKal: Wir haben natürlich eine<br />

Reihe an österreichischen <strong>Film</strong>en wie<br />

„Blutgletscher“ (Allegro <strong>Film</strong>), „Alphabet“ – der dritte<br />

Teil der Erwin Wagenhofer Trilogie (»We Feed The<br />

World« <strong>und</strong> Geld »Let’s Make Money«), „Paganini der<br />

Teufelsgeiger mit David Garrett <strong>und</strong> zu Weihnachten<br />

den ersten Tom Turbo-Kinofilm. International gehe<br />

ich von Erfolgen mit „Don Jon“ (Scarlett Johansson,<br />

Julianne Moore, Joseph Gordon-Levitt), „Diana“ von<br />

Oliver Hirschbiegel oder dem neuen Lars von Trier-<br />

<strong>Film</strong> „Nymphomaniac“ aus.<br />

filmbiz<br />

Michael Stejskal, neuer Obmann im Fachverband der Verleihunternehmen <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />

des <strong>Film</strong>verleihs <strong>Film</strong>laden im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über die vorrangigen Themen<br />

der österreichischen <strong>Film</strong>verleiher.<br />

„Wenn jede Woche zehn<br />

oder mehr <strong>Film</strong>e anlaufen,<br />

verkraften das weder<br />

das Publikum noch<br />

die Kinos – es kommt zu<br />

einer Kannibalisierung.“<br />

Michael Stejskal<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |31


filmbiz<br />

Explizit kreative <strong>und</strong><br />

nachhaltige <strong>Film</strong>e<br />

Ende der 60-er Jahre war das Dokudrama « Die Gentlemen bitten zur Kasse » des NDR<br />

mit Horst Tappert <strong>und</strong> Siegfried Lowitz in den Hauptrollen ein Straßenfeger. Nun wird die<br />

faszinierende Geschichte des legendären britischen Postzugraubs von vor 50 Jahren in einer<br />

zweiteiligen Dokumentation neu erzählt. Koproduzent Johannes Rosenberger, Navigator <strong>Film</strong>,<br />

über diesen <strong>und</strong> weitere Lichtblicke seiner Dokumentarfilmproduktion.<br />

Johannes Rosenberger<br />

32 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Wie kommt Navigator <strong>Film</strong><br />

dazu, eine dokumentation<br />

über den berühmtesten<br />

Postraub der Geschichte zu<br />

drehen?<br />

JoHaNNES roSENBErGEr:<br />

Die Kölner Produktion Lichtblick<br />

<strong>Film</strong> ist an mich heran<br />

getreten, nachdem wir in der<br />

Vergangenheit schon sehr<br />

erfolgreich für « David wants<br />

to fly » (D/A/CH 2010) zusammengearbeitet<br />

hatten. Deren<br />

Geschäftsführer, Carl-Ludwig<br />

Rettinger, der vor seiner Selbständigkeit<br />

als <strong>Film</strong>produzent<br />

im ZDF die renommierte Reihe<br />

« Das kleine Fernsehspiel<br />

» mit aufgebaut hat, sandte<br />

mir im März 2012 ein erstes<br />

Treatment, von dem ich so<br />

begeistert war, dass ich umgehend zusagte. Es ist<br />

ein Stoff, der alles beinhaltet: Drama, Spannung,<br />

Witz, Tragik <strong>und</strong> vor allem tolle Protagonisten. Zudem<br />

jährt sich am 8. August 2013 zum 50. Mal der<br />

größte Eisenbahnraub aller Zeiten. Nicht allein aufgr<strong>und</strong><br />

der enormen Beute – nach heutigem Wert<br />

etwa 50 Millionen Euro – wurde der Überfall zum<br />

Mythos, sondern auch wegen seiner beispiellosen<br />

Kühnheit <strong>und</strong> Präzision, ohne dass dabei auch nur<br />

ein Schuss gefallen ist.<br />

Gibt es <strong>Film</strong>material, auf das Sie zurückgreifen<br />

konnten?<br />

roSENBErGEr: Ja, wobei es auch in diesem Zusammenhang<br />

eine interessante Anekdote zu erzählen<br />

gibt. Der in den 60er-Jahren auf diese Begebenheit<br />

hin entstandene TV-Dreiteiler mit Horst Tappert in<br />

der Titelrolle des Bandenchefs Bruce Reynolds führte<br />

erstmalig zu dem Begriff « Straßenfeger », nie wieder<br />

hatte deutsches Fernsehen eine solche Quote. Und<br />

der Autor <strong>und</strong> Regisseur Egon Monk begründete damit<br />

auch das Genre des TV-Dokudramas! Wir gehen<br />

davon aus, dass das Interesse seitens der Fernsehzuschauer<br />

auch heute noch vorhanden ist. Aber um<br />

auf die Frage zurück zu kommen, es wurden ca. 30-<br />

40 % neu gedreht, der Rest wurde eben aus diesem<br />

Dreiteiler quasi als Reenactments eingebaut. Es sind<br />

Spielszenen, die eine w<strong>und</strong>erbare Patina angesetzt<br />

haben <strong>und</strong> eine ganz eigene historische Authentizität<br />

ausstrahlen. Dazu hatten wir noch das Glück,<br />

dass während der Recherchen zu diesem <strong>Film</strong> eine<br />

Kinofassung aufgetaucht ist, in dem die Original-<br />

16mm-Aufnahmen in neuer Brillanz erstrahlen.<br />

Sie sind als Produzent beteiligt, gibt es weitere<br />

Österreich-affinitäten?<br />

roSENBErGEr: Die Kamera wird von Attila Boa<br />

geführt, der hierzulande immer stärker sein Können<br />

in dokumentarische Arbeiten einbringen kann (zB.<br />

« More than Honey »). Für den jazzigen So<strong>und</strong>track,<br />

der vom Swinging London der 60er Jahre bis hin in<br />

die Gegenwart die filmische Erzählung musikalisch<br />

wie emotional begleitet, zeichnet Gerald Schuller<br />

verantwortlich. Es gab ein richtiges Komponistencasting<br />

<strong>und</strong> Schuller hat ganz offensichtlich den<br />

richtigen Ton getroffen. Aus Produzentensicht ist<br />

neben der Koproduktion mit ARTE natürlich auch<br />

die wirklich prof<strong>und</strong>e finanzielle Beteiligung von<br />

Servus TV interessant, die den <strong>Film</strong> am 6. + 8. August<br />

im Hauptabendprogramm ausstrahlen wird. Auf<br />

Seiten der Förderung ist auch diesmal der Fernsehfonds<br />

Austria mit an Bord.<br />

Wäre dies nicht ein thema für den orF <strong>und</strong> sein<br />

Publikum gewesen?<br />

roSENBErGEr: Das Projekt lag dem ORF vor, dieser<br />

war jedoch nur an einem Ankauf des fertigen Programms<br />

für die dok.film-Schiene interessiert, was<br />

ich bedauert habe. Aufgr<strong>und</strong> meiner Begeisterung<br />

für dieses Projekt war <strong>und</strong> bin ich der Ansicht, dass<br />

man hier im Hauptabend die richtige Publikumsschicht<br />

erreichen kann, wie erste Pressevorführungen<br />

bereits zeigen bzw. wie ARTE <strong>und</strong> in der Folge<br />

dann Servus TV den <strong>Film</strong> ja auch eingeschätzt haben.<br />

Dasselbe gilt für die Zweitverwertung via DVD,<br />

die der Weltvertrieb Studio Hamburg vorbereitet.<br />

Was sind ihre weiteren Vorhaben?<br />

roSENBErGEr: Unter dem Arbeitstitel « Ulrich<br />

Seidl <strong>und</strong> die bösen Buben » drehen wir die erste<br />

längere <strong>und</strong> prof<strong>und</strong>e Dokumentation über diesen


wichtigen <strong>und</strong> zur Zeit außerordentlich erfolgreichen<br />

österreichischen Regisseur. Constantin Wulff<br />

hat sich dieser Aufgabe angenommen <strong>und</strong> versucht<br />

anhand von Seidls Arbeit an seinem <strong>Film</strong> « Im Keller<br />

» <strong>und</strong> an der Festwochenproduktion « Böse Buben,<br />

fiese Männer » über Männerthemen den Seidl’schen<br />

Kosmos zu beleuchten. Partner sind hier der ORF,<br />

SRF <strong>und</strong> ZDF/arte.<br />

Mein Firmenpartner Johannes Holzhausen befindet<br />

sich zur Zeit im Schnitt der Kinodoku « Das große<br />

Museum ». Weitere <strong>Film</strong>e beschäftigen sich mit dem<br />

Alltag in einer Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie bzw.<br />

mit dem komplexen Thema Spätschwangerschaftsabbruch<br />

nach der pränatalen Diagnose Behinderung.<br />

Hier tun sich Fragen nach sog. Normalität etc.<br />

auf <strong>und</strong> soll, wie bei den meisten unserer <strong>Film</strong>e, ein<br />

gesellschaftlicher Diskurs eröffnet werden.<br />

Nach welchen Kriterien suchen Sie ihre <strong>Film</strong>e aus?<br />

roSENBErGEr: Wir suchen <strong>Film</strong>e <strong>und</strong> Themen,<br />

die uns persönlich begeistern <strong>und</strong> herausfordern.<br />

Wir haben nach ca. 20 Jahren Produktionstätigkeit<br />

mittlerweile unser Profil <strong>und</strong> unseren internationalen<br />

Platz <strong>und</strong> Stellenwert als Firma gef<strong>und</strong>en, sodass<br />

uns fast nur Stoffe angeboten werden, die zu unserem<br />

Portfolio an gesellschaftlich relevanten, im ei-<br />

gentlichen Sinne nachhaltigen Stoffen passen. Dazu<br />

gehören natürlich auch die Arbeiten meiner Partner<br />

Johannes Holzhausen <strong>und</strong> Constantin Wulff, welche<br />

vornehmlich als Regisseure tätig sind. Darüberhinaus<br />

bringen beide im Rahmen von regelmäßigen<br />

Brainstormings ihre Ideen <strong>und</strong> Kompetenzen in die<br />

strategische Planung der Firma ein, welche ich gemeinsam<br />

mit unserer Junior Producerin Katharina<br />

Mosser umsetze.<br />

Kann man sich solch eine ambitionierte linie<br />

auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ‚leisten’?<br />

roSENBErGEr: Das Erfreuliche an unseren Dokumentarfilmen<br />

ist, dass sie eine Langzeitwirkung haben,<br />

wie wir z.B. am Verleih <strong>und</strong> auch DVD-Vertrieb<br />

einzelner Titel bemerken. Wir setzen nicht auf aktuelle<br />

Trends sondern auf Themen, die jeden Mensch<br />

betreffen, sei es Geburt, Tod, Arbeit, Erziehung. Was<br />

aber in Zukunft, wenn der ORF wirklich beim Dokumentarfilm<br />

radikal einspart, auf unser Genre bzw.<br />

auf die Branche zukommt, wird dramatische Folgen<br />

haben. Umso mehr bemühen wir uns auch um<br />

Aufträge, wo wir unsere Kompetenz <strong>und</strong> Kreativität<br />

einbringen bzw. vermarkten können, als auch um<br />

vielfältigere Kontakte zu TV-Sendern.<br />

Protest: Erfolgreicher Sendeplatz für<br />

Dokumentarfilme soll gestrichen werden!<br />

Der dok.film am Sonntag ist der einzige Sendeplatz<br />

innerhalb des ORF Hauptprogramms<br />

an dem die inhaltliche Vielfalt des heimischen<br />

Dokumentarfilms zur Ausstrahlung kommt.<br />

Seit dem Start der Sendeleiste 2007 haben sich<br />

dort das Publikumsinteresse als auch der Marktanteil<br />

verdoppelt, was für die Qualitäten des<br />

heimischen Dokumentarfilmschaffens als auch<br />

die Akzeptanz dieses erfolgreichen TV-Angebots<br />

spricht. Die für diesen Sendeplatz verantwortliche<br />

Redaktion <strong>und</strong> das dort vorhandene Budget<br />

sind für österreichische Produktionen ein zentraler<br />

Partner geworden. Auch für internationale<br />

Koproduktionen stellte der Beitrag dieser Redaktion<br />

eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage dar, der Wegfall<br />

des Sendeplatzes <strong>und</strong> des Budgets würde sich für<br />

österreichische ProduzentInnen auf internationalen<br />

Märkten als großer Nachteil auswirken.<br />

Der heimische Dokumentarfilm hat sich in den<br />

letzten 20 Jahren von einem zarten Pflänzchen<br />

zu einem starken Baum entwickelt. Die <strong>Film</strong>e<br />

von Beckermann, Seidl, Wagenhofer, Glawogger<br />

oder Geyrhalter zählen hierzulande wie international<br />

zu den erfolgreichen Beiträgen heimischer<br />

<strong>Film</strong>kultur <strong>und</strong> haben dem Genre des kreativen<br />

Dokumentarfilms seinen unübersehbaren Platz<br />

innerhalb des österreichischen <strong>Film</strong>schaffens verschafft.<br />

Der dok.film steht in dieser Tradition <strong>und</strong><br />

hat in den letzten Jahren konsequent auch dem<br />

starken heimischen Dokumentarfilmnachwuchs<br />

ein Podium geboten.<br />

Gerade der kreative, frei produzierte Dokumentarfilm<br />

hat immer auch die Funktion einer<br />

kritischen Öffentlichkeit eingenommen. Der<br />

Verlust oder das Abschieben in die Unsichtbarkeit<br />

dieser Programminhalte bedeutet somit auch<br />

einen Verlust für den öffentlichen politischen wie<br />

kulturellen Diskurs in diesem Land, das sich sonst<br />

so gern zu den führenden Kulturnationen zählt.<br />

Ein Ersatz eines wöchentlichen Formats durch bis<br />

zu 10 Plätze pro Jahr im Hauptprogramm, wie<br />

kolportiert wird, stellt jedenfalls eine Verarmung<br />

der Vielfalt von Sichtweisen <strong>und</strong> Meinungen dar.<br />

Eine weitestgehende Auslagerung des österreichischen<br />

(Kino-)Dokumentarfilms in ORF III<br />

stellt unserer Meinung auch keine Alternative<br />

für den Sendeplatz auf ORF II dar. ORF III hat<br />

zudem kein auch nur annähernd vergleichbares<br />

Produktionsbudget.<br />

dok.at als Interessensgemeinschaft für den österreichischen<br />

Dokumentarfilm wehrt sich gegen<br />

die geplanten Sparpläne der ORF-Führung,<br />

die neben der Existenz <strong>und</strong> der Sichtbarkeit des<br />

österreichischen Dokumentarfilms auch den Kultur-<br />

<strong>und</strong> Bildungsauftrag des ORF gefährden.<br />

Für dok.at : Harald Friedl (Obmann), Michael<br />

Kitzberger, Johannes Rosenberger, Ralph Wieser<br />

filmbiz<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |33


filmbiz<br />

34 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

UPDATE im „KINO.TO“<br />

Vorabentscheidungsverfahren C-314/12<br />

Am 20. Juni, 2013 fand am Europäischen Gerichtshof<br />

in Luxemburg die mündliche Verhandlung<br />

im Fall Constantin <strong>Film</strong> & Wega <strong>Film</strong> vs<br />

UPC statt.<br />

Der Oberste Gerichtshof hatte den Fall im Juni<br />

2012 an den EuGH weitergeleitet, mit dem<br />

Ersuchen um Auslegung der relevanten EUrechtlichen<br />

Bestimmungen. Der EuGH soll<br />

beantworten, ob Access Provider wie UPC eine<br />

Verantwortung tragen, wenn sie mit ihren Diensten<br />

Zugang zu gewerbsmäßigen <strong>und</strong> illegalen<br />

Plattformen wie kino.to ermöglichen, <strong>und</strong> sie<br />

darüber informiert sind, welche massiven <strong>und</strong><br />

gewerbsmäßigen Urheberrechtsverletzungen auf<br />

einem solchen Portal stattfinden.<br />

Zuvor hatten österreichische Gerichte in den ersten<br />

zwei Instanzen - nach Abwägung der Gr<strong>und</strong>-<br />

EU-USA Freihandelsverhandlungen<br />

Etwa 80 europäische <strong>Film</strong>schaffende haben am 22.4.2013<br />

eine Internetpetition zum Schutz der kulturellen Ausnahme<br />

unterzeichnet <strong>und</strong> rufen darin die EU-Staatschefs auf, für<br />

einen Ausschluss von <strong>Film</strong>dienstleistungen von den EU-USA<br />

Freihandelsverhandlungen einzutreten. Unter den Unterzeichnenden<br />

befindet sich auch ein prominenter Österreicher<br />

- Oscar Preisträger Michael Haneke.<br />

Gr<strong>und</strong> für diesen Protest ist die Aussagen des Handelskommissars<br />

Karel de Gucht, der vorgeschlagen hat, audiovisuelle <strong>und</strong><br />

<strong>Film</strong>dienstleistungen in das Verhandlungsmandat mit den USA<br />

miteinzuschließen. Als Reaktion haben noch vor dem Protest<br />

der <strong>Film</strong>schaffenden nationale <strong>Film</strong>produzentenverbände<br />

gegen die Aufnahme protestiert – allen voran Frankreich.<br />

Auch der österreichische <strong>Film</strong>produktionsverband hat sich dem<br />

Protest angeschlossen. Inzwischen haben auch Vertreter des<br />

Kulturministeriums <strong>und</strong> Außenministeriums dem mit dieser<br />

Angelegenheit federführenden Wirtschaftsministerium am<br />

12. März die Position mitgeteilt ,wonach auch Österreich „die<br />

doppelte Natur audiovisueller Dienstleistungen anerkennen“<br />

solle, die sowohl kommerziell als auch kulturell sei <strong>und</strong> sollen<br />

die Verhandlungen daher die Prinzipien des Unesco-Übereinkommens<br />

über den Schutz <strong>und</strong> die Förderung der Vielfalt<br />

kultureller Ausdrucksformen, welches von der EU ratifiziert<br />

wurde, berücksichtigen. Zu den Hauptprinzipien des Übereinkommens<br />

gehört, dass kulturelle Aspekte der Entwicklung<br />

ebenso wichtig sind wie ihre wirtschaftlichen Aspekte.<br />

rechte - Sperrverfügungen gegen den Access<br />

Provider UPC angeordnet, um den Zugang zum<br />

strukturell rechtsverletzenden Streaming-Portal<br />

kino.to zu erschweren.<br />

Der EU-Gesetzgeber betont eine Verantwortung<br />

der Access Provider als „Vermittler,“ weil diese<br />

„am besten in der Lage sind“ (Erwägungsgr<strong>und</strong><br />

59 der EU-RL 2011/29), die Vermittlung urheberrechtswidriger<br />

Inhalte an den Nutzer abzustellen.<br />

In Einklang mit der neuesten Rechtsprechung<br />

des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte<br />

überwiegen vehemente Eingriffe in das Eigentumsrecht<br />

der Rechteinhaber wie im vorliegenden<br />

Fall die Informationsfreiheit der Nutzer.<br />

Der Schlussantrag des Generalanwalts folgt am<br />

10. Oktober, mit einer Entscheidung des EuGH<br />

ist am ehesten Anfang 2014 zu rechnen.<br />

Nach langem Ringen vieler internationaler <strong>und</strong> nationaler<br />

<strong>Film</strong>verbände sind nun die audiovisuellen Dienstleistungen<br />

von den Handelsverträgen EU-USA ausgenommen. Mitte<br />

Juni haben in Luxemburg die europäischen Handelsminister<br />

ein Verhandlungsmandat für die TIPP-Verhandlungen<br />

entschieden, welche aber <strong>Film</strong>leistungen explizit ausnimmt.<br />

Die Entscheidung kam unter dem nachhaltigen Vetodruck<br />

Frankreichs zustande. Mit einigem Bedauern hat Handelskommissar<br />

Karel de Gucht erklärt, dass 98% des Mandats<br />

ohne Diskussionen angenommen wurden, aber der ganze<br />

Tag der Verhandlungen für die restlichen 2% betreffend<br />

AV-Dienstleistungen reserviert war. Allerdings ist dieser „Sieg“<br />

mit Sicherheit nicht endgültig. Man wird sehen, inwieweit die<br />

Kommission mit ihrem Vorbringen beim Council mehr Erfolg<br />

hat bzw. inwieweit der Druck einiger, nicht gerade wenig<br />

mächtiger europäischer Regierungschefs aufrecht erhalten<br />

bleibt, das gesamte Verhandlungsmandat ohne Lücken zu<br />

präsentieren. Letztlich steht die amerikanische Reaktion ja<br />

auch noch aus.<br />

Nach wie vor ist es aber notwendig, dass der audiovisuelle<br />

Sektor wachsam bleibt <strong>und</strong> die nächsten strategischen<br />

Ansätze der Kommission zu verfolgt. Immerhin stehen zu Redaktionsschluss<br />

Treffen als Part der sogenannten G8-Gruppe<br />

mit Präsident Obama an <strong>und</strong> es könnte gut sein, dass die<br />

Kommission den AV-Sektor in einem späteren Stadium in die<br />

Verhandlungen einbezieht.


<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |35


media<br />

Privatradios bilden aus<br />

Der Verein Privatsenderpraxis, die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsorganisation<br />

der österreichischen Privatsender, hat<br />

von Februar bis April 2013 erstmals die neue „radiobroadcaster“<br />

Gr<strong>und</strong>ausbildung durchgeführt. Sowohl die<br />

Ausbildung selbst als auch die Abschlussprüfung verliefen<br />

sehr erfolgreich. Die radiobroadcaster Ausbildung richtet<br />

sich an Mitarbeiter, die am Anfang ihrer Karriere als<br />

Radiomacher stehen <strong>und</strong> sich für die Arbeit im Programmbereich<br />

ein f<strong>und</strong>iertes Gr<strong>und</strong>lagenwissen <strong>und</strong><br />

praktisch anwendbare Qualifikationen aneignen wollen.<br />

Der Studienplan beinhaltet die Bereiche Redaktion<br />

<strong>und</strong> Nachrichten, Moderation <strong>und</strong> Fahrtechnik, Service,<br />

Medienmanagement sowie eine Basis-Sprechausbildung.<br />

Hochqualifizierte Referenten, strukturiert aufbereitete<br />

Inhalte, direkte praktische Anwendbarkeit <strong>und</strong> höchste<br />

Ausbildungsstandards sind zentrale Säulen dieser Ausbildung.<br />

Mit einem Arbeitsaufwand von insgesamt r<strong>und</strong><br />

200 St<strong>und</strong>en entspricht diese Ausbildung 8 ECTS-Credits.<br />

„Wir sind sehr stolz auf unsere ersten Absolventinnen <strong>und</strong><br />

Absolventen! Wir haben damit einigen hochmotivierten<br />

<strong>und</strong> talentierten Newcomern ein f<strong>und</strong>iertes Gr<strong>und</strong>gerüst<br />

für ihre spätere Arbeit mitgegeben.“, so Corinna Drumm,<br />

Vorstandsvorsitzendes des Vereins Privatsenderpraxis.<br />

„Aufgr<strong>und</strong> des Erfolgs dieser Ausbildung planen wir bereits<br />

einen zweiten Lehrgang für Herbst 2013. Mit dieser<br />

Qualifizierungsoffensive leisten wir einen wichtigen<br />

Beitrag zum wachsenden Erfolg der Privatradios.“<br />

Details zur Ausbildung unter www.radiobroadcaster.at.<br />

Zwei der Absolventen zusammen mit ihrem Programmchef<br />

Ralph Waldhauser (Radio Arabella 92,9, 2. von rechts),<br />

der Studienprogrammleiterin Karin Fenz (Mitte), der<br />

Vorstandsvorsitzenden der Privatsenderpraxis Corinna<br />

Drumm (ganz rechts) sowie dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden<br />

Wolfgang Struber (Radio Arabella,).<br />

Ösi-Prominenz zieht nicht<br />

Der ORF hat bekanntlicherweise seine gesellschaftsberichterstattung<br />

eingeschränkt, nun folgt ATV diesem Trend<br />

<strong>und</strong> stellt im Wahljahr « Hi Society » ein. Ab 1. August<br />

gibt es um 20.05 Uhr eine aktuelle, eigens produzierte<br />

Ausgabe der Nachrichten, namens „ATV Aktuell - Das<br />

Wichtigste vom Tag“.<br />

36 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Nacht der Werbung<br />

Erstmals durfte Oliver<br />

Böhm neuer ORF<br />

Enterprise Chef die<br />

versammelte Werbeschar<br />

am Küniglberg<br />

begrüßen, wo die «<br />

Nacht der ORF Werbung<br />

» gefeiert wurde.<br />

Das beste Werbeumfeld<br />

<strong>und</strong> die beste Werbung,<br />

waren auch das Thema<br />

des Abends <strong>und</strong> der Werbehahn-Preisträger mit ORF-Chef Alexander Wrabetz<br />

strahlende Mittelpunkt<br />

um den sich alles drehte, waren alle einreichenden Auftraggeber, Agenturen, Ton<strong>und</strong><br />

<strong>Film</strong>studios mit ihren ausgezeichneten Arbeiten. Nach der Eröffnung von<br />

Alice Tumler, ab Herbst „Die große Chance“-Moderatorin, <strong>und</strong> Ö3-Weckermann<br />

Robert Kratky wurden die Onwards, Werbehähne <strong>und</strong> Werbetrommeln von den<br />

Geschäftsführungen des ORF <strong>und</strong> der ORF-Enterprise überreicht. Den Auftakt<br />

machte Alexander Wrabetz, Generaldirektor des ORF, der die „Onwards“ für<br />

die beste Onlinewerbung im ORF.at-Netzwerk übergab <strong>und</strong> dazu meinte: „Wir<br />

haben den Onward aus der Taufe gehoben, um dem wachsenden Segment der<br />

Onlinewerbung Rechnung zu tragen. Das Medium wie auch die Online-Werbung<br />

wird in Zukunft am stärksten wachsen, deshalb bemühen wir uns weiterhin um<br />

mehr gesetzlichen Spielraum.“ Die hart umkämpften „Werbehähne“ hatte Oliver<br />

Böhm für die Gewinner auf Lager <strong>und</strong> war begeistert von dem hohen Niveau der<br />

Sieger-Spots: „Die Kombination von ORF-TV, Radio <strong>und</strong> Online ist unschlagbar,<br />

wobei mir in den Jahren vor allem Radio ans Herz gewachsen ist. Gute Radiowerbung<br />

ist geradezu universell einsetzbar: sie ist schnell, sie ist kostengünstig <strong>und</strong><br />

das Wichtigste – Radiowerbung wirkt!“ Krönendes Highlight der Verleihung war<br />

der ORF-Publikumspreis „Top Spot“ für die beliebtesten TV-Spots des Landes,<br />

den Richard Grasl, Kaufmännischer Direktor des ORF, zu vergeben hatte <strong>und</strong><br />

sich von der Qualität der Gewinnerspots begeistert zeigte: „Die außergewöhnliche<br />

Kreativität der prämierten Spots hat unser Fernsehpublikum überzeugt. Qualität<br />

ist im immer breiter werdenden Medienmarkt das Unterscheidungsmerkmal<br />

Nummer eins <strong>und</strong> das wissen unsere K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dafür stehen wir als ORF“. Bekannt<br />

unter den Kreativen ist die Party danach, die wie immer gestürmt wurde.<br />

Für den guten So<strong>und</strong> sorgte neben den Ö3-DJs noch die sympathischen „Klangkarussell,<br />

die sofort mit ihrem Hit „Sonnentanz“ loslegten.<br />

ORF-RadioKulturhaus zieht positive Bilanz<br />

Keine leichte Aufgabe hat das Radiokulturhaus zu bewältigen: überschaubares<br />

Budget ( 1 Mio Euro), riesiges Kulturkonkurrenzangebot in Wien, qualitätsvolles<br />

Programm mit Bedacht auf das Radioangebot <strong>und</strong> trotzdem ist es auch 2012<br />

wieder gelungen, eine ausgeglichene Bilanz vorzulegen. R<strong>und</strong> 30.000 BesucherInnen<br />

kamen zu r<strong>und</strong> 300 Konzerten, Lesungen, Gesprächen <strong>und</strong> Diskussionen<br />

<strong>und</strong> sorgten damit für eine Auslastung von 74 Prozent - aus Sicht des ORF-Radio-<br />

Kulturhaus ist damit auch das Jahr 2012 wieder gut gelaufen. Mit „innovativen,<br />

hochwertigen <strong>und</strong> teils unkonventionellen Programmen“ haben die Künstler<br />

gezeigt, „dass Krisenzeiten auch kreative Kräfte freisetzen können“, so RadioKulturhaus-Leiter<br />

Thomas Wohinz. Zwei Drittel der Veranstaltungen wurden in den<br />

ORF-Radios gesendet. Allein auf Ö1 wurden 13.500 der insgesamt r<strong>und</strong> 16.500<br />

Sendeminuten ausgestrahlt. CD-Produktionen waren eine weitere Verwertungsschiene<br />

der RadioKulturhaus-Veranstaltungen <strong>und</strong> durch die Zusammenarbeit<br />

mit dem Spartensender ORF III - Kultur <strong>und</strong> Information wurden einige Reihen<br />

auch im Fernsehen übertragen. Damit ist es gelungen, die Reichweite der Kulturkommunikation<br />

aus dem RadioKulturhaus zu vervielfachten.


RMS: 14. Radio Research Day<br />

<strong>und</strong> 8. Radio Award<br />

„2013 ist ein Jubiläumsjahr. Heuer vor 15 Jahren startete Privatradio flächendeckend in ganz Österreich“,<br />

blickte Michael Graf, auf den historischen Augenblick in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1998<br />

zurück. „Wir können auf das Erreichte sehr stolz sein. Als Dank an alle, die diesen Erfolg ermöglicht haben –<br />

unsere Senderpartner, vor allem aber unsere K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Agenturen – <strong>und</strong> auch als Geburtstagsgeschenk für uns<br />

selbst, haben wir heuer ein ganz besonderes Programm mit außergewöhnlichen Referenten zusammengestellt.“<br />

Alle Preisträger des RMS Radio Awards auf einen Blick<br />

Richard David Precht (Philosoph, Publizist, Bestsellerautor, Fernsehmoderator) nahm die Zuhörer<br />

in seinem mitreißenden Vortrag auf eine philosophische Reise. In einer Welt, in der durch<br />

das Geld alles mit allem tauschbar wird, fehlt den Menschen jene Stabilität, die früher durch<br />

Werte wie Heimat, Stand, Herkunft <strong>und</strong> Milieu bestimmt wurde. Und in einer Gesellschaft, in<br />

der die Menschen stärker denn je sich nach emotionaler Anerkennung – wie Liebe, Respekt<br />

<strong>und</strong> Zuneigung – sehnen, geben Marken jene Orientierungs- <strong>und</strong> Entscheidungshilfe, um die<br />

Komplexität unserer Zeit bewältigen zu können.<br />

Georg Gartlgruber (Managing Director der Carat Austria) präsentierte „Austrias next Radio<br />

Top-Modell“. Basierend auf den umfangreichen Daten der CCS (Consumer Connection Study)<br />

der Aegis <strong>Media</strong>, die neben einer Vielzahl an Zielgruppen-Informationen auch die Überschneidungen<br />

von Mediengattungen in einer Single Source-Studie erhebt, wurde ein Planungstool<br />

entwickelt: Spot plus. Dieses Evaluierungsprogramm ermöglicht es, die Nettoreichweiten von<br />

crossmedialen Kampagnen in konkreten Kernzielgruppen sowie die optimale Budgetverteilung<br />

je Medienkanal zu quantifizieren.<br />

Dietmar Dahmen (Kommunikationsberater, Strategic Planner, Kreativer) fesselte das Publikum<br />

Die Preisträger des 8. RMS Radio Award 2013 sind:<br />

Kategorie „Speedies“<br />

(Sujets, die schon nach wenigen Schaltungen eine<br />

überproportionale Leistungssteigerung aufweisen):<br />

Produkt: Steirerkraft<br />

K<strong>und</strong>e: Estyria Naturprodukte<br />

Kreativagentur: RahoferNussbaumer . Werbeagentur<br />

<strong>Media</strong>agentur: phd <strong>Media</strong>agentur<br />

mit seinem Appell, Werbung emotional zu gestalten. Jede Kaufentscheidung wird emotional<br />

getroffen, nur Emotionen führen zu Handlungen. Darüber hinaus aktiviert das Hören die Gefühlsebene<br />

in weit höherem Maße als das Sehen, Hören ist somit ein kaufbeeinflussender<br />

Faktor. Und: Werbung muss auch von der Norm abweichen, um in die Köpfe der Konsumenten<br />

zu gelangen. „Auf einem Bild mit 500 Pferden <strong>und</strong> 1 Zebra – welches Tier wird einem als Erstes<br />

auffallen?“, fragte Dahmen um schlusszufolgern: „Seien Sie das Zebra in der Werbung!“.<br />

Oliver Ratschka (Senior Client Executive bei A. C. Nielsen) <strong>und</strong> Doris Ragetté (Marktforscherin<br />

bei RMS Austria) präsentierten eine Studie zur impliziten Wirkung von Radiowerbung, analysiert<br />

am Beispiel der Marke „Ja Natürlich“. Aus dieser qualitativ hochwertigen Studie lassen<br />

sich u.a folgende Schlussfolgerungen ableiten: Mit Radio wird die Wirkung von Onlinewerbung<br />

deutlich verstärkt <strong>und</strong> zwar sowohl hinsichtlich Awareness als auch auf das Markenimage.<br />

Und im Vergleich mit einer Mono-Onlinewerbung schnitt Radio signifikant besser ab.<br />

Den Abschluss dieser hochkarätigen Fachveranstaltung bildete die Verleihung des RMS Radio<br />

Award, der heuer bereits zum achten Mal an Auftraggeber, Kreativ- <strong>und</strong> <strong>Media</strong>agentur vergeben<br />

wurde. Ermittelt werden die erfolgreichsten Radiospots aus insgesamt 300 getesteten Spots aus<br />

der Sujet-Datenbank von Focus <strong>Media</strong> Research, die im Erhebungszeitraum von März 2012 bis<br />

Februar 2013 neu on air gegangen sind. Anhand relevanter Kriterien wie Spotbekanntheit, Markenimpact<br />

<strong>und</strong> Imagebeurteilung werden die besten Spots ermittelt. Alle in diesem Zeitraum<br />

analysierten Sujets wurden mit Hilfe eines Statistikstools in Kategorien zusammengefasst, die<br />

sich sehr deutlich voneinander unterscheiden. Es wurde aus jeder Kategorie der Beste mit dem<br />

Radio Award ausgezeichnet. Und die Jury, die letztlich über die Sieger entscheidet, ist eine der<br />

objektivsten <strong>und</strong> unbestechlichsten – nämlich die Hörer, also die Konsumenten.<br />

„Werte – Werbung – Wirkung, das Motto des heurigen Radio Research Day, hat gezeigt, wie<br />

unterschiedlich <strong>und</strong> vielfältig die Themen sein können, um das Medium Radio zu beleuchten.<br />

Aber alle Analysen kommen letztlich zu einem Schluss: Radio hat auch im digitalen Zeitalter<br />

einen fest verankerten Stellenwert – sowohl bei den Hörern als auch am Werbemarkt: “, freut<br />

sich Doris Ragetté, Organisatorin des Radio Research Day, über eine wiederum höchst gelungene<br />

Fachveranstaltung.<br />

Kategorie „Permanent Performer“<br />

(Marken mit einem konstant hohen Werbedruck, die ihre<br />

starken Leistungswerte nochmals steigern können):<br />

Produkt: Vöslauer Balance<br />

K<strong>und</strong>e: Vöslauer Mineralwasser<br />

Kreativagentur: Demner, Merlicek & Bergmann<br />

<strong>Media</strong>agentur: <strong>Media</strong> 1<br />

Kategorie „Top Sellers“<br />

(besonders abverkaufsstarke Sujets, die die<br />

Konsumenten besonders zum Kauf anregen):<br />

Produkt: Hervis<br />

K<strong>und</strong>e: Hervis Sports<br />

Kreativagentur: Young & Rubicam<br />

<strong>Media</strong>agentur: <strong>Media</strong>edge:CIA<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |37


media<br />

Alles okidoki: neue<br />

Formate ante portas<br />

Das Kinderprogramm des ORF war eines der Renner auf der im April abgehaltenen Programmmesse<br />

MIP-TV in Cannes. ORF-Enterprise-Geschäftsführerin Beatrice Cox-Riesenfelder <strong>und</strong><br />

KidsTV-Geschäftsführer Stefan-Ludwig Guggemos im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über<br />

neue Programm-Elemente <strong>und</strong> Vermarktungs-Offensiven der ORF-Kinder-Schiene.<br />

Beatrice Cox-Riesenfelder<br />

Stefan-Ludwig Guggemos<br />

38 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Welche Formate des orF-Kinderprogramms lassen<br />

sich international am besten vermarkten?<br />

CoX-riESENFEldEr: Seit Herbst 2008 liefert<br />

Thomas Brezina den Großteil des ORF-Kinderprogramms<br />

mit einem Dutzend Formaten. International<br />

- wie zuletzt bei der MIP-TV in Cannes – ist zum<br />

Beispiel das Format „Forscherexpress“ sehr gefragt.<br />

In Thailand beispielsweise ist Thomas Brezina damit<br />

ein TV-Superstar. Aber auch Formate wie „7 W<strong>und</strong>er“,<br />

„Franz Ferdinand“ <strong>und</strong> natürlich „Tom Turbo“ lassen<br />

sich vielfach vermarkten.<br />

Darüberhinaus gibt es DVDs <strong>und</strong> CDs, zum Beispiel<br />

von Freddy <strong>und</strong> die wilden Käfer, bei denen die Kinder<br />

mitsingen können.<br />

GUGGEMoS: Die ORF-Enterprise übernimmt die-<br />

Contentverwertung der TV-Folgen, die Bereiche<br />

Merchandising <strong>und</strong> Licensing übernimmt KidsTV,<br />

alle anderen Verwertungen werden gemeinsam unternommen.<br />

KidsTV betreut zum Beispiel alle Buchthemen<br />

bis hin zu Kooperationen wie mit der Spiele-<br />

Firma Piatnik. Hier haben wir gemeinsam ein Activity<br />

Spiel zum Thema „Franz Ferdinand“ herausgebracht<br />

oder zwei Spielboxen mit dem „ABC Bär“. Das Franz<br />

Ferdinand-Activity hat sich bislang über 4.500 mal<br />

verkauft, für Österreich eine großartige Zahl.<br />

tom turbo feiert heuer sein 20jähriges Jubiläum.<br />

Wie geht die Enterprise <strong>und</strong> KidstV hier an<br />

die Vermarktung heran?<br />

GUGGEMoS: Zum Thema Tom Turbo haben wir<br />

soeben neue Bücher mit neuen Illustrationen im<br />

G&G-Verlag herausgebracht, im Herbst erscheint ein<br />

Jubiläumsband inklusive der allerersten Tom Turbo-<br />

TV-Geschichte, die in einem Museum spielt. Highlight<br />

des Jubiläums-Jahres ist der Kinofilm „Tom Turbo<br />

– Von 0 auf 111“, der im Dezember in die Kinos<br />

kommen wird <strong>und</strong> die Entstehungsgeschichte des<br />

Fahrrad-Detektivs erzählt.<br />

CoX-riESENFEldEr: Auch im ORF-Programm gibt<br />

es ein großes Geburtstags-Special im November, wo<br />

ein Wochenende lang die gesamte Fläche des Kinderprogramms<br />

im Zeichen von Tom Turbo stehen wird.<br />

GUGGEMoS: Tom Turbo hielt 1993 Einzug in die<br />

Fernsehhaushalte, jetzt erkennen wir einen Mehrgenerationen-Effekt<br />

– die jungen Eltern von heute haben<br />

früher selber Tom Turbo gesehen. Die Energie,<br />

die die Marke Tom Turbo nun wieder erhalten hat,<br />

wird zu weiteren Lizenz-Produkten führen, es gibt<br />

bereits etliche Projekte.<br />

im Juli erfolgt der Start von „Schmatzo“ – einer<br />

Kinder-Kochssendung. Was kann man sich darunter<br />

vorstellen?<br />

CoX-riESENFEldEr: „Schmatzo“ ist das erste<br />

„okidoki“-Kochformat, wo jeweils am Samstag Vormittag<br />

Starkoch Alexander Kumptner (Albertina Passage)<br />

gemeinsam mit zwei Kindern in jeder Sendung<br />

ein neues Gericht kreiert. Selber machen <strong>und</strong> Spaß<br />

daran haben steht dabei an oberster Stelle. Außerdem<br />

liefert „Schmatzo“ interessante Informationen<br />

r<strong>und</strong> um die Themen Kochen, ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />

<strong>und</strong> den bewussten Umgang mit Lebensmitteln.<br />

Damit soll auch <strong>und</strong> gerade im Kinderprogramm<br />

ein nachhaltiges Thema vermittelt werden – weg<br />

von fast Food hin zu echten Lebensmitteln.<br />

Stichwort orF Eins: das Kinderprogramm unterliegt<br />

scheinbar stark schwankender Programmierung?<br />

CoX-riESENFEldEr: Das Kinderprogramm leidet<br />

natürlich durch mangelnde Konstanz, die durch<br />

Ereignisse wie Ski-Rennen etc. hervorgerufen wird.<br />

Dadurch ist der Aufbau einer Markenwelt r<strong>und</strong> um<br />

die okidoki Formate sehr wichtig. Mit Büchern, CDs,<br />

DVDs & Co kann man Kindern <strong>und</strong> auch Eltern eine<br />

höhere Regelmäßigkeit anbieten.<br />

GUGGEMoS: Das unterstreicht auch zum Beispiel<br />

der Erfolg von okidoki auf Tour mit Robert Steiner,<br />

der diese Erlebniswelten off air vor großem (kleinen)<br />

Publikum präsentiert. Hier produzieren wir jährlich<br />

an die 240 St<strong>und</strong>en Live-Programm vor Ort.<br />

Cds, dVds, Bücher, Spiele – die Welt der Kinder<br />

scheint im digitalen Zeitalter noch nicht angekommen<br />

zu sein?<br />

CoX-riESENFEldEr: Der Kindersektor ist nach wie<br />

vor noch sehr haptisch angelegt - die Hemmschwelle<br />

der Eltern ihre Kinder st<strong>und</strong>enlang ins Internet<br />

zu schicken ist nach wie vor vorhanden, zudem<br />

eignen sich die okidoki-Produkte auch sehr gut als<br />

Geschenke. Aber natürlich gibt es Überlegungen die<br />

okidoki-Welt auch Online widerzuspiegeln.<br />

Gibt es Pläne im orF auch Casting-Shows im<br />

Kinderbereich zu produzieren?


CoX-riESENFEldEr: Das ORF-Kinderprogramm<br />

setzt auf Unverwechselbarkeit <strong>und</strong> Repertoire-fähige<br />

Formate die langfristig funktionieren, dafür eigenen<br />

sich Casting-Shows nicht. Wir bemühen uns<br />

um international vermarktbare Formate eben wie<br />

Kochen mit Kindern, Science <strong>und</strong> Kinder, auch als<br />

Gegenpol zum Trash-Kinder-TV, das mehr <strong>und</strong> mehr<br />

um sich greift.<br />

GUGGEMoS: Ein gutes Beispiel dafür ist eine für<br />

Herbst neu geplante Kinder-Wissens-Sendung mit<br />

dem Titel „Genau so geht´s“. Dieses Format setzt so<br />

wie alle anderen Thomas-Brezina-Entwicklungen<br />

auf folgendes Prinzip: Begleiten, Begeistern <strong>und</strong> Bestärken<br />

aber niemals Belehren.<br />

Stichwort thomas Brezina-Entwicklungen – wie<br />

<strong>und</strong> wo produziert KidstV?<br />

GUGGEMoS: Thomas Brezina ist der okidoki-Mastermind,<br />

also der geistige Vater des Gesamtkonzepts von<br />

okidoki, das in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen<br />

ORF-Redaktion unter der Leitung von Alexandra<br />

Schlögl als Sendungsverantwortliche umgesetzt wird. Wir<br />

betreiben ein eigenes Studio im 23. Bezirk <strong>und</strong> beschäftigen<br />

r<strong>und</strong> 50 Mitarbeiter die r<strong>und</strong> 14 Formate betreuen<br />

<strong>und</strong> dem ORF die gesamte Programmfläche zuliefern.<br />

Kronehit Y.A.M.: Podium<br />

für Popmusik made in A.<br />

Rüdiger Landgraf<br />

media<br />

Seit zwei Jahren bietet Österreichs einziges b<strong>und</strong>esweites Privatradio mit Y.A.M. (young austrian<br />

music) ein Internetradio, das sich ausschließlich österreichischer Popmusik widmet. <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> &<br />

<strong>Media</strong> im Gespräch mit Rüdiger Landgraf (Programmchef) <strong>und</strong> Wolfgang Pammer (Musikchef).<br />

Wie kam es zur Gründung eines eigenen internet-Kanals<br />

für junge österreichische Popmusik?<br />

laNdGraF: Die Gr<strong>und</strong>überlegung vor bald zwei Jahren<br />

war: wie können wir einen Kanal starten, der ausschließlich<br />

junge österreichische Popmusik abseits des<br />

Austropop-Fahrwassers spielt? Ein Internetradio eignet<br />

sich da natürlich hervorragend – 24 St<strong>und</strong>en via mobiler<br />

Webseiten <strong>und</strong> Apps jederzeit verfügbar. Unserer Kern-<br />

Message „Wir sind die meiste Musik“ wollen wir auch<br />

im Internet gerecht werden. Dabei legen wir natürlich<br />

sehr großen Wert, dass die Musik auch zu unserer Brand<br />

passt. Für Y.A.M gilt das genauso wie für Kronehit.<br />

PaMMEr: Mittlerweile bietet Kronehit in Summe 17<br />

verschiedene Spartensender im Internet an – black,<br />

house, dance, fresh usw. Die Zugriffsraten sind unterschiedlich<br />

hoch.<br />

Wie wurde Y.a:M. bislang angenommen?<br />

laNdGraF: Die aktuellen Zahlen von Mai diesen<br />

Jahres weisen für Y.A.M. 7.500 Hörer aus. Das ist sicher<br />

keine berauschende Zahl aber zumindest steigen<br />

die Zugriffe kontinuierlich. Unser Spartenkanal<br />

fresh beispielsweise hat Reichweiten vergleichbar<br />

mit einem kleineren UKW-Sender.<br />

PaMMEr: Y.A.M. ist bislang noch nicht so in der Szene<br />

angekommen wie wir uns das wünschen würden.<br />

Wir werden zwar sehr stark bemustert - haptisch<br />

ebenso wie digital – allerdings ist das eingehende<br />

Material teilweise nicht professionell genug. Ein Mindestmaß<br />

an So<strong>und</strong>kriterien muss erfüllt werden, beliebig<br />

handgestrickter Garagenrock kommt nicht ins<br />

Programm. Das Angebot von Y.A.M. bietet fertig produzierte<br />

releases – von arrivierten Bands wie Mond-<br />

scheiner bis hin zu völlig unbekannten Newcomern,<br />

die eben unserer Qualitäts-Kriterien erfüllen.<br />

laNdGraF: Noch vor wenigen Jahren war es für<br />

Newcomer beinahe unmöglich, professionelle Releases<br />

in Eigenregie zu produzieren, heute kann<br />

man das in jedem Wohnzimmer machen.<br />

PaMMEr: Die meisten Tracks, die bei uns einlangen,<br />

sind von A-Z von den Künstlern produziert <strong>und</strong><br />

veröffentlicht. Viele wollen Feedback <strong>und</strong> ich muss<br />

ihnen leider sagen, dass wir hier keine Jury sind, sondern<br />

Verwerter, die ein gewisses Maß an Professionalität<br />

erwarten. Das ist auch ein Erziehungsprozess,<br />

bei vielen Nachwuchs-Musikern fällt eine Naivität<br />

<strong>und</strong> Blauäugigkeit auf. Kronehit ist keine karitative<br />

Einrichtung, sondern eine professionelle Brand. Wir<br />

werden nahezu überschwemmt vom Musikangebot.<br />

Aber die Kronehit-Musikredaktion ist keine<br />

A&R-Abteilung einer Plattenfirma.<br />

Wie sieht die Quote von österreichischer Popmusik<br />

im Kronehit-radioprogramm aus?<br />

laNdGraF: Wir haben intensiv versucht, österreichische<br />

Popmusik im Kronehit-Programm unterzubringen,<br />

auch den Backkatalog. Bei unseren Musik-Tests,<br />

die wir regelmäßig durchführen rangieren diese Titel<br />

leider meist ganz hinten in der ,Beliebtheitsskala. Die<br />

Hörer sagen nicht ich höre Kronehit, weil es Musik<br />

von hier spielt, sondern ich höre gern Musik von hier<br />

wenn die Qualität passt, wie zum Beispiel Julian Le<br />

Play, Sonnentanz u.ä., die sehr wohl bei uns sehr stark<br />

on air präsent waren. Mit Y.A.M. bieten wir jedenfalls<br />

einen 24 St<strong>und</strong>en-Kanal für Popmusik aus Österreich.<br />

Wir laden alle ein ihn zu nutzen – aktiv <strong>und</strong> passiv.<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |39


media<br />

Schlagwort Crossmedia<br />

Walter Zinggl, seit 2. April Geschäftsführer von IP-Österreich im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview<br />

über die Performance der RTL-Gruppe, die Bedeutung von Crossmedia <strong>und</strong> möglichen künftigen<br />

österreichischen Content.<br />

Walter Zinggl<br />

40 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Wie stellt sich das Fernsehjahr 2013 bisher dar?<br />

WaltEr ZiNGGl: Es gibt zwar kein Crash-Szenario<br />

wie etwa bei so manchem Print-Verlag, aber wir<br />

verzeichnen natürlich auch kein explosionsartiges<br />

Wachstum wie noch Mitte der 2000er-Jahre. Aus<br />

Sicht der IP-Österreich sind wir eigentlich recht zufrieden<br />

– die vier free-to-air Sender die wir vermarkten<br />

– RTL, RTLII, Super RTL <strong>und</strong> VOX -, performen<br />

zufrieden stellend, beim Pay-TV Sender Sky Sport<br />

Austria bemühen wir uns um Telemetrie-Daten, die<br />

für eine großflächige Vermarktung ja essentiell sind.<br />

Gibt es Pläne das tV-Portfolio auszuweiten oder<br />

mit österreichischem Content zu versehen?<br />

ZiNGGl: In der RTL Gruppe gibt es noch eine Reihe<br />

interessanter Nischen-Sender wie RTL Living, RTL<br />

Nitro oder auch ntv. Die könnten uns gemeinsam<br />

einige Prozente Marktanteil bringen. Hier muss man<br />

aber klar sehen: ein Transponderplatz bei As-tra kostet<br />

im HD-Bereich r<strong>und</strong> 800.000-1,2 Millionen Euro<br />

im Jahr. Das muss erst einmal verdient werden! Und<br />

wenn man ein österreichisches Fenster mit Programm<br />

bespielt, dann beginnt man ja nicht bei Null<br />

sondern das Programm muss mehr als die Reichweite<br />

der ersetzten etablierten Sendungen erzielen. Das<br />

prüfen wir zur Zeit, was, wo Sinn machen würde.<br />

im Vergleich zu den Kollegen von Seven one<br />

<strong>Media</strong> fehlt der iP r<strong>und</strong> 4 % Marktanteil. Seven<br />

one <strong>Media</strong> setzt schon länger auf österreichischen<br />

Content?<br />

ZINGGL: Seven One <strong>Media</strong> hat mit PULS 4 einen lucky<br />

punch erzielt, den die Kollegen auch sehr gut<br />

bespielen. Dennoch stammt der überwiegende Teil<br />

des Umsatzes von den Werbefenstern auf ProSieben<br />

<strong>und</strong> Sat1. Wie gesagt, wir kalkulieren alle Optionen<br />

<strong>und</strong> wenn eine einen Sinn macht, werden wir<br />

das umsetzen.<br />

Mit der Kronen Zeitung als stärkste tageszeitung<br />

des landes <strong>und</strong> Kronehit, dem einzigen<br />

österreichweiten Privatradio hat die iP tolle<br />

Partner im eigenen Haus. Gibt es hier künftig<br />

gemeinsame Strategien?<br />

ZiNGGl: Der IP-Hälfte-Gesellschafter Krone <strong>Media</strong><br />

Aktiv hat seine Beteiligung in den letzten Jahren offensichtlich<br />

als Finanzinvestment gesehen, das sich<br />

sehr erfolgreich entwickelt hat. Wir stellen uns der<br />

Frage, wie wir mögliche Symbiosen der einzelnen<br />

Unternehmen marktwirksam machen können. Viele<br />

Ideen sind im Raum, die nächsten Monate werden<br />

zeigen, was wir umsetzen können.<br />

die iP ist auch online-Vermarkter, wie entwickelt<br />

sich dieses Genre?<br />

ZiNGGl: Die signifikanten Wachstumszahlen im<br />

Online-Bereich kommen von den Bewegtbildformaten.<br />

Die IP ist ein Bewegtbildvermarktungs-Profi <strong>und</strong><br />

somit ein idealer Partner für die Online-Companies,<br />

die ihren Ursprung ja zumeist in statischen Formaten<br />

hatten. Ich denke, dass die Online-Vermarktung<br />

in den nächsten Jahren r<strong>und</strong> 30 % unseres Umsatzes<br />

ausmachen wird, derzeit liegt dieser Anteil noch<br />

im einstelligen Prozentbereich. Das Schlagwort<br />

Crossmedia, das in diesem Zusammenhang immer<br />

gerne verwendet wird, braucht zur erfolgreichen<br />

Umsetzung auch entsprechende Partner bei Auftraggebern<br />

<strong>und</strong> Agenturen. Dort herrscht aber<br />

nach wie vor oftmals ein „Kasten“-Denken, wo sich<br />

Abteilungen intern gegenseitig im Wege stehen.<br />

Solange man mit drei unterschiedlichen Partnern<br />

auf Auftraggeber- <strong>und</strong> vier Ansprechpartnern auf<br />

Agentur-Seite kommunizieren muss, solange lassen<br />

sich längst fällige crossmediale Vermarktungsszenarien<br />

schwierig umsetzten.<br />

Sie waren lange Jahre Chefvermarkter des<br />

orF. Wie sehen Sie nun den Unterschied zum<br />

Privat-tV?<br />

ZiNGGl: Das Geschäft der Fernsehvermarktung per<br />

se ist überall gleich. Der Vermarkter sagt zu seinem<br />

Sender: “gib mir mehr Zuseher, dann verdienst du<br />

mehr Geld“. Dass die Kollegen am Küniglberg diesen<br />

Wunsch der Vermarkter in den letzten Jahren<br />

kaum erfüllt haben, ist ja ein offenes Geheimnis.<br />

Die Sender, für die ich nun vermarkte, erfüllen diese<br />

Wünsche <strong>und</strong> das ist wohl der größte Unterschied<br />

zwischen öffentlich-rechtlichem <strong>und</strong> privatem TV.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen, Entscheidungsabläufe<br />

<strong>und</strong> -geschwindigkeiten kommen natürlich<br />

noch hinzu.<br />

Haben Sie interne ausbaupläne?<br />

ZiNGGl: Die IP-Österreich beschäftigt derzeit 30<br />

Mitarbeiter, wobei die Zahl bis Jahresende auf 32<br />

ansteigen wird. Wir erzielen r<strong>und</strong> 100 Millionen Euro<br />

Umsatz <strong>und</strong> ich bin guter Dinge, diesen am Ende<br />

des Jahres schön einstellig zu steigern.<br />

„Solange man mit drei<br />

unterschiedlichen Partnern<br />

auf auftraggeber- <strong>und</strong> vier<br />

ansprechpartnern auf agentur-<br />

Seite kommunizieren muss,<br />

solange lassen sich längst fällige<br />

crossmediale Vermarktungsszenarien<br />

schwierig umsetzten.“


Fernsehfonds Austria:<br />

5,8 Mio. Euro für<br />

21 Fernsehfilmprojekte<br />

Der Fernsehfonds Austria ,die größte Förderstelle für Fernsehproduktionen<br />

im gesamten deutschsprachigen Raum, hat<br />

schon beim zweiten Antragstermin 2013 das vorhandene Förderbudget<br />

beinahe ausgegeben. „Die Ursache liegt einerseits<br />

in den höheren Herstellungskosten <strong>und</strong> andererseits in der<br />

Zurückhaltung der öffentlich-rechtlichen <strong>und</strong> der privaten<br />

Fernsehveranstalter bei der Mitfinanzierung von Fernsehproduktionen“,<br />

kommentiert Alfred Grinschgl, Geschäftsführer<br />

der RTR-GmbH für den Fachbereich Medien <strong>und</strong> zuständig<br />

für die Mittelvergabe aus dem Fernsehfonds Austria, die Förderentscheidungen.<br />

So hat der Fernsehfonds Austria 34 der im April 2013 eingereichten<br />

Fernsehfilmprojekte auf das Vorliegen der Förderkriterien<br />

überprüft <strong>und</strong> für 21 positive Förderentscheidungen<br />

getroffen. „Die 21 förderungswürdigen Fernsehfilmprojekte<br />

erhalten exakt 5.850.180,- Euro. Damit haben wir zur Jahresmitte<br />

bereits mehr als 12 Mio. Euro aus dem Fördertopf des<br />

Fernsehfonds Austria vergeben. Damit ist der Fördertopf fast<br />

leer“, informiert Grinschgl. „Die Fördermittel verteilen sich<br />

auf neun Fernsehfilme, 11 Dokumentationen <strong>und</strong> eine Serie.<br />

Beteiligte Fernsehsender sind unter anderem der ORF,<br />

Servus TV, Puls4, ARTE, 3sat, ATV, SWR, ZDF, BR, Sat1,<br />

BBC <strong>und</strong> dieses Mal sogar das kanadische Fernsehen CBC“,<br />

so Grinschgl weiter.<br />

R<strong>und</strong> 4,6 Mio. Euro gehen an folgende 9 Fernsehfilme:<br />

„Sarajevo“ (Dor <strong>Film</strong>), „Clara Immerwahr“ (MR-<strong>Film</strong>), „Luis<br />

Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit“ (EPO - <strong>Film</strong>,)<br />

„Die Seelen im Feuer“ (Eclypse), „Der Clan. Die Geschichte<br />

der Familie Wagner“ (Mona <strong>Film</strong>), „Alles Fleisch ist Gras“<br />

(Allegro <strong>Film</strong>,) „Rosaria“ (<strong>Film</strong>27), „Der Tote vom Bodensee“<br />

(Graf <strong>Film</strong>produktion) sowie „Die verbotene Frau“ (Mittelaufstockung)<br />

(Aichholzer <strong>Film</strong>).<br />

Mit über 700.000 Euro wurden folgende 11 Dokumentationen<br />

gefördert:<br />

2 Folgen von „Stonehenge - The true Story at last“ <strong>und</strong> die<br />

Universum-Dokumentation „R<strong>und</strong> um den Ötscher - Wildes<br />

Land am Rand der Alpen“ - beide Interspot, der Dreiteiler<br />

„Der Sturm auf die Berge - 150 Jahre Alpengeschichte mit<br />

Reinhold Messner“ <strong>und</strong> „Die Mätressen des Wiener Kongresses“<br />

- beide Makido <strong>Film</strong>produktion, drei Folgen von<br />

„Streifzüge durch Wien“ der Thomas Rilk <strong>Film</strong>produktion<br />

sowie die drei Produktionen der EPO-<strong>Film</strong> „Peter Roseggers<br />

Waldheimat“, „Erika Pluhar - die Stimme“ <strong>und</strong> „Hoch Hinaus“<br />

über die Eröffnung des höchsten Gebäudes in Österreich<br />

im Oktober 2013.<br />

Gefördert wurden weiters 10 Folgen von „Pfusch am Bau<br />

VII“ der On-<strong>Media</strong>, „Eros, Tod <strong>und</strong> die Musik - Das Phänomen<br />

der Berührung durch Musik“ der Vermeer-<strong>Film</strong> <strong>und</strong><br />

zwei Folgen von „Joschi <strong>und</strong> die Stars - Die Serie“ der Fischer<br />

<strong>Film</strong>.<br />

„The Team“ von Superfilm, die einzige Serie, die beim<br />

2. Antragstermin eingereicht wurde, erhielt eine Förderzusage<br />

von 500.000 Euro.<br />

PULS4:<br />

„Herz aus Österreich“ gesucht<br />

Mit einem völlig neuartigem Konzept will der Privatsender<br />

Puls4 das Genre der Musikshows beleben <strong>und</strong> heimischer Musik<br />

eine Plattform bieten. Wie der Sender in einer Ausschreibung<br />

betont, wird mit diesem TV-Format der musikalische<br />

Bildunsauftrag wortwörtlich zu Herzen genommen. «Ohne<br />

Genre-Schubladen <strong>und</strong> ohne Scheuklappen, aber mit Stolz,<br />

Blick nach vorn <strong>und</strong> einem besonderen Bezug zu unserem<br />

Land: dem Lebensgefühl von Heimat im Hier <strong>und</strong> Jetzt! Ob<br />

Einzelkünstler oder Bands, ob Anfänger oder mit reichlich<br />

Erfahrung, ob ungeb<strong>und</strong>en oder bereits unter Vertrag, ob<br />

Coverversion oder Eigenkomposition - Österreichmusik muss<br />

es sein, das ist das einzige Teilnahmekriterium!“ Glaubwürdige<br />

Musiker, positive Unterhaltung <strong>und</strong> ein neues, gutes Gefühl<br />

von Heimat.<br />

Die gesamte Nation wird dieser Frage ab Dezember 2013<br />

nachgehen <strong>und</strong> vor allem täglich mitbestimmen können.<br />

In acht Qualifikationsshows kämpfen zahlreiche nationale<br />

Musik-Künstler um den Einzug in das große Live-Finale auf<br />

PULS 4 <strong>und</strong> damit um das „Herz von Österreich“!<br />

Den Gewinnern winkt neben einer großen Konzerttour auch<br />

eine Werbekampagne im Gesamtwert von 500.000 Euro. Die<br />

Bewerbungsphase startet für Herz von Österreich startet jetzt.<br />

Alle Infos gibt es auf herz.puls4.com<br />

Grünberger folgt Mück<br />

media<br />

Gerald Grünberger hat Werner Mück an der Spitze des<br />

Friedrich F<strong>und</strong>er Instituts (FFI), der in der Journalistenausbildung<br />

tätigen Einrichtung abgelöst. Der Geschäftsführer des<br />

Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) wurde bei der<br />

Generalversammlung zum neuen Präsidenten gewählt <strong>und</strong><br />

folgt somit dem ehemaligen TW1-Geschäftsführer. Grünberger<br />

will in seiner Funktion neben dem journalistischen Handwerk<br />

vor allem auf die Herausforderungen durch die Digitalisierung<br />

für den Journalismus eingehen. „Wenn professioneller Journalismus<br />

nicht die Deutungshoheit des Nachrichtengeschehens<br />

an private Blogger oder Soziale Medien abtreten will, muss er<br />

sich stärker als bisher gegen die Konkurrenz behaupten“, so<br />

der neue FFI-Präsident. Das könne er mit der Rückbesinnung<br />

auf die journalistischen Tugenden, nämlich auf die gründliche<br />

Recherche, den gewissenhaften Double-Chek der Fakten <strong>und</strong><br />

einer klaren Haltung sowie unbeirrbaren Unabhängigkeit.<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |41


media<br />

BÜChER, DVD & CO<br />

Pulitzer-Story<br />

Kaum vorstellbar, welcher Rassismus noch vor 50 Jahren<br />

in den USA herrschte. Einmal mehr nachzulesen in<br />

dem großartig düsteren Krimi des gefeierten Autors<br />

Pete Dexter. Moat County, Florida, 1965. Kurz nach<br />

Sonnenaufgang wird Sheriff Thurmond McCall auf dem<br />

Highway gef<strong>und</strong>en, ausgeweidet wie ein Alligator,<br />

dem man ans Leder will. Die Einwohner des Countys<br />

verlangen Gerechtigkeit, <strong>und</strong> bald schon ist ein Schuldiger<br />

gef<strong>und</strong>en: Hillary Van Wetter, der unberechenbare,<br />

gewalttätige Spross einer Familie, die seit Jahrh<strong>und</strong>erten in den Sümpfen Floridas<br />

haust, soll für den Mord auf den elektrischen Stuhl. Zwei junge Journalisten der<br />

Miami Times rollen den Fall nochmals neu auf <strong>und</strong> verstricken sich selbst dabei in<br />

das Gebäude aus Gewalt, Lug, Korruption, Alkohol. Die Suche nach dem Schuldigen<br />

entwickelt sich rasch zu einem tödlichen Spiel. Denn manchmal wird aus einer Lüge<br />

die Wahrheit. Spannend <strong>und</strong> bedrohlich bis zur letzten Seite. Großartig verfilmt mit<br />

Zac Efron, Matthew McConaughey <strong>und</strong> Nicole Kidman!<br />

Pete Dexter: „Paperboy“ (Liebeskind)<br />

Das Leben ist morbid<br />

Die Anfangsdreißigerin Irina Ellison fliegt nach Russland,<br />

um dort den von ihrem verstorbenen Vater verehrten<br />

Schachgroßmeister Alexander Bestow kennen zu lernen,<br />

der nie die den Brief beantwortete, den dieser ihm<br />

geschrieben hatte. Dabei ging es um die Frage was man<br />

im Angesicht einer sicher kommenden Niederlage machen<br />

soll. Für Vater <strong>und</strong> Tochter aus dem Gr<strong>und</strong> so brisant, da<br />

beide an der unheilbaren Krankheit Chorea Huntington leiden, an der der Vater<br />

jahrelang würdelos litt <strong>und</strong> die er leider der Tochter vererbte. Um ihrem frühen Tod<br />

gelassen entgegen zu gehen, hat sich Irina angewöhnt, nichts <strong>und</strong> niemanden zu<br />

lieben <strong>und</strong> ganz weit weg, nämlich in St. Petersburg das Schicksal auf sich zu kommen<br />

zu lassen. Abwechselnd lässt Jennifer DuBois die Ich-Erzählerin Irina aus der<br />

Gegenwart <strong>und</strong> Alexander aus der Vergangenheit berichten, bis beide Erzählstränge<br />

im Jahr 2006 aufeinandertreffen <strong>und</strong> nur die beiden Perspektiven bleiben. ‚Das<br />

Leben ist groß‘ ist ein Roman über Angst <strong>und</strong> Verlust, über Macht <strong>und</strong> Politik, über<br />

Schach, Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> den Schmerz derer, die lieben. Und man lernt vieles über<br />

Russland, was man vielleicht gar nicht wissen wollte, aber ahnte.<br />

Jennifer DuBois: „Das Leben ist groß“ (Aufbau)<br />

Nebel im Juli<br />

Neben meterologischen Erkenntnissen, nämlich, dass<br />

es in norwegischen Sommernächten stark nebeln kann,<br />

beschreibt dieser Roman einmal mehr, das Konstrukt<br />

Familie als kaum überlebensfähig. Zum 75. Geburtstag<br />

ihrer Mutter, der ehemaligen Buchhändlerin Jenny Brodal<br />

hat Tochter Siri, selbst Mutter zweier Töchter <strong>und</strong> Gastronomin<br />

ein großes Fest organisiert. Gegen den Willen der<br />

Jubilarin, die daraufhin nach jahrzehntelanger Abstinenz<br />

wieder zu trinken beginnt. Das ist aber nur ein kleines Unglück, das an diesem<br />

Abend passiert. Das Au-Pair-Mädchen verschwindet <strong>und</strong> löst damit einen wahrhaft<br />

42 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

zerstörerischen Exitus aus. Die norwegische Autorin Linn Ullmann nutzt diese<br />

krimineske Handlung, um Schicht für Schicht der bürgerlichen Fassade abzutragen.<br />

Keiner bleibt ungeschoren, niemand ist alleine schuld. Selten eine so spannende<br />

Familiengeschichte gelesen.<br />

Linn Ullmann: „Das Verschwiegene“ (Luchterhand)<br />

Ein kurzer Sommer in Nizza<br />

Ein ähnliches Thema wie o.g. Buch <strong>und</strong> doch ganz anders.<br />

Eine heiße Sommerwoche in einer Ferienvilla in der Nähe<br />

von Nizza ändert für die Mieter ihr ganzes Dasein. Die<br />

Hauptpersonen sind ein erfolgreicher Dichter, eine berühmte<br />

Kriegsberichterstatterin, ihre pubertierende Tochter <strong>und</strong><br />

ein befre<strong>und</strong>etes marodes Ehepaar. In dieses Idyll dringt<br />

eine junge Frau namens Kitty Finch ein. W<strong>und</strong>erschön mit<br />

leuchtend rotem Haar begegnet ihr jeder auf seine ganz<br />

individuelle Weise : mit Neugier, Faszination, Abscheu, Liebe, Hass. Was diese tiefen<br />

Gefühle auslösen, lässt die Autorin in der Schwebe, aber alles ist so plastisch geschrieben,<br />

dass man jetzt schon die Verfilmung vor Augen hat. Highsmith lässt grüßen !<br />

Deborah Levy: „Heim schwimmen „(Wagenbach)<br />

Oh Boy<br />

Zu Recht hat dieses Berlin-Movie beim deutschen <strong>Film</strong>preis<br />

2013 so ziemlich alles abgeräumt, denn einen so<br />

stimmigen <strong>Film</strong> gab es selten: gedreht in s/w, getrieben<br />

vom jazzigen So<strong>und</strong>track à la Woody Allen, in dem Fall<br />

der Band The Major Minors, das typische Berliner Setting<br />

<strong>und</strong> allen voran der herrliche Schauspieler Tom Schilling,<br />

der in seiner Rolle durchs Leben stolpert niemandem<br />

etwas Böses will <strong>und</strong> doch immer wieder in unangenehme Situationen gerät: ob<br />

der zynische Psychologe, der ihm den Führerschein streicht, der selbstgefällige<br />

Vater dasselbe mit dem Konto macht, die magersüchtige Performancekünstlerin ihn<br />

sexuell benutzen möchte oder er als letzter Ansprechpartner eines angetrunkenen<br />

Matrosen herhalten muss: Niko würde doch nur so gerne eine Tasse Kaffee in Ruhe<br />

trinken! Schilling erinnert fast an den jungen Jean-Pierre Léaud in dessen Lebensrolle<br />

als Antoine Doinel in den unvergessenen Truffaut-<strong>Film</strong>en. Punktgenau hat<br />

Regisseur Jan Ole Gerster, der auch das Drehbuch schrieb, mit dieser Abschlussarbeit<br />

an der <strong>Film</strong>akdemie Berlin ein Portrait der Endzwanziger-Generation getroffen.<br />

„Oh Boy“ (Warner) R: Jan Ole Gerster<br />

Nie genug haben<br />

In den späten 1980er Jahren war es Tom Hanks, der die<br />

Rolle des gierigen Börsenspekulanten mit Doppelleben in<br />

der Verfilmung des Bestsellers « Fegefeuer der Eitelkeiten<br />

» grandios spielte, 2012 ist es Richard Gere, der einmal<br />

mehr zeigt, wie man es sich richten kann, wenn man<br />

über ausreichend Geld verfügt. Nach außen hin scheint<br />

die Welt des erfolgreichen Hedgefonds-Managers Robert<br />

Miller perfekt, reizende Familie, geschmackvolles Ambiente, Millionenfirma <strong>und</strong><br />

eine französische Geliebte. Und plötzlich stürzt alles zusammen <strong>und</strong> nur er weiß


BÜChER, DVD & CO<br />

anfangs davon. Wie Gere diese an sich unsympathische Figur mit Charme, Eloquenz<br />

<strong>und</strong> Schlitzohrigkeit anlegt, ist Gr<strong>und</strong> genug, diesen <strong>Film</strong> anzuschauen. Und käme<br />

einem der Plot nicht allzu bekannt vor, könnte es auch noch spannend sein.<br />

« Arbitrage » (Universum) R : Nicolas Jarecki<br />

Er ruft nicht an<br />

Sie ist die Vizepräsidentin der USA <strong>und</strong> muss trotzdem<br />

solch nichtige Termine wie „Ges<strong>und</strong>e Jause“, Schulbesuche,<br />

Eisverkostungen absolvieren, um sich selbst<br />

<strong>und</strong> ihren Stab zu beschäftigen, denn die wichtigen<br />

Agenden gibt der Präsident nicht ab. Die Rede ist von<br />

Selina Mayer, gespielt von der grandiosen Julia Luis-<br />

Dreyfus in der überaus witzigen Serie Veep. Selina gibt<br />

sich zwar größte Mühe, in der Öffentlichkeit nett <strong>und</strong><br />

sympathisch rüberzukommen, tatsächlich ist sie eine skrupellose Politikerin mit<br />

eisernen Ellenbogen, genauso wie jeder männliche Kollege. In ihrem Büro herrscht<br />

das reinste Chaos, Kämpfe, Eifersüchteleien, Karrieristen versuchen alles, um von der<br />

angeblichen Macht der Vizepräsidentin zu profitieren, die jedoch überhaupt keine<br />

hat. Running Gag: „Nein, es ist kein Anruf vom Präsidenten gekommen, Ma‘am.“<br />

Zum Glück gab HBO schon eine dritte Staffel in Auftrag,<br />

„Veep“. Die komplette erste Staffel (Warner) Idee: Armando Iannucci<br />

Blutigster Western ever<br />

Die Rolle des eigenartig guten Bösewichts in Tarantino-<strong>Film</strong>en ist Christopher Waltz<br />

auf den Leib geschneidert <strong>und</strong> so wurde er auch in seiner Rolle als Kopfgeldjäger<br />

Dr. King Schultz in Django Unchained mit Preisen überhäuft. Wer diese Südstaatengeschichte<br />

r<strong>und</strong> um die Sklaverei im Kino gesehen hat, wird von den großartigen<br />

Landschaftsaufnahmen begeistert gewesen sein <strong>und</strong> von den Tarantino-üblichen<br />

Blutgräueltaten geschockt, dieser Effekt fällt klarerweise<br />

im Heimkino weg. Umso mehr kann man sich<br />

auf die Geschichte <strong>und</strong> die exzellenten Schauspieler<br />

konzentrieren. Jamie Foxx spielt einen freigekauften<br />

Sklaven, der von Waltz zum Kopfgeldjäger ausgebildet<br />

wird, gesucht wird Brunhilde, dargestellt von der w<strong>und</strong>erschönen<br />

Kerry Washington, die auf der Plantage<br />

eines ungeheuer brutalen <strong>und</strong> gleichzeitig charmanten<br />

Besitzers lebt, den Leonardo DiCaprio mit besonderer<br />

Freude spielt. Im zur Seite sein treu ergebener Haussklave<br />

Stephen, der kaum erkennbar Samuel l. Jackson ist. Gewohnt meisterhaft die<br />

popartigen Einflüsse in Bild-<strong>und</strong> Tongestaltung. Großartiger So<strong>und</strong>track.<br />

« Django Unchained » (Sony) R : Quentin Tarantino<br />

Biedermann als Brandstifter<br />

Während die Sorge um den Überwachungsstaat, die gerade aktuell wieder mit den<br />

Enthüllungen um die Internetspionage der US-Regierung einmal mehr verstärkt<br />

wird, kommt ein Thriller auf den Markt, der dieses Thema zum Inhalt hat. Die Rede ist<br />

von dem Streifen « Arlington Road », der schon 1999 erschien nun aber zu Recht auf<br />

Blu-Ray wieder aufgelegt wurde. Nachdem Michael Faraday (Jeff Bridges) seine Frau<br />

bei einem FBI-Einsatz verloren hat, versucht er trotz seiner obsessiven Beschäftigung<br />

media<br />

mit Terrorismus mit seinem Sohn ein normales Leben zu führen. Dabei helfen könnte<br />

ihm auch die Fre<strong>und</strong>schaft zum neuen Nachbar Oliver Lang, der anscheinend der volle<br />

Biedermann ist /Tim Robbins). Der aber verfolgt Pläne, die<br />

nicht nur für Faraday verhängnisvolle Folgen haben könnten.<br />

Spannender Plot, medienkritisches Ende, exzellentes<br />

Schauspielerensemble, hintergründige Namensverweise,<br />

magische Kamerafahrten <strong>und</strong> auch wenn es ein Krimi ist,<br />

kann man sich diesen <strong>Film</strong> immer wieder anschauen.<br />

„Arlington Road“ (Koch) R: Mark Pellington<br />

Serienjunkies<br />

Bei der 5. Season halten wir gerade von 30Rock <strong>und</strong><br />

Liz Lemon (Tina Fey) als Autorin einer Fernsehsendung<br />

hat noch immer mit denselben Problemen zu kämpfen:<br />

aufständische Schauspieler, gelangweilte Schreiberlinge,<br />

frustrierendes Privatleben <strong>und</strong> einen immer aufgeblasenerem<br />

Chef Jack Donaghy , dem keine Idee zu dumm ist, um<br />

Werbezeiten zu verkaufen <strong>und</strong> der<br />

trotz allem ihr bester Fre<strong>und</strong> ist. Kein W<strong>und</strong>er genial verkörpert<br />

von Alec Baldwin. Wenn es eine Serie zum Zitat in<br />

anderen geschafft hat, dann weiß man, dass man gut ist. So<br />

geschehen mit „Breaking Bad“, die in den USA vor allem von<br />

den ‚coolen’ Kids geliebt wird. Auch<br />

erstaunlich, wie sich die Geschichte<br />

um den ehemaligen Chemielehrer, der zum Drogenerzeuger<br />

<strong>und</strong> –händler wurde sowohl im Mainstream als auch<br />

bei Cineasten seine Anhänger findet. Spannend, hart <strong>und</strong><br />

trotzdem witzig. Und ganz zum Schluss etwas ganz anderes:<br />

London, Armenviertel, 50erJahre, Hebammen <strong>und</strong> Nonnen:<br />

klingt mäßig interessant <strong>und</strong> entpuppt sich wieder einmal<br />

als perfekte BBC-Produktion: feingeschliffene Dialoge, authentische Ausstattung,<br />

Schauspielkunst <strong>und</strong> natürlich auch Herzschmerz.<br />

30 Rock 5. Season (Universal), Breaking Bad 5 Season (Sony);<br />

Call The Midwife“ (Universal)<br />

Jahresprojekt<br />

Mehr als 30 St<strong>und</strong>en dauert die Hörbuchfassung des<br />

Buches « Die Abenteuer des Joel Spazierer », wenn<br />

sie aber der Autor Michael Köhlmeier höchstselbst<br />

liest, zwackt man sich die St<strong>und</strong>en gerne ab. Geboren<br />

ist der unter dem (falschen) Namen Joel Spazierer<br />

schreibende Erzähler im Budapest der Nachkriegszeit,<br />

auf die schiefe Bahn ist er in Wien geraten, seine kriminelle Karriere hat er in vielen<br />

europäischen Ländern betrieben – <strong>und</strong> in der DDR hat er es sogar zum Professor für<br />

Philosophie gebracht. In Wien trifft er, nun über sechzig, seinen Fre<strong>und</strong> Sebastian<br />

Lukasser wieder, der ihn ermuntert, seine unglaubliche Lebensreise aufzuzeichnen.<br />

Man kann die Geschichte auch selbst lesen (Hanser Verlag), aber da werden einem<br />

die liebevoll beobachteten Details eventuell zu langatmig, in der gesprochenen<br />

Form freut man sich auf jede Reise, wo man wieder weiterhört.<br />

„Michael Köhlmeier liest Die Abenteuer des Joel Spazierer“ (Hörverlag)<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |43


date<br />

INTERLUDE FESTIVAL<br />

Interlude ist eine neu ins Leben<br />

gerufene Festival-Reihe, die in<br />

unregelmäßigen Abständen<br />

aktuelle <strong>und</strong> interessante nationale<br />

wie auch internationale<br />

Musik-Acts in besonderem <strong>und</strong><br />

ungewöhnlichem Rahmen präsentiert.<br />

Als erster Spielort wurde das Theater Akzent<br />

im vierten Wiener Gemeindebezirk gewählt, Musiker<br />

wie Jamie Lidell, Kreisky oder Attwenger treten auf,<br />

danach Party.<br />

2.+3.7., Wien, Akzenttheater, interlude.at<br />

44 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

JOE SATRIANI<br />

CD: „Unstoppable<br />

Momentum“ (Sony)<br />

3.7., Wien, Gasometer<br />

URBAN ARTFORMS<br />

FESTIVAL<br />

Auch das UAF hat ich etabliert<br />

<strong>und</strong> bringt neben<br />

Licht-/Technoshows auch<br />

massentaugliche Acts<br />

wie Seeed, Deichkind,<br />

Pariv Stelar, Camo & Krooked etc. nette Partytime!<br />

4.-6.7. ,Schwarzlsee, Unterpremstätten<br />

MAINFRAME<br />

Die Drum and Bass-Partycrowd<br />

feiert ihr 11. Jahr an<br />

heißer Location mit Szene-<br />

DJ Andy C, Mastermind des<br />

Plattenlabels RAM-Records.<br />

13.7. , Wien, Arena<br />

KESHA<br />

CD : „ Warrior“ (Sony)<br />

19.7. , Wien, Gasometer<br />

RIHANNA<br />

DVD: „777 TOUR...<br />

7countries7days7shows“<br />

(Universal)<br />

9.7. ,Wien, Stadthalle<br />

PAROV STELAR<br />

Mittlerweile auch in<br />

Österreich bekannt, wird<br />

der heurige Amadeus-<br />

Gewinner das traute<br />

Festivalgebiet in Klam<br />

beschallen.<br />

19.7. ,Burg Clam<br />

NOVA JAZZ & BLUES<br />

NIGHT<br />

Jamie Cullum, Deodato,<br />

Marla Glen oder Al Jarreau<br />

lassen in der Erdbeerregion<br />

Jazz erklingen. Sehr<br />

relaxed.<br />

20.7. ,Wiesen<br />

HUGH LAURIE<br />

Nach seinem ausverkauften <strong>und</strong> vor allem großartigen<br />

Konzert im Sommer 2012 macht der Schauspieler,<br />

Autor, Produzent, Komponist, Musiker <strong>und</strong> Sänger<br />

erneut Station im<br />

Wiener Konzerthaus.<br />

«Ich habe beschlossen,<br />

mich weiter voran<br />

zu kämpfen, tiefer<br />

einzudringen in den<br />

Wald der amerikanischen<br />

Musik, die mich<br />

verzaubert hat, seit ich<br />

ein kleiner Junge war», erklärt Laurie. «Und je weiter<br />

ich gehe, desto mehr werde ich verzaubert – sowohl<br />

von den Songs als auch von den Menschen, mit denen<br />

ich das Glück hatte zu spielen», so Hugh Laurie über die<br />

Arbeit an seinem neuen, großartigen Album.<br />

CD : „Didn’t it rain“ (Warner)<br />

23.7. Wien, Konzerthaus<br />

POPFEST<br />

Selbe Location am Wiener Karlsplatz, weiterhin gratis<br />

aber aufgr<strong>und</strong> des neuen Kurators Patrick Pulsinger ein<br />

wenig Verschiebung im Line-Up. : Bauchklang, die Steaming<br />

Satellites <strong>und</strong> HVOB werden die sogenannte Seebühne<br />

mitten in der Wienerstadt am 25. Juli eröffnen.<br />

Weiters spielen das A. G. Trio, die Experimental-Jazzer<br />

König Leopold <strong>und</strong> Catastrophe & Cure. Insgesamt sind<br />

50 Auftritte geplant.<br />

25.-28.7. , popfest.at<br />

GLATT & VERKEHRT<br />

Niemand kommt am<br />

Wolkenturm in NÖ vorbei<br />

: auch das Worldmusicfestival<br />

wird heuer dort<br />

ein Konzert abhalten <strong>und</strong><br />

zwar mit dem Tonkünstler<br />

Orchester NÖ unter dem Titel „The Girl from Ipanema“.<br />

Es ist die erste von über dreißig Veranstaltungen, die<br />

bis 28. Juli an verschiedenen reizvollen Plätzen in<br />

Krems <strong>und</strong> Umgebung über die Bühne gehen werden,<br />

das Hauptprogramm wie gehabt bei den Winzern<br />

Krems, Sandgrube 13.<br />

29.6.-28.7. , glatt<strong>und</strong>verkehrt.at<br />

LEONHARD COHEN<br />

Einer, der anscheinend im Alter immer populärer wird:<br />

früher als Lagerfeuerromantiker beschrieben, gilt er<br />

heutzutage als einer der<br />

besten Singer/Songwriter<br />

nicht nur in seiner<br />

Altersklasse.<br />

CD: „Original Album<br />

Classics“ (Sony)<br />

27.7. Wien, Stadthalle<br />

TIESTO & FRIENDS CONCERT<br />

Tiësto, mit bürgerlichem Namen Tijs Michiel Verwest,<br />

hat eine unglaubliche Karriere hinter sich. Als<br />

erster Soloact, welcher ein<br />

Stadion mit 25.000 Leuten<br />

ausverkaufte, gilt er noch<br />

immer als Partygarant r<strong>und</strong><br />

um den Globus.<br />

27.7. ,Wien, Freudenau<br />

SANTANA<br />

Das könnte mal ganz<br />

pfiffig werden, ein Klassiker<br />

der anderen Art<br />

im bis dato der Oper/<br />

Operette vorbehaltenen<br />

Ort im Burgenland.<br />

31.7. ,St. Margareten/Römersteinbruch<br />

CHAKUZA<br />

CD : „Magnolia“ (Sony)<br />

1.8. ,Lustenau<br />

THE BASEBALLS<br />

Zum Shaken <strong>und</strong> viel Spaß laden diese Retro-Herren ein.<br />

DVD : « Strings ‚n‘ Stripes – LIVE! (Warner)<br />

9.8. , Burg Clam<br />

IGGY AND THE STOOGES<br />

Sehr viele Leute kennen wohl eher den durchtrainierten<br />

Oberkörper den der ewige Punk gerne präsentiert,<br />

aber die wahren Fans verehren ihren Meister, der nie,<br />

nie, nie sich irgendwie<br />

anpassen wird.<br />

Ewig lauter, rockiger<br />

Revoluzzer.<br />

9.8. , Wien, Arena


FANTASY<br />

CD: „Endstation Sehnsucht“<br />

(Sony)<br />

15.8. , Bad Radkersburg<br />

SUNSPLASH<br />

Das Familienfestival mit eigener Kinderbetreuung<br />

<strong>und</strong> solider Unterhaltung wie zB.<br />

der immer großartige Hans Söllner oder die<br />

netten Iriepathie.<br />

24.8. Wiesen<br />

STUBNBLUES/DENK/5/8TERL<br />

29.8. ,Wien, Arena<br />

FREQUENCY<br />

Und auch nach St. Pölten kommt einer<br />

dieser gediegenen Herren, der mit<br />

seinem aktuellen Album „Push the<br />

Sky Away“ (gtg) ein richtig kleines<br />

Comeback feierte. Es handelt sich<br />

um den gutaussehenden Nick Cave.<br />

Aus über 100 Acts weitere hervor zu<br />

heben, würde den Platz sprengen,<br />

daher einfach nur die Empfehlung,<br />

hinfahren <strong>und</strong> Festival genießen.<br />

15.-17.8. St. Pölten, frequency.at<br />

ROGER WATERS – THE WALL<br />

23.8. , Wien, Happel Stadion<br />

XAVIER NAIDOO<br />

Mit seiner individuellen Kombination aus<br />

überragendem Talent, authentischem Stil <strong>und</strong><br />

facettenreichen Inhalten hat Xavier Naidoo sein<br />

eigenes deutsches Soul-Genre geschaffen, der<br />

sowohl authentisch als als verkäuflich ist.<br />

CD: „Bei meiner Seele“ (Naidoo)<br />

27.8. ,Graz, Freiluftarena, 28.8. Wien,<br />

Donauinsel<br />

2 DAYS A WEEK<br />

Traditionell wird gegen Sommerende<br />

in Wiesen noch einmal Gas gegeben,<br />

neben vielen anderen sticht die<br />

Ska-Punkcombo SKA-P hervor, die<br />

es gab, dann nicht mehr, dann wieder<br />

<strong>und</strong> heuer aktueller denn je.<br />

30./31.8. Wiesen<br />

sOunDMOBil<br />

MazDa 6<br />

Der neue Mazda 6 ist ein echter „Hingucker“, was er vor allem an der coupéhaften Dachlinie<br />

liegt, die bei der Limousine besonders extrem ausgeprägt ist. Manche unterstellen<br />

dem 6er er sehe aus wie ein Kreuzung aus einem Mercedes <strong>und</strong> einem 3er BMW. Wie<br />

auch immer, der Mazda6 lässt kaum jemanden kalt <strong>und</strong> erregt zunächst in jedem Fall<br />

ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Das hat auch sein Innenleben verdient. In Zeiten des<br />

Klimawandels besonders hervorzuheben ist das bei Mazda sogenannte i-ELOOP-System.<br />

Bei diesem System wird die Energie, die beim Abbremsen entsteht, zur Stromversorgung<br />

der Elektrik verwendet. i-ELOOP ermöglicht hohe Kraftstoffeinsparungen - insbesondere,<br />

da der Kondensator den Strom schneller, effizienter <strong>und</strong> nachhaltiger speichert<br />

<strong>und</strong> wieder abgibt als andere Systeme. Normalerweise werden ca. 10 % der Energie<br />

des Motors in Strom umgewandelt, der für die Autoelektrik genutzt wird. Mit i-ELOOP<br />

muss der Motor nicht nebenbei Strom erzeugen. Und da 100 % der Motorenergie für<br />

den Antrieb genutzt werden können, bedeutet dies einen entsprechend sparsamen<br />

Kraftstoffverbrauch <strong>und</strong> eine höhere Umweltverträglichkeit. Der Durchschnittsverbrauch<br />

wird vom Hersteller mit nur 4,5 Littern angegeben. Gleichzeitig bringt der 175 PS-<br />

Diesel-Motor eine bemerkenswerte Dynamik, was wohl auch an der neuen Skyactiv-<br />

Karosserie liegt. Die Karosserie ist mit ultrahochfestem Stahl verstärkt, so dass deren<br />

Steifheit um ca. 30 % erhöht werden konnte. Die Kombination aus erhöhter Steifheit<br />

<strong>und</strong> leichterem Gewicht sorgt für eine exzellente Straßenlage <strong>und</strong> erhöhter Fahrdynmik.<br />

Auch ausstattungsmäßig bietet der Mazda6 jedweden Komfort. Bemerkenswert ist die<br />

Bose Stereoanlage mit elf Hi-Fi-Lautsprechern, die für exzellenten So<strong>und</strong> sorgt. Und in<br />

punkto Sicherheit kann man sich im neuen Mazda6 ohnedies in solcher wähnen: Brems-,<br />

Spurwechselassistent, City-Notbremsassistent, etc- bei so vielen Assistentenmuss man<br />

sich nur mehr aufs Schalten <strong>und</strong> Lenken konzentrieren - beinahe …<br />

175 PS, Verbrauch 4,5 l<br />

Höchstgeschwindigkeit 223 km/h<br />

Beschleunigung: 7,9 (0-100kmh)<br />

Preis: ab 36.790,- Euro (inkl. aller Steuern)<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |45


sOunDs Right<br />

VOn thOMas WallEntin<br />

Eines der unterhaltsamsten Sendeformate im Fernsehen<br />

ist zweifelsohne „Mit versteckter Kamera“ oder<br />

auch „Verstehen Sie Spaß“. Nach dem Motto „Nichts ist<br />

so fantasievoll wie die Wirklichkeit“, werden in inszenierten<br />

Situationen „wirkliche“ Menschen durch „nichtwirkliche“<br />

Menschen (= Schauspieler) in Situationen<br />

gebracht, die sie – objektiv betrachtet – nicht wirklich<br />

im besten Lichte erscheinen lassen; „vulgo“, der (wenn<br />

auch „nett gemeinten“) Lächerlichkeit Preis geben. Und<br />

dabei (versteckt) gefilmt werden. Dass für die Verwertung<br />

dieser <strong>Film</strong>aufnahmen die Zustimmung der betroffenen<br />

abgefilmten Personen einzuholen ist, leuchtet<br />

ohne weiteres ein <strong>und</strong> bedarf keiner komplizierten<br />

rechtlichen Begründung: § 78 UrhG verbietet die zustimmungslose<br />

Verwertung von Foto/<strong>Film</strong>aufnahmen,<br />

wenn dadurch berechtigte Interessen des Abgebildeten<br />

verletzt würden.<br />

Dass unter Umständen aber schon das Fotografieren<br />

<strong>und</strong> <strong>Film</strong>en von Personen an sich (<strong>und</strong> eben nicht erst<br />

die Verwertung dieser Aufnahmen) von der Zustimmung<br />

dieser Personen abhängig ist, bedarf rechtlich<br />

doch einer ausführlicheren Begründung.<br />

Nicht groß begründet werden muss dies zunächst bei<br />

Eingriffen in die Privat- <strong>und</strong> Intimsphäre. Niemand<br />

muss damit einverstanden sein, dass seine Geheimsphäre,<br />

sein Familienleben, über ein auf ihn (versteckt<br />

oder nicht-versteckt) gerichtetes Kameraobjektiv<br />

ausgek<strong>und</strong>schaftet wird. Geheime Bildaufnahmen im<br />

Privatbereich, Überwachungen <strong>und</strong> Verfolgungen sowie<br />

systematische, verdeckte, identifizierende Videoüberwachung<br />

waren insoweit immer schon rechtlich<br />

unzulässig.<br />

Eine jüngere Entscheidung des Obersten Gerichtshofes<br />

(6 Ob 256/12h v 27.02.2013) scheint nun aber dem eingangs<br />

erwähnten beliebten Sendeformat den Garaus zu<br />

machen. Oder doch nicht? Worüber musste der fünfköpfige<br />

Richtersenat entscheiden?<br />

Im Zuge eines Rechtsstreites zwischen einem Bauunternehmer<br />

<strong>und</strong> einem Hauseigentümer über (angebliche)<br />

Baumängel kam es zu einem Bef<strong>und</strong>aufnahmetermin<br />

vor Ort. Im Zuge dieser offensichtlich nicht ganz friktionsfrei<br />

ablaufenden Amtshandlung „besinnt“ sich der<br />

Hauseigentümer seines „Hobbies“ <strong>und</strong> fertigt mit seiner<br />

Digitalkamera ein Lichtbild an, auf dem unter anderem<br />

der Rechtsanwalt des unliebsamen Bauunternehmers<br />

mit abgebildet wird. Der Forderung des Rechtsanwaltes<br />

nach sofortiger Löschung des Fotos kommt er nicht<br />

nach. Auf die Frage nach dem Zweck der Anfertigung des<br />

Fotos meint er lapidar: „Zur Belustigung“. Der solcherart<br />

digitalbildlich verewigte Rechtsanwalt befand jedoch:<br />

„Schluss mit Lustig“. Und klagte den „Hobbyfotografen“<br />

auf Unterlassung der Anfertigung von Fotoaufnahmen<br />

seiner Person. Und bekam – letztlich (die beiden Unterinstanzen<br />

waren da noch anderer Meinung) - vor dem<br />

OGH Recht!<br />

Verallgemeinert könnte dies nun bedeuten: Ohne ihre<br />

Zustimmung dürfen Personen nicht mehr fotografiert<br />

oder gefilmt werden. Auch nicht im öffentlichen Raum.<br />

46 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />

Also, der Kameraschwenk des Dokumentarfilmers<br />

über die bevölkerte Straße wäre demnach unzulässig.<br />

Eine durchaus spannende Konsequenz übrigens auch<br />

in Zeiten des globalen Bürger-Journalismus: denn<br />

jeder Besitzer einer Digitalkamera, also auch eines<br />

smart phones (gibt es überhaupt noch Menschen, die<br />

sich im öffentlichen Raum bewegen <strong>und</strong> dabei kein<br />

derartiges Gerät mit sich führen?), kann den von ihm<br />

ad hoc verfassten (journalistischen) Wort-/Bildbericht<br />

in „der“ Weltzeitung (=Internet) veröffentlichen (was<br />

ja auch geschieht). Ohne jegliche redaktionelle Vor-/<br />

Nachprüfung. Und wenn anonym geschehen, auch<br />

rechtlich ohne Verantwortlichkeit...<br />

Spannend, auch für die Vielzahl selbsternannter Digital-Sheriffs.<br />

Vielfach werden Bürger von staatlichen<br />

Behörden ja schon offiziell dazu aufgerufen, ,,als „adhoc-Detektive“<br />

im Rahmen der Verfolgung von – auch<br />

bloß vermeintlichen (!) – Straftätern mit der Kamera<br />

unterwegs zu sein.<br />

Nach dem Motto (frei nach Wilhelm Busch), „Ist das<br />

Konterfei erst digitalisiert, diffamiert sich‘s gänzlich<br />

ungeniert!“, sieht der OGH nun aber in Anbetracht der<br />

besonderen Verbreitungs- <strong>und</strong> auch Manipulationsmöglichkeiten<br />

durch die moderne Digitaltechnologie<br />

schon im Betätigen des Auslösers der Kamera eine<br />

potentiell die Persönlichkeitsrechte des Abgebildeten<br />

gefährdende Handlung. Nicht erst die Verwertung eines<br />

Photos, sondern eben schon der „click“ berechtigt den<br />

digital Abgebildeten unter Umständen zur rechtlichen<br />

Gegenwehr.<br />

Und damit kann aber auch schon wieder eine gewisse<br />

Entwarnung – vor allem für Berufsphotographen,<br />

Journalisten <strong>und</strong> <strong>Film</strong>er - gegeben werden. Denn nur<br />

die im Rahmen einer umfassenden Güter- <strong>und</strong> Interessenabwägung<br />

zugunsten des Abgebildeten ausschlagende<br />

Beurteilung macht schon auch die Herstellung<br />

der Foto-/<strong>Film</strong>aufnahme zur rechtswidrigen Handlung.<br />

Selbstverständlich darf eine Überspannung des Schutzes<br />

der Persönlichkeitsrechte dabei nicht zu einer unerträglichen<br />

Einschränkung der Interessen anderer <strong>und</strong><br />

jener der Allgemeinheit führen. In Anbetracht der eingangs<br />

erwähnten besonderen Gefährdung der Persönlichkeit<br />

durch die Digitaltechnologie erscheint mir aber<br />

die Pflicht zur Achtsamkeit schon vor dem „Abdrücken“<br />

eine zeitgemäße <strong>und</strong> hinnehmbare Einschränkung der<br />

Fotografier- <strong>und</strong> <strong>Film</strong>freiheit gegenüber jedermann<br />

zu sein. Die Verlockung des „digitalen Schnellschusses“<br />

<strong>und</strong> letztlich auch Gefahr einer unbedachten Handlung,<br />

kann hier unter Umständen angesichts des ewigen Gedächtnisses<br />

des Internets unabsehbare negative Folgen<br />

haben. Die auch der diese Handlung Setzende unter<br />

Umständen so nicht beabsichtigt hatte.<br />

Weiterhin zulässig wird demnach bspw das zufällige<br />

Aufnehmen (Fotografieren, <strong>Film</strong>en) von Fußgehern auf<br />

öffentlichen Wegen sein; eben der erwähnte „Kameraschwenk“.<br />

Ob damit aber auch die Kamera auf dem<br />

berühmten roten Auto von Google Street View rechtmäßig<br />

„arbeitet“ halte ich für zweifelhaft. Handelt es sich<br />

dabei doch um eine planmäßige, flächendeckende <strong>und</strong><br />

systematische, potentiell auch identifizierende Abfilmung<br />

(auch) von Personen.<br />

Die nach dieser Gerichtsentscheidung vielerorts von Medienvertretern<br />

schon ausgerufene unzumutbare Pflicht<br />

zur Selbstzensur sehe ich nicht. Wohl aber den sinnvollen<br />

<strong>und</strong> begrüßenswerten Ansatz für die Eindämmung<br />

eines halt- <strong>und</strong> hemmungslos sich nur dem Diktat auflagen-<br />

oder quotensteigernder lüsterner Sensationsgier<br />

hingebenden Fotografier- <strong>und</strong> <strong>Film</strong>wahns im öffentlichen,<br />

aber auch öffentlich gemachten privaten Raum.<br />

Zugegeben – „Mühsamer“ kann‘s unter Umständen<br />

schon werden. Für „Journaillisten“ oder „Cyber-Mobber“.<br />

Schlecht?<br />

PS: Weiterhin spannend verläuft übrigens die „Causa<br />

<strong>Film</strong>urheberrecht“. Anders als ursprünglich geplant,<br />

kommt es im Zuge der anstehenden UrhG Nov 2013 nun<br />

doch zu keinerlei Änderungen oder Klarstellungen der<br />

filmurheberrechtlichen Bestimmungen. Muss es auch<br />

nicht – zumindest nach Ansicht des Handelsgerichtes<br />

Wien. In seinem Urteil vom 25.3.2013 (57 Cg 72/12g)<br />

im Rahmen des fortgesetzten Verfahrens Luksan/Van<br />

der Let hält das Erstgericht nämlich fest, dass eine europarechtskonforme<br />

Interpretation auch des geltenden<br />

Gesetzeswortlautes möglich ist. Insbesondere die sog<br />

„cessio legis“ ist demnach im Sinne einer widerleglichen<br />

Vermutung der Rechteeinräumung an den Produzenten<br />

auszulegen; dies bei gleichzeitiger Unverzichtbarkeit der<br />

dem Hauptregisseur als <strong>Film</strong>urheber zustehenden gesetzlichen<br />

Vergütungsansprüche, wobei entsprechende<br />

Ansprüche parallel auch dem <strong>Film</strong>hersteller zustehen.<br />

Bleibt abzuwarten, ob diese Rechtsansicht auch von<br />

den Oberinstanzen, vor allem dem Obersten Gerichtshof<br />

(so er die Gelegenheit bekommt, sich dazu zu äußern),<br />

geteilt wird. Oder, ob der Gesetzgeber nicht doch aktiv<br />

wird: die nächste „Trägerrakete“ für allfällige Änderungen<br />

der filmurheberrechtlichen Bestimmungen im<br />

UrhG steht jedenfalls schon auf der Startrampe – bis<br />

Ende Oktober 2014 muss Österreich die Vorgaben der<br />

EU Richtlinie betreffend verwaiste Werke in innerstaatliches<br />

Recht umsetzen.<br />

Also: Fortsetzung – in welcher Form auch immer - folgt.


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