und muSIkStandort wIen - Film, Sound & Media
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filmbiz<br />
Explizit kreative <strong>und</strong><br />
nachhaltige <strong>Film</strong>e<br />
Ende der 60-er Jahre war das Dokudrama « Die Gentlemen bitten zur Kasse » des NDR<br />
mit Horst Tappert <strong>und</strong> Siegfried Lowitz in den Hauptrollen ein Straßenfeger. Nun wird die<br />
faszinierende Geschichte des legendären britischen Postzugraubs von vor 50 Jahren in einer<br />
zweiteiligen Dokumentation neu erzählt. Koproduzent Johannes Rosenberger, Navigator <strong>Film</strong>,<br />
über diesen <strong>und</strong> weitere Lichtblicke seiner Dokumentarfilmproduktion.<br />
Johannes Rosenberger<br />
32 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wie kommt Navigator <strong>Film</strong><br />
dazu, eine dokumentation<br />
über den berühmtesten<br />
Postraub der Geschichte zu<br />
drehen?<br />
JoHaNNES roSENBErGEr:<br />
Die Kölner Produktion Lichtblick<br />
<strong>Film</strong> ist an mich heran<br />
getreten, nachdem wir in der<br />
Vergangenheit schon sehr<br />
erfolgreich für « David wants<br />
to fly » (D/A/CH 2010) zusammengearbeitet<br />
hatten. Deren<br />
Geschäftsführer, Carl-Ludwig<br />
Rettinger, der vor seiner Selbständigkeit<br />
als <strong>Film</strong>produzent<br />
im ZDF die renommierte Reihe<br />
« Das kleine Fernsehspiel<br />
» mit aufgebaut hat, sandte<br />
mir im März 2012 ein erstes<br />
Treatment, von dem ich so<br />
begeistert war, dass ich umgehend zusagte. Es ist<br />
ein Stoff, der alles beinhaltet: Drama, Spannung,<br />
Witz, Tragik <strong>und</strong> vor allem tolle Protagonisten. Zudem<br />
jährt sich am 8. August 2013 zum 50. Mal der<br />
größte Eisenbahnraub aller Zeiten. Nicht allein aufgr<strong>und</strong><br />
der enormen Beute – nach heutigem Wert<br />
etwa 50 Millionen Euro – wurde der Überfall zum<br />
Mythos, sondern auch wegen seiner beispiellosen<br />
Kühnheit <strong>und</strong> Präzision, ohne dass dabei auch nur<br />
ein Schuss gefallen ist.<br />
Gibt es <strong>Film</strong>material, auf das Sie zurückgreifen<br />
konnten?<br />
roSENBErGEr: Ja, wobei es auch in diesem Zusammenhang<br />
eine interessante Anekdote zu erzählen<br />
gibt. Der in den 60er-Jahren auf diese Begebenheit<br />
hin entstandene TV-Dreiteiler mit Horst Tappert in<br />
der Titelrolle des Bandenchefs Bruce Reynolds führte<br />
erstmalig zu dem Begriff « Straßenfeger », nie wieder<br />
hatte deutsches Fernsehen eine solche Quote. Und<br />
der Autor <strong>und</strong> Regisseur Egon Monk begründete damit<br />
auch das Genre des TV-Dokudramas! Wir gehen<br />
davon aus, dass das Interesse seitens der Fernsehzuschauer<br />
auch heute noch vorhanden ist. Aber um<br />
auf die Frage zurück zu kommen, es wurden ca. 30-<br />
40 % neu gedreht, der Rest wurde eben aus diesem<br />
Dreiteiler quasi als Reenactments eingebaut. Es sind<br />
Spielszenen, die eine w<strong>und</strong>erbare Patina angesetzt<br />
haben <strong>und</strong> eine ganz eigene historische Authentizität<br />
ausstrahlen. Dazu hatten wir noch das Glück,<br />
dass während der Recherchen zu diesem <strong>Film</strong> eine<br />
Kinofassung aufgetaucht ist, in dem die Original-<br />
16mm-Aufnahmen in neuer Brillanz erstrahlen.<br />
Sie sind als Produzent beteiligt, gibt es weitere<br />
Österreich-affinitäten?<br />
roSENBErGEr: Die Kamera wird von Attila Boa<br />
geführt, der hierzulande immer stärker sein Können<br />
in dokumentarische Arbeiten einbringen kann (zB.<br />
« More than Honey »). Für den jazzigen So<strong>und</strong>track,<br />
der vom Swinging London der 60er Jahre bis hin in<br />
die Gegenwart die filmische Erzählung musikalisch<br />
wie emotional begleitet, zeichnet Gerald Schuller<br />
verantwortlich. Es gab ein richtiges Komponistencasting<br />
<strong>und</strong> Schuller hat ganz offensichtlich den<br />
richtigen Ton getroffen. Aus Produzentensicht ist<br />
neben der Koproduktion mit ARTE natürlich auch<br />
die wirklich prof<strong>und</strong>e finanzielle Beteiligung von<br />
Servus TV interessant, die den <strong>Film</strong> am 6. + 8. August<br />
im Hauptabendprogramm ausstrahlen wird. Auf<br />
Seiten der Förderung ist auch diesmal der Fernsehfonds<br />
Austria mit an Bord.<br />
Wäre dies nicht ein thema für den orF <strong>und</strong> sein<br />
Publikum gewesen?<br />
roSENBErGEr: Das Projekt lag dem ORF vor, dieser<br />
war jedoch nur an einem Ankauf des fertigen Programms<br />
für die dok.film-Schiene interessiert, was<br />
ich bedauert habe. Aufgr<strong>und</strong> meiner Begeisterung<br />
für dieses Projekt war <strong>und</strong> bin ich der Ansicht, dass<br />
man hier im Hauptabend die richtige Publikumsschicht<br />
erreichen kann, wie erste Pressevorführungen<br />
bereits zeigen bzw. wie ARTE <strong>und</strong> in der Folge<br />
dann Servus TV den <strong>Film</strong> ja auch eingeschätzt haben.<br />
Dasselbe gilt für die Zweitverwertung via DVD,<br />
die der Weltvertrieb Studio Hamburg vorbereitet.<br />
Was sind ihre weiteren Vorhaben?<br />
roSENBErGEr: Unter dem Arbeitstitel « Ulrich<br />
Seidl <strong>und</strong> die bösen Buben » drehen wir die erste<br />
längere <strong>und</strong> prof<strong>und</strong>e Dokumentation über diesen