und muSIkStandort wIen - Film, Sound & Media
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Verlagspostamt 1130 Wien, „P.b.b.“ „GZ 03Z034955M“<br />
<strong>Film</strong>So<strong>und</strong> &<br />
<strong>Media</strong> Das<br />
Magazin für die österreichische<br />
Entertainment- & Medienbranche<br />
www.filmso<strong>und</strong>media.at<br />
SechS Starke<br />
Ideen für den<br />
fIlm- <strong>und</strong><br />
<strong>muSIkStandort</strong><br />
<strong>wIen</strong><br />
juli/august 2013
2 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong>&<br />
<strong>Media</strong><br />
warner
Editorial<br />
Warum wir den Sommer so gerne haben? Weil er einhergeht mit der<br />
Möglichkeit an sehr vielen schönen Orten unglaubliche Erlebnisse mit meist vielen<br />
anderen Gleichgesinnten zu erleben. Egal, ob es ein klassisches Freiluftkonzert in<br />
Grafenegg oder die geballte Kraft eines Rocksongs am Schwarzlsee oder gar die<br />
von diversen Lichtspielereien erhöhten wummernden Bässe beim UAF - Musik<br />
hat die Kraft, uns aus dem Alltag zu kapitulieren <strong>und</strong> zu den seltenen, magischen<br />
Momenten zu führen, die unvergesslich bleiben.<br />
Genauso beeindruckend ist es auch, unter einem Sternenhimmel zu sitzen <strong>und</strong><br />
einen schönen <strong>Film</strong> anzuschauen <strong>und</strong> danach zu reflektieren, was uns das Gesehene<br />
gerade gelehrt hat <strong>und</strong> welchen Schauspieler man besonders gut fand <strong>und</strong> an<br />
welche Location man selbst schon war <strong>und</strong> warum man wieder öfters ins Kino<br />
gehen sollte, etc. Zufällige Sitznachbarn geraten ins Gespräch, ganz offensichtlich<br />
kommuniziert es sich im Sommer viel leichter. Gemeinschaftserlebnisse die ansonsten<br />
der Sportcommunity vorbehalten sind, sind dann auch bei Kulturevents spürbar.<br />
Und das will uns genommen werden?<br />
Ja, es wird wieder lustig werden, nächstes Jahr in größeren R<strong>und</strong>en Fußball zu<br />
schauen, aber um als heimatlicher Sender auch in anderen Bereichen zu punkten,<br />
brauchen wir weiterhin die guten <strong>Film</strong>e, über die man spricht, Castingshows, die niemand<br />
sieht <strong>und</strong> doch alle kennen oder Musik im Radio zu entdecken, die wir dann<br />
im Sommer live hören können. Klar, es gibt das Internet, aber ein bissl old-fashioned<br />
wird man wohl sein dürfen <strong>und</strong> nostalgisch an die Zeiten denken, als Medien noch<br />
Straßenfeger produzierten (by the way Paul McCartney war ausverkauft)!<br />
Irene Schwingenschlögl, Chefredakteurin<br />
Cover:<br />
Vorliegender Ausgabe liegt diese Broschüre der Wirtschaftskammer Wien bei,<br />
in der sechs wesentliche Punkte beschrieben werden, die den <strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikstandort<br />
Wien attraktiver machen sollen.<br />
Lesen Sie bitte dazu auch das Interview mit Burkhard Ernst, Vorsitzender der Wiener<br />
Fachvertretung in der Wirtschaftskammer auf Seite<br />
inhalt Juli/August 2013<br />
musicbiz<br />
4 news<br />
10 summerfeelings: new releases made in A.<br />
12 casinos austria: Kultur-Talk im Fuchs-Salon<br />
14 musik-Streaming: das sagen die Verwertungsgesellschaften<br />
18 classical next: gelungene Premiere in Wien<br />
19 Geburtstag: 100 Jahre ÖKB<br />
filmbiz<br />
18 news<br />
22 Große Sorge!: Special zum Thema ORF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />
28 film austria: Neo-Vorstand Helmut Grasser im<br />
Interview<br />
29 wkw: Sechs-Punkte-Programm für die Industrie<br />
30 mIP tV: Österreich in der Auslage<br />
31 filmverleih: Erfolgsmodell VPF<br />
32 dok-film: Posträuber sucht Sendeplatz<br />
media<br />
36 news<br />
37 rmS: Research Day & Radio Award<br />
38 okidoki: neue Formate ante portas<br />
39 kronehit Y.a.m.: Podium für Popmusik made in A.<br />
40 IP Österreich: Schlagwort Crossmedia<br />
rubriken<br />
9 der Poppate<br />
42 Bücher, dVds & co<br />
44 dates<br />
45 so<strong>und</strong>mobil<br />
46 so<strong>und</strong>s right<br />
Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Kronos Verlag GmbH., 1130 Wien, Steckhoveng. 17,<br />
Tel. 0650-406 75 85 e-mail: office@filmso<strong>und</strong>media.at, www.filmso<strong>und</strong>media.at Herausgeber: Mag. Hannes<br />
Hochstöger; Redaktion: Mag. Irene Schwingenschlögl, Grafik: www.agnesschubert.at; Druck & Litho: Gutenberg,<br />
Erscheinungsweise: monatlich, Jahresabo: 60.- Euro DVR: 092752.<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |3
musicbiz<br />
Dreifach-Platin für<br />
„Biss zum Ende der Nacht“<br />
Der letzte <strong>Film</strong> der „Twilight“-Serie, wurde in Österreich<br />
als DVD innerhalb von zweieinhalb Monaten 90.000 mal<br />
verkauft. Der Geschäftsführer der IFPI Austria, Franz Medwenitsch,<br />
überreichte an Michael Ivert, Geschäftsführer der<br />
Concorde Home Entertainment, dreifach Platin <strong>und</strong> bekannte<br />
sich gleichzeitig als begeisterter Twilight –Fan. Er dankte dem<br />
österreichischen Handel für seinen Einsatz für das physische<br />
Produkt, der beweist, dass die DVD/BD nach wie vor das<br />
umsatzstärkste Trägermedium ist.<br />
Michael Ivert, Geschäftsführer der Concorde Home Entertainment &<br />
Franz Medwenitsch, Geschäftsführer IFPI Austria<br />
Im gesamten deutschsprachigen Raum fand die DVD bislang<br />
eine Million Käufer, dadurch liegt der österreichische Marktanteil<br />
bei 10 %, was das Doppelte des durchschnittlichen österreichischen<br />
Marktanteils (5 % vom GAS Markt) darstellt. Neben<br />
der Auszeichnung für den <strong>Film</strong> auch ein großer Erfolg für die<br />
Hoanzl VertriebsGmbH. Ivert nahm den Erfolg dieser DVD<br />
zum Anlass, sich bei seinen Vertriebspartnern Eurovideo, vertreten<br />
durch Jürgen Ott, <strong>und</strong> Hoanzl, vertreten durch Gerhard<br />
Fenz, für die erfolgreiche Umsetzung des gemeinsam erarbeiteten<br />
Verkaufs- <strong>und</strong> Marketingkonzepts <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen<br />
außerordentlichen Verkaufserfolg zu bedanken. Als Vorausschau<br />
kündigte er an, dass die Concorde Home Entertainment<br />
im Herbst „Iron Man 3“ auf DVD veröffentlichen werde <strong>und</strong><br />
damit die gemeinsame Erfolgsstory fortgeschrieben wird.<br />
War da, kommt wieder<br />
Insbesondere von den Österreichern wurde der Geiger André<br />
Rieu am Anfang seiner Karriere skeptisch beäugt, da ihm viele<br />
nicht zutrauten als Holländer ‚unsere’ Strauß-Walzer auch<br />
wirklich drauf zu haben, aber das ist lange her. Nun durfte er<br />
selbst einen Krönungswalzer für Königin Maxima komponieren<br />
<strong>und</strong> war als Patriot ungeheuer stolz darauf. Aber ebenso<br />
4 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Star-Geiger André Rieu & Martina Rieger LSK/Head of Ticketing<br />
freute er sich, als er in der Wiener Stadthalle den Sold Out<br />
Award für sein restlos ausverkauftes Wien-Gastspiel überreicht<br />
bekam. Dieser Preis steht für über 10.000 verkaufte Karten<br />
<strong>und</strong> auch nächstes Jahr gastieren André Rieu <strong>und</strong> das Johann-<br />
Strauß-Orchester wieder live Ende Mai in Wien. Tickets sind<br />
bereits erhältlich.<br />
Head Under Water<br />
Mel Verez war<br />
die erfolgreichste<br />
österreichische<br />
Kandidatin<br />
bei „The Voice<br />
Of Germany<br />
2012“. Gemeinsam<br />
mit ihrer<br />
Band Gordopac<br />
präsentierte sie<br />
nun ihre Single<br />
„Head Under<br />
Water“ im<br />
Laderaum des<br />
Badeschiffs am<br />
Wiener Donaukanal.<br />
Bei der<br />
fast zweistündigen<br />
Live-Show<br />
performte das Gordopac mit Sängerin Mel Verez<br />
Sextett zahlreiche<br />
Eigenkompositionen , plus einiger Funk- <strong>und</strong> Soul-<br />
Klassiker. „Durch die The Voice habe ich sehr viele großartige<br />
Menschen kennengelernt <strong>und</strong> obwohl ich meine Teilnahme<br />
nicht bereue wird mit der neuen Single ein neues Kapitel in<br />
meinem Leben geschrieben <strong>und</strong> da gehören Casting-Shows<br />
nicht mehr dazu“, erklärt die sympathische Sängerin. Die<br />
Single „Head Under Water“ ist in allen Download-Shops über<br />
das Label office4music.com erhältlich.
Grillage mit Wax<br />
Der amerikanische Rapper Wax hat das<br />
geschafft wovon viele seiner Kollegen träumen:<br />
Er landete mit seiner Single „Rosana“ europaweit<br />
den Sommerhit 2013. Innerhalb kürzester<br />
Zeit schoss der Song auf Platz eins der<br />
österreichischen Verkaufscharts. 50 auserwählte<br />
Energy-HörerInnen staunten nicht schlecht als<br />
sie zu einer sogenannten Star-Grillage geladen<br />
wurden. „Es ist uns wieder einmal gelungen,<br />
die aktuelle Nummer 1 der österreichischen<br />
Verkaufscharts unseren Hörern so nahe wie<br />
möglich zu bringen. ‚Energy bringt euch zu den<br />
Stars‘ Highlights wie die Star-Grillage mit Wax,<br />
dem Performer des Energy-Sommerhits 2013,<br />
sind genau im Kern dieser Strategie angesiedelt“,<br />
so Programmdirektor Florian Berger.<br />
Rap-Star WAX performte exklusiv für Energy-HörerInnen<br />
In lichten Höhen<br />
Und wieder hat es einen aus der ‘alten’ Riege<br />
erwischt <strong>und</strong> zwar wurde Produzent& Regisseur<br />
Rudi Dolezal mit dem „Goldenen Ehrenzeichen<br />
für die Verdienste um das Land Wien“<br />
ausgezeichnet. „Rudi Dolezal ist ein Pionier<br />
des Videoclips <strong>und</strong> genialer Medienmacher;<br />
ein kreativer Kopf, der nicht locker lässt, wenn<br />
er eine Idee hat. Rudi Dolezal hat legendäre<br />
Sendungen im ORF <strong>und</strong> ARD gemacht, Beiträge,<br />
die unauslöschlich im Gedächtnis blieben“,<br />
würdigte Wiens Kulturstadtrat Andreas<br />
Mailath-Pokorny den umtriebigen Szenekopf.<br />
„Rudi Dolezal ist ein Wiener Künstler, der<br />
lichte Höhen erreichen konnte. Er ist immer<br />
wieder über seinen österreichischen Schatten<br />
gesprungen <strong>und</strong> hat mit internationalen<br />
Rockgrößen zusammengearbeitet <strong>und</strong> mit<br />
ihnen Fre<strong>und</strong>schaften geschlossen: Mit Mick<br />
Jagger, Freddie Mercury, Frank Zappa, David<br />
Bowie, Bon Jovi, Bruce Springsteen, Michael<br />
Jackson, Miles Davies <strong>und</strong> Whitney<br />
Houston. Er ist dennoch Wiener<br />
geblieben, ohne zum Österreicher zu<br />
verkommen“, so Kabarettist, Autor<br />
<strong>und</strong> Songwriter Prof. Joesi Prokopetz<br />
in seiner Laudatio. „Wien war immer<br />
meine Wurzel, mein Antrieb, meine<br />
Liebe. Trotzdem unterhalte ich auch<br />
zwei Gspusis mit Purkersdorf <strong>und</strong><br />
mit Miami“, bekannt Rudi Dolezal in<br />
seinen Dankesworten.<br />
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny<br />
überreicht das Goldene Ehrenzeichen<br />
für die Verdienste um das Land Wien an<br />
Rudi Dolezal<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |5
musicbiz<br />
Best Organ Player<br />
Raphael Wressnig live on stage<br />
Organ Player 2013“ beim „Down Beat Critics Poll“ nominiert.<br />
Down Beat ist ein US-amerikanisches Jazz- <strong>und</strong> Bluesmagazin<br />
mit der weltweit höchsten Auflage. Der Critics Poll gilt als der<br />
wichtigste Jazzpreis weltweit! Das aktuelle Album von Raphael<br />
Wressnig „Soul Gift“ findet sich auf zahlreichen Besten-Listen<br />
von Blues-Societies am gesamten Globus <strong>und</strong> hielt sich für Wochen<br />
in den Top 15 US-Amerikanischen Roots-Music –Radiocharts.<br />
Im Moment ist der Musiker auf großer Europatournee.<br />
Oral History am Beispiel Pop<br />
Wienpop-Buch-Präsentation in der Bibliothek im Wiener Rathaus<br />
In der w<strong>und</strong>erschönen Bibliothek des Wiener Rathaus versammelte<br />
sich eine bunte Menge um Falco zu gedenken. Nicht<br />
ganz, aber der Übervater der Wiener Musikszene war multipel<br />
präsent bei der Buchvorstellung von « Wienpop » das die<br />
Geschichte der Wiener Popmusik von den ersten Vorläufern<br />
des Rock ‚n‘ Roll in den Fünfzigerjahren bis hin zum Ausklingen<br />
des Hypes um die lokale Elektronikszene kurz nach der<br />
Jahrtausendwende erzählt. Die Autoren Walter Gröbchen,<br />
Thomas Mießgang, Florian Obkircher <strong>und</strong> Gerhard Stöger,<br />
vier langjährige Beobachter des österreichischen Popgeschehens,<br />
haben mit r<strong>und</strong> 130 Protagonisten gesprochen <strong>und</strong> fünf<br />
Jahrzehnte Wiener Popgeschichte in Form einer Interviewcollage<br />
zu einer vielstimmigen Erzählung verdichtet. So spannt sich<br />
der Bogen von Musikern wie der Worried Men Skiffle Group,<br />
Novak‘s Kapelle, Al Cook <strong>und</strong> Drahdiwaberl bis zu Wolfgang<br />
Ambros, André Heller, den Schmetterlingen <strong>und</strong> Marianne<br />
Mendt; von Chuzpe, Blümchen Blau, Minisex <strong>und</strong> dem Hotel<br />
Morphila Orchester bis zu Kruder & Dorfmeister, Patrick<br />
Pulsinger, Ilsa Gold <strong>und</strong> Christian Fennesz.<br />
6 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
kdg investiert in erneuerbare<br />
Energie<br />
Kürzlich wurde bei kdg medialog in Stanzach die größte<br />
Einzel-Photovoltaikanlage in der Region in Betrieb genommen.<br />
Über 350.000 Euro investiert kdg mit Stammsitz in<br />
Elbigenalp in die neue PV-Anlage, die nun am Dach der<br />
Logistiktochter kdg medialog in Stanzach errichtet wird. „Jedes<br />
verantwortungsbewusste Unternehmen, das einen High-Tech-<br />
Maschinenpark betreibt, ist heutzutage gefordert, sich mit<br />
erneuerbarer Energie auseinanderzusetzen. Vor allem dann,<br />
wenn man so wie wir in einem Naturpark beheimatet ist“, sagt<br />
kdg-Vorstand Michael Hosp. So habe man bereits vor vier<br />
Jahren die Initiative ‚Let´s green up‘ ins Leben gerufen, um im<br />
Verb<strong>und</strong> mit K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Geschäftspartnern bei Medienproduktionen<br />
bewusst CO2-Emissionen zu reduzieren bzw. diese<br />
durch CO2-Offsetting-Zertifikate einigermaßen zu kompensieren.<br />
„Die Investition in die neue PV-Anlage ist daher im<br />
Rahmen unserer Initiative auch als logische Konsequenz zu<br />
sehen. Es ist uns wichtig, dass wir einen Teil der benötigten<br />
Energie nun selber produzieren können. Ich denke, jeder von<br />
uns hat heutzutage die Pflicht, nachhaltig zu handeln. Daher<br />
wollen wir auch als Unternehmen, unseren Beitrag dazu<br />
leisten“, betont Hosp, der selber Miteigentümer der kdg ist.<br />
Die neue Anlage besteht aus über 1400 Modulen <strong>und</strong> wird als<br />
größte Einzel-Photovoltaikanlage der Region eine Leistung von<br />
300 KWp erbringen. Dominik Friedle, Geschäftsführer der<br />
kdg-Tochter medialog, auf deren Dach in diesen Wochen die<br />
Photovoltaikanlage entsteht, ist jedenfalls stolz darauf, „dass<br />
wir als einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region dieses<br />
Pionier-Projekt durchziehen. Ich denke, dass wir damit auch<br />
andere Betrieben in der Region motivieren werden, verstärkt<br />
auf erneuerbare Energien zu setzen.“<br />
Vorbildlich umweltfre<strong>und</strong>lich: kadg medialog im Ausserfern<br />
Das Super Summer Special<br />
von CSM<br />
Schon beinahe Tradition ist die alljährliche CSM Sommeraktion<br />
mit Aktions-B<strong>und</strong>les zu stark reduzierten Preisen r<strong>und</strong> um<br />
die CD, DVD <strong>und</strong> Blu-ray Disc Produktion. Diesen Sommer<br />
allerdings ist die Anzahl der Angebote derart groß, dass sich
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |7
musicbiz<br />
CSM entschlossen hatte, die diesjährige Sommeraktion<br />
„Das Super Summer Special“ zu nennen. „Wir bieten<br />
diesen Sommer das ultimative Super Summer Special<br />
- eine Sommeraktion mit einer Vielzahl an tollen<br />
Aktionspreisen für wirklich jeden unserer K<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
Interessenten. CD, DVD <strong>und</strong> Blu-ray Disc Produktionen<br />
in hochwertigen Verpackungen, mit einer Vielzahl an<br />
Optionen <strong>und</strong> Add-Ons, Co2 neutral <strong>und</strong> mit kostenlosem<br />
scan2play QR Code zu kostengünstigen Paketpreisen.<br />
Vor allem freut uns, dass wir all unsere Lieferanten,<br />
von der Druckerei bis zum Konfektionierungsdienstleister,<br />
für unser Super Summer Special begeistern <strong>und</strong> gemeinsam<br />
für unsere K<strong>und</strong>en ein derart attraktives Angebot<br />
ermöglichen konnten.“ so Christian Matula, Geschäftsführer<br />
von CSM.<br />
Neben den bewährten CD <strong>und</strong> DVD Digipak B<strong>und</strong>les<br />
mit wahlweise 4 oder 6 Seiten, gibt es beim Super Summer<br />
Special auch eine absolute Neuheit bei CSM: Das<br />
TRONPAK® - eine gänzlich plastikfreie <strong>und</strong> umweltfre<strong>und</strong>liche<br />
Kartonverpackung im CD <strong>und</strong> DVD Format.<br />
Einzigartig <strong>und</strong> revolutionär ist das patentierte Disc-<br />
Klemmsystem, welches die Scheibe sicher hält <strong>und</strong> verhindert,<br />
dass diese herausfällt. TRONPAK® ist eine Entwicklung<br />
des norwegischen Musikers Tron Jensen. Er ist nicht<br />
nur ein großartiger Entertainer sondern beweist mit seinen<br />
Fähigkeiten im Gebiet der Verpackungsentwicklung, dass<br />
er mit seiner Lösung ein Konzept für ein vollkommen<br />
einzigartiges Erscheinungsbild <strong>und</strong> Erleben bietet. Das<br />
TRONPAK® wird neben Jakebox, Wrap Pack, Digipak<br />
u.v.a. zum fixen Bestandteil der angebotenen Verpackungslösungen<br />
bei CSM.Auch im Bereich der Blu-ray Disc Produktion<br />
hat CSM ein erschwingliches Paket für das Super<br />
Summer Special geschnürt. Dieses beinhaltet die Blu-ray<br />
Disc, bedruckt im Offsetverfahren, eine Blu-ray Box mit<br />
einem 4 färbigen Coversheet <strong>und</strong> einem Blu-ray Schuber<br />
aus UV lackiertem Karton. Das Blu-ray Disc B<strong>und</strong>le ist ab<br />
einer Auflage von nur 500 Stk. erhältlich.<br />
Gute Nachrichten gibt es auch für alle Vinyl Liebhaber<br />
<strong>und</strong> die, die es noch werden wollen: CSM hat die<br />
Mindestauflage für 12“ LPs <strong>und</strong> Maxi Singles auf 100<br />
Stk gesenkt <strong>und</strong> kommt damit einem lang ersehnten<br />
K<strong>und</strong>enwunsch nach, die Schallplatten Produktion auch<br />
in kleinen Mengen attraktiver zu machen. 7“ Singles<br />
<strong>und</strong> 10“ Maxis gibt es bei CSM Production nun ab einer<br />
Auflage von nur 200 Stk.!<br />
Bestandteil des Super Summer Specials ist auch ein CD<br />
+ VINYL Kombi-Paket. Für die gleichzeitige Bestellung<br />
einer Audio CD <strong>und</strong> einer Schallplatte gewährt<br />
CSM Production 10% Rabatt auf die gesamte Produktion.<br />
Die Aktion startete am 18. Juni 2013 <strong>und</strong> läuft bis<br />
Ende August.<br />
8 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Justbridge lässt über kdg medialog<br />
ausliefern<br />
l-r: Jens-Uwe Eras, Vertriebsleiter von kdg, Heiko Siewert, General Manager von justbridge<br />
entertainment germany, Dominik Friedle, Geschäftsführer von kdg medialog<br />
Seit wenigen Tagen beliefert justbridge entertainment germany<br />
seine B2B-K<strong>und</strong>en über kdg medialog, die im Tiroler Außerfern<br />
gelegene Logistiktochter von kdg. ‚Schnelligkeit <strong>und</strong> Flexibilität<br />
sind im Mediengeschäft enorm wichtig‘, sagt dazu justbridge<br />
General Manager Heiko Siewert. ‚Daher haben wir unsere Logistik<br />
von Holland zur kdg medialog nach Stanzach in Tirol verlagert.‘<br />
Die Logistik Company des österreichischen Mediengeneralunternehmers<br />
kdg liege zum einen ganz nahe der deutschen Grenze <strong>und</strong><br />
habe sich zudem in den acht Jahren ihres Bestehens einen hervorragenden<br />
Ruf als Logistikdienstleister für Music & Video Independents<br />
erarbeitet, betont Siewert.<br />
Ausschlaggebend für den Zuschlag war neben den Topreferenzen<br />
freilich auch das unternehmenseigene Warenwirtschaftssystem namens<br />
Bepart. Dabei handelt es sich um eine Anwendungssoftware,<br />
die aus der kdg-eigenen ERP-Architektur eigens für Independents<br />
der Medienbranche <strong>und</strong> deren spezielle Anforderungen (wie etwa<br />
VÖs, Preisgestaltung, Retourenprozesse) entwickelt wurde. ‚Mit Bepart<br />
werden die administrativen Prozesse auf K<strong>und</strong>enseite deutlich<br />
vereinfacht‘, erklärt kdg medialog-Geschäftsführer Dominik Friedle<br />
die Vorzüge von Bepart. Wie der Name schon sage, logge sich der<br />
K<strong>und</strong>e über ‚Bepart‘ in das unternehmenseigene Warenwirtschaftssystem<br />
der kdg ein. ‚Damit erhält der K<strong>und</strong>e also jederzeit volle<br />
Einsicht in seine Logistik‘, so Friedle, der neben seiner Funktion als<br />
kdg medialog-Geschäftsführer auch die gesamte IT der kdg verantwortet.<br />
‚Mit Bepart wird ein so komplexes Thema wie Logistik für<br />
den K<strong>und</strong>en zu einer völlig transparenten Angelegenheit.‘ Denn<br />
über Bepart könne der K<strong>und</strong>e seine Distributionsprozesse von<br />
seinem Rechner aus ganz bequem mitverfolgen <strong>und</strong> mitverfolgen,<br />
ergänzt Friedle.<br />
Für kdg-Vertriebsleiter Jens-Uwe Eras ist der Logistik-Deal mit just<br />
bridge entertainment germany ein weiterer wichtiger Meilenstein in<br />
der Erfolgsgeschichte der kdg medialog. ‚Wir freuen uns sehr, dass<br />
wir justbridge auch von unserer Logistik überzeugen konnten.‘<br />
justbridge entertainment germany GmbH ist die deutsche Niederlassung<br />
der holländischen justbridge Entertainment Group. Das<br />
Kerngeschäft von justbridge entertainment germany liegt in der<br />
Vermarktung von Home Entertainment-Produkten aus den Bereich<br />
Kids & Family sowie TV-Serien <strong>und</strong> Dokumentationen. Im umfangreichen<br />
Lizenzportfolio befinden sich bekannte Kinderserien<br />
wie Feuerwehrmann Sam <strong>und</strong> Winx Club, aber auch spannende<br />
BBC-Serien wie Spooks, Hustle <strong>und</strong> Shadow Line.
Como geht auf Reisen<br />
Die Steirer haben sie schon ins Herz geschlossen, wie<br />
man am Airplay erkennen kann, nun setzt die junge<br />
Grazer Sängerin Como zum großen Sprung an. Ihre<br />
Single « Suitcase » zeigt gleich mal die Richtung<br />
an. Englischsprachiger Pop mit tieferem Inhalt, der<br />
Gänsehautfeeling erzeugt. Dazu die klare Stimme<br />
<strong>und</strong> vor allem die sympathische Erscheinung. Dazu<br />
hat sie sich ein Team an erfahrenen Musikexperten<br />
engagiert, die mit Como sicherlich beweisen wollen,<br />
dass gute Musik immer zieht. Nachzuhören auf «<br />
Music Diary » (Sony)<br />
Mozartring für Welser-Möst<br />
Im Rahmen eines Festaktes wurde im Mozarthaus<br />
Vienna der „Goldene Mozartring“ der Mozartgemeinde<br />
Wien an den Generalmusikdirektor der<br />
Wiener Staatsoper Franz Welser-Möst verliehen.<br />
Diese Auszeichnung wird etwa alle fünf Jahre an<br />
herausragende KünstlerInnen bzw. an Persönlichkeiten<br />
des Kulturlebens weitergegeben, die sich<br />
um das Werk Mozarts <strong>und</strong> dessen Interpretation<br />
große Verdienste erworben haben. Der Verleihung<br />
im Mozarthaus Vienna wohnten unter anderem<br />
Kammerschauspieler Michael Heltau (Träger des<br />
Mozartringes 2008-2013), der Direktor der Wiener<br />
Staatsoper Dominique Meyer, der Botschafter des<br />
Staates Israel <strong>und</strong> weitere geladene Gäste bei. Für<br />
den musikalischen Rahmen sorgten ein Quartett der<br />
Wiener Philharmoniker, die Pianistinnen Babara<br />
Moser <strong>und</strong> Kristine Okerl<strong>und</strong> sowie die Sängerinnen<br />
Hagar Sharvit <strong>und</strong> Ute Ziemer.<br />
DER POP PatE<br />
austria So<strong>und</strong>s Great<br />
musicbiz<br />
In meiner letzten Kolumne habe ich auch über die Beeinflussung der<br />
österreichischen Hitparaden Charts geschrieben <strong>und</strong> war davon überzeugt, dass mich<br />
KollegInnen, Journalisten oder auch IFPI Mitglieder zu meinen Vorwürfen ansprechen<br />
werden. Weit gefehlt! NIEMAND hat mich kontaktiert! Ich erzählte die Story einem<br />
Ö3 Kollegen, der sich verw<strong>und</strong>ert an den Kopf griff <strong>und</strong> meinte: jetzt verstehe er erst,<br />
warum plötzlich völlig unbekannte Bands in den Austria Top40ty auftauchen, die<br />
auch er noch nie in seinem Leben gehört hatte. Ich ziehe daraus den Schluss, dass ich<br />
der einzige Tr…. bin, der diese Manipulation NICHT gewusst hat <strong>und</strong> alle anderen<br />
möglicherweise seit Jahren da mitmachen, nur ich nicht. Jetzt bin ich fast 30 Jahre in<br />
der Branche <strong>und</strong> lerne noch immer dazu. Manipulation hin oder her.<br />
Österreich ist auf dem besten Wege, 2014 den internationalen Musikhimmel<br />
zu erklimmen. Das europäische Showcase Festival Eurosonic hat Österreich ausgewählt,<br />
Partnerland zu werden <strong>und</strong> somit kommen bis zu 15 österreichische Alternative/<br />
Pop Acts in den Genuss, sich dem internationalen Publikum zu präsentieren. Dort<br />
tummeln sich zwar keine Labelchefs herum, aber Booker von internationalen Festivals<br />
<strong>und</strong> Clubs <strong>und</strong> auch Leute von Verlagen. Eine wirklich einmalige Chance, dass im Jahr<br />
2014 die Besucher von internationalen Festivals tolle Musik aus Österreich hören!<br />
Auch am Klassiksektor ist Österreich <strong>und</strong> hier Wien ganz vorne. Die<br />
erfolgreiche Musikmesse Classical:NEXT kommt ein zweites Mal nach Wien. Die<br />
Musikhauptstadt Wien <strong>und</strong> der ehrwürdige <strong>und</strong> zentrale Rahmen des MAK, aber auch<br />
die erfolgreiche Arbeit der Classical Partners Vienna (Frank Stahmer, Heinrich Schläfer<br />
<strong>und</strong> ich) haben dazu beigetragen. Mitgeholfen haben auch der ÖMR, die VMG, das mica<br />
<strong>und</strong> alle Verwertungsgesellschaften bzw. Interessenverbände aus dem Bereich Musik<br />
<strong>und</strong> im Besonderen die Wirtschaftskammer Wien <strong>und</strong> ihre Fachgruppen. Jetzt heißt<br />
es nur noch, dass bestimmte öffentliche Fördergeber die zweite Chance wahrnehmen,<br />
den Geldhahn nicht nur tröpferlweise zu öffnen, sondern wirklich sprudeln zu lassen!<br />
Ein großes Classical:NEXT Festival, musikalisch angesiedelt zwischen Wien modern <strong>und</strong><br />
den Wiener Festwochen, das als Spezialgebiet die Förderung junger österreichischer<br />
MusikerInnen <strong>und</strong> KomponistInnen auf seine Fahnen schreibt, würde die Möglichkeit<br />
schaffen, den Export durch eine Veranstaltung im Inland anzukurbeln. Ähnliche Wege<br />
geht ja auch das WAVES Vienna, das heuer sogar den Schritt über die Grenzen mit einer<br />
Kooperation mit Bratislava eingeht.<br />
Keine Grenzen (hat es eigentlich auch nie wirklich gegeben) gibt es mehr<br />
zwischen AKM <strong>und</strong> AUSTRO MECHANA, die gehören jetzt nämlich seit kurzem zusammen.<br />
Die Idee von Kostenersparnis durch schlankere Strukturen, weniger Vorstände<br />
<strong>und</strong> Geschäftsführer, aber auch eine zeitgemäße Entwicklung, haben den lange Jahre<br />
dauernden Prozess doch noch zum Ziel gebracht. Es wird sicherlich noch ein paar Jahre<br />
dauern, bis alles so läuft, wie man sich es wünscht, aber ich bin frohen Mutes, dass<br />
die UrheberInnen <strong>und</strong> VerlegerInnen daraus ihren Nutzen ziehen werden. Trotzdem<br />
schwebt ein Damokles Schwert über allen Verwertungsgesellschaften, denn es wird<br />
2014 eine neue EU Regelung geben, die zur Folge haben könnte, dass es zum selben<br />
Thema gleich mehrere Gesellschaften geben kann! Gleichzeitig wird aber auch mehr<br />
Transparenz gefordert, was manchen Organisationen auch gut tun wird. Da kann ich<br />
nur sagen: Austria So<strong>und</strong>s Great!<br />
Mario Rossori ist Musikmanager<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |9
musicbiz<br />
summerfeelings<br />
Fritz Pauer Trio: „Quiet Passion (Universal)<br />
Natürlich will man als Jazzfre<strong>und</strong> die letzten Aufnahmen eines großen<br />
Künstlers haben, aber vorliegendes Doppelalbum ist mehr als ein<br />
Vermächtnis des Pianisten Fritz Pauer. Vor mehr als einem Jahr nahm<br />
er mit Johannes Strasser am Bass <strong>und</strong> Joris Dudli am Schlagzeug<br />
noch dieses Album auf, das alle Stärken dieses Jazztrios aufweist. Das<br />
homogene Zusammenspiel, die subtilen musikalischen Ausreißer, die<br />
ins Ohr gehenden Kompositionen lassen keine Trübsal aufkommen, so<br />
beschwingt geht einem die Musik in Ohr <strong>und</strong> Seele über.<br />
Lukas Plöchl : « Lukas Plöchl »(Sony)<br />
Anhand dieses jungen Sängers könnte man sich wieder fragen, warum<br />
der ORF mittels seiner diversen Castingshows die Teilnehmer offenbar<br />
in ihren Qualitäten verkennt, aber Lukas Plöchl fand eh eine gute<br />
Antwort (I bin da Chef). Sein erstes Album ist eine r<strong>und</strong>e Sache, gute<br />
Textzeilen, beherztes Rappen, groovige Beats. Der oberösterreichische<br />
Dialekt ist relativ leicht verständlich, könnte daher über die Grenzen<br />
hinweg Gefallen finden. Und als Typ, der die Massen mitreißen kann,<br />
ist LP ja bekannt. Tolle Entwicklung !<br />
The Monroes: « Call it Rock’n’Roll » (Hoanzl)<br />
Vier Krawatten, zwei Gitarren, ein Kontrabass, ein Schlagzeug <strong>und</strong> vier<br />
Stimmen - mehr braucht es nicht um dem guten alten Rock ‘n‘ Roll<br />
der 50er Jahre <strong>und</strong> dem Beat der 60er für einen Abend wieder Leben<br />
einzuhauchen. Auch nach über 15 Jahren auf unzähligen Bühnen<br />
im In- <strong>und</strong> Ausland sind die Shows von The Monroes ein kraftvolles<br />
Live-Ereignis mit viel Leidenschaft für die Musik. Neu auf dem absolut<br />
authentischem Rock’n’Roll-Album ist Produzent David Bronner, der<br />
ihre Musik noch ein wenig rauher schlief. Ungeheure Unterhaltung.<br />
Trio Akkzent: « So oder So « (So<strong>und</strong>design)<br />
Das Schöne an Musik ist, dass es so viele unendliche Möglichkeiten<br />
gibt <strong>und</strong> daher für Menschen mit offenen Ohren, immer neue<br />
Klänge zu entdecken. In vorliegendem Fall handelt es sich um drei<br />
junge, hochtalentierte Musiker, die mit zwei Akkordeons <strong>und</strong> einem<br />
Saxophon ein musikalisches Universum zwischen (no na naheliegend)<br />
Tango, Jazz <strong>und</strong> Balkanbeats bespielen. Die Klänge wirken vertraut<br />
<strong>und</strong> doch so ganz frisch <strong>und</strong> unerwartet. Einerseits die fröhlichen<br />
Weltmusikklänge, andererseits zeitgenössische Improvisationen.<br />
Hannes Löschel Stadtkapelle: „Herz.BruchStück/<br />
Im Wirtshaus“ (Lotus)<br />
Wienerlied <strong>und</strong> Jazz <strong>und</strong> Schubert <strong>und</strong> Avantgarde: keine leichte<br />
Aufgabe diese Antipoden so zu verweben, dass einem der Klang<br />
ganz natürlich vorkommt aber diesen Herren gelingt das Experiment.<br />
Klemens Lendl singt aud der 2. CD Schubertlieder für das Wirtshaus in<br />
Arrangements von Hannes Löschel, die 1. Wiederaufgelegte CD begleitet<br />
den Zuhörer von der Hochzeit bis zum Grab. Klingt nach düsterem<br />
Kunstprojekt, ist es zum Teil auch, in unserer oberflächlichen Welt sind<br />
genau solche Stiche unverzichtbar. Wachet auf!<br />
10 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Ellen D: „Love at first Sight“ (ats)<br />
Setzen sich ein paar hochkarätige JazzmusikerInnen zusammen,<br />
kommt ein exzellentes Album heraus, könnte man im vorliegendem<br />
Fall lakonisch schreiben. Ellen D. die Sängerin versammelte Fre<strong>und</strong>e<br />
wie Gina Schwarz oder Klemens Marktl, sondierte ihre Lieblingssongs,<br />
umgarnt von einigen Eigenkompositionen <strong>und</strong> schon hat man<br />
gediegene Abendmusik. Klassiker von Monk, Hubbard oder Hamilton<br />
einfühlsam, werkgetreu mit individueller Note ihrer Mezzosopranstimme<br />
versehen <strong>und</strong> dazwischen noch Unbekanntes. Perfekt!<br />
Anke Schaubrenner: „Novembergold“ (gtg)<br />
Mit Simply Red war sie auf Tour, Falco kannte sie, als Musikagentin<br />
arbeitete sie in der Karibik <strong>und</strong> nun nahm sie selbst ein Album in<br />
Oberösterreich auf. Anke Schaubrenner schwirrt zwischen Chanson<br />
<strong>und</strong> Schlager, scheut sich nicht vor leicht pathetischen Texten, aber<br />
musikalisch ganz interessant.<br />
Philipp Harnisch Quartet; „Songs about Birds and<br />
Horses“ (listenclosely)<br />
In der Wiener Hermanngasse, wo dieses Album entstand, hört man<br />
zwar wenig Tierlaute, aber eine Erklärung für den Albumtitel wird der<br />
Jazzsaxofonist <strong>und</strong> Namensgeber Philipp Harnisch sicherlich haben.<br />
Mit seinen drei Mitmusikanten geben sie den Kompostionen ausreichend<br />
Zeit sich zu entfalten, das geht z.T. umsichtig-harmonisch dann<br />
wieder unberechenbar-wild. Die Jungs scheinen in jedem Fall viele<br />
ECM-Platten gehört haben <strong>und</strong> das ist ja nun mal ein Gütesiegel.<br />
Freedom Warriors: „Revolution“ (gtg)<br />
„In Zeiten in denen die Börse als Naturgesetz, das Wirtschaftswachstum<br />
als globales Credo <strong>und</strong> wir - Diener des Geldes - für dumm<br />
verkauft werden, ist die Revolution wahrscheinlich der einzige Weg<br />
den Herrschenden zu zeigen, daß sie sich verirrt haben.“ So beschreibt<br />
Helmut Schneider, Mastermind der Freedom Warriors, seine Gedanken<br />
zum ersten Song des neuen Albums der kämpferischen Funkband.<br />
So weit, so richtig, so wichtig <strong>und</strong> doch ist es die Musik, die die FW zu<br />
einer Lieblingsband machen. Funkig, groovig, rockig <strong>und</strong> trotz Sänger<br />
Hubert Tubbs freut man sich auch über reine Instrumentalnummern.<br />
Tolle Band!<br />
Josef Wagner’ s Memory Control: „The wonderful<br />
music gives happy you“ (Alessa)<br />
Schon der Name der Band sowie des Albumtitels geben Vorahnung,<br />
dass es sich um gewitzte Musiker handelt <strong>und</strong> man wird bestätigt.<br />
Der Bassist Wagner macht mit seine Kollegen Clemens Salesny, Philip<br />
Jagschitz <strong>und</strong> Thomas Froschauer die Ohren wackeln. Verhaftet im<br />
Jazz bringen sie ihre Instrumente zum Glühen, schräg, ungewohnt,<br />
lebendig.
Maria Christina: „The timeless in you“ (Lotus)<br />
Vergänglichkeit <strong>und</strong> Unendlichkeit sind die zentralen Motive im<br />
Debütalbum dieser aufregenden Jazzsängerin, wobei sie dieses Feld<br />
sehr großzügig beackert. Da wird improvisiert, da wubberts, dass man<br />
an Moby denkt, da dürfen auch Rockgitarren nicht fehlen. Darüber ihre<br />
hohe, prägnante Stimme, die fast an Björk erinnert.<br />
Edi Köhldorfer: „Alone At Last“<br />
Man kann sich gar nicht vorstellen, dass dieser großartige Jazzgitarrist<br />
für Österreich am Song Contest teilnahm <strong>und</strong> doch ist dem so. Edi<br />
Köhldorfer kennt keine Genregrenzen, war mit den Global Kryners<br />
erfolglos beim europäischen Wettmusizieren, genauso wie er mit<br />
Helmut Neugebauer im electronic free Jazz wilderte. Nun also endlich<br />
alleine <strong>und</strong> das steht ihm w<strong>und</strong>erbar. Zwar wird auch hier mal dem<br />
Jazzrock gehuldigt <strong>und</strong> auf die Saiten eingedroschen, aber die Stärken<br />
des Albums liegen eher in den Balladen.<br />
Francis International Airport: „Cache“ (Hoanzl)<br />
Das Revival der 1980-er-Jahre scheint tatsächlich eingetreten sein,<br />
wenn sich junge Bands wie FIA ganz ungeniert bei New Order oder<br />
Kraftwerk bedienen. Viel Synthesizer, zurückgenommene Vocals,<br />
schmachtende Textzeilen, alles gelingt ganz fabelhaft <strong>und</strong> ziemlich<br />
authentisch. Der Titel des Albums steht schlicht für den Arbeitsspeicher,<br />
denn FIA ist keine Proberaumband sondern via Computer werden<br />
Skizzen, So<strong>und</strong>schnippsel <strong>und</strong> ganze Spuren ausgetauscht. Sehr listig.<br />
Roland Batik Trio: „Best Of“ (Jive)<br />
Zu Recht kann der österreichische Jazzpianist ein Album vorlegen,<br />
das bisher eher Popgranden zustand, nämlich ein best of. Mit Heinrich<br />
Werkl am Bass <strong>und</strong> Walter Grassman am Schlagzeug bildet er ein Jazztrio,<br />
das eine Art Kammermusik vorträgt. Dabei flitzen seine Finger so<br />
schnell über die Tasten, dass auch der Groove nicht verloren geht. Die<br />
Musik, ein Sukuss von drei Alben aus den 1990-er Jahren ist komplett<br />
zeitlos <strong>und</strong> erfreut ganz einfach das Ohr.<br />
Kung Fu Kitty: Massive Purple Flash of Lightning“ (gtg)<br />
Bunny Lakeh at sich ja aufgelöst, aber blonde, energiegeladene<br />
Sängerinnen gibt es weiterhin, wie die man an der Frontfrau der<br />
Geschwister-Band Kung Fu Kitty erkennen kann. Sie treibt ihre Jungs<br />
an <strong>und</strong> die lassen die Gitarren krachen. Alternative Rock mit verspielter<br />
Punk-Attitüde.<br />
Manu Delango : « Bigger Than Life » (Session Work)<br />
Der gebürtige Tiroler mit Hang zum Kosmopoliten legt ein ganz<br />
zauberhaftes Album vor. Dem gelernten Jazz-Schlagzeuger gelang<br />
aufgr<strong>und</strong> seines Instrumentes ein veritabler youtube-Hit (Mono<br />
Desire), er spielt nämlich Hang. Dies ist eine Schweizer Erfindung<br />
<strong>und</strong> besteht aus zwei miteinander verklebten Halbkugelsegmenten<br />
aus gasnitriertem Stahlblech. Manu war aufgr<strong>und</strong> seiner Virtuosität<br />
schon mit Kalibern wie Björk oder dem London Symphony Orchestra<br />
unterwegs <strong>und</strong> ein wenig merkt man die Einflüsse vor allem der isländischen<br />
Sängerin. Sehr versponnene Klänge, leicht jazzig angehaucht,<br />
berührt seine Musik auf ganz feine Art. Und die CD-Käufer werden mit<br />
dem Cover-Inlet eine zusätzliche Freude haben.<br />
musicbiz<br />
Irmie Vesselsky: « The Key » (Donauwalzer)<br />
Stimme <strong>und</strong> Klavier, mehr braucht Irmie Vesselsky nicht, um mit ihren<br />
Songs direkt ins Herz zu treffen. Sie verlässt sich aber nicht auf die<br />
ruhigen Melodien, mit denen sich Singer/Songwriter normalerweise<br />
ausdrücken, sondern probiert verschiedene Rhythmen, Tonlagen <strong>und</strong><br />
Instrumente aus. Mit der Elektronik lässt es sich gut spielen, um ein<br />
zwar reduziertes <strong>und</strong> doch vielfältiges Album zu kreieren.<br />
Anita Horn : « I bin so frei » (ahorn)<br />
Der Ostbahn-Kurti hatte es schon vorgemacht, wie gut Jazz <strong>und</strong><br />
Dialekt zusammen passen kann, nun legt die Sängerin Anita Horn ein<br />
ebensolches Album vor. Originalsongs von Stevie Wonder oder Eumir<br />
Deodato stehen gleichberechtigt neben den Eigenkompositionen <strong>und</strong><br />
man vermag kaum Unterschiede heraus hören so sehr macht sie sich<br />
die Lieder zu eigen. Ihre warme Stimme wird von einer eleganten<br />
Jazzcombo begleitet, die durchaus auch mal länger ihr Können beweisen<br />
darf. W<strong>und</strong>erbar entspannende Musik aus dem Waldviertel.<br />
Franz Schubert : « Schwanengesang » (Preiser)<br />
Entspannt relaxen die beiden Musiker Klemens Sander <strong>und</strong> Justus<br />
Zeyen auf dem Cover ihres Albums, nicht verw<strong>und</strong>erlich, denn es ist<br />
ihnen ein traumhafte schöne Einspielung gelungen. Schuberts letzte<br />
Lieder nach Gedichten von Heine, Rellstab <strong>und</strong> Seidl wurden von seinem<br />
Verleger zum Zyklus « Schwanengesang » vereint. Freud <strong>und</strong> Leid<br />
besingt Sander, subtil begleitet von Pianisten Zeyen. Wenn Sander mit<br />
seinem angenehmen Bariton anhebt zu singen, « Auch meine Tränen<br />
flossen, Mir von den Wangen herab – Und ach, Ich kann´s nicht glauben,<br />
Dass ich dich verloren hab! dann rührt es so zu Herzen, dass man<br />
ein solches aus Stein haben müsste, um nicht dahin zu Schmelzen.<br />
Keiner mag Faustmann: „Stück von mir“<br />
Name, Auftreten, Songs: das österreichisch- deutsche Duo Keiner mag<br />
Faustmann trifft den jugendlichen Zeitgeist mitten ins Schwarze.<br />
Letzten Sommer gelang ihnen mit „Wien Berlin“ ein erster Hit, nun<br />
kommt das gesamte Album. Die Lieder erzählen vom Reisen, vom<br />
Weggehen <strong>und</strong> vom Ankommen <strong>und</strong> leben von der Natürlichkeit der<br />
beiden Künstler, musikalisch wird avancierter Pop geboten. Unter<br />
Mitarbeit von u.a. Tim Bendzko <strong>und</strong> Lena Meyer-Landrut. Alles total<br />
hipstermäßig.<br />
Ben Martin: „The Endless Stream of Everything“<br />
(Hoanzl)<br />
Leider zählt der Sänger Ben Martin noch immer zu den großen<br />
Unbekannten in Österreich, obwohl er mittlerweile sein sechstes<br />
Album veröffentlicht. Der Songwriter lässt sich nicht unterkriegen, im<br />
Gegenteil er steckt an mit seinem Optimismus. Seine poppigen Melodien<br />
gehen sofort ins Ohr, erinnert an DMR oder Belle & Sebastien,<br />
ist komplett zeitlos. Aufgenommen wurde alles gleichzeitig im Studio,<br />
um das authentische Gefühl der Songs in ihrer ursprünglichen Form<br />
zu bewahren. Sämtliche Kompositionen entstanden in reduzierter,<br />
organischer Form auf der Akustikgitarre als aufrichtige Momentaufnahmen.<br />
Vor allem die Texte sind es, die dieses Album zu etwas<br />
Besonderem machen.<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |11 |11
musicbiz<br />
© Casinos Austria/Mike Ranz<br />
Kultur-Talk im<br />
Casino Wien<br />
Anlässlich der Präsentation einer neuen Kunst- <strong>und</strong> Kulturbroschüre lud Casinos Austria<br />
Vorstandsdirektor Dietmar Hoscher ins Casino Wien zu einer Kunst- <strong>und</strong> Kultursponsoring-<br />
Matinée. Dabei diskutierte eine hochkarätige Exper tenr<strong>und</strong>e das Thema „Wenn Unternehmen<br />
Kultur fördern – Sponsoring im Spannungsfeld zwischen Werbung, künstlerischer Freiheit <strong>und</strong><br />
gesellschaftlicher Verantwortung.“<br />
Diskutierten im Fuchs Salon des<br />
Casino Wien das Thema Kultursponsoring<br />
(l-r:) Fritz Thom (Jazz<br />
Fest Wien), Martin Schwarz (IWK),<br />
Andrea Kleibel (mdw), Dietmar<br />
Hoscher (Casinos Austria), Karl<br />
Regensburger (ImPulsTanz) <strong>und</strong><br />
Moderator Peter Schneeberger<br />
12 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Es ging um Fragen r<strong>und</strong> um Kulturförderung, Sponsoring<br />
<strong>und</strong> Mäzenatentum, wie etwa „Bestimmen<br />
CSR <strong>und</strong> gesellschaftliche Verant wortung die Auswahl<br />
von Sponsorprojekten – oder doch eher Marketingziele?“,<br />
oder „Wie weit darf Sponsoring gehen,<br />
ohne in die Freiheit von Kunst einzugreifen?“<br />
Karl Regensburger, Intendant von ImPulsTanz, stellte<br />
gleich zu Beginn fest, dass es unmöglich wäre, seine<br />
Veranstaltung lediglich über den Ticketpreis zu<br />
finanzieren, <strong>und</strong> dass es Unterstützung aus der Wirtschaft<br />
brauche: „Außer, wir verlangen 300 bis 500<br />
Euro pro Ticket, dann schließen wir aber von Vornherein<br />
jene Klientel aus, an die wir uns mit ImPuls-<br />
Tanz eigentlich richten.“ Und in Richtung öffentliche<br />
Hand richtete er den Appell, eine Subvention als Investition<br />
zu sehen, schließlich sorgen Kulturevents<br />
für zigtausend Nächtigungen durch Kunst- <strong>und</strong><br />
Kultur-Touristen.<br />
Andrea Kleibel, Vizerektorin der Universität für Musik<br />
<strong>und</strong> darstellende Kunst, gab zu, dass „es nicht<br />
sexy sei, Universitäten zu sponsern“ <strong>und</strong> freute sich<br />
umso mehr, dass die Initialzündung zum neuen<br />
Nachwuchs-Musikaward „Rising Star“ von Casinos<br />
Austria erfolgte: „Ein visionäres Kultursponsoring-<br />
Projekt, ich hoffe sehr auf Nachhaltigkeit dieser Ko-<br />
operation, denn vieles, was übermorgen passiert,<br />
fängt bereits heute bei uns, den Universitäten, an.“<br />
Martin Schwarz, Gründer der Initiative Wirtschaft für<br />
Kunst, betonte die Wichtigkeit der Affinität der Unternehmensführung<br />
zum gesponserten Kunst- <strong>und</strong><br />
Kulturprojekt: „Eine erfolgreiche Partnerschaft entsteht<br />
immer aus einer persönlichen Note heraus.“<br />
Und er sieht einen Wandel hin zum Marketing- <strong>und</strong><br />
Kommunikationsinstrument: „Image <strong>und</strong> CSR, das<br />
waren einmal die Triebfedern, jetzt dient Sponsoring<br />
dem Erwerb von K<strong>und</strong>en vertrauen <strong>und</strong> damit<br />
dem Ziel, näher an den K<strong>und</strong>en zu kommen.“<br />
Fritz Thom, Produzent des Jazz Fest Wien, sprach von<br />
der Einzigartigkeit jedes einzelnen Kultur-Events.<br />
Dies sorge auch für entsprechendes mediales Interesse.<br />
Er verwies auf r<strong>und</strong> 1.200 Nennungen seines<br />
Jazz Festes in den Medien, bedauerte aber – zumal<br />
sich die öffentliche Hand nach <strong>und</strong> nach zurückzieht<br />
- dass diese Nennungen zu selten in Verbindung mit<br />
Sponsoren gebracht werden.<br />
Gastgeber Dietmar Hoscher betonte drei Punkte<br />
in der Sponsoring-Philosophie der Casinos Austria<br />
Gruppe: Vielfalt, Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Dialog: „Kultursponsoring<br />
besteht nicht allein aus Überweisung<br />
<strong>und</strong> Nachrechnen des Werbewertes.“ Den Erfolg<br />
des Sponsorings messe man an der Zufriedenheit<br />
der Kunst- <strong>und</strong> Kulturschaffenden: „Das Engagement<br />
eines Unternehmens muss vom Empfänger<br />
als sinnvoll bezeichnet werden, die Betroffenen<br />
müssen sozusagen einen Anker zum Festhalten erhalten.“<br />
Und er schloss mit der Feststellung, dass der<br />
werbliche Gegenwert nicht der alleinige Gr<strong>und</strong> für<br />
Sponsoringaktivitäten sein dürfe, „wir würden uns<br />
aber mit bestehenden <strong>und</strong> zukünftigen Sponsoring-Projekten<br />
leichter tun, hätten wir mehr mediale<br />
Sponsor-Nennungen.“<br />
„Kultursponsoring besteht<br />
nicht allein aus Überweisung <strong>und</strong><br />
Nachrechnen des Werbewertes.“<br />
dietmar Hoscher
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |13
musicbiz<br />
Musikstreaming -<br />
wird alles gut?<br />
Mehr Aufwand, aber grosso modo stehen Österreichs Verwertungsgesellschaften den neuen<br />
Musikanbietern positiv gegenüber. Differenzen sind punktuell vorhanden, einig ist man sich<br />
im Vorbild Skandinavien.<br />
Dr. Gernot Graninger<br />
Generaldirektor AKM<br />
14 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Dr. Franz Medwenitsch<br />
Geschäftsführer Ifpi Austria<br />
Was gab den ausschlag, warum Musicstreaming<br />
für Konsumenten interessant geworden ist ?<br />
Warum wird Musik gestreamt ?<br />
GraNiNGEr: Dafür sind wohl eine Reihe von Faktoren<br />
ausschlaggebend. Das eine ist sicher das größer<br />
gewordene Angebot an attraktiven Streaming-Diensten.<br />
Weiters die Möglichkeit Millionen von Songs gegen<br />
relativ geringe subscription fees oder zum Teil<br />
sogar gratis, praktisch jederzeit anhören zu können.<br />
MEdWENitSCH: Streaming ist einfach, bequem <strong>und</strong><br />
attraktiv im Preis. Musikfans haben Zugang zu mehr<br />
als 20 Millionen Songs - mobil, an jedem Ort <strong>und</strong> zu<br />
jeder Zeit. In Zeiten der Smartphones spielt offenbar<br />
das Besitzen oder Abspeichern von Content keine<br />
so große Rolle mehr. Der jederzeitige Zugang reicht<br />
– <strong>und</strong> das ist Streaming, von Spotify über Deezer bis<br />
zum iRadio.<br />
SEdlaCZEK: Streaming verbindet die Vorteile des<br />
Radios (ohne großen technischen Aufwand angebotene<br />
Musik hören) mit den Vorteilen des on demand<br />
Musikkonsums (frei Wahl des Ortes, der Zeit<br />
<strong>und</strong> des Tracks). Ob man philosophisch schon vom<br />
Übergang von der Haben-Kultur zur Gebrauchs-<br />
oder gar Sein-Kultur sprechen kann, wage ich zu<br />
bezweifeln. Fazit ist, dass den Konsumenten das<br />
„Haben“ in Form von körperlichem Besitz von Musik<br />
nicht mehr so wichtig ist. Das ist verständlich, denn<br />
durch Streaming <strong>und</strong>/oder Clouds Musik ist virtuell<br />
überall verfügbar – man muss seinen körperlichen<br />
Besitz also nicht immer bei sich haben, das ist ein<br />
reiner Bequemlichkeitsgewinn.<br />
MMag. Ursula Sedlaczek<br />
Geschäftsführerin Austro-Mechana<br />
Wie schauen die Bezahlmodelle aus, wie funktioniert<br />
die Zusammenarbeit mit den anbietern?<br />
GraNiNGEr: Die AKM hat bereits viele Verträge<br />
mit Anbietern <strong>und</strong> schließt laufend neue Vereinbarungen<br />
ab. Gr<strong>und</strong>sätzlich besteht bei den meisten<br />
Diensten Gesprächsbereitschaft, die Verhandlungen<br />
bis zu einem Vertragsabschluss dauern bisweilen<br />
länger als erhofft, die Zusammenarbeit mit den Vertragspartnern<br />
funktioniert gut.<br />
MEdWENitSCH: Streaming ist ein Abo-Modell, zumeist<br />
mit drei Stufen: Gratis mit Werbung, Standard<br />
ohne Werbung um 4,99 Euro <strong>und</strong> Premium um 9,99<br />
Euro mit Zugang via Handy <strong>und</strong> noch mehr Content.<br />
Über die Zusammenarbeit mit den neuen Partnern<br />
höre ich nur Gutes, aber ich führe diese Verhandlungen<br />
nicht selbst. Ein neuer Markt öffnet sich, es ist<br />
eine win-win Situation für beide Seiten.<br />
SEdlaCZEK: Die Zusammenarbeit mit den Anbietern<br />
funktioniert mal besser, mal schlechter <strong>und</strong><br />
hängt davon ab, wie sehr diese ihre Marktmacht<br />
ausspielen bzw. ihre Rolle sehen (Vermittler oder<br />
Anbieter von Musik). Die Bezahlmodelle sehen in<br />
der Regel so aus, dass der Konsument nicht mehr<br />
pro Track sondern für unbegrenzten Musikkonsum<br />
für eine bestimmte Zeit zahlt.<br />
Musiker, indies etc. beklagen den zu vernachlässigenden<br />
Betrag, den sie aus Streamingdiensten<br />
erlösen? Wahr oder übertrieben ?<br />
GraNiNGEr: Streaming-Dienste sind ein relativ<br />
neues Geschäftsmodell <strong>und</strong> – wohl um dieses zu<br />
etablieren - sind die Endk<strong>und</strong>enpreise derzeit nicht
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |15
musicbiz<br />
16 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
sehr hoch. Auch allfällige Werbeeinnahmen sind<br />
derzeit noch eher bescheiden. Da bleibt unter dem<br />
Strich nicht viel übrig, auch wenn viele Streams abgerufen<br />
werden.<br />
MEdWENitSCH: Ein Stream <strong>und</strong> ein verkaufter<br />
Download sind zwei völlig unterschiedliche Geschäftsmodelle,<br />
die - wenn überhaupt - nur über<br />
einen langen Zeitraum miteinander verglichen werden<br />
können. Die Einnahmen der Künstler <strong>und</strong> Labels<br />
per einzelnem Track <strong>und</strong> per einzelnem Stream<br />
sind nicht sehr hoch. Aber dafür werden unzählige<br />
Streams konsumiert, etwa wenn ein Titel in der<br />
Playlist gespeichert <strong>und</strong> über Wochen <strong>und</strong> Monate,<br />
manchmal sogar über Jahre immer wieder gehört<br />
wird. Jedes Mal gibt es kleine Payments, die sich<br />
summieren – beim Kauf wird nur einmal bezahlt.<br />
SEdlaCZEK: Das ist eine ganz einfache Milchmädchenrechnung:<br />
pro CD erhielten die betroffenen<br />
Urheber beim Verkauf der CD ca. 9% des Handelsgroßpreises,<br />
der zwischen 7 <strong>und</strong> 10 Euro lag. Beim<br />
Streaming müssen alle Urheber, deren Werke in<br />
einem Monat genutzt werden, den prozentuellen<br />
Anteil am Nettopreis des Streamingabos teilen, der<br />
pro Monat max. € 9,90 ausmacht. Das kann sich nicht<br />
ausgehen.<br />
Verschmälern Streamingangebote insgesamt<br />
die Einnahmen der Musikerinnen oder sind die<br />
neuen technologien ein Segen für die Musiker?<br />
GraNiNGEr: Streamingangebote sind eine neue,<br />
zusätzliche Möglichkeit der Verwertung ihrer Werke<br />
für die Urheber. Die Streamingerlöse werden<br />
schon alleine durch die laufend steigende Zahl an<br />
Streaming-Diensten steigen. Auch die Zahl der Musik<br />
Download Shops nimmt zu. Konzerte <strong>und</strong> andere<br />
Musikveranstaltungen erfreuen sich ungebrochen<br />
großer Beliebtheit.<br />
MEdWENitSCH: Vor der Alternative Fluch oder Segen,<br />
neige ich eher zu Segen. In Skandinavien hat<br />
Streaming den Musikmarkt nach 10 Jahren des<br />
Schrumpfens wieder auf Wachstumskurs gebracht.<br />
Schweden legte in 2012 um 11 % zu, der Anteil des<br />
Digitalmarktes liegt dort bereits bei über 50%. Es<br />
gibt keine Anzeichen, dass Streaming die Einnahmen<br />
schmälert, weil es andere Umsätze nicht kannibalisiert.<br />
SEdlaCZEK: Was die Einnahmen betrifft, siehe meine<br />
vorhergehende Rechnung. Das hat aber nichts<br />
mit bestimmten technischen Möglichkeiten zu tun,<br />
sondern mit dem Marktpreis, den man erzielen kann.<br />
Wenn Konsumenten nicht bereit sind, mehr Geld für<br />
diese Dienste auszugeben <strong>und</strong> die Labels <strong>und</strong> Urheber<br />
ihre Anteile an den Einnahmen der Services<br />
nicht wesentlich erhöhen können, dann wird es bei<br />
dieser Situation bleiben. Die Frage ist, ob die Einnahmen<br />
wesentlich steigen würden, wenn sich diese<br />
Onlinedienste als Massenkonsum – ähnlich dem<br />
Radio, durchsetzen Die Situation in Skandinavien, in<br />
denen diese Streamingdienste bereits den Offline<br />
Markt ablösen, zeigen aber, dass diese Rechnung zumindest<br />
für die Urheber vorerst nicht aufgeht.<br />
Wo sehen Sie einen Haken beim Musikstreamen,<br />
was sind die Nachteile ?<br />
MEdWENitSCH: Ich suche nicht das Haar in der<br />
Suppe. Entscheidend ist, was der musikaffine Konsument<br />
will - <strong>und</strong> der will Streaming.<br />
SEdlaCZEK: Für den Konsumenten gibt es überhaupt<br />
keinen Haken. Die Haken für die Urheber <strong>und</strong><br />
Interpreten liegt im Werteverlust ihrer Werke, aber<br />
nicht in einer bestimmten Technik.<br />
Hat sich durch das aufkommen vieler neuer<br />
potenzieller Einkommensquellen der administrative<br />
aufwand erhöht zulasten von… ?<br />
GraNiNGEr: Die Verarbeitung der Nutzungsmeldungen<br />
der Musik-Dienste verursacht schon aufgr<strong>und</strong><br />
der Repertoirefragmentierung einen sehr<br />
hohen Aufwand. Die möglichst vollständige Erfassung<br />
<strong>und</strong> Lizenzierung auch kleinerer lokaler Angebote,<br />
wie z.B. Webradios, Musik auf Websites mit<br />
Hintergr<strong>und</strong>charakter uäm, verursacht ebenfalls<br />
viel Aufwand. Die zur Ausschüttung an die Urheber<br />
zur Verfügung stehende Summe hängt ganz<br />
wesentlich vom Aufwand ab, der mit der Lizenzierung<br />
<strong>und</strong> Tantiemenabrechnung an die Urheber<br />
verb<strong>und</strong>en ist.<br />
MEdWENitSCH: Dieser Aufwand hat sich erhöht,<br />
<strong>und</strong> der Aufwand für die Lagerhaltung physischer<br />
Produkte hat sich verringert. Das Musikgeschäft ist<br />
heute sicher vielschichtiger geworden als früher<br />
<strong>und</strong> verlangt auch andere Fähigkeiten <strong>und</strong> Ausbildungen.<br />
Paradigmenwechsel eben.<br />
SEdlaCZEK: Natürlich. Die Erhöhung des administrativen<br />
Aufwands geht letztendlich zu Lasten aller.<br />
Wird aufgr<strong>und</strong> neuer Geschäftsmodelle wie zb.<br />
Streaming wieder alles gut in der Musikwirtschaft<br />
?<br />
GraNiNGEr: Wir sind optimistisch, dass sich das<br />
Angebot an Diensten noch weiter vergrößern wird<br />
<strong>und</strong> wir hoffen, dass das Streaming-Modell sich in<br />
Österreich so erfolgreich entwickeln wird wie in<br />
Skandinavien.<br />
MEdWENitSCH: Alles wird gut!<br />
SEdlaCZEK: Natürlich eröffnet das Internet auch<br />
viele neue Möglichkeiten. Die Frage ist, wer wie auf<br />
diese Möglichkeiten reagieren kann. Der Offlinemarkt,<br />
sprich CD-Markt, steht vor der Kernschmelze.<br />
Der Radio/TV Markt wird noch solange gut laufen,<br />
solange die Werbeetats nicht in großem Ausmaß<br />
in den Online-Bereich verschoben werden. Bleibt<br />
noch der Markt für Live-Aufführungen. Ein Urheber,<br />
der nicht zugleich Interpret ist, hat auf diesem Markt<br />
keine Möglichkeiten. Streaming ist kein Geschäftsmodell,<br />
sondern eine technische Möglichkeit der<br />
Darbietung. Wie einzelne Beispiele von YouTube/<br />
Google zeigen, kommt es bei den derzeit am Markt<br />
befindlichen Geschäftsmodellen darauf an, wieviel<br />
Werbeeinschaltungen man generieren kann – das<br />
ist derzeit die Währung im Internet (Anm. Die meisten<br />
Streamingdienste bieten auch unentgeltliche<br />
Services an, die sich nur durch Werbeeinnahmen finanzieren,<br />
so genannte „add f<strong>und</strong>ed services“). Kurz-<br />
<strong>und</strong> mittelfristig sehe ich nicht, wie alles wieder gut<br />
werden kann – wenn mit gut der Zustand von vor ca.<br />
10 Jahren gemeint ist. Seitdem sind die Einnahmen<br />
meiner Gesellschaft im Sinken.
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |17
musicbiz<br />
Classical:NEXT: gelungene<br />
Premiere in Wien<br />
Mit einem Teilnehmer-Zuwachs von 25% bei der zweiten Ausgabe, hat sich die Classical:NEXT<br />
als internationales Forum für klassische <strong>und</strong> Kunst-Musik etabliert. Mehr als 950 Teilnehmer aus<br />
40 Ländern kamen vom 29. Mai bis zum 1. Juni in die neue Gastgeber-Stadt Wien.<br />
Jennifer Dautermann, Direktorin<br />
der Classical:NEXT & Christoph<br />
Thun-Hohenstein, MAK-Direktor<br />
„to hell with<br />
doom and gloom!<br />
there is no crisis of<br />
classical music, the<br />
crisis is how we<br />
have disregarded<br />
the music over<br />
the last decades.<br />
We must act now.“<br />
Violonist<br />
daniel Hope<br />
18 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Nach einer hochgelobten<br />
Premiere in München<br />
im letzten Jahr, ist<br />
die Classical:NEXT weiter<br />
auf 950 Teilnehmer gewachsen.<br />
Dazu zählen<br />
über 850 Fachbesucher,<br />
die 500 Firmen in Wien<br />
präsentierten, ferner 100<br />
auftretende Künstler –<br />
das entspricht insgesamt<br />
einem Wachstum von<br />
25% im Vergleich zum<br />
Vorjahr. Die Zahl der Aussteller<br />
wuchs sogar um<br />
70% auf 120. Die Stände<br />
in der Ausstellungshalle des MAK, (Museum für Angewandte<br />
Kunst) in Wien, waren lange vor Beginn<br />
der Veranstaltung ausverkauft.<br />
Für diese zweite, erweiterte Ausgabe der<br />
Classical:NEXT, wurde der Veranstalter WOMEX von<br />
seinem lokalen Partnern von ClassicalPartners Vienna<br />
(Mario Rossori, Heinrich Schläfer <strong>und</strong> Frank Stahmer)<br />
unterstützt. Die Klassikmesse war auf diese<br />
Weise gut mit der örtlichen Szene verb<strong>und</strong>en: 200<br />
österreichische Fachteilnehmer waren auf der Messe<br />
vertreten, h<strong>und</strong>erte Klassikfans kamen zu den<br />
Konzerten des öffentlichen Classical:NEXT Festivals.<br />
„Wir sind außerordentlich erfreut über die Entwicklung<br />
unseres Projektes Classical:NEXT,“ freute<br />
sich demnach Jennifer Dautermann, Direktorin der<br />
Classical:NEXT, „Bereits diese zweite Ausgabe zeigt<br />
klar, was die Classical:NEXT ausmacht: Wir erleben<br />
in diesem Jahr eine bessere Balance der verschiedenen<br />
Bereiche, Showcase-Konzerte mit neuen Ansätzen<br />
<strong>und</strong> eine sehr internationale Gemeinschaft,<br />
die sich immer aktiver beteiligt. “ Dr. Rainer Kahleyss<br />
vom initiierenden Partner CLASS, Association<br />
of Classical Independents in Germany e.V. ist<br />
ebenso zufrieden: „Ganz offensichtlich hat sich die<br />
Classical:NEXT schon etabliert <strong>und</strong> wächst sogar. Die<br />
Stimmung hier ist sehr positiv <strong>und</strong> die Messe <strong>und</strong><br />
das Programm werden von der gesamten Klassikszene<br />
weithin angenommen.”<br />
Nicht nur stieg die Zahl der Aussteller auf der Fachmesse<br />
um 70% - mehr Exportbüros, Vertriebe, Medi-<br />
en <strong>und</strong> Technologie-Firmen waren vertreten – auch<br />
war die Balance der Branchenvertreter besser:. So<br />
resümiert zB. Leelo Lehtla aus Estland, die für eine<br />
schwedische Künstleragentur tätig ist. „Ich denke<br />
die Classical:NEXT ist eine sehr gute Veranstaltung<br />
weil sie mit dem Live- <strong>und</strong> dem Tonträgersektor beide<br />
Seiten der Branche zusammenbringt, die bislang<br />
wenig miteinander in Kontakt stehen.“ Auch Francis<br />
Jun Hyoung Lee von C&L Music (South Korea) meint:<br />
„Die Classical:NEXT ist eine exzellente Gelegenheit<br />
für uns, alle unsere Geschäftspartner aus Europa<br />
<strong>und</strong> darünberhinaus an einem Ort zu treffen. Das<br />
lassen wir uns natürlich nicht entgehen.“<br />
Mit einem frischen <strong>und</strong> ambitionierten Konferenz-<br />
<strong>und</strong> Konzertprogramm, ausgewählt von einer internationalen<br />
Jury, zieht die Classical:NEXT Erneuerer<br />
aus allen Bereichen der klassischen Musik an. Die<br />
Konferenz bot über 20 St<strong>und</strong>en interaktiver Sessions<br />
<strong>und</strong> Diskussionen über drängende Fragen der<br />
Branche, mit 40 Sprechern aus 18 Ländern, darunter<br />
John Kieser (San Francisco Symphony); Naomi<br />
Grabel (director of marketing and creative services,<br />
Carnegie Hall), William Hope (director of label relations,<br />
Spotify), Stephan Steigleder (Deutsche Grammophon)<br />
<strong>und</strong> Marshall Marcus (CEO des European<br />
Union Youth Orchestra <strong>und</strong> Chairman von Sistema<br />
Europe, dem europäischen Netzwerk der weltbekannten<br />
Musikerziehungs-Initiative). Besonders<br />
enthusiastisch war Keynote-Speaker Daniel Hope:<br />
“To hell with doom and gloom! There is no crisis of<br />
classical music, the crisis is how we have disregarded<br />
the music over the last decades. We must act now.<br />
[…] as younger people have less and less chance to<br />
discover this music”<br />
Die acht Showcase-Konzerte sowie die off C:N Konzerte<br />
<strong>und</strong> die Video <strong>und</strong> <strong>Film</strong>vorführungen brachten<br />
den Fachbesuchern ein breites Spektrum von Musikprojekten<br />
nahe, mit einem Fokus auf neue Ansätze,<br />
klassische Musik zu spielen <strong>und</strong> aufzuführen. Höhepunkte<br />
waren ein spontanes Duett von Daniel Hope<br />
mit seinem Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Geiger-Kollegen Benjamin<br />
Schmid am Eröffnungsabend. Sowie Auftritte von Living<br />
Room in London, Ivan Ili€ oder dem koreanischen<br />
Kayageum Trio im Porgy & Bess Showcase Venue.<br />
die nächste classical:next findet vom 14. - 17. mai<br />
2014 wiederum im mak statt.
100 Jahre ÖKB<br />
Seit 14. Juni 1913 vertritt der Komponistenb<strong>und</strong><br />
in Österreich lebende <strong>und</strong> wirkende Komponistinnen<br />
<strong>und</strong> Komponisten aller Genres. Nun<br />
feierte die Vereinigung den 100. Geburtstag,<br />
natürlich musikalisch: Das Festival “100 Jahre<br />
Österreichischer Komponistenb<strong>und</strong>” präsentierte<br />
an 8 Tagen 12 Konzerte an 8 Orten. Gezeigt<br />
wurde die ganze Bandbreite heimischen Musikschaffens:<br />
Pop, Rock, Klassik, Jazz, Elektronik<br />
<strong>und</strong> Wienerlied. Viele der gespielten Komponistinnen<br />
<strong>und</strong> Komponisten waren beim Festival<br />
anwesend <strong>und</strong> verfolgten die Präsentation ihrer<br />
Werke. Das Festival wurde zu einem Get together<br />
für Musiker, Komponisten <strong>und</strong> Publikum. Die<br />
Festivaleröffnung widmete sich dem Nachwuchs,<br />
in Kooperation mit den fünf österreichischen<br />
Musikuniversitäten wurden Werke Studierender<br />
vorgestellt. Die Reihe Composers’ Lounge<br />
präsentierte Highlights unterschiedlichster musikalischer<br />
Genres von urwienerischen Klängen<br />
bis zu Jazz vom Feinsten mit den Neuen Wiener<br />
Concert Schrammeln,<br />
Vienna Clarinet<br />
Connection,<br />
Living Transit, Die<br />
Strottern <strong>und</strong> Wilfer<br />
& Wilfer sowie<br />
Sir Tralala, Gerd<br />
Schuller, Franz<br />
Reisecker <strong>und</strong> Rupert<br />
Huber. Maria<br />
Bill, Eva K. Anderson<br />
<strong>und</strong> Valerie<br />
Sajdik performten beim Gala-Abend der österreichischen<br />
Pop-Musik eigene Songs sowie Lieder<br />
aus der Feder heimischer KomponistInnen wie<br />
Christian Kolonovits oder Clemens Wenger. Das<br />
Finale feierte das Festival im Inneren Burghof<br />
der Hofburg mit der Gardemusik des Österreichischen<br />
B<strong>und</strong>esheeres. Die musikalischen Highlights<br />
ergänzte ein internationales Symposion mit<br />
hochkarätig besetzten Ro<strong>und</strong>-Tables.<br />
musicbiz<br />
l-r: Harald Hanisch, Eva K. Anderson,<br />
Maria Bill, Valerie Sajdik, Alexander<br />
Kukelka<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |19
filmbiz<br />
Footprints in LA<br />
r-l: Rudolf Thaler, Ulrich Seidl, Karin Proidl,<br />
Philip Dethlefs in L.A.<br />
20 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Nach dem fulminanten<br />
Oscar-Abend<br />
mit Michael Haneke,<br />
gab es abermals<br />
Gelegenheit für<br />
Expats <strong>und</strong> viele andere<br />
österreichische<br />
<strong>Film</strong>kunst zu bew<strong>und</strong>ern.<br />
Regisseur<br />
Ulrich Seidl stellte<br />
nach Vorführungen<br />
in New York <strong>und</strong><br />
Minneapolis seine<br />
Paradies-Trilogie<br />
Liebe/Glaube/<br />
Hoffnung im österreichischen Generalkonsulat in Los Angeles<br />
Medien <strong>und</strong> Kunstliebhabern vor. Im Cinefamily Kino in Hollywood<br />
lauschte ein interessiertes Publikum den Ausführungen<br />
Seidls über die Entstehungsgeschichte des <strong>Film</strong>s +<strong>und</strong> seine<br />
Art des <strong>Film</strong>emachens. US-Verleiher ist die kalifornische Firma<br />
Strand Releasing. Produziert wurde die Paradies-Trilogie von<br />
der Ulrich Seidl <strong>Film</strong>produktion GmbH. Nach einem fulminanten<br />
Jahresbeginn mit sechs Oscar-Nominierungen <strong>und</strong> zwei<br />
Oscars für Michael Haneke <strong>und</strong> Christoph Waltz setzt Ulrich<br />
Seidl mit seiner polarisierenden Trilogie einen medialen Footprint<br />
in Hollywood. Hollywood wurde seit seiner Geburtsst<strong>und</strong>e<br />
von Österreichern mitgeprägt, vor <strong>und</strong> hinter den Kameras,<br />
als <strong>Film</strong>schaffende, Schauspieler <strong>und</strong> Komponisten.<br />
Niavarani als Mamba<br />
Gefährlich, schnell <strong>und</strong> unberechenbar<br />
sind die Eigenschaften<br />
der Giftschlange Mamba <strong>und</strong><br />
wer da nicht sogleich an den<br />
österreichischen Kabarettisten<br />
Präsentation von „Die Mamba“<br />
Michael Niavarani denkt, liegt<br />
auch nicht falsch, spätestens zu Weihnachten sollten aber <strong>Film</strong>fre<strong>und</strong>e „Die Mamba“ mit seinem<br />
Namen assoziieren, denn da kommt die österreichisch-deutsche Koproduktion in die Kinos. „Die<br />
Mamba“ ist eine rasante Verwechslungskomödie, die mit den Genre-Konventionen des Agentenfilms<br />
spielt. In einer höchst amüsanten Doppelhauptrolle tritt der österreichische Vollblut-<br />
Komiker Michael Niavarani gegen „Stromberg“ Christoph Maria Herbst als Gegenspieler an. Um<br />
schon Interesse für den <strong>Film</strong> zu wecken wurde in den Tiergarten Schönbrunn gebeten, wo nicht<br />
weniger als 10 Personen am Podium saßen, um auch visuell zu zeigen, wieviel Menschen an<br />
einer <strong>Film</strong>produktion beteiligt sind. Neben Regisseur Ali Samadi Ahadi („Salami Aleikum“) <strong>und</strong><br />
Produzenten waren auch die Förderer wie ÖFI, VFC, NÖ Kultur, ORF, WFF vertreten. Wer fehlte?<br />
Der Hauptdarsteller Nia, der sich bei den Dreharbeiten in Marrokko kulinarisch übernahm, was<br />
Co-Star Christoph Maria Herbst zu sehr humorigen Anekdoten über Essgewohnheiten verleitete.<br />
Pointiert-trocken auch seine Antworten auf die Fragen bezüglich grenzüberschreitenden<br />
Humors. Da schimmerte wieder der grandiose Stromberg durch. Angesteckt durch die heitere<br />
Atmosphäre der anwesenden <strong>Film</strong>crew gaben auch die Förderer ihre Wünsche diesem <strong>Film</strong> bezüglich<br />
bekannt: Mindestens ein Blockbuster, der das Goldene Ticket erreicht, sollte drinnen sein!<br />
Schlager-Stimmung im<br />
Cineasten-Palast<br />
Im Wiener Gartenbaukino wurden schon höchst unterschiedliche<br />
<strong>Film</strong>e gezeigt, aber dass eine Dokumentation über einen<br />
Unterhaltungskünstler dort Premiere feiert, war sicherlich ein<br />
Novum. Diese Ehre widerfuhr Marc Pircher über den sich der<br />
<strong>Film</strong> Schlagerstar der beiden Regisseure Gregor Stadlober &<br />
Marco Antoniazzi dreht. Eine Tour durch Festzelte, Landdiscos<br />
<strong>und</strong> Musikantenstadln erk<strong>und</strong>et die Licht- <strong>und</strong> Schattenseiten<br />
der Hitfabrik. „Schlagerstar“ gewann im Februar den<br />
Publikumspreis beim Austro-<strong>Film</strong>fest Diagonale in Graz. Auch<br />
das Premierenpublikum reagierte begeistert auf den <strong>Film</strong> <strong>und</strong><br />
das sehr unterhaltsame Gespräch im Anschluss, bei dem Moderator<br />
Paul Kraker mit seinen Fragen den Regisseuren Marco<br />
Antoniazzi & Gregor Stadlober <strong>und</strong> dem Schlagerstar Marc<br />
Pircher zahlreiche Pointen entlockte.<br />
l-r: Musikerkolleginnen, Produzentin Nina Kusturica sowie die Regisseure<br />
Gregor Stadlober & Marco Antoniazzi mit Marc Pircher<br />
<strong>Film</strong>heuriger<br />
Schön zu sehen, wie eine Branche<br />
zusammen hält. Die Akademie des<br />
österreichischen <strong>Film</strong>s lud zum<br />
Heurigen <strong>und</strong> weit mehr als 100<br />
<strong>Film</strong>schaffende sowie Fre<strong>und</strong>Innen<br />
<strong>und</strong> FörderInnen des österreichischen<br />
<strong>Film</strong>s folgten dem Aufruf. Gute Stimmung<br />
<strong>und</strong> auch ein wenig Spannung<br />
dominierten die Gespräche, denn bald<br />
schon beginnt die Einreichung zum<br />
Österreichischen <strong>Film</strong>preis 2014. Der<br />
Akademie ist es neben der Würdigung<br />
des österreichischen <strong>Film</strong>schaffens in<br />
Form des Österreichischen <strong>Film</strong>preises<br />
ein Anliegen, interne Vernetzung zu<br />
ermöglichen. Ausgetauscht haben<br />
sich Götz Spielmann, Ursula Strauss,<br />
Stefan Ruzowitzky, Rupert Henning,<br />
Nina Proll, Erwin Steinhauer, Andreas<br />
Lust, Mercedes Echerer, Johannes Zeiler,<br />
Andy Baum, Valie Export, uva..<br />
Einreichfrist<br />
verlängert<br />
Bis Mitte Juli kann man noch<br />
für die Cannes Corporate <strong>Media</strong><br />
& TV Awards einreichen. Bis<br />
dato sind bei diesem Wirtschaftsfilmfestival<br />
31 Nationen<br />
vertreten. Der internationale<br />
Wettbewerb heißt sämtliche<br />
Unternehmen, PR Agenturen,<br />
Institutionen (Ministerien,<br />
Rathäuser, öffentliche Einrichtungen),<br />
TV-Stationen, Produktionsfirmen,Multimedia-Agenturen,<br />
<strong>Film</strong>produzenten <strong>und</strong><br />
<strong>Film</strong>emacher, sowie Studenten<br />
herzlich willkommen.<br />
Teilnahmeberechtigt sind alle<br />
<strong>Film</strong>e, die nach dem 1. Jänner<br />
2011 produziert, ausgestrahlt<br />
oder online gestellt worden sind.<br />
www.cannescorporate.com
Cine Tirol Award an „Bergdoktor“<br />
l-r: Johannes Köck/Cine Tirol, Nike Fuhrmann, Hans Sigl,<br />
Natalie O´Hara, Lukas Krösslhuber/TVB Wilder Kaiser<br />
Aktuelle <strong>Film</strong>starts:<br />
28. Juni<br />
The Grandmaster (Thimfilm)<br />
World War Z (UPI)<br />
4./5. Juli<br />
Taffe Mädels (Fox)<br />
Bekenntnisse eines jungen Zeitgenossen<br />
(Thimfilm)<br />
Trance (Fox)<br />
Ich – Einfach unverbesserlich 2 (UPI)<br />
Fliegende Liebe (Constantin)<br />
Clara <strong>und</strong> das Geheimnis des Bären (Einhorn)<br />
11./12. Juli<br />
A – Das Venedig-Prinzip (<strong>Film</strong>laden)<br />
Die Unfassbaren (Constantin)<br />
The Call – Leg nicht auf (Constantin)<br />
7 Tage in Havanna (Thimfilm)<br />
Der Schauspieler Hans Sigl wurde für<br />
seine besonderen Verdienste um das<br />
<strong>Film</strong>land Tirol, insbesondere im Zusammenhang<br />
mit der filmtouristischen<br />
Verwertung der ZDF-Fernsehserie<br />
„Der Bergdoktor“ in der Region Wilder<br />
Kaiser, mit dem CineTirol Award 2012<br />
ausgezeichnet. Als „Dr. Martin Gruber“<br />
versieht der Schauspieler bereits seit<br />
2008 seinen Dienst als Bergdoktor in<br />
der Region Wilder Kaiser den r<strong>und</strong> 6 Millionen Zuseher bei Erstausstrahlung im deutschsprachigen<br />
Raum verfolgen, die erfolgreiche ZDF-Serie wird aber auch in anderen Ländern wie in Dänemark,<br />
Kroatien <strong>und</strong> sogar in den USA, in Namibia, Indien <strong>und</strong> China von einem großen Publikum gesehen.<br />
Über die Serie hinaus engagiert sich Sigl auch off air wie Fanwanderungen, Kochkurse etc.speziell<br />
für die Region Wilder Kaiser. Für seinen persönlichen Beitrag zur filmtouristischen Verwertung der<br />
TV-Serie „Der Bergdoktor“ wurde Hans Sigl nun im Rahmen des Familien-Fantags in Ellmau der „Cine<br />
Tirol Award“ verliehen, Cine Tirol Leiter Johannes Köck würdigte Hans Sigl in seiner Laudatio als „filmtouristischen<br />
Botschafter mit Herz <strong>und</strong> Humor, der seine Wahlheimat Tirol, insbesondere die Region<br />
Wilder Kaiser, auf überaus sympathische Weise vor großem Publikum r<strong>und</strong> um die Welt bewirbt; damit<br />
erweist er dem <strong>Film</strong>land Tirol beziehungsweise der Ferienregion Wilder Kaiser eine aufmerksame<br />
Wertschätzung <strong>und</strong> einen großen Dienst. Der Cine Tirol Award an den Bergdoktor Martin Gruber <strong>und</strong><br />
Schauspieler Hans Sigl möge ein Zeichen des Dankes <strong>und</strong> der Anerkennung sein.“<br />
Hans Sigl ist der elfte Preisträger dieser Auszeichnung für Menschen, die sich auf besondere Weise für<br />
das <strong>Film</strong>land Tirol einsetzen <strong>und</strong> damit einen außergewöhnlichen Beitrag zur Entwicklung Tirols als<br />
führendes <strong>Film</strong>land der Alpen leisten.<br />
18./19. Juli<br />
Pacific Rim (Warner)<br />
Kindsköpfe 2 (Sony)<br />
Sag, dass du mich liebst (Thimfilm)<br />
Kick-Ass 2 (UPI)<br />
Papadopoulos & Söhne (<strong>Film</strong>laden)<br />
25./26. August<br />
The Company you keep – Die Akte Grant<br />
(Constantin)<br />
Wolverine : Wege des Kriegers (Fox)<br />
A – Die Werkstürmer (Thimfilm)<br />
Die Möbius Afäre (<strong>Film</strong>laden)<br />
21 and over (Einhorn)<br />
1./2. August<br />
Conjuring- Die Heimsuchung (Warner)<br />
Die Schlümpfe 2 (Sony)<br />
300 : Rise of an Empire (Warner)<br />
Ein griechischer Sommer (Thimfilm)<br />
Paulette (Polyfilm)<br />
Jackie – Wer braucht schon eine Mutter<br />
(<strong>Film</strong>laden)<br />
<strong>Film</strong>ische Schnitzeljagd in Wien<br />
Seit mittlerweile drei Jahren gibt es mit den „SurpriseTours“ geführte<br />
<strong>Film</strong>touren durch Wien. Dabei werden geheime <strong>Film</strong>-Drehorte besucht,<br />
mysteriöse Geschichten entdeckt <strong>und</strong> unterwegs digitale Spuren via<br />
Smartphone hinterlassen. Judith Wieser-Huber konzipiert die meisten<br />
Touren, Richard Pyrker vernetzt die Touren mit mobilen Apps <strong>und</strong> Social<br />
<strong>Media</strong>. 2012 verband ‚Die ganz böse Surprisetour’ Drehorte passend zur<br />
‚Böse Böse’ <strong>Film</strong>reihe im Rahmen von Kino Unter Sternen 2012. Eine<br />
ganz andere Entdeckungsreise war die Suche nach den verlorenen<br />
Videotheken. Davor, 2011 begab man sich mit der Max Steiner Tour auf<br />
die Suche nach Spuren des großen Hollywoodkomponisten Max Steiner<br />
in Wien, seine Musik konnte man dank der Augmented Reality App<br />
‚Layar‘ am Handy hören. Jetzt wieder aktuell durch den Kinostart von<br />
„Before Midnight“ gibt es die Before Sunrise Tour (ja, zum gleichnamigen<br />
<strong>Film</strong>!). Die nächste filmische Schnitzeljagd am 7.7. läuft unter dem<br />
Motto „Ungeheuerlichen<br />
Wolf Men SurpriseTour“.<br />
Die Tour führt in die<br />
Leopoldstadt, an Plätze, die<br />
verschw<strong>und</strong>en sind, aber<br />
in mobilen Apps wieder<br />
sichtbar werden. Orte der<br />
w<strong>und</strong>ersamen Erscheinungen,<br />
Kinos, Theater, Zirkus.<br />
Genauer Ablauf unter:<br />
http://surprisetours.at<br />
Surprise-Guides Judith Wieser-Huber<br />
& Richard Pyrker<br />
8./9. August<br />
The Lone Ranger (Disney)<br />
Gloria (Thimfilm)<br />
15./16. August<br />
Percy Jackson : Im Bann des Zyklopen (Fox)<br />
R.I.P.D. (UPI)<br />
The Conjuring (Warner)<br />
Elysium (Sony)<br />
The Bling Ring (Constantin)<br />
Tango Libre (Polyfilm)<br />
23. August<br />
Feuchtgebiete (Constantin)<br />
Mr. Morgan’ s Last Love (Constantin)<br />
29./30. August<br />
Planes (Disney)<br />
Chroniken der Unterwelt (Constantin)<br />
Das Mädchen Wadjda (<strong>Film</strong>laden)<br />
We’re the Millers (Warner)<br />
La cage dorée (Polyfilm)<br />
Onde Direction (Sony)<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |21
filmbiz<br />
Große Sorge!<br />
Mit großer Sorge versucht die <strong>Film</strong>wirtschaft zusammen mit den Verbänden der <strong>Film</strong>schaffenden<br />
in den letzten Wochen dieser Regierungsperiode, die jetzt noch handlungsfähige B<strong>und</strong>esregierung<br />
zu überzeugen, dass ohne kurzfristige Maßnahmen der <strong>Film</strong>wirtschaft <strong>und</strong> dem <strong>Film</strong>standort<br />
Österreich durch die angekündigten ORF Sparmaßnahmen ein existentieller Kahlschlag droht.<br />
In dem vom ORF bekanntgegebenen € 80 Mio.Minus ist auch ein Betrag von 30 Mio. Euro<br />
enthalten, der gemäß befristetem Gebührenref<strong>und</strong>ierungsgesetz im ORF-Gesetz ab 2014<br />
ersatzlos gestrichen werden soll.<br />
Am Podium der Pressekonferenz<br />
im Café Landtmann (l-r): Gerhard<br />
Schedl (ÖGB Gewerkschaft der<br />
Gemeindebediensteten - Kunst,<br />
Medien, Sport, freie Berufe),<br />
Werner Müller (Fachverband der<br />
<strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikindustrie),<br />
Maria Anna Kollmann (Dachverband<br />
der <strong>Film</strong>schaffenden),Michael<br />
Paul( (paul <strong>und</strong> collegen), Thomas<br />
Pridnig (Lotus <strong>Film</strong>/AAFP) <strong>und</strong><br />
Karl Markovics (österreichischer<br />
Schauspieler, Regisseur <strong>und</strong><br />
Drehbuchautor)<br />
22 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Aus allen Berechnungen <strong>und</strong> Aussagen des ORF ist<br />
davon auszugehen, dass r<strong>und</strong> 35 Mio. Euro komplett<br />
im Programmbereich eingespart werden sollen <strong>und</strong><br />
damit 2014 das in den letzten Jahren für österreichische<br />
TV-Spielfilme, Serien, Dokumentationen usw.<br />
gewidmeten rd. 100 Mio. Euro p.a um diesen Betrag<br />
reduziert werden. Der mit der Nationalratswahl verb<strong>und</strong>ene<br />
Zeitverlust <strong>und</strong> die bisherigen Signale der<br />
Politik, in dieser Legislaturperiode keinerlei Maßnahmen<br />
setzen zu wollen, bedeutet für die <strong>Film</strong>wirtschaft,<br />
dass dieser massive Einbruch direkt den<br />
TV- <strong>und</strong> Kinofilmbereich treffen wird – realistischerweise<br />
schon 2013.<br />
Die von Dr. Michael Paul (paul <strong>und</strong> collegen) im Auftrag<br />
des <strong>Film</strong>produzentenverbandes AAFP durchgeführte<br />
Studie bestätigt diese Annahme vollinhaltlich.<br />
Nachdem der ORF aufgr<strong>und</strong> seiner Kostenstrukturen<br />
glaubt, kurzfristig wesentlich im Programmbereich<br />
einsparen zu müssen, führt die Einsparung<br />
von 35 Mio. Euro zu einem Wegfall von 50 Mio. Euro<br />
an Produktionsvolumen in Österreich – also einem<br />
Drittel des Branchenumsatzes. Michael Paul prognostiziert,<br />
dass von r<strong>und</strong> 150 Unternehmen, die der<br />
ORF derzeit für die verschiedenen Programmgenres<br />
einsetzt, 120 vom Markt verschwinden werden <strong>und</strong><br />
damit direkt 1.000 filmbezogene Arbeitsplätze wegfallen.<br />
Da von <strong>Film</strong>produktion auch Zuliefer- <strong>und</strong> an-<br />
grenzende Branchen (z.B. Kostümverleih, Kopieranstalten,<br />
technische Dienstleistungen usw.) betroffen<br />
sind, ist mit einem Abgang von mindestens weiteren<br />
1.000 Arbeitsplätzen zu rechnen, da die <strong>Film</strong>branche<br />
hochgradig beschäftigungsintensiv aufgebaut ist.<br />
Dieser Arbeitsplatzabbau führt zu zusätzlichen Sozialtransfers<br />
von 12 Mio. Euro <strong>und</strong> zu Steuerausfällen<br />
von 39 Mio. Euro. Die wirtschaftliche Analyse belegt,<br />
dass die Verschiebung einer politischen Entscheidung<br />
weder dem ORF noch der <strong>Film</strong>wirtschaft <strong>und</strong><br />
schon gar nicht dem öffentlichen Budget nützt.<br />
Ganz im Gegenteil: Damit verliert der ORF nicht<br />
nur quotenträchtiges österreichisches öffentlichrechtliches<br />
Programm – die Studie spricht von einem<br />
Minus von 17 Tagen– sondern wird auch die<br />
jahrzehntelange Aufbauarbeit von Förderstrukturen<br />
gefährdet, die sichergestellt haben, dass die österreichische<br />
<strong>Film</strong>wirtschaft sowohl im Fernseh- als<br />
auch im Kinobereich national <strong>und</strong> international extrem<br />
erfolgreich war. Der ORF ist im <strong>Film</strong>/Fernsehabkommen<br />
seit langem ein unersetzlicher Partner der<br />
Kinofilmwirtschaft. Infolge der Wichtigkeit des ORF-<br />
Beitrags als nicht staatlichem <strong>Film</strong>financier wird<br />
wohl auch die Kinofilmförderung an ihre Grenzen<br />
stoßen. Der Erhalt des Produktionsvolumens <strong>und</strong><br />
damit die Beschäftigung von <strong>Film</strong>schaffenden <strong>und</strong><br />
der vom Produktionsvolumen abhängigen Dienstleistungsunternehmen<br />
hängt damit wesentlich vom<br />
Engagement des ORF für österreichisches Fernseh-<br />
<strong>und</strong> Kinoprogramm ab.<br />
Die <strong>Film</strong>wirtschaft, die Arbeitnehmervertretung<br />
(ÖGB Gewerkschaft der Gemeindebediensteten -<br />
Kunst, Medien, Sport, freie Berufe) <strong>und</strong> der Dachverband<br />
der <strong>Film</strong>schaffenden bittet daher nochmals die<br />
B<strong>und</strong>esregierung, die wenigen noch verbleibenden<br />
Wochen zu nutzen <strong>und</strong> gemeinsam die noch möglichen<br />
Lösungen umzusetzen. Da Erhalt <strong>und</strong> Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen gemäß der Wahlwerbung<br />
der Regierungsparteien wohl auch ein Schwerpunkt<br />
der nächsten Regierungsarbeit sein werden, darf<br />
der Beschäftigungsverlust <strong>und</strong> der Know How-Abfluss<br />
hoch <strong>und</strong> teuer ausgebildeten künstlerischen<br />
Fachpersonals nicht ignoriert werden.
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |23
filmbiz<br />
Agieren tut Not!<br />
Veit Heiduschka, Geschäftsführer der Wega-<strong>Film</strong> <strong>und</strong> Produzent des Oscar-Preis-gekrönten<br />
Haneke-<strong>Film</strong>s „Amour“ im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über die aktuelle Situation der<br />
heimnischen <strong>Film</strong>branche.<br />
Veit Heiduschka<br />
24 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wie kommentieren Sie die aktuelle Situation für<br />
die heimische <strong>Film</strong>wirtschaft?<br />
VEit HEidUSCHKa: Die Auswirkungen der Einsparungen<br />
des ORF im Bereich Auftragsproduktion<br />
<strong>und</strong> Koproduktion hat die Studie von Dr. Paul &<br />
Collegen drastisch genug aufgezeigt. Tatsächlich ist<br />
es so, dass die zarte Pflanze „Österreichischer <strong>Film</strong>“,<br />
die seit den vergangenen Jahren gekeimt <strong>und</strong> geblüht<br />
hat, wieder eingehen wird. Der <strong>Film</strong>wirtschaft<br />
fehlen die Produktionen zum Überleben <strong>und</strong> den<br />
<strong>Film</strong>schaffenden, <strong>und</strong> zwar besonders jenen in den<br />
führenden Positionen, wie Regisseure, Kameraleute,<br />
Cutter, Architekten etc., die verstärkt ihr Auslangen<br />
nicht mehr in der <strong>Film</strong>branche haben werden<br />
können. Wie seitens der Gewerkschaft durch Mag.<br />
Schedl zu Recht bemerkt wurde, kann man diese<br />
kreativen Kräfte nicht einfrieren, um sie dann, wenn<br />
sie vielleicht in ein oder zwei Jahren gebraucht werden,<br />
wieder aufzutauen. Diese Kräfte sind dann entweder<br />
in andere Länder abgewandert, oder haben<br />
sich, um zu Überleben, andere Tätigkeiten gesucht.<br />
Ein bei der Pressekonferenz anwesender Journalist<br />
meinte zwar, die Regisseure könnten ja auch Sportreporter<br />
werden, aber ich weiß nicht, ob dieser Ausspruch<br />
zynisch oder einfach dumm war. Aber genau<br />
diese Bemerkung zeigt, dass die Problematik um die<br />
Auswirkungen der Einsparungen nicht begriffen<br />
<strong>und</strong> verstanden wird. Wieder einmal zeigt sich, dass<br />
Kultur zwar hochgelobt wird, im Gr<strong>und</strong>e genommen<br />
aber in Zeiten von Sparpaketen als erster Sparposten<br />
zum Handkuss kommt.<br />
Die Lobby der <strong>Film</strong>schaffenden ist leider nicht groß<br />
genug; wir können nicht wie die Bauern mit Traktoren<br />
auffahren <strong>und</strong> die Tomaten oder die Milch den<br />
Politikern vor die Füße schütten. Dies sieht man ja<br />
auch beim Wirtschaftsabkommen USA – Europa, in<br />
welches auch die <strong>Film</strong>industrie integriert werden<br />
soll, <strong>und</strong> bei dem die EU-Kommission <strong>und</strong> die EU-<br />
Staaten außer Frankreich locker über die Proteste<br />
der <strong>Film</strong>künstler <strong>und</strong> der <strong>Film</strong>wirtschaft drüber gehen,<br />
sodass eine ungeheure negative Auswirkung<br />
auf das europäische <strong>Film</strong>wesen zu erwarten ist. Auch<br />
hier wird die Kultur anderen Interessen geopfert.<br />
Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche auswirkung<br />
auf die Branche für das Produktionsjahr 2014?<br />
HEidUSCHKa: Die Auswirkungen des Sparkurses<br />
des ORF sind bereits 2013 spürbar. Sogenannte<br />
Vorproduktionen finden nicht statt. Es ist ja nicht<br />
so, dass man auf Knopfdruck am nächsten Tag ein<br />
Fernsehspiel, eine Dokumentation oder eine Serie<br />
drehen kann. Deswegen betreffen die Sparmaßnah-<br />
men bereits 2013 <strong>und</strong> werden dann 2014 noch weiter<br />
zum Tragen kommen.<br />
Wie in der Presse berichtet wird, sollen etwa „Wir sind<br />
Kaiser“, „Frisch gekocht“ <strong>und</strong> „Musikantenstadl“ reduziert<br />
oder gar eingestellt werden. Und andere Formate<br />
oder Sendungen müssen dem Sparstift zum<br />
Opfer fallen, will man das Sparpotenzial erreichen.<br />
Diese Einsparungen des ORF bedeuten aber auch,<br />
dass die österreichischen Produzenten nationale<br />
<strong>und</strong> internationale Förderungen, aber auch internationale<br />
Koproduktionen nicht in Anspruch nehmen<br />
können, weil ja die Basis-Finanzierung durch den<br />
ORF fehlt. Die Details des Szenarios sind im Einzelnen<br />
noch nicht absehbar, aber insgesamt wird es<br />
eine katastrophale Auswirkung haben.<br />
Wirkt sich die drohende Sparpolitik bereits auf<br />
ihre Firma aus?.<br />
HEidUSCHKa: Ganz konkret wird wegen dieser<br />
Einsparungen ein „Universum“-History, dessen Buch<br />
vom ORF bereits abgenommen war <strong>und</strong> für das auch<br />
zusätzliche Gelder durch die Wega-<strong>Film</strong> lukriert waren,<br />
nicht in Auftrag gegeben <strong>und</strong> auch nicht koproduziert.<br />
Dieses Projekt ist definitiv dem Sparpaket<br />
zum Opfer gefallen. Über weitere Projekte mit dem<br />
ORF kann ich derzeit nicht berichten.<br />
Allerdings: Sollte auch im <strong>Film</strong>-Fernseh-Abkommen<br />
der Beitrag des ORF, der derzeit in Höhe von 8 Millionen<br />
Euro liegt, gekürzt werden, würde dies unsere<br />
Spielfilm-Projekte unter Umständen verhindern. Hinzu<br />
kommt, dass die Produzenten, welche hauptsächlich<br />
bisher für den ORF tätig waren, ihre gewohnten<br />
Aufträge oder Koproduktionen mit dem ORF nicht erhalten<br />
bzw. zustande bringen, sich nun auf das „Feld“<br />
Spielfilm begeben, was schon in diesem Jahr zu beobachten<br />
ist. Wir werden also vermehrt Produzenten<br />
im Bereich Spielfilm haben, allerdings ohne dass das<br />
Budget vom Österreichischen <strong>Film</strong>institut oder bei<br />
den regionalen <strong>Film</strong>fonds oder bei FISA erhöht wird<br />
<strong>und</strong> somit diesem Ansturm gerecht werden könnte.<br />
Wie sieht für Sie eine akzeptable lösung dieser<br />
Causa aus?<br />
HEidUSCHKa: Von Seiten der Politik wird signalisiert,<br />
dass eine Ref<strong>und</strong>ierung der entgangenen Gebühren<br />
an den ORF dieses Jahr nicht stattfinden wird.<br />
Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, der <strong>Film</strong>branche<br />
zu helfen. Eine davon wäre, dass der außerordentlich<br />
erfolgreiche Fernsehfonds Austria höher<br />
dotiert wird <strong>und</strong> beispielsweise die 30 Millionen<br />
fürs kommende Jahr zusätzlich erhält. Man könnte<br />
die Richtlinien dahingehend ändern, dass der EU<br />
entsprechend eine Förderung bis zu 50% gewährt
wird. Dadurch würde sich ergeben, dass die Produzenten<br />
mit dem ORF Koproduktionen eingehen<br />
können, weil sie ja entsprechende Förderbeträge in<br />
die jeweiligen Projekte einbringen. Die Fernsehprojekte<br />
würden im einzelnen für den ORF billiger, aber<br />
trotzdem, - oder gerade deshalb - finanzierbar.<br />
Neben dem Fernsehfonds Austria gäbe es auch die<br />
Möglichkeit, die im Wirtschaftsministerium angesiedelte,<br />
ebenfalls sehr erfolgreiche, Förderung FISA höher<br />
zu dotieren oder auch dem Österreichische <strong>Film</strong>institut<br />
eine Mittelerhöhung zu gewähren. Ich persönlich<br />
glaube, dass diese Gelder gut angelegt wären <strong>und</strong> die<br />
vorgestellte Studie gibt diesem Glauben Recht.<br />
Eine andere Möglichkeit wäre noch, im kommenden<br />
R<strong>und</strong>funkgesetz eine Mittelbindung festzulegen:<br />
20% der Seher- <strong>und</strong> Hörereinnahmen müssten<br />
zwingend in Produktionen mit der <strong>Film</strong>wirtschaft<br />
fließen. Der Nachteil davon wäre allerdings, dass<br />
auch dieses R<strong>und</strong>funkgesetz erst im kommenden<br />
Jahr durchs Parlament gehen wird <strong>und</strong> somit nicht<br />
zeitgerecht wirksam wäre.<br />
Tatsache ist: Agieren tut Not!<br />
Geschätzte <strong>Film</strong> - <strong>und</strong> Musik - Wirtschaftstreibende!<br />
Ein bewegtes Halbjahr 2013 liegt hinter uns<br />
<strong>und</strong> es scheinen mir mehr Fragezeichen zu<br />
bestehen als davor.<br />
Zum Beispiel beim Urheberrecht - Die<br />
B<strong>und</strong>esregierung lobt zwar einerseits das<br />
<strong>Film</strong> <strong>und</strong> Musikschaffen, steigert sogar stellenweise<br />
Fördervolumina <strong>und</strong> lässt uns dennoch<br />
mit den wesentlichen Fragen im Regen<br />
stehen. Eine Modernisierung des Urheberrechts<br />
ist nicht falsch, die Herangehensweise<br />
hingegen verantwortungslos. Das Urheberrecht ist zum<br />
Schutz der Urheber da <strong>und</strong> nicht zu deren Stigmatisierung. In<br />
der Öffentlichkeit hat man den Eindruck, als könnte sich die<br />
Politik zu diesem Gr<strong>und</strong>satz nicht unumschränkt bekennen<br />
<strong>und</strong> lässt den Qualitätsbegriff von geistigem Eigentum - von<br />
teils widersinnigen Interpretationen attackiert - ungeschützt<br />
dahinsiechen. Trittbrettfahrer findet man überall - <strong>und</strong> so<br />
auch in der Kunstszene! Die wiederum meinen, Morgenluft zu<br />
wittern <strong>und</strong> die Systematik gänzlich aushebeln zu wollen.<br />
Dass einem da manch skurrile Allianz nicht verdächtig vorkommt,<br />
stellt die mangelnde Sensibilität mancher politischen<br />
Entscheidungsträger in Frage. Das große Missverständnis ist<br />
wohl, dass damit Verteilkämpfe verb<strong>und</strong>en werden, die damit<br />
erstmal so nicht verknüpft sein müssen.<br />
Die Verteilung ist ein Thema, das weitreichendere Konsequenzen<br />
nach sich zieht! Wollen Künstler Beteiligungsansprüche<br />
erhalten oder diese morgen gleich wieder eintauschen gegen<br />
Eigenbeteiligung/Risikobeteiligung von <strong>Film</strong>finanzierungen?<br />
Das kann ich mir nicht vorstellen <strong>und</strong> erinnert das Vorgehen<br />
an den vor ein paar Jahren erfolgten Vorstoß der AutorInnen<br />
gegen buy out Verträge im TV-Bereich. Als man da merkte,<br />
dass die Ansprüche dann auf eine lange Auswertungsperiode<br />
aufgeteilt würden, hat man dieses Begehr schnell relativiert -<br />
Gesetze lassen eben kein Geld auf den Bäumen wachsen!<br />
Ansprüche aus Verwertung gibt es nur, wenn sie nachweisbar<br />
sind. Die da am lautesten zu hören sind, gehören eher nicht zu<br />
jenen, die darauf verweisen können.<br />
Zur Causa Prima der letztjährigen Urheberrechtsdiskussion:<br />
die„Festplattenabgabe“<br />
die lediglich eine Korrekturanpassung<br />
an neue Technologien darstellt! Wir<br />
dürfen gespannt sein, wie die Regierung<br />
die leeren Töpfe der „Sozial -kulturellen<br />
-Einrichtungen““ akut kompensieren<br />
will - denn die Verwertungsgesellschaften<br />
stehen hier vor leeren Kassen ! Bravo zum<br />
Bekenntnis, keine berechen- <strong>und</strong> leistbare<br />
Pauschallizenz leisten zu wollen gegenüber<br />
Milliardengewinnen in Bereichen, die es ohne filmische,<br />
musikalische <strong>und</strong> literarische Inhalte gar nicht gäbe.<br />
Zur leidigen Finanzierung des öffentlich-rechtlichen R<strong>und</strong>funks<br />
<strong>und</strong> der behaupteten In- „Geiselhaft“-Name der <strong>Film</strong>wirtschaft:<br />
Wir bekennen uns gr<strong>und</strong>sätzlich zum ORF Gesetz<br />
<strong>und</strong> zur Gebührenbefreiung-Ref<strong>und</strong>ierung als gesellschaftlichen<br />
Solidarakt. Lebt nur der ORF dann diese Solidarität in<br />
der Gesellschaft oder sollten nicht wir alle daran beteiligt<br />
werden dürfen? Klar wird gleich unterstellt: - es geht ja nur<br />
um Programmvolumina - ja, aber um die Existenzgr<strong>und</strong>lage<br />
für zZt. 146 heimische Unternehmen!<br />
Auch hier trifft der Unwillen, politisch zu handeln, ausschließlich<br />
unsere Branche (in diesem Fall zähle ich den<br />
ORF als Mitglied einfach dazu) <strong>und</strong> das nachweislich <strong>und</strong><br />
irreversibel.<br />
Enttäuschend eigentlich - das Ende dieser Legislaturperiode,<br />
mit der wir auch viel Hoffnung verb<strong>und</strong>en haben <strong>und</strong> in der<br />
die <strong>Film</strong>wirtschaft ihre ganze Kreativität <strong>und</strong> internationale<br />
Anerkennung gebündelt hat! - Hoffen wir auf die nächste<br />
<strong>und</strong> mögen die Entscheidungsträger Entscheidungen tragen<br />
<strong>und</strong> verantworten!<br />
Schönen Sommer - dennoch !<br />
Univ.Prof. Dany Krausz, Obmann Fachverband der<br />
<strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikindustrie<br />
filmbiz<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |25
filmbiz<br />
Andreas Kamm<br />
Geschäftsführer MR-<strong>Film</strong><br />
Wie kommentieren Sie<br />
die aktuelle Situation für<br />
die heimische <strong>Film</strong>wirtschaft?<br />
KAMM: Das Hauptproblem<br />
der aktuellen Situation<br />
ist die Unplanbarkeit. Die<br />
<strong>Film</strong>branche braucht ein hohes Maß an Planbarkeit, wenn<br />
diese nicht mehr gegeben ist, steht sie eigentlich kurz vor<br />
dem Zusammenbruch. Selbst wenn in einigen Monaten<br />
eine neue Regierung gebildet ist <strong>und</strong> sich dieser Causa<br />
annimmt, ist ein gehöriger Schaden bereits angerichtet.<br />
Wenn die Entwicklung von Stoffen <strong>und</strong> Drehbüchern<br />
reduziert wird weil die „Halde“ zu groß wird kann auch bei<br />
geänderter Situation nicht der bereits eingetretene Verlust<br />
kompensiert werden.<br />
Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche Auswirkung<br />
auf die Branche für das Produktionsjahr 2014?<br />
John Lüftner<br />
Geschäftsführer Superfilm & Vorstandsmitglied<br />
des AAFP<br />
In Ergänzung zu unseren detaillierten <strong>und</strong> ausführlichen<br />
Sachverhaltsdarstellungen auf http://www.austrian-film.<br />
com/de/home kann ich persönlich feststellen, dass weder<br />
ich, noch sicherlich andere Vertreter der österreichischen<br />
Das sagt die ÖVP:<br />
Nach mehreren Anfragen an die Regierungsparteien<br />
in Form eines Fragenkataloges erhielt die Redaktion<br />
lediglich folgende Antwort von ÖVP-Klubobmann<br />
Karlheinz Kopf. Seitens der SPÖ gab es keinerlei<br />
Reaktion.<br />
26 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
KAMM: Die oben angesprochene Unplanbarkeit führt<br />
schon jetzt zu einer Reduktion der Projekte. R<strong>und</strong> ein<br />
Drittel des Umsatzes der Branche steht auf dem Spiel.<br />
Sollte der ORF 35 Millionen von den r<strong>und</strong> 100 Millionen<br />
pro Jahr, das für österreichisches Programm vorgesehen ist<br />
einsparen, wird es in der Branche zu jenem viel zitierten<br />
„Kahlschlag“ kommen. Denn auch die Akquisition in Richtung<br />
Co-Produktionen mit Deutschland oder im Bereich<br />
der <strong>Film</strong>förderung unterliegt einem Stillstand. Wir können<br />
dort nur sehr schwer mit „leeren Händen“ akquirieren <strong>und</strong><br />
wenn man den „eigenen“ Sender nicht mitbringen kann,<br />
ist es fast unmöglich für Koproduktionen das Vertrauen<br />
auf zu bauen.<br />
Wirkt sich die drohende Sparpolitik bereits auf Ihre<br />
Firma aus?<br />
KAMM: Bei der MR-<strong>Film</strong> sind bereits einige <strong>Film</strong>e <strong>und</strong><br />
Projekte sozusagen auf Eis gelegt worden.<br />
Wie sieht für Sie eine akzeptable Lösung dieser<br />
Causa aus?<br />
KAMM: Ich sehe hier zwei Lösungs-Möglichkeiten: 1. Die<br />
Trennung von der Geiselhaft hin zu einer verbindlichen<br />
Produzentenschaft, ORF-Lobbyisten sind. Warum aber der<br />
Post, der Bahn oder Telkos der Entgang von Befreiungen aus<br />
sozialen Gründen regelmäßig ref<strong>und</strong>iert wird, <strong>und</strong> dem ORF<br />
kurzfristig <strong>und</strong> jetzt wieder nicht, kann ich nicht verstehen.<br />
Und, wir haben von wegen Geiselhaft bereits mehrfach<br />
vorgeschlagen, die öffentlich-rechtliche Programmproduktion<br />
des ORF durch Einmalleistungen zu gewährleisten, bis<br />
eine wieder handlungsfähige Regierung ein konsolidiertes,<br />
Kopf: ORF-Führung muss schlanke Strukturen schaffen<br />
<strong>und</strong> starkes Programm anbieten<br />
Befremdet über die Diskussion über den Wegfall der<br />
Gebührenref<strong>und</strong>ierung zeigte sich ÖVP-Klubobmann<br />
Karlheinz Kopf bei der Kurzdebatte zum ORF im Plenum<br />
des Nationalrats. Die 160 Millionen Euro seien immer<br />
als Überbrückungshilfe für ein Unternehmen in der<br />
Restrukturierungsphase <strong>und</strong> damit zeitlich befristet<br />
gesehen gewesen. „Es gibt keinen Anspruch des ORF<br />
auf die Gebührenref<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong> auch aus den<br />
zahlreichen Gesprächen könne dieser keine Fortsetzung<br />
ableiten.“ Notwendig sei es vielmehr, das Unternehmen<br />
so aufzustellen, dass es nach Ablauf der Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />
wirtschaftlich so geführt wird, dass es schwarze<br />
Zahlen schreibt, so Kopf weiter, der sich zur Dualität der<br />
R<strong>und</strong>funk-Sender bekannte, „weil diese auch unterschiedliche<br />
Aufgaben erfüllen“.<br />
Der ORF verfüge nahezu über eine Milliarde Euro an Einnahmen<br />
aus Gebühren, Werbeeinnahmen <strong>und</strong> sonstigen<br />
Tätigkeiten. Würde man einen öffentlich-rechtlichen Sender<br />
heute mit einer Milliarde Euro neu gründen, finde man<br />
damit mit Sicherheit das Auslangen, um den gesetzlichen<br />
Auftrag erfüllen zu können, zeigte sich Kopf überzeugt.<br />
Zusage von 20 % der Gebühreneinnahmen für die heimische<br />
Produktionswirtschaft.<br />
Und 2. Ein unabhängiger Stiftungs- oder Aufsichtsrat<br />
agiert genauso wie es auch das ORF-Gesetz vorsieht,<br />
nämlich verantwortungsvoll den Budgetbedarf mit der<br />
Geschäftsführung abzuklären <strong>und</strong> einem berechtigten<br />
Gebührenbedarf zuzustimmen. Die KommAustria<br />
prüft das dann wirklich unabhängig <strong>und</strong> das ORF<br />
Entgelt wird festgelegt. Damit ist ein ges<strong>und</strong>er ORF<br />
<strong>und</strong> eine ges<strong>und</strong>e Produktionswirtschaft möglich.<br />
So steht es eigentlich in den Gesetzen, aber de facto<br />
passiert alles auf Zuruf der Politik, die den ORF für ihre<br />
Zwecke gängelt <strong>und</strong> ihn dazu in einem permanenten<br />
Mangelzustand hält. Eine Situation die für den ORF<br />
<strong>und</strong> die vom ORF abhängige <strong>Film</strong>/TV-Branche zutiefst<br />
unwürdig ist. Es wäre eigentlich sehr einfach wenn sich<br />
auch die Politik an die Gesetze die sie beschlossen hat,<br />
halten würde . Geld ist genug vorhanden, wenn man<br />
bedenkt, dass B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder fest 300 Millionen pro<br />
Jahr unter dem Titel R<strong>und</strong>funkgebühr vom Gebührenzahler<br />
einhebt.<br />
langfristiges Modell zur<br />
ORF-Finanzierung schafft. Und<br />
einen Teil, konkret ein Fünftel<br />
dieser Finanzierung für die<br />
Herstellung österreichischen<br />
Programmes vorsieht. Damit<br />
nähme man diesen Teil des<br />
ORF-Auftrages aus der Spardisposition.<br />
Man müsse den ORF-Verantwortlichen allerdings zugestehen,<br />
dass sie aus einer Monopolsituation kommen <strong>und</strong><br />
sich schwer tun, die notwendigen Kostenstrukturen <strong>und</strong><br />
Strukturabläufe zu schaffen. Kopf räumte in diesem Zusammenhang<br />
ein, dass dies keine Kritik an den h<strong>und</strong>erten<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern darstelle, die engagiert<br />
ihren Job erfüllen. Aber das verantwortliche Team<br />
schaffe es nicht, in der notwendigen Geschwindigkeit die<br />
Strukturen so anzupassen, dass diese mit den Einnahmen<br />
schritthalten können. Das sei das eigentliche Problem, das<br />
man angehen müsse.<br />
Kritik übte der ÖVP-Mediensprecher auch daran, jetzt die<br />
<strong>Film</strong>wirtschaft in Geiselhaft zu nehmen <strong>und</strong> dieser mit<br />
einer dramatischen Kürzung des Auftragsvolumens zu<br />
drohen - in der Hoffnung, dass diese auf die Politik Druck<br />
ausübe.<br />
Er, Kopf, erwarte sich ein besseres Programm, das den<br />
öffentlich-rechtlichen Auftrag mehr gerecht werde sowie<br />
ein Konzept, wie der ORF 2018 aussehen sollte. „Darüber<br />
kann man mit uns reden. Die Aufgabe der ORF-Führung<br />
besteht darin, schlanke Strukturen zu schaffen <strong>und</strong> ein<br />
starkes Programm anzubieten <strong>und</strong> nicht umgekehrt“,<br />
schloss der ÖVP-Mediensprecher.
Irreversible Schäden<br />
Michael Paul, Geschäftsführer von paul <strong>und</strong> collegen consulting hat im Auftrag des<br />
<strong>Film</strong>produzentenverbandes AAFP eine Studie zum Thema ORF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />
durchgeführt. Im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview erläutert er die Auswirkungen des drohenden<br />
Wegfalls dieser Ref<strong>und</strong>ierung für die heimische <strong>Film</strong>industire.<br />
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation für die<br />
heimische <strong>Film</strong>wirtschaft?<br />
MiCHaEl PaUl: Leider ernst. Sollte der ORF tatsächlich<br />
sein Auftragvolumen um 30 bis 40 Millionen<br />
absenken, bedeutet das, dass ein Drittel des<br />
Umsatzes der Branche wegbricht. Das wird in der<br />
<strong>Film</strong>wirtschaft selbst alleine 1.000 Arbeitsplätze<br />
kosten. In einer Branche, die stark erfahrungsgetrieben<br />
ist, bedeutet das für diese 1.000 Menschen, dass<br />
ihre Fähigkeiten schnell veralten – hier werden also<br />
langfristig Strukturen zerstört. Das, was über 30 Jahre<br />
aufgebaut wurde, ist gefährdet. Das ist nicht die<br />
übliche Raunzerei, das ist leider bittere Realität. Das<br />
Finanzierungsgebäude des österreichischen <strong>Film</strong>s<br />
ist mit nur einem großen nationalen Abnehmer für<br />
TV-Produktionen <strong>und</strong> Lizenzen für die Fernsehverwertung<br />
von Kinofilmen nun einmal sehr fragil – ein<br />
solcher Brocken ist nicht zu kompensieren.<br />
Wie beurteilen Sie die wirtschaftliche auswirkung<br />
auf die Branche für das Produktionsjahr<br />
2014?<br />
PaUl: Da sind schon jetzt irreversible Schäden eingetreten.<br />
Wir schreiben Juni, da sind die Planungen<br />
für das kommende Jahr eigentlich schon fertig oder<br />
zumindest in der finalen R<strong>und</strong>e. Bei <strong>Film</strong> <strong>und</strong> Fernsehen<br />
gibt es eben diese langen Vorplanungszeiträume.<br />
Und ganz ehrlich: Wenn die Geschäftsführung<br />
des ORF heute wirklich nicht weiß, ob sie nächstes<br />
Jahr das Geld für geplante Produktionen auftreiben<br />
kann, würde sie fahrlässig handeln, diese heute zu<br />
bestellen. Deshalb fallen einige einfach aus, egal<br />
was sich beispielsweise nach der Nationalratswahl<br />
noch tun wird. Was heute nicht bestellt wird, wird<br />
2014 auch nicht mehr produziert.<br />
Wie kann die Politik dazu beitragen, ein mögliches<br />
„Kahlschlag“-Szenario nicht Wirklichkeit<br />
werden zu lassen?<br />
PaUl: Die Politik ist selbst in einer Zwickmühle. Sie<br />
will Reformen beim ORF – <strong>und</strong> ohne ein Küniglberg-<br />
Insider zu sein, dass hier noch Reserven liegen,<br />
scheint sehr offensichtlich. Der Sender ist – allerdings<br />
nicht zuletzt auch durch massive politische Eingriffe<br />
– nicht optimal aufgestellt. Das ist eine klassische<br />
Sanierungs- <strong>und</strong> Restrukturierungsaufgabe, die eine<br />
gänzlich neue Strategie erfordert. Andererseits: Das<br />
braucht den Willen zur Veränderung <strong>und</strong> Zeit, die<br />
Probleme bestehen ja nicht seit gestern. Wenn jetzt<br />
abrupt dem ORF Liquidität entzogen wird, kann er<br />
diese kaum in vollem Umfang schnell durch interne<br />
Michael Paul<br />
Reformen einsparen. Es gibt ja z.B. noch ein Arbeitsrecht.<br />
So leiden die Zulieferer, denn die lassen sich<br />
am einfachsten abschalten. Es ist wie in anderen Unternehmen<br />
auch: Sie sind das schwächste Glied in<br />
der Kette <strong>und</strong> „Kollateralschäden“ dort unausweichlich.<br />
Diesen gordischen Knoten müssen die politisch<br />
Verantwortlichen durchtrennen.<br />
Wie sieht für Sie eine akzeptable lösung dieser<br />
Causa aus?<br />
PaUl: Es ist einfacher, aus einem Fisch eine Fischsuppe<br />
zu machen als umgekehrt. Bevor jetzt wertvolle<br />
<strong>und</strong> international hoch geschätzte Strukturen<br />
bei unabhängigen Produzenten zerstört werden,<br />
sollten sich alle Beteiligten überlegen, was ihre Strategie<br />
für die österreichische <strong>Film</strong>wirtschaft in den<br />
kommenden 2 Jahren ist. Das kann eigentlich nur<br />
zum Schluss führen, dass es Unfug wäre, jetzt durch<br />
hektisches Agieren 1.000 Arbeitsplätze zu gefährden.<br />
Alles, was das verhindert, kann man nur begrüßen<br />
– <strong>und</strong> wenn es zeitlich befristete Regelungen<br />
sind, die Zeit für ernsthafte Anpassungen geben.<br />
filmbiz<br />
„die Politik ist<br />
selbst in einer<br />
Zwickmühle. Sie<br />
will reformen beim<br />
orF – <strong>und</strong> ohne ein<br />
Küniglberg-insider<br />
zu sein, dass hier<br />
noch reserven<br />
liegen, scheint sehr<br />
offensichtlich.“<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |27
filmbiz<br />
Kahlschlag ohne Not!<br />
Helmut Grasser, neuer Präsident der <strong>Film</strong> Austria, der maßgeblichen Repräsentanz<br />
unabhängiger, kompetenter <strong>und</strong> professioneller <strong>Film</strong>- u. Medienproduktionen in Österreich,<br />
im <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über die aktuelle Situation der <strong>Film</strong>branche <strong>und</strong> seine<br />
Schwerpunkte in den kommenden Monaten.<br />
Helmut Grasser<br />
„das absurde<br />
dabei: Österreich<br />
ist international<br />
bei den Festivals<br />
sehr erfolgreich,<br />
im orF-Programm<br />
sind die Eigenproduktionen<br />
höchst<br />
beliebt, mit dem<br />
Budget von 100<br />
Millionen Euro pro<br />
Jahr hat man viel<br />
bewegt <strong>und</strong> ist auf<br />
gutem Kurs. Und<br />
nun will man ohne<br />
Not diesem erfolgreichen<br />
Weg das<br />
F<strong>und</strong>ament entziehen,<br />
eigentlich<br />
vollkommen<br />
unnachvollziehbar.“<br />
28 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wie beurteilen Sie die aktuelle diskussion r<strong>und</strong><br />
um die orF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung?<br />
HElMUt GraSSEr: Es ist eine sehr politische Entscheidung<br />
der beiden Regierungsparteien vor den<br />
Wahlen keine Verlängerung der Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />
zu gewähren. Dafür gibt es ja eigentlich keine<br />
Argumente. Jeder versteht, dass sozial Benachteiligte<br />
von den Gebühren befreit sind <strong>und</strong> der Staat<br />
diesen Wegfall dem ORF ersetzt. Andere Organisationen<br />
wie ÖBB, Telekom, etc. bekommen weiterhin<br />
Gebührenref<strong>und</strong>ierungen, warum nicht der ORF?<br />
Es war der richtige Weg dem ORF vor vier Jahren<br />
einige Auflagen zu geben, etwa strukturell im Unternehmen<br />
zu sparen. Das wurde auch getan. Der<br />
öffentlich-rechtliche R<strong>und</strong>funk ist ein wesentlicher<br />
medialer Bestandteil in diesem Land. Die journalistische<br />
Qualität hat ein hohes Niveau <strong>und</strong> die ORF-<br />
Eigenproduktionen erreichen hohe Marktanteile.<br />
Eine Serie wie „Braunschlag“ die jedem gefällt, kann<br />
ein privater TV-Sender in diesem Land niemals<br />
produzieren. Eine Rechtfertigung für Gebühren<br />
gibt es natürlich nur, wenn der ORF weiterhin solche<br />
Produktionen produziert oder in Auftrag gibt.<br />
Hier hat die ÖVP einen richtigen Ansatz, indem sie<br />
dieser Argumentation folgt. Die Position der SPÖ<br />
ist mir nicht ganz klar, da gab es die alte Methode<br />
unter dem Motto „der ORF kriegt was er will“, die<br />
ja nachweislich falsch ist. B<strong>und</strong>eskanzler Faymann<br />
scheint der Meinung zu sein, wenn die Regierung<br />
vor den Wahlen die Fortführung der Ref<strong>und</strong>ierung<br />
beschließt, könnte ihm das schaden, was sicher<br />
nicht der Fall sein würde. Sollte es jedenfalls nicht<br />
rasch nach der Wahl zu einer positiven Entscheidung<br />
kommen, werden wir einen Kahlschlag in der<br />
Branche erleben. Das Absurde dabei: Österreich ist<br />
international bei den Festivals sehr erfolgreich, im<br />
ORF-Programm sind die Eigenproduktionen höchst<br />
beliebt, mit dem Budget von 100 Millionen Euro pro<br />
Jahr hat man viel bewegt <strong>und</strong> ist auf gutem Kurs.<br />
Und nun will man ohne Not diesem erfolgreichen<br />
Weg das F<strong>und</strong>ament entziehen, eigentlich vollkommen<br />
unnachvollziehbar.<br />
Wirkt sich das drohende Szenario jetzt schon aus?<br />
GraSSEr: 2013 wird ja noch relativ viel produziert,<br />
aber in Bezug auf Co-Produktionen <strong>und</strong> auf Projekte<br />
für 2014 spürt man natürlich schon jetzt Auswirkungen.<br />
Durch die wahltaktische Nichtbehandlung dieser<br />
Causa wird in jedem Fall ein Schaden entstehen.<br />
Wir erwarten aber jedenfalls, dass jede Partei, die zur<br />
Wahl antritt, eine Position zu diesem Sachproblem<br />
formuliert, sodass man zumindest eine Tendenz für<br />
die nächsten Jahre erkennen kann.<br />
Was sind ihre weiteren Pläne als neuer Präsident<br />
der <strong>Film</strong> austria?<br />
GraSSEr: Selbstverständlich werden wir die ORF-<br />
Thematik stark im Fokus behalten <strong>und</strong> hier nicht<br />
locker lassen. Das wird weiterhin ein Kernthema<br />
sein. Ein weiteres breites Feld ist das Thema <strong>Film</strong>förderung.<br />
Wir wollen forcieren, dass sich der Marktanteil<br />
heimischer Kinofilme erhöht <strong>und</strong> das geht nur,<br />
wenn sich die <strong>Film</strong>förderung mehr mit Inhalten auseinandersetzt,<br />
denn mit eigener Bürokratie. Ein mittelgroßer<br />
Kinofilm etwa wird von unterschiedlichen<br />
Förder-Stellen doppelt <strong>und</strong> dreifach geprüft <strong>und</strong><br />
zum Teil sogar unterschiedlich bewertet – das kostet<br />
sehr viel Zeit <strong>und</strong> auch sehr viel Geld. Hier sollte man<br />
ein übergeordnetes Controlling installieren, sozusagen<br />
einen One-Stop-Shop, der Förderentscheidungen<br />
effizienter macht. In der Branche gibt es auch<br />
seit längeren Diskussionen, ob die gegenwärtigen<br />
Fördervergaben noch zeitgemäß sind. Die Antragstermine<br />
etwa führen zu einem Förderungs-Lotto,<br />
Fördervergaben hängen oft mit der Konkurrenz zu<br />
den jeweiligen Terminen ab. Zudem gibt es keine<br />
Ansprechperson bezüglich Inhalten, es ist niemand<br />
verantwortlich <strong>und</strong> auch nicht verantwortlich zu<br />
machen, wenn ein <strong>Film</strong> floppt. Man produziert viel<br />
Papier <strong>und</strong> wenig Dialog. Ich unterstelle allen Beteiligten<br />
prinzipiell guten Willen, aber das System hat<br />
sich nach über 30 Jahren einfach überlebt.<br />
Wie kann man die <strong>Film</strong>förderung reformieren?<br />
GraSSEr: Die Nachjustierung wäre eigentlich sehr<br />
simpel. Pro Jahr kommen r<strong>und</strong> 50 österreichische <strong>Film</strong>e<br />
ins Kino, das ist einfach zu viel, das verträgt der<br />
Markt nicht. Besser wären zum Beispiel 40, einige<br />
davon dafür aber besser ausgestattet <strong>und</strong> konkurrenzfähiger.<br />
Außerdem gibt es kein echtes Modell für<br />
die Nachwuchsförderung, viele Erstlingsfilme sind zu<br />
teuer, dadurch wird der Druck zu groß. „Oh boy“ hat<br />
ein paar h<strong>und</strong>ert tausend Euro gekostet. Warum ist<br />
das bei uns (legal) nicht möglich? Eine Reform muss<br />
aus der Branche heraus kommen, einen Gestaltungswillen<br />
seitens der Politik erkenne ich im Moment<br />
nicht, was mich zum Eingangsthema zurück führt,<br />
sonst könnte es zu dieser prekären aktuellen Situation<br />
ja gar nicht erst kommen. Aber warum sollte uns<br />
das nicht gelingen: Die Branche ist gut drauf, <strong>Film</strong><br />
liegt uns, wir sind talentiert <strong>und</strong> auch beweglich.
Kein gangbarer Weg!<br />
Wie beurteilen sie die aktuelle<br />
Situation r<strong>und</strong> um die orF-<br />
Gebührenref<strong>und</strong>ierung?<br />
BUrKHard ErNSt: Für mich ist<br />
die ORF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />
eine Conditio sine qua non für<br />
die österreichische <strong>Film</strong>industrie.<br />
Dass der ORF die Produzenten<br />
<strong>und</strong> Kreativen sozusagen in<br />
Geiselhaft genommen hat, um<br />
seine Interessen bei der Politik<br />
durchzusetzen ist möglicherweise<br />
ein taktischer Zug, aber Burkhard Ernst<br />
für mich kein gangbarer Weg.<br />
Natürlich unterstützt die Branche die Zuerkennung<br />
der Gebührenref<strong>und</strong>ierung an den ORF,<br />
Pressekonferenzen, Anzeigen, Lobbying in diese<br />
Richtung wurden <strong>und</strong> werden ja gemacht.<br />
Der ORF ist der Hauptauftraggeber der Branche,<br />
ohne ihn kann die gegenwärtige Struktur<br />
nicht aufrechterhalten werden.<br />
Sehen Sie den viel zitierten „Kahlschlag“<br />
für die Branche?<br />
ErNSt: Die Budgets werden traditionell im<br />
September für das kommende Jahr geschnürt.<br />
Heuer warten alle auf den Ausgang der Nationalratswahl<br />
am 29. September. De facto heißt<br />
das, dass in diesem Jahr nicht mehr allzu viel<br />
passieren wird. Für 2014 wird sich das sicherlich<br />
massiv auswirken. Wir können nur hoffen,<br />
dass in einem künftigen Regierungsübereinkommen<br />
die Gebührenref<strong>und</strong>ierung wieder<br />
aufgenommen wird <strong>und</strong> damit der Branche für<br />
die nächsten fünf Jahren eine gewisse Kontinuität<br />
zugesichert werden kann. Die Budgets,<br />
die der ORF vergibt, sind in den letzten Jahren<br />
sukzessive verringert worden. Das hat man<br />
mit Koproduktionen, der Gründung des RTR-<br />
Fernsehfilmfonds, u.a. aufgefangen <strong>und</strong> die<br />
Produktion aufrechterhalten. Mit entsprechenden<br />
Ergebnissen, die speziell international für<br />
große Anerkennung gesorgt haben. Dass jetzt,<br />
sozusagen in der Sternst<strong>und</strong>e des österreichischen<br />
<strong>Film</strong>s, die Mittel gestrichen werden sollen,<br />
ist ein Anachronismus der bizarren Art <strong>und</strong><br />
der seinesgleichen zu suchen hat. In anderen<br />
Wirtschaftsparten wären Auftrags-Kürzungen<br />
in Zeiten der Vollkonjunktur wohl unmöglich.<br />
Abgesehen vom Wegfall des beachtlichenUmwegrentabilitismus,<br />
den diese Branche jährlich<br />
erzeugt.<br />
Ungeachtet dieser aktuellen<br />
thematik haben Sie kürzlich<br />
„6 starke ideen, die den <strong>Film</strong>-<br />
<strong>und</strong> Musikstandort Wien attraktiver<br />
machen“ präsentiert<br />
(siehe auch Beilage in dieser<br />
ausgabe). Was kann man sich<br />
darunter vorstellen?<br />
ErNSt: Eine unserer Forderungen,<br />
jene nach modernen <strong>Film</strong>studios<br />
in Wien ist aus aktuellem Anlass prekärer<br />
denn je: Der ORF hat die Rosenhügelstudios<br />
an einen Bauträger verkauft, der zwar die große<br />
Synchronhalle weiter betreiben will, angesichts<br />
der Pläne für Wohnsiedlungen muss man sich<br />
dies wohl in Form eines Museums vorstellen.<br />
Die Stadt Wien soll sich nicht nur in Form eines<br />
Lippenbekenntnisses zu einer <strong>Film</strong>stadt Wien<br />
bekennen, sondern dies auch tatsächlich umsetzen.<br />
Hier wollen wir entsprechend aktiv sein.<br />
Für die Musikindustrie ist das thema „Festplattenabgabe“<br />
ein zentrales?<br />
ErNSt: Ich versuche gerade zum Thema Festplattenabgabe<br />
beide Seiten – also Handel <strong>und</strong><br />
Industrie – an einen Tisch zu bringen, um ernsthafte,<br />
sachliche Lösungen zu erreichen. Das ist<br />
uns zum Teil schon gelungen, denn letztlich<br />
kann hier nur eine Lösung auf dem Verhandlungstisch<br />
abseits von Gerichtsentscheiden<br />
zielführend sein.<br />
Wie schätzen Sie den ausgang in diesen<br />
Fragen ein?<br />
ErNSt: Wir haben ein breites Band an Problemen,<br />
die im Moment kulminieren, international<br />
kommen die Themen Freihandelsabkommen<br />
USA-EU oder die Kinomittelung hinzu. Im tiefsten<br />
Winkel meiner Seele bin ich überzeugt, dass<br />
zB. beim Problem der Gebührenref<strong>und</strong>ierung<br />
als auch beim Problem der Festplattenabgabe<br />
in Österreich eine Lösung gef<strong>und</strong>en wird. Es<br />
wird zäh sein <strong>und</strong> es werden alle unzufrieden<br />
sein. Aber ein Kompromiss oder Vergleich bedingt<br />
ja, dass beide Seiten unzufrieden sind –<br />
nur dann ist er gut!<br />
filmbiz<br />
ORF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung, Handelsabkommen USA-EU, Kinomitteilung, etc. - Themen, die<br />
die österreichische Musik- <strong>und</strong> <strong>Film</strong>industrie zur Zeit sehr beschäftigen. Der Vorsitzende der<br />
Wiener Fachvertretung in der Wirtschaftskammer Burkhard Ernst kommentiert <strong>und</strong> stellt überdies<br />
ein 6-Punkte-Programm vor, das den <strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikstandort Wien attraktiver machen soll.<br />
<strong>Film</strong> <strong>und</strong> Musik stärken<br />
Es gab laut Statistik<br />
Austria 2010 mehr als 1.800<br />
Unternehmen, die sich<br />
auf Kino- <strong>und</strong> TV-<strong>Film</strong>e,<br />
Werbefilme, Wirtschaftsfilme<br />
sowie Nachbearbeitung<br />
spezialisiert haben. Sie<br />
beschäftigten mehr als 4.000 Mitarbeiter bei<br />
einem Umsatz von knapp 492 Millionen Euro.<br />
In der Musikindustrie wiederum haben allein<br />
die Aktivitäten von Musikern <strong>und</strong> Komponisten<br />
direkt <strong>und</strong> indirekt für einen Bruttoproduktionswert<br />
von fast 1,5 Milliarden Euro gesorgt.<br />
Österreichs <strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikindustrie hat<br />
darüber hinaus eine Bedeutung, die weit in<br />
andere Wirtschaftszweige hineinreicht: So sind<br />
international erfolgreiche <strong>Film</strong>e oder TV-Serien<br />
mit perfekt inszenierten österreichischen<br />
Schauplätzen die beste Tourismuswerbung.<br />
Wegen Konzerten, Festspielen usw. kommen<br />
ebenfalls zahlreiche Gäste ins Land <strong>und</strong> sorgen<br />
für Wirtschaftswachstum. Das sind aber nur<br />
zwei Beispiele für die beachtliche Umwegrentabilität<br />
von Förderungen für hochwertige<br />
Produktionen bzw. Produktionsstätten.<br />
Aktuell steht die Branche vor allem wegen<br />
der vom ORF angedrohten Sparmaßnahmen<br />
<strong>und</strong> den Protesten dagegen im Blickpunkt<br />
(Stichwort: Braunschlag statt Kahlschlag).<br />
Abgesehen von topaktuellen Themen wie diesem<br />
gibt es aber eine Reihe von strukturellen<br />
Aufgaben, die im Sinne einer starken <strong>Film</strong>- <strong>und</strong><br />
Musikindustrie erledigt werden müssen.<br />
Gemeinsam mit Vertretern der Branche hat die<br />
Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Wien<br />
daher ein Forderungsprogramm erarbeitet.<br />
Es heißt „Den <strong>Film</strong>- <strong>und</strong> Musikstandort Wien<br />
attraktiver machen. Sechs starke Ideen“.<br />
Themen sind eine umfassende Standortpolitik,<br />
Festplattenabgabe, Förderung für Projekte<br />
sowie Innovationen <strong>und</strong> Anpassungen bei<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Sozialrecht.<br />
Obwohl das Programm gerade einmal etwas<br />
mehr als einen Monat jung ist, haben wir<br />
bereits gute Gespräche mit Verantwortlichen<br />
in Wien führen können. Das ist ein vielversprechender<br />
Auftakt für die kommenden R<strong>und</strong>en.<br />
Florian Robetin, Geschäftsführer Sparte<br />
Industrie Wirtschaftskammer Wien<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |29
filmbiz<br />
MIP TV: Österreich in<br />
der Auslage<br />
pre tv -Geschäftsführer Nikolaus Wisiak organisiert den österreichischen Gemeinschaftsstand<br />
auf den Fernseh-Messen MIP TV <strong>und</strong> Mipcom in Cannes. Im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview<br />
berichtet er über die Performance der österreichischen Produktionsfirmen an der Croisette <strong>und</strong><br />
nimmt zur Gebührenref<strong>und</strong>ierungs-Debatte Stellung.<br />
Nikolaus Wisiak<br />
30 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wie werden die auftritte der teilnehmenden<br />
österreichischen Firmen<br />
bei den Fernsehmessen in Cannes<br />
organisiert?<br />
NiKolaUS WiSiaK: <strong>Film</strong> Austria richtet<br />
gemeinsam mit ORF Enterprise<br />
den Messestand bei der MIP TV <strong>und</strong><br />
Mipcom aus. Der Stand wird vom Fachverband,<br />
Exportwirtschaft, ÖFI, Wiener<br />
<strong>Film</strong>fonds, RTR, VAM, den Beiträgen der<br />
Produktionsfirmen die an den Messen<br />
teilnehmen sowie durch Eigenmittel<br />
von <strong>Film</strong> Austria finanziert. Die Eintrittspreise<br />
halbieren sich für die Firmen, die<br />
sich über unseren Stand akkreditieren<br />
<strong>und</strong> darüber hinaus steht ihnen die<br />
volle Infrastruktur eines Messestandes<br />
zur Verfügung, der sonst für ein einzelnes<br />
Unternehmen unfinanzierbar wäre. Bei der<br />
MIP TV im April waren r<strong>und</strong> 15 Firmen auf unserem<br />
Stand vertreten, auf der Mipcom im Herbst 2012<br />
waren auch die österreichischen <strong>Film</strong>comissions<br />
<strong>und</strong> Fonds Teilnehmer. Durch die mittlerweile sehr<br />
zentrale Lage innerhalb des Messe-Geländes ist der<br />
österreichische Stand sehr gut besucht. Der Stand<br />
wird zwar von <strong>Film</strong> Austria organisiert, steht aber<br />
allen österreichischen ProduzentInnen offen <strong>und</strong><br />
es sind auch alle herzlich eingeladen. Ich kann eine<br />
Teilnahme wirklich empfehlen, denn die Möglichkeit<br />
international zu agieren, schafft Unabhängigkeit<br />
<strong>und</strong> neue Perspektiven.<br />
Welches Highlight wurde bei der MiP tV gesetzt?<br />
WiSiaK: Traditionell richten wir am Dienstag einen<br />
Empfang am Stand mit österreichischen Spezialitäten<br />
<strong>und</strong> Wein aus. Dieser ist immer sehr gut besucht<br />
<strong>und</strong> ein get together heimischer <strong>und</strong> internationaler<br />
Branchen-Prominenz bei dem man sich über<br />
neue Produktionen <strong>und</strong> Marktentwicklungen austauscht.<br />
Besonders positiv unterstreichen möchte<br />
ich die angenehme <strong>und</strong> gute Zusammenarbeit<br />
mit dem ORF in Bezug auf die Standorganisation<br />
<strong>und</strong> das allgemein kollegiale Klima, das sich nicht<br />
zuletzt auch sehr positiv auf die Performance vor<br />
Ort auswirkt.<br />
ist das thema Gebührenref<strong>und</strong>ierung auch in<br />
Cannes ein thema?<br />
WiSiaK: Der ORF lud heuer zu einem Produzentenfrühstück,<br />
innerhalb dessen Rahmenbedingungen<br />
für Produktionen <strong>und</strong> die Ausstellung eines letters<br />
of intent für Förderungen besprochen wurden. Das<br />
Thema Gebührenref<strong>und</strong>ierung hängt natürlich wie<br />
ein Damoklesschwert über allen aktuellen <strong>und</strong> vor<br />
allem künftigen Projekte. Prinzipiell ist man sich<br />
einig, dass die Gebühren dem ORF zu ref<strong>und</strong>ieren<br />
sind <strong>und</strong> dass dieses Geld für das Programm ausgegeben<br />
wird. Wenn nun tatsächlich 40 Millionen<br />
Euro eingespart werden, entfallen 40% des Auftragsvolumens.<br />
Wer soll das überleben? Da geht<br />
es dann nicht mehr darum, ob nun das eine oder<br />
das andere Projekt nicht stattfindet. Das bedeutet<br />
neben dem Verlust von vielen Arbeitsplätzen in<br />
der Branche auch den Verlust von Arbeitgebern.<br />
Dieser Schaden ist dauerhaft. Die Unsicherheit ist<br />
innerhalb der Branche sehr groß, man weiß zur Zeit<br />
nicht, was wo wie eingespart wird <strong>und</strong> bis allenfalls<br />
2014 Geld fließt, ist ein beträchtlicher Schaden bereits<br />
angerichtet <strong>und</strong> sind Arbeitsplätze <strong>und</strong> Wertschöpfung<br />
verloren gegangen. Hier ist eine Lösung<br />
dringend erforderlich.<br />
an welchen Projekten arbeitet die pre tv zur<br />
Zeit?<br />
WiSiaK: Wir bereiten gemeinsam mit France 5 <strong>und</strong><br />
Channel 4 <strong>und</strong> Puls 4 eine Dokumentation über<br />
mögliche Enkel von Adolf Hitler vor. Mit Terra Mater<br />
projektieren wir eine Dokumentation über die<br />
Mongolei. Ebenfalls in Vorbereitung befindet sich<br />
ein Projekt zum Thema 350 Jahre Prinz Eugen für<br />
ORF Universum History.<br />
„Prinzipiell ist man sich einig,<br />
dass die Gebühren dem orF zu<br />
ref<strong>und</strong>ieren sind <strong>und</strong> dass dieses<br />
Geld für das Programm ausgegeben<br />
wird. Wenn nun tatsächlich 40 Millionen<br />
Euro eingespart werden, entfallen<br />
40% des auftragsvolumens.<br />
Wer soll das überleben?“
<strong>Film</strong>verleih:<br />
Erfolgsmodell VPF<br />
Was sind die wichtigsten Vorhaben in der Verleihwirtschaft?<br />
MiCHaEl StEJSKal: Das zentrale Thema der letzen<br />
Jahre haben wir nun hinter uns gebracht – das<br />
freiwillige VPF-Modell, also die Kooperation der heimischen<br />
<strong>Film</strong>verleiher mit den Kinobetreibern, das<br />
eine Umstellung auf digitale Projektion ermöglicht.<br />
Da ist uns ein Modell gelungen, das europaweit herzeigbar<br />
ist <strong>und</strong> auch vielfach entsprechende Anerkennung<br />
findet. Nun muss man die Umsetzung die<br />
nächsten Jahre begleitend betreuen <strong>und</strong> etwaige<br />
Kinderkrankheiten ausmerzen.<br />
Ein sehr aktuelles Thema ist die Auseinandersetzung<br />
mit der Kinomitteilung auf EU-Ebene, die staatliche<br />
Beihilfen für <strong>Film</strong>e <strong>und</strong> andere audiovisuelle Werke<br />
darlegt. Speziell für kleinere Länder könnte es zu<br />
empfindlichen Beeinträchtigungen zum Beispiel<br />
bei den Kinostart-Förderungen kommen. Hier gilt es<br />
jedenfalls sehr wachsam zu sein.<br />
Ein persönliches Anliegen von mir, an dem man sich<br />
schon seit Jahrzehnten die Zähne ausgebissen hat,<br />
ist der Bereich <strong>Film</strong>prädikatisierung <strong>und</strong> Jugendzulassung.<br />
Hier Reformen durchzusetzen ist scheinbar<br />
ein Ding der Unmöglichkeit, dennoch werde ich es<br />
versuchen. Man muss die Prädikatisierung für kleinere<br />
<strong>Film</strong>e leistbar machen, denn in der jetzigen<br />
Situation wird für kleinere Produktionen, die aber<br />
auf internationalen Festivals Preise bekommen,,<br />
nicht angesucht, da es sich einfach nicht auszahlt.<br />
Es kommt daher zu einem Zerrbild der Wirklichkeit,<br />
denn ein Großteil der Produktionen, die ein Prädikat<br />
verdient hätten, bemühen sich erst gar nicht darum.<br />
Überhaupt bin ich der Meinung, dass <strong>Film</strong>e, die bei<br />
internationalen Festivals Erfolge feiern, automatisch<br />
ein Prädikat erhalten sollten. Auch die renommierten<br />
Fipresci-Preise – als jene Preise die anerkannte internationale<br />
Journalisten vergeben – sollten wohl für<br />
ein Prädikat in Österreich ausreichen. Und die schon<br />
angesprochene Jugendzulassung von <strong>Film</strong>en ist<br />
durch die unterschiedlichen Regelungen der Länder<br />
kaum nachvollziehbar <strong>und</strong> nicht mehr zeitgemäß.<br />
Wie beurteilen Sie das <strong>Film</strong>jahr 2013 bisher?<br />
StEJSKal: Das gr<strong>und</strong>sätzliche Problem, dass jedes<br />
Jahr viel zu viele <strong>Film</strong>e in den Kinos starten, gibt es<br />
natürlich auch heuer wieder. Wenn jede Woche zehn<br />
oder mehr <strong>Film</strong>e anlaufen, verkraften das weder das<br />
Publikum noch die Kinos – es kommt zu einer Kannibalisierung.<br />
Das ist ein jahrelanges virulentes Thema,<br />
ohne dass dafür eine Lösung gef<strong>und</strong>en wird. Österreich<br />
ist ein Fortsatz des deutschen Marktes, wobei<br />
die heimischen Verleiher keine Nebenrechte wie<br />
DVD-Verwertung, etc. erhalten. Zugleich haben wir<br />
den Vorteil, dass wir Sprachfassung, Materialproduktion<br />
wie Plakate, Artwork, Trailer, Pressehefte usw.<br />
mehr oder weniger 1:1 übernehmen können. Das<br />
heißt die Verleiher können sich voll <strong>und</strong> ganz auf<br />
den Kinofilm konzentrieren. Auch der<br />
<strong>Film</strong>laden startet r<strong>und</strong> 40 <strong>Film</strong>e pro<br />
Jahr <strong>und</strong> ist daher keine Ausnahme.<br />
Wie beurteilen Sie aus Sicht der<br />
Verleiher die aktuelle diskussion<br />
r<strong>und</strong> um die orF-Gebührenref<strong>und</strong>ierung?<br />
StEJSKal: Hier sind wir in der Rolle<br />
des Zaungastes, aber dennoch ist es<br />
natürlich auch der Verleihwirtschaft<br />
nicht egal, was hier passiert. Ein einigermaßen<br />
ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong> vom Publikum<br />
akzeptiertes heimisches <strong>Film</strong>schaffen<br />
hat immer eine gewisse Motorfunktion,<br />
die der gesamten Branche nützt.<br />
Welche Highlights bietet der <strong>Film</strong>laden<br />
2013?<br />
StEJSKal: Wir haben natürlich eine<br />
Reihe an österreichischen <strong>Film</strong>en wie<br />
„Blutgletscher“ (Allegro <strong>Film</strong>), „Alphabet“ – der dritte<br />
Teil der Erwin Wagenhofer Trilogie (»We Feed The<br />
World« <strong>und</strong> Geld »Let’s Make Money«), „Paganini der<br />
Teufelsgeiger mit David Garrett <strong>und</strong> zu Weihnachten<br />
den ersten Tom Turbo-Kinofilm. International gehe<br />
ich von Erfolgen mit „Don Jon“ (Scarlett Johansson,<br />
Julianne Moore, Joseph Gordon-Levitt), „Diana“ von<br />
Oliver Hirschbiegel oder dem neuen Lars von Trier-<br />
<strong>Film</strong> „Nymphomaniac“ aus.<br />
filmbiz<br />
Michael Stejskal, neuer Obmann im Fachverband der Verleihunternehmen <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />
des <strong>Film</strong>verleihs <strong>Film</strong>laden im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über die vorrangigen Themen<br />
der österreichischen <strong>Film</strong>verleiher.<br />
„Wenn jede Woche zehn<br />
oder mehr <strong>Film</strong>e anlaufen,<br />
verkraften das weder<br />
das Publikum noch<br />
die Kinos – es kommt zu<br />
einer Kannibalisierung.“<br />
Michael Stejskal<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |31
filmbiz<br />
Explizit kreative <strong>und</strong><br />
nachhaltige <strong>Film</strong>e<br />
Ende der 60-er Jahre war das Dokudrama « Die Gentlemen bitten zur Kasse » des NDR<br />
mit Horst Tappert <strong>und</strong> Siegfried Lowitz in den Hauptrollen ein Straßenfeger. Nun wird die<br />
faszinierende Geschichte des legendären britischen Postzugraubs von vor 50 Jahren in einer<br />
zweiteiligen Dokumentation neu erzählt. Koproduzent Johannes Rosenberger, Navigator <strong>Film</strong>,<br />
über diesen <strong>und</strong> weitere Lichtblicke seiner Dokumentarfilmproduktion.<br />
Johannes Rosenberger<br />
32 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wie kommt Navigator <strong>Film</strong><br />
dazu, eine dokumentation<br />
über den berühmtesten<br />
Postraub der Geschichte zu<br />
drehen?<br />
JoHaNNES roSENBErGEr:<br />
Die Kölner Produktion Lichtblick<br />
<strong>Film</strong> ist an mich heran<br />
getreten, nachdem wir in der<br />
Vergangenheit schon sehr<br />
erfolgreich für « David wants<br />
to fly » (D/A/CH 2010) zusammengearbeitet<br />
hatten. Deren<br />
Geschäftsführer, Carl-Ludwig<br />
Rettinger, der vor seiner Selbständigkeit<br />
als <strong>Film</strong>produzent<br />
im ZDF die renommierte Reihe<br />
« Das kleine Fernsehspiel<br />
» mit aufgebaut hat, sandte<br />
mir im März 2012 ein erstes<br />
Treatment, von dem ich so<br />
begeistert war, dass ich umgehend zusagte. Es ist<br />
ein Stoff, der alles beinhaltet: Drama, Spannung,<br />
Witz, Tragik <strong>und</strong> vor allem tolle Protagonisten. Zudem<br />
jährt sich am 8. August 2013 zum 50. Mal der<br />
größte Eisenbahnraub aller Zeiten. Nicht allein aufgr<strong>und</strong><br />
der enormen Beute – nach heutigem Wert<br />
etwa 50 Millionen Euro – wurde der Überfall zum<br />
Mythos, sondern auch wegen seiner beispiellosen<br />
Kühnheit <strong>und</strong> Präzision, ohne dass dabei auch nur<br />
ein Schuss gefallen ist.<br />
Gibt es <strong>Film</strong>material, auf das Sie zurückgreifen<br />
konnten?<br />
roSENBErGEr: Ja, wobei es auch in diesem Zusammenhang<br />
eine interessante Anekdote zu erzählen<br />
gibt. Der in den 60er-Jahren auf diese Begebenheit<br />
hin entstandene TV-Dreiteiler mit Horst Tappert in<br />
der Titelrolle des Bandenchefs Bruce Reynolds führte<br />
erstmalig zu dem Begriff « Straßenfeger », nie wieder<br />
hatte deutsches Fernsehen eine solche Quote. Und<br />
der Autor <strong>und</strong> Regisseur Egon Monk begründete damit<br />
auch das Genre des TV-Dokudramas! Wir gehen<br />
davon aus, dass das Interesse seitens der Fernsehzuschauer<br />
auch heute noch vorhanden ist. Aber um<br />
auf die Frage zurück zu kommen, es wurden ca. 30-<br />
40 % neu gedreht, der Rest wurde eben aus diesem<br />
Dreiteiler quasi als Reenactments eingebaut. Es sind<br />
Spielszenen, die eine w<strong>und</strong>erbare Patina angesetzt<br />
haben <strong>und</strong> eine ganz eigene historische Authentizität<br />
ausstrahlen. Dazu hatten wir noch das Glück,<br />
dass während der Recherchen zu diesem <strong>Film</strong> eine<br />
Kinofassung aufgetaucht ist, in dem die Original-<br />
16mm-Aufnahmen in neuer Brillanz erstrahlen.<br />
Sie sind als Produzent beteiligt, gibt es weitere<br />
Österreich-affinitäten?<br />
roSENBErGEr: Die Kamera wird von Attila Boa<br />
geführt, der hierzulande immer stärker sein Können<br />
in dokumentarische Arbeiten einbringen kann (zB.<br />
« More than Honey »). Für den jazzigen So<strong>und</strong>track,<br />
der vom Swinging London der 60er Jahre bis hin in<br />
die Gegenwart die filmische Erzählung musikalisch<br />
wie emotional begleitet, zeichnet Gerald Schuller<br />
verantwortlich. Es gab ein richtiges Komponistencasting<br />
<strong>und</strong> Schuller hat ganz offensichtlich den<br />
richtigen Ton getroffen. Aus Produzentensicht ist<br />
neben der Koproduktion mit ARTE natürlich auch<br />
die wirklich prof<strong>und</strong>e finanzielle Beteiligung von<br />
Servus TV interessant, die den <strong>Film</strong> am 6. + 8. August<br />
im Hauptabendprogramm ausstrahlen wird. Auf<br />
Seiten der Förderung ist auch diesmal der Fernsehfonds<br />
Austria mit an Bord.<br />
Wäre dies nicht ein thema für den orF <strong>und</strong> sein<br />
Publikum gewesen?<br />
roSENBErGEr: Das Projekt lag dem ORF vor, dieser<br />
war jedoch nur an einem Ankauf des fertigen Programms<br />
für die dok.film-Schiene interessiert, was<br />
ich bedauert habe. Aufgr<strong>und</strong> meiner Begeisterung<br />
für dieses Projekt war <strong>und</strong> bin ich der Ansicht, dass<br />
man hier im Hauptabend die richtige Publikumsschicht<br />
erreichen kann, wie erste Pressevorführungen<br />
bereits zeigen bzw. wie ARTE <strong>und</strong> in der Folge<br />
dann Servus TV den <strong>Film</strong> ja auch eingeschätzt haben.<br />
Dasselbe gilt für die Zweitverwertung via DVD,<br />
die der Weltvertrieb Studio Hamburg vorbereitet.<br />
Was sind ihre weiteren Vorhaben?<br />
roSENBErGEr: Unter dem Arbeitstitel « Ulrich<br />
Seidl <strong>und</strong> die bösen Buben » drehen wir die erste<br />
längere <strong>und</strong> prof<strong>und</strong>e Dokumentation über diesen
wichtigen <strong>und</strong> zur Zeit außerordentlich erfolgreichen<br />
österreichischen Regisseur. Constantin Wulff<br />
hat sich dieser Aufgabe angenommen <strong>und</strong> versucht<br />
anhand von Seidls Arbeit an seinem <strong>Film</strong> « Im Keller<br />
» <strong>und</strong> an der Festwochenproduktion « Böse Buben,<br />
fiese Männer » über Männerthemen den Seidl’schen<br />
Kosmos zu beleuchten. Partner sind hier der ORF,<br />
SRF <strong>und</strong> ZDF/arte.<br />
Mein Firmenpartner Johannes Holzhausen befindet<br />
sich zur Zeit im Schnitt der Kinodoku « Das große<br />
Museum ». Weitere <strong>Film</strong>e beschäftigen sich mit dem<br />
Alltag in einer Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie bzw.<br />
mit dem komplexen Thema Spätschwangerschaftsabbruch<br />
nach der pränatalen Diagnose Behinderung.<br />
Hier tun sich Fragen nach sog. Normalität etc.<br />
auf <strong>und</strong> soll, wie bei den meisten unserer <strong>Film</strong>e, ein<br />
gesellschaftlicher Diskurs eröffnet werden.<br />
Nach welchen Kriterien suchen Sie ihre <strong>Film</strong>e aus?<br />
roSENBErGEr: Wir suchen <strong>Film</strong>e <strong>und</strong> Themen,<br />
die uns persönlich begeistern <strong>und</strong> herausfordern.<br />
Wir haben nach ca. 20 Jahren Produktionstätigkeit<br />
mittlerweile unser Profil <strong>und</strong> unseren internationalen<br />
Platz <strong>und</strong> Stellenwert als Firma gef<strong>und</strong>en, sodass<br />
uns fast nur Stoffe angeboten werden, die zu unserem<br />
Portfolio an gesellschaftlich relevanten, im ei-<br />
gentlichen Sinne nachhaltigen Stoffen passen. Dazu<br />
gehören natürlich auch die Arbeiten meiner Partner<br />
Johannes Holzhausen <strong>und</strong> Constantin Wulff, welche<br />
vornehmlich als Regisseure tätig sind. Darüberhinaus<br />
bringen beide im Rahmen von regelmäßigen<br />
Brainstormings ihre Ideen <strong>und</strong> Kompetenzen in die<br />
strategische Planung der Firma ein, welche ich gemeinsam<br />
mit unserer Junior Producerin Katharina<br />
Mosser umsetze.<br />
Kann man sich solch eine ambitionierte linie<br />
auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ‚leisten’?<br />
roSENBErGEr: Das Erfreuliche an unseren Dokumentarfilmen<br />
ist, dass sie eine Langzeitwirkung haben,<br />
wie wir z.B. am Verleih <strong>und</strong> auch DVD-Vertrieb<br />
einzelner Titel bemerken. Wir setzen nicht auf aktuelle<br />
Trends sondern auf Themen, die jeden Mensch<br />
betreffen, sei es Geburt, Tod, Arbeit, Erziehung. Was<br />
aber in Zukunft, wenn der ORF wirklich beim Dokumentarfilm<br />
radikal einspart, auf unser Genre bzw.<br />
auf die Branche zukommt, wird dramatische Folgen<br />
haben. Umso mehr bemühen wir uns auch um<br />
Aufträge, wo wir unsere Kompetenz <strong>und</strong> Kreativität<br />
einbringen bzw. vermarkten können, als auch um<br />
vielfältigere Kontakte zu TV-Sendern.<br />
Protest: Erfolgreicher Sendeplatz für<br />
Dokumentarfilme soll gestrichen werden!<br />
Der dok.film am Sonntag ist der einzige Sendeplatz<br />
innerhalb des ORF Hauptprogramms<br />
an dem die inhaltliche Vielfalt des heimischen<br />
Dokumentarfilms zur Ausstrahlung kommt.<br />
Seit dem Start der Sendeleiste 2007 haben sich<br />
dort das Publikumsinteresse als auch der Marktanteil<br />
verdoppelt, was für die Qualitäten des<br />
heimischen Dokumentarfilmschaffens als auch<br />
die Akzeptanz dieses erfolgreichen TV-Angebots<br />
spricht. Die für diesen Sendeplatz verantwortliche<br />
Redaktion <strong>und</strong> das dort vorhandene Budget<br />
sind für österreichische Produktionen ein zentraler<br />
Partner geworden. Auch für internationale<br />
Koproduktionen stellte der Beitrag dieser Redaktion<br />
eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage dar, der Wegfall<br />
des Sendeplatzes <strong>und</strong> des Budgets würde sich für<br />
österreichische ProduzentInnen auf internationalen<br />
Märkten als großer Nachteil auswirken.<br />
Der heimische Dokumentarfilm hat sich in den<br />
letzten 20 Jahren von einem zarten Pflänzchen<br />
zu einem starken Baum entwickelt. Die <strong>Film</strong>e<br />
von Beckermann, Seidl, Wagenhofer, Glawogger<br />
oder Geyrhalter zählen hierzulande wie international<br />
zu den erfolgreichen Beiträgen heimischer<br />
<strong>Film</strong>kultur <strong>und</strong> haben dem Genre des kreativen<br />
Dokumentarfilms seinen unübersehbaren Platz<br />
innerhalb des österreichischen <strong>Film</strong>schaffens verschafft.<br />
Der dok.film steht in dieser Tradition <strong>und</strong><br />
hat in den letzten Jahren konsequent auch dem<br />
starken heimischen Dokumentarfilmnachwuchs<br />
ein Podium geboten.<br />
Gerade der kreative, frei produzierte Dokumentarfilm<br />
hat immer auch die Funktion einer<br />
kritischen Öffentlichkeit eingenommen. Der<br />
Verlust oder das Abschieben in die Unsichtbarkeit<br />
dieser Programminhalte bedeutet somit auch<br />
einen Verlust für den öffentlichen politischen wie<br />
kulturellen Diskurs in diesem Land, das sich sonst<br />
so gern zu den führenden Kulturnationen zählt.<br />
Ein Ersatz eines wöchentlichen Formats durch bis<br />
zu 10 Plätze pro Jahr im Hauptprogramm, wie<br />
kolportiert wird, stellt jedenfalls eine Verarmung<br />
der Vielfalt von Sichtweisen <strong>und</strong> Meinungen dar.<br />
Eine weitestgehende Auslagerung des österreichischen<br />
(Kino-)Dokumentarfilms in ORF III<br />
stellt unserer Meinung auch keine Alternative<br />
für den Sendeplatz auf ORF II dar. ORF III hat<br />
zudem kein auch nur annähernd vergleichbares<br />
Produktionsbudget.<br />
dok.at als Interessensgemeinschaft für den österreichischen<br />
Dokumentarfilm wehrt sich gegen<br />
die geplanten Sparpläne der ORF-Führung,<br />
die neben der Existenz <strong>und</strong> der Sichtbarkeit des<br />
österreichischen Dokumentarfilms auch den Kultur-<br />
<strong>und</strong> Bildungsauftrag des ORF gefährden.<br />
Für dok.at : Harald Friedl (Obmann), Michael<br />
Kitzberger, Johannes Rosenberger, Ralph Wieser<br />
filmbiz<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |33
filmbiz<br />
34 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
UPDATE im „KINO.TO“<br />
Vorabentscheidungsverfahren C-314/12<br />
Am 20. Juni, 2013 fand am Europäischen Gerichtshof<br />
in Luxemburg die mündliche Verhandlung<br />
im Fall Constantin <strong>Film</strong> & Wega <strong>Film</strong> vs<br />
UPC statt.<br />
Der Oberste Gerichtshof hatte den Fall im Juni<br />
2012 an den EuGH weitergeleitet, mit dem<br />
Ersuchen um Auslegung der relevanten EUrechtlichen<br />
Bestimmungen. Der EuGH soll<br />
beantworten, ob Access Provider wie UPC eine<br />
Verantwortung tragen, wenn sie mit ihren Diensten<br />
Zugang zu gewerbsmäßigen <strong>und</strong> illegalen<br />
Plattformen wie kino.to ermöglichen, <strong>und</strong> sie<br />
darüber informiert sind, welche massiven <strong>und</strong><br />
gewerbsmäßigen Urheberrechtsverletzungen auf<br />
einem solchen Portal stattfinden.<br />
Zuvor hatten österreichische Gerichte in den ersten<br />
zwei Instanzen - nach Abwägung der Gr<strong>und</strong>-<br />
EU-USA Freihandelsverhandlungen<br />
Etwa 80 europäische <strong>Film</strong>schaffende haben am 22.4.2013<br />
eine Internetpetition zum Schutz der kulturellen Ausnahme<br />
unterzeichnet <strong>und</strong> rufen darin die EU-Staatschefs auf, für<br />
einen Ausschluss von <strong>Film</strong>dienstleistungen von den EU-USA<br />
Freihandelsverhandlungen einzutreten. Unter den Unterzeichnenden<br />
befindet sich auch ein prominenter Österreicher<br />
- Oscar Preisträger Michael Haneke.<br />
Gr<strong>und</strong> für diesen Protest ist die Aussagen des Handelskommissars<br />
Karel de Gucht, der vorgeschlagen hat, audiovisuelle <strong>und</strong><br />
<strong>Film</strong>dienstleistungen in das Verhandlungsmandat mit den USA<br />
miteinzuschließen. Als Reaktion haben noch vor dem Protest<br />
der <strong>Film</strong>schaffenden nationale <strong>Film</strong>produzentenverbände<br />
gegen die Aufnahme protestiert – allen voran Frankreich.<br />
Auch der österreichische <strong>Film</strong>produktionsverband hat sich dem<br />
Protest angeschlossen. Inzwischen haben auch Vertreter des<br />
Kulturministeriums <strong>und</strong> Außenministeriums dem mit dieser<br />
Angelegenheit federführenden Wirtschaftsministerium am<br />
12. März die Position mitgeteilt ,wonach auch Österreich „die<br />
doppelte Natur audiovisueller Dienstleistungen anerkennen“<br />
solle, die sowohl kommerziell als auch kulturell sei <strong>und</strong> sollen<br />
die Verhandlungen daher die Prinzipien des Unesco-Übereinkommens<br />
über den Schutz <strong>und</strong> die Förderung der Vielfalt<br />
kultureller Ausdrucksformen, welches von der EU ratifiziert<br />
wurde, berücksichtigen. Zu den Hauptprinzipien des Übereinkommens<br />
gehört, dass kulturelle Aspekte der Entwicklung<br />
ebenso wichtig sind wie ihre wirtschaftlichen Aspekte.<br />
rechte - Sperrverfügungen gegen den Access<br />
Provider UPC angeordnet, um den Zugang zum<br />
strukturell rechtsverletzenden Streaming-Portal<br />
kino.to zu erschweren.<br />
Der EU-Gesetzgeber betont eine Verantwortung<br />
der Access Provider als „Vermittler,“ weil diese<br />
„am besten in der Lage sind“ (Erwägungsgr<strong>und</strong><br />
59 der EU-RL 2011/29), die Vermittlung urheberrechtswidriger<br />
Inhalte an den Nutzer abzustellen.<br />
In Einklang mit der neuesten Rechtsprechung<br />
des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte<br />
überwiegen vehemente Eingriffe in das Eigentumsrecht<br />
der Rechteinhaber wie im vorliegenden<br />
Fall die Informationsfreiheit der Nutzer.<br />
Der Schlussantrag des Generalanwalts folgt am<br />
10. Oktober, mit einer Entscheidung des EuGH<br />
ist am ehesten Anfang 2014 zu rechnen.<br />
Nach langem Ringen vieler internationaler <strong>und</strong> nationaler<br />
<strong>Film</strong>verbände sind nun die audiovisuellen Dienstleistungen<br />
von den Handelsverträgen EU-USA ausgenommen. Mitte<br />
Juni haben in Luxemburg die europäischen Handelsminister<br />
ein Verhandlungsmandat für die TIPP-Verhandlungen<br />
entschieden, welche aber <strong>Film</strong>leistungen explizit ausnimmt.<br />
Die Entscheidung kam unter dem nachhaltigen Vetodruck<br />
Frankreichs zustande. Mit einigem Bedauern hat Handelskommissar<br />
Karel de Gucht erklärt, dass 98% des Mandats<br />
ohne Diskussionen angenommen wurden, aber der ganze<br />
Tag der Verhandlungen für die restlichen 2% betreffend<br />
AV-Dienstleistungen reserviert war. Allerdings ist dieser „Sieg“<br />
mit Sicherheit nicht endgültig. Man wird sehen, inwieweit die<br />
Kommission mit ihrem Vorbringen beim Council mehr Erfolg<br />
hat bzw. inwieweit der Druck einiger, nicht gerade wenig<br />
mächtiger europäischer Regierungschefs aufrecht erhalten<br />
bleibt, das gesamte Verhandlungsmandat ohne Lücken zu<br />
präsentieren. Letztlich steht die amerikanische Reaktion ja<br />
auch noch aus.<br />
Nach wie vor ist es aber notwendig, dass der audiovisuelle<br />
Sektor wachsam bleibt <strong>und</strong> die nächsten strategischen<br />
Ansätze der Kommission zu verfolgt. Immerhin stehen zu Redaktionsschluss<br />
Treffen als Part der sogenannten G8-Gruppe<br />
mit Präsident Obama an <strong>und</strong> es könnte gut sein, dass die<br />
Kommission den AV-Sektor in einem späteren Stadium in die<br />
Verhandlungen einbezieht.
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |35
media<br />
Privatradios bilden aus<br />
Der Verein Privatsenderpraxis, die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsorganisation<br />
der österreichischen Privatsender, hat<br />
von Februar bis April 2013 erstmals die neue „radiobroadcaster“<br />
Gr<strong>und</strong>ausbildung durchgeführt. Sowohl die<br />
Ausbildung selbst als auch die Abschlussprüfung verliefen<br />
sehr erfolgreich. Die radiobroadcaster Ausbildung richtet<br />
sich an Mitarbeiter, die am Anfang ihrer Karriere als<br />
Radiomacher stehen <strong>und</strong> sich für die Arbeit im Programmbereich<br />
ein f<strong>und</strong>iertes Gr<strong>und</strong>lagenwissen <strong>und</strong><br />
praktisch anwendbare Qualifikationen aneignen wollen.<br />
Der Studienplan beinhaltet die Bereiche Redaktion<br />
<strong>und</strong> Nachrichten, Moderation <strong>und</strong> Fahrtechnik, Service,<br />
Medienmanagement sowie eine Basis-Sprechausbildung.<br />
Hochqualifizierte Referenten, strukturiert aufbereitete<br />
Inhalte, direkte praktische Anwendbarkeit <strong>und</strong> höchste<br />
Ausbildungsstandards sind zentrale Säulen dieser Ausbildung.<br />
Mit einem Arbeitsaufwand von insgesamt r<strong>und</strong><br />
200 St<strong>und</strong>en entspricht diese Ausbildung 8 ECTS-Credits.<br />
„Wir sind sehr stolz auf unsere ersten Absolventinnen <strong>und</strong><br />
Absolventen! Wir haben damit einigen hochmotivierten<br />
<strong>und</strong> talentierten Newcomern ein f<strong>und</strong>iertes Gr<strong>und</strong>gerüst<br />
für ihre spätere Arbeit mitgegeben.“, so Corinna Drumm,<br />
Vorstandsvorsitzendes des Vereins Privatsenderpraxis.<br />
„Aufgr<strong>und</strong> des Erfolgs dieser Ausbildung planen wir bereits<br />
einen zweiten Lehrgang für Herbst 2013. Mit dieser<br />
Qualifizierungsoffensive leisten wir einen wichtigen<br />
Beitrag zum wachsenden Erfolg der Privatradios.“<br />
Details zur Ausbildung unter www.radiobroadcaster.at.<br />
Zwei der Absolventen zusammen mit ihrem Programmchef<br />
Ralph Waldhauser (Radio Arabella 92,9, 2. von rechts),<br />
der Studienprogrammleiterin Karin Fenz (Mitte), der<br />
Vorstandsvorsitzenden der Privatsenderpraxis Corinna<br />
Drumm (ganz rechts) sowie dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden<br />
Wolfgang Struber (Radio Arabella,).<br />
Ösi-Prominenz zieht nicht<br />
Der ORF hat bekanntlicherweise seine gesellschaftsberichterstattung<br />
eingeschränkt, nun folgt ATV diesem Trend<br />
<strong>und</strong> stellt im Wahljahr « Hi Society » ein. Ab 1. August<br />
gibt es um 20.05 Uhr eine aktuelle, eigens produzierte<br />
Ausgabe der Nachrichten, namens „ATV Aktuell - Das<br />
Wichtigste vom Tag“.<br />
36 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Nacht der Werbung<br />
Erstmals durfte Oliver<br />
Böhm neuer ORF<br />
Enterprise Chef die<br />
versammelte Werbeschar<br />
am Küniglberg<br />
begrüßen, wo die «<br />
Nacht der ORF Werbung<br />
» gefeiert wurde.<br />
Das beste Werbeumfeld<br />
<strong>und</strong> die beste Werbung,<br />
waren auch das Thema<br />
des Abends <strong>und</strong> der Werbehahn-Preisträger mit ORF-Chef Alexander Wrabetz<br />
strahlende Mittelpunkt<br />
um den sich alles drehte, waren alle einreichenden Auftraggeber, Agenturen, Ton<strong>und</strong><br />
<strong>Film</strong>studios mit ihren ausgezeichneten Arbeiten. Nach der Eröffnung von<br />
Alice Tumler, ab Herbst „Die große Chance“-Moderatorin, <strong>und</strong> Ö3-Weckermann<br />
Robert Kratky wurden die Onwards, Werbehähne <strong>und</strong> Werbetrommeln von den<br />
Geschäftsführungen des ORF <strong>und</strong> der ORF-Enterprise überreicht. Den Auftakt<br />
machte Alexander Wrabetz, Generaldirektor des ORF, der die „Onwards“ für<br />
die beste Onlinewerbung im ORF.at-Netzwerk übergab <strong>und</strong> dazu meinte: „Wir<br />
haben den Onward aus der Taufe gehoben, um dem wachsenden Segment der<br />
Onlinewerbung Rechnung zu tragen. Das Medium wie auch die Online-Werbung<br />
wird in Zukunft am stärksten wachsen, deshalb bemühen wir uns weiterhin um<br />
mehr gesetzlichen Spielraum.“ Die hart umkämpften „Werbehähne“ hatte Oliver<br />
Böhm für die Gewinner auf Lager <strong>und</strong> war begeistert von dem hohen Niveau der<br />
Sieger-Spots: „Die Kombination von ORF-TV, Radio <strong>und</strong> Online ist unschlagbar,<br />
wobei mir in den Jahren vor allem Radio ans Herz gewachsen ist. Gute Radiowerbung<br />
ist geradezu universell einsetzbar: sie ist schnell, sie ist kostengünstig <strong>und</strong><br />
das Wichtigste – Radiowerbung wirkt!“ Krönendes Highlight der Verleihung war<br />
der ORF-Publikumspreis „Top Spot“ für die beliebtesten TV-Spots des Landes,<br />
den Richard Grasl, Kaufmännischer Direktor des ORF, zu vergeben hatte <strong>und</strong><br />
sich von der Qualität der Gewinnerspots begeistert zeigte: „Die außergewöhnliche<br />
Kreativität der prämierten Spots hat unser Fernsehpublikum überzeugt. Qualität<br />
ist im immer breiter werdenden Medienmarkt das Unterscheidungsmerkmal<br />
Nummer eins <strong>und</strong> das wissen unsere K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dafür stehen wir als ORF“. Bekannt<br />
unter den Kreativen ist die Party danach, die wie immer gestürmt wurde.<br />
Für den guten So<strong>und</strong> sorgte neben den Ö3-DJs noch die sympathischen „Klangkarussell,<br />
die sofort mit ihrem Hit „Sonnentanz“ loslegten.<br />
ORF-RadioKulturhaus zieht positive Bilanz<br />
Keine leichte Aufgabe hat das Radiokulturhaus zu bewältigen: überschaubares<br />
Budget ( 1 Mio Euro), riesiges Kulturkonkurrenzangebot in Wien, qualitätsvolles<br />
Programm mit Bedacht auf das Radioangebot <strong>und</strong> trotzdem ist es auch 2012<br />
wieder gelungen, eine ausgeglichene Bilanz vorzulegen. R<strong>und</strong> 30.000 BesucherInnen<br />
kamen zu r<strong>und</strong> 300 Konzerten, Lesungen, Gesprächen <strong>und</strong> Diskussionen<br />
<strong>und</strong> sorgten damit für eine Auslastung von 74 Prozent - aus Sicht des ORF-Radio-<br />
Kulturhaus ist damit auch das Jahr 2012 wieder gut gelaufen. Mit „innovativen,<br />
hochwertigen <strong>und</strong> teils unkonventionellen Programmen“ haben die Künstler<br />
gezeigt, „dass Krisenzeiten auch kreative Kräfte freisetzen können“, so RadioKulturhaus-Leiter<br />
Thomas Wohinz. Zwei Drittel der Veranstaltungen wurden in den<br />
ORF-Radios gesendet. Allein auf Ö1 wurden 13.500 der insgesamt r<strong>und</strong> 16.500<br />
Sendeminuten ausgestrahlt. CD-Produktionen waren eine weitere Verwertungsschiene<br />
der RadioKulturhaus-Veranstaltungen <strong>und</strong> durch die Zusammenarbeit<br />
mit dem Spartensender ORF III - Kultur <strong>und</strong> Information wurden einige Reihen<br />
auch im Fernsehen übertragen. Damit ist es gelungen, die Reichweite der Kulturkommunikation<br />
aus dem RadioKulturhaus zu vervielfachten.
RMS: 14. Radio Research Day<br />
<strong>und</strong> 8. Radio Award<br />
„2013 ist ein Jubiläumsjahr. Heuer vor 15 Jahren startete Privatradio flächendeckend in ganz Österreich“,<br />
blickte Michael Graf, auf den historischen Augenblick in der Nacht vom 31. März auf den 1. April 1998<br />
zurück. „Wir können auf das Erreichte sehr stolz sein. Als Dank an alle, die diesen Erfolg ermöglicht haben –<br />
unsere Senderpartner, vor allem aber unsere K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Agenturen – <strong>und</strong> auch als Geburtstagsgeschenk für uns<br />
selbst, haben wir heuer ein ganz besonderes Programm mit außergewöhnlichen Referenten zusammengestellt.“<br />
Alle Preisträger des RMS Radio Awards auf einen Blick<br />
Richard David Precht (Philosoph, Publizist, Bestsellerautor, Fernsehmoderator) nahm die Zuhörer<br />
in seinem mitreißenden Vortrag auf eine philosophische Reise. In einer Welt, in der durch<br />
das Geld alles mit allem tauschbar wird, fehlt den Menschen jene Stabilität, die früher durch<br />
Werte wie Heimat, Stand, Herkunft <strong>und</strong> Milieu bestimmt wurde. Und in einer Gesellschaft, in<br />
der die Menschen stärker denn je sich nach emotionaler Anerkennung – wie Liebe, Respekt<br />
<strong>und</strong> Zuneigung – sehnen, geben Marken jene Orientierungs- <strong>und</strong> Entscheidungshilfe, um die<br />
Komplexität unserer Zeit bewältigen zu können.<br />
Georg Gartlgruber (Managing Director der Carat Austria) präsentierte „Austrias next Radio<br />
Top-Modell“. Basierend auf den umfangreichen Daten der CCS (Consumer Connection Study)<br />
der Aegis <strong>Media</strong>, die neben einer Vielzahl an Zielgruppen-Informationen auch die Überschneidungen<br />
von Mediengattungen in einer Single Source-Studie erhebt, wurde ein Planungstool<br />
entwickelt: Spot plus. Dieses Evaluierungsprogramm ermöglicht es, die Nettoreichweiten von<br />
crossmedialen Kampagnen in konkreten Kernzielgruppen sowie die optimale Budgetverteilung<br />
je Medienkanal zu quantifizieren.<br />
Dietmar Dahmen (Kommunikationsberater, Strategic Planner, Kreativer) fesselte das Publikum<br />
Die Preisträger des 8. RMS Radio Award 2013 sind:<br />
Kategorie „Speedies“<br />
(Sujets, die schon nach wenigen Schaltungen eine<br />
überproportionale Leistungssteigerung aufweisen):<br />
Produkt: Steirerkraft<br />
K<strong>und</strong>e: Estyria Naturprodukte<br />
Kreativagentur: RahoferNussbaumer . Werbeagentur<br />
<strong>Media</strong>agentur: phd <strong>Media</strong>agentur<br />
mit seinem Appell, Werbung emotional zu gestalten. Jede Kaufentscheidung wird emotional<br />
getroffen, nur Emotionen führen zu Handlungen. Darüber hinaus aktiviert das Hören die Gefühlsebene<br />
in weit höherem Maße als das Sehen, Hören ist somit ein kaufbeeinflussender<br />
Faktor. Und: Werbung muss auch von der Norm abweichen, um in die Köpfe der Konsumenten<br />
zu gelangen. „Auf einem Bild mit 500 Pferden <strong>und</strong> 1 Zebra – welches Tier wird einem als Erstes<br />
auffallen?“, fragte Dahmen um schlusszufolgern: „Seien Sie das Zebra in der Werbung!“.<br />
Oliver Ratschka (Senior Client Executive bei A. C. Nielsen) <strong>und</strong> Doris Ragetté (Marktforscherin<br />
bei RMS Austria) präsentierten eine Studie zur impliziten Wirkung von Radiowerbung, analysiert<br />
am Beispiel der Marke „Ja Natürlich“. Aus dieser qualitativ hochwertigen Studie lassen<br />
sich u.a folgende Schlussfolgerungen ableiten: Mit Radio wird die Wirkung von Onlinewerbung<br />
deutlich verstärkt <strong>und</strong> zwar sowohl hinsichtlich Awareness als auch auf das Markenimage.<br />
Und im Vergleich mit einer Mono-Onlinewerbung schnitt Radio signifikant besser ab.<br />
Den Abschluss dieser hochkarätigen Fachveranstaltung bildete die Verleihung des RMS Radio<br />
Award, der heuer bereits zum achten Mal an Auftraggeber, Kreativ- <strong>und</strong> <strong>Media</strong>agentur vergeben<br />
wurde. Ermittelt werden die erfolgreichsten Radiospots aus insgesamt 300 getesteten Spots aus<br />
der Sujet-Datenbank von Focus <strong>Media</strong> Research, die im Erhebungszeitraum von März 2012 bis<br />
Februar 2013 neu on air gegangen sind. Anhand relevanter Kriterien wie Spotbekanntheit, Markenimpact<br />
<strong>und</strong> Imagebeurteilung werden die besten Spots ermittelt. Alle in diesem Zeitraum<br />
analysierten Sujets wurden mit Hilfe eines Statistikstools in Kategorien zusammengefasst, die<br />
sich sehr deutlich voneinander unterscheiden. Es wurde aus jeder Kategorie der Beste mit dem<br />
Radio Award ausgezeichnet. Und die Jury, die letztlich über die Sieger entscheidet, ist eine der<br />
objektivsten <strong>und</strong> unbestechlichsten – nämlich die Hörer, also die Konsumenten.<br />
„Werte – Werbung – Wirkung, das Motto des heurigen Radio Research Day, hat gezeigt, wie<br />
unterschiedlich <strong>und</strong> vielfältig die Themen sein können, um das Medium Radio zu beleuchten.<br />
Aber alle Analysen kommen letztlich zu einem Schluss: Radio hat auch im digitalen Zeitalter<br />
einen fest verankerten Stellenwert – sowohl bei den Hörern als auch am Werbemarkt: “, freut<br />
sich Doris Ragetté, Organisatorin des Radio Research Day, über eine wiederum höchst gelungene<br />
Fachveranstaltung.<br />
Kategorie „Permanent Performer“<br />
(Marken mit einem konstant hohen Werbedruck, die ihre<br />
starken Leistungswerte nochmals steigern können):<br />
Produkt: Vöslauer Balance<br />
K<strong>und</strong>e: Vöslauer Mineralwasser<br />
Kreativagentur: Demner, Merlicek & Bergmann<br />
<strong>Media</strong>agentur: <strong>Media</strong> 1<br />
Kategorie „Top Sellers“<br />
(besonders abverkaufsstarke Sujets, die die<br />
Konsumenten besonders zum Kauf anregen):<br />
Produkt: Hervis<br />
K<strong>und</strong>e: Hervis Sports<br />
Kreativagentur: Young & Rubicam<br />
<strong>Media</strong>agentur: <strong>Media</strong>edge:CIA<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |37
media<br />
Alles okidoki: neue<br />
Formate ante portas<br />
Das Kinderprogramm des ORF war eines der Renner auf der im April abgehaltenen Programmmesse<br />
MIP-TV in Cannes. ORF-Enterprise-Geschäftsführerin Beatrice Cox-Riesenfelder <strong>und</strong><br />
KidsTV-Geschäftsführer Stefan-Ludwig Guggemos im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview über<br />
neue Programm-Elemente <strong>und</strong> Vermarktungs-Offensiven der ORF-Kinder-Schiene.<br />
Beatrice Cox-Riesenfelder<br />
Stefan-Ludwig Guggemos<br />
38 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Welche Formate des orF-Kinderprogramms lassen<br />
sich international am besten vermarkten?<br />
CoX-riESENFEldEr: Seit Herbst 2008 liefert<br />
Thomas Brezina den Großteil des ORF-Kinderprogramms<br />
mit einem Dutzend Formaten. International<br />
- wie zuletzt bei der MIP-TV in Cannes – ist zum<br />
Beispiel das Format „Forscherexpress“ sehr gefragt.<br />
In Thailand beispielsweise ist Thomas Brezina damit<br />
ein TV-Superstar. Aber auch Formate wie „7 W<strong>und</strong>er“,<br />
„Franz Ferdinand“ <strong>und</strong> natürlich „Tom Turbo“ lassen<br />
sich vielfach vermarkten.<br />
Darüberhinaus gibt es DVDs <strong>und</strong> CDs, zum Beispiel<br />
von Freddy <strong>und</strong> die wilden Käfer, bei denen die Kinder<br />
mitsingen können.<br />
GUGGEMoS: Die ORF-Enterprise übernimmt die-<br />
Contentverwertung der TV-Folgen, die Bereiche<br />
Merchandising <strong>und</strong> Licensing übernimmt KidsTV,<br />
alle anderen Verwertungen werden gemeinsam unternommen.<br />
KidsTV betreut zum Beispiel alle Buchthemen<br />
bis hin zu Kooperationen wie mit der Spiele-<br />
Firma Piatnik. Hier haben wir gemeinsam ein Activity<br />
Spiel zum Thema „Franz Ferdinand“ herausgebracht<br />
oder zwei Spielboxen mit dem „ABC Bär“. Das Franz<br />
Ferdinand-Activity hat sich bislang über 4.500 mal<br />
verkauft, für Österreich eine großartige Zahl.<br />
tom turbo feiert heuer sein 20jähriges Jubiläum.<br />
Wie geht die Enterprise <strong>und</strong> KidstV hier an<br />
die Vermarktung heran?<br />
GUGGEMoS: Zum Thema Tom Turbo haben wir<br />
soeben neue Bücher mit neuen Illustrationen im<br />
G&G-Verlag herausgebracht, im Herbst erscheint ein<br />
Jubiläumsband inklusive der allerersten Tom Turbo-<br />
TV-Geschichte, die in einem Museum spielt. Highlight<br />
des Jubiläums-Jahres ist der Kinofilm „Tom Turbo<br />
– Von 0 auf 111“, der im Dezember in die Kinos<br />
kommen wird <strong>und</strong> die Entstehungsgeschichte des<br />
Fahrrad-Detektivs erzählt.<br />
CoX-riESENFEldEr: Auch im ORF-Programm gibt<br />
es ein großes Geburtstags-Special im November, wo<br />
ein Wochenende lang die gesamte Fläche des Kinderprogramms<br />
im Zeichen von Tom Turbo stehen wird.<br />
GUGGEMoS: Tom Turbo hielt 1993 Einzug in die<br />
Fernsehhaushalte, jetzt erkennen wir einen Mehrgenerationen-Effekt<br />
– die jungen Eltern von heute haben<br />
früher selber Tom Turbo gesehen. Die Energie,<br />
die die Marke Tom Turbo nun wieder erhalten hat,<br />
wird zu weiteren Lizenz-Produkten führen, es gibt<br />
bereits etliche Projekte.<br />
im Juli erfolgt der Start von „Schmatzo“ – einer<br />
Kinder-Kochssendung. Was kann man sich darunter<br />
vorstellen?<br />
CoX-riESENFEldEr: „Schmatzo“ ist das erste<br />
„okidoki“-Kochformat, wo jeweils am Samstag Vormittag<br />
Starkoch Alexander Kumptner (Albertina Passage)<br />
gemeinsam mit zwei Kindern in jeder Sendung<br />
ein neues Gericht kreiert. Selber machen <strong>und</strong> Spaß<br />
daran haben steht dabei an oberster Stelle. Außerdem<br />
liefert „Schmatzo“ interessante Informationen<br />
r<strong>und</strong> um die Themen Kochen, ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />
<strong>und</strong> den bewussten Umgang mit Lebensmitteln.<br />
Damit soll auch <strong>und</strong> gerade im Kinderprogramm<br />
ein nachhaltiges Thema vermittelt werden – weg<br />
von fast Food hin zu echten Lebensmitteln.<br />
Stichwort orF Eins: das Kinderprogramm unterliegt<br />
scheinbar stark schwankender Programmierung?<br />
CoX-riESENFEldEr: Das Kinderprogramm leidet<br />
natürlich durch mangelnde Konstanz, die durch<br />
Ereignisse wie Ski-Rennen etc. hervorgerufen wird.<br />
Dadurch ist der Aufbau einer Markenwelt r<strong>und</strong> um<br />
die okidoki Formate sehr wichtig. Mit Büchern, CDs,<br />
DVDs & Co kann man Kindern <strong>und</strong> auch Eltern eine<br />
höhere Regelmäßigkeit anbieten.<br />
GUGGEMoS: Das unterstreicht auch zum Beispiel<br />
der Erfolg von okidoki auf Tour mit Robert Steiner,<br />
der diese Erlebniswelten off air vor großem (kleinen)<br />
Publikum präsentiert. Hier produzieren wir jährlich<br />
an die 240 St<strong>und</strong>en Live-Programm vor Ort.<br />
Cds, dVds, Bücher, Spiele – die Welt der Kinder<br />
scheint im digitalen Zeitalter noch nicht angekommen<br />
zu sein?<br />
CoX-riESENFEldEr: Der Kindersektor ist nach wie<br />
vor noch sehr haptisch angelegt - die Hemmschwelle<br />
der Eltern ihre Kinder st<strong>und</strong>enlang ins Internet<br />
zu schicken ist nach wie vor vorhanden, zudem<br />
eignen sich die okidoki-Produkte auch sehr gut als<br />
Geschenke. Aber natürlich gibt es Überlegungen die<br />
okidoki-Welt auch Online widerzuspiegeln.<br />
Gibt es Pläne im orF auch Casting-Shows im<br />
Kinderbereich zu produzieren?
CoX-riESENFEldEr: Das ORF-Kinderprogramm<br />
setzt auf Unverwechselbarkeit <strong>und</strong> Repertoire-fähige<br />
Formate die langfristig funktionieren, dafür eigenen<br />
sich Casting-Shows nicht. Wir bemühen uns<br />
um international vermarktbare Formate eben wie<br />
Kochen mit Kindern, Science <strong>und</strong> Kinder, auch als<br />
Gegenpol zum Trash-Kinder-TV, das mehr <strong>und</strong> mehr<br />
um sich greift.<br />
GUGGEMoS: Ein gutes Beispiel dafür ist eine für<br />
Herbst neu geplante Kinder-Wissens-Sendung mit<br />
dem Titel „Genau so geht´s“. Dieses Format setzt so<br />
wie alle anderen Thomas-Brezina-Entwicklungen<br />
auf folgendes Prinzip: Begleiten, Begeistern <strong>und</strong> Bestärken<br />
aber niemals Belehren.<br />
Stichwort thomas Brezina-Entwicklungen – wie<br />
<strong>und</strong> wo produziert KidstV?<br />
GUGGEMoS: Thomas Brezina ist der okidoki-Mastermind,<br />
also der geistige Vater des Gesamtkonzepts von<br />
okidoki, das in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen<br />
ORF-Redaktion unter der Leitung von Alexandra<br />
Schlögl als Sendungsverantwortliche umgesetzt wird. Wir<br />
betreiben ein eigenes Studio im 23. Bezirk <strong>und</strong> beschäftigen<br />
r<strong>und</strong> 50 Mitarbeiter die r<strong>und</strong> 14 Formate betreuen<br />
<strong>und</strong> dem ORF die gesamte Programmfläche zuliefern.<br />
Kronehit Y.A.M.: Podium<br />
für Popmusik made in A.<br />
Rüdiger Landgraf<br />
media<br />
Seit zwei Jahren bietet Österreichs einziges b<strong>und</strong>esweites Privatradio mit Y.A.M. (young austrian<br />
music) ein Internetradio, das sich ausschließlich österreichischer Popmusik widmet. <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> &<br />
<strong>Media</strong> im Gespräch mit Rüdiger Landgraf (Programmchef) <strong>und</strong> Wolfgang Pammer (Musikchef).<br />
Wie kam es zur Gründung eines eigenen internet-Kanals<br />
für junge österreichische Popmusik?<br />
laNdGraF: Die Gr<strong>und</strong>überlegung vor bald zwei Jahren<br />
war: wie können wir einen Kanal starten, der ausschließlich<br />
junge österreichische Popmusik abseits des<br />
Austropop-Fahrwassers spielt? Ein Internetradio eignet<br />
sich da natürlich hervorragend – 24 St<strong>und</strong>en via mobiler<br />
Webseiten <strong>und</strong> Apps jederzeit verfügbar. Unserer Kern-<br />
Message „Wir sind die meiste Musik“ wollen wir auch<br />
im Internet gerecht werden. Dabei legen wir natürlich<br />
sehr großen Wert, dass die Musik auch zu unserer Brand<br />
passt. Für Y.A.M gilt das genauso wie für Kronehit.<br />
PaMMEr: Mittlerweile bietet Kronehit in Summe 17<br />
verschiedene Spartensender im Internet an – black,<br />
house, dance, fresh usw. Die Zugriffsraten sind unterschiedlich<br />
hoch.<br />
Wie wurde Y.a:M. bislang angenommen?<br />
laNdGraF: Die aktuellen Zahlen von Mai diesen<br />
Jahres weisen für Y.A.M. 7.500 Hörer aus. Das ist sicher<br />
keine berauschende Zahl aber zumindest steigen<br />
die Zugriffe kontinuierlich. Unser Spartenkanal<br />
fresh beispielsweise hat Reichweiten vergleichbar<br />
mit einem kleineren UKW-Sender.<br />
PaMMEr: Y.A.M. ist bislang noch nicht so in der Szene<br />
angekommen wie wir uns das wünschen würden.<br />
Wir werden zwar sehr stark bemustert - haptisch<br />
ebenso wie digital – allerdings ist das eingehende<br />
Material teilweise nicht professionell genug. Ein Mindestmaß<br />
an So<strong>und</strong>kriterien muss erfüllt werden, beliebig<br />
handgestrickter Garagenrock kommt nicht ins<br />
Programm. Das Angebot von Y.A.M. bietet fertig produzierte<br />
releases – von arrivierten Bands wie Mond-<br />
scheiner bis hin zu völlig unbekannten Newcomern,<br />
die eben unserer Qualitäts-Kriterien erfüllen.<br />
laNdGraF: Noch vor wenigen Jahren war es für<br />
Newcomer beinahe unmöglich, professionelle Releases<br />
in Eigenregie zu produzieren, heute kann<br />
man das in jedem Wohnzimmer machen.<br />
PaMMEr: Die meisten Tracks, die bei uns einlangen,<br />
sind von A-Z von den Künstlern produziert <strong>und</strong><br />
veröffentlicht. Viele wollen Feedback <strong>und</strong> ich muss<br />
ihnen leider sagen, dass wir hier keine Jury sind, sondern<br />
Verwerter, die ein gewisses Maß an Professionalität<br />
erwarten. Das ist auch ein Erziehungsprozess,<br />
bei vielen Nachwuchs-Musikern fällt eine Naivität<br />
<strong>und</strong> Blauäugigkeit auf. Kronehit ist keine karitative<br />
Einrichtung, sondern eine professionelle Brand. Wir<br />
werden nahezu überschwemmt vom Musikangebot.<br />
Aber die Kronehit-Musikredaktion ist keine<br />
A&R-Abteilung einer Plattenfirma.<br />
Wie sieht die Quote von österreichischer Popmusik<br />
im Kronehit-radioprogramm aus?<br />
laNdGraF: Wir haben intensiv versucht, österreichische<br />
Popmusik im Kronehit-Programm unterzubringen,<br />
auch den Backkatalog. Bei unseren Musik-Tests,<br />
die wir regelmäßig durchführen rangieren diese Titel<br />
leider meist ganz hinten in der ,Beliebtheitsskala. Die<br />
Hörer sagen nicht ich höre Kronehit, weil es Musik<br />
von hier spielt, sondern ich höre gern Musik von hier<br />
wenn die Qualität passt, wie zum Beispiel Julian Le<br />
Play, Sonnentanz u.ä., die sehr wohl bei uns sehr stark<br />
on air präsent waren. Mit Y.A.M. bieten wir jedenfalls<br />
einen 24 St<strong>und</strong>en-Kanal für Popmusik aus Österreich.<br />
Wir laden alle ein ihn zu nutzen – aktiv <strong>und</strong> passiv.<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |39
media<br />
Schlagwort Crossmedia<br />
Walter Zinggl, seit 2. April Geschäftsführer von IP-Österreich im <strong>Film</strong>, So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong>-Interview<br />
über die Performance der RTL-Gruppe, die Bedeutung von Crossmedia <strong>und</strong> möglichen künftigen<br />
österreichischen Content.<br />
Walter Zinggl<br />
40 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Wie stellt sich das Fernsehjahr 2013 bisher dar?<br />
WaltEr ZiNGGl: Es gibt zwar kein Crash-Szenario<br />
wie etwa bei so manchem Print-Verlag, aber wir<br />
verzeichnen natürlich auch kein explosionsartiges<br />
Wachstum wie noch Mitte der 2000er-Jahre. Aus<br />
Sicht der IP-Österreich sind wir eigentlich recht zufrieden<br />
– die vier free-to-air Sender die wir vermarkten<br />
– RTL, RTLII, Super RTL <strong>und</strong> VOX -, performen<br />
zufrieden stellend, beim Pay-TV Sender Sky Sport<br />
Austria bemühen wir uns um Telemetrie-Daten, die<br />
für eine großflächige Vermarktung ja essentiell sind.<br />
Gibt es Pläne das tV-Portfolio auszuweiten oder<br />
mit österreichischem Content zu versehen?<br />
ZiNGGl: In der RTL Gruppe gibt es noch eine Reihe<br />
interessanter Nischen-Sender wie RTL Living, RTL<br />
Nitro oder auch ntv. Die könnten uns gemeinsam<br />
einige Prozente Marktanteil bringen. Hier muss man<br />
aber klar sehen: ein Transponderplatz bei As-tra kostet<br />
im HD-Bereich r<strong>und</strong> 800.000-1,2 Millionen Euro<br />
im Jahr. Das muss erst einmal verdient werden! Und<br />
wenn man ein österreichisches Fenster mit Programm<br />
bespielt, dann beginnt man ja nicht bei Null<br />
sondern das Programm muss mehr als die Reichweite<br />
der ersetzten etablierten Sendungen erzielen. Das<br />
prüfen wir zur Zeit, was, wo Sinn machen würde.<br />
im Vergleich zu den Kollegen von Seven one<br />
<strong>Media</strong> fehlt der iP r<strong>und</strong> 4 % Marktanteil. Seven<br />
one <strong>Media</strong> setzt schon länger auf österreichischen<br />
Content?<br />
ZINGGL: Seven One <strong>Media</strong> hat mit PULS 4 einen lucky<br />
punch erzielt, den die Kollegen auch sehr gut<br />
bespielen. Dennoch stammt der überwiegende Teil<br />
des Umsatzes von den Werbefenstern auf ProSieben<br />
<strong>und</strong> Sat1. Wie gesagt, wir kalkulieren alle Optionen<br />
<strong>und</strong> wenn eine einen Sinn macht, werden wir<br />
das umsetzen.<br />
Mit der Kronen Zeitung als stärkste tageszeitung<br />
des landes <strong>und</strong> Kronehit, dem einzigen<br />
österreichweiten Privatradio hat die iP tolle<br />
Partner im eigenen Haus. Gibt es hier künftig<br />
gemeinsame Strategien?<br />
ZiNGGl: Der IP-Hälfte-Gesellschafter Krone <strong>Media</strong><br />
Aktiv hat seine Beteiligung in den letzten Jahren offensichtlich<br />
als Finanzinvestment gesehen, das sich<br />
sehr erfolgreich entwickelt hat. Wir stellen uns der<br />
Frage, wie wir mögliche Symbiosen der einzelnen<br />
Unternehmen marktwirksam machen können. Viele<br />
Ideen sind im Raum, die nächsten Monate werden<br />
zeigen, was wir umsetzen können.<br />
die iP ist auch online-Vermarkter, wie entwickelt<br />
sich dieses Genre?<br />
ZiNGGl: Die signifikanten Wachstumszahlen im<br />
Online-Bereich kommen von den Bewegtbildformaten.<br />
Die IP ist ein Bewegtbildvermarktungs-Profi <strong>und</strong><br />
somit ein idealer Partner für die Online-Companies,<br />
die ihren Ursprung ja zumeist in statischen Formaten<br />
hatten. Ich denke, dass die Online-Vermarktung<br />
in den nächsten Jahren r<strong>und</strong> 30 % unseres Umsatzes<br />
ausmachen wird, derzeit liegt dieser Anteil noch<br />
im einstelligen Prozentbereich. Das Schlagwort<br />
Crossmedia, das in diesem Zusammenhang immer<br />
gerne verwendet wird, braucht zur erfolgreichen<br />
Umsetzung auch entsprechende Partner bei Auftraggebern<br />
<strong>und</strong> Agenturen. Dort herrscht aber<br />
nach wie vor oftmals ein „Kasten“-Denken, wo sich<br />
Abteilungen intern gegenseitig im Wege stehen.<br />
Solange man mit drei unterschiedlichen Partnern<br />
auf Auftraggeber- <strong>und</strong> vier Ansprechpartnern auf<br />
Agentur-Seite kommunizieren muss, solange lassen<br />
sich längst fällige crossmediale Vermarktungsszenarien<br />
schwierig umsetzten.<br />
Sie waren lange Jahre Chefvermarkter des<br />
orF. Wie sehen Sie nun den Unterschied zum<br />
Privat-tV?<br />
ZiNGGl: Das Geschäft der Fernsehvermarktung per<br />
se ist überall gleich. Der Vermarkter sagt zu seinem<br />
Sender: “gib mir mehr Zuseher, dann verdienst du<br />
mehr Geld“. Dass die Kollegen am Küniglberg diesen<br />
Wunsch der Vermarkter in den letzten Jahren<br />
kaum erfüllt haben, ist ja ein offenes Geheimnis.<br />
Die Sender, für die ich nun vermarkte, erfüllen diese<br />
Wünsche <strong>und</strong> das ist wohl der größte Unterschied<br />
zwischen öffentlich-rechtlichem <strong>und</strong> privatem TV.<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen, Entscheidungsabläufe<br />
<strong>und</strong> -geschwindigkeiten kommen natürlich<br />
noch hinzu.<br />
Haben Sie interne ausbaupläne?<br />
ZiNGGl: Die IP-Österreich beschäftigt derzeit 30<br />
Mitarbeiter, wobei die Zahl bis Jahresende auf 32<br />
ansteigen wird. Wir erzielen r<strong>und</strong> 100 Millionen Euro<br />
Umsatz <strong>und</strong> ich bin guter Dinge, diesen am Ende<br />
des Jahres schön einstellig zu steigern.<br />
„Solange man mit drei<br />
unterschiedlichen Partnern<br />
auf auftraggeber- <strong>und</strong> vier<br />
ansprechpartnern auf agentur-<br />
Seite kommunizieren muss,<br />
solange lassen sich längst fällige<br />
crossmediale Vermarktungsszenarien<br />
schwierig umsetzten.“
Fernsehfonds Austria:<br />
5,8 Mio. Euro für<br />
21 Fernsehfilmprojekte<br />
Der Fernsehfonds Austria ,die größte Förderstelle für Fernsehproduktionen<br />
im gesamten deutschsprachigen Raum, hat<br />
schon beim zweiten Antragstermin 2013 das vorhandene Förderbudget<br />
beinahe ausgegeben. „Die Ursache liegt einerseits<br />
in den höheren Herstellungskosten <strong>und</strong> andererseits in der<br />
Zurückhaltung der öffentlich-rechtlichen <strong>und</strong> der privaten<br />
Fernsehveranstalter bei der Mitfinanzierung von Fernsehproduktionen“,<br />
kommentiert Alfred Grinschgl, Geschäftsführer<br />
der RTR-GmbH für den Fachbereich Medien <strong>und</strong> zuständig<br />
für die Mittelvergabe aus dem Fernsehfonds Austria, die Förderentscheidungen.<br />
So hat der Fernsehfonds Austria 34 der im April 2013 eingereichten<br />
Fernsehfilmprojekte auf das Vorliegen der Förderkriterien<br />
überprüft <strong>und</strong> für 21 positive Förderentscheidungen<br />
getroffen. „Die 21 förderungswürdigen Fernsehfilmprojekte<br />
erhalten exakt 5.850.180,- Euro. Damit haben wir zur Jahresmitte<br />
bereits mehr als 12 Mio. Euro aus dem Fördertopf des<br />
Fernsehfonds Austria vergeben. Damit ist der Fördertopf fast<br />
leer“, informiert Grinschgl. „Die Fördermittel verteilen sich<br />
auf neun Fernsehfilme, 11 Dokumentationen <strong>und</strong> eine Serie.<br />
Beteiligte Fernsehsender sind unter anderem der ORF,<br />
Servus TV, Puls4, ARTE, 3sat, ATV, SWR, ZDF, BR, Sat1,<br />
BBC <strong>und</strong> dieses Mal sogar das kanadische Fernsehen CBC“,<br />
so Grinschgl weiter.<br />
R<strong>und</strong> 4,6 Mio. Euro gehen an folgende 9 Fernsehfilme:<br />
„Sarajevo“ (Dor <strong>Film</strong>), „Clara Immerwahr“ (MR-<strong>Film</strong>), „Luis<br />
Trenker - Der schmale Grat der Wahrheit“ (EPO - <strong>Film</strong>,)<br />
„Die Seelen im Feuer“ (Eclypse), „Der Clan. Die Geschichte<br />
der Familie Wagner“ (Mona <strong>Film</strong>), „Alles Fleisch ist Gras“<br />
(Allegro <strong>Film</strong>,) „Rosaria“ (<strong>Film</strong>27), „Der Tote vom Bodensee“<br />
(Graf <strong>Film</strong>produktion) sowie „Die verbotene Frau“ (Mittelaufstockung)<br />
(Aichholzer <strong>Film</strong>).<br />
Mit über 700.000 Euro wurden folgende 11 Dokumentationen<br />
gefördert:<br />
2 Folgen von „Stonehenge - The true Story at last“ <strong>und</strong> die<br />
Universum-Dokumentation „R<strong>und</strong> um den Ötscher - Wildes<br />
Land am Rand der Alpen“ - beide Interspot, der Dreiteiler<br />
„Der Sturm auf die Berge - 150 Jahre Alpengeschichte mit<br />
Reinhold Messner“ <strong>und</strong> „Die Mätressen des Wiener Kongresses“<br />
- beide Makido <strong>Film</strong>produktion, drei Folgen von<br />
„Streifzüge durch Wien“ der Thomas Rilk <strong>Film</strong>produktion<br />
sowie die drei Produktionen der EPO-<strong>Film</strong> „Peter Roseggers<br />
Waldheimat“, „Erika Pluhar - die Stimme“ <strong>und</strong> „Hoch Hinaus“<br />
über die Eröffnung des höchsten Gebäudes in Österreich<br />
im Oktober 2013.<br />
Gefördert wurden weiters 10 Folgen von „Pfusch am Bau<br />
VII“ der On-<strong>Media</strong>, „Eros, Tod <strong>und</strong> die Musik - Das Phänomen<br />
der Berührung durch Musik“ der Vermeer-<strong>Film</strong> <strong>und</strong><br />
zwei Folgen von „Joschi <strong>und</strong> die Stars - Die Serie“ der Fischer<br />
<strong>Film</strong>.<br />
„The Team“ von Superfilm, die einzige Serie, die beim<br />
2. Antragstermin eingereicht wurde, erhielt eine Förderzusage<br />
von 500.000 Euro.<br />
PULS4:<br />
„Herz aus Österreich“ gesucht<br />
Mit einem völlig neuartigem Konzept will der Privatsender<br />
Puls4 das Genre der Musikshows beleben <strong>und</strong> heimischer Musik<br />
eine Plattform bieten. Wie der Sender in einer Ausschreibung<br />
betont, wird mit diesem TV-Format der musikalische<br />
Bildunsauftrag wortwörtlich zu Herzen genommen. «Ohne<br />
Genre-Schubladen <strong>und</strong> ohne Scheuklappen, aber mit Stolz,<br />
Blick nach vorn <strong>und</strong> einem besonderen Bezug zu unserem<br />
Land: dem Lebensgefühl von Heimat im Hier <strong>und</strong> Jetzt! Ob<br />
Einzelkünstler oder Bands, ob Anfänger oder mit reichlich<br />
Erfahrung, ob ungeb<strong>und</strong>en oder bereits unter Vertrag, ob<br />
Coverversion oder Eigenkomposition - Österreichmusik muss<br />
es sein, das ist das einzige Teilnahmekriterium!“ Glaubwürdige<br />
Musiker, positive Unterhaltung <strong>und</strong> ein neues, gutes Gefühl<br />
von Heimat.<br />
Die gesamte Nation wird dieser Frage ab Dezember 2013<br />
nachgehen <strong>und</strong> vor allem täglich mitbestimmen können.<br />
In acht Qualifikationsshows kämpfen zahlreiche nationale<br />
Musik-Künstler um den Einzug in das große Live-Finale auf<br />
PULS 4 <strong>und</strong> damit um das „Herz von Österreich“!<br />
Den Gewinnern winkt neben einer großen Konzerttour auch<br />
eine Werbekampagne im Gesamtwert von 500.000 Euro. Die<br />
Bewerbungsphase startet für Herz von Österreich startet jetzt.<br />
Alle Infos gibt es auf herz.puls4.com<br />
Grünberger folgt Mück<br />
media<br />
Gerald Grünberger hat Werner Mück an der Spitze des<br />
Friedrich F<strong>und</strong>er Instituts (FFI), der in der Journalistenausbildung<br />
tätigen Einrichtung abgelöst. Der Geschäftsführer des<br />
Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) wurde bei der<br />
Generalversammlung zum neuen Präsidenten gewählt <strong>und</strong><br />
folgt somit dem ehemaligen TW1-Geschäftsführer. Grünberger<br />
will in seiner Funktion neben dem journalistischen Handwerk<br />
vor allem auf die Herausforderungen durch die Digitalisierung<br />
für den Journalismus eingehen. „Wenn professioneller Journalismus<br />
nicht die Deutungshoheit des Nachrichtengeschehens<br />
an private Blogger oder Soziale Medien abtreten will, muss er<br />
sich stärker als bisher gegen die Konkurrenz behaupten“, so<br />
der neue FFI-Präsident. Das könne er mit der Rückbesinnung<br />
auf die journalistischen Tugenden, nämlich auf die gründliche<br />
Recherche, den gewissenhaften Double-Chek der Fakten <strong>und</strong><br />
einer klaren Haltung sowie unbeirrbaren Unabhängigkeit.<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |41
media<br />
BÜChER, DVD & CO<br />
Pulitzer-Story<br />
Kaum vorstellbar, welcher Rassismus noch vor 50 Jahren<br />
in den USA herrschte. Einmal mehr nachzulesen in<br />
dem großartig düsteren Krimi des gefeierten Autors<br />
Pete Dexter. Moat County, Florida, 1965. Kurz nach<br />
Sonnenaufgang wird Sheriff Thurmond McCall auf dem<br />
Highway gef<strong>und</strong>en, ausgeweidet wie ein Alligator,<br />
dem man ans Leder will. Die Einwohner des Countys<br />
verlangen Gerechtigkeit, <strong>und</strong> bald schon ist ein Schuldiger<br />
gef<strong>und</strong>en: Hillary Van Wetter, der unberechenbare,<br />
gewalttätige Spross einer Familie, die seit Jahrh<strong>und</strong>erten in den Sümpfen Floridas<br />
haust, soll für den Mord auf den elektrischen Stuhl. Zwei junge Journalisten der<br />
Miami Times rollen den Fall nochmals neu auf <strong>und</strong> verstricken sich selbst dabei in<br />
das Gebäude aus Gewalt, Lug, Korruption, Alkohol. Die Suche nach dem Schuldigen<br />
entwickelt sich rasch zu einem tödlichen Spiel. Denn manchmal wird aus einer Lüge<br />
die Wahrheit. Spannend <strong>und</strong> bedrohlich bis zur letzten Seite. Großartig verfilmt mit<br />
Zac Efron, Matthew McConaughey <strong>und</strong> Nicole Kidman!<br />
Pete Dexter: „Paperboy“ (Liebeskind)<br />
Das Leben ist morbid<br />
Die Anfangsdreißigerin Irina Ellison fliegt nach Russland,<br />
um dort den von ihrem verstorbenen Vater verehrten<br />
Schachgroßmeister Alexander Bestow kennen zu lernen,<br />
der nie die den Brief beantwortete, den dieser ihm<br />
geschrieben hatte. Dabei ging es um die Frage was man<br />
im Angesicht einer sicher kommenden Niederlage machen<br />
soll. Für Vater <strong>und</strong> Tochter aus dem Gr<strong>und</strong> so brisant, da<br />
beide an der unheilbaren Krankheit Chorea Huntington leiden, an der der Vater<br />
jahrelang würdelos litt <strong>und</strong> die er leider der Tochter vererbte. Um ihrem frühen Tod<br />
gelassen entgegen zu gehen, hat sich Irina angewöhnt, nichts <strong>und</strong> niemanden zu<br />
lieben <strong>und</strong> ganz weit weg, nämlich in St. Petersburg das Schicksal auf sich zu kommen<br />
zu lassen. Abwechselnd lässt Jennifer DuBois die Ich-Erzählerin Irina aus der<br />
Gegenwart <strong>und</strong> Alexander aus der Vergangenheit berichten, bis beide Erzählstränge<br />
im Jahr 2006 aufeinandertreffen <strong>und</strong> nur die beiden Perspektiven bleiben. ‚Das<br />
Leben ist groß‘ ist ein Roman über Angst <strong>und</strong> Verlust, über Macht <strong>und</strong> Politik, über<br />
Schach, Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> den Schmerz derer, die lieben. Und man lernt vieles über<br />
Russland, was man vielleicht gar nicht wissen wollte, aber ahnte.<br />
Jennifer DuBois: „Das Leben ist groß“ (Aufbau)<br />
Nebel im Juli<br />
Neben meterologischen Erkenntnissen, nämlich, dass<br />
es in norwegischen Sommernächten stark nebeln kann,<br />
beschreibt dieser Roman einmal mehr, das Konstrukt<br />
Familie als kaum überlebensfähig. Zum 75. Geburtstag<br />
ihrer Mutter, der ehemaligen Buchhändlerin Jenny Brodal<br />
hat Tochter Siri, selbst Mutter zweier Töchter <strong>und</strong> Gastronomin<br />
ein großes Fest organisiert. Gegen den Willen der<br />
Jubilarin, die daraufhin nach jahrzehntelanger Abstinenz<br />
wieder zu trinken beginnt. Das ist aber nur ein kleines Unglück, das an diesem<br />
Abend passiert. Das Au-Pair-Mädchen verschwindet <strong>und</strong> löst damit einen wahrhaft<br />
42 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
zerstörerischen Exitus aus. Die norwegische Autorin Linn Ullmann nutzt diese<br />
krimineske Handlung, um Schicht für Schicht der bürgerlichen Fassade abzutragen.<br />
Keiner bleibt ungeschoren, niemand ist alleine schuld. Selten eine so spannende<br />
Familiengeschichte gelesen.<br />
Linn Ullmann: „Das Verschwiegene“ (Luchterhand)<br />
Ein kurzer Sommer in Nizza<br />
Ein ähnliches Thema wie o.g. Buch <strong>und</strong> doch ganz anders.<br />
Eine heiße Sommerwoche in einer Ferienvilla in der Nähe<br />
von Nizza ändert für die Mieter ihr ganzes Dasein. Die<br />
Hauptpersonen sind ein erfolgreicher Dichter, eine berühmte<br />
Kriegsberichterstatterin, ihre pubertierende Tochter <strong>und</strong><br />
ein befre<strong>und</strong>etes marodes Ehepaar. In dieses Idyll dringt<br />
eine junge Frau namens Kitty Finch ein. W<strong>und</strong>erschön mit<br />
leuchtend rotem Haar begegnet ihr jeder auf seine ganz<br />
individuelle Weise : mit Neugier, Faszination, Abscheu, Liebe, Hass. Was diese tiefen<br />
Gefühle auslösen, lässt die Autorin in der Schwebe, aber alles ist so plastisch geschrieben,<br />
dass man jetzt schon die Verfilmung vor Augen hat. Highsmith lässt grüßen !<br />
Deborah Levy: „Heim schwimmen „(Wagenbach)<br />
Oh Boy<br />
Zu Recht hat dieses Berlin-Movie beim deutschen <strong>Film</strong>preis<br />
2013 so ziemlich alles abgeräumt, denn einen so<br />
stimmigen <strong>Film</strong> gab es selten: gedreht in s/w, getrieben<br />
vom jazzigen So<strong>und</strong>track à la Woody Allen, in dem Fall<br />
der Band The Major Minors, das typische Berliner Setting<br />
<strong>und</strong> allen voran der herrliche Schauspieler Tom Schilling,<br />
der in seiner Rolle durchs Leben stolpert niemandem<br />
etwas Böses will <strong>und</strong> doch immer wieder in unangenehme Situationen gerät: ob<br />
der zynische Psychologe, der ihm den Führerschein streicht, der selbstgefällige<br />
Vater dasselbe mit dem Konto macht, die magersüchtige Performancekünstlerin ihn<br />
sexuell benutzen möchte oder er als letzter Ansprechpartner eines angetrunkenen<br />
Matrosen herhalten muss: Niko würde doch nur so gerne eine Tasse Kaffee in Ruhe<br />
trinken! Schilling erinnert fast an den jungen Jean-Pierre Léaud in dessen Lebensrolle<br />
als Antoine Doinel in den unvergessenen Truffaut-<strong>Film</strong>en. Punktgenau hat<br />
Regisseur Jan Ole Gerster, der auch das Drehbuch schrieb, mit dieser Abschlussarbeit<br />
an der <strong>Film</strong>akdemie Berlin ein Portrait der Endzwanziger-Generation getroffen.<br />
„Oh Boy“ (Warner) R: Jan Ole Gerster<br />
Nie genug haben<br />
In den späten 1980er Jahren war es Tom Hanks, der die<br />
Rolle des gierigen Börsenspekulanten mit Doppelleben in<br />
der Verfilmung des Bestsellers « Fegefeuer der Eitelkeiten<br />
» grandios spielte, 2012 ist es Richard Gere, der einmal<br />
mehr zeigt, wie man es sich richten kann, wenn man<br />
über ausreichend Geld verfügt. Nach außen hin scheint<br />
die Welt des erfolgreichen Hedgefonds-Managers Robert<br />
Miller perfekt, reizende Familie, geschmackvolles Ambiente, Millionenfirma <strong>und</strong><br />
eine französische Geliebte. Und plötzlich stürzt alles zusammen <strong>und</strong> nur er weiß
BÜChER, DVD & CO<br />
anfangs davon. Wie Gere diese an sich unsympathische Figur mit Charme, Eloquenz<br />
<strong>und</strong> Schlitzohrigkeit anlegt, ist Gr<strong>und</strong> genug, diesen <strong>Film</strong> anzuschauen. Und käme<br />
einem der Plot nicht allzu bekannt vor, könnte es auch noch spannend sein.<br />
« Arbitrage » (Universum) R : Nicolas Jarecki<br />
Er ruft nicht an<br />
Sie ist die Vizepräsidentin der USA <strong>und</strong> muss trotzdem<br />
solch nichtige Termine wie „Ges<strong>und</strong>e Jause“, Schulbesuche,<br />
Eisverkostungen absolvieren, um sich selbst<br />
<strong>und</strong> ihren Stab zu beschäftigen, denn die wichtigen<br />
Agenden gibt der Präsident nicht ab. Die Rede ist von<br />
Selina Mayer, gespielt von der grandiosen Julia Luis-<br />
Dreyfus in der überaus witzigen Serie Veep. Selina gibt<br />
sich zwar größte Mühe, in der Öffentlichkeit nett <strong>und</strong><br />
sympathisch rüberzukommen, tatsächlich ist sie eine skrupellose Politikerin mit<br />
eisernen Ellenbogen, genauso wie jeder männliche Kollege. In ihrem Büro herrscht<br />
das reinste Chaos, Kämpfe, Eifersüchteleien, Karrieristen versuchen alles, um von der<br />
angeblichen Macht der Vizepräsidentin zu profitieren, die jedoch überhaupt keine<br />
hat. Running Gag: „Nein, es ist kein Anruf vom Präsidenten gekommen, Ma‘am.“<br />
Zum Glück gab HBO schon eine dritte Staffel in Auftrag,<br />
„Veep“. Die komplette erste Staffel (Warner) Idee: Armando Iannucci<br />
Blutigster Western ever<br />
Die Rolle des eigenartig guten Bösewichts in Tarantino-<strong>Film</strong>en ist Christopher Waltz<br />
auf den Leib geschneidert <strong>und</strong> so wurde er auch in seiner Rolle als Kopfgeldjäger<br />
Dr. King Schultz in Django Unchained mit Preisen überhäuft. Wer diese Südstaatengeschichte<br />
r<strong>und</strong> um die Sklaverei im Kino gesehen hat, wird von den großartigen<br />
Landschaftsaufnahmen begeistert gewesen sein <strong>und</strong> von den Tarantino-üblichen<br />
Blutgräueltaten geschockt, dieser Effekt fällt klarerweise<br />
im Heimkino weg. Umso mehr kann man sich<br />
auf die Geschichte <strong>und</strong> die exzellenten Schauspieler<br />
konzentrieren. Jamie Foxx spielt einen freigekauften<br />
Sklaven, der von Waltz zum Kopfgeldjäger ausgebildet<br />
wird, gesucht wird Brunhilde, dargestellt von der w<strong>und</strong>erschönen<br />
Kerry Washington, die auf der Plantage<br />
eines ungeheuer brutalen <strong>und</strong> gleichzeitig charmanten<br />
Besitzers lebt, den Leonardo DiCaprio mit besonderer<br />
Freude spielt. Im zur Seite sein treu ergebener Haussklave<br />
Stephen, der kaum erkennbar Samuel l. Jackson ist. Gewohnt meisterhaft die<br />
popartigen Einflüsse in Bild-<strong>und</strong> Tongestaltung. Großartiger So<strong>und</strong>track.<br />
« Django Unchained » (Sony) R : Quentin Tarantino<br />
Biedermann als Brandstifter<br />
Während die Sorge um den Überwachungsstaat, die gerade aktuell wieder mit den<br />
Enthüllungen um die Internetspionage der US-Regierung einmal mehr verstärkt<br />
wird, kommt ein Thriller auf den Markt, der dieses Thema zum Inhalt hat. Die Rede ist<br />
von dem Streifen « Arlington Road », der schon 1999 erschien nun aber zu Recht auf<br />
Blu-Ray wieder aufgelegt wurde. Nachdem Michael Faraday (Jeff Bridges) seine Frau<br />
bei einem FBI-Einsatz verloren hat, versucht er trotz seiner obsessiven Beschäftigung<br />
media<br />
mit Terrorismus mit seinem Sohn ein normales Leben zu führen. Dabei helfen könnte<br />
ihm auch die Fre<strong>und</strong>schaft zum neuen Nachbar Oliver Lang, der anscheinend der volle<br />
Biedermann ist /Tim Robbins). Der aber verfolgt Pläne, die<br />
nicht nur für Faraday verhängnisvolle Folgen haben könnten.<br />
Spannender Plot, medienkritisches Ende, exzellentes<br />
Schauspielerensemble, hintergründige Namensverweise,<br />
magische Kamerafahrten <strong>und</strong> auch wenn es ein Krimi ist,<br />
kann man sich diesen <strong>Film</strong> immer wieder anschauen.<br />
„Arlington Road“ (Koch) R: Mark Pellington<br />
Serienjunkies<br />
Bei der 5. Season halten wir gerade von 30Rock <strong>und</strong><br />
Liz Lemon (Tina Fey) als Autorin einer Fernsehsendung<br />
hat noch immer mit denselben Problemen zu kämpfen:<br />
aufständische Schauspieler, gelangweilte Schreiberlinge,<br />
frustrierendes Privatleben <strong>und</strong> einen immer aufgeblasenerem<br />
Chef Jack Donaghy , dem keine Idee zu dumm ist, um<br />
Werbezeiten zu verkaufen <strong>und</strong> der<br />
trotz allem ihr bester Fre<strong>und</strong> ist. Kein W<strong>und</strong>er genial verkörpert<br />
von Alec Baldwin. Wenn es eine Serie zum Zitat in<br />
anderen geschafft hat, dann weiß man, dass man gut ist. So<br />
geschehen mit „Breaking Bad“, die in den USA vor allem von<br />
den ‚coolen’ Kids geliebt wird. Auch<br />
erstaunlich, wie sich die Geschichte<br />
um den ehemaligen Chemielehrer, der zum Drogenerzeuger<br />
<strong>und</strong> –händler wurde sowohl im Mainstream als auch<br />
bei Cineasten seine Anhänger findet. Spannend, hart <strong>und</strong><br />
trotzdem witzig. Und ganz zum Schluss etwas ganz anderes:<br />
London, Armenviertel, 50erJahre, Hebammen <strong>und</strong> Nonnen:<br />
klingt mäßig interessant <strong>und</strong> entpuppt sich wieder einmal<br />
als perfekte BBC-Produktion: feingeschliffene Dialoge, authentische Ausstattung,<br />
Schauspielkunst <strong>und</strong> natürlich auch Herzschmerz.<br />
30 Rock 5. Season (Universal), Breaking Bad 5 Season (Sony);<br />
Call The Midwife“ (Universal)<br />
Jahresprojekt<br />
Mehr als 30 St<strong>und</strong>en dauert die Hörbuchfassung des<br />
Buches « Die Abenteuer des Joel Spazierer », wenn<br />
sie aber der Autor Michael Köhlmeier höchstselbst<br />
liest, zwackt man sich die St<strong>und</strong>en gerne ab. Geboren<br />
ist der unter dem (falschen) Namen Joel Spazierer<br />
schreibende Erzähler im Budapest der Nachkriegszeit,<br />
auf die schiefe Bahn ist er in Wien geraten, seine kriminelle Karriere hat er in vielen<br />
europäischen Ländern betrieben – <strong>und</strong> in der DDR hat er es sogar zum Professor für<br />
Philosophie gebracht. In Wien trifft er, nun über sechzig, seinen Fre<strong>und</strong> Sebastian<br />
Lukasser wieder, der ihn ermuntert, seine unglaubliche Lebensreise aufzuzeichnen.<br />
Man kann die Geschichte auch selbst lesen (Hanser Verlag), aber da werden einem<br />
die liebevoll beobachteten Details eventuell zu langatmig, in der gesprochenen<br />
Form freut man sich auf jede Reise, wo man wieder weiterhört.<br />
„Michael Köhlmeier liest Die Abenteuer des Joel Spazierer“ (Hörverlag)<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |43
date<br />
INTERLUDE FESTIVAL<br />
Interlude ist eine neu ins Leben<br />
gerufene Festival-Reihe, die in<br />
unregelmäßigen Abständen<br />
aktuelle <strong>und</strong> interessante nationale<br />
wie auch internationale<br />
Musik-Acts in besonderem <strong>und</strong><br />
ungewöhnlichem Rahmen präsentiert.<br />
Als erster Spielort wurde das Theater Akzent<br />
im vierten Wiener Gemeindebezirk gewählt, Musiker<br />
wie Jamie Lidell, Kreisky oder Attwenger treten auf,<br />
danach Party.<br />
2.+3.7., Wien, Akzenttheater, interlude.at<br />
44 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
JOE SATRIANI<br />
CD: „Unstoppable<br />
Momentum“ (Sony)<br />
3.7., Wien, Gasometer<br />
URBAN ARTFORMS<br />
FESTIVAL<br />
Auch das UAF hat ich etabliert<br />
<strong>und</strong> bringt neben<br />
Licht-/Technoshows auch<br />
massentaugliche Acts<br />
wie Seeed, Deichkind,<br />
Pariv Stelar, Camo & Krooked etc. nette Partytime!<br />
4.-6.7. ,Schwarzlsee, Unterpremstätten<br />
MAINFRAME<br />
Die Drum and Bass-Partycrowd<br />
feiert ihr 11. Jahr an<br />
heißer Location mit Szene-<br />
DJ Andy C, Mastermind des<br />
Plattenlabels RAM-Records.<br />
13.7. , Wien, Arena<br />
KESHA<br />
CD : „ Warrior“ (Sony)<br />
19.7. , Wien, Gasometer<br />
RIHANNA<br />
DVD: „777 TOUR...<br />
7countries7days7shows“<br />
(Universal)<br />
9.7. ,Wien, Stadthalle<br />
PAROV STELAR<br />
Mittlerweile auch in<br />
Österreich bekannt, wird<br />
der heurige Amadeus-<br />
Gewinner das traute<br />
Festivalgebiet in Klam<br />
beschallen.<br />
19.7. ,Burg Clam<br />
NOVA JAZZ & BLUES<br />
NIGHT<br />
Jamie Cullum, Deodato,<br />
Marla Glen oder Al Jarreau<br />
lassen in der Erdbeerregion<br />
Jazz erklingen. Sehr<br />
relaxed.<br />
20.7. ,Wiesen<br />
HUGH LAURIE<br />
Nach seinem ausverkauften <strong>und</strong> vor allem großartigen<br />
Konzert im Sommer 2012 macht der Schauspieler,<br />
Autor, Produzent, Komponist, Musiker <strong>und</strong> Sänger<br />
erneut Station im<br />
Wiener Konzerthaus.<br />
«Ich habe beschlossen,<br />
mich weiter voran<br />
zu kämpfen, tiefer<br />
einzudringen in den<br />
Wald der amerikanischen<br />
Musik, die mich<br />
verzaubert hat, seit ich<br />
ein kleiner Junge war», erklärt Laurie. «Und je weiter<br />
ich gehe, desto mehr werde ich verzaubert – sowohl<br />
von den Songs als auch von den Menschen, mit denen<br />
ich das Glück hatte zu spielen», so Hugh Laurie über die<br />
Arbeit an seinem neuen, großartigen Album.<br />
CD : „Didn’t it rain“ (Warner)<br />
23.7. Wien, Konzerthaus<br />
POPFEST<br />
Selbe Location am Wiener Karlsplatz, weiterhin gratis<br />
aber aufgr<strong>und</strong> des neuen Kurators Patrick Pulsinger ein<br />
wenig Verschiebung im Line-Up. : Bauchklang, die Steaming<br />
Satellites <strong>und</strong> HVOB werden die sogenannte Seebühne<br />
mitten in der Wienerstadt am 25. Juli eröffnen.<br />
Weiters spielen das A. G. Trio, die Experimental-Jazzer<br />
König Leopold <strong>und</strong> Catastrophe & Cure. Insgesamt sind<br />
50 Auftritte geplant.<br />
25.-28.7. , popfest.at<br />
GLATT & VERKEHRT<br />
Niemand kommt am<br />
Wolkenturm in NÖ vorbei<br />
: auch das Worldmusicfestival<br />
wird heuer dort<br />
ein Konzert abhalten <strong>und</strong><br />
zwar mit dem Tonkünstler<br />
Orchester NÖ unter dem Titel „The Girl from Ipanema“.<br />
Es ist die erste von über dreißig Veranstaltungen, die<br />
bis 28. Juli an verschiedenen reizvollen Plätzen in<br />
Krems <strong>und</strong> Umgebung über die Bühne gehen werden,<br />
das Hauptprogramm wie gehabt bei den Winzern<br />
Krems, Sandgrube 13.<br />
29.6.-28.7. , glatt<strong>und</strong>verkehrt.at<br />
LEONHARD COHEN<br />
Einer, der anscheinend im Alter immer populärer wird:<br />
früher als Lagerfeuerromantiker beschrieben, gilt er<br />
heutzutage als einer der<br />
besten Singer/Songwriter<br />
nicht nur in seiner<br />
Altersklasse.<br />
CD: „Original Album<br />
Classics“ (Sony)<br />
27.7. Wien, Stadthalle<br />
TIESTO & FRIENDS CONCERT<br />
Tiësto, mit bürgerlichem Namen Tijs Michiel Verwest,<br />
hat eine unglaubliche Karriere hinter sich. Als<br />
erster Soloact, welcher ein<br />
Stadion mit 25.000 Leuten<br />
ausverkaufte, gilt er noch<br />
immer als Partygarant r<strong>und</strong><br />
um den Globus.<br />
27.7. ,Wien, Freudenau<br />
SANTANA<br />
Das könnte mal ganz<br />
pfiffig werden, ein Klassiker<br />
der anderen Art<br />
im bis dato der Oper/<br />
Operette vorbehaltenen<br />
Ort im Burgenland.<br />
31.7. ,St. Margareten/Römersteinbruch<br />
CHAKUZA<br />
CD : „Magnolia“ (Sony)<br />
1.8. ,Lustenau<br />
THE BASEBALLS<br />
Zum Shaken <strong>und</strong> viel Spaß laden diese Retro-Herren ein.<br />
DVD : « Strings ‚n‘ Stripes – LIVE! (Warner)<br />
9.8. , Burg Clam<br />
IGGY AND THE STOOGES<br />
Sehr viele Leute kennen wohl eher den durchtrainierten<br />
Oberkörper den der ewige Punk gerne präsentiert,<br />
aber die wahren Fans verehren ihren Meister, der nie,<br />
nie, nie sich irgendwie<br />
anpassen wird.<br />
Ewig lauter, rockiger<br />
Revoluzzer.<br />
9.8. , Wien, Arena
FANTASY<br />
CD: „Endstation Sehnsucht“<br />
(Sony)<br />
15.8. , Bad Radkersburg<br />
SUNSPLASH<br />
Das Familienfestival mit eigener Kinderbetreuung<br />
<strong>und</strong> solider Unterhaltung wie zB.<br />
der immer großartige Hans Söllner oder die<br />
netten Iriepathie.<br />
24.8. Wiesen<br />
STUBNBLUES/DENK/5/8TERL<br />
29.8. ,Wien, Arena<br />
FREQUENCY<br />
Und auch nach St. Pölten kommt einer<br />
dieser gediegenen Herren, der mit<br />
seinem aktuellen Album „Push the<br />
Sky Away“ (gtg) ein richtig kleines<br />
Comeback feierte. Es handelt sich<br />
um den gutaussehenden Nick Cave.<br />
Aus über 100 Acts weitere hervor zu<br />
heben, würde den Platz sprengen,<br />
daher einfach nur die Empfehlung,<br />
hinfahren <strong>und</strong> Festival genießen.<br />
15.-17.8. St. Pölten, frequency.at<br />
ROGER WATERS – THE WALL<br />
23.8. , Wien, Happel Stadion<br />
XAVIER NAIDOO<br />
Mit seiner individuellen Kombination aus<br />
überragendem Talent, authentischem Stil <strong>und</strong><br />
facettenreichen Inhalten hat Xavier Naidoo sein<br />
eigenes deutsches Soul-Genre geschaffen, der<br />
sowohl authentisch als als verkäuflich ist.<br />
CD: „Bei meiner Seele“ (Naidoo)<br />
27.8. ,Graz, Freiluftarena, 28.8. Wien,<br />
Donauinsel<br />
2 DAYS A WEEK<br />
Traditionell wird gegen Sommerende<br />
in Wiesen noch einmal Gas gegeben,<br />
neben vielen anderen sticht die<br />
Ska-Punkcombo SKA-P hervor, die<br />
es gab, dann nicht mehr, dann wieder<br />
<strong>und</strong> heuer aktueller denn je.<br />
30./31.8. Wiesen<br />
sOunDMOBil<br />
MazDa 6<br />
Der neue Mazda 6 ist ein echter „Hingucker“, was er vor allem an der coupéhaften Dachlinie<br />
liegt, die bei der Limousine besonders extrem ausgeprägt ist. Manche unterstellen<br />
dem 6er er sehe aus wie ein Kreuzung aus einem Mercedes <strong>und</strong> einem 3er BMW. Wie<br />
auch immer, der Mazda6 lässt kaum jemanden kalt <strong>und</strong> erregt zunächst in jedem Fall<br />
ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Das hat auch sein Innenleben verdient. In Zeiten des<br />
Klimawandels besonders hervorzuheben ist das bei Mazda sogenannte i-ELOOP-System.<br />
Bei diesem System wird die Energie, die beim Abbremsen entsteht, zur Stromversorgung<br />
der Elektrik verwendet. i-ELOOP ermöglicht hohe Kraftstoffeinsparungen - insbesondere,<br />
da der Kondensator den Strom schneller, effizienter <strong>und</strong> nachhaltiger speichert<br />
<strong>und</strong> wieder abgibt als andere Systeme. Normalerweise werden ca. 10 % der Energie<br />
des Motors in Strom umgewandelt, der für die Autoelektrik genutzt wird. Mit i-ELOOP<br />
muss der Motor nicht nebenbei Strom erzeugen. Und da 100 % der Motorenergie für<br />
den Antrieb genutzt werden können, bedeutet dies einen entsprechend sparsamen<br />
Kraftstoffverbrauch <strong>und</strong> eine höhere Umweltverträglichkeit. Der Durchschnittsverbrauch<br />
wird vom Hersteller mit nur 4,5 Littern angegeben. Gleichzeitig bringt der 175 PS-<br />
Diesel-Motor eine bemerkenswerte Dynamik, was wohl auch an der neuen Skyactiv-<br />
Karosserie liegt. Die Karosserie ist mit ultrahochfestem Stahl verstärkt, so dass deren<br />
Steifheit um ca. 30 % erhöht werden konnte. Die Kombination aus erhöhter Steifheit<br />
<strong>und</strong> leichterem Gewicht sorgt für eine exzellente Straßenlage <strong>und</strong> erhöhter Fahrdynmik.<br />
Auch ausstattungsmäßig bietet der Mazda6 jedweden Komfort. Bemerkenswert ist die<br />
Bose Stereoanlage mit elf Hi-Fi-Lautsprechern, die für exzellenten So<strong>und</strong> sorgt. Und in<br />
punkto Sicherheit kann man sich im neuen Mazda6 ohnedies in solcher wähnen: Brems-,<br />
Spurwechselassistent, City-Notbremsassistent, etc- bei so vielen Assistentenmuss man<br />
sich nur mehr aufs Schalten <strong>und</strong> Lenken konzentrieren - beinahe …<br />
175 PS, Verbrauch 4,5 l<br />
Höchstgeschwindigkeit 223 km/h<br />
Beschleunigung: 7,9 (0-100kmh)<br />
Preis: ab 36.790,- Euro (inkl. aller Steuern)<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |45
sOunDs Right<br />
VOn thOMas WallEntin<br />
Eines der unterhaltsamsten Sendeformate im Fernsehen<br />
ist zweifelsohne „Mit versteckter Kamera“ oder<br />
auch „Verstehen Sie Spaß“. Nach dem Motto „Nichts ist<br />
so fantasievoll wie die Wirklichkeit“, werden in inszenierten<br />
Situationen „wirkliche“ Menschen durch „nichtwirkliche“<br />
Menschen (= Schauspieler) in Situationen<br />
gebracht, die sie – objektiv betrachtet – nicht wirklich<br />
im besten Lichte erscheinen lassen; „vulgo“, der (wenn<br />
auch „nett gemeinten“) Lächerlichkeit Preis geben. Und<br />
dabei (versteckt) gefilmt werden. Dass für die Verwertung<br />
dieser <strong>Film</strong>aufnahmen die Zustimmung der betroffenen<br />
abgefilmten Personen einzuholen ist, leuchtet<br />
ohne weiteres ein <strong>und</strong> bedarf keiner komplizierten<br />
rechtlichen Begründung: § 78 UrhG verbietet die zustimmungslose<br />
Verwertung von Foto/<strong>Film</strong>aufnahmen,<br />
wenn dadurch berechtigte Interessen des Abgebildeten<br />
verletzt würden.<br />
Dass unter Umständen aber schon das Fotografieren<br />
<strong>und</strong> <strong>Film</strong>en von Personen an sich (<strong>und</strong> eben nicht erst<br />
die Verwertung dieser Aufnahmen) von der Zustimmung<br />
dieser Personen abhängig ist, bedarf rechtlich<br />
doch einer ausführlicheren Begründung.<br />
Nicht groß begründet werden muss dies zunächst bei<br />
Eingriffen in die Privat- <strong>und</strong> Intimsphäre. Niemand<br />
muss damit einverstanden sein, dass seine Geheimsphäre,<br />
sein Familienleben, über ein auf ihn (versteckt<br />
oder nicht-versteckt) gerichtetes Kameraobjektiv<br />
ausgek<strong>und</strong>schaftet wird. Geheime Bildaufnahmen im<br />
Privatbereich, Überwachungen <strong>und</strong> Verfolgungen sowie<br />
systematische, verdeckte, identifizierende Videoüberwachung<br />
waren insoweit immer schon rechtlich<br />
unzulässig.<br />
Eine jüngere Entscheidung des Obersten Gerichtshofes<br />
(6 Ob 256/12h v 27.02.2013) scheint nun aber dem eingangs<br />
erwähnten beliebten Sendeformat den Garaus zu<br />
machen. Oder doch nicht? Worüber musste der fünfköpfige<br />
Richtersenat entscheiden?<br />
Im Zuge eines Rechtsstreites zwischen einem Bauunternehmer<br />
<strong>und</strong> einem Hauseigentümer über (angebliche)<br />
Baumängel kam es zu einem Bef<strong>und</strong>aufnahmetermin<br />
vor Ort. Im Zuge dieser offensichtlich nicht ganz friktionsfrei<br />
ablaufenden Amtshandlung „besinnt“ sich der<br />
Hauseigentümer seines „Hobbies“ <strong>und</strong> fertigt mit seiner<br />
Digitalkamera ein Lichtbild an, auf dem unter anderem<br />
der Rechtsanwalt des unliebsamen Bauunternehmers<br />
mit abgebildet wird. Der Forderung des Rechtsanwaltes<br />
nach sofortiger Löschung des Fotos kommt er nicht<br />
nach. Auf die Frage nach dem Zweck der Anfertigung des<br />
Fotos meint er lapidar: „Zur Belustigung“. Der solcherart<br />
digitalbildlich verewigte Rechtsanwalt befand jedoch:<br />
„Schluss mit Lustig“. Und klagte den „Hobbyfotografen“<br />
auf Unterlassung der Anfertigung von Fotoaufnahmen<br />
seiner Person. Und bekam – letztlich (die beiden Unterinstanzen<br />
waren da noch anderer Meinung) - vor dem<br />
OGH Recht!<br />
Verallgemeinert könnte dies nun bedeuten: Ohne ihre<br />
Zustimmung dürfen Personen nicht mehr fotografiert<br />
oder gefilmt werden. Auch nicht im öffentlichen Raum.<br />
46 | <strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong><br />
Also, der Kameraschwenk des Dokumentarfilmers<br />
über die bevölkerte Straße wäre demnach unzulässig.<br />
Eine durchaus spannende Konsequenz übrigens auch<br />
in Zeiten des globalen Bürger-Journalismus: denn<br />
jeder Besitzer einer Digitalkamera, also auch eines<br />
smart phones (gibt es überhaupt noch Menschen, die<br />
sich im öffentlichen Raum bewegen <strong>und</strong> dabei kein<br />
derartiges Gerät mit sich führen?), kann den von ihm<br />
ad hoc verfassten (journalistischen) Wort-/Bildbericht<br />
in „der“ Weltzeitung (=Internet) veröffentlichen (was<br />
ja auch geschieht). Ohne jegliche redaktionelle Vor-/<br />
Nachprüfung. Und wenn anonym geschehen, auch<br />
rechtlich ohne Verantwortlichkeit...<br />
Spannend, auch für die Vielzahl selbsternannter Digital-Sheriffs.<br />
Vielfach werden Bürger von staatlichen<br />
Behörden ja schon offiziell dazu aufgerufen, ,,als „adhoc-Detektive“<br />
im Rahmen der Verfolgung von – auch<br />
bloß vermeintlichen (!) – Straftätern mit der Kamera<br />
unterwegs zu sein.<br />
Nach dem Motto (frei nach Wilhelm Busch), „Ist das<br />
Konterfei erst digitalisiert, diffamiert sich‘s gänzlich<br />
ungeniert!“, sieht der OGH nun aber in Anbetracht der<br />
besonderen Verbreitungs- <strong>und</strong> auch Manipulationsmöglichkeiten<br />
durch die moderne Digitaltechnologie<br />
schon im Betätigen des Auslösers der Kamera eine<br />
potentiell die Persönlichkeitsrechte des Abgebildeten<br />
gefährdende Handlung. Nicht erst die Verwertung eines<br />
Photos, sondern eben schon der „click“ berechtigt den<br />
digital Abgebildeten unter Umständen zur rechtlichen<br />
Gegenwehr.<br />
Und damit kann aber auch schon wieder eine gewisse<br />
Entwarnung – vor allem für Berufsphotographen,<br />
Journalisten <strong>und</strong> <strong>Film</strong>er - gegeben werden. Denn nur<br />
die im Rahmen einer umfassenden Güter- <strong>und</strong> Interessenabwägung<br />
zugunsten des Abgebildeten ausschlagende<br />
Beurteilung macht schon auch die Herstellung<br />
der Foto-/<strong>Film</strong>aufnahme zur rechtswidrigen Handlung.<br />
Selbstverständlich darf eine Überspannung des Schutzes<br />
der Persönlichkeitsrechte dabei nicht zu einer unerträglichen<br />
Einschränkung der Interessen anderer <strong>und</strong><br />
jener der Allgemeinheit führen. In Anbetracht der eingangs<br />
erwähnten besonderen Gefährdung der Persönlichkeit<br />
durch die Digitaltechnologie erscheint mir aber<br />
die Pflicht zur Achtsamkeit schon vor dem „Abdrücken“<br />
eine zeitgemäße <strong>und</strong> hinnehmbare Einschränkung der<br />
Fotografier- <strong>und</strong> <strong>Film</strong>freiheit gegenüber jedermann<br />
zu sein. Die Verlockung des „digitalen Schnellschusses“<br />
<strong>und</strong> letztlich auch Gefahr einer unbedachten Handlung,<br />
kann hier unter Umständen angesichts des ewigen Gedächtnisses<br />
des Internets unabsehbare negative Folgen<br />
haben. Die auch der diese Handlung Setzende unter<br />
Umständen so nicht beabsichtigt hatte.<br />
Weiterhin zulässig wird demnach bspw das zufällige<br />
Aufnehmen (Fotografieren, <strong>Film</strong>en) von Fußgehern auf<br />
öffentlichen Wegen sein; eben der erwähnte „Kameraschwenk“.<br />
Ob damit aber auch die Kamera auf dem<br />
berühmten roten Auto von Google Street View rechtmäßig<br />
„arbeitet“ halte ich für zweifelhaft. Handelt es sich<br />
dabei doch um eine planmäßige, flächendeckende <strong>und</strong><br />
systematische, potentiell auch identifizierende Abfilmung<br />
(auch) von Personen.<br />
Die nach dieser Gerichtsentscheidung vielerorts von Medienvertretern<br />
schon ausgerufene unzumutbare Pflicht<br />
zur Selbstzensur sehe ich nicht. Wohl aber den sinnvollen<br />
<strong>und</strong> begrüßenswerten Ansatz für die Eindämmung<br />
eines halt- <strong>und</strong> hemmungslos sich nur dem Diktat auflagen-<br />
oder quotensteigernder lüsterner Sensationsgier<br />
hingebenden Fotografier- <strong>und</strong> <strong>Film</strong>wahns im öffentlichen,<br />
aber auch öffentlich gemachten privaten Raum.<br />
Zugegeben – „Mühsamer“ kann‘s unter Umständen<br />
schon werden. Für „Journaillisten“ oder „Cyber-Mobber“.<br />
Schlecht?<br />
PS: Weiterhin spannend verläuft übrigens die „Causa<br />
<strong>Film</strong>urheberrecht“. Anders als ursprünglich geplant,<br />
kommt es im Zuge der anstehenden UrhG Nov 2013 nun<br />
doch zu keinerlei Änderungen oder Klarstellungen der<br />
filmurheberrechtlichen Bestimmungen. Muss es auch<br />
nicht – zumindest nach Ansicht des Handelsgerichtes<br />
Wien. In seinem Urteil vom 25.3.2013 (57 Cg 72/12g)<br />
im Rahmen des fortgesetzten Verfahrens Luksan/Van<br />
der Let hält das Erstgericht nämlich fest, dass eine europarechtskonforme<br />
Interpretation auch des geltenden<br />
Gesetzeswortlautes möglich ist. Insbesondere die sog<br />
„cessio legis“ ist demnach im Sinne einer widerleglichen<br />
Vermutung der Rechteeinräumung an den Produzenten<br />
auszulegen; dies bei gleichzeitiger Unverzichtbarkeit der<br />
dem Hauptregisseur als <strong>Film</strong>urheber zustehenden gesetzlichen<br />
Vergütungsansprüche, wobei entsprechende<br />
Ansprüche parallel auch dem <strong>Film</strong>hersteller zustehen.<br />
Bleibt abzuwarten, ob diese Rechtsansicht auch von<br />
den Oberinstanzen, vor allem dem Obersten Gerichtshof<br />
(so er die Gelegenheit bekommt, sich dazu zu äußern),<br />
geteilt wird. Oder, ob der Gesetzgeber nicht doch aktiv<br />
wird: die nächste „Trägerrakete“ für allfällige Änderungen<br />
der filmurheberrechtlichen Bestimmungen im<br />
UrhG steht jedenfalls schon auf der Startrampe – bis<br />
Ende Oktober 2014 muss Österreich die Vorgaben der<br />
EU Richtlinie betreffend verwaiste Werke in innerstaatliches<br />
Recht umsetzen.<br />
Also: Fortsetzung – in welcher Form auch immer - folgt.
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