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und muSIkStandort wIen - Film, Sound & Media

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wichtigen <strong>und</strong> zur Zeit außerordentlich erfolgreichen<br />

österreichischen Regisseur. Constantin Wulff<br />

hat sich dieser Aufgabe angenommen <strong>und</strong> versucht<br />

anhand von Seidls Arbeit an seinem <strong>Film</strong> « Im Keller<br />

» <strong>und</strong> an der Festwochenproduktion « Böse Buben,<br />

fiese Männer » über Männerthemen den Seidl’schen<br />

Kosmos zu beleuchten. Partner sind hier der ORF,<br />

SRF <strong>und</strong> ZDF/arte.<br />

Mein Firmenpartner Johannes Holzhausen befindet<br />

sich zur Zeit im Schnitt der Kinodoku « Das große<br />

Museum ». Weitere <strong>Film</strong>e beschäftigen sich mit dem<br />

Alltag in einer Kinder- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie bzw.<br />

mit dem komplexen Thema Spätschwangerschaftsabbruch<br />

nach der pränatalen Diagnose Behinderung.<br />

Hier tun sich Fragen nach sog. Normalität etc.<br />

auf <strong>und</strong> soll, wie bei den meisten unserer <strong>Film</strong>e, ein<br />

gesellschaftlicher Diskurs eröffnet werden.<br />

Nach welchen Kriterien suchen Sie ihre <strong>Film</strong>e aus?<br />

roSENBErGEr: Wir suchen <strong>Film</strong>e <strong>und</strong> Themen,<br />

die uns persönlich begeistern <strong>und</strong> herausfordern.<br />

Wir haben nach ca. 20 Jahren Produktionstätigkeit<br />

mittlerweile unser Profil <strong>und</strong> unseren internationalen<br />

Platz <strong>und</strong> Stellenwert als Firma gef<strong>und</strong>en, sodass<br />

uns fast nur Stoffe angeboten werden, die zu unserem<br />

Portfolio an gesellschaftlich relevanten, im ei-<br />

gentlichen Sinne nachhaltigen Stoffen passen. Dazu<br />

gehören natürlich auch die Arbeiten meiner Partner<br />

Johannes Holzhausen <strong>und</strong> Constantin Wulff, welche<br />

vornehmlich als Regisseure tätig sind. Darüberhinaus<br />

bringen beide im Rahmen von regelmäßigen<br />

Brainstormings ihre Ideen <strong>und</strong> Kompetenzen in die<br />

strategische Planung der Firma ein, welche ich gemeinsam<br />

mit unserer Junior Producerin Katharina<br />

Mosser umsetze.<br />

Kann man sich solch eine ambitionierte linie<br />

auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ‚leisten’?<br />

roSENBErGEr: Das Erfreuliche an unseren Dokumentarfilmen<br />

ist, dass sie eine Langzeitwirkung haben,<br />

wie wir z.B. am Verleih <strong>und</strong> auch DVD-Vertrieb<br />

einzelner Titel bemerken. Wir setzen nicht auf aktuelle<br />

Trends sondern auf Themen, die jeden Mensch<br />

betreffen, sei es Geburt, Tod, Arbeit, Erziehung. Was<br />

aber in Zukunft, wenn der ORF wirklich beim Dokumentarfilm<br />

radikal einspart, auf unser Genre bzw.<br />

auf die Branche zukommt, wird dramatische Folgen<br />

haben. Umso mehr bemühen wir uns auch um<br />

Aufträge, wo wir unsere Kompetenz <strong>und</strong> Kreativität<br />

einbringen bzw. vermarkten können, als auch um<br />

vielfältigere Kontakte zu TV-Sendern.<br />

Protest: Erfolgreicher Sendeplatz für<br />

Dokumentarfilme soll gestrichen werden!<br />

Der dok.film am Sonntag ist der einzige Sendeplatz<br />

innerhalb des ORF Hauptprogramms<br />

an dem die inhaltliche Vielfalt des heimischen<br />

Dokumentarfilms zur Ausstrahlung kommt.<br />

Seit dem Start der Sendeleiste 2007 haben sich<br />

dort das Publikumsinteresse als auch der Marktanteil<br />

verdoppelt, was für die Qualitäten des<br />

heimischen Dokumentarfilmschaffens als auch<br />

die Akzeptanz dieses erfolgreichen TV-Angebots<br />

spricht. Die für diesen Sendeplatz verantwortliche<br />

Redaktion <strong>und</strong> das dort vorhandene Budget<br />

sind für österreichische Produktionen ein zentraler<br />

Partner geworden. Auch für internationale<br />

Koproduktionen stellte der Beitrag dieser Redaktion<br />

eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage dar, der Wegfall<br />

des Sendeplatzes <strong>und</strong> des Budgets würde sich für<br />

österreichische ProduzentInnen auf internationalen<br />

Märkten als großer Nachteil auswirken.<br />

Der heimische Dokumentarfilm hat sich in den<br />

letzten 20 Jahren von einem zarten Pflänzchen<br />

zu einem starken Baum entwickelt. Die <strong>Film</strong>e<br />

von Beckermann, Seidl, Wagenhofer, Glawogger<br />

oder Geyrhalter zählen hierzulande wie international<br />

zu den erfolgreichen Beiträgen heimischer<br />

<strong>Film</strong>kultur <strong>und</strong> haben dem Genre des kreativen<br />

Dokumentarfilms seinen unübersehbaren Platz<br />

innerhalb des österreichischen <strong>Film</strong>schaffens verschafft.<br />

Der dok.film steht in dieser Tradition <strong>und</strong><br />

hat in den letzten Jahren konsequent auch dem<br />

starken heimischen Dokumentarfilmnachwuchs<br />

ein Podium geboten.<br />

Gerade der kreative, frei produzierte Dokumentarfilm<br />

hat immer auch die Funktion einer<br />

kritischen Öffentlichkeit eingenommen. Der<br />

Verlust oder das Abschieben in die Unsichtbarkeit<br />

dieser Programminhalte bedeutet somit auch<br />

einen Verlust für den öffentlichen politischen wie<br />

kulturellen Diskurs in diesem Land, das sich sonst<br />

so gern zu den führenden Kulturnationen zählt.<br />

Ein Ersatz eines wöchentlichen Formats durch bis<br />

zu 10 Plätze pro Jahr im Hauptprogramm, wie<br />

kolportiert wird, stellt jedenfalls eine Verarmung<br />

der Vielfalt von Sichtweisen <strong>und</strong> Meinungen dar.<br />

Eine weitestgehende Auslagerung des österreichischen<br />

(Kino-)Dokumentarfilms in ORF III<br />

stellt unserer Meinung auch keine Alternative<br />

für den Sendeplatz auf ORF II dar. ORF III hat<br />

zudem kein auch nur annähernd vergleichbares<br />

Produktionsbudget.<br />

dok.at als Interessensgemeinschaft für den österreichischen<br />

Dokumentarfilm wehrt sich gegen<br />

die geplanten Sparpläne der ORF-Führung,<br />

die neben der Existenz <strong>und</strong> der Sichtbarkeit des<br />

österreichischen Dokumentarfilms auch den Kultur-<br />

<strong>und</strong> Bildungsauftrag des ORF gefährden.<br />

Für dok.at : Harald Friedl (Obmann), Michael<br />

Kitzberger, Johannes Rosenberger, Ralph Wieser<br />

filmbiz<br />

<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |33

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