und muSIkStandort wIen - Film, Sound & Media
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BÜChER, DVD & CO<br />
anfangs davon. Wie Gere diese an sich unsympathische Figur mit Charme, Eloquenz<br />
<strong>und</strong> Schlitzohrigkeit anlegt, ist Gr<strong>und</strong> genug, diesen <strong>Film</strong> anzuschauen. Und käme<br />
einem der Plot nicht allzu bekannt vor, könnte es auch noch spannend sein.<br />
« Arbitrage » (Universum) R : Nicolas Jarecki<br />
Er ruft nicht an<br />
Sie ist die Vizepräsidentin der USA <strong>und</strong> muss trotzdem<br />
solch nichtige Termine wie „Ges<strong>und</strong>e Jause“, Schulbesuche,<br />
Eisverkostungen absolvieren, um sich selbst<br />
<strong>und</strong> ihren Stab zu beschäftigen, denn die wichtigen<br />
Agenden gibt der Präsident nicht ab. Die Rede ist von<br />
Selina Mayer, gespielt von der grandiosen Julia Luis-<br />
Dreyfus in der überaus witzigen Serie Veep. Selina gibt<br />
sich zwar größte Mühe, in der Öffentlichkeit nett <strong>und</strong><br />
sympathisch rüberzukommen, tatsächlich ist sie eine skrupellose Politikerin mit<br />
eisernen Ellenbogen, genauso wie jeder männliche Kollege. In ihrem Büro herrscht<br />
das reinste Chaos, Kämpfe, Eifersüchteleien, Karrieristen versuchen alles, um von der<br />
angeblichen Macht der Vizepräsidentin zu profitieren, die jedoch überhaupt keine<br />
hat. Running Gag: „Nein, es ist kein Anruf vom Präsidenten gekommen, Ma‘am.“<br />
Zum Glück gab HBO schon eine dritte Staffel in Auftrag,<br />
„Veep“. Die komplette erste Staffel (Warner) Idee: Armando Iannucci<br />
Blutigster Western ever<br />
Die Rolle des eigenartig guten Bösewichts in Tarantino-<strong>Film</strong>en ist Christopher Waltz<br />
auf den Leib geschneidert <strong>und</strong> so wurde er auch in seiner Rolle als Kopfgeldjäger<br />
Dr. King Schultz in Django Unchained mit Preisen überhäuft. Wer diese Südstaatengeschichte<br />
r<strong>und</strong> um die Sklaverei im Kino gesehen hat, wird von den großartigen<br />
Landschaftsaufnahmen begeistert gewesen sein <strong>und</strong> von den Tarantino-üblichen<br />
Blutgräueltaten geschockt, dieser Effekt fällt klarerweise<br />
im Heimkino weg. Umso mehr kann man sich<br />
auf die Geschichte <strong>und</strong> die exzellenten Schauspieler<br />
konzentrieren. Jamie Foxx spielt einen freigekauften<br />
Sklaven, der von Waltz zum Kopfgeldjäger ausgebildet<br />
wird, gesucht wird Brunhilde, dargestellt von der w<strong>und</strong>erschönen<br />
Kerry Washington, die auf der Plantage<br />
eines ungeheuer brutalen <strong>und</strong> gleichzeitig charmanten<br />
Besitzers lebt, den Leonardo DiCaprio mit besonderer<br />
Freude spielt. Im zur Seite sein treu ergebener Haussklave<br />
Stephen, der kaum erkennbar Samuel l. Jackson ist. Gewohnt meisterhaft die<br />
popartigen Einflüsse in Bild-<strong>und</strong> Tongestaltung. Großartiger So<strong>und</strong>track.<br />
« Django Unchained » (Sony) R : Quentin Tarantino<br />
Biedermann als Brandstifter<br />
Während die Sorge um den Überwachungsstaat, die gerade aktuell wieder mit den<br />
Enthüllungen um die Internetspionage der US-Regierung einmal mehr verstärkt<br />
wird, kommt ein Thriller auf den Markt, der dieses Thema zum Inhalt hat. Die Rede ist<br />
von dem Streifen « Arlington Road », der schon 1999 erschien nun aber zu Recht auf<br />
Blu-Ray wieder aufgelegt wurde. Nachdem Michael Faraday (Jeff Bridges) seine Frau<br />
bei einem FBI-Einsatz verloren hat, versucht er trotz seiner obsessiven Beschäftigung<br />
media<br />
mit Terrorismus mit seinem Sohn ein normales Leben zu führen. Dabei helfen könnte<br />
ihm auch die Fre<strong>und</strong>schaft zum neuen Nachbar Oliver Lang, der anscheinend der volle<br />
Biedermann ist /Tim Robbins). Der aber verfolgt Pläne, die<br />
nicht nur für Faraday verhängnisvolle Folgen haben könnten.<br />
Spannender Plot, medienkritisches Ende, exzellentes<br />
Schauspielerensemble, hintergründige Namensverweise,<br />
magische Kamerafahrten <strong>und</strong> auch wenn es ein Krimi ist,<br />
kann man sich diesen <strong>Film</strong> immer wieder anschauen.<br />
„Arlington Road“ (Koch) R: Mark Pellington<br />
Serienjunkies<br />
Bei der 5. Season halten wir gerade von 30Rock <strong>und</strong><br />
Liz Lemon (Tina Fey) als Autorin einer Fernsehsendung<br />
hat noch immer mit denselben Problemen zu kämpfen:<br />
aufständische Schauspieler, gelangweilte Schreiberlinge,<br />
frustrierendes Privatleben <strong>und</strong> einen immer aufgeblasenerem<br />
Chef Jack Donaghy , dem keine Idee zu dumm ist, um<br />
Werbezeiten zu verkaufen <strong>und</strong> der<br />
trotz allem ihr bester Fre<strong>und</strong> ist. Kein W<strong>und</strong>er genial verkörpert<br />
von Alec Baldwin. Wenn es eine Serie zum Zitat in<br />
anderen geschafft hat, dann weiß man, dass man gut ist. So<br />
geschehen mit „Breaking Bad“, die in den USA vor allem von<br />
den ‚coolen’ Kids geliebt wird. Auch<br />
erstaunlich, wie sich die Geschichte<br />
um den ehemaligen Chemielehrer, der zum Drogenerzeuger<br />
<strong>und</strong> –händler wurde sowohl im Mainstream als auch<br />
bei Cineasten seine Anhänger findet. Spannend, hart <strong>und</strong><br />
trotzdem witzig. Und ganz zum Schluss etwas ganz anderes:<br />
London, Armenviertel, 50erJahre, Hebammen <strong>und</strong> Nonnen:<br />
klingt mäßig interessant <strong>und</strong> entpuppt sich wieder einmal<br />
als perfekte BBC-Produktion: feingeschliffene Dialoge, authentische Ausstattung,<br />
Schauspielkunst <strong>und</strong> natürlich auch Herzschmerz.<br />
30 Rock 5. Season (Universal), Breaking Bad 5 Season (Sony);<br />
Call The Midwife“ (Universal)<br />
Jahresprojekt<br />
Mehr als 30 St<strong>und</strong>en dauert die Hörbuchfassung des<br />
Buches « Die Abenteuer des Joel Spazierer », wenn<br />
sie aber der Autor Michael Köhlmeier höchstselbst<br />
liest, zwackt man sich die St<strong>und</strong>en gerne ab. Geboren<br />
ist der unter dem (falschen) Namen Joel Spazierer<br />
schreibende Erzähler im Budapest der Nachkriegszeit,<br />
auf die schiefe Bahn ist er in Wien geraten, seine kriminelle Karriere hat er in vielen<br />
europäischen Ländern betrieben – <strong>und</strong> in der DDR hat er es sogar zum Professor für<br />
Philosophie gebracht. In Wien trifft er, nun über sechzig, seinen Fre<strong>und</strong> Sebastian<br />
Lukasser wieder, der ihn ermuntert, seine unglaubliche Lebensreise aufzuzeichnen.<br />
Man kann die Geschichte auch selbst lesen (Hanser Verlag), aber da werden einem<br />
die liebevoll beobachteten Details eventuell zu langatmig, in der gesprochenen<br />
Form freut man sich auf jede Reise, wo man wieder weiterhört.<br />
„Michael Köhlmeier liest Die Abenteuer des Joel Spazierer“ (Hörverlag)<br />
<strong>Film</strong> So<strong>und</strong> & <strong>Media</strong> |43