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Die Welt im Gasrausch

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<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>im</strong> <strong>Gasrausch</strong><br />

Gold<br />

1669.60$<br />

-1.68%<br />

Mit Erdgas, das <strong>im</strong> deutschen Schiefergestein lagert, könnte der Inlandsverbrauch<br />

13 Jahre lang gedecktwerden. Doch die Angst, dieses Gas zu fördern, ist groß.<br />

Während Deutschland zögert, handelt Amerika – zumVorteil der US-Wirtschaft.<br />

K. Stratmann, T. Jahn, T. Sigmund<br />

Berlin<br />

Wenn Wissenschaftler<br />

voneiner Zeitenwende<br />

sprechen, ist Skepsis<br />

angebracht.Oftwollen<br />

die Forscher nur ihre eigene Leistung<br />

hervorheben.<br />

Anders verhält es sich be<strong>im</strong> „Fracking“<br />

– jener Fördertechnik, bei der<br />

mit Hilfe von Tiefbohrern in Schiefergestein<br />

lagernde Gasvorkommen<br />

aus bis zu 5 000 Meter Tiefe erschlossen<br />

werden.<br />

Das Fracking – zu Deutsch: hydraulisches<br />

Brechen von Gestein –<br />

revolutioniert in den USA derzeit<br />

den Energiemarkt. Das Land entwickelt<br />

sich vom Gas<strong>im</strong>porteur zum<br />

Gasexporteur. Der Gaspreis sinkt<br />

drastisch, Amerikas Unternehmen<br />

jubeln. „<strong>Die</strong>verarbeitende Industrie<br />

in den USAwird allein in den Jahren<br />

2015 bis 2020 durch das Sinken der<br />

Erdgaspreise ein Wachstumsplus<br />

von über sieben Prozent verzeichnen“,<br />

sagt Helmuth Ludwig, Chef<br />

der Industriesparte Siemens USA.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung ist so beeindruckend,<br />

dass sich andere Länder die<br />

USA zumVorbild nehmen. In Kanada<br />

hat der chinesische Konzern Petro-China<br />

gerade 5,4 Milliarden<br />

Dollar in ein Fracking-Projekt gesteckt.<br />

<strong>Die</strong> polnische Regierung hat<br />

70 Konzessionen für Probebohrungen<br />

vergeben, und die britische Regierung<br />

hat ihr Fracking-Verbot in<br />

der vergangenen Woche aufgehoben.<br />

Auch in Australien, Indien, Indonesien<br />

und einigen Ländern Lateinamerikas<br />

kommt das Gas-Fracking<br />

voran. Allein Deutschland<br />

Industrie profitiert<br />

Gaspreise für US-Industriekunden<br />

in US$ je Tausend Kubikmetern<br />

341<br />

Handelsblatt<br />

188<br />

194<br />

180<br />

2008 ’09 ’10 ’11<br />

129<br />

’12<br />

Quelle: EIA<br />

Abfackeln von Gas in Alaska: Der Gaspreis in den USA sinkt dramatisch.<br />

macht nicht mit. <strong>Die</strong> Gasvorkommen<br />

in Deutschland sind zwar groß.<br />

Doch die Angst, sie mit Fracking zu<br />

fördern, ist größer. So verpasst<br />

Deutschland die Chance auf eine<br />

preisgünstige Energieversorgung.<br />

Industrie und Verbraucher müssen<br />

dafür zahlen.<br />

In Deutschland könnten nichtweniger<br />

als 1,3 Billionen Kubikmeter<br />

Gas aus der Tiefe an die Oberfläche<br />

geholtwerden, heißt es in einer gesternveröffentlichten<br />

Studie der Bundesanstalt<br />

für Geowissenschaften<br />

und Rohstoffe (BGR). Bisherige<br />

Schätzungen wurden damit weit<br />

übertroffen. Experten gehen davon<br />

aus, dass das in Deutschland lagernde<br />

Schiefergas ausreicht, um den<br />

Gasbedarf der gesamten Republik<br />

mindestens 13 Jahre lang komplett<br />

zu decken.<br />

<strong>Die</strong>ses Argument überzeugt allerdings<br />

nicht die zahlreichen Bürgerinitiativen,<br />

die sich in dem Bündnis<br />

„Gegen Gasbohren“ zusammengeschlossen<br />

haben. <strong>Die</strong> Anti-Fracking-<br />

Bewegung fürchtet, dass Chemikalien,<br />

die zur Lösung des Gases aus<br />

dem Gesteinverwendetwerden, das<br />

Grundwasser verseuchen könnten.<br />

Deshalb arbeitet die Industrie an<br />

der Entwicklung neuer,weniger gefährlicher<br />

Chemikalien. In einein-<br />

halb Jahren soll es sie geben. Ob sie<br />

dann aber auch angewandtwerden<br />

können, ist bestenfalls ungewiss.<br />

Denn deutsche Politiker teilen die<br />

Skepsis der Bürger. Selbst Wirtschaftsminister<br />

Philipp Rösler<br />

(FDP) und Umweltminister Peter<br />

Altmaier (CDU) sind sich ausnahmsweise<br />

einig: Altmaier hat<br />

großeVorbehalte. Und Rösler sagte<br />

gestern dem Handelsblatt: „Fracking<br />

bietet ohne Zweifel Chancen,<br />

gleichwohl gibt es noch viele ungeklärte<br />

Fragen.“<br />

Deutschland bremst Seiten 4 bis 6<br />

Plädoyer fürs Fracking Seite 14<br />

Gericht erklärt Achleitners Wahl für nichtig<br />

Votum über Aufsichtsratschef der Deutschen Bank muss womöglich wiederholt werden.<br />

Erneute Schlappe für die Deutsche Bank:<br />

Das Frankfurter Landgericht hat einer Anfechtungsklage<br />

der Erben des Medienunternehmers<br />

Leo Kirch gegenwichtige Beschlüsse<br />

der Hauptversammlung 2012 stattgegeben. In<br />

dem gesternveröffentlichten Urteilwurde unter<br />

anderem die Entlastung des Vorstands für das<br />

Geschäftsjahr 2011 für nichtig erklärt, ebenso die<br />

Wahlvon Paul Achleitner zum neuen Aufsichtsratschef.<br />

Zur Begründung hieß es, einemVertreter<br />

einer klagenden Aktionärin – der Kirch-Familie<br />

– sei trotz entsprechender Wortmeldung<br />

nicht die Möglichkeit gegeben worden, sich zu trieb. Sollte die Anfechtungsklage aber durch alle<br />

denTagesordnungspunkten der HV zu äußern. Instanzen Bestand haben, müssten die HV-Be-<br />

„Aufgrund des gesetzwidrigen Entzugs des Fraschlüsse erneuert werden. Alle Entscheidungen,<br />

ge- und Rederechts haftet dem Beschluss der HV bei denen der neue Aufsichtsrat mitgewirkt hat,<br />

ein Legit<strong>im</strong>ationsdefizit an“, heißt es in der Be- müssten ebenfalls wiederholt werden. „Der Aufgründung<br />

des Gerichts.<br />

wand wäre gewaltig, aber bis dahin ist es noch ein<br />

<strong>Die</strong> Deutsche Bank halte das Urteil nicht für an- langer Rechtsweg“, sagte ein Beobachter. <strong>Die</strong> Deutgemessen<br />

und werde nun prüfen, ob sie Rechtsmitsche Bank war zuletzt in die Schlagzeilen geraten,<br />

tel einlege, sagte ein Sprecher. In Finanzkreisen als Ermittler die Zentrale wegen desVerdachts auf<br />

hieß es, die Bank werde wohl in die Berufung ge- Umsatzsteuerbetrug durchsuchten. Peter Köhler<br />

hen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig und bleibt damit<br />

ohne direkte Auswirkungen auf den Bankbe- Kommentar, Bericht Seiten 15 und 29<br />

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Corbis<br />

Bund 10J.<br />

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TOP-NEWS DES TAGES<br />

Belgien buhlt um<br />

Frankreichs Reiche<br />

Prominente Steuerflüchtlinge wie<br />

Gérard Depardieu lösen einen<br />

handfesten Konflikt zwischen den<br />

beiden Nachbarn aus. Seite 8<br />

Wo die Energiewende<br />

hakt<br />

<strong>Die</strong> Steigerung der Energieeffizienz<br />

und die Versorgungssicherheit<br />

sind die Knackpunkte bei der<br />

Energiewende. Seite 10<br />

Kühne und Oetker<br />

planen Riesenreederei<br />

<strong>Die</strong> Unternehmerfamilien wollen<br />

die deutschen Branchenführer Hapag-Lloyd<br />

und Hamburg-Süd zusammenlegen.<br />

Seiten 16 und 27<br />

US-Konzerne wollen<br />

deutsche Biotechnik<br />

Johnson & Johnson, Merck und<br />

Amgen glauben an die Forschungskraft<br />

der deutschen Mittelständler.<br />

Seite 17<br />

General Electric warnt<br />

vor Auftragsflaute<br />

Der Haushaltsstreit in den USA belastet<br />

das Industriegeschäft des<br />

Siemens-Konkurrenten. GE senkt<br />

die Umsatzprognose. Seite 16<br />

Ex-Telekom-Vorstand<br />

versetzt Mittelständler<br />

Karl-Gerhard Eick, der frühere Finanzchef<br />

des Bonner Dax-Konzerns,<br />

beendet sein Engagement<br />

be<strong>im</strong> Windparkentwickler Windreich.<br />

Seiten 18 und 47<br />

Thyssen-Krupp baut<br />

auf Südostasien<br />

<strong>Die</strong> Expansion der Stahlsparte<br />

nach Amerika ist fehlgeschlagen.<br />

Nun sucht der Konzern neue Absatzmärkte<br />

für Aufzüge und Anlagen<br />

in Südostasien. Seite 20<br />

Air Berlin bindet sich<br />

noch enger an Etihad<br />

<strong>Die</strong> finanziell angeschlagene deutsche<br />

Fluggesellschaft verkauft ihr<br />

Meilen-Programm für Vielflieger an<br />

den Großaktionär aus Abu Dhabi.<br />

Seite 22<br />

Den Kunden zu viel<br />

versprochen<br />

US Staat<br />

1.832%<br />

+0.060PP<br />

Stand: 20h30<br />

Das niedrige Zinsniveau zwingt<br />

Versicherer und Bausparkassen,<br />

hochverzinste Anlagebestände abzubauen<br />

– mit teils umstrittenen<br />

Methoden. Seite 28<br />

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