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Globalisierung Zsfsg.pdf

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<strong>Globalisierung</strong> (Zusammenfassung)<br />

Komparative Kostenvorteile<br />

Die Überlegungen von Adam Smith können jedoch nicht erklären, warum Länder Güter<br />

exportieren, die keine absoluten Preisvorteile besitzen. Eine Weiterentwicklung erfolgte<br />

durch David Ricardo, der eines der berühmtesten Theoreme der Wirtschaftswissenschaften<br />

formuliert hat: jenes der komparativen Kostenvorteile. Es besagt, dass ein Land die<br />

Vorteile der internationalen Arbeitsteilung für sich nutzen kann, indem es sich auf jene<br />

Güter spezialisiert, für die es komparative Kostenvorteile besitzt. Nach Ricardos Ansicht<br />

bestehen Gründe für einen Handel zwischen zwei Ländern, wenn ein Land A alle Produkte<br />

kostengünstiger herstellen kann als der Handelspartner Land B. Das Theorem der komparativen<br />

Kosten erklärt der amerikanische Nobelpreisträger für Nationalökonomie, Paul<br />

A. Samuelson, an folgendem Beispiel:<br />

„Ein Rechtsanwalt ist zugleich der beste Anwalt und der beste Schreibmaschinen-Schreiber<br />

seiner Stadt. Wird er sich nicht trotzdem auf seine Anwaltspraxis spezialisieren und<br />

das Maschine schreiben seiner Sekretärin überlassen? Er kann es sich nicht leisten, wertvolle<br />

Zeit, in der er als Anwalt tätig sein könnte, zu verlieren, um seine Schreibmaschinenarbeiten<br />

zu erledigen. Denn aus der Ausführung seiner Anwaltstätigkeit erzielt er einen<br />

erheblichen komparativen Vorteil, wohingegen er aus seinem Schreibmaschine schreiben<br />

zwar einen absoluten, aber keinen komparativen Nutzen zieht. Oder betrachten wir es<br />

mit den Augen der Sekretärin. Sie ist ihrem Chef in beiden Tätigkeiten unterlegen. Doch<br />

ist ihr Nachteil im Schreibmaschine schreiben relativ am geringsten. So gesehen, verfügt<br />

sie beim Maschine schreiben über einen komparativen Vorteil.“ (Quelle: Samuelson, P. A./<br />

Nordhaus, W. D. (1998): Volkswirtschaftslehre, 15. A., Wien Ueberreuther, 778)<br />

Das Ricardo-Theorem erfasst die Komplexität des internationalen Handels nicht vollständig,<br />

dennoch ist seine grundsätzliche Bedeutung nicht zu unterschätzen.


Produktlebenszyklustheorie (Vernon/Hirsch)<br />

Wie ändern sich komparative Vorteile im Laufe der Zeit? Wie kann ein Land seine komparativen<br />

Vorteile beeinflussen und gestalten? Die Produktlebenszyklustheorie ist eine Weiterentwicklung<br />

des Faktorproportionen-Theorems und geht auf die Amerikaner Vernon und Hirsch<br />

zurück. Diese Theorie geht davon aus, dass ein neues Produkt drei Lebensphasen durchläuft:<br />

Innovationsphase (Einführung)<br />

Ein neues Produkt wird zunächst nur auf dem heimischen Markt eingeführt und gewinnt<br />

langsam Marktanteile. Bei der Entwicklung eines neuen Produkts wird für die Überwindung<br />

technologischer Hindernisse relativ viel qualifizierte Arbeitskraft benötigt. Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg wurde der Großteil an neuen Produkten von amerikanischen Firmen entwickelt<br />

und verkauft. Der große US-Markt bot amerikanischen Firmen starke Anreize, neue<br />

Konsumprodukte zu entwickeln. Durch Überlegungen, wie die Produktion dieser Güter rationalisiert<br />

werden kann, konnten die anfänglich hohen Investitionen in die Arbeitskraft<br />

schnell durch eine immer kostengünstiger werdende Fertigung ausgeglichen werden.<br />

Ausreifungsphase<br />

In dieser Phase etabliert sich das Produkt am heimischen Markt. Das Produkt wird exportiert,<br />

auch im Ausland steigen seine Marktanteile. Da die Reifephase beim Aufbau der Produktionskapazität<br />

einen vergleichsweise großen Kapitaleinsatz auf hohem technischem<br />

Niveau fordert, steht die Produktmengenexpansion im Vordergrund. Hat das Produkt dieses<br />

Stadium des Lebenszyklus erreicht, imitieren andere Unternehmen im In- und Ausland<br />

dieses Produkt in zunächst billigerer und weniger hochwertigen Qualität. Um den sogenannten<br />

Me-Too-Produkten, den Imitationen des ursprünglichen Produkts, entgegenzuwirken,<br />

kann das Unternehmen selbst mit der Errichtung zusätzlicher Produktionsstätten<br />

im entwickelten Ausland reagieren und erreicht damit eine Verlängerung einer monopolähnlichen<br />

Marktstellung.<br />

Sättigungsphase (Standardisierung)<br />

Das Produkt entsteht in dieser Phase in Serienfertigung bzw. in standardisierter Massenproduktion.<br />

Der Kapitaleinsatz verringert sich, der Einsatz von qualifizierter Arbeitskraft<br />

ist im Gegensatz zu den vorangegangenen Produktionsphasen nicht mehr im gleichen


Maß erforderlich. In dieser Phase haben geringer entwickelte Länder oftmals Wettbewerbsvorteile.<br />

Sie produzieren kostengünstiger, und das kann dazu führen, dass das Innovationsunternehmen<br />

selbst nicht mehr konkurrenzfähig ist. Die Produktion wird z.B. in<br />

Entwicklungsländer verlagert.


Gründe für eine Internationalisierung von Unternehmen:<br />

1. Sättigung des inländischen Marktes (Erschließung neuer Märkte),<br />

2. Risikostreuung durch Einbezug zusätzlicher Märkte (Diversifikation),<br />

3. Auslastung vorhandener Fertigungskapazitäten durch internationale Distribution<br />

(Kapazitätsauslastung),<br />

4. Streben nach Markt- und Kundennähe (Service),<br />

5. Verbesserung des Ansehens als einheimischer Produzent und Arbeitsplatzanbieter (Image),<br />

6. Verbesserung der Kostensituation (günstigere Löhne, Materialien, Grundstücke – Unter<br />

nehmen nutzen Standortvorteile im Ausland),<br />

7. Ausweichmöglichkeiten bei Währungsverschiebungen (Abrechnung in Landeswährung),<br />

8. Nutzung von fremdem Know-how (Synergiepotenziale),<br />

9. Umgehung von protektionistischen Handelsbeschränkungen,<br />

10. Überwindung von Markteintrittsbarrieren (Transaktionskosten!).<br />

Quelle: Schneck, O. (1999): Betriebswirtschaftslehre: eine praxisorientierte Einführung mit<br />

Fallbeispielen, Frankfurt/Main, 26 ff.

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