Fibromyalgie Selbsthilfe Aargau
Fibromyalgie Selbsthilfe Aargau
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Informationstag der Rheumaklinik Bad Säckingen DE<br />
Für <strong>Fibromyalgie</strong> <strong>Selbsthilfe</strong>gruppenleiter Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Schweiz<br />
1.Dezember 2007<br />
Begrüssung durch Herrn Udo Wankelmuth, Geschäftsführer der Rheumaklinik<br />
Bad Säckingen Deutschland.<br />
Herr Wankelmuth informiert zur Klinik, die in nächster Zukunft neu benennt wird. Der neue Name wird im März<br />
2008 offiziell bekannt gegeben. Offensichtlich wird eine Umstrukturierung vorgenommen.<br />
Programm:<br />
Fr. Dr. Traber Was hat Sinn bei <strong>Fibromyalgie</strong>?<br />
Dr. J. Wild Psychotherapeut "Die Bedeutung der <strong>Selbsthilfe</strong> aus psychologischer Sicht"<br />
Frau Flügel Physiotherapeutin Einblick und praktische Anwendung von Entspannungsübungen mit Qigong<br />
Herr Dr. Jürgen Glocker „Carlo oder über den Umgang mit Katzen, Menschen und Büchern“<br />
Was hat Sinn bei <strong>Fibromyalgie</strong>?<br />
Vortrag Frau Dr. Traber<br />
Die neuen Aspekte zur <strong>Fibromyalgie</strong> zeigen uns dass Therapie kombiniert mit Information und Patientenschulung<br />
ganz wichtige Bereiche sind. Gezielt eingesetzte Bewegung, Medikamente, Psychotherapie und Rehabilitation<br />
lindern die Schmerzen. Schmerz kann die Therapie blockieren. Erholsamer Schlaf ist besonders wichtig.<br />
Bewegungstherapie<br />
Enorm viele Studien zeigen grosse Wirkung für die Bewegungstherapie. Mit nicht zu grossem Ehrgeiz beginnen,<br />
da anfangen wo ich jetzt gerade stehe, nicht dort wo ich vor 5 Jahren einmal war. Klein anfangen, Regelmässigkeit<br />
aufrechterhalten, ohne Zwang und Leistungsdruck, mit 50% der maximalen Herzfrequenz. Empfehlenswert sind<br />
Schwimmen, Walken, Softaerobic, Koordination, in kleinen Etappen ausgeführt. Langsam und stufenweise den<br />
Zeitraum und den Intervall erhöhen.<br />
Medikamente<br />
Schmerzmittel verbessern das Schmerzniveau und wirken erleichternd. Die richtige Kombination herauszufinden<br />
ist sehr mühsam und braucht Geduld von Arzt und Patient. Persönliche <strong>Selbsthilfe</strong> soll hier Unterstützung sein. Es<br />
gibt nicht nebenwirkungsfreie Medikamente. Die Nebenwirkungen zu den Medikamenten müssen einkalkuliert und<br />
mit dem Arzt besprochen werden. Welches Risiko liefern sie, was bin ich bereit in Kauf zu nehmen? Klarstellen,<br />
was habe ich davon wenn ich die Schmerzen laufen lasse, wie geht es mir mit Schmerzmitteln und wie setze ich<br />
diese Erfolg versprechend ein? Schmerzmittel sollten früh genug genommen werden und nicht nur, wenn es nicht<br />
mehr auszuhalten ist. Zu Beginn von leichteren bis mittleren Schmerzen und über eine Zeitspanne regelmässig<br />
eingenommen sind sie bestmöglich hilfreich. Später kann man langsam reduzieren. Opiate nicht einsetzen, sie<br />
sind vom Wirkungsmechanismus her nicht geeignet bei <strong>Fibromyalgie</strong>.<br />
Schmerzmittel<br />
Paracetamol<br />
ist ein schmerzstillender und fiebersenkender Arzneistoff für leichte bis mittlere Schmerzen, es besitzt kaum<br />
entzündungshemmende Eigenschaften.<br />
Tramadol<br />
ist ein schwachwirksames Opioid, welches zur Therapie mittelstarker Schmerzen eingesetzt<br />
wird und zur Behandlung vom Restless-Legs-Syndrom.<br />
Tilidin wirkt gegen starke bis sehr starke Schmerzen. Tilidin gehört zur Gruppe der Opioide und ist der Wirkstoff<br />
des Schmerzmittels Valoron® N. N steht für die Beimischung des Opioidantagonisten Naloxon. Diese Kombination<br />
soll den Missbrauch von Tilidin eindämmen. Deshalb unterliegt sie auch nicht Betäubungsmittelverschreibungs-<br />
Verordnung, sondern nur der normalen Verschreibungspflicht. Wirksam wird das Naloxon aber nur bei intravenöser<br />
Verabreichung und bei oraler Einnahme von mehr als 300-400 mg. In der Schweiz ist Valoron ® als Monosubstanz<br />
erhältlich und enthält Tilidin-HCl. Es kann deshalb nur auf einem Betäubungsmittelrezept verschrieben werden.<br />
Flupirtin<br />
wirkt schmerzstillend und löst Verspannungen, kurzfristige Anwendung empfohlen. Verschiedene Studien haben<br />
ergeben, dass die Wirkung von Flupirtin bereits nach wenigen Tagen eintritt. Auch schmerzbedingte<br />
Schlafstörungen und Einschränkungen täglicher Verrichtungen werden durch das Medikament vermindert, die<br />
Lebensqualität der Patienten bessert sich meist erheblich. Über eine Öffnung von Kaliumkanälen setzt der<br />
Wirkstoff die Erregung der muskulären Nervenzellen herab und hemmt dadurch die Reizweiterleitung. Dies führt<br />
schließlich zur Entspannung der Muskulatur und Linderung der Schmerzen. Im Allgemeinen ist Flupirtin gut<br />
verträglich. Häufigste Nebenwirkungen sind Müdigkeit und Schwindel, die vor allem zu Beginn der Behandlung<br />
auftreten und sich im weiteren Verlauf wieder zurückbilden.
Antidepressiva eignen sich für die seelischen wie auch für die körperlichen Störungen. Sie wirken auf die<br />
Entspannung und werden in niedriger Dosierung von 10 bis 25 mg empfohlen. Nicht vor dem Schlafen gehen,<br />
sondern bereits nach dem Nachtessen einnehmen. Sie zeigen keine schnelle Sofortwirkung. Es braucht Anlaufzeit<br />
und Geduld. Sie verbessern die Tiefschlafphase, den Schmerzeffekt und bewirken, dass Serotonin seine Funktion<br />
wieder erfüllen kann.<br />
Fluoxin, Citalopram, Paraxotin, Duloxetin, sollten am Morgen eingenommen werden.<br />
Nur wenn eine stärkere Depressivität im Vordergrund steht, sind Psychopharmaka mit Wirkung auf<br />
depressive Erkrankungen angezeigt.<br />
Antiepileptika<br />
Gabapentin<br />
bringt positive Reaktion, ist ein Arzneistoff der zur Behandlung der Epilepsie und neuropathischer Schmerzen<br />
eingesetzt wird z. B. bei Gürtelrose.<br />
Pregabalin<br />
bringt gute Wirkung (450 mg p. Tag) macht sehr müde und wird darum wieder abgesetzt. Zugelassen ist es zur<br />
Behandlung der Epilepsie und von neuropathischen Schmerzen. Der Wirkstoff unterliegt der Verschreibungspflicht.<br />
5-HT3-Antagonisten<br />
Sie sind Arzneistoffe, die spezifisch den Serotonin-Rezeptor hemmen. Sie fungieren im Organismus als<br />
Gewebshormon bzw. als Neurotransmitter im Zentralnervensystem, Darmnervensystem, Herz-Kreislauf-System<br />
und im Blut. Der Name leitet sich von seiner Wirkung auf den Blutdruck ab: Serotonin ist die Komponente des<br />
Serums, die den Druck in den Blutgefäßen reguliert.<br />
Tropisetron – Navoban<br />
gehört zu den Mitteln gegen Übelkeit und Erbrechen. Die Behandlung erfolgt in einer Dosierung von 5 mg über fünf<br />
Tage. Der Therapieeffekt hält unterschiedlich lange an, zum Teil nur wenige Tage, zum Teil aber auch mehrere<br />
Monate, wobei in solchen Fällen eine Wiederholung der Stosstherapie vorgenommen werden sollte. Insgesamt ist<br />
bei 50 - 60 % der Patienten eine deutliche Besserung, z. T. sogar eine weitgehende Beschwerdefreiheit zu<br />
erzielen.<br />
Dopamin – Agonisten<br />
Sie werden bei Parkinson-Patienten eingesetzt. Dopaminagonisten ermöglichen eine wirkungsvolle Therapie des<br />
Restless-Legs-Syndroms. Sie eignen sich nach heutigem Kenntnisstand gut für eine Dauertherapie, jedoch ist es<br />
für eine bessere Verträglichkeit notwendig, die Dopaminagonisten langsam einzuschleichen, bis der Patient eine<br />
deutliche Linderung seiner Beschwerden verspürt.<br />
Pramipexol<br />
wird zur Therapie des Morbus Parkinson eingesetzt und bei mittelgradigen bis schweren idiopathischen Restless-<br />
Legs-Syndroms.<br />
Psychotherapie<br />
Wichtige Elemente in der Psychotherapie sind Entspannungsverfahren, und Verhaltenstherapie immer kombiniert<br />
mit Schmerzmitteln.<br />
Rehabilitation beinhaltet die Patientenschulung, Bewegungstherapie und Psychotherapie. Sie hat grossen<br />
Informationswert.<br />
„Die Bedeutung der <strong>Selbsthilfe</strong> aus psychologischer Sicht“<br />
Herr Dr. Phil. Jürgen Wild, Psychotherapeut informiert über die neuesten Forschungsergebnisse von<br />
Dr. Müller und Dr. Stratz<br />
<strong>Fibromyalgie</strong> ist ein klinischer Symptomenkomplex mit Auswirkung zu Skelett, Verdauung, Augen, Reizblase,<br />
Urogenitalsystem, Schlaf, Erschöpfung, Konzentrationsstörung und löst verständlicherweise ein Schonverhalten<br />
aus. Die Krankheit <strong>Fibromyalgie</strong> gibt es schon immer „Egal ob sich die Ärzte streiten, sogar in den Psalmen der<br />
Bibel kommt sie vor“. Beim genauen Hingucken sieht man einiges. Laborchemische Veränderungen können vom<br />
Hausarzt nicht diagnostiziert werden. Es entstehen viele Vorurteile. Die Menschen gelten als Simulanten,<br />
Drückeberger die auf eine Rente aus sind. Es geht ihnen schlecht, die lange Anamnese von durchschnittlich 12<br />
Jahren kann eine Depression fördern.<br />
<strong>Fibromyalgie</strong> Patienten sind kurativ, verständig und bereit an sich zu arbeiten.<br />
Die Ergänzung zur stationären Behandlung sind die <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen. Die Arbeit in Gruppen bewirkt das<br />
Gemeinschaftsgefühl, Wissensvermittlung, Öffentlichkeitsarbeit, Kräftezuwachs und vieles mehr.<br />
Die Aufgaben beinhalten: Sicherung des Rahmens mit Strukturorganisation, Kontakte nach aussen, Ausgleich in<br />
der Gruppendynamik, Leiten ohne einzuengen, Kompetenzen teilen und delegieren, Neutralität bewahren,<br />
Meinungsbildungsprozesse, Entscheidungen treffen.<br />
Risiken in SHG sind: Jammerclub, Leiden und Schmerz steht im Vordergrund, Kampftrupp, Gruppendynamik,<br />
Grüppchen, Konkurrenzverhalten.
Praktische Anwendung und Einblick zu Entspannungsübungen mit Qigong<br />
Frau Flügel Physiotherapeutin<br />
Es sind bewegte und stille Übungen zur Harmonisierung von Körper, Geist und Seele. Die praktische Anwendung<br />
ist befreiend und sehr willkommen bei allen Anwesenden.<br />
Qigong ist eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und<br />
Geist, die auch Teil der traditionellen Chinesischen Medizin ist. Auch Kampfkunst-Übungen werden darunter<br />
verstanden. Zur Praxis gehören Atemübungen, Körper- und Bewegungsübungen, Konzentrationsübungen und<br />
Meditationsübungen. Sie sollen nach Überzeugung Ihrer Anhänger der Anreicherung und Harmonisierung des Qi<br />
dienen.<br />
„Carlo oder über den Umgang<br />
mit Katzen, Menschen und Büchern“<br />
Herr Dr. Jürgen Glocker liest am Nachmittag aus seinem Werk.<br />
Die Katze Erinnerung, wie du sagst.<br />
Ja, unabhängig, unbestechlich, ungehorsam und doch ein<br />
wohltuender Geselle, wenn sie sich zeigt, selbst wenn sie sich<br />
unerreichbar zeigt.<br />
Als Andenken dieses Tages überreicht Herr Wankelmuth die Lektüre allen Anwesenden.<br />
Der Autor Herr Jürgen Glocker signiert sein Werk persönlich.<br />
Bericht/Fotos<br />
D. W. <strong>Fibromyalgie</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> Luzern Ob- Nidwalden<br />
www.luzern.fibro-ag.ch