Lebensspuren II
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Kinder und Jugendliche<br />
Von einer Kindheit im heutigen Sinn konn-<br />
te in ländlichen Regionen wie der Buck-<br />
ligen Welt lange Zeit nicht die Rede sein.<br />
Kindheit zeichnet sich im modernen Verständnis<br />
unter anderem dadurch aus,<br />
dass Kinder (und Jugendliche) durch Ausbildung<br />
auf ein späteres Erwerbsleben<br />
vorbereitet werden, aber noch nicht selbst<br />
am Erwerbsleben teilnehmen. Bis in die<br />
1950er-Jahre war es dagegen selbstverständlich,<br />
dass viele Kinder aufgrund der<br />
wirtschaftlichen Not ihrer Eltern oder der<br />
oft alleinerziehenden Mütter im Alter von<br />
nicht einmal zehn Jahren zu fremden Bauern<br />
in den Dienst gingen. Oder sie mussten<br />
im kleinen Handwerksbetrieb oder im<br />
Geschäft ihrer Väter mithelfen.<br />
Viele Menschen in der Buckligen Welt<br />
erinnern sich noch heute intensiv an ihre<br />
eigenen Erfahrungen mit Kinderarbeit in<br />
früheren Jahren – die einen mehr an Verhältnisse<br />
der Ausbeutung, andere aber auch an abenteuerliche Erlebnisse, die beispielsweise die<br />
Tätigkeit als Kuhhalter gelegentlich mit sich brachte. Andere berichten darüber, wie sie mit dem<br />
Sammeln von Waldbeeren zum Familieneinkommen beitrugen. Einigen Jugendlichen war es nach<br />
Abschluss der Schule vergönnt, eine Lehre zu beginnen und abzuschließen – dies allerdings oft in<br />
Verhältnissen, die an Praktiken der Leibeigenschaft noch früherer Jahre erinnern.<br />
Auch die Fotos zeigen, dass Kinder schon früh in die Arbeitswelt eingeführt wurden. Selbstverständlich<br />
leisteten sie bei den Arbeiten der Erwachsenen kleine Hilfsdienste. Oft empfanden die Kinder<br />
das nicht als Belastung, sondern waren stolz, dass man sie schon „brauchen“ konnte, vor allem zur<br />
Beaufsichtigung der Nutztiere auf der Weide. Bereits junge Kinder waren Ochsenhalter, weil diese<br />
gutmütigen Zugtiere leicht zu beaufsichtigen waren. Schwieriger war schon das Halten der Kühe.<br />
Dabei traf man auch Nachbarskinder und spielte miteinander. Die Jugendlichen mussten schon früh<br />
bei den Feld- und Waldarbeiten sehr schwer arbeiten.<br />
42 - Arbeitswelten - Kinder und Jugendliche<br />
BuchRegionsbuch<strong>II</strong>.indb 42 31.08.2009 14:17:19 Uhr