Handout_Ing ... - Viktor Frankl Zentrum
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HANDOUT zu<br />
„HEILSAME LÖSUNG SCHMERZHAFTER<br />
UND BELASTENDER GEFÜHLE“<br />
Die Methode Liebevolle Zwiesprache auf Grundlage des Menschenbildes der Logotherapie<br />
Die Ausatem- Unterstützung<br />
Vortrag von <strong>Ing</strong>. Peggy Paquet<br />
Wir ziehen am Ende des Ausatems den Unterbauch leicht ein, bis kurz vor den Punkt, wo es<br />
muskulär anstrengend werden könnte.<br />
Wir atmen weiter aus, bis wir vom Ausatem angenehm leer sind.<br />
Danach lassen wir den Unterbauch sanft los und warten auf den Einatemimpuls.<br />
Wir lassen den Einatem von allein einströmen, ohne Luft zu holen.<br />
Unser Körper holt sich, was er an Luft braucht.<br />
Das können ganz tiefe oder auch ganz leichte Einatemzüge sein.<br />
Wir können uns das wie beim Prinzip eines Blasebalgs vorstellen!<br />
Wollen wir die Luft aus einem Ball herausbringen, müssen wir ihn zusammendrücken.<br />
Soll sich der Ball wieder mit Luft füllen, brauchen wir ihn nur loszulassen und die Luft strömt<br />
ein.<br />
Eine gute Ausatemunterstützung ist wichtig:<br />
- um die Aufmerksamkeit im Körper zu verankern<br />
- um eine starke Emotion halten zu können<br />
- um die emotionale Ladung im Nervensystem zu lösen<br />
In 4 Schritten:<br />
1. beim Ausatmen den Unterbauch sanft nach innen ziehen<br />
2. leer werden vom Ausatmen<br />
3. den Unterbauch entspannen<br />
4. warten auf das Einströmen des Einatems<br />
Prozessschritte „Liebevolle Zwiesprache“<br />
- Eine schmerzhafte Emotion hat immer eine körperliche Entsprechung. Jedes Gefühl<br />
drückt sich im Körper aus.<br />
- Wir spüren in unseren Körper hinein, wo dieses Gefühl eine unangenehme<br />
Körperempfindung auslöst. Im Körper zeigt sich dies durch Druck, Zusammenziehen, Enge,<br />
Brennen, Unruhe u.a.<br />
- Gleichzeitig nehmen wir auf emotionaler Ebene die gegenwärtige schmerzhafte Emotion<br />
wahr und sind bereit, sie ganz zu fühlen.<br />
VIKTOR FRANKL ZENTRUM WIEN | Mariannengasse 1/15 | 1090 Wien<br />
+43.699 10 96 10 68 | office@franklzentrum.org | www.franklzentrum.org
- Wenn wir präsent sind in unserem Körper und in Kontakt mit dem emotionalen Schmerz,<br />
beginnen wir mit der Ausatemunterstützung.<br />
- Wir sind uns bewusst, dass wir uns jetzt um unseren Schmerz in unserem Körper und in<br />
unserer Seele kümmern. Hier fließt die Kraft der Liebe und des Mitgefühls mit ein. In diesem:<br />
„Ich kümmere mich“, steckt das Liebevolle.<br />
- Wir beobachten unsere Körperempfindung, unser Gefühl und unseren Atem- ohne etwas<br />
zu verändern.<br />
- Wir sind vollkommen präsent im Körper, in unserer Psyche (emotionale Ebene) und im<br />
Geist. In diesem präsenten Raum beginnt sich der emotionale Schmerz zu lösen.<br />
- Sollten wir in Gedanken und Bilder abdriften, dies einfach nur wahrnehmen (Nicht!<br />
Wegdrängen) und bewusst mit der Aufmerksamkeit wieder in den Körper hineingehen.<br />
- Alle dabei auftretenden Körperentladungen einfach beobachten und nicht eingreifen<br />
(Weinen, Schütteln, Gähnen, Zittern). Sie hören von alleine wieder auf.<br />
- Für diesen Prozess ist es absolut entscheidend, nicht mit unserer Aufmerksamkeit in die<br />
Geschichten und Bilder in unserem Kopf abzuschweifen. Das würde den Lösungsprozess<br />
unterbrechen, uns aus der heilsamen Präsenz wegführen. Nur spüren, fühlen und<br />
beobachten!<br />
- Zwischendurch immer wieder die bewusste Ausatmung überprüfen. Der Ausatem trägt<br />
uns durch jede schmerzhafte Emotion hindurch.<br />
- Wir halten die Präsenz und atmen uns hindurch, solange, bis sich das schmerzhafte<br />
Gefühl auf körperlicher und emotionaler Ebene vollständig gelöst hat. (unangenehme<br />
Körperempfindung und emotionale Ladung sind nicht mehr spürbar)<br />
- Wo vorher der Schmerz in uns anwesend war, erspüren wir nun unsere kraftvollen und<br />
liebevollen Wesensqualitäten. Diese kommen an die Oberfläche unseres Bewusstseins,<br />
sobald sich die emotionale Blockade gelöst hat.<br />
- Diese lebensfördernden Qualitäten integrieren wir durch aufmerksames Spüren und<br />
Fühlen in unser emotionales Bewusstsein und in unser Körperbewusstsein.<br />
- Wir schauen noch einmal auf die schmerzauslösende Situation - nun mit neu<br />
gewonnener Klarheit.<br />
Was hat sich in unserem Erleben und in unserer Einstellung verändert?<br />
Wie möchten wir jetzt handeln?<br />
Klare Erkenntnisse und Zusammenhänge können im Nachhinein auftauchen.<br />
- Die vorher blockierte Schmerzenergie, die wieder ins Fließen gekommen ist und in<br />
unserem Körperkreislauf zirkuliert, steht uns nun als ein Mehr an Lebensenergie zur<br />
Verfügung.<br />
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Das logotherapeutische Menschen- und Weltbild und die zugehörigen<br />
Schwerpunkte der Liebevollen Zwiesprache<br />
1. Menschenbild der Logotherapie:<br />
Freiheit des Willens<br />
Jeder Mensch ist potentiell willensfrei. (Einschränkung: Krankheit oder Senilität)<br />
Liebevolle Zwiesprache:<br />
Die Entscheidungsfähigkeit der geistigen Person kann zeitweise auch durch eine starke<br />
Emotion blockiert sein. Zum Beispiel: Wut.<br />
Mit der Ausatemunterstützung ist es möglich, einen Spalt zu schaffen, wodurch ein Stück<br />
Entscheidungsfreiraum entsteht: Was mache ich mit dieser Wut?<br />
Dieser Spalt entsteht, weil sich die Aufmerksamkeit von den Schmerzgedanken verbunden<br />
mit den Schmerzgefühlen weg in den Körper verlagert.<br />
Mit dem inneren Prozess der Liebevollen Zwiesprache löst sich die emotionale Blockierung,<br />
im Beispiel die Wut, vollständig und der volle Entscheidungsfreiraum steht wieder zur<br />
Verfügung.<br />
Die geistige Person beinhaltet die Fähigkeit, emotionale und körperliche Prozesse<br />
wahrzunehmen, beobachtend in der Aufmerksamkeit zu halten und hindurch zu steuern.<br />
Bei der Liebevollen Zwiesprache tritt die Geistige Person in ein fühlendes Zwiegespräch mit<br />
unserem Psychophysikum (Körper und Psyche).<br />
2. Heilkunde:<br />
Wille zum Sinn<br />
Jeder Mensch ist vom Streben nach Sinn beseelt.<br />
In jedem von uns ist die Sehnsucht nach einem sinnorientierten Leben angelegt.<br />
Liebevolle Zwiesprache:<br />
Es ist überaus sinnvoll, Schmerzemotionen nicht gegen sich selbst oder gegen andere zu<br />
richten. Die sinnvollste Möglichkeit ist, die Emotion an der Wurzel zu heilen.<br />
Wenn die Schmerzemotion sich gelöst hat, wird die Wahrnehmungsfähigkeit für den Sinn<br />
des Augenblicks umfassender und klarer.<br />
Je öfter und je tiefer wir unsere heilen Wesensqualitäten erfahren, umso natürlicher verstärkt<br />
sich unser Streben nach Sinnerfüllung.<br />
3. Weltbild:<br />
Sinn des Lebens<br />
Das Leben hat einen bedingungslosen Sinn, den es unter keinen Umständen verliert.<br />
In allen Situationen ist Sinn noch lebbar.<br />
Liebevolle Zwiesprache:<br />
Alle Emotionen haben einen Sinn. Wir können jeden Schmerz in etwas Fruchtbares<br />
verwandeln. Jede Schmerzemotion gibt uns die Möglichkeit, etwas in uns zu heilen.<br />
Jeder Schmerz beinhaltet die Möglichkeit, tiefer zu gehen und unser Leben zu vertiefen.<br />
Wir können das finden, was unter dem Schmerz liegt. Wir können unseren heilen<br />
Wesenskern erfahren. Aus dieser Erfahrung heraus wird der Sinn des Lebens intensiver<br />
spürbar.<br />
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Weitere Verbindungen: Logotherapie und Liebevolle Zwiesprache<br />
Die Liebevolle Zwiesprache unterbricht die Leidkette. Emotionaler Schmerz wird nicht mehr<br />
weitergegeben, weder gegen andere gerichtet noch gegen sich selbst. Er wird im Hier und<br />
Jetzt in uns neutralisiert und richtet keinen Schaden mehr an. Die Liebevolle Zwiesprache ist<br />
ein Weg der Leidverminderung und Leidprävention! Sie fördert unsere Friedensfähigkeit und<br />
unsere Liebesfähigkeit.<br />
Eine als sinnvoll erkannte und getroffene Entscheidung kann unter der Wucht einer Emotion<br />
völlig verschwinden und somit nicht umgesetzt werden. Mit Hilfe der Liebevollen<br />
Zwiesprache kann die emotionale Wucht aufgelöst werden und der Weg für den nächsten<br />
sinnvollen Schritt wird frei und bewältigbar.<br />
Wir sind die Beobachter unserer Gedanken und Gefühle. Die Instanz, die beobachtet,<br />
entspringt der geistigen Dimension, unserem heilen Wesenskern. Jede Emotion birgt somit<br />
immer eine Chance, zu der heilen Person in uns Kontakt aufzunehmen und zu erfahren,<br />
dass wir mehr sind, als unsere leiderzeugenden Gedanken und Gefühle, mehr, als der<br />
Schmerz, der uns gerade zu besetzen scheint. Allein die Entscheidung, unserem Schmerz<br />
mit Mitgefühl zu begegnen, öffnet die Tür zu dem Heilen in uns.<br />
Wenn sich schmerzhafte Gefühle lösen und einer durchscheinenden Wesensqualität Platz<br />
machen, verändert sich auf natürliche Weise unsere Einstellung zu der auslösenden<br />
Situation.<br />
Dies ist oft ein entscheidender Schritt für eine tragende Einstellungsveränderung. Wir<br />
können tiefere Zusammenhänge erkennen. Die wesentlichen Werte tauchen in der ruhigen<br />
Klarheit wieder auf. Ein barmherziger Blick auf zwischenmenschliche Beziehungen ist ein<br />
„Nebeneffekt“ der mutigen inneren Prozessarbeit.<br />
Je tiefer unsere Erfahrungen unseres heilen Wesenskerns und der darin fühlbaren<br />
Qualitäten sind, umso größer wird unsere natürliche Sehnsucht, unser Leben in den Dienst<br />
der Liebe zu stellen. Die spezifisch menschliche Fähigkeit der Selbsttranszendenz wächst<br />
mit der Zunahme unserer emotionalen Freiheit.<br />
Die Liebevolle Zwiesprache unterstützt die Selbstdistanzierungsfähigkeit des Menschen,<br />
indem sie über die somatische Achtsamkeit den beobachtenden Blick auf das körperliche<br />
und emotionale Geschehen lenkt. Löst sich die Emotion, wird die Wahrnehmung klarer und<br />
es entsteht eine natürliche gesunde Selbstdistanz.<br />
Die Liebevolle Zwiesprache unterstützt die Wahrnehmung unserer geistigen Unabhängigkeit<br />
und unserer persönlichen Freiräume. Dass Schmerzemotionen auftauchen, liegt nicht in<br />
unserem Freiraum. Doch wir haben die Wahlfreiheit, wie wir damit umgehen.<br />
Unser seelisches Geschaffen-sein, unsere konditionierte Emotionalität kann sich in jedem<br />
Augenblick verändern.<br />
Wir sind Mitgestalter unseres Schicksals. Trauma ist ein Aufruf des Schicksals. „Steckst Du<br />
im Trauma, ist es die Hölle, gehst Du hindurch, wird es Dir zum Segen.“ Trauma kann ein<br />
Katalysator für ein tiefgreifendes persönliches Wachstum sein. Die Liebevolle Zwiesprache<br />
führt mitten durch das Trauma hindurch.<br />
Es geht tiefer, als den Gefühlen ins Gesicht zu sehen. Es führt mitten hindurch und öffnet die<br />
Tür zu heilsamen Ressourcen in uns. z.B.: Selbstkompetenz, Kraft, Gelassenheit und vor<br />
allem die große Ressource, das eigene Nervensystem bei Überaktivierung wieder regulieren<br />
zu können. Wir können eine Wunde in eine Quelle der Liebe verwandeln.<br />
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Die Liebevolle Zwiesprache führt aus einer Hyperreflexion heraus, welche durch emotionale<br />
Übererregung entsteht. Durch den Abbau von emotionaler Spannung erweitert sich der Blick<br />
für die Außenwelt, und das ängstliche Selbst mit seinen Problemen tritt in den Hintergrund.<br />
Das Hinspüren und Hinfühlen zu den eigenen Schmerzemotionen ist auf den gegenwärtigen<br />
Moment ausgerichtet, um anschließend weniger beschäftigt mit dem eigenen Unbehagen,<br />
sondern wieder frei für die Mitwelt zu sein, um sich selbst zu verschenken.<br />
Wenn alle Gefühle ohne Bewertung da sein dürfen und liebevoll angenommen werden,<br />
verlieren sinnwidrige Motive ihre Antriebskraft. Unser Sinnorgan Gewissen erhält einen<br />
deutlich größeren Resonanzraum in uns. Wir treffen unsere Entscheidungen auf der<br />
Grundlage des intuitiven ethischen Empfindens unseres Gewissens.<br />
Die Liebevolle Zwiesprache fördert einen gesunden Verzicht auf ungesundes und<br />
destruktives Kompensationsverhalten. Sie bietet eine Alternative an. Statt den Schmerz<br />
aushalten zu müssen, können wir hindurchgehen und in unserer Tiefe all das finden, wonach<br />
wir im Außen so verzweifelt gesucht haben. Das Unwesentliche sortiert sich aus. Unser<br />
Bewusstsein wächst dafür, dass nichts selbstverständlich ist.<br />
In unserem Lebensalltag können wir die Liebevolle Zwiesprache ganz<br />
praktisch einsetzen:<br />
- bei allen belastenden und schmerzhaften Gefühlen und emotionalen<br />
Turbulenzen,<br />
- bei körperlicher und emotionaler Anspannung,<br />
- in Stresssituationen,<br />
- bei Empfindungen von Schwäche,<br />
- unterstützend bei körperlichen Schmerzen.<br />
Auf dem Weg mit der Liebevollen Zwiesprache geht es um drei zentrale<br />
Punkte in unserem Leben:<br />
1. Zuerst geht es um eine Verbesserung der Lebensqualität, um den Abbau von<br />
emotionaler Spannung und emotionalem Schmerz.<br />
2. Weiterführend geht es um mehr Lebendigkeit, Gelassenheit und das Aussteigen aus<br />
alten Gedankenmustern.<br />
3. Auf einer noch tieferen Ebene geht es um mehr Urvertrauen und erfahrbaren und<br />
gefühlten Halt in der Transzendenz.<br />
<strong>Ing</strong>. Peggy Paquet,<br />
Logotherapieausbildung am Süddeutschen Institut für Logotherapie und Existenzanalyse bei<br />
Dr. Elisabeth Lukas. Entwicklung einer neuen Körperorientierten Gesprächs- Trauma-,<br />
Therapiemethode zur Lösung von emotionalem Schmerz und Integration heilsamer<br />
Wesensqualitäten: Liebevolle Zwiesprache ® . Ausbildung in Angehörigenberatung im<br />
Rahmen Netzwerk Pflege Bayern sowie Anerkennung zur Supervisorin (DGLE).<br />
Ausbildungstherapeutin für Liebevolle Zwiesprache ® , Supervisorin für soziale Institutionen<br />
und TherapeutInnen, Mitautorin "Logotherapie in Aktion" und Beitrag bzw. Fallstudie in "Die<br />
große Welt der Freien Psychotherapie". Kontakt: Praxis@Liebevolle-Zwiesprache.de •<br />
www.Liebevolle-Zwiesprache.de<br />
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