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Erste Aktivitäten bei der Erforschung der preußischen Poststraße ...

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Rolf Zimmermann:<br />

45<br />

<strong>Erste</strong> <strong>Aktivitäten</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Erforschung</strong> <strong>der</strong> <strong>preußischen</strong> <strong>Poststraße</strong><br />

Berlin – Wustermark – Rathenow<br />

Zu den Gästen <strong>der</strong> Eröffnungsfeier <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>ausstellung unserer Forschungsgruppe im Dorfmuseum<br />

Tremmen am 06.04.2008 (siehe MJ 55, Seite 35-37) gehörte die Familie Bärthel aus Klein Behnitz. Frau und<br />

Herr Bärthel sind Forstingenieure und ihr Interesse gilt neben dem Wald und <strong>der</strong> Natur auch <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> Region. Nachdem durch die Familie Bärthel <strong>der</strong> Kontakt zur Forschungsgruppe in Tremmen gesucht und<br />

hergestellt wurde, fand am 27.04.2008 ein erstes Treffen in <strong>der</strong> Försterei statt. Nach <strong>der</strong> Übergabe von Informationen<br />

über unser Forschungsgebiet und dem ausführlichen Austausch von Erkenntnissen über die genannte<br />

<strong>Poststraße</strong> im Abschnitt von Wustermark bis Rathenow befuhren wir gemeinsam den <strong>preußischen</strong><br />

Postkurs im Wald von <strong>der</strong> ehemaligen Ausspanne „Sandkrug“ Groß Behnitz (etwa die Position 6 ½ Meilen<br />

von Berlin) bis nach Barnewitz (etwa die Position 7 ¾ Meilen von Berlin). Im <strong>preußischen</strong> Urmesstischblatt<br />

von 1833 sind in diesem Abschnitt noch alle Meilensteine eingezeichnet. Heute sind diese Meilensteine<br />

lei<strong>der</strong> nicht mehr vorhanden. Bemerkenswert an diesem abenteuerlichen<br />

Ausflug war nicht nur die Fahrkunst von Frau Bärthel auf<br />

dem völlig aufgeweichten und durch Forstfahrzeuge stark beschädigten<br />

Waldweg (<strong>der</strong> ehemaligen <strong>Poststraße</strong>), son<strong>der</strong>n auch das<br />

Gebäude des „Sandkruges“. An <strong>der</strong> Hauswand <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Ausspanne ist noch ein richtiger Krug (Keramik, ca. 60 cm Höhe)<br />

angebracht. Durch die Familie Bärthel wurden wir informiert, dass<br />

im weiten Umfeld von Klein Behnitz und Groß Behnitz, im ehemaligen<br />

„Domstiftswald Seelensdorf“ seit Jahren die Tradition<br />

gepflegt wird, jährlich einen Findling mit Inschrift aufzustellen.<br />

Bisher wurden 49 dieser beschrifteten Findlinge aufgestellt.<br />

Im Jahre 2008 war nun die <strong>Poststraße</strong> an <strong>der</strong> Reihe, auf einem<br />

Findling verewigt zu werden. Am 30.05.2008 wurden Herr Grell<br />

und Herr Zimmermann, als Vertreter unserer Forschungsgruppe<br />

eingeladen, an <strong>der</strong> Einweihungsfeier im herrlichen Wald von<br />

Klein Behnitz teilzunehmen. An dieser Feierlichkeit nahmen ca.<br />

20 Personen teil. Neben <strong>der</strong> Familie Bärthel auch <strong>der</strong> Initiator und<br />

Sponsor Herr Domstiftsforstmeister i.R. Robert Hinz und Herr<br />

Dr.-Ing. Peter Brumm.<br />

Zur Feier des Tages hatte Herr Bärthel auch einen <strong>preußischen</strong><br />

Postmeilenstein (Viertelmeilenstein) aus Holz nachgebaut und<br />

Abb. 2: Der aus Holz nachgebaute Viertelmeilenstein. Deutlich<br />

ist auch <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> alten <strong>Poststraße</strong> erkennbar.<br />

MJ 56 / 2008<br />

Abb. 1: Der Krug an <strong>der</strong> Hauswand <strong>der</strong><br />

ehemaligen Ausspanne „Sandkrug“.<br />

auf <strong>der</strong> Position „7 ¼ Meilen von Berlin“<br />

aufgestellt. In unmittelbarer Nähe fand<br />

dann eine sehr angenehme Einweihungsfeier<br />

mit zwei Reden und musikalischer<br />

Umrahmung durch Jagdhornbläser statt.<br />

Der stattliche Findling trägt die Inschriften<br />

„Alte <strong>Poststraße</strong>“, „Klein Benitz“ mit<br />

Pfeil nach rechts und „Barnewitz“ mit<br />

Pfeil nach links und steht gut sichtbar an<br />

einer Wegekreuzung auf <strong>der</strong> <strong>Poststraße</strong>.<br />

„Klein Behnitz“ ist auf diesem Findling<br />

ohne „h“ geschrieben. Ein zünftiger<br />

Imbiss rundete diese schönen Stunden im<br />

Wald ab.<br />

Angeregt durch die Gespräche kam es im<br />

Anschluss an diese Feier noch zu einem<br />

weiteren Forschungsergebnis zur <strong>Poststraße</strong>.<br />

Der für die ehemals militärisch<br />

genutzten Flächen zuständige Förster lud<br />

Herrn Grell und Herrn Zimmermann zur<br />

Inspektion jenes Abschnittes <strong>der</strong> Post-


46<br />

straße ein, welcher ehemals in militärischem Sperrgebiet lag. Wir fuhren also wie<strong>der</strong> zum „Sandkrug“ und<br />

befuhren von dort die <strong>Poststraße</strong> bis zur Waldkante <strong>bei</strong> Schwanebeck. Da<strong>bei</strong> wurde an den Positionen<br />

„6 ½ Meilen von Berlin“ (früher direkt im Kasernengelände) und „6 ¼ Meilen von Berlin“ (Standort eines<br />

kleinen Bunkers) durch den Förster festgestellt, dass nur an diesen Stellen je 5 Eichenbäume im Halbkreis<br />

stehen, welche etwa 200 Jahre alt sind. Der restliche Baumbestand in diesem Waldbereich ist Nadelgehölz.<br />

Die Förster hatten sich schon immer über diesen Umstand gewun<strong>der</strong>t und bisher keine Erklärung dafür.<br />

Unter Beachtung <strong>der</strong> Einzeichnung <strong>der</strong> Meilensteine in die Karte von 1833 (siehe Abb. 5 und 6) ist es<br />

denkbar, dass <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong> Postmeilensteine um 1800 diese Eichen im Halbkreis um die<br />

Meilensteine gepflanzt wurden. Meilensteine o<strong>der</strong> Reste davon fanden wir aber auch an diesem Abschnitt<br />

nicht.<br />

Abb. 3: Jagdhornbläser <strong>bei</strong> Einweihung des Findlings. Abb. 4: Der auf die <strong>Poststraße</strong><br />

hinweisende Findling.<br />

- Alle Fotos in diesem Beitrag: Zimmermann/Berlin, 30.05.2008 -<br />

Abb. 6: Ausschnitt Messtischblatt mit Meilenstein<br />

Position 6 ¼ M (Kreis links) und Armenwegweiser<br />

(Kreis rechts)<br />

Abb. 5: Ausschnitt Messtischblatt mit „Sandkrug“<br />

und Meilenstein Position 6 ½ M (Kreis) (Quelle: Preußisches Urmesstischblatt Band VI, Blatt 3 vom 1833)<br />

Unser Titelbild:<br />

Regenbogen über Meilenstein. Das originalgroße Meilensteinmodell von Tischlermeister Thiede, zeitweise<br />

aufgestellt in Tremmen anlässlich <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>ausstellung im dortigen Dorfmuseum<br />

(siehe auch MJ 55, Seite 35). (Foto: Dr. Lehnhardt/Tremmen, April 2008).<br />

MJ 56 / 2008

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