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Olaf Grell und Herbert Liman: - Forschungsgruppe Meilensteine

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<strong>Olaf</strong> <strong>Grell</strong> <strong>und</strong> <strong>Herbert</strong> <strong>Liman</strong>:<br />

21<br />

Köselitz, das erfreuliche Ende einer langen Geschichte<br />

Bis zum Beginn der Bauarbeiten 2001 zur Verbreiterung der A 9 zwischen dem Berliner Ring <strong>und</strong> Dessau im<br />

Bereich der Anschlussstelle Köselitz stand direkt an der Autobahn (bei Kilometer 51,0) ein anhaltischer<br />

Meilenstein (ein R<strong>und</strong>sockelstein). Dieser Stein gehört historisch gesehen zur dort kreuzenden alten<br />

Chaussee <strong>und</strong> heutigen B<strong>und</strong>esstraße 107. Der Stein markierte die Entfernung „III MYRIAMETER VON<br />

ZERBST“. Reste dieser Beschriftung waren bis zuletzt noch erkennbar. Ein Myriameter entspricht 10 km.<br />

Diese Entfernungsangabe ist an <strong>Meilensteine</strong>n sehr selten (bei der Eisenbahn war diese Entfernungsangabe<br />

häufiger anzutreffen). Für anhaltische <strong>Meilensteine</strong>, speziell nördlich der Elbe, ist sie aber ein typisches<br />

Merkmal. Der Stein stand somit nicht mehr im alten Meilenabstand sondern im metrischen System<br />

(vermutlich nach 1875 dahin umgesetzt), 30 km von Zerbst entfernt. Durch den Bau der<br />

Autobahnanschlussstelle in den 1930-iger Jahren änderte sich die alte Straßenführung etwas, so dass der<br />

Meilenstein, ohne dass er versetzt wurde, nun genau östlich der Autobahnfahrbahn im „Auffahrtskreisel“ zu<br />

stehen kam (siehe Abb. 1 <strong>und</strong> 2). Mit dem Einrichten der Baustelleneinrichtung 2001 genau an dieser Stelle<br />

wurde dieser Meilenstein geborgen <strong>und</strong>, wie regelmäßige Beobachtungen ergaben, noch bis Mitte 2002 auf<br />

dem Gelände der Baustelleneinrichtung gelagert. Wir waren der Annahme, dass nach Abschluss der<br />

Bauarbeiten dieses Denkmal an der neugestalteten Autobahnauffahrt einen würdigen gesicherten Standort<br />

erhält. Allerdings mussten wir dann aber feststellen, dass im Mai 2003 zwar die Bauarbeiten fast beendet<br />

waren, jedoch keine Spur von dem Meilenstein mehr vorhanden war <strong>und</strong> auch keine Stelle auszumachen<br />

war, wo eine Wiederaufstellung erfolgen könnte.<br />

Abb. 1 <strong>und</strong> 2: Meilenstein Köselitz noch am alten Standort zu Beginn des Umbaues der Autobahn<br />

(Foto: <strong>Grell</strong>/Bernau, 29.04.2001)<br />

Unsere Nachfrage bei der DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- <strong>und</strong> -bau GmbH als<br />

verantwortlichem Auftraggeber für den Autobahnbau ergab, dass der Stein vermutlich entsorgt wurde (siehe<br />

Abb. 3).<br />

Da die Erhaltung des <strong>Meilensteine</strong>s im Planfeststellungsbeschluss ausdrücklich festgelegt worden war,<br />

informierten wir dann das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> das Landesamt für<br />

Archäologie Sachsen-Anhalt. Nur das letztere reagierte <strong>und</strong> empfahl uns, dass wir uns ans<br />

Regierungspräsidium Dessau als die planfeststellende Behörde wenden sollten (siehe Abb. 4). Dort<br />

erstatteten wir im Oktober 2003 Anzeige. Trotz wiederholter Nachfrage erhielten wir keine Antwort zu dem<br />

Vorgang. Es geschah auch nichts, um eventuell Ersatzmaßnahmen zu veranlassen oder entsprechende<br />

Auflagen zu erteilen. Im Juli 2004 beschwerten wir uns deshalb bei der Staatskanzlei des Landes Sachsen-<br />

Anhalt. Von dort erhielten wir nur die Mitteilung, dass die Staatskanzlei unsere Beschwerde an die<br />

zuständige Behörde, das Landesamt für Denkmalpflege, weiterleite. Aber auch nun passierte nichts weiter.<br />

Wir bekamen keine weiteren Mitteilungen in dieser Angelegenheit <strong>und</strong> es geschah auch hinsichtlich dieses<br />

Steines „von Amts wegen“ nichts.<br />

MJ 55 / 2008


Abb. 3: Antwortschreiben der DEGES vom 10.07.2003<br />

Abb. 4: Antwortschreiben des Landesamtes für Archäologie Sachsen-Anhalt vom 08.09.2003<br />

22<br />

MJ 55 / 2008


23<br />

Glücklicherweise konnten wir über persönliche Kontakte nochmals Verbindung mit der DEGES aufnehmen<br />

<strong>und</strong> dort erreichen, dass die bauausführende Firma Heilit+Woerner aufgefordert wurde, für Ersatz des<br />

verlorengegangenen Meilensteins zu sorgen. Wir lieferten nun noch eine Maßzeichnung <strong>und</strong> machten<br />

Vorgaben für die Beschriftung. Im Herbst 2007 wurde nun der Meilenstein bei einer Firma in Bayern neu<br />

hergestellt <strong>und</strong> nach Elsholz zur Firma Naturstein-Schneider geliefert. Diese Firma übernahm die<br />

Aufstellung des Meilensteins einschließlich Antigraffitischutz <strong>und</strong> einer Umpflasterung im Januar 2008<br />

(siehe Abb. 5 <strong>und</strong> 6). Zuvor gab es noch einen Ortstermin in Köselitz mit dem Firmeninhaber Herrn Jürgen<br />

Schneider, um den Aufstellort festzulegen.<br />

Da der alte Standort durch die Richtungsfahrbahn der Autobahn in Richtung Berlin überbaut ist, musste ein<br />

neuer Standort gef<strong>und</strong>en werden. Um dem historischen Zustand weitestgehend nahe zu kommen <strong>und</strong><br />

andererseits aber auch den Meilenstein repräsentativ ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, wurde ein<br />

Standort an der B 107 östlich der Brücke über die Autobahn gegenüber der Einmündung der<br />

Autobahnabfahrt gef<strong>und</strong>en. Der Stein steht hier geschützt hinter einer Leitplanke am Rand des die Straße<br />

begleitenden Radweges. Er ist damit sowohl von den Radfahrern <strong>und</strong> Fußgängern als auch von den die<br />

Autobahn verlassenden Autofahrern gut zu sehen. Außerdem bildet er mit einem in der Nähe stehenden<br />

modernen Wegweiserschild ein interessantes Verkehrsensemble.<br />

Ursprünglich war die Beschriftung des Meilensteins nur aufgemalt. Bei der Anfertigung der Kopie wurde<br />

nun die Beschriftung leicht eingeschlagen, so dass, wenn eine Nachmalung der Beschriftung erforderlich<br />

wird, dies leichter möglich ist.<br />

Hoffen wir, dass der Meilenstein nun in seiner Existenz langfristig gesichert ist!<br />

Abb. 5: Wiederaufstellung der Nachbildung des Meilensteins<br />

Köselitz durch Mitarbeiter der Firma Naturstein-Schneider aus<br />

Elsholz (Foto: <strong>Liman</strong>/Berlin, 18.01.2008)<br />

Abb. 6: Meilenstein Köselitz mit Umpflasterung (Foto: <strong>Liman</strong>/Berlin, 18.01.2008)<br />

Siehe dazu auch Foto auf der Titelseite:<br />

Meilenstein Köselitz (Foto: Warkus/Dessau, 07.02.2008)<br />

Literatur:<br />

MJ 47/Seite 36, AM 43/Seite 53, AM 41/Seite 42, AM 29/Seite 28 <strong>und</strong> AM 12/Seite 19 (mit Foto von ca.<br />

1986 am alten Standort)<br />

MJ 55 / 2008

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