Forschungsgruppe Meilensteine e.V.
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Olaf Grell:<br />
4<br />
Das neue <strong>Meilensteine</strong>nsemble in Rathenow<br />
Am 29.10.2012 wurde in Rathenow-West im Beisein des Vorstandsvorsitzenden des Landesbetriebes<br />
Straßenwesen Brandenburg ein <strong>Meilensteine</strong>nsemble feierlich eingeweiht. Zu dem <strong>Meilensteine</strong>nsemble<br />
gehören ein vollständig rekonstruierter Ganzmeilenobelisk, das originale Reststück dieses Ganzmeilenobelisken<br />
und ein Rundsockelstein. Der Standort des <strong>Meilensteine</strong>nsembles ist an der Nordostseite eines<br />
Kreisverkehrs am westlichen Ortsausgang von Rathenow. An diesem Kreisverkehr gabeln sich die alte<br />
Straßenführung in Richtung Stendal (alte B 188), die Straße in Richtung Genthin (L 96) und die Straße nach<br />
Wulkau (L 96 bzw. L 18 im angrenzenden Landkreis Stendal).<br />
Um welche <strong>Meilensteine</strong> handelt es sich nun dabei?<br />
- Der Rundsockelstein ist der alten Chaussee in Richtung Wulkau zuzuordnen. Historisch gesehen steht er<br />
jetzt fast wieder an originaler Stelle. Dieser Meilenstein dürfte mit dem Bau der Chaussee nach Wulkau um<br />
1850 als sogenannter Nullstein dieser Chaussee aufgestellt worden sein. Die Aufstellung solcher Nullsteine<br />
am Beginn einer Chaussee war in der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen (speziell den Kreisen<br />
Jerichow und Stendal) damals üblich. Dies kann man anhand vieler Beispiele in dieser Gegend heute noch<br />
nachvollziehen. Das Gebiet um das heutige Stadtgebiet von Rathenow-West gehörte früher nicht zur<br />
ehemaligen preußischen Provinz Brandenburg sondern zur Provinz Sachsen und war Teil der Gemeinde<br />
Steckelsdorf. Nach Einführung des metrischen Systems in Deutschland erhielt dieser Stein etwa 1875 die<br />
heute noch fragmentarisch vorhandene Beschriftung mit der Richtungsangabe nach Wulkau und einer nicht<br />
mehr lesbaren Kilometerangabe. Erste mir bekannte Aufnahmen dieses Rundsockelsteines zeigen ihn an<br />
der Nordostecke des Chausseehauses Steckelsdorf (siehe AM 37/Seite 34). Dieses Chausseehaus stand an<br />
der genannten Straßengabelung und musste mit dem Bau des Kreisverkehrs weichen. Ob der<br />
Rundsockelstein von Anfang an direkt am Chausseehaus stand oder erst später hierhin versetzt wurde, ist<br />
mir nicht bekannt. Am 12.03.1999 wurde der Rundsockelstein an der westlichen Seite des Kreisverkehrs<br />
zwischen den Straßeneinmündungen aus Richtung Stendal und Genthin neu aufgestellt. Danach erfolgten<br />
noch restauratorische Maßnahmen durch die Straßenmeisterei Rathenow. An dieser Stelle stand der Meilenstein<br />
nun bis Mitte 2012. An der Straße in Richtung Wulkau befindet sich in exakt 10 km Entfernung<br />
bei Schollene ein weiterer Rundsockelstein (siehe MJ 63/Seite 57). Auch dies belegt den Nullpunktcharakter<br />
des Rundsockelsteines in Rathenow-West.<br />
- Bei dem Originalteil des Ganzmeilenobelisken<br />
handelt es sich um ein Reststück (das würfelförmige<br />
Mittelteil) eines Postmeilensteines von<br />
der alten Poststraße von Berlin über Rathenow<br />
nach Stendal. Ein Vergleich der Abmessungen<br />
dieses Reststückes mit noch vorhandenen Postmeilensteinen<br />
belegt, dass es sich um ein Reststück<br />
eines Ganzmeilenobelisken handelt. Dass es<br />
ein Mittelteil ist, ergibt sich neben den Abmessungen<br />
auch aus am Originalstein noch vorhandenen<br />
Nuten bzw. Aussparungen. Wie man es<br />
heute noch an Postmeilensteinen in der Altmark<br />
beobachten kann, wurden so die Meilensteinteile<br />
bei der Montage „verzahnt“ und gegen ein Verrutschen<br />
gesichert. Nachteil dieser Methode<br />
gegenüber einem einfachen Aufeinandersetzen der<br />
Teile waren die höheren Kosten und die höhere<br />
Abb. 1: Reststück des Ganzmeilenobelisken vor dem<br />
Witterungsanfälligkeit durch mögliches Eindrin-<br />
ruinösen Forsthaus Buckow (im Hintergen<br />
von Wasser in nicht gesicherte Fugen. Das<br />
grund). An der Oberkante des Steines (Pfeil-<br />
Originalteil wurde etwa 1974 am ehemaligen<br />
spitze) ist die ringsum verlaufene Ausspa-<br />
Forsthaus Buckow (gelegen im Wald südwestlich<br />
rung von 0,02 m Höhe und 0,04 m Tiefe zu<br />
von Großwudicke, heute ruinöse Gebäude) aufgeerkennen<br />
(Foto: Grell/Bernau. 26.06.2007).<br />
funden. Nach dem Umbau des Forsthauses zu einem Schulungsheim war der Stein zunächst verschwunden<br />
(siehe AM 7/Seite 22). Allerdings konnte das Teil später wiedergefunden werden. Es lag westlich des<br />
Förstereigeländes an der westlichen Waldwegseite (Jagen 6341) in Höhe der ersten Baumreihe, 5 m<br />
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DAS MEILENSTEIN-JOURNAL Nr. 65 / Juni 2013
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westlich des Weges bzw. 104 m südlich der Trafostation (TST) Forsthaus Buckow bzw. 48 m südlich des<br />
Hauseinganges des ehemaligen Forsthauses. Der Fundort entsprach keinem originalen Standort an der<br />
Poststraße, die aber in der Nähe vorbeigegangen ist. Vermutlich wurde dieses Reststück, welches an der<br />
mitten im Wald gelegenen und aufgegebenen Poststraße lag, durch die Forstverwaltung eingesammelt und<br />
am Forsthaus abgelegt. Die Poststraße Rathenow – Stendal wurde durch die neu gebaute Chaussee<br />
Rathenow – Stendal (die B 188), welche in etwas anderer Streckenführung als die Poststraße verlief,<br />
ersetzt. Etwa 2009 wurde das Reststück auf Anregung unseres Vereins durch die Straßenmeisterei<br />
Rathenow geborgen und im Hof der Straßenmeisterei eingelagert.<br />
2<br />
Abb. 2:<br />
Übersichtsskizze zur Darstellung der Situation zwischen Rathenow (rechts in der Karte) und Großwudicke<br />
(am linken Rand der Karte). Grundlage ist eine Karte aus den Planfeststellungsunterlagen zum Bau der<br />
Ortsumgehungsstraße Rathenow. Diese ist in der Karte die untere der beiden mit B 188 gekennzeichneten<br />
Straßenführungen südlich der Eisenbahn (Kartenvorlage: VSVI-Journal 2011, Vereinigung der Straßenbauund<br />
Verkehrsingenieure Berlin-Brandenburg e. V., Seite 51). Die nördliche der mit B 188 gekennzeichneten<br />
Straßenführungen ist die alte Führung der B 188 durch die Ortslage. Die Pfeile kennzeichnen folgende Orte:<br />
1 – bisheriger Standort des Rundsockelsteines am Kreisverkehr in Rathenow-West, 2 – ungefährer<br />
Auffindeort des Reststückes des Ganzmeilenobelisken am Forsthaus Buckow, 3 – Standort des neuen<br />
<strong>Meilensteine</strong>nsembles in Rathenow-West, 4 – berechneter Standort 11 Meilen von Berlin an der alten Poststraße<br />
Berlin – Rathenow – Stendal. Die Punktlinie zeigt den ungefähren Verlauf der Poststraße westlich von<br />
Rathenow über Buckow und Großwudicke (Ergänzende Karteneintragungen: Grell/Bernau).<br />
Zur Ermittlung der Meilenposition des aufgefundenen Teiles des Ganzmeilenobelisken<br />
Um die entfernungsmäßige Einordnung des Ganzmeilenobelisken vornehmen zu können, musste nun<br />
versucht werden, die ursprüngliche Entfernung nach Berlin zu bestimmen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
dürfte der Nullpunkt der Poststraße Berlin – Spandau – Rathenow – Stendal in Berlin liegen. Weiterhin bin<br />
ich davon ausgegangen, dass die Vermessung der Poststraße und die Aufstellung der <strong>Meilensteine</strong> an dieser<br />
in dem Zeitraum von 1800 bis 1806 unter der Leitung des preußischen Generalpostmeisters Graf von der<br />
Schulenburg erfolgt sind. Für die Nachmessung der Entfernungen per digitaler Landkarten (TOP 50) des<br />
Landesbetriebes Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg habe ich nun einen passenden<br />
Bezugspunkt gesucht. Um die Problematik der sich ändernden Nullpunkte in Berlin und die mir nicht<br />
bekannte exakte Streckenführung der alten Poststraße im heutigen Berliner Stadtgebiet zu umgehen, habe ich<br />
den heute noch an originaler Stelle stehenden Ganzmeilenobelisken bei Tremmen als Bezugspunkt gewählt.<br />
Er gehört zwar zur Poststraße von Berlin über Spandau nach Brandenburg, aber die Poststraßen von Spandau<br />
<strong>Forschungsgruppe</strong> <strong>Meilensteine</strong> e.V.<br />
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DAS MEILENSTEIN-JOURNAL Nr. 65 / Juni 2013<br />
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nach Brandenburg und von Spandau nach Rathenow folgten bis Wustermark der gleichen Streckenführung.<br />
Demzufolge müssten also die <strong>Meilensteine</strong> beider Straßen den selben Bezug haben. Der Tremmener<br />
Ganzmeilenobelisk steht 6 Meilen von Berlin entfernt. Wenn man nun die Entfernung nach Wustermark<br />
(dem Verzweigungspunkt beider ehemaliger Poststraßen) zurückrechnet und dann die alte Poststraße in<br />
Richtung Rathenow und Stendal vermisst, ergibt sich, dass sich in der Nähe (östlich) des ehemaligen<br />
Forsthauses Buckow die Position für die Entfernung 12 Meilen von Berlin befunden haben muss.<br />
Festzuhalten bleibt aber, dass es bei diesen Überlegungen noch Unsicherheitsfaktoren gibt, die die<br />
rechnerische Ermittlung eines originalen Ganzmeilenstandortes beeinflussen. Zum ersten sind speziell zum<br />
genauen Verlauf der Poststraße zwischen Spandau und Rathenow noch weitergehende Untersuchungen<br />
nötig. Je nach Zeitraum (Jahr) des Erscheinens zeigen historische Karten immer mal einen etwas anderen<br />
Streckenverlauf. So führte die Poststraße mal über Schwanebeck (südlich von Nauen) und durch Groß<br />
Behnitz, mal über Nauen und mal ohne die genannten Orte zu berühren zwischen diesen hindurch. Anhand<br />
von <strong>Meilensteine</strong>intragungen in alten Messtischblättern kann man aber gewisse Rückschlüsse auf den<br />
Poststraßenverlauf ziehen. Nimmt man den Verlauf der Poststraße ohne Berührung der Orte Nauen und<br />
Schwanebeck an, passen die in den Messtischblättern (Preußisches Urmesstischblatt Band VI, Blatt 3 von<br />
1833 (siehe auch MJ 56/Seite 45-46)) verzeichneten Meilensteinstandorte entfernungsmäßig zum Standort<br />
des Tremmener Ganzmeilenobelisken. Ein zweiter Punkt, der die Unsicherheit hinsichtlich der Ermittlung<br />
der Ganzmeilenpositionen im Raum Rathenow bestärkt, ist ein Eintrag in einem Messtischblatt (Preußisches<br />
Urmesstischblatt von 1839, – Archiv Rendler). In diesem Messtischblattauszug ist südöstlich von Buschow<br />
am Verlauf der Poststraße Berlin – Rathenow der Eintrag eines Symboles für einen Meilenstein mit dem<br />
nebenstehenden Schriftzug „1 Meile“ eingetragen. Dieser Eintrag passt nicht mit dem oben genannten<br />
Bezugspunkt Ganzmeilenobelisk Tremmen überein. Gemäß meiner Nachmessungen in den digitalen Landkarten<br />
ergibt sich für diesen Punkt im Messtischblatt ein Viertelmeilensteinstandort, nämlich 7 ¼ Meilen von<br />
Berlin. Beide oben genannten Messtischblätter zeigen diesen Meilensteinstandort. Während in dem<br />
Messtischblatt von 1833 nur das Meilensteinsymbol (ein rotes Dreieck) eingezeichnet ist, steht in dem<br />
Messtischblatt von 1839 zusätzlich der Schriftzug „ 1 Meile“.<br />
Restaurierung und Aufstellung der <strong>Meilensteine</strong> in Rathenow-West<br />
Am 03.06.2009 gab es ein Treffen zwischen dem Leiter der<br />
Straßenmeisterei Rathenow, Herrn Ziehm, und unserem Mitglied<br />
Herrn Liman, um sich über restauratorische Maßnahmen<br />
an historischen Wegweisersteinen und <strong>Meilensteine</strong>n auszutauschen.<br />
Herr Ziehm stellte dabei einen restaurierten Wegweiserstein<br />
als Muster für die Restaurierung weiterer Wegweisersteine<br />
und <strong>Meilensteine</strong> vor und bat um Bewertung.<br />
Aus diesem Gespräch heraus entwickelte sich ein<br />
regelmäßiger Gedankenaustausch zwischen der Straßenmeisterei<br />
Rathenow und unserem Verein. Im Ergebnis dieser<br />
Gespräche wurde einerseits das am Forsthaus Buckow<br />
lagernde Reststück eines Ganzmeilenobelisken geborgen und<br />
andererseits wurde im Januar 2010 dann der am Kreisverkehr<br />
in Rathenow-West stehende Rundsockelstein restauriert und<br />
an seinem damaligen Standort mit einer Umpflasterung<br />
versehen (siehe MJ 59/Seite 46). Das ganze geschah im<br />
Rahmen eines Ausbildungsprojektes der Straßenmeisterei<br />
Rathenow, mit dem die Auszubildenden der Straßenmeisterei<br />
einen Beitrag zum Erhalt kulturhistorisch bedeutsamer Steine<br />
leisten wollten. Im Rahmen dieses Ausbildungsprojektes wurden<br />
2010 bis 2012 insgesamt 14 historische Wegweisersteine,<br />
6 <strong>Meilensteine</strong> und auch 2 Kreisgrenzsteine an Bundes- und Abb. 3: Mitarbeiter der Straßenmeisterei<br />
Landesstraßen restauriert, neu aufgestellt und umpflastert. Rathenow beim Umpflastern eines<br />
Interessanterweise befinden sich mehrere dieser restaurierten restaurierten Wegweisersteines an<br />
Wegweisersteine an Stellen, wo die heutigen Straßen mit der der L 99 in Retzow (Foto:<br />
alten Poststraßenführung übereinstimmen, z.B. in Barnewitz, Grell/Bernau, 19.09.2012).<br />
Unser Titelbild: Die Auszubildenden der Straßenmeisterei Rathenow haben Aufstellung zur Einweihung<br />
des <strong>Meilensteine</strong>nsembles in Rathenow-West genommen (Foto: Grell/Bernau, 29.10.2012).<br />
<strong>Forschungsgruppe</strong> <strong>Meilensteine</strong> e.V.<br />
DAS MEILENSTEIN-JOURNAL Nr. 65 / Juni 2013
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Garlitz und Gräningen. Das Bergen der Objekte vor der Restaurierung, die Wiederaufstellung nach der<br />
Restaurierung, die Einfassung, die Pflasterarbeiten und die Dokumentation der Objekte wurden von<br />
Auszubildenden der Straßenmeisterei Rathenow ausgeführt. Die Restaurierung führte die Firma Neils-Stein<br />
aus Rathenow durch. Bei fünf von den genannten sechs restaurierten <strong>Meilensteine</strong>n handelt es sich, wie<br />
schon in verschiedenen zurückliegenden Ausgaben unseres MJ berichtet, um die <strong>Meilensteine</strong> bei Jerchel, in<br />
Böhne, in Schmetzdorf, in Rathenow-West und an der B 5 bei Wagenitz. Letzterer erhielt Ende 2012<br />
allerdings nur eine Einfassung mit Pflaster. Übrig blieb nun noch das beim Forsthaus Buckow geborgene<br />
Reststück eines Ganzmeilenobelisken. Um dieses nicht auf dem Hof der Straßenmeisterei in Vergessenheit<br />
geraten zu lassen, wurden Vertreter unseres Vereins vom Leiter der Straßenmeisterei Rathenow, Herrn<br />
Ziehm, Ende 2011 zu einem Vororttermin eingeladen. Bei diesem Termin kristallisierte sich die Idee heraus,<br />
das Reststück mit an dem Kreisverkehr in Rathenow-West aufzustellen. Eine Aufstellung an der Fundstelle<br />
mitten im Wald machte aus unserer Sicht keinen Sinn. Der Stein würde dort über kurz oder lang sicher<br />
verschwinden, zumal es an dieser Stelle auch keine geklärten Eigentumsverhältnisse für Stein bzw. Standort<br />
gibt. Außerdem wäre es aus Sicht der Straßenbauverwaltung nicht zu vertreten, finanzielle Mittel für eine<br />
Restaurierung eines <strong>Meilensteine</strong>s an solcher Stelle einzusetzen. Für den Aufstellort am Kreisverkehr in<br />
Rathenow-West sprach, dass der Meilenstein hier auf Grundstücken der Straßenbauverwaltung aufgestellt<br />
werden würde, dass hier auch die alte Poststraße Berlin – Rathenow – Stendal direkt vorbeiging, dass etwa<br />
650 m weiter stadteinwärts eine errechnete Stelle für die Position eines Ganzmeilenobelisken gewesen war<br />
(11 Meilen von Berlin) und dass hier ein repräsentatives Ensemble geschaffen werden könnte. Um eine<br />
sinnvolle und ansehnliche Aufstellung zu ermöglichen, sollte als Aufstellbasis der nicht mehr vorhandene<br />
Sockelstein neu angefertigt werden. 2012 ergaben sich für die Straßenbauverwaltung dann Möglichkeiten,<br />
auch das fehlende Obeliskenteil nachfertigen zu lassen. Nun musste nur noch der genaue Aufstellort<br />
festgelegt werden. Der an der Westseite des Kreisverkehrs bereits stehende Rundsockelstein hatte dort einen<br />
zwar geschützten aber sehr abgelegenen Standort. Fuß- oder Radwege führen dort nicht vorbei. Herr Ziehm<br />
und auch wir waren der Meinung, wenn schon eine Restaurierung und Aufstellung der <strong>Meilensteine</strong> erfolgt,<br />
dann sollten sie doch so stehen, dass interessierte Personen leicht an die Steine herankommen und auch in<br />
Ruhe und sicher vor dem Verkehr unsere zusätzlich angefertigten Erläuterungstafeln zu den Steinen lesen<br />
können. Unter diesen Gesichtspunkten kam dann nur eine Fläche an der Nordostseite des Kreisverkehrs in<br />
Frage. An dieser Stelle führt ein viel begangener bzw. befahrener Rad- und Fußweg vorbei, der Rathenow<br />
mit dem nahe gelegenen Steckelsdorf verbindet. So wurde nun beschlossen, den Rundsockelstein an diese<br />
Stelle zu versetzen. Dies geschah im Herbst 2012.<br />
Abb. 4 (links): Das neue <strong>Meilensteine</strong>nsemble in Rathenow-West im Aufbau. Der Rundsockelstein (der alte<br />
Standort war an der Pfeilspitze) ist bereits umgesetzt. Daneben die Schalung für die<br />
Fundamente der weiteren <strong>Meilensteine</strong> (Foto: Grell/Bernau, 19.09.2012).<br />
Abb. 5 (rechts): Das neu angefertigte Sockelteil des Ganzmeilenobelisken in der Werkstatt der Firma Neils-<br />
Stein in Rathenow (Foto: Grell/Bernau, 19.09.2012).<br />
Neben dem Rundsockelstein sollte dann der rekonstruierte Ganzmeilenobelisk aufgestellt werden. Während<br />
der Anfertigung der neuen Teile und Begutachtung des Reststückes durch den Steinmetzmeister Christian<br />
Eißer von der Neils-Stein GbR stellte sich heraus, dass dieses Reststück durch die etwa zwei Jahrhunderte<br />
langen Witterungseinflüsse und die jahrelange Lagerung auf dem Waldboden nicht mehr stabil genug war,<br />
um den komplett neu angefertigten Obeliskenschaft standsicher tragen zu können. Also musste nun auch<br />
<strong>Forschungsgruppe</strong> <strong>Meilensteine</strong> e.V.<br />
DAS MEILENSTEIN-JOURNAL Nr. 65 / Juni 2013
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noch eine Kopie des Reststückes angefertigt werden. Als Material wurde Postaer Sandstein für die neu<br />
anzufertigenden Teile verwendet. Steinmetzmeister Eißer achtete dabei besonders darauf, einen gut<br />
aussehenden Sandstein (dunkelgelbe Maserung ohne Einschlüsse) zu bekommen. Dies gelang ihm auch.<br />
Damit wurde ein richtiges Schmuckstück geschaffen, welches nach der Aufstellung jetzt als optischer<br />
Anziehungspunkt jedem nach Rathenow kommenden Auto- oder Radfahrer sofort ins Auge fällt. Der<br />
nachgebildete Ganzmeilenobelisk wurde im Oktober 2012 montiert und aufgestellt. Um nun den historischen<br />
Bezug zu haben, wurde zwischen dem Ganzmeilenobelisken und dem Rundsockelstein auch noch das<br />
originale Reststück auf einem Betonfundament aufgestellt. Ein kleiner aber nur dem eingeweihten<br />
Meilensteinfachmann auffallender Fehler ist dabei leider passiert, das Originalstück liegt verkehrtherum. Die<br />
gesamte Fläche um die <strong>Meilensteine</strong> herum wurde durch die Auszubildenden mit Kleinpflaster<br />
eingepflastert. Schließlich leistete auch noch unser Verein einen Beitrag zu dem <strong>Meilensteine</strong>nsemble. Wir<br />
sorgten für die Anfertigung von zwei Erläuterungstafeln, die vor den <strong>Meilensteine</strong>n aufgestellt wurden.<br />
Am 29.10.2012 wurde das <strong>Meilensteine</strong>nsemble feierlich<br />
eingeweiht. In Anwesenheit von Hans-Reinhard Reuter,<br />
Vorstandsvorsitzender des Landesbetriebes Straßenwesen<br />
Brandenburg, zwei Pressevertretern, Steinmetzmeister Eißer,<br />
mehreren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Straßenbauverwaltung<br />
sowie Vertretern der <strong>Forschungsgruppe</strong> <strong>Meilensteine</strong><br />
e. V. dankte Herr Ziehm, Leiter der Straßenmeisterei<br />
Rathenow den Auszubildenden – vertretungsweise waren<br />
Madlin Klose, Christoph Wolframm und Dennis Bollmann<br />
anwesend – für das Engagement bei der Umsetzung dieses<br />
Projektes. Die Auszubildenden übergaben den Teilnehmern an<br />
der Veranstaltung eine schön gestaltete Dokumentation ihrer<br />
ausgeführten Arbeiten. Auch unser Verein erhielt ein<br />
Exemplar. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung mit einem<br />
Gedankenaustausch bei Kaffee und Kuchen in einer<br />
nahegelegenen Gaststätte.<br />
Abb. 6: Einweihung des <strong>Meilensteine</strong>nsembles in Rathenow-<br />
West. Ganz rechts Herr Reuter (Vorstandsvorsitzender<br />
des Landesbetriebs Straßenwesen), in der Mitte hinten<br />
Herr Ziehm (Leiter der Straßenmeisterei Rathenow)<br />
(Foto: Grell/Bernau, 29.10.2012).<br />
Abb. 7 und 8 (beide rechts): Erläuterungstafeln für den<br />
Rundsockelstein (oben) und den<br />
Ganzmeilenobelisken (unten).<br />
<strong>Forschungsgruppe</strong> <strong>Meilensteine</strong> e.V.<br />
DAS MEILENSTEIN-JOURNAL Nr. 65 / Juni 2013