Frau sein. Ein Risiko? Auch bei Alkoholismus? - Forel Klinik
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<strong>Frau</strong>enspezifische Abteilung, Tagung vom 15.09.2005<br />
<strong>Ein</strong>en Monat später wurde sie erneut rückfällig mit Alkohol und Benzodiazepinen. Danach wurde<br />
die Beistandschaft neu installiert. Beide Kinder lebten unter der Woche in verschiedenen<br />
Tagespflegestellen, seit ihrem <strong>Ein</strong>tritt in die <strong>Forel</strong> <strong>Klinik</strong> in einer Pflegefamilie.<br />
Im April 1999 kam es zur elften Hospitalisation in einer psychiatrischen <strong>Klinik</strong>. <strong>Ein</strong>e länger dauernde,<br />
im Gesamtkontext sinnvolle und indizierte, frauenspezifische Behandlung lehnte <strong>Frau</strong><br />
Schneider zu diesem Zeitpunkt entschieden ab.<br />
Zum Verlauf:<br />
<strong>Frau</strong> Schneider zeigte sich klarer in ihrer Behandlungsmotivation, aber eher passiv und ratlos<br />
gegenüber der Beziehung. Kurz nach <strong>Ein</strong>tritt begann sie eine intime Beziehung zu einem Mitpatienten.<br />
Es wurde klar, dass sie diese Beziehung brauchte, um sich zu stabilisieren und den<br />
Mut zu finden, den Ehemann mit ihrer Entscheidung der Trennung zu konfrontieren. Danach<br />
war ihr Verhalten in der Gruppe einerseits von emotionalem Rückzug in die Paarbeziehung<br />
geprägt und anderseits von starken Hochs und Tiefs als Folge der emotionalen Belastung<br />
durch die Trennung.<br />
Nach Austritt im März 2000 war <strong>Frau</strong> Schneider nur wenige Wochen abstinent. Im April begann<br />
sie an einer neuen Ar<strong>bei</strong>tsstelle, die sie am zweiten Tag bereits wieder verlor, da sie betrunken<br />
zur Ar<strong>bei</strong>t erschienen war. Daraufhin erfolgten, wie schon früher, mehrere Tage dauernde Alkoholexzesse<br />
mit völligem Kontrollverlust und Filmrissen. Im Sommer 2000 war sie unter Antabus<br />
abstinent, begann aber vermehrt Dormicum und Stilnox zu konsumieren, die ihr der Freund<br />
besorgt hatte. Im Mai wurde sie wegen Fahrens in angetrunkenem Zustand aktenkundig, im<br />
November ging die Beziehung zum ehemaligen Patienten in die Brüche.<br />
Im Februar 2001 kam es zur notfallmässigen <strong>Ein</strong>weisung ins Spital wegen Intoxikation mit<br />
Distraneurin und Stilnox.: Die Exzesse traten in immer kürzeren Abständen auf und nahmen<br />
ein noch schwierigeres Ausmass an als früher. Wenn <strong>Frau</strong> Schneider nicht trank, kam es auch<br />
mit Benzodiazepinen zu exzessivem Konsum mit Kontrollverlust. Die Suchtmittel schienen nun<br />
völlig austauschbar. Die Suchtmittelabhängigkeit war als eines von mehreren Symptomen innerhalb<br />
einer komplexen psychischen Störung zu sehen.<br />
Im April 2001 trat <strong>Frau</strong> Schneider in die <strong>Frau</strong>enspezifische Abteilung Turbenthal ein und blieb<br />
dort während sieben Monaten. Die Kinder, die einen Beistand hatten, waren in einer Pflegefamilie<br />
untergebracht. Vom Ehemann lebte sie seit Herbst 1999 getrennt.<br />
Bei <strong>Ein</strong>tritt bestand ein hängiges Verfahren wegen FiaZ (Fahren in angetrunkenem Zustand),<br />
während des <strong>Klinik</strong>aufenthaltes erhielt <strong>Frau</strong> Schneider eine stationäre Massnahme. <strong>Frau</strong><br />
Schneider hatte zwischenzeitlich wieder Kontakt zum Ehemann aufgenommen. In Paargesprächen<br />
äusserten <strong>bei</strong>de Partner den Wunsch und die Absicht, längerfristig wieder als Familie<br />
leben zu wollen.<br />
<strong>Frau</strong> <strong>sein</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>Risiko</strong>? <strong>Auch</strong> <strong>bei</strong> <strong>Alkoholismus</strong>?<br />
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