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Frau sein. Ein Risiko? Auch bei Alkoholismus? - Forel Klinik

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<strong>Frau</strong>enspezifische Abteilung, Tagung vom 15.09.2005<br />

<strong>Frau</strong> Schneider engagierte sich in hohem Mass für den Kontakt zu ihren Kindern. Das Vertrauensverhältnis<br />

der Kinder zur Mutter konnte während des siebenmonatigen Aufenthaltes sukzessive<br />

wieder aufgebaut und stabilisiert werden. Dies bestätigten sowohl die Beiständin der<br />

Kinder als auch die Pflegeeltern.<br />

<strong>Frau</strong> Schneider hatte während des <strong>Klinik</strong>aufenthaltes an psychischer Stabilität gewonnen. Sie<br />

liess sich aber <strong>bei</strong> unvorgesehenen Ereignissen noch schnell verunsichern und reagierte mit<br />

heftigen Emotionen. Sie spürte ihre Belastungsgrenzen, diese zu akzeptieren, bereiteten ihr<br />

noch Schwierigkeiten.<br />

Im November 2001 wurde <strong>Frau</strong> Schneider aus der stationären Massnahme entlassen. Sie hatte<br />

während des siebenmonatigen stationären Aufenthaltes keinen Rückfall, weder mit Alkohol<br />

noch mit Medikamenten. Sie hatte sich von der <strong>Klinik</strong> aus als Sachbear<strong>bei</strong>terin in einer Baufirma<br />

beworben und erhielt diese Stelle, so dass sie nach Austritt bereits eine Teilzeitanstellung<br />

hatte. Die Kinder waren weiterhin <strong>bei</strong> den Pflegeltern.<br />

Sie nahm an unserer klinikinternen Nachbehandlungsgruppe für <strong>Frau</strong>en teil und ging regelmässig<br />

zur <strong>Ein</strong>zeltherapie. Sie entschied sich für eine mehrjährige Abstinenz von Alkohol und<br />

suchtbildenden Medikamenten – auf eine genaue Jahreszahl wollte sie sich nicht festlegen.<br />

<strong>Frau</strong> Schneider war nach <strong>Klinik</strong>austritt über 3 1/2 Jahre psychisch stabil. Sie konnte ihrer Mutterfunktion<br />

nachkommen und zeigte sich am Ar<strong>bei</strong>tsplatz stabil. Zur psychischen Krise und<br />

darauf folgend zu einem massiven Rückfallgeschehen (Intoxikationstrinken, Medikamentenmissbrauch)<br />

kam es ab Sommer 2004. Auslöser waren massivste Probleme im Beziehungsgeschehen,<br />

das heisst, nach der Trennung von einem Mann, mit dem sie eine mehrmonatige Beziehung<br />

gelebt und in der sie sich sehr abhängig gefühlt hatte, und auch nach der definitiven<br />

<strong>Ein</strong>reichung des Scheidungsverfahrens durch den Ehemann.<br />

<strong>Frau</strong> Schneider trat im Februar 2005 wieder für vier Monate in die <strong>Frau</strong>enspezifische Abteilung<br />

unserer <strong>Klinik</strong> ein.<br />

Sie betonte, dass sie mehrere Monate benötige, um sich wirklich genügend stabilisieren zu<br />

können. Sie müsse sich mit ihrer Gesamtsituation nochmals au<strong>sein</strong>ander setzen. Die Ambivalenz<br />

in Bezug auf die langjährige Beziehung zum Ehemann und die damit verbundenen inneren<br />

Konflikte wurden in der Therapie bear<strong>bei</strong>tet. Kurz vor dem gerichtlichen Scheidungstermin,<br />

während der Realitätstage zu Hause, wurde <strong>Frau</strong> Schneider rückfällig (Alkohol und Medikamente),<br />

konnte diesen Rückfall aus eigener Kraft stoppen und kehrte in die <strong>Klinik</strong> zurück.<br />

<strong>Frau</strong> Schneider benannte das Wiedererlangen ihres Selbstwertgefühles und ihrer Autonomie<br />

als wichtiges Ziel. Da ich <strong>bei</strong> ihrem ersten Aufenthalt die zuständige <strong>Ein</strong>zeltherapeutin war und<br />

sie auch aus der Nachbehandlungsgruppe für <strong>Frau</strong>en kannte, erleichterte dies die Wiederaufnahme<br />

der therapeutischen Beziehung erheblich. <strong>Frau</strong> Schneider war in ihrer persönlichen<br />

Entwicklung gereift, was sich unter anderem deutlich in der Übernahme der Verantwortung für<br />

die <strong>bei</strong>den Kinder zeigte. Die Kinder wurden weiterhin an drei Tagen der Woche in der Pflegefamilie<br />

betreut, <strong>Frau</strong> Schneider war zu 50 Prozent berufstätig. Die Ar<strong>bei</strong>tsstelle blieb ihr erhalten.<br />

<strong>Frau</strong> Schneider hatte von der <strong>Klinik</strong> aus erfolgreich einen Ar<strong>bei</strong>tsversuch unternommen.<br />

Der Ar<strong>bei</strong>tgeber war mit ihren Leistungen vollumfänglich zufrieden.<br />

<strong>Frau</strong> <strong>sein</strong> - <strong>Ein</strong> <strong>Risiko</strong>? <strong>Auch</strong> <strong>bei</strong> <strong>Alkoholismus</strong>?<br />

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