Menschenrechte und Wirtschaft - Forschungsjournal Soziale ...
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BILANZ UND PERSPEKTIVEN DER MENSCHENRECHTS ARBEIT 31<br />
Internationalen Strafgerichtshofes einen großen<br />
Schritt vorangekommen. Erst nach dem<br />
Ende der Apartheid hat man anders als durch<br />
Amnestiegesetze wie nach dem Ende der westlich<br />
unterstützten Militärdiktaturen in Mittel<strong>und</strong><br />
Lateinamerika die Aufarbeitung der Vergangenheit<br />
ernst genommen. Dieses Lernen aus<br />
Katastrophen ist für ,mit Vernunft <strong>und</strong> Gewissen<br />
begabte' Wesen der falsche Weg <strong>und</strong> muss<br />
in Richtung einer Politik der voraussehenden<br />
Verhinderung drohender Menschenrechtsverletzungen<br />
korrigiert werden. Kofi Annan, Generalsekretär<br />
der Vereinten Nationen, hat bei<br />
der Eröffnung der 54. Sitzung der Menschenrechtskommission<br />
im Jubiläumsjahr der AEMR<br />
1998 deshalb festgestellt: „Die Menschenrechtsverletzungen<br />
von heute sind die Gründe<br />
der Konflikte für morgen ... Das nächste Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
muss das Zeitalter der Prävention [von<br />
Menschenrechtsverletzungen] werden." Damit<br />
die Regierungen <strong>und</strong> ihre Helfershelfer diese<br />
notwendige Zielvorgabe nicht unter Sonntagsreden<br />
abbuchen <strong>und</strong> sie zur gesinnungsethischen<br />
<strong>und</strong> realitätsuntüchtigen Moral von Gutmenschen<br />
degradieren, müssen die Bedingungen<br />
eines verbesserten Menschenrechtsschutzes<br />
genauer belichtet werden.<br />
2 Universalität <strong>und</strong> Unteilbarkeit der<br />
<strong>Menschenrechte</strong><br />
<strong>Menschenrechte</strong> gelten überall. Sie gehören allen<br />
Menschen. Dies festzustellen, hat nichts<br />
mit dem Ziel einer irgendwie gearteten Uniformierung<br />
bisher bestehender kultureller Vielfalt<br />
zu tun, weil <strong>Menschenrechte</strong> gerade dem<br />
Schutz verschiedener Menschen in unterschiedlichen<br />
Kulturen dienen. Dennoch führen autoritäre<br />
Staatenlenker besonders im asiatischen<br />
Raum gerne .asiatische Werte' ins Feld, wenn<br />
sie Kritik an Menschenrechtsverletzungen, für<br />
die sie die Verantwortung tragen, abwehren<br />
wollen, <strong>und</strong> finden Zustimmung bei westlichen<br />
Regierungsvertretern, die von einem<br />
HAUPTBEITRÄGE<br />
.überindividualisierten Menschenrechtsbegriff'<br />
sprechen (so B<strong>und</strong>esminister Spranger im Frühjahr<br />
1998). Ihnen widersprechen die asiatischen<br />
Frauen- <strong>und</strong> Menschenrechtsorganisationen ihrer<br />
Länder vehement, wenn sie daran nicht mit<br />
Gewalt gehindert werden. So sehr Respekt für<br />
andere Kulturen notwendig <strong>und</strong> interkultureller<br />
Dialog erstrebenswert ist, keiner Bevölkerung<br />
muss man von außen beibringen, was<br />
Menschenwürde ist. In jedem Kulturkreis haben<br />
Menschen Unrechtserfahrungen machen<br />
müssen, sich dagegen gewehrt <strong>und</strong> in diesen<br />
Auseinandersetzungen ein Verständnis von<br />
Menschenwürde entwickelt. Für die Beheimatung<br />
der universell geltenden <strong>Menschenrechte</strong><br />
gibt es deshalb in allen überlebensfähigen Kulturen<br />
<strong>und</strong> Religionen Anknüpfungspunkte <strong>und</strong><br />
soziale Träger, wie die weltweite Menschenrechtsbewegung<br />
beweist. Jede Kultur <strong>und</strong> Religion<br />
hat menschenrechtsfre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong> -<br />
feindliche Traditionen mit vielen Grautönen<br />
dazwischen. Die Bestreitung dieser Tatsache<br />
ist, wenn daraus eine unterschiedliche Wertung<br />
des Menschseins abgeleitet wird, nichts<br />
anderes als Rassismus <strong>und</strong> sollte auch so genannt<br />
werden.<br />
Das gilt auch für Europa <strong>und</strong> den Westen. Deshalb<br />
sind die <strong>Menschenrechte</strong> auch keine festlichen<br />
Werte'. Schon aus historischen Gründen<br />
ist die Feststellung einer gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Affinität des Westens mit den <strong>Menschenrechte</strong>n<br />
falsch, in Deutschland ganz unmöglich.<br />
D.h. nicht, dass in irgendeiner Weltregion die<br />
Universalisierung der überall <strong>und</strong> allen Menschen<br />
geltenden <strong>Menschenrechte</strong> abgeschlossen<br />
wäre. Es ist allerdings große interkulturelle<br />
Sensibilität nötig, wenn der Prozess der Beheimatung<br />
der <strong>Menschenrechte</strong> in anderen Kulturkreisen<br />
von außen gefördert werden soll.<br />
Das Gegenteil davon beweist der ehemalige<br />
Außenminister Klaus Kinkel, wenn er am 17.<br />
März 1998 vor der Menschenrechtskommission<br />
der Vereinten Nationen von einem „Kreuz-