Menschenrechte und Wirtschaft - Forschungsjournal Soziale ...
Menschenrechte und Wirtschaft - Forschungsjournal Soziale ...
Menschenrechte und Wirtschaft - Forschungsjournal Soziale ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
EINE LEBENSGEFÄHRLICHE AUFGABE 43<br />
nen. Menschenrechtler stehen in Kolumbien<br />
zwischen den Fronten; sie müssen Drohungen<br />
<strong>und</strong> Anschläge von allen Seiten befürchten.<br />
Seit Ende 1996 spitzt sich die Lage zu: Mitglieder<br />
von Menschenrechtsorganisationen erhalten<br />
immer wieder Todesdrohungen <strong>und</strong> werden<br />
schließlich Opfer von Attentaten. Wegen<br />
der ernsten Bedrohungssituation musste auch<br />
amnesty international Anfang 1998 das Büro<br />
ihrer kolumbianischen Sektion auf unbestimmte<br />
Zeit schließen. Und dies obwohl die Aktivisten<br />
in Kolumbien - einer weltweiten Arbeitsregel<br />
der Organisation folgend - nicht zur Menschenrechtssituation<br />
im eigenen Land tätig sind.<br />
3 Gezerre um eine UNO-Deklaration<br />
Die Mehrheit der Mitgliedstaaten der Vereinten<br />
Nationen war sich Anfang der 80er Jahre<br />
darin einig, dass es besonderer Maßnahmen<br />
bedarf, um die persönliche Lebenssituation <strong>und</strong><br />
die Arbeitsbedingungen für Verteidiger der<br />
<strong>Menschenrechte</strong> weltweit zu verbessern. Bis<br />
vor kurzem standen lediglich offizielle Wahlbeobachter<br />
oder Teilnehmer an so genannten<br />
friedenserhaltenden Maßnahmen der UNO unter<br />
dem besonderen Schutz der internationalen<br />
Staatengemeinschaft.<br />
1983 beschloss die 40. Menschenrechtskommission<br />
der Vereinten Nationen in Genf, die<br />
Arbeit an einer ,Erklärung über das Recht <strong>und</strong><br />
die Verantwortung Einzelner, Gruppen <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />
Organe, für die <strong>Menschenrechte</strong><br />
einzutreten' aufzunehmen. Erst Anfang 1986<br />
trat die entsprechende Arbeitsgruppe aus 43<br />
Staatenvertretern zu ihrer ersten Sitzung zusammen.<br />
Dreizehn Jahre dauerten die Beratungen,<br />
ehe sich die Kommission im Frühjahr<br />
1998 anlässlich ihrer 54. Sitzung auf einen<br />
Entwurf für eine UNO-Gr<strong>und</strong>satzerklärung<br />
zum Schutz von Menschenrechtlem einigte.<br />
Zwischenzeitlich sah es so aus, als ob die Deklaration<br />
vor allem Pflichten enthalten würde;<br />
HAUPTBEITRÄGE<br />
als ginge es darum, den Staat vor Menschenrechtlem<br />
zu schützen <strong>und</strong> nicht umgekehrt.<br />
Regierungen, die Verteidiger der <strong>Menschenrechte</strong><br />
verfolgen, versuchten die Erklärung zu<br />
blockieren - allen voran China, Kuba, Mexiko,<br />
Iran <strong>und</strong> Syrien. So brachte Kuba einen<br />
Vorschlag ein, der Menschenrechtler dazu aufforderte,<br />
„Informationen nicht zu manipulieren<br />
<strong>und</strong> Aktionen zu unterlassen, die geeignet<br />
sind, Personen oder Institutionen zu diffamieren<br />
<strong>und</strong> ihren Ruf zu schädigen sowie Schmutzkampagnen<br />
zu fördern" (amnesty international<br />
1995: 28). Nach dem Willen einiger Staaten<br />
sollten sich die Aktivitäten von Menschenrechtlem<br />
lediglich auf die eigenen Rechte konzentrieren<br />
<strong>und</strong> dabei nationaler Gesetzgebung<br />
untergeordnet sein, welche nicht selten hinter<br />
den internationalen Menschenrechtsstandards<br />
zurückbleibt. Den USA, Großbritannien, Griechenland<br />
<strong>und</strong> Deutschland widerstrebte die Vorstellung,<br />
Dritten zu erlauben, gerichtlich für<br />
die <strong>Menschenrechte</strong> anderer einzutreten; denn<br />
diese so genannte .Popularklage' ist in den<br />
meisten Rechtssytemen nicht vorgesehen. Den<br />
mit Abstand größten Zankapfel stellte die finanzielle<br />
<strong>und</strong> materielle Unterstützung von<br />
Menschenrechtlem aus dem Ausland dar.<br />
Der Konsensprozess wurde bis zum Schluss<br />
durch zahlreiche Änderungsvorschläge torpediert.<br />
Noch am 2. März 1998 brachten Ägypten,<br />
China, Iran, Jemen, Kuba, Sudan <strong>und</strong> Syrien<br />
22 Modifikationen des bisherigen Deklarationstextes<br />
ein, um die Kontrolle des Staates<br />
über die Arbeit von Verteidigern der <strong>Menschenrechte</strong><br />
zu sichern (Human Rights Monitor 1998:<br />
9). Einige Nicht-Regierungsorganisationen haben<br />
als offizielle Beobachter in der Arbeitsgruppe<br />
immer wieder auf eine Verabschiedung<br />
der Erklärung gedrängt <strong>und</strong> einen Katalog mit<br />
Mindestforderungen vorgelegt. Mit Unterstützung<br />
einiger Regierungen haben sie wichtige<br />
Gr<strong>und</strong>lagen zum Schutz von Menschenrechtlem<br />
in der Deklaration verankern können (Kern