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Dipl. Geoökologe Christian Strätz - Bezirk Oberfranken

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<strong>Bezirk</strong>sfischereiverband<br />

<strong>Oberfranken</strong> e. e.V. V.<br />

<strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong><br />

Fachberatung für Fischerei<br />

gefördert aus Mitteln der Fischereiabgabe<br />

Juni 2009<br />

Landesfischereiverband<br />

Bayern e. e.V. V.<br />

Gemeinsames Vorkommen des Edelkrebses<br />

(Astacus Astacus) und des Signalkrebses<br />

(Pacifastacus Leniusculus) in der Mauthaus-<br />

Talsperre (Landkreis Kronach)<br />

<strong>Dipl</strong>. <strong>Geoökologe</strong> <strong>Christian</strong> <strong>Strätz</strong>


Herausgeber<br />

<strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong><br />

Fachberatung für Fischerei<br />

Ludwigstraße 20<br />

95444 Bayreuth<br />

Telefon: (09 21) 60 4-14 69<br />

Fax: (09 21) 60 4-1667<br />

Email: fischerei@bezirk-oberfranken.de<br />

http://www.bezirk-oberfranken.de<br />

Fotos<br />

Edelkrebs auf Titelseite,<br />

Manfred Popp, Fachberatung für Fischerei, <strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong><br />

Signalkrebs auf Titelseite,<br />

Erik Bohl, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Wielenbach<br />

Alle anderen Fotos Verfasser<br />

Umschlaggestaltung<br />

Nicole Fleischer<br />

Bayreuth, Juni 2009


<strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong>, Fachberatung für Fischerei<br />

Abschlussbericht<br />

Projektbezeichnung:<br />

Gemeinsames Vorkommen des Edelkrebses (Astacus Astacus)<br />

und des Signalkrebses (Pacifastacus Leniusculus) in der<br />

Mauthaus-Talsperre (Landkreis Kronach)<br />

Projektträger:<br />

<strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong>, vertreten durch Herrn <strong>Bezirk</strong>stagspräsidenten Dr. Günther Denzler<br />

weitere Projektpartner:<br />

Landesfischereiverband Bayern, München<br />

<strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong>, Bayreuth<br />

Sportfischereiverein Nordhalben, Nordhalben<br />

Projektleitung:<br />

Dr. Robert Klupp, Ltd. Fischereidirektor<br />

Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>s <strong>Oberfranken</strong>, Bayreuth<br />

Auftragnehmer:<br />

<strong>Dipl</strong>. <strong>Geoökologe</strong> <strong>Christian</strong> <strong>Strätz</strong>, Büro für ökologische Studien, Bayreuth<br />

Unter Mitarbeit von:<br />

D. Albrecht, Umweltsicherung<br />

M. Bauernfeind, Umweltsicherung<br />

E. <strong>Strätz</strong>, BTA<br />

Finanzierung:<br />

Landesfischereiverband Bayern, München<br />

Projektdauer:<br />

Juni 2008 - Mai 2009<br />

Verfasser:<br />

<strong>Dipl</strong>. <strong>Geoökologe</strong> <strong>Christian</strong> <strong>Strätz</strong>, Büro für ökologische Studien GdbR<br />

Oberkonnersreuther Str. 6 a, D-95448 Bayreuth, Tel: 09 21/ 50 70 37 34,<br />

Fax: 09 21 /50 70 37 33, Internet: www.bfoes.de, E-Mail: christian.straetz@bfoes.de


Vorwort<br />

Eine funktionierende Fortpflanzung ist die wesentlichste Voraussetzung für den Erhalt<br />

der heimischen Fischbestände. Dies gilt sowohl für die Fischpopulationen in den<br />

freien Gewässern als auch für die Fischbestände in den Fischzuchtbetrieben.<br />

In den letzten Jahren haben die Fischarten in den freien Gewässern zum Teil erhebliche<br />

Einbrüche erlitten. Auch die heimischen Salmonidenzuchtbetriebe hatten<br />

Schwierigkeiten die benötigten Augenpunkteier bereitzustellen. Die Folge davon war<br />

bzw. ist, dass die Fischzuchtbetriebe die Haltung von Laichfischen aus wirtschaftlichen<br />

Gründen aufgaben und sich die benötigten Augenpunkteier aus dem Ausland<br />

beschafft haben. Dies kann im Interesse der Erhaltung der heimischen Fischbestände,<br />

die an die hiesigen Bedingungen sowohl genetisch als auch ökologisch angepasst<br />

sind, nicht auf Dauer hingenommen werden.<br />

Die Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>s <strong>Oberfranken</strong> hat sich zusammen mit dem<br />

<strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong> und dem Landesfischereiverbandes Bayern<br />

dieses Problems angenommen. Über den <strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong> wurden<br />

beim Landesfischereiverband Bayern Mittel aus der Fischereiabgabe zur Untersuchung<br />

der Einflüsse auf Eier und Sperma, sowie der Erbrütung von befruchteten<br />

Eiern beantragt. Die Untersuchungen wurden in der Lehranstalt für Fischerei Aufseß<br />

durchgeführt. Die vorliegende Arbeit ist als Grundlage zu sehen, wie zukünftig die<br />

Vermehrung von Salmoniden in den hiesigen Fischzuchtbetrieben wieder erfolgreich<br />

betrieben werden kann. Ich hoffe, dass die für Salmoniden aufgezeigte Vorgehensweise<br />

auch Hinweise für die Vermehrung von Rutte, Nase und anderen Arten liefert.<br />

Mein Dank gilt dem Landesfischereiverband Bayern für die finanzielle Unterstützung<br />

aus Mitteln der Fischereiabgabe. Danken möchte ich an dieser Stelle auch Herrn<br />

Dr. Dennis Kallert für die praxisorientierte und qualifizierte Durchführung der Untersuchung.<br />

Ich bin sicher, der <strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong> hat damit einen Beitrag geleistet, damit<br />

die Salmonidenzuchtbetriebe wieder in die Lage versetzt werden, geeignete Jungfische,<br />

sowohl für die freien Gewässer als auch für die Teichwirte zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Bayreuth, im Mai 2009<br />

Dr. Günther Denzler<br />

Präsident<br />

des <strong>Bezirk</strong>stages von <strong>Oberfranken</strong>


Verzeichnis B<br />

Abkürzungsverzeichnis:<br />

a) allgemein<br />

ABSP: Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern<br />

ASK: Artenschutzkartierung des Bayer. Landesamt für Umwelt<br />

BFVO: <strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong> e.V.<br />

BNatSchG: Bundesnaturschutzgesetz<br />

BayNatSchG: Bayerisches Naturschutzgesetz<br />

FFH-RiLi: Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union<br />

HNB Höhere Naturschutzbehörde<br />

LSG: Landschaftsschutzgebiet<br />

NSG: Naturschutzgebiet<br />

UNB: Untere Naturschutzbehörde<br />

HNB: Höhere Naturschutzbehörde<br />

WWA: Wasserwirtschaftsamt<br />

b) Rote Listen und ihre Gefährdungsgrade<br />

RL D Rote Liste Deutschland<br />

0 ausgestorben oder verschollen<br />

1 vom Aussterben bedroht<br />

2 stark gefährdet<br />

3 gefährdet<br />

G Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt<br />

R extrem seltene Art mit geographischer Restriktion<br />

V Arten der Vorwarnliste<br />

D Daten defizitär<br />

RL BY Rote Liste Bayern<br />

00 ausgestorben<br />

0 verschollen<br />

1 vom Aussterben bedroht<br />

2 stark gefährdet<br />

3 gefährdet<br />

RR äußerst selten (potenziell sehr gefährdet) (= R*)<br />

R sehr selten (potenziell gefährdet)<br />

V Vorwarnstufe<br />

D Daten mangelhaft<br />

c) Fachbegriffe der FFH-Richtlinie<br />

EHZ Erhaltungszustand in der biogeographischen Region<br />

FFH Fauna, Flora-Habitat<br />

KBR Kontinentale biogeographische Region<br />

LRT Lebensraumtyp des Anhangs I der FFH-Richtlinie<br />

SDB Standarddatenbogen<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


0BAnlass und Aufgabenstellung 1<br />

Inhaltsverzeichnis Seite<br />

1 ANLASS UND AUFGABENSTELLUNG.................................................4<br />

1.1 ANLASS ................................................................................................................................... 4<br />

1.2 AUFGABENSTELLUNG .......................................................................................................... 7<br />

2 UNTERSUCHUNGSFLÄCHEN UND –METHODEN .................................8<br />

2.1 INFORMATIONEN ÜBER DIE TALSPERRE .......................................................................... 8<br />

2.2 UNTERSUCHUNGSFLÄCHEN ............................................................................................. 11<br />

2.3 UNTERSUCHUNGSMETHODEN.......................................................................................... 12<br />

3 ORGANISATORISCHES ................................................................... 14<br />

3.1 VORBEREITENDE ARBEITEN ............................................................................................. 14<br />

3.2 ZEITPLAN .............................................................................................................................. 15<br />

4 ERGEBNISSE ................................................................................. 16<br />

4.1 EINMÜNDENDE GEWÄSSER............................................................................................... 16<br />

4.1.1 Tschirner Ködel............................................................................................................. 16<br />

4.1.2 Nordhalbener Ködel ...................................................................................................... 16<br />

4.1.3 Quellrinnen und –gräben der Vorsperre ....................................................................... 17<br />

4.1.4 Quellrinnen der Trinkwassertalsperre........................................................................... 17<br />

4.2 TALSPERREN ....................................................................................................................... 18<br />

4.2.1 Vorsperre ...................................................................................................................... 18<br />

4.2.2 Trinkwassertalsperre..................................................................................................... 18<br />

4.3 TOSBECKEN, ABLAUF UND RODACH IM EINMÜNDUNGSBEREICH .............................. 23<br />

5 VERBREITUNGSÜBERSICHT ........................................................... 24<br />

6 ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................... 25<br />

7 DANKSAGUNG ............................................................................... 27<br />

8 QUELLENVERZEICHNIS .................................................................. 28<br />

9 ANHANG ........................................................................................ 29<br />

9.1 INFORMATIONEN ZUM SIGNALKREBS.............................................................................. 29<br />

9.2 GEWÄSSERKUNDLICHE DATEN (WWA KRONACH)......................................................... 31<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


0BAnlass und Aufgabenstellung 2<br />

Tabellenverzeichnis Seite<br />

Tabelle 1: Zeitlicher Ablauf der Projektarbeiten 2008 und 2009...................................................... 15<br />

Tabelle 2: Meßreihen, Tiefenprofil für Temperatur, Leitfähigkeit, pH-Wert ..................................... 31<br />

Abbildungsverzeichnis Seite<br />

Abbildung 1: Blick auf die Dammkrone der Talsperre (rechts) und den Entnahmeturm ....................... 3<br />

Abbildung 2: Abgelassene Vorsperre am 14.9.2007 (Fotomontage)..................................................... 5<br />

Abbildung 3: Überprüfung der geborgenen Flusskrebse am Grund-Ablass der Vorsperre (September<br />

2007) ................................................................................................................................. 5<br />

Abbildung 4: Signalkrebse aus der Trinkwassertalsperre...................................................................... 6<br />

Abbildung 5: Lage des Untersuchungsgebietes .................................................................................... 8<br />

Abbildung 6: Blick auf den Südteil der Talsperre mit Entnahmeturm (Frühjahr 2009) .......................... 9<br />

Abbildung 7: Herbstlicher Reusenfang bei Niedrigwasser (Bereich Ehrenbach) ................................ 10<br />

Abbildung 8: Bereich Ehrenbach (Bucht) am 28.4.2009...................................................................... 10<br />

Abbildung 9: Darstellung der verschiedenen Befischungsorte (Kartengrundlage: Topografische<br />

Übersichtskarte Bayern 1:200.000) ................................................................................ 11<br />

Abbildung 10: Transportmittel ................................................................................................................ 12<br />

Abbildung 11: vorbereitete Netzreusen (Fa. Jenzi)................................................................................ 13<br />

Abbildung 12: Steilabfall am Ostufer (südwestlich Ködelberg) .............................................................. 13<br />

Abbildung 13: Nordhalbener Ködel oberhalb der Staatsstraße ST 2198............................................... 17<br />

Abbildung 14: Tiefenprofil der Wassertemperaturen in der Talsperre (2008)........................................ 19<br />

Abbildung 15: links: Häutungsrest (Exuvie) des Edelkrebses (Länge: ca. 13 cm); rechts: in Reuse<br />

gefangener juveniler Edelkrebs ...................................................................................... 20<br />

Abbildung 16: Männlicher Signalkrebs (Länge 14,1 cm) ....................................................................... 21<br />

Abbildung 17: Eier tragendes Signalkrebsweibchen (Länge 8,6 cm) .................................................... 21<br />

Abbildung 18: Verbreitung von Edel- und Signalkrebs im Untersuchungsgebiet (2008-2009).............. 24<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


0BAnlass und Aufgabenstellung 3<br />

Abbildung 1: Blick auf die Dammkrone der Talsperre (rechts) und den Entnahmeturm<br />

Die gelben Ablagerungen auf der Wasseroberfläche wurden durch sehr starken Pollenflug (Fichte) Ende<br />

April 2009 verursacht.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


0BAnlass und Aufgabenstellung 4<br />

1 Anlass und Aufgabenstellung<br />

1.1 Anlass<br />

Mitte September 2007 wurde der Wasserspiegel der Vorsperre der Mauthaus-Talsperre zwischen<br />

Nordhalben und Steinwiesen (Naturraum Nordwestlicher Frankenwald, Lkr. Kronach) für<br />

Revisionsarbeiten stark abgesenkt. Der Sportfischerverein Nordhalben hatte in Zusammenarbeit<br />

mit der Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>es <strong>Oberfranken</strong> den Restwasserkörper der Vorsperre<br />

abgefischt. Die Fische und die zahlreich auftretenden Flusskrebse wurden aus der verbliebenen<br />

Restwasserfläche geborgen.<br />

Bei der Überprüfung der Flusskrebse durch die Herren K. Kuhlen und M. Popp (Fachberatung für<br />

Fischerei des <strong>Bezirk</strong>es <strong>Oberfranken</strong>) wurde festgestellt, dass neben dem bekannten Edelkrebs<br />

(Astacus astacus) vor allem der aus Nordamerika stammende Signalkrebs (Pacifastacus<br />

leniusculus) die Vorsperre besiedelt. Dieser überraschende Befund weist auf das erste<br />

gemeinsame (syntope) Vorkommen von Edel- und Signalkrebs in Bayern hin.<br />

Gemeinsame Vorkommen beider Arten waren bislang nur aus Skandinavien (Schweden, Finnland)<br />

bekannt (Nylund & Westman 2000). Hier wurde in relativ kleinen, gut untersuchten Seen eine<br />

Kooexistenz über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren nachgewiesen und diese Tatsache auf<br />

das Fehlen des Krebspesterregers in der Signalkrebspopulation zurückgeführt.<br />

Nachdem aber in Niederbayern (Huber & Schubart 2005) und <strong>Oberfranken</strong> (<strong>Strätz</strong> 2007) in<br />

jüngster Zeit auch eine Koexistenz zwischen dem nordamerikanischen Signalkrebs (Pacifastacus<br />

leniusculus) und dem heimischen Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) beobachtet werden<br />

konnte, und zumindest in <strong>Oberfranken</strong> Einzeltiere des Signalkrebses im Steinkrebsbestand positiv<br />

auf den Krebspesterreger getestet wurden (Institut für Zoologie und Fischkrankheiten der<br />

Universität München; vgl. Tätigkeitsbericht der Fachberatung für Fischerei 2006, S. 34), kann das<br />

Fehlen der Krebspest in diesen syntopen Vorkommen nicht ohne weiteres als sicher vorausgesetzt<br />

werden.<br />

Syntope Vorkommen von Signal- und Edelkrebs sind mittlerweile auch aus Sachsen (mündl.<br />

Mitteilung Herr P. Martin, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Referat für Fischerei) und<br />

Hessen bekannt.<br />

An der Mauthaus-Talsperre wurden von den Fischereiberechtigten im September 2007 mehrere<br />

Tausend Krebse aus den trocken fallenden Uferbereichen oder dem schlammigen<br />

Gewässerboden geborgen (siehe folgende Fotos).<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


0BAnlass und Aufgabenstellung 5<br />

Abbildung 2: Abgelassene Vorsperre am 14.9.2007 (Fotomontage)<br />

Einige der Krebse wiesen fehlende Scheren auf,<br />

so dass eine sichere Bestimmung vor Ort nicht<br />

für alle Tiere mit Sicherheit erfolgen konnte. Der<br />

Autor der vorliegenden Studie wurde deshalb<br />

gebeten, die bestimmungskritischen Exemplare<br />

zu untersuchen und ggf. zu determinieren.<br />

Die Überprüfung der fraglichen Tiere erfolgte am<br />

14.9.2007. Die im Foto erkennbaren Eimer<br />

waren ca. zu 2/3 mit Flusskrebsen gefüllt<br />

(mehrere Tausend Tiere), die von den<br />

Fischereiberechtigten am schlammigen Ufer<br />

aufgesammelt wurden.<br />

Abbildung 3: Überprüfung der geborgenen<br />

Flusskrebse am Grund-Ablass der Vorsperre<br />

(September 2007)<br />

Es wurde eine Stichprobe von ca. 400 größeren Krebsen (ab 6 cm Länge) untersucht und folgende<br />

Feststellungen gemacht:<br />

� Es handelt sich tatsächlich um einen gemischten Flusskrebsbestand aus<br />

�<br />

nordamerikanischen Signal- und heimischen Edelkrebsen.<br />

Mit dem Absenken des Wasserspiegels hatte ein Teil der Krebse die unter der<br />

Uferblockschüttung liegenden Verstecke verlassen. Diese Tiere wurden dann meist im<br />

Bereich der zurückweichenden Wasserlinie von den Fischern aufgesammelt. Rückschlüsse<br />

auf eine unterschiedliche Einnischung beider Arten konnten vor Ort nicht gezogen werden.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


0BAnlass und Aufgabenstellung 6<br />

� Bei allen überprüften Tieren konnte hinsichtlich der Bestimmungsmerkmale eine klare<br />

Trennung zwischen Signalkrebsen und Edelkrebsen gezogen werden. Kreuzungen<br />

zwischen beiden Arten oder Exemplare mit unklaren Merkmalen traten nicht auf.<br />

� Beim Fehlen der Scheren oder undeutlicher Ausbildung der Augenleisten war beim<br />

Edelkrebs die seitlich hinter der Nackenfurche sitzende Dorngruppe immer deutlich<br />

ausgeprägt, während dieses Merkmal beim Signalkrebs immer fehlte. Auch waren bei den<br />

intakten Flusskrebsen beim Edelkrebs die Scherenoberflächen immer körnig-rau, beim<br />

Signalkrebs immer feingrubig-glatt.<br />

� Weiterhin traten geringfügige Unterschiede in der Panzerfärbung auf: einfarbige Seiten<br />

beim Signalkrebs; hell-dunkel-marmorierte Seiten beim Edelkrebs.<br />

� Das Namen gebende „Signal“, ein weißer bis türkisblauer Fleck im Scherengelenk der<br />

Signalkrebse erwies sich für die Bestimmung als nicht brauchbar. Bei einigen Signalkrebsen<br />

war dieses Merkmal sehr gut, in den meisten Fällen jedoch nur schwach<br />

ausgeprägt. In einigen Fällen fehlten Aufhellungen im Scherengelenk völlig, obwohl die<br />

Tiere anhand der übrigen Merkmale eindeutig als Signalkrebse identifiziert werden<br />

konnten.<br />

Abbildung 4: Signalkrebse aus der Trinkwassertalsperre<br />

links: Signalkrebse mit teilweise fehlenden Signalflecken; rechts: ausgesprochen deutliche Ausprägung der<br />

Signalflecke<br />

� Bei ca. 90 % der im September 2007 in der Vorsperre abgefischten Tiere handelt es sich<br />

um Signalkrebse, also die aus Nordamerika stammende Art. Nur ca. 10 % Edelkrebse<br />

wurden ausgezählt, was aber methodisch bedingt sein kann (siehe Folgepunkt – die<br />

größeren Längenklassen wurden von den Fischern häufiger abgesammelt als die kleineren<br />

Klassen).<br />

� Umfangreiche Vermessungsarbeiten (Gesamtlänge, Scherenlänge) konnten nicht<br />

�<br />

vorgenommen werden. Augenscheinlich wachsen aber die Signalkrebse deutlich größer<br />

ab, als die vorgefundenen Edelkrebse. Bei den Maximalgrößen (Rostrum-Spitze bis Ende<br />

des Schwanzfächers) wurden beim Signalkrebs im Gebiet 13-14 cm erreicht. Beim<br />

Edelkrebs lagen die Maximalgrößen unter 10,5 cm. Die meisten ausgezählten Tiere waren<br />

nur 6-8 cm lang.<br />

Die Hälfte der untersuchten Edelkrebse wies in der Vorsperre Scherenverluste auf.<br />

� Auch bei den kleineren Signalkrebsen wurden Scherenverluste beobachtet, jedoch nicht in<br />

dem Maße wie beim Edelkrebs.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


0BAnlass und Aufgabenstellung 7<br />

Das gemeinsame Vorkommen von Edelkrebs und Signalkrebs warf einige Fragen auf, die durch<br />

eine gezielte Befischung der Krebsbestände, sowohl der Vorsperre als auch der Trinkwasser-<br />

Talsperre, geklärt werden sollten.<br />

Der <strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong> (Fachberatung für Fischerei) stellte über den <strong>Bezirk</strong>sfischereiverband<br />

<strong>Oberfranken</strong> am 28.1.2008 einen Antrag bei der Förderstelle des Landesfischereiverbandes<br />

Bayern e. V. (München), um das gemeinsame Vorkommen beider Arten in der Talsperre<br />

untersuchen zu lassen. Es sollte geklärt werden, warum die beiden Krebsarten hier gemeinsam<br />

leben. Die Mittel für die Untersuchungen wurden bei der Sitzung des Förderbeirates am 25.4.2008<br />

bewilligt.<br />

1.2 Aufgabenstellung<br />

In ausgewählten Uferbereichen sowohl der Vorsperre als auch der Trinkwasser-Talsperre sollten<br />

beköderte Reusen ausgelegt werden, um die aktuelle Verbreitung beider Arten festzustellen. Auch<br />

alle einmündenden Seitengewässer und die beiden Hauptzuflüsse (Tschirner und Nordhalbener<br />

Ködel) sowie das Tosbecken unterhalb der Talsperre, der Zulauf zur Rodach und die Rodach<br />

selbst sollten in die Erfassung mit einbezogen werden.<br />

Neben der Verbreitung im direkten Uferbereich sollten auch tiefere Bereiche befischt werden, um<br />

ggf. Unterschiede in der ökologischen Einnischung beider Arten dokumentieren zu können. Die<br />

hierbei eingesetzten Befischungsmethoden werden im nachfolgenden Kapitel detailliert<br />

beschrieben.<br />

Beibeobachtungen zu seltenen und / oder gefährdeten Fischen und Neunaugen in der Talsperre<br />

und Ihren Zuflüssen werden in der vorliegenden Arbeit dokumentiert.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


1BUntersuchungsflächen und –methoden 8<br />

2 Untersuchungsflächen und –methoden<br />

2.1 Informationen über die Talsperre<br />

Die Mauthaus-Talsperre im Naturraum Nordwestlicher Frankenwald liegt im Landkreis Kronach<br />

(Regierungsbezirk <strong>Oberfranken</strong>). In den verschiedenen Kartenwerken ist gelegentlich eine<br />

abweichende Bezeichnung (Mauthaus-Talsperre, Ködelstausee, Ködeltalsperre) zu finden. Der<br />

offizielle Name ist „Trinkwassertalsperre Mauthaus“. Eine umfassende Beschreibung der Anlage<br />

findet sich in BayStMLU (1997).<br />

Abbildung 5: Lage des Untersuchungsgebietes<br />

Die Trinkwassertalsperre liegt im Tal der Nurner Ködel, eines rechtsseitigen Zuflusses der Rodach,<br />

rund 20 km nordöstlich der Kreisstadt Kronach. Die Nurner Ködel entsteht aus Tschirner und<br />

Nordhalbener Ködel. Das Ködeltal liegt in einer typischen Mittelgebirgslandschaft des<br />

Frankenwaldes, die durch enge Talgründe, steile Hanglagen und weite Hochflächen<br />

gekennzeichnet ist. Im Stauraum der Talsperre werden insbesondere die verhältnismäßige hohen<br />

Winterabflüsse gespeichert und – dem Bedarf entsprechend – in die Wassermangelgebiete bis<br />

nach Bamberg geleitet. Das Einzugsgebiet umfasst 38,80 km 2 , die mittlere Jahresabflusssumme<br />

20,7 Mio m 3 , der Gesamtstauraum 20,53 Mio m 3 . Zusammen mit der Vorsperre ist die Talsperre<br />

etwa 4 km lang, die Uferlinie beträgt über 12 km. Der Wasserspiegel liegt bei höchstem Stauziel<br />

bei 448,85 m üNN. Das Absperrbauwerk (Kronenlänge: 285 m, -breite: 9 m) liegt etwa 56 m über<br />

der früheren Talsohle.<br />

Als wasserwirtschaftliche Mehrzweckanlage dient die Trinkwassertalsperre Mauthaus neben der<br />

Wasserversorgung dem örtlichen Hochwasserschutz, der Verbesserung der Wasserführung in<br />

Trockenzeiten und in beschränktem Umfang der Stromerzeugung. Ihrem Hauptzweck, der<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


1BUntersuchungsflächen und –methoden 9<br />

Trinkwasserversorgung, entsprechend sind Baden, Surfen usw. nicht erlaubt (Regierung von<br />

<strong>Oberfranken</strong> 2001). Eine fischereiliche Nutzung erfolgt über die Ausgabe von Erlaubnisscheinen<br />

durch den Sportfischerverein Nordhalben.<br />

Das Gewässer befindet sich in einem stabilen, sehr nährstoffarmen (oligotrophen) Zustand, mit<br />

seentypischer Schichtung (Ausbildung einer Sprungschicht) im Sommer. Die Planktondichte ist,<br />

bei Gesamtphosphorkonzentrationen von weniger als 10 µg/l, äußerst gering. Folglich liegt auch<br />

der Algen-Blattgrün-Gehalt unter 3 µg/l. Dies ermöglicht Sichttiefen bis 15 m. Die Hauptzuflüsse<br />

der Talsperre, der Nordhalbener und Tschirner Ködel weisen die Güteklassen I und I-II auf.<br />

Obwohl in deren Oberläufen Versauerungstendenzen bestehen, ist der See diesbezüglich kaum<br />

gefährdet (Regierung von <strong>Oberfranken</strong> 2001).<br />

Die Ufer der Trinkwassertalsperre fallen meist steil ab. Vor dem Absperrbauwerk ist der See knapp<br />

52 m tief. In den Seitenbuchten aber auch im Einmündungsbereich der beiden Hauptzuläufe sind<br />

flachere Uferabschnitte vorhanden.<br />

Abbildung 6: Blick auf den Südteil der Talsperre mit Entnahmeturm (Frühjahr 2009)<br />

Im Jahresverlauf schwanken die Wasserstände der Talsperre stark. Im Herbst 2008 wurden die<br />

Befischungen bei relativ niedrigem Wasserstand durchgeführt.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


1BUntersuchungsflächen und –methoden 10<br />

Das folgende Foto (Abbildung 7) entstand beim Setzen der Reusen am Befischungsort<br />

„Ehrenbach“ (Einmündung in schmale Bucht am Westufer; ca. 1 km nordwestlich von Mauthaus).<br />

Dieser Bereich zeichnet sich – auf Grund reichlich vorhandener Versteckplätze unter Blöcken und<br />

Steinen - durch hohe Signalkrebsdichten aus. Edelkrebse konnten hier nur in den tieferen<br />

Wasserschichten gefangen werden.<br />

Abbildung 7: Herbstlicher Reusenfang bei Niedrigwasser (Bereich Ehrenbach)<br />

In den beiden Fotos wird der Wasserstand Ende April 2009 durch einen gelben Pfeil markiert. Das<br />

Foto unten (Abbildung 8) zeigt den Wasserstand im Bereich Ehrenbach im Frühjahr 2009.<br />

Abbildung 8: Bereich Ehrenbach (Bucht) am 28.4.2009<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


1BUntersuchungsflächen und –methoden 11<br />

2.2 Untersuchungsflächen<br />

Die verschiedenen Untersuchungsbereiche können wie folgt abgegrenzt werden:<br />

Tschirner Ködel<br />

Tosbecken<br />

Vorsperre<br />

Nurner Ködel<br />

Nordhalbener<br />

Ködel<br />

Trinkwasser-<br />

talsperre<br />

Rodach<br />

Abbildung 9: Darstellung der verschiedenen Befischungsorte (Kartengrundlage: Topografische<br />

Übersichtskarte Bayern 1:200.000)<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


1BUntersuchungsflächen und –methoden 12<br />

2.3 Untersuchungsmethoden<br />

Befischt wurden die Krebsbestände mittels verschiedener Methoden. Die Hauptuntersuchung<br />

wurde durch mehrmalige Befischungen mit jeweils 60-70 Netzreusen durchgeführt, die in den<br />

Abendstunden beködert und im Uferbereich ausgebracht wurden. In den Morgenstunden des<br />

folgenden Tages wurden die Reusen gehoben, der Fang ausgezählt, bestimmt, vermessen, die<br />

Geschlechter festgestellt und sonstige Notizen gemacht (Wassertemperatur, Verletzungen,<br />

fehlende bzw. reduzierte Scheren, Trächtigkeit, Kopulationsspuren, Auftreten von Krebsegeln etc.).<br />

Alle gefangenen Edelkrebse wurden schonend zurückgesetzt. Die Signalkrebse wurden nach<br />

Rücksprache mit Herrn D. Radlo (Sportfischerverein Nordhalben) entnommen und einer sinnvollen<br />

Verwertung zugeführt.<br />

Auf Grund der Schutzgebietsproblematik im Fassungsbereich der Trinkwassertalsperre wurde auf<br />

ein Befahren der Uferstraße mit Kfz verzichtet. Die Gerätschaften (Reusen, Köder etc.) wurden in<br />

einem Fahrradanhänger transportiert. Gefangene Signalkrebse wurden in Eimern gehältert und<br />

abtransportiert.<br />

Abbildung 10: Transportmittel<br />

Zeitlich vor dem Beginn der Reusenfänge wurden alle seitlichen Zuläufe der Tal- und Vorsperre<br />

(Quellrinnen), die beiden Hauptzuläufe (Tschirner- und Nordhalbener Ködel) und die Uferbereiche<br />

beider Stauseen und des Tosbeckens durch Handfang und Sichtbeobachtungen kartiert. Hierbei<br />

wurden insbesondere alle Gewässerbereiche befischt, in denen Reusenfang auf Grund zu geringer<br />

Wassertiefe nicht durchführbar war. Es wurden Steine umgedreht um darunter verborgene Krebse<br />

zu fangen (Handfang: Methodenbeschreibung siehe: <strong>Strätz</strong> 2007). Notiert wurden auch tote<br />

Krebse, Scherenreste bzw. Exuvien frisch gehäuteter Krebse sowie alle Beibeobachtungen zu<br />

Fischen (v. a. Mühlkoppe, Elritze und Bachneunaugen).<br />

Bei der Befischung mittels Netzreusen wurden die Reusen an unterschiedlich langen Leinen (5 m,<br />

10 m, 15 m, 20 m) ausgebracht, um unterschiedlich tiefe Bereiche des Ufers zu befischen. Die<br />

befischte Tiefe konnte über die Leinenlänge und den Böschungswinkel abgeschätzt werden. Es<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


1BUntersuchungsflächen und –methoden 13<br />

wurden im Wesentlichen 2 verschiedene Reusentypen verwendet (Fa. Jenzi; grüne Reuse;<br />

Fa. Cormoran, braune Reuse). Bei den kleineren grünen Netzreusen war es möglich, bis zu 3<br />

Reusen hintereinander gekoppelt einzusetzen. Hier wurde dann der Bereich in ca. 5, 10 und 15 m<br />

vom Ufer befischt.<br />

Abbildung 11: vorbereitete Netzreusen (Fa. Jenzi)<br />

Abbildung 12: Steilabfall am Ostufer (südwestlich Ködelberg)<br />

Die Fangorte wurden jeweils in die Topografische Karte eingezeichnet; die genaue Lage mittels<br />

GPS-Koordinaten für spätere Wiederholungsuntersuchungen dokumentiert.<br />

Wichtig ist auch, dass alle Fänge hinsichtlich makroskopischer Merkmale der Krebspest (schwarze<br />

Punkte auf Schreitbeinen und Scheren; vgl. Nylund & Westman 2000) überprüft wurden.<br />

Entsprechende Beobachtungen gelangen jedoch nicht.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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2BOrganisatorisches 14<br />

3 Organisatorisches<br />

3.1 Vorbereitende Arbeiten<br />

Für die Befischungen mussten Uferbereiche des Fassungsbereiches der Trinkwassertalsperre<br />

begangen werden, für die normalerweise ein striktes Betretungsverbot besteht. Die Fachberatung<br />

für Fischerei hat deshalb beim Landratsamt Kronach und beim Wasserwirtschaftsamt Kronach<br />

(Herr Dr. Schrepfermann) die Projektbeschreibung vorgelegt und um eine Genehmigung der<br />

Untersuchungen im beabsichtigten Umfang gebeten. Vorab wurden die Trinkwassertalsperre<br />

Mauthaus (Herr G. Bayerl) und der Sportfischerverein Nordhalben (Herr D. Radlo) über die<br />

geplanten Arbeiten informiert.<br />

Dankenswerter Weise wurden die Ausnahmegenehmigungen bereits im Juni 2008 erteilt mit der<br />

Maßgabe, dass vor Beginn der Befischungen eine Einweisung durch den Betriebsleiter der<br />

Trinkwassertalsperre, Herrn G. Bayerl erfolgt. Daraufhin konnte die Terminabstimmung mit der<br />

Talsperrenverwaltung und dem Sportfischerverein Nordhalben vorgenommen werden.<br />

Die Unterweisung durch Herrn Bayerl erfolgte am 1.7.2008 im Betriebsgebäude. Hierbei wurde<br />

eingehend die Schutzgebietsproblematik im Einzugsbereich der Trinkwassertalsperre erläutert<br />

(Zufahrt, Parken außerhalb des Fassungsbereiches, Verhalten bei Unfällen, mobile Erreichbarkeit).<br />

Anschließend wurde mit Herrn Radlo vom Sportfischerverein Nordhalben ein Treffen an der<br />

Talsperre vereinbart, bei dem das Projekt und die geplanten Untersuchungen nochmals kurz<br />

vorgestellt wurden. Bei einer gemeinsamen Befahrung des Geländes wurden wichtige<br />

Informationen ausgetauscht und Details zum früheren Edelkrebsbestand und zu gut erreichbaren<br />

Befischungsstellen mitgeteilt.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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2BOrganisatorisches 15<br />

3.2 Zeitplan<br />

Zeitraum Tätigkeiten<br />

Letzte Juniwoche Grundlagenermittlung, Terminabstimmung, Kartenmaterial und Aufnahmelisten erstellen,<br />

Fischereigeräte zusammenstellen<br />

1.7.08<br />

2.7.08<br />

3.7.08<br />

Unterweisung durch die Talsperrenverwaltung; Einführung in das Untersuchungsgebiet;<br />

danach: Ermittlung der Krebsbestände in den Oberläufen und allen einmündenden<br />

Seitengewässern durch Handfänge<br />

15.-16.7.08 Ermittlung der Krebsbestände im Tosbecken und im Ablauf zur Rodach<br />

8.-10.8.08 Reusenbefischungen in der Vorsperre<br />

12.-16.8.08 Reusenbefischungen in der Trinkwassertalsperre<br />

25.-26.8.08 Reusenbefischungen in Vor- und Talsperre<br />

6.-7.9.08 Reusenbefischungen in Vor- und Talsperre; Fotodokumentation<br />

13.-14.9.08 Reusenbefischungen in Vor- und Talsperre<br />

22.-23.9.08 Reusenbefischung in Vor- und Talsperre und Erhebung im Tosbecken, im Ablauf und in der<br />

Rodach; Fotodokumentation<br />

8. -9.10.08 Reusenbefischung in der Trinkwassertalsperre; Fotodokumentation<br />

ab 10.10.08 Auswertung der Daten<br />

7.11.08 Besprechung in der Fachberatung für Fischerei; erste Ergebnisse<br />

9.-11.11.08 Abfassen des Sachstandsberichtes<br />

April – Mai 09 Frühjahrsfänge im Uferbereich<br />

Mai 09 Einarbeitung der Frühjahrsfänge; Einbindung der Ergebnisse der Wasseruntersuchungen des<br />

WWA Kronach; Abfassen des Schlussberichtes<br />

Tabelle 1: Zeitlicher Ablauf der Projektarbeiten 2008 und 2009<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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3BErgebnisse 16<br />

4 Ergebnisse<br />

4.1 Einmündende Gewässer<br />

Für Tschirner und Nordhalbener Ködel werden bei Schadt (1993) Vorkommen des Edelkrebses<br />

jeweils knapp oberhalb der Einmündung in die Vorsperre angegeben.<br />

4.1.1 Tschirner Ködel<br />

Edel- und Signalkrebse wurden im Jahr 2008 nur im Bereich der Einmündung in die Vorsperre in<br />

tieferem Wasser (> 1 m) nachgewiesen. Die sommerlichen Wassertemperaturen betrugen im<br />

Unterlauf am 1.7.08 nur 15,5 °C und liegen damit an der unteren Grenze oberfränkischer<br />

Edelkrebsgewässer (14-22 °C) im suboptimalen Bereich.<br />

Die im Sommer 2008 nur wenig Wasser führende Tschirner Ködel wurde mittels Handfang und im<br />

Bereich einiger Gumpen auch mit Reusen befischt. Es gelang in keinem Fall der Nachweis von<br />

Krebsen. Als Beibeobachtung konnte im Gesamtverlauf ein individuenreicher Bestand der<br />

Mühlkoppe festgestellt werden. In den Reusen fingen sich gelegentlich auch juvenile Bachforellen<br />

und an einer Stelle (ober- und unterhalb Straßenbrücke Tschirn) auch Elritzen. Im Unterlauf<br />

konnten Anfang Juli darüber hinaus einige nach dem Laichen abgestorbene Bachneunaugen<br />

festgestellt werden.<br />

4.1.2 Nordhalbener Ködel<br />

Auch hier konnten Edel- und Signalkrebse nur im Einmündungsbereich in die Vorsperre<br />

nachgewiesen werden. Die sommerlichen Wassertemperaturen betrugen im Unterlauf am 1.7.08<br />

17 °C. Im Unter- und Mittellauf fanden sich unter Steinen mehrere Mühlkoppen, jedoch keine<br />

Krebse. Zahlreiche juvenile Bachforellen deuten auf eine natürliche Reproduktion dieser Art im<br />

Gewässer hin. Es wurden vereinzelt auch Elritzen und (nach dem Ablaichen) abgestorbene<br />

Bachneunaugen festgestellt.<br />

In der Nordhalbener Ködel wurden im Frühjahr 2009 Handfänge zwischen dem Rüblesgrund und<br />

der Straßenbrücke der St 2198 durchgeführt. Auch hier konnten keine Flusskrebse unter den<br />

reichlich vorhandenen Steinen nachgewiesen werden. Es gelangen allerdings auch hier<br />

Beobachtungen von Mühlkoppe und Elritze. Die beiden in <strong>Oberfranken</strong> gefährdeten Kleinfischarten<br />

sind somit in beiden Zuläufen der Talsperre weit verbreitet und weisen hier reproduktive<br />

Vorkommen auf.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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3BErgebnisse 17<br />

Abbildung 13: Nordhalbener Ködel oberhalb der Staatsstraße ST 2198<br />

4.1.3 Quellrinnen und –gräben der Vorsperre<br />

Nur der Biber(s)graben führte auch im Sommer genügend Wasser, wies aber weder Krebs- noch<br />

Fischbesatz auf (Wassertemperatur im Juli: 14,5 °C). In seinem Unter- bis Mittellauf konnten<br />

jedoch mehrere Larven des Bachneunauges aus dem sandig-schlammigen Sediment gesiebt<br />

werden. Ein weiterer Seitengraben (Quellbachrinne) zum Bibersgraben führte zwar etwas Wasser,<br />

war aber durch mehrere Staumauern nicht passierbar und wies ebenfalls kein Vorkommen von<br />

Krebsen auf.<br />

4.1.4 Quellrinnen der Trinkwassertalsperre<br />

Untersucht wurden 12 seitlich einmündende Quellbachrinnen, die im Sommer 2008 aber eine<br />

meist unzureichende Wasserführung aufwiesen. Von der Staumauer münden folgende Rinnen in<br />

die Talsperre ein (Auflistung gegen den Uhrzeigersinn): Ködelgraben, Heiligengrund,<br />

Wetthofgraben, Domgrund, T(h)ongrund, Breitengrund, Kühgrund, Ehrenbach und Teichenbach.<br />

Das Quellwasser wird über Verrohrungen durch die Uferstraße geleitet. Oberhalb der Straße<br />

konnten in keinem Fall Krebse nachgewiesen werden. Unterhalb der Uferstraße waren nur in den<br />

untersten Bereichen (bis ca. 15 m aufwärts) der größeren Rinnen Krebse feststellbar: Domgrund:<br />

Signalkrebs-Haut (Tier war ca. 14 cm lang), T(h)ongrund (ca. 5 Signalkrebse, 1 Edelkrebs). Die<br />

sommerlichen Wassertemperaturen der Quellrinnen lagen oberhalb der Straße zwischen 10 und<br />

13 °C. Sie sind somit zu kalt und für Edel- und Signalkrebs nicht besiedelbar. Unterhalb der Straße<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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3BErgebnisse 18<br />

wiesen die beiden besiedelten Rinnen Domgrund und T(h)ongrund im Sommer<br />

Wassertemperaturen um 16 °C auf.<br />

4.2 Talsperren<br />

4.2.1 Vorsperre<br />

Bei Wassertemperaturen um 20 °C fingen sich im Juli und August beide Krebsarten. In Einzelfällen<br />

wurden beide Arten in einer Reuse gefangen, was darauf hinweist, dass in Teilbereichen der<br />

Vorsperre beide Arten im gleichen Lebensraum, also unmittelbar nebeneinander vorkommen.<br />

Entsprechende Beobachtungen liegen jedoch nur für die unmittelbaren Einmündungsbereiche der<br />

beiden Hauptzuflüsse vor, die sich – im Vergleich zu anderen Uferbereichen – durch folgende<br />

Merkmale auszeichnen: Flache, etwas verschlammte Ufer ohne Deckung unter Steinen und etwas<br />

niedrigere Wassertemperaturen. Beide Krebsarten leben hier entweder unter Laub auf dem<br />

Schlammboden (v. a. Jungtiere) oder in selbst gegrabenen Höhlen unter Erlenwurzeln im<br />

Uferbereich. Das Verhältnis Edelkrebs zu Signalkrebs liegt in diesen Bereichen bei 11 % zu 89 %<br />

und entspricht somit fast dem im Herbst 2007 geschätzten Verhältnis von 1:10 in der Vorsperre.<br />

In den steilen durch Blocksteine gesicherten Uferbereichen der Vorsperre stellen sich die<br />

Verhältnisse völlig anders dar. In den ufernahen Bereichen fingen sich ausschließlich<br />

Signalkrebse, nur in den tieferen Bereichen gelangen Einzelnachweise des Edelkrebses. Edel- und<br />

Signalkrebse leben hier deutlich getrennt.<br />

Die Befischungen an der Vorsperre wurden am 23.9.08 eingestellt, weil bei Wassertemperaturen<br />

um 13 °C keine Fängigkeit mehr gegeben war, während in der Trinkwassertalsperre um 15,6-<br />

15,8 °C noch gute Fänge möglich waren.<br />

Resumee: In der Vorsperre kommen beide Arten vor. Der Signalkrebs ist die bei weitem häufigere<br />

Art im Uferbereich. Die Verhältniszahlen liegen zwischen 1:10 bis 1:40 (Edel- zu Signalkrebs).<br />

4.2.2 Trinkwassertalsperre<br />

Die Befischungen mit Reusen wurden in der Regel innerhalb der gut zugänglichen Buchten der<br />

Talsperre durchgeführt. Dazwischen liegende Uferstrecken konnten durch ergänzende<br />

Handaufsammlungen bearbeitet werden, so dass die Gesamtverbreitung beider Arten recht gut<br />

bekannt ist. Die Trinkwassertalsperre weist im Herbst in den Uferbereichen und in den oberen<br />

Wasserschichten höhere Temperaturwerte auf als die Vorsperre. Bei Lufttemperaturen zwischen 9<br />

und 10 °C betrugen die Wassertemperaturen am 22.9.08 noch 15,5-15,8 °C in der Hauptsperre,<br />

während sie in der Vorsperre bereits auf 13 °C abgesunken waren. Diese gute<br />

Temperaturpufferung kann durch den großen Wasserkörper erklärt werden. In vielen<br />

Fließgewässern, insbesondere Bächen, liegen um diese Zeit die Temperaturen bereits unter<br />

10 °C, so dass die Aktivität der Krebse – je nach Witterungsverlauf – schon im September enden<br />

kann (<strong>Strätz</strong> 2004).<br />

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3BErgebnisse 19<br />

Aus den während der Befischungen gewonnenen Erkenntnisse und dem Jahres-Temperaturprofil<br />

in der Talsperre (Wasserwirtschaftsamt Kronach 2009) kann abgeleitet werden, dass Reproduktion<br />

aber auch der Reusenfang nur in der Tiefenstufe von 0 bis 10 m möglich ist. Der entscheidende<br />

Wert (sommerliche Wassertemperatur > 15 °C) wird im Normalfall ab Mitte Juni gerade erreicht<br />

und nur in den Monaten Juli, August und September, den klassischen Monaten für den Krebsfang,<br />

deutlich überschritten. Bei der Interpretation der Befunde ist zu beachten, dass die Messwerte in<br />

der Grafik im freien Wasserkörper (Seemitte, Südteil) gewonnen werden. Im Uferbereich kann sich<br />

das Wasser stärker erwärmen. Die Grafik zeigt in diesen Monaten auch die seentypische<br />

Schichtung und Ausbildung einer sommerlichen Sprungschicht (kaltes Tiefen, warmes<br />

Oberflächenwasser), während bereits im November die Durchmischung des Wasserkörpers<br />

beginnt, die in der Regel bis zum April Bestand hat.<br />

Wassertemperatur in Grad C<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

Temperaturprofil Mauthaus-Talsperre 2008<br />

0 - 10 m 15 m 20 m 30 m 40 m 1 m über<br />

Grund<br />

Tiefenstufen<br />

Abbildung 14: Tiefenprofil der Wassertemperaturen in der Talsperre (2008)<br />

15.01.2008 Turm<br />

18.02.2008 Turm<br />

19.03.2008 Turm<br />

07.04.2008 Turm<br />

05.05.2008 Boot<br />

17.06.2008 Boot<br />

23.07.2008 Boot<br />

12.08.2008 Boot<br />

15.09.2008 Boot<br />

06.10.2008 Turm<br />

17.11.2008 Turm<br />

15.12.2008 Turm<br />

Der Grafik ist zu entnehmen, dass im Oktober die Wassertemperaturen bereits unter 15 °C liegen.<br />

Im Uferbereich der Talsperre lagen die Temperaturen am 9.10.08 noch bei ca. 14 °C. Es<br />

herrschten noch relativ gute Fangbedingungen, jedoch nur bei Tieren < 8 cm. Es wurden nur<br />

Signalkrebse, jedoch keine Edelkrebse gefangen.<br />

Die größeren Signalkrebse verpaarten sich zu diesem Zeitpunkt und waren in den Reusen kaum<br />

noch vertreten, konnten aber im klaren Wasser der Talsperre gut bei Rivalenkämpfen und<br />

Paarungen beobachtet werden. Die Paarungsaktivität konnte von uns auch tagsüber, z. B. vor<br />

Blocksteinen im Bereich „Ehrenbach“, dokumentiert werden.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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3BErgebnisse 20<br />

Resume: Signal- und Edelkrebs kommen in der Trinkwassertalsperre vor. Die fremdländische Art<br />

dominiert im Uferbereich sehr deutlich. Innerhalb eines 15 m – Uferstreifens konnten in nur sehr<br />

wenigen Fällen überhaupt noch Edelkrebse nachgewiesen werden. Diese befanden sich sämtlich<br />

in einem bedauernswerten Zustand (Foto rechts). Der Anteil nachgewiesener Edelkrebse lag<br />

deutlich unter in der Vorsperre beobachteten Werten (Edelkrebs : Signalkrebs ca. 1 : 100).<br />

Abbildung 15: links: Häutungsrest (Exuvie) des Edelkrebses (Länge: ca. 13 cm); rechts: in Reuse<br />

gefangener juveniler Edelkrebs<br />

Beide Edelkrebsfunde (Fotos) stammen vom Westufer der Talsperre. Das Tier rechts wurde in<br />

einer beköderten Reuse innerhalb der vom Signalkrebs besiedelten Uferzone gefangen. Dem Tier<br />

fehlen beide Scheren und die Antennen. Der Edelkrebs ist hier bis auf wenige Ausnahmen<br />

entweder schon völlig verschwunden oder besiedelt die tieferen Bereiche. Im engeren Uferbereich<br />

betragen die Verhältniszahlen Edelkrebs: Signalkrebs 0 : 100 bis maximal 2 : 100.<br />

Hervorgehoben werden kann, dass die gefangenen Edelkrebse zwar häufig Verletzungen (meist<br />

fehlende Scheren) aufwiesen, aber keine Anzeichen einer Krebspesterkrankung zeigten.<br />

Im Gegensatz dazu waren bei den Signalkrebsen Verletzungen und Scherenverluste nur in<br />

geringem Umfang zu beobachten. Bei einem Reusenfang am 23.9.08 wiesen von 49<br />

Signalkrebsen nur 4 Individuen Scherenverluste auf (8 %). In den bekannten Massenbeständen im<br />

Ailsbach und in der Itz liegen die Verlustraten oft über 50 %.<br />

Eine Auswertung der nachgewiesenen Größenklassen beim Signalkrebs zeigt, dass mittelgroße<br />

Tiere um 9 – 10 cm in den Reusen am häufigsten gefangen wurden. Einzeltiere erreichen über<br />

15,5 cm Länge, dürften dann ca. 8 Jahre alt sein und wiegen zwischen 70 und 100 g.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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3BErgebnisse 21<br />

Individuen über 12 cm Größe (Speisekrebse) fangen sich derzeit noch vergleichsweise selten in<br />

den Reusen. Tiere der Größenklassen 13, 14 und 15 cm sind sehr selten.<br />

Abbildung 16: Männlicher Signalkrebs (Länge 14,1 cm)<br />

Gut in Abbildung 16 zu erkennen ist der türkisfarbene Signalfleck im Scherengelenk, die zweiteilige<br />

Augenleiste (vorne: Leiste, hinten: Dorn) und der glatte Krebspanzer.<br />

Eier tragende Signalkrebsweibchen konnten nur in einem Einzelfall in den Reusen nachgewiesen<br />

werden (Abbildung 17). Die Brutpflege betreibenden Krebsweibchen verlassen ihre Versteckplätze<br />

offenbar nur sehr selten, um auf Nahrungssuche zu gehen. Abgebildet ist ein 8,6 cm großes Tier,<br />

das am 9.10.08 an der Einmündung des Ehrenbaches gefangen wurde. Der Fund zeigt auch, dass<br />

die Signalkrebse der Mauthaus-Talsperre bereits im vierten Lebensjahr am<br />

Reproduktionsgeschehen teilnehmen.<br />

Abbildung 17: Eier tragendes Signalkrebsweibchen (Länge 8,6 cm)<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


3BErgebnisse 22<br />

Beibeobachtungen:<br />

Bemerkenswert erscheint bei den Beibeobachtungen, dass am Westufer der Talsperre ein<br />

guter Bestand der Mühlkoppe existiert. Neben einigen adulten Koppen wurden mehrfach<br />

Jungfische unter Steinen nachgewiesen. Der Bestand ist offenbar reproduktiv. Vergleichbare<br />

Beobachtungen von Mühlkoppen in Stillgewässern lagen nach unserer Einschätzung für<br />

<strong>Oberfranken</strong> bislang nicht vor.<br />

Befischungen im Frühjahr 2009:<br />

Im April und Mai 2009 fängig gestellte Reusen erbrachten keine Nachweise von Flusskrebsen. Die<br />

adulten weiblichen Tiere beider Flusskrebsarten betreiben in dieser Zeit Brutpflege der Eier bzw.<br />

der frisch geschlüpften Jungkrebse und verlassen ihre Versteckplätze und Höhlen nicht. Die<br />

adulten und subadulten Männchen beider Arten befinden sich im Frühjahr in der Häutungsphase<br />

und sind noch nicht aktiv. Ähnliche Beobachtungen liegen auch aus Signalkrebspopulationen des<br />

Wiesent-Einzugsgebietes im Ailsbach vor (<strong>Strätz</strong> 2004).<br />

Im Uferbereich der Talsperre wurde deshalb der Reproduktionserfolg beider Arten durch das<br />

Umdrehen von Steinen überprüft. Es wurde hierbei die Jungkrebsgeneration des Vorjahres erfasst.<br />

Dabei gelangen im Uferbereich ausschließlich Nachweise des Signalkrebses. In der<br />

nachfolgenden Verbreitungsübersicht sind Jungkrebsfunde (Reprodukionsnachweise) durch ein<br />

„R“ gekennzeichnet.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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3BErgebnisse 23<br />

4.3 Tosbecken, Ablauf und Rodach im Einmündungsbereich<br />

Edelkrebse wurden in diesen Gewässern nicht mehr angetroffen. Signalkrebse finden sich in<br />

mittlerer Dichte, darunter auch sehr große Tiere im Ablauf: Ein Männchen (>15 cm), das sich am<br />

23.9.08 nach der Paarung bereits wieder in der Häutungsphase befand. Dieses Tier zeigte eine<br />

auffallend blaue Panzer- und Scherenfärbung, die an die bekannten blauen Farbvarietät des<br />

Edelkrebses erinnerte.<br />

Knapp unterhalb der Einmündung der Nurner Ködel in die Rodach wurden ebenfalls Signalkrebse<br />

beobachtet. Zur Verbreitung des Signalkrebses in der Rodach sind bisher keine systematischen<br />

Erhebungen durchgeführt worden. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich die Art auch hier weiter<br />

ausbreiten wird.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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4BVerbreitungsübersicht 24<br />

5 Verbreitungsübersicht<br />

Die Verbreitung der beiden<br />

Flusskrebsarten kann für den<br />

Untersuchungszeitraum 2008 und 2009<br />

wie folgt dargestellt werden. Bei der<br />

Befischung der Tschirner und<br />

Nordhalbener Ködel, die bis knapp<br />

oberhalb der St 2198 (Nordhalben –<br />

Tschirn) erfolgte, konnten keine Krebse<br />

festgestellt werden. Diese Bereiche<br />

werden aus Gründen der<br />

Übersichtlichkeit in der Luftbildkarte<br />

nicht mit dargestellt.<br />

Legende:<br />

Signalkrebfunde<br />

Edelkrebsfunde<br />

R Reproduktions-<br />

nachweis Signalkrebs<br />

Abbildung 18: Verbreitung von Edel- und Signalkrebs im Untersuchungsgebiet (2008-2009)<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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5BZusammenfassung 25<br />

6 Zusammenfassung<br />

Bei einer Stauabsenkung in der Vorsperre der Mauthaus-Talsperre zwischen Nordhalben und<br />

Steinwiesen (Frankenwald) wurde im Sommer 2007 ein gemeinsamer Bestand des heimischen<br />

Edelkrebses (Astacus astacus) und des aus Nordamerika stammenden Signalkrebses<br />

(Pacifastacus leniusculus) durch Mitarbeiter der Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>es<br />

<strong>Oberfranken</strong> (Herr K. Kuhlen, Herr M. Popp) entdeckt.<br />

Es handelt sich um das erste nachgewiesene gemeinsame Vorkommen der beiden Arten in<br />

<strong>Oberfranken</strong>, während vergleichbare Beobachtungen aus Skandinavien bereits seit längerer Zeit<br />

bekannt waren.<br />

Durch Reusenbefischungen in der Vor- und Hauptsperre sowie Handfänge in den Zuläufen wurde<br />

der Krebsbestand im Bereich der Trinkwassertalsperre Mauthaus in den Untersuchungsjahren<br />

2008 und 2009 erfasst.<br />

Hierbei wurde festgestellt, dass der heimische Edelkrebs, dessen Vorkommen im Einzugsgebiet<br />

der Talsperre bereits im Fischatlas von <strong>Oberfranken</strong> dokumentiert ist (Schadt 1993), nur noch in<br />

äußerst geringer Dichte vorkommt. Regelmäßig kann der Edelkrebs derzeit nur noch in der<br />

Vorsperre und hier v. a. im Einmündungsbereich von Tschirner und Nordhalbener Ködel gefangen<br />

werden.<br />

Im direkten Uferbereich der Vor- und Hauptsperre ließen sich fast ausschließlich<br />

nordamerikanische Signalkrebse nachweisen. Die Häufigkeit kann – im direkten Vergleich mit<br />

einigen anderen Vorkommen in <strong>Oberfranken</strong> (Ailsbach, Itz, Pegnitz) - im Gesamtbereich noch als<br />

mäßig häufig eingestuft werden. In einigen Uferbereichen scheint der Signalkrebs nicht<br />

ausreichend Versteckmöglichkeiten vorzufinden und fehlt hier (felsige Steilufer, kiesige Flachufer<br />

ohne Steine und Blöcke). Hohe Dichten werden im Bereich der Steinufer (Blocksteine) der<br />

Vorsperre und an der Trinkwassertalsperre im Bereich des einmündenden Ehrenbaches erreicht.<br />

Diese Uferabschnitte zeichnen sich durch ein gutes Angebot an Versteckplätzen unter Steinen und<br />

großen Felsblöcken aus.<br />

Edelkrebse finden sich im Uferbereich der Talsperre fast nur noch in tieferen (kälteren)<br />

Wasserschichten, die vom Signalkrebs im Sommerhalbjahr gemieden werden. Der aggressive<br />

nordamerikanische Signalkrebs hat demnach den ursprünglichen Edelkrebsbestand in suboptimale<br />

Bereiche abgedrängt.<br />

Hinweise auf Edelkrebse, die an Krebspest erkrankt sind, konnten nicht erbracht werden. Fast alle<br />

Edelkrebse zeigten jedoch Merkmale, die auf Auseinandersetzungen mit anderen Krebsen<br />

hinwiesen: Fehlende oder – nach Regeneration – klein ausgebildete Scheren und Verletzungen<br />

am Krebspanzer. Der Verdrängungsprozess wird in der Literatur durch die höhere Konkurrenzkraft<br />

der nordamerikanischen Art erklärt. Sie zeigt gegenüber dem Edelkrebs ein ausgesprochen<br />

aggressives Verhalten und dominiert bei vergleichbarer Größe. Weiterhin ist für die<br />

nordamerikanische Art eine höhere Reproduktivität (höhere Eizahl als der Edelkrebs)<br />

nachgewiesen.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


5BZusammenfassung 26<br />

Die aktuellen Befischungsergebnisse im Bereich der Talsperre stellen sicher nur eine<br />

Momentaufnahme im Konkurrenzkampf der beiden Flusskrebsarten dar. Eine sichere Prognose,<br />

wie sich die Bestände von Signal- und Edelkrebs in der Talsperre mittelfristig entwickeln werden,<br />

kann derzeit nicht abgegeben werden.<br />

Erfahrungen aus einer Vielzahl nordbayerischer Fließgewässer zeigen, dass der<br />

Verdrängungsprozess in Bächen und kleinen Flussläufen (aber auch Teichen) in der Regel sehr<br />

schnell und vollständig abläuft. Signalkrebse sind hier in der Lage, den bestehenden<br />

Edelkrebsbestand innerhalb weniger Jahre zu ersetzen. Beobachtungen in größeren<br />

Stillgewässern (skandinavische Seen), in denen beide Arten über vergleichsweise lange Zeiträume<br />

nebeneinander zu existieren vermögen, deuten darauf hin, dass hier eine gewisse Einnischung<br />

beider Arten möglich ist. Eine Nischentrennung dürfte nur in größeren und tiefen Gewässern<br />

möglich sein, weil hier im Sommer eine deutliche Temperaturschichtung (warmes Oberflächen-,<br />

kaltes Tiefenwasser) auftritt. Entsprechende Voraussetzungen sind auch an der Ködeltalsperre<br />

gegeben.<br />

Die Wassertemperatur scheint auch innerhalb des gemeinsamen Vorkommens des heimischen<br />

Steinkrebses und des nordamerikanischen Signalkrebses im Ailsbach (Einzugsgebiet der Wiesent)<br />

eine Schlüsselfunktion einzunehmen. Hier konnte der Steinkrebs bislang überleben, weil seine<br />

Versteckplätze von kalten Karstquellen auf dem Grund des Bachbettes beeinflusst sind (<strong>Strätz</strong><br />

2007). Diese sommerkalten Bereiche werden vom Signalkrebs gemieden, der im gleichen<br />

Bachabschnitt nur die höher gelegenen, nicht vom Quellwasser beeinflussten Uferhöhlen im<br />

Auenlehm bewohnt.<br />

Nach bisheriger Kenntnis erreicht der aus Nordamerika stammende Signalkrebs seine<br />

Verbreitungsgrenze in sommerkalten Gewässern <strong>Oberfranken</strong>s, deren Temperaturen unterhalb<br />

15-16°C liegen. Zumindest findet in diesen Bächen keine Reproduktion statt.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


6BDanksagung 27<br />

7 Danksagung<br />

Der Verfasser bedankt sich bei Herrn <strong>Bezirk</strong>stagspräsidenten Dr. Günther Denzler für die<br />

Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur Durchführung der Untersuchungen.<br />

Darüber hinaus möchten wir für die gewährte Unterstützung während der Projektbearbeitung<br />

folgenden Personen danken.<br />

Herrn Dr. Robert Klupp und Frau Heidemarie Miklis (Fachberatung für Fischerei des <strong>Bezirk</strong>es<br />

<strong>Oberfranken</strong>) für die wissenschaftliche und organisatorische Betreuung der Arbeit. Herrn Kay<br />

Kuhlen und Herrn Manfred Popp (Fachberatung für Fischerei) für die Mitteilung der Krebsfunde<br />

beim Abfischen der Vorsperre der Trinkwassertalsperre.<br />

Herrn Friedrich Schmauser (Präsident des <strong>Bezirk</strong>sfischereiverbandes <strong>Oberfranken</strong> e.V.) für die<br />

Unterstützung und die Schutzbemühungen des Verbandes zum Erhalt heimischer<br />

Flusskrebsbestände.<br />

Herrn Eberhard Roese (Präsident des Landesfischereiverbandes Bayern) für die Finanzierung<br />

des Vorhabens.<br />

Herrn Dr. Matthias Schrepfermann und Herrn Dr. Michael Lorenz (WWA Kronach) für die<br />

Bereitstellung gewässerkundlicher Daten über die Talsperre und die wasserrechtliche Erlaubnis für<br />

die Durchführung der Befischungen.<br />

Herrn Georg Bayerl (Betriebsleitung der TWT Mauthaus) für die Einweisung in das<br />

Untersuchungsgebiet und die Schutzgebietsproblematik sowie die Überlassung von Infomaterial<br />

über die Talsperre.<br />

Herrn Dieter Radlo (Sportfischerverein Nordhalben e.V.) für die Einweisung in das Fischwasser<br />

und die Unterstützung während des ersten Befischungstermines.<br />

Frau Martina Bauernfeind (FH Weihenstephan, Umweltsicherung) und Frau Eva <strong>Strätz</strong> für die<br />

Unterstützung bei den Befischungen und bei der Auswertung und Versorgung der Krebsfänge.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


Quellenverzeichnis 28<br />

8 Quellenverzeichnis<br />

BayStMLU (1997): Stauseen in Bayern.- Schriftenr. Wasserwirtschaft in Bayern, H. 31, S. 56-59.<br />

Bohl, E. & Pohl, H. (2000): Krebse in <strong>Oberfranken</strong>.- in: Klupp, R. (Hrsg.): Fische und ihre Welt in<br />

<strong>Oberfranken</strong> – die oberfränkische Fischerei an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. S.<br />

229 -254.<br />

Bohl, E, Keller, M. & Oitdmann, B. (2001): Flusskrebse in Bayern – Information für Naturschutz,<br />

Wasserwirtschaft, Fischerei, Teichwirtschaft, Fisch- und Aquarienhandel,<br />

Gastronomie.- Landesfischereiverband Bayern e. V. und Bayer. Landesamt für<br />

Wasserwirtschaft (Hrsg.), 35 S.<br />

Cerenius, L., Bangyeekhun, E., Keyser, P., Söderhäll, I. & Söderhäll, K. (2003): Host prophenoloxidase<br />

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crayfish plaque fungus, Aphanomyces astaci.- Cellular Microbiology, 5 (5): S. 353-357.<br />

Fachberatung für Fischerei, <strong>Bezirk</strong> <strong>Oberfranken</strong> (2005): Tätigkeitsbericht für das Jahr 2005.- 58 S.<br />

Huber, M.G. & Schubart, C.D. (2005): Distribution et biologie de la reproduction d` Austropotamobius<br />

torrentium en Bavière et description d´ une zone de contact avec l´ecrevisse<br />

exotique Pacifastacus leniusculus. Bull. Fr. Pêche Piscic. Nr. 376-377: S. 759-776.<br />

Klos, C. (2005): Neues vom Forum Flusskrebse.- Bericht zum Flusskrebssymposium in Rheinland-<br />

Pfalz, 9.4.05<br />

Nylund, V. & Westman, K. (2000): The Prevalence of Crayfish Plague (Aphanomyces astaci) in two<br />

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Regierung von <strong>Oberfranken</strong> [ed.], (2001): Gewässergüte in <strong>Oberfranken</strong> 2000, mit<br />

Gewässergütekarte. Bayreuth.<br />

Schadt, J. (1993): Fische, Neunaugen, Krebse und Muscheln in <strong>Oberfranken</strong>. Vorkommen und<br />

Verbreitung als Grundlage für den Fischartenschutz (2. Aufl. 1995). Bayreuth. 136 S.<br />

<strong>Strätz</strong>, C. (2000): Gebietsfremde Tierarten (Neozoen) in den Fließgewässern <strong>Oberfranken</strong>s. in:<br />

Klupp, R. (Hrsg.): Fische und ihre Welt in <strong>Oberfranken</strong> – die oberfränkische Fischerei<br />

an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. S. 277 – 297.<br />

<strong>Strätz</strong>, C. (2004): Projekt zum Schutz des heimischen Steinkrebses im Einzugsgebiet der<br />

Wiesent.- unveröff. Gutachten im Auftrag des <strong>Bezirk</strong>es <strong>Oberfranken</strong>, Fachberatung für<br />

Fischerei, 38 S., Bayreuth.<br />

<strong>Strätz</strong>, C. (2007): Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) in <strong>Oberfranken</strong> – Kartierung,<br />

Monitoring, Artenhilfsprogramm.- <strong>Bezirk</strong>sfischereiverband <strong>Oberfranken</strong> (Hrsg.), 79 S.<br />

Westman, K., Savolainen, R., Julkuunen, M. (2002): Replacement of the native crayfish Astacus<br />

astacus by the introduced species Pacifastacus leniusculus in small, enclosed Finnish<br />

lake: a 30-year study. Ecography, Vol. 25, 35 S.<br />

Wasserwirtschaftsamt Kronach (2009): Tiefenprofil und Rohwasseruntersuchungen für<br />

Wassertemperatur, Leitfähigkeit und pH-Wert in der Ködeltalsperre 2008.-<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


Anhang 29<br />

9 Anhang<br />

9.1 Informationen zum Signalkrebs<br />

Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)<br />

Kennzeichen:<br />

Der aus Nordamerika stammende Signalkrebs wurde in der Vergangenheit häufig mit dem<br />

heimischen Edelkrebs verwechselt. Wichtigste Voraussetzung für eine korrekte Bestimmung ist die<br />

Einsicht, dass es neben dem Edelkrebs eine weitere Art (Signalkrebs) mit auffällig roten<br />

Scherenunterseiten gibt. Anhand der unten genannten Merkmale sind Edel- und Signalkrebs leicht<br />

unterscheidbar. Signalkrebse wirken massig und gedrungen. Sie erreichen bei uns Körperlängen<br />

bis 16 cm bei einem Körpergewicht um 100 g. Als Spannen werden 15-18 cm (100-150 g)<br />

angegeben. Die Färbung von Panzer und Scheren ist hell- bis rötlichbraun, z. T. auch braun-oliv.<br />

Der weiß-blaue Signalfleck im Scherengelenk ist leider nicht immer ausgebildet, so dass sein<br />

diagnostischer Wert nicht überbewertet werden darf. Die wichtigsten Unterschiede zum Edelkrebs<br />

sind die glatten Oberflächen des Krebspanzers (ohne Dornen und Höcker) und der Scheren. Beim<br />

Edelkrebs fühlen sich Panzer und Scherenoberfläche stets rau an (halbkugelige Erhebungen,<br />

Höcker), beim Signalkrebs sind dagegen die Strukturen eingesenkt (kleine Vertiefungen, Gruben),<br />

so dass die Oberfläche als glatt empfunden wird. Wohl am besten kann man beide Arten<br />

unterscheiden, wenn man ein Unterscheidungsmerkmal an der Nackenfurche (an den Seiten des<br />

Krebspanzers) verinnerlicht, das auch ertastet werden kann: Beim Edelkrebs sind direkt hinter der<br />

Nackenfurche 2-3 deutlich ausgeprägte Erhebungen (Höcker) vorhanden, beim Signalkrebs nicht.<br />

Weitere Merkmale: Zweiteilige Augenleiste, keine Erhebungen vor bzw. hinter der Nackenfurche,<br />

Rostrumseiten parallel, Carapax glatt, Scheren glatt und wuchtig (oft mit hellem Signalfleck im<br />

Scherengelenk), Außenast der 2ten Antenne unten glatt. Die auch tagaktiven Tiere sind auffallend<br />

aggressiv und können ihre Scheren über die Senkrechte hinaus heben.<br />

Lebensraum:<br />

Die vom Edelkrebs bevorzugten Lebensräume können auch vom Signalkrebs besiedelt werden<br />

(Gefahr vollständiger Verdrängung). Entgegen erster Annahmen dringt der Signalkrebs auch in<br />

Quellbäche und somit in den Lebensraum des Steinkrebses vor. Im Steigerwald sind die einst dicht<br />

mit Steinkrebsen besiedelten Waldquellbäche von Signalkrebsen erobert worden. Der Steinkrebs<br />

besiedelt hier nur noch die obersten Quellbachregionen oder ist bereits ganz verschwunden (<strong>Strätz</strong><br />

2007). Signalkrebse haben offenbar geringfügig höhere Wärmeansprüche als der Edelkrebs.<br />

Fortpflanzung:<br />

Die Eizahl beträgt 150-400 Eiern und liegt damit deutlich höher als beim Edelkrebs.<br />

Nahrung:<br />

Signalkrebse sind Allesfresser. In Aquarienversuchen konnte gezeigt werden, dass Signalkrebse<br />

angebotene Nahrung sehr viel schneller zu lokalisieren vermögen als heimische Arten. Ob dies auf<br />

ein besseres Ortungsvermögen oder eine geringere Scheu gegenüber dem Menschen<br />

zurückzuführen ist, ist nicht bekannt. Bei gemeinsamer Haltung mit Stein- und Edelkrebs sind<br />

Signalkrebse stets früher am Futter, das durch aggressives Verhalten gegenüber Konkurrenten<br />

gesichert wird.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


Anhang 30<br />

Derzeitige Vorkommen in <strong>Oberfranken</strong>:<br />

Signalkrebse wurden schon Anfang der 1970er Jahre in den Callenberger Teichen bei Coburg<br />

(Drehenweiher, Roßwurm-Teiche) besetzt. Bereits 1975 wird die Art im Sulzbach nachgewiesen<br />

und von dort auch später in den 1980er Jahren bestätigt. Aktuelle Funde in diesem Gebiet<br />

gelangen im Graben unterhalb der Roßwurm-Teichkette, im Sturmsteich und in den Gräben bei<br />

Glend. Aus diesen ersten Vorkommen wurde die Art weit im Coburger und Kronacher Gebiet und<br />

über Bamberg bis in den Steigerwald (Mittelebrach) verbreitet. Weitere Funde gelangen im<br />

Ailsbach (1997), in der Leinleiter (1999), in der Pegnitz und im Windheimer See (Ölschnitzsee).<br />

Eine erste Zusammenstellung der Signalkrebsgewässer erfolgte in einer Arbeit über Neozoen in<br />

<strong>Oberfranken</strong> (<strong>Strätz</strong> 2000). Weitere Vorkommen wurden bei der Kartierung der oberfränkischen<br />

Steinkrebsbestände, die vom Signalkrebs mittlerweile massiv zurückgedrängt wurden, entdeckt<br />

und dokumentiert (<strong>Strätz</strong> 2007).<br />

Schutzmaßnahmen:<br />

Für den nicht heimischen Signalkrebs sind Schutzmaßnahmen nicht erforderlich. Ein Besatz in<br />

Gewässer jeder Art, also auch in Teich- und Hälterungsanlagen ist wie ein Besatz in nicht<br />

geschlossene Gewässer nach § 19 Abs. 7/2 AVFiG verboten. Gefangene Signalkrebse dürfen<br />

nicht zurückgesetzt oder in andere Gewässer verbracht werden. Der „Neubürger“ muss für die<br />

heimischen Arten Edel- und Steinkrebs als erhebliches ökologisches Risiko eingestuft werden, da<br />

er Überträger des Krebspesterregers (Aphanomyces astaci, eine Fadenpilzart) ist.<br />

Sonstiges:<br />

Der aus Nordamerika stammende Signalkrebs wurde zu Beginn der 1960er Jahre zunächst von<br />

Schweden importiert, um einen Ersatz für die stark von der Krebspest dezimierten Edelkrebse<br />

aufzubauen. Signalkrebse wurden als pestresistente Alternative propagiert (Bohl & Pohl 2000). Die<br />

große Zuchtanlage in Simontorp (Südschweden) lieferte in den 1970-80er Jahren auch nach<br />

Österreich, wo der Signalkrebsbesatz massiv beworben und auch von staatlichen Stellen<br />

unterstützt und finanziell gefördert wurde. Es ist davon auszugehen, dass die meisten<br />

Signalkrebse über österreichische Quellen nach Bayern gelangt sind. Die von den Signalkrebsen<br />

ausgehende Gefahr (Krebspest) für die heimischen Flusskrebse wurde zunächst negiert.<br />

Signalkrebse sind geschmacklich dem Edelkrebs fast ebenbürtig. Bei gleich großen Tieren ist die<br />

Fleischausbeute beim Edelkrebs aber meist größer weil den aggressiven Signalkrebsen meist eine<br />

oder beide Scheren fehlen.<br />

Gefährdungsstatus:<br />

Ungefährdet. Der Signalkrebs ist keine heimische Flusskrebsart. Es gelten weder Schonzeiten<br />

noch Schonmaße.<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth


Anhang 31<br />

9.2 Gewässerkundliche Daten (WWA Kronach)<br />

Die Messreihen wurden vom Wasserwirtschaftsamt Kronach erstellt und für das Projektjahr 2008<br />

zur Verfügung gestellt. In den Tabellen werden die Ergebnisse für Wassertemperatur WT (°C),<br />

Leitfähigkeit LF (µS/cm) und pH-Wert dargestellt. Ökologisch relevant sind v. a. der Jahresgang<br />

der Wassertemperatur und die Ausbildung einer sommerlichen Sprungschicht in der Talsperre. Der<br />

Jahresgang zeigt, dass reproduktive Vorkommen und der Sommer-Lebensraum beider Krebsarten<br />

weitgehend auf den Tiefenbereich 0 bis 10 m beschränkt sind. Die naturraumtypisch niedrige<br />

Leitfähigkeit und der um den Neutralpunkt liegende pH-Wert zeigen äußerst geringe<br />

Schwankungen im Jahresverlauf. Beide Krebsarten (heimischer Edel- und nordamerikanischer<br />

Signalkrebs) kommen mit den Bedingungen (geringer Kalkgehalt) offenbar sehr gut zurecht.<br />

Tabelle 2: Meßreihen, Tiefenprofil für Temperatur, Leitfähigkeit, pH-Wert<br />

Wassertemperatur WT:<br />

TWT Mauthaus 2008 - Entnahmeturm und Boot<br />

Temperatur<br />

Datum 15.01.2008 18.02.2008 19.03.2008 07.04.2008 05.05.2008 17.06.2008 23.07.2008 12.08.2008 15.09.2008 06.10.2008 17.11.2008 15.12.2008<br />

Turm Turm Turm Turm Boot Boot Boot Boot Boot Turm Turm Turm<br />

0 - 10 m 3,8 3,7 4,4 5,1 9,8 15,3 15,9 20,1 17,5 12,8 9,4 5,8<br />

15 m 3,9 3,6 4,3 4,9 6,0 6,5 7,0 9,8 10,1 10,7 9,4 5,7<br />

20 m 4,0 3,6 4,3 4,8 5,7 5,9 6,4 7,0 7,4 7,2 9,4 5,7<br />

30 m 4,0 3,6 4,3 4,4 4,9 5,1 5,2 5,7 5,7 5,8 6,4 5,7<br />

40 m 4,1 3,6 4,3 4,4 4,7 4,8 4,9 5,0 5,2 5,3 5,5 5,6<br />

1 m über Grund 4,1 3,7 4,3 4,4 4,6 4,8 4,9 5,1 5,2 5,4 5,5 5,6<br />

Leitfähigkeit LF:<br />

TWT Mauthaus 2008 - Entnahmeturm und Boot<br />

Leitfähigkeit<br />

Datum 15.01.2008 18.02.2008 19.03.2008 07.04.2008 05.05.2008 17.06.2008 23.07.2008 12.08.2008 15.09.2008 06.10.2008 17.11.2008 15.12.2008<br />

Turm Turm Turm Turm Boot Boot Boot Boot Boot Turm Turm Turm<br />

0 - 10 m 91 89 88 88 89 91 89 89 89 87 89 93<br />

15 m 91 89 88 88 90 89 89 89 89 87 88 93<br />

20 m 91 89 88 88 90 89 84 89 89 87 88 92<br />

30 m 91 89 88 88 90 90 90 90 91 89 89 92<br />

40 m 91 89 88 88 91 90 91 91 92 90 91 93<br />

1 m über Grund 91 89 88 88 91 93 94 91 92 91 91 93<br />

pH-Wert:<br />

TWT Mauthaus 2008 - Entnahmeturm und Boot<br />

pH - Wert<br />

Datum 15.01.2008 18.02.2008 19.03.2008 07.04.2008 05.05.2008 17.06.2008 23.07.2008 12.08.2008 15.09.2008 06.10.2008 17.11.2008 15.12.2008<br />

Turm Turm Turm Turm Boot Boot Boot Boot Boot Turm Turm Turm<br />

0 - 10 m 6,9 6,9 6,7 6,9 7,2 7,6 7,0 7,2 7,4 7,0 7,0 6,9<br />

15 m 6,8 6,9 6,9 6,9 7,0 7,1 7,4 7,5 7,0 6,9 6,9 6,9<br />

20 m 6,8 6,9 6,9 6,9 6,9 6,8 6,9 7,0 6,9 9,8 6,9 6,9<br />

30 m 6,8 6,9 6,9 6,9 6,9 6,7 6,6 6,5 6,5 6,7 6,6 7<br />

40 m 6,7 6,8 6,7 6,9 6,8 6,7 6,6 6,5 6,5 6,6 6,4 6,9<br />

1 m über Grund 6,7 6,8 6,7 6,9 6,8 6,7 6,5 6,5 6,4 6,7 6,5 7,0<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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Anhang 32<br />

Rohwasseruntersuchungen:<br />

TWT Mauthaus 2008 Rohwasserwerte aus dem Entnahmeturm 10 über dem Seegrund<br />

14.01.2008 11.02.2008 19.03.2008 07.04.2008 05.05.2008 17.06.2008 23.07.2008 12.08.2008 15.09.2008 06.10.2008 17.11.2008 15.12.2008<br />

pH 6,7 7,0 6,5 6,9 6,8 6,6 6,4 6,8 6,6 6,7 6,9 6,8<br />

Temperatur 5,4 3,7 4,4 4,4 4,8 5,1 5,4 5,9 6,1 6,3 7,5 5,6<br />

Leitfähigkeit 94 90 96 88 88 90 88 98 88 87 88 89<br />

Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />

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