Dipl. Geoökologe Christian Strätz - Bezirk Oberfranken
Dipl. Geoökologe Christian Strätz - Bezirk Oberfranken
Dipl. Geoökologe Christian Strätz - Bezirk Oberfranken
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Anhang 29<br />
9 Anhang<br />
9.1 Informationen zum Signalkrebs<br />
Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)<br />
Kennzeichen:<br />
Der aus Nordamerika stammende Signalkrebs wurde in der Vergangenheit häufig mit dem<br />
heimischen Edelkrebs verwechselt. Wichtigste Voraussetzung für eine korrekte Bestimmung ist die<br />
Einsicht, dass es neben dem Edelkrebs eine weitere Art (Signalkrebs) mit auffällig roten<br />
Scherenunterseiten gibt. Anhand der unten genannten Merkmale sind Edel- und Signalkrebs leicht<br />
unterscheidbar. Signalkrebse wirken massig und gedrungen. Sie erreichen bei uns Körperlängen<br />
bis 16 cm bei einem Körpergewicht um 100 g. Als Spannen werden 15-18 cm (100-150 g)<br />
angegeben. Die Färbung von Panzer und Scheren ist hell- bis rötlichbraun, z. T. auch braun-oliv.<br />
Der weiß-blaue Signalfleck im Scherengelenk ist leider nicht immer ausgebildet, so dass sein<br />
diagnostischer Wert nicht überbewertet werden darf. Die wichtigsten Unterschiede zum Edelkrebs<br />
sind die glatten Oberflächen des Krebspanzers (ohne Dornen und Höcker) und der Scheren. Beim<br />
Edelkrebs fühlen sich Panzer und Scherenoberfläche stets rau an (halbkugelige Erhebungen,<br />
Höcker), beim Signalkrebs sind dagegen die Strukturen eingesenkt (kleine Vertiefungen, Gruben),<br />
so dass die Oberfläche als glatt empfunden wird. Wohl am besten kann man beide Arten<br />
unterscheiden, wenn man ein Unterscheidungsmerkmal an der Nackenfurche (an den Seiten des<br />
Krebspanzers) verinnerlicht, das auch ertastet werden kann: Beim Edelkrebs sind direkt hinter der<br />
Nackenfurche 2-3 deutlich ausgeprägte Erhebungen (Höcker) vorhanden, beim Signalkrebs nicht.<br />
Weitere Merkmale: Zweiteilige Augenleiste, keine Erhebungen vor bzw. hinter der Nackenfurche,<br />
Rostrumseiten parallel, Carapax glatt, Scheren glatt und wuchtig (oft mit hellem Signalfleck im<br />
Scherengelenk), Außenast der 2ten Antenne unten glatt. Die auch tagaktiven Tiere sind auffallend<br />
aggressiv und können ihre Scheren über die Senkrechte hinaus heben.<br />
Lebensraum:<br />
Die vom Edelkrebs bevorzugten Lebensräume können auch vom Signalkrebs besiedelt werden<br />
(Gefahr vollständiger Verdrängung). Entgegen erster Annahmen dringt der Signalkrebs auch in<br />
Quellbäche und somit in den Lebensraum des Steinkrebses vor. Im Steigerwald sind die einst dicht<br />
mit Steinkrebsen besiedelten Waldquellbäche von Signalkrebsen erobert worden. Der Steinkrebs<br />
besiedelt hier nur noch die obersten Quellbachregionen oder ist bereits ganz verschwunden (<strong>Strätz</strong><br />
2007). Signalkrebse haben offenbar geringfügig höhere Wärmeansprüche als der Edelkrebs.<br />
Fortpflanzung:<br />
Die Eizahl beträgt 150-400 Eiern und liegt damit deutlich höher als beim Edelkrebs.<br />
Nahrung:<br />
Signalkrebse sind Allesfresser. In Aquarienversuchen konnte gezeigt werden, dass Signalkrebse<br />
angebotene Nahrung sehr viel schneller zu lokalisieren vermögen als heimische Arten. Ob dies auf<br />
ein besseres Ortungsvermögen oder eine geringere Scheu gegenüber dem Menschen<br />
zurückzuführen ist, ist nicht bekannt. Bei gemeinsamer Haltung mit Stein- und Edelkrebs sind<br />
Signalkrebse stets früher am Futter, das durch aggressives Verhalten gegenüber Konkurrenten<br />
gesichert wird.<br />
Edel- und Signalkrebs in der Mai 2009 Büro für ökologische Studien,<br />
Mauthaus-Talsperre (Lkr. Kronach) Bayreuth