Mitternachtsandacht - Frauenseelsorge Bayern
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<strong>Mitternachtsandacht</strong><br />
Unter Trommeln gehen die Frauen eine kleine Strecke zu Steinen. Alle nehmen sich einen<br />
oder besser noch mehrere Steine mit. Wir legen später diese Steine auf einen Haufen:<br />
Wie wir gehört haben, legen die AfrikanerInnen Steine aufeinander. Sie nennen einen<br />
Steinhaufen Isivivane 1 : früher haben Reisende, die weite Wege zu Fuß zurückgelegt haben,<br />
als Dank an Gott und die Vorfahren eine kleinen Stein auf einen solchen Haufen gelegt für die<br />
Bewahrung vor allerlei Gefahren, wie Löwen, Krokodilen und das Verzehren giftiger Früchte.<br />
Bevor wir an die Frauen in Afrika denken, denken wir an uns. Wir sind jetzt in der Mitte der<br />
Nacht und wollen deshalb singen und tanzen:<br />
In der Mitte der Nacht<br />
Tanz zum Lied:<br />
1 Erklärung aus: Das Recht auf Sprache, Gedicht, in : Gcina Mhlophe, Love Child. Die Geschichtenerzählerin<br />
aus Südafrika. 1998, 2. Auflage, 144 - 147, hier 146.<br />
1
Mutter Weisheit<br />
der Winter in der Kirche<br />
ist nicht deine Zeit<br />
Mutter Weisheit<br />
du Sonne und Grün<br />
bringe durch Frauen die Kirche zum Blühen<br />
farbig und duftend für alle<br />
die Dürre in der Kirche<br />
ist nicht deine Tat<br />
Mutter Weisheit<br />
du Quelle und Meer<br />
tränke und fülle was hart ist und leer<br />
köstlich und heilend für alle<br />
die Enge in der Kirche<br />
ist nicht dein Gebot<br />
Mutter Weisheit<br />
du Weite und Wehn<br />
stärke uns Frauen ins Freie zu gehen<br />
hoffend und freudig für alle 2<br />
2 Christa Peikert-Flaspöhler, Höre, Göttliche Freundin. Gebete und Meditationen. München: Kösel, 1999, 25.<br />
2
Wenn nun das folgende Gedicht gelesen wird, wollen wir uns zuerst an Frauen in Afrika<br />
erinnern. Ich bitte Euch, jeweils einen Stein zur Erinnerung an eine dieser Frauen hinzulegen.<br />
Lob der Mütter<br />
Wenn der Mond heute Nacht aufginge<br />
Und sein Licht mein Gesicht erhellte,<br />
Wenn er meine stolze Gestalt<br />
Mit den Perlenschnüren am Hals<br />
Und den Muscheln im Haar beschiene,<br />
Meine Gestalt in dem weichen fließenden Gewand<br />
In den Farben Afrikas,<br />
Wenn ich auf der Spitze eines Berges stünde<br />
Und meine Stimme erheben würde<br />
Zu einem Lobgesang<br />
Auf die Frauen meines Landes,<br />
Die sich ein Leben lang abmühten,<br />
Nicht für sich selbst,<br />
Sondern dafür,<br />
Dass alle Afrikaner Leben hätten,<br />
Wessen Lob wohl würde ich singen?<br />
Ich könnte ihre Namen aufzählen - ja,<br />
Doch bei welcher begänne ich?<br />
Beginne ich bei denen,<br />
Die ihr Leben dafür gaben,<br />
Dass wir anderen ein besseres Leben hätten?<br />
Bei Frauen wie Lillian Ngoyi, Victoria Mxenge<br />
Und Ruth First;<br />
Oder bei jenen,<br />
Die ihre Männer verloren geben mussten<br />
An Robben Island und an das Exil<br />
Und trotzdem weiterkämpften,<br />
Wie Ma Motsoaledi, Ma Sisulu, Winnie Mandela?<br />
Vielleicht würde ich mein Lied singen<br />
Auf die Frauen mit der Kraft und Klugheit<br />
Einer Wüstenkobra:<br />
Priscilla Jana, Fatima Meer, Beauty Mkhize;<br />
Oder auf jene, die die Wüste verwandelten<br />
In einen großen Gemüsegarten,<br />
Von dem die Menschen leben konnten:<br />
Mamphela Ramphele, Ellen Kuzwayo.<br />
Oder wären es die Namen der Frauen,<br />
Die auf die Straße gegangen sind,<br />
Einzelhaft und Hausarrest erlitten haben:<br />
Helen Joseph, Amina Cachalia, Sonya Bunting,<br />
Thoko Mngoma, Florence Matomela...<br />
So viele Namen fallen mir noch ein,<br />
Wenn ich an den gewaltlosen Widerstand denke<br />
Und an den Kampf gegen die Bierhallen,<br />
Die unseren Männern die Kraft aussaugen,<br />
An den Bau von alternativen Schulen,<br />
3
Um der Bantu Education zu entgehen,<br />
Und an die Kämpfe gegen die Passgesetze.<br />
Vielleicht aber würde ich einen Namen auswählen,<br />
Einen einzigen besonderen Namen,<br />
Der LICHT bedeutet,<br />
Den Namen von Mama Nokukhanya Luthuli.<br />
Wenn ich im hellen Schein des Mondes<br />
Von der Spitze des Berges<br />
Ihren Namen rufen würde,<br />
NO KU KHA NYA !!<br />
NO KU KHA NYA !!<br />
Vielleicht würde der Wind meine Stimme davontragen<br />
Zu all den anderen Frauen,<br />
Deren Namen nicht oft genannt werden,<br />
Zu denen,<br />
Die Apfelsinen und Kartoffeln verkaufen,<br />
Damit ihre Kinder essen und lernen können,<br />
Zu denen, die in turmhohen Bürogebäuden,<br />
Während die Stadt schläft,<br />
Fußböden schrubben<br />
Und die Schreibtische der Manager polieren,<br />
Zu denen, die in überfüllten Krankenhäusern<br />
Leben retten, Schusswunden säubern<br />
Und Kinder zur Welt bringen.<br />
Und was ist mit den Frauen,<br />
Die verlassen in den Homelands leben<br />
Mit einem Baby im Bauch und einem auf dem Rücken,<br />
Während ihre Männer<br />
Im Bauch der Erde schwitzen?<br />
Feiern wir doch alle diese Frauen,<br />
Dass ihr Leben aufleuchte,<br />
Wenn ich Mama Nokukhanyas Namen rufe,<br />
NO KU KHA NYA !<br />
Ja, wir, die wir jung sind,<br />
Wir grüßen unsere Mütter,<br />
Die uns ihr königliches Erbe<br />
Hinterlassen haben!<br />
August 1989 3<br />
3 Gcina Mhlophe, Love Child. Die Geschichtenerzählerin aus Südafrika. 1998, 2. Auflage, 113. In Auswahl zu<br />
sprechen!<br />
4
Nachdem wir uns an die Frauen in Südafrika erinnert haben, wollen wir nun unserer eigenen<br />
Vormütter gedenken. Wir erinnern uns an die, die uns mit ihrer Kraft und Stärke bestärkt<br />
haben, zu uns selbst zu finden und in dem, was wir tun immer wieder neu bei uns selbst zu<br />
sein. Jede, die mag legt einen Stein ab und sagt laut oder denkt sich leise an welche Frau sie<br />
dabei erinnern möchte.<br />
Zeit zu Erinnerung und Gedenken.<br />
Liedruf:<br />
Segen<br />
Es segne uns die Kraft der Weisheit und der Liebe,<br />
die uns begegnet in den Frauen in Südafrika,<br />
die uns begegnet in Frauen in unseren Leben,<br />
die uns begegnet in der Frau neben uns.<br />
Wir begegnen unserer eigenen Lebenskraft<br />
und der Kraft göttlichen Geistes<br />
in uns selbst.<br />
Wir spüren Gottes Kraft in unseren Herzen<br />
wir sehen die Schönheit Gottes und der Welt mit unseren Augen<br />
wir hören die Ansprache Gottes und der Welt um uns mit unseren Ohren<br />
wir riechen den Wohlgeruch Gottes und der Welt mit unserer Nase<br />
wir erfassen die Kraft Gottes in der Hand unserer Nachbarin<br />
uns trägt die Erde Gottes unter unseren Füßen<br />
Lasst uns Gottes Kraft erspüren mit unserem ganzen Leib.<br />
Lasst uns den Segen Gottes tanzen<br />
Irene Löffler<br />
Zusammenstellung des Gottesdienstes: Irene Löffler 5/2005<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>Frauenseelsorge</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Geschäftsstelle Erzbischöfliches Ordinariat, Rochusstraße 5 – 7, 80333 München<br />
Tel. 089/2137-2213, Fax 089/2137-2215, e-mail: agfsb@ordinariat-muenchen.de<br />
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