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Titel: Empört euch! Bibeltext: Amos 8 Predigt ... - StopArmut 2015

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<strong>Titel</strong>: <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>! 1<br />

<strong>Bibeltext</strong>: <strong>Amos</strong> 8<br />

<strong>Predigt</strong> gehalten am Sonntag, 29.01.2012, FEG Muri-Gümligen<br />

Einstieg<br />

Aufschreiben lassen auf Flipchart, was dich empört!<br />

Einfach als Beruhigung. Es gibt bei uns keine Skandale. Von daher rufe ich nicht auf zu empört <strong>euch</strong>.<br />

Als ich dieses Thema ins Programm der FEG Muri-Gümligen geschrieben habe Mitte Dezember, war politisch noch<br />

eine sehr ruhige Phase. Mittlerweile ist eine regelrechte Empörungswelle über die Medienwelt in der Schweiz und<br />

Deutschland hereingeschwappt. Das Verhalten von Notenbankchef Phillip Hildebrand führte zu einer regelrechten<br />

Empörungswelle vor allem unter den Politikern und in den Medien. In Deutschland ist die Empörungswelle noch<br />

verrückter mit ihrem Bundespräsidenten Christian Wulff. Das hat in Deutschland so weit geführt, dass ein neues<br />

Wort entstanden ist – Wulffen. So stehe das Verb "wulffen" zum einen für das Vollreden eines Anrufbeantworters.<br />

"Die zweite Variante bedeutet, dass man nicht direkt die Wahrheit sagt, aber auch nicht direkt als Lügner dastehen<br />

will. "Das heißt, dass man nicht direkt angegriffen werden kann. Aber so richtig vertrauenswürdig ist man trotz-<br />

dem nicht. Wir werden sehen, ob sich eine Variante durchsetzt." Spiegel Online 11.01.12.<br />

Zum Wullfen gegriffen hat in der Schweiz mutmasslich sowohl der Herr Hildebrand, wie auch sonnige Politiker. Die<br />

Empörung über dieses Wullfen ist üben und drüben gross. Und jetzt komme ich noch und fordere <strong>euch</strong> auf: <strong>Empört</strong><br />

<strong>euch</strong>! Dabei rufen die Kommentaren in den Zeitungen schon lange auf, werdet wieder sachlicher. Aber es gibt<br />

eben Punkte zum Empören und ich will mich empören. Klaus Schwab der Gründer und Leiter des WEFS in Davos,<br />

erwähnt folgende Punkte als empörungswürdig: Zu den Risiken, die uns in den kommenden zehn Jahren am ehes-<br />

ten belasten werden, zählt er auf Grund eines aktuellen WEF-Reports die chronische Schieflage von Staatshaushal-<br />

ten und die massiven Einkommensunterschiede respektive die Unterschiede zwischen Arm und Reich. Dazu kom-<br />

me die starke Zunahme der Zahl junger Menschen ohne Perspektiven. Tagesanzeiger 25.01.12<br />

Lesen <strong>Amos</strong> 8 nach Neues Leben Übersetzung<br />

1 Dann zeigte Gott, der Herr, mir eine weitere Vision. Ich sah einen Korb mit reifem Obst. 2 »Was siehst du, A-<br />

mos?«, fragte er. Ich antwortete: »Einen Korb mit reifem Obst.« Da sprach der Herr zu mir: »Mein Volk ist reif für<br />

das Ende! Ich werde ihm nicht mehr länger vergeben. 3 An jenem Tag wird man Klagelieder im Palast hören. Der<br />

Boden wird überall mit Leichen übersät sein. Dann wird Totenstille herrschen«, spricht Gott, der Herr. 4 Hört zu,<br />

ihr, die ihr die Not Leidenden tretet und die Bedürftigen in diesem Land vernichtet! 5 Ihr könnt es kaum erwarten,<br />

dass der Sabbat vorüber ist und die Feiertage vorbei sind, damit ihr wieder handeln könnt. Ihr messt das Korn mit<br />

falschem Maß und wiegt es auf gefälschten Waagen. 6 Und ihr mischt den Weizen, den ihr verkauft, mit Spreu, die<br />

ihr vom Boden zusammenfegt! Dann versklavt ihr die Armen wegen der Schuld eines Silberstücks oder eines Paars<br />

1 <strong>Titel</strong> dem Buch entnommen von Stéphane Hessel, <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, Verlag Ullstein<br />

Peter Schneeberger, <strong>Amos</strong> 8 <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, 26.01.2012 Seite 1


Sandalen. 7 Nun hat der Herr sich selbst, dem Stolz Israels1, geschworen: »Ich werde das Böse, das ihr getan habt,<br />

auf keinen Fall vergessen! 8 Muss nicht die Erde beben wegen eurer Untaten und werden nicht alle Menschen<br />

trauern? Das Land wird sich erheben wie der Nil bei seiner Flut, es wird sich heben und senken. 9 An jenem Tag«,<br />

spricht Gott, der Herr, »werde ich die Sonne schon mittags untergehen lassen und die Erde verfinstern, während es<br />

noch hell ist. 10 Ich werde eure Feste in Trauer verwandeln und eure Freudenlieder in Klage. Ihr werdet Trauer-<br />

kleidung tragen und <strong>euch</strong> die Häupter scheren zum Zeichen eures Kummers. Ihr werdet trauern, als ob euer einzi-<br />

ger Sohn gestorben wäre. Das wird ein bitterer Tag sein! 11 Die Zeit wird kommen«, spricht Gott, der Herr, »da ich<br />

eine Hungersnot ins Land schicke - aber nicht Hunger nach Brot und Durst nach Wasser, sondern den Hunger nach<br />

dem Wort des Herrn. 12 Die Menschen werden in alle Himmelsrichtungen aufbrechen und das Wort des Herrn<br />

suchen; sie werden hierhin und dorthin laufen, doch sie werden es nicht finden. 13 Schöne Mädchen und attrakti-<br />

ve junge Männer werden an jenem Tag vor Durst nach dem Wort des Herrn zusammenbrechen. 14 Sie, die jetzt<br />

noch die Götzen von Samaria, Dan und Beerscheba anbeten und bei ihrem Namen schwören, werden fallen und<br />

nie mehr aufstehen. «<br />

1. Das Ende –Empören?<br />

Aus <strong>Amos</strong> 8 und dem geschichtlichen Hintergrund wird deutlich, dass es drei sichere Zeichen für den drohenden<br />

Untergang Israels und jedes Volkes gegeben hat:<br />

1. Die Kluft zwischen Arm und Reich<br />

2. Die steigende Kriminalität<br />

3. Das fehlende Wort Gottes<br />

Ich möchte mit dem grossen Philosophen Hessel fragen: „Man wagt uns zu sagen, der Staat können die Kosten<br />

sozialer Errungenschaften nicht mehr tragen. Aber wie kann heute das Geld dafür fehlen, da doch der Wohlstand<br />

so viel grösser ist als zur Zeit der Befreiung, als Europa in Trümmern lag. Doch nur deshalb, weil die Macht des Gel-<br />

des niemals so gross, so anmassend, so egoistisch war wie heute, mit Lobbyisten bis in die höchsten Ränge des<br />

Staates.“ Stéphane Hessel, <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>! S. 9<br />

<strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, dass der Staat ein Bildungssystem aufbaut, dass immer mehr nur noch von Akademikern gefüllt wer-<br />

den kann. <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, dass man den jungen Menschen nicht mehr gewillt ist eine Perspektive zu geben, indem<br />

man ihnen mit Ausbildungsplätzen hilft.<br />

<strong>Empört</strong> <strong>euch</strong> über den Zustand, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer wie mehr aufgeht. SPIEGEL-<br />

GESPRÄCH 52/11 - "Geld braucht Gesetze": Hilmar Kopper, ehemaliger Vorstandssprecher Deutsche Bank, war<br />

einst der mächtigste Banker Deutschlands. Nun zieht der 76-Jährige Bilanz. Im Chaos der Märkte erkennt er drei<br />

historische Grundkonstanten - die guten Seiten der Menschheit gehören nicht dazu – Geld, Geiz und Gier. Andere<br />

Antriebskräfte sieht er in der Wirtschaft nicht mehr.<br />

Hessel: „Ich wünsche allen, jedem Einzelnen von <strong>euch</strong> einen Grund zur Empörung. Das ist kostbar. Wenn man sich<br />

über etwas empört, wie mich der Naziwahn empört hat, wird man aktiv, stark und engagiert.“ S. 10<br />

Peter Schneeberger, <strong>Amos</strong> 8 <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, 26.01.2012 Seite 2


Gehen wir zum Spezialisten für Empörung in der Bibel zu <strong>Amos</strong>.<br />

»Mein Volk ist reif für das Ende! Ich werde ihm nicht mehr länger vergeben.“<br />

Reif wie das Obst zur Ernte, so gibt es Gott <strong>Amos</strong> in einer Vision. Widerstand kommt aus Empörung. So könnte<br />

man es bei <strong>Amos</strong> umschreiben und ich möchte <strong>euch</strong> gewinnen für den Widerstand. <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>. Lasst doch nicht<br />

einfach alles gleichgültig an <strong>euch</strong> vorüberziehen.<br />

Der Bauer <strong>Amos</strong> weiss, dass er damit ein Wort ausspricht, dass bei den meisten Zuhörern von damals Kopfschüt-<br />

teln auslösen wird. Das Ende ist gekommen! Die Leute werden sich enorm empört haben. Was hat uns dieser Pro-<br />

phet, dieser Bauer schon zu sagen. Denn von einem Ende ist doch weit und breit nichts zu sehen. Man hatte unter<br />

<strong>Amos</strong> einen Wirtschaftsaufschwung.<br />

- Die Wirtschaft blüht Vers 5<br />

- Es ist spannend zu handeln, so dass man gar nicht mehr Wochenende möchte Vers 5<br />

- Politisch ist die Lage stabil Kp 7 kluger stabiler König<br />

- Nach den Minderwertigkeitsstürmen in Israel ist wieder Stolz da Vers 7<br />

- Die Sonne scheint Vers 9<br />

- Man singt öffentlich Kp 3,10<br />

- Sehr freudige religiöse Feste Vers 10<br />

- Schöne junge Menschen Vers 13-14<br />

In diese Stimmung ruft <strong>Amos</strong>. Das Ende ist nahe. Empörung braucht es dann, wenn alles in Ordnung erscheint. Es<br />

ist nicht möglich, diese Verse des Propheten <strong>Amos</strong> zu verstehen, wenn wir nicht den Kontext berücksichtigen, un-<br />

ter dem diese Botschaft an das Volk erging. <strong>Amos</strong> lebte und wirkte in der Zeit, die uns in der Bibel im 2. Buch der<br />

Könige Kap. 14 beschrieben worden ist. Israel war damals vom König Jerobeam II regiert worden. Von ihm hieß es,<br />

er tat nicht was Gott gefiel, sondern folgte den Sünden seiner Vorgänger die Gott immer wieder bestraft hatte. Als<br />

seine Herrschaft begonnen hatte, da ging es dem Volk sehr schlecht. Und obwohl Jerobeam Gott nicht diente, so<br />

lesen wir doch, dass Gott das Volk durch die Hand Jerobeams davor bewahrte in Krieg und Not zu versinken. Es<br />

heißt: Der Herr sah den bitteren Jammer Israels an, dass sie alle so dahin waren und kein Helfer in Israel war … und<br />

errettete sie durch Jerobeam, den Sohn Joasch.<br />

Jerobeam regiert Israel daraufhin über 40 Jahre und es dürfte überwiegend eine Zeit des Wohlstandes und des<br />

Friedens gewesen sein.<br />

Doch <strong>Amos</strong> stellt hier offensichtlich klar, dass es ein trügerischer Friede war in dem sich Israel befand. Denn ob-<br />

wohl äußerlich alles augenscheinlich in Ordnung war, so reifte das Volk doch in dieser Zeit endgültig zum Gericht<br />

Gottes heran. Gerade in dieser Zeit des Fehlens von ernsten Auseinandersetzungen machte sich im Volk eine Men-<br />

talität breit, die Gott dazu bewog, den Schlussstrich ins Auge zu fassen. In Vers 2 heißt es: »Ich will nichts mehr<br />

übersehen!«<br />

Es gehört zu unserem Menschsein, dass wir das Ende nicht erkennen können. Darum brauchen wir Rufer in der<br />

Wüste. Propheten wie <strong>Amos</strong> oder moderne Empörer wie Hessel. Wir sehen wohl gewisse Zerfallserscheinungen,<br />

meistens erst dann, wenn sie augenfällig sind, aber vorher sind wir blind. Wir sehen sie, wenn sie unmöglich sind<br />

Peter Schneeberger, <strong>Amos</strong> 8 <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, 26.01.2012 Seite 3


zu übersehen. Wir können nicht verstehen, dass Gott über eine Zeit strahlenden Sonnenscheins sagen kann, das ist<br />

das Ende. Wir verwechseln, um in Jahreszeiten zu sprechen die Farbenpracht des Herbstes mit dem Frühling. Den-<br />

ken ja die Farben des Herbst zeigen uns das aufblühen wie im Mai. Dabei steht der Winter vor der Türe. Sogar<br />

wenn bereits das Wasser vom Himmel fällt denken wir nicht es könnte die Sintflut sein. Der Korb mit Früchten ist<br />

reif.<br />

2. Das Ende – Alles gut? (Wie konnte das Volk Gottes so an sein Ende kommen?)<br />

Gott empört sich. Über was?<br />

V 4 Die Notleidenden werden getreten<br />

V 5 Korruption<br />

(Wikipedia Korruption (lateinisch corruptus ‚bestochen‘) im juristischen Sinn ist der Missbrauch einer Ver-<br />

trauensstellung in einer Funktion in Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Politik oder auch in nichtwirtschaftli-<br />

chen Vereinigungen oder Organisationen (zum Beispiel Stiftungen), um einen materiellen oder immateriel-<br />

len Vorteil zu erlangen, auf den kein rechtlich begründeter Anspruch besteht. Korruption bezeichnet Beste-<br />

chung und Bestechlichkeit, Vorteilsannahme und Vorteilsgewährung.)<br />

Zusammenfassen könnte man diese Empörung unter dem Stichwort „Ungerechtigkeit“. Jesus sagt es über die End-<br />

zeit vor seiner Wiederkunft:<br />

„Und weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.“ Mt 24,12<br />

Jesus sieht in der Ungerechtigkeit in der Endzeit eine besonders krass auftretende Form der menschlichen Sünde.<br />

Es ist also nichts Besonderes wenn <strong>Amos</strong> in seinem Buch immer wieder auf die himmelschreiende Ungerechtigkeit<br />

hinweist. <strong>Amos</strong> sieht in der Lieblosigkeit den andern gegenüber die Sünde aller Sünden und wird nicht Müde mit<br />

aller Leidenschaft zu rufen:<br />

4 Hört zu, ihr, die ihr die Not Leidenden tretet und die Bedürftigen in diesem Land vernichtet!<br />

Diese Ungerechtigkeit wird Gott ewig nicht vergessen (Vers 7). Wegen dieser Ungerechtigkeit wird<br />

„die Erde beben wegen eurer Untaten…“ Vers 8.<br />

Gott empört sich. Man spürt seinen Zorn, wenn man dies liest und auf sich wirken lässt. Gott hat genug. Er hat<br />

geschworen, dass nicht länger hinzunehmen:<br />

„Ich werde das Böse, das ihr getan habt, auf keinen Fall vergessen!“Vers 7<br />

Wie konnte das Volk Gottes so an sein Ende kommen?<br />

Diese Frage ist im zweiten Teil unseres Textes ganz klar beantwortet. In den guten Jahren hatten das Volk Israel<br />

und seine geistlichen Führer nicht das Wort Gottes gesucht und beachtet, sondern es sich’s nur gut gehen lassen.<br />

In bester Stimmung und Ausgelassenheit feierte man die fetten Jahre was das Zeug hielt. <strong>Amos</strong> warnte das Volk<br />

davor, dass es das Wort Gottes einmal dringend brauchen werde, aber dann würde es nicht mehr zu finden sein.<br />

Besonders der Vers 13 zeigt die ganze Tragödie des tiefen Falles:<br />

»Zu der Zeit werden die schönen Jungfrauen und die Jünglinge verschmachten vor Durst.«<br />

Zeiten des Wohlstandes sind immer auch Zeiten, in denen die jungen Menschen besonders schön sind. Sie sind gut<br />

genährt und haben Zeit und Geld, um ihre Körper zu pflegen und sich schöne Kleider zu kaufen, die zu ihrem Typ<br />

Peter Schneeberger, <strong>Amos</strong> 8 <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, 26.01.2012 Seite 4


passen. Eine geile Zeit würde man heute sagen. Könnte es sein, dass die vielen Misswahlen in der Schweiz ein Zei-<br />

chen sind des drohenden Untergangs?<br />

Aber was ist das alles wert, wenn dann die böse Zeit kommt und man kein Wort Gottes hat, das einem Trost und<br />

Halt bietet? In den Zeiten des Wohlstandes und des Friedens glaubt man, das Wort Gottes nicht zu brauchen. Alles<br />

geht so offensichtlich auch ohne Gott ganz gut. Man lernt, arbeitet, verdient viel Geld, kann sich etwas leisten.<br />

Zivilisation und Kultur befinden sich auf einem Höchststand und wenn man fragt, wie das alles zustande gekommen<br />

ist, dann könnte man meinen, es wäre ja doch nur die Intelligenz des Menschen, sein Krafteinsatz und vor allem<br />

der technische Fortschritt.<br />

Wozu brauchen wir eigentlich Gott? Ach ja, da gibt es ja noch die Krankheiten und die Naturkatastrophen, und das<br />

war es auch, was die Menschen damals religiös machte. In ihrer Religion versuchten die Menschen seit jeher die<br />

Götter durch kultische Handlungen zu besänftigen, und erhofften sich daraus ein gutes Schicksal. Das Volk Israel<br />

war trotz allem noch stark geprägt von ihrer religiösen Tradition. Wir lesen von Liedern im Tempel und von Feierta-<br />

gen, sogar vom Schwören bei den Göttern, also religiösen Verpflichtungen die man einging. Aber was fehlte war<br />

DAS WORT GOTTES! Das geschriebene und von den Propheten verkündigte Wort Gottes war schon lange nicht<br />

mehr gefragt. Die Forderungen Gottes in seinem Wort passten einfach nicht mehr ins damalige gesellschaftliche<br />

Konzept, so wie auch das Wort Christi heute nicht mehr ins Konzept der modernen, einst auf dem Christentum<br />

aufbauenden Staaten passt.<br />

3. Das Ende – Happyend?<br />

Das Ende steht vor der Türe. Wir sind nicht Propheten des Alten Testamentes und die Worte von <strong>Amos</strong> lassen sich<br />

nicht einfach auf heute übertragen. Aber diese Worte sollen uns die Augen öffnen. Ein geöffnetes Auge sieht die<br />

Körbe mit reifen Früchten. Ich weiss nicht, ob wir vor dem Ende stehen. Ich sehe einfach die Körbe. Wenn wir das<br />

hören, die Körbe sind rief zu Ernte, das Gericht kommt, dann sollte wir erschrecken. Lasst es mich in einem Bild<br />

sagen. Wir sind unterwegs in einem Zug, der auf eine Entgleisung zusteuert. Dieser Zug wird mit aller Bestimmtheit<br />

entgleisen. Und du sitzt mit drin. Wie verhalten? Aus dem fahrenden Zug springen? Den Zugführer anklagen, dass<br />

er ein so falsches Gleis gewählt hat?<br />

Es gibt drei Möglichkeiten sich zu verhalten (siehe Walter Lüthi, Das ist was der Prophet <strong>Amos</strong> gesehen hat, S.<br />

111ff):<br />

1. Platz nehmen im Viehwagon<br />

Man kann in diesem Zug im Viehwagen mitfahren. Da dösen die Bullen vor sich hin und sind zufrieden, wenn sie ein<br />

bisschen zu fressen haben. Ab und zu stöhnen sie über die unbequeme Reise, aber über Sinn und Ziel ihrer Reise<br />

machen sie sich keine Gedanken – Schlachthof.<br />

Ich hoffe immer noch, dass ich mich täusche, aber im empfinde dass viele Menschen so mitfahren in diesem Zug.<br />

2. Allen andern die Schuld geben<br />

Die zweite Möglichkeit des Mitfahrens, wenn einmal Gottes Gericht verhängt ist, besteht darin, dass wir uns fra-<br />

gen, warum sind wir in eine so missliche Lage gekommen? Warum rast der Zug der Entgleisung entgegen? Das Er-<br />

Peter Schneeberger, <strong>Amos</strong> 8 <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, 26.01.2012 Seite 5


gebnis dieses Nachdenkens ist, dass wir dann allen die Schuld geben dafür. Wir stellen andere unter Beobachtung.<br />

Menschliches Versagen einzelner wird zu einem Skandal sondergleichen. Wir benutzen unsere Fahrt, um andere<br />

wütende anzuschauen, sie zu verfluchen und ihnen das Leben sauer zu machen.<br />

Hier Artikel erwähnen aus der Welt: Wer nicht nachhaltig lebt, geht sofort in die Hölle!<br />

3. Ich suche Vergebung<br />

Die dritte Möglichkeit besteht darin nachdenklich zu werden und bei sich selbst anzufangen. Bei dieser Möglichkeit<br />

suchen wir nicht den Sündenbock. Mich bewegt meine eigene Schuld und Mitschuld. Die Bibel nennt diesen Vor-<br />

gang Busse tun. Wenn einer erkennt ich bin auf dem falschen Weg, all das was ich an ungerechtem getan habe und<br />

all dies was ich unterlassen habe zu tun, hat schlussendlich diesen Zug ins Rollen gebracht.<br />

„Ein Mensch, der so in Busse und Umkehr still wird vor seinem Gott, bekommt jenen Frieden, der höher ist<br />

als alle Vernunft und fängt an, den Rest der Todesfahrt dazu zu benützen, die Mitpassagiere erbarmungs-<br />

voll sich darauf anzusehen, ob er ihnen kleine Dienste tun könne, oder ob er ihnen gar das Geheimnis sei-<br />

nes Friedens mitteilen müsse.“ Lüthi S. 112<br />

Die Gnade Gottes besteht nicht darin, dass unsere Sünden plötzlich keine Folgen mehr haben, sondern dass wir die<br />

Folgen unserer Sünde, durch den Blick auf den Erlöser Jesus tragen können. Das ist Gnade. Das wir im Blick auf den<br />

gekreuzigten Jesus und in der Bitte an ihn erleben können, dass er Schuld wegnimmt.<br />

Vor uns steht die Zukunft. <strong>Amos</strong> sieht einen Korb mit reifen Früchten. <strong>Amos</strong> sieht das Ende. Das Ende ist gekom-<br />

men. Wir rasen im Zug auf dieses schwarze Loch zu. Wer umkehrt und von vorne anfängt, der muss nicht mehr in<br />

dieses schwarze Loch. Wie geht richtig Empörung? So wie es Walter Lüthi schreibt:<br />

„…die Mitpassagiere erbarmungsvoll sich darauf anzusehen, ob er ihnen kleine Dienste tun könne, oder ob<br />

er ihnen gar das Geheimnis seines Friedens mitteilen müsse.“<br />

Es geht nicht darum möglichst laut und empörend zu schreien, sondern möglichst entbehrungsreich zu leben<br />

und die Armen und Bedürftigen im Blick zu haben.<br />

Wir werden diesen Gottesdienst nächsten Sonntag vertiefen. Nächsten Sonntag ist das Thema „Engagiert <strong>euch</strong>!“.<br />

<strong>Bibeltext</strong> Römer 6,13 (Stellt <strong>euch</strong> nicht mehr der Sünde zur Verfügung, und lasst <strong>euch</strong> in keinem Bereich eures Le-<br />

bens mehr zu Werkzeugen des Unrechts machen. Denkt vielmehr daran, dass ihr ohne Christus tot wart und dass<br />

Gott <strong>euch</strong> lebendig gemacht hat. Und stellt <strong>euch</strong> ihm als Werkzeuge der Gerechtigkeit zur Verfügung, ohne ihm ir-<br />

gendeinen Bereich eures Lebens vorzuenthalten.).<br />

An diesem Sonntag werden konkrete Handlungsanleitungen gegeben, wie wir aus der Empörung zum Handeln<br />

kommen.<br />

Vertiefung für die Kleingruppen:<br />

• Worüber empörst du dich? Warum?<br />

• Wie würdest du mit einem <strong>Amos</strong> umgehen, wenn er heute Prophetien wie in <strong>Amos</strong> 8 äussern würde?<br />

Peter Schneeberger, <strong>Amos</strong> 8 <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, 26.01.2012 Seite 6


• Was das Hören des Wortes Gottes in unserer Gemeinde anbelangt, bist du da in einer Zeit des Feierns<br />

oder der Hungersnot? Warum?<br />

• <strong>Amos</strong> macht den Zusammenhang, nahe bei den Armen und unterdrückten, bedeutet Gott besser hö-<br />

ren zu können. Wie nahe bist du den Armen? Warum wird dieser Zusammenhang nicht gesehen bei<br />

Christen?<br />

• <strong>Amos</strong> redet über ein kommendes Gericht. Wird dieses Gericht als unver-meidlich, verschiebbar oder<br />

vermeidbar betrachtet?<br />

• Worin unterscheidet sich die Vision von <strong>Amos</strong> zu der in Kapitel 7?<br />

• Kann Gott sich erweichen lassen, wie in den ersten beiden Visionen (Kp 3 & 7)?<br />

• In diesem Bild des Zuges, der auf die Entgleisung zufährt, wo würdest du dich einordnen? Im Viehwa-<br />

gon? Am Empören über die Andern? Vergebung suchen? Warum?<br />

• In Jesaja 55,10-11 erinnert Gott uns daran, dass er Regen und Schnee vom Himmel schickt, um die Erde<br />

zu bewässern und das Leben zu erhalten. In gleichem Masse gibt er sein Wort, um eine bestimmten<br />

Zweck zu erfüllen. Was möchte Gott deiner Meinung nach durch das Buch <strong>Amos</strong> in deinem Leben heu-<br />

te erreichen?<br />

Peter Schneeberger, <strong>Amos</strong> 8 <strong>Empört</strong> <strong>euch</strong>, 26.01.2012 Seite 7

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