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“ Ich komme meiner Seele nahe” - Musiktherapie in einer Tages ...

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Diese Phase dauerte im Schnitt drei Monate, wobei die e<strong>in</strong>zelnen Teilnehmer unterschiedliche<br />

Zeiträume benötigten. In dieser Zeit kristallisierten sich unterschiedliche<br />

Interessen bei den Teilnehmern heraus, e<strong>in</strong>ige wollten lieber s<strong>in</strong>gen,<br />

andere lieber <strong>in</strong>strumental improvisieren. So kam es zu zwei Gruppen mit völlig<br />

unterschiedlichen Zielsetzungen. Die S<strong>in</strong>ggruppe 12 war tatsächlich ausschließlich<br />

am S<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>teressiert, die Teilnehmer der Improvisationsgruppe h<strong>in</strong>gegen waren<br />

anspruchsvoller orientiert und durchaus an <strong>Musiktherapie</strong> <strong>in</strong>teressiert.<br />

In der Improvisationsgruppe war nun e<strong>in</strong> differenzierteres Spielen der Instrumente,<br />

gezielterer E<strong>in</strong>satz von Klängen, Pausen, Dynamik, Tempo usw. festzustellen. Die<br />

Teilnehmer nahmen e<strong>in</strong>ander mehr wahr und reagierten aufe<strong>in</strong>ander. Es entstand<br />

musikalischer Kontakt und Kommunikation. Häufig g<strong>in</strong>g es um das musikalische<br />

Ausdrücken aktueller Gefühle, um Spannungsabbau und das Erreichen von<br />

größtmöglicher Harmonie.<br />

Nach zwei bis drei Monaten spielten die Ängste sich zu zeigen, oder <strong>“</strong>falsch zu<br />

spielen” kaum noch e<strong>in</strong>e Rolle. In den Gesprächsphasen konnten zunehmend auch<br />

Verb<strong>in</strong>dungen zwischen der Musik und den außermusikalischen, eigenen Lebensbezügen<br />

hergestellt werden, wo bisher zumeist nur die Musik beschrieben und<br />

Gefühle benannt wurden. Fragestellungen wie <strong>“</strong>In welcher Beziehung stehen wir<br />

zue<strong>in</strong>ander”, <strong>“</strong>Welche Rolle spielen e<strong>in</strong>zelne Teilnehmer <strong>in</strong> der Gruppe”, <strong>“</strong>Wer<br />

hat das erst/letzte Wort”, <strong>“</strong>Was s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Bedürfnisse, wie kann ich sie vertreten<br />

und befriedigen” standen oft im Mittelpunkt.<br />

Innerhalb der Gruppe wuchs die Bereitschaft und die Fähigkeit, <strong>in</strong>dividuelle Themen<br />

e<strong>in</strong>zelner Teilnehmer wahrzunehmen und zu bearbeiten. Beispielsweise wurde<br />

der unterschiedliche Umgang mit Wut oder Angst evident. Im anschließenden<br />

Gespräch hatte jeder die Möglichkeit se<strong>in</strong>en Umgang mit diesen Gefühlen zu reflektieren.<br />

Es entwickelte sich die Transferfähigkeit <strong>in</strong> die eigene Lebensgeschichte,<br />

so dass jeder Teilnehmer auch von Themen der anderen profitierte. Auch wurden<br />

Synergieeffekte spürbar, da zum Teil ähnliche Erfahrungen gemacht wurden,<br />

die sich <strong>in</strong> der Reflexion ergänzten und so zu weiterer Exploration beitrugen.<br />

Nahezu gleichzeitig wurde auch vermehrt der Blick nach vorne, <strong>in</strong> die Zukunft<br />

gerichtet. Veränderungswünsche und -möglichkeiten wurden thematisiert. Die<br />

Teilnehmer schilderten untere<strong>in</strong>ander, welche Lösungsmöglichkeiten sie sehen,<br />

oder selbst erfahren haben. Ansätze wurden überprüft, verworfen, aufgegriffen,<br />

musikalisch ausprobiert, erneut bewertet, oder auch nur <strong>in</strong> Erwägung gezogen, um<br />

sie reifen zu lassen. Die Gruppe war nach <strong>in</strong>sgesamt ca. 8 Monaten an diesem<br />

Punkt ange<strong>komme</strong>n, wobei e<strong>in</strong>ige Teilnehmer mehrfach, andere h<strong>in</strong>gegen gar<br />

nicht an neuen Handlungsmöglichkeiten arbeiteten. Der Kern dieser Gruppe (bestehend<br />

aus 3 TN) blieb mit wechselnden zusätzlichen TN fast 2,5 Jahre zusammen.<br />

Die Integration neuer Teilnehmer war – bis auf den bereits geschilderten E<strong>in</strong>zelfall<br />

– problemlos. Da sich die TN <strong>in</strong> der Regel bereits e<strong>in</strong>ige Zeit aus der <strong>Tages</strong>stätte<br />

kannten, g<strong>in</strong>g es für neue TN <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie zunächst um das Kennen lernen<br />

der Instrumente und den Vertrauensaufbau zu mir (Initialphase). Die neuen TN<br />

mussten also die beschriebenen Entwicklungsschritte durchlaufen, nicht aber erneut<br />

die ganze Gruppe.<br />

12 ausdrücklich ohne therapeutischen Ansprüche; sie wird daher hier auch nicht weiter behandelt<br />

13<br />

Aktionsphase<br />

Integration<br />

Neuorientierung<br />

Integration neuer<br />

Teilnehmer

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