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Kompetenzprofil Sucht - Expertengruppe Weiterbildung Sucht

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EWS<br />

EXPERTiNNENKOMMISSION DES BAG WEITERBILDUNG IM SUCHTBEREICH<br />

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OMPETENZPROFIL KOMPETENZPROFIL KOMPETENZPROFIL KOMPE<br />

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OMPETENZPROFIL KOMPETENZPROFIL KOMPETENZPROFIL KOMPE<br />

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INHALTSVERZEICHNIS<br />

VORWORT 02<br />

EINLEITUNG 03<br />

1.0 STRATEGISCHES MANAGEMENT<br />

1.1 Leitbild-, Strategie- und Konzeptentwicklung 04<br />

1.2 Führung und Organisation 04<br />

1.3 Finanzierung 05<br />

1.4 Kommunikation und Partnerstrategien 05<br />

1.5 Personalpolitik 05<br />

1.6 Wahl, Erwerb und Unterhalt von Infrastruktur und Drittleistungen 06<br />

1.7 Jahresplanung 06<br />

1.8 Projektentwicklung 07<br />

2.0 OPERATIONELLES MANAGEMENT<br />

2.1 Personalbetreuung 08<br />

2.2 Qualitätsmanagement 08<br />

2.3 Controlling und Evaluation 09<br />

2.4 Risikomanagement 09<br />

2.5 Administration 10<br />

2.6 Hygiene, Sauberkeit, Entsorgung und Sicherheit 10<br />

3.0 AUFNAHME<br />

3.1 Kontaktaufnahme | telefonischer Kontakt | Erstberatung 11<br />

3.2 Abklärung und Aufnahme 11<br />

4.0 INTERVENTION<br />

4.1 Ambulante und stationäre Therapie 12<br />

4.2 Psychotherapie mit Abhängigen 13<br />

4.3 Ambulante und stationäre Beratung und Begleitung 13<br />

4.4 Stationäre Rehabilitation 14<br />

4.5 Beratung und Begleitung bei der beruflichen Wiedereingliederung 14<br />

4.6 Beratung und Begleitung von Kindern süchtiger Eltern 15<br />

4.7 Animation von Gesprächsgruppen 15<br />

4.8 Medizinische Therapie und Substitutionstherapie 16<br />

4.9 Medikamentenabgabe 16<br />

4.10 Sachhilfe 17<br />

4.11 Frühintervention 17<br />

4.12 Notfall und Krisenintervention 18<br />

4.13 Fallbezogene Vernetzungen 18<br />

4.14 Nachsorge 19<br />

5.0 NIEDERSCHWELLIGE INTERVENTIONEN<br />

5.1 Beratung und Begleitung (im Bereich Schadensminderung) 20<br />

5.2 Pflege (delegierte pflegerische Versorgung) 20<br />

5.3 Aufsuchende Sozialarbeit 21<br />

5.4 Führung von Notschlafstellen und Kontakt- und Anlaufstellen 21<br />

5.5 Beschäftigung und Begleitung in niederschwelligen 22<br />

Arbeitsangeboten (Taglohnprogramme)<br />

5.6 Interessenvertretung und Mediation 23<br />

6.0 KOMMUNIKATION<br />

6.1 Dokumentation 24<br />

6.2 Sensibilisierung und Schulung 24


VORWORT<br />

Die ExpertInnenkommission des BAG <strong>Weiterbildung</strong> im <strong>Sucht</strong>bereich fördert Massnahmen und Projekte sowie<br />

<strong>Weiterbildung</strong>sangebote für <strong>Sucht</strong>fachleute mit dem Ziel, die Professionalisierung und Qualität im <strong>Sucht</strong>bereich zu<br />

stützen und weiterzuentwickeln. Um die <strong>Weiterbildung</strong>en für Fachleute in der <strong>Sucht</strong>arbeit systematisch an die Erfordernisse<br />

der Praxis anpassen zu können, hat die Kommission die Erarbeitung des vorliegenden <strong>Kompetenzprofil</strong>s für<br />

<strong>Sucht</strong>fachleute veranlasst. Dieses Referenzdokument soll der Kommission in Zukunft für die Beurteilung ihrer Fördermassnahmen<br />

als Orientierungshilfe sowie als Steuerinstrument dienen.<br />

Die unterschiedlichen Anforderungen innerhalb des komplexen und umfassenden Feldes der <strong>Sucht</strong>arbeit wurden von<br />

14 Fachpersonen, welche die verschiedenen Berufe und Arbeitsgebiete der <strong>Sucht</strong>arbeit widerspiegeln, unter Anleitung<br />

einer Bildungsexpertin und eines Bildungsexperten akribisch erfasst. Beschrieben werden die erforderlichen Kompetenzen<br />

in einer für das Arbeitsumfeld typischen Handlungssituation, in welcher die notwendigen Bewältigungsschritte<br />

geschildert werden. Daraus resultiert ein umfassender Anforderungskatalog, den die <strong>Sucht</strong>fachleute aus den<br />

verschiedenen Tätigkeitsbereichen zu erfüllen haben und der die Herausforderungen an eine interprofessionelle und<br />

interdisziplinäre Zusammenarbeit beinhaltet.<br />

Das Dokument orientiert sich an den europäischen Anpassungsprozessen im Bereich der Hochschulbildung und<br />

soll der Kommission als Grundlage für die Erarbeitung und Weiterentwicklung von <strong>Weiterbildung</strong>smassnahmen dienen.<br />

Obwohl oder gerade weil die <strong>Weiterbildung</strong>sanbieter autonom über ihr Angebot entscheiden, kann das <strong>Kompetenzprofil</strong><br />

für die Weiterentwicklung und Harmonisierung bestehender Lehrgänge in der Romandie und Deutschschweiz beigezogen<br />

werden. Es kann aber auch zur Beurteilung der Inhalte und Qualität von Einzelmodulen dienen. Es schafft eine<br />

grössere Vergleichbarkeit und bietet besseren Überblick über das <strong>Weiterbildung</strong>sangebot in der Schweiz respektive<br />

über allfällige Lücken.<br />

Das <strong>Kompetenzprofil</strong> kann aber auch von den Behörden, Fachverbänden, Institutionen des <strong>Sucht</strong>bereichs und von<br />

Fachleuten verwendet werden. Beispielsweise können die definierten Kompetenzen zur Beurteilung von Stärken und<br />

Schwächen der Teamzusammensetzung beigezogen werden, sei dies bei der Personalrekrutierung oder – entwicklung.<br />

Oder dem Individuum kann es beim Vergleich von bereits erworbenen und den für ein bestimmtes Tätigkeitsfeld erforderlichen<br />

Kompetenzen als Beurteilungsgrundlage dienen.<br />

Das vorliegende Ergebnis ist das Spiegelbild dessen, was die beteiligten Fachleute als Standard 2008 betrachtet haben.<br />

Der Inhalt und die Anforderungen werden sich den Entwicklungen der betroffenen Tätigkeiten entsprechend anpassen<br />

und mit diesen Entwicklungen mitgehen müssen. Wir erhoffen dass, und freuen uns wenn, dieses Grundlagendokument<br />

eine vielfältige Verwendung finden wird.<br />

Jakob Huber Iwan Reinhard<br />

Präsident EWS Geschäftsführender Sekretär EWS<br />

2 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong>


EINLEITUNG<br />

Bei der Erarbeitung des <strong>Kompetenzprofil</strong>s diente das QuaTheDA-Referenzsystem (http://www.quatheda.ch) als Ausgangslage,<br />

welches für die Qualifizierung und Zertifizierung im <strong>Sucht</strong>bereich breite Anwendung gefunden hat. Um die in<br />

der <strong>Sucht</strong>arbeit erforderlichen Kompetenzen zu strukturieren, haben die Fachleute diese in folgende sechs Kapitel<br />

gegliedert: Strategisches und operationelles Management, Aufnahme, Intervention und niederschwellige Interventionen<br />

sowie Kommunikation. Management- und Kommunikationskompetenzen finden auch in der <strong>Sucht</strong>arbeit ihre Bedeutung,<br />

für die Förderaktivitäten der Kommission sind sie jedoch nicht prioritär, da diese Kompetenzen nicht in erster Linie<br />

suchtspezifischer Natur sind und ausserdem ein ausreichendes Angebot an <strong>Weiterbildung</strong>smöglichkeiten zu diesen<br />

Themen zur Verfügung steht. Für die Fördermassnahmen der Kommission sind deshalb die Kompetenzen in den<br />

Arbeitsfeldern «Aufnahme» und «Intervention» (inklusive «niederschwellig», Kapitel 3, 4 und 5) zentral.<br />

Die einzelnen Kompetenzen gliedern sich nach der sogenannten IPRE-Struktur (Informieren, Planen/Entscheiden,<br />

Realisieren, Evaluieren). Jede Kompetenz wird zusammenfassend mit Fokus auf das zu erreichende Ziel beschrieben<br />

(linke Spalte). In der rechten Spalte sind die vier Phasen der genannten Struktur beschrieben. Auf diese Weise wird<br />

jeweils ein abgeschlossener Handlungszyklus abgebildet. Eine Kompetenz ist vorhanden und in diesem Sinne nachgewiesen.<br />

I wenn eine Person fähig ist, die relevanten Informationen zu sammeln und zu bearbeiten, diese<br />

P in eine Planung und in den Entscheidungsprozess überführen kann,<br />

R sie die Realisierung der beschlossenen Massnahmen umzusetzen weiss und<br />

E eine Evaluation des ganzen Prozesses inklusive Einführung von Anpassungen durchführen kann.<br />

Die definierten Kompetenzen können auf unterschiedliche Art und Weise erworben werden. Es ist den Anbietern von<br />

<strong>Weiterbildung</strong>en oder den einzelnen <strong>Sucht</strong>fachleuten überlassen, in welcher Form sie diese lehren oder erlernen wollen.<br />

Den <strong>Weiterbildung</strong>sanbietern wird auf diese Weise die Möglichkeit gelassen, sich auf (strategische) Schwerpunkte<br />

festzulegen und sich damit in der <strong>Weiterbildung</strong>slandschaft zu positionieren und zu profilieren.<br />

Begrifflichkeiten<br />

Die interdisziplinäre sowie interprofessionelle Vielfalt in der <strong>Sucht</strong>arbeit verlangt eine präzise Verwendung der<br />

Fachtermini. Einzelne Begriffe wurden verschiedentlich diskutiert und genauer erörtert. Bei der Verfassung dieses<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong>s wurde versucht, diesen Anregungen soweit möglich Rechnung zu tragen. Bei der Beschreibung<br />

der einzelnen Kompetenzen wurden nach Möglichkeit diejenigen Begriffe verwendet, welche der im jeweiligen<br />

Kontext hauptsächlich tätigen Profession zuzuordnen waren. Nach Möglichkeit wurde die weibliche wie auch<br />

männliche Form verwendet oder in Kombination mit mehreren disziplinären Termini alternierend eingesetzt.<br />

Die suchtspezifischen Begriffe werden, sofern nicht anders vermerkt, gemäss der offiziellen Terminologie der<br />

Schweizerischen Drogenpolitik verwendet (abrufbar unter: http://www.bag.admin.ch/themen/drogen/00042/<br />

00624/index.html?lang=de).<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

3


1.0 STRATEGISCHES MANAGEMENT<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

1.1 Leitbild-, Strategie- und Konzeptentwicklung<br />

Durch die Erarbeitung von Leitlinien,<br />

Strategien und entsprechenden<br />

Konzepten werden der Auftrag<br />

der Institution, mittel- und<br />

langfristige strategische Ziele<br />

und Aktivitäten beschrieben,<br />

um nach innen und aussen klare<br />

Richtlinien zu kommunizieren.<br />

1.2 Führung und Organisation<br />

Durch die Definition – und bei<br />

Bedarf die Anpassung – von klaren<br />

Strukturen und Organisations-<br />

und Entwicklungsprozessen werden<br />

eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

ermöglicht sowie<br />

effiziente institutionelle Abläufe<br />

und qualitativ hochstehende<br />

Leistungen garantiert.<br />

4 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Zusammentragen der gesetzlichen Vorschriften, verbindlichen Vorgaben<br />

und Vereinbarungen, die die Aktivitäten der Institution bestimmen.<br />

Verschaffen eines Überblicks über die geschichtliche und aktuelle<br />

Entwicklung der Institution, deren Positionierung und Interventionsfelder<br />

in der regionalen Planung. Lokale, nationale und internationale Umfeldanalyse.<br />

Analyse des Istzustandes der KlientInnen. Beschaffung von<br />

Informationen über neuste bereichspezifische wissenschaftliche<br />

Entwicklungen. Finanzielle und personelle Ressourcenanalyse. Bestimmung<br />

der zu informierenden administrativen und politischen Behörden,<br />

Vereinigungen, Partnerinstitutionen, Schlüsselpersonen und Teams.<br />

> Bestimmung der für die Institution relevanten Informationen und Daten,<br />

der im Prozess gemäss den jeweiligen Kompetenzen (Aufgaben, Verantwortlichkeiten)<br />

beteiligten Personen, der notwendigen Ressourcen und der<br />

je nach Aufgabe anzuwendenden Methoden. Überprüfungsperioden<br />

bestimmen.<br />

> Erarbeitung von Leitlinien, einer Strategie oder Konzepten im Rahmen<br />

eines partizipativen Prozesses (Workshops, Seminare, usw.). Aufgaben<br />

innerhalb des Projekts definieren, übernehmen oder delegieren. Steuerung<br />

der Projektentwicklung hinsichtlich Qualität, Zeitplan und Ressourcen.<br />

Redaktion der Schlussdokumente und laufende Dokumentation (inkl.<br />

Archivierung).<br />

> Auswertung der Unterlagen und des Entwicklungsprozesses. Feedbacks<br />

von innen und aussen einholen.<br />

> Zusammentragen von bereits vorhandenen Referenzdokumenten über<br />

die Funktionen, Verantwortlichkeiten, Rollen der MitarbeiterInnen,<br />

Schnittstellen, Kommunikationsstrukturen und Unternehmenskultur<br />

(inkl. Gender- und Migrationsfragen) usw., um einen aktuellen Überblick<br />

über die Organisation zu gewährleisten.<br />

> Bestimmung des Ist- und des Sollzustandes sowie Planung der notwendigen<br />

und der Unternehmenskultur angepassten Realisierungsetappen.<br />

> Klärung der Strukturen und Prozesse sowie Erarbeitung der entsprechen<br />

den Unterlagen. Mobilisierung der gesamten Ressourcen der Institution<br />

im Hinblick auf den Auftrag. Gewährleistung einer klaren Ablauf- und Kommunikationsstruktur.<br />

Delegation von Aufgaben mit klaren Anweisungen.<br />

Sicherstellung und Kontrolle der Erarbeitung und der Umsetzung.<br />

> Überprüfen, ob die Prozesse und Strukturen der guten interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit innerhalb der Institution entsprechen und ob sie effiziente<br />

und wirksame Leistungen gewährleisten. Sicherstellen, dass der<br />

Führungsstil den Erwartungen der MitarbeiterInnen entspricht bzw. von<br />

ihnen verstanden wird.


Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

1.3 Finanzierung<br />

Sicherstellen der Finanzierung<br />

der Institution und Überwachung<br />

eines effizienten Ressourcenmanagements,<br />

um ein langfristiges<br />

Fortbestehen der Institution zu<br />

garantieren.<br />

1.4 Kommunikation und Partnerstrategien<br />

Gewährleistung einer guten Kommunikation<br />

über die Aktivitäten der<br />

Institution gegenüber den Partner-<br />

Innen des Netzwerks,<br />

den zuständigen Behörden, der<br />

Nachbarschaft und der Öffentlichkeit,<br />

zur Förderung der Aktivitäten<br />

der Institution, der Akzeptanz<br />

der Institution und des<br />

Verständnisses gegenüber deren<br />

KlientInnen sowie zur Festlegung der<br />

Rahmenbedingungen für eine gute<br />

interinstitutionelle Zusammenarbeit,<br />

auch mit den zuständigen Behörden.<br />

1.5 Personalpolitik<br />

Zusammenstellen eines Mitarbeiter-<br />

Innenteams und Festlegung der<br />

Rahmenbedingungen für die<br />

Personalverwaltung zur Umsetzung<br />

der Aufgaben und Ziele der Institution.<br />

> Finanzierungsquellen identifizieren. Anforderungen der Kontrollbehörden<br />

in Bezug auf Budgeterstellung und Buchführung kennen.<br />

> Aufwand und Ertrag planen. Buchhalterische Aufgaben und Verantwortlichkeiten<br />

organisieren.<br />

> Aufbau einer finanziellen Strategie und langfristigen Budgetplanung.<br />

Finanzierungsquellen erschliessen. Verhandlungen mit den Geldgebern.<br />

Budget und Buchhaltung gegenüber der Trägerschaft und der Kontrollbehörden<br />

rechtfertigen. Prüfen der Buchhaltung.<br />

> Auswertung der Finanzierungsquellen und des Verwaltungssystems.<br />

> Beobachtung des sozialen, politischen, administrativen und beruflichen<br />

Umfeldes der Institution. Gewährleistung eines Überblicks über alle<br />

Zielgruppen, PartnerInnen. Lokalisierung der Imageprobleme der Institution<br />

sowie der Schwierigkeiten und Verbesserungsmöglichkeiten bei der<br />

Zusammenarbeit.<br />

> Bestimmung von Gremien, Schlüsselpersonen und Zielgruppen.<br />

Planung der Kommunikationsaktivitäten. Ermittlung der Institutionen und<br />

Gremien, mit denen Probleme geklärt werden müssen, und Planung<br />

der Aktivitäten.<br />

> Erarbeitung eines interinstitutionellen Kommunikations- und Kooperationskonzepts,<br />

Umsetzung der geplanten Massnahmen gemäss der Entwicklung<br />

des institutionellen Umfeldes. Verhandlung und Erarbeitung<br />

von Zusammenarbeitsvereinbarungen.<br />

> Regelmässige Evaluation der durchgeführten Aktivitäten im Bereich<br />

Kommunikation sowie im Rahmen der interinstitutionellen Zusammenarbeit.<br />

> Kenntnis der in der Institution vorhandenen Berufsfelder und vertretenen<br />

Berufsethik. Kenntnis der Geschichte, des Auftrags und der Organisation<br />

der Institution. Kenntnis der gesetzlichen Grundlagen der Personalverwaltung<br />

sowie des Personalbedarfs. Kenntnis der verfügbaren Kompetenzen<br />

und ihren möglichen Verbindungen untereinander. Kenntnis der Resultate<br />

der MitarbeiterInnenbefragungen.<br />

> Planung des Personalbedarfs der Institution unter Berücksichtigung der<br />

strategischen Anpassungen, den laufenden Abgängen und der zu belegen<br />

den Stellen. Planung der Retraiten und der <strong>Weiterbildung</strong>. Festlegung von<br />

«Burn-Out-Anzeichen» für das Personal.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

5


1.0 STRATEGISCHES MANAGEMENT<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

1.5 Personalpolitik<br />

1.6 Wahl, Erwerb und Unterhalt von Infrastruktur und Drittleistungen<br />

Erwerb, Verwaltung, Entwicklung<br />

und Unterhalt von Infrastruktur und<br />

Drittleistungen mit dem Ziel, auf die<br />

Bedürfnisse der KlientInnen angepasste<br />

Leistungen möglichst<br />

effizient und wirtschaftlich anzubieten.<br />

1.7 Jahresplanung<br />

Erarbeiten einer dem Leitbild, der<br />

Strategie und den Konzepten entsprechenden<br />

umfassenden Jahresplanung<br />

unter Berücksichtigung<br />

von Veränderungen in der Institution<br />

und in deren Umfeld, für eine<br />

effiziente und wirksame Führung<br />

der Institution.<br />

6 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Erarbeitung einer Personalentwicklungspolitik (<strong>Weiterbildung</strong>, Supervision,<br />

usw.). Beschreibung der Funktionen und <strong>Kompetenzprofil</strong>e. Erarbeitung der<br />

Anstellungs-, Begleit- und Kündigungsabläufe. Einstellung und Entlassung<br />

von Personal gemäss den Bedürfnissen der Institution. Erstellen von<br />

Leitlinien zur Handhabung von institutionellen Krisen. Mitteilung wichtiger<br />

Ereignisse an das Personal und die Trägerschaft.<br />

> Erarbeitung eines Konzepts für die MitarbeiterInnenbefragung.<br />

Regelmässige Evaluation der Teamkompetenzen, Ausrichtung auf die<br />

Bedürfnisse der Institution.<br />

> Entwicklungen der Infrastruktur und der Drittleistungen anhand des<br />

Pflichtenhefts und der vorgesehenen strategischen Entwicklungen.<br />

Auflistung der externen Dienstleister für die verschiedenen Bereiche<br />

(bewegliche und unbewegliche Güter, TherapeutInnen, ÄrztInnen usw.).<br />

> Planung und Budgeterstellung für Unterhalt und Investitionen bezüglich<br />

Infrastruktur und Drittleistungen.<br />

> Zuteilung der Verantwortlichkeiten und Aufgaben sowie Sicherstellung der<br />

Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten. Wahl der externen Dienstleister,<br />

der Lieferanten, des Materials und der neuen beweglichen und unbeweglichen<br />

Güter. Verträge aushandeln, erarbeiten und kündigen. Unterhalt der<br />

Infrastruktur und Inventur der Güter. Erarbeiten von Projekten zur<br />

Entwicklung neuer Infrastrukturen.<br />

> Evaluieren der externen Dienstleister und Lieferanten. Regelmässige<br />

Evaluierung des Infrastrukturzustandes.<br />

> Zusammentragen und Analyse der für die Jahresplanung relevanten<br />

Unterlagen (Strategie, Vorgaben der AuftraggeberInnen, Daten über das<br />

institutionelle Umfeld, personelle und finanzielle Ressourcen, geplante<br />

Projekte, Qualitätsplan sowie die Auswertung des Vorjahres).<br />

> Bestimmung der Aktivitätsbereiche, die einem Planungsprozess unterliegen,<br />

sowie Bestimmung der Beteiligten, der Methoden und des<br />

Informationsflusses.<br />

> Setzen der Prioritäten und Ziele sowie Erstellung einer entsprechenden<br />

Planung (Ziele, Massnahmen, qualitative und quantitative Resultate,<br />

benötigte Ressourcen, interne und externe Zusammenarbeit,<br />

Terminierungen, Prioritäten).<br />

> Durchführbarkeitsprüfung der erstellten Planung mit den Beteiligten.


Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

1.8 Projektentwicklung<br />

Erarbeitung und Steuerung von<br />

Entwicklungsprojekten mit dem Ziel,<br />

institutionelle Probleme und Probleme<br />

im Zusammenhang mit der<br />

guten Funktionsweise des Gesundheitsnetzwerks<br />

zu lösen und sich<br />

den laufenden Entwicklungen und<br />

Veränderungen des sozialen,<br />

gesundheitlichen, rechtlichen,<br />

administrativen und wirtschaftlichen<br />

Umfeldes der Institution anzupassen.<br />

> Ermittlung der laufenden Veränderungen bei den KlientInnen / PatientInnen,<br />

deren Bedürfnisse und der Bedürfnisse der NetzwerkpartnerInnen sowie<br />

Ermittlung der administrativen und rechtlichen Veränderungen.<br />

Identifizierung des Problems (Störungen auf institutioneller oder<br />

Netzwerkebene, Veränderung der Konsumgewohnheiten oder der<br />

Bedarfslage, neue administrative und rechtliche Vorschriften, neue<br />

Therapieansätze usw.). Bestimmung der zu involvierenden PartnerInnen.<br />

> Planung der verschiedenen Projektetappen sowie des internen und externen<br />

Vernehmlassungsverfahrens, um Zustimmung und Anerkennung des<br />

Projekts sicherzustellen und allfällige Doppelspurigkeiten zu vermeiden.<br />

Schriftliches Festhalten der Projektziele mit klarer Definition der Ziele,<br />

Schritte, Mittel zur praktischen Umsetzung und des geplanten Budgets.<br />

Überprüfung, ob das beschriebene Projekt mit dem Auftrag eines<br />

potentiellen Auftraggebers übereinstimmt.<br />

> Umsetzung des Projekts unter Anwendung des Projektmanagements.<br />

Austausch mit internen und externen Beteiligten. Überprüfung, ob das<br />

Projekt zur Problemlösung beiträgt bzw. den Erwartungen des<br />

Auftraggebers entspricht. Bei Bedarf sind Anpassungen vorzunehmen.<br />

Weitergeben der Resultate an die beteiligten Akteure und Abschliessen des<br />

Projekts.<br />

> Auswertung der Resultate und des Projektablaufs, indem Feedbacks von<br />

innen und aussen eingeholt werden.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

7


2.0 OPERATIONELLES MANAGEMENT<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

2.1 Personalbetreuung<br />

Durch die Personalbetreuung und<br />

tägliche Unterstützung des<br />

Personals werden qualitativ hochstehende<br />

Leistungen für die<br />

KlientInnen sowie deren Angehörige,<br />

die Partnerinstitutionen und die<br />

zuständigen Behörden gewährleistet.<br />

2.2 Qualitätsmanagement<br />

Durch die Führung eines Qualitätsmanagementsystems<br />

und die<br />

Gewährleistung, dass dieses integrierter<br />

Bestandteil der Managementfunktionen<br />

und durch die<br />

MitarbeiterInnen tagtäglich gelebt<br />

wird, werden die Leistungen und<br />

Ergebnisse der Institution<br />

kontinuierlich verbessert.<br />

8 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Zusammentragen gezielter Informationen über den Institutionsalltag und<br />

über die Zufriedenheit der MitarbeiterInnen. Regelmässige<br />

Standortbestimmungen über die Entwicklung der Kompetenzen und<br />

Bedürfnisse der MitarbeiterInnen.<br />

> Planung der MitarbeiterInnenaktivitäten, Ferien, Kommunikationsstrukturen<br />

(Teamsitzungen, Workshops, Stiftungsratsitzungen usw.), Retraiten und<br />

internen und externen <strong>Weiterbildung</strong>en.<br />

> Information an die neuen MitarbeiterInnen (Organisation der Institution,<br />

Abläufe, ethische Regeln, Qualitätsmanagement usw.). Teamarbeit begleiten<br />

und koordinieren. Informationsfluss zwischen den MitarbeiterInnen gewährleisten.<br />

Vorsitzen der Team- und Leitungssitzungen. Vorbeugen und Steuern<br />

von Konflikten. Anbieten einer Mediation bei Konflikten zwischen KlientInnen<br />

und dem Personal. Regelmässige Durchführung von MitarbeiterInnen- und<br />

Qualifikationsgesprächen. Gewährleistung reibungsloser Abgänge.<br />

Organisation interner <strong>Weiterbildung</strong>en und Sicherstellung des<br />

Wissenstransfers bei externen <strong>Weiterbildung</strong>en.<br />

> Durchführung von Befragungen zur MitarbeiterInnenzufriedenheit, auch hin<br />

sichtlich Führungsstil und Betreuung.<br />

> Kenntnis des Qualitätsmanagementsystems der Institution. Kenntnis der im<br />

jährlichen Qualitätsplan festgehaltenen Qualitätsziele und der diesbezüglich<br />

relevanten Daten. Identifizierung von Abweichungen zwischen externen<br />

Vorschriften und intern erfassten Daten. Wahrnehmung der Motivation und<br />

Widerstände der Beteiligten.<br />

> Planung, unter Einbezug der Beteiligten, der notwendigen Interventionen<br />

und Massnahmen zum Erreichen der festgelegten Optimierungsziele sowie<br />

Erarbeitung der notwendigen Entscheidungsgrundlagen.<br />

> Systematische und nachhaltige Umsetzung von Interventionen und<br />

Massnahmen (bei Bedarf Änderung der Abläufe, Erarbeitung neuer<br />

Unterlagen oder Anpassung der bestehenden, Erfassung und Analyse der<br />

relevanten Daten, Zusammentragen von Abweichungen, Beschwerden,<br />

Vorschlägen usw.). Organisation der Management-Reviews, Unterbreiten<br />

und Ausarbeiten eines Qualitätsplans.<br />

> Evaluierung der Gültigkeit des Qualitätsmanagements und dessen Integration<br />

im Institutionsalltag. Überprüfen der getroffenen Massnahmen und<br />

gegebenenfalls Anpassung des Qualitätsplans.


Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

2.3 Controlling und Evaluation<br />

Bewertung, Analyse und Auswertung<br />

der festgelegten Aktivitäten,<br />

definierten Ziele und erreichten<br />

Resultate zur Gewährleistung von<br />

Effizienz, Wirksamkeit und<br />

Leistungsoptimierung der<br />

Institution sowie der Arbeit ihrer<br />

MitarbeiterInnen.<br />

2.4 Risikomanagement<br />

Durch Risikoabschätzung und<br />

-management wird die Sicherheit<br />

des Personals, der KlientInnen<br />

sowie des Materials gewährleistet.<br />

> Kenntnis der zu erreichenden Ziele in den verschiedenen Aktivitätsbereichen<br />

und ihrer Steuerungspunkte. Bestimmung der zu erhebenden Daten,<br />

Auflistung der Bewertungsinstrumente, bei Bedarf Weiterentwicklung oder<br />

Einführung neuer Instrumente.<br />

> Planung, unter Anwendung geeigneter Instrumente, der spezifischen<br />

Massnahmen, Kontrollen und Evaluationen gemäss der festgelegten Ziele<br />

und Prioritäten. Festlegung der Umsetzungsmodalitäten und der<br />

Terminplanung.<br />

> Information und/oder Schulung der Beteiligten. Umsetzung der Kontroll-<br />

und Evaluationsmassnahmen. Erfassung und Analyse der Daten. Ziehen<br />

von Schlussfolgerungen aus den erkannten Abweichungen. Vorschlagen<br />

von Korrekturmassnahmen im Rahmen des Qualitätsplans. Information<br />

der beteiligten Personen und Akteure.<br />

> Auswertung der Zielerreichung, der Einhaltung des Zeitrahmens, der<br />

Gültigkeit des Systems, und der Instrumente sowie der eingesetzten<br />

Ressourcen.<br />

> Identifikation der mit dem Auftrag der Institution verbundenen Risiken.<br />

Kenntnis der betreffenden Versicherungsvorschriften. Erfassung der internen<br />

und externen PartnerInnen, die in Risikosituationen involviert sind.<br />

> Planung der notwendigen Massnahmen, um Risikosituationen zu bewältigen<br />

und Personen- und Sachschaden zu reduzieren oder zu verhindern.<br />

Freistellung der notwendigen Ressourcen zur Erstellung eines<br />

Risikomanagementkonzepts. Bestimmung der internen und externen<br />

PartnerInnen für die Zusammenarbeit.<br />

> Erarbeitung eines Risikomanagementkonzepts unter Einbezug der internen<br />

und externen PartnerInnen. Information und Schulung der Beteiligten.<br />

Bewältigung und Dokumentation der Krisen und Vorfälle. Durchführung von<br />

Sicherheitsübungen in Bezug auf die Hauptrisiken. Gegebenenfalls<br />

Simulation von Vorfällen, um die Abläufe und das Verhalten des Personals<br />

zu überprüfen. Analyse und Auswertung von Fehlern. Ergreifen erforderlicher<br />

Korrekturmassnahmen (Abläufe anpassen, Personal schulen,<br />

Versicherungsschutz ergänzen oder anpassen usw.). Zusammenarbeit mit<br />

den beteiligten (internen und externen) PartnerInnen festlegen.<br />

> Evaluation der Gültigkeit des Konzepts. Kontrolle, ob die<br />

Korrekturmassnahmen umgesetzt wurden. Statistische Erfassung der<br />

Vorfälle und Schäden.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

9


2.0 OPERATIONELLES MANAGEMENT<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

2.5 Administration<br />

Durch klare, effiziente und wirksame<br />

administrative Abläufe werden das<br />

reibungslose Funktionieren der<br />

Institution sowie einfache und<br />

rasche Abläufe der Leistungserbringung<br />

gegenüber KlientInnen,<br />

Partnerinstitutionen und zuständigen<br />

Behörden gewährleistet.<br />

2.6 Hygiene, Sauberkeit, Entsorgung und Sicherheit<br />

Durch das Ergreifen der notwendigen<br />

Massnahmen in den Bereichen<br />

Hygiene, Sauberkeit, Entsorgung<br />

und Sicherheit wird gewährleistet,<br />

dass die Leistungen der Institution in<br />

einer sauberen, funktionstüchtigen<br />

und sicheren Infrastruktur erbracht<br />

werden.<br />

10 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Kenntnis der administrativen Abläufe, des Dokumentenverwaltungssystems<br />

sowie der Verantwortlichkeiten und der Schnittstellen. Kenntnis der gesetzlichen<br />

Grundlagen der Archivierung. Kenntnis des notwendigen<br />

Reglementierungsgrads der Prozessabläufe und von deren<br />

Optimierungsbedarf.<br />

> Erarbeitung und Optimierung der Abläufe und administrativen Unterlagen<br />

planen. Bestimmung der Beteiligten.<br />

> Schaffung eines zweckmässigen und effizienten Datenverwaltungs- und<br />

Archivierungssystems, welches das Auffinden, die Zugänglichkeit und<br />

Lesbarkeit der Unterlagen garantiert. Gewährleistung der Erstellung,<br />

Verwendung und Optimierung von zweckmässigen und effizienten administrativen<br />

Abläufen. Regelung der Zugangsberechtigungen zu den<br />

Unterlagen. Klärung und Gewährleistung des Informationsflusses.<br />

Umsetzung coachen und kontrollieren. Sicherstellung des Datenschutzes,<br />

der Archivierung und der Vernichtung der Unterlagen gemäss den gesetzlichen<br />

Vorschriften.<br />

> Überprüfung der Effizienz der festgelegten Abläufe, des<br />

Dokumentenverwaltungssystems sowie der Zufriedenheit der Beteiligten.<br />

> Kenntnis der für die Institution geltenden gesetzlichen Vorschriften in den<br />

Bereichen Hygiene, Sauberkeit, Entsorgung und Sicherheit. Kenntnis der<br />

Verantwortlichkeiten, vorhandenen Ressourcen sowie geplanten Abläufe.<br />

> Planung der Massnahmen in den Bereichen Hygiene, Sauberkeit, Sicherheit<br />

und Entsorgung.<br />

> Erstellung der internen Hygiene-, Sauberkeits-, Sicherheits- und<br />

Entsorgungsvorgaben gemäss den gesetzlichen Vorschriften. Regeln und<br />

Organisieren der Delegation von Kompetenzen und Aufgaben. Erledigung<br />

der Aufgaben überprüfen. Information und Schulung der Beteiligten.<br />

> Periodische Überprüfung der Gültigkeit der Konzepte, der Vorgaben sowie<br />

des Wissensstandes der Beteiligten.


3.0 AUFNAHME<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

3.1 Kontaktaufnahme / telefonischer Kontakt / Erstberatung<br />

Durch eine persönliche Kontaktaufnahme<br />

und eine individuelle<br />

Beratung, die auf die unmittelbaren<br />

Bedürfnisse der PatientInnen /<br />

KlientInnen abgestimmt ist sowie die<br />

Information über das Angebot der<br />

Institution werden die KlientInnen /<br />

PatientInnen richtig orientiert.<br />

3.2 Abklärung und Aufnahme<br />

Nach dem Zusammentragen aller<br />

notwendigen Informationen wird eine<br />

erste psychosoziale / medizinische<br />

Diagnose gestellt, mit dem Ziel, die<br />

ersten Schritte einer Intervention /<br />

Behandlung einzuleiten und die<br />

Grundlagen für eine tragfähige<br />

Beziehung zu etablieren oder<br />

gegebenenfalls die KlientInnen /<br />

PatientInnen weiterzuleiten.<br />

> Kenntnis der Informationen, die gemäss dem Angebot der Institution zu<br />

sammeln sind. Kenntnis des Angebots der Institution sowie der wichtigsten<br />

Institutionen in der Region.<br />

> Mögliche Lösungen gemäss den gesammelten Informationen skizzieren.<br />

> Zusammentragen der relevanten Informationen über die KlientInnen /<br />

PatientInnen unter Berücksichtigung von Gender und<br />

Migrationshintergrund. Klärung der Anfrage. Unterstützung der<br />

PatientInnen / KlientInnen beim Verbalisieren der bestimmenden Faktoren<br />

der aktuellen Krise. Die Einstellung der KlientInnen / PatientInnen gegenüber<br />

Hilfsinstitutionen eruieren. Vermittlung der notwendigen Informationen über<br />

das Angebot der eigenen und anderer Institutionen. Erklärung der<br />

Datenschutzbestimmungen. Besprechung der möglichen Lösungen mit den<br />

PatientInnen / KlientInnen. Festlegen eines Termins mit Mitarbeitenden und<br />

Weiterleitung der notwendigen Daten über die KlientInnen / PatientInnen an<br />

diese Mitarbeitenden. Gegebenenfalls die Person weitervermitteln.<br />

Unterstützung für die nächsten Schritte organisieren.<br />

> Überprüfung, ob alle nötigen Informationen vorhanden sind und diese verstanden<br />

wurden. Mit den KlientInnen / PatientInnen die Zufriedenheit<br />

gegenüber der organisierten Lösung klären.<br />

> Kenntnis der im Rahmen der Institutionstätigkeiten notwendigen Instrumente<br />

zur Erstellung einer psychosozialen / medizinischen Diagnose. Die<br />

administrativen, juristischen und strafrechtlichen Verfahren kennen, in die<br />

die abhängigen Personen verwickelt werden können. Kenntnis der zu<br />

erfassenden Daten.<br />

> Wahl der zur Diagnosestellung geeigneten Instrumente. Planung der<br />

notwendigen Schritte und der Dauer der Abklärungs- und Aufnahmephase.<br />

> Erstellung einer weitestmöglichen Beschreibung des psychosozialen und<br />

gesundheitlichen Zustandes und Aufbau einer professionellen Beziehung<br />

mit den KlientInnen / PatientInnen im Verlauf der Beratungsgespräche.<br />

Klärung der Anfrage und Abklären der kognitiven, emotionalen und sozialen<br />

Ressourcen der PatientInnen / KlientInnen. Erfassung und Ermittlung der<br />

Bedürfnisse und des Istzustandes. Überprüfung der Übereinstimmung<br />

zwischen dem Angebot der Institution und den Bedürfnissen der<br />

KlientInnen / PatientInnen. Besprechung der Situation, Vorschlagen interner<br />

oder externer Interventions- oder Therapiemöglichkeiten. Prioritäten und<br />

erste Ziele festlegen. Behandlungsplan aufstellen. Weiterleitung der<br />

Informationen an die beteiligten Personen und Institutionen. Gegebenenfalls<br />

die PatientInnen / KlientInnen mit der geeigneten Institution in Verbindung<br />

setzen.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

11


4.0 INTERVENTION<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

3.2 Abklärung und Aufnahme<br />

4.1 Ambulante und stationäre Therapie<br />

Durch Stärkung der kognitiven, emotionalen<br />

und sozialen Ressourcen<br />

der PatientInnen / KlientInnen werden<br />

ein Veränderungsprozess und eine<br />

Verbesserung ihrer Lebensqualität<br />

gefördert, indem die KlientInnen /<br />

PatientInnen auf ihrem Weg zur<br />

Erreichung der gesetzten Ziele<br />

unterstützt werden und ihre<br />

Eigenverantwortung gefördert.<br />

12 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Überprüfung, ob auf die Bedürfnisse eingegangen wurde und die<br />

Beziehung hergestellt werden konnte. Abklären des Einverständnisses der<br />

PatientInnen / KlientInnen mit den festgelegten Zielen und Erstellen von<br />

Erfolgsindikatoren. Bewusstsein und Reflexion über das eigene<br />

„Koordinatensystem“ und den eigenen Umgang mit Einschätzungen<br />

verschiedener Situationen.<br />

> Studium des Dossiers und bei Bedarf direkte Befragung der<br />

Schlüsselpersonen, sofern eine Entbindung von der Schweigepflicht durch<br />

die PatientInnen / KlientInnen stattgefunden hat. Abklärung der (materiellen,<br />

sozialen, kognitiven, physischen, psychischen und motivationalen)<br />

Ressourcen der KlientInnen / PatientInnen sowie der Defizite, Bedürfnisse<br />

und Herausforderungen.<br />

> Wahl der Interventions- oder Behandlungsmethoden und Planung der<br />

nächsten Schritte in Übereinstimmung mit den Ressourcen und der<br />

Motivation der KlientInnen / PatientInnen.<br />

> Sich Einblick verschaffen in die jüngsten Ereignisse im Leben der<br />

KlientInnen / PatientInnen und Berücksichtigung der Widerstände während<br />

der Abklärungsphase. Gemeinsame Festlegung der Therapieziele und der<br />

zu besprechenden Themen mit dem Ziel der Autonomieförderung.<br />

Festlegung des passenden Settings (u. a. Einbezug der Angehörigen).<br />

Zusammenführen der in den verschiedenen Bereichen festgelegten (medizinischen,<br />

psychosozialen) Ziele. Schriftliches Festhalten der mit den<br />

PatientInnen / KlientInnen getroffenen Abmachungen in einer Vereinbarung.<br />

Durchführung der geplanten Schritte und Arbeit an den festgelegten<br />

Themen (<strong>Sucht</strong>dynamik, Problemlösungsstrategien, Motivationsaufbau,<br />

Rückfallprophylaxe, nötige Umgestaltungen im Alltagsleben, Strategie zur<br />

Schadensminderung, Umgang mit kritischen Situationen, medizinische<br />

Behandlung, Nachsorge usw.). Gewährleistung der Kohärenz der Therapie<br />

mit den verschiedenen Beteiligten. Information über die <strong>Sucht</strong>abläufe.<br />

Austrittsvorbereitung, Vernetzung und Nachsorgeplanung.<br />

> Regelmässige Auswertung des therapeutischen Prozesses und der<br />

Zielerreichung anhand von Standortgesprächen mit den PatientInnen /<br />

KlientInnen sowie im Rahmen von Sitzungen (Intervision, Supervision, interdisziplinäre<br />

Fallbesprechungen, interinstitutionelle Sitzungen, Case<br />

Management usw.). Evaluation des Ansprechens auf die Therapie und der<br />

Zufriedenheit der KlientInnen / PatientInnen und ihren Angehörigen.


Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

4.2 Psychotherapie mit Abhängigen<br />

Durch die Behandlung der psychischen<br />

Beschwerden von KlientInnen<br />

in stabilisierter Situation sowie durch<br />

eine therapeutische Beziehung,<br />

welche auf wissenschaftlichen<br />

Kenntnissen bezüglich Mechanismen<br />

der Psyche und Abhängigkeit basiert,<br />

werden der Zugang der KlientInnen<br />

zu den eigenen Ressourcen gefördert,<br />

die Verhaltensänderung gegenüber<br />

der <strong>Sucht</strong> aufrechterhalten und das<br />

psychische Leiden gemildert.<br />

4.3 Ambulante und stationäre Beratung und Begleitung<br />

Durch eine konkrete und kontinuierliche<br />

Begleitung, die auf den Alltag<br />

von KlientInnen und PatientInnen mit<br />

wenig kognitiven, emotionalen oder<br />

sozialen Ressourcen und wenig Motivation<br />

zur Veränderung ausgerichtet<br />

ist, wird deren Lebensqualität<br />

stabilisiert und verbessert sowie ein<br />

Vertrauensverhältnis aufgebaut und<br />

gepflegt.<br />

> Einschätzen der Anfrage der KlientInnen mittels drei bis vier<br />

Abklärungsgesprächen. Sich über involvierte oder allfällig zu involvierende<br />

Dienste des Pflegenetzwerks erkundigen.<br />

> Über die anzuwendende Psychotherapie entscheiden, gegebenenfalls das<br />

Pflegenetz orientieren.<br />

> Den Rahmen der Intervention festlegen (Art der Psychotherapie, bspw.<br />

Einzel-, Gruppen-, Paar- oder Familientherapie; Dauer; Setting).<br />

Gemeinsames Festsetzen der Ziele mit den KlientInnen. Durchführen des<br />

therapeutischen Prozesses gemäss spezifischem Ansatz und<br />

Bildungshintergrund des/der TherapeutIn.<br />

> Auswerten des therapeutischen Prozesses, der Zielerreichung sowie der<br />

KlientInnenzufriedenheit.<br />

> Studium des Dossiers und bei Bedarf direkte Befragung der<br />

Schlüsselpersonen, sofern eine Entbindung von der Schweigepflicht durch<br />

die PatientInnen / KlientInnen stattgefunden hat. Abklärung der (materiellen,<br />

sozialen, kognitiven, physischen, psychischen und motivationalen)<br />

Ressourcen der KlientInnen / PatientInnen sowie der Defizite, Bedürfnisse<br />

und Herausforderungen.<br />

> Wahl der Interventionsmethoden und Planung der nächsten Schritte in<br />

Übereinstimmung mit den Ressourcen und der Motivation der<br />

PatientInnen / KlientInnen.<br />

> Erfassung der Bedürfnisse der KlientInnen / PatientInnen und des<br />

Istzustandes (medizinisch, sozial, materiell, hygienisch, Alltagsstrukturen<br />

usw.). Gemeinsame Festlegung der Ziele und Planung der verschiedenen<br />

Schritte. Durchführung von institutionsspezifischen Aktivitäten (Beratung,<br />

Mediation, Hausbesuche, Begleitung in andere Institutionen,<br />

Beschäftigungs- oder Freizeitprogramm organisieren, Kleiderabgabe usw.).<br />

Vermittlung wichtiger Informationen über die <strong>Sucht</strong>, Erstellen von Strategien<br />

zur Schadensminderung und zur besseren Alltagsgestaltung. Sicherstellung<br />

der Kohärenz der Begleitung durch Teilnahme an Koordinationssitzungen<br />

des Hilfenetzes.<br />

> Regelmässige Auswertung des Begleitprozesses und der Zielerreichung<br />

anhand von Bilanzgesprächen mit den PatientInnen / KlientInnen sowie im<br />

Rahmen von Sitzungen (Intervision, Supervision, interdisziplinäre<br />

Fallbesprechungen, interinstitutionelle Sitzungen, Case Management usw.).<br />

Evaluation des Ansprechens und der Zufriedenheit der KlientInnen /<br />

PatientInnen und ihrer Angehörigen.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

13


4.0 INTERVENTION<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

4.4 Stationäre Rehabilitation<br />

Durch die Stärkung der sozialen<br />

Kompetenzen sowie der Lern-,<br />

Arbeits- und Freizeitgestaltungsfähigkeiten<br />

der KlientInnen /<br />

PatientInnen wird ein Veränderungsprozess<br />

eingeleitet, der deren<br />

Lebensqualität verbessert und<br />

deren soziale und berufliche<br />

Wiedereingliederung fördert.<br />

4.5 Beratung und Begleitung bei der beruflichen Wiedereingliederung<br />

Durch Beratung und Begleitung<br />

der KlientInnen in einem beruflichen<br />

Wiedereingliederungsprogramm das<br />

deren Bedürfnissen angepasst ist,<br />

wird ihre soziale Wiedereingliederung<br />

erleichtert.<br />

14 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Studium des Dossiers und bei Bedarf direkte Befragung der<br />

Schlüsselpersonen, sofern eine Entbindung von der Schweigepflicht durch<br />

die PatientInnen / KlientInnen stattgefunden hat. Abklärung der (materiellen,<br />

sozialen, kognitiven, physischen, psychischen und motivationalen)<br />

Ressourcen der KlientInnen / PatientInnen sowie der Defizite, Bedürfnisse<br />

und Herausforderungen.<br />

> Wahl der Interventions- oder Behandlungsmethoden. Erstellung eines<br />

Entwicklungsplans und Definition der Rollen der Beteiligten aus den verschiedenen<br />

Fachrichtungen. Planung der Aktivitäten und der<br />

Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten.<br />

> Hilfestellung bei der Teilnahme am Gemeinschaftsleben und bei dessen<br />

Organisation. Betreuung der KlientInnen / PatientInnen bei intern organisierten<br />

Aktivitäten. Unterstützung der PatientInnen / KlientInnen bei der<br />

Teilnahme an externen Bildungs-, Freizeit- und Sportaktivitäten.<br />

Gewährleistung einer regelmässigen Therapiekoordination unter<br />

Berücksichtigung der psychosozialen, kognitiven, gesundheitlichen und<br />

materiellen Aspekte. Steuerung der Gruppendynamik. Ergreifung von<br />

Massnahmen zur Rückfallprophylaxe. Austrittsvorbereitung und<br />

Nachbetreuung.<br />

> Regelmässige Auswertung der Therapie und der Zielerreichung anhand von<br />

Standortgesprächen mit den PatientInnen / KlientInnen und im Rahmen<br />

von Sitzungen (Intervision, Supervision, interdisziplinäre Fallbesprechungen,<br />

interinstitutionelle Sitzungen, Case Management usw.). Evaluation der<br />

Zufriedenheit der KlientInnen / PatientInnen und ihrer Angehörigen.<br />

> Kenntnis der Funktionsweise des erweiterten und im Bereich<br />

Wiedereingliederung spezialisierten Netzwerks. Kenntnis der für süchtige<br />

Menschen spezifischen Delegations- und Orientierungsprozesse im<br />

Rahmen der Wiedereingliederung. Kenntnis der Ressourcen der<br />

KlientInnen.<br />

> Wahl der für die KlientInnen bzw. deren berufliche Ziele geeigneten<br />

Methoden und Instrumente zur Ressourcen- und Kompetenzermittlung<br />

oder Wahl der Institution für die Erstellung der Bilanz. Planung der<br />

Massnahmen.<br />

> Integration der KlientInnen in interne oder externe spezialisierte Programme<br />

zur Evaluation der beruflichen und der Querschnittkompetenzen unter<br />

Einbezug der medizinischen, sozialen, konjunkturellen, kulturellen und persönlichen<br />

Parameter. Abschätzung, zusammen mit den KlientInnen und<br />

deren Umfeld, ob eine Beschäftigung im primären Arbeitsmarkt oder in<br />

geschütztem Rahmen möglich ist. Erstellung oder Mitarbeit an der<br />

Ausarbeitung eines beruflichen Projekts, das den Ressourcen und<br />

Kompetenzen der KlientInnen entspricht.


Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

4.5 Beratung und Begleitung bei der beruflichen Wiedereingliederung<br />

4.6 Beratung und Begleitung von Kindern süchtiger Eltern<br />

Kinder von in Behandlung stehenden<br />

Eltern werden durch psychosoziale<br />

und therapeutische Beratung und<br />

bedürfnisorientierte Beratung, vor<br />

den negativen Folgen, die aus der<br />

Situation der Eltern resultieren,<br />

geschützt und es wird zukünftigen<br />

psychosozialen Problemen<br />

vorgebeugt.<br />

4.7 Animation von Gesprächsgruppen<br />

Durch Gruppengespräche<br />

(KlientInnen, Angehörige usw.) mit<br />

spezifischen Themen wird das<br />

soziale Lernen der TeilnehmerInnen<br />

gefördert.<br />

Begleitung durch das berufliche Wiedereingliederungsprojekt und<br />

Koordination zwischen den verschiedenen Therapie- und<br />

Wiedereingliederungsmassnahmen. Regelmässige Bilanzierung oder<br />

Teilnahme an Bilanzen.<br />

> Auswertung der Resultate und der Qualität der Zusammenarbeit zwischen<br />

den verschiedenen Mitgliedern des Netzwerks. Evaluation der Zufriedenheit<br />

der KlientInnen und ihrer Angehörigen.<br />

> Zusammentragen aller Grundinformationen über die Kinder (Alter,<br />

Geschlecht, Anzahl, Wohnort, Besonderheiten), über unterstützende<br />

Personen in der Familie und im psychosozialen Umfeld (Vormund, Beistand,<br />

psychosoziale Dienste, Schule, Lehrmeister usw.) sowie über frühere<br />

Betreuungen und Behandlungen. Kenntnis der gesetzlichen Grundlagen.<br />

> Entscheiden, ob die Kinder in die Behandlung der Eltern oder des<br />

Elternteils integriert werden oder ob eine spezifische Behandlung der Kinder<br />

notwendig ist. Wahl der Behandlungsmethoden. Planung der<br />

Kontaktaufnahme mit den Kindern und Vernetzung der vorhandenen<br />

Möglichkeiten.<br />

> Kontaktaufnahme mit den Kindern, allenfalls über eine Drittperson. Die Kinder<br />

über gewählte Massnahmen informieren. Gespräche mit den Kindern<br />

und / oder der Familie führen. Falls notwendig, Organisation der<br />

Weitervermittlung an eine kompetente Institution.<br />

> Beurteilung des gesundheitlichen Zustandes und des Wohlbefindens der<br />

Kinder. Evaluation der Zufriedenheit der Kinder und ihrer Angehörigen.<br />

> Aktenstudium bzw. Zusammentragen der benötigten zusätzlichen<br />

Informationen.<br />

> Festlegung der Themen, des Settings und der Interventionsmethoden sowie<br />

Planung der Aktivitäten.<br />

> Festlegung des Interventionsrahmens (Zeit, Dauer, Struktur und Spielregeln).<br />

Leitung der Diskussionen mit den ausgewählten Themen<br />

(Selbstabgrenzung, Klärung der Verantwortlichkeiten, <strong>Sucht</strong>dynamik,<br />

Rückfallprophylaxe, Rollenbilder usw.). Festlegung der individuellen und<br />

gruppenspezifischen Ziele. Steuerung des Gruppenprozesses. Erhaltung<br />

eines Gleichgewichts zwischen Einzel- und Gruppenbedürfnissen, Setzen<br />

von Grenzen usw. Teilnahme an Koordinationsaktivitäten der Institution.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

15


4.0 INTERVENTION<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

4.7 Animation von Gesprächsgruppen<br />

4.8 Medizinische Therapie und Substitutionstherapie<br />

Durch den Beginn, die Fortführung<br />

und die Beendigung einer medizinischen<br />

Therapie werden die Gesundheit<br />

und die Lebensqualität der<br />

PatientInnen verbessert.<br />

4.9 Medikamentenabgabe<br />

Abgabe der verordneten Medikation<br />

unter Beachtung einer optimalen<br />

therapeutischen Komplianz sowie<br />

maximaler Sicherheit der<br />

PatientInnen und der Angehörigen.<br />

16 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Auswertung des Gruppenprozesses und der Resultate mit den<br />

TeilnehmerInnen. Teilnahme an reflektierenden Aktivitäten. Evaluation.<br />

> Zusammentragen aller medizinischen Informationen sowie der für eine<br />

medizinische oder Substitutionstherapie erforderlichen Informationen.<br />

Kennen der in dieser Bevölkerungsgruppe regelmässig auftretenden<br />

Krankheiten sowie der Risiken im Zusammenhang mit den medizinischen<br />

Verordnungen.<br />

> Wahl und Planung oder Anpassung der Therapie. Gegebenenfalls Planung<br />

zusätzlicher Untersuchungen.<br />

> Neuformulierung der spezifischen Ziele. Gewährleistung der Kohärenz der<br />

Therapie mit den verschiedenen Beteiligten. Anpassung des<br />

Behandlungsplans inkl. Neuorientierung der Behandlung. Durchführung<br />

medizinischer, somatischer und psychiatrischer Interventionen. Organisation<br />

der Medikamentenabgabe.<br />

> Auswertung der Zielerreichung, der Gesundheit der PatientInnen, deren<br />

Zufriedenheit und diejenige ihrer Angehörigen.<br />

> Überprüfung der Richtigkeit der Verordnung und der Übereinstimmung<br />

zwischen Verordnung und vorbereiteter Medikation. Beurteilung des<br />

Allgemeinzustandes und Wahrnehmung allfälliger Vergiftungsanzeichen der<br />

PatientInnen vor der Medikamentenabgabe.<br />

> Planung einer klaren Vorgehensweise, falls die PatientInnen<br />

Kontraindikationen zeigen oder bei aussergewöhnlichen Situationen (Ferien,<br />

Spitalaufenthalt, Gefängnis).<br />

> Medikamentenabgabe, ständige Überprüfung des Verständnisses der<br />

PatientInnen, der Abgabebestimmungen und der Verordnungsvorschriften.<br />

> Buchführung über die verabreichten Medikamente und über die Fehler bei<br />

der Abgabe (ggf. der Komplikationen). Evaluation der Kohärenz zwischen<br />

der Medikamentenabgabe und dem klinischen Verlauf der PatientInnen.<br />

Mitteilung allfälliger Anpassungen an alle Beteiligten.


Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

4.10 Sachhilfe<br />

Durch Sachhilfe (finanzielle,<br />

rechtliche, administrative, berufliche<br />

usw.) werden die soziale Situation der<br />

KlientInnen verbessert und die<br />

berufliche und soziale Integration<br />

erleichtert.<br />

4.11 Frühintervention<br />

Durch rasche Intervention bei Auffälligkeiten<br />

beim Einnehmen von<br />

Substanzen oder bei Verhaltensstörungen<br />

bei Individuen oder<br />

Gruppen wird eine angepasste Beratung<br />

zur Problemlösung, zur Einleitung<br />

der notwendigen Schritte bei<br />

spezialisierten Diensten, zur Vorbeugung<br />

einer Verschlechterung der<br />

Situation und zur Schadensminderung<br />

angeboten.<br />

> Kenntnis der sozialen Aspekte materieller und/oder immaterieller<br />

Unterstützung. Kenntnis der gesetzlichen Grundlagen der Sozialhilfe sowie<br />

der Sozialversicherungen. Aktenstudium. Zusammentragen der benötigten<br />

zusätzlichen Informationen.<br />

> Entscheidung, welche Unterstützung durch die Institution gewährleistet<br />

werden kann und welche über andere Dienste laufen muss. Planung der<br />

Hilfeschritte aufgrund einer Prioritätenliste.<br />

> Gewährleistung von Unterstützungsmassnahmen (Verteilung von<br />

Lebensmittelgutscheinen, Wohnungssuche, Entschuldungsplan,<br />

Beschäftigungs- oder Arbeitssuche, Knüpfung sozialer Kontakte usw.) oder<br />

Weiterleitung an andere Dienste (IV, RAV, Sozialdienste usw.). Koordination<br />

der Sozialhilfe mit den anderen Behandlungsformen. Weiterleitung der relevanten<br />

Informationen.<br />

> Evaluation der Interventionen mit den KlientInnen sowie allen Beteiligten.<br />

> Sich informieren bezüglich des Risikoverhaltens, der Einnahme von<br />

Substanzen, des Ausmasses des Problems, des bisherigen Verhaltens, des<br />

sozialen Umfeldes und des institutionellen Kontexts (Schule, Lehrstelle<br />

usw.). Kennen des sozialen und psycho-pädagogischen Netzwerks<br />

(Schulen, Lehrstellen, Jugend- und Freizeiteinrichtungen, Justiz- und<br />

Administrativbehörden usw.).<br />

> Einschätzung der Lage aufgrund der erhaltenen Informationen. Erarbeitung<br />

einer Zielvereinbarung und eines Interventionsplans zusammen mit den<br />

betroffenen Personen. Erkennen des eigenen Kompetenzfeldes und nötigenfalls<br />

Weitervermittlung.<br />

> Fachliche und zielgruppenspezifische Umsetzung der vorgesehenen<br />

Massnahmen: Sensibilisierung, Abgabe spezifischen Informationsmaterials,<br />

Erarbeitung von Kompetenzen zur Risikobewältigung inkl. der<br />

Möglichkeiten der Krisenintervention, Organisation von Auszeiten,<br />

Behandlungsalternativen, Stärkung der Ressourcen, motivationale<br />

Gesprächsführung unter Einbezug des sozialen Systems/Kontextes und<br />

Aktivierung des betreffenden Netzwerks. Dokumentation und<br />

Berichterstattung.<br />

> Wirkung der Intervention mit Hilfe eines Standortgesprächs überprüfen.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

17


4.0 INTERVENTION<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

4.12 Notfall- und Krisenintervention<br />

Durch Voraussicht und klare<br />

Einschätzung der Krisen, Notfälle<br />

und potenziellen Risiken sowie<br />

durch das Ergreifen notwendiger<br />

Massnahmen beim Auftreten einer<br />

Krise werden diese entschärft,<br />

die negativen Auswirkungen<br />

gedämpft und die Sicherheit der<br />

Mitarbeitenden und KlientInnen /<br />

PatientInnen gewährleistet.<br />

4.13 Fallbezogene Vernetzung<br />

Durch die Organisation von oder<br />

die Teilnahme an interinstitutioneller<br />

und berufsübergreifender<br />

Zusammenarbeit bei der Begleitung<br />

eines spezifischen Falls durch<br />

mehrere Institutionen werden die<br />

adäquate und wirksame Hilfeleistung<br />

gewährleistet und Doppelspurigkeiten<br />

oder das Weiterreichen<br />

von einem Dienst zum nächsten<br />

vermieden.<br />

18 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Kennen der im <strong>Sucht</strong>bereich sowohl bei KlientInnen / PatientInnen wie auch<br />

beim Personal vorkommenden medizinisch-psychosozialen Notfälle und<br />

Krisen. Kenntnis der Weisungen und erarbeiteten Abläufe zum<br />

Krisenmanagement. Erkennen der Risikosituationen und Krisenanzeichen<br />

bei den PatientInnen / KlientInnen sowie beim Personal, wie auch der<br />

potentiellen Folgeschäden. Kenntnis der Dienste, die allenfalls beigezogen<br />

werden müssen.<br />

> Unmittelbare Beurteilung der Krise. Behandlungsalternativen vorsehen und<br />

rasche Entscheidung bezüglich der Intervention (Zeitpunkt, Umfang,<br />

Massnahmen) und der zu involvierenden Personen oder Institutionen treffen.<br />

> Vorübergehende Übernahme der Entscheidungskompetenz für die<br />

KlientInnen / PatientInnen. Schnell eine adäquate Intervention einleiten und<br />

mit Erste-Hilfe-Massnahmen beginnen. Partnerinstitutionen und<br />

Beziehungsnetz der KlientInnen / PatientInnen einbeziehen. Weiterleitung<br />

an den betreffenden Dienst.<br />

> Evaluation des Krisenmanagements, Dokumentieren der Krise und Planung<br />

von Verbesserungsmassnahmen. Evaluation der Verantwortungsrückgabe<br />

an die KlientInnen / PatientInnen. Vorsehen von Debriefings für das<br />

Personal.<br />

> Informationsbeschaffung über die beteiligten oder zu beteiligenden Dienste<br />

des Netzwerks sowie über die Schnittstellen und die eventuell vorhandenen<br />

Doppelspurigkeiten. Kenntnis der vorhandenen interinstitutionellen<br />

Zusammenarbeitsvereinbarungen.<br />

> Wahl der für den jeweiligen Fall zu involvierenden Institutionen und Dienste.<br />

Planung der Netzwerkaktivitäten.<br />

> Einverständnis der KlientInnen / PatientInnen suchen. Evaluation potenzieller<br />

aus der Zusammenarbeit resultierender Schwierigkeiten und Chancen aus<br />

der Perspektive der KlientInnen / PatientInnen und der Institutionen.<br />

Festlegung der Aufgabenteilung bezüglich Rollen, Verantwortlichkeiten und<br />

Schnittstellen zwischen den Beteiligten. Organisation von oder Teilnahme an<br />

Netzwerktreffen. Umsetzung der geplanten Massnahmen. Information der<br />

PatientInnen / KlientInnen und/oder der involvierten Dienste.<br />

> Evaluation des Netzwerks hinsichtlich des Wohlbefindens der KlientInnen /<br />

PatientInnen sowie deren Angehörigen.


Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

4.14 Nachsorge<br />

Durch die Vorbereitung der<br />

Behandlungs- oder Therapiebeendigung<br />

und die Organisation<br />

der Nachbetreuung wird das<br />

Gelernte verstärkt, Rückfällen<br />

vorgebeugt, die soziale Wiedereingliederung<br />

(Familie und Arbeit)<br />

erleichtert und die Kontinuität<br />

gefördert.<br />

> Kenntnis der Austrittspläne oder des vorgesehenen Behandlungs- oder<br />

Interventionsendes (aufgrund einer gemeinsamen Entscheidung oder auf<br />

Initiative der Betreuungsperson oder der KlientInnen / PatientInnen).<br />

Vergleich mit den ursprünglich durch den Behandlungs- oder Therapieplan<br />

vorgesehenen Austrittsbedingungen.<br />

> Planung der Nachbetreuung und Entscheid über die Bedingungen für einen<br />

allfälligen Wiedereintritt sowie die Involvierung von anderen sozialen oder<br />

gesundheitlichen Einrichtungen.<br />

> Bilanz der erworbenen und aktuellen Ressourcen und Kompetenzen der<br />

PatientInnen / KlientInnen. Antizipation - gemeinsam mit den KlientInnen /<br />

PatientInnen - der möglichen Risiken einer Abstinenzsituation zu Hause und<br />

bei der Arbeit oder beim Wechsel zu einem anderen Dienst (emotionale<br />

Aspekte, Toleranzminderung, Rückfallrisiken usw.). Organisation und<br />

Durchführung des Austrittsgesprächs mit der Familie und/oder dem neuen<br />

Dienst. Gegebenenfalls Weiterleitung der Unterlagen.<br />

> Auswertung der Behandlung oder Therapie (Zielerreichung, Zufriedenheit<br />

der KlientInnen / PatientInnen) beim Austritt und einige Monate danach.<br />

Feedback der KlientInnen / PatientInnen, der Betreuungsperson und der<br />

Angehörigen einholen. Fragebogen über die Zufriedenheit ausfüllen lassen.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

19


5.0 NIEDERSCHWELLIGE INTERVENTIONEN<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

5.1 Beratung und Begleitung (im Bereich Schadensminderung)<br />

Aufbau eines Vertrauensverhältnisses<br />

mit den KlientInnen durch die<br />

Beratung bei alltäglichen Problemstellungen<br />

mit dem Ziel, die<br />

Ressourcen und Selbstverantwortung<br />

zu stärken<br />

und die Bereitschaft zur<br />

Annahme weiterer Hilfsangebote<br />

zu erhöhen, damit die KlientInnen<br />

besser zur Alltags- und Lebensbewältigung<br />

befähigt und ihre<br />

Lebensqualität verbessert werden<br />

können.<br />

5.2 Pflege (delegierte pflegerische Versorgung)<br />

Durch eine pflegerische und<br />

medizinische Grundversorgung in<br />

niederschwelligen Institutionen,<br />

welche nur über eine elementare<br />

medizinische Infrastruktur verfügen,<br />

wird der Gesundheitszustand der<br />

PatientInnen verbessert und einer<br />

Verschlechterung vorgebeugt.<br />

20 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Durch Gespräche, Beobachtung von Verhaltensweisen, gezieltes<br />

Nachfragen usw. die vorhandenen (materiellen, sozialen, kognitiven,<br />

physischen, psychischen und motivationalen) Ressourcen abklären sowie<br />

Defizite und Bedürfnisse einschätzen. Überprüfung bereits beanspruchter<br />

Unterstützung durch das Hilfenetz. Bereitschaft zu Hilfestellung<br />

signalisieren.<br />

> Gemeinsame Ziele und angemessene Interventionen vereinbaren.<br />

Zuständigkeiten und Grenzen der Unterstützungsmassnahmen klar regeln<br />

und kommunizieren. Falls notwendig, Entscheid für eine Krisenintervention.<br />

> Zielorientierte Umsetzung der beschlossenen Interventionen (Beratung,<br />

Hausbesuche, Begleitung in andere Institutionen, Beschäftigungs- oder<br />

Freizeitprogramme, Kleiderabgabe usw.). Leisten von Motivationsarbeit.<br />

Gezielte Vernetzung mit anderen Angeboten und bei Bedarf Begleitung der<br />

KlientInnen. Vermittlung allgemeiner Informationen zu den Themen <strong>Sucht</strong>,<br />

Gesundheit, Hygiene, Ernährung, Alltagsgestaltung usw. Falls notwendig,<br />

Umsetzung der beschlossenen Krisenintervention.<br />

> Regelmässige Standortbestimmungen, allenfalls unter Einbezug des persönlichen<br />

und institutionellen Umfelds der KlientInnen. Überprüfung der<br />

Zielerreichung.<br />

> Informationsbeschaffung über den somatischen und psychischen<br />

Gesundheitszustand der PatientInnen und über die aktuelle Verordnung<br />

(feste Medikation plus Reserve).<br />

> Planung einer pflegerischen Intervention gemäss den Möglichkeiten der<br />

Institution. Entscheid über die eventuelle Überweisung an eine spezialisierte<br />

Institution.<br />

> Durchführung der pflegerischen Behandlung (Wundversorgung,<br />

Medikamentenabgabe usw.). Information über Präventionsmassnahmen<br />

und Abgabe von Präventionsmaterial. Gegebenenfalls für eine spezielle<br />

Behandlung motivieren und Überweisung organisieren. Falldokumentation.<br />

Beratung in Hygiene und Ernährung. Notfallintervention einleiten.<br />

> Überprüfung der Wirkung der pflegerischen Behandlung.


Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

5.3 Aufsuchende Sozialarbeit<br />

Aktive Beobachtung der Szene<br />

(illegale Drogen und Alkohol) und<br />

Kontaktaufnahme mit Personen,<br />

die nicht in einem Hilfenetz<br />

integriert sind, mit dem Ziel,<br />

Früherkennung und Frühintervention<br />

zu verwirklichen, Beratung und<br />

Grundversorgung anzubieten,<br />

Risiken und Schäden zu minimieren<br />

und negative Gruppendynamiken<br />

zu entschärfen.<br />

5.4 Führung von Notschlafstellen und Kontakt- und Anlaufstellen<br />

Durch die Bereitstellung von<br />

Infrastruktur und Gütern des<br />

Grundbedarfs sowie der<br />

diesbezüglichen Information und<br />

Beratung werden die Grundbedürfnisse<br />

gedeckt, die Lebensqualität<br />

verbessert sowie soziale<br />

und gesundheitliche Folgeschäden<br />

der Not minimiert oder verhindert.<br />

> Beobachtung der Szene, der sich darin befindlichen Personen und der<br />

Szenengesetze. Beobachtung der individuellen und gruppenspezifischen<br />

Situationen, insbesondere bezüglich der konsumierten Drogen, der<br />

Konsumart und des Risikoverhaltens. Kenntnis des lokalen sozio-politischen<br />

Umfelds (kommunale Drogenpolitik, Organisation und Haltung der Polizei,<br />

Bürgerbewegungen usw.).<br />

> Bestimmung der zu behandelnden Problematik. Wahl der zu involvierenden<br />

Partner. Gemeinsame Definition der Interventionsziele und -mittel.<br />

> Information und Sensibilisierung. Klärung des jetzigen und künftigen<br />

Hilfebedarfs der Individuen oder Gruppen. Stärkung des<br />

Verantwortungsbewusstseins der Individuen oder Gruppen sowie<br />

Förderung der eigenen Ressourcen. Steuerung der Gruppendynamik und<br />

Entschärfung von Konflikten. Menschen in Unsicherheit aufsuchen.<br />

Motivierung für notwendige soziale und gesundheitliche Schritte.<br />

Informationen geben und konkrete, dem Umstand angepasste Beratungen<br />

durchführen. Abgabe von Dokumentationen und Präventionsmaterial.<br />

Gegebenenfalls Behörden und Medien informieren.<br />

> Interventionen auf ihre Wirkung bei den Individuen und Gruppen überprüfen.<br />

Gemeinsam mit PartnerInnen Zielerreichung evaluieren.<br />

> Kenntnis der Bedürfnisse von Personen in unsicheren Lebenssituationen,<br />

unter anderem bezüglich Informationen und Präventionsmaterial. Kenntnis<br />

der zur Verfügung stehenden Infrastruktur, des Materials und der Güter.<br />

> Planung der Zurverfügungstellung von Infrastruktur, Material und Gütern<br />

des Grundbedarfs (was, wie, wo, wann).<br />

> Funktionstüchtigkeit der Infrastruktur gewährleisten und zur Verfügung stellen.<br />

Erarbeitung, Information und Umsetzung der Regeln zur Infrastruktur-<br />

und Materialbenützung unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation<br />

(Notunterkünfte, niederschwellige Treffpunkte, Injektions- und<br />

Inhalationsräume, Spritzenautomat, Bus, Gassenküche usw.) Organisation<br />

der Infrastrukturnutzung. Organisation und Betreuung von<br />

Beschäftigungsprogrammen und Verpflegungsangebot. Steuerung der<br />

Gruppendynamik. Abgabe von Präventionsmaterial mit für die Zielgruppe<br />

(z.B. MigrantInnen, DrogenkonsumentInnen, Frauen-Männer usw.) spezifischen<br />

und verständlichen Informationen zum Gebrauch. Materialbestellung,<br />

Vorratsverwaltung und Kontrolle der Ablaufdaten. Einhaltung der nötigen<br />

Diskretion.<br />

> Feedbacks der KlientInnen einholen hinsichtlich ihrer Zufriedenheit sowie<br />

zum Gebrauch der Infrastruktur und des Materials, zum Verständnis der<br />

Informationen. Rücklauf der Spritzen und Nadeln kontrollieren.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

21


5.0 NIEDERSCHWELLIGE INTERVENTIONEN<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

5.5 Beschäftigung und Begleitung in niederschwelligen Arbeitsangeboten<br />

(Taglohnprogramme)<br />

Durch die Beschäftigung von<br />

süchtigen Personen in einem<br />

niederschwelligen Arbeitsprogramm<br />

kommen diese wieder in Kontakt<br />

mit der Arbeitswelt, kann durch<br />

positive Arbeitserfahrung ihr<br />

Selbstvertrauen gestärkt werden,<br />

und sie haben die Gelegenheit, in<br />

einem geschützten Umfeld<br />

Verhaltensweisen wie Pünktlichkeit,<br />

Sauberkeit, Einhalten von Regeln<br />

und Durchhaltevermögen zu<br />

erproben. Gleichzeitig wird die<br />

soziale Wiedereingliederung<br />

gefördert.<br />

22 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Kenntnis der für süchtige Menschen relevanten Netzwerke und Angebote<br />

im Zusammenhang mit Arbeit und Beschäftigung. Kenntnisse der arbeitsbezogenen<br />

Bestimmungen (SKOS, kantonale Richtlinien, OR, AHV,<br />

Versicherungen etc.). Kenntnisse des geschützten regionalen Arbeits- und<br />

Nischenmarktes in den Bereichen Produkte und Dienstleistungen. Erkennen<br />

der vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen der KlientInnen.<br />

> Einholen von externen Arbeitsaufträgen und Bereitstellen von<br />

Arbeitsplätzen, die gleichermassen für Frauen und Männer geeignet sind<br />

und unter Drogeneinfluss stehenden Menschen eine sinnvolle, entwicklungsfördernde<br />

Beschäftigung ermöglichen. Absprachen, vertragliche<br />

Regelungen mit den relevanten NetzwerkpartnerInnen bezüglich<br />

Zuweisungspraxis, Zusammenarbeitsmodalitäten usw. erarbeiten.<br />

> Strukturieren und Durchführen von Aufnahmeformalitäten, Einführung der<br />

KlientInnen in Funktionsweise, Anforderungen, Arbeitsabläufe und interne<br />

Regelungen; gemeinsame Zielformulierung mit KlientInnen, Informationen<br />

abgeben zu externer Vernetzung, Schweigepflichtentbindung etc. Zuteilung<br />

der Arbeit, Anleitung und Kontrolle der KlientInnen; Führen von arbeitsbezogenen<br />

KlientInnendossiers, Akquisition von externen Arbeitsaufträgen,<br />

erstellen von Rechnungen, Präsenzlisten, Lohnausweisen etc.<br />

> Durchführung von Standortgesprächen und Einleiten von angepassten<br />

Veränderungsmassnahmen, Überprüfen der KlientInnen- und<br />

KundInnenzufriedenheit. Auswertung von Art und Anzahl der Arbeitsplätze.<br />

Zusammenarbeit mit NetzwerkpartnerInnen regelmässig auswerten und<br />

anpassen. Auswerten der Wirtschaftlichkeit der Programme.


Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

5.6 Interessenvertretung und Mediation<br />

Durch die Vertretung der Interessen<br />

von abhängigen Personen<br />

gegenüber den Quartiervereinen,<br />

den lokalen Behörden und der<br />

Öffentlichkeit sowie durch Mediation<br />

innerhalb der Szene und zwischen<br />

dieser und der Öffentlichkeit werden<br />

akzeptable Lebensbedingungen für<br />

marginalisierte Gruppen und die<br />

Gesellschaft geschaffen, Toleranz<br />

und gegenseitiger Respekt<br />

verbessert und Desintegration<br />

verhindert.<br />

> Informationsbeschaffung über die Reaktionen und Vorstellungen der Öffentlichkeit<br />

und der lokalen Bevölkerung gegenüber den marginalisierten<br />

abhängigen Personen. Kenntnis der administrativen, politischen, kommunalen<br />

und kantonalen Instanzen. Schlüsselpersonen, die bei Konflikten beigezogen<br />

werden können, kennen. Die Konsumgewohnheiten der hauptsächlich<br />

betroffenen Gruppen kennen.<br />

> Situationsabhängige Wahl der Ansprechpersonen. Planung der Aktivitäten<br />

im Rahmen der Interessenvertretung und der Mediation.<br />

> Mit den betroffenen Personen und Gruppen Kontakte aufbauen und pflegen.<br />

Einleitung der Verhandlungs- und Mediationsprozesse sowie<br />

Erarbeitung entsprechender Vereinbarungen. Information der betroffenen<br />

Zielgruppen über die durch die Prekarisierung bedingten<br />

Lebensbedingungen und die Probleme der marginalisierten<br />

Bevölkerungsgruppen. Orte der Begegnung ermöglichen. Die beobachteten<br />

Veränderungen in der Szene an Dienststellen und Behörden weitervermitteln.<br />

Öffentliche Veranstaltungen organisieren und leiten.<br />

> Umfrage über die Zufriedenheit in der Nachbarschaft und der KlientInnen<br />

sowie Auswertung der Effizienz der durchgeführten Aktivitäten.<br />

<strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

23


6.0 KOMMUNIKATION<br />

Titel der Kompetenz Definition der Handlungseinheit<br />

6.1 Dokumentation<br />

Durch das Sicherstellen einer<br />

transparenten, strukturierten,<br />

vollständigen und verständlichen<br />

Dokumentation, Berücksichtigung<br />

der aktuellen Standards<br />

und der externen und internen<br />

Anforderungen, werden die internen<br />

und externen Informationsflüsse und<br />

die zur reibungslosen Funktionsweise<br />

der Institution notwendige<br />

Datensammlung gewährleistet.<br />

Je nach Situation erstellung von<br />

persönlichen Akten, Berichten oder<br />

Journalen (oder vergleichbaren<br />

Dokumenten).<br />

6.2 Sensibilisierung und Schulung<br />

Durch die Sensibilisierung von<br />

Fachpersonen, MultiplikatorInnen<br />

oder Schlüsselpersonen im Umfeld<br />

der KlientInnen / PatientInnen<br />

können spezifische <strong>Sucht</strong>problematiken<br />

im Rahmen ihrer<br />

Arbeit besser erkannt werden und es<br />

kann adäquat darauf eingegangen<br />

werden.<br />

24 <strong>Kompetenzprofil</strong> <strong>Sucht</strong><br />

> Identifizierung der notwendigen Daten zur Aktenerstellung über<br />

KlientInnen / PatientInnen sowie zur Berichterstattung an die Behörden, die<br />

den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen und die zum Funktionieren<br />

der Institution notwendig sind (Statistiken, Qualitätssicherung,<br />

Beobachtungen der Szene und der Zielgruppen usw.). Kenntnis der<br />

Datenschutzbestimmungen.<br />

> Definition der Inhalte und des notwendigen Ausmasses aufgrund dieser<br />

Elemente sowie Planung des Zeitaufwandes für die Dokumentation.<br />

> Vorbereitung einer administrativen Akte zur Vereinfachung des<br />

Zusammentragens der notwendigen Daten sowie zur<br />

Informationsvermittlung an andere Fachpersonen, unter Berücksichtigung<br />

des Datenschutzes. Zusammentragen aller notwendigen und relevanten<br />

Daten. Schriftliches, zusammenfassendes und verständliches Festhalten<br />

der gesammelten Informationen unter Berücksichtigung der internen und<br />

externen Standards und Anforderungen (Akte, Bericht, Journal usw.).<br />

Unterscheidung zwischen Tatsachen und Interpretationen. Weiterleitung an<br />

die berechtigten Personen innerhalb der vorgeschriebenen Fristen.<br />

Gegebenenfalls Einsicht gewähren.<br />

> Überprüfung der Vollständigkeit der Dokumentation. Kontrolle der regelmässigen<br />

und vollständigen Aktualisierung der Akten. Feedbacks von den<br />

EmpfängerInnen einholen.<br />

> Die potenziellen EmpfängerInnen von Sensibilisierungsmassnahmen und<br />

Schulungen kennen. Informationsbeschaffung über die Bedürfnisse der<br />

AnsprechpartnerInnen im Zusammenhang mit ihrer Funktion, ihrer<br />

Beziehung zu süchtigen Menschen und ihrem Wissensstand über <strong>Sucht</strong>.<br />

> Wahl der Mittel, der Form, der Sprache, des Ortes usw., unter<br />

Berücksichtigung von Gender und Migrationshintergrund. Planung der<br />

Interventionen.<br />

> Organisation und Durchführung der Sensibilisierung oder der Schulung<br />

gemäss den Kriterien der Erwachsenenbildung. Verteilung von<br />

Informationsmaterial und Adressen von Behandlungsangeboten.<br />

> Regelmässige Auswertung der Sensibilisierungsaktionen und der<br />

Schulungen.


EXPERTiNNENKOMMISSION<br />

DES BAG WEITERBILDUNG IM<br />

SUCHTBEREICH<br />

Geschäftsleitung<br />

Contact Netz<br />

Monbijoustrasse 70<br />

3000 Bern 23<br />

Tel. 0041(0)31 378 22 48<br />

info@<strong>Weiterbildung</strong><strong>Sucht</strong>.ch<br />

www.<strong>Weiterbildung</strong><strong>Sucht</strong>.ch<br />

Erarbeitet mit<br />

Unterstützung von<br />

BfB<br />

Bahnhofstrasse 20<br />

8800 Thalwil<br />

Tel. 0041(0)43 388 34 00<br />

www.bildungsfragen.ch<br />

cbva sa<br />

Rue des Terreaux 5<br />

Case postale 2124<br />

2001 Neuchâtel 1<br />

Tel. 0041(0)32 886 49 00<br />

www.cbva.ch<br />

Übersetzung<br />

weiss traductions<br />

Militärstrasse 87a<br />

Postfach 1337<br />

8026 Zürich<br />

Tel. 0041(0)43 243 39 77<br />

www.weiss-traductions.ch<br />

Impressum<br />

Copyright © 2008 EWS-CFD<br />

Grafikkonzept: jaDESIGN, Bern<br />

Julie Ting + Andreas Rufer<br />

DANK<br />

An dieser Stelle möchten wir unseren<br />

Dank aussprechen:<br />

Den engagierten Berufsleuten aus den verschiedenen Teilgebieten<br />

der <strong>Sucht</strong>arbeit, welche an der Erfassung und präzisen Formulierung<br />

der im <strong>Sucht</strong>bereich zu bewältigenden Herausforderungen gearbeitet<br />

haben. Namentlich sind dies Bertoli Luigi (Réseau Contact, Biel-<br />

Bienne), Bösiger Philip (Contact Netz, Bern), Boudier Bruno (Fondation<br />

Bartimée, Grandson), Broers Barbara (HUG, Genève), Fehlmann<br />

Claudius (Klinik Südhang, Kirchlindach), Girod Isabelle (Fordd,<br />

Yverdon), Meier Christine (Réseau Contact, Biel-Bienne), Mezzera<br />

Tanya (<strong>Sucht</strong>hilfe avs, Aarau), Riester Susan (Städtische Gesundheitsdienste,<br />

Zürich), Schläppi-Burkhalter Esther (Blaues Kreuz, Bern),<br />

Simon Olivier (CHUV, Lausanne), Stämpfli Adi (Sozialdienst Stadt<br />

Bern), Tönnissen Gregor (Frankental, Zürich) und<br />

Zürcher Helmut (KODA-1, Bern).<br />

Besonderen Dank gilt den für die Umsetzung des Projekts verantwortlichen<br />

René Stamm des Bundesamtes für Gesundheit und den<br />

BildungsexpertInnen Marie-Louise Carrera, Claudia Schweizer und<br />

Jean-Marie Fragnière (cbva, Neuchâtel) sowie Walter Götze (Büro für<br />

Bildungsfragen, Thalwil). Ihre langjährigen Erfahrungen und die<br />

kompetente Beratung haben es möglich gemacht, das umfassende<br />

Spektrum der <strong>Sucht</strong>arbeit in einem überschaubaren Dokument<br />

überblickbar zu machen.

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