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<strong>Ausarbeitung</strong> <strong>zum</strong> <strong>Text</strong><br />

„Die Scientology Kirche und deren Einstellung zur Beachtung von Recht und Gesetz“<br />

Der Pressedienst des Scientology Kirche Bayern e.V. hat am 11.02.2012 einen <strong>Text</strong> <strong>zum</strong> Thema<br />

„Die Scientology Kirche und deren Einstellung zur Beachtung von Recht und Gesetz“<br />

veröffentlicht. Da wir der Meinung sind, dass dieser <strong>Text</strong> für sich nicht sprechen kann, sondern<br />

einer ausführlichen Ergänzung bedarf, um von Außenstehenden wirklich verstanden zu werden,<br />

legen wir eine kritische <strong>Ausarbeitung</strong> <strong>zum</strong> <strong>Text</strong> des eingetragenen Vereins vor.<br />

Grundlage unserer <strong>Ausarbeitung</strong> sind die aktuellen Urteile gegen Scientology, laufende Prozesse,<br />

die Richtlinien, Weisungen und Schriften des Gründers L.R. Hubbard, sowie die Einschätzungen<br />

durch Sektenexperten, Verfassungsschutz und Aussteiger.<br />

1


Die Scientology Kirche und deren Einstellung zur Beachtung von Recht und Gesetz<br />

Der Pressedienst des eingetragenen Vereins Scientology Kirche Bayern e.V., Ansprechpartner<br />

Frau Uta Eilzer, hat sich berufen gefühlt, angesichts der immer stärker in die Öffentlichkeit<br />

drängenden Vergehen der Scientology Organisation, wie z.b. in Frankreich, wo es zu einer<br />

Verurteilung wegen organisierten Betruges kam, ein Schreiben aufzusetzen, in dem sie der<br />

Öffentlichkeit vermitteln möchte, dass Scientologen dazu angehalten sind, die Gesetze des<br />

Landes, in dem sie leben, zu respektieren.<br />

Welches Ziel verfolgt aber dieses Schreiben? Dafür muss man verstehen, dass Scientologen<br />

angehalten sind, alles für KSW zu tun. KSW bedeutet Keep Scientology Working. Jeder<br />

Scientologe ist dazu angehalten, persönlich Verantwortung dafür zu tragen, dass Scientology am<br />

Leben erhalten wird. Debbie Cook hat in ihrer eMail, die kürzlich an die Öffentlichkeit gelangte,<br />

ebenfalls noch einmal die Notwendigkeit von KSW für Scientology betont. 1<br />

Grundlage von KSW ist das scientologische Denken, das im Überleben das „Prinzip des Daseins“<br />

sieht. 2 Diese Überlebensdynamik spiegelt sich im „Drang des Einzelnen <strong>zum</strong> optimalen Überleben<br />

der Gruppe.“ 3 Deshalb ist für Scientology jede „wissentlich begangene Handlung oder<br />

Unterlassung, um Scientology oder Scientologen zu unterdrücken, einzuschränken oder zu<br />

behindern“ ein Schwerverbrechen 4 .<br />

So verwundert es auch nicht, dass die ranghohe Scientologin und Leiterin von Scientologys<br />

Menschenrechtsorganisation CCHR Jan Eastgate wegen Vertuschung von Kindesmissbrauch vor<br />

Gericht stand (bzw zur Zeit wegen Justizbehinderung angeklagt ist), da es sich bei dem Täter um<br />

einen Scientologen handelte.<br />

Innerhalb der Scientology Organisation gibt es eine Sektion, die Scientology interessanterweise<br />

Ethik nennt. Die Funktion dieser Sektion besteht darin, „Gegenabsichten aus der Umgebung zu<br />

entfernen.“ Ist das erreicht, wird der Zweck der Ethik, „Fremdabsicht aus der Umgebung zu<br />

entfernen.“ 5 Im Einklang mit KSW und dem Glauben an die Überlebensdynamik ist das Ziel, die<br />

Absichten zu entfernen die andere sind als „jene Ziele, die (...)als die Ziele der Gruppe bekannt<br />

sind.“ 6<br />

Es ist naheliegend, dass Ziel dieser Erklärung des Pressedienstes KSW ist – das Überleben von<br />

Scientology zu sichern – und höchstwahrscheinlich ebenso die Beseitigung aller Zweifel an der<br />

Scientology Organisation, die sich gegen das Überleben der Organisation richten könnten.<br />

Es wäre dennoch zu einfach anzunehmen, im Schreiben des Pressedienstes würde einfach<br />

gelogen. Wie alle Sekten benutzt Scientology ein eigenes Sprachsystem. Das von Scientology ist<br />

unseres Kenntnisstandes nach sogar das komplizierteste. Es werden Begriffe umgedeutet und<br />

völlig neu besetzt. Durch diese Sprachmanipulationen wird das Denken der Person systematisch<br />

verändert und an die Zielsetzung der Gruppe angeglichen.<br />

Ein gutes Beispiel dafür ist der Begriff der Ethik. Zwar wird er innerhalb von Scientology auch im<br />

üblichen Sinne gebraucht, gleichzeitig aber auch im bereits geschilderten Sinne. Dadurch wird das<br />

Denken des Scientologen dahingehend geprägt, dass ethisch korrektes Handeln darin besteht, im<br />

Einklang mit der Gruppe zu agieren und individuelle Interessen („Fremdabsichten“)<br />

auszuschließen. Die individuelle Verantwortlichkeit für eigene Entscheidungen, die einen<br />

selbständigen Menschen auszeichnet, wird ausgeschaltet und sämtlichen Handeln und Denken<br />

darauf ausgerichtet, dass es dem Überleben von Scientology dient (KSW). So sind Scientologen<br />

permanent dazu angehalten, zu produzieren und entweder Kurse zu belegen oder Arbeiten für die<br />

1 Email von Debbie Cook, die sie an 12000 OTs schrieb<br />

2 Dianetik, L.R. Hubbard, S. 26<br />

3 Dianetik, L.R. Hubbard, S. 43<br />

4 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R. Hubbard, S.159<br />

5 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R. Hubbard, S.153<br />

6 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R. Hubbard, S.153<br />

2


Organisation zu verrichten, so schreibt Hubbard in „Einführung in die Ethik der Scientology“ über<br />

die „produzierenden und anständigen Leute“ 7 , womit sich der Kreis <strong>zum</strong> Verständnis von Ethik<br />

schließt.<br />

Der <strong>Text</strong> des Pressedienstes des eingetragenen Vereins Scientology Kirche Bayerns e.V. ist daher<br />

unter dem Gesichtspunkt zu lesen, dass ihm eine eigene Sprache zugrunde liegt. Scientologen<br />

verstehen den <strong>Text</strong> daher ganz anders als der Außenstehende, der sich mit dem Sprachsystem<br />

von Scientology nicht auseinandergesetzt hat. Beginnen wir also mit dem <strong>Text</strong>.<br />

Ron Hubbard hat als Gründer der Scientology-Religion und als Autor der maßgeblichen Schriften<br />

der Scientology-Kirche immer die Befolgung staatlicher Gesetze eingefordert. Entsprechendes ist<br />

seit Jahrzehnten in den Satzungen der Kirche vermerkt. Das staatliche Recht wird damit ganz<br />

sicher nicht abgelehnt.<br />

Man muss dazu wissen, dass es erklärte Methode von Scientology ist, „ständigen Druck auf<br />

Regierungen ausüben, um Gesetzgebung pro Scientology zu schaffen und um anti-Scientology<br />

Gesetzgebung von Gruppen zu verhindern, die der Scientology entgegenstehen.“ 8<br />

Scientologen sollen also die Gesetzgebung des Landes respektieren, gleichzeitig aber darauf<br />

hinarbeiten, die Gesetzgebung in Richtung pro-Scientology zu verändern. Das staatliche Recht<br />

wird damit – vom Grundsatz her – nicht abgelehnt, vielmehr wird es als Autorität bestätigt, um sich<br />

dieser Autorität bemächtigen und sie im Sinne von KSW verändern zu können.<br />

Ingo Heinemann schreibt auf seiner Homepage diesbezüglich: „Die Aktion, eine pro-Scientology-<br />

Regierung hervorzubrignen, besteht darin, sich die am höchsten plazierte Person im<br />

Regierungsapparat, die man erreichen kann, <strong>zum</strong> Freund zu machen, und im privaten Haushalt<br />

und in Büropositionen in ihrer Nähe Scientologen zu postieren und dafür zu sorgen, daß<br />

Scientology ihre Schwierigkeiten und ihren Fall löst.“ 9<br />

Der Scientology-Aussteiger Larry Brannan sagte: „Also wenn sie ein Gebiet "gecleart" haben,<br />

werden sie erstens zur Regierung und zweitens machen sie die einzige Politik, der man folgen<br />

darf. Das bedeutet das Ende der deutschen Verfassung, das Ende der amerikanischen<br />

Verfassung, das Ende aller Gesetze, die nicht Teil von Scientology sind. Ihre Ziele, wenn sie<br />

sagen, dass sie nicht politisch sind, sind komplett politisch. Sie haben Richtlinien von Hubbard<br />

persönlich, die Regierung zu werdenund alle Gesetze loszuwerden, die nicht Teil von Scientology<br />

sind.“ 10<br />

Hubbard formulierte es in einem Vortrag folgendermaßen: „unsere Zentrale Organisation wird<br />

dann einen Polit-Offizier haben und wenn Ihr dann die Umgebung gesäubert habt, ist der einzige<br />

Zweck Eures Zentrums, ein politisches Zentrum zu sein und dann seid ihr die Regierung und keiner<br />

kann das bestreiten.“ 11<br />

Alle Kirchen und Mitglieder sind aufgefordert, die Gesetze des Landes in dem sie leben und ihre<br />

Religion ausüben, zu befolgen.<br />

Unter Berücksichtigung der bisherigen Ausführungen besagt diese Passage, dass Scientology die<br />

Gesetzgebung zu ihren Gunsten durch Nutzung der bestehenden Gesetze verändern will. Also<br />

keinen gewaltsamen Bruch mit den hiesigen Gesetzen anstrebt, sondern sich der geltenden<br />

Gesetze bemächtigen will, um die Veränderung der Gesetzfevzbg herbeizuführen. Das ist bei<br />

totalitären Systemen kein außergewöhnlicher Ansatz, in der deutschen Geschichte gab es diesen<br />

Ansatz ebenfalls. Hier wird also die Methode beschrieben.<br />

7 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R.Hubbard, S.177<br />

8 HCOPL, 13.03.1961 in OEC Band 7 Seite 487, ingo-heinemann.de<br />

9 HCOPL, 13.03.1961 in OEC Band 7 Seite 487, ingo-heinemann.de<br />

10 „Der gesäuberte Planet – die Reise ins Innere der Scientology“, www.ilsehruby.at/thetan.html<br />

11 „Creating a new Civilization“, L.R.Hubbard, Vortrag, www.ilsehruby.at/hrubybookgerman.html<br />

3


L. Ron Hubbard legte deshalb in einer innerkirchlichen Richtlinie fest, dass alle innerkirchlichen<br />

Handlungen und Bestimmungen, auch im Bereich des eigenen Disziplinarrechts, KEINE Gesetze<br />

eines Landes verletzen dürfen.<br />

Im Anbetracht der Tatsache, dass Scientology die Anpassung der geltenden Gesetzgebung an ihre<br />

innerkirchlichen Vorgaben anstrebt, ist die Aussage, dass alle innerkirchlichen Regelungen im<br />

Einklang mit der geltenden Gesetzgebung stehen müssen, eine Aussage ohne jeden Wert.<br />

Tatsächlich wird hier gesagt, dass jede innerkirchliche Handlung jeden gesetzlichen Spielraum<br />

nutzen soll, der ihr – durch an der Veränderung arbeitenden Scientologen – gewährt wird. Und<br />

angezeigt, dass eine Identität zwischen innerkirchlichen und staatlichen Regelungen geschaffen<br />

werden soll.<br />

In dem von L. Ron Hubbard verfassten „Der Weg <strong>zum</strong> Glücklichsein“ schreibt er unter der Regel<br />

Tun Sie nichts Illegales: „Wenn Sie merken, dass jemand in Ihrer Umgebung illegale Handlungen<br />

begeht, sollten Sie alles tun, was Ihnen nur möglich ist, um ihn davon abzubringen.“<br />

Was sind illegale bzw. kriminelle Handlungen ? Dafür müssen wir etwas näher in die Ideologie von<br />

Scientology eindringen.<br />

„Wenn ein Mensch darin versagt, Ethik auf sich selbst anzuwenden und die Moralgesetze seiner<br />

Gruppe zu befolgen, tritt das Recht auf den Plan.“ 12<br />

Hier wird noch einmal verdeutlicht, was wir bereits <strong>zum</strong> Thema Umdeutung von Begriffen am<br />

Beispiel der Ethik erläutert hatten. Unethisches Verhalten ist also jenes, das nicht mit den<br />

Gesetzen der Scientology übereinstimmt.<br />

„Ein Mensch, der unethisch ist, (…) ist insofern ein potentieller oder aktiver Verbrecher“ 13<br />

„Verstöße, die in Scientology als Verbrechen behandelt werden, sind die folgenden: (…)<br />

Scientology oder Scientologen einer Gefahr auszusetzen. (…) Anstiftung <strong>zum</strong> Ungehorsam (…)<br />

Die Aufrechterhaltung der Disziplin zu verweigern. (…) Materialien oder Richtlinien der Scientology<br />

lächerlich zu machen oder sie Verachtung oder Hohn preiszugeben (…) Schwerverbrechen: Diese<br />

bestehen daraus, dass man sich öffentlich von der Scientology abkehrt oder unterdrückerische<br />

Handlungen begeht.“ 14<br />

„Unterdrückerische Handlungen sind definiert als Handlungen oder Unterlassungen, die<br />

unternommen werden, um Scientology oder Scientologen wissentlich zu unterdrücken,<br />

einzuschränken oder zu behindern.“ 15<br />

Natürlich sind in den Scientology Materialen auch sehr viele Handlungen als kriminell eingestuft,<br />

die von jedem Menschen als kriminell eingestuft werden. Diese Ausführungen sollen aufzeigen,<br />

dass der Begriff kriminell dennoch nicht deckungsgleich mit dem Verständnis der meisten<br />

Menschen in Scientology verwendet wird. Er wird benutzt, um unethisches Verhalten, also<br />

Verhalten, das nicht mit der Ausrichtung von Scientology konform geht oder gegen die<br />

Machenschaften von Scientology gerichtet ist, zu bezeichnen.<br />

Die Aussage „sollte Sie alles tun, was Ihnen nur möglich ist, um ihn davon abzubringen“ weist auf<br />

eine andere Policy hin, die unter dem Namen „Fair Game Policy“ bekannt ist.<br />

„Fair game: Eine “Suppressive Person” (Unterdrückerische Person – Anm. d. Verf.) darf von jedem<br />

Scientologen mit allen Mitteln verletzt und ihrer Besitztümer beraubt werden, ohne daß der<br />

Scientologe Konsequenzen zu befürchten hat. Die “Suppressive Person” darf betrogen, belogen,<br />

verklagt oder vernichtet werden.“ 16<br />

12 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R.Hubbard, S.25<br />

13 Ebd.<br />

14 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R. Hubbard, S. 201 - 208<br />

15 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R. Hubbard, S.209<br />

16 HCOPL, Penalties for lower conditions, L.R.Hubbard<br />

4


„Eine wahrhaft unterdrückerische Person oder Gruppe hat keinerlei Rechte eines Scientologen.“ 17<br />

Übereinstimmend mit den bisherigen Ausführungen deutet es darauf hin, dass Scientology eine<br />

Gesetzgebung anstrebt, die Scientologen ermöglicht, Kritiker zu schädigen und zu beseitigen,<br />

ohne dass sie dafür juristische Sanktionen befürchten müssen.<br />

Für das innerkirchliche Disziplinarrecht steht am Ende der Aufzählung innerkirchlicher Vergehen<br />

der Satz: „Nichts in diesem Kapitel soll je oder unter irgendwelchen Umständen irgendeine<br />

Verletzung der Gesetze des jeweiligen Landes oder irgendeinen absichtlichen Rechtsbruch<br />

rechtfertigen.“<br />

Einige „innerkirchliche Vergehen“, wie sie Hubbard definiert hat:<br />

„Nichtbefolgung: das Versäumnis, einer Anordnung Folge zu leisten.“ 18<br />

„Wissentliche oder wiederholte Abweichungen von der Standard-Technologie, von den<br />

Verfahrensweisen der Ausbildung oder von Richtlinien.“ 19<br />

„Sich zu weigern, einen E-Meter-Check zu erhalten.“ 20<br />

„Sich zu weigern, auditiert zu werden, wenn es von einer höheren Stelle angeordnet wird.“ 21<br />

„Den Empfang einer direkten und rechtmäßigen Anordnung eines leitenden Mitarbeiters nicht zu<br />

bestätigen, sie nicht weiterzuleiten oder sie nicht zu befolgen.“ 22<br />

Interessant ist, dass Scientology offensichtlich für diese und andere Vergehen „direkte<br />

Bestrafung“ 23 vorsieht. Diese Bestrafung besteht in der „Zuweisung eines persönlichen Zustandes<br />

von Notlage“ 24 .<br />

Die einzige positive Aktion, um das Überleben im Zustand der Notlage zu garantieren, ist nach<br />

Hubbard Expansion. Eine Formel für diesen Zustand ist die Straffung der Disziplin, „denn wenn<br />

nicht Disziplin durchgesetzt wird, so wird das Leben selbst die Person disziplinieren.“ 25<br />

Interessant ist also, dass es innerhalb von Scientology notwendig zu sein scheint darauf<br />

hinzuweisen, dass „nichts in diesem Kapitel (...) irgendeine Verletzung der Gesetze des jeweiligen<br />

Landes oder irgendeinen absichtlichen Rechtsbruch rechtfertigen“ soll. Zumindest erweckt es doch<br />

den Eindruck, dass bisweilen innerhalb von Scientology dazu geneigt wird, Vergehen wie<br />

Ungehorsam – was man sich einfach mal auf der Zunge zergehen lassen muss – drastisch zu<br />

sanktionieren.<br />

Norbert Pothoff, ein deutscher Aussteiger schreibt in seinem Buch „Wieder dieses RPF, diesmal ist<br />

Sabine in Gefahr. Das kann ich nicht zulassen. Susans Schilderungen vom Straflager sind mir<br />

noch zu lebhaft in Erinnerung, auch wenn Beate es später verharmloste. Meine Frau würde ich<br />

nicht ausliefern, niemals.“ 26<br />

Das hinterlässt doch einen bestimmten Eindruck vom innerlichen Disziplinar- und Strafsystem.<br />

17 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R. Hubbard, S.236<br />

18 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R.Hubbard, S.196<br />

19 Ebd., S.197<br />

20 Ebd.<br />

21 Ebd.<br />

22 Ebd., S.198<br />

23 Ebd., S.200<br />

24 Ebd., S.200<br />

25 Ebd., S.78<br />

26 Im Labyrinth der Scientology, Norbert Pothoff, S. 223<br />

5


„Jeder solcher Verstöße soll den Schuldigen sowohl den gesetzlich vorgeschriebenen Strafen,<br />

also auch (innerkirchlichen) Ethik- und Rechtsmaßnahmen aussetzen“.<br />

Nun möchte uns doch die Pressesprecherin des eingetragenen Vereins Scientology Kirche Bayern<br />

e.V. erklären, welche gesetzlichen Strafen denn für z.b. Ungehorsam oder Weigerungen, sich<br />

auditieren zu lassen, vorgesehen sind. Sicher wäre an dieser Stelle die Antwort, dass von den<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Strafen gesprochen wurde und in diesen Fällen keine gesetzlichen<br />

Strafen zu erwarten sind.<br />

Somit dürften auch keine innerkirchlichen Ethik- und Rechtsmaßnahmen erfolgen, da uns die<br />

Scientology Kirche Bayern vermitteln wollte, dass die innerkirchlichen Maßnahmen niemals andere<br />

sind als jene der geltenden Rechtssprechung.<br />

Die angebliche Identität zwischen dem innerkirchlichen und staatlichen Rechtssystem, die hier<br />

angedeutet wird, lässt sich nicht nur durch Primärliteratur von L.R.Hubbard widerlegen, auch<br />

Aussteigerberichte und aktuelle Verurteilungen der Scientology-Organisation wie z.b. in Frankreich<br />

wegen organisierten Betruges sprechen eine ganz klare Sprache und bestätigen die Ausführung in<br />

diesem Schreiben von Frau Eilzer als P.R. / KSW.<br />

Deutlicher kann die Oberhoheit des staatlichen Rechts im Verhältnis <strong>zum</strong> innerkirchlichen Recht<br />

wohl kaum <strong>zum</strong> Ausdruck gebracht werden.<br />

Auf Seite 3 dieser <strong>Ausarbeitung</strong> wurde ausführlich das Verhältnis von Scientology zur „Oberhoheit<br />

des staatlichen Rechts“ beschrieben.<br />

Das hinderte trotzdem einzelne, voreingenommene Mitglieder der früheren Enquete-Kommission<br />

des Deutschen Bundestages nicht, die „Abkehr von Recht und Gesetz“ und – als notwendige<br />

Begründung von Überwachungsforderungen – die angebliche „Aushöhlung des unabhängigen<br />

Gerichtswesens“ ohne irgendwelche Belege künstlich zu konstruieren.<br />

Wir hoffen, durch dieses Schriftstück einige Belege geliefert zu haben, dass es sich nicht um<br />

künstliche Konstruktionen handelt, sondern diie Annahme, Scientology habe ein eigenes, vom<br />

staatlichen Recht unabhängiges Rechtssystem, das zudem nur vereinzelt Gemeinsamkeiten mit<br />

dem staatlichen Recht aufweist, sowohl durch die Praxis der Scientology Organisation als auch<br />

durch die Schriften des Gründers L.R. Hubbard, bestätigt wird.<br />

Scientology ist ein totalitäres System, das auf absoluter Kontrolle seiner Mitglieder basiert, sich<br />

verschiedener Methoden der Verhaltensmanipulation bedient und „hierarchisch aufgebaut und<br />

straff militärisch organisiert“ 27 ist. Aussteiger berichten von Freiheitsberaubung, Folter und<br />

Nötigung. 28<br />

Allein die bloße Tatsache der Existenz einer innerkirchlichen, disziplinarischen Rechtsordnung<br />

wurde als „Beweis“ dafür bemüht, dass Scientology mit der staatlichen Gerichtsbarkeit und<br />

Rechtsordnung nichts am Hut habe.<br />

Die Existenz eigener Straflager 29 sowie einer eigenen Abteilung, die sich mit der Beseitigung von<br />

Gegenabsichten aus der Umgebung befasst, und die Installation eines eigenen Geheimdienstes 30<br />

dürfte deutlich aufzeigen, dass sich Scientology einer eigenen Gerichtsbarkeit bedient.<br />

27 Relilex online, Joachim Happel, Referenz: Bayerisches Staatsministerium des Inneren<br />

28 Scientology ist eine kriminelle Organisation, Hendrik Ternieden, Spiegel Online 20.11.2009<br />

29 Gehirnwäsche im Rehabilitation Project Force, Behörde für Inneres,<br />

http://www.hamburg.de/contentblob/109284/data/gehirnwaesche.pdf<br />

30 http://www.verfassungsschutz-bw.de/index.php?option=com_content&view=article&id=82&Itemid=125<br />

6


Das faktisch alle gesellschaftlichen Verbände und natürlich auch Religionsgemeinschaften – vom<br />

Sportverein (Beispiel DFB), den Gewerkschaften, den Parteien bis zu den Amtskirchen – über<br />

eine interne disziplinarische Rechtsordnung verfügen, genügt offenbar nicht, um den Betreibern<br />

dieser Argumentation die Absurdität ihrer Logik aufzuzeigen.<br />

Es ist eine übliche Praxis bei Scientology, in der ersten Hälfte eines Rechtfertigungsschreibens<br />

Vorwürfe komplett zu leugnen und argumentativ auszuhöhlen, um im 2. Teil mit anerkannten,<br />

staatlichen Autoritäten zu „arbeiten“. Zum einen möchte man erreichen, dass der Leser denkt:<br />

„Wieso wirft man Scientology etwas vor, was doch bei anderen Institutionen Gang und Gebe ist?“<br />

Hierbei ist aber an<strong>zum</strong>erken, dass nicht die Frage, ob es ein internes Disziplinarrecht bei<br />

Scientology gibt, Grundlage der Überwachung ist, sondern „dass Scientology nach wie vor<br />

Bestrebungen verfolge, die gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtet seien.“ 31<br />

Es ist nicht unüblich, dass Scientology in Schreiben, nachdem man versucht hat, die Vorwürfe zu<br />

bestreiten, dann, die Vorwürfe zu relativieren, zu einem direkten Angriff auf staatliche Stellen oder<br />

andere Institutionen und Feindbilder, wie z.b. die Psychiatrie, übergeht. Grundlage ist das Gesetz<br />

der Dritten Partei, d.h. Scientology geht davon aus, dass in in einem Konflikt immer eine dritte<br />

Partei existieren muss, die Ursache dieses Konfliktes ist bzw. versucht, einen Konflikt<br />

herzustellen. 32<br />

„Die verborgene dritte Partei, die manchmal nur die eine Seite zu unterstützen scheint, kann als<br />

Anstifter entlarvt werden.“ 33<br />

Ein „Gutachter“ der besagten Enquete, der selbst früher gegen die Scientology Kirche meist<br />

vergeblich prozessiert hatte und damit alles andere als in der Sache neutral und objektiv<br />

„gutachten“ konnte, ging – aufgrund eines aus dem Zusammenhang gerissenen Zitats – sogar so<br />

weit zu behaupten, es gäbe einen Beleg, dass Scientology die bestehende Rechtsordnung<br />

„pauschal ablehnt“ und im Falle von „politischer Macht“ nur noch ihr eigenes, innerkirchliches<br />

Rechtssystem zulassen würde.<br />

Der Gutachter der Enquete-Kommission wird an dieser Stelle als verborgene dritte Partei<br />

dargestellt, die danach strebt, Scientology in ein falsches Licht zu rücken.<br />

Häufig wird diese Dritte Partei, sofern es sich um einzelne Personen handelt, auch mit kritischen<br />

Personen, die zugleich als anti-soziale und anti-scientologische Persönlichkeiten dargestellt<br />

werden, gleichgesetzt. So verbreite eine „solche Person (…) hauptsächlich schlechte Nachrichten,<br />

kritische oder feindselige Bemerkungen, Abwertungen oder allgemeine Unterdrückung.“ 34<br />

Selbstverständlich unterstütze die „antisoziale Persönlichkeit (…) ausschließlich destruktive<br />

Gruppen“ und wüte „gegen jede Gruppe, die konstruktiv ist oder verbessern will, und greift sie<br />

an.“ 35<br />

Völlig abgesehen von der Tatsache, dass die Scientology-Kirche keinerlei politische Ziele verfolgt<br />

und erst recht keine Beteiligung an „politischer Macht“ anstrebt, sondern für die Trennung von<br />

Kirche und Staat eintritt.<br />

Hier wird noch einmal versucht, sich selbst von jedem Machtstreben loszusagen, um dann eine<br />

gesellschaftliche Position zu beanspruchen, die von vielen Menschen als richtig empfunden wird.<br />

Es handelt sich um den Versuch, Vorwürfe zu neutralisieren, um sich dann aus dieser Neutralität<br />

heraus positiv darzustellen. Gerade die Trennung von Kirche und Staat ist etwas, das viele<br />

Menschen unterstützen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf die ersten Seiten dieser<br />

31 „Verfassungsschutz darf Scientology weiter überwachen“, RP online, 12.2.2008<br />

32 Scientology Handbuch, Das Gesetz der Dritten Partei, http://german.scientologyhandbook.org/sh8_1.htm<br />

33 Ebd.<br />

34 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R.Hubbard, S.115<br />

35 Ebd., S.118<br />

7


Analyse verweisen, die klar belegen, dass Scientology eher das Gegenteil anstrebt, nämlich den<br />

Staat nach den Vorgaben von L.R. Hubbard zu formen.<br />

Das probiert Scientology nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft. Hierfür benutzt<br />

Scientology Verbände wie WISE (World Institute of Scientology Enterprises). Ziel von WISE ist<br />

„die übernahme der Wirtschaft auf der gesamten Welt durch die Scientology, indem die LRH-<br />

Verwaltungstechnologie in jeder Firma der Welt vollständig eingeführt wird, ob es sich um<br />

Scientologen handelt oder nicht.“ 36<br />

Davon abgesehen kann man nicht häufig genug erwähnen, dass Scientology in Deutschland aus<br />

gutem Grunde nicht als Kirche anerkannt ist und auch in den Vereinigten Staaten von Amerika<br />

jeder Mensch eine Kirche eintragen lassen kann. Kirche ist also dort nicht vergleichbar mit dem<br />

Begriff, wie er in Deutschland verwendet wird, vor allem ist er dort nicht gebunden an eine<br />

Jahrhunderte alte Tradition.<br />

Das Gegenteil von politischer Macht bzw. politischen Zielen ist ihr aufgrund innerkirchlicher<br />

Richtlinien (von L. Ron Hubbard) nachweisbar untersagt.<br />

Manchmal passieren eben auch führenden Scientologen freudsche Versprecher. Wir möchten<br />

diese Passage, nämlich dass der Scientology das „Gegenteil von politischer Macht bzw.<br />

politischen Zielen (…) nachweisbar untersagt“ wäre, einfach für sich stehen lassen und nicht<br />

weiter kommentieren.<br />

Zur Bekräftigung dieser Tatsache haben die deutschen Scientology-Kirchen eine<br />

„Grundsatzerklärung für Menschenrechte und Demokratie“ (siehe scientologyfakten.de/scientology-kirche-deutschland-resolution-der-kirchenratsversammlung.html)<br />

im Jahre<br />

2008 verbindlich in ihre Satzungen aufgenommen und sich von entgegen gesetzten Ansichten<br />

distanziert.<br />

Mit dem Begriff „deutsche Scientology Kirchen“ sind die verschiedenen eingetragenen Vereine in<br />

Deutschland gemeint, die zu Scientology gehören.<br />

Nachdem die Vorsitzende der Menschenrechtskommission Jan Eastgate nicht nur wegen<br />

Vertuschung von Kindesmissbrauch vor Gericht stand, sondern auch aktuelle Informationen aus<br />

Australien belegen, dass die dortige Scientology Organisation Kinder und Jugendliche über Jahre<br />

systematisch ausgebeutet hat, sowie aktuelle Aussagen von Debbie Cook über die<br />

Spezialbehandlungen auf Flag (Freiheitsentzug, Schlafen auf Böden, die von Armeisenstraßen<br />

überzogen waren, körperliche Misshandlungen), wird deutlich, wie weit es mit dem Begriff der<br />

Menschenrechte bei Scientology her ist.Oder es ist ein Indiz dafür, dass Scientologen, wie schon<br />

in der Einleitung ausgeführt, oft Begriffe anders verstehen als Menschen, die nicht das<br />

scientologische System durchlaufen haben. Interessant ist an dieser Stelle auch, was Scientology<br />

Gründer L.R.Hubbard zu Bürgerrechten schreibt.<br />

„Eines Tages wird es vielleicht ein viel vernunftgemäßeres Gesetz geben, das nur Nichtaberiierten<br />

erlaubt, zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen.“ 37<br />

„Vielleicht werden in ferner Zukunft nur dem Nichtaberrierten die Bürgerrechte vor dem Gesetz<br />

verliehen. Vielleicht ist das Ziel irgendwann in der Zukunft erreicht, wenn nur der Nichtaberrierte<br />

die Staatsbürgerschaft erlangen und davon profitieren kann. Das sind erstrebenswerte Ziele.“ 38<br />

36 WISE-Richtlinie Nr. 2 vom 5. 5. 1986 / und www.anti-scientology.ch/wise-firmen.htm<br />

37 Dianetik, L.R. Hubbard, S. 373<br />

38 Dianetik, L.R. Hubbard, S. 483<br />

8


Während andere Weltreligionen <strong>zum</strong> Teil heute noch ein Problem mit den Menschenrechten<br />

haben oder sie <strong>zum</strong> Teil erst in den 1960er Jahren für sich als verbindlich anerkannt haben (so<br />

z.B. das Vaticanum II der kath. Kirche), geht das Glaubensbekenntnis der Scientology-Kirche mit<br />

Gründung der ersten Scientology-Kirche im Jahre 1954 sofort von der Gott gegebenen<br />

Gleichberechtigung aller Menschen und ihrer Seelen aus.<br />

Mit dem Ausdruck „andere Weltreligionen“ versucht sich Scientology, selbst als Religion<br />

darzustellen. Scientology ist aber keine Religion, schon gar keine Weltreligion, sondern eine<br />

totalitäre Sekte, der es darum geht, möglichst viel Geld zu machen und die sinkende<br />

Mitgliederzahlen zu beklagen hat.<br />

„Mach Geld. Mach mehr Geld. Mach daß andere Leute produzieren um mehr Geld zu machen.“ 39<br />

Zu dem Verständnis von Gleichberechtigung verweisen wir auf die zuvor genannten Zitate und die<br />

Ausführungen zu den „zwei Arten von Menschen“ 40 , die sich in Einführung in die Ethik der<br />

Scientology finden.<br />

Gleichzeitig verlangte die Scientology-Kirche hierin implizit und in späteren hierauf aufbauenden<br />

internen Kodizes entsprechend, verbindlich und ausdrücklich spätestens seit 1969, von den<br />

Mitgliedern die Beachtung und Förderung der Menschenrechte und die Befolgung des<br />

Grundsatzes „des gleichen Rechts für alle“.<br />

„Eine wahrhaft unterdrückerische Person oder Gruppe hat keinerlei Rechte eines Scientologen.“ 41<br />

„Der Anti-Scientologe (…) Der Zustand von Anstaltinsassen lässt sich gewöhnlich auf den Kontakt<br />

mit solchen Persönlichkeiten zurückführen. Wir sehen also, dass es für Regierungen, für<br />

polizeiliche Tätigkeiten (…) wichtig ist, diesen Persönlichkeitstyp erkennen und herausisolieren zu<br />

können, um die Gesellschaft und das Individuum vor den destruktiven Folgen zu schützen, die<br />

entstehen, wenn man solchen Personen freies Spiel gewährt (...)“ 42<br />

„Nur der geistig gesunde, wohlausgeglichene Mensch versucht, sein Verhalten zu verbessern.“ 43<br />

„Ebenso könnte sowohl soziale als auch wirtschaftliche Erholung eintreten, wenn die Gesellschaft<br />

diesen Persönlichkeitstyp als ein krankes Wesen erkennen und ihnen isolieren würde, so wie man<br />

jetzt Leute mit Pocken in Quarantäne steckt.“ 44<br />

Das innerkirchliche Disziplinarsystem ist, wie bei vielen anderen Vereinen oder<br />

Religionsgemeinschaften auch, nur für interne disziplinarische Angelegenheiten zuständig oder<br />

als Schlichtungsstelle für zivilrechtliche Angelegenheiten unter Mitgliedern und – das<br />

Einverständnis der Streitparteien eines derartigen Verfahrens vorausgesetzt – auch zwischen<br />

einem Mitglied und einem Nicht-Mitglied.<br />

Ein Strafsystem wie das von Scientology ist bei anderen Vereinen oder Religionsgemeinschaften<br />

nicht bekannt, allenfalls einige andere Sekten verfügen über ähnliche Ansätze, haben sie aber<br />

nicht so entschieden ausgearbeitet wie Scientology dies getan hat.<br />

Wie man sich ein solches Schlichtungsverfahren mit Nicht-Mitgliedern vorzustellen hat, könnte der<br />

Fall LisaMcPhearson andeuten. Nach dem Tod der jungen Frau in der Obhut von Scientology kam<br />

es 2004 zur Einstellung des Zivilverfahrens, das durch die Familie von Lisa McPhearson<br />

angestrebt wurde, durch einen vertraulichen Vergleich.<br />

39 HCOPL Issue I, L.R. Hubbard, 09.03.1972<br />

40 Einführung in die Ethik der Scientology, L.R. Hubbard, S. 109<br />

41 Ebd., S. 236<br />

42 Ebd., S. 113 - 114<br />

43 Ebd., S. 118<br />

44 Ebd., S. 120<br />

9


Die Familie von LisaMcPhearson bemüht sich bis heute um Aufklärung. Das Strafverfahren gegen<br />

die zuständige Scientology Abteilung (FSO) wurde eingestellt, nachdem man den Betreuern von<br />

Lisa McPhearson Straffreiheit zusicherte, um die Mauer des Schweigens zu durchbrechen. 45<br />

Man hat letztlich nur vage Andeutungen, welche Funktion die sogenannte Schlichtungsstelle<br />

wirklich erfüllt.<br />

Diese Schlichtungsstelle dient letztlich auch der Entlastung der Zivilgerichte. Alle solchen<br />

zivilrechtlichen Angelegenheiten werden – dem Charakter der Schlichtungsstelle entsprechend –<br />

von einem Kaplan der Scientology-Kirche geleitet.<br />

Scientology versucht an dieser Stelle, der eigenen Schlichtungsstelle noch eine positive Note zu<br />

verleihen. Wenn die Schlichtung nach scientologischer Art allerdings dazu führt, dass wie im Fall<br />

Lisa McPhearson eine Aufklärung verhindert wird, stellt sich die Frage, ob Scientology mit dieser<br />

Aussage nicht eher die Annahme bestätigt, dass sie ein Rechtssystem unabhängig von den<br />

staatlichen Instanzen installiert haben.<br />

Rechtsanwälte sind in solchen Verfahren grundsätzlich zugelassen, auch wenn so genannte<br />

„Experten“ anderer Meinung sind.<br />

Es stimmt auch mit unseren Recherchen überein, dass Experten, die sich mit Scientology seit<br />

Jahren befassen und in vielen solcher Verfahren ermittelt haben, die Meinung vertreten, dass die<br />

Aussage von Scientology, es wären Rechtsanwälte (die nicht Scientologen sind) zu den Verfahren<br />

zugelassen, nicht richtig ist,<br />

Zum Vergleich müssten eher die existierenden innerkirchlichen Rechtssysteme aller<br />

Weltreligionen, hinsichtlich ihrer tatsächlichen Schnittstellen mit dem jeweiligen staatlichen<br />

Rechtssystem, weit mehr Anlass zur Besorgnis geben, als die innerkirchlichen<br />

Disziplinarverfahren der Scientology-Kirche.<br />

Hier wendet Scientology wieder die Strategie an, von sich selbst abzulenken und die Situation<br />

relativieren zu wollen. Auch stellt sich Scientology erneut auf eine Stufe mit den Weltreligionen,<br />

was schon per Definition verkehrt ist, da Scientology nur in einigen Staaten als Religion anerkannt<br />

wurde (neben der Spagetti-Monster-Religion, Church of Satan und anderen Merkwürdigkeiten).<br />

Der restliche Brief ist im groben nur eine Wiederholung schon genannter Ansätze. Gerade bei<br />

Scientology ist es üblich – und wird im Rahmen der Trainingsroutinen, die Teil aller Scientology<br />

Programme sind – mit der Wiederholung von Mustern oder Worten Menschen zu konditionieren<br />

und bestimmte Überzeugungen zu suggerieren. Uns fiel während der Analyse der Erklärung des<br />

eingetragenen Vereins auf, dass auch hier mit der Wiederholung von Statements gearbeitet<br />

wurde. Wir nehmen an, dass sich die Scientology Kirche Bayern e.V. darüber sehr wohl im Klaren<br />

war und mit dieser Methode bewusst gearbeitet hat.<br />

Wir hoffen, mit unserer Analyse etwas zur Aufklärung beigetragen zu haben. Wir nehmen an, bald<br />

wird es eine neue Stellungnahme geben, wir werden auch diese wieder im Keim ersticken und sie<br />

als Grundlage nutzen, um den Menschen die Rhetorik und Manipulationsstrategien von<br />

Scientology zu erklären und die Machenschaften und Denkweise dieses totalitären, demokratie-<br />

und menschenfeindlichen Systems zu vermitteln.<br />

Wenn Du Scientologe und durch diesen <strong>Text</strong> <strong>zum</strong> Nachdenken gekommen bist, wende Dich ruhig<br />

an die Behörden in Deiner Gegend oder nimm Kontakt zu einer Anonymous Gruppe auf, die Dir<br />

helfen können, aus der Sekte auszusteigen. Wir wissen, dass Du ein guter Mensch bist und Dich<br />

verbessern wolltest. Die Brücke zur Freiheit liegt jenseits von Scientology.<br />

45 „Wo ist das Lächeln von Lisa McPhearson?“, www.ilsehruby.at/LisaMcPherson.html<br />

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