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Governance-Regimes im Öffentlichen Verkehr - Claus Faber

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Inhalt & Einleitung<br />

Wo viel Licht, da viel Schatten. Beide Ansatzpunkte sind wichtig und notwendig, aber wesentliches<br />

bleibt <strong>im</strong> Dunklen:<br />

♦ Ein öffentliches <strong>Verkehr</strong>ssystem ähnelt eher einem lebendigen Organismus, denn einer<br />

planbaren Maschine. Man kann ihn nicht „steuern“, man kann nur eingreifen (Systemtheoretiker<br />

nennen dies „Intervention“ 1 ).<br />

♦ Märkte sind keine abstrakten „Gleichgewichtspreisausdifferenzierungsmaschinen“ 2 , sondern<br />

selbst Institutionen, die Eigendynamik haben und keiner abstrakten Theorie<br />

markträumender Allokation über einen (selbst Neoklassikern) unbekannten Preismechanismus<br />

folgen.<br />

♦ Jedes System sieht anders aus: Wer daher alle Systeme des öffentlichen <strong>Verkehr</strong>s über einen<br />

Leisten schert, macht möglicherweise einen schweren Fehler (und die EU-Kommission<br />

begeht ihn unter Umständen gerade). 3<br />

Kurz: ein Denkmodell, das auf Idealtypen und stark vereinfachenden Axiomen aufbaut, wird<br />

vielen Aufgaben <strong>im</strong> öffentlichen <strong>Verkehr</strong> gerecht, der institutionellen Struktur aber nicht.<br />

Die jüngere Forschungspraxis gibt diesem Ansatz recht: „Institutionen“ werden wieder wichtig,<br />

nachdem sie nach großer Bedeutung in der Klassik <strong>im</strong> ökonomischen Nirwana versunken<br />

sind. Der gelernte Mathematiker und neoklassische <strong>Verkehr</strong>sökonom Stephen Glaister (ehemaliger<br />

Berater der konservativen Regierung für die Deregulierung des Busmarktes) zum Beispiel<br />

schreibt seit einiger Zeit keine Formeln mehr und recherchiert stattdessen die institutionelle<br />

Entstehung von <strong>Verkehr</strong>spolitik [Glaister, Burnham, Stevens et al. 1997]. Trotzdem: ein<br />

konsistenter theoretischer Unterbau ist kaum auszumachen. Ein neuer Scheinwerfer, eine neue<br />

Theorie wird also noch <strong>im</strong>mer gebraucht. Auch die von der EU in Auftrag gegebene Forschung<br />

der letzten Jahre hat einiges in Bewegung gebracht: Vor allem das engagierte ISOTOPE-Projekt<br />

[European Commission 1997] erhob formelle Strukturen, Vergabetypen und ihre Performance<br />

[Plantié 1998]. Allerdings haben auch jene Ansätze zwei strukturelle Voraussetzungen, die wir<br />

nicht wählen werden. Sie gehen weitgehend von einem idealtypischen System aus, als ob man<br />

eines auf der grünen Wiese machte, und sie betonen stark die formelle Struktur.<br />

Nun müssen wir ja das Rad nicht neu erfinden, es gibt ja institutionelle Theorien, die geeignet<br />

sind. So werden wir versuchen, einen schon bestehenden Scheinwerfer zu drehen, um zu sehen:<br />

1 siehe dazu z.B. [Willke 1996]<br />

2 eine geniale Wortschöpfung, die wir Reinhard [Pirker 1993] verdanken.<br />

3 siehe den Beschluss der EU-Kommission zur Revision der Verordnung 1191/69 vom 26.7.2000<br />

[Europäische Kommission 2000]<br />

<strong>Claus</strong> <strong>Faber</strong> 8

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