28.10.2013 Aufrufe

lia – die Frauen - Filia Frauenstiftung

lia – die Frauen - Filia Frauenstiftung

lia – die Frauen - Filia Frauenstiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Tanz für dein Essen<br />

Wenn du beginnst, mit irgendeiner Aktivistin über Nachhaltigkeit zu sprechen,<br />

ist eines der ersten Themen: Geld.<br />

Der Geldgeberinnen-Tanz.<br />

Die Reifen, durch <strong>die</strong> du springen musst, um deine Arbeit zu sichern.<br />

Zuerst kommt der wirklich harte Teil. Du musst Spenderinnen finden, <strong>die</strong><br />

bereit sind, <strong>Frauen</strong>rechtsaktivitäten zu unterstützen. Dann musst du einen<br />

guten Weg finden, dein Anliegen vorzustellen. Am besten bei jemandem,<br />

der mehr als nur für ein paar Monate Ansprechperson ist.<br />

Nachdem du einmal <strong>die</strong>sen Kontakt geknüpft hast, stellst du in der Regel<br />

fest, dass Förderkriterien und Antragsformalitäten sehr lang, kompliziert,<br />

bürokratisch und selten in deiner Landessprache zugänglich sind.<br />

Als nächstes musst du dich also in das Antragsformat einpassen. Meistens<br />

werden nur Anträge für Projekte angenommen. D.h. dass deine Grundkosten<br />

wie Miete, Gehälter und Sozialabgaben nicht gedeckt sind. 14<br />

Zudem handelt es sich meist um kurzzeitige Förderungen <strong>–</strong> drei Monate, sechs<br />

Monate, wenn du Glück hast, ein Jahr. Einige wenige Glückliche bekommen<br />

mehrjährige Förderung, manchmal für drei Jahre. Aber das ist äußerst selten.<br />

Um liquide zu bleiben, musst du außerdem mehrere verschiedene Geldquellen<br />

finden, was wiederum eine Reihe neuer Herausforderungen mit sich<br />

bringt, wie Anissa erklärte:<br />

Organisatorische Nachhaltigkeit ist damit verbunden, seine Förderquellen<br />

breit zu fächern. Und verschiedene Fördereinrichtungen haben un-<br />

14 In vielen Ländern sind solche Sozialleistungen Standard für <strong>die</strong> Beschäftigten von Geld gebenden Organisationen und<br />

werden durch <strong>die</strong> Arbeitsgesetzgebung reguliert.<br />

terschiedliche Zyklen im Jahr. Das heißt, dass viel Zeit benötigt wird, um<br />

sich um Fundraising oder Berichte schreiben zu kümmern.<br />

Diese Umstände halten <strong>die</strong> Aktivistinnen in einem endlosen Fundraising-<br />

Kreislauf gefangen.<br />

Wenn du eine Beziehung mit Geldgeberinnen aufgebaut hast, <strong>die</strong> Einreichverfahren<br />

im Kopf hast und all <strong>die</strong> nötigen Formulare ausgefüllt hast, stellst<br />

du fest, dass du möglicherweise monatelang auf eine Antwort warten musst.<br />

Währenddessen droht deinen laufenden Projekten das Geld auszugehen.<br />

Da es keine Mittel gibt, um deine Angestellten ausreichend weiterzubilden,<br />

neue Arbeitsmethoden kennenzulernen oder neue Fördermöglichkeiten aufzutun,<br />

bleibt dir nichts anderes übrig, als eine unverhältnismäßige Menge<br />

an Energie aus dir selbst herauszupressen.<br />

Und dann gerätst du in <strong>die</strong> Stolperdrähte der Projektförderung …<br />

Fallstricke<br />

Aktivistinnen freuen sich über Unterstützung von fast jeder Seite. Aber<br />

wenn man es mit unerfüllbaren Erwartungen zu tun hat, mit sichtbaren<br />

oder unsichtbaren Bedingungen, dann wird <strong>die</strong> Unterstützung Teil des Problems.<br />

Beispielsweise Projektbesuche von Geldgeberinnen, <strong>die</strong> eine enorme Anstrengung<br />

in punkto Organisation erfordern und damit kostbare Energie<br />

und Ressourcen abziehen. Es kommt vor, dass einzelne Mitarbeiterinnen<br />

einer geldgebenden Einrichtung ihre Position missbrauchen. Eine Aktivistin<br />

wurde gebeten, einen Geldgeber privat bei sich unterzubringen, der<br />

sich dann an ihren Alkoholvorräten be<strong>die</strong>nte und sie wiederholt mit der<br />

Behauptung herausforderte, sie hätte Fördergelder dazu benützt, Aperitifs<br />

zu kaufen (in Wirklichkeit hatte sie den Alkohol von ihrem hart ver<strong>die</strong>nten<br />

Gehalt bezahlt).<br />

34 35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!