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Goer Beleuchtung in Sakralbauten als Thema_Text

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Michael <strong>Goer</strong><br />

<strong>Beleuchtung</strong> <strong>in</strong> <strong>Sakralbauten</strong> – e<strong>in</strong> <strong>Thema</strong> der Denkmalpflege<br />

(Folie 1)<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen,<br />

historische <strong>Sakralbauten</strong> dokumentieren und vers<strong>in</strong>nbildlichen mehrtausendjährige<br />

Kulturgeschichte. Sie gehören nicht nur häufig genug zu unseren aussagestärksten und<br />

qualitätvollsten Kulturdenkmalen im Lande, sondern prägen bis heute Strukturen und<br />

Ansichten der meisten unserer Städte, Dörfer und Landschaften. Noch immer bieten viele von<br />

Ihnen optische und spirituelle Orientierungsorte. In unserer profanierten und globalisierten<br />

Alltagswelt stellen sie mancherorts bereits die e<strong>in</strong>zigen nicht kommerzialisierten öffentlichen<br />

Räume dar - Orte des Gebetes, aber auch Orte der E<strong>in</strong>kehr im ganz allgeme<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>ne.<br />

(Folie 2)<br />

Kirchen s<strong>in</strong>d ihrer Zweckbestimmung nach Gotteshäuser, zugleich aber auch komplexe und<br />

vielschichtige Baudokumente unseres allgeme<strong>in</strong>en kulturellen Erbes. Nach der Säkularisation<br />

entwickelte sich <strong>in</strong> Europa e<strong>in</strong> kulturstaatliches Interesse, <strong>in</strong>nerhalb dessen der staatlichen<br />

Denkmalpflege e<strong>in</strong>e herausragende Rolle zukommt. Das kulturstaatliche Denkmal<strong>in</strong>teresse,<br />

so Felix Hammer, Kanzler und Justitiar der Diözese Rottenburg-Stuttgart anlässlich des 41.<br />

„Essener Gesprächs“ am 13./14. März 2006 unter dem Motto „Denkm<strong>als</strong>chutz und<br />

Denkmalpflege im kirchlichen Bereich“, dieses kulturstaatliche Denkmal<strong>in</strong>teresse<br />

<strong>als</strong>o…“wurde leitend für umfangreiche staatliche Maßnahmen zugunsten des materiellen<br />

Kulturerbes und zwar <strong>in</strong> zweierlei Richtungen: Zum e<strong>in</strong>en schuf der Staat e<strong>in</strong>e<br />

professionalisierte, spezialisierte Denkmalverwaltung, die erforschend, <strong>in</strong>formierend,<br />

beratend, vielfach auch durch die Gewährung von Leistungen Erhaltungsmaßnahmen an<br />

Denkmalen ermöglichte und unterstützte, zum anderen erließ er Denkm<strong>als</strong>chutzgesetze, die<br />

mittels Geboten und Verboten den Verfügungsberechtigten aufgeben, Denkmale<br />

ordnungsgemäß zu erhalten und nicht der Vernichtung preiszugeben.“<br />

In diesen zweierlei Richtungen s<strong>in</strong>d dem Grunde nach auch die entscheidenden Aufgaben der<br />

staatlichen Denkmalpflege angesiedelt: nämlich e<strong>in</strong>erseits Dienstleister vor allem für<br />

Denkmaleigentümer zu se<strong>in</strong> und andererseits Anwalt des Denkm<strong>als</strong> ggf. auch gegen den<br />

Denkmaleigentümer zu se<strong>in</strong>.<br />

1


(Folie 3)<br />

Heute, zwei Jahrhunderte nach der Säkularisation, bef<strong>in</strong>den wir uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Stadium<br />

der gesellschaftlichen Profanierung. Die mit dem dynamischen Wertewandel e<strong>in</strong>hergehende<br />

Tendenz zur Individualisierung fördert die Abkehr von traditionellen Geme<strong>in</strong>schaften und<br />

damit auch e<strong>in</strong>e Entfremdung der Menschen von der Kirche. Die Allgegenwart e<strong>in</strong>er<br />

Wirtschaftlichkeit der D<strong>in</strong>ge überformt sämtliche Lebensbereiche und gefährdet auch<br />

zusehends den Bestand an historischen <strong>Sakralbauten</strong>. Die Kirchen versuchen der<br />

säkularisierten Lebensauffassung der Menschen mit Reformen der Liturgie entgegenzutreten.<br />

(Folie 4)<br />

Deren bauliche Umsetzungen, aber auch die mancherorts hohen, teilweise<br />

außergottesdienstlichen Nutzungserwartungen sowie die allgeme<strong>in</strong>en Komfortansprüche<br />

ziehen häufig genug gravierende Änderungen und Verluste am historischen Bestand<br />

kirchlicher Kulturdenkmale oder deren Ersche<strong>in</strong>ungsbild nach sich. Die wohlige Beheizung<br />

von Sakralräumen etwa oder deren Lichtoptimierung s<strong>in</strong>d immer wieder Gegenstand<br />

denkmalpflegerischen Handelns und der Ause<strong>in</strong>andersetzung zwischen Nutzern und<br />

Bewahren. Die offenbar aus dem Anspruch nach e<strong>in</strong>er „eierlegenden Wollmilchsau“ heraus<br />

entwickelten Großstudiolampen belasten selbst die nach dem jüngsten Umbau verbliebene<br />

historische Restraumqualität der Stiftskirche und bilden noch nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e gestalterische<br />

E<strong>in</strong>heit mit den umstrittenen Deckensegeln.<br />

(Folie 5)<br />

Immer wieder wird die staatliche Denkmalpflege mit der Janusköpfigkeit von<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>den konfrontiert. Wenn es um die Denkmalförderung geht wird rasch der<br />

F<strong>in</strong>ger gehoben, mehr Zeit lässt man sich gerne bei der Beteiligung der Fachbehörde bei<br />

anstehenden Maßnahmen oder führt diese gleich mal ohne die Denkmalpflege aus.<br />

(Folie 6)<br />

So geschehen etwa <strong>in</strong> Hockenheim: während sich das Landesamt für Denkmalpflege mit<br />

se<strong>in</strong>er Restaurierungswerkstatt und se<strong>in</strong>er Denkmalförderkompetenz <strong>in</strong> besonderem Maße für<br />

e<strong>in</strong> Gel<strong>in</strong>gen der Re<strong>in</strong>igung und Konservierung der hochwertigen Jugendstilfassung e<strong>in</strong>setzte,<br />

verwirklichten Kirchengeme<strong>in</strong>de und Pfarrer parallel dazu ohne Beteiligung der<br />

2


Denkmalpflege e<strong>in</strong> mehr <strong>als</strong> fragwürdiges <strong>Beleuchtung</strong>skonzept, dass <strong>in</strong> diesem Raumkontext<br />

auf mich wie die berühmte Faust aufs Auge wirkt.<br />

(Folie 7)<br />

Die staatliche Denkmalpflege hat die Bewahrung zweier Werte zu verfolgen. Erstens gilt es,<br />

gegenwärtigen und künftigen Gesellschaften die historische Substanz <strong>als</strong> den eigentlichen<br />

Träger der Geschichte möglichst unverfälscht zu bewahren und zweitens gilt es, e<strong>in</strong>e<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung des historischen Ersche<strong>in</strong>ungsbildes <strong>in</strong>nen wie außen so ger<strong>in</strong>g <strong>als</strong> möglich<br />

zu halten. Bei der Installation von Leuchten s<strong>in</strong>d zwar auch substanzielle E<strong>in</strong>griffe zu<br />

m<strong>in</strong>imieren und sorgfältig abzuwägen, meistens ist aber eher das historische und<br />

denkmalwerte Ersche<strong>in</strong>ungsbild von Kirchen<strong>in</strong>nenräumen gefährdet. Generell gilt dabei, dass<br />

e<strong>in</strong>e sekundär e<strong>in</strong>gebrachte <strong>Beleuchtung</strong> per se ke<strong>in</strong>e gestalterische Verbesserung darstellt.<br />

Vielmehr und durchweg handelt es sich hierbei um e<strong>in</strong>e Herausforderung, den<br />

Nutzungsanspruch der Kirchengeme<strong>in</strong>de - so er nach Art und Umfang nachvollziehbar und<br />

vertretbar ist - <strong>in</strong> den Kirchenraum derartig zu <strong>in</strong>tegrieren, dass die Bee<strong>in</strong>trächtigung des<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbildes des Kulturdenkm<strong>als</strong> so ger<strong>in</strong>g <strong>als</strong> möglich gehalten werden kann. E<strong>in</strong>e<br />

Ablehnung elektrischen Lichtes <strong>in</strong> Sakralräumen ganz generell, wie es noch e<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>er<br />

Vorgänger 1912 tat, steht natürlich heute nicht mehr zur Debatte. In se<strong>in</strong>en „Anweisungen zur<br />

Denkmalpflege“ schrieb der damalige Landeskonservator Eugen Gradmann:<br />

„Die schönste künstliche <strong>Beleuchtung</strong> geben zahlreiche, nicht hoch angebrachte Lichtquellen<br />

von warmer Farbe und lebendiger Bewegung. Elektrische <strong>Beleuchtung</strong> mit wenigen, im freien<br />

Raume hochgehängten Bogenlampen ist stimmungslos im künstlerischen und kirchlichen<br />

S<strong>in</strong>ne. Auch Glühbirnen, weiß oder farbig, an Altären und Andachtsbildern wirken entfernt<br />

nicht so schön wie Wachskerzen.“<br />

(Folie 8)<br />

Bei Neubauten oder umfassenden Umbauten lassen sich Leuchten von vornhere<strong>in</strong> und primär<br />

<strong>in</strong> die Innenarchitektur e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den. Das gilt grundsätzlich sowohl für historisierende <strong>als</strong> auch<br />

moderne Bauten. Lampen können letztendlich sogar zu denkmalrelevanten Bestandteilen der<br />

Kirchenausstattung werden, wie hier beispielsweise <strong>in</strong> den vom württembergischen<br />

Baumeister He<strong>in</strong>rich Dolmetsch umgebauten Kirchen <strong>in</strong> Uhlbach und Bad Urach.<br />

3


H<strong>in</strong>weise zum Umgang mit Licht <strong>in</strong> Kirchen wurden den Architekten zum Beispiel <strong>in</strong> dem für<br />

Jahrzehnte maßgeblichen und noch heute hilfreichen Wasmuth’schen Lexikon der Baukunst<br />

angeboten. Im 1931 erschienen Band 3 heißt es im Artikel Licht:<br />

„Jede stärker <strong>als</strong> der übrige Raum leuchtende Fläche im Gesichtsfeld bee<strong>in</strong>trächtigt die<br />

Stimmung. Bei Kirchenbeleuchtung ist man daher bestrebt, die Lichtquellen möglichst<br />

verdeckt anzuordnen. Dies ist durchführbar vom Standpunkt der Geme<strong>in</strong>de aus, während der<br />

E<strong>in</strong>druck der Kirche <strong>in</strong> Blickrichtung vom Altar weniger günstig ersche<strong>in</strong>t. Durch<br />

Vermeidung der Blendung kann jedoch auch vom Standpunkt der Geistlichen aus e<strong>in</strong>e<br />

erträgliche Raumwirkung erzielt werden.<br />

Abstufung der <strong>Beleuchtung</strong> führt zur Gliederung von Flächen und Räumen. Stärkere<br />

<strong>Beleuchtung</strong> des Altars hebt ihn hervor, schwächere <strong>Beleuchtung</strong> des Altarraums steigert die<br />

Tiefe des Bauwerks. E<strong>in</strong>e günstige Anordnung <strong>in</strong> beiden Blickrichtungen ist gegeben, wenn<br />

die Leuchten seitlich <strong>in</strong> Nischen e<strong>in</strong>gebaut werden können. Bei alten Bauwerken steht der<br />

Architekt vor der Aufgabe, dem alten Bauwerk mit neuzeitlichen Mitteln e<strong>in</strong>e gute<br />

<strong>Beleuchtung</strong> zu geben. Auch hierbei s<strong>in</strong>d die oben erwähnten Gesichtspunkte durchführbar.<br />

Der Rhythmus, den die <strong>Beleuchtung</strong> schafft, ist mit dem Bauwerk <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen.“<br />

(Folie 9)<br />

Aus der Sicht der Bau- und Kunstdenkmalpflege kommt es darauf an, die spezifische<br />

Denkmalqualität des historischen Sakralraums allen am Entscheidungsprozess Beteiligten,<br />

<strong>in</strong>sbesondere der Kirchengeme<strong>in</strong>de und dem planenden Architekten zu e<strong>in</strong>em möglichst<br />

frühen Zeitpunkt zu vermitteln. Hierzu gehört es auch, darauf h<strong>in</strong>zuweisen, ob bestehende<br />

Leuchten schon zum denkmalwerten Bestand gehören und e<strong>in</strong>e Integration <strong>in</strong> das neue<br />

<strong>Beleuchtung</strong>skonzept zu prüfen ist. Nach me<strong>in</strong>en Erfahrungen hapert es gerade am richtigen<br />

Zeitpunkt der konservatorischen Beteiligung. Zu oft wurden zwischen der Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

und dem Architekten bereits Lichtkonzepte entwickelt, bevor die Denkmalpflege<br />

h<strong>in</strong>zugerufen wurde. Dies läuft nicht nur jedweder vertrauensvollen Zusammenarbeit zu<br />

wider, sondern führt zu vermeidbaren Konflikten und auch e<strong>in</strong>seitigen Entscheidungen zu<br />

Lasten des Kulturdenkm<strong>als</strong>. Bedauerlicherweise entsteht manchmal sogar der E<strong>in</strong>druck, dass<br />

zunächst e<strong>in</strong>mal ganz bewusst Fakten geschaffen werden, um dem verme<strong>in</strong>tlichen Sachzwang<br />

damit den Weg zu ebnen.<br />

Wenden wir uns nun e<strong>in</strong>igen Beispielen zu:<br />

(Folie 10)<br />

4


Die neuen Leuchten <strong>in</strong> der spätromanischen We<strong>in</strong>sberger Johanneskirche mögen <strong>als</strong><br />

E<strong>in</strong>zelelemente durchaus denkmalverträglich se<strong>in</strong>, aber <strong>in</strong> ihrer Fülle und Staffelung oberhalb<br />

der Empore stellen sie bereits e<strong>in</strong>e mehr <strong>als</strong> unerhebliche Bee<strong>in</strong>trächtigung des geschützten<br />

Kirchenraumes dar.<br />

(Folie 11)<br />

Ungeachtet des Verlustes der Nachkriegsleuchten können die neuen Leuchten <strong>in</strong> der<br />

Heilbronner Kilianskirche <strong>als</strong> stimmig und denkmalverträglich bewertet werden.<br />

(Folie 12)<br />

Die Fragen, die sich mir dennoch stellen, lauten:<br />

Muss sich e<strong>in</strong> historischer Kirchenraum dem Strukturwollen des Architekten bzw. der<br />

Architekt<strong>in</strong> beugen und müssen Leuchten aus gestalterischem Antrieb auch dort hängen, wo<br />

sie nicht unbed<strong>in</strong>gt erforderlich s<strong>in</strong>d und vor allem die Sicht auf wichtige Kult- und<br />

Kunstgegenstände beh<strong>in</strong>dern? Muss die an sich bewegliche Standleuchte <strong>in</strong> der Vorhalle dem<br />

Figurenkapitell derartig auf die Pelle rücken?<br />

(Folie 13)<br />

Und schließlich: Muss sich das Netzrippengewölbe dem starren Rhythmus des<br />

Architektenwollens unterwerfen, obwohl es für e<strong>in</strong>en Schematismus heutiger Prägung nicht<br />

gedacht war?<br />

Bei herausragenden Kulturdenkmalen und komplexen Raumkompositionen sollte die Planung<br />

und Durchführung von <strong>Beleuchtung</strong>ssystemen nicht e<strong>in</strong>em Architekten alle<strong>in</strong>e überlassen<br />

werden. Stattdessen bieten sich auch für diese Aufgabe Ideenwettbewerbe unter frühzeitiger<br />

und aktiver Beteiligung der Denkmalpflege an, um zwischen unterschiedlichen Kompetenzen<br />

die jeweils überzeugendste auswählen zu können.<br />

(Folie 14)<br />

Für die ehemalige Klosterkirche St. Mart<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ulm-Wibl<strong>in</strong>gen wurde 2007 zur Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er neuen <strong>Beleuchtung</strong>skonzeption e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer E<strong>in</strong>ladungswettbewerb mit sechs<br />

Teilnehmern ausgelobt. Dabei g<strong>in</strong>g es nicht nur um die Gestaltung von Leuchten, sondern<br />

auch um das Entwickeln e<strong>in</strong>er umfassenden Lichtkonzeption für diesen speziellen Raum.<br />

5


(Folie 15) (3. Preis: F<strong>in</strong>ckh Architekten und A. Haas, Lichtplaner, Stuttgart)<br />

Zu den räumlichen Vorgaben hieß es dam<strong>als</strong>:<br />

„Der bestehende reichhaltig geschmückte Kirchenraum soll mit der <strong>Beleuchtung</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Dimension bekommen, die den Charakter des Raumes zum Ausdruck br<strong>in</strong>gt. Die <strong>Beleuchtung</strong><br />

darf nicht <strong>als</strong> störende Applikation empfunden werden, sondern den Raum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Wirkung<br />

unterstützen, dem Raum dienen. Dabei s<strong>in</strong>d die verschiedenen Nutzungen des Raumes zu<br />

bedenken, die sakrale Nutzung <strong>als</strong> Gotteshaus zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, die<br />

Nutzung <strong>als</strong> Veranstaltungsort für Konzerte, der denkmalgeschützte Raum <strong>als</strong> Bestandteil der<br />

historischen Klosteranlage.<br />

(Folie 16) (2. Preis: Kaupp Architekten, Mannheim)<br />

Zu den technischen Vorgaben hieß es dam<strong>als</strong>:<br />

Die <strong>Beleuchtung</strong> soll den heutigen Anforderungen an die verschiedenen Nutzungen des<br />

Kirchenraumes gerecht werden - Orientierungswert 200 Lux im Bereich des Gestühls, des<br />

Altars und des Sängerpodestes. Die Ausleuchtung des Raumes oder von Raumbereichen soll<br />

zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten gewährleistet se<strong>in</strong> und verschiedene Lichtszenarien<br />

ermöglichen. Die technische Lösung der Anordnung und Versorgung der <strong>Beleuchtung</strong> im<br />

historischen Raum ist Bestandteil der Aufgabe.<br />

(Folie 17) (1. Preis: Belzner-Holmes, Arch. u. Lichtplaner, Heidelberg)<br />

Den E<strong>in</strong>ladungswettbewerb gewann dam<strong>als</strong> das Büro Belzner-Holmes, Architekten und<br />

Lichtplaner aus Heidelberg. In der Beurteilung des Preisgerichts hieß es u.a.:<br />

„Der Verfasser schlägt e<strong>in</strong> Lichtkonzept vor, das e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Grundausleuchtung der<br />

Kirche sicherstellt, andererseits bestimmte Situationen besonders akzentuiert. Dazu werden<br />

Lichtobjekte <strong>in</strong> den Raum gehängt, die durch die bestehenden Entlüftungsöffnungen geführt<br />

werden. Die Abhängehöhe der Objekte auf Oberkante Kapitelle gewährleistet sicher e<strong>in</strong>e<br />

vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge Blendung bei optimalem Ausleuchtungseffekt...<br />

(Folie 18)<br />

Die gestalterische Qualität des vorgeschlagenen Konzeptes hängt (allerd<strong>in</strong>gs) wesentlich vom<br />

<strong>Beleuchtung</strong>sobjekt selbst ab, d.h. von se<strong>in</strong>er Dimension, Filigranität und<br />

Materialbeschaffenheit. Hierüber s<strong>in</strong>d weitere Angaben notwendig. Die vorgeschlagene<br />

technische Realisierung ist unproblematisch... Die Wirtschaftlichkeit der Anlage ist gegeben.<br />

Aus denkmalpflegerischer Sicht sollten die Objekte ger<strong>in</strong>ger dimensioniert se<strong>in</strong>.“<br />

6


Auf der Grundlage dieses Wettbewerbs konnte e<strong>in</strong>e von allen Beteiligten geme<strong>in</strong>sam<br />

getragene Lösung gefunden werden, die trotz äußerst schwieriger Raumdimensionen<br />

lichttechnisch überzeugt und zugleich denkmalverträglich ist.<br />

(Folie 19)<br />

Lassen Sie mich am Schluss noch auf die Mehrschichtigkeit des Begriffs Nutzen und se<strong>in</strong>er<br />

Bewertung e<strong>in</strong>gehen: Kann der seit Jahrzehnten e<strong>in</strong>geschlagene Weg e<strong>in</strong>er mehr oder weniger<br />

e<strong>in</strong>- und ausgreifenden Nutzungserweiterung und Nutzungsoptimierung unserer <strong>Sakralbauten</strong><br />

endlos so weiter gehen? Wäre es nicht mittlerweile gesellschaftlich angezeigt, sich auf e<strong>in</strong>e<br />

neue Bescheidenheit, auf Ressourcenschonung und vielleicht auch auf e<strong>in</strong>e Frömmigkeit<br />

e<strong>in</strong>zulassen, die auf Hochglanz- oder Glitzereffekte verzichtet? Die Wandlampen im<br />

Langhaus der Pfarrkirche <strong>in</strong> Bretzfeld-Waldbach s<strong>in</strong>d hier ebenso e<strong>in</strong> gutes Beispiel für e<strong>in</strong>e<br />

solche Auffassung, wie die mobilen Standleuchten im Chor dieser Kirche.<br />

(Folie 20)<br />

Angesichts des modernen Nutzungsfetischismus sei hier darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass man unter<br />

nützlicher Funktion e<strong>in</strong>es Denkm<strong>als</strong> nicht nur se<strong>in</strong>e wie immer geartete Nutzung, sondern<br />

auch se<strong>in</strong>e kulturellen Aussagen, die ästhetische Aussage des Kunstdenkm<strong>als</strong> wie die<br />

historische Aussage des Geschichtsdenkm<strong>als</strong>, verstehen kann, <strong>als</strong>o zum Beispiel die Funktion<br />

e<strong>in</strong>es Baudenkm<strong>als</strong> <strong>als</strong> räumlicher und historischer Orientierungspunkt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Äußeren wie<br />

Inneren Ersche<strong>in</strong>ung.<br />

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

28.11.2011<br />

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