Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...
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EDITORIAL<br />
Dr. med. Martin Adler<br />
Vorstandsmitglied des ZÄN<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Naturheilverfahren in Gefahr<br />
Nachdem nun die Arzneimittelrichtlinien<br />
vorliegen und ein Beschlußvorschlag des<br />
Arbeitsausschusses ,, Arzneimittel“ die Runde<br />
gemacht hat, sind viele erfolgreiche und<br />
erstattungsfähige Therapiemöglichkeiten in<br />
größter Gefahr. Wenn diese Arzneimittelrichtlinien<br />
(AMR) in Kraft treten sollten,<br />
werden neben zahlreichen Phytopharmaka,<br />
die durch das Bundesinstitut <strong>für</strong> Arzneimittel-<br />
und Medizinprodukte mit einer<br />
Positivmonographie belegt worden sind,<br />
auch viele homöopathische und anthroposophische<br />
Arzneimittel nicht mehr <strong>für</strong> die kassenärztliche<br />
Verordnung zur Verfügung stehen.<br />
Dabei soll an dieser Stelle nicht geklärt<br />
werden, wieso eine Kommission sich über<br />
geltendes Arzneimittelrecht hinwegsetzt und<br />
die Arbeit von Kollegen und namhaften<br />
Wissenschaftlern in den Kommissionen D<br />
und E einfach negiert und als therapeutisch<br />
irrelevant diffamiert! Es ist nur sehr schwierig<br />
nachzuvollziehen, welche Logik hinter<br />
diesen AMR steckt.<br />
Auch an<strong>der</strong>e wirksame und kostengünstige<br />
Therapiebereiche, etwa wie die Balneotherapie,<br />
die <strong>der</strong> Patient zu Hause selbst<br />
durchführen kann, sollen wegfallen. Dabei<br />
wissen wir alle, daß Bä<strong>der</strong> wie Schwefel-<br />
Moor-Anwendungen therapeutisch effektiv<br />
sind und auch <strong>für</strong> die Compliance Arzt-<br />
Patient nicht unterzubewerten sind.<br />
Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
werden mir zustimmen, daß in <strong>der</strong> Praxis nur<br />
die Therapien Bestand haben, die ein therapeutisches,<br />
effektives Ziel verfolgen und an<strong>der</strong>e<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Behandlung, die nie<br />
einen Erfolg gezeigt haben, entfallen können.<br />
Aber hier sind gerade die Therapien in Frage<br />
gestellt, die über ein langes traditionelles und<br />
erfolgreiches Heilkonzept verfügen. Dazu<br />
gehören z.B. auch Teerezepturen, die als ein<br />
sehr individuelles Arzneimittel in <strong>der</strong> ärztlichen<br />
Praxis gelten. Schon WEISS hat zeigen<br />
können, daß Teemischungen pharmakologische<br />
Grundprinzipien haben und über therapeutisch,<br />
organspezifische Auswirkungen<br />
verfügen.<br />
Der Arzneimittelkommission fällt es ganz<br />
offensichtlich sehr schwer zu akzeptieren,<br />
131<br />
daß regulations-medizinische Behandlungskonzepte<br />
häufig einem an<strong>der</strong>en wissenschaftlichen<br />
Grundsatz in ihrer Nachweisbarkeit<br />
folgen als vergleichbare chemische<br />
Einzelsubstanzen. Die vorliegenden<br />
Arzneimittelrichtlinien sind somit nicht nur<br />
ein Angriff auf die Therapiefreiheit <strong>der</strong> gesamten<br />
<strong>Ärzte</strong>schaft, son<strong>der</strong>n darüber hinaus<br />
auch ein wohl dosierter Schlag gegen die<br />
Naturheilverfahren und im weitesten Sinne<br />
gegen alle Formen <strong>der</strong> regulativen Medizin.<br />
Der ZÄN hat wie<strong>der</strong>holt versucht, mit <strong>der</strong><br />
Arzneimittelkommission <strong>der</strong> deutschen <strong>Ärzte</strong>schaft<br />
ins Gespräch zu kommen. Doch das<br />
hat sich als äußerst schwierig herausgestellt.<br />
Er hat sich deshalb zur Aufgabe gemacht, aktiv<br />
gegen diese AMR vorzugehen. Der ZÄN<br />
verfügt über Kontakte zu politischen Institutionen<br />
und dem Dachverband <strong>der</strong> pharmazeutischen<br />
Industrie, um auf diesen Mißstand<br />
hinzuweisen und diese Diskriminierung von<br />
bestimmten Therapiebereichen zu unterbinden.<br />
Der ZÄN ist zu jedem Zeitpunkt bereit,<br />
eine wissenschaftliche und fundierte Diskussion<br />
zu diesem Thema zu führen. Darüber<br />
hinaus hat er eine Aktion <strong>für</strong> seine Mitglie<strong>der</strong><br />
gestartet, in dem er die Meinung <strong>der</strong> Kolleginnen<br />
und Kollegen befragt, was „wir“ des<br />
weiteren tun sollen. Wichtige Informationen<br />
dazu erhalten Sie in <strong>der</strong> Rubrik „Nachrichten<br />
aus dem ZÄN“ und in einer geson<strong>der</strong>ten<br />
Beilage.<br />
Lassen Sie uns gemeinsam <strong>für</strong> den Erhalt<br />
traditioneller und gesicherter Therapiekonzepte<br />
streiten, damit unsere Kin<strong>der</strong> noch über<br />
den Erfahrungsschatz verfügen können, mit<br />
dem wir heute arbeiten. Lassen Sie uns dies<br />
gemeinsam weiter entwickeln und auf den<br />
neusten Stand verbessern.<br />
Mit besten kollegialen Wünschen und<br />
viel Erfolg in <strong>der</strong> täglichen Arbeit, wünscht<br />
Ihnen<br />
Martin Adler<br />
Vorstandsmitglied des ZÄN
143<br />
Fasten als Schmerzmittel<br />
Kann man Schmerzen diätetisch behandeln? Dr.<br />
Hellmut Lützner, ehemaliger Leiter <strong>der</strong> Fastenklinik<br />
Buchinger in Überlingen und Autor des Titelbeitrages,<br />
beantwortet diese Frage wie viele naturheilkundlich<br />
erfahrene <strong>Ärzte</strong> mit einem klaren Ja. Gerade chronische,<br />
ansonsten schwer beeinflußbare Schmerzkrankheiten<br />
sprechen hervorragend auf eine diätetische<br />
Schmerzbehandlung an. Fasten stellt dabei die<br />
strengste Form des diätetischen Eingreifens dar. Eine<br />
Fastentherapie, die über verschiedene diätetische<br />
Zwischenstufen schließlich in einer vitalstoffreichen<br />
Vollwertkost mündet, hat sich beson<strong>der</strong>s bewährt.<br />
150<br />
Die Schilddrüse -–bedeutsames<br />
Organ <strong>für</strong> die Neuraltherapie<br />
Wie kein an<strong>der</strong>es vegetativ einflußreiches Organ ist<br />
die Schilddrüse <strong>für</strong> den Neuraltherapeuten zugänglich:<br />
Der Zugangsweg liegt quasi subkutan. Doch es<br />
ist nicht nur <strong>der</strong> Zugangsweg, <strong>der</strong> die Schilddrüse<br />
neuraltherapeutisch so bedeutsam macht. Es gibt<br />
kein an<strong>der</strong>es Parenchymorgan, das eine <strong>der</strong>artig eng<br />
in kybernetiche Regelkreise eingebunden ist wie die<br />
Schilddrüse. Entsprechend viele Interventionsmöglichkeiten<br />
bietet die Neuraltherapie, wie Dr. Gerd. H.<br />
Droß in seinem Beitrag erläutert. Dabei reicht das<br />
Spektrum von „vegetativer<br />
Dystonie“ über psychosomatische<br />
bis hin zu gynäkologischenErkrankungen.<br />
Fazit des Autors: In<br />
wohl keinem an<strong>der</strong>en<br />
Bereich läßt sich eine oft<br />
„<strong>der</strong>art durchschlagende<br />
Wirkung mit zwei kleinen<br />
Stichen erzielen“ als bei<br />
<strong>der</strong> Schilddrüse.<br />
Inhalt<br />
Praxis<br />
Akupunktur zeigt objektiv meßbare Wirkungen 136<br />
Selen – mehr als ein Radikalenfänger? 139<br />
Originalarbeiten<br />
TITELTHEMA<br />
H. Lützner: Diätetische Basisbehandlung des<br />
Schmerzes 143<br />
Kommentar zum Artikel von H. Lützner 149<br />
STUDIEN<br />
G. H. Droß: Bedeutung <strong>der</strong> Schilddrüsen-Injektion<br />
in <strong>der</strong> Neuraltherapie nach Huneke 150<br />
S. Schikora, M. M. Hadulla, O. Richter:<br />
Wechselhaftigkeit und Unentschlossenheit bei<br />
Pulsatilla 156<br />
C. Raschka, H. Koch: Kleinhirnblutung durch<br />
hypertensive Krise beim Bodybuilding 170<br />
Aus dem ZÄN<br />
Regulationsmedizin – die gemeinsame Basis <strong>der</strong><br />
Methoden <strong>der</strong> biologischen Medizin 174<br />
Der ZÄN vertritt die Methoden <strong>der</strong> Naturheilverfahren und die<br />
Verfahren seiner angeschlossenen Gesellschaften. In <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />
<strong>für</strong> Naturheilverfahren stellt er darüber hinaus neue Verfahren<br />
vor bzw. Anschauungen und Meinungen zur Diskussion.<br />
132<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Serie<br />
ERNÄHRUNGSTHERAPIE<br />
Kalzium und Vitamin C – Hohe Aufnahme führt<br />
nicht zu Nierensteinen 176<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Krebs ursächlich behandeln – aber wie? 180<br />
Pollenallergiker mit homöopathischem<br />
Kombinationspräparat nebenwirkungsarm<br />
therapieren 182<br />
Varia<br />
Preisausschreiben 184<br />
Rudolf-Fritz-Weiß-Preis 1998 190<br />
Forschungspreis <strong>der</strong> Zeitschrift <strong>für</strong><br />
Umweltmedizin 190<br />
Die Göttin und <strong>der</strong> Jäger 191<br />
KLEINANZEIGEN 187<br />
BUCHBESPRECHUNGEN 188<br />
IMPRESSUM 193<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Inhalt<br />
Bitte beachten Sie die Beilage des ZÄN und des Bundesverbandes <strong>der</strong><br />
Pharmaindustrie<br />
Titelbild mit freundlicher Genehmigung <strong>der</strong> Medizinisch Ästhetischen Gesellschaft e.V.<br />
133<br />
156<br />
Wechselhaft und unentschlossen<br />
„Sie schwankt hin und her, aber sie bricht nicht“ – mit<br />
diesem Satz lassen sich Disposition und Temperament<br />
von Pulsatella wun<strong>der</strong>bar beschreiben. Auf <strong>der</strong><br />
einen Seite Wechselhaftigkeit und Unentschlossenheit,<br />
auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite Stärke und emotionales<br />
Einfühlungsvermögen, gekoppelt mit einem starken<br />
Sicherheitsbedürfnis. Die Autoren Dr. S. Schikora, Dr.<br />
M. Hadulla und Dr. O. Richter bringen uns in ihrem<br />
Artikel Pulsatilla, eines <strong>der</strong> am häufigsten gebrauchten<br />
Mittel in <strong>der</strong> Homöopathie, ein Polychrest, näher.<br />
Dabei werden den Prüfsymptomen Samuel Hahnemanns<br />
(Reine Arzneimittellehre) Pulsatilla-Symptome<br />
aus Kunst und Weltliteratur gegenübergestellt. Ergänzend<br />
werden Pulsatilla-Fälle aus <strong>der</strong> eigenen Praxis<br />
behandelt.<br />
174<br />
Ausbildung in Regulationsmedizin<br />
Regulationsmedizin ist die gemeinsame Basis <strong>der</strong><br />
Methoden <strong>der</strong> biologischen Medizin. Das ist die tiefe<br />
Überzeugung des Vorstandes des <strong>Zentralverband</strong>es<br />
<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren (ZÄN). Schon seit<br />
längerem gibt es im ZÄN deshalb Bestrebungen, den<br />
Verfahren <strong>der</strong> (sogenannten) biologischen, komplementären,<br />
erfahrungsheilkundlichen, alternativen Medizin<br />
neben den klassischen Neturheilverfahren eine<br />
einheitliche Grundlage zu schaffen. Der Grundstein<br />
<strong>für</strong> die praktische Umsetzung ist nun gelegt: In Zukunft<br />
wird es eine Ausbildung<br />
zum Arzt <strong>für</strong> Regulationsmedizin<br />
(AfR) geben. Die Leitlinien<br />
<strong>der</strong> künftigen Ausbildung<br />
wurden soeben von <strong>der</strong><br />
zuständigen Dozentenschaft<br />
erstellt und werden in dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />
von Dr. Antonius Pollmann,<br />
dem 1. Vorsitzenden des ZÄN,<br />
erläutert.
LESERSERVICE<br />
An die<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener<br />
Wehrfeldweg 6<br />
82439 Großweil<br />
Meine Frage lautet:<br />
134<br />
Fax:<br />
08851<br />
1320<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
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Liebe Leserinnen und Leser!<br />
Ein Arzneimittel kann nur dann wirken,<br />
wenn es vom Patienten auch eingenommen<br />
wird. Das gilt im übertragenen<br />
Sinne auch <strong>für</strong> eine Zeitschrift:<br />
Eine Zeitschrift kann nur dann ihren<br />
Zweck erfüllen, wenn sie gelesen<br />
wird. Aber ob die Zeitschrift gelesen<br />
wird beziehungsweise wie sie gelesen<br />
wird, erfahren wir nur durch ein entsprechendes<br />
„Feed-back“.<br />
Mit an<strong>der</strong>en Worten: Wir freuen<br />
uns über jeden Leserbrief! Bitte<br />
schreiben Sie uns, was Ihnen an <strong>der</strong><br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />
gefällt, und natürlich auch, was<br />
Ihnen nicht gefällt. Machen Sie Vorschläge<br />
zu Themen, die Sie interessieren.<br />
Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen.<br />
Zudem möchten wir Ihnen einen<br />
neuen Service anbieten:<br />
Sollten Sie Fragen zu naturheilkundlichen<br />
Themen haben, bitte<br />
schreiben Sie uns (Seite heraustrennen,<br />
beschreiben, faxen!). Wir werden<br />
Ihre Frage an einen Experten <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Fachrichtung beziehungsweise<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Naturheilmethode<br />
weiterleiten und Ihnen umgehend<br />
eine Antwort zusenden.<br />
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!<br />
Ihre Redaktion <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />
<strong>für</strong> Naturheilverfahren.<br />
Absen<strong>der</strong>:<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Name<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Straße<br />
––––––––––––––––––––––––––––––<br />
PLZ/Ort<br />
Praxisstempel<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Leser fragen – Experten antworten<br />
Zur Anfrage von Frau Boehme, Meckenheim:<br />
„Was ist Kinesiologie“:<br />
Kinesiologie heißt Bewegungslehre, und <strong>der</strong> Begriff wird sachgerecht<br />
und schulmedizinisch vor allem in <strong>der</strong> Entwicklungsneurologie<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> verwendet.<br />
In den deutschsprachigen Län<strong>der</strong>n hat sich <strong>der</strong> Begriff „Kinesiologie“<br />
<strong>für</strong> „Touch for Health“, die Laienversion <strong>der</strong> Applied<br />
Kinesiology, eingebürgert. Es gibt unzählige verschiedene Gruppierungen,<br />
die Kinesiologie mit einem „spezialisierten“ Zusatz betreiben,<br />
z.B. die Psychokinesiologie, Edukinestetik etc. Die Gefahr<br />
liegt darin, daß ohne eine medizinische Ausbildung mit Kinesiologie<br />
tatsächlich Schaden angerichtet werden kann, da falsche<br />
Therapieformen, falsche Ernährungsrichtlinien und Än<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Lebensweise empfohlen werden können. Daneben kann es zur<br />
Unterlassung sinnvoller und notwendiger Diagnose- und Therapieformen<br />
kommen.<br />
Die Unterscheidung <strong>der</strong> Kinesiologie von <strong>der</strong> klassischen Form <strong>der</strong><br />
Applied Kinesiology ist dem Laien und Therapeuten häufig unmöglich,<br />
da die Begriffe austauschbar verwendet werden.<br />
Was ist „Applied Kinesiology“? Applied Kinesiology ist die ursprüngliche<br />
Methode, die ausschließlich von <strong>Ärzte</strong>n, Zahnärzten<br />
und medizinischen Heilberufen wie Krankengymnasten und<br />
Physiotherapeuten angewandt wird.<br />
Applied Kinesiology ist eine ganzheitliche Methode, die den manuellen<br />
Muskeltest diagnostisch benutzt, um durch effiziente Testprotokolle<br />
systemische Störungen wie allergisch-toxische Probleme,<br />
Her<strong>der</strong>krankungen, entzündliche Erkrankungen u.a. zu diagnostizieren<br />
und zu behandeln.<br />
Als originär manualmedizinische Methode ermöglicht sie differenzierte<br />
und effiziente chirotherapeutische und kraniosakrale Behandlungen.<br />
Die funktionellen Auswirkungen kieferorthopädischer<br />
Maßnahmen auf die Gesamtstruktur sind mit AK genau vorherbestimmbar.<br />
Daneben bietet sie psychosomatisch orientierte<br />
Therapiemöglichkeiten.<br />
Die Stellung <strong>der</strong> richtigen Diagnose ist abhängig davon, daß <strong>der</strong><br />
Muskeltest richtig angewandt wird und mit an<strong>der</strong>en Diagnosemethoden<br />
in Beziehung gesetzt wird, die wie<strong>der</strong>um von einer soliden<br />
medizinischen Ausbildung abhängen.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie aus <strong>der</strong> Patienten- und<br />
Therapeuten-Informationsbroschüre: „Applied Kinesiology, was<br />
ist das?“, VKM-Verlag, Ne<strong>der</strong>lingerstraße 35, 80638 München,<br />
Tel.: 089 / 159 59 51, Fax: 089 / 159 61 61<br />
Erratum<br />
In Heft 12/98 ist uns ein Fehler unterlaufen. In <strong>der</strong> Rubrik Praxis auf<br />
<strong>der</strong> Seite 821 wurde über eine Arbeit von Dr. W. Grossmann,<br />
München, referiert, in <strong>der</strong> irrtümlich von Bärwurz die Rede war.<br />
Tatsächlich wurde in <strong>der</strong> besagten Doppelblindstudie an 60 Migräne-<br />
Patienten jedoch ein Extrakt aus <strong>der</strong> Pestwurz (Petasitis hybridus),<br />
2 x 50 mg Extrakt pro Tag über 3 Monate, eingesetzt. Dieses<br />
Phytopharmakon führte (in <strong>der</strong> Verumgruppe) zu einer Reduktion <strong>der</strong><br />
Migräneattacken und -tage pro Monat sowie <strong>der</strong> Schmerzstärke um<br />
60 Prozent. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. Red.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Leserforum<br />
135<br />
Dr. Klein
Praxis<br />
Akupunktur zeigt objektiv meßbare<br />
Wirkungen<br />
Erstmals quantifizierbare Effekte im Gehirn nachgewiesen<br />
Die Akupunktur, ein Therapieverfahren<br />
<strong>der</strong> traditionellen chinesischen<br />
Medizin (TCM), entfaltet ihre<br />
Wirkung durch Stimulation ausgewählter<br />
Akupunkturpunkte mittels<br />
spezieller Nadeln. Akupunkturpunkte<br />
entsprechen Stellen <strong>der</strong> Körperoberfläche,<br />
an denen etwa Gefäßnervenbündel<br />
durch Muskelfaszien treten,<br />
o<strong>der</strong> auch an<strong>der</strong>en histologisch verifizierbaren<br />
neuro<strong>der</strong>malen Strukturen<br />
mit erhöhter lokaler Dichte. In diesen<br />
Strukturen verlaufen auch sympathische<br />
Nervenfasern, <strong>der</strong>en Stimulation,<br />
so die gängige Vorstellung, zum gewünschten<br />
Therapieergebnis führt.<br />
Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Akupunktur<br />
war bisher lediglich in Form von<br />
Einzelfällen dokumentiert, die Wirkprinzipien<br />
waren nicht objektiv erfaßbar.<br />
Prof. G. LITSCHER und seiner Arbeitsgruppe<br />
von <strong>der</strong> Universitätsklinik<br />
in Graz ist es erstmals gelungen, mittels<br />
mo<strong>der</strong>nster Meßtechniken quantifizierbare<br />
Effekte <strong>der</strong> Akupunktur im<br />
Gehirn nachzuweisen. Diese Ergebnisse<br />
sind so bedeutsam, daß die Forschungsarbeit<br />
mit dem Alfred-<br />
Pischinger-Preis <strong>für</strong> Akupunktur ausgezeichnet<br />
wurde.<br />
Mo<strong>der</strong>ne Technik <strong>für</strong> eine<br />
uralte Methode<br />
Untersucht wurden 12 Probanden<br />
mittleren Alters (35,2 ± 4,4 Jahre),<br />
acht davon männlich. Bei diesen Versuchspersonen<br />
wurde vor, während<br />
und nach einer Akupunktur-Sitzung<br />
ein simultanes Neuromonitoring – sowohl<br />
transkranielle Doppler-Sonographie<br />
(TCD) als auch Nahinfrarotspektroskopie<br />
(NIRS) – durchgeführt.<br />
Dabei diente die TCD in diesem speziellen<br />
Fall dazu, die mittleren Strömungsgeschwindigkeiten<br />
in unterschiedlichen<br />
Tiefen <strong>der</strong> rechten Aorta<br />
cerebri media kontinuierlich zu ermitteln.<br />
Dazu wurde die TCD-Methode<br />
technisch erweitert zu einem dreidimensionalen<br />
bildgebenden Verfahren,<br />
wobei robotergesteuerte Sonden zum<br />
Einsatz kamen. Mit Hilfe <strong>der</strong> NIRS<br />
wurde parallel dazu die zerebrale<br />
Sauerstoffsättigung in einer kontinuierlichen<br />
Messung bestimmt.<br />
Nachdem die TCD- und NIRS-<br />
Meßvorrichtungen positioniert worden<br />
waren, begann das Neuromonitoring<br />
mit einer zehnminütigen Ruhephase<br />
<strong>der</strong> Probanden. Daran schloß<br />
sich die 20minütige Akupunktur-Sitzung<br />
an. Es wurde <strong>für</strong> alle Versuchspersonen<br />
ein unspezifisches, gleichbleibendes<br />
Akupunkturschema gewählt<br />
(KS6, KG6, M36, MP6), das<br />
entsprechend den Vorstellungen <strong>der</strong><br />
Bezeichnung „Akupunktur“<br />
keine berufswidrige Werbung<br />
TCM eine „allgemeine Qi-Energiebereitstellung“<br />
bewirkt (also allgemein<br />
energiesteigernd wirkt). Nach Entfernen<br />
<strong>der</strong> Akupunkturnadeln wurden<br />
die Probanden noch weitere zehn<br />
Minuten via TCD und NIRS kontinuierlich<br />
überwacht.<br />
Höhere Strömungsgeschwindigkeit,<br />
mehr Sauerstoffsättigung<br />
Es zeigte sich, daß die TCD-Parameter<br />
<strong>der</strong> Probanden vor, während<br />
und nach <strong>der</strong> Akupunktur starke<br />
Unterschiede aufwiesen. Die mittlere<br />
Strömungsgeschwindigkeit während<br />
<strong>der</strong> Akupunktur war im Vergleich zur<br />
Phase vor <strong>der</strong> Akupunktur signifikant<br />
erhöht (p
weitgehend erhalten. Während <strong>der</strong><br />
Akupunktur war auch ein Anstieg <strong>der</strong><br />
zerebralen Sauerstoffsättigung zu verzeichnen,<br />
<strong>der</strong> allerdings das Signifikanzniveau<br />
verfehlte. Einhergehend<br />
mit den verän<strong>der</strong>ten Meßwerten, stellten<br />
sich während <strong>der</strong> Akupunktur bei<br />
den Probanden körperliche Empfindungen<br />
ein, die sich, abhängig vom<br />
aktuellen energetischen Zustand <strong>der</strong><br />
Personen (vier waren im Zustand <strong>der</strong><br />
Leere-XU, sechs im Zustand <strong>der</strong><br />
Fülle-SHI und zwei energetisch neutral),<br />
unterschieden. Fülle-SHI-Patienten<br />
erlebten in <strong>der</strong> Regel ein verstärktes<br />
Wärmegefühl, verbunden mit<br />
angenehmer Schwere.<br />
Insgesamt zeigen die Ergebnisse<br />
<strong>der</strong> Untersuchung, daß das fachgerechte<br />
Setzen von Akupunkturnadeln<br />
makrozirkulatorische Än<strong>der</strong>ungen in<br />
den zerebralen Gefäßen bewirken<br />
kann. Diese Än<strong>der</strong>ungen lassen sich<br />
sowohl numerisch als auch akustisch<br />
erfassen, wenngleich, so die Autoren,<br />
die Plazeboproblematik sicherlich bedacht<br />
werden muß. Trotzdem sind<br />
LITSCHER und seine Mitarbeiter <strong>der</strong><br />
Meinung, daß mit ihrer Versuchsanordnung<br />
„erstmals <strong>der</strong> objektiv<br />
meßbare Nachweis einer spezifischen<br />
Wirkung <strong>der</strong> Akupunktur im Gehirn<br />
gelungen sein könnte“. Fest steht, daß<br />
Ergebnisse wie diese dazu beitragen,<br />
die Akzeptanz unkonventioneller<br />
komplementärmedizinischer Verfahren<br />
wie <strong>der</strong> Akupunktur auch in <strong>der</strong><br />
Schulmedizin zu verbessern.<br />
Dr. C. SCHÖLLMANN<br />
Litscher, G., Schwarz, G. und Sandner-Kiesling,<br />
A.: Computerkontrollierte Akupunktur.<br />
AKU 26, 3 (1998), 133-142<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Praxis<br />
137<br />
Müller<br />
Göppingen
PRAXIS-TIP<br />
Mai-<strong>Ausgabe</strong> 5/99<br />
Thema im<br />
Praxis-Tip<br />
Infekte<br />
im Urlaub<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Ab Heft 3/99 (<strong>Ausgabe</strong> März) möchten wir ein Forum<br />
Praxis-Tip einrichten, das Ihnen die Möglichkeit<br />
gibt, Ihre Erfahrungen zu einem Thema einem größeren<br />
Kreis vorzustellen.<br />
Inhalt können sowohl Behandlungen einer bestimmten<br />
Erkrankung als auch beson<strong>der</strong>e Verfahren und<br />
Techniken sein.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong><br />
Naturheilverfahren<br />
Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener<br />
Wehrfeldweg 6<br />
82439 Großweil<br />
Fax:<br />
08851<br />
1320<br />
PRAXIS-TIP<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Selen –<br />
mehr als ein Radikalenfänger?<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Praxis<br />
Die physiologische und pathophysiologische Bedeutung<br />
von Selen im Stoffwechsel<br />
In Mitteleuropa ist bei vielen Menschen<br />
eine schleichende Unterversorgung<br />
mit dem Spurenelement<br />
Selen festzustellen, oftmals einhergehend<br />
mit einer Vielzahl von Beschwerdebil<strong>der</strong>n.<br />
Die Supplemetation<br />
von Natriumselenit kann Abhilfe<br />
schaffen.<br />
Bei routinemäßigen Untersuchungen<br />
in <strong>der</strong> Praxis, beson<strong>der</strong>s wenn es<br />
um die Frage <strong>der</strong> Immunkompetenz<br />
geht, findet sich in <strong>der</strong> Analytik bei<br />
immuninkompetenten Patienten häufig<br />
eine ausgeprägte Mangelversorgung<br />
mit Selen.<br />
Der Hauptgrund <strong>für</strong> die Mangelversorgung<br />
vieler Patienten mit dem<br />
Spurenelement liegt in <strong>der</strong> Selenarmut<br />
heimischer Böden. Beson<strong>der</strong>s auffällig<br />
sind hier die Mittelgebirge. Durch<br />
intensive Auswertung mehrerer Tausend<br />
Praxisdaten konnte <strong>für</strong> Deutschland<br />
ein eindeutiger Selenmangel bei<br />
den Patienten herausgearbeitet werden.<br />
Dennoch ist <strong>der</strong> Versorgungsmangel<br />
in Deutschland nicht so dramatisch<br />
wie etwa in China, wo die<br />
Keshan-Krankheit beson<strong>der</strong>s auffällig<br />
ist, eine endemisch vorkommende Erkrankung<br />
(dilatative Kardiomyopathie).<br />
Diese Erkrankung spricht erstaunlich<br />
gut auf Selengaben an.<br />
In den hochzivilisierten Län<strong>der</strong>n<br />
Westeuropas, vor allem im deutschen<br />
Mittelgebirge, findet sich eher eine<br />
schleichende Selenverarmung, die jedoch<br />
deutliche Spuren in verschiedenen<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong>n hinterläßt. Beobachtungen<br />
etwa, wonach Herzinfarkt<br />
und Brustkrebs in selenreicheren<br />
Gebieten (Japan) seltener auftritt<br />
als in selenarmen, weisen eine direkt<br />
proportionale Beziehung zur Versorgung<br />
mit dem Spurenelement auf.<br />
Selen kann damit eine ausgesprochene<br />
Schutzwirkung zugewiesen werden.<br />
Physiologie und Verteilung<br />
im menschlichen Körper<br />
Die Gesamtmenge an Selen im<br />
menschlichen Körper beträgt 4 bis 20<br />
Milligramm. Die empfohlene tägliche<br />
Zufuhr liegt laut Deutscher Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Ernährung (DGE, 1991/92)<br />
bei 20 bis 100 µg pro Tag, sollte nach<br />
meiner Erfahrung aber eher bei 100<br />
bis 200 µg täglich liegen. Die Dosierung<br />
ist dabei abhängig von Wohnort<br />
und Ernährungsweise (Reis, Fleisch,<br />
Getreide etc.). Patienten, die bereits an<br />
konsumierenden Erkrankungen o<strong>der</strong><br />
chronischen Immundefekten leiden,<br />
sollten etwa zwischen 200 und 300 µg<br />
pro Tag zu sich nehmen. Damit sollen<br />
entleerte Speicher gefüllt und darüber<br />
hinaus eine Schutzwirkung gegen<br />
Zellentgleisungen realisiert werden.<br />
Heute gelten Leber, Muskelfleisch,<br />
Seefisch, Getreide (beson<strong>der</strong>s<br />
ungeschälter Reis) und Hülsenfrüchte<br />
als natürliche Hauptquellen <strong>für</strong> Selen.<br />
Das Spurenelement kommt organisch<br />
gebunden als Selenocystein in Pflanzen<br />
o<strong>der</strong> auch als Selenomethionin<br />
vor und wird vom Körper in dieser<br />
Form auch aufgenommen. Die Resorptionsrate<br />
<strong>für</strong> Nahrungsselen liegt<br />
in <strong>der</strong> Regel bei etwa 55 Prozent und<br />
ist abhängig von <strong>der</strong> Form, in <strong>der</strong><br />
Selen angeboten wird. Für anorganisch<br />
gebundenes Selen in Form von<br />
Natriumselenit liegt die Resorptionsquote<br />
bei 44-89 Prozent. Die Urinausscheidung<br />
beträgt im Mittel 5-30 µg<br />
pro Tag und erfolgt hauptsächlich in<br />
Form eines Trimethylseleniumions.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Urinausscheidung ist<br />
natürlich eine Sättigungskinetik mit<br />
einzuplanen.<br />
Aus <strong>der</strong> Literatur ist bekannt, daß<br />
Selen Bestandteil von mehr als 20<br />
Selenoproteinen ist. Ein bedeutendes<br />
139<br />
ML
ist das Enzym Glutathion-Peroxidase<br />
(GSHPx). Die selenabhängige GSHPx<br />
ist Bestandteil des antioxidativen<br />
Schutzsystems <strong>der</strong> Säugetierzelle. Das<br />
Enzym wandelt eine Vielzahl verschiedner<br />
Hydroperoxide in die entsprechenden<br />
Alkohole um und schützt<br />
so insbeson<strong>der</strong>e vor oxidativen Schäden<br />
<strong>der</strong> Zellmembranen. Diese Schutzfunktion<br />
hat große Bedeutung in <strong>der</strong><br />
Umweltmedizin, wo Lipidperoxidationsreaktionen<br />
durch verschiedene<br />
Agenzien (etwa Schwermetalle) strukturiert<br />
ausgelöst werden. Membranschäden<br />
können auf diese Weise vermieden<br />
und die Lipidperoxidation kann<br />
Vollblutselen-<br />
Land konzentration (µg/l)<br />
China<br />
selenreiche Gebiete (toxisch) 3200<br />
selenreiche Gebiete (untoxisch) 440<br />
mo<strong>der</strong>ate Selengehalte (Peking) 95<br />
selenarme Gebiete ohne Mangel 27<br />
selenarme Gebiete mit KD, KBD 12<br />
Deutschland 81 - 107<br />
Japan 110 - 250<br />
Kanada 182<br />
Schweden 120<br />
USA<br />
Zaire<br />
76 - 256<br />
Kin<strong>der</strong> mit Kretinismus 23<br />
Praxis<br />
Selen erniedrigt suboptimal optimal erhöht, aber Kontrolle<br />
klin. unbedenklich erfor<strong>der</strong>lich<br />
Vollblut µg/l < 85 85-120* 121-162 163-230 >230<br />
µmol/l < 1,06 1,06-1,50* 1,51-2,05 2,06-2,91 > 2,91<br />
Serum µg/l < 65 65-100* 101-1351) 136-2902) > 190<br />
µmol/l < 0,81 0,81-1,25* 1,26-1,71 1,72-2,41 > 2,41<br />
*) Referenzwerte nach Winnefeld et al., 1995 1) Neve, 1991 2) Clark et al., 1996<br />
Tab. 1: Referenz- und Einstufungsbereiche<br />
KD = Keshan Disease; KBD = Kashin-Beck Disease<br />
Tab. 2: Blutselenkonzentrationen in verschiedenen Teilen<br />
<strong>der</strong> Erde [OSTER, 1992; DIPLOCK, 1993]<br />
determiniert werden. „Zelldamages“<br />
werden auf diese Weise reduziert.<br />
Liegt ein ausgeprägter Selenmangel<br />
vor, kommt es im Organismus zu<br />
einem Ungleichgewicht zwischen<br />
Prostazyklin und Thromboxan, was<br />
wie<strong>der</strong>um zu einer erhöhten Thrombozytenaggregations-Reaktion<br />
beiträgt.<br />
Die Folgereaktionen sind hinreichend<br />
bekannt.<br />
Wie<strong>der</strong>holt wird ein synergistischer<br />
Effekt zwischen Vitamin E und<br />
Natriumselenit diskutiert. Beide Substanzen<br />
schützen aktiv die Lipidmembranen:<br />
Dabei ist Vitamin E in<br />
<strong>der</strong> Zellmembran im lipophilen, Selen<br />
in Form <strong>der</strong> GSHPx<br />
sowohl extra- und<br />
inrazellulär als auch<br />
im membrangebundenen<br />
Milieu aktiv.<br />
Darüber hinaus kann<br />
Natriumselenit interessante<br />
Komplexe<br />
mit Schwermetallen<br />
bilden, was vor allem<br />
<strong>für</strong> die Entgiftung<br />
im umweltmedizinischen<br />
Sinne<br />
interessant ist. Stabile<br />
Komplexe werden<br />
unter an<strong>der</strong>em<br />
mit Blei, Cadmium<br />
und Quecksilber gebildet.<br />
Dabei kann<br />
beispielsweise ein<br />
Mol Natriumselenit<br />
ein Mol Quecksilber<br />
binden. In <strong>der</strong> Thera-<br />
140<br />
pie sollten jedoch dabei die entsprechenden<br />
therapeutischen Konzentrationen<br />
und auch die Serumspiegel beachtet<br />
werden.<br />
Diagnostik<br />
Zur Messung des Selenstatus hat sich<br />
die Selenbestimmung aus dem Vollblut<br />
bewährt. Im Vergleich zum<br />
Serumwert, über den nur die momentane<br />
Aufnahme gemessen wird, spiegelt<br />
<strong>der</strong> Vollblutwert die Langzeitversorgung<br />
mit Selen wi<strong>der</strong>. So kann <strong>der</strong><br />
Serumselenwert bereits „normal“<br />
sein, obwohl <strong>der</strong> Vollblutwert noch einen<br />
Mangel signalisiert.<br />
Therapie<br />
Klassische Indikationsgebiete <strong>für</strong> eine<br />
Therapie mit Selen sind die Keshan-<br />
Krankheit (endemisch auftretende<br />
Kardiomyopathie) und die Kashin-<br />
Beck-Krankheit (endemisch auftretende<br />
Osteoarthrose und Spondylarthrose).<br />
Weitere mögliche Therapieindikationen<br />
sind chronische, konsumierende<br />
Erkrankungen (Tumor) sowie<br />
Herz-Kreislauferkrankungen. Interessant<br />
sind die Therapieerfolge<br />
beim akuten Myokardinfarkt, wo unter<br />
Gabe von Natrimselenit in <strong>der</strong> Dosierung<br />
von 1000 µg (THIELE 1997)<br />
deutlich verbesserte Überlebenschancen<br />
nachgewiesen werden konnten.<br />
Auch bei Immundefizienzsyndromen<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
konnte die Proliferationsfähigkeit und die Potenz bestimmter<br />
T-Lymphozyten unter einer Therapie mit Natriumselenit<br />
(200 µg) deutlich verbessert werden. Interessanterweise<br />
scheinen die CD-45-Zellen (Helfer-Inducer-ZeIlen) beson<strong>der</strong>s<br />
gut auf Natriumselenit anzusprechen.<br />
Nach eigenen Untersuchungen ist aber auch die chronische<br />
Pankreatitis ein Indikationsgebiet <strong>für</strong> die Langzeittherapie<br />
mit Natriumselenit. Die hochakute Pankreatitis<br />
spricht auf Gabe von Natriumselenit in <strong>der</strong> Dosis von 500-<br />
1000 µg pro Tag gut an. Dadurch werden Spätfolgen vermin<strong>der</strong>t<br />
und die Überlebensrate verbessert. Bei rheumatischen<br />
Erkrankungen konnten ebenfalls Verbesserungen<br />
durch Selen erzielt werden.<br />
Bei all diesen Therapien ist es immer empfehlenswert,<br />
den Selenstatus intraindividuell im Verlauf zu kontrollieren.<br />
Zusammenfassend gilt, daß die Studienlage zur Selen-<br />
Supplementierung noch nicht das Ausmaß erreicht hat, das<br />
wünschenswert wäre. So gibt es immer wie<strong>der</strong> Diskussionsbedarf<br />
mit den Kostenerstattern, denen diese<br />
aktuelle Situation <strong>der</strong> Selenversorgung in <strong>der</strong> Regel nicht<br />
geläufig ist.<br />
Supplementieren – aber womit?<br />
Selen ist in rezeptierpflichtigen Arzneimitteln zur oralen<br />
und parenteralen Anwendung in Form von Natriumselenit<br />
erhältlich. Diese Verbindung hat äußerst günstige antioxidive<br />
Eigenschaften und wirkt, wie bereits dargestellt, als<br />
ausgesprochen guter Radikalfänger. Präparate mit einem<br />
Selengehalt von bis zu 50 µg sind in <strong>der</strong> Regel ohne<br />
Rezeptpflicht erhältlich.<br />
In Nahrungsergänzungsmitteln, die meist auf Bierhefebasis<br />
angeboten werden, liegt Selen als Selenomethionin<br />
bzw. Selenocystein vor. Dieses organisch gebundene Selen<br />
wird nach Aufnahme zunächst unspezifisch in körpereigene<br />
Proteine eingebaut und gibt das Selen nicht sofort frei.<br />
Solche Nahrungsergänzungsmittel sind daher <strong>für</strong> den<br />
Einsatz bei akutem Selenmangel ungeeignet und dienen in<br />
erster Linie <strong>der</strong> Prophylaxe. Das Mittel <strong>der</strong> Wahl bei akuten<br />
Fällen ist das anorganisch gebundene Selen in Form<br />
von Natriumselenit*, welches Selen sofort <strong>für</strong> die Synthese<br />
spezifischer Selenoproteinen zur Verfügung stellt. (Erste<br />
Anzeichen einer Selenüberdosierung sind knoblauchartiger<br />
Atemgeruch, <strong>der</strong> durch Dimethylselenid hervorgerufen<br />
wird, sowie Müdigkeit, Übelkeit, Diarhhö und abdominelle<br />
Schmerzen.)<br />
Fazit: Selen ist heute integrativer Bestandteil einer<br />
Therapie mit Mikro- und Makronährstoffen!<br />
Dr. med. Martin Adler<br />
* Selenase ®, biosyn GmbH, Fellbach<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Praxis<br />
141<br />
biosyn
Diätetische Schmerzbehandlung<br />
gehört zum<br />
Erfahrungsgut klassischer<br />
Naturheilkunde. Sie ist<br />
effektiv im Hinblick auf die<br />
Chronizität von Schmerzkrankheiten,<br />
wenn sie intensiv<br />
genug eingesetzt wird:<br />
Fasten als strengste Form<br />
<strong>der</strong> Diätetik.<br />
Am Beispiel des Weichteilrheumatismus<br />
wird versucht,<br />
die Vielschichtigkeit<br />
<strong>der</strong> Schmerzproblematik<br />
zu zeigen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Titelthema<br />
Diätetische Basisbehandlung<br />
des Schmerzes<br />
Kann Fasten ein wirksames<br />
Schmerzmittel sein? Oh ja! Für<br />
uns Fastenärzte gibt es kaum<br />
etwas, das aus <strong>der</strong> Erfahrung in <strong>der</strong><br />
Fastenklinik so eindeutig mit Ja beantwortet<br />
werden kann. Nur: Es ist kein<br />
rasches Mittel. Der Migränekranke<br />
braucht im Anfall rasche Hilfe, und<br />
wir scheuen uns nicht, zur Schmerztablette<br />
o<strong>der</strong> zur neuraltherapeutischen<br />
Intervention zu greifen. Aber<br />
sein jahrzehntealtes Leiden kann er<br />
durch ein o<strong>der</strong> zwei intensivdiätetische<br />
Behandlungen losbekommen:<br />
zwei bis drei Wochen Fasten nach<br />
BUCHINGER (totaler Nahrungsverzicht,<br />
Darmentleerung), dann strenge Rohkost<br />
nach BIRCHER-BENNER, Eliminationsdiät<br />
und <strong>für</strong> zu Hause eine vitalstoffreiche<br />
Vollwertkost unter Verzicht<br />
auf die gefundenen Nahrungsallergene.<br />
Warum Fasten einen entscheidenden<br />
Einfluß auf chronische, sonst<br />
schwer beeinflußbare Schmerzkrankheiten<br />
hat, läßt sich am besten am sogenannten<br />
„Weichteilrheumatismus“<br />
zeigen. Interessant sind die Verän<strong>der</strong>ungen<br />
im Bindegewebe und ihre<br />
Beeinflußbarkeit durch eingreifende<br />
Ernährungstherapie. Der nachfolgende<br />
Fallbericht zeigt die Vielschichtigkeit<br />
diätetischer Behandlung.<br />
„Diät“ wird im Sinne <strong>der</strong> hippokratischen<br />
„diaita“ verstanden: naturheilkundliche<br />
Ordnungstherapie, be-<br />
143<br />
zogen auf den ganzen Menschen und<br />
sein Lebensumfeld. Gekonnte Physiotherapie,<br />
dosierte Bewegungstherapie<br />
und Psychotherapie sind diätetische<br />
Begleittherapie; sie ergänzen die<br />
„Diät“ zur „aktiven Diätetik“.<br />
Die folgenden Abschnitte sind<br />
dem Buch Hellmut Lützner: „Aktive<br />
Diätetik“, Hippokrates Verlag 1993,<br />
entnommen.<br />
Weichteilrheumatismus<br />
Mehr als 50 % <strong>der</strong> rheumatischen Erkrankungen<br />
werden zu den Schmerzkrankheiten<br />
gerechnet, die viele<br />
Namen tragen: Fibromyalgie, Polymyalgia<br />
rheumatica, Muskelrheumatismus,<br />
Tendovaginitis, Periostitis,<br />
Zellulitis – je nachdem, wo sich<br />
Schmerzen und Behin<strong>der</strong>ungen finden.<br />
Der Weichteilrheumatismus wird<br />
rheumatologischerseits von den degenerativen<br />
Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen<br />
(40 %) und von entzündlichen<br />
Gelenkerkrankungen<br />
(7 %) abgegrenzt. Seine Multikausalität<br />
kann nur mit Stichworten genannt<br />
werden: traumatisch, toxisch, fokaltoxisch,<br />
hypoxisch, psychosomatisch,<br />
bedingt durch Fehlhaltung und -spannung,<br />
Unterkühlung, Entzündung,<br />
virustoxisch. Abhängig auch von <strong>der</strong><br />
Ernährung? Im Rahmen einer Gicht,<br />
ja. Im Rahmen von Stoffwechseler-
krankungen? Als Verschlackung? –<br />
Wir sind den Fragen nachgegangen.<br />
Lassen Sie uns zuvor einen ungewöhnlichen,<br />
schmerzreichen Behandlungsfall<br />
betrachten.<br />
PATIENTENBEISPIEL:<br />
Weichteilrheumatismus<br />
Anamnese: Frau E. P., 38 Jahre alt,<br />
berufstätig, Hausfrau, vier Kin<strong>der</strong>.<br />
Infektanamnese, Strumitis, Myokarditis,<br />
hochdosierte und langzeitige Antibiotikagabe,<br />
beschwerdefreies Intervall.<br />
Eine <strong>für</strong> die Patientin unerklärliche<br />
Eßsucht und ein hohes Süßbedürfnis<br />
führen in wenigen Jahren zu einer<br />
Adipositas permagna (Übergewicht +<br />
80 %), parallel dazu zu Schmerzen an<br />
den Oberschenkel- und Oberarm-<br />
Außenseiten, später im Schulter-<br />
Nacken-Bereich, in <strong>der</strong> Kreuzbein-<br />
Becken-Region und entlang <strong>der</strong> Wirbelsäule<br />
(„Fibromyalgie-Syndrom“),<br />
schließlich in den Muskeln und Gelenken.<br />
Um berufstätig bleiben zu<br />
können, nahm sie laufend Schmerzmittel,<br />
später nichtsteroidale Antirheumatika,<br />
da sie wegen <strong>der</strong> Schmerzen<br />
nicht mehr schlafen konnte, auch<br />
Schlafmittel in steigen<strong>der</strong> Dosis und<br />
schließlich jahrelang Antidepressiva<br />
und Tranquilizer – als Behandlungsversuch<br />
gegenüber den unerklärlichen<br />
Schmerzen nachzuempfinden – und<br />
weil die Patientin verzweifelt war. Sie<br />
mußte ihren Beruf aufgeben, konnte<br />
ihre Kin<strong>der</strong> nur mit <strong>der</strong> Unterstützung<br />
einer Helferin versorgen und dachte<br />
nicht selten an Suizid. Belastung <strong>der</strong><br />
Ehe, Selbstvorwürfe und Eßsucht vervollständigten<br />
den Teufelskreis, aus<br />
dem kein Entrinnen möglich schien.<br />
Befund: Mit einer Vielzahl von Medikamenten<br />
kam die Patientin in die<br />
Klinik. Die stabile Frau von sthenischer<br />
Konstitution zeigte das klassische<br />
Bild eines Weichteilrheumatismus:<br />
Die gesamte Körperdecke war<br />
druck- und zugschmerzhaft, <strong>der</strong> diagnostische<br />
Bindegewebsstrich und die<br />
Kibler-Verschiebefalte waren <strong>für</strong> sie<br />
unerträglich, beim Kneifen <strong>der</strong> Apfel-<br />
Titelthema<br />
sinenhaut über den Oberschenkelaußenseiten<br />
schrie sie auf, die Haut<br />
war mit <strong>der</strong> Unterlage plattenartig verbacken,<br />
ein tiefer Druck auf die<br />
Muskulatur nahezu des gesamten Körpers<br />
führte zu heftiger Abwehrreaktion<br />
(Massagen waren am Anfang<br />
auch in abgeschwächter Form nicht<br />
durchführbar), zahlreiche Schmerzpunkte<br />
konnten am Periost und an den<br />
Sehnenansätzen gefunden werden.<br />
Eine Zahnbeherdung konnte ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Labor: BSG 20/42 n. W., Rheumafaktor<br />
und CRP gering positiv, Stoffwechselparameter<br />
leicht erhöht, Gesamtcholesterin<br />
246 mg/dl, Harnsäure<br />
5,8 mg%, Kreatinin 1,4, Blutzucker<br />
postprandial 145 mg%.<br />
Therapeutische Konsequenz<br />
Diätetik: 55 Tage Tee-Saft-Fasten<br />
nach BUCHINGER, Zusatz von Zitrone<br />
und Vitamin-B-Komplex in Flüssigform<br />
(PK 7). Anschließend 14tägiger<br />
Kostaufbau mit vegetarischer Vollwertkost<br />
1200 kcal.<br />
Physiotherapie: Indifferente Vollbä<strong>der</strong><br />
mit Heublumenextrakt, anschließend<br />
eine Stunde Bettruhe; nach<br />
fünf Tagen Lymphdrainage des ganzen<br />
Körpers, bald nur je einer Körperhälfte;<br />
ab dem zehnten Tag morgendliche<br />
Teilwaschungen nach KNEIPP,<br />
die wegen einer erhöhten Kälteempfindlichkeit<br />
vorher nicht möglich<br />
waren; über Nacht liegende PRIEßNITZo<strong>der</strong><br />
Kohlwickel an den empfindlichsten<br />
Schmerzstellen; nach 14 Tagen<br />
temperaturansteigende Halbbä<strong>der</strong> mit<br />
nachfolgendem Hüftwickel <strong>für</strong> Kreuzbein<br />
und Oberschenkelaußenseiten.<br />
Bewegungstherapie: Zunächst täglich<br />
zehn Minuten Bewegungsbad<br />
(32° C), dann Krankengymnastik im<br />
Wasser und „zu Lande“ einzeln, später<br />
in <strong>der</strong> Gruppe. Tägliches Gehen mit<br />
„schrittweiser“ Steigerung bis zum<br />
Wan<strong>der</strong>n, einzeln und in <strong>der</strong> Gruppe.<br />
Lokale Schmerztherapie: Nach <strong>der</strong><br />
Entquellung <strong>der</strong> Hautdecke in den ersten<br />
Fastentagen können zahllose kutane<br />
und subkutane Gelosen getastet<br />
und mittels <strong>der</strong> PREUSSERschen Gelo-<br />
144<br />
punktur entschmerzt werden. Beson<strong>der</strong>s<br />
eindrucksvoll <strong>für</strong> die Patientin<br />
war dies im Kreuzbein-Becken-Gebiet,<br />
im Präkordialfeld und im Schulter-Nacken-Bereich.<br />
Psychotherapie: Im Einzelgespräch<br />
kann sich die Patientin zunächst einmal<br />
äußern, Zukunftsängste abladen,<br />
Hoffnung tanken; dann werden Min<strong>der</strong>wertigkeitskomplexe<br />
abgebaut, die<br />
Selbstakzeptanz geför<strong>der</strong>t, Hilfen<br />
beim Loslassen von <strong>der</strong> gewohnten<br />
Medikation gegeben. Schließlich lernt<br />
die Patientin sich in <strong>der</strong> Bildmeditation<br />
sehen und mit ihrer Emotionalität<br />
umgehen.<br />
Ergebnis<br />
Mit einer Gewichtsabnahme von 17,5<br />
kg ist die Patientin nicht nur statisch<br />
und kardial entlastet, son<strong>der</strong>n vor allem<br />
vollständig entschmerzt. Es gibt<br />
keinen Zug- o<strong>der</strong> Druckschmerz<br />
mehr, die Haut ist frei über <strong>der</strong><br />
Unterlage verschieblich, elastisch und<br />
abhebbar; die Haltemuskulatur ist<br />
schmerzfrei, die Wadenmuskeln sind<br />
nicht mehr hart, son<strong>der</strong>n straff-elastisch.<br />
Über dem Kreuzbein finden<br />
sich weniger und nicht-schmerzende<br />
Gelosen; das Präkordialfeld ist frei.<br />
Die Patientin kann im hügeligen Gelände<br />
bis zu zwei Stunden wan<strong>der</strong>n.<br />
Sie braucht keinerlei Medikamente<br />
mehr.<br />
Fröhlich und voller Pläne kehrt sie<br />
nach Hause zurück und nimmt ihren<br />
Beruf als Zahntechnikerin wie<strong>der</strong> auf.<br />
Zwei Jahre später berichtet sie, daß<br />
dieses „phantastische Gesundsein“<br />
uneingeschränkt anhält – bei neu gefundenem<br />
Ernährungsstil. Die Sucht<br />
nach Süßem hatte sie schon in <strong>der</strong><br />
zweiten Hälfte des Fastens verlassen,<br />
auch jetzt noch kann sie Schokolade<br />
liegen sehen und muß nicht davon haben.<br />
„Ich war schokoladensüchtig, und<br />
ich spüre, daß ich es wie<strong>der</strong> werden<br />
könnte, wenn ich mal drei Tage lang<br />
nicht mein Frischkornmüsli und meine<br />
Rohkost haben kann.“<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Kommentar<br />
Der Fall regt an, drei Phänomene näher<br />
zu betrachten:<br />
die Eigenart <strong>der</strong> Eßverhaltensstörung;<br />
den Schmerz, <strong>der</strong> durch Fasten beseitigt<br />
werden kann;<br />
die Vorstellung von <strong>der</strong> Verschlackung<br />
des Gewebes.<br />
Der ernährungsabhängige<br />
Schmerz<br />
Pathogenetisches Grundprinzip:<br />
Bindegewebe als „Ablagerungsort“<br />
(Grundgewebe nach PISCHINGER<br />
und HEINE)<br />
Therapeutische Aufgabe:<br />
Entsorgung des Bindegewebes<br />
Ausscheidung <strong>der</strong> mobilisierten<br />
Einlagerungen<br />
Weit mehr Schmerzzustände verschiedenster<br />
Diagnosen sind ernährungsabhängig<br />
als bisher bekannt. Bei manchen<br />
therapieresistenten Schmerzkrankheiten<br />
ist eine eingreifende und<br />
konsequent betriebene Ernährungstherapie<br />
das Mittel <strong>der</strong> Wahl.<br />
Unmittelbar durch Lebensmittel<br />
ausgelöste Schmerzen<br />
Hierher gehören <strong>der</strong> Kopfschmerz<br />
vom Wein; die Migräne o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gallenschmerz<br />
vom Fettgebackenen; <strong>der</strong><br />
Ulkusschmerz, <strong>der</strong> sich durch Süßigkeiten<br />
und scharf Gewürztes verschlimmern<br />
läßt; <strong>der</strong> abdominale<br />
Schmerz mit aufgetriebenem Leib und<br />
übelriechenden Winden nach Genuß<br />
von Bohnen, Eiern, Kohlarten, und<br />
schließlich <strong>der</strong> Gichtanfall nach dem<br />
Festessen und durchzechter Nacht. Es<br />
gibt auch den Gelenkschmerz nach<br />
Schokolade, Fleisch und Wurst; sie<br />
sind ähnlich wie Hautkrankheiten, die<br />
ihre nahrungsbedingte Verschlimmerung<br />
fühlbar und sichtbar werden lassen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Titelthema<br />
Die therapeutische Konsequenz<br />
ist einfach: Weglassen, was als<br />
Auslöser des Schmerzes erlebt<br />
wurde.<br />
Wir wissen, daß dies leichter gesagt<br />
als getan ist. Das symptomatische<br />
Mittel hat Priorität. Der Rückfall ist<br />
jedoch programmiert. Echte Hilfe leistet<br />
<strong>der</strong> Arzt durch Information und<br />
Motivation. Die jeweilige Heftigkeit<br />
des Schmerzes läßt auf einen Lernprozeß<br />
hoffen, den <strong>der</strong> Betroffene im<br />
Laufe seines Lebens durchmacht.<br />
Ernährungsabhängige<br />
Schmerzen werden<br />
ex juvantibus diagnostiziert<br />
We<strong>der</strong> Labor noch apparative Verfahren<br />
vermögen diagnostische Klarheit<br />
zu schaffen. Nur das ernährungstherapeutische<br />
Experiment kann die Frage<br />
„ernährungsabhängig o<strong>der</strong> nicht?“ beantworten.<br />
Die miterlebten Patientenbeispiele<br />
überzeugen auch den Arzt. Die Diagnose<br />
fließt in das „Erlebniskapital“<br />
des Patienten. Es wird aufgestockt<br />
durch den Rückfall in die Schmerzkrankheit<br />
bei jedem Diätfehler. „Diätsünden“<br />
sind notwendige Verstärker<br />
<strong>der</strong> Erkenntnis: „Also ist mein Leiden<br />
doch ernährungsabhängig“.<br />
Der tastbare Schmerz<br />
Myogelosen sind allgemein bekannt.<br />
Die geübte tastende Hand findet auch<br />
kutane und subkutane Verdichtungen,<br />
im tieferen Bindegewebe flächenhafte<br />
Verquellungen und Indurationen. Sie<br />
weisen in sich einen Elastizitätsverlust<br />
auf, sind schwer verschieblich und<br />
schmerzen bei Manipulation: Zielgewebe<br />
des Masseurs o<strong>der</strong> des Segmenttherapeuten,<br />
dankbare Objekte <strong>für</strong> die<br />
heiße o<strong>der</strong> kalte Packung, die Einreibung<br />
o<strong>der</strong> den Blutegel. Sie alle haben<br />
entschmerzende Wirkung, jedoch<br />
eine weit größere, wenn die Kunst des<br />
145<br />
Physiotherapeuten mit Ernährungstherapie<br />
kombiniert wird. Höchstwahrscheinlich<br />
handelt es sich bei den<br />
geweblichen Einlagerungen um stoffwechselbedingte<br />
Produkte.<br />
Bemerkenswert ist ein Phänomen,<br />
das <strong>der</strong> Fastenarzt immer wie<strong>der</strong> beobachtet.<br />
Ebenso wie latente Gewebsschmerzen<br />
bei Wetterwechsel o<strong>der</strong><br />
Berührung heftig werden können, so<br />
gibt es während eines langen Fastens<br />
(14, 20 o<strong>der</strong> 32 Tage) Phasen erhöhter<br />
Schmerzhaftigkeit gegenüber Zeiten<br />
vermin<strong>der</strong>ter o<strong>der</strong> scheinbar verschwundener<br />
Schmerzen. Diese<br />
„Fastenkrisen“ werden begleitet von<br />
Gewichtsstillstand, Wasserretention,<br />
vermehrter Quellung des Gewebes<br />
und schlechter Stimmung des Patienten.<br />
Die Schmerzkrise dauert normalerweise<br />
1 bis 2 Tage. Sie kann durch<br />
Einläufe und Lokalbehandlung mit<br />
Wickel, Heusackpackung, Lymphdrainage<br />
o<strong>der</strong> PRIESSNITZ-Auflage auf<br />
wenige Stunden verkürzt werden.<br />
Eine sofortige Schmerzbefreiung<br />
ermöglicht die Locus-dolendi-Akupunktur<br />
o<strong>der</strong> Gelopunktur nach<br />
PREUSSER. Sie verlangt die hohe Kunst<br />
des Tastens in <strong>der</strong> eingeölten Haut; <strong>der</strong><br />
Schmerz läßt sich unter äußerster<br />
Aufmerksamkeit des Patienten und<br />
des Arztes millimetergenau lokalisieren;<br />
<strong>der</strong> Stich in die stecknadelkopfgroße<br />
Gelose liefert ein exaktes Feedback<br />
<strong>für</strong> Therapiesicherheit und den<br />
Zustand des Gewebes. Die kutanen<br />
Gelosen sind damit noch nicht beseitigt.<br />
Sie verschwinden aber im Laufe<br />
einer Fastentherapie.<br />
◆ Gewebeschmerzen sind tastbar,<br />
objektivierbar.<br />
◆ Die Gewebeverän<strong>der</strong>ungen, die<br />
den Schmerz auslösen, sind<br />
durch die Kombination von<br />
Physiotherapie und „diätetischer<br />
Schmerztherapie“ ebenso reversibel<br />
wie <strong>der</strong> Schmerz selbst.<br />
◆ Vorteil dieser Therapie: nebenwirkungsfreie<br />
Allgemein- und<br />
Lokalbehandlung; die Belastung<br />
des ganzen Körpers durch ein<br />
Medikament wird entbehrlich.
Gewebeschmerzen sind meist ernährungsabhängig.<br />
In Kombination<br />
mit Ernährungstherapie können sie<br />
rasch beseitigt und vor allem ursächlich<br />
behandelt werden.<br />
Der diffuse Schmerz<br />
Der diffuse, quälende Schmerz ist mit<br />
Unruhe und depressiver Verstimmung<br />
verbunden und wird vom Patienten als<br />
„überall“ o<strong>der</strong> „hier, da und dort“ geschil<strong>der</strong>t.<br />
Wer denkt da nicht an<br />
psychogene Schmerzen!<br />
Die gründliche Darmentleerung<br />
durch einen Einlauf, notfalls ein Abführmittel,<br />
verbunden mit einem<br />
Fasten- o<strong>der</strong> diätetischen Entlastungstag<br />
(z.B. Reistag) läßt den Schmerz<br />
jedoch verschwinden und Wohlbefinden<br />
aufkommen. Die alte These<br />
von <strong>der</strong> intestinalen Intoxikation<br />
stimmt wohl doch. Grippeschmerzen<br />
gehören in diese Kategorie. Lassen<br />
Sie fasten und täglich ein bis zwei<br />
Einläufe machen, dann brauchen Sie<br />
kein Schmerzmittel! Seine fiebersenkende<br />
Wirkung ist bei jedem abwehrkräftigen<br />
Menschen ohnehin unangebracht.<br />
Fieber för<strong>der</strong>t die Selbstheilungstendenz<br />
des Körpers, eine uralte,<br />
noch heute gültige Weisheit. Toxine<br />
des Grippevirus werden durch Darm<br />
und Haut ausgeschieden; durch Einlauf<br />
und Schwitzen beschleunigen wir<br />
Titelthema<br />
diesen Prozeß und sehen verkürzte<br />
und komplikationsfreie Krankheitsverläufe.<br />
Ernährungstherapie hat nicht nur<br />
mit Einfuhr, son<strong>der</strong>n auch mit<br />
Ausfuhr zu tun.<br />
„Stoffwechselschmerzen“<br />
Von 264 Adipösen mit vielerlei Kopf-,<br />
Gelenk- und Weichteilschmerzen gaben<br />
225 nach Intensivdiätetik eine<br />
deutliche Entschmerzung an (Reha-<br />
Studie Baden). Für Mitarbeiter in<br />
Fastenkliniken ist es immer wie<strong>der</strong> ein<br />
eindrucksvolles Erlebnis, wie rasch<br />
<strong>der</strong> erstaunte Faster vom Nachlassen<br />
seiner Schmerzen berichtet. Mit gleichen<br />
physiotherapeutischen Behandlungsverfahren<br />
ohne Fasten sei dies<br />
niemals erreicht worden.<br />
Tabelle 1 zeigt das Kurzzeitergebnis<br />
in Zahlen. Es könnte ein kurzzeitiges<br />
Phänomen des Fastens sein<br />
(„Endorphine“ o.ä.). Daß es in einem<br />
unerwartet hohen Prozentsatz Bestand<br />
hat, läßt sich an <strong>der</strong> Nachbefragung<br />
zwei Jahre später erkennen. Nur noch<br />
33 statt 94 Patienten berichteten von<br />
heftigen Schmerzen, und 100 Patienten<br />
statt 22 (162 am Ende des Heilverfahrens)<br />
blieben schmerzfrei. Diese<br />
Angaben decken sich etwa mit „Wohlbefinden“.<br />
In <strong>der</strong> statistischen Einzel-<br />
Anamnese/Arzt Heilverfahren<br />
n = 264 Anfang Ende nach 2 Jahren<br />
Schmerzen:<br />
schmerzfrei 22 162 100<br />
leicht 148 95 131<br />
heftig 94 7 33<br />
Wohlbefinden:<br />
wohl 26 236 173<br />
nicht so wohl 192 27 85<br />
krank 46 1 6<br />
Tab. 1: Anzahl <strong>der</strong> Patienten, die sich auf die gleichen Fragen des Arztes zu<br />
Schmerzen und Wohlbefinden vor und nach dem Heilverfahren und nach<br />
zwei Jahren äußerten.<br />
146<br />
datenauswertung wurde die Schmerzsituation<br />
bei 125 Patienten auch nach<br />
zwei Jahren noch als gebessert dargestellt.<br />
Den subjektiven Angaben haben<br />
wir objektive Stoffwechseldaten gegenübergestellt:<br />
Gesamtcholesterin,<br />
Triglyzeride, Harnsäure, BZ (nüchtern)<br />
und Lebertransaminasen im<br />
Serum. Die Bilanz <strong>der</strong> Stoffwechselwerte<br />
geht etwa parallel zur Analyse<br />
<strong>der</strong> Schmerzangaben.<br />
Wir fassen zusammen: Schmerztherapie<br />
wird durch begleitendes Fasten<br />
und Ernährungstherapie erfolgreicher<br />
sein.<br />
Stoffwechselentlastung ist gleichzeitig<br />
Schmerzentlastung.<br />
Der Gefäßschmerz<br />
Neben dem hypoxischen Schmerz gibt<br />
es den kapillar bedingten Schmerz<br />
beim Muskelrheumatismus o<strong>der</strong> beim<br />
Schulter-Nacken-Syndrom. FASSBEN-<br />
DER u.a. zeigen die schmerzverursachende<br />
Destruktion von Muskulatur<br />
hinter dem eingeengten Gefäß – unmittelbar<br />
ernährungsabhängig, än<strong>der</strong>bar<br />
durch Fasten. Die chronisch rezidivierende<br />
Migräne ist ein dankbares<br />
Feld <strong>für</strong> die wie<strong>der</strong>holte Fastenbehandlung.<br />
Es gibt recht befriedigende<br />
Dauererfolge.<br />
Der psychosomatische<br />
Schmerz<br />
Sollten psychosomatisch bedingte<br />
Schmerzen auch mit Ernährung zu tun<br />
haben? Die Differentialdiagnose z.B.<br />
des Herzschmerzes gelingt besser<br />
während einer Fastenzeit. Wie <strong>der</strong><br />
segmental begrenzte Schmerz nach<br />
Herzinfarkt typisch ist, kommt es fastenkritisch<br />
zur „Erinnerung“ des<br />
schmerzhaften Ereignisses, auch<br />
wenn ein seelisches Trauma dahintersteht.<br />
Übrigens lassen sich auch dann<br />
im Herzsegment schmerzhafte Ge-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
losen tasten und behandeln. Die durch<br />
Fasten erleichterte Psychokatharsis<br />
läßt die tieferen Ursachen erkennen:<br />
Die Patientin träumt o<strong>der</strong> erinnert den<br />
Verlust des geliebten Freundes vor<br />
Jahren. Arzt und Psychologin können<br />
jetzt helfen, den noch nicht überwundenen<br />
Schmerz zu verarbeiten.<br />
Nicht vergessen werden darf die<br />
„Aufarbeitung“ <strong>der</strong> geweblichen<br />
Schmerzfolgen, <strong>der</strong> „Materialisierung“<br />
des seelischen Schmerzes in<br />
Form von tastbaren Gelosen und<br />
Periostpunkten durch lokale Therapie<br />
und Fasten. Der manifestierte<br />
Schmerz kann auch die erfolgreiche<br />
Psychotherapie überdauern.<br />
Man merkt dem Artikel die Begeisterung<br />
des Verfassers <strong>für</strong> die von ihm<br />
seit so langer Zeit erfolgreich vertretene<br />
Methode an. Nicht umsonst ist<br />
LÜTZNER seit vielen Jahren ein beliebter<br />
und gesuchter Vortragen<strong>der</strong> zum<br />
Thema Ernährungsheilkunde und<br />
Fasten.<br />
Gerade bei <strong>der</strong> ,,Volkskrankheit“<br />
Weichteilrheumatismus können ernährungstherapeutische<br />
Maßnahmen<br />
von großem Erfolg gekrönt sein, wie<br />
LÜTZNER anhand seiner dargestellten<br />
Erfahrungen beschreibt. Aus Sicht des<br />
Praktikers, <strong>der</strong> die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
klinischen Führung von Patienten mit<br />
ernährungsbedingten Erkrankungen<br />
nicht hat, bleibt <strong>der</strong> Artikel jedoch<br />
(wohl aus Gründen <strong>der</strong> Übersichtlichkeit)<br />
einen Seitenblick auf physiologische<br />
Grundlagen des Säure-Basen-<br />
Haushaltes schuldig.<br />
Gerade aber, wenn man um die<br />
zentrale Rolle des erhöhten Säureanfalls<br />
vor allem bei rheumatischen<br />
Erkrankungen weiß und um die Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> teilweise hochdosierten<br />
Abpufferung, kann auch außerhalb<br />
<strong>der</strong> Klinik erfolgreich und teilweise<br />
ohne die beschriebenen „Fastenkrisen“<br />
therapiert werden.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Titelthema<br />
Zusammenfassung<br />
Diätetische Schmerzbehandlung gehört<br />
zum Erfahrungsgut klassischer<br />
Naturheilkunde. Sie ist effektiv im<br />
Hinblick auf die Chronizität von<br />
Schmerzkrankheiten, wenn sie intensiv<br />
genug eingesetzt wird: Fasten als<br />
strengste Form <strong>der</strong> Diätetik. Der ernährungsabhängige<br />
Schmerz bedarf<br />
darüber hinaus <strong>der</strong> Elimination von<br />
Nahrungsteilen, die ex juvantibus gefunden<br />
werden müssen. Dabei zeigt<br />
die Erfahrung, daß frischkostreiche,<br />
vorwiegend pflanzliche Nahrung die<br />
geringste Tendenz hat, gewebliche<br />
Schmerzen zu verursachen. Am Bei-<br />
spiel des Weichteilrheumatismus wird<br />
versucht, die Vielschichtigkeit <strong>der</strong><br />
Schmerzproblematik zu zeigen.<br />
Dr. med. Hellmut Lützner<br />
Forellenweg 12<br />
88662 Überlingen<br />
Teile des Beitrages stammen aus: H. Lützner: Aktive Diätetik. Hippokrates Verlag 1993.<br />
Kommentar zum Artikel von H. Lützner<br />
Schmerz und Gelosen entstehen<br />
durch die langfristige Überladung des<br />
interzellularen Grundgewebes mit<br />
sauren Valenzen und <strong>der</strong> hierdurch bedingten<br />
vermehrten Nozizeption.<br />
Völlig richtig weist LÜTZNER auf<br />
die zentrale Rolle <strong>der</strong> chronischen<br />
Darmdysbiose (die übrigens auch zu<br />
Vermehrung von Säuren führt) hin.<br />
Ebenso wird richtig auf den Basenmangel<br />
in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen „Zivilisationskost“<br />
verwiesen. Berücksichtigt<br />
werden sollte jedoch auch die Eiweißhyperalimentation(Eiweißspeicherkrankheit<br />
nach WENDT), die ebenfalls<br />
zur azidotischen Stoffwechsellage<br />
beiträgt, ebenso wie die Zufuhr gesättigter<br />
Fettsäuren und raffinierter<br />
Kohlehydrate.<br />
Bei <strong>der</strong> Umkehrung dieses pathologischen<br />
Verhaltens (Fasten) darf die<br />
Freisetzung von Säuren aus dem<br />
Interzellulargewebe nicht vergessen<br />
werden, die Zufuhr von Basen ist gerade<br />
hier von größter Bedeutung im<br />
Rahmen einer ,,sanften“ biologischen<br />
Schmerztherapie. Der überwiegende<br />
Teil <strong>der</strong> von LÜTZNER angesprochenen<br />
Gefäßschmerzen (auch periphere arterielle<br />
Verschlußkrankheit, KHK etc.)<br />
sind die klinische „Endstrecke“ einer<br />
149<br />
permanenten Azidose. Durch die neuronale<br />
segmentale Verschaltung ist<br />
auch hier <strong>der</strong> Weg zur Gelosenbildung<br />
und sekundären skelettären Schmerzen<br />
gebahnt.<br />
Neben <strong>der</strong> Ernährungstherapie und<br />
Neuraltherapie ist auch hier die entsauernde<br />
Behandlung von zentraler<br />
Wichtigkeit.<br />
Wünschenswert wäre, daß im Bereich<br />
<strong>der</strong> klinisch tätigen Ernährungswissenschafter<br />
auf diesen Aspekt vielleicht<br />
noch mehr Wert gelegt wird als<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit und hierzu auch<br />
eingehende wissenschaftliche<br />
Untersuchungen stattfinden. Einer<br />
Therapie von überragen<strong>der</strong> Bedeutung<br />
könnte damit auch ein fester Platz im<br />
Gebäude <strong>der</strong> schulisch anerkannten<br />
Medizin gesichert werden und dem<br />
praktisch tätigen Arzt ein gut abgesichertes,<br />
einfaches und reproduzierbares<br />
,,Therapeutikum“ an die Hand gegeben<br />
werden.<br />
Dr. med. O. Kuhnke<br />
Wendt, Lothar: Die Eiweißspeicherkrankheit. 2.<br />
Auflage, Haug-Verlag 1987.<br />
Worlitschek, Michael: Praxis des Säure-Basen-<br />
Haushaltes. 2. Auflage, Haug-Verlag 1991.
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Originalarbeit<br />
Bedeutung <strong>der</strong> Schilddrüsen-Injektion<br />
in <strong>der</strong> Neuraltherapie nach Huneke<br />
G. H. Droß<br />
Ein einfacher Zugangsweg zum Vegetativum über das Parenchymorgan<br />
Schilddrüse. Anatomie. Die Einbindung in kybernetische Regelkreise<br />
Hormonsystem, Sympathikus und Grundsystem nach PISCHINGER. Symptome<br />
<strong>der</strong> „latenten Hyperthyreose“ nach DOSCH. Struma und Jodhaushalt.<br />
Die „vegetative Dystonie“ als Circulus vitiosus, ausgehend von<br />
einer gestörten Schilddrüse. Begleitende Therapie psychosomatischer<br />
Erkrankungen. Beeinflussung gynäkologischer Krankheitsbil<strong>der</strong>. Hyperund<br />
Hypothyreose. Kontraindikationen. Injektionstechnik. Wege zur neuen<br />
Harmonie des Patienten.<br />
Schlüsselwörter: Regelkreise, Hormonstörungen, Psychosomatik,<br />
gynäkologische Neuraltherapie<br />
Asimple approach to the vegetative system via the thyroid gland as a parendymous<br />
organ. Anatomy. Integration in the following cybernetlc feedback<br />
control systems: hormone system, sympathetic nervous system, basic<br />
system acc. to PISCHINGER. Symptoms of ,,latent hyperthyreosis“ acc.<br />
to DOSCH. Struma and iodine balance. „Vegetative dystonia“ as a vicious<br />
circle based on a disturbed thyroid gland. Accompanying therapy of<br />
psychosomatic ailments. Influences on gynaecological diseases. Hyperthyreosis<br />
and hypothyreosis. Contraindications. Injection technique. Pathways<br />
to a new patient harmony.<br />
Key words: Feedback control systeme, hormonal disturbances, psychosomatics,<br />
gynaecological neural therapy<br />
Un acceso sencillo al vegetativo a través del órgano parenquímico glándula<br />
tifoides. Anatomía. La inserción en circuitos reguladores cibernéticos.<br />
Sistema hormonal, simpático y sistema básico según PISCHINGER.<br />
Síntomas de la „hipertireosis latente“ según DOSCH. Bocio y balance de<br />
yodo. La ,,distonia vegetativa“ como círcolo vicioso, partiendo de una perturbación<br />
de la glándula tiroides. Terapia acompañante de enfermedades<br />
psicosomáticas. Influjo sobre sintomatologías ginecológicas. Hipertireosis<br />
e hipotireosis. Contraindicaciones. Técnica de inyección.<br />
Caminos hacia la nueva armonia del paciente.<br />
Términos claves: Circuitos reguladores, perturbaciones hormonales,<br />
psicosomática, terapia neural ginecoIógica<br />
150<br />
Einführung<br />
Wie kein an<strong>der</strong>es, vegetativ einflußreiches<br />
Organ ist die Schilddrüse dem<br />
Neuraltherapeuten, auch dem Anfänger,<br />
zugänglich. In wohl keinem<br />
an<strong>der</strong>en Bereich läßt sich eine oft <strong>der</strong>art<br />
durchschlagende Wirkung mit<br />
zwei kleinen Stichen erzielen. Kein<br />
an<strong>der</strong>es Parenchymorgan hat eine <strong>der</strong>artige<br />
Schlüsselstellung in <strong>der</strong> Verbindung<br />
und Verschaltung <strong>der</strong> nervalen<br />
Vernetzung mit entsprechen<strong>der</strong><br />
Einflußnahme. „Wenn es die Schilddrüse,<br />
dieses Organ <strong>der</strong> morphologisch<br />
und physiologisch begründeten<br />
Koinzidenz psychischer und vegetativer<br />
Vorgänge, nicht gäbe, müßte sie<br />
schleunigst <strong>für</strong> die Procaintherapie erfunden<br />
werden.“ (MINK) Und <strong>der</strong> Zugangsweg<br />
liegt quasi subkutan.<br />
Anatomisch ragt die Schilddrüse<br />
bei allen Variationen und verschiedenen<br />
Größen immer unter dem Vor<strong>der</strong>rand<br />
des ventralen Teils des Musculus<br />
sternocleidomastoideus hervor. Die<br />
oft unterschiedlichen, paarigen Lappen<br />
schmiegen sich beidseits <strong>der</strong> Trachea<br />
an und sind durch den Isthmus glandulae<br />
thyreoideae verbunden. Dieser<br />
verläuft quer über die Trachea. Die<br />
unteren Pole sind ca. 2 Querfinger cranial<br />
des Jugulum tastbar. Nach oben<br />
bildet <strong>der</strong> Schildknorpel eine leicht<br />
tastbare Begrenzung. Bei einem adipösen<br />
Hals o<strong>der</strong> einer ausgedehnten<br />
Struma dient <strong>der</strong> o.g. angespannte<br />
Muskel als Orientierungshilfe.<br />
Die Schilddrüse ist gleich in mehrere<br />
kybernetische Regelkreise eingebunden<br />
(Abb.1 ). Der bekannteste und<br />
wohl jedem Arzt sofort bewußte ist<br />
<strong>der</strong> Hormonregelkreis ( Abb. 2). Natürlich<br />
kennen Sie die typischen<br />
Zeichen einer manifesten Hypo- o<strong>der</strong><br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
auch Hyperthyreose. Schnell lassen<br />
sich laborchemisch mit dem T3/T4-<br />
Test und ggfs. mit dem TRH-TSH-<br />
Stimulationstest entsprechende Diagnosen<br />
und die Etage <strong>der</strong> Störung verifizieren.<br />
Die Sonographie kann einen<br />
pathologischen Palpationsbefund<br />
evtl. bestätigen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Originalarbeit<br />
Abb. 1: Die Schilddrüse ist gleich in mehrere kybernetische Regelkreise eingebunden.<br />
Abb. 2: Der Hormonregelkreis<br />
Die fein abgestimmte Hypothalamus-Hypophysen-Thyreoidea-Achse<br />
stellt bei einem Gesunden die immer<br />
gerade erfor<strong>der</strong>liche Hormonmenge<br />
dem Organismus zur Verfügung. Die<br />
Hormone T3/T4 erfüllen wichtige<br />
Funktionen bei Stoffwechselprozessen,<br />
im Nervensystem, bei <strong>der</strong> Blutbildung<br />
und <strong>der</strong> Infektabwehr. Sie<br />
steuern Wachstum, Entwicklung, Regeneration,<br />
Antrieb, Aktivität, Leistungsfähigkeit,<br />
Energiehaushalt und<br />
letztlich auch Gewicht. Von den geschätzten<br />
über 1200 lebenswichtigen<br />
Funktionen <strong>der</strong> Schilddrüse sind bislang<br />
ca. 800 nachgewiesen. Dieses<br />
kleine Organ wirkt praktisch als Gaspedal<br />
und Bremse aller Lebensvorgänge.<br />
(DOSCH)<br />
Aus dem Gefäßreichtum läßt sich<br />
ebenfalls auf die Bedeutung dieser<br />
endokrinen Drüse schließen. Je<strong>der</strong><br />
Chirurg kann dies aus seinen Erfahrungen<br />
bei Thyreoidektomien bestätigen.<br />
Auch <strong>der</strong> Neuraltherapeut beobachtet<br />
bei <strong>der</strong> in diesem Gebiet immer<br />
vorangehenden Aspirationsprobe öfter<br />
als sonst Blut in <strong>der</strong> Spritze, so daß<br />
dann vor <strong>der</strong> eigentlichen Injektion<br />
die Kanüle neu lokalisiert werden<br />
muß.<br />
Arteriell erfolgt die Versorgung<br />
über A. thyreoidea superior aus <strong>der</strong> A.<br />
carotis externa und <strong>der</strong> A. thyreoidea<br />
inferior aus dem Truncus thyreocervicalis.<br />
Unsere beson<strong>der</strong>e Beachtung<br />
verdient die vielfältige sympathische<br />
Versorgung mit periarteriellen Ge-<br />
151<br />
flechten, über das Ganglion cervicale<br />
superius, über den Plexus caroticus<br />
communis aus dem Ganglion cervicale<br />
medius sowie über den Plexus thyreoideus<br />
caudalis aus dem Ganglion<br />
stellatum. Der Plexus pharyngeus<br />
übernimmt die parasympathische<br />
Versorgung und hat dabei Verbindungen<br />
zum Gebiet <strong>der</strong> Tonsilla palatina.<br />
(BAROP)<br />
Neben dieser intensiven Einbindung<br />
in den vegetativen Regelkreis<br />
spielen natürlich auch die Regelkreise<br />
des zerebro-spinalen Nervensystems<br />
und des Grundsystems nach PISCHIN-<br />
GER <strong>für</strong> die Reaktion des Gesamtorganismus<br />
auf Reize aller Art eine<br />
Rolle. (KIEPER)<br />
Die enge Vermaschung unterschiedlicher<br />
kybernetischer Regelkreise<br />
mit ihren Efferenzen und<br />
Afferenzen macht einen intensiven<br />
Informationsaustausch möglich. Z.B.<br />
kann aus <strong>der</strong> chronischen Reizüberflutung<br />
im Vegetativum resultieren,<br />
daß ein kleiner Reiz, gesetzt an entfernter<br />
Stelle des Organismus, über<br />
das Grundsystem nach dem Divergenzgesetz<br />
fortgeleitet, <strong>für</strong> eine völlige<br />
Dekompensation sorgt. (PISCHINGER)<br />
Denken Sie hierbei an die vagovasale<br />
Synkope bei einem kleinen Nadelstich.<br />
Chronische Störungen wie z.B.<br />
Störfel<strong>der</strong> können auf diese Weise<br />
auch die Schilddrüse so labilisieren,<br />
daß <strong>der</strong> geregelte Hormonausstoß gestört<br />
ist. Die empfindliche Balance<br />
von Psyche und Soma gerät ins<br />
Wanken. (Abb. 1)<br />
So können vielfältige Umwelteindrücke<br />
gerade in aufregenden Situationen<br />
Überreaktionen des Vegetativums<br />
auslösen. Nicht umsonst heißt<br />
es: „Ich bekomme einen dicken Hals.“<br />
Die Kleidung wird zu eng, und oft<br />
geht <strong>der</strong> erste Griff an den Kragen, um<br />
diesen zu lockern. Subjektiv schwillt<br />
<strong>der</strong> Hals an, objektiv läßt sich keine<br />
Schwellung nachweisen. Damit einher<br />
gehen oft Symptome wie innere Hitze,<br />
Herzrasen und -klopfen o<strong>der</strong> -schlagen<br />
bis zum Hals. Es besteht ein immer<br />
wie<strong>der</strong> aufflackerndes Engegefühl<br />
mit dem Zwang, einen Kloß her-
unterschlucken o<strong>der</strong> aushusten zu<br />
müssen. Auch bei diesem Globus können<br />
Sie als Arzt in aller Regel keine<br />
pathologischen organischen Abweichungen<br />
erkennen.<br />
Falls doch einmal eine Struma eruierbar<br />
ist, können Sie die Symptome<br />
mit einer „normalen“ medikamentösen<br />
Substitutionsbehandlung nicht lin<strong>der</strong>n.<br />
Symptomatisch <strong>für</strong> die Verunsicherung<br />
ist <strong>der</strong> Umstand, daß diese<br />
Patienten zwar meist <strong>der</strong> Meinung<br />
sind, eine Überfunktion zu haben,<br />
aber sich die verordnete zusätzliche<br />
Hormongabe nicht erklären können.<br />
P. DOSCH beschreibt die gesteigerte<br />
Streßsymptomatik treffend mit „latenter<br />
Hyperthyreose“. Schlaflosigkeit,<br />
Unrast, Schweißausbrüche, Gereiztheit<br />
und Unkonzentriertheit erschweren<br />
ein geordnetes Leben zwischen<br />
Ruhe und Anspannung, zwischen<br />
Yin und Yang immer mehr. Das<br />
gesamte Vegetativum arbeitet sich spiralförmig<br />
auf ein immer höheres Erregungsniveau<br />
und landet in einem<br />
„schwindelerregenden“ Circulus vitiosus.<br />
Der Nervenzusammenbruch,<br />
das völlige Versagen aller vegetativen<br />
Regulation, ist vorprogrammiert.<br />
Schulmedizinisch werden Betablocker<br />
und/o<strong>der</strong> Psychopharmaka zur<br />
Dämpfung angeboten. Eine erzwungene<br />
Ruhe, die eine Dauermedikation<br />
erfor<strong>der</strong>t, weil nach Absetzen <strong>der</strong><br />
„Therapie“ dieselben Symptome<br />
schnell wie<strong>der</strong> auftreten.<br />
Die Neuraltherapie nach HUNEKE<br />
mit <strong>der</strong> Injektion von Procain in die<br />
Schilddrüse bietet hier eine verblüffend<br />
einfache und wirkungsvolle<br />
Chance zur Autoregulation. Sie führt<br />
zu einer partiellen Unterbrechung <strong>der</strong><br />
afferenten und efferenten Impulse <strong>der</strong><br />
neurovegetativen Endformationen sowie<br />
zu einer Stabilisierung <strong>der</strong><br />
Parenchymzellmembranen. (BAROP)<br />
Es wird wie<strong>der</strong> stimmig!<br />
Die Liste <strong>der</strong> Indikationen wird von<br />
<strong>der</strong> Struma angeführt. (Abb. 3) Deren<br />
Pathogenese wird allgemein immer<br />
Originalarbeit<br />
Abb. 3: Die Indikationen <strong>der</strong> Schilddrüsen-Injektion<br />
mit einem Jodmangel in Zusammenhang<br />
gebracht. Doch <strong>der</strong> Jodgehalt <strong>der</strong><br />
Nahrung ist nicht <strong>der</strong> alleinige Faktor<br />
<strong>für</strong> eine Schilddrüsenvergrößerung.<br />
Vielmehr spielt die Assimilation und<br />
Verstoffwechselung des Jods die entscheidende<br />
Rolle. An<strong>der</strong>s lassen sich<br />
die erheblichen Unterschiede <strong>der</strong><br />
Strumahäufigkeit auch in Endemiegebieten<br />
nicht erklären. Jod ist ein essentiell<br />
notwendiges Spurenelement<br />
mit antioxidativer Wirkung. Der tägliche<br />
Bedarf wird mit 150-<br />
300 Mikrogramm/Tag<br />
angegeben und ist mit einer<br />
normalen, durchschnittlichen<br />
Mischkost<br />
gedeckt. Er unterliegt<br />
starken individuellen<br />
Schwankungen und<br />
hängt von Körpergewicht,<br />
Streß und Aktivität<br />
(Sport) ab. Auch Geschlecht<br />
und Lebensalter<br />
spielen eine entscheidende<br />
Rolle, sehen wir doch<br />
bei jungen Frauen zwischen<br />
15 und 25 Jahren<br />
am häufigsten eine<br />
Kropfentstehung.<br />
Die gängige Behandlung<br />
besteht in einer Ent-<br />
152<br />
lastung durch zusätzliche tägliche<br />
Gabe von Schilddrüsenhormonen o<strong>der</strong><br />
hochdosierten Jodgaben. Diese symptomatische<br />
Behandlung muß meist<br />
über Jahre durchgeführt werden, weil<br />
ein zu früher Auslaßversuch häufig<br />
Rezidive entstehen läßt.<br />
Ich habe nach wie<strong>der</strong>holten Injektionen<br />
bis zu 10mal regelmäßig eine<br />
Verkleinerung <strong>der</strong> Strumen gesehen,<br />
auch ohne jegliche begleitende Substitution.<br />
Die meisten Procain-Injektionen<br />
in die Schilddrüse nehme ich wohl bei<br />
weiblichen und männlichen Patienten<br />
vor, die einen Symptomencircel aufweisen,<br />
wie er in Abb. 4 dargestellt ist.<br />
Bei diesen „vegetativen Dysregulationen“<br />
ist die Angst das Leitsymptom.<br />
Schon bei <strong>der</strong> Erhebung <strong>der</strong><br />
Krankengeschichte erweist sich <strong>der</strong><br />
Patient als sehr dankbar <strong>für</strong> das Eingehen<br />
auf dieses oft nicht faßbare<br />
Phänomen. Um so dankbarer ist er<br />
dann, wenn ihm Hilfe in Aussicht gestellt<br />
wird. Bereitwillig berichtet er,<br />
wie sich Angst und psychosomatische<br />
Beschwerden wie z.B. Herzklopfen<br />
gegenseitig steigern, je mehr sie beachtet<br />
werden; wie sich langsam Verzweiflung<br />
über die eigene Unzulänglichkeit<br />
breitmacht; wie die Familie<br />
immer weniger Verständnis aufbringt;<br />
wie <strong>der</strong> Partner schließlich eine<br />
Abb. 4: Vegetative Dysregulationen<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Hysterie diagnostiziert; wie letztendlich<br />
massivere, auch sichtbare Beschwerden<br />
<strong>der</strong> Haut o<strong>der</strong> Migräneanfälle<br />
in die Isolierung und zu<br />
Suizidgedanken führen.<br />
Oft sind es Frauen mittleren<br />
Alters, die gemäß <strong>der</strong> Möglichkeiten<br />
des Chipkarten-Zeitalters bereits<br />
mehrfach organische Ursachen haben<br />
ausschließen lassen. Diese Patientinnen<br />
fühlen sich mit <strong>der</strong> Ausschlußdiagnose<br />
„vegetative Dystonie“<br />
mißverstanden. Der Kommentar, daß<br />
ja nur eine funktionelle Störung vorliege,<br />
vermittelt, statt zu beruhigen,<br />
ein Gefühl des Alleingelassenseins.<br />
Technisch erhobene Befunde sagen<br />
grundsätzlich nichts über das tatsächliche<br />
Befinden aus! Wie segensreich<br />
können Sie hier als Neuraltherapeut<br />
mit einigen wie<strong>der</strong>holten<br />
Injektionen eine Normalisierung <strong>der</strong><br />
gesamten Symptomatologie herbeiführen.<br />
Häufig erlebe ich schon nach<br />
<strong>der</strong> ersten Behandlung ein befreiendes<br />
Weinen, wenn sich eine entscheidende<br />
Blockade an diesem Mittler zwischen<br />
Psyche und Soma löst. Als Neuraltherapeuten<br />
sind wir es ja gewohnt,<br />
von emotionalen Entladungen nach<br />
unserer Therapie zu hören. Aber bei<br />
keiner an<strong>der</strong>en Injektion tritt das so<br />
gehäuft ein wie nach <strong>der</strong> in die<br />
Schilddrüse.<br />
Diese Behandlung kann bei positiven<br />
Rückmeldungen in ca. einwöchigen<br />
Abständen wie<strong>der</strong>holt werden, bis<br />
sich <strong>der</strong> Gesamtzustand stabilisiert<br />
hat; in Extremfällen auch bis zu<br />
10mal.<br />
Seitdem ich diese Injektionen in<br />
fast alle Therapien von psychosomatischen<br />
Krankheiten mit einbeziehe, erziele<br />
ich auch dabei bessere Resultate.<br />
So sprechen Behandlungen <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis,<br />
<strong>der</strong> chronischen Sinusitis,<br />
des Asthmas und verschiedener<br />
Magen- und Darmerkrankungen von<br />
<strong>der</strong> Gastralgie bis zur Colitis ulcerosa<br />
besser an.<br />
In seltenen Fällen mag auch die<br />
Schilddrüse selbst bei Zustand nach<br />
einer Strumitis ein Störfeld darstellen.<br />
Meist aber kann sie nach unserer<br />
Originalarbeit<br />
Intervention ihrer Schlüsselrolle zwischen<br />
Kopf und Bauch, zwischen<br />
Seele und Körper wie<strong>der</strong> besser gerecht<br />
werden.<br />
Dies alles gilt in beson<strong>der</strong>em<br />
Maße <strong>für</strong> gynäkologische Krankheitsbil<strong>der</strong>,<br />
wie Störungen <strong>der</strong> Regelblutung,<br />
Dysmenorrhoe, Fluor, Reizblase,<br />
vorzeitige Wehen bis zum drohenden<br />
Abort, Angst vor <strong>der</strong> Geburt<br />
und die Palette <strong>der</strong> klimakterischen<br />
Beschwerden (Abb. 5). Hier mag<br />
Procain auch als „Phobolyticum“ eine<br />
Rolle spielen. (MINK)<br />
Abb. 5: Gynäkologische Indikationen<br />
<strong>für</strong> die Schilddrüsen-Injektion<br />
Bekannt ist ja die Geschichte des<br />
Tierarztes KOTHBAUER, <strong>der</strong> mit Hilfe<br />
von Procain-Injektionen in die Schilddrüse<br />
Kühe ruhiger stellte und <strong>der</strong>en<br />
Milchleistung deutlich steigern konnte.<br />
Die in Abb. 3 aufgelisteten häufigsten<br />
Indikationen enthalten in einer<br />
Zeile so gegensätzliche Diagnosen<br />
wie Hyper- und Hypothyreosen. Dies<br />
mag dem Einsteiger befremdlich vorkommen.<br />
Wer aber begriffen hat, daß<br />
wir einen regulativen Stoß vor allem<br />
ins Vegetativum vornehmen, kann die<br />
therapeutischen Möglichkeiten nachvollziehen.<br />
Unter neuraltherapeutischer<br />
Behandlung <strong>der</strong> manifesten<br />
Hyperthyreose kann die thyreostatische<br />
Medikation, natürlich unter engmaschigen<br />
Laborkontrollen, meist<br />
wegfallen.<br />
Beispielhaft sei ein Fall einer 26jährigen<br />
Frau: Nach regelrechter<br />
Schwangerschaft und unkomplizierter<br />
Geburt des 1. Kindes traten im HWS-<br />
Schulter-Arm-Bereich starke Schmerzen<br />
mit erheblicher Bewegungseinschränkung,<br />
beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Kopf-<br />
154<br />
rotation auf. Dazu gesellten sich die<br />
typischen Symptome einer Hyperthyreose<br />
wie Schlaflosigkeit, Diarrhoe,<br />
Herzrasen und Gewichtsverlust<br />
trotz gesteigerten Appetits. Hektik<br />
und Aufgedrehtsein bei gleichzeitiger<br />
Belastung durch das Baby ließen einen<br />
geregelten Alltag nicht mehr zu.<br />
Die anfänglich gute Laktation ließ<br />
schnell nach und war bereits vier<br />
Wochen postpartal versiegt. Zu diesem<br />
Zeitpunkt war <strong>der</strong> T3/T4-Test<br />
noch im Normbereich, lokale Therapien<br />
<strong>der</strong> HWS blieben erfolglos. Als<br />
die völlig abgemagerte und entnervte<br />
Patientin zwei Monate später zu mir<br />
kam, hatte sie 14 kg weniger Gewicht<br />
als vor <strong>der</strong> Schwangerschaft. Der T4-<br />
Test lag jetzt im hyperthyreoten Bereich.<br />
Die insgesamt vier Behandlungen<br />
bestanden immer in Injektionen in die<br />
Schilddrüse und bei den ersten beiden<br />
Malen im Anspritzen des Plexus<br />
Utero-Vaginalis unter <strong>der</strong> Vorstellung<br />
eines Störfeldes im gynäkologischen<br />
Raum. Nach fünf Wochen bestand<br />
völlige Beschwerdefreiheit, das Gewicht<br />
hatte schon um 5 kg zugenommen.<br />
Auch bei <strong>der</strong> Hypothyreose lohnt<br />
sich ein Versuch mit Neuraltherapie<br />
nach HUNEKE; im günstigen Fall kann<br />
die Hormonsubstitution schrittweise<br />
abgebaut werden.<br />
Eine interessante Indikation besteht<br />
in <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> vegetativen<br />
Begleitsymptomatik <strong>der</strong> Alkoholkrankheit.<br />
DIETZ konnte bei über 60 %<br />
<strong>der</strong> behandelten Alkoholiker eine viermonatige<br />
Totalabstinenz erreichen.<br />
Die Kontraindikationen sind<br />
schnell aufgezählt (Abb. 6). Die akute<br />
Abb. 6: Kontraindikationen <strong>der</strong><br />
Schilddrüsen-Injektion<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Abb. 7: Die Injektionstechnik<br />
Strumitis könnte durch eine Injektion<br />
weiter gereizt werden. Eine vorangegangene<br />
Radio-Jod-Therapie stellt <strong>für</strong><br />
sechs Monate, eine Szintigraphie <strong>für</strong><br />
drei Monate eine Kontraindikation<br />
dar. Hier könnte die Injektion eine<br />
Strumitis provozieren.<br />
Die Injektionstechnik ist recht einfach<br />
und bereits in den Grundkursen<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Originalarbeit<br />
unter Anleitung schnell erlernbar<br />
(Abb. 7). Ich gehe so vor, daß ich mit<br />
dem linken Zeige- und Ringfinger den<br />
Unterrand des Organs leicht nach cranial<br />
schiebe und mit dünner Nadel ca.<br />
1,5 cm tief in sagittaler Richtung einsteche.<br />
Nach negativer Aspiration<br />
spritze ich je nach Größe des Organs<br />
1-1,5 ml 1%iges Procain in jeden<br />
Lappen, bei großen Strumen auch mit<br />
mehreren Einstichen noch mehr.<br />
Je öfter Sie diese Injektion in Ihre<br />
therapeutischen Überlegungen einbeziehen,<br />
um so mehr werden Sie die<br />
Effektivität schätzen lernen. Manchmal<br />
stellt sich ein spürbarer Erfolg<br />
erst nach <strong>der</strong> 2. o<strong>der</strong> 3. Injektion ein.<br />
Dann benötigt die festgefahrene Imbalance<br />
häufigere Anstöße, o<strong>der</strong> ein<br />
aktives Störfeld muß zunächst ausgeschaltet<br />
werden.<br />
Literatur<br />
Barop, H.: Lehrbuch und Atlas Neuraltherapie<br />
nach Huneke. Hippokrates Verlag Stuttgart,<br />
1996<br />
Dietz, B.: Freudenstädter Vorträge 1988. 13.<br />
Band, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg,<br />
1989<br />
Hypo-A<br />
155<br />
Dosch, P.: Lehrbuch <strong>der</strong> Neuraltherapie nach<br />
Huneke, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg,<br />
l3. Auflage 1989<br />
Kieper, V.: Freudenstädter Vorträge 1985. 10.<br />
Band, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg,<br />
l986<br />
Mink, E.: Naturheilverfahren in <strong>der</strong> Gynäkologie,<br />
Karl F. Haug Verlag, 2. Auflage,<br />
1984<br />
Pischinger, A.: Das System <strong>der</strong> Grundregulation,<br />
Karl F. Haug Verlag, 8. Auflage,<br />
1990<br />
Dr. med. Gerd H. Droß<br />
Facharzt <strong>für</strong> Allgemeinmedizin,<br />
Naturheilverfahren<br />
Markstraße 413a<br />
44795 Bochum
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Originalarbeit<br />
Wechselhaftigkeit und Unentschlossenheit<br />
bei Pulsatilla<br />
S. Schikora, M. M. Hadulla, O. Richter<br />
Etymologie<br />
Der Name Pulsatilla leitet sich von<br />
dem lateinischen Wort „pulsare“ ab,<br />
was wörtlich übersetzt „schlagen“<br />
(vom Wind hin- und hergeschlagen<br />
werden; keine festen Stiele habend)<br />
bedeutet. Prater (Genitiv: Pratensis)<br />
heißt „Wiese“ und deutet auf den Ort<br />
des Wachstums <strong>der</strong> Pflanze hin. Pul-<br />
Die Verfasser berichten über die Wechselhaftigkeit, Unentschlossenheit,<br />
das Sicherheitsbedürfnis, die Stärke und das emotionale Einfühlungsvermögen<br />
von Pulsatilla. Pulsatilla ist eines <strong>der</strong> häufigst gebrauchten<br />
Mittel, ein Polychrest. Den Prüfsymptomen von SAMUEL HAHNEMANN<br />
(Reine Arzneimittellehre) werden Pulsatilla-Symptome aus <strong>der</strong> Kunst<br />
gegenübergestellt: „Der Frühling“ von SANDRO BOTTICELLI.<br />
Schlüsselwörter: Pulsatilla pratensis nigrans, Windröschen, Homöopathie<br />
The authors report on the wavering, undecided nature and need for security<br />
es well as the strength and emotional sensitivity of Pulsatilla.<br />
Pulsatilla is one of the most frequently used agents, a polychrest. The test<br />
symptoms defined by SAMUEL HAHNEMANN (Pure Theory of MedicaI Drugs)<br />
are compared with Pulsatilla symptoms from the arts: „Spring“ by SANDRO<br />
BOTTICELLI.<br />
Key words: Pulsatilla pratensis nigrans, pasque flower, homeopathy<br />
Los autores so refieren a la versatilidad, la irresolución, la demanda de<br />
seguridad, la fuerza y la compenetración emocional de Ia pulsatilla. La<br />
pulsatilla es uno de los medicamentos de aplicación más frecuente, un<br />
policresto. Los síntomas de verificación de SAMUEL HAHNEMANN (instrucción<br />
pura sobre los remedios) se contrastan con síntomas de pulsatilla de<br />
las artes: „La primavera“ de SANDRO BOTTICELLI.<br />
Términos claves: Pulsatilla pratensis nigrans, pulsatila, homeopatía<br />
156<br />
satilla gehört zu <strong>der</strong> Gattung <strong>der</strong><br />
Anemonen und „anemos“ heißt im<br />
Griechischen „Wind“ (= Wind).<br />
Der deutsche Name „Küchenschelle“<br />
stammt von „Kuh-Schelle“,<br />
dem Volksnamen, und bezieht sich auf<br />
die Glockenform <strong>der</strong> schönen Blüte,<br />
bezieht sich also nicht auf Küche, wie<br />
man eventuell denken könnte.<br />
Nach alter griechischer Sage soll<br />
die Küchenschelle aus den Tränen <strong>der</strong><br />
APHRODITE entstanden sein, als sie den<br />
Jüngling ADONIS beweinte, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />
Jagd von einem Eber getötet wurde.<br />
Folgendes hat sich nach <strong>der</strong> griechischen<br />
Sage zugetragen: ADONIS, ein<br />
schöner Königssohn, wurde von<br />
APHRODITE, <strong>der</strong> Göttin <strong>der</strong> Liebe und<br />
Schönheit, begehrt und geliebt. Auf<br />
<strong>der</strong> Jagd tötete ihn ein Eber. APHRO-<br />
DITE ließ aus seinem Blut eine Blume<br />
aufsprießen und erreichte von PERSE-<br />
PHONE, <strong>der</strong> Göttin <strong>der</strong> Unterwelt, daß<br />
ADONIS nur einen Teil des Jahres im<br />
Schattenreich zu weilen brauchte; die<br />
übrige Zeit durfte er mit APHRODITE in<br />
<strong>der</strong> Oberwelt verbringen und sich an<br />
ihrer Liebe und Schönheit erfreuen.<br />
Der Altmeister <strong>der</strong> philologischen<br />
Betrachtungsweise in <strong>der</strong> Homöopathie<br />
W. GAWLIK (5) schil<strong>der</strong>t das in<br />
seiner typischen, blumigen Schreibweise<br />
wie folgt:<br />
„In den antiken Mythen ist die Anemone nur äußerlich<br />
dargestellt. Die Pflanze ist eines Tages,<br />
so erzählt man, aus dem Blute des schönen<br />
Jünglings ADONIS gewachsen. In OVIDs Metamorphosen<br />
ist nachzulesen, daß APHRODITE, die<br />
Göttin <strong>der</strong> Liebe, sich in den Jüngling ADONIS<br />
verliebte. Dieser war Symbol <strong>für</strong> die Schönheit<br />
des jugendlichen Mannes. Der Kriegsgott ARES,<br />
<strong>der</strong> APHRODITE begehrt, brennt nur vor Eifersucht<br />
auf seinen Rivalen ADONIS und läßt ihn<br />
umbringen: ADONIS ist auf <strong>der</strong> Jagd, als ihm<br />
ARES einen ganz beson<strong>der</strong>s wilden Eber sendet,<br />
<strong>der</strong> ihn tödlich verletzt. APHRODITE läßt weiße<br />
Vögel zu ADONIS fliegen und verspricht in ohnmächtigem<br />
Trauergebet, daß sich zu seines<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Todes Gedächtnis das vergossene Blut zu lieblichen<br />
Blumen entwickeln wird. Sie besprengt<br />
das Blut mit Nektar. Es entstehen verschiedenfarbige<br />
Blumen, die nach allen Seiten vom<br />
Wind verweht werden (Anemone – Windröschen).“<br />
Wichtig <strong>für</strong> uns ist, daß dieser<br />
Mythos schon zu früheren Zeiten als<br />
Sinnbild des Absterbens und Wie<strong>der</strong>erwachens<br />
<strong>der</strong> Natur gedeutet wurde.<br />
ADONIS ist ursprünglich auch einer <strong>der</strong><br />
zahlreichen Götter, die sterben und<br />
wie<strong>der</strong>auferstehen, ein Symbol <strong>für</strong><br />
Werden – Vergehen, Wie<strong>der</strong>geburt –<br />
Unsterblichkeit.<br />
In unserer heutigen Zeit sind die<br />
Adonisgärtchen noch manch einem<br />
ein Begriff. Gemeint sind Blumentöpfe<br />
o<strong>der</strong> -körbe, in die man vor dem<br />
Adonisfest schnellwachsende und<br />
dann schnellwelkende Pflanzen säte,<br />
als Symbol des Aufblühens und Vergehens<br />
<strong>der</strong> Natur. Das heißt, jedes<br />
Jahr im Frühling erinnert Pulsatilla an<br />
den Tod von ADONIS, an die Unterwelt,<br />
die durch die dunkle Jahreszeit<br />
symbolisiert wird, die im Frühjahr<br />
dann durch die Oberwelt, den Frühling<br />
mit seinem Wachstum, erlöst<br />
wird.<br />
Die Bezeichnung <strong>der</strong> Pflanze bei<br />
SAMUEL HAHNEMANN (7) lautete „Pulsatilla<br />
pratensis nigrans“, und auch bei<br />
einigen seiner Schüler, wie z.B. bei<br />
G. H. G. JAHR (8), läßt sich <strong>der</strong> Zusatz<br />
„nigrans“ (lat.: niger, nigra, nigrum =<br />
schwarz) finden, was <strong>für</strong> uns im übertragenen<br />
Sinn ein Hinweis <strong>für</strong> Symbolik<br />
von Licht und Dunkelheit ist,<br />
Himmel und Hölle, Gut und Böse –<br />
Begriffspaare, um die seit Urzeiten die<br />
Gedanken <strong>der</strong> Menschen kreisen und<br />
Hauptthemen von Mythen, Religionen<br />
und Philosophien sind. Wir leben in<br />
einer Welt <strong>der</strong> Polaritäten, in <strong>der</strong> wir<br />
ständig gezwungen sind, Entscheidungen<br />
zu treffen, zu unterscheiden,<br />
zu wählen. So erleben wir täglich die<br />
Spannungen <strong>der</strong> Gegensätze. Frühere<br />
Kulturen haben sich damit zentral beschäftigt,<br />
doch in unserer Zeit und<br />
Kultur wird dies sehr stark verdrängt.<br />
Gerne basteln wir uns eine heile Welt,<br />
in <strong>der</strong> wir möglichst keine Verantwortung<br />
übernehmen müssen. Auch<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Originalarbeit<br />
wird gerne geglaubt, zwischen Gut<br />
und Böse, Richtig und Falsch wählen<br />
zu können, und dabei vergessen wir<br />
die ureigentliche Hybris dieser Einstellung.<br />
Wir sollten wie<strong>der</strong> lernen,<br />
beide Pole in Betracht zu ziehen, ihre<br />
Gemeinsamkeiten erkennen, denn es<br />
gibt immer nur beide Pole zusammen<br />
und nie einen alleine, das eine kann<br />
ohne das an<strong>der</strong>e nicht existieren.<br />
Vielleicht kann uns Pulsatilla helfen,<br />
Leben und Tod, Werden und Vergehen<br />
als etwas Natürliches zu sehen. Wie<strong>der</strong>geburt,<br />
ewiges Leben und Sterben<br />
müssen dann keine tabuisierten<br />
Themen mehr sein, son<strong>der</strong>n sie gehören<br />
zum Leben. Pulsatilla kann dazu<br />
eventuell beitragen und uns die Augen<br />
öffnen. Vielleicht ist gerade deshalb<br />
Pulsatilla eines <strong>der</strong> häufigst gebrauchten<br />
Polychreste unserer Tage, da wir<br />
heute extrem einseitig orientiert sind.<br />
Möge diese Erörterung manchem vielleicht<br />
zu spekulativ erscheinen, so<br />
führt das oben Gesagte in jene<br />
schwarzen (= niger) Unterweltbereiche<br />
und hellen (prater s.o.) Oberweltbereiche.<br />
Die Blütezeit von Pulsatilla ist unmittelbar<br />
nach <strong>der</strong> dunklen (schwarzen)<br />
Jahreszeit. Das Schwarze,<br />
Dunkle, Blinde finden wir auch bei<br />
STÖRCK wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Ende des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
großes Aufsehen erregte, als<br />
er mit Pulsatilla Blinde erfolgreich behandelte.<br />
STÖRCK war einer <strong>der</strong> Lehrer<br />
von SAMUEL HAHNEMANN in Wien.<br />
Die Affinität von Pulsatilla <strong>für</strong> die<br />
Augen ist seit dem Altertum bekannt.<br />
Botanik<br />
Die Pulsatilla wird auch das Windblümchen<br />
(Anemone) genannt, da sie<br />
klein und zart ist und sich mit dem<br />
Wind hin- und herbewegt. Diese<br />
Signatur weist auch schon auf die<br />
Gemütssymptome dieses Konstitutionstyps<br />
hin.<br />
Die Küchenschelle blüht im Übergang<br />
von Winter zum Frühjahr nach<br />
<strong>der</strong> Schneeschmelze und wächst auf<br />
kalk- und kieselsäurereichem Boden<br />
159<br />
(Silicea und Calcarea sind Ergänzungsmittel)<br />
in Mitteleuropa auf<br />
Hochflächen.<br />
B. VONARBURG (14) schreibt:<br />
„Die Wiesenküchenschelle ist ein ausdauerndes<br />
Hahnenfußgewächs (Ranunculacea) mit vielköpfigem<br />
Wurzelstock und Blättern, die vierteilige,<br />
fie<strong>der</strong>schnittige Abschnitte und lineale<br />
Lappen vorweisen. Der 20-40 cm hohe Schaft<br />
trägt gewöhnlich nur eine seidig behaarte, wun<strong>der</strong>schöne<br />
Blüte mit drei sitzenden Hüllblättern.<br />
Die nickenden Blumen sind glockig und dunkelviolett<br />
o<strong>der</strong> hellviolett gefärbt. Blütezeit<br />
April bis Mai. Aus den zahlreichen Fruchtknoten<br />
mit langen, fadenförmigen Griffeln entstehen<br />
Früchte, die zu einem kugeligen Köpfchen<br />
angehäuft sind. Sie verlängern sich zu geschwänzten<br />
Nußfrüchten und werden durch den<br />
Wind verbreitet. Diese Fe<strong>der</strong>schweifflieger vermögen<br />
nicht nur beachtliche Strecken zurückzulegen;<br />
ihre scharfen Spitzen, an denen die<br />
Früchtchen hängen, sind sogar in <strong>der</strong> Lage, sich<br />
durch ihre hydroskopischen Bewegungen tief in<br />
die Erde zu bohren.“<br />
Es gibt an die 100 Unterarten <strong>der</strong><br />
Spezies Pulsatilla und sehr viele, nach<br />
Farbe, Form und Behaarung zu differenzierende<br />
Variationen. Die Farbe<br />
kann von hell-zarten Tönen bis ins<br />
kräftige Violett reichen. Im folgenden<br />
seien nur einige Arten aufgeführt:<br />
Pulsatilla alpina = Alpenanemone<br />
Anemone = Schwefelsulphurea<br />
anemone<br />
Pulsatilla vernalis = Frühlingsanemone<br />
Pulsatilla vulgaris = gewöhnliche<br />
Küchenschelle<br />
Pulsatilla montana = Bergküchenschelle<br />
Verschiedene Arten werden auch<br />
in Ziergärten gezogen.<br />
(Anmerkung: Siehe hierzu auch<br />
die nachfolgenden Ausführungen zum<br />
Arzneimittelbild von Pulsatilla mit<br />
den verschiedenen Ausprägungen und<br />
häufig schwierigen Differentialdiagnosen,<br />
die wie<strong>der</strong>um die Variabilität<br />
<strong>der</strong> Pflanze wi<strong>der</strong>spiegeln.)<br />
Typisch <strong>für</strong> Pulsatilla ist <strong>der</strong> feine<br />
Daunenschleier, <strong>der</strong> an das Fell eines<br />
Tieres o<strong>der</strong> an die Daunen eines<br />
Küken erinnert. Dieses samtige Haarkleid<br />
weist auch schon auf die Modalitäten<br />
hin, nämlich daß die Küchenschelle<br />
ein geringes Wärmebedürfnis<br />
hat.
Für die Patientinnen (Pulsatilla<br />
finden wir vorwiegend bei Frauen und<br />
Kin<strong>der</strong>n) ist die Wechselhaftigkeit in<br />
allen Bereichen ein typisches Zeichen.<br />
Franzosen nennen sie „fleur de vent“,<br />
übersetzt „Blume des Windes“, was<br />
auch auf die Symptome hinweist, die<br />
so unbeständig, flüchtig und wechselhaft<br />
sind wie <strong>der</strong> Wind, den die<br />
Pflanze so liebt.<br />
Vergessen darf man jedoch nicht,<br />
daß die Pflanze fest im Boden verwurzelt<br />
ist und so manchen Sturm gut<br />
überleben kann, bei dem ein großer<br />
Baum zu Boden gebracht werden<br />
könnte.<br />
So durstlos wie die Pflanze, die<br />
auf trockenem, sandigem Boden gedeiht,<br />
sind auch die Pulsatilla-Patienten.<br />
Pulsatilla gedeiht gerne in kleinen<br />
Grüppchen, und man findet sie nur<br />
selten alleine.<br />
(Anmerkung: Auch hier sehen wir<br />
im Spiegel <strong>der</strong> Natur, gleichsam wesenhaft,<br />
was dann das Arzneimittelbild<br />
zeigt.)<br />
Die Urtinktur wird hauptsächlich<br />
aus <strong>der</strong> ganzen Pflanze hergestellt, die<br />
zur Blütezeit gesammelt wird.<br />
Toxikologie<br />
Giftige Inhaltsstoffe von Pulsatilla<br />
sind Protoanemonin und Pulsatillakampfer.<br />
Dieser Anemonenkampfer<br />
enthält einen Hautreizstoff, <strong>der</strong> auch<br />
in an<strong>der</strong>en Ranunculus-Arten vorkommt.<br />
SAMUEL HAHNEMANN (6) schreibt<br />
in seinem Apothekerlexikon folgendes:<br />
„Beim Zerschneiden des frischen Krautes steigt<br />
schon ein scharfer Dunst auf, welcher in <strong>der</strong><br />
Nase, auf <strong>der</strong> Zunge und den Lippen beißt, <strong>der</strong><br />
bei Bereitung des Extraktes in <strong>der</strong> Hitze entweichende<br />
Dunst aber greift auch die Augenli<strong>der</strong> an<br />
und erregt Dunkelheit des Gesichts.“<br />
Die Blätter <strong>der</strong> frischen Pflanze<br />
schmecken scharf, sind Übelkeit erregend<br />
und brennen. Ihr Saft liefert ein<br />
wundfressendes Öl, das sogar, wenn<br />
es längere Zeit in Kontakt mit einer<br />
Originalarbeit<br />
Abb. 1: Pulsatilla mit feinem Daunenschleier<br />
Stelle bleibt, Gangrän verursachen<br />
kann.<br />
Ihre Giftigkeit verliert die Pflanze<br />
bei <strong>der</strong> Trocknung, da sich die Toxine<br />
dabei zersetzen.<br />
Bei innerer Vergiftung kommt es<br />
zu Durchfall, kolikartigen Bauchschmerzen,<br />
Schwindel, die Haut und<br />
Nasenschleimhaut entzünden sich und<br />
letztendlich kann es zum Kollaps<br />
kommen.<br />
Abb. 2: Eine Gruppe dunkelviolett<br />
blühen<strong>der</strong> Windblümchen<br />
160<br />
Arzneimittelbild<br />
Charakteristisches<br />
Pulsatilla ist primär ein Mittel <strong>für</strong><br />
Frauen und Kin<strong>der</strong>. Braucht ein Mann<br />
Pulsatilla, so ist er in <strong>der</strong> Regel ein<br />
weicher, sanfter Männertyp. Pulsatilla-Frauen<br />
sind oft, aber keineswegs<br />
ausschließlich hübsche, blauäugige,<br />
blonde, eher mollige Frauen mit zartem<br />
Teint, die attraktiv auf Männer<br />
wirken. Instinktiv will man sie halten<br />
und beschützen.<br />
Gemäß <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Einleitung erwähnten<br />
Bipolarität in jedem Kapitel,<br />
wollen wir auch hier darauf hinweisen,<br />
daß es auch bei Pulsatilla viele<br />
dunkle Eigenschaften gibt. Es muß<br />
nicht immer eine Frau sein wie die<br />
von BOTTICELLI gemalte PRIMAVERA.<br />
Auch eine dicke, <strong>der</strong>be Bauersfrau,<br />
die nach <strong>der</strong> 3. Geburt körperliche o<strong>der</strong><br />
seelische Symptome entwickelt, kann<br />
durchaus Pulsatilla benötigen. Bezug<br />
nehmend auf das Beispiel <strong>der</strong> „<strong>der</strong>ben<br />
Bauersfrau“, läßt sich feststellen, daß<br />
Pulsatilla oft bei allen hormonellen<br />
Umstellungsphasen angezeigt ist, wie<br />
z.B. in <strong>der</strong> Pubertät, Schwangerschaft,<br />
dem Klimakterium, aber auch bei<br />
Ödemneigung, Varizen etc.<br />
Eines <strong>der</strong> Hauptmerkmale dieses<br />
Konstitutionstyps ist die Wechselhaftigkeit<br />
/ Verän<strong>der</strong>lichkeit, wie die<br />
kleine Blume, die vom Wind hin- und<br />
herbewegt wird. So wan<strong>der</strong>n z.B. die<br />
Schmerzen von einem Körperteil zum<br />
an<strong>der</strong>en, Schmerzen treten plötzlich<br />
auf und können auch plötzlich verschwinden,<br />
die Abson<strong>der</strong>ungen variieren,<br />
die Stimmung kann plötzlich<br />
wechseln. Daher ist es sehr schwierig,<br />
Modalitäten von einer Pulsatilla-<br />
Patientin zu erfahren.<br />
Genauso wie <strong>der</strong> Pflanze geht es<br />
<strong>der</strong> Pulsatilla-Patientin durch leichte<br />
Bewegung besser, wie z.B. durch<br />
langsames Spazierengehen an frischer<br />
Luft. Und auch das ist typisch <strong>für</strong><br />
Pulsatilla: Stickige, warme Räume<br />
schwächen sie, auch das können wir<br />
bei unserer zarten, kleinen Blume beobachten,<br />
die bei Sonne und warmem<br />
Wetter welkt.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Obwohl sie lieb aussieht, sich<br />
sanft und nachgiebig verhält, hat sie<br />
doch eine enorme Stärke, was auf die<br />
elastische Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit <strong>der</strong><br />
Pflanze zurückzuführen ist. Sie besitzt<br />
eine Beharrlichkeit, mit <strong>der</strong> sie nicht<br />
selten ihr Ziel erreicht. Wer sich unter<br />
Schnee hervorarbeitet, in Frost, Felsen<br />
und Gebirge besteht, kann nicht nur<br />
sanft sein.<br />
Sie ist sehr einfühlsam, rücksichtsvoll<br />
und offen <strong>für</strong> die Bedürfnisse an<strong>der</strong>er<br />
und trägt durch ihre entgegenkommende<br />
Art zu einem harmonischen<br />
Zusammensein bei, sowohl im<br />
Berufsleben als auch in einer Zweierbeziehung.<br />
Auch wenn sie reizbar ist,<br />
ist sie nie aggressiv, verletzend o<strong>der</strong><br />
verbittert, son<strong>der</strong>n eher als leicht beleidigt<br />
zu beschreiben.<br />
Wenn wir wie<strong>der</strong> zurück zur<br />
Pflanze Pulsatilla gehen, können wir<br />
sehen, daß die Küchenschelle in Gruppen<br />
wächst, und genauso braucht die<br />
Pulsatilla-Frau Menschen, die ihr ein<br />
Gefühl <strong>der</strong> Sicherheit vermitteln.<br />
Bei Kin<strong>der</strong>n können wir sehen,<br />
daß sie sich auf dem Schoß <strong>der</strong> Mutter<br />
am wohlsten fühlen o<strong>der</strong> an <strong>der</strong>en<br />
Rockzipfel hängen. Pulsatilla-Kin<strong>der</strong><br />
sind liebe, brave, freundliche, leichterziehbare<br />
Kin<strong>der</strong>, die viel körperliche<br />
Zuwendung in Form von Schmusen<br />
und Kuscheln brauchen. Sie sind<br />
friedliebend, stellen deshalb ihre eigenen<br />
Bedürfnisse schon mal zurück,<br />
können aber auch gereizt sein und<br />
schmollen, dabei sind sie aber keinesfalls<br />
aggressiv. Nächtliche Ängste<br />
können auch charakteristisch sein <strong>für</strong><br />
Pulsatilla-Kin<strong>der</strong>. Bei dem bekannten<br />
deutschen Homöopathen W. GAWLIK<br />
(5) finden wir hierzu ergänzend:<br />
„Pulsatilla-Kin<strong>der</strong> haben es sehr gern, wenn<br />
man ihnen Geschichten erzählt, und sind beson<strong>der</strong>s<br />
zu beeindrucken durch Märchen, in denen<br />
<strong>der</strong> schwarze Mann, die Hexe o<strong>der</strong> irgendwelche<br />
an<strong>der</strong>en Figuren auftreten, die geeignet<br />
sind, in <strong>der</strong> Dunkelheit Furcht und in <strong>der</strong> Nacht<br />
Alpträume auszulösen.“<br />
Aber auch Erwachsene sind in gewisser<br />
Art abhängig und brauchen immer<br />
ein Gefühl <strong>der</strong> Sicherheit.<br />
Pulsatilla-Frauen fragen öfter als an<strong>der</strong>e<br />
ihren Ehepartner: „Liebst du<br />
Originalarbeit<br />
mich noch?“ Fühlt sich eine Pulsatilla-Patientin<br />
verlassen und leidet unter<br />
dem Gefühl <strong>der</strong> Einsamkeit, kann<br />
sie auch sehr mißtrauisch, neidisch,<br />
geizig, habgierig werden und auch eine<br />
gewisse Härte entwickeln.<br />
Durch dieses ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis<br />
unterwirft sie sich auch<br />
leicht dem Einfluß eines an<strong>der</strong>en; das<br />
können die Eltern, <strong>der</strong> Ehepartner<br />
o<strong>der</strong> ein Guru sein, <strong>der</strong> es dann übernimmt,<br />
Entscheidungen <strong>für</strong> sie zu treffen<br />
und <strong>für</strong> sie zu sorgen.<br />
Diese Abhängigkeit kann sich zu<br />
Dogmatismus bis hin zu Fanatismus<br />
entwickeln. Dann zeigt sich Pulsatilla<br />
engstirnig mit fixen Ideen, oft wird<br />
auch ein rigides religiöses Denken an<br />
den Tag gelegt. Ihre Meinung wird<br />
dann als <strong>der</strong> einzig richtige Weg verteidigt.<br />
Sie kann dabei so unflexibel<br />
werden, daß sie sich selbst im Weg<br />
steht (z.B. daß sie sich total an eine<br />
Sekte bindet o<strong>der</strong> bestimmtes Diät-/<br />
Eßverhalten konsequent praktiziert).<br />
Pulsatilla lebt gerne in Großfamilien<br />
o<strong>der</strong> Gruppen zusammen (s.o.),<br />
denen sie sich harmonisch anpaßt. Sie<br />
wendet sich gerne mit ihren Problemen<br />
an Außenstehende, ist mitteilsam<br />
und empfänglich <strong>für</strong> Ratschläge und<br />
Tips von an<strong>der</strong>en. Es tut ihr auch gut,<br />
wenn sie sich ausweinen kann. Im Repertorium<br />
finden wir unter „Weinen<br />
bessert“ Pulsatilla u.a. 2wertig,<br />
„Trost bessert“, Pulsatilla u.a. 2wertig.<br />
(Bei <strong>der</strong> Differentialdiagnose werden<br />
wir näher auf Vergleichsmittel<br />
eingehen.)<br />
Pulsatilla ist von Natur aus freundlich<br />
und umgänglich. Sie errötet<br />
leicht, wird leicht verlegen, ist anfangs<br />
scheu und schüchtern, findet jedoch<br />
sehr schnell Kontakt zu an<strong>der</strong>en<br />
Menschen, gegenüber Männern oft<br />
mit einer Spur Koketterie. Sie liebt<br />
Gesellschaft und hat einen großen<br />
Bekanntenkreis, auf den sie bei Problemen<br />
auch zurückgreift, was auch<br />
wie<strong>der</strong> auf ihr Sicherheitsbedürfnis<br />
zurückzuführen ist. In Gesellschaft ist<br />
sie gesprächig, mitteilsam und ungezwungen.<br />
Eine weitere typische Charakter-<br />
162<br />
eigenschaft von Pulsatilla ist ihre<br />
Unentschlossenheit. Wie die Pflanze,<br />
die sich im Wind hin- und herbewegt,<br />
ist auch unser Pulsatilla-Konstitutionstyp<br />
nicht fähig, Entscheidungen<br />
zu treffen, schwankt hin und her, ist<br />
wechselhaft und unbeständig. Bei ihrer<br />
Unentschlossenheit spielt natürlich<br />
auch ihr Harmoniebedürfnis eine große<br />
Rolle, sie möchte es allen recht<br />
machen und möchte niemanden verletzen<br />
o<strong>der</strong> zurückstoßen. C. COULTER<br />
(4) schreibt:<br />
„Pulsatilla hört zu, spricht nicht dagegen, lächelt<br />
und scheint überzeugt zu sein, um dann<br />
nicht einen Millimeter von ihrem Standpunkt<br />
abzurücken.“<br />
Aber auch im Alltagsleben ist das<br />
Pulsatilla-Verhalten geprägt von einem<br />
Mangel an Entschlußkraft. An<br />
dieser Stelle möchten wir noch einmal<br />
W. GAWLIK (5) zitieren:<br />
„Pulsatilla ist immer verzögert. Kin<strong>der</strong> kommen<br />
zu spät in die Schule, bei Frauen kommt die<br />
Regel zu spät. Als Patient kommt Pulsatilla trotz<br />
mehrfacher Auffor<strong>der</strong>ung immer zu spät in die<br />
Sprechstunde. Er ist auch oft unzufrieden und<br />
möchte mehr als er hat, immer etwas Neues.<br />
Auf <strong>der</strong> einen Seite will er mit seinem Weinen<br />
die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Mitleid<br />
erregen, vor allen Dingen braucht er Liebe. Gibt<br />
man ihm jedoch nur ein wenig Zuneigung, ein<br />
wenig Liebe, wird man voll ergriffen von <strong>der</strong><br />
Persönlichkeit, die einen absolut in Anspruch<br />
nimmt, von <strong>der</strong> man – wie von einer Klette –<br />
nicht mehr loskommt. Ein Wesenszug von<br />
Pulsatilla ist auch <strong>der</strong> Geiz. Pulsatilla ist eine<br />
gute Hausfrau, vielleicht gerade, weil sie so geizig<br />
ist. Sie ist sehr sparsam und verwendet alles,<br />
auch die Reste.“<br />
Dabei handelt es sich auch um die<br />
Menschen, die es nicht fertigbringen,<br />
ein klares „Nein“ auszusprechen.<br />
Denn das würde dann ja bedeuten, er<br />
hätte eine Entscheidung getroffen.<br />
Positiv gesehen besitzt Pulsatilla<br />
eine Fähigkeit, sich auf Gegebenes<br />
einzustellen und das Beste daraus zu<br />
machen. Sie ist offen <strong>für</strong> alles Schöne<br />
und kann sich gut auf die Stimmungen<br />
ihres Gegenüber einstellen. Auf <strong>der</strong><br />
emotionalen Ebene ist Pulsatilla „Der<br />
Wetterhahn unter den Arzneien“<br />
(BOERICKE), dessen Launen und Stimmungen<br />
geprägt sind, von <strong>der</strong> bereits<br />
beschriebenen Wechselhaftigkeit,<br />
Sensibilität und Verän<strong>der</strong>lichkeit.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Die frühesten Quellen, in denen<br />
Pulsatilla meisterhaft beschrieben<br />
wurde, kann <strong>der</strong> Leser direkt bei<br />
G.H.G. JAHR (8), in seinem 1848 erschienenen<br />
Werk „Homöopathische<br />
Heilmittel in <strong>der</strong> Gesamtheit ihrer bekannten<br />
Erstwirkungen und Heilanzeigen“,<br />
nachlesen.<br />
Scheinbar haben die meisten großen<br />
Homöopathen zu ihrer Pulsatilla<br />
ein fast zärtliches Liebesverhältnis<br />
aufgebaut, so daß wir auch auf den<br />
Altmeister J. KENT (9) verweisen, <strong>der</strong><br />
wichtige beson<strong>der</strong>e Beobachtungen zu<br />
Pulsatilla beigetragen hat. Den interessierten<br />
Leser bitten wir, in diesen<br />
beiden Quellen nachzulesen. Neben<br />
den Geistes- und Gemütssymptomen<br />
hat KENT auch die körperlichen Symptome<br />
herausgearbeitet. Zum Schluß<br />
zitiert er: „A good summery of this<br />
beautiful remedy.“<br />
TESTE (12) schreibt:<br />
„Von den zahlreichen Prüfungen, die HAHNE-<br />
MANN uns hinterlassen hat, scheint die von Pulsatilla<br />
diejenige zu sein, zu <strong>der</strong> er selbst mehr<br />
beigetragen hat als zu irgendeiner an<strong>der</strong>en; es<br />
ist eine <strong>der</strong> interessantesten und charakteristischsten<br />
Prüfungen seiner Arzneimittellehre.“<br />
Der Meister SAMUEL HAHNEMANN<br />
(7) beschreibt uns in seiner schönen<br />
Art das Bild von <strong>der</strong> Disposition und<br />
dem Temperament von Pulsatilla folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
„Es wird daher auch <strong>der</strong> arzneiliche Gebrauch<br />
<strong>der</strong> Pulsatilla um desto hilfreicher sein, wenn in<br />
Übeln, zu denen in Rücksicht <strong>der</strong> Körperzufälle<br />
dieses Kraut paßt, zugleich ein schüchternes,<br />
weinerliches, zu innerlicher Kränkung und stiller<br />
Ärgernis geneigtes, wenigstens mildes und<br />
nachgiebiges Gemüt im Kranken zugegen ist,<br />
zumal wenn er in gesunden Tagen gutmütig und<br />
mild war. Vorzüglich passen dazu langsame,<br />
phlegmatische Temperamente, dagegen am wenigsten<br />
Menschen von schneller Entschließung<br />
und rascher Beweglichkeit, wenn sie auch gutmütig<br />
zu sein scheinen. Am besten ist es, wenn<br />
auch untermischte Frostigkeit nicht fehlt und<br />
Durstlosigkeit zugegen ist. Bei Frauenzimmern<br />
paßt sie vorzüglich dann, wenn ihre Monatszeit<br />
einige Tage über die rechte Zeit einzutreten<br />
pflegt; so auch beson<strong>der</strong>s, wenn <strong>der</strong> Kranke<br />
abends lange liegen muß, ehe er in Schlaf geraten<br />
kann, und wo <strong>der</strong> Kranke sich abends am<br />
schlimmsten befindet. Sie dient in den Nachteilen<br />
von Genuß des Schweinefleisches.“<br />
An dieser Stelle möchten wir auch<br />
G. VITHOULKAS (13) zitieren, <strong>der</strong> Pulsatilla<br />
folgen<strong>der</strong>maßen vergleicht:<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Originalarbeit<br />
„Pulsatilla ist wie ein Fluß, <strong>der</strong> durch seine<br />
Umgebung geformt wird.“<br />
Im Repertorium (11) finden wir<br />
Pulsatilla in den Rubriken „Weinen“<br />
sehr oft. Hier einige, wie wir meinen,<br />
charakteristische Punkte:<br />
– sie heult grundlos (3)<br />
– weint bei Freudigem o<strong>der</strong> Traurigem<br />
(3)<br />
– lacht o<strong>der</strong> weint bei je<strong>der</strong> Gelegenheit<br />
(3)<br />
– sie weint, wenn sie von ihrer<br />
Krankheit erzählt (3)<br />
– sie weint unwillkürlich (3)<br />
– weint im Schlaf (2)<br />
– weint beim Stillen (2)<br />
– sie bricht wegen Kleinigkeiten in<br />
Tränen aus (1)<br />
Typisch ist auch, daß Trost Besserung<br />
verschafft. Auch eine gewisse Portion<br />
Selbstmitleid gehört zu Pulsatilla.<br />
Zitieren wir an dieser Stelle noch<br />
einmal die amerikanische Homöopathin<br />
C. COULTER (4). Sie schreibt:<br />
„Alles in allem besitzt Pulsatilla ein gewinnendes,<br />
angenehmes Wesen, und wenn ihre Sanftheit<br />
und Formbarkeit kombiniert sind mit den<br />
strengeren Eigenschaften an<strong>der</strong>er Konstitutionsmittel,<br />
erfüllen sie eine wohltuend ausgleichende<br />
Funktion: Sie mäßigen die Aggressivität<br />
von Arsenicum, dämpfen die sprunghafte<br />
Unruhe von Lachesis, mil<strong>der</strong>n die Schwermut<br />
und Strenge von Natrium muriaticum, lassen<br />
den streitlustigen Sulfur sanfter und Nux vomica<br />
weniger schroff sein, lassen Sepia ihre Unzufriedenheit<br />
leichter nehmen und machen den arroganten,<br />
barschen Lycopodium weicher.<br />
Obwohl sie sanft und nicht aggressiv ist, ist Pulsatilla<br />
keineswegs schwach. Ihre Stärke liegt in<br />
ihrer freundlichen, höflichen Haltung, ihrer mitfühlenden,<br />
sensiblen Art und auch in ihrem<br />
nachgiebigen, anpassungsfähigen Wesen.<br />
Schließlich ist die gewaltige Eiche vom Sturmwind<br />
gefällt worden, nicht hingegen das zarte,<br />
aber unverwüstliche Schilfrohr.“<br />
Körperliche Symptome<br />
Schlaf:<br />
schläft auf dem Bauch o<strong>der</strong> auf dem Rücken mit<br />
den Armen über dem Kopf<br />
Schlaf wird durch ein bestimmtes Lied gestört,<br />
das ihnen nicht mehr aus dem Kopf geht<br />
Augen:<br />
Abson<strong>der</strong>ungen dick, reichlich, gelbgrün und<br />
mild wie alle Pulsatilla-Abson<strong>der</strong>ungen<br />
entzündete, verklebte Li<strong>der</strong>, bluten leicht<br />
163<br />
Sehen von Nebel o<strong>der</strong> Schleier vor <strong>der</strong> Menses<br />
Konjunktivitis<br />
Ohren:<br />
akute und chronische Otitis media<br />
typischer Ohrfluß<br />
Gesicht:<br />
neuralgische Schmerzen<br />
marmorierter Teint<br />
aufgedunsen, aufgrund venöser Plethora<br />
Verdauungsapparat: Mund:<br />
trockener Mund, ohne Durst<br />
morgens schlechter Geschmack<br />
alle Speisen schmecken bitter<br />
Rachen:<br />
trockene Kehle<br />
Entzündung <strong>der</strong> Parotiden, Mumps<br />
dunkle, bläuliche Rötung <strong>der</strong> Rachenschleimhaut<br />
mit Varizen<br />
Magen:<br />
Abneigung und Unverträglichkeit von fetten<br />
Speisen<br />
Heißhunger im Wechsel mit Inappetenz<br />
schwierige, träge Verdauung<br />
die hervorstechendsten Magensymptome sind:<br />
Auftreibungsgefühl, Gasbildung, saures Aufstoßen<br />
nach dem Essen<br />
Abdomen:<br />
Durchfall mit wechselnden Stühlen<br />
Blähungen und Koliken<br />
chronische Verstopfung<br />
schmerzhafte Hämorrhoiden<br />
Harnorgane:<br />
unwillkürlicher Harnabgang beim Husten,<br />
Niesen, Lachen etc.<br />
Blasenschmerz, schlimmer gegen Ende <strong>der</strong> Entleerung<br />
schlimmer, wenn versucht wird, den Harn zurückzuhalten<br />
Einnässen im ersten Schlaf bei Kin<strong>der</strong>n<br />
chronischer Blasenkatarrh<br />
Atmungsorgane:<br />
Asthma, häufig allergisch<br />
Atemnot, beson<strong>der</strong>s nachts<br />
trockener Reizhusten die ganze Nacht<br />
Bronchitis mit trockenem Husten abends und<br />
lockerem Husten morgens<br />
morgens hört <strong>der</strong> Husten nach Schleimauswurf<br />
auf<br />
Rücken:<br />
Empfindung, als würde kaltes Wasser über den<br />
Rücken gegossen<br />
Extremitäten:<br />
wan<strong>der</strong>nde Arthritis<br />
rheumatische Glie<strong>der</strong>schmerzen, die schnell<br />
den Ort wechseln<br />
bohrende, nagende Schmerzen abends in den<br />
Fersen
schmerzhafte Varizen<br />
venöse Stase, bläuliche Beine mit geschwollenen<br />
Knöcheln<br />
Hitze in den Füßen, muß sie unter <strong>der</strong> Decke<br />
herausstrecken<br />
Fieber:<br />
sehr fröstelig<br />
durstlos<br />
reichlich Schweiß zwischen 2 Uhr und 5 Uhr<br />
nachts, teils nur einseitig<br />
Geschlechtsorgane: männlich:<br />
Übersteigerung des Sexualtriebes<br />
Orchitis<br />
Prostatitis<br />
Gonorrhoe mit dem Pulsatilla-typischen Ausfluß<br />
weiblich:<br />
Verschlechterung bei allen hormonellen Umstellungsphasen,<br />
wie Pubertät, Periode,<br />
Schwangerschaft, Klimakterium<br />
leicht unterdrückbare Menses<br />
Folge von unterdrückter Menses (z.B. Rückenschmerzen,<br />
Kopfschmerz, Epilepsie)<br />
Menses intermittierend<br />
Menstruationsfluß verän<strong>der</strong>lich<br />
Fehllagen bei Schwangerschaft<br />
unregelmäßige Wehen<br />
Entzündung <strong>der</strong> Ovarien<br />
Leukorrhoe, Dysmenorrhoe<br />
Modalitäten<br />
Verbesserung:<br />
im Freien bei frischer Luft<br />
durch kalte Anwendungen, trotz <strong>der</strong><br />
Frostigkeit<br />
durch langsame Bewegung, z.B. Gehen<br />
im Freien, beson<strong>der</strong>s in frischer,<br />
klarer Luft<br />
Liegen auf <strong>der</strong> schmerzhaften Seite<br />
Verschlimmerung:<br />
durch Wärme, im warmen Zimmer bei<br />
schlechter Luft<br />
durch Ruhe<br />
bei steigendem Luftdruck, wenn ein<br />
Sturm aufzieht<br />
nach dem Essen<br />
durch fette, schwere Speisen<br />
Differentialdiagnose<br />
Wie wir schon gehört haben, handelt<br />
es sich bei <strong>der</strong> Pulsatilla-Persönlichkeit<br />
um eine milde, liebe Person mit<br />
dem Hang zur Melancholie, Traurig-<br />
Originalarbeit<br />
keit, Tränen und Verzweiflung (oft religiöse<br />
Verzweiflung). Im Synthesis,<br />
Seite 176 (11) finden wir Pulsatilla<br />
4wertig bezüglich Traurigkeit und<br />
Schwermütigkeit. Wir müssen differentialdiagnostisch<br />
unter vielen an<strong>der</strong>en<br />
Mitteln unterscheiden:<br />
Causticum (3)<br />
traurig, weint schnell, extremes Mitgefühl,<br />
pessimistisch<br />
Graphites (3)<br />
weint oft und ohne Grund, auch aufgrund<br />
von Musik,<br />
traurig, mutlos, schwermütig<br />
Ignatia (3)<br />
extrem schneller Stimmungswechsel,<br />
traurig, schweigsam,<br />
seufzt, Trost verschlechtert<br />
Natrium-muriaticum (3)<br />
hält an altem Kummer fest, traurig,<br />
Trost verschlechtert<br />
Sepia (3)<br />
deprimiert, traurig, weint ununterbrochen,<br />
Sturheit, die leicht<br />
von Pulsatilla zu unterscheiden ist.<br />
Der Gemütszustand von Pulsatilla ist<br />
sehr verän<strong>der</strong>lich und wechselhaft.<br />
Im Synthesis (11) finden wir auf Seite<br />
164 unter „Stimmung verän<strong>der</strong>lich,<br />
unbeständig, wankelmütig“ Pulsatilla<br />
3wertig. Das finden wir unter an<strong>der</strong>em<br />
auch bei<br />
Nux vomica (1)<br />
außerordentlich reizbar, ungeduldig,<br />
nie mit etwas zufrieden,<br />
gerät durch Nichtigkeiten in Wut<br />
Ignatia (3)<br />
lacht ebenso schnell, wie sie weint,<br />
„himmelhoch jauchzend und zu Tode<br />
betrübt“ im schnellen Wechsel,<br />
traurig, melancholisch, weinerlich<br />
Lycopodium (3)<br />
leicht reizbar, empfindlich, erregbar,<br />
ängstlich,<br />
traurig, mutlos, depressiv<br />
Zincum (3)<br />
Wechsel von Fröhlichkeit und Trauer,<br />
Wechsel von Zorn und Zaghaftigkeit,<br />
Wechsel von Verzweiflung und Ruhe,<br />
geräuschempfindlich, melancholisch.<br />
Unentschlossenheit ist auch typisch<br />
<strong>für</strong> Pulsatilla. Blättern wir im Syn-<br />
164<br />
thesis (11), finden wir auf Seite 184<br />
unter „Unentschlossenheit“ Pulsatilla<br />
2wertig. Wir müssen folgende Mittel<br />
u.a. unterscheiden:<br />
Baryta-carbonica (4)<br />
kindische Geisteshaltung, schüchtern,<br />
Gedächtnisschwäche<br />
Helleborus niger (3)<br />
verschlossen, verzweifelt, melancholisch,<br />
traurig, abgestumpft<br />
Ignatia (3)<br />
unbeständig, streitsüchtig, unentschlossen,<br />
periodisch wie<strong>der</strong>kehrend<br />
Lycopodium (2)<br />
unentschlossen und mangelndes<br />
Selbstvertrauen<br />
Opium (3)<br />
will seine Ruhe, verlangt nach nichts,<br />
ausgeprägte Schläfrigkeit<br />
Petroleum (3)<br />
extrem unentschlossen, reizbar, heftig,<br />
leicht zornig.<br />
Ein weiteres wichtiges und typisches<br />
Merkmal <strong>für</strong> Pulsatilla ist ihre Milde<br />
(Nachgiebigkeit). Hier finden wir<br />
Pulsatilla 3wertig (Synthesis [11]<br />
Seite 122) und müssen u.a. folgende<br />
Mittel abgrenzen:<br />
Arsenicum (3)<br />
Überraschen<strong>der</strong>weise fanden wir Arsenicum<br />
3wertig im Synthesis.<br />
Cocculus (3)<br />
Zu HAHNEMANNs Zeiten ein Mittel <strong>für</strong><br />
jene, die Kranke zu pflegen haben<br />
(nicht berufsmäßig!).<br />
Natrium-muriaticum (3)<br />
Güte, innere Ausgeglichenheit,<br />
großes Einfühlungsvermögen,<br />
„meint es wohl“.<br />
Silicea (3)<br />
Als „chronische Pulsatilla“ finden wir<br />
auch Silicea 3wertig.<br />
Unter Schüchternheit/Zaghaftigkeit<br />
(Synth. Rep. [11] Seite 150) finden<br />
wir Pulsatilla 4wertig. Außerdem:<br />
Calcium carbonicum (3)<br />
leicht ablenkbar, zögernd, schüchtern,<br />
bescheiden,<br />
lethargisch, phlegmatisch, hält sich<br />
mit Kleinigkeiten auf<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Gelsemium (3)<br />
liebt Ruhe und Frieden,<br />
Trägheit in Reden und Denken<br />
Phosphorus (3)<br />
Unsicherheit über die eigene Identität<br />
Mangel an Stabilität,<br />
Verlangen nach Gesellschaft<br />
Silicea (4)<br />
Mangel an Entschlossenheit,<br />
nie<strong>der</strong>geschlagen, verzagt,<br />
vermeidet Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
scheut sich vor Nähe und Intimität<br />
Sepia (3)<br />
überlegene Zurückhaltung,<br />
Gesellschaft verschlechtert,<br />
leicht gekränkt,<br />
aufrichtig.<br />
Da Pulsatilla ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis<br />
hat, kann sie auch nicht<br />
alleine sein. Pulsatilla finden wir im<br />
Synthesis (11) Seite 63 unter Furcht,<br />
alleine zu sein, 2wertig, neben u.a.<br />
folgenden Vergleichsmitteln:<br />
Arsenicum (3)<br />
Furcht zu sterben,<br />
Furcht, ihm könnte etwas zustoßen<br />
Hyoscyamus niger (3)<br />
Furcht vor dem Alleinsein,<br />
Furcht vor Wasser,<br />
heftig, will schlagen, beißt, will nackt<br />
sein<br />
Kalium-carbonicum (3)<br />
ängstlich, voller Vorahnung, schreckhaft,<br />
kann es nicht ertragen, alleine zu sein<br />
Lycopodium (3)<br />
<strong>für</strong>chtet die Einsamkeit, ist aber gerne<br />
allein im Zimmer, wenn nebenan jemand<br />
ist, schweigsam<br />
Phosphorus (3)<br />
wenn Phosphor alleine ist, hat er ein<br />
Gefühl <strong>der</strong> Hilflosigkeit,<br />
daher begibt er sich sofort wie<strong>der</strong> in<br />
die Gesellschaft an<strong>der</strong>er Menschen.<br />
Da Pulsatilla aufgrund egoistischer<br />
Verlassenheitsängste Angst hat, die<br />
geliebten Menschen könnten ihr/ihm<br />
verlorengehen, müssen wir auch Beschwerde<br />
durch Eifersucht in Betracht<br />
ziehen. Pulsatilla finden wir hier<br />
im Synthesis (11), Seite 21, als 3wertiges<br />
Mittel. Außerdem 3wertig sind:<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Originalarbeit<br />
Hyoscyamus niger (3)<br />
tobt, reizbar, heftig, nervös, mißtrauisch,<br />
redet unzusammenhängend, lacht hysterisch<br />
Lachesis (2)<br />
sehr ungewöhnliche, unsinnige, beinahe<br />
verrückte Eifersucht gegen Abend<br />
Nux vomica (3)<br />
vorwurfsvoll, schimpft, beleidigt,<br />
weint lautstark.<br />
Ein weiterer wichtiger Charakterzug<br />
von Pulsatilla ist ihre Treue. Da Repertorien<br />
und Materia Medica überwiegend<br />
eine Sammlung negativer<br />
Symptome sind, haben spätere Generationen<br />
hier sicherlich Nachträge einzufügen.<br />
KASUISTIK<br />
„Der Frühling“<br />
von Sandro Botticelli<br />
„Al regno ove ogni Grazia si diletta<br />
Ove beltà di fiori al crin fa brolo<br />
Ove tutto lascivo drieto a Flora<br />
Zephiro vola e la verde erba infiora . . .<br />
Letizia balla in mezzo della via<br />
Voluttà con Bellezza si gavazza . . .“<br />
„Im Reich, wo alle Anmut sich erfreut,<br />
wo Schönheit Haar mit bunten Blumen<br />
schmückt,<br />
wo Zephir voll Verlangen Flora folgt<br />
und fliegend Blumen streut auf grüne Flur . . .<br />
Die Freude tanzet mitten auf den Wegen,<br />
Wonne und Schönheit jubeln voller Lust.“<br />
Agnolo Poliziano, Stanze, I<br />
Abb. 3: Die Geburt <strong>der</strong> Venus (BOTTICELLI, um 1478)<br />
165<br />
LORENZO IL MAGNIFICO (1449-1492)<br />
war einer <strong>der</strong> bedeutendsten Regenten,<br />
Kunstmäzene und Dichter <strong>der</strong><br />
Frührenaissance. Unter seiner Regierung<br />
entstand in Florenz eine Atmosphäre,<br />
in <strong>der</strong> sich die Kunst entfalten<br />
konnte.<br />
Bekannte Maler zu seiner Zeit waren<br />
u.a. DOMENICO GHIRLANDAIO<br />
(1449-1494), FILIPPINO LIPPI (1457-<br />
1504), PIERO DI COSIMO (1462-1527),<br />
<strong>der</strong> überragende LEONARDO DA VINCI<br />
(1452-1519) und SANDRO BOTTICELLI<br />
(1445-1510).<br />
Zu den beiden Hauptwerken von<br />
SANDRO BOTTICELLI zählen „Die Geburt<br />
<strong>der</strong> Venus“ und „Der Frühling“.<br />
Erst eine sorgsame Reinigung des<br />
„Frühlings“ durch Florentiner Restauratoren,<br />
die 1983 abgeschlossen<br />
war, hat gezeigt, welchen Aufwand an<br />
Kunstkönnen, welche Vollkommenheit<br />
bis in das letzte Detail und welche<br />
Klarheit und Vielfalt <strong>der</strong> Farben die<br />
hohen Auftraggeber for<strong>der</strong>ten. Zugrunde<br />
lagen bei <strong>der</strong> Ausgestaltung<br />
bei<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> Verse des POLIZIAN, die<br />
ihrerseits auf OVID und HOMER zurückgehen,<br />
jedoch auch Gedanken<br />
von DANTE aufgreifen. Die beiden<br />
Bil<strong>der</strong> waren in Erinnerung an<br />
SIMONETTA VESPUCCI angefertigt worden,<br />
die 1476 mit 23 Jahren an<br />
Schwindsucht verstarb.<br />
VENUS (Abb. 3) entsteigt in makelloser<br />
Reinheit und Schönheit dem<br />
Meer und wird auf ihrer Muschel ste-
hend von dem Windgott ZEPHIR an das<br />
Ufer von Zypern getrieben. Ihr Körper<br />
ist von schattenloser Vollkommenheit.<br />
„Der Frühling“ von BOTTICELLI<br />
(Abb. 4) hat 100fache Bildinterpretationen<br />
erfahren, zu denen wir als homöopathische<br />
<strong>Ärzte</strong> keine weitere<br />
hinzufügen möchten. Wir fügen den<br />
Versuch einer homöopathischen Bildbeschreibung<br />
ein, wobei es unser Ziel<br />
ist, unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />
Signaturenlehre, einige Auffälligkeiten<br />
von Pulsatilla herauszuarbeiten.<br />
Pulsatilla ist jedoch nicht das einzige<br />
Mittel – in dem Gemälde kommen<br />
durch die vielschichtigen Symbole<br />
auch viele homöopathische<br />
Mittel zum Tragen.<br />
Das Meisterwerk von BOTTICELLI<br />
sollte nicht wie üblich von links nach<br />
rechts, son<strong>der</strong>n von rechts nach links<br />
„gelesen“ werden. Der Betrachter<br />
wird eingeladen, Schritt <strong>für</strong> Schritt die<br />
verschiedenen Stufen <strong>der</strong> Liebe nachzuvollziehen.<br />
Auf <strong>der</strong> linken Bildseite erscheint<br />
ZEPHYR als Gott des Frühlings, welcher<br />
<strong>der</strong> Natur neues Leben einhaucht.<br />
Nach <strong>der</strong> Sage, die uns von OVID<br />
überliefert wurde, verwandelte<br />
ZEPHYR die Nymphe CHLORIS, die <strong>der</strong><br />
DAPHNE gleicht, als er sich mit ihr vermählte,<br />
in die Göttin des Frühlings.<br />
Deren Blumen stehen im April in voller<br />
Blüte, im Monat <strong>der</strong> VENUS, <strong>der</strong><br />
Abb. 4: Der Frühling (BOTTICELLI, um 1478)<br />
Originalarbeit<br />
Göttin <strong>der</strong> Schönheit, Liebe und<br />
Fruchtbarkeit. ZEPHYR, CHLORIS und<br />
FLORA stehen <strong>für</strong> die Leidenschaft, die<br />
die Liebe auf <strong>der</strong> Erde verbreitet und<br />
sie in Schönheit verwandelt.<br />
VENUS (griech. APHRODITE), die in<br />
<strong>der</strong> Mitte regiert, kann all die auf dem<br />
Bild vorkommenden Antipoden vereinen.<br />
Sie weckt Leidenschaft, aber sie<br />
sublimiert sie zu universeller Harmonie.<br />
Die Hinwendung zur eigentlichen<br />
Liebe wird durch den Tanz <strong>der</strong> drei<br />
Grazien symbolisiert.<br />
EROS/CUPIDO ist <strong>der</strong> fruchtbare<br />
Geist, geboren aus <strong>der</strong> Verbindung<br />
von VENUS und MERKUR. Die drei<br />
Grazien stehen <strong>für</strong> „Keuschheit –<br />
Anmut – Begierde“, wobei es auffallend<br />
ist, daß „Keuschheit“ zwischen<br />
„Schönheit“ (Anmut) und „Wollust“<br />
(Begierde) steht und den weltlichen<br />
Dingen den Rücken zuwendet. Alle<br />
drei Grazien gehören als nie<strong>der</strong>e<br />
Naturgöttinnen zum Gefolge <strong>der</strong><br />
VENUS.<br />
(„Keuschheit“ und „Anmut“ sind<br />
positive Begriffe, die wir lei<strong>der</strong> viel zu<br />
wenig in unserer Materia Medica finden.<br />
Übersetzen wir „Begierde“ in unsere<br />
nüchterne, homöopathische<br />
Sprache, finden wir Pulsatilla in unseren<br />
Repertorien als 3wertiges Mittel<br />
unter „Weibliche Genitalien – Sexuelles<br />
Verlangen – gesteigert“.)<br />
Die Rückkehr zu höheren Sphären<br />
166<br />
wird von MERKUR (griech. HERMES)<br />
geleitet. MERKUR mit seinem Stab <strong>der</strong><br />
zweigeflügelten Schlange ist das traditionelle<br />
Symbol <strong>für</strong> Frieden und<br />
Wohlstand. Mit <strong>der</strong> Spitze des Stabes<br />
durchsticht <strong>der</strong> Gott eine kleine<br />
Wolke, welches als Hinweis <strong>für</strong> seine<br />
Mittlerfunktion zwischen Diesseits<br />
und Jenseits gesehen werden kann.<br />
Allgemein strebt im Bild alles auf<br />
Venus zu, die Liebe führt alles zum<br />
Blühen und erlöst alles. Auf <strong>der</strong> einen<br />
Seite ist es <strong>der</strong> Windgott ZEPHYR, <strong>der</strong><br />
sinnlich und fleischlich liebt, auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite erhebt HERMES seinen<br />
Stab in den Himmel und holt das<br />
Göttliche herab.<br />
SANDRO BOTTICELLI stellt eine<br />
Vielzahl verschiedener Pflanzen auf<br />
seinem berühmten Gemälde dar, einige<br />
sehr naturgetreu, an<strong>der</strong>e deutlich<br />
stilisiert. Nach <strong>der</strong> Restaurierung<br />
konnte man allein auf <strong>der</strong> Wiese 190<br />
verschiedene, blühende Pflanzen finden,<br />
von denen 138 eindeutig bestimmt<br />
werden konnten. Die meisten<br />
davon blühen heute noch in den<br />
Monaten März und April in <strong>der</strong><br />
Umgebung von Florenz. Am häufigsten<br />
erscheint das schöne und schlichte<br />
Gänseblümchen (Bellis perennis)<br />
und das wohlriechende Veilchen<br />
(Viola tricolor). Beson<strong>der</strong>s zahlreich<br />
sind auch die Korbblütler, die Hahnenfußgewächse<br />
(zu denen auch<br />
Pulsatilla zählt ) und die Farne dargestellt.<br />
Die Kunsthistorikerin MIRELLA<br />
LEVI D`ANCONA hat die Pflanzensymbolik<br />
des Gemäldes analysiert.<br />
Hier ein ganz kurzer Ausschnitt aus<br />
ihrer Arbeit: Kornblumen stehen <strong>für</strong><br />
die geliebte Frau, Veilchen <strong>für</strong> die von<br />
VENUS gewährte Liebe, Nelke gehört<br />
von alters her zum Brautstrauß,<br />
Jasmin steht <strong>für</strong> Grazie und Eleganz,<br />
Blüten des Erdbeerstrauches <strong>für</strong><br />
Sinnlichkeit, Lilie als Sinnbild <strong>der</strong><br />
Vernunft, Myrthe symbolisiert die<br />
ewigwährende Liebe.<br />
Unter all diesen Gesichtspunkten<br />
können wir nun besser verstehen, daß<br />
SANDRO BOTTICELLIs Meisterwerk<br />
nicht nur einfach ein schönes Ge-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
mälde ist, son<strong>der</strong>n eine Zusammenfassung<br />
<strong>der</strong> geistigen Situation seiner<br />
Zeit, eine Allegorie des Jahresablaufs<br />
und des Lebens überhaupt und eine<br />
tiefe innere Beziehung zu Pulsatilla<br />
aufweist.<br />
LORENZO IL MAGNIFICO (s.o.) war<br />
auch ein Dichter. Mit dem frühen Tod<br />
<strong>der</strong> von ihm so verehrten SIMONETTA<br />
wurden seine berühmtesten Verse in<br />
Verbindung gebracht:<br />
Quant è bella giovenezza<br />
Che si fugge tuttavia<br />
Che vuol essere lieto, sia<br />
Di doman non c´è certezza.<br />
Wie schön ist die Jugend<br />
Die so schnell entflieht<br />
Wer froh sein will, sei es<br />
Über das Morgen gibt es keine Sicherheit.<br />
Auch hier zeigt sich aufs schönste das<br />
oben gesagte „Werden und Vergehen“.<br />
Betrachtet man das Meisterwerk<br />
„Der Frühling“ von SANDRO BOTTI-<br />
CELLI unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />
Signatur von Pulsatilla, so fällt uns<br />
folgendes auf:<br />
Alle Frauen haben helles, sandfarbenes<br />
Haar, blaue Augen, blasse,<br />
liebe und offene Gesichter. C.<br />
HERING, ein unmittelbarer Schüler<br />
von SAMUEL HAHNEMANN und<br />
Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Homöopathie, schreibt folgendes:<br />
„Sandfarbenes Haar, blaue Augen,<br />
blasses Gesicht, leicht zum Lachen<br />
o<strong>der</strong> Weinen bewegt, liebevoll,<br />
mild, zaghaft, sanft, nachgiebig;<br />
Frauen und Kin<strong>der</strong>; Frauen neigen<br />
zu Beleibtheit; während <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft.“<br />
Alle Frauen bewegen sich anmutig,<br />
graziös, gleichsam wie wiegend<br />
im Wind.<br />
Alle Frauen zeigen ein schüchternes,<br />
mildes, nachgiebiges Äußeres.<br />
Hierzu SAMUEL HAHNEMANN (7):<br />
„Es wird daher auch <strong>der</strong> arzneiliche Gebrauch<br />
<strong>der</strong> Pulsatille um desto hülfreicher seyn, wenn<br />
in Uebeln, zu denen in Rücksicht <strong>der</strong><br />
Körperzufälle dieses Kraut paßt, zugleich ein<br />
schüchternes, w e i n e r l i c h e s, zu innerlicher<br />
Kränkung und stiller Ärgernisse geneigtes,<br />
wenigstens mildes und nachgiebiges<br />
Gemüth im Kranken zugegen ist, zumal, wenn<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Originalarbeit<br />
er in gesunden Tagen gutmüthig und mild (auch<br />
wohl leichtsinnig und gutherzig schalkhaft)<br />
war. Vorzüglich passen daher dazu langsame,<br />
phlegmatische Temperamente, dagegen am wenigsten<br />
Menschen von schneller Entschließung<br />
und rascher Beweglichkeit, wenn sie auch gutmüthig<br />
zu seyn scheinen.“<br />
G.H.G. JAHR (8) führt hierzu folgendes<br />
aus:<br />
„Melancholie, Schwermuth, mit Weinen, Traurigkeit,<br />
stilles Wesen, Ängstlichkeit, schüchternes,<br />
weinerliches Gemüth, milde Nachgiebigkeit,<br />
Unentschlossenheit.“<br />
Ein Teil <strong>der</strong> dargestellten Frauen<br />
steht in Gruppen, so wächst auch<br />
Pulsatilla gerne in kleinen Grüppchen.<br />
Man findet sie nur selten alleine.<br />
Ein dargestellter Waldgott bläst<br />
heftig und kalt, so zeigt Pulsatilla<br />
Symptome, die unbeständig,<br />
flüchtig und wechselhaft sind, wie<br />
<strong>der</strong> Wind, den sie so lieben.<br />
Die dargestellten Männer in vorhergenanntem<br />
Bild (<strong>der</strong> Götterbote<br />
HERMES und ein Windgott)<br />
stehen am Bildrand, eher abgewandt,<br />
bzw. die dargestellten<br />
Frauen drehen ihnen den Rücken<br />
zu. Synthesis, Seite 106 (11), Abneigung<br />
gegen das an<strong>der</strong>e Geschlecht:<br />
Puls. (2)<br />
Die eigentliche PRIMAVERA ist mit einer<br />
Fülle von Frühlingsblumen geschmückt.<br />
Um die Taille <strong>der</strong> FLORA<br />
windet sich ein Rosenzweig mit vielen<br />
Blüten. Auch im Schoß <strong>der</strong> Frühlingsgöttin<br />
befinden sich Rosen. Die Halsgirlande<br />
besteht aus Bellis perennis,<br />
Erdbeerblüten, weißen Hyazinthen,<br />
Kornblumen, Veilchen und Anemonen.<br />
Auch ins Haar <strong>der</strong> Göttin sind<br />
Anemonen geflochten.<br />
Schlußendlich starb die so häufig<br />
von SANDRO BOTTICELLI dargestellte<br />
und verehrte SIMONETTA VESPUCCI an<br />
Tuberkulose, und Pulsatilla ist das<br />
pflanzliche Analogon von Tuberculinum<br />
in <strong>der</strong> Homöopathie.<br />
Die vollständige Fassung dieser Arbeit kann<br />
beim Autor angefor<strong>der</strong>t werden und ist<br />
Bestandteil eines in Druck befindlichen Buches.<br />
169<br />
Literatur<br />
1. Baldini, U.: Der Frühling von Botticelli.<br />
Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch<br />
Gladbach, 1984<br />
2. Braunfels, W.: Kleine italienische Kunstgeschichte.<br />
DuMont Buchverlag Köln, 1984<br />
3. Clark, J. H.: Eine Enzyklopädie <strong>für</strong> den homöopathischen<br />
Praktiker. Band 8, Dr.<br />
Grohmann GmbH, Homöopathische Literatur,<br />
Bielefeld, 1996<br />
4. Coulter, C. R.: Portraits homöopathischer<br />
Arzneimittel I. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg,<br />
1990<br />
5. Gawlik, W.: Arzneimittelbild und Persönlichkeitsportrait.<br />
Hippokrates Verlag Stuttgart,<br />
1990<br />
6. Hahnemann, S.: Apothekerlexikon Band II.<br />
Karl F. Haug Verlag, Heidelberg<br />
7. Hahnemann, S.: Reine Arzneimittellehre.<br />
Karl F. Haug Verlag, Heidelberg, 1962<br />
8. Jahr, G.H.G.: Ausführliche Arzneimittellehre.<br />
Zweiter Band, Verlag <strong>für</strong> homöopathische<br />
Literatur, Hamburg, 1997<br />
9. Kent, J. T.:Lectures on Materia Medica. B.<br />
Jain Publishers (P) Ltd., India 1995<br />
10. Morton, A.: Diana. Droemersche Verlagsanstalt<br />
Th. Knaur, München, 1997<br />
11. Synthesis. Repertorium homoeopathicum<br />
syntheticum. Hahnemann Institut <strong>für</strong> homöopathische<br />
Dokumentation, 1995<br />
12. Teste, A.: The Homoeopathic Materia<br />
Medica. Arranged Systematically and<br />
Practically. Transl. From the French and ed.<br />
By Charles J. Hempel, New York 1854<br />
13. Vithoulkas, G.: Essenzen Homöopathischer<br />
Arzneimittel. Sylvia Faust Verlag, Höhr<br />
Grenzhausen, 1990<br />
14. Vonarburg, B.: Homöotanik. Band 1. Karl<br />
F. Haug Verlag, Heidelberg, 1997<br />
Für die Autoren:<br />
Dr. med. Michael M. Hadulla<br />
Heiliggeiststraße 9<br />
69117 Heidelberg
Zusammenfassung<br />
Summary<br />
Resumen<br />
Originalarbeit<br />
Kleinhirnblutung durch hypertensive<br />
Krise beim Bodybuilding<br />
C. Raschka, H. Koch<br />
Hochdruckkranke können aufgrund des fehlenden Leidensdrucks nur<br />
durch konsequente Aufklärung über die Bedeutung ihrer Krankheit, wesentliche<br />
therapeutische Maßnahmen, adäquate Lebensführung informiert<br />
und langfristig therapiert werden. Sport ist dabei grundsätzlich zu<br />
begrüßen, es kommt allerdings auch auf die Art <strong>der</strong> Betätigung an.<br />
Während Joggen eine günstige dynamische Belastung darstellt, können<br />
an<strong>der</strong>e Sportarten – darunter auch Bodybuilding – u. U. zu hypertensiven<br />
Entgleisungen führen. Das Gefahrenpotential von Bodybuilding bei Hypertonikern<br />
wird in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit anhand einer Kasuistik dargestellt.<br />
Schlüsselwörter: Hypertonie, hypertensive Krise, Bodybuilding,<br />
Bewegungstherapie<br />
Due to a lack of overt suffering from the condition, provision of sufficient<br />
information and long-term therapy to hypertensive patients can only be<br />
achieved by means of continuous and consistent remin<strong>der</strong>s of the nature<br />
and seriousness of the disease, essential therapeutic measures and adequate<br />
life-style control. Sporting activity ia basically desirable, whereby<br />
the nature of the particular activity is important. Whereas jogging generates<br />
a favourable dynamic stress load, other sport types – including bodybuilding<br />
– may un<strong>der</strong> certain conditions result in hypertensive dysfunction.<br />
The risk potential of bodybuilding for hypertensive patients is described in<br />
the present paper on the basis of a case study.<br />
Key words: Hypertension, hypertensive crisis, bodybuilding, kinesitherapy<br />
Debido a la falta de la presión sufrida por padecimientos, una información<br />
y terapia largoplacista de los pacientes con hipertensión es posible sólo<br />
mediante un esclarecimiento consecuente sobre la importancia de su<br />
enfermedad, las medidas terapéuticas esenciales y una manera adecuada<br />
de vivir. En ese sentido hay que aplaudir en un principio la práctica de<br />
deportes; sim embargo, lo importante es el tipo de las prácticas. Mientras<br />
que la carrera de resistencia constituye una carga dinámica favorable,<br />
otros deportes – entre ellos también el fisicoconstructivismo – pueden<br />
provocar desviaciones de hipertensión. EI potencial de riesgos del fisicoconstructivismo<br />
para pacientes con hipertensión se representa en el presente<br />
trabajo mediante una casuística.<br />
Términos claves: Hipertonía, crisis de hipertensión, fisicoconstrutivismo,<br />
cinesiterapia<br />
170<br />
Einleitung<br />
Hochdruckkranke können aufgrund<br />
des fehlenden Leidensdrucks nur<br />
durch konsequente Aufklärung über<br />
die Bedeutung ihrer Krankheit, wesentliche<br />
therapeutische Maßnahmen,<br />
adäquate Lebensführung informiert<br />
und langfristig therapiert werden. Uneinsichtigkeit<br />
kann fatale, jedoch vermeidbare<br />
Konsequenzen nach sich<br />
ziehen, wie die folgende Falldarstellung<br />
aufzeigt.<br />
KASUISTIK<br />
Anamnese<br />
Der 48jährige Zimmermann betrieb<br />
häuslichen Kraftsport seit über 10<br />
Jahren. Zu seinem üblichen etwa einstündigen<br />
täglichen Trainingsprogramm<br />
gehörten Kniebeugen mit<br />
Langhantelstange, Klappmesser, Situps<br />
und verschiedene Kurzhantelübungen.<br />
Daneben joggte er seit über<br />
20 Jahren täglich. Ein Hypertonus war<br />
seit zwei Jahren bekannt und wurde<br />
mit 50 mg Atenolol (Tenormin 50 ®)<br />
1x 1 eingestellt. Blutdruckmessungen<br />
waren von dem Patienten allerdings<br />
nicht durchgeführt worden.<br />
Acht Wochen vor <strong>der</strong> stationären<br />
Aufnahme hatte sich <strong>der</strong> Patient bereits<br />
in <strong>der</strong> Notaufnahme wegen heftiger<br />
Kopfschmerzen vorgestellt. Dabei<br />
wurde eine hypertensive Entgleisung<br />
mit Werten von 220/110 mmHg diagnostiziert.<br />
Weiterhin wurden erhöhte<br />
Retentionswerte mit einem Kreatininwert<br />
von 3,5 mg/dl und einem Harnstoff<br />
von 80 mg/dl gefunden und sonographisch<br />
Schrumpfnieren bei bekannter<br />
Neigung zu rezidivierenden<br />
Pyelonephritiden festgestellt. Eine<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
stationäre Aufnahme war zu diesem Zeitpunkt von dem<br />
Patienten trotz ausführlichen Gesprächs über potentiell lebensgefährliche<br />
Folgen abgelehnt worden. Am Aufnahmetag<br />
hatte <strong>der</strong> Patient zunächst sein übliches Bizeps-<br />
Kurzhantel-Training mit jeweils 14-kg-Gewichten pro Arm<br />
und 4 Sätzen pro Übung mit jeweils 8-12 Wie<strong>der</strong>holungen<br />
absolviert, als nach <strong>der</strong> dritten Übung plötzlich einschießende<br />
okzipitale Kopfschmerzen auftraten, die sich nach<br />
Einnahme einer Spalt ®-Tablette (600 mg Acetylsalicylsäure)<br />
nicht besserten. Plötzlich traten auch Sprachstörungen<br />
und eine Athetose <strong>der</strong> Extremitäten auf, die zur<br />
stationären Einweisung führten.<br />
Körperlicher Untersuchungsbefund<br />
Der 1,83 m große und 90 kg schwere mesomorphe Patient<br />
war bei Aufnahme bewußtseinsgetrübt und befolgte nur<br />
kurzzeitig verzögert bestimmte Auffor<strong>der</strong>ungen. Sprachlich<br />
äußerte er sich bulbär und unverständlich. Die<br />
Pupillomotorik war intakt. Die Muskeleigenreflexe verliefen<br />
seitengleich. Pulmonaler und kardialer Auskultationsund<br />
Perkussionsbefund sowie abdomineller und rektaler<br />
Tastbefund waren unauffällig. Es bestanden we<strong>der</strong> Ödeme<br />
noch obere Einflußstauung o<strong>der</strong> tastbare Lymphknotenvergrößerungen.<br />
Die Pulse waren alle palpabel. Der Blutdruck<br />
bei Aufnahme betrug 185/95 mmHg, die Herzfrequenz<br />
76/min.<br />
Labor<br />
Auffällig waren: Kreatinin 4,5 (zuletzt 3,5) mg/dl, Harnstoff<br />
268 (zuletzt 150) mg/dl, Harnsäure 11,2 mg/dl,<br />
Kreatinin-Clearance 23 (zuletzt 39) ml/min, Glukose 126<br />
mg/dl, Eiweiß 6,5 g/dl, Albumin 3,3 g/dl, LDH 249 U/l,<br />
initial Leukozyten 16500/µl, CRP 5,8 mg/dl, im Differentialblutbild<br />
4 Stabkernige, 79 Segmentkernige, 14<br />
Lymphozyten, 3 Monozyten. Normwerte bestanden <strong>für</strong><br />
BSG, Bilirubin, Cholesterin, Triglyceride, Natrium,<br />
Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphat, Blutgase, GPT,<br />
GOT, γ-GT, AP, GLDH, CK, Amylase, Lipase, CRP,<br />
Gerinnung, Erythrozyten, Hb, Hk, MCV, MCH, Thrombozyten,<br />
Eiweißelektrophoresemuster, U-Status, Katecholamine<br />
im Urin.<br />
Technische Befunde<br />
1. EKG<br />
Sinusrhythmus, Herzfrequenz 76/min, Linkstyp, präterminal<br />
negatives T in I und aVL.<br />
2. Echokardiographie<br />
Dilatierter linker Vorhof und linker Ventrikel, konzentrische<br />
links-ventrikuläre Hypertrophie, normale LV-Funktion<br />
(siehe Abb. auf S. 168).<br />
3. Röntgen-Thorax in zwei Ebenen<br />
Aortal konfiguriertes, deutlich vergrößertes Herz.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Originalarbeit<br />
171<br />
Cefak
Echokardiographische Darstellung <strong>der</strong> LVH im M-Mode<br />
Therapie und Verlauf<br />
Nach computertomographischer Sicherung<br />
einer Kleinhirnblutung mit<br />
Ventrikeleinbruch, deutlichem infratentoriellem<br />
Hirnödem und akuter<br />
Liquorabflußbehin<strong>der</strong>ung nach hypertensiver<br />
Krise beim Krafttraining wurde<br />
<strong>der</strong> Patient noch am selben Abend<br />
in <strong>der</strong> Neurochirurgischen Klinik operiert.<br />
Nach subokzipitaler medianer<br />
Kraniotomie wurde die Blutung ausgeräumt.<br />
Computertomographisch<br />
hatte sich die Schwellung im weiteren<br />
Verlauf deutlich zurückgebildet, und<br />
einen Tag später konnte <strong>der</strong> Patient<br />
bereits extubiert werden. Am Folgetag<br />
war <strong>der</strong> teilweise wache Patient phasenweise<br />
aggressiv, sprach aber nur<br />
wenige Worte. Wegen hypertensiver<br />
Entgleisungen mit Blutdruckwerten<br />
bis 265/140 mmHg wurde <strong>der</strong> Patient<br />
dann auf die internistische Intensivstation<br />
übernommen. Bei einem Harnstoffanstieg<br />
bis auf 319 mg/dl wurde<br />
an drei aufeinan<strong>der</strong>folgenden Tagen<br />
eine Hämodialysetherapie über einen<br />
Shaldonkatheter in <strong>der</strong> rechten V. jugularis<br />
interna durchgeführt. Wegen<br />
Überwässerung wurden bei <strong>der</strong> ersten<br />
Dialyse 3 kg Körpergewicht und bei<br />
Originalarbeit<br />
den zwei folgenden Dialysen<br />
jeweils 1 kg Wasser<br />
entzogen. Nach Verlegung<br />
auf Normalstation setzte <strong>der</strong><br />
Patient Teerstuhl ab. Als<br />
Blutungsquelle wurde gastroskopisch<br />
ein 0,5 x 1 cm<br />
großes florides, hämatinbelegtes<br />
Ulcus duodeni gesichert,<br />
das mit 8 ml Suprarenin<br />
(1:10 verdünnt) unterspritzt<br />
wurde. Vier Erythrozytenkonzentrate<br />
mußten<br />
wegen <strong>der</strong> Blutung transfundiert<br />
werden. Eine Helicobacterbesiedlung<br />
ergab<br />
sich nicht. Weitere Hämodialysen<br />
waren nicht mehr<br />
nötig. Der Blutdruck konnte<br />
unter einer Mehrfachkombination<br />
aus 2 x 25 mg<br />
Carvedilol (Dilatrend ®), 1 x<br />
10 mg Xipamid (Aquaphor<br />
®10), 10 mg Amlodipin (Norvasc<br />
®) und 10 mg Fosinopril (Fosinorm<br />
®) suffizient eingestellt werden<br />
(Begleitmedikation: 2 x 20 mg Omeprazol<br />
(Antra ® 20) und 1 x 100 mg<br />
Allopurinol (Zyloric ® 100)). Der Patient<br />
war zwar wach und ansprechbar,<br />
aber örtlich und zeitlich nicht vollständig<br />
orientiert. Sein anfangs nur latent<br />
aggressives Verhalten steigerte<br />
sich im Verlauf von einer Woche bis<br />
zu Handgreiflichkeiten gegenüber<br />
dem Pflegepersonal und den Mitpatienten,<br />
so daß er wegen einer akuten<br />
Psychose zunächst <strong>für</strong> 5 Wochen<br />
in <strong>der</strong> psychiatrischen Klinik behandelt<br />
werden mußte, bis er zu einem<br />
vierwöchigen Aufenthalt in ein neurologisches<br />
Rehabilitationszentrum verlegt<br />
werden konnte.<br />
Diskussion<br />
Die bei Sport betreibenden Hochdruckpatienten<br />
wichtigste Kreislaufgröße<br />
stellt <strong>der</strong> Blutdruck dar. Das von<br />
unserem Patienten ebenfalls betriebene<br />
Joggen ist eine günstige dynamische<br />
Belastung. Dabei muß die Steigerung<br />
des Minutenvolumens nicht<br />
172<br />
nach dem Ohmschen Gesetz zu einer<br />
Erhöhung des Blutdrucks führen,<br />
wenn <strong>der</strong> Gefäßwi<strong>der</strong>stand entsprechend<br />
gesenkt wird. Aufgrund <strong>der</strong><br />
während des Laufens intraarteriell gemessenen<br />
Blutdruckkurven (KINDER-<br />
MANN und ROST 1991) konnte gezeigt<br />
werden, daß <strong>der</strong> diastolische Druck<br />
mit ansteigen<strong>der</strong> Laufgeschwindigkeit<br />
unverän<strong>der</strong>t bleibt, während <strong>der</strong> systolische<br />
Druck nur mäßig ansteigt.<br />
Simultan kam es zu einer Verschiebung<br />
<strong>der</strong> dikroten Pulswelle nach unten.<br />
Der mittlere Blutdruck än<strong>der</strong>te<br />
sich nicht. Bei isometrischer, submaximaler<br />
Haltearbeit kam es jedoch zu<br />
einem deutlichen Blutdruckanstieg<br />
parallel zur ausgeübten Handgriffarbeit,<br />
da die intramuskulären Gefäße<br />
komprimiert wurden, die Muskeldurchblutung<br />
kaum anstieg, <strong>der</strong> Gesamtwi<strong>der</strong>stand<br />
des Kreislaufs nicht<br />
abfiel und auch das Herzzeitvolumen<br />
sich nur mäßig erhöhte. Beson<strong>der</strong>e<br />
Situationen entstehen jedoch wie im<br />
vorliegenden Fall bei maximalem<br />
Krafteinsatz durch Kraftsport und<br />
Bodybuildingübungen. Mittels Erhöhung<br />
des intrathorakalen Druckes<br />
durch das Valsalva-Manöver können<br />
Drucke von mehr als 200 mmHg aufgebaut<br />
werden, um die Thoraxwand<br />
<strong>für</strong> den Ansatz <strong>der</strong> eingesetzten<br />
Muskulatur fest zu stabilisieren. Der<br />
hohe intrathorakale Druck führt zu einer<br />
an <strong>der</strong> Stauung <strong>der</strong> Halsvenen erkenntlichen<br />
Blockade des Blutflusses<br />
aus <strong>der</strong> Peripherie. Das Herzminutenvolumen<br />
fällt bis auf 50 % seines Ausgangswertes<br />
ab. Simultan wird <strong>der</strong><br />
Puls über Chemorezeptoren <strong>der</strong> Muskulatur<br />
noch weiter akzeleriert, so daß<br />
ein Abfall von Schlag- und Herzminutenvolumen<br />
resultieren. Das Schlagvolumen<br />
kann bis auf ein Drittel seines<br />
Ausgangswertes abfallen. Der<br />
Preßdruck überlagert den intraarteriellen<br />
Ausgangswert, so daß ein Hypertoniker<br />
beim Ausgangswert von<br />
200/100 mmHg mit einem 100mmHg-Preßdruck<br />
auf Werte von<br />
300/200 mmHg kommen kann, was<br />
das Reißen vorgeschädigter Gefäße<br />
bewirken kann und so zum Apoplex<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
eim Preßvorgang führt. Während des Pressens konnten<br />
von MACDOUGALL et al. (1985) Blutdruckanstiege von bis<br />
zu 450 mmHg gemessen werden. Weitere Gefahren drohen<br />
durch das Ausbleiben des venösen Nachstroms mit typischem<br />
,,Drucktal“. Die Abnahme des Herzminutenvolumens<br />
bedroht u.a. auch die Koronardurchblutung potentiell<br />
vorgeschädigter Gefäße. Der Abfall des intraarteriellen<br />
Drucks nach dem Pressen führt zu einer zerebralen<br />
Mangeldurchblutung, die ursächlich <strong>für</strong> die nach maximalem<br />
Krafteinsatz gelegentlich zu beobachtenden Synkopen<br />
ist. Das im weiteren Verlauf des Kraftakts wie<strong>der</strong> normalisierte<br />
Herzminutenvolumen bei noch enggestellter Peripherie<br />
induziert den sog. postpressorischen Überdruck, <strong>der</strong><br />
über Karotissinusrezeptoren vagal wie<strong>der</strong>um Herzrhythmusstörungen<br />
auslösen kann.<br />
Kraftsport (Wurfdisziplinen, Rasenkraftsport, Gewichtheben,<br />
Bodybuilding, Kraftdreikampf) und Kampfsportarten<br />
werden <strong>für</strong> den Hochdruckpatienten im allgemeinen<br />
als ungünstig eingestuft. Krafttraining sollte eher in Form<br />
dynamischer Kraftbelastungen mit dosiertem Krafteinsatz<br />
zum Muskelaufbau vom Hypertoniker betrieben werden,<br />
zumal eine bessere Muskulatur auch den Blutdruckanstieg<br />
in statischen Alltagsbelastungen reduziert. Günstig ist ein<br />
isokinetisches Training an speziellen Fitneßgeräten, die die<br />
Bewegungsgeschwindigkeit konstant halten. Die Blutdruckeinstellung<br />
sollte unter Belastung ergometrisch überprüft<br />
werden. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong><br />
Kardiologische Prävention und Rehabilitation e.V. empfiehlt<br />
als oberen Normwert des Blutdruckverhaltens während<br />
<strong>der</strong> Ergometrie <strong>für</strong> 20- bis 50jährige Patienten Werte<br />
von 200/100 mmHg bei 100 Watt bzw. Herzschlagfrequenzen<br />
von 125 ± 10/min <strong>für</strong> Männer und 145 ± 10/min<br />
<strong>für</strong> Frauen und <strong>für</strong> 55-70jährige Patienten bei 100 Watt einen<br />
Blutdruck von 215/105 mmHg bei einem Puls von 110<br />
± 15/min (DONAT und NOWACKI 1984). Morphologische<br />
Auswirkungen auf das Herz können echokardiographisch<br />
kontrolliert werden.<br />
Literatur<br />
1. Donat, K., Nowacki, P.<br />
E.: Sport und Hochdruck.<br />
Perimed Fachbuch-Verlagsgesellschaft,Erlangen<br />
(1984)<br />
2. Kin<strong>der</strong>mann, W., Rost,<br />
R.: Hypertonie und<br />
Sport. Aktuelles Wissen,<br />
Höchst, Frankfurt/Main<br />
(1991)<br />
3. MacDougall, J., Tuxen,<br />
D., Sale, D., Moroz, J.,<br />
Sutton, J.: Arterial blood<br />
pressure response to<br />
heavy resistance exercise.<br />
J. Appl. Physiol.<br />
(1985) 58 (3), 785-790<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Dr. med. Dr. rer. nat.<br />
Dr. Sportwiss.<br />
Christoph Raschka<br />
Edith-Stein-Straße 34<br />
36100 Petersberg<br />
Originalarbeit<br />
173<br />
Duopharm
ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen<br />
Aus dem ZÄN<br />
Regulationsmedizin –<br />
die gemeinsame Basis <strong>der</strong> Methoden<br />
<strong>der</strong> biologischen Medizin<br />
Am Anfang stand eine Vision. Von jeher war es mein<br />
innigster Wunsch, <strong>der</strong> mich entscheidend motivierte,<br />
die Leitung des ZÄN zu übernehmen: daß die verschiedenen<br />
Verbände im ZÄN auf <strong>der</strong> Ebene von<br />
Wissenschaft und Lehre näher aneinan<strong>der</strong> rücken, eine<br />
gemeinsame Basis finden und auch auf <strong>der</strong> persönlichen<br />
Ebene vertraut und freundschaftlich zum Wohl<br />
<strong>der</strong> gemeinsamen Sache zusammenarbeiten.<br />
Gerade <strong>der</strong> ZÄN als <strong>der</strong> große Fachverband mit seinen<br />
angeschlossenen Gesellschaften und Arbeitskreisen,<br />
die ein breites Spektrum an Methoden vertreten,<br />
ist prädestiniert da<strong>für</strong>, hier eine Vorreiterfunktion<br />
zu übernehmen.<br />
Nachdem im neuen Vorstand des ZÄN <strong>der</strong> Prozeß<br />
des Zusammenfindens und sich Konsolidierens stattgefunden<br />
hatte, definierten wir in einer sehr kreativen und<br />
arbeitsintensiven Vorstandssitzung im Jahre 1996 unseren<br />
neuen Leitsatz: Der ZÄN ist <strong>der</strong> kompetente Partner<br />
<strong>für</strong> Regulationsmedizin.<br />
Auf unserer Dozentenweiterbildung 1998 entwickelte<br />
sich schon ein Bewußtsein <strong>für</strong> die Notwendigkeit,<br />
gemeinsam einen methodenübergreifenden theoretischen<br />
Ansatz zu finden; durch persönliche Zusammenarbeit<br />
und über die eigenen Fachgrenzen hinweg.<br />
In <strong>der</strong> diesjährigen, sehr effektiven und harmonischen<br />
Dozentenweiterbildung konnten wir nicht nur<br />
den entscheidenden inhaltlichen Schritt in Richtung auf<br />
den Arzt <strong>für</strong> Regulationsmedizin tun, son<strong>der</strong>n bereits<br />
den Grundstein <strong>für</strong> ein gemeinsames Curriculum <strong>für</strong> die<br />
Ausbildung in Regulationsmedizin legen.<br />
Was in <strong>der</strong> täglichen Praxis längst vollzogen ist, wo<br />
kaum ein Kollege nur eine einzige Methode aus dem<br />
Spektrum <strong>der</strong> komplementären Medizin im Umfeld <strong>der</strong><br />
klassischen Naturheilverfahren anwendet, son<strong>der</strong>n sich<br />
vielmehr Synergismen zunutze macht, gilt es auch in<br />
Wissenschaft und Lehre auf eine Ebene zu bringen.<br />
Der biologischen Medizin, auch als Komplementärmedizin<br />
o<strong>der</strong> Alternativmedizin bezeichnet, fehlte bislang<br />
ein einheitliches, verbindendes Konzept. Wo die<br />
klassischen Naturheilverfahren klar definiert sind, fehlt<br />
selbst die begriffliche Klarheit einer einheitlichen<br />
Definition. Aus diesem Flickenteppich von Methoden<br />
gilt es nun, ein harmonisches Muster zu schaffen, welches<br />
sowohl die Einheit des Ganzen verdeutlicht, als<br />
174<br />
auch die einzelne Methode in ihrer speziellen Ausrichtung<br />
hervorhebt.<br />
Gemeinsame Basis ist allen Verfahren <strong>der</strong> biologischen<br />
Medizin die Vorstellung, daß <strong>der</strong> Organismus<br />
über Eigenregulationsmechanismen und Regenerationskräfte<br />
verfügt, die therapeutisch nutzbar gemacht werden<br />
können:<br />
Medicus curat, natura sanat.<br />
Zum Grundlagenwissen <strong>der</strong> Regulationsmedizin zählt<br />
somit die Lehre von den Mechanismen <strong>der</strong> Körperregulation,<br />
<strong>der</strong> speziellen Pathogenese, <strong>der</strong> Substitution<br />
und Funktionssteigerung, <strong>der</strong> Prinzipien von Ausleitung<br />
und Detoxikation, <strong>der</strong> Reiztherapien, <strong>der</strong> energetischinformativen<br />
Therapien und einiger psychotherapeutischer<br />
Verfahren. Neben <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> klassischen<br />
Naturheilverfahren müssen auch die Grundlagen <strong>für</strong><br />
spezielle Diagnostiken und ein Basiswissen <strong>für</strong> die einzelnen<br />
Verfahren erworben werden, um Entscheidungsgrundlagen<br />
<strong>für</strong> die Wahl des dem jeweiligen<br />
Patienten adäquaten Therapieverfahren zu liefern; so<br />
muß dann auch zum Spezialisten einer Methode delegiert<br />
werden, da sicherlich niemand alle Verfahren <strong>der</strong><br />
Regulationsmedizin beherrschen kann. Die einzelnen<br />
Verfahren selber werden von <strong>der</strong> jeweiligen Fachgesellschaft<br />
gelehrt.<br />
Ausbildung <strong>der</strong> Fachgesellschaft<br />
Ausbildung in Regulationsmedizin<br />
Diese sieben Leitlinien, die dem Arzt <strong>für</strong> Regulationsmedizin<br />
mit auf den Weg gegeben werden, wurden<br />
von <strong>der</strong> Dozentenschaft ertstellt:<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
1. Der Arzt <strong>für</strong> Regulationsmedizin (AfR) soll sich in<br />
Diagnostik, Prävention, Therapie und Rehabilitation<br />
bevorzugt systemeigener Regulations- und Heilkräfte<br />
bedienen.<br />
2. Der AfR soll alle wichtigen Verfahren kennen und<br />
berücksichtigen.<br />
3. Der AfR kennt seine eigenen und die methodenspezifischen<br />
Grenzen.<br />
4. Der AfR beachtet den Patienten in seinem ganzen<br />
bio-psycho-sozialen Kontext und akzeptiert Krankheit<br />
als individuellen Lösungsversuch (Weisheit des<br />
Körpers).<br />
5. Der AfR soll den Patienten als offenes/vernetztes<br />
System verstehen, in dem komplexe Interaktionen<br />
zum Tragen kommen.<br />
6. Der AfR soll beim Patienten eigenverantwortliches<br />
Gesundheitsbewußtsein und -handeln för<strong>der</strong>n unter<br />
Nutzung erkennbarer bio-psycho-sozialer Ressourcen.<br />
7. Der AfR hat die Pflicht, auf sich selbst zu achten<br />
und seine Ressourcen zu pflegen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Aus dem ZÄN<br />
Der Schritt, <strong>für</strong> die Verfahren <strong>der</strong> biologischen, komplementären,<br />
erfahrungsheilkundlichen, alternativen<br />
. . . Medizin neben <strong>der</strong> klassischen Naturheilverfahren<br />
eine einheitliche Grundlage zu schaffen, ist<br />
seit langem fällig und nun getan.<br />
Damit wird <strong>für</strong> die biologische Medizin die Möglichkeit<br />
geschaffen, aus <strong>der</strong> alternativen Ecke herauszuwachsen<br />
und eine eigenständige Fachdisziplin zu bilden.<br />
Wir halten die Auseinan<strong>der</strong>setzung Schulmedizin<br />
versus Komplementärmedizin <strong>für</strong> seit langem überholt;<br />
viele Verfahren, die wir vertreten, sind in <strong>der</strong> Praxis so<br />
weit entwickelt und empirisch belegt, manche auch soweit<br />
wissenschaftlich abgesichert, daß sie gleichberechtigt<br />
neben an<strong>der</strong>en Verfahren <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Medizin<br />
stehen können; auch wir Naturheilkundler integrieren ja<br />
selbstverständlich die mo<strong>der</strong>ne Medizin in unser ärztliches<br />
Handeln. Wir gieren nicht danach, um jeden Preis<br />
von offiziellen Stellen und Leistungsträgern anerkannt<br />
zu werden, aber wir wollen mit Selbstbewußtsein und<br />
Kompetenz unsere Therapierichtung vertreten. Das allen<br />
gemeinsame Lehrgebäude wird hier<strong>für</strong> die Basis bilden.<br />
Ihr Antonius Pollmann<br />
1. Vorsitzen<strong>der</strong> des ZÄN<br />
elha Huber<br />
175<br />
ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen
Ernährungstherapie<br />
Aktuelles aus <strong>der</strong> Reformhaus-<br />
Fachakademie<br />
Kalzium und Vitamin C –<br />
Hohe Aufnahme führt<br />
nicht zu Nierensteinen<br />
Die bisherige Meinung, daß hohe Kalzium- und Vitamin-C-<br />
Aufnahmen die Entstehung von Kalzium-Oxalat-Steinen in<br />
den Nieren begünstige, ist möglicherweise auf ungeeignete<br />
Untersuchungsmethoden und falsche Schlußfolgerungen zurückzuführen.<br />
Kürzlich ergaben sich in Untersuchungen deutliche<br />
Hinweise darauf, daß Vitamin C und Kalzium sogar<br />
eher Schutzfaktoren gegen Nierensteine sind. Begünstigend<br />
wirken sich vielmehr zu wenig trinken, Harnwegsinfektionen<br />
und Schilddrüsenerkrankungen aus.<br />
LEBENSMITTELKUNDE<br />
Kochen und backen mit<br />
Ei-Ersatz<br />
Ei-Ersatzstoffe können aufgrund von<br />
Cholesterinproblemen, Angst vor Salmonellenerkrankungen,<br />
bei bestehen<strong>der</strong><br />
Ei-Allergie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> unproblematischen<br />
Lagerung wegen eingesetzt<br />
werden.<br />
„Ei-Ersatz“ (erhältlich im Reformhaus)<br />
besteht aus rein pflanzlichen<br />
Zutaten und ist nicht nur ein gänzlich<br />
cholesterinfreies Lebensmittel, son<strong>der</strong>n<br />
auch frei von Milcheiweiß.<br />
Beson<strong>der</strong>s Allergiker und Personen<br />
mit extremen Cholesterinproblemen<br />
finden mit dem Produkt ein sehr vielfältig<br />
einzusetzendes diätetisches<br />
Lebensmittel. „Ei-Ersatz“ ist ein geschmackfreies,<br />
weißes, feines Pulver.<br />
Aus einer Packung erhält man eine<br />
Menge, die ca. 25 Eiern entspricht.<br />
Statt eines Eies werden 2 TL des Pul-<br />
176<br />
vers in 40 ml Wasser o<strong>der</strong> Fruchtsaft<br />
angerührt und anschließend schaumig<br />
geschlagen. Im geschlagenen Zustand<br />
hat es die Konsistenz von Eischnee<br />
und sollte ebenso vorsichtig wie Eischnee<br />
unter die Teige und Massen<br />
untergehoben werden.<br />
„Ei-Ersatz“ findet überall dort seinen<br />
Einsatz, wo ein Ei <strong>der</strong> Lockerung<br />
wegen eingesetzt worden wäre, wie<br />
bei Pfannkuchenteigen, Bratlingen<br />
und Auflaufmassen. In Kuchenteigen<br />
kann man mit Hilfe von aufgeschlagenem<br />
„Ei-Ersatz“ die Eimenge erheblich<br />
reduzieren. Im allgemeinen benötigt<br />
man nur noch 1/4 bis 1/3 <strong>der</strong> ursprünglichen<br />
Eianzahl und ersetzt die<br />
restliche Menge in Form von „Ei-<br />
Ersatz“. Man kann Kuchenteige auch<br />
gänzlich mit „Ei-Ersatz“ zubereiten,<br />
sie werden dann jedoch recht feinkrumig<br />
und fallen leicht auseinan<strong>der</strong>.<br />
Hier bietet sich die Zugabe von Sojamehl<br />
an, um den Kuchenteig geschmeidiger<br />
werden zu lassen. Man<br />
kann dabei ca. 1 EL Sojamehl auf ca.<br />
100 g Vollkornmehl rechnen. Weitere<br />
Bindemöglichkeiten sind Johannisbrotkernmehl,<br />
Quark, gekochte Kartoffeln<br />
o<strong>der</strong> Hirseflocken.<br />
NAHRUNGSERGÄNZUNG<br />
Chrom verbessert die<br />
Glukosetoleranz<br />
Chrom ist als Bestandteil des Glukose-Toleranz-Faktors<br />
(GTF) ein zufuhrnotwendiges<br />
Spurenelement. Der<br />
GTF ist wichtig <strong>für</strong> die Glukoseverwertung,<br />
indem er die Bindung von<br />
Insulin an seine Rezeptoren und damit<br />
die Insulinwirkung verbessert. Bei einer<br />
Unterversorgung mit Chrom<br />
kommt es zu einem erhöhten Spiegel<br />
an Insulin und zu einer sogenannten<br />
Insulinresistenz. Ein erhöhter Insulinspiegel<br />
wie<strong>der</strong>um ist eine Ursache <strong>für</strong><br />
das „metabolische Syndrom“ (Diabetes,<br />
Hyperlipidämien, Hypertonie,<br />
Übergewicht).<br />
In verschiedenen Studien konnten<br />
Chromsupplemente die Blutzuckerwerte<br />
von Diabetikern verbessern.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Zusätzlich ließen sich<br />
Blutfettwerte senken bei<br />
einer Verabreichung von<br />
100 µg Chrom in Form<br />
von Bierhefe. Die Deutsche<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Ernährung<br />
(DGE) empfiehlt<br />
eine Zufuhr von<br />
50-200 µg Chrom pro<br />
Tag. Mit <strong>der</strong> Nahrung<br />
wird Chrom in organischer<br />
Form als GTF,<br />
z.B. durch Bierhefe (175<br />
µg/100 g), aufgenommen<br />
o<strong>der</strong> durch chromhaltige<br />
Lebensmittel wie<br />
Fleisch (5-14 µg/100 g),<br />
Käse (Edamer, Gouda<br />
95 µg/100 g), Weizenvollkornbrot<br />
(49 µg/100<br />
g), Paranüsse (100<br />
µg/100 g) und Honig<br />
(29 µg/100 g). Die Resorptionsquote<br />
von 1-<br />
25 % steigt mit dem Vitamin-C-Gehalt<br />
<strong>der</strong> Nahrung. Eine Resorptionsrate<br />
von 25 % kann mit Bierhefe<br />
erreicht werden, ansonsten liegen<br />
die Angaben bei 3-5 %.<br />
ERNÄHRUNGSPHYSIOLOGIE<br />
Ungesättigte Fettsäuren<br />
senken KHK-Risiko<br />
Um das Risiko einer koronaren Herzerkrankung<br />
(KHK) zu senken, galt<br />
bisher die Empfehlung, weniger Fett<br />
und da<strong>für</strong> mehr Kohlenhydrate aufzunehmen.<br />
Dadurch wird zwar <strong>der</strong> LDL-<br />
Cholesterinwert gesenkt, aber gleichzeitig<br />
häufig auch <strong>der</strong> HDL-Wert.<br />
Parallel dazu kann <strong>der</strong> Triglyceridspiegel<br />
ansteigen.<br />
In einer amerikanischen Studie<br />
(Nurses Health Study) mit 80.082<br />
Teilnehmerinnen im Alter zwischen<br />
34 und 59 Jahren wurden weitere<br />
Risikofaktoren über einen Zeitraum<br />
von 14 Jahren untersucht. Vor allem<br />
<strong>der</strong> Zusammenhang mit Alter, Nikotinkonsum,<br />
Energie-, Cholesterin- und<br />
Eiweißgehalt <strong>der</strong> Nahrung und die<br />
Fettzusammensetzung.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Ernährungstherapie<br />
Rezepte<br />
Brioche zum Frühstück<br />
Für 10 Stück<br />
250 g Weizenmehl Type 1050<br />
1/2 Päckchen Trockenhefe<br />
3 EL Honig<br />
1 Ei, 2 Eigelb<br />
1 Prise Meersalz<br />
80 g zerlassene Butter o<strong>der</strong> Reformhausmargarine<br />
1 Eigelb und 4 EL süße Sahne zum Bestreichen<br />
Papierförmchen <strong>für</strong> Brioche<br />
Mehl und Hefe, Honig, Ei, Eigelb, Salz und zerlassene<br />
Butter o<strong>der</strong> Margarine zu einem glatten Hefeteig<br />
verrühren, dann verkneten. Ca. eine Stunde<br />
gehen lassen. Teig nochmals durchkneten. Eine<br />
dickere und eine dünnere Rolle formen. Jeweils<br />
10 Stücke abschneiden. Aus jedem Teigstück eine<br />
Kugel formen und zuerst die größeren Kugeln in<br />
gefettete Förmchen setzen. Mit Eigelb-Sahne-Gemisch<br />
betupfen, dann die kleineren Kugeln daraufsetzen,<br />
andrücken und mit Eigelb-Sahne-Gemisch<br />
ganz bestreichen. Im vorgeheizten Backofen bei<br />
175 Grad ca. 20 Min. backen.<br />
Pro Portion ca. 200 Kcal, 800 KJ.<br />
Abschließend wird festgestellt,<br />
daß die Gesamtfettaufnahme <strong>für</strong> das<br />
KHK-Risiko nur eine untergeordnete<br />
Rolle spielt im Vergleich zur Zusammensetzung<br />
des aufgenommenen<br />
Fettes, unter <strong>der</strong> Annahme, daß kein<br />
Übergewicht bestand. Eine Erhöhung<br />
des Anteils einfach und mehrfach ungesättigter<br />
Fettsäuren hatte einen positiven<br />
Einfluß auf das KHK-Risiko, im<br />
Vergleich zu Lebensmitteln mit gesättigten<br />
Fettsäuren.<br />
Die Aufnahme von Trans-Fettsäu-<br />
ren war mit einem höheren Risiko <strong>für</strong><br />
KHK verbunden. Bei einer um 2 %<br />
höheren Zufuhr stieg das Risiko um<br />
fast das Doppelte. Der Einfluß von<br />
Cholesterin war laut dieser Studie weniger<br />
bedeutend als die <strong>der</strong> Fettsäuren.<br />
Das bestätigt die Empfehlung,<br />
die verschiedenen Fettsäuren zu je einem<br />
Drittel aufzunehmen. Der Anteil<br />
von Olivenöl und Sonnenblumeno<strong>der</strong><br />
Walnußöl muß also auf Kosten<br />
von Wurst- und Backwaren erhöht<br />
werden.<br />
Seminare <strong>für</strong> gesundes Leben an <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie<br />
Ausbildung <strong>für</strong> Arzthelferinnen zur Beginn: 27.08.1999<br />
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Anerkannt durch den ZÄN und den Berufsverband <strong>der</strong> Arzthelferinnen.<br />
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61440 Oberursel (Tel.: 06172-3009-822 bzw. Fax: 06172-3009-819)<br />
177<br />
Reformhaus-Kochstudio
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den Firmen zur Verfügung gestellt.<br />
Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schriftleitung.<br />
Ein pflanzliches<br />
Antirheumatikum jetzt<br />
auch als Injektion<br />
In zahlreichen Untersuchungen<br />
konnte gezeigt<br />
werden, daß <strong>der</strong> Einsatz<br />
von Teufelskrallenwurzel<br />
(Harpagophytum procubens)<br />
zu einer deutlichen<br />
Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschwerden<br />
bei rheumatischen<br />
Erkrankungen führt. Die<br />
von <strong>der</strong> Therapie mit<br />
NSAR her bekannten Nebenwirkungen<br />
– Magenschmerzen,<br />
Gastritis, bis<br />
hin zu Magenblutungen –<br />
sind bei <strong>der</strong> Teufelskralle<br />
nicht zu erwarten, was diese<br />
<strong>für</strong> die Therapie degenerativer,<br />
rheumatischer Erkrankungen<br />
zu einer echten<br />
Alternative macht.<br />
Allerdings konnte <strong>der</strong><br />
Therapeut bisher nur auf<br />
Teufelskrallen-Päparate mit<br />
fester Darreichungsform<br />
zurückgreifen. Dabei ist<br />
gerade bei Patienten mit<br />
akuten Schmerzen eine parenterale<br />
Applikation analgetisch<br />
und antiphlogistisch<br />
wirksamer Medikamente<br />
in die entsprechenden<br />
Schmerzpunkte <strong>für</strong> eine<br />
rasche Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Beschwerden erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Mit Allya Cpl.-Injektopas<br />
von <strong>der</strong> Firma Pascoe<br />
steht dem Behandler jetzt<br />
ein „modifiziertes“ Harpagophytum-Injektionspräparat<br />
zur Verfügung. Allya<br />
Cpl.-Injektopas ist nämlich<br />
kein pflanzliches Monopräparat,<br />
son<strong>der</strong>n ein homöopathischesKombinationspräparat<br />
u.a. mit Teufelskrallenwurzel-Tinktur<br />
(50,0 ml), Arnica Urtinktur<br />
(5,0 mg), Hypericum Urtinktur<br />
(1,5 mg), Rosa canina<br />
Urtinktur (1,5 mg),<br />
Bryonia Urtinktur (1,0<br />
mg), Symphytum Urtinktur<br />
(1,0 mg), Calcium phosphoricum<br />
Trit D6 (0,5 mg),<br />
Euphorbium cyparissias<br />
Dil D1 (0,5 mg), Kalium<br />
phosphoricum Dil. D2 (0,5<br />
mg), Silicea trit. D6 (0,5<br />
mg), Valeriana Dil. D2 (0,5<br />
mg) und dem Neuraltherapeutikum<br />
Procain (10,0 mg)<br />
sowie Coffein (6,0 mg).<br />
Absolute Gegenanzeigen:<br />
Überempfindlichkeit<br />
gegenüber Procain. Nebenwirkungen:<br />
Vergleiche Procainhydrochlorid.Packungsgrößen:<br />
5 Amp. 2 ml (N1),<br />
10 Amp. 2 ml (N1),<br />
50 Amp. 2 ml (N2),<br />
100 Amp. 2 ml (N3) –<br />
5 Amp. 5 ml (N1),<br />
50 Amp. 5 ml (N2)<br />
Pascoe Pharmazeutische<br />
Präparate GmbH<br />
Schiffenberger Weg 55<br />
35394 Gießen<br />
NAM<br />
178<br />
Weißdorn <strong>für</strong> das geschwächte Herz<br />
Herzschwäche ist eine häufige Erscheinung, die nicht nur<br />
bei älteren Menschen auftritt. Die Leistung des Herzmuskels<br />
nimmt zwar meist mit zunehmendem Alter langsam<br />
ab, dies kann aber auch ebenso das Ergebnis ungesun<strong>der</strong><br />
und zu bequemer Lebensweise sein. Durch zu viel<br />
Streß, zu viel Nikotin, zu viel Alkohol, zu wenig Bewegung,<br />
zu wenig Schlaf, Übergewicht etc. wird die Herzkraft gebremst.<br />
Bei plötzlichen Anstrengungen steigen Blutdruck<br />
und Pulsschlag stark an. Das Herz wird viel zu extrem belastet<br />
und ermüdet leicht. Atemnot, Beklemmungsgefühle<br />
in <strong>der</strong> Brust und leichtes Herzstolpern können Anzeichen<br />
<strong>für</strong> eine beginnende Herzschwäche sein.<br />
Zur Therapie empfehlen wir die pflanzlichen Weißdornpräparate<br />
Schwöroton N Tropfen o<strong>der</strong> Schwörocard<br />
Tropfen. Beide Präparate schließen eine therapeutische<br />
Lücke <strong>für</strong> die Übergangsformen vom gesunden zum versagenden<br />
Herzen. Die Wirkung ist in erster Linie auf eine<br />
bessere Durchblutung <strong>der</strong> Herzkranzgefäße gerichtet und<br />
damit auf eine bessere Versorgung des Herzens mit Blut<br />
und Sauerstoff.<br />
Sowohl Schwöroton N, als reines Weißdornpräparat,<br />
als auch Schwörocard, das neben dem Weißdorn zusätzlich<br />
eine ausgewogene Kombination bewährter Herz-<br />
Kreislauf-wirksamer Komponenten enthält, sind somit die<br />
Mittel <strong>der</strong> Wahl <strong>für</strong> das durch z.B. Überfor<strong>der</strong>ung bzw.<br />
Streß, Nikotinmißbrauch und Alter geschwächte Herz.<br />
Zu ihren Anwendungsgebieten zählen Herzstechen,<br />
Herzdruck, allgemeine Herzschwäche, unregelmäßige<br />
Herztätigkeit auch in <strong>der</strong> Rekonvaleszenz nach Grippe<br />
und an<strong>der</strong>en Infekten, Nachlassen <strong>der</strong> Merk- und Konzentrationsfähigkeit<br />
älterer Menschen, Wetterfühligkeit und<br />
leichte Schlafstörungen.<br />
Wichtig ist eine längere regelmäßige, am besten kurmäßige<br />
Einnahme über einige Wochen. Nebenwirkungen<br />
sind nicht bekannt.<br />
Pharma Schwörer GmbH, Goethestraße 29<br />
69257 Wiesenbach<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Neue Eigentümer bei<br />
Alsitan Naturheilmittel<br />
GmbH<br />
Zum 1.1.1999 hat bei dem<br />
Unternehmen Alsitan<br />
Naturheilmittel GmbH mit<br />
Sitz in Greifenberg ein<br />
Eigentümer- und Führungswechselstattgefunden.<br />
Herr Hans-Jürgen<br />
Specht hat das Unternehmen<br />
zusammen mit dem<br />
Finanzinvestor NORD<br />
Holding Unternehmensbeteiligungs<br />
GmbH, Hannover,<br />
als Partner erworben<br />
und ist alleiniger Geschäftsführer.<br />
Nach einer<br />
überaus erfolgreichen 50jährigen<br />
Vergangenheit<br />
von Alsitan wurden damit<br />
die Weichen <strong>für</strong> die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Zukunft<br />
von Alsitan neu gestellt.<br />
Alsitan ist im wachsenden<br />
Markt <strong>der</strong> Selbstmedikation<br />
mit rezeptfreien,<br />
pflanzlichen Arzneimitteln<br />
etabliert. Das Unternehmen<br />
verfügt über ein interessantes<br />
Produktportfolio<br />
mit sehr eigenständigen<br />
Produkten, die Entwicklungspotential<br />
besitzen.<br />
Wichtigster Absatzkanal<br />
sind die Apotheke und das<br />
Reformhaus.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Aus Industrie und Forschung<br />
Kurznachrichten<br />
Wie aus dem Unternehmen<br />
verlautet, bedeutet<br />
<strong>der</strong> Führungswechsel<br />
nicht, radikal mit dem<br />
Bisherigen zu brechen.<br />
Vielmehr soll Kontinuität<br />
bewahrt werden. Es soll<br />
auf dem Bewährten aufgebaut<br />
und dem intuitiven,<br />
überaus erfolgreichen<br />
Management-Stil <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
sollen die<br />
Standards heutiger Marketingmethoden<br />
hinzugefügt<br />
werden. Alsitan wird dabei<br />
auch weiterhin exklusiv<br />
auf die Kompetenz seiner<br />
bisherigen Vertriebskanäle<br />
setzen.<br />
Das Unternehmen will<br />
sich auf seine vorhandenen<br />
Stärken konzentrieren und<br />
seine strategisch wichtigen<br />
Kompetenzfel<strong>der</strong> kontinuierlich<br />
ausbauen. Der<br />
wachsende Wettbewerbsdruck<br />
in <strong>der</strong> Branche wird<br />
vor allem als Chance begriffen.<br />
Die vorhandenen<br />
sehr eigenständigen Produkte<br />
von Alsitan werden<br />
dabei als gute Möglichkeit<br />
gesehen, die steigenden<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zukunft<br />
zu bestehen und die<br />
expansiven Wachstumsziele<br />
zu realisieren.<br />
Alsitan GmbH<br />
Am Bühl 16-18<br />
86926 Greifenberg<br />
Schwörer<br />
179<br />
Neu in <strong>der</strong> Therapie von Hirnleistungsstörungen<br />
Die Ursachen <strong>der</strong> zerebralen Funktionsstörung sind multifaktoriell.<br />
Es bietet sich <strong>für</strong> die Therapie ein ganzheitliches<br />
Vorgehen an. Für die Dauermedikation ist das<br />
neue, homöopathische Kombinationspräparat Cerebral-<br />
Do ® eine wirksame Therapiealternative.<br />
Das<br />
Komplexmittel hat die<br />
Nachzulassung mit <strong>der</strong><br />
Indikation „Verkalkung<br />
<strong>der</strong> Hirngefäße“ erfolgreich<br />
bestanden. Die<br />
Tropfen greifen physiologisch<br />
und ohne Nebenwirkungen<br />
in gestörte<br />
Abläufe im Gehirn ein.<br />
Die niedrigen Therapiekosten<br />
sind ein weiterer<br />
Präparatevorteil.<br />
Cerebral-Do ® enthält<br />
drei homöopathische<br />
Einzelmittel in tiefen<br />
Potenzen, die nach<br />
dem Homöopathischen Arzneibuch handverschüttelt<br />
werden. Die Zusammensetzung ist abgestimmt auf die<br />
Symptomatik altersbedingter Störungen <strong>der</strong> Gefäßprozesse<br />
und wirkt regulierend bei pathologischen Stoffwechselabläufen.<br />
Cerebral-Do ® regulieren den Hirnstoffwechsel<br />
und verbessern die arterielle Durchblutung.<br />
Die Tropfen sind eine sanfte und doch wirksame Therapiemöglichkeit<br />
bei allen Symptomen cerebraler Leistungsmin<strong>der</strong>ung,<br />
z.B. Vergeßlichkeit, Konzentrationsstörungen,<br />
Schwindel, Tinnitus, Antriebsmin<strong>der</strong>ung und<br />
Kopfschmerzen.<br />
50 ml (N1) 25,15 DM; 100 ml (N2) 45,30 DM<br />
Gräsler GmbH, Brunnleitenstraße 3, 82284 Grafrath
Naturgerechtes Konzept <strong>der</strong><br />
Aeskulap-Klinik zur Behandlung<br />
von Tumorleiden<br />
Krebs ursächlich<br />
behandeln –<br />
aber wie?<br />
In den letzten 40 Jahren wurden<br />
mehrere Milliarden Dollar weltweit<br />
in die Krebsforschung gesteckt. Die<br />
Erfolge <strong>der</strong> konventionellen Tumorbehandlungen<br />
fallen trotz maximalem<br />
Aufwand sehr bescheiden aus.<br />
Grund da<strong>für</strong> sind nicht zuletzt falsche<br />
Prämissen bei <strong>der</strong> Betrachtung<br />
des Phänomens Krebs. Die umfassende<br />
biologisch-medizinische<br />
Krebstherapie auf <strong>der</strong> Basis fundierter<br />
Schulmedizin, wie sie die<br />
Aeskulap-Klinik in Brunnen<br />
(Schweiz) anbietet, eröffnet dagegen<br />
neue Perspektiven im Kampf<br />
gegen diese schwere Krankheit.<br />
Die Verfechter <strong>der</strong> konventionellen<br />
Onkologie erachten den Krebs im<br />
Wesentlichen noch immer als lokales<br />
Problem, die Geschwulstbildung also<br />
als isolierte Organerkrankung eines<br />
Die lokoregionale Tiefenhyperthermie mit dem neuen<br />
System »Oncocare«: wesentlicher Baustein <strong>der</strong> ganzheitlichen<br />
Krebsbehandlung.<br />
Therapiereporte<br />
ansonsten gesunden Organismus. Aus<br />
ganzheitlicher Sicht erfolgte Beobachtungen,<br />
Erfahrungen und Forschungen<br />
belegen indes eindeutig, daß<br />
auch ein vermeintlich gesun<strong>der</strong><br />
Körper im Verborgenen Träger einer<br />
Krebsgeschwulst sein kann.<br />
Als Voraussetzung zur Entwicklung<br />
von Krebs bedarf es Faktoren,<br />
welche die Schulmedizin nur in<br />
Ausnahmefällen zu erkennen vermag:<br />
konstitutionelle, dispositionelle und<br />
psychische Faktoren ebenso wie<br />
Verän<strong>der</strong>ungen des Stoffwechsels, des<br />
Immunsystems, <strong>der</strong> internen Sauerstoffübertragung,<br />
<strong>der</strong> vegetativen Gesamtlage,<br />
des Säure-Basen-Stoffwechsels,<br />
chronischer Beherdungen,<br />
<strong>der</strong> hormonellen Steuerung, psychische<br />
Belastungen, Umweltfaktoren<br />
etc.<br />
Konventionelle Krebsbekämpfung<br />
in <strong>der</strong><br />
Sackgasse<br />
80 % <strong>der</strong> Patienten mit fortgeschrittenen<br />
Tumorleiden sterben trotz mo<strong>der</strong>nsterschulmedizinisch-therapeutischer<br />
Möglichkeiten an Krebs. Dies<br />
ist nicht weiter verwun<strong>der</strong>lich, finden<br />
doch die erwähnten,<br />
bereits in einem frühen<br />
Stadium erkennbarenBedingungen<br />
einer Tumorerkrankung<br />
wenig<br />
o<strong>der</strong> keine Beachtung.<br />
Bei einer bloßen<br />
vollständigen<br />
operativen Tumorentfernung<br />
wird lediglich<br />
die Spitze<br />
des Eisberges anvisiert.<br />
Ohne entsprechendeSchutztherapie<br />
<strong>für</strong> die blutbildenden<br />
und die <strong>für</strong><br />
das Immunsystem<br />
kompetenten Zellen<br />
und Organe, die<br />
endokrinen Drüsen,<br />
die Leber, Milz,<br />
180<br />
usw. führen aggressive Behandlungen<br />
wie Chemo- o<strong>der</strong> Radiotherapie, die<br />
nach einer operativen Tumorentfernung<br />
angezeigt sein können, zu<br />
schweren Belastungen und Schädigungen<br />
auch <strong>der</strong> übrigen Organsysteme.<br />
Es besteht die Gefahr, daß<br />
dadurch gerade jene Systeme am meisten<br />
geschädigt werden, von welchen<br />
<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Tumorabwehr<br />
ausgehen sollte.<br />
Ganzheitliche Krebstherapie<br />
als Ausweg<br />
Auch aus ganzheitsmedizinischer<br />
Sicht ist eine möglichst vollständige<br />
Exzision des Tumors anzustreben.<br />
Nach <strong>der</strong> Operation ist aber nicht nur<br />
ein Rezidiv des Tumors zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Versprengte Tumorzellen und<br />
Zellnester maligner Zellen sind als<br />
solche immunologisch zu erkennen<br />
und zu eliminieren. Soll die Therapie<br />
längerfristig erfolgreich sein, so ist die<br />
symptomatische Lokaltherapie im<br />
Sinne <strong>der</strong> Schulmedizin (Tumorexzision)<br />
durch eine ganzheitliche, tumorunspezifische<br />
Basis- und Terrainbehandlung<br />
sowie eine spezifische<br />
Therapie (z.B. Tumorvakzine) zu ergänzen.<br />
Die geschwächten Organsysteme,<br />
<strong>der</strong> Stoffwechsel und das in<br />
seiner Funktion geschädigte Abwehrsystem<br />
müssen in <strong>der</strong>en Gesamtheit<br />
normalisiert und aktiviert und die<br />
Psyche stabilisiert werden.<br />
Die ganzheitlich erweiterte<br />
Diagnostik<br />
Krebs ist ein auch biographisch mitbedingtes<br />
und deshalb stets höchst individuelles<br />
Leiden. Diese Erkenntnis<br />
verbietet geradezu ein schematisches<br />
Vorgehen, wie dies in <strong>der</strong> konventionellen<br />
Onkologie lei<strong>der</strong> noch immer<br />
die Regel ist.<br />
Die Aeskulap-Klinik in Brunnen/<br />
Schweiz beschreitet mit <strong>der</strong> ganzheitlich<br />
erweiterten Diagnostik neue<br />
Wege. Sie liefert die wichtigen Daten<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
<strong>für</strong> die notwendige ganzheitliche<br />
Therapie. Eine erfolgversprechende<br />
Behandlung basiert aus ganzheitlicher<br />
Sicht auf fundierten Kenntnissen <strong>der</strong><br />
Schulmedizin, welche höchst individuell<br />
und kompetent mit verschiedenen<br />
biologisch-medizinischen Verfahren<br />
zu kombinieren sind. Denn die<br />
Tumorerkrankung ist in ihrer Gesamtheit,<br />
d.h. unter Einbezug des Stoffwechsels,<br />
biochemischer Entgleisungen,<br />
Beherdungen, immunbiologischer<br />
Abwehrschwächen und an<strong>der</strong>em<br />
zu erfassen und zu behandeln.<br />
Umfassendes therapeutisches<br />
Angebot<br />
Bei <strong>der</strong> Bekämpfung einer Krebsgeschwulst<br />
setzt daher die Aeskulap-<br />
Klinik in Brunnen neben den bekannten<br />
schulmedizinischen Verfahren mit<br />
Die Aeskulap-Klinik<br />
in Brunnen – <strong>der</strong> biologischen<br />
Ganzheitsmedizin verpflichtet<br />
Die Aeskulap-Klinik Dr. Bran<strong>der</strong> in<br />
Brunnen ist seit 1990 das erste Zentrum<br />
<strong>für</strong> Biologische Ganzheitsmedizin in <strong>der</strong><br />
Schweiz. Sämtliche <strong>der</strong> hier tätigen rund<br />
20 Ärztinnen und <strong>Ärzte</strong> sind kompetente<br />
Schulmediziner mit komplementär-medizinischer<br />
Zusatzausbildung und mehrjähriger<br />
Erfahrung auf diesem Gebiet. Der<br />
Schwerpunkt <strong>der</strong> Therapie liegt auf <strong>der</strong><br />
Stärkung <strong>der</strong> körpereigenen Regulationsfähigkeit.<br />
Eindrückliche, nachweisbare<br />
Behandlungserfolge erzielt die Aeskulap-<br />
Klinik neben Krebs bei Hauptindikationen<br />
wie allergischen und immunologischen<br />
Erkrankungen, urologischen und rheumatischen<br />
Leiden, chronischen Schmerzen,<br />
Hauterkrankungen, Migräne, Depressionen<br />
sowie Zahn- und Kieferleiden.<br />
großem Erfolg verschiedenste komplementärmedizinische,tumorunspezifische<br />
und -spezifische Behandlungen<br />
ein: Vorab zu nennen sind die Fie-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Therapiereporte<br />
bertherapie, die Tumorvakzination,<br />
die Galvanotherapie sowie die lokoregionale<br />
Tiefen- und Ganzkörperhyperthermie.<br />
Fallweise ergänzt werden<br />
diese klinischen Methoden jeweils mit<br />
individuellen Konzepten zur Therapie<br />
des Stoffwechsels, Immunsystems<br />
und Säure-Basen-Haushaltes. Dazu geeignet<br />
sind Thymusextrakte, Enzymund<br />
Misteltherapie, HOT, Ozontherapie,<br />
orthomolekulare Therapie<br />
sowie – last but not least – ergänzende<br />
Verfahren wie Psychotherapie, die<br />
Sanierung beherdeter Zähne und an<strong>der</strong>es.<br />
Erfolgreiche Behandlungen<br />
mittels Tiefenhyperthermie<br />
Dr. BERND SÜSSE, ein sehr erfahrener<br />
Onkologe und Leiter <strong>der</strong> onkologischen<br />
Abteilung <strong>der</strong> Klinik, vertritt<br />
das Konzept des Hauses einer ganzheitlichen<br />
Krebstherapie unter Einbezug<br />
des gesamten, breiten Spektrums<br />
von <strong>der</strong> Schulmedizin über die<br />
bewährten biologisch-medizinischen<br />
Verfahren bis hin zu naturgerechten<br />
Hightech-Methoden. Dazu gehört ein<br />
neuartiges Hyperthermiegerät «Oncocare».<br />
Dessen Technologie mittels<br />
Dreiphasen-Tiefenhyperthermie im<br />
Kurzwellenbereich ermöglicht <strong>der</strong><br />
Aeskulap-Klinik die erfolgreiche<br />
Therapie von Tumoren im Thoraxund<br />
Brustbereich sowie im Abdomen<br />
einschließlich <strong>der</strong> Leber, <strong>der</strong> Bauchspeicheldrüse,<br />
des Beckens und <strong>der</strong><br />
Genitalien. Das Gerät erlaubt nicht<br />
nur einen oberflächlich begrenzten<br />
Einsatz, son<strong>der</strong>n auch die gezielte<br />
Überwarmung von tiefliegenden Organen<br />
wie Pankreas o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ovarien.<br />
Die dadurch bewirkte Temperaturerhöhung<br />
auf über 42,5 Grad Celsius<br />
hat einen tumorzerstörenden Effekt,<br />
ohne das gesunde Gewebe zu beschädigen.<br />
Der Autor Dr. Marcel G. Bran<strong>der</strong> ist<br />
Chefarzt und Klinikdirektor <strong>der</strong><br />
Aeskulap-Klinik in Brunnen am<br />
Vierwaldstättersee/Schweiz.<br />
181<br />
Aeskulap<br />
Klinik
Pollenallergiker mit<br />
homöopathischem<br />
Kombinationspräparatnebenwirkungsarm<br />
therapieren<br />
Im Februar beginnt wie<strong>der</strong> die<br />
Heuschnupfen-Saison – und damit<br />
<strong>für</strong> 12 Millionen Deutsche eine<br />
Leidenszeit. Bei diesen Patienten<br />
reagiert das Immunsystem überschießend<br />
gegenüber eigentlich<br />
harmlosen Blütenpollen. Eine Kaskade<br />
von fehlgesteuerten Immunreaktionen<br />
wird in Gang gesetzt, die<br />
sich letztendlich in Symptomen wie<br />
Dauerschnupfen, brennenden Augen,<br />
verstärktem Tränenfluß, Mattigkeit<br />
und Schwäche äußert.<br />
Dem Arzt steht heute zur Behandlung<br />
allergischer Erkrankungen<br />
eine breite Produktpalette zur<br />
Verfügung – von Antihistaminika über<br />
Kortikosteroide bis hin zu β-Mimetika.<br />
Diese rein symptomatisch wirkenden<br />
Arzneimittel haben sich zwar<br />
in <strong>der</strong> Praxis bewährt, sind jedoch<br />
nicht frei von Nebenwirkungen. Dies<br />
hat negative Auswirkungen auf die<br />
Compliance <strong>der</strong> Patienten. Die spezifische<br />
Hyposensibilisierung wie<strong>der</strong>um<br />
– ein Therapieverfahren, bei dem<br />
den Patienten Allergen zugeführt<br />
wird, um sie dagegen unempfindlich<br />
zu machen – wirkt zwar kausal, hat<br />
da<strong>für</strong> aber an<strong>der</strong>e gravierende Nachteile.<br />
Die Behandlungsmethode ist<br />
sehr aufwendig und bringt bei Allergien<br />
gegen mehrere Substanzen häufig<br />
nicht den gewünschten Erfolg. Sie<br />
ist zudem relativ risikoreich, denn<br />
durch die Applikation des <strong>für</strong> den<br />
Patienten spezifischen Allergens kann<br />
es zu einer Überreaktion des Immunsystems<br />
kommen – bis hin zum anaphylaktischen<br />
Schock. Aus gutem<br />
Grund darf die spezifische Hyposensibilisierung<br />
seit Anfang 1996 nur<br />
mehr von allergologisch erfahrenen<br />
<strong>Ärzte</strong>n vorgenommen werden.<br />
Therapiereporte<br />
Gerade allergologisch weniger erfahrene<br />
<strong>Ärzte</strong>, Hausärzte, Allgemeinmediziner<br />
und Praktiker sind daher<br />
auf <strong>der</strong> Suche nach alternativen Therapieverfahren,<br />
die wirkungsvoll und<br />
gleichzeitig risikoarm sind. Für die<br />
kommende Heuschnupfen-Saison<br />
dürften diese Kollegen fündig werden.<br />
Wie eine Studie belegt, kann durch<br />
Applikation eines homöopathischen<br />
Kombinationsarzneimittels (Desarell)<br />
Heuschnupfen effektiv und nebenwirkungsarm<br />
behandelt werden. Dabei<br />
moduliert das Homöopathikum das<br />
Immunsystem <strong>der</strong> betroffenen Patienten<br />
<strong>der</strong>art, daß es letztendlich unempfindlicher<br />
gegen die allergieauslösenden<br />
Substanzen wird.<br />
Diese Methode <strong>der</strong> unspezifischen<br />
Desensibilisierung, die von<br />
<strong>Ärzte</strong>n des Schwarzwald Sanatoriums<br />
Obertal in Baiersbronn entwickelt<br />
Birkenpollen – ein weitverbreitetes und<br />
sehr potentes Allergen<br />
wurde, weist gegenüber <strong>der</strong> spezifischen<br />
Hyposensibilisierung einige<br />
Vorteile auf. So braucht <strong>der</strong> Arzt etwa<br />
vor Beginn <strong>der</strong> Behandlung keine aufwendige<br />
Suche nach <strong>der</strong> allergieauslösenden<br />
Pollenart durchzuführen, da<br />
182<br />
die Wirksamkeit des Komplexhomöopathikums<br />
sich unspezifisch gegen<br />
viele verschiedene potentielle Allergene<br />
richtet. Eine zusätzlich zum Heuschnupfen<br />
bestehende Allergie, etwa<br />
gegen Hausstaub o<strong>der</strong> Schimmelpilze,<br />
kann so „ganz nebenbei“ mit behandelt<br />
werden. Der aber wohl bedeutendste<br />
Vorteil des Prinzips <strong>der</strong> unspezifischen<br />
Desensibilisierung liegt darin,<br />
daß dem Patienten eine aufwendige<br />
und risikoreiche Allergenapplikation<br />
erspart bleibt.<br />
Vier Komponenten<br />
in konzertierter Aktion<br />
Desarell enthält vier bewährte Einzelkomponenten,<br />
die sich in ihrer Wirkung<br />
auf das fehlgeleitete, überschießende<br />
Immunsystem von Allergikern<br />
sinnvoll ergänzen: Apis mellifica<br />
D6, Acidum formicicum D6,<br />
Thryallis glauca D6 und Cardiospermum<br />
halicacabum D4.<br />
Apis mellifica (Bienengift)<br />
und Acidum formicicum (Ameisensäure)<br />
stellen im wesentlichen<br />
die Reizkomponenten des<br />
homöopathischen Kombinationsmittels<br />
dar. So wird Bienengift<br />
häufig bei ödematösen Entzündungen<br />
<strong>der</strong> Schleimhäute, etwa<br />
des Rachenringes und <strong>der</strong><br />
Bindehaut, eingesetzt. Diese<br />
Symptome sind auch bei Pollenallergikern<br />
zu verzeichnen. Die<br />
Wirksamkeit <strong>der</strong> Ameisensäure<br />
erstreckt sich – neben gichtisch<br />
rheumatischen Erkrankungen –<br />
sogar bevorzugt auf die allergische<br />
Diathese. Heufieber, Bronchialasthma<br />
und Hautallergien<br />
werden durch das wirkungsvolle<br />
Konstitutionsmittel günstig beeinflußt<br />
– vor allem dann, wenn<br />
mit <strong>der</strong> allergischen Diathese eine<br />
exsudative Veranlagung verbunden<br />
ist.<br />
Von Thryallis glauca (Galphimia<br />
glauca, Zaunrebe), einer Zubereitung<br />
aus einer alten mexikanischen Heilpflanze,<br />
ist bekannt, daß sie allergi-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
sche Reaktionen verschiedener Art und Stärke, vor<br />
allem im Schleimhautbereich, positiv beinflussen<br />
kann. Gerade bei Heuschnupfen-Patienten hat sich<br />
Thryallis glauca in <strong>der</strong> Praxis gut bewährt: in den<br />
Potenzen D6 und D12 bevorzugt als Prophylaktikum,<br />
in den Potenzen D3 und D4 als Therapeutikum.<br />
Cardiospermum halicacabum (Herzsame), die Zubereitung<br />
einer tropischen Pflanze, gilt ebenfalls als<br />
heilende und ausleitende Komponente bei Erkrankungen<br />
<strong>der</strong> Haut und bei allergischer Disposition und<br />
ergänzt damit in idealer Weise das Wirkprofil <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
drei Komponenten.<br />
Studie belegt Wirksamkeit und<br />
Verträglichkeit<br />
Daß die Behandlung von Pollenallergikern mit dem<br />
homöopathischen Arzneimittel effektiv und gleichzeitig<br />
nebenwirkungsarm ist, belegt eine Untersuchung,<br />
die unter <strong>der</strong> Leitung von Dr. M. WIESE-<br />
NAUER, Weinstadt, durchgeführt wurde. Dabei handelt<br />
es sich um die erste deutsche Studie mit einem<br />
Homöopathikum über einen Zeitraum von drei<br />
Jahren.<br />
Während des Untersuchungszeitraumes erhöhte<br />
sich die Zahl <strong>der</strong> Heuschnupfen-Patienten, die mit<br />
dem Erfolg <strong>der</strong> unspezifischen Desensibilisierung<br />
„sehr zufrieden“ waren, von 80 auf 91 Prozent. Anlaß<br />
<strong>für</strong> die überragende Bewertung <strong>der</strong> Patienten war in<br />
allen Fällen neben <strong>der</strong> guten Verträglichkeit ein rasches<br />
und anhaltendes Sistieren <strong>der</strong> Heuschnupfen-<br />
Symptomatik, so Studienleiter Dr. WIESENAUER.<br />
Präventiv und therapeutisch wirksam<br />
Die Behandlung mit dem Komplex-Homöopathikum<br />
setzt idealerweise vor Beginn <strong>der</strong> Heuschnupfen-<br />
Saison ein. In <strong>der</strong> Regel wird das Präparat zunächst<br />
vom Arzt s.c. injiziert und später vom Patienten – als<br />
Tropfen – bis zum Ende <strong>der</strong> Saison eingenommen.<br />
Diese prophylaktische Gabe des Präparates hat sich<br />
beson<strong>der</strong>s bewährt. Doch selbst wenn die Pollenallergie<br />
bereits eingesetzt hat, lohnt sich ein Behandlungsversuch.<br />
Wie Dr. WIESENAUER in seiner<br />
Studie zeigen konnte, besitzt das Präparat auch therapeutische<br />
Wirksamkeit: Bei drei von vier Patienten<br />
bildeten sich unter dem Einfluß des Homöopathikums<br />
die klassischen Heuschnupfen-Symptome<br />
schnell und dauerhaft zurück.<br />
Dr. Claudia Schöllmann<br />
R. Heidl, M. Wiesenauer: Unspezifische Desensibilisierung bei <strong>der</strong><br />
Pollinosis. Z. Allg. Med. (1997) 73, 453-457.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Therapiereporte<br />
183<br />
Repha
PREISAUSSCHREIBEN<br />
Hätten Sie’s gewußt?<br />
„Naturheilverfahren“, unkonventionelle medizinische<br />
Richtungen“, „biologische o<strong>der</strong> alternative<br />
Therapiemethoden“. Die Naturheilkunde ist – nicht<br />
nur begrifflich – ein weites Feld. Um so mehr<br />
Sorgfalt und Mühe (und finanzielle Mittel) wurden<br />
in den letzten Jahren <strong>für</strong> die wissenschaftliche<br />
Begründung <strong>der</strong> verschiedenen Methoden aufgebracht.<br />
Eine weitere wichtige Voraussetzung <strong>für</strong><br />
die allgemeine Anerkennung <strong>der</strong> Naturheilmethoden<br />
ist jedoch die Fort- und Weiterbildung.<br />
Frage 1:<br />
Trainingseffekt auf die Muskulatur<br />
wird erreicht durch<br />
(A) Massage<br />
(B) Unterwasserdruckstrahlmassage<br />
(C) aktive Bewegungsübungen<br />
gegen Wi<strong>der</strong>stand<br />
(D) Überwärmungsbad<br />
(E) passive Bewegungsübungen<br />
Meine Lösung lautet:<br />
Frage 1:<br />
Frage 2:<br />
Frage 3:<br />
3/99<br />
Frage 2:<br />
Extrakte aus Früchten <strong>der</strong><br />
Sägepalme (Sabal serrulatum)<br />
werden eingesetzt bei<br />
(A) Leberzirrhose<br />
(B) Colon irritabile<br />
(C) Miktionsbeschwerden<br />
(D) Nephrolithiasis<br />
(E) Dyspepsie<br />
Absen<strong>der</strong>:<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Name<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Straße<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––-<br />
PLZ, Ort<br />
––––––––––––––––––––––––––––––––<br />
Datum, Unterschrift<br />
184<br />
„Hätten Sie´s gewußt?“ In unserem Preisausschreiben<br />
können Sie prüfen, wie gut Sie ausgesuchte<br />
Fragen (Original-Prüfungsfragen, Gegenstandskatalog<br />
3) beantworten können. Machen<br />
Sie mit!<br />
Unter den richtigen Einsendungen werden diesmal<br />
3 Preise verlost: 1. Preis: Roche Lexikon Medizin,<br />
4. Aufl. 1999, geb. + CD-ROM, 2. + 3. Preis:<br />
Roche Lexikon Medizin, 4. Aufl. 1999, brosch.<br />
Frage 3:<br />
In <strong>der</strong> Homöopathie gilt die Repertorisation<br />
des Patienten (Arzneimittelfindung aus einer<br />
Reihe von Symptomen) als ein wesentliches<br />
Verfahren, weil<br />
die Repertorisation die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
korrekten Mittelwahl in <strong>der</strong> Homöopathie<br />
erweitern resp. verbessern soll.<br />
Welche Antwort trifft zu:<br />
Aussage 1 Aussage 2 Verknüpfung<br />
(A) richtig richtig richtig<br />
(B) richtig richtig falsch<br />
(C) richtig falsch –<br />
(D) falsch richtig –<br />
(E) falsch falsch –<br />
Senden Sie Ihre Antworten<br />
an:<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong><br />
Naturheilverfahren<br />
Chefredaktion<br />
Wehrfeldweg 6<br />
82439 Großweil<br />
Fax 08851 / 1320<br />
Einsendeschluß ist <strong>der</strong><br />
15. April 1999.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
DAG K -Nachrichten<br />
Deutsche <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Applied Kinesiology, offizielles Chapter des International College of Applied Kinesiology (ICAK)<br />
Ne<strong>der</strong>lingerstr. 35 • 80638 München • Tel.: 089 / 159 59 51 • Fax: 089 / 159 61 61 • E-Mail: VKMAKPG@aol.com<br />
Gesellschafts-Nachrichten <strong>der</strong> Deutschen <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Applied Kinesiology<br />
DÄGAK-Symposium 6.-13. Nov. 99 im Robinson Club Esquinzo Playa Fuerteventura<br />
07./08. Nov. 99: GK1 (AK-Einführung)<br />
Farkas (DM 480, -/320,-)<br />
09./10./11. Nov.: GK2 (AK-1) Garten (DM 530,-/370,-)<br />
07./08. Nov.: GK9 (Repetitions- und Behandlungsstrategiekurs) Garten (DM 480, -/320,-)<br />
Prüfungen zum DÄGAK A-Diplom und Clinical Competence-Test des ICAK<br />
09./10. Nov.: Neuheiten in <strong>der</strong> Orthomolekularen Medizin: (Transmitter, ZNS, genetische Prädisposition, Stoffwechselstörungen,<br />
Entzündung, Sportmedizin) Farkas (DM 480,-/320,-)<br />
11./12. Nov.: AK-Diagnostik und Therapie <strong>der</strong> Hirnnerven und des Kiefergelenks, neueste orthopädische Behandlungstechniken<br />
Shafer (DM 480,-/320,-)<br />
08.-12. Nov.: Hypnotherapie (Ericson und NLP) bei Phobien und Schmerzsyndromen<br />
(Maryann und Ed Reese) (DM 1000,- /900,-)<br />
Die reduzierten Teilnahmegebühren gelten jeweils <strong>für</strong> KrankengymnastInnen, arbeitslose <strong>Ärzte</strong>, AIP.<br />
Für Nichtmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> DÄGAK erhöht sich die Seminargebühr um jeweils DM 100,-<br />
Für Personen, die am DÄGAK-Symposium und am Symposium „Schmerz und Bewegung“ teilnehmen, reduziert sich<br />
die Kursgebühr pro Kurs um DM 50,-<br />
Bei Anmeldungen später als dem 24. 9. 99 erhöht sich die Teilnahmegebühr pauschal um DM 200,-.<br />
Bei Rücktritt später als 4 Wochen vor Beginn des Symposiums verfällt die Kursgebühr.<br />
Anmeldung <strong>für</strong> Kurse und Reise:<br />
DER, Frau Wessel, Rohrbachstr. 8, D-69115 Heidelberg<br />
Tel.: 06221 / 53 62 51, Fax: 06221 / 53 62 81<br />
Inhaltliche Informationen:<br />
DÄGAK, Ne<strong>der</strong>lingerstr. 35, D-80638 München<br />
Tel.: 089 / 159 59 51, Fax: 089 / 159 61 61<br />
E-Mail: VKMAKPG@aol.com<br />
Die nächsten AK-Einführungskurse:<br />
11./12. 3. 1999 in Freudenstadt Anmeldung: ZÄN; Tel.: 07441 / 2121, Fax: 07441 / 878 30<br />
23./24. 4. 1999 in Freiburg Anmeldung: Dr. Rid<strong>der</strong>; Tel.: 0761 / 593 11 20, Fax: 0761/593 11 25<br />
09.05. 1999 in Bad Kissingen Anmeldung: DÄGfA; Tel.: 089 / 710 05 11, Fax: 089 / 710 05 25<br />
07./08. 10. 1999 in Freudenstadt Anmeldung: ZÄN; Tel.: 07441 / 2121, Fax: 07441 / 878 30<br />
Die DÄGAK steht nicht nur <strong>für</strong> Applied Kinesiology, son<strong>der</strong>n auch <strong>für</strong> die in <strong>der</strong> AK-Praxis notwendigen angrenzenden<br />
Gebiete: z.B.:<br />
Dysphasie-Dyslexie: Diagnostik und Behandlung zentraler Hörstörungen<br />
Dozent: Fred Warnke, Datum: 27./28. März 1999, Ort: München<br />
Orthomolekulare Therapie <strong>der</strong> neuralen und humoralen Modulation 05./06. 06.1999 in München,<br />
Dozent: Christopher Astill-Smith, Mo<strong>der</strong>ation: Jeff Farkas<br />
Info und Anmeldung jeweils: VKM; Tel.: 089 / 159 59 51, Fax: 089 / 159 61 61<br />
186<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Ein uraltes Heilmittel macht<br />
heute wie<strong>der</strong> Schlagzeilen<br />
Erst 1983 wurde <strong>der</strong> Weihrauch als Heilmittel wie<strong>der</strong>entdeckt,<br />
und sein Harz kam unter <strong>der</strong> Bezeichnung H15 als<br />
apothekenfähiges Präparat in den Westen. Weihrauch darf<br />
durchaus als eine Art Wun<strong>der</strong>mittel bezeichnet werden,<br />
denn wo die Schulmedizin bislang versagte, entfaltet er<br />
ein sensationelles Heilpotential.<br />
Eine Therapie mit dem indischen Weihrauchextrakt,<br />
H15, hilft bei chronischer Polyarthritis, bei Schuppenflechte,<br />
bei Gelenkentzündungen an den Zehen, bei chro-<br />
nischen Entzündungen des Bindegewebes, und nur selten<br />
gibt es geringe Nebenwirkungen wie Durchfall o<strong>der</strong> leichte<br />
Hautrötungen.<br />
Auch bei Darmerkrankungen, an denen über 300.000<br />
Menschen in Deutschland leiden, hilft Weihrauch gegen<br />
die Entzündungsschübe. Und die Entdeckung, daß ein<br />
spezifischer Weihrauchextrakt bösartige Gehirntumore abtöten<br />
kann und zudem die Begleitsymptome des Tumorödems<br />
wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Brechreiz o<strong>der</strong><br />
Nervenausfälle lin<strong>der</strong>t, wird von den <strong>Ärzte</strong>n als Sensation<br />
gefeiert.<br />
Damit sind die Wirkmechanismen von Weihrauch aber<br />
keinesfalls erschöpft. Denn das Harz gibt ebenfalls neue<br />
Behandlungschancen <strong>für</strong> Erkrankungen <strong>der</strong> Lunge, Gelenke,<br />
Haut, des Magens und Darms, des Herzes, des<br />
Zentralnervensystems und bei Allergien wie Heuschnupfen.<br />
Dr. med. Ernst Schrott schil<strong>der</strong>t die jahrtausendalte<br />
Geschichte des Weihrauchs, seine Bedeutung im Rahmen<br />
<strong>der</strong> indischen Heilmethode Ayurveda und zeigt allgemein-<br />
Buchbesprechungen<br />
188<br />
verständlich seine vielen Wirkungsfel<strong>der</strong> auf. Ein interessanter<br />
und umfassen<strong>der</strong> Ratgeber über das legendäre<br />
Heilmittel Weihrauch.<br />
Ernst Schrott: Weihrauch. Die außergewöhnliche<br />
Heilwirkung des indischen Weihrauchbaums. 96 Seiten,<br />
broschiert, DM 19,90, Mosaik-Verlag, München 1998,<br />
ISBN 3-576-11203-0<br />
Gesetzlose!<br />
Ein beliebter Spaß in den ersten Tagen des Jurastudiums<br />
ist die Frage an die Studenten: ,,Wo haben Sie<br />
Ihre Gesetze?“ Natürlich hat niemand eine Gesetzessammlung<br />
dabei, so daß die prompte Antwort lautet:<br />
,,Dann sind Sie ein Gesetzloser! Wissen Sie, was im<br />
Wilden Westen mit solchen Leuten passierte?“ Im Ernst,<br />
wer sich mit rechtlichen Fragen rund um die Medizin zu<br />
beschäftigen hat, ist auf die Nutzung einer Vielzahl von<br />
Bundes- und Landesgesetzen angewiesen. Wer schon<br />
einmal den Vorschriften hinterhergesucht hat, weiß, wie<br />
mühsam die ,,Fahndung“ nach den einzelnen Gesetzen<br />
ist.<br />
Die im Verlag R. S. Schulz, Starnberg, erscheinende<br />
Sammlung des gesamten Gesundheitsrechts ,,Deutsches<br />
Gesundheitsrecht“ bietet hier eine wertvolle Hilfe.<br />
Das von Rechtsanwalt Dr. Schiwy betreute fünfbändige<br />
Werk erscheint als Loseblattsammlung mit 8.800 (!)<br />
Seiten. Es erfaßt – man kann es kaum glauben – auch<br />
Randgebiete des Gesundheitswesens, z.B. die Bereiche<br />
Umweltschutz, Verkehrswesen und Seeschiffahrt. Als<br />
beson<strong>der</strong>s wichtig erweist sich in <strong>der</strong> täglichen Praxis<br />
die breite Aufnahme von Gesetzen aller Bundeslän<strong>der</strong>.<br />
Ende Januar 1999 ist die 168. Ergänzungslieferung mit<br />
196 Seiten vorgelegt worden. Ergänzungslieferungen<br />
des sorgfältig betreuten Werkes erscheinen gezwungenermaßen<br />
in schneller Folge, da bekanntlich <strong>der</strong><br />
Gesetzgeber gerade im Bereich des Gesundheitswesens<br />
aktiv ist. Alles in allem liegt eine sinnvolle, gar<br />
notwendige Sammlung vor, die in viele Bibliotheken gehört.<br />
Die Bände sind auch <strong>für</strong> <strong>Ärzte</strong>, die als Gutachter tätig<br />
sind o<strong>der</strong> sich <strong>für</strong> Berufspolitik einsetzen o<strong>der</strong> sich<br />
auch nur <strong>für</strong> die Materie interessieren, zweckmäßig. Das<br />
Werk kostet zwar nur 158,00 DM, aber die Nachlieferungen<br />
sind mit 0,46 DM/Seite nicht billig. Teurer jedoch<br />
ist es, ein Gesetzloser zu sein!<br />
Dr. Frank A. Stebner, Salzgitter<br />
Deutsches Gesundheitsrecht. Sammlung des gesamten<br />
Gesundheitsrechts des Bundes und <strong>der</strong><br />
Län<strong>der</strong>. 8.800 Seiten, Loseblattausgabe in 5 Bänden,<br />
DM 158,00. Verlag R. S. Schulz, Starnberg, ISBN 3-<br />
7962-03110-8<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Das Buch „Naturheilverfahren – Ernährungstherapie“ von<br />
Helmut Anemueller (Hippokrates Verlag) stellt die völlig<br />
überarbeitete und erweiterte fünfte Auflage eines Lehrbuchs<br />
<strong>für</strong> Ernährungstherapie dar, das bisher unter dem<br />
Titel „Das Gesunddiät-System, Leitfaden <strong>der</strong> Ernährungstherapie<br />
mit vollwertiger<br />
Grunddiät“ erschienen war. Der<br />
Autor legt großen Wert auf die<br />
Än<strong>der</strong>ung des Titels, da in dem<br />
neuen Lehrbuch beson<strong>der</strong>e<br />
Akzente einer physiologischen<br />
und funktionsgerechten Ernährungstherapie<br />
dargestellt<br />
werden. Ernährungstherapie<br />
wird im Sinne eines Naturheilverfahrens<br />
verstanden, wie<br />
es gleichsinnig in <strong>der</strong> Weiterbildung<br />
Ernährungstherapie<br />
des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong><br />
<strong>für</strong> Naturheilverfahren vorgetragen<br />
wird. Anemuellers Buch<br />
kann daher auch als Lehrbuch<br />
<strong>für</strong> dieses Fachgebiet gesehen<br />
werden.<br />
Die Basis <strong>der</strong> Therapie ernährungsbedingter<br />
Erkrankungen<br />
ist nach Anemueller eine vollwertige<br />
Grunddiät. Das Buch<br />
beschriebt die Grundlagen zu<br />
dieser Diät und bietet eine<br />
Übersicht über die Diät und ihre Ableitungen, die <strong>der</strong><br />
Behandlung verschiedener Erkrankungen dienen. In<br />
Ergänzung werden ernährungstherapeutische Maßnahmen<br />
erwähnt, die kurmäßig durchgeführt werden<br />
können. Gerade diese kurmäßigen Ernährungstherapien,<br />
die in <strong>der</strong> schulmedizinischen Ernährungstherapie eine<br />
untergeordnete Rolle spielen, sind in <strong>der</strong> Praxis des naturheilkundlich<br />
tätigen Arztes sehr wichtig. Mit ihrer Hilfe<br />
kann interpunktionsartig eine Verbesserung <strong>der</strong> Stoffwechselsituation<br />
des Patienten erreicht werden.<br />
Im Teil „Spezielle Ernährungstherapie“ findet man<br />
schließlich in Übereinstimmung mit schulmedizinischen<br />
Erkenntnissen Indikationen, die in beson<strong>der</strong>er Weise eine<br />
Anpassung <strong>der</strong> Ernährung an spezielle Funktionsstörungen<br />
des Organismus erfor<strong>der</strong>n, etwa Zöliakie, Mal-<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Buchbesprechungen<br />
GESUNDHEIT DURCH<br />
ERNÄHRUNG<br />
methatec<br />
189<br />
absorption o<strong>der</strong> chronische Nierenerkrankungen. Zu begrüßen<br />
ist auch ein neu in das Lehrbuch aufgenommenes<br />
Kapitel über Säuglings- und Kleinkin<strong>der</strong>ernährung,<br />
das wichtige Daten und praktische Hinweise <strong>für</strong> Mütter<br />
enthält. Dem Lehrbuch angeschlossen findet sich ein<br />
A-Z-Lexikonkapitel, welches<br />
ernährungsphysiologische Daten<br />
und Begriffe <strong>der</strong> Lebensmittelkunde<br />
vermittelt.<br />
Das vorliegende Buch stellt eine<br />
wertvolle Ergänzung <strong>für</strong> die<br />
täglich Praxis dar und eignet<br />
sich einerseits <strong>für</strong> <strong>Ärzte</strong>, die<br />
Naturheilverfahren bereits im<br />
Alltagsgeschäft durchführen<br />
und mit erweiterten Ernährungstherapien<br />
ihre bisher geführten<br />
klassischen Naturheilverfahren<br />
optimieren wollen.<br />
Doch auch jene <strong>Ärzte</strong>, die von<br />
Naturheilverfahren bisher nicht<br />
„beleckt“ worden sind, können<br />
hier Einblicke in die Ernährungstherapie<br />
als Naturheilverfahren<br />
gewinnen – Einblicke,<br />
die möglicherweise auch „Lust<br />
auf mehr“ machen. Dabei stellt<br />
Anemueller seine Methoden in<br />
keiner Weise sektiererisch dar,<br />
son<strong>der</strong>n ausgewogen durch<br />
jahrelange Erfahrung und Praxis.<br />
Ein lesenswertes Buch, wie ich finde. Es sollte im Bücherschrank<br />
des erfahrenen Praktikers nicht fehlen.<br />
Dr. med. Martin Adler<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Weiterbildungskommission des<br />
<strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren,<br />
Facharzt <strong>für</strong> Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren<br />
und Umweltmedizin<br />
Helmut Anemueller: Naturheilverfahren – Ernährungstherapie.<br />
Vollwertige Grunddiät mit Ableitungen.<br />
5. völlig neubearb. und erw. Aufl., Hippokrates<br />
Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-7773-1305-X
Preisausschreiben Heft 1/99<br />
Richtig sind die Lösungen:<br />
Frage 1: A<br />
Frage 2: D<br />
Frage 3: C<br />
Zu Frage 1:<br />
Den therapeutischen Hauptzielen<br />
bei einem 56jährigen<br />
Mann, <strong>der</strong> seit Jahren an einer<br />
chronischen Bronchitis leidet<br />
und daher eine Kurorttherapie<br />
macht, wird beson<strong>der</strong>s die Kur<br />
in einem Solebadkurort wegen<br />
<strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Soleinhalation<br />
und <strong>der</strong> Atemgymnastik<br />
gerecht. Die Kochsalzinhalation<br />
hat nämlich am Bronchialsystem<br />
eine sekretionsstimulierende<br />
und sekretolytische<br />
Wirkung. Außerdem wird <strong>der</strong><br />
Hustenreiz gemil<strong>der</strong>t und die<br />
ziliare Schlagfrequenz angeregt.<br />
Zu Frage 2:<br />
Außer Pflanzen und Pflanzenteilen<br />
können laut Arzneimittelgesetz<br />
<strong>für</strong> Homöopathika auch<br />
chemische Elemente und Verbindungen,<br />
Tierkörper und<br />
Tierbestandteile sowie Mikroorganismen<br />
und <strong>der</strong>en Bestandteile<br />
Ausgangsstoffe <strong>der</strong><br />
Homöopathika-Produktion sein.<br />
Zu Frage 3:<br />
Bei einer Reihe von Indikationen,<br />
so z.B. bei Bluthochdruck,<br />
Hyperlipidämie und auch Koxarthrose,<br />
werden verschiedene<br />
Diätformen und Heilfasten eingesetzt.<br />
Bei einer aktiven<br />
Tuberkulose ist jedoch auf eine<br />
ausreichende Kalorienversorgung<br />
zu achten, Nahrungsverzicht<br />
könnte einen ungünstigen<br />
Effekt auf den Entzündungsprozeß<br />
bewirken.<br />
Die drei Gewinner des Januar-Preisausschreibens sind:<br />
(1. Preis Roche Lexikon Medizin + CD-ROM) Dr. S. Epplée,<br />
Hamburg; (2. + 3. Preis Roche Lexikon Medizin brosch.)<br />
Dr. W. Finke, Essen, und G. Mono, Heidelberg. Wir gratulieren<br />
den glücklichen Gewinnern!<br />
Rudolf-Fritz-Weiß-Preis 1998<br />
Schon 1996 war die Zahl <strong>der</strong> preiswürdigen Arbeiten groß –<br />
was dazu führte, daß zusätzlich ein zweiter Preis ausgeschrieben<br />
wurde (1. Preis, dotiert mit DM 10.000; 2. Preis,<br />
dotiert mit DM 5.000). Nach einem Jahr 1997 ohne Preisträger<br />
– die eingereichten Arbeiten wiesen bei hohem wissenschaftlichem<br />
Niveau keine ausreichende therapeutische<br />
Relevanz (im Sinne von RUDOLF FRITZ WEISS; wissenschaftlich<br />
begründete Phytotherapie) auf – wurden in diesem Jahr<br />
noch mehr Arbeiten von hoher wissenschaftlicher Qualität<br />
eingereicht, und es konnten wie<strong>der</strong> zwei Preise vergeben<br />
werden.<br />
Die Arzneipflanze Agnus castus erhält dabei bemerkenswerterweise,<br />
nach 1990 und 1995, zum dritten Mal 1998 den<br />
Rudolf-Fritz-Weiß-Preis (1. Preis). Die neuen Ergebnisse<br />
zeigen, daß man den pharmakologisch relevanten Inhaltsstoffen<br />
Zug um Zug auf die Spur kommt: In mehreren pharmakologischen<br />
Untersuchungen wurde das dopaminerge<br />
Wirkprinzip erkannt und analysiert, was 1990 zur Verleihung<br />
des Preises geführt hat und jetzt – 8 Jahre später – sind in<br />
<strong>der</strong> preisgekrönten Arbeit die Inhaltsstoffe, die an den<br />
Dopamin-D 2 -Rezeptor binden, identifiziert und in ihrer Struktur<br />
aufgeklärt<br />
Varia<br />
190<br />
Forschungspreis <strong>der</strong><br />
Zeitschrift <strong>für</strong> Umweltmedizin<br />
Die Umweitmedizin ist ein junges Fachgebiet. Ein breites<br />
Spektrum von <strong>Ärzte</strong>n und Wissenschaftlern hat Interesse an<br />
dieser neuen Disziplin gefunden. In vielen Bereichen<br />
macht sich aber noch ein Mangel an fundierten wissenschaftlichen<br />
Arbeiten bemerkbar.<br />
Um Studien aus diesem Gebiet in Deutschland zu för<strong>der</strong>n,<br />
haben wir wie<strong>der</strong> den För<strong>der</strong>preis <strong>der</strong> Zeitschrift <strong>für</strong><br />
Umweltmedizin ausgeschrieben, <strong>der</strong> mit 5.000 DM dotiert<br />
ist. Geför<strong>der</strong>t werden sowohl klinische als auch experimentelle<br />
Arbeiten aus dem deutschen Sprachraum.<br />
Die Arbeiten müssen ein umweltmedizinisch bedeutsames<br />
Thema behandeln; sollten neue Erkenntnisse aus dem<br />
Bereich <strong>der</strong> Umweltmedizin vermitteln o<strong>der</strong> bekannte Erkenntnisse<br />
so kombinieren, daß neue Zusammenhänge<br />
deutlich werden; sollten bei experimentellem Schwerpunkt<br />
praktische Konsequenzen <strong>für</strong> Diagnostik, Therapie o<strong>der</strong><br />
Prävention als Nutzen <strong>für</strong> den Patienten erkennbar machen.<br />
Die eingereichten Arbeiten müssen den internationalen<br />
Publikationsgepflogenheiten entsprechen. Als Leitfaden<br />
können die Publikationsrichtlinien <strong>der</strong> Zeitschrift <strong>für</strong> Umweltmedizin<br />
dienen.<br />
Ferner muß ein kurzer, tabellarischer Lebenslauf des<br />
Autors / <strong>der</strong> Autoren beigefügt sein, aus dem seine/ihre<br />
fachliche Laufbahn ersichtlich wird. Die Arbeiten sollten<br />
noch nicht publiziert sein, können aber bereits an<strong>der</strong>weitig<br />
zur Publikation eingereicht sein. Sind sie noch nicht an<strong>der</strong>weitig<br />
zur Publikation vorgesehen, so schließt eine Prämierung<br />
ihre Erstpublikation in <strong>der</strong> Zeitschrift <strong>für</strong> Umweltmedizin<br />
mit ein.<br />
Die Preisverleihung erfolgt auf dem 3. Deutschsprachigen<br />
Kongreß <strong>für</strong> Praktische Umweltmedizin im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Medica 1999. Anschrift: Promedico Verlag GmbH,<br />
Kattjahren 8, 22359 Hamburg. Annahmeschluß ist <strong>der</strong><br />
30.6.1999.<br />
Preisträger 1997: Priv-Doz. Dennis Nowak<br />
Die Arbeit, die den 2. Preis bekommen hat, zeigt ein interessantes<br />
Ergebnis auf, welches spezifisch <strong>für</strong> die Phytotherapie<br />
ist. Die Preisträger konnten beweisen, daß eine<br />
Stoffgruppe, von <strong>der</strong> selbst keine pharmakologischen Eigenschaften<br />
bekannt sind, das Löslichkeitsverhalten einer pharmakologisch<br />
aktiven Substanzgruppe, nämlich <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Naphtodianthrone (Hypericin, Pseudohypericin), entscheidend<br />
verän<strong>der</strong>t. Damit ist ein spezifisches und nicht, unbekanntes<br />
Phänomen komplexer Extrakte wissenschaftlich<br />
dargestellt und nachgewiesen worden.<br />
1. Preis: D. Berger, W. Burkard, B. Meier, W. Schaffner,<br />
Pharmazeutisches Institut <strong>der</strong> Universität Basel,<br />
2. Preis: V. Butterweck, A. Nahrstedt, F. Petereit, H.<br />
Winterhoff, Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Varia<br />
Die Göttin und <strong>der</strong> Jäger<br />
Gedanken zur weiblichen und männlichen Identität<br />
Das Thema „Potenz- und Fertilitätsstörungen“,<br />
dem <strong>der</strong> ZÄN auf seinem<br />
Frühjahrskongreß beson<strong>der</strong>e<br />
Aufmerksamkeit schenkt, hat mich<br />
dazu angeregt, einen Beitrag aus<br />
nichtmedizinischer Sicht zu diesem<br />
Problem zu leisten. Es ist ein Workshop<br />
und ich nenne ihn „Die Göttin<br />
und <strong>der</strong> Jäger“. Als Gegengewicht zu<br />
allem Medizinisch-Fachlichen, das<br />
Ihnen hier geboten wird, wage ich einen<br />
kleinen Exkurs in die Mythologie<br />
und in die frühe Menschheitsgeschichte.<br />
Evolutionsmäßig gesehen haben<br />
wir zwar ungeheure Fortschritte gemacht,<br />
wenn wir uns mit den Höhlenmenschen<br />
vergleichen; auch Gehirn<br />
und Körperbau haben sich sehr verän<strong>der</strong>t<br />
und den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Zeiten<br />
angepaßt. In dem Maße, in dem unsere<br />
intellektuellen Fähigkeiten gewachsen<br />
sind, die uns heute zu technischen<br />
und wissenschaftlichen Höhenflügen<br />
führen, sind unsere Urkräfte und Instinkte<br />
verkümmert. Aber gespeichert<br />
sind sie noch, und ab und zu werden<br />
sie auch aktiv. (Der Sehnenkontrollreflex<br />
z.B. war lebenswichtig <strong>für</strong><br />
Jäger und Sammler, wenn ein wildes<br />
Tier auftauchte: Dieser Reflex ermöglichte<br />
Kampf o<strong>der</strong> Flucht. – Heutzutage<br />
wird er aktiv bei Gefahr und in<br />
bedrohlichen Situationen, vor denen<br />
wir am liebsten davonrennen möchten.<br />
Das berühmte Brett vorm Kopf in<br />
Prüfungen kennen ja sicher viele aus<br />
eigener Erfahrung!)<br />
Wir durchlaufen vom Moment <strong>der</strong><br />
Zeugung an in Windeseile die gesamte<br />
Evolution vom Einzeller bis zum<br />
komplizierten Menschen, und in unserem<br />
Gehirn sind auch noch alle jemals<br />
existierenden Bereiche präsent. So<br />
können wir auch annehmen, daß alle<br />
je gefühlten Emotionen in uns gespeichert<br />
sind, auch kreative Fähigkeiten<br />
und Fertigkeiten, altes Wissen und die<br />
Kraft und die Energien unserer Urahnen.<br />
Zur Rettung unserer Spezies<br />
kann es sich lohnen, dieses alte Wissen,<br />
diese Energien und Kraftquellen<br />
wie<strong>der</strong>zufinden und zu reanimieren.<br />
Es sei mir erlaubt, an dieser Stelle<br />
ein paar Gedanken zwischen Steinzeitjäger<br />
und Neuzeitmensch zu machen.<br />
Der Steinzeitjägervater hat seinen<br />
Söhnen beigebracht, wie man mit <strong>der</strong><br />
Waffe umgeht, wie man die wilden<br />
Tiere erlegt und Beute macht. Die<br />
Söhne haben die Kraft des Vaters erlebt,<br />
seinen Stolz und seine Freude,<br />
aber sie haben auch seine Angst gespürt<br />
und seinen Mut, und<br />
sie haben von ihm gelernt,<br />
sich <strong>der</strong> eigenen Angst zu<br />
stellen, sie zu überwinden<br />
und so über sich selbst hinauszuwachsen.<br />
Zwar macht auch <strong>der</strong><br />
heutige Mann „Beute“,<br />
vollbringt „Leistung“ in<br />
Beruf o<strong>der</strong> Sport, aber er<br />
ist doch weitgehend fremdbestimmt,<br />
we<strong>der</strong> im Einklang<br />
mit sich selbst noch<br />
mit <strong>der</strong> Natur, die er systematisch<br />
zerstört, noch lebt<br />
er im Bewußtsein seiner<br />
männlichen Kraft.<br />
Die Söhne <strong>der</strong> Neuzeit<br />
erleben ihren Vater, wenn<br />
überhaupt, dann höchst selten<br />
in seinem Arbeitsbereich,<br />
wo er seine ,,Beute“<br />
macht; sie haben keine<br />
konkreten Vorstellungen<br />
von <strong>der</strong> beruflichen Tätigkeit<br />
des Vaters. Mir<br />
scheint, von allen Jäger-<br />
Energien ist nur noch die<br />
Angst geblieben, die Angst<br />
zu versagen, nicht gut genug<br />
zu sein, nicht geliebt,<br />
geschätzt, anerkannt, ge-<br />
191<br />
braucht zu werden. Mit dieser Angst<br />
schieben die heutigen Männer und<br />
Frauen durchs Leben, aber mit wenig<br />
Mut, Risiken einzugehen und die<br />
Angst zu überwinden, die Verantwortung<br />
<strong>für</strong> das eigene Leben, die eigene<br />
Entwicklung zu übernehmen.<br />
Mut zum Mann-/Frau-Sein<br />
Mir fällt auf, daß viele Frauen und<br />
Männer große Probleme haben, zu ihrer<br />
weiblichen bzw. männlichen Kraft<br />
zu gelangen, sich selbst als Frau/<br />
Mann zu lieben, ja stolz zu sein, eine<br />
Frau/ein Mann zu sein. Das wirkt sich<br />
aus auf alle Lebensbereiche, beeinflußt<br />
die Art und Weise, wie beispielsweise<br />
<strong>der</strong> Beruif ausgeübt o<strong>der</strong> die<br />
Sexualität gelebt wird, wie sich die<br />
Position innerhalb einer Partnerschaft,<br />
EAV
die Rolle als Ehefrau/Geliebte/Mutter<br />
resp. Ehemann/Geliebter/Vater gestaltet.<br />
Da sind viele Talente und Energien<br />
vergraben, viele Rollen sind streßbesetzt<br />
und verbrauchen sehr große<br />
Kraft, um gelebt zu werden. Beson<strong>der</strong>s<br />
das Thema „Mutter“ und „Vater“,<br />
d.h. das persönliche Verhältnis zu den<br />
Eltern und die Beziehung <strong>der</strong> Eltern<br />
untereinan<strong>der</strong> ist dabei heftig beteiligt.<br />
Bevor <strong>der</strong> Mutter-Vater-Streß<br />
nicht gelöst ist, kann die/<strong>der</strong> Geliebte<br />
sich nicht entwickeln und beglückend<br />
gelebt werden, kann auch <strong>der</strong> Wunsch,<br />
selbst Mutter o<strong>der</strong> Vater zu sein, nicht<br />
wachsen.<br />
In dem Modell des ,,mütterlichen<br />
und väterlichen Systems“, das mein<br />
geschätzter Lehrer und Kollege LUD-<br />
WIG KONEBERG entwickelt hat und das<br />
ich um die Begriffe ,,weiblich“ und<br />
,,männlich“ erweitern möchte, werden<br />
<strong>der</strong> Mutter und dem Vater ganz spezifische<br />
Aufgaben zugeordnet, die nicht<br />
von an<strong>der</strong>en übernommen werden<br />
können. So liegt es in <strong>der</strong> Macht <strong>der</strong><br />
Frau/Mutter, die Kin<strong>der</strong> zu gebären, es<br />
ist die Aufgabe <strong>der</strong> Mutter, die Kin<strong>der</strong><br />
bedingungslos zu lieben, sie zu nähren,<br />
ihnen Geborgenheit und (emotionale)<br />
Sicherheit zu vermitteln. Der<br />
Vater muß den Kin<strong>der</strong>n den Selbstwert<br />
im „Außen“ geben, er soll ihnen<br />
seine Wertschätzung, seine Anerkennung<br />
und seinen Stolz zeigen und sie<br />
ins Leben führen (und zwar die Tochter<br />
an<strong>der</strong>s als den Sohn), ihnen Mut<br />
machen, ihr Leben als Frau/Mann zu<br />
meistern. Wenn sich die Systeme vermischen,<br />
was heute keine Seltenheit<br />
ist, d.h. wenn <strong>der</strong> Vater <strong>für</strong> die Gefühle<br />
zuständig ist und die Mutter die<br />
Führung übernimmt, wenn die bedingungslose<br />
Liebe <strong>der</strong> Mutter und die<br />
Wertschätzung und Führung des<br />
Vaters fehlen, wenn sich die Eltern<br />
nicht gegenseitig achten, wertschätzen<br />
und die jeweiligen Fähigkeiten des an<strong>der</strong>en<br />
anerkennen, so entstehen Defizite<br />
in den Kin<strong>der</strong>n, die mit Eigenschaften<br />
aus dem nicht defizitären<br />
Bereich kompensiert werden. Leistungsbetonte<br />
Powerfrauen (Defizit an<br />
mütterlicher Liebe) und vorsichtige<br />
Varia<br />
Softies ohne Selbstvertrauen (Defizit<br />
an väterlicher Wertschätzung), sich<br />
aufopfernde farblose, stille Frauen<br />
(Defizit an väterlicher Anerkennung)<br />
und herrschsüchtige, laute Machos<br />
(Defizit an mütterlicher emotionaler<br />
Sicherheit) leben ein ziemlich karges<br />
Dasein, in dem die Lebensfreude bestimmt<br />
kein Dauergast ist. Die Frauen<br />
können nicht in ihre weibliche und die<br />
Männer nicht in ihre männliche Kraft<br />
kommen, sie schleppen oft ein Leben<br />
lang die Mutter o<strong>der</strong> den Vater mit<br />
sich herum in Form von einengenden<br />
Verhaltensweisen, blockierten Gefühlen,<br />
mangelndem Selbstvertrauen o<strong>der</strong><br />
nicht gelebter Sexualität.<br />
Die Lebensmutter –<br />
das Wissen um die Kräfte<br />
<strong>der</strong> Natur<br />
Die ,,Göttin“ ist als Synomyrn <strong>für</strong> die<br />
weiblichen Urqualitäten Liebe, Güte,<br />
Heilung, Kraft, Lebensquelle zu begreifen.<br />
Mein bevorzugter Name <strong>für</strong><br />
sie ist „Lebensmutter“. Sie ist die<br />
Gebärerin des Lebens und besitzt das<br />
Wissen um die Kräfte <strong>der</strong> Natur, mit<br />
<strong>der</strong> sie stark verbunden ist. Sie ist<br />
Fruchtbarkeit, Fülle, Weisheit und<br />
verkörpert das Prinzip <strong>der</strong> stetigen<br />
Wie<strong>der</strong>geburt. Ähnlich wie die Männer<br />
nur Jäger-Energie, haben die<br />
Frauen wenig Zugang zu diesen weiblichen<br />
Qualitäten, die ihnen in jahrtausendealter<br />
Unterdrückung von den<br />
Männern abgetrotzt wurden.<br />
Es soll hier nun kein Plädoyer <strong>für</strong><br />
die Wie<strong>der</strong>einführung des Matriarchats<br />
gehalten werden, vielmehr geht<br />
es mir darum, die Quellen <strong>der</strong> Weiblichkeit<br />
anzuzapfen, um sie in neuer<br />
Form in unser heutiges Leben zu integrieren.<br />
Denn die Probleme unserer<br />
Zeit, die durch die Männer entstanden<br />
sind, können mit männlichen Methoden<br />
nicht mehr gelöst werden. Dazu<br />
brauchen wir dringend die ,,weiche“<br />
Kraft <strong>der</strong> Frauen, und zwar auch in<br />
den Naturwissenschaften, in <strong>der</strong> Technik<br />
und in <strong>der</strong> Politik. Es ist überaus<br />
wichtig, an einem positiven weib-<br />
192<br />
lichen Selbstbild, an einem weiblichen<br />
Selbstbewußtsein zu arbeiten,<br />
um an die machtvollen inneren Quellen<br />
zu gelangen. Das Ziel ist ein freies<br />
und partnerschaftliches Zusammenleben<br />
mit den Männern, in dem sich<br />
die Männer und Frauen gegenseitig<br />
achten und wertschätzen und die jeweiligen<br />
Fähigkeiten und Kräfte aner-<br />
Das Schweigen <strong>der</strong> Göttin<br />
Warum<br />
sollte die Göttin<br />
ihr Schweigen brechen?<br />
Dem Jäger ist nicht<br />
an ihrer Weisheit gelegen!<br />
Warum sollte die Göttin<br />
in leisen Tönen<br />
dem Jäger ihr Wissen eröffnen?<br />
Der Jäger<br />
kennt doch nur<br />
die lauten Töne:<br />
den Schrei <strong>der</strong> Gejagten,<br />
das Gebrüll seines Triumphes,<br />
wenn er die Beute erlegt(e).<br />
Der Mutterbrust einmal entronnen,<br />
<strong>für</strong>chtet er die Inseln <strong>der</strong> Stille,<br />
vermeidet er leise Töne, Gesänge,<br />
flieht er die Höhlen,<br />
hat Angst vor <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Göttin,<br />
als könne er vergehen<br />
in ihrer Wärme,<br />
als könne er verlieren<br />
seine eigene Kraft.<br />
So also schweiget die Göttin.<br />
Und nie wird <strong>der</strong> Jäger erfahren,<br />
daß <strong>der</strong> Kern ihrer Weisheit ist<br />
Liebe.<br />
Der Jäger bleibt taub und<br />
erfindet sein Jägerlatein.<br />
Christa Troske<br />
kennen – und was sehr wichtig ist –<br />
zum Wohl <strong>der</strong> Allgemeinheit, des<br />
Lebensraums und <strong>der</strong> Erde einsetzen.<br />
Als Gedankenanstoß, auch als<br />
Dialoggrundlage gebe ich Ihnen mein<br />
Gedicht „Das Schweigen <strong>der</strong> Göttin“<br />
zu diesem Thema mit auf den Weg.<br />
Über Anregungen, Meinungen, Leserbriefe<br />
freue ich mich sehr.<br />
Dip.-Soz. Christa Troske<br />
96. ZÄN-Kongreß in Freudenstadt, Nr. 101:<br />
Die Göttin und <strong>der</strong> Jäger – auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach <strong>der</strong> weiblichen/männlichen Identität.<br />
15.3.1999, 8.30-17.00 Uhr<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)
Verlag:<br />
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />
Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen, Tel. 0581 / 808 -150 (Verlagsleitung),<br />
808-151 (Buch- und Abo-Service/Buchhaltung), 808-152 (Anzeigen/Buchhaltung),<br />
808-154 (Lektorat/Rezensionen), Fax 0581 / 808-158<br />
e-Mail: ML.Verlag.Uelzen@t-online.de http://www.MLVerlag.de<br />
Druck:<br />
Druckerei Buchheister KG, Postfach 1204, 21302 Lüneburg<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren e.V. Sitz Stuttgart<br />
Geschäftsstelle: Alfredstraße 21, 72250 Freudenstadt<br />
Tel. 07441 / 2151 und 2121, Fax 07441 / 8 78 30<br />
Chefredaktion:<br />
Dipl.-Biologe Jens Meyer-Wegener, Wehrfeldweg 6, 82439 Großweil<br />
Tel.: 08851 / 1368, Fax: 08851 / 1320, e-Mail: meyer-wegener@t-online.de.<br />
Redaktion:<br />
Dr. rer. nat. Claudia Schöllmann (Anschrift wie Chefredaktion)<br />
Dr. med. H. P. Legal, Auslandskorrespondent, Kongreßberichterstatter<br />
Grafische Gestaltung:<br />
daedalus design Stefan Oestreich, Manzingerweg 8, 81241 München<br />
Schriftleitung:<br />
Prof. Dr. med. Martin Hörning, Arminiusstr. 9, 32839 Steinheim<br />
Tel.: 05233 / 956 131, Fax: 05233 / 956 112,<br />
e-Mail: Martin.Hoerning@t-online.de.<br />
Dr. med. Antonius Pollmann, Lichtentaler Str. 3, 76530 Baden-Baden<br />
Tel.: 07221 / 38 684, Fax: 07221 / 38 685<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Dr. med. K. Ch. Schimmel, Batzerstr. 11, 81375 München<br />
(Vorsitzen<strong>der</strong> des Wissenschaftlichen Beirats)<br />
Dr. med. W. Schmitz-Harbauer, Bismarckstr. 114, 47799 Krefeld<br />
(Mo<strong>der</strong>ne Naturheilverfahren)<br />
Dr. med. M. Adler, Rathausstraße 2, 57078 Siegen-Geisweid<br />
(Weiterbildung Naturheilverfahren)<br />
Dr. med. M. Thyson, Kaiserlauterner Str. 16, 67098 Bad Dürkheim<br />
(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroakupunktur nach Voll e.V.)<br />
Dr. med. H. Huneke, Erwin-v.-Witzleben-Straße 17, 40474 Düsseldorf-Nord<br />
(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Neuraltherapie nach Huneke –<br />
Regulationstherapie e.V.)<br />
Dr. med. R. H. Croon, Auf <strong>der</strong> Steinkaut 48-50, 61352 Bad Homburg<br />
(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroneuraldiagnostik und -therapie<br />
nach Croon e.V.)<br />
Dr. med. Franz-Anselm Graf von Ingelheim, Bischof-Blum-Platz 10<br />
65366 Geisenheim<br />
(Internationale Gesellschaft <strong>für</strong> Homotoxikologie und antihomotoxische<br />
Therapie e.V.)<br />
Dr. med. R. Stange, Krankenhaus Moabit, Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />
(<strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Naturheilverfahren (Physiotherapie), Berlin-<br />
Brandenburg e.V.)<br />
Dr. med. K. Buxbaum, Am Lachgraben 22, 63303 Dreieich<br />
(Internationale <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Sauerstofftherapie und Forschung e.V.)<br />
Prof. Dr. med. R. Berz, Einöde 2, 88416 Bellamont<br />
(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Thermographie e.V.)<br />
Dr. med. J. Beck, Wer<strong>der</strong>str. 80A, 74899 Sinsheim<br />
(Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Ultraviolettbestrahlung des<br />
Blutes HOT und UVB e.V.)<br />
Dr. med. C. Dandekar, Hemigkofener Str. 17, 88079 Kressbronn<br />
(Ayoga-International e.V.)<br />
Prof. Dr. H. Schilcher, Harthauserstr. 54, 81545 München<br />
(Phytotherapie)<br />
Originalien und Mitteilung:<br />
Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beiträgen). Referate, redaktionelle<br />
Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat<br />
<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren erbeten.<br />
(Anschrift siehe oben)<br />
<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />
Impressum / Hinweise <strong>für</strong> die Autoren<br />
Die Schriftleitung behält sich den Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung vor. Grundsätzlich<br />
werden nur Erstveröffentlichungen angenommen. Grundsätzlich werden<br />
nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland noch im<br />
Ausland veröffentlicht worden sind. Die Manuskripte dürfen auch nicht<br />
193<br />
gleichzeitig an<strong>der</strong>en Blättern zum Abdruck angeboten werden. – Mit <strong>der</strong> Annahme<br />
des Manuskriptes erwirbt <strong>der</strong> Verlag <strong>für</strong> die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Schutzfrist die ausschließliche Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte<br />
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–- Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Beiträgen o<strong>der</strong> Teilen<br />
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Wichtige Hinweise <strong>für</strong> Autoren:<br />
– Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem.<br />
Text vorgeschaltet wird. Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen. Sie<br />
sollte aber 15 Druckzeilen nicht überschreiten.<br />
– Die Arbeit sollte von den Charakteristika des mündlichen Vortrages befreit<br />
und noch vom Autor so bearbeitet werden, daß sie druckreif vorliegt<br />
(wenn möglich auf Diskette).<br />
– In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Länge <strong>für</strong> jede Arbeit 3 - 4 Schreibmaschinenseiten<br />
(1zeilig, 70 Anschläge pro Zeile).<br />
– Pro Arbeit sollten max. 5 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />
Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Editorials<br />
drücken die persönliche Meinung des Autors, jedoch nicht unbedingt die von<br />
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Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schriftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />
und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />
redigiert. Die Nennung von Markenbzeichnungen läßt keinerlei<br />
Rückschlüsse zu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt.<br />
Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus<br />
redaktionellen Gründen vor.<br />
Son<strong>der</strong>drucke:<br />
Von Originalbeiträgen erhalten die Verfasser auf Verlangen 10 Hefte kostenlos.<br />
Dies muß jedoch mit den Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich vermerkt<br />
werden. Wird eine höhere Stückzahl gewünscht, so erfolgt <strong>für</strong> diese<br />
eine Berechnung.<br />
Nachdruck:<br />
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, <strong>der</strong> fotomechanischen<br />
Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verband nach Maßgabe<br />
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ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei<br />
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Zur Zeit gilt die Liste Nr. 35.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen.<br />
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