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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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EDITORIAL<br />

Dr. med. Martin Adler<br />

Vorstandsmitglied des ZÄN<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Naturheilverfahren in Gefahr<br />

Nachdem nun die Arzneimittelrichtlinien<br />

vorliegen und ein Beschlußvorschlag des<br />

Arbeitsausschusses ,, Arzneimittel“ die Runde<br />

gemacht hat, sind viele erfolgreiche und<br />

erstattungsfähige Therapiemöglichkeiten in<br />

größter Gefahr. Wenn diese Arzneimittelrichtlinien<br />

(AMR) in Kraft treten sollten,<br />

werden neben zahlreichen Phytopharmaka,<br />

die durch das Bundesinstitut <strong>für</strong> Arzneimittel-<br />

und Medizinprodukte mit einer<br />

Positivmonographie belegt worden sind,<br />

auch viele homöopathische und anthroposophische<br />

Arzneimittel nicht mehr <strong>für</strong> die kassenärztliche<br />

Verordnung zur Verfügung stehen.<br />

Dabei soll an dieser Stelle nicht geklärt<br />

werden, wieso eine Kommission sich über<br />

geltendes Arzneimittelrecht hinwegsetzt und<br />

die Arbeit von Kollegen und namhaften<br />

Wissenschaftlern in den Kommissionen D<br />

und E einfach negiert und als therapeutisch<br />

irrelevant diffamiert! Es ist nur sehr schwierig<br />

nachzuvollziehen, welche Logik hinter<br />

diesen AMR steckt.<br />

Auch an<strong>der</strong>e wirksame und kostengünstige<br />

Therapiebereiche, etwa wie die Balneotherapie,<br />

die <strong>der</strong> Patient zu Hause selbst<br />

durchführen kann, sollen wegfallen. Dabei<br />

wissen wir alle, daß Bä<strong>der</strong> wie Schwefel-<br />

Moor-Anwendungen therapeutisch effektiv<br />

sind und auch <strong>für</strong> die Compliance Arzt-<br />

Patient nicht unterzubewerten sind.<br />

Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

werden mir zustimmen, daß in <strong>der</strong> Praxis nur<br />

die Therapien Bestand haben, die ein therapeutisches,<br />

effektives Ziel verfolgen und an<strong>der</strong>e<br />

Möglichkeiten <strong>der</strong> Behandlung, die nie<br />

einen Erfolg gezeigt haben, entfallen können.<br />

Aber hier sind gerade die Therapien in Frage<br />

gestellt, die über ein langes traditionelles und<br />

erfolgreiches Heilkonzept verfügen. Dazu<br />

gehören z.B. auch Teerezepturen, die als ein<br />

sehr individuelles Arzneimittel in <strong>der</strong> ärztlichen<br />

Praxis gelten. Schon WEISS hat zeigen<br />

können, daß Teemischungen pharmakologische<br />

Grundprinzipien haben und über therapeutisch,<br />

organspezifische Auswirkungen<br />

verfügen.<br />

Der Arzneimittelkommission fällt es ganz<br />

offensichtlich sehr schwer zu akzeptieren,<br />

131<br />

daß regulations-medizinische Behandlungskonzepte<br />

häufig einem an<strong>der</strong>en wissenschaftlichen<br />

Grundsatz in ihrer Nachweisbarkeit<br />

folgen als vergleichbare chemische<br />

Einzelsubstanzen. Die vorliegenden<br />

Arzneimittelrichtlinien sind somit nicht nur<br />

ein Angriff auf die Therapiefreiheit <strong>der</strong> gesamten<br />

<strong>Ärzte</strong>schaft, son<strong>der</strong>n darüber hinaus<br />

auch ein wohl dosierter Schlag gegen die<br />

Naturheilverfahren und im weitesten Sinne<br />

gegen alle Formen <strong>der</strong> regulativen Medizin.<br />

Der ZÄN hat wie<strong>der</strong>holt versucht, mit <strong>der</strong><br />

Arzneimittelkommission <strong>der</strong> deutschen <strong>Ärzte</strong>schaft<br />

ins Gespräch zu kommen. Doch das<br />

hat sich als äußerst schwierig herausgestellt.<br />

Er hat sich deshalb zur Aufgabe gemacht, aktiv<br />

gegen diese AMR vorzugehen. Der ZÄN<br />

verfügt über Kontakte zu politischen Institutionen<br />

und dem Dachverband <strong>der</strong> pharmazeutischen<br />

Industrie, um auf diesen Mißstand<br />

hinzuweisen und diese Diskriminierung von<br />

bestimmten Therapiebereichen zu unterbinden.<br />

Der ZÄN ist zu jedem Zeitpunkt bereit,<br />

eine wissenschaftliche und fundierte Diskussion<br />

zu diesem Thema zu führen. Darüber<br />

hinaus hat er eine Aktion <strong>für</strong> seine Mitglie<strong>der</strong><br />

gestartet, in dem er die Meinung <strong>der</strong> Kolleginnen<br />

und Kollegen befragt, was „wir“ des<br />

weiteren tun sollen. Wichtige Informationen<br />

dazu erhalten Sie in <strong>der</strong> Rubrik „Nachrichten<br />

aus dem ZÄN“ und in einer geson<strong>der</strong>ten<br />

Beilage.<br />

Lassen Sie uns gemeinsam <strong>für</strong> den Erhalt<br />

traditioneller und gesicherter Therapiekonzepte<br />

streiten, damit unsere Kin<strong>der</strong> noch über<br />

den Erfahrungsschatz verfügen können, mit<br />

dem wir heute arbeiten. Lassen Sie uns dies<br />

gemeinsam weiter entwickeln und auf den<br />

neusten Stand verbessern.<br />

Mit besten kollegialen Wünschen und<br />

viel Erfolg in <strong>der</strong> täglichen Arbeit, wünscht<br />

Ihnen<br />

Martin Adler<br />

Vorstandsmitglied des ZÄN


143<br />

Fasten als Schmerzmittel<br />

Kann man Schmerzen diätetisch behandeln? Dr.<br />

Hellmut Lützner, ehemaliger Leiter <strong>der</strong> Fastenklinik<br />

Buchinger in Überlingen und Autor des Titelbeitrages,<br />

beantwortet diese Frage wie viele naturheilkundlich<br />

erfahrene <strong>Ärzte</strong> mit einem klaren Ja. Gerade chronische,<br />

ansonsten schwer beeinflußbare Schmerzkrankheiten<br />

sprechen hervorragend auf eine diätetische<br />

Schmerzbehandlung an. Fasten stellt dabei die<br />

strengste Form des diätetischen Eingreifens dar. Eine<br />

Fastentherapie, die über verschiedene diätetische<br />

Zwischenstufen schließlich in einer vitalstoffreichen<br />

Vollwertkost mündet, hat sich beson<strong>der</strong>s bewährt.<br />

150<br />

Die Schilddrüse -–bedeutsames<br />

Organ <strong>für</strong> die Neuraltherapie<br />

Wie kein an<strong>der</strong>es vegetativ einflußreiches Organ ist<br />

die Schilddrüse <strong>für</strong> den Neuraltherapeuten zugänglich:<br />

Der Zugangsweg liegt quasi subkutan. Doch es<br />

ist nicht nur <strong>der</strong> Zugangsweg, <strong>der</strong> die Schilddrüse<br />

neuraltherapeutisch so bedeutsam macht. Es gibt<br />

kein an<strong>der</strong>es Parenchymorgan, das eine <strong>der</strong>artig eng<br />

in kybernetiche Regelkreise eingebunden ist wie die<br />

Schilddrüse. Entsprechend viele Interventionsmöglichkeiten<br />

bietet die Neuraltherapie, wie Dr. Gerd. H.<br />

Droß in seinem Beitrag erläutert. Dabei reicht das<br />

Spektrum von „vegetativer<br />

Dystonie“ über psychosomatische<br />

bis hin zu gynäkologischenErkrankungen.<br />

Fazit des Autors: In<br />

wohl keinem an<strong>der</strong>en<br />

Bereich läßt sich eine oft<br />

„<strong>der</strong>art durchschlagende<br />

Wirkung mit zwei kleinen<br />

Stichen erzielen“ als bei<br />

<strong>der</strong> Schilddrüse.<br />

Inhalt<br />

Praxis<br />

Akupunktur zeigt objektiv meßbare Wirkungen 136<br />

Selen – mehr als ein Radikalenfänger? 139<br />

Originalarbeiten<br />

TITELTHEMA<br />

H. Lützner: Diätetische Basisbehandlung des<br />

Schmerzes 143<br />

Kommentar zum Artikel von H. Lützner 149<br />

STUDIEN<br />

G. H. Droß: Bedeutung <strong>der</strong> Schilddrüsen-Injektion<br />

in <strong>der</strong> Neuraltherapie nach Huneke 150<br />

S. Schikora, M. M. Hadulla, O. Richter:<br />

Wechselhaftigkeit und Unentschlossenheit bei<br />

Pulsatilla 156<br />

C. Raschka, H. Koch: Kleinhirnblutung durch<br />

hypertensive Krise beim Bodybuilding 170<br />

Aus dem ZÄN<br />

Regulationsmedizin – die gemeinsame Basis <strong>der</strong><br />

Methoden <strong>der</strong> biologischen Medizin 174<br />

Der ZÄN vertritt die Methoden <strong>der</strong> Naturheilverfahren und die<br />

Verfahren seiner angeschlossenen Gesellschaften. In <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />

<strong>für</strong> Naturheilverfahren stellt er darüber hinaus neue Verfahren<br />

vor bzw. Anschauungen und Meinungen zur Diskussion.<br />

132<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Serie<br />

ERNÄHRUNGSTHERAPIE<br />

Kalzium und Vitamin C – Hohe Aufnahme führt<br />

nicht zu Nierensteinen 176<br />

Aus Industrie und Forschung<br />

Krebs ursächlich behandeln – aber wie? 180<br />

Pollenallergiker mit homöopathischem<br />

Kombinationspräparat nebenwirkungsarm<br />

therapieren 182<br />

Varia<br />

Preisausschreiben 184<br />

Rudolf-Fritz-Weiß-Preis 1998 190<br />

Forschungspreis <strong>der</strong> Zeitschrift <strong>für</strong><br />

Umweltmedizin 190<br />

Die Göttin und <strong>der</strong> Jäger 191<br />

KLEINANZEIGEN 187<br />

BUCHBESPRECHUNGEN 188<br />

IMPRESSUM 193<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Inhalt<br />

Bitte beachten Sie die Beilage des ZÄN und des Bundesverbandes <strong>der</strong><br />

Pharmaindustrie<br />

Titelbild mit freundlicher Genehmigung <strong>der</strong> Medizinisch Ästhetischen Gesellschaft e.V.<br />

133<br />

156<br />

Wechselhaft und unentschlossen<br />

„Sie schwankt hin und her, aber sie bricht nicht“ – mit<br />

diesem Satz lassen sich Disposition und Temperament<br />

von Pulsatella wun<strong>der</strong>bar beschreiben. Auf <strong>der</strong><br />

einen Seite Wechselhaftigkeit und Unentschlossenheit,<br />

auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite Stärke und emotionales<br />

Einfühlungsvermögen, gekoppelt mit einem starken<br />

Sicherheitsbedürfnis. Die Autoren Dr. S. Schikora, Dr.<br />

M. Hadulla und Dr. O. Richter bringen uns in ihrem<br />

Artikel Pulsatilla, eines <strong>der</strong> am häufigsten gebrauchten<br />

Mittel in <strong>der</strong> Homöopathie, ein Polychrest, näher.<br />

Dabei werden den Prüfsymptomen Samuel Hahnemanns<br />

(Reine Arzneimittellehre) Pulsatilla-Symptome<br />

aus Kunst und Weltliteratur gegenübergestellt. Ergänzend<br />

werden Pulsatilla-Fälle aus <strong>der</strong> eigenen Praxis<br />

behandelt.<br />

174<br />

Ausbildung in Regulationsmedizin<br />

Regulationsmedizin ist die gemeinsame Basis <strong>der</strong><br />

Methoden <strong>der</strong> biologischen Medizin. Das ist die tiefe<br />

Überzeugung des Vorstandes des <strong>Zentralverband</strong>es<br />

<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren (ZÄN). Schon seit<br />

längerem gibt es im ZÄN deshalb Bestrebungen, den<br />

Verfahren <strong>der</strong> (sogenannten) biologischen, komplementären,<br />

erfahrungsheilkundlichen, alternativen Medizin<br />

neben den klassischen Neturheilverfahren eine<br />

einheitliche Grundlage zu schaffen. Der Grundstein<br />

<strong>für</strong> die praktische Umsetzung ist nun gelegt: In Zukunft<br />

wird es eine Ausbildung<br />

zum Arzt <strong>für</strong> Regulationsmedizin<br />

(AfR) geben. Die Leitlinien<br />

<strong>der</strong> künftigen Ausbildung<br />

wurden soeben von <strong>der</strong><br />

zuständigen Dozentenschaft<br />

erstellt und werden in dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />

von Dr. Antonius Pollmann,<br />

dem 1. Vorsitzenden des ZÄN,<br />

erläutert.


LESERSERVICE<br />

An die<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />

Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener<br />

Wehrfeldweg 6<br />

82439 Großweil<br />

Meine Frage lautet:<br />

134<br />

Fax:<br />

08851<br />

1320<br />

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Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Ein Arzneimittel kann nur dann wirken,<br />

wenn es vom Patienten auch eingenommen<br />

wird. Das gilt im übertragenen<br />

Sinne auch <strong>für</strong> eine Zeitschrift:<br />

Eine Zeitschrift kann nur dann ihren<br />

Zweck erfüllen, wenn sie gelesen<br />

wird. Aber ob die Zeitschrift gelesen<br />

wird beziehungsweise wie sie gelesen<br />

wird, erfahren wir nur durch ein entsprechendes<br />

„Feed-back“.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: Wir freuen<br />

uns über jeden Leserbrief! Bitte<br />

schreiben Sie uns, was Ihnen an <strong>der</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren<br />

gefällt, und natürlich auch, was<br />

Ihnen nicht gefällt. Machen Sie Vorschläge<br />

zu Themen, die Sie interessieren.<br />

Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen.<br />

Zudem möchten wir Ihnen einen<br />

neuen Service anbieten:<br />

Sollten Sie Fragen zu naturheilkundlichen<br />

Themen haben, bitte<br />

schreiben Sie uns (Seite heraustrennen,<br />

beschreiben, faxen!). Wir werden<br />

Ihre Frage an einen Experten <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Fachrichtung beziehungsweise<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Naturheilmethode<br />

weiterleiten und Ihnen umgehend<br />

eine Antwort zusenden.<br />

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!<br />

Ihre Redaktion <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift<br />

<strong>für</strong> Naturheilverfahren.<br />

Absen<strong>der</strong>:<br />

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Name<br />

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Straße<br />

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PLZ/Ort<br />

Praxisstempel<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Leser fragen – Experten antworten<br />

Zur Anfrage von Frau Boehme, Meckenheim:<br />

„Was ist Kinesiologie“:<br />

Kinesiologie heißt Bewegungslehre, und <strong>der</strong> Begriff wird sachgerecht<br />

und schulmedizinisch vor allem in <strong>der</strong> Entwicklungsneurologie<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> verwendet.<br />

In den deutschsprachigen Län<strong>der</strong>n hat sich <strong>der</strong> Begriff „Kinesiologie“<br />

<strong>für</strong> „Touch for Health“, die Laienversion <strong>der</strong> Applied<br />

Kinesiology, eingebürgert. Es gibt unzählige verschiedene Gruppierungen,<br />

die Kinesiologie mit einem „spezialisierten“ Zusatz betreiben,<br />

z.B. die Psychokinesiologie, Edukinestetik etc. Die Gefahr<br />

liegt darin, daß ohne eine medizinische Ausbildung mit Kinesiologie<br />

tatsächlich Schaden angerichtet werden kann, da falsche<br />

Therapieformen, falsche Ernährungsrichtlinien und Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Lebensweise empfohlen werden können. Daneben kann es zur<br />

Unterlassung sinnvoller und notwendiger Diagnose- und Therapieformen<br />

kommen.<br />

Die Unterscheidung <strong>der</strong> Kinesiologie von <strong>der</strong> klassischen Form <strong>der</strong><br />

Applied Kinesiology ist dem Laien und Therapeuten häufig unmöglich,<br />

da die Begriffe austauschbar verwendet werden.<br />

Was ist „Applied Kinesiology“? Applied Kinesiology ist die ursprüngliche<br />

Methode, die ausschließlich von <strong>Ärzte</strong>n, Zahnärzten<br />

und medizinischen Heilberufen wie Krankengymnasten und<br />

Physiotherapeuten angewandt wird.<br />

Applied Kinesiology ist eine ganzheitliche Methode, die den manuellen<br />

Muskeltest diagnostisch benutzt, um durch effiziente Testprotokolle<br />

systemische Störungen wie allergisch-toxische Probleme,<br />

Her<strong>der</strong>krankungen, entzündliche Erkrankungen u.a. zu diagnostizieren<br />

und zu behandeln.<br />

Als originär manualmedizinische Methode ermöglicht sie differenzierte<br />

und effiziente chirotherapeutische und kraniosakrale Behandlungen.<br />

Die funktionellen Auswirkungen kieferorthopädischer<br />

Maßnahmen auf die Gesamtstruktur sind mit AK genau vorherbestimmbar.<br />

Daneben bietet sie psychosomatisch orientierte<br />

Therapiemöglichkeiten.<br />

Die Stellung <strong>der</strong> richtigen Diagnose ist abhängig davon, daß <strong>der</strong><br />

Muskeltest richtig angewandt wird und mit an<strong>der</strong>en Diagnosemethoden<br />

in Beziehung gesetzt wird, die wie<strong>der</strong>um von einer soliden<br />

medizinischen Ausbildung abhängen.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie aus <strong>der</strong> Patienten- und<br />

Therapeuten-Informationsbroschüre: „Applied Kinesiology, was<br />

ist das?“, VKM-Verlag, Ne<strong>der</strong>lingerstraße 35, 80638 München,<br />

Tel.: 089 / 159 59 51, Fax: 089 / 159 61 61<br />

Erratum<br />

In Heft 12/98 ist uns ein Fehler unterlaufen. In <strong>der</strong> Rubrik Praxis auf<br />

<strong>der</strong> Seite 821 wurde über eine Arbeit von Dr. W. Grossmann,<br />

München, referiert, in <strong>der</strong> irrtümlich von Bärwurz die Rede war.<br />

Tatsächlich wurde in <strong>der</strong> besagten Doppelblindstudie an 60 Migräne-<br />

Patienten jedoch ein Extrakt aus <strong>der</strong> Pestwurz (Petasitis hybridus),<br />

2 x 50 mg Extrakt pro Tag über 3 Monate, eingesetzt. Dieses<br />

Phytopharmakon führte (in <strong>der</strong> Verumgruppe) zu einer Reduktion <strong>der</strong><br />

Migräneattacken und -tage pro Monat sowie <strong>der</strong> Schmerzstärke um<br />

60 Prozent. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. Red.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Leserforum<br />

135<br />

Dr. Klein


Praxis<br />

Akupunktur zeigt objektiv meßbare<br />

Wirkungen<br />

Erstmals quantifizierbare Effekte im Gehirn nachgewiesen<br />

Die Akupunktur, ein Therapieverfahren<br />

<strong>der</strong> traditionellen chinesischen<br />

Medizin (TCM), entfaltet ihre<br />

Wirkung durch Stimulation ausgewählter<br />

Akupunkturpunkte mittels<br />

spezieller Nadeln. Akupunkturpunkte<br />

entsprechen Stellen <strong>der</strong> Körperoberfläche,<br />

an denen etwa Gefäßnervenbündel<br />

durch Muskelfaszien treten,<br />

o<strong>der</strong> auch an<strong>der</strong>en histologisch verifizierbaren<br />

neuro<strong>der</strong>malen Strukturen<br />

mit erhöhter lokaler Dichte. In diesen<br />

Strukturen verlaufen auch sympathische<br />

Nervenfasern, <strong>der</strong>en Stimulation,<br />

so die gängige Vorstellung, zum gewünschten<br />

Therapieergebnis führt.<br />

Die Wirksamkeit <strong>der</strong> Akupunktur<br />

war bisher lediglich in Form von<br />

Einzelfällen dokumentiert, die Wirkprinzipien<br />

waren nicht objektiv erfaßbar.<br />

Prof. G. LITSCHER und seiner Arbeitsgruppe<br />

von <strong>der</strong> Universitätsklinik<br />

in Graz ist es erstmals gelungen, mittels<br />

mo<strong>der</strong>nster Meßtechniken quantifizierbare<br />

Effekte <strong>der</strong> Akupunktur im<br />

Gehirn nachzuweisen. Diese Ergebnisse<br />

sind so bedeutsam, daß die Forschungsarbeit<br />

mit dem Alfred-<br />

Pischinger-Preis <strong>für</strong> Akupunktur ausgezeichnet<br />

wurde.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Technik <strong>für</strong> eine<br />

uralte Methode<br />

Untersucht wurden 12 Probanden<br />

mittleren Alters (35,2 ± 4,4 Jahre),<br />

acht davon männlich. Bei diesen Versuchspersonen<br />

wurde vor, während<br />

und nach einer Akupunktur-Sitzung<br />

ein simultanes Neuromonitoring – sowohl<br />

transkranielle Doppler-Sonographie<br />

(TCD) als auch Nahinfrarotspektroskopie<br />

(NIRS) – durchgeführt.<br />

Dabei diente die TCD in diesem speziellen<br />

Fall dazu, die mittleren Strömungsgeschwindigkeiten<br />

in unterschiedlichen<br />

Tiefen <strong>der</strong> rechten Aorta<br />

cerebri media kontinuierlich zu ermitteln.<br />

Dazu wurde die TCD-Methode<br />

technisch erweitert zu einem dreidimensionalen<br />

bildgebenden Verfahren,<br />

wobei robotergesteuerte Sonden zum<br />

Einsatz kamen. Mit Hilfe <strong>der</strong> NIRS<br />

wurde parallel dazu die zerebrale<br />

Sauerstoffsättigung in einer kontinuierlichen<br />

Messung bestimmt.<br />

Nachdem die TCD- und NIRS-<br />

Meßvorrichtungen positioniert worden<br />

waren, begann das Neuromonitoring<br />

mit einer zehnminütigen Ruhephase<br />

<strong>der</strong> Probanden. Daran schloß<br />

sich die 20minütige Akupunktur-Sitzung<br />

an. Es wurde <strong>für</strong> alle Versuchspersonen<br />

ein unspezifisches, gleichbleibendes<br />

Akupunkturschema gewählt<br />

(KS6, KG6, M36, MP6), das<br />

entsprechend den Vorstellungen <strong>der</strong><br />

Bezeichnung „Akupunktur“<br />

keine berufswidrige Werbung<br />

TCM eine „allgemeine Qi-Energiebereitstellung“<br />

bewirkt (also allgemein<br />

energiesteigernd wirkt). Nach Entfernen<br />

<strong>der</strong> Akupunkturnadeln wurden<br />

die Probanden noch weitere zehn<br />

Minuten via TCD und NIRS kontinuierlich<br />

überwacht.<br />

Höhere Strömungsgeschwindigkeit,<br />

mehr Sauerstoffsättigung<br />

Es zeigte sich, daß die TCD-Parameter<br />

<strong>der</strong> Probanden vor, während<br />

und nach <strong>der</strong> Akupunktur starke<br />

Unterschiede aufwiesen. Die mittlere<br />

Strömungsgeschwindigkeit während<br />

<strong>der</strong> Akupunktur war im Vergleich zur<br />

Phase vor <strong>der</strong> Akupunktur signifikant<br />

erhöht (p


weitgehend erhalten. Während <strong>der</strong><br />

Akupunktur war auch ein Anstieg <strong>der</strong><br />

zerebralen Sauerstoffsättigung zu verzeichnen,<br />

<strong>der</strong> allerdings das Signifikanzniveau<br />

verfehlte. Einhergehend<br />

mit den verän<strong>der</strong>ten Meßwerten, stellten<br />

sich während <strong>der</strong> Akupunktur bei<br />

den Probanden körperliche Empfindungen<br />

ein, die sich, abhängig vom<br />

aktuellen energetischen Zustand <strong>der</strong><br />

Personen (vier waren im Zustand <strong>der</strong><br />

Leere-XU, sechs im Zustand <strong>der</strong><br />

Fülle-SHI und zwei energetisch neutral),<br />

unterschieden. Fülle-SHI-Patienten<br />

erlebten in <strong>der</strong> Regel ein verstärktes<br />

Wärmegefühl, verbunden mit<br />

angenehmer Schwere.<br />

Insgesamt zeigen die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Untersuchung, daß das fachgerechte<br />

Setzen von Akupunkturnadeln<br />

makrozirkulatorische Än<strong>der</strong>ungen in<br />

den zerebralen Gefäßen bewirken<br />

kann. Diese Än<strong>der</strong>ungen lassen sich<br />

sowohl numerisch als auch akustisch<br />

erfassen, wenngleich, so die Autoren,<br />

die Plazeboproblematik sicherlich bedacht<br />

werden muß. Trotzdem sind<br />

LITSCHER und seine Mitarbeiter <strong>der</strong><br />

Meinung, daß mit ihrer Versuchsanordnung<br />

„erstmals <strong>der</strong> objektiv<br />

meßbare Nachweis einer spezifischen<br />

Wirkung <strong>der</strong> Akupunktur im Gehirn<br />

gelungen sein könnte“. Fest steht, daß<br />

Ergebnisse wie diese dazu beitragen,<br />

die Akzeptanz unkonventioneller<br />

komplementärmedizinischer Verfahren<br />

wie <strong>der</strong> Akupunktur auch in <strong>der</strong><br />

Schulmedizin zu verbessern.<br />

Dr. C. SCHÖLLMANN<br />

Litscher, G., Schwarz, G. und Sandner-Kiesling,<br />

A.: Computerkontrollierte Akupunktur.<br />

AKU 26, 3 (1998), 133-142<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Praxis<br />

137<br />

Müller<br />

Göppingen


PRAXIS-TIP<br />

Mai-<strong>Ausgabe</strong> 5/99<br />

Thema im<br />

Praxis-Tip<br />

Infekte<br />

im Urlaub<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Ab Heft 3/99 (<strong>Ausgabe</strong> März) möchten wir ein Forum<br />

Praxis-Tip einrichten, das Ihnen die Möglichkeit<br />

gibt, Ihre Erfahrungen zu einem Thema einem größeren<br />

Kreis vorzustellen.<br />

Inhalt können sowohl Behandlungen einer bestimmten<br />

Erkrankung als auch beson<strong>der</strong>e Verfahren und<br />

Techniken sein.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong><br />

Naturheilverfahren<br />

Dipl.-Biol. Jens Meyer-Wegener<br />

Wehrfeldweg 6<br />

82439 Großweil<br />

Fax:<br />

08851<br />

1320<br />

PRAXIS-TIP<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Selen –<br />

mehr als ein Radikalenfänger?<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Praxis<br />

Die physiologische und pathophysiologische Bedeutung<br />

von Selen im Stoffwechsel<br />

In Mitteleuropa ist bei vielen Menschen<br />

eine schleichende Unterversorgung<br />

mit dem Spurenelement<br />

Selen festzustellen, oftmals einhergehend<br />

mit einer Vielzahl von Beschwerdebil<strong>der</strong>n.<br />

Die Supplemetation<br />

von Natriumselenit kann Abhilfe<br />

schaffen.<br />

Bei routinemäßigen Untersuchungen<br />

in <strong>der</strong> Praxis, beson<strong>der</strong>s wenn es<br />

um die Frage <strong>der</strong> Immunkompetenz<br />

geht, findet sich in <strong>der</strong> Analytik bei<br />

immuninkompetenten Patienten häufig<br />

eine ausgeprägte Mangelversorgung<br />

mit Selen.<br />

Der Hauptgrund <strong>für</strong> die Mangelversorgung<br />

vieler Patienten mit dem<br />

Spurenelement liegt in <strong>der</strong> Selenarmut<br />

heimischer Böden. Beson<strong>der</strong>s auffällig<br />

sind hier die Mittelgebirge. Durch<br />

intensive Auswertung mehrerer Tausend<br />

Praxisdaten konnte <strong>für</strong> Deutschland<br />

ein eindeutiger Selenmangel bei<br />

den Patienten herausgearbeitet werden.<br />

Dennoch ist <strong>der</strong> Versorgungsmangel<br />

in Deutschland nicht so dramatisch<br />

wie etwa in China, wo die<br />

Keshan-Krankheit beson<strong>der</strong>s auffällig<br />

ist, eine endemisch vorkommende Erkrankung<br />

(dilatative Kardiomyopathie).<br />

Diese Erkrankung spricht erstaunlich<br />

gut auf Selengaben an.<br />

In den hochzivilisierten Län<strong>der</strong>n<br />

Westeuropas, vor allem im deutschen<br />

Mittelgebirge, findet sich eher eine<br />

schleichende Selenverarmung, die jedoch<br />

deutliche Spuren in verschiedenen<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong>n hinterläßt. Beobachtungen<br />

etwa, wonach Herzinfarkt<br />

und Brustkrebs in selenreicheren<br />

Gebieten (Japan) seltener auftritt<br />

als in selenarmen, weisen eine direkt<br />

proportionale Beziehung zur Versorgung<br />

mit dem Spurenelement auf.<br />

Selen kann damit eine ausgesprochene<br />

Schutzwirkung zugewiesen werden.<br />

Physiologie und Verteilung<br />

im menschlichen Körper<br />

Die Gesamtmenge an Selen im<br />

menschlichen Körper beträgt 4 bis 20<br />

Milligramm. Die empfohlene tägliche<br />

Zufuhr liegt laut Deutscher Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Ernährung (DGE, 1991/92)<br />

bei 20 bis 100 µg pro Tag, sollte nach<br />

meiner Erfahrung aber eher bei 100<br />

bis 200 µg täglich liegen. Die Dosierung<br />

ist dabei abhängig von Wohnort<br />

und Ernährungsweise (Reis, Fleisch,<br />

Getreide etc.). Patienten, die bereits an<br />

konsumierenden Erkrankungen o<strong>der</strong><br />

chronischen Immundefekten leiden,<br />

sollten etwa zwischen 200 und 300 µg<br />

pro Tag zu sich nehmen. Damit sollen<br />

entleerte Speicher gefüllt und darüber<br />

hinaus eine Schutzwirkung gegen<br />

Zellentgleisungen realisiert werden.<br />

Heute gelten Leber, Muskelfleisch,<br />

Seefisch, Getreide (beson<strong>der</strong>s<br />

ungeschälter Reis) und Hülsenfrüchte<br />

als natürliche Hauptquellen <strong>für</strong> Selen.<br />

Das Spurenelement kommt organisch<br />

gebunden als Selenocystein in Pflanzen<br />

o<strong>der</strong> auch als Selenomethionin<br />

vor und wird vom Körper in dieser<br />

Form auch aufgenommen. Die Resorptionsrate<br />

<strong>für</strong> Nahrungsselen liegt<br />

in <strong>der</strong> Regel bei etwa 55 Prozent und<br />

ist abhängig von <strong>der</strong> Form, in <strong>der</strong><br />

Selen angeboten wird. Für anorganisch<br />

gebundenes Selen in Form von<br />

Natriumselenit liegt die Resorptionsquote<br />

bei 44-89 Prozent. Die Urinausscheidung<br />

beträgt im Mittel 5-30 µg<br />

pro Tag und erfolgt hauptsächlich in<br />

Form eines Trimethylseleniumions.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Urinausscheidung ist<br />

natürlich eine Sättigungskinetik mit<br />

einzuplanen.<br />

Aus <strong>der</strong> Literatur ist bekannt, daß<br />

Selen Bestandteil von mehr als 20<br />

Selenoproteinen ist. Ein bedeutendes<br />

139<br />

ML


ist das Enzym Glutathion-Peroxidase<br />

(GSHPx). Die selenabhängige GSHPx<br />

ist Bestandteil des antioxidativen<br />

Schutzsystems <strong>der</strong> Säugetierzelle. Das<br />

Enzym wandelt eine Vielzahl verschiedner<br />

Hydroperoxide in die entsprechenden<br />

Alkohole um und schützt<br />

so insbeson<strong>der</strong>e vor oxidativen Schäden<br />

<strong>der</strong> Zellmembranen. Diese Schutzfunktion<br />

hat große Bedeutung in <strong>der</strong><br />

Umweltmedizin, wo Lipidperoxidationsreaktionen<br />

durch verschiedene<br />

Agenzien (etwa Schwermetalle) strukturiert<br />

ausgelöst werden. Membranschäden<br />

können auf diese Weise vermieden<br />

und die Lipidperoxidation kann<br />

Vollblutselen-<br />

Land konzentration (µg/l)<br />

China<br />

selenreiche Gebiete (toxisch) 3200<br />

selenreiche Gebiete (untoxisch) 440<br />

mo<strong>der</strong>ate Selengehalte (Peking) 95<br />

selenarme Gebiete ohne Mangel 27<br />

selenarme Gebiete mit KD, KBD 12<br />

Deutschland 81 - 107<br />

Japan 110 - 250<br />

Kanada 182<br />

Schweden 120<br />

USA<br />

Zaire<br />

76 - 256<br />

Kin<strong>der</strong> mit Kretinismus 23<br />

Praxis<br />

Selen erniedrigt suboptimal optimal erhöht, aber Kontrolle<br />

klin. unbedenklich erfor<strong>der</strong>lich<br />

Vollblut µg/l < 85 85-120* 121-162 163-230 >230<br />

µmol/l < 1,06 1,06-1,50* 1,51-2,05 2,06-2,91 > 2,91<br />

Serum µg/l < 65 65-100* 101-1351) 136-2902) > 190<br />

µmol/l < 0,81 0,81-1,25* 1,26-1,71 1,72-2,41 > 2,41<br />

*) Referenzwerte nach Winnefeld et al., 1995 1) Neve, 1991 2) Clark et al., 1996<br />

Tab. 1: Referenz- und Einstufungsbereiche<br />

KD = Keshan Disease; KBD = Kashin-Beck Disease<br />

Tab. 2: Blutselenkonzentrationen in verschiedenen Teilen<br />

<strong>der</strong> Erde [OSTER, 1992; DIPLOCK, 1993]<br />

determiniert werden. „Zelldamages“<br />

werden auf diese Weise reduziert.<br />

Liegt ein ausgeprägter Selenmangel<br />

vor, kommt es im Organismus zu<br />

einem Ungleichgewicht zwischen<br />

Prostazyklin und Thromboxan, was<br />

wie<strong>der</strong>um zu einer erhöhten Thrombozytenaggregations-Reaktion<br />

beiträgt.<br />

Die Folgereaktionen sind hinreichend<br />

bekannt.<br />

Wie<strong>der</strong>holt wird ein synergistischer<br />

Effekt zwischen Vitamin E und<br />

Natriumselenit diskutiert. Beide Substanzen<br />

schützen aktiv die Lipidmembranen:<br />

Dabei ist Vitamin E in<br />

<strong>der</strong> Zellmembran im lipophilen, Selen<br />

in Form <strong>der</strong> GSHPx<br />

sowohl extra- und<br />

inrazellulär als auch<br />

im membrangebundenen<br />

Milieu aktiv.<br />

Darüber hinaus kann<br />

Natriumselenit interessante<br />

Komplexe<br />

mit Schwermetallen<br />

bilden, was vor allem<br />

<strong>für</strong> die Entgiftung<br />

im umweltmedizinischen<br />

Sinne<br />

interessant ist. Stabile<br />

Komplexe werden<br />

unter an<strong>der</strong>em<br />

mit Blei, Cadmium<br />

und Quecksilber gebildet.<br />

Dabei kann<br />

beispielsweise ein<br />

Mol Natriumselenit<br />

ein Mol Quecksilber<br />

binden. In <strong>der</strong> Thera-<br />

140<br />

pie sollten jedoch dabei die entsprechenden<br />

therapeutischen Konzentrationen<br />

und auch die Serumspiegel beachtet<br />

werden.<br />

Diagnostik<br />

Zur Messung des Selenstatus hat sich<br />

die Selenbestimmung aus dem Vollblut<br />

bewährt. Im Vergleich zum<br />

Serumwert, über den nur die momentane<br />

Aufnahme gemessen wird, spiegelt<br />

<strong>der</strong> Vollblutwert die Langzeitversorgung<br />

mit Selen wi<strong>der</strong>. So kann <strong>der</strong><br />

Serumselenwert bereits „normal“<br />

sein, obwohl <strong>der</strong> Vollblutwert noch einen<br />

Mangel signalisiert.<br />

Therapie<br />

Klassische Indikationsgebiete <strong>für</strong> eine<br />

Therapie mit Selen sind die Keshan-<br />

Krankheit (endemisch auftretende<br />

Kardiomyopathie) und die Kashin-<br />

Beck-Krankheit (endemisch auftretende<br />

Osteoarthrose und Spondylarthrose).<br />

Weitere mögliche Therapieindikationen<br />

sind chronische, konsumierende<br />

Erkrankungen (Tumor) sowie<br />

Herz-Kreislauferkrankungen. Interessant<br />

sind die Therapieerfolge<br />

beim akuten Myokardinfarkt, wo unter<br />

Gabe von Natrimselenit in <strong>der</strong> Dosierung<br />

von 1000 µg (THIELE 1997)<br />

deutlich verbesserte Überlebenschancen<br />

nachgewiesen werden konnten.<br />

Auch bei Immundefizienzsyndromen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


konnte die Proliferationsfähigkeit und die Potenz bestimmter<br />

T-Lymphozyten unter einer Therapie mit Natriumselenit<br />

(200 µg) deutlich verbessert werden. Interessanterweise<br />

scheinen die CD-45-Zellen (Helfer-Inducer-ZeIlen) beson<strong>der</strong>s<br />

gut auf Natriumselenit anzusprechen.<br />

Nach eigenen Untersuchungen ist aber auch die chronische<br />

Pankreatitis ein Indikationsgebiet <strong>für</strong> die Langzeittherapie<br />

mit Natriumselenit. Die hochakute Pankreatitis<br />

spricht auf Gabe von Natriumselenit in <strong>der</strong> Dosis von 500-<br />

1000 µg pro Tag gut an. Dadurch werden Spätfolgen vermin<strong>der</strong>t<br />

und die Überlebensrate verbessert. Bei rheumatischen<br />

Erkrankungen konnten ebenfalls Verbesserungen<br />

durch Selen erzielt werden.<br />

Bei all diesen Therapien ist es immer empfehlenswert,<br />

den Selenstatus intraindividuell im Verlauf zu kontrollieren.<br />

Zusammenfassend gilt, daß die Studienlage zur Selen-<br />

Supplementierung noch nicht das Ausmaß erreicht hat, das<br />

wünschenswert wäre. So gibt es immer wie<strong>der</strong> Diskussionsbedarf<br />

mit den Kostenerstattern, denen diese<br />

aktuelle Situation <strong>der</strong> Selenversorgung in <strong>der</strong> Regel nicht<br />

geläufig ist.<br />

Supplementieren – aber womit?<br />

Selen ist in rezeptierpflichtigen Arzneimitteln zur oralen<br />

und parenteralen Anwendung in Form von Natriumselenit<br />

erhältlich. Diese Verbindung hat äußerst günstige antioxidive<br />

Eigenschaften und wirkt, wie bereits dargestellt, als<br />

ausgesprochen guter Radikalfänger. Präparate mit einem<br />

Selengehalt von bis zu 50 µg sind in <strong>der</strong> Regel ohne<br />

Rezeptpflicht erhältlich.<br />

In Nahrungsergänzungsmitteln, die meist auf Bierhefebasis<br />

angeboten werden, liegt Selen als Selenomethionin<br />

bzw. Selenocystein vor. Dieses organisch gebundene Selen<br />

wird nach Aufnahme zunächst unspezifisch in körpereigene<br />

Proteine eingebaut und gibt das Selen nicht sofort frei.<br />

Solche Nahrungsergänzungsmittel sind daher <strong>für</strong> den<br />

Einsatz bei akutem Selenmangel ungeeignet und dienen in<br />

erster Linie <strong>der</strong> Prophylaxe. Das Mittel <strong>der</strong> Wahl bei akuten<br />

Fällen ist das anorganisch gebundene Selen in Form<br />

von Natriumselenit*, welches Selen sofort <strong>für</strong> die Synthese<br />

spezifischer Selenoproteinen zur Verfügung stellt. (Erste<br />

Anzeichen einer Selenüberdosierung sind knoblauchartiger<br />

Atemgeruch, <strong>der</strong> durch Dimethylselenid hervorgerufen<br />

wird, sowie Müdigkeit, Übelkeit, Diarhhö und abdominelle<br />

Schmerzen.)<br />

Fazit: Selen ist heute integrativer Bestandteil einer<br />

Therapie mit Mikro- und Makronährstoffen!<br />

Dr. med. Martin Adler<br />

* Selenase ®, biosyn GmbH, Fellbach<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Praxis<br />

141<br />

biosyn


Diätetische Schmerzbehandlung<br />

gehört zum<br />

Erfahrungsgut klassischer<br />

Naturheilkunde. Sie ist<br />

effektiv im Hinblick auf die<br />

Chronizität von Schmerzkrankheiten,<br />

wenn sie intensiv<br />

genug eingesetzt wird:<br />

Fasten als strengste Form<br />

<strong>der</strong> Diätetik.<br />

Am Beispiel des Weichteilrheumatismus<br />

wird versucht,<br />

die Vielschichtigkeit<br />

<strong>der</strong> Schmerzproblematik<br />

zu zeigen.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Titelthema<br />

Diätetische Basisbehandlung<br />

des Schmerzes<br />

Kann Fasten ein wirksames<br />

Schmerzmittel sein? Oh ja! Für<br />

uns Fastenärzte gibt es kaum<br />

etwas, das aus <strong>der</strong> Erfahrung in <strong>der</strong><br />

Fastenklinik so eindeutig mit Ja beantwortet<br />

werden kann. Nur: Es ist kein<br />

rasches Mittel. Der Migränekranke<br />

braucht im Anfall rasche Hilfe, und<br />

wir scheuen uns nicht, zur Schmerztablette<br />

o<strong>der</strong> zur neuraltherapeutischen<br />

Intervention zu greifen. Aber<br />

sein jahrzehntealtes Leiden kann er<br />

durch ein o<strong>der</strong> zwei intensivdiätetische<br />

Behandlungen losbekommen:<br />

zwei bis drei Wochen Fasten nach<br />

BUCHINGER (totaler Nahrungsverzicht,<br />

Darmentleerung), dann strenge Rohkost<br />

nach BIRCHER-BENNER, Eliminationsdiät<br />

und <strong>für</strong> zu Hause eine vitalstoffreiche<br />

Vollwertkost unter Verzicht<br />

auf die gefundenen Nahrungsallergene.<br />

Warum Fasten einen entscheidenden<br />

Einfluß auf chronische, sonst<br />

schwer beeinflußbare Schmerzkrankheiten<br />

hat, läßt sich am besten am sogenannten<br />

„Weichteilrheumatismus“<br />

zeigen. Interessant sind die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im Bindegewebe und ihre<br />

Beeinflußbarkeit durch eingreifende<br />

Ernährungstherapie. Der nachfolgende<br />

Fallbericht zeigt die Vielschichtigkeit<br />

diätetischer Behandlung.<br />

„Diät“ wird im Sinne <strong>der</strong> hippokratischen<br />

„diaita“ verstanden: naturheilkundliche<br />

Ordnungstherapie, be-<br />

143<br />

zogen auf den ganzen Menschen und<br />

sein Lebensumfeld. Gekonnte Physiotherapie,<br />

dosierte Bewegungstherapie<br />

und Psychotherapie sind diätetische<br />

Begleittherapie; sie ergänzen die<br />

„Diät“ zur „aktiven Diätetik“.<br />

Die folgenden Abschnitte sind<br />

dem Buch Hellmut Lützner: „Aktive<br />

Diätetik“, Hippokrates Verlag 1993,<br />

entnommen.<br />

Weichteilrheumatismus<br />

Mehr als 50 % <strong>der</strong> rheumatischen Erkrankungen<br />

werden zu den Schmerzkrankheiten<br />

gerechnet, die viele<br />

Namen tragen: Fibromyalgie, Polymyalgia<br />

rheumatica, Muskelrheumatismus,<br />

Tendovaginitis, Periostitis,<br />

Zellulitis – je nachdem, wo sich<br />

Schmerzen und Behin<strong>der</strong>ungen finden.<br />

Der Weichteilrheumatismus wird<br />

rheumatologischerseits von den degenerativen<br />

Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen<br />

(40 %) und von entzündlichen<br />

Gelenkerkrankungen<br />

(7 %) abgegrenzt. Seine Multikausalität<br />

kann nur mit Stichworten genannt<br />

werden: traumatisch, toxisch, fokaltoxisch,<br />

hypoxisch, psychosomatisch,<br />

bedingt durch Fehlhaltung und -spannung,<br />

Unterkühlung, Entzündung,<br />

virustoxisch. Abhängig auch von <strong>der</strong><br />

Ernährung? Im Rahmen einer Gicht,<br />

ja. Im Rahmen von Stoffwechseler-


krankungen? Als Verschlackung? –<br />

Wir sind den Fragen nachgegangen.<br />

Lassen Sie uns zuvor einen ungewöhnlichen,<br />

schmerzreichen Behandlungsfall<br />

betrachten.<br />

PATIENTENBEISPIEL:<br />

Weichteilrheumatismus<br />

Anamnese: Frau E. P., 38 Jahre alt,<br />

berufstätig, Hausfrau, vier Kin<strong>der</strong>.<br />

Infektanamnese, Strumitis, Myokarditis,<br />

hochdosierte und langzeitige Antibiotikagabe,<br />

beschwerdefreies Intervall.<br />

Eine <strong>für</strong> die Patientin unerklärliche<br />

Eßsucht und ein hohes Süßbedürfnis<br />

führen in wenigen Jahren zu einer<br />

Adipositas permagna (Übergewicht +<br />

80 %), parallel dazu zu Schmerzen an<br />

den Oberschenkel- und Oberarm-<br />

Außenseiten, später im Schulter-<br />

Nacken-Bereich, in <strong>der</strong> Kreuzbein-<br />

Becken-Region und entlang <strong>der</strong> Wirbelsäule<br />

(„Fibromyalgie-Syndrom“),<br />

schließlich in den Muskeln und Gelenken.<br />

Um berufstätig bleiben zu<br />

können, nahm sie laufend Schmerzmittel,<br />

später nichtsteroidale Antirheumatika,<br />

da sie wegen <strong>der</strong> Schmerzen<br />

nicht mehr schlafen konnte, auch<br />

Schlafmittel in steigen<strong>der</strong> Dosis und<br />

schließlich jahrelang Antidepressiva<br />

und Tranquilizer – als Behandlungsversuch<br />

gegenüber den unerklärlichen<br />

Schmerzen nachzuempfinden – und<br />

weil die Patientin verzweifelt war. Sie<br />

mußte ihren Beruf aufgeben, konnte<br />

ihre Kin<strong>der</strong> nur mit <strong>der</strong> Unterstützung<br />

einer Helferin versorgen und dachte<br />

nicht selten an Suizid. Belastung <strong>der</strong><br />

Ehe, Selbstvorwürfe und Eßsucht vervollständigten<br />

den Teufelskreis, aus<br />

dem kein Entrinnen möglich schien.<br />

Befund: Mit einer Vielzahl von Medikamenten<br />

kam die Patientin in die<br />

Klinik. Die stabile Frau von sthenischer<br />

Konstitution zeigte das klassische<br />

Bild eines Weichteilrheumatismus:<br />

Die gesamte Körperdecke war<br />

druck- und zugschmerzhaft, <strong>der</strong> diagnostische<br />

Bindegewebsstrich und die<br />

Kibler-Verschiebefalte waren <strong>für</strong> sie<br />

unerträglich, beim Kneifen <strong>der</strong> Apfel-<br />

Titelthema<br />

sinenhaut über den Oberschenkelaußenseiten<br />

schrie sie auf, die Haut<br />

war mit <strong>der</strong> Unterlage plattenartig verbacken,<br />

ein tiefer Druck auf die<br />

Muskulatur nahezu des gesamten Körpers<br />

führte zu heftiger Abwehrreaktion<br />

(Massagen waren am Anfang<br />

auch in abgeschwächter Form nicht<br />

durchführbar), zahlreiche Schmerzpunkte<br />

konnten am Periost und an den<br />

Sehnenansätzen gefunden werden.<br />

Eine Zahnbeherdung konnte ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Labor: BSG 20/42 n. W., Rheumafaktor<br />

und CRP gering positiv, Stoffwechselparameter<br />

leicht erhöht, Gesamtcholesterin<br />

246 mg/dl, Harnsäure<br />

5,8 mg%, Kreatinin 1,4, Blutzucker<br />

postprandial 145 mg%.<br />

Therapeutische Konsequenz<br />

Diätetik: 55 Tage Tee-Saft-Fasten<br />

nach BUCHINGER, Zusatz von Zitrone<br />

und Vitamin-B-Komplex in Flüssigform<br />

(PK 7). Anschließend 14tägiger<br />

Kostaufbau mit vegetarischer Vollwertkost<br />

1200 kcal.<br />

Physiotherapie: Indifferente Vollbä<strong>der</strong><br />

mit Heublumenextrakt, anschließend<br />

eine Stunde Bettruhe; nach<br />

fünf Tagen Lymphdrainage des ganzen<br />

Körpers, bald nur je einer Körperhälfte;<br />

ab dem zehnten Tag morgendliche<br />

Teilwaschungen nach KNEIPP,<br />

die wegen einer erhöhten Kälteempfindlichkeit<br />

vorher nicht möglich<br />

waren; über Nacht liegende PRIEßNITZo<strong>der</strong><br />

Kohlwickel an den empfindlichsten<br />

Schmerzstellen; nach 14 Tagen<br />

temperaturansteigende Halbbä<strong>der</strong> mit<br />

nachfolgendem Hüftwickel <strong>für</strong> Kreuzbein<br />

und Oberschenkelaußenseiten.<br />

Bewegungstherapie: Zunächst täglich<br />

zehn Minuten Bewegungsbad<br />

(32° C), dann Krankengymnastik im<br />

Wasser und „zu Lande“ einzeln, später<br />

in <strong>der</strong> Gruppe. Tägliches Gehen mit<br />

„schrittweiser“ Steigerung bis zum<br />

Wan<strong>der</strong>n, einzeln und in <strong>der</strong> Gruppe.<br />

Lokale Schmerztherapie: Nach <strong>der</strong><br />

Entquellung <strong>der</strong> Hautdecke in den ersten<br />

Fastentagen können zahllose kutane<br />

und subkutane Gelosen getastet<br />

und mittels <strong>der</strong> PREUSSERschen Gelo-<br />

144<br />

punktur entschmerzt werden. Beson<strong>der</strong>s<br />

eindrucksvoll <strong>für</strong> die Patientin<br />

war dies im Kreuzbein-Becken-Gebiet,<br />

im Präkordialfeld und im Schulter-Nacken-Bereich.<br />

Psychotherapie: Im Einzelgespräch<br />

kann sich die Patientin zunächst einmal<br />

äußern, Zukunftsängste abladen,<br />

Hoffnung tanken; dann werden Min<strong>der</strong>wertigkeitskomplexe<br />

abgebaut, die<br />

Selbstakzeptanz geför<strong>der</strong>t, Hilfen<br />

beim Loslassen von <strong>der</strong> gewohnten<br />

Medikation gegeben. Schließlich lernt<br />

die Patientin sich in <strong>der</strong> Bildmeditation<br />

sehen und mit ihrer Emotionalität<br />

umgehen.<br />

Ergebnis<br />

Mit einer Gewichtsabnahme von 17,5<br />

kg ist die Patientin nicht nur statisch<br />

und kardial entlastet, son<strong>der</strong>n vor allem<br />

vollständig entschmerzt. Es gibt<br />

keinen Zug- o<strong>der</strong> Druckschmerz<br />

mehr, die Haut ist frei über <strong>der</strong><br />

Unterlage verschieblich, elastisch und<br />

abhebbar; die Haltemuskulatur ist<br />

schmerzfrei, die Wadenmuskeln sind<br />

nicht mehr hart, son<strong>der</strong>n straff-elastisch.<br />

Über dem Kreuzbein finden<br />

sich weniger und nicht-schmerzende<br />

Gelosen; das Präkordialfeld ist frei.<br />

Die Patientin kann im hügeligen Gelände<br />

bis zu zwei Stunden wan<strong>der</strong>n.<br />

Sie braucht keinerlei Medikamente<br />

mehr.<br />

Fröhlich und voller Pläne kehrt sie<br />

nach Hause zurück und nimmt ihren<br />

Beruf als Zahntechnikerin wie<strong>der</strong> auf.<br />

Zwei Jahre später berichtet sie, daß<br />

dieses „phantastische Gesundsein“<br />

uneingeschränkt anhält – bei neu gefundenem<br />

Ernährungsstil. Die Sucht<br />

nach Süßem hatte sie schon in <strong>der</strong><br />

zweiten Hälfte des Fastens verlassen,<br />

auch jetzt noch kann sie Schokolade<br />

liegen sehen und muß nicht davon haben.<br />

„Ich war schokoladensüchtig, und<br />

ich spüre, daß ich es wie<strong>der</strong> werden<br />

könnte, wenn ich mal drei Tage lang<br />

nicht mein Frischkornmüsli und meine<br />

Rohkost haben kann.“<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Kommentar<br />

Der Fall regt an, drei Phänomene näher<br />

zu betrachten:<br />

die Eigenart <strong>der</strong> Eßverhaltensstörung;<br />

den Schmerz, <strong>der</strong> durch Fasten beseitigt<br />

werden kann;<br />

die Vorstellung von <strong>der</strong> Verschlackung<br />

des Gewebes.<br />

Der ernährungsabhängige<br />

Schmerz<br />

Pathogenetisches Grundprinzip:<br />

Bindegewebe als „Ablagerungsort“<br />

(Grundgewebe nach PISCHINGER<br />

und HEINE)<br />

Therapeutische Aufgabe:<br />

Entsorgung des Bindegewebes<br />

Ausscheidung <strong>der</strong> mobilisierten<br />

Einlagerungen<br />

Weit mehr Schmerzzustände verschiedenster<br />

Diagnosen sind ernährungsabhängig<br />

als bisher bekannt. Bei manchen<br />

therapieresistenten Schmerzkrankheiten<br />

ist eine eingreifende und<br />

konsequent betriebene Ernährungstherapie<br />

das Mittel <strong>der</strong> Wahl.<br />

Unmittelbar durch Lebensmittel<br />

ausgelöste Schmerzen<br />

Hierher gehören <strong>der</strong> Kopfschmerz<br />

vom Wein; die Migräne o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gallenschmerz<br />

vom Fettgebackenen; <strong>der</strong><br />

Ulkusschmerz, <strong>der</strong> sich durch Süßigkeiten<br />

und scharf Gewürztes verschlimmern<br />

läßt; <strong>der</strong> abdominale<br />

Schmerz mit aufgetriebenem Leib und<br />

übelriechenden Winden nach Genuß<br />

von Bohnen, Eiern, Kohlarten, und<br />

schließlich <strong>der</strong> Gichtanfall nach dem<br />

Festessen und durchzechter Nacht. Es<br />

gibt auch den Gelenkschmerz nach<br />

Schokolade, Fleisch und Wurst; sie<br />

sind ähnlich wie Hautkrankheiten, die<br />

ihre nahrungsbedingte Verschlimmerung<br />

fühlbar und sichtbar werden lassen.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Titelthema<br />

Die therapeutische Konsequenz<br />

ist einfach: Weglassen, was als<br />

Auslöser des Schmerzes erlebt<br />

wurde.<br />

Wir wissen, daß dies leichter gesagt<br />

als getan ist. Das symptomatische<br />

Mittel hat Priorität. Der Rückfall ist<br />

jedoch programmiert. Echte Hilfe leistet<br />

<strong>der</strong> Arzt durch Information und<br />

Motivation. Die jeweilige Heftigkeit<br />

des Schmerzes läßt auf einen Lernprozeß<br />

hoffen, den <strong>der</strong> Betroffene im<br />

Laufe seines Lebens durchmacht.<br />

Ernährungsabhängige<br />

Schmerzen werden<br />

ex juvantibus diagnostiziert<br />

We<strong>der</strong> Labor noch apparative Verfahren<br />

vermögen diagnostische Klarheit<br />

zu schaffen. Nur das ernährungstherapeutische<br />

Experiment kann die Frage<br />

„ernährungsabhängig o<strong>der</strong> nicht?“ beantworten.<br />

Die miterlebten Patientenbeispiele<br />

überzeugen auch den Arzt. Die Diagnose<br />

fließt in das „Erlebniskapital“<br />

des Patienten. Es wird aufgestockt<br />

durch den Rückfall in die Schmerzkrankheit<br />

bei jedem Diätfehler. „Diätsünden“<br />

sind notwendige Verstärker<br />

<strong>der</strong> Erkenntnis: „Also ist mein Leiden<br />

doch ernährungsabhängig“.<br />

Der tastbare Schmerz<br />

Myogelosen sind allgemein bekannt.<br />

Die geübte tastende Hand findet auch<br />

kutane und subkutane Verdichtungen,<br />

im tieferen Bindegewebe flächenhafte<br />

Verquellungen und Indurationen. Sie<br />

weisen in sich einen Elastizitätsverlust<br />

auf, sind schwer verschieblich und<br />

schmerzen bei Manipulation: Zielgewebe<br />

des Masseurs o<strong>der</strong> des Segmenttherapeuten,<br />

dankbare Objekte <strong>für</strong> die<br />

heiße o<strong>der</strong> kalte Packung, die Einreibung<br />

o<strong>der</strong> den Blutegel. Sie alle haben<br />

entschmerzende Wirkung, jedoch<br />

eine weit größere, wenn die Kunst des<br />

145<br />

Physiotherapeuten mit Ernährungstherapie<br />

kombiniert wird. Höchstwahrscheinlich<br />

handelt es sich bei den<br />

geweblichen Einlagerungen um stoffwechselbedingte<br />

Produkte.<br />

Bemerkenswert ist ein Phänomen,<br />

das <strong>der</strong> Fastenarzt immer wie<strong>der</strong> beobachtet.<br />

Ebenso wie latente Gewebsschmerzen<br />

bei Wetterwechsel o<strong>der</strong><br />

Berührung heftig werden können, so<br />

gibt es während eines langen Fastens<br />

(14, 20 o<strong>der</strong> 32 Tage) Phasen erhöhter<br />

Schmerzhaftigkeit gegenüber Zeiten<br />

vermin<strong>der</strong>ter o<strong>der</strong> scheinbar verschwundener<br />

Schmerzen. Diese<br />

„Fastenkrisen“ werden begleitet von<br />

Gewichtsstillstand, Wasserretention,<br />

vermehrter Quellung des Gewebes<br />

und schlechter Stimmung des Patienten.<br />

Die Schmerzkrise dauert normalerweise<br />

1 bis 2 Tage. Sie kann durch<br />

Einläufe und Lokalbehandlung mit<br />

Wickel, Heusackpackung, Lymphdrainage<br />

o<strong>der</strong> PRIESSNITZ-Auflage auf<br />

wenige Stunden verkürzt werden.<br />

Eine sofortige Schmerzbefreiung<br />

ermöglicht die Locus-dolendi-Akupunktur<br />

o<strong>der</strong> Gelopunktur nach<br />

PREUSSER. Sie verlangt die hohe Kunst<br />

des Tastens in <strong>der</strong> eingeölten Haut; <strong>der</strong><br />

Schmerz läßt sich unter äußerster<br />

Aufmerksamkeit des Patienten und<br />

des Arztes millimetergenau lokalisieren;<br />

<strong>der</strong> Stich in die stecknadelkopfgroße<br />

Gelose liefert ein exaktes Feedback<br />

<strong>für</strong> Therapiesicherheit und den<br />

Zustand des Gewebes. Die kutanen<br />

Gelosen sind damit noch nicht beseitigt.<br />

Sie verschwinden aber im Laufe<br />

einer Fastentherapie.<br />

◆ Gewebeschmerzen sind tastbar,<br />

objektivierbar.<br />

◆ Die Gewebeverän<strong>der</strong>ungen, die<br />

den Schmerz auslösen, sind<br />

durch die Kombination von<br />

Physiotherapie und „diätetischer<br />

Schmerztherapie“ ebenso reversibel<br />

wie <strong>der</strong> Schmerz selbst.<br />

◆ Vorteil dieser Therapie: nebenwirkungsfreie<br />

Allgemein- und<br />

Lokalbehandlung; die Belastung<br />

des ganzen Körpers durch ein<br />

Medikament wird entbehrlich.


Gewebeschmerzen sind meist ernährungsabhängig.<br />

In Kombination<br />

mit Ernährungstherapie können sie<br />

rasch beseitigt und vor allem ursächlich<br />

behandelt werden.<br />

Der diffuse Schmerz<br />

Der diffuse, quälende Schmerz ist mit<br />

Unruhe und depressiver Verstimmung<br />

verbunden und wird vom Patienten als<br />

„überall“ o<strong>der</strong> „hier, da und dort“ geschil<strong>der</strong>t.<br />

Wer denkt da nicht an<br />

psychogene Schmerzen!<br />

Die gründliche Darmentleerung<br />

durch einen Einlauf, notfalls ein Abführmittel,<br />

verbunden mit einem<br />

Fasten- o<strong>der</strong> diätetischen Entlastungstag<br />

(z.B. Reistag) läßt den Schmerz<br />

jedoch verschwinden und Wohlbefinden<br />

aufkommen. Die alte These<br />

von <strong>der</strong> intestinalen Intoxikation<br />

stimmt wohl doch. Grippeschmerzen<br />

gehören in diese Kategorie. Lassen<br />

Sie fasten und täglich ein bis zwei<br />

Einläufe machen, dann brauchen Sie<br />

kein Schmerzmittel! Seine fiebersenkende<br />

Wirkung ist bei jedem abwehrkräftigen<br />

Menschen ohnehin unangebracht.<br />

Fieber för<strong>der</strong>t die Selbstheilungstendenz<br />

des Körpers, eine uralte,<br />

noch heute gültige Weisheit. Toxine<br />

des Grippevirus werden durch Darm<br />

und Haut ausgeschieden; durch Einlauf<br />

und Schwitzen beschleunigen wir<br />

Titelthema<br />

diesen Prozeß und sehen verkürzte<br />

und komplikationsfreie Krankheitsverläufe.<br />

Ernährungstherapie hat nicht nur<br />

mit Einfuhr, son<strong>der</strong>n auch mit<br />

Ausfuhr zu tun.<br />

„Stoffwechselschmerzen“<br />

Von 264 Adipösen mit vielerlei Kopf-,<br />

Gelenk- und Weichteilschmerzen gaben<br />

225 nach Intensivdiätetik eine<br />

deutliche Entschmerzung an (Reha-<br />

Studie Baden). Für Mitarbeiter in<br />

Fastenkliniken ist es immer wie<strong>der</strong> ein<br />

eindrucksvolles Erlebnis, wie rasch<br />

<strong>der</strong> erstaunte Faster vom Nachlassen<br />

seiner Schmerzen berichtet. Mit gleichen<br />

physiotherapeutischen Behandlungsverfahren<br />

ohne Fasten sei dies<br />

niemals erreicht worden.<br />

Tabelle 1 zeigt das Kurzzeitergebnis<br />

in Zahlen. Es könnte ein kurzzeitiges<br />

Phänomen des Fastens sein<br />

(„Endorphine“ o.ä.). Daß es in einem<br />

unerwartet hohen Prozentsatz Bestand<br />

hat, läßt sich an <strong>der</strong> Nachbefragung<br />

zwei Jahre später erkennen. Nur noch<br />

33 statt 94 Patienten berichteten von<br />

heftigen Schmerzen, und 100 Patienten<br />

statt 22 (162 am Ende des Heilverfahrens)<br />

blieben schmerzfrei. Diese<br />

Angaben decken sich etwa mit „Wohlbefinden“.<br />

In <strong>der</strong> statistischen Einzel-<br />

Anamnese/Arzt Heilverfahren<br />

n = 264 Anfang Ende nach 2 Jahren<br />

Schmerzen:<br />

schmerzfrei 22 162 100<br />

leicht 148 95 131<br />

heftig 94 7 33<br />

Wohlbefinden:<br />

wohl 26 236 173<br />

nicht so wohl 192 27 85<br />

krank 46 1 6<br />

Tab. 1: Anzahl <strong>der</strong> Patienten, die sich auf die gleichen Fragen des Arztes zu<br />

Schmerzen und Wohlbefinden vor und nach dem Heilverfahren und nach<br />

zwei Jahren äußerten.<br />

146<br />

datenauswertung wurde die Schmerzsituation<br />

bei 125 Patienten auch nach<br />

zwei Jahren noch als gebessert dargestellt.<br />

Den subjektiven Angaben haben<br />

wir objektive Stoffwechseldaten gegenübergestellt:<br />

Gesamtcholesterin,<br />

Triglyzeride, Harnsäure, BZ (nüchtern)<br />

und Lebertransaminasen im<br />

Serum. Die Bilanz <strong>der</strong> Stoffwechselwerte<br />

geht etwa parallel zur Analyse<br />

<strong>der</strong> Schmerzangaben.<br />

Wir fassen zusammen: Schmerztherapie<br />

wird durch begleitendes Fasten<br />

und Ernährungstherapie erfolgreicher<br />

sein.<br />

Stoffwechselentlastung ist gleichzeitig<br />

Schmerzentlastung.<br />

Der Gefäßschmerz<br />

Neben dem hypoxischen Schmerz gibt<br />

es den kapillar bedingten Schmerz<br />

beim Muskelrheumatismus o<strong>der</strong> beim<br />

Schulter-Nacken-Syndrom. FASSBEN-<br />

DER u.a. zeigen die schmerzverursachende<br />

Destruktion von Muskulatur<br />

hinter dem eingeengten Gefäß – unmittelbar<br />

ernährungsabhängig, än<strong>der</strong>bar<br />

durch Fasten. Die chronisch rezidivierende<br />

Migräne ist ein dankbares<br />

Feld <strong>für</strong> die wie<strong>der</strong>holte Fastenbehandlung.<br />

Es gibt recht befriedigende<br />

Dauererfolge.<br />

Der psychosomatische<br />

Schmerz<br />

Sollten psychosomatisch bedingte<br />

Schmerzen auch mit Ernährung zu tun<br />

haben? Die Differentialdiagnose z.B.<br />

des Herzschmerzes gelingt besser<br />

während einer Fastenzeit. Wie <strong>der</strong><br />

segmental begrenzte Schmerz nach<br />

Herzinfarkt typisch ist, kommt es fastenkritisch<br />

zur „Erinnerung“ des<br />

schmerzhaften Ereignisses, auch<br />

wenn ein seelisches Trauma dahintersteht.<br />

Übrigens lassen sich auch dann<br />

im Herzsegment schmerzhafte Ge-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


losen tasten und behandeln. Die durch<br />

Fasten erleichterte Psychokatharsis<br />

läßt die tieferen Ursachen erkennen:<br />

Die Patientin träumt o<strong>der</strong> erinnert den<br />

Verlust des geliebten Freundes vor<br />

Jahren. Arzt und Psychologin können<br />

jetzt helfen, den noch nicht überwundenen<br />

Schmerz zu verarbeiten.<br />

Nicht vergessen werden darf die<br />

„Aufarbeitung“ <strong>der</strong> geweblichen<br />

Schmerzfolgen, <strong>der</strong> „Materialisierung“<br />

des seelischen Schmerzes in<br />

Form von tastbaren Gelosen und<br />

Periostpunkten durch lokale Therapie<br />

und Fasten. Der manifestierte<br />

Schmerz kann auch die erfolgreiche<br />

Psychotherapie überdauern.<br />

Man merkt dem Artikel die Begeisterung<br />

des Verfassers <strong>für</strong> die von ihm<br />

seit so langer Zeit erfolgreich vertretene<br />

Methode an. Nicht umsonst ist<br />

LÜTZNER seit vielen Jahren ein beliebter<br />

und gesuchter Vortragen<strong>der</strong> zum<br />

Thema Ernährungsheilkunde und<br />

Fasten.<br />

Gerade bei <strong>der</strong> ,,Volkskrankheit“<br />

Weichteilrheumatismus können ernährungstherapeutische<br />

Maßnahmen<br />

von großem Erfolg gekrönt sein, wie<br />

LÜTZNER anhand seiner dargestellten<br />

Erfahrungen beschreibt. Aus Sicht des<br />

Praktikers, <strong>der</strong> die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

klinischen Führung von Patienten mit<br />

ernährungsbedingten Erkrankungen<br />

nicht hat, bleibt <strong>der</strong> Artikel jedoch<br />

(wohl aus Gründen <strong>der</strong> Übersichtlichkeit)<br />

einen Seitenblick auf physiologische<br />

Grundlagen des Säure-Basen-<br />

Haushaltes schuldig.<br />

Gerade aber, wenn man um die<br />

zentrale Rolle des erhöhten Säureanfalls<br />

vor allem bei rheumatischen<br />

Erkrankungen weiß und um die Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> teilweise hochdosierten<br />

Abpufferung, kann auch außerhalb<br />

<strong>der</strong> Klinik erfolgreich und teilweise<br />

ohne die beschriebenen „Fastenkrisen“<br />

therapiert werden.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Titelthema<br />

Zusammenfassung<br />

Diätetische Schmerzbehandlung gehört<br />

zum Erfahrungsgut klassischer<br />

Naturheilkunde. Sie ist effektiv im<br />

Hinblick auf die Chronizität von<br />

Schmerzkrankheiten, wenn sie intensiv<br />

genug eingesetzt wird: Fasten als<br />

strengste Form <strong>der</strong> Diätetik. Der ernährungsabhängige<br />

Schmerz bedarf<br />

darüber hinaus <strong>der</strong> Elimination von<br />

Nahrungsteilen, die ex juvantibus gefunden<br />

werden müssen. Dabei zeigt<br />

die Erfahrung, daß frischkostreiche,<br />

vorwiegend pflanzliche Nahrung die<br />

geringste Tendenz hat, gewebliche<br />

Schmerzen zu verursachen. Am Bei-<br />

spiel des Weichteilrheumatismus wird<br />

versucht, die Vielschichtigkeit <strong>der</strong><br />

Schmerzproblematik zu zeigen.<br />

Dr. med. Hellmut Lützner<br />

Forellenweg 12<br />

88662 Überlingen<br />

Teile des Beitrages stammen aus: H. Lützner: Aktive Diätetik. Hippokrates Verlag 1993.<br />

Kommentar zum Artikel von H. Lützner<br />

Schmerz und Gelosen entstehen<br />

durch die langfristige Überladung des<br />

interzellularen Grundgewebes mit<br />

sauren Valenzen und <strong>der</strong> hierdurch bedingten<br />

vermehrten Nozizeption.<br />

Völlig richtig weist LÜTZNER auf<br />

die zentrale Rolle <strong>der</strong> chronischen<br />

Darmdysbiose (die übrigens auch zu<br />

Vermehrung von Säuren führt) hin.<br />

Ebenso wird richtig auf den Basenmangel<br />

in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen „Zivilisationskost“<br />

verwiesen. Berücksichtigt<br />

werden sollte jedoch auch die Eiweißhyperalimentation(Eiweißspeicherkrankheit<br />

nach WENDT), die ebenfalls<br />

zur azidotischen Stoffwechsellage<br />

beiträgt, ebenso wie die Zufuhr gesättigter<br />

Fettsäuren und raffinierter<br />

Kohlehydrate.<br />

Bei <strong>der</strong> Umkehrung dieses pathologischen<br />

Verhaltens (Fasten) darf die<br />

Freisetzung von Säuren aus dem<br />

Interzellulargewebe nicht vergessen<br />

werden, die Zufuhr von Basen ist gerade<br />

hier von größter Bedeutung im<br />

Rahmen einer ,,sanften“ biologischen<br />

Schmerztherapie. Der überwiegende<br />

Teil <strong>der</strong> von LÜTZNER angesprochenen<br />

Gefäßschmerzen (auch periphere arterielle<br />

Verschlußkrankheit, KHK etc.)<br />

sind die klinische „Endstrecke“ einer<br />

149<br />

permanenten Azidose. Durch die neuronale<br />

segmentale Verschaltung ist<br />

auch hier <strong>der</strong> Weg zur Gelosenbildung<br />

und sekundären skelettären Schmerzen<br />

gebahnt.<br />

Neben <strong>der</strong> Ernährungstherapie und<br />

Neuraltherapie ist auch hier die entsauernde<br />

Behandlung von zentraler<br />

Wichtigkeit.<br />

Wünschenswert wäre, daß im Bereich<br />

<strong>der</strong> klinisch tätigen Ernährungswissenschafter<br />

auf diesen Aspekt vielleicht<br />

noch mehr Wert gelegt wird als<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit und hierzu auch<br />

eingehende wissenschaftliche<br />

Untersuchungen stattfinden. Einer<br />

Therapie von überragen<strong>der</strong> Bedeutung<br />

könnte damit auch ein fester Platz im<br />

Gebäude <strong>der</strong> schulisch anerkannten<br />

Medizin gesichert werden und dem<br />

praktisch tätigen Arzt ein gut abgesichertes,<br />

einfaches und reproduzierbares<br />

,,Therapeutikum“ an die Hand gegeben<br />

werden.<br />

Dr. med. O. Kuhnke<br />

Wendt, Lothar: Die Eiweißspeicherkrankheit. 2.<br />

Auflage, Haug-Verlag 1987.<br />

Worlitschek, Michael: Praxis des Säure-Basen-<br />

Haushaltes. 2. Auflage, Haug-Verlag 1991.


Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Resumen<br />

Originalarbeit<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Schilddrüsen-Injektion<br />

in <strong>der</strong> Neuraltherapie nach Huneke<br />

G. H. Droß<br />

Ein einfacher Zugangsweg zum Vegetativum über das Parenchymorgan<br />

Schilddrüse. Anatomie. Die Einbindung in kybernetische Regelkreise<br />

Hormonsystem, Sympathikus und Grundsystem nach PISCHINGER. Symptome<br />

<strong>der</strong> „latenten Hyperthyreose“ nach DOSCH. Struma und Jodhaushalt.<br />

Die „vegetative Dystonie“ als Circulus vitiosus, ausgehend von<br />

einer gestörten Schilddrüse. Begleitende Therapie psychosomatischer<br />

Erkrankungen. Beeinflussung gynäkologischer Krankheitsbil<strong>der</strong>. Hyperund<br />

Hypothyreose. Kontraindikationen. Injektionstechnik. Wege zur neuen<br />

Harmonie des Patienten.<br />

Schlüsselwörter: Regelkreise, Hormonstörungen, Psychosomatik,<br />

gynäkologische Neuraltherapie<br />

Asimple approach to the vegetative system via the thyroid gland as a parendymous<br />

organ. Anatomy. Integration in the following cybernetlc feedback<br />

control systems: hormone system, sympathetic nervous system, basic<br />

system acc. to PISCHINGER. Symptoms of ,,latent hyperthyreosis“ acc.<br />

to DOSCH. Struma and iodine balance. „Vegetative dystonia“ as a vicious<br />

circle based on a disturbed thyroid gland. Accompanying therapy of<br />

psychosomatic ailments. Influences on gynaecological diseases. Hyperthyreosis<br />

and hypothyreosis. Contraindications. Injection technique. Pathways<br />

to a new patient harmony.<br />

Key words: Feedback control systeme, hormonal disturbances, psychosomatics,<br />

gynaecological neural therapy<br />

Un acceso sencillo al vegetativo a través del órgano parenquímico glándula<br />

tifoides. Anatomía. La inserción en circuitos reguladores cibernéticos.<br />

Sistema hormonal, simpático y sistema básico según PISCHINGER.<br />

Síntomas de la „hipertireosis latente“ según DOSCH. Bocio y balance de<br />

yodo. La ,,distonia vegetativa“ como círcolo vicioso, partiendo de una perturbación<br />

de la glándula tiroides. Terapia acompañante de enfermedades<br />

psicosomáticas. Influjo sobre sintomatologías ginecológicas. Hipertireosis<br />

e hipotireosis. Contraindicaciones. Técnica de inyección.<br />

Caminos hacia la nueva armonia del paciente.<br />

Términos claves: Circuitos reguladores, perturbaciones hormonales,<br />

psicosomática, terapia neural ginecoIógica<br />

150<br />

Einführung<br />

Wie kein an<strong>der</strong>es, vegetativ einflußreiches<br />

Organ ist die Schilddrüse dem<br />

Neuraltherapeuten, auch dem Anfänger,<br />

zugänglich. In wohl keinem<br />

an<strong>der</strong>en Bereich läßt sich eine oft <strong>der</strong>art<br />

durchschlagende Wirkung mit<br />

zwei kleinen Stichen erzielen. Kein<br />

an<strong>der</strong>es Parenchymorgan hat eine <strong>der</strong>artige<br />

Schlüsselstellung in <strong>der</strong> Verbindung<br />

und Verschaltung <strong>der</strong> nervalen<br />

Vernetzung mit entsprechen<strong>der</strong><br />

Einflußnahme. „Wenn es die Schilddrüse,<br />

dieses Organ <strong>der</strong> morphologisch<br />

und physiologisch begründeten<br />

Koinzidenz psychischer und vegetativer<br />

Vorgänge, nicht gäbe, müßte sie<br />

schleunigst <strong>für</strong> die Procaintherapie erfunden<br />

werden.“ (MINK) Und <strong>der</strong> Zugangsweg<br />

liegt quasi subkutan.<br />

Anatomisch ragt die Schilddrüse<br />

bei allen Variationen und verschiedenen<br />

Größen immer unter dem Vor<strong>der</strong>rand<br />

des ventralen Teils des Musculus<br />

sternocleidomastoideus hervor. Die<br />

oft unterschiedlichen, paarigen Lappen<br />

schmiegen sich beidseits <strong>der</strong> Trachea<br />

an und sind durch den Isthmus glandulae<br />

thyreoideae verbunden. Dieser<br />

verläuft quer über die Trachea. Die<br />

unteren Pole sind ca. 2 Querfinger cranial<br />

des Jugulum tastbar. Nach oben<br />

bildet <strong>der</strong> Schildknorpel eine leicht<br />

tastbare Begrenzung. Bei einem adipösen<br />

Hals o<strong>der</strong> einer ausgedehnten<br />

Struma dient <strong>der</strong> o.g. angespannte<br />

Muskel als Orientierungshilfe.<br />

Die Schilddrüse ist gleich in mehrere<br />

kybernetische Regelkreise eingebunden<br />

(Abb.1 ). Der bekannteste und<br />

wohl jedem Arzt sofort bewußte ist<br />

<strong>der</strong> Hormonregelkreis ( Abb. 2). Natürlich<br />

kennen Sie die typischen<br />

Zeichen einer manifesten Hypo- o<strong>der</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


auch Hyperthyreose. Schnell lassen<br />

sich laborchemisch mit dem T3/T4-<br />

Test und ggfs. mit dem TRH-TSH-<br />

Stimulationstest entsprechende Diagnosen<br />

und die Etage <strong>der</strong> Störung verifizieren.<br />

Die Sonographie kann einen<br />

pathologischen Palpationsbefund<br />

evtl. bestätigen.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Originalarbeit<br />

Abb. 1: Die Schilddrüse ist gleich in mehrere kybernetische Regelkreise eingebunden.<br />

Abb. 2: Der Hormonregelkreis<br />

Die fein abgestimmte Hypothalamus-Hypophysen-Thyreoidea-Achse<br />

stellt bei einem Gesunden die immer<br />

gerade erfor<strong>der</strong>liche Hormonmenge<br />

dem Organismus zur Verfügung. Die<br />

Hormone T3/T4 erfüllen wichtige<br />

Funktionen bei Stoffwechselprozessen,<br />

im Nervensystem, bei <strong>der</strong> Blutbildung<br />

und <strong>der</strong> Infektabwehr. Sie<br />

steuern Wachstum, Entwicklung, Regeneration,<br />

Antrieb, Aktivität, Leistungsfähigkeit,<br />

Energiehaushalt und<br />

letztlich auch Gewicht. Von den geschätzten<br />

über 1200 lebenswichtigen<br />

Funktionen <strong>der</strong> Schilddrüse sind bislang<br />

ca. 800 nachgewiesen. Dieses<br />

kleine Organ wirkt praktisch als Gaspedal<br />

und Bremse aller Lebensvorgänge.<br />

(DOSCH)<br />

Aus dem Gefäßreichtum läßt sich<br />

ebenfalls auf die Bedeutung dieser<br />

endokrinen Drüse schließen. Je<strong>der</strong><br />

Chirurg kann dies aus seinen Erfahrungen<br />

bei Thyreoidektomien bestätigen.<br />

Auch <strong>der</strong> Neuraltherapeut beobachtet<br />

bei <strong>der</strong> in diesem Gebiet immer<br />

vorangehenden Aspirationsprobe öfter<br />

als sonst Blut in <strong>der</strong> Spritze, so daß<br />

dann vor <strong>der</strong> eigentlichen Injektion<br />

die Kanüle neu lokalisiert werden<br />

muß.<br />

Arteriell erfolgt die Versorgung<br />

über A. thyreoidea superior aus <strong>der</strong> A.<br />

carotis externa und <strong>der</strong> A. thyreoidea<br />

inferior aus dem Truncus thyreocervicalis.<br />

Unsere beson<strong>der</strong>e Beachtung<br />

verdient die vielfältige sympathische<br />

Versorgung mit periarteriellen Ge-<br />

151<br />

flechten, über das Ganglion cervicale<br />

superius, über den Plexus caroticus<br />

communis aus dem Ganglion cervicale<br />

medius sowie über den Plexus thyreoideus<br />

caudalis aus dem Ganglion<br />

stellatum. Der Plexus pharyngeus<br />

übernimmt die parasympathische<br />

Versorgung und hat dabei Verbindungen<br />

zum Gebiet <strong>der</strong> Tonsilla palatina.<br />

(BAROP)<br />

Neben dieser intensiven Einbindung<br />

in den vegetativen Regelkreis<br />

spielen natürlich auch die Regelkreise<br />

des zerebro-spinalen Nervensystems<br />

und des Grundsystems nach PISCHIN-<br />

GER <strong>für</strong> die Reaktion des Gesamtorganismus<br />

auf Reize aller Art eine<br />

Rolle. (KIEPER)<br />

Die enge Vermaschung unterschiedlicher<br />

kybernetischer Regelkreise<br />

mit ihren Efferenzen und<br />

Afferenzen macht einen intensiven<br />

Informationsaustausch möglich. Z.B.<br />

kann aus <strong>der</strong> chronischen Reizüberflutung<br />

im Vegetativum resultieren,<br />

daß ein kleiner Reiz, gesetzt an entfernter<br />

Stelle des Organismus, über<br />

das Grundsystem nach dem Divergenzgesetz<br />

fortgeleitet, <strong>für</strong> eine völlige<br />

Dekompensation sorgt. (PISCHINGER)<br />

Denken Sie hierbei an die vagovasale<br />

Synkope bei einem kleinen Nadelstich.<br />

Chronische Störungen wie z.B.<br />

Störfel<strong>der</strong> können auf diese Weise<br />

auch die Schilddrüse so labilisieren,<br />

daß <strong>der</strong> geregelte Hormonausstoß gestört<br />

ist. Die empfindliche Balance<br />

von Psyche und Soma gerät ins<br />

Wanken. (Abb. 1)<br />

So können vielfältige Umwelteindrücke<br />

gerade in aufregenden Situationen<br />

Überreaktionen des Vegetativums<br />

auslösen. Nicht umsonst heißt<br />

es: „Ich bekomme einen dicken Hals.“<br />

Die Kleidung wird zu eng, und oft<br />

geht <strong>der</strong> erste Griff an den Kragen, um<br />

diesen zu lockern. Subjektiv schwillt<br />

<strong>der</strong> Hals an, objektiv läßt sich keine<br />

Schwellung nachweisen. Damit einher<br />

gehen oft Symptome wie innere Hitze,<br />

Herzrasen und -klopfen o<strong>der</strong> -schlagen<br />

bis zum Hals. Es besteht ein immer<br />

wie<strong>der</strong> aufflackerndes Engegefühl<br />

mit dem Zwang, einen Kloß her-


unterschlucken o<strong>der</strong> aushusten zu<br />

müssen. Auch bei diesem Globus können<br />

Sie als Arzt in aller Regel keine<br />

pathologischen organischen Abweichungen<br />

erkennen.<br />

Falls doch einmal eine Struma eruierbar<br />

ist, können Sie die Symptome<br />

mit einer „normalen“ medikamentösen<br />

Substitutionsbehandlung nicht lin<strong>der</strong>n.<br />

Symptomatisch <strong>für</strong> die Verunsicherung<br />

ist <strong>der</strong> Umstand, daß diese<br />

Patienten zwar meist <strong>der</strong> Meinung<br />

sind, eine Überfunktion zu haben,<br />

aber sich die verordnete zusätzliche<br />

Hormongabe nicht erklären können.<br />

P. DOSCH beschreibt die gesteigerte<br />

Streßsymptomatik treffend mit „latenter<br />

Hyperthyreose“. Schlaflosigkeit,<br />

Unrast, Schweißausbrüche, Gereiztheit<br />

und Unkonzentriertheit erschweren<br />

ein geordnetes Leben zwischen<br />

Ruhe und Anspannung, zwischen<br />

Yin und Yang immer mehr. Das<br />

gesamte Vegetativum arbeitet sich spiralförmig<br />

auf ein immer höheres Erregungsniveau<br />

und landet in einem<br />

„schwindelerregenden“ Circulus vitiosus.<br />

Der Nervenzusammenbruch,<br />

das völlige Versagen aller vegetativen<br />

Regulation, ist vorprogrammiert.<br />

Schulmedizinisch werden Betablocker<br />

und/o<strong>der</strong> Psychopharmaka zur<br />

Dämpfung angeboten. Eine erzwungene<br />

Ruhe, die eine Dauermedikation<br />

erfor<strong>der</strong>t, weil nach Absetzen <strong>der</strong><br />

„Therapie“ dieselben Symptome<br />

schnell wie<strong>der</strong> auftreten.<br />

Die Neuraltherapie nach HUNEKE<br />

mit <strong>der</strong> Injektion von Procain in die<br />

Schilddrüse bietet hier eine verblüffend<br />

einfache und wirkungsvolle<br />

Chance zur Autoregulation. Sie führt<br />

zu einer partiellen Unterbrechung <strong>der</strong><br />

afferenten und efferenten Impulse <strong>der</strong><br />

neurovegetativen Endformationen sowie<br />

zu einer Stabilisierung <strong>der</strong><br />

Parenchymzellmembranen. (BAROP)<br />

Es wird wie<strong>der</strong> stimmig!<br />

Die Liste <strong>der</strong> Indikationen wird von<br />

<strong>der</strong> Struma angeführt. (Abb. 3) Deren<br />

Pathogenese wird allgemein immer<br />

Originalarbeit<br />

Abb. 3: Die Indikationen <strong>der</strong> Schilddrüsen-Injektion<br />

mit einem Jodmangel in Zusammenhang<br />

gebracht. Doch <strong>der</strong> Jodgehalt <strong>der</strong><br />

Nahrung ist nicht <strong>der</strong> alleinige Faktor<br />

<strong>für</strong> eine Schilddrüsenvergrößerung.<br />

Vielmehr spielt die Assimilation und<br />

Verstoffwechselung des Jods die entscheidende<br />

Rolle. An<strong>der</strong>s lassen sich<br />

die erheblichen Unterschiede <strong>der</strong><br />

Strumahäufigkeit auch in Endemiegebieten<br />

nicht erklären. Jod ist ein essentiell<br />

notwendiges Spurenelement<br />

mit antioxidativer Wirkung. Der tägliche<br />

Bedarf wird mit 150-<br />

300 Mikrogramm/Tag<br />

angegeben und ist mit einer<br />

normalen, durchschnittlichen<br />

Mischkost<br />

gedeckt. Er unterliegt<br />

starken individuellen<br />

Schwankungen und<br />

hängt von Körpergewicht,<br />

Streß und Aktivität<br />

(Sport) ab. Auch Geschlecht<br />

und Lebensalter<br />

spielen eine entscheidende<br />

Rolle, sehen wir doch<br />

bei jungen Frauen zwischen<br />

15 und 25 Jahren<br />

am häufigsten eine<br />

Kropfentstehung.<br />

Die gängige Behandlung<br />

besteht in einer Ent-<br />

152<br />

lastung durch zusätzliche tägliche<br />

Gabe von Schilddrüsenhormonen o<strong>der</strong><br />

hochdosierten Jodgaben. Diese symptomatische<br />

Behandlung muß meist<br />

über Jahre durchgeführt werden, weil<br />

ein zu früher Auslaßversuch häufig<br />

Rezidive entstehen läßt.<br />

Ich habe nach wie<strong>der</strong>holten Injektionen<br />

bis zu 10mal regelmäßig eine<br />

Verkleinerung <strong>der</strong> Strumen gesehen,<br />

auch ohne jegliche begleitende Substitution.<br />

Die meisten Procain-Injektionen<br />

in die Schilddrüse nehme ich wohl bei<br />

weiblichen und männlichen Patienten<br />

vor, die einen Symptomencircel aufweisen,<br />

wie er in Abb. 4 dargestellt ist.<br />

Bei diesen „vegetativen Dysregulationen“<br />

ist die Angst das Leitsymptom.<br />

Schon bei <strong>der</strong> Erhebung <strong>der</strong><br />

Krankengeschichte erweist sich <strong>der</strong><br />

Patient als sehr dankbar <strong>für</strong> das Eingehen<br />

auf dieses oft nicht faßbare<br />

Phänomen. Um so dankbarer ist er<br />

dann, wenn ihm Hilfe in Aussicht gestellt<br />

wird. Bereitwillig berichtet er,<br />

wie sich Angst und psychosomatische<br />

Beschwerden wie z.B. Herzklopfen<br />

gegenseitig steigern, je mehr sie beachtet<br />

werden; wie sich langsam Verzweiflung<br />

über die eigene Unzulänglichkeit<br />

breitmacht; wie die Familie<br />

immer weniger Verständnis aufbringt;<br />

wie <strong>der</strong> Partner schließlich eine<br />

Abb. 4: Vegetative Dysregulationen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Hysterie diagnostiziert; wie letztendlich<br />

massivere, auch sichtbare Beschwerden<br />

<strong>der</strong> Haut o<strong>der</strong> Migräneanfälle<br />

in die Isolierung und zu<br />

Suizidgedanken führen.<br />

Oft sind es Frauen mittleren<br />

Alters, die gemäß <strong>der</strong> Möglichkeiten<br />

des Chipkarten-Zeitalters bereits<br />

mehrfach organische Ursachen haben<br />

ausschließen lassen. Diese Patientinnen<br />

fühlen sich mit <strong>der</strong> Ausschlußdiagnose<br />

„vegetative Dystonie“<br />

mißverstanden. Der Kommentar, daß<br />

ja nur eine funktionelle Störung vorliege,<br />

vermittelt, statt zu beruhigen,<br />

ein Gefühl des Alleingelassenseins.<br />

Technisch erhobene Befunde sagen<br />

grundsätzlich nichts über das tatsächliche<br />

Befinden aus! Wie segensreich<br />

können Sie hier als Neuraltherapeut<br />

mit einigen wie<strong>der</strong>holten<br />

Injektionen eine Normalisierung <strong>der</strong><br />

gesamten Symptomatologie herbeiführen.<br />

Häufig erlebe ich schon nach<br />

<strong>der</strong> ersten Behandlung ein befreiendes<br />

Weinen, wenn sich eine entscheidende<br />

Blockade an diesem Mittler zwischen<br />

Psyche und Soma löst. Als Neuraltherapeuten<br />

sind wir es ja gewohnt,<br />

von emotionalen Entladungen nach<br />

unserer Therapie zu hören. Aber bei<br />

keiner an<strong>der</strong>en Injektion tritt das so<br />

gehäuft ein wie nach <strong>der</strong> in die<br />

Schilddrüse.<br />

Diese Behandlung kann bei positiven<br />

Rückmeldungen in ca. einwöchigen<br />

Abständen wie<strong>der</strong>holt werden, bis<br />

sich <strong>der</strong> Gesamtzustand stabilisiert<br />

hat; in Extremfällen auch bis zu<br />

10mal.<br />

Seitdem ich diese Injektionen in<br />

fast alle Therapien von psychosomatischen<br />

Krankheiten mit einbeziehe, erziele<br />

ich auch dabei bessere Resultate.<br />

So sprechen Behandlungen <strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis,<br />

<strong>der</strong> chronischen Sinusitis,<br />

des Asthmas und verschiedener<br />

Magen- und Darmerkrankungen von<br />

<strong>der</strong> Gastralgie bis zur Colitis ulcerosa<br />

besser an.<br />

In seltenen Fällen mag auch die<br />

Schilddrüse selbst bei Zustand nach<br />

einer Strumitis ein Störfeld darstellen.<br />

Meist aber kann sie nach unserer<br />

Originalarbeit<br />

Intervention ihrer Schlüsselrolle zwischen<br />

Kopf und Bauch, zwischen<br />

Seele und Körper wie<strong>der</strong> besser gerecht<br />

werden.<br />

Dies alles gilt in beson<strong>der</strong>em<br />

Maße <strong>für</strong> gynäkologische Krankheitsbil<strong>der</strong>,<br />

wie Störungen <strong>der</strong> Regelblutung,<br />

Dysmenorrhoe, Fluor, Reizblase,<br />

vorzeitige Wehen bis zum drohenden<br />

Abort, Angst vor <strong>der</strong> Geburt<br />

und die Palette <strong>der</strong> klimakterischen<br />

Beschwerden (Abb. 5). Hier mag<br />

Procain auch als „Phobolyticum“ eine<br />

Rolle spielen. (MINK)<br />

Abb. 5: Gynäkologische Indikationen<br />

<strong>für</strong> die Schilddrüsen-Injektion<br />

Bekannt ist ja die Geschichte des<br />

Tierarztes KOTHBAUER, <strong>der</strong> mit Hilfe<br />

von Procain-Injektionen in die Schilddrüse<br />

Kühe ruhiger stellte und <strong>der</strong>en<br />

Milchleistung deutlich steigern konnte.<br />

Die in Abb. 3 aufgelisteten häufigsten<br />

Indikationen enthalten in einer<br />

Zeile so gegensätzliche Diagnosen<br />

wie Hyper- und Hypothyreosen. Dies<br />

mag dem Einsteiger befremdlich vorkommen.<br />

Wer aber begriffen hat, daß<br />

wir einen regulativen Stoß vor allem<br />

ins Vegetativum vornehmen, kann die<br />

therapeutischen Möglichkeiten nachvollziehen.<br />

Unter neuraltherapeutischer<br />

Behandlung <strong>der</strong> manifesten<br />

Hyperthyreose kann die thyreostatische<br />

Medikation, natürlich unter engmaschigen<br />

Laborkontrollen, meist<br />

wegfallen.<br />

Beispielhaft sei ein Fall einer 26jährigen<br />

Frau: Nach regelrechter<br />

Schwangerschaft und unkomplizierter<br />

Geburt des 1. Kindes traten im HWS-<br />

Schulter-Arm-Bereich starke Schmerzen<br />

mit erheblicher Bewegungseinschränkung,<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Kopf-<br />

154<br />

rotation auf. Dazu gesellten sich die<br />

typischen Symptome einer Hyperthyreose<br />

wie Schlaflosigkeit, Diarrhoe,<br />

Herzrasen und Gewichtsverlust<br />

trotz gesteigerten Appetits. Hektik<br />

und Aufgedrehtsein bei gleichzeitiger<br />

Belastung durch das Baby ließen einen<br />

geregelten Alltag nicht mehr zu.<br />

Die anfänglich gute Laktation ließ<br />

schnell nach und war bereits vier<br />

Wochen postpartal versiegt. Zu diesem<br />

Zeitpunkt war <strong>der</strong> T3/T4-Test<br />

noch im Normbereich, lokale Therapien<br />

<strong>der</strong> HWS blieben erfolglos. Als<br />

die völlig abgemagerte und entnervte<br />

Patientin zwei Monate später zu mir<br />

kam, hatte sie 14 kg weniger Gewicht<br />

als vor <strong>der</strong> Schwangerschaft. Der T4-<br />

Test lag jetzt im hyperthyreoten Bereich.<br />

Die insgesamt vier Behandlungen<br />

bestanden immer in Injektionen in die<br />

Schilddrüse und bei den ersten beiden<br />

Malen im Anspritzen des Plexus<br />

Utero-Vaginalis unter <strong>der</strong> Vorstellung<br />

eines Störfeldes im gynäkologischen<br />

Raum. Nach fünf Wochen bestand<br />

völlige Beschwerdefreiheit, das Gewicht<br />

hatte schon um 5 kg zugenommen.<br />

Auch bei <strong>der</strong> Hypothyreose lohnt<br />

sich ein Versuch mit Neuraltherapie<br />

nach HUNEKE; im günstigen Fall kann<br />

die Hormonsubstitution schrittweise<br />

abgebaut werden.<br />

Eine interessante Indikation besteht<br />

in <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> vegetativen<br />

Begleitsymptomatik <strong>der</strong> Alkoholkrankheit.<br />

DIETZ konnte bei über 60 %<br />

<strong>der</strong> behandelten Alkoholiker eine viermonatige<br />

Totalabstinenz erreichen.<br />

Die Kontraindikationen sind<br />

schnell aufgezählt (Abb. 6). Die akute<br />

Abb. 6: Kontraindikationen <strong>der</strong><br />

Schilddrüsen-Injektion<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Abb. 7: Die Injektionstechnik<br />

Strumitis könnte durch eine Injektion<br />

weiter gereizt werden. Eine vorangegangene<br />

Radio-Jod-Therapie stellt <strong>für</strong><br />

sechs Monate, eine Szintigraphie <strong>für</strong><br />

drei Monate eine Kontraindikation<br />

dar. Hier könnte die Injektion eine<br />

Strumitis provozieren.<br />

Die Injektionstechnik ist recht einfach<br />

und bereits in den Grundkursen<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Originalarbeit<br />

unter Anleitung schnell erlernbar<br />

(Abb. 7). Ich gehe so vor, daß ich mit<br />

dem linken Zeige- und Ringfinger den<br />

Unterrand des Organs leicht nach cranial<br />

schiebe und mit dünner Nadel ca.<br />

1,5 cm tief in sagittaler Richtung einsteche.<br />

Nach negativer Aspiration<br />

spritze ich je nach Größe des Organs<br />

1-1,5 ml 1%iges Procain in jeden<br />

Lappen, bei großen Strumen auch mit<br />

mehreren Einstichen noch mehr.<br />

Je öfter Sie diese Injektion in Ihre<br />

therapeutischen Überlegungen einbeziehen,<br />

um so mehr werden Sie die<br />

Effektivität schätzen lernen. Manchmal<br />

stellt sich ein spürbarer Erfolg<br />

erst nach <strong>der</strong> 2. o<strong>der</strong> 3. Injektion ein.<br />

Dann benötigt die festgefahrene Imbalance<br />

häufigere Anstöße, o<strong>der</strong> ein<br />

aktives Störfeld muß zunächst ausgeschaltet<br />

werden.<br />

Literatur<br />

Barop, H.: Lehrbuch und Atlas Neuraltherapie<br />

nach Huneke. Hippokrates Verlag Stuttgart,<br />

1996<br />

Dietz, B.: Freudenstädter Vorträge 1988. 13.<br />

Band, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg,<br />

1989<br />

Hypo-A<br />

155<br />

Dosch, P.: Lehrbuch <strong>der</strong> Neuraltherapie nach<br />

Huneke, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg,<br />

l3. Auflage 1989<br />

Kieper, V.: Freudenstädter Vorträge 1985. 10.<br />

Band, Karl F. Haug Verlag, Heidelberg,<br />

l986<br />

Mink, E.: Naturheilverfahren in <strong>der</strong> Gynäkologie,<br />

Karl F. Haug Verlag, 2. Auflage,<br />

1984<br />

Pischinger, A.: Das System <strong>der</strong> Grundregulation,<br />

Karl F. Haug Verlag, 8. Auflage,<br />

1990<br />

Dr. med. Gerd H. Droß<br />

Facharzt <strong>für</strong> Allgemeinmedizin,<br />

Naturheilverfahren<br />

Markstraße 413a<br />

44795 Bochum


Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Resumen<br />

Originalarbeit<br />

Wechselhaftigkeit und Unentschlossenheit<br />

bei Pulsatilla<br />

S. Schikora, M. M. Hadulla, O. Richter<br />

Etymologie<br />

Der Name Pulsatilla leitet sich von<br />

dem lateinischen Wort „pulsare“ ab,<br />

was wörtlich übersetzt „schlagen“<br />

(vom Wind hin- und hergeschlagen<br />

werden; keine festen Stiele habend)<br />

bedeutet. Prater (Genitiv: Pratensis)<br />

heißt „Wiese“ und deutet auf den Ort<br />

des Wachstums <strong>der</strong> Pflanze hin. Pul-<br />

Die Verfasser berichten über die Wechselhaftigkeit, Unentschlossenheit,<br />

das Sicherheitsbedürfnis, die Stärke und das emotionale Einfühlungsvermögen<br />

von Pulsatilla. Pulsatilla ist eines <strong>der</strong> häufigst gebrauchten<br />

Mittel, ein Polychrest. Den Prüfsymptomen von SAMUEL HAHNEMANN<br />

(Reine Arzneimittellehre) werden Pulsatilla-Symptome aus <strong>der</strong> Kunst<br />

gegenübergestellt: „Der Frühling“ von SANDRO BOTTICELLI.<br />

Schlüsselwörter: Pulsatilla pratensis nigrans, Windröschen, Homöopathie<br />

The authors report on the wavering, undecided nature and need for security<br />

es well as the strength and emotional sensitivity of Pulsatilla.<br />

Pulsatilla is one of the most frequently used agents, a polychrest. The test<br />

symptoms defined by SAMUEL HAHNEMANN (Pure Theory of MedicaI Drugs)<br />

are compared with Pulsatilla symptoms from the arts: „Spring“ by SANDRO<br />

BOTTICELLI.<br />

Key words: Pulsatilla pratensis nigrans, pasque flower, homeopathy<br />

Los autores so refieren a la versatilidad, la irresolución, la demanda de<br />

seguridad, la fuerza y la compenetración emocional de Ia pulsatilla. La<br />

pulsatilla es uno de los medicamentos de aplicación más frecuente, un<br />

policresto. Los síntomas de verificación de SAMUEL HAHNEMANN (instrucción<br />

pura sobre los remedios) se contrastan con síntomas de pulsatilla de<br />

las artes: „La primavera“ de SANDRO BOTTICELLI.<br />

Términos claves: Pulsatilla pratensis nigrans, pulsatila, homeopatía<br />

156<br />

satilla gehört zu <strong>der</strong> Gattung <strong>der</strong><br />

Anemonen und „anemos“ heißt im<br />

Griechischen „Wind“ (= Wind).<br />

Der deutsche Name „Küchenschelle“<br />

stammt von „Kuh-Schelle“,<br />

dem Volksnamen, und bezieht sich auf<br />

die Glockenform <strong>der</strong> schönen Blüte,<br />

bezieht sich also nicht auf Küche, wie<br />

man eventuell denken könnte.<br />

Nach alter griechischer Sage soll<br />

die Küchenschelle aus den Tränen <strong>der</strong><br />

APHRODITE entstanden sein, als sie den<br />

Jüngling ADONIS beweinte, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

Jagd von einem Eber getötet wurde.<br />

Folgendes hat sich nach <strong>der</strong> griechischen<br />

Sage zugetragen: ADONIS, ein<br />

schöner Königssohn, wurde von<br />

APHRODITE, <strong>der</strong> Göttin <strong>der</strong> Liebe und<br />

Schönheit, begehrt und geliebt. Auf<br />

<strong>der</strong> Jagd tötete ihn ein Eber. APHRO-<br />

DITE ließ aus seinem Blut eine Blume<br />

aufsprießen und erreichte von PERSE-<br />

PHONE, <strong>der</strong> Göttin <strong>der</strong> Unterwelt, daß<br />

ADONIS nur einen Teil des Jahres im<br />

Schattenreich zu weilen brauchte; die<br />

übrige Zeit durfte er mit APHRODITE in<br />

<strong>der</strong> Oberwelt verbringen und sich an<br />

ihrer Liebe und Schönheit erfreuen.<br />

Der Altmeister <strong>der</strong> philologischen<br />

Betrachtungsweise in <strong>der</strong> Homöopathie<br />

W. GAWLIK (5) schil<strong>der</strong>t das in<br />

seiner typischen, blumigen Schreibweise<br />

wie folgt:<br />

„In den antiken Mythen ist die Anemone nur äußerlich<br />

dargestellt. Die Pflanze ist eines Tages,<br />

so erzählt man, aus dem Blute des schönen<br />

Jünglings ADONIS gewachsen. In OVIDs Metamorphosen<br />

ist nachzulesen, daß APHRODITE, die<br />

Göttin <strong>der</strong> Liebe, sich in den Jüngling ADONIS<br />

verliebte. Dieser war Symbol <strong>für</strong> die Schönheit<br />

des jugendlichen Mannes. Der Kriegsgott ARES,<br />

<strong>der</strong> APHRODITE begehrt, brennt nur vor Eifersucht<br />

auf seinen Rivalen ADONIS und läßt ihn<br />

umbringen: ADONIS ist auf <strong>der</strong> Jagd, als ihm<br />

ARES einen ganz beson<strong>der</strong>s wilden Eber sendet,<br />

<strong>der</strong> ihn tödlich verletzt. APHRODITE läßt weiße<br />

Vögel zu ADONIS fliegen und verspricht in ohnmächtigem<br />

Trauergebet, daß sich zu seines<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Todes Gedächtnis das vergossene Blut zu lieblichen<br />

Blumen entwickeln wird. Sie besprengt<br />

das Blut mit Nektar. Es entstehen verschiedenfarbige<br />

Blumen, die nach allen Seiten vom<br />

Wind verweht werden (Anemone – Windröschen).“<br />

Wichtig <strong>für</strong> uns ist, daß dieser<br />

Mythos schon zu früheren Zeiten als<br />

Sinnbild des Absterbens und Wie<strong>der</strong>erwachens<br />

<strong>der</strong> Natur gedeutet wurde.<br />

ADONIS ist ursprünglich auch einer <strong>der</strong><br />

zahlreichen Götter, die sterben und<br />

wie<strong>der</strong>auferstehen, ein Symbol <strong>für</strong><br />

Werden – Vergehen, Wie<strong>der</strong>geburt –<br />

Unsterblichkeit.<br />

In unserer heutigen Zeit sind die<br />

Adonisgärtchen noch manch einem<br />

ein Begriff. Gemeint sind Blumentöpfe<br />

o<strong>der</strong> -körbe, in die man vor dem<br />

Adonisfest schnellwachsende und<br />

dann schnellwelkende Pflanzen säte,<br />

als Symbol des Aufblühens und Vergehens<br />

<strong>der</strong> Natur. Das heißt, jedes<br />

Jahr im Frühling erinnert Pulsatilla an<br />

den Tod von ADONIS, an die Unterwelt,<br />

die durch die dunkle Jahreszeit<br />

symbolisiert wird, die im Frühjahr<br />

dann durch die Oberwelt, den Frühling<br />

mit seinem Wachstum, erlöst<br />

wird.<br />

Die Bezeichnung <strong>der</strong> Pflanze bei<br />

SAMUEL HAHNEMANN (7) lautete „Pulsatilla<br />

pratensis nigrans“, und auch bei<br />

einigen seiner Schüler, wie z.B. bei<br />

G. H. G. JAHR (8), läßt sich <strong>der</strong> Zusatz<br />

„nigrans“ (lat.: niger, nigra, nigrum =<br />

schwarz) finden, was <strong>für</strong> uns im übertragenen<br />

Sinn ein Hinweis <strong>für</strong> Symbolik<br />

von Licht und Dunkelheit ist,<br />

Himmel und Hölle, Gut und Böse –<br />

Begriffspaare, um die seit Urzeiten die<br />

Gedanken <strong>der</strong> Menschen kreisen und<br />

Hauptthemen von Mythen, Religionen<br />

und Philosophien sind. Wir leben in<br />

einer Welt <strong>der</strong> Polaritäten, in <strong>der</strong> wir<br />

ständig gezwungen sind, Entscheidungen<br />

zu treffen, zu unterscheiden,<br />

zu wählen. So erleben wir täglich die<br />

Spannungen <strong>der</strong> Gegensätze. Frühere<br />

Kulturen haben sich damit zentral beschäftigt,<br />

doch in unserer Zeit und<br />

Kultur wird dies sehr stark verdrängt.<br />

Gerne basteln wir uns eine heile Welt,<br />

in <strong>der</strong> wir möglichst keine Verantwortung<br />

übernehmen müssen. Auch<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Originalarbeit<br />

wird gerne geglaubt, zwischen Gut<br />

und Böse, Richtig und Falsch wählen<br />

zu können, und dabei vergessen wir<br />

die ureigentliche Hybris dieser Einstellung.<br />

Wir sollten wie<strong>der</strong> lernen,<br />

beide Pole in Betracht zu ziehen, ihre<br />

Gemeinsamkeiten erkennen, denn es<br />

gibt immer nur beide Pole zusammen<br />

und nie einen alleine, das eine kann<br />

ohne das an<strong>der</strong>e nicht existieren.<br />

Vielleicht kann uns Pulsatilla helfen,<br />

Leben und Tod, Werden und Vergehen<br />

als etwas Natürliches zu sehen. Wie<strong>der</strong>geburt,<br />

ewiges Leben und Sterben<br />

müssen dann keine tabuisierten<br />

Themen mehr sein, son<strong>der</strong>n sie gehören<br />

zum Leben. Pulsatilla kann dazu<br />

eventuell beitragen und uns die Augen<br />

öffnen. Vielleicht ist gerade deshalb<br />

Pulsatilla eines <strong>der</strong> häufigst gebrauchten<br />

Polychreste unserer Tage, da wir<br />

heute extrem einseitig orientiert sind.<br />

Möge diese Erörterung manchem vielleicht<br />

zu spekulativ erscheinen, so<br />

führt das oben Gesagte in jene<br />

schwarzen (= niger) Unterweltbereiche<br />

und hellen (prater s.o.) Oberweltbereiche.<br />

Die Blütezeit von Pulsatilla ist unmittelbar<br />

nach <strong>der</strong> dunklen (schwarzen)<br />

Jahreszeit. Das Schwarze,<br />

Dunkle, Blinde finden wir auch bei<br />

STÖRCK wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Ende des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

großes Aufsehen erregte, als<br />

er mit Pulsatilla Blinde erfolgreich behandelte.<br />

STÖRCK war einer <strong>der</strong> Lehrer<br />

von SAMUEL HAHNEMANN in Wien.<br />

Die Affinität von Pulsatilla <strong>für</strong> die<br />

Augen ist seit dem Altertum bekannt.<br />

Botanik<br />

Die Pulsatilla wird auch das Windblümchen<br />

(Anemone) genannt, da sie<br />

klein und zart ist und sich mit dem<br />

Wind hin- und herbewegt. Diese<br />

Signatur weist auch schon auf die<br />

Gemütssymptome dieses Konstitutionstyps<br />

hin.<br />

Die Küchenschelle blüht im Übergang<br />

von Winter zum Frühjahr nach<br />

<strong>der</strong> Schneeschmelze und wächst auf<br />

kalk- und kieselsäurereichem Boden<br />

159<br />

(Silicea und Calcarea sind Ergänzungsmittel)<br />

in Mitteleuropa auf<br />

Hochflächen.<br />

B. VONARBURG (14) schreibt:<br />

„Die Wiesenküchenschelle ist ein ausdauerndes<br />

Hahnenfußgewächs (Ranunculacea) mit vielköpfigem<br />

Wurzelstock und Blättern, die vierteilige,<br />

fie<strong>der</strong>schnittige Abschnitte und lineale<br />

Lappen vorweisen. Der 20-40 cm hohe Schaft<br />

trägt gewöhnlich nur eine seidig behaarte, wun<strong>der</strong>schöne<br />

Blüte mit drei sitzenden Hüllblättern.<br />

Die nickenden Blumen sind glockig und dunkelviolett<br />

o<strong>der</strong> hellviolett gefärbt. Blütezeit<br />

April bis Mai. Aus den zahlreichen Fruchtknoten<br />

mit langen, fadenförmigen Griffeln entstehen<br />

Früchte, die zu einem kugeligen Köpfchen<br />

angehäuft sind. Sie verlängern sich zu geschwänzten<br />

Nußfrüchten und werden durch den<br />

Wind verbreitet. Diese Fe<strong>der</strong>schweifflieger vermögen<br />

nicht nur beachtliche Strecken zurückzulegen;<br />

ihre scharfen Spitzen, an denen die<br />

Früchtchen hängen, sind sogar in <strong>der</strong> Lage, sich<br />

durch ihre hydroskopischen Bewegungen tief in<br />

die Erde zu bohren.“<br />

Es gibt an die 100 Unterarten <strong>der</strong><br />

Spezies Pulsatilla und sehr viele, nach<br />

Farbe, Form und Behaarung zu differenzierende<br />

Variationen. Die Farbe<br />

kann von hell-zarten Tönen bis ins<br />

kräftige Violett reichen. Im folgenden<br />

seien nur einige Arten aufgeführt:<br />

Pulsatilla alpina = Alpenanemone<br />

Anemone = Schwefelsulphurea<br />

anemone<br />

Pulsatilla vernalis = Frühlingsanemone<br />

Pulsatilla vulgaris = gewöhnliche<br />

Küchenschelle<br />

Pulsatilla montana = Bergküchenschelle<br />

Verschiedene Arten werden auch<br />

in Ziergärten gezogen.<br />

(Anmerkung: Siehe hierzu auch<br />

die nachfolgenden Ausführungen zum<br />

Arzneimittelbild von Pulsatilla mit<br />

den verschiedenen Ausprägungen und<br />

häufig schwierigen Differentialdiagnosen,<br />

die wie<strong>der</strong>um die Variabilität<br />

<strong>der</strong> Pflanze wi<strong>der</strong>spiegeln.)<br />

Typisch <strong>für</strong> Pulsatilla ist <strong>der</strong> feine<br />

Daunenschleier, <strong>der</strong> an das Fell eines<br />

Tieres o<strong>der</strong> an die Daunen eines<br />

Küken erinnert. Dieses samtige Haarkleid<br />

weist auch schon auf die Modalitäten<br />

hin, nämlich daß die Küchenschelle<br />

ein geringes Wärmebedürfnis<br />

hat.


Für die Patientinnen (Pulsatilla<br />

finden wir vorwiegend bei Frauen und<br />

Kin<strong>der</strong>n) ist die Wechselhaftigkeit in<br />

allen Bereichen ein typisches Zeichen.<br />

Franzosen nennen sie „fleur de vent“,<br />

übersetzt „Blume des Windes“, was<br />

auch auf die Symptome hinweist, die<br />

so unbeständig, flüchtig und wechselhaft<br />

sind wie <strong>der</strong> Wind, den die<br />

Pflanze so liebt.<br />

Vergessen darf man jedoch nicht,<br />

daß die Pflanze fest im Boden verwurzelt<br />

ist und so manchen Sturm gut<br />

überleben kann, bei dem ein großer<br />

Baum zu Boden gebracht werden<br />

könnte.<br />

So durstlos wie die Pflanze, die<br />

auf trockenem, sandigem Boden gedeiht,<br />

sind auch die Pulsatilla-Patienten.<br />

Pulsatilla gedeiht gerne in kleinen<br />

Grüppchen, und man findet sie nur<br />

selten alleine.<br />

(Anmerkung: Auch hier sehen wir<br />

im Spiegel <strong>der</strong> Natur, gleichsam wesenhaft,<br />

was dann das Arzneimittelbild<br />

zeigt.)<br />

Die Urtinktur wird hauptsächlich<br />

aus <strong>der</strong> ganzen Pflanze hergestellt, die<br />

zur Blütezeit gesammelt wird.<br />

Toxikologie<br />

Giftige Inhaltsstoffe von Pulsatilla<br />

sind Protoanemonin und Pulsatillakampfer.<br />

Dieser Anemonenkampfer<br />

enthält einen Hautreizstoff, <strong>der</strong> auch<br />

in an<strong>der</strong>en Ranunculus-Arten vorkommt.<br />

SAMUEL HAHNEMANN (6) schreibt<br />

in seinem Apothekerlexikon folgendes:<br />

„Beim Zerschneiden des frischen Krautes steigt<br />

schon ein scharfer Dunst auf, welcher in <strong>der</strong><br />

Nase, auf <strong>der</strong> Zunge und den Lippen beißt, <strong>der</strong><br />

bei Bereitung des Extraktes in <strong>der</strong> Hitze entweichende<br />

Dunst aber greift auch die Augenli<strong>der</strong> an<br />

und erregt Dunkelheit des Gesichts.“<br />

Die Blätter <strong>der</strong> frischen Pflanze<br />

schmecken scharf, sind Übelkeit erregend<br />

und brennen. Ihr Saft liefert ein<br />

wundfressendes Öl, das sogar, wenn<br />

es längere Zeit in Kontakt mit einer<br />

Originalarbeit<br />

Abb. 1: Pulsatilla mit feinem Daunenschleier<br />

Stelle bleibt, Gangrän verursachen<br />

kann.<br />

Ihre Giftigkeit verliert die Pflanze<br />

bei <strong>der</strong> Trocknung, da sich die Toxine<br />

dabei zersetzen.<br />

Bei innerer Vergiftung kommt es<br />

zu Durchfall, kolikartigen Bauchschmerzen,<br />

Schwindel, die Haut und<br />

Nasenschleimhaut entzünden sich und<br />

letztendlich kann es zum Kollaps<br />

kommen.<br />

Abb. 2: Eine Gruppe dunkelviolett<br />

blühen<strong>der</strong> Windblümchen<br />

160<br />

Arzneimittelbild<br />

Charakteristisches<br />

Pulsatilla ist primär ein Mittel <strong>für</strong><br />

Frauen und Kin<strong>der</strong>. Braucht ein Mann<br />

Pulsatilla, so ist er in <strong>der</strong> Regel ein<br />

weicher, sanfter Männertyp. Pulsatilla-Frauen<br />

sind oft, aber keineswegs<br />

ausschließlich hübsche, blauäugige,<br />

blonde, eher mollige Frauen mit zartem<br />

Teint, die attraktiv auf Männer<br />

wirken. Instinktiv will man sie halten<br />

und beschützen.<br />

Gemäß <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Einleitung erwähnten<br />

Bipolarität in jedem Kapitel,<br />

wollen wir auch hier darauf hinweisen,<br />

daß es auch bei Pulsatilla viele<br />

dunkle Eigenschaften gibt. Es muß<br />

nicht immer eine Frau sein wie die<br />

von BOTTICELLI gemalte PRIMAVERA.<br />

Auch eine dicke, <strong>der</strong>be Bauersfrau,<br />

die nach <strong>der</strong> 3. Geburt körperliche o<strong>der</strong><br />

seelische Symptome entwickelt, kann<br />

durchaus Pulsatilla benötigen. Bezug<br />

nehmend auf das Beispiel <strong>der</strong> „<strong>der</strong>ben<br />

Bauersfrau“, läßt sich feststellen, daß<br />

Pulsatilla oft bei allen hormonellen<br />

Umstellungsphasen angezeigt ist, wie<br />

z.B. in <strong>der</strong> Pubertät, Schwangerschaft,<br />

dem Klimakterium, aber auch bei<br />

Ödemneigung, Varizen etc.<br />

Eines <strong>der</strong> Hauptmerkmale dieses<br />

Konstitutionstyps ist die Wechselhaftigkeit<br />

/ Verän<strong>der</strong>lichkeit, wie die<br />

kleine Blume, die vom Wind hin- und<br />

herbewegt wird. So wan<strong>der</strong>n z.B. die<br />

Schmerzen von einem Körperteil zum<br />

an<strong>der</strong>en, Schmerzen treten plötzlich<br />

auf und können auch plötzlich verschwinden,<br />

die Abson<strong>der</strong>ungen variieren,<br />

die Stimmung kann plötzlich<br />

wechseln. Daher ist es sehr schwierig,<br />

Modalitäten von einer Pulsatilla-<br />

Patientin zu erfahren.<br />

Genauso wie <strong>der</strong> Pflanze geht es<br />

<strong>der</strong> Pulsatilla-Patientin durch leichte<br />

Bewegung besser, wie z.B. durch<br />

langsames Spazierengehen an frischer<br />

Luft. Und auch das ist typisch <strong>für</strong><br />

Pulsatilla: Stickige, warme Räume<br />

schwächen sie, auch das können wir<br />

bei unserer zarten, kleinen Blume beobachten,<br />

die bei Sonne und warmem<br />

Wetter welkt.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Obwohl sie lieb aussieht, sich<br />

sanft und nachgiebig verhält, hat sie<br />

doch eine enorme Stärke, was auf die<br />

elastische Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Pflanze zurückzuführen ist. Sie besitzt<br />

eine Beharrlichkeit, mit <strong>der</strong> sie nicht<br />

selten ihr Ziel erreicht. Wer sich unter<br />

Schnee hervorarbeitet, in Frost, Felsen<br />

und Gebirge besteht, kann nicht nur<br />

sanft sein.<br />

Sie ist sehr einfühlsam, rücksichtsvoll<br />

und offen <strong>für</strong> die Bedürfnisse an<strong>der</strong>er<br />

und trägt durch ihre entgegenkommende<br />

Art zu einem harmonischen<br />

Zusammensein bei, sowohl im<br />

Berufsleben als auch in einer Zweierbeziehung.<br />

Auch wenn sie reizbar ist,<br />

ist sie nie aggressiv, verletzend o<strong>der</strong><br />

verbittert, son<strong>der</strong>n eher als leicht beleidigt<br />

zu beschreiben.<br />

Wenn wir wie<strong>der</strong> zurück zur<br />

Pflanze Pulsatilla gehen, können wir<br />

sehen, daß die Küchenschelle in Gruppen<br />

wächst, und genauso braucht die<br />

Pulsatilla-Frau Menschen, die ihr ein<br />

Gefühl <strong>der</strong> Sicherheit vermitteln.<br />

Bei Kin<strong>der</strong>n können wir sehen,<br />

daß sie sich auf dem Schoß <strong>der</strong> Mutter<br />

am wohlsten fühlen o<strong>der</strong> an <strong>der</strong>en<br />

Rockzipfel hängen. Pulsatilla-Kin<strong>der</strong><br />

sind liebe, brave, freundliche, leichterziehbare<br />

Kin<strong>der</strong>, die viel körperliche<br />

Zuwendung in Form von Schmusen<br />

und Kuscheln brauchen. Sie sind<br />

friedliebend, stellen deshalb ihre eigenen<br />

Bedürfnisse schon mal zurück,<br />

können aber auch gereizt sein und<br />

schmollen, dabei sind sie aber keinesfalls<br />

aggressiv. Nächtliche Ängste<br />

können auch charakteristisch sein <strong>für</strong><br />

Pulsatilla-Kin<strong>der</strong>. Bei dem bekannten<br />

deutschen Homöopathen W. GAWLIK<br />

(5) finden wir hierzu ergänzend:<br />

„Pulsatilla-Kin<strong>der</strong> haben es sehr gern, wenn<br />

man ihnen Geschichten erzählt, und sind beson<strong>der</strong>s<br />

zu beeindrucken durch Märchen, in denen<br />

<strong>der</strong> schwarze Mann, die Hexe o<strong>der</strong> irgendwelche<br />

an<strong>der</strong>en Figuren auftreten, die geeignet<br />

sind, in <strong>der</strong> Dunkelheit Furcht und in <strong>der</strong> Nacht<br />

Alpträume auszulösen.“<br />

Aber auch Erwachsene sind in gewisser<br />

Art abhängig und brauchen immer<br />

ein Gefühl <strong>der</strong> Sicherheit.<br />

Pulsatilla-Frauen fragen öfter als an<strong>der</strong>e<br />

ihren Ehepartner: „Liebst du<br />

Originalarbeit<br />

mich noch?“ Fühlt sich eine Pulsatilla-Patientin<br />

verlassen und leidet unter<br />

dem Gefühl <strong>der</strong> Einsamkeit, kann<br />

sie auch sehr mißtrauisch, neidisch,<br />

geizig, habgierig werden und auch eine<br />

gewisse Härte entwickeln.<br />

Durch dieses ausgeprägte Sicherheitsbedürfnis<br />

unterwirft sie sich auch<br />

leicht dem Einfluß eines an<strong>der</strong>en; das<br />

können die Eltern, <strong>der</strong> Ehepartner<br />

o<strong>der</strong> ein Guru sein, <strong>der</strong> es dann übernimmt,<br />

Entscheidungen <strong>für</strong> sie zu treffen<br />

und <strong>für</strong> sie zu sorgen.<br />

Diese Abhängigkeit kann sich zu<br />

Dogmatismus bis hin zu Fanatismus<br />

entwickeln. Dann zeigt sich Pulsatilla<br />

engstirnig mit fixen Ideen, oft wird<br />

auch ein rigides religiöses Denken an<br />

den Tag gelegt. Ihre Meinung wird<br />

dann als <strong>der</strong> einzig richtige Weg verteidigt.<br />

Sie kann dabei so unflexibel<br />

werden, daß sie sich selbst im Weg<br />

steht (z.B. daß sie sich total an eine<br />

Sekte bindet o<strong>der</strong> bestimmtes Diät-/<br />

Eßverhalten konsequent praktiziert).<br />

Pulsatilla lebt gerne in Großfamilien<br />

o<strong>der</strong> Gruppen zusammen (s.o.),<br />

denen sie sich harmonisch anpaßt. Sie<br />

wendet sich gerne mit ihren Problemen<br />

an Außenstehende, ist mitteilsam<br />

und empfänglich <strong>für</strong> Ratschläge und<br />

Tips von an<strong>der</strong>en. Es tut ihr auch gut,<br />

wenn sie sich ausweinen kann. Im Repertorium<br />

finden wir unter „Weinen<br />

bessert“ Pulsatilla u.a. 2wertig,<br />

„Trost bessert“, Pulsatilla u.a. 2wertig.<br />

(Bei <strong>der</strong> Differentialdiagnose werden<br />

wir näher auf Vergleichsmittel<br />

eingehen.)<br />

Pulsatilla ist von Natur aus freundlich<br />

und umgänglich. Sie errötet<br />

leicht, wird leicht verlegen, ist anfangs<br />

scheu und schüchtern, findet jedoch<br />

sehr schnell Kontakt zu an<strong>der</strong>en<br />

Menschen, gegenüber Männern oft<br />

mit einer Spur Koketterie. Sie liebt<br />

Gesellschaft und hat einen großen<br />

Bekanntenkreis, auf den sie bei Problemen<br />

auch zurückgreift, was auch<br />

wie<strong>der</strong> auf ihr Sicherheitsbedürfnis<br />

zurückzuführen ist. In Gesellschaft ist<br />

sie gesprächig, mitteilsam und ungezwungen.<br />

Eine weitere typische Charakter-<br />

162<br />

eigenschaft von Pulsatilla ist ihre<br />

Unentschlossenheit. Wie die Pflanze,<br />

die sich im Wind hin- und herbewegt,<br />

ist auch unser Pulsatilla-Konstitutionstyp<br />

nicht fähig, Entscheidungen<br />

zu treffen, schwankt hin und her, ist<br />

wechselhaft und unbeständig. Bei ihrer<br />

Unentschlossenheit spielt natürlich<br />

auch ihr Harmoniebedürfnis eine große<br />

Rolle, sie möchte es allen recht<br />

machen und möchte niemanden verletzen<br />

o<strong>der</strong> zurückstoßen. C. COULTER<br />

(4) schreibt:<br />

„Pulsatilla hört zu, spricht nicht dagegen, lächelt<br />

und scheint überzeugt zu sein, um dann<br />

nicht einen Millimeter von ihrem Standpunkt<br />

abzurücken.“<br />

Aber auch im Alltagsleben ist das<br />

Pulsatilla-Verhalten geprägt von einem<br />

Mangel an Entschlußkraft. An<br />

dieser Stelle möchten wir noch einmal<br />

W. GAWLIK (5) zitieren:<br />

„Pulsatilla ist immer verzögert. Kin<strong>der</strong> kommen<br />

zu spät in die Schule, bei Frauen kommt die<br />

Regel zu spät. Als Patient kommt Pulsatilla trotz<br />

mehrfacher Auffor<strong>der</strong>ung immer zu spät in die<br />

Sprechstunde. Er ist auch oft unzufrieden und<br />

möchte mehr als er hat, immer etwas Neues.<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite will er mit seinem Weinen<br />

die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und Mitleid<br />

erregen, vor allen Dingen braucht er Liebe. Gibt<br />

man ihm jedoch nur ein wenig Zuneigung, ein<br />

wenig Liebe, wird man voll ergriffen von <strong>der</strong><br />

Persönlichkeit, die einen absolut in Anspruch<br />

nimmt, von <strong>der</strong> man – wie von einer Klette –<br />

nicht mehr loskommt. Ein Wesenszug von<br />

Pulsatilla ist auch <strong>der</strong> Geiz. Pulsatilla ist eine<br />

gute Hausfrau, vielleicht gerade, weil sie so geizig<br />

ist. Sie ist sehr sparsam und verwendet alles,<br />

auch die Reste.“<br />

Dabei handelt es sich auch um die<br />

Menschen, die es nicht fertigbringen,<br />

ein klares „Nein“ auszusprechen.<br />

Denn das würde dann ja bedeuten, er<br />

hätte eine Entscheidung getroffen.<br />

Positiv gesehen besitzt Pulsatilla<br />

eine Fähigkeit, sich auf Gegebenes<br />

einzustellen und das Beste daraus zu<br />

machen. Sie ist offen <strong>für</strong> alles Schöne<br />

und kann sich gut auf die Stimmungen<br />

ihres Gegenüber einstellen. Auf <strong>der</strong><br />

emotionalen Ebene ist Pulsatilla „Der<br />

Wetterhahn unter den Arzneien“<br />

(BOERICKE), dessen Launen und Stimmungen<br />

geprägt sind, von <strong>der</strong> bereits<br />

beschriebenen Wechselhaftigkeit,<br />

Sensibilität und Verän<strong>der</strong>lichkeit.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Die frühesten Quellen, in denen<br />

Pulsatilla meisterhaft beschrieben<br />

wurde, kann <strong>der</strong> Leser direkt bei<br />

G.H.G. JAHR (8), in seinem 1848 erschienenen<br />

Werk „Homöopathische<br />

Heilmittel in <strong>der</strong> Gesamtheit ihrer bekannten<br />

Erstwirkungen und Heilanzeigen“,<br />

nachlesen.<br />

Scheinbar haben die meisten großen<br />

Homöopathen zu ihrer Pulsatilla<br />

ein fast zärtliches Liebesverhältnis<br />

aufgebaut, so daß wir auch auf den<br />

Altmeister J. KENT (9) verweisen, <strong>der</strong><br />

wichtige beson<strong>der</strong>e Beobachtungen zu<br />

Pulsatilla beigetragen hat. Den interessierten<br />

Leser bitten wir, in diesen<br />

beiden Quellen nachzulesen. Neben<br />

den Geistes- und Gemütssymptomen<br />

hat KENT auch die körperlichen Symptome<br />

herausgearbeitet. Zum Schluß<br />

zitiert er: „A good summery of this<br />

beautiful remedy.“<br />

TESTE (12) schreibt:<br />

„Von den zahlreichen Prüfungen, die HAHNE-<br />

MANN uns hinterlassen hat, scheint die von Pulsatilla<br />

diejenige zu sein, zu <strong>der</strong> er selbst mehr<br />

beigetragen hat als zu irgendeiner an<strong>der</strong>en; es<br />

ist eine <strong>der</strong> interessantesten und charakteristischsten<br />

Prüfungen seiner Arzneimittellehre.“<br />

Der Meister SAMUEL HAHNEMANN<br />

(7) beschreibt uns in seiner schönen<br />

Art das Bild von <strong>der</strong> Disposition und<br />

dem Temperament von Pulsatilla folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

„Es wird daher auch <strong>der</strong> arzneiliche Gebrauch<br />

<strong>der</strong> Pulsatilla um desto hilfreicher sein, wenn in<br />

Übeln, zu denen in Rücksicht <strong>der</strong> Körperzufälle<br />

dieses Kraut paßt, zugleich ein schüchternes,<br />

weinerliches, zu innerlicher Kränkung und stiller<br />

Ärgernis geneigtes, wenigstens mildes und<br />

nachgiebiges Gemüt im Kranken zugegen ist,<br />

zumal wenn er in gesunden Tagen gutmütig und<br />

mild war. Vorzüglich passen dazu langsame,<br />

phlegmatische Temperamente, dagegen am wenigsten<br />

Menschen von schneller Entschließung<br />

und rascher Beweglichkeit, wenn sie auch gutmütig<br />

zu sein scheinen. Am besten ist es, wenn<br />

auch untermischte Frostigkeit nicht fehlt und<br />

Durstlosigkeit zugegen ist. Bei Frauenzimmern<br />

paßt sie vorzüglich dann, wenn ihre Monatszeit<br />

einige Tage über die rechte Zeit einzutreten<br />

pflegt; so auch beson<strong>der</strong>s, wenn <strong>der</strong> Kranke<br />

abends lange liegen muß, ehe er in Schlaf geraten<br />

kann, und wo <strong>der</strong> Kranke sich abends am<br />

schlimmsten befindet. Sie dient in den Nachteilen<br />

von Genuß des Schweinefleisches.“<br />

An dieser Stelle möchten wir auch<br />

G. VITHOULKAS (13) zitieren, <strong>der</strong> Pulsatilla<br />

folgen<strong>der</strong>maßen vergleicht:<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Originalarbeit<br />

„Pulsatilla ist wie ein Fluß, <strong>der</strong> durch seine<br />

Umgebung geformt wird.“<br />

Im Repertorium (11) finden wir<br />

Pulsatilla in den Rubriken „Weinen“<br />

sehr oft. Hier einige, wie wir meinen,<br />

charakteristische Punkte:<br />

– sie heult grundlos (3)<br />

– weint bei Freudigem o<strong>der</strong> Traurigem<br />

(3)<br />

– lacht o<strong>der</strong> weint bei je<strong>der</strong> Gelegenheit<br />

(3)<br />

– sie weint, wenn sie von ihrer<br />

Krankheit erzählt (3)<br />

– sie weint unwillkürlich (3)<br />

– weint im Schlaf (2)<br />

– weint beim Stillen (2)<br />

– sie bricht wegen Kleinigkeiten in<br />

Tränen aus (1)<br />

Typisch ist auch, daß Trost Besserung<br />

verschafft. Auch eine gewisse Portion<br />

Selbstmitleid gehört zu Pulsatilla.<br />

Zitieren wir an dieser Stelle noch<br />

einmal die amerikanische Homöopathin<br />

C. COULTER (4). Sie schreibt:<br />

„Alles in allem besitzt Pulsatilla ein gewinnendes,<br />

angenehmes Wesen, und wenn ihre Sanftheit<br />

und Formbarkeit kombiniert sind mit den<br />

strengeren Eigenschaften an<strong>der</strong>er Konstitutionsmittel,<br />

erfüllen sie eine wohltuend ausgleichende<br />

Funktion: Sie mäßigen die Aggressivität<br />

von Arsenicum, dämpfen die sprunghafte<br />

Unruhe von Lachesis, mil<strong>der</strong>n die Schwermut<br />

und Strenge von Natrium muriaticum, lassen<br />

den streitlustigen Sulfur sanfter und Nux vomica<br />

weniger schroff sein, lassen Sepia ihre Unzufriedenheit<br />

leichter nehmen und machen den arroganten,<br />

barschen Lycopodium weicher.<br />

Obwohl sie sanft und nicht aggressiv ist, ist Pulsatilla<br />

keineswegs schwach. Ihre Stärke liegt in<br />

ihrer freundlichen, höflichen Haltung, ihrer mitfühlenden,<br />

sensiblen Art und auch in ihrem<br />

nachgiebigen, anpassungsfähigen Wesen.<br />

Schließlich ist die gewaltige Eiche vom Sturmwind<br />

gefällt worden, nicht hingegen das zarte,<br />

aber unverwüstliche Schilfrohr.“<br />

Körperliche Symptome<br />

Schlaf:<br />

schläft auf dem Bauch o<strong>der</strong> auf dem Rücken mit<br />

den Armen über dem Kopf<br />

Schlaf wird durch ein bestimmtes Lied gestört,<br />

das ihnen nicht mehr aus dem Kopf geht<br />

Augen:<br />

Abson<strong>der</strong>ungen dick, reichlich, gelbgrün und<br />

mild wie alle Pulsatilla-Abson<strong>der</strong>ungen<br />

entzündete, verklebte Li<strong>der</strong>, bluten leicht<br />

163<br />

Sehen von Nebel o<strong>der</strong> Schleier vor <strong>der</strong> Menses<br />

Konjunktivitis<br />

Ohren:<br />

akute und chronische Otitis media<br />

typischer Ohrfluß<br />

Gesicht:<br />

neuralgische Schmerzen<br />

marmorierter Teint<br />

aufgedunsen, aufgrund venöser Plethora<br />

Verdauungsapparat: Mund:<br />

trockener Mund, ohne Durst<br />

morgens schlechter Geschmack<br />

alle Speisen schmecken bitter<br />

Rachen:<br />

trockene Kehle<br />

Entzündung <strong>der</strong> Parotiden, Mumps<br />

dunkle, bläuliche Rötung <strong>der</strong> Rachenschleimhaut<br />

mit Varizen<br />

Magen:<br />

Abneigung und Unverträglichkeit von fetten<br />

Speisen<br />

Heißhunger im Wechsel mit Inappetenz<br />

schwierige, träge Verdauung<br />

die hervorstechendsten Magensymptome sind:<br />

Auftreibungsgefühl, Gasbildung, saures Aufstoßen<br />

nach dem Essen<br />

Abdomen:<br />

Durchfall mit wechselnden Stühlen<br />

Blähungen und Koliken<br />

chronische Verstopfung<br />

schmerzhafte Hämorrhoiden<br />

Harnorgane:<br />

unwillkürlicher Harnabgang beim Husten,<br />

Niesen, Lachen etc.<br />

Blasenschmerz, schlimmer gegen Ende <strong>der</strong> Entleerung<br />

schlimmer, wenn versucht wird, den Harn zurückzuhalten<br />

Einnässen im ersten Schlaf bei Kin<strong>der</strong>n<br />

chronischer Blasenkatarrh<br />

Atmungsorgane:<br />

Asthma, häufig allergisch<br />

Atemnot, beson<strong>der</strong>s nachts<br />

trockener Reizhusten die ganze Nacht<br />

Bronchitis mit trockenem Husten abends und<br />

lockerem Husten morgens<br />

morgens hört <strong>der</strong> Husten nach Schleimauswurf<br />

auf<br />

Rücken:<br />

Empfindung, als würde kaltes Wasser über den<br />

Rücken gegossen<br />

Extremitäten:<br />

wan<strong>der</strong>nde Arthritis<br />

rheumatische Glie<strong>der</strong>schmerzen, die schnell<br />

den Ort wechseln<br />

bohrende, nagende Schmerzen abends in den<br />

Fersen


schmerzhafte Varizen<br />

venöse Stase, bläuliche Beine mit geschwollenen<br />

Knöcheln<br />

Hitze in den Füßen, muß sie unter <strong>der</strong> Decke<br />

herausstrecken<br />

Fieber:<br />

sehr fröstelig<br />

durstlos<br />

reichlich Schweiß zwischen 2 Uhr und 5 Uhr<br />

nachts, teils nur einseitig<br />

Geschlechtsorgane: männlich:<br />

Übersteigerung des Sexualtriebes<br />

Orchitis<br />

Prostatitis<br />

Gonorrhoe mit dem Pulsatilla-typischen Ausfluß<br />

weiblich:<br />

Verschlechterung bei allen hormonellen Umstellungsphasen,<br />

wie Pubertät, Periode,<br />

Schwangerschaft, Klimakterium<br />

leicht unterdrückbare Menses<br />

Folge von unterdrückter Menses (z.B. Rückenschmerzen,<br />

Kopfschmerz, Epilepsie)<br />

Menses intermittierend<br />

Menstruationsfluß verän<strong>der</strong>lich<br />

Fehllagen bei Schwangerschaft<br />

unregelmäßige Wehen<br />

Entzündung <strong>der</strong> Ovarien<br />

Leukorrhoe, Dysmenorrhoe<br />

Modalitäten<br />

Verbesserung:<br />

im Freien bei frischer Luft<br />

durch kalte Anwendungen, trotz <strong>der</strong><br />

Frostigkeit<br />

durch langsame Bewegung, z.B. Gehen<br />

im Freien, beson<strong>der</strong>s in frischer,<br />

klarer Luft<br />

Liegen auf <strong>der</strong> schmerzhaften Seite<br />

Verschlimmerung:<br />

durch Wärme, im warmen Zimmer bei<br />

schlechter Luft<br />

durch Ruhe<br />

bei steigendem Luftdruck, wenn ein<br />

Sturm aufzieht<br />

nach dem Essen<br />

durch fette, schwere Speisen<br />

Differentialdiagnose<br />

Wie wir schon gehört haben, handelt<br />

es sich bei <strong>der</strong> Pulsatilla-Persönlichkeit<br />

um eine milde, liebe Person mit<br />

dem Hang zur Melancholie, Traurig-<br />

Originalarbeit<br />

keit, Tränen und Verzweiflung (oft religiöse<br />

Verzweiflung). Im Synthesis,<br />

Seite 176 (11) finden wir Pulsatilla<br />

4wertig bezüglich Traurigkeit und<br />

Schwermütigkeit. Wir müssen differentialdiagnostisch<br />

unter vielen an<strong>der</strong>en<br />

Mitteln unterscheiden:<br />

Causticum (3)<br />

traurig, weint schnell, extremes Mitgefühl,<br />

pessimistisch<br />

Graphites (3)<br />

weint oft und ohne Grund, auch aufgrund<br />

von Musik,<br />

traurig, mutlos, schwermütig<br />

Ignatia (3)<br />

extrem schneller Stimmungswechsel,<br />

traurig, schweigsam,<br />

seufzt, Trost verschlechtert<br />

Natrium-muriaticum (3)<br />

hält an altem Kummer fest, traurig,<br />

Trost verschlechtert<br />

Sepia (3)<br />

deprimiert, traurig, weint ununterbrochen,<br />

Sturheit, die leicht<br />

von Pulsatilla zu unterscheiden ist.<br />

Der Gemütszustand von Pulsatilla ist<br />

sehr verän<strong>der</strong>lich und wechselhaft.<br />

Im Synthesis (11) finden wir auf Seite<br />

164 unter „Stimmung verän<strong>der</strong>lich,<br />

unbeständig, wankelmütig“ Pulsatilla<br />

3wertig. Das finden wir unter an<strong>der</strong>em<br />

auch bei<br />

Nux vomica (1)<br />

außerordentlich reizbar, ungeduldig,<br />

nie mit etwas zufrieden,<br />

gerät durch Nichtigkeiten in Wut<br />

Ignatia (3)<br />

lacht ebenso schnell, wie sie weint,<br />

„himmelhoch jauchzend und zu Tode<br />

betrübt“ im schnellen Wechsel,<br />

traurig, melancholisch, weinerlich<br />

Lycopodium (3)<br />

leicht reizbar, empfindlich, erregbar,<br />

ängstlich,<br />

traurig, mutlos, depressiv<br />

Zincum (3)<br />

Wechsel von Fröhlichkeit und Trauer,<br />

Wechsel von Zorn und Zaghaftigkeit,<br />

Wechsel von Verzweiflung und Ruhe,<br />

geräuschempfindlich, melancholisch.<br />

Unentschlossenheit ist auch typisch<br />

<strong>für</strong> Pulsatilla. Blättern wir im Syn-<br />

164<br />

thesis (11), finden wir auf Seite 184<br />

unter „Unentschlossenheit“ Pulsatilla<br />

2wertig. Wir müssen folgende Mittel<br />

u.a. unterscheiden:<br />

Baryta-carbonica (4)<br />

kindische Geisteshaltung, schüchtern,<br />

Gedächtnisschwäche<br />

Helleborus niger (3)<br />

verschlossen, verzweifelt, melancholisch,<br />

traurig, abgestumpft<br />

Ignatia (3)<br />

unbeständig, streitsüchtig, unentschlossen,<br />

periodisch wie<strong>der</strong>kehrend<br />

Lycopodium (2)<br />

unentschlossen und mangelndes<br />

Selbstvertrauen<br />

Opium (3)<br />

will seine Ruhe, verlangt nach nichts,<br />

ausgeprägte Schläfrigkeit<br />

Petroleum (3)<br />

extrem unentschlossen, reizbar, heftig,<br />

leicht zornig.<br />

Ein weiteres wichtiges und typisches<br />

Merkmal <strong>für</strong> Pulsatilla ist ihre Milde<br />

(Nachgiebigkeit). Hier finden wir<br />

Pulsatilla 3wertig (Synthesis [11]<br />

Seite 122) und müssen u.a. folgende<br />

Mittel abgrenzen:<br />

Arsenicum (3)<br />

Überraschen<strong>der</strong>weise fanden wir Arsenicum<br />

3wertig im Synthesis.<br />

Cocculus (3)<br />

Zu HAHNEMANNs Zeiten ein Mittel <strong>für</strong><br />

jene, die Kranke zu pflegen haben<br />

(nicht berufsmäßig!).<br />

Natrium-muriaticum (3)<br />

Güte, innere Ausgeglichenheit,<br />

großes Einfühlungsvermögen,<br />

„meint es wohl“.<br />

Silicea (3)<br />

Als „chronische Pulsatilla“ finden wir<br />

auch Silicea 3wertig.<br />

Unter Schüchternheit/Zaghaftigkeit<br />

(Synth. Rep. [11] Seite 150) finden<br />

wir Pulsatilla 4wertig. Außerdem:<br />

Calcium carbonicum (3)<br />

leicht ablenkbar, zögernd, schüchtern,<br />

bescheiden,<br />

lethargisch, phlegmatisch, hält sich<br />

mit Kleinigkeiten auf<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Gelsemium (3)<br />

liebt Ruhe und Frieden,<br />

Trägheit in Reden und Denken<br />

Phosphorus (3)<br />

Unsicherheit über die eigene Identität<br />

Mangel an Stabilität,<br />

Verlangen nach Gesellschaft<br />

Silicea (4)<br />

Mangel an Entschlossenheit,<br />

nie<strong>der</strong>geschlagen, verzagt,<br />

vermeidet Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

scheut sich vor Nähe und Intimität<br />

Sepia (3)<br />

überlegene Zurückhaltung,<br />

Gesellschaft verschlechtert,<br />

leicht gekränkt,<br />

aufrichtig.<br />

Da Pulsatilla ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis<br />

hat, kann sie auch nicht<br />

alleine sein. Pulsatilla finden wir im<br />

Synthesis (11) Seite 63 unter Furcht,<br />

alleine zu sein, 2wertig, neben u.a.<br />

folgenden Vergleichsmitteln:<br />

Arsenicum (3)<br />

Furcht zu sterben,<br />

Furcht, ihm könnte etwas zustoßen<br />

Hyoscyamus niger (3)<br />

Furcht vor dem Alleinsein,<br />

Furcht vor Wasser,<br />

heftig, will schlagen, beißt, will nackt<br />

sein<br />

Kalium-carbonicum (3)<br />

ängstlich, voller Vorahnung, schreckhaft,<br />

kann es nicht ertragen, alleine zu sein<br />

Lycopodium (3)<br />

<strong>für</strong>chtet die Einsamkeit, ist aber gerne<br />

allein im Zimmer, wenn nebenan jemand<br />

ist, schweigsam<br />

Phosphorus (3)<br />

wenn Phosphor alleine ist, hat er ein<br />

Gefühl <strong>der</strong> Hilflosigkeit,<br />

daher begibt er sich sofort wie<strong>der</strong> in<br />

die Gesellschaft an<strong>der</strong>er Menschen.<br />

Da Pulsatilla aufgrund egoistischer<br />

Verlassenheitsängste Angst hat, die<br />

geliebten Menschen könnten ihr/ihm<br />

verlorengehen, müssen wir auch Beschwerde<br />

durch Eifersucht in Betracht<br />

ziehen. Pulsatilla finden wir hier<br />

im Synthesis (11), Seite 21, als 3wertiges<br />

Mittel. Außerdem 3wertig sind:<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Originalarbeit<br />

Hyoscyamus niger (3)<br />

tobt, reizbar, heftig, nervös, mißtrauisch,<br />

redet unzusammenhängend, lacht hysterisch<br />

Lachesis (2)<br />

sehr ungewöhnliche, unsinnige, beinahe<br />

verrückte Eifersucht gegen Abend<br />

Nux vomica (3)<br />

vorwurfsvoll, schimpft, beleidigt,<br />

weint lautstark.<br />

Ein weiterer wichtiger Charakterzug<br />

von Pulsatilla ist ihre Treue. Da Repertorien<br />

und Materia Medica überwiegend<br />

eine Sammlung negativer<br />

Symptome sind, haben spätere Generationen<br />

hier sicherlich Nachträge einzufügen.<br />

KASUISTIK<br />

„Der Frühling“<br />

von Sandro Botticelli<br />

„Al regno ove ogni Grazia si diletta<br />

Ove beltà di fiori al crin fa brolo<br />

Ove tutto lascivo drieto a Flora<br />

Zephiro vola e la verde erba infiora . . .<br />

Letizia balla in mezzo della via<br />

Voluttà con Bellezza si gavazza . . .“<br />

„Im Reich, wo alle Anmut sich erfreut,<br />

wo Schönheit Haar mit bunten Blumen<br />

schmückt,<br />

wo Zephir voll Verlangen Flora folgt<br />

und fliegend Blumen streut auf grüne Flur . . .<br />

Die Freude tanzet mitten auf den Wegen,<br />

Wonne und Schönheit jubeln voller Lust.“<br />

Agnolo Poliziano, Stanze, I<br />

Abb. 3: Die Geburt <strong>der</strong> Venus (BOTTICELLI, um 1478)<br />

165<br />

LORENZO IL MAGNIFICO (1449-1492)<br />

war einer <strong>der</strong> bedeutendsten Regenten,<br />

Kunstmäzene und Dichter <strong>der</strong><br />

Frührenaissance. Unter seiner Regierung<br />

entstand in Florenz eine Atmosphäre,<br />

in <strong>der</strong> sich die Kunst entfalten<br />

konnte.<br />

Bekannte Maler zu seiner Zeit waren<br />

u.a. DOMENICO GHIRLANDAIO<br />

(1449-1494), FILIPPINO LIPPI (1457-<br />

1504), PIERO DI COSIMO (1462-1527),<br />

<strong>der</strong> überragende LEONARDO DA VINCI<br />

(1452-1519) und SANDRO BOTTICELLI<br />

(1445-1510).<br />

Zu den beiden Hauptwerken von<br />

SANDRO BOTTICELLI zählen „Die Geburt<br />

<strong>der</strong> Venus“ und „Der Frühling“.<br />

Erst eine sorgsame Reinigung des<br />

„Frühlings“ durch Florentiner Restauratoren,<br />

die 1983 abgeschlossen<br />

war, hat gezeigt, welchen Aufwand an<br />

Kunstkönnen, welche Vollkommenheit<br />

bis in das letzte Detail und welche<br />

Klarheit und Vielfalt <strong>der</strong> Farben die<br />

hohen Auftraggeber for<strong>der</strong>ten. Zugrunde<br />

lagen bei <strong>der</strong> Ausgestaltung<br />

bei<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> Verse des POLIZIAN, die<br />

ihrerseits auf OVID und HOMER zurückgehen,<br />

jedoch auch Gedanken<br />

von DANTE aufgreifen. Die beiden<br />

Bil<strong>der</strong> waren in Erinnerung an<br />

SIMONETTA VESPUCCI angefertigt worden,<br />

die 1476 mit 23 Jahren an<br />

Schwindsucht verstarb.<br />

VENUS (Abb. 3) entsteigt in makelloser<br />

Reinheit und Schönheit dem<br />

Meer und wird auf ihrer Muschel ste-


hend von dem Windgott ZEPHIR an das<br />

Ufer von Zypern getrieben. Ihr Körper<br />

ist von schattenloser Vollkommenheit.<br />

„Der Frühling“ von BOTTICELLI<br />

(Abb. 4) hat 100fache Bildinterpretationen<br />

erfahren, zu denen wir als homöopathische<br />

<strong>Ärzte</strong> keine weitere<br />

hinzufügen möchten. Wir fügen den<br />

Versuch einer homöopathischen Bildbeschreibung<br />

ein, wobei es unser Ziel<br />

ist, unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />

Signaturenlehre, einige Auffälligkeiten<br />

von Pulsatilla herauszuarbeiten.<br />

Pulsatilla ist jedoch nicht das einzige<br />

Mittel – in dem Gemälde kommen<br />

durch die vielschichtigen Symbole<br />

auch viele homöopathische<br />

Mittel zum Tragen.<br />

Das Meisterwerk von BOTTICELLI<br />

sollte nicht wie üblich von links nach<br />

rechts, son<strong>der</strong>n von rechts nach links<br />

„gelesen“ werden. Der Betrachter<br />

wird eingeladen, Schritt <strong>für</strong> Schritt die<br />

verschiedenen Stufen <strong>der</strong> Liebe nachzuvollziehen.<br />

Auf <strong>der</strong> linken Bildseite erscheint<br />

ZEPHYR als Gott des Frühlings, welcher<br />

<strong>der</strong> Natur neues Leben einhaucht.<br />

Nach <strong>der</strong> Sage, die uns von OVID<br />

überliefert wurde, verwandelte<br />

ZEPHYR die Nymphe CHLORIS, die <strong>der</strong><br />

DAPHNE gleicht, als er sich mit ihr vermählte,<br />

in die Göttin des Frühlings.<br />

Deren Blumen stehen im April in voller<br />

Blüte, im Monat <strong>der</strong> VENUS, <strong>der</strong><br />

Abb. 4: Der Frühling (BOTTICELLI, um 1478)<br />

Originalarbeit<br />

Göttin <strong>der</strong> Schönheit, Liebe und<br />

Fruchtbarkeit. ZEPHYR, CHLORIS und<br />

FLORA stehen <strong>für</strong> die Leidenschaft, die<br />

die Liebe auf <strong>der</strong> Erde verbreitet und<br />

sie in Schönheit verwandelt.<br />

VENUS (griech. APHRODITE), die in<br />

<strong>der</strong> Mitte regiert, kann all die auf dem<br />

Bild vorkommenden Antipoden vereinen.<br />

Sie weckt Leidenschaft, aber sie<br />

sublimiert sie zu universeller Harmonie.<br />

Die Hinwendung zur eigentlichen<br />

Liebe wird durch den Tanz <strong>der</strong> drei<br />

Grazien symbolisiert.<br />

EROS/CUPIDO ist <strong>der</strong> fruchtbare<br />

Geist, geboren aus <strong>der</strong> Verbindung<br />

von VENUS und MERKUR. Die drei<br />

Grazien stehen <strong>für</strong> „Keuschheit –<br />

Anmut – Begierde“, wobei es auffallend<br />

ist, daß „Keuschheit“ zwischen<br />

„Schönheit“ (Anmut) und „Wollust“<br />

(Begierde) steht und den weltlichen<br />

Dingen den Rücken zuwendet. Alle<br />

drei Grazien gehören als nie<strong>der</strong>e<br />

Naturgöttinnen zum Gefolge <strong>der</strong><br />

VENUS.<br />

(„Keuschheit“ und „Anmut“ sind<br />

positive Begriffe, die wir lei<strong>der</strong> viel zu<br />

wenig in unserer Materia Medica finden.<br />

Übersetzen wir „Begierde“ in unsere<br />

nüchterne, homöopathische<br />

Sprache, finden wir Pulsatilla in unseren<br />

Repertorien als 3wertiges Mittel<br />

unter „Weibliche Genitalien – Sexuelles<br />

Verlangen – gesteigert“.)<br />

Die Rückkehr zu höheren Sphären<br />

166<br />

wird von MERKUR (griech. HERMES)<br />

geleitet. MERKUR mit seinem Stab <strong>der</strong><br />

zweigeflügelten Schlange ist das traditionelle<br />

Symbol <strong>für</strong> Frieden und<br />

Wohlstand. Mit <strong>der</strong> Spitze des Stabes<br />

durchsticht <strong>der</strong> Gott eine kleine<br />

Wolke, welches als Hinweis <strong>für</strong> seine<br />

Mittlerfunktion zwischen Diesseits<br />

und Jenseits gesehen werden kann.<br />

Allgemein strebt im Bild alles auf<br />

Venus zu, die Liebe führt alles zum<br />

Blühen und erlöst alles. Auf <strong>der</strong> einen<br />

Seite ist es <strong>der</strong> Windgott ZEPHYR, <strong>der</strong><br />

sinnlich und fleischlich liebt, auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite erhebt HERMES seinen<br />

Stab in den Himmel und holt das<br />

Göttliche herab.<br />

SANDRO BOTTICELLI stellt eine<br />

Vielzahl verschiedener Pflanzen auf<br />

seinem berühmten Gemälde dar, einige<br />

sehr naturgetreu, an<strong>der</strong>e deutlich<br />

stilisiert. Nach <strong>der</strong> Restaurierung<br />

konnte man allein auf <strong>der</strong> Wiese 190<br />

verschiedene, blühende Pflanzen finden,<br />

von denen 138 eindeutig bestimmt<br />

werden konnten. Die meisten<br />

davon blühen heute noch in den<br />

Monaten März und April in <strong>der</strong><br />

Umgebung von Florenz. Am häufigsten<br />

erscheint das schöne und schlichte<br />

Gänseblümchen (Bellis perennis)<br />

und das wohlriechende Veilchen<br />

(Viola tricolor). Beson<strong>der</strong>s zahlreich<br />

sind auch die Korbblütler, die Hahnenfußgewächse<br />

(zu denen auch<br />

Pulsatilla zählt ) und die Farne dargestellt.<br />

Die Kunsthistorikerin MIRELLA<br />

LEVI D`ANCONA hat die Pflanzensymbolik<br />

des Gemäldes analysiert.<br />

Hier ein ganz kurzer Ausschnitt aus<br />

ihrer Arbeit: Kornblumen stehen <strong>für</strong><br />

die geliebte Frau, Veilchen <strong>für</strong> die von<br />

VENUS gewährte Liebe, Nelke gehört<br />

von alters her zum Brautstrauß,<br />

Jasmin steht <strong>für</strong> Grazie und Eleganz,<br />

Blüten des Erdbeerstrauches <strong>für</strong><br />

Sinnlichkeit, Lilie als Sinnbild <strong>der</strong><br />

Vernunft, Myrthe symbolisiert die<br />

ewigwährende Liebe.<br />

Unter all diesen Gesichtspunkten<br />

können wir nun besser verstehen, daß<br />

SANDRO BOTTICELLIs Meisterwerk<br />

nicht nur einfach ein schönes Ge-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


mälde ist, son<strong>der</strong>n eine Zusammenfassung<br />

<strong>der</strong> geistigen Situation seiner<br />

Zeit, eine Allegorie des Jahresablaufs<br />

und des Lebens überhaupt und eine<br />

tiefe innere Beziehung zu Pulsatilla<br />

aufweist.<br />

LORENZO IL MAGNIFICO (s.o.) war<br />

auch ein Dichter. Mit dem frühen Tod<br />

<strong>der</strong> von ihm so verehrten SIMONETTA<br />

wurden seine berühmtesten Verse in<br />

Verbindung gebracht:<br />

Quant è bella giovenezza<br />

Che si fugge tuttavia<br />

Che vuol essere lieto, sia<br />

Di doman non c´è certezza.<br />

Wie schön ist die Jugend<br />

Die so schnell entflieht<br />

Wer froh sein will, sei es<br />

Über das Morgen gibt es keine Sicherheit.<br />

Auch hier zeigt sich aufs schönste das<br />

oben gesagte „Werden und Vergehen“.<br />

Betrachtet man das Meisterwerk<br />

„Der Frühling“ von SANDRO BOTTI-<br />

CELLI unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong><br />

Signatur von Pulsatilla, so fällt uns<br />

folgendes auf:<br />

Alle Frauen haben helles, sandfarbenes<br />

Haar, blaue Augen, blasse,<br />

liebe und offene Gesichter. C.<br />

HERING, ein unmittelbarer Schüler<br />

von SAMUEL HAHNEMANN und<br />

Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Homöopathie, schreibt folgendes:<br />

„Sandfarbenes Haar, blaue Augen,<br />

blasses Gesicht, leicht zum Lachen<br />

o<strong>der</strong> Weinen bewegt, liebevoll,<br />

mild, zaghaft, sanft, nachgiebig;<br />

Frauen und Kin<strong>der</strong>; Frauen neigen<br />

zu Beleibtheit; während <strong>der</strong><br />

Schwangerschaft.“<br />

Alle Frauen bewegen sich anmutig,<br />

graziös, gleichsam wie wiegend<br />

im Wind.<br />

Alle Frauen zeigen ein schüchternes,<br />

mildes, nachgiebiges Äußeres.<br />

Hierzu SAMUEL HAHNEMANN (7):<br />

„Es wird daher auch <strong>der</strong> arzneiliche Gebrauch<br />

<strong>der</strong> Pulsatille um desto hülfreicher seyn, wenn<br />

in Uebeln, zu denen in Rücksicht <strong>der</strong><br />

Körperzufälle dieses Kraut paßt, zugleich ein<br />

schüchternes, w e i n e r l i c h e s, zu innerlicher<br />

Kränkung und stiller Ärgernisse geneigtes,<br />

wenigstens mildes und nachgiebiges<br />

Gemüth im Kranken zugegen ist, zumal, wenn<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Originalarbeit<br />

er in gesunden Tagen gutmüthig und mild (auch<br />

wohl leichtsinnig und gutherzig schalkhaft)<br />

war. Vorzüglich passen daher dazu langsame,<br />

phlegmatische Temperamente, dagegen am wenigsten<br />

Menschen von schneller Entschließung<br />

und rascher Beweglichkeit, wenn sie auch gutmüthig<br />

zu seyn scheinen.“<br />

G.H.G. JAHR (8) führt hierzu folgendes<br />

aus:<br />

„Melancholie, Schwermuth, mit Weinen, Traurigkeit,<br />

stilles Wesen, Ängstlichkeit, schüchternes,<br />

weinerliches Gemüth, milde Nachgiebigkeit,<br />

Unentschlossenheit.“<br />

Ein Teil <strong>der</strong> dargestellten Frauen<br />

steht in Gruppen, so wächst auch<br />

Pulsatilla gerne in kleinen Grüppchen.<br />

Man findet sie nur selten alleine.<br />

Ein dargestellter Waldgott bläst<br />

heftig und kalt, so zeigt Pulsatilla<br />

Symptome, die unbeständig,<br />

flüchtig und wechselhaft sind, wie<br />

<strong>der</strong> Wind, den sie so lieben.<br />

Die dargestellten Männer in vorhergenanntem<br />

Bild (<strong>der</strong> Götterbote<br />

HERMES und ein Windgott)<br />

stehen am Bildrand, eher abgewandt,<br />

bzw. die dargestellten<br />

Frauen drehen ihnen den Rücken<br />

zu. Synthesis, Seite 106 (11), Abneigung<br />

gegen das an<strong>der</strong>e Geschlecht:<br />

Puls. (2)<br />

Die eigentliche PRIMAVERA ist mit einer<br />

Fülle von Frühlingsblumen geschmückt.<br />

Um die Taille <strong>der</strong> FLORA<br />

windet sich ein Rosenzweig mit vielen<br />

Blüten. Auch im Schoß <strong>der</strong> Frühlingsgöttin<br />

befinden sich Rosen. Die Halsgirlande<br />

besteht aus Bellis perennis,<br />

Erdbeerblüten, weißen Hyazinthen,<br />

Kornblumen, Veilchen und Anemonen.<br />

Auch ins Haar <strong>der</strong> Göttin sind<br />

Anemonen geflochten.<br />

Schlußendlich starb die so häufig<br />

von SANDRO BOTTICELLI dargestellte<br />

und verehrte SIMONETTA VESPUCCI an<br />

Tuberkulose, und Pulsatilla ist das<br />

pflanzliche Analogon von Tuberculinum<br />

in <strong>der</strong> Homöopathie.<br />

Die vollständige Fassung dieser Arbeit kann<br />

beim Autor angefor<strong>der</strong>t werden und ist<br />

Bestandteil eines in Druck befindlichen Buches.<br />

169<br />

Literatur<br />

1. Baldini, U.: Der Frühling von Botticelli.<br />

Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch<br />

Gladbach, 1984<br />

2. Braunfels, W.: Kleine italienische Kunstgeschichte.<br />

DuMont Buchverlag Köln, 1984<br />

3. Clark, J. H.: Eine Enzyklopädie <strong>für</strong> den homöopathischen<br />

Praktiker. Band 8, Dr.<br />

Grohmann GmbH, Homöopathische Literatur,<br />

Bielefeld, 1996<br />

4. Coulter, C. R.: Portraits homöopathischer<br />

Arzneimittel I. Karl F. Haug Verlag, Heidelberg,<br />

1990<br />

5. Gawlik, W.: Arzneimittelbild und Persönlichkeitsportrait.<br />

Hippokrates Verlag Stuttgart,<br />

1990<br />

6. Hahnemann, S.: Apothekerlexikon Band II.<br />

Karl F. Haug Verlag, Heidelberg<br />

7. Hahnemann, S.: Reine Arzneimittellehre.<br />

Karl F. Haug Verlag, Heidelberg, 1962<br />

8. Jahr, G.H.G.: Ausführliche Arzneimittellehre.<br />

Zweiter Band, Verlag <strong>für</strong> homöopathische<br />

Literatur, Hamburg, 1997<br />

9. Kent, J. T.:Lectures on Materia Medica. B.<br />

Jain Publishers (P) Ltd., India 1995<br />

10. Morton, A.: Diana. Droemersche Verlagsanstalt<br />

Th. Knaur, München, 1997<br />

11. Synthesis. Repertorium homoeopathicum<br />

syntheticum. Hahnemann Institut <strong>für</strong> homöopathische<br />

Dokumentation, 1995<br />

12. Teste, A.: The Homoeopathic Materia<br />

Medica. Arranged Systematically and<br />

Practically. Transl. From the French and ed.<br />

By Charles J. Hempel, New York 1854<br />

13. Vithoulkas, G.: Essenzen Homöopathischer<br />

Arzneimittel. Sylvia Faust Verlag, Höhr<br />

Grenzhausen, 1990<br />

14. Vonarburg, B.: Homöotanik. Band 1. Karl<br />

F. Haug Verlag, Heidelberg, 1997<br />

Für die Autoren:<br />

Dr. med. Michael M. Hadulla<br />

Heiliggeiststraße 9<br />

69117 Heidelberg


Zusammenfassung<br />

Summary<br />

Resumen<br />

Originalarbeit<br />

Kleinhirnblutung durch hypertensive<br />

Krise beim Bodybuilding<br />

C. Raschka, H. Koch<br />

Hochdruckkranke können aufgrund des fehlenden Leidensdrucks nur<br />

durch konsequente Aufklärung über die Bedeutung ihrer Krankheit, wesentliche<br />

therapeutische Maßnahmen, adäquate Lebensführung informiert<br />

und langfristig therapiert werden. Sport ist dabei grundsätzlich zu<br />

begrüßen, es kommt allerdings auch auf die Art <strong>der</strong> Betätigung an.<br />

Während Joggen eine günstige dynamische Belastung darstellt, können<br />

an<strong>der</strong>e Sportarten – darunter auch Bodybuilding – u. U. zu hypertensiven<br />

Entgleisungen führen. Das Gefahrenpotential von Bodybuilding bei Hypertonikern<br />

wird in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit anhand einer Kasuistik dargestellt.<br />

Schlüsselwörter: Hypertonie, hypertensive Krise, Bodybuilding,<br />

Bewegungstherapie<br />

Due to a lack of overt suffering from the condition, provision of sufficient<br />

information and long-term therapy to hypertensive patients can only be<br />

achieved by means of continuous and consistent remin<strong>der</strong>s of the nature<br />

and seriousness of the disease, essential therapeutic measures and adequate<br />

life-style control. Sporting activity ia basically desirable, whereby<br />

the nature of the particular activity is important. Whereas jogging generates<br />

a favourable dynamic stress load, other sport types – including bodybuilding<br />

– may un<strong>der</strong> certain conditions result in hypertensive dysfunction.<br />

The risk potential of bodybuilding for hypertensive patients is described in<br />

the present paper on the basis of a case study.<br />

Key words: Hypertension, hypertensive crisis, bodybuilding, kinesitherapy<br />

Debido a la falta de la presión sufrida por padecimientos, una información<br />

y terapia largoplacista de los pacientes con hipertensión es posible sólo<br />

mediante un esclarecimiento consecuente sobre la importancia de su<br />

enfermedad, las medidas terapéuticas esenciales y una manera adecuada<br />

de vivir. En ese sentido hay que aplaudir en un principio la práctica de<br />

deportes; sim embargo, lo importante es el tipo de las prácticas. Mientras<br />

que la carrera de resistencia constituye una carga dinámica favorable,<br />

otros deportes – entre ellos también el fisicoconstructivismo – pueden<br />

provocar desviaciones de hipertensión. EI potencial de riesgos del fisicoconstructivismo<br />

para pacientes con hipertensión se representa en el presente<br />

trabajo mediante una casuística.<br />

Términos claves: Hipertonía, crisis de hipertensión, fisicoconstrutivismo,<br />

cinesiterapia<br />

170<br />

Einleitung<br />

Hochdruckkranke können aufgrund<br />

des fehlenden Leidensdrucks nur<br />

durch konsequente Aufklärung über<br />

die Bedeutung ihrer Krankheit, wesentliche<br />

therapeutische Maßnahmen,<br />

adäquate Lebensführung informiert<br />

und langfristig therapiert werden. Uneinsichtigkeit<br />

kann fatale, jedoch vermeidbare<br />

Konsequenzen nach sich<br />

ziehen, wie die folgende Falldarstellung<br />

aufzeigt.<br />

KASUISTIK<br />

Anamnese<br />

Der 48jährige Zimmermann betrieb<br />

häuslichen Kraftsport seit über 10<br />

Jahren. Zu seinem üblichen etwa einstündigen<br />

täglichen Trainingsprogramm<br />

gehörten Kniebeugen mit<br />

Langhantelstange, Klappmesser, Situps<br />

und verschiedene Kurzhantelübungen.<br />

Daneben joggte er seit über<br />

20 Jahren täglich. Ein Hypertonus war<br />

seit zwei Jahren bekannt und wurde<br />

mit 50 mg Atenolol (Tenormin 50 ®)<br />

1x 1 eingestellt. Blutdruckmessungen<br />

waren von dem Patienten allerdings<br />

nicht durchgeführt worden.<br />

Acht Wochen vor <strong>der</strong> stationären<br />

Aufnahme hatte sich <strong>der</strong> Patient bereits<br />

in <strong>der</strong> Notaufnahme wegen heftiger<br />

Kopfschmerzen vorgestellt. Dabei<br />

wurde eine hypertensive Entgleisung<br />

mit Werten von 220/110 mmHg diagnostiziert.<br />

Weiterhin wurden erhöhte<br />

Retentionswerte mit einem Kreatininwert<br />

von 3,5 mg/dl und einem Harnstoff<br />

von 80 mg/dl gefunden und sonographisch<br />

Schrumpfnieren bei bekannter<br />

Neigung zu rezidivierenden<br />

Pyelonephritiden festgestellt. Eine<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


stationäre Aufnahme war zu diesem Zeitpunkt von dem<br />

Patienten trotz ausführlichen Gesprächs über potentiell lebensgefährliche<br />

Folgen abgelehnt worden. Am Aufnahmetag<br />

hatte <strong>der</strong> Patient zunächst sein übliches Bizeps-<br />

Kurzhantel-Training mit jeweils 14-kg-Gewichten pro Arm<br />

und 4 Sätzen pro Übung mit jeweils 8-12 Wie<strong>der</strong>holungen<br />

absolviert, als nach <strong>der</strong> dritten Übung plötzlich einschießende<br />

okzipitale Kopfschmerzen auftraten, die sich nach<br />

Einnahme einer Spalt ®-Tablette (600 mg Acetylsalicylsäure)<br />

nicht besserten. Plötzlich traten auch Sprachstörungen<br />

und eine Athetose <strong>der</strong> Extremitäten auf, die zur<br />

stationären Einweisung führten.<br />

Körperlicher Untersuchungsbefund<br />

Der 1,83 m große und 90 kg schwere mesomorphe Patient<br />

war bei Aufnahme bewußtseinsgetrübt und befolgte nur<br />

kurzzeitig verzögert bestimmte Auffor<strong>der</strong>ungen. Sprachlich<br />

äußerte er sich bulbär und unverständlich. Die<br />

Pupillomotorik war intakt. Die Muskeleigenreflexe verliefen<br />

seitengleich. Pulmonaler und kardialer Auskultationsund<br />

Perkussionsbefund sowie abdomineller und rektaler<br />

Tastbefund waren unauffällig. Es bestanden we<strong>der</strong> Ödeme<br />

noch obere Einflußstauung o<strong>der</strong> tastbare Lymphknotenvergrößerungen.<br />

Die Pulse waren alle palpabel. Der Blutdruck<br />

bei Aufnahme betrug 185/95 mmHg, die Herzfrequenz<br />

76/min.<br />

Labor<br />

Auffällig waren: Kreatinin 4,5 (zuletzt 3,5) mg/dl, Harnstoff<br />

268 (zuletzt 150) mg/dl, Harnsäure 11,2 mg/dl,<br />

Kreatinin-Clearance 23 (zuletzt 39) ml/min, Glukose 126<br />

mg/dl, Eiweiß 6,5 g/dl, Albumin 3,3 g/dl, LDH 249 U/l,<br />

initial Leukozyten 16500/µl, CRP 5,8 mg/dl, im Differentialblutbild<br />

4 Stabkernige, 79 Segmentkernige, 14<br />

Lymphozyten, 3 Monozyten. Normwerte bestanden <strong>für</strong><br />

BSG, Bilirubin, Cholesterin, Triglyceride, Natrium,<br />

Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphat, Blutgase, GPT,<br />

GOT, γ-GT, AP, GLDH, CK, Amylase, Lipase, CRP,<br />

Gerinnung, Erythrozyten, Hb, Hk, MCV, MCH, Thrombozyten,<br />

Eiweißelektrophoresemuster, U-Status, Katecholamine<br />

im Urin.<br />

Technische Befunde<br />

1. EKG<br />

Sinusrhythmus, Herzfrequenz 76/min, Linkstyp, präterminal<br />

negatives T in I und aVL.<br />

2. Echokardiographie<br />

Dilatierter linker Vorhof und linker Ventrikel, konzentrische<br />

links-ventrikuläre Hypertrophie, normale LV-Funktion<br />

(siehe Abb. auf S. 168).<br />

3. Röntgen-Thorax in zwei Ebenen<br />

Aortal konfiguriertes, deutlich vergrößertes Herz.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Originalarbeit<br />

171<br />

Cefak


Echokardiographische Darstellung <strong>der</strong> LVH im M-Mode<br />

Therapie und Verlauf<br />

Nach computertomographischer Sicherung<br />

einer Kleinhirnblutung mit<br />

Ventrikeleinbruch, deutlichem infratentoriellem<br />

Hirnödem und akuter<br />

Liquorabflußbehin<strong>der</strong>ung nach hypertensiver<br />

Krise beim Krafttraining wurde<br />

<strong>der</strong> Patient noch am selben Abend<br />

in <strong>der</strong> Neurochirurgischen Klinik operiert.<br />

Nach subokzipitaler medianer<br />

Kraniotomie wurde die Blutung ausgeräumt.<br />

Computertomographisch<br />

hatte sich die Schwellung im weiteren<br />

Verlauf deutlich zurückgebildet, und<br />

einen Tag später konnte <strong>der</strong> Patient<br />

bereits extubiert werden. Am Folgetag<br />

war <strong>der</strong> teilweise wache Patient phasenweise<br />

aggressiv, sprach aber nur<br />

wenige Worte. Wegen hypertensiver<br />

Entgleisungen mit Blutdruckwerten<br />

bis 265/140 mmHg wurde <strong>der</strong> Patient<br />

dann auf die internistische Intensivstation<br />

übernommen. Bei einem Harnstoffanstieg<br />

bis auf 319 mg/dl wurde<br />

an drei aufeinan<strong>der</strong>folgenden Tagen<br />

eine Hämodialysetherapie über einen<br />

Shaldonkatheter in <strong>der</strong> rechten V. jugularis<br />

interna durchgeführt. Wegen<br />

Überwässerung wurden bei <strong>der</strong> ersten<br />

Dialyse 3 kg Körpergewicht und bei<br />

Originalarbeit<br />

den zwei folgenden Dialysen<br />

jeweils 1 kg Wasser<br />

entzogen. Nach Verlegung<br />

auf Normalstation setzte <strong>der</strong><br />

Patient Teerstuhl ab. Als<br />

Blutungsquelle wurde gastroskopisch<br />

ein 0,5 x 1 cm<br />

großes florides, hämatinbelegtes<br />

Ulcus duodeni gesichert,<br />

das mit 8 ml Suprarenin<br />

(1:10 verdünnt) unterspritzt<br />

wurde. Vier Erythrozytenkonzentrate<br />

mußten<br />

wegen <strong>der</strong> Blutung transfundiert<br />

werden. Eine Helicobacterbesiedlung<br />

ergab<br />

sich nicht. Weitere Hämodialysen<br />

waren nicht mehr<br />

nötig. Der Blutdruck konnte<br />

unter einer Mehrfachkombination<br />

aus 2 x 25 mg<br />

Carvedilol (Dilatrend ®), 1 x<br />

10 mg Xipamid (Aquaphor<br />

®10), 10 mg Amlodipin (Norvasc<br />

®) und 10 mg Fosinopril (Fosinorm<br />

®) suffizient eingestellt werden<br />

(Begleitmedikation: 2 x 20 mg Omeprazol<br />

(Antra ® 20) und 1 x 100 mg<br />

Allopurinol (Zyloric ® 100)). Der Patient<br />

war zwar wach und ansprechbar,<br />

aber örtlich und zeitlich nicht vollständig<br />

orientiert. Sein anfangs nur latent<br />

aggressives Verhalten steigerte<br />

sich im Verlauf von einer Woche bis<br />

zu Handgreiflichkeiten gegenüber<br />

dem Pflegepersonal und den Mitpatienten,<br />

so daß er wegen einer akuten<br />

Psychose zunächst <strong>für</strong> 5 Wochen<br />

in <strong>der</strong> psychiatrischen Klinik behandelt<br />

werden mußte, bis er zu einem<br />

vierwöchigen Aufenthalt in ein neurologisches<br />

Rehabilitationszentrum verlegt<br />

werden konnte.<br />

Diskussion<br />

Die bei Sport betreibenden Hochdruckpatienten<br />

wichtigste Kreislaufgröße<br />

stellt <strong>der</strong> Blutdruck dar. Das von<br />

unserem Patienten ebenfalls betriebene<br />

Joggen ist eine günstige dynamische<br />

Belastung. Dabei muß die Steigerung<br />

des Minutenvolumens nicht<br />

172<br />

nach dem Ohmschen Gesetz zu einer<br />

Erhöhung des Blutdrucks führen,<br />

wenn <strong>der</strong> Gefäßwi<strong>der</strong>stand entsprechend<br />

gesenkt wird. Aufgrund <strong>der</strong><br />

während des Laufens intraarteriell gemessenen<br />

Blutdruckkurven (KINDER-<br />

MANN und ROST 1991) konnte gezeigt<br />

werden, daß <strong>der</strong> diastolische Druck<br />

mit ansteigen<strong>der</strong> Laufgeschwindigkeit<br />

unverän<strong>der</strong>t bleibt, während <strong>der</strong> systolische<br />

Druck nur mäßig ansteigt.<br />

Simultan kam es zu einer Verschiebung<br />

<strong>der</strong> dikroten Pulswelle nach unten.<br />

Der mittlere Blutdruck än<strong>der</strong>te<br />

sich nicht. Bei isometrischer, submaximaler<br />

Haltearbeit kam es jedoch zu<br />

einem deutlichen Blutdruckanstieg<br />

parallel zur ausgeübten Handgriffarbeit,<br />

da die intramuskulären Gefäße<br />

komprimiert wurden, die Muskeldurchblutung<br />

kaum anstieg, <strong>der</strong> Gesamtwi<strong>der</strong>stand<br />

des Kreislaufs nicht<br />

abfiel und auch das Herzzeitvolumen<br />

sich nur mäßig erhöhte. Beson<strong>der</strong>e<br />

Situationen entstehen jedoch wie im<br />

vorliegenden Fall bei maximalem<br />

Krafteinsatz durch Kraftsport und<br />

Bodybuildingübungen. Mittels Erhöhung<br />

des intrathorakalen Druckes<br />

durch das Valsalva-Manöver können<br />

Drucke von mehr als 200 mmHg aufgebaut<br />

werden, um die Thoraxwand<br />

<strong>für</strong> den Ansatz <strong>der</strong> eingesetzten<br />

Muskulatur fest zu stabilisieren. Der<br />

hohe intrathorakale Druck führt zu einer<br />

an <strong>der</strong> Stauung <strong>der</strong> Halsvenen erkenntlichen<br />

Blockade des Blutflusses<br />

aus <strong>der</strong> Peripherie. Das Herzminutenvolumen<br />

fällt bis auf 50 % seines Ausgangswertes<br />

ab. Simultan wird <strong>der</strong><br />

Puls über Chemorezeptoren <strong>der</strong> Muskulatur<br />

noch weiter akzeleriert, so daß<br />

ein Abfall von Schlag- und Herzminutenvolumen<br />

resultieren. Das Schlagvolumen<br />

kann bis auf ein Drittel seines<br />

Ausgangswertes abfallen. Der<br />

Preßdruck überlagert den intraarteriellen<br />

Ausgangswert, so daß ein Hypertoniker<br />

beim Ausgangswert von<br />

200/100 mmHg mit einem 100mmHg-Preßdruck<br />

auf Werte von<br />

300/200 mmHg kommen kann, was<br />

das Reißen vorgeschädigter Gefäße<br />

bewirken kann und so zum Apoplex<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


eim Preßvorgang führt. Während des Pressens konnten<br />

von MACDOUGALL et al. (1985) Blutdruckanstiege von bis<br />

zu 450 mmHg gemessen werden. Weitere Gefahren drohen<br />

durch das Ausbleiben des venösen Nachstroms mit typischem<br />

,,Drucktal“. Die Abnahme des Herzminutenvolumens<br />

bedroht u.a. auch die Koronardurchblutung potentiell<br />

vorgeschädigter Gefäße. Der Abfall des intraarteriellen<br />

Drucks nach dem Pressen führt zu einer zerebralen<br />

Mangeldurchblutung, die ursächlich <strong>für</strong> die nach maximalem<br />

Krafteinsatz gelegentlich zu beobachtenden Synkopen<br />

ist. Das im weiteren Verlauf des Kraftakts wie<strong>der</strong> normalisierte<br />

Herzminutenvolumen bei noch enggestellter Peripherie<br />

induziert den sog. postpressorischen Überdruck, <strong>der</strong><br />

über Karotissinusrezeptoren vagal wie<strong>der</strong>um Herzrhythmusstörungen<br />

auslösen kann.<br />

Kraftsport (Wurfdisziplinen, Rasenkraftsport, Gewichtheben,<br />

Bodybuilding, Kraftdreikampf) und Kampfsportarten<br />

werden <strong>für</strong> den Hochdruckpatienten im allgemeinen<br />

als ungünstig eingestuft. Krafttraining sollte eher in Form<br />

dynamischer Kraftbelastungen mit dosiertem Krafteinsatz<br />

zum Muskelaufbau vom Hypertoniker betrieben werden,<br />

zumal eine bessere Muskulatur auch den Blutdruckanstieg<br />

in statischen Alltagsbelastungen reduziert. Günstig ist ein<br />

isokinetisches Training an speziellen Fitneßgeräten, die die<br />

Bewegungsgeschwindigkeit konstant halten. Die Blutdruckeinstellung<br />

sollte unter Belastung ergometrisch überprüft<br />

werden. Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong><br />

Kardiologische Prävention und Rehabilitation e.V. empfiehlt<br />

als oberen Normwert des Blutdruckverhaltens während<br />

<strong>der</strong> Ergometrie <strong>für</strong> 20- bis 50jährige Patienten Werte<br />

von 200/100 mmHg bei 100 Watt bzw. Herzschlagfrequenzen<br />

von 125 ± 10/min <strong>für</strong> Männer und 145 ± 10/min<br />

<strong>für</strong> Frauen und <strong>für</strong> 55-70jährige Patienten bei 100 Watt einen<br />

Blutdruck von 215/105 mmHg bei einem Puls von 110<br />

± 15/min (DONAT und NOWACKI 1984). Morphologische<br />

Auswirkungen auf das Herz können echokardiographisch<br />

kontrolliert werden.<br />

Literatur<br />

1. Donat, K., Nowacki, P.<br />

E.: Sport und Hochdruck.<br />

Perimed Fachbuch-Verlagsgesellschaft,Erlangen<br />

(1984)<br />

2. Kin<strong>der</strong>mann, W., Rost,<br />

R.: Hypertonie und<br />

Sport. Aktuelles Wissen,<br />

Höchst, Frankfurt/Main<br />

(1991)<br />

3. MacDougall, J., Tuxen,<br />

D., Sale, D., Moroz, J.,<br />

Sutton, J.: Arterial blood<br />

pressure response to<br />

heavy resistance exercise.<br />

J. Appl. Physiol.<br />

(1985) 58 (3), 785-790<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Dr. med. Dr. rer. nat.<br />

Dr. Sportwiss.<br />

Christoph Raschka<br />

Edith-Stein-Straße 34<br />

36100 Petersberg<br />

Originalarbeit<br />

173<br />

Duopharm


ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen<br />

Aus dem ZÄN<br />

Regulationsmedizin –<br />

die gemeinsame Basis <strong>der</strong> Methoden<br />

<strong>der</strong> biologischen Medizin<br />

Am Anfang stand eine Vision. Von jeher war es mein<br />

innigster Wunsch, <strong>der</strong> mich entscheidend motivierte,<br />

die Leitung des ZÄN zu übernehmen: daß die verschiedenen<br />

Verbände im ZÄN auf <strong>der</strong> Ebene von<br />

Wissenschaft und Lehre näher aneinan<strong>der</strong> rücken, eine<br />

gemeinsame Basis finden und auch auf <strong>der</strong> persönlichen<br />

Ebene vertraut und freundschaftlich zum Wohl<br />

<strong>der</strong> gemeinsamen Sache zusammenarbeiten.<br />

Gerade <strong>der</strong> ZÄN als <strong>der</strong> große Fachverband mit seinen<br />

angeschlossenen Gesellschaften und Arbeitskreisen,<br />

die ein breites Spektrum an Methoden vertreten,<br />

ist prädestiniert da<strong>für</strong>, hier eine Vorreiterfunktion<br />

zu übernehmen.<br />

Nachdem im neuen Vorstand des ZÄN <strong>der</strong> Prozeß<br />

des Zusammenfindens und sich Konsolidierens stattgefunden<br />

hatte, definierten wir in einer sehr kreativen und<br />

arbeitsintensiven Vorstandssitzung im Jahre 1996 unseren<br />

neuen Leitsatz: Der ZÄN ist <strong>der</strong> kompetente Partner<br />

<strong>für</strong> Regulationsmedizin.<br />

Auf unserer Dozentenweiterbildung 1998 entwickelte<br />

sich schon ein Bewußtsein <strong>für</strong> die Notwendigkeit,<br />

gemeinsam einen methodenübergreifenden theoretischen<br />

Ansatz zu finden; durch persönliche Zusammenarbeit<br />

und über die eigenen Fachgrenzen hinweg.<br />

In <strong>der</strong> diesjährigen, sehr effektiven und harmonischen<br />

Dozentenweiterbildung konnten wir nicht nur<br />

den entscheidenden inhaltlichen Schritt in Richtung auf<br />

den Arzt <strong>für</strong> Regulationsmedizin tun, son<strong>der</strong>n bereits<br />

den Grundstein <strong>für</strong> ein gemeinsames Curriculum <strong>für</strong> die<br />

Ausbildung in Regulationsmedizin legen.<br />

Was in <strong>der</strong> täglichen Praxis längst vollzogen ist, wo<br />

kaum ein Kollege nur eine einzige Methode aus dem<br />

Spektrum <strong>der</strong> komplementären Medizin im Umfeld <strong>der</strong><br />

klassischen Naturheilverfahren anwendet, son<strong>der</strong>n sich<br />

vielmehr Synergismen zunutze macht, gilt es auch in<br />

Wissenschaft und Lehre auf eine Ebene zu bringen.<br />

Der biologischen Medizin, auch als Komplementärmedizin<br />

o<strong>der</strong> Alternativmedizin bezeichnet, fehlte bislang<br />

ein einheitliches, verbindendes Konzept. Wo die<br />

klassischen Naturheilverfahren klar definiert sind, fehlt<br />

selbst die begriffliche Klarheit einer einheitlichen<br />

Definition. Aus diesem Flickenteppich von Methoden<br />

gilt es nun, ein harmonisches Muster zu schaffen, welches<br />

sowohl die Einheit des Ganzen verdeutlicht, als<br />

174<br />

auch die einzelne Methode in ihrer speziellen Ausrichtung<br />

hervorhebt.<br />

Gemeinsame Basis ist allen Verfahren <strong>der</strong> biologischen<br />

Medizin die Vorstellung, daß <strong>der</strong> Organismus<br />

über Eigenregulationsmechanismen und Regenerationskräfte<br />

verfügt, die therapeutisch nutzbar gemacht werden<br />

können:<br />

Medicus curat, natura sanat.<br />

Zum Grundlagenwissen <strong>der</strong> Regulationsmedizin zählt<br />

somit die Lehre von den Mechanismen <strong>der</strong> Körperregulation,<br />

<strong>der</strong> speziellen Pathogenese, <strong>der</strong> Substitution<br />

und Funktionssteigerung, <strong>der</strong> Prinzipien von Ausleitung<br />

und Detoxikation, <strong>der</strong> Reiztherapien, <strong>der</strong> energetischinformativen<br />

Therapien und einiger psychotherapeutischer<br />

Verfahren. Neben <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> klassischen<br />

Naturheilverfahren müssen auch die Grundlagen <strong>für</strong><br />

spezielle Diagnostiken und ein Basiswissen <strong>für</strong> die einzelnen<br />

Verfahren erworben werden, um Entscheidungsgrundlagen<br />

<strong>für</strong> die Wahl des dem jeweiligen<br />

Patienten adäquaten Therapieverfahren zu liefern; so<br />

muß dann auch zum Spezialisten einer Methode delegiert<br />

werden, da sicherlich niemand alle Verfahren <strong>der</strong><br />

Regulationsmedizin beherrschen kann. Die einzelnen<br />

Verfahren selber werden von <strong>der</strong> jeweiligen Fachgesellschaft<br />

gelehrt.<br />

Ausbildung <strong>der</strong> Fachgesellschaft<br />

Ausbildung in Regulationsmedizin<br />

Diese sieben Leitlinien, die dem Arzt <strong>für</strong> Regulationsmedizin<br />

mit auf den Weg gegeben werden, wurden<br />

von <strong>der</strong> Dozentenschaft ertstellt:<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


1. Der Arzt <strong>für</strong> Regulationsmedizin (AfR) soll sich in<br />

Diagnostik, Prävention, Therapie und Rehabilitation<br />

bevorzugt systemeigener Regulations- und Heilkräfte<br />

bedienen.<br />

2. Der AfR soll alle wichtigen Verfahren kennen und<br />

berücksichtigen.<br />

3. Der AfR kennt seine eigenen und die methodenspezifischen<br />

Grenzen.<br />

4. Der AfR beachtet den Patienten in seinem ganzen<br />

bio-psycho-sozialen Kontext und akzeptiert Krankheit<br />

als individuellen Lösungsversuch (Weisheit des<br />

Körpers).<br />

5. Der AfR soll den Patienten als offenes/vernetztes<br />

System verstehen, in dem komplexe Interaktionen<br />

zum Tragen kommen.<br />

6. Der AfR soll beim Patienten eigenverantwortliches<br />

Gesundheitsbewußtsein und -handeln för<strong>der</strong>n unter<br />

Nutzung erkennbarer bio-psycho-sozialer Ressourcen.<br />

7. Der AfR hat die Pflicht, auf sich selbst zu achten<br />

und seine Ressourcen zu pflegen.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Aus dem ZÄN<br />

Der Schritt, <strong>für</strong> die Verfahren <strong>der</strong> biologischen, komplementären,<br />

erfahrungsheilkundlichen, alternativen<br />

. . . Medizin neben <strong>der</strong> klassischen Naturheilverfahren<br />

eine einheitliche Grundlage zu schaffen, ist<br />

seit langem fällig und nun getan.<br />

Damit wird <strong>für</strong> die biologische Medizin die Möglichkeit<br />

geschaffen, aus <strong>der</strong> alternativen Ecke herauszuwachsen<br />

und eine eigenständige Fachdisziplin zu bilden.<br />

Wir halten die Auseinan<strong>der</strong>setzung Schulmedizin<br />

versus Komplementärmedizin <strong>für</strong> seit langem überholt;<br />

viele Verfahren, die wir vertreten, sind in <strong>der</strong> Praxis so<br />

weit entwickelt und empirisch belegt, manche auch soweit<br />

wissenschaftlich abgesichert, daß sie gleichberechtigt<br />

neben an<strong>der</strong>en Verfahren <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Medizin<br />

stehen können; auch wir Naturheilkundler integrieren ja<br />

selbstverständlich die mo<strong>der</strong>ne Medizin in unser ärztliches<br />

Handeln. Wir gieren nicht danach, um jeden Preis<br />

von offiziellen Stellen und Leistungsträgern anerkannt<br />

zu werden, aber wir wollen mit Selbstbewußtsein und<br />

Kompetenz unsere Therapierichtung vertreten. Das allen<br />

gemeinsame Lehrgebäude wird hier<strong>für</strong> die Basis bilden.<br />

Ihr Antonius Pollmann<br />

1. Vorsitzen<strong>der</strong> des ZÄN<br />

elha Huber<br />

175<br />

ZÄN Termine und Informationen ZÄN Termine und Informationen


Ernährungstherapie<br />

Aktuelles aus <strong>der</strong> Reformhaus-<br />

Fachakademie<br />

Kalzium und Vitamin C –<br />

Hohe Aufnahme führt<br />

nicht zu Nierensteinen<br />

Die bisherige Meinung, daß hohe Kalzium- und Vitamin-C-<br />

Aufnahmen die Entstehung von Kalzium-Oxalat-Steinen in<br />

den Nieren begünstige, ist möglicherweise auf ungeeignete<br />

Untersuchungsmethoden und falsche Schlußfolgerungen zurückzuführen.<br />

Kürzlich ergaben sich in Untersuchungen deutliche<br />

Hinweise darauf, daß Vitamin C und Kalzium sogar<br />

eher Schutzfaktoren gegen Nierensteine sind. Begünstigend<br />

wirken sich vielmehr zu wenig trinken, Harnwegsinfektionen<br />

und Schilddrüsenerkrankungen aus.<br />

LEBENSMITTELKUNDE<br />

Kochen und backen mit<br />

Ei-Ersatz<br />

Ei-Ersatzstoffe können aufgrund von<br />

Cholesterinproblemen, Angst vor Salmonellenerkrankungen,<br />

bei bestehen<strong>der</strong><br />

Ei-Allergie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> unproblematischen<br />

Lagerung wegen eingesetzt<br />

werden.<br />

„Ei-Ersatz“ (erhältlich im Reformhaus)<br />

besteht aus rein pflanzlichen<br />

Zutaten und ist nicht nur ein gänzlich<br />

cholesterinfreies Lebensmittel, son<strong>der</strong>n<br />

auch frei von Milcheiweiß.<br />

Beson<strong>der</strong>s Allergiker und Personen<br />

mit extremen Cholesterinproblemen<br />

finden mit dem Produkt ein sehr vielfältig<br />

einzusetzendes diätetisches<br />

Lebensmittel. „Ei-Ersatz“ ist ein geschmackfreies,<br />

weißes, feines Pulver.<br />

Aus einer Packung erhält man eine<br />

Menge, die ca. 25 Eiern entspricht.<br />

Statt eines Eies werden 2 TL des Pul-<br />

176<br />

vers in 40 ml Wasser o<strong>der</strong> Fruchtsaft<br />

angerührt und anschließend schaumig<br />

geschlagen. Im geschlagenen Zustand<br />

hat es die Konsistenz von Eischnee<br />

und sollte ebenso vorsichtig wie Eischnee<br />

unter die Teige und Massen<br />

untergehoben werden.<br />

„Ei-Ersatz“ findet überall dort seinen<br />

Einsatz, wo ein Ei <strong>der</strong> Lockerung<br />

wegen eingesetzt worden wäre, wie<br />

bei Pfannkuchenteigen, Bratlingen<br />

und Auflaufmassen. In Kuchenteigen<br />

kann man mit Hilfe von aufgeschlagenem<br />

„Ei-Ersatz“ die Eimenge erheblich<br />

reduzieren. Im allgemeinen benötigt<br />

man nur noch 1/4 bis 1/3 <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Eianzahl und ersetzt die<br />

restliche Menge in Form von „Ei-<br />

Ersatz“. Man kann Kuchenteige auch<br />

gänzlich mit „Ei-Ersatz“ zubereiten,<br />

sie werden dann jedoch recht feinkrumig<br />

und fallen leicht auseinan<strong>der</strong>.<br />

Hier bietet sich die Zugabe von Sojamehl<br />

an, um den Kuchenteig geschmeidiger<br />

werden zu lassen. Man<br />

kann dabei ca. 1 EL Sojamehl auf ca.<br />

100 g Vollkornmehl rechnen. Weitere<br />

Bindemöglichkeiten sind Johannisbrotkernmehl,<br />

Quark, gekochte Kartoffeln<br />

o<strong>der</strong> Hirseflocken.<br />

NAHRUNGSERGÄNZUNG<br />

Chrom verbessert die<br />

Glukosetoleranz<br />

Chrom ist als Bestandteil des Glukose-Toleranz-Faktors<br />

(GTF) ein zufuhrnotwendiges<br />

Spurenelement. Der<br />

GTF ist wichtig <strong>für</strong> die Glukoseverwertung,<br />

indem er die Bindung von<br />

Insulin an seine Rezeptoren und damit<br />

die Insulinwirkung verbessert. Bei einer<br />

Unterversorgung mit Chrom<br />

kommt es zu einem erhöhten Spiegel<br />

an Insulin und zu einer sogenannten<br />

Insulinresistenz. Ein erhöhter Insulinspiegel<br />

wie<strong>der</strong>um ist eine Ursache <strong>für</strong><br />

das „metabolische Syndrom“ (Diabetes,<br />

Hyperlipidämien, Hypertonie,<br />

Übergewicht).<br />

In verschiedenen Studien konnten<br />

Chromsupplemente die Blutzuckerwerte<br />

von Diabetikern verbessern.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Zusätzlich ließen sich<br />

Blutfettwerte senken bei<br />

einer Verabreichung von<br />

100 µg Chrom in Form<br />

von Bierhefe. Die Deutsche<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Ernährung<br />

(DGE) empfiehlt<br />

eine Zufuhr von<br />

50-200 µg Chrom pro<br />

Tag. Mit <strong>der</strong> Nahrung<br />

wird Chrom in organischer<br />

Form als GTF,<br />

z.B. durch Bierhefe (175<br />

µg/100 g), aufgenommen<br />

o<strong>der</strong> durch chromhaltige<br />

Lebensmittel wie<br />

Fleisch (5-14 µg/100 g),<br />

Käse (Edamer, Gouda<br />

95 µg/100 g), Weizenvollkornbrot<br />

(49 µg/100<br />

g), Paranüsse (100<br />

µg/100 g) und Honig<br />

(29 µg/100 g). Die Resorptionsquote<br />

von 1-<br />

25 % steigt mit dem Vitamin-C-Gehalt<br />

<strong>der</strong> Nahrung. Eine Resorptionsrate<br />

von 25 % kann mit Bierhefe<br />

erreicht werden, ansonsten liegen<br />

die Angaben bei 3-5 %.<br />

ERNÄHRUNGSPHYSIOLOGIE<br />

Ungesättigte Fettsäuren<br />

senken KHK-Risiko<br />

Um das Risiko einer koronaren Herzerkrankung<br />

(KHK) zu senken, galt<br />

bisher die Empfehlung, weniger Fett<br />

und da<strong>für</strong> mehr Kohlenhydrate aufzunehmen.<br />

Dadurch wird zwar <strong>der</strong> LDL-<br />

Cholesterinwert gesenkt, aber gleichzeitig<br />

häufig auch <strong>der</strong> HDL-Wert.<br />

Parallel dazu kann <strong>der</strong> Triglyceridspiegel<br />

ansteigen.<br />

In einer amerikanischen Studie<br />

(Nurses Health Study) mit 80.082<br />

Teilnehmerinnen im Alter zwischen<br />

34 und 59 Jahren wurden weitere<br />

Risikofaktoren über einen Zeitraum<br />

von 14 Jahren untersucht. Vor allem<br />

<strong>der</strong> Zusammenhang mit Alter, Nikotinkonsum,<br />

Energie-, Cholesterin- und<br />

Eiweißgehalt <strong>der</strong> Nahrung und die<br />

Fettzusammensetzung.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Ernährungstherapie<br />

Rezepte<br />

Brioche zum Frühstück<br />

Für 10 Stück<br />

250 g Weizenmehl Type 1050<br />

1/2 Päckchen Trockenhefe<br />

3 EL Honig<br />

1 Ei, 2 Eigelb<br />

1 Prise Meersalz<br />

80 g zerlassene Butter o<strong>der</strong> Reformhausmargarine<br />

1 Eigelb und 4 EL süße Sahne zum Bestreichen<br />

Papierförmchen <strong>für</strong> Brioche<br />

Mehl und Hefe, Honig, Ei, Eigelb, Salz und zerlassene<br />

Butter o<strong>der</strong> Margarine zu einem glatten Hefeteig<br />

verrühren, dann verkneten. Ca. eine Stunde<br />

gehen lassen. Teig nochmals durchkneten. Eine<br />

dickere und eine dünnere Rolle formen. Jeweils<br />

10 Stücke abschneiden. Aus jedem Teigstück eine<br />

Kugel formen und zuerst die größeren Kugeln in<br />

gefettete Förmchen setzen. Mit Eigelb-Sahne-Gemisch<br />

betupfen, dann die kleineren Kugeln daraufsetzen,<br />

andrücken und mit Eigelb-Sahne-Gemisch<br />

ganz bestreichen. Im vorgeheizten Backofen bei<br />

175 Grad ca. 20 Min. backen.<br />

Pro Portion ca. 200 Kcal, 800 KJ.<br />

Abschließend wird festgestellt,<br />

daß die Gesamtfettaufnahme <strong>für</strong> das<br />

KHK-Risiko nur eine untergeordnete<br />

Rolle spielt im Vergleich zur Zusammensetzung<br />

des aufgenommenen<br />

Fettes, unter <strong>der</strong> Annahme, daß kein<br />

Übergewicht bestand. Eine Erhöhung<br />

des Anteils einfach und mehrfach ungesättigter<br />

Fettsäuren hatte einen positiven<br />

Einfluß auf das KHK-Risiko, im<br />

Vergleich zu Lebensmitteln mit gesättigten<br />

Fettsäuren.<br />

Die Aufnahme von Trans-Fettsäu-<br />

ren war mit einem höheren Risiko <strong>für</strong><br />

KHK verbunden. Bei einer um 2 %<br />

höheren Zufuhr stieg das Risiko um<br />

fast das Doppelte. Der Einfluß von<br />

Cholesterin war laut dieser Studie weniger<br />

bedeutend als die <strong>der</strong> Fettsäuren.<br />

Das bestätigt die Empfehlung,<br />

die verschiedenen Fettsäuren zu je einem<br />

Drittel aufzunehmen. Der Anteil<br />

von Olivenöl und Sonnenblumeno<strong>der</strong><br />

Walnußöl muß also auf Kosten<br />

von Wurst- und Backwaren erhöht<br />

werden.<br />

Seminare <strong>für</strong> gesundes Leben an <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie<br />

Ausbildung <strong>für</strong> Arzthelferinnen zur Beginn: 27.08.1999<br />

Ernährungs- und Diätberaterin<br />

Anerkannt durch den ZÄN und den Berufsverband <strong>der</strong> Arzthelferinnen.<br />

Italienische Küche vollwertig genießen 07.-09.05.1999<br />

Pasta, Pizza, Salate, Antipasta, Dolce und an<strong>der</strong>e Köstlichkeiten<br />

Sich rundum wohlfühlen bis ins Alter 12.-15.04.1999<br />

Ein streßfreies Fastenseminar fernab vom Alltag<br />

Verwöhnwoche <strong>für</strong> Frauen 03.-08.05.1999<br />

Aus dem Alltag aussteigen, entspannen, neue Energie tanken<br />

Weitere Informationen bei <strong>der</strong> Reformhaus-Fachakademie, Gotische Str. 15,<br />

61440 Oberursel (Tel.: 06172-3009-822 bzw. Fax: 06172-3009-819)<br />

177<br />

Reformhaus-Kochstudio


Aus Industrie und Forschung<br />

Kurznachrichten<br />

Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den Firmen zur Verfügung gestellt.<br />

Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schriftleitung.<br />

Ein pflanzliches<br />

Antirheumatikum jetzt<br />

auch als Injektion<br />

In zahlreichen Untersuchungen<br />

konnte gezeigt<br />

werden, daß <strong>der</strong> Einsatz<br />

von Teufelskrallenwurzel<br />

(Harpagophytum procubens)<br />

zu einer deutlichen<br />

Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschwerden<br />

bei rheumatischen<br />

Erkrankungen führt. Die<br />

von <strong>der</strong> Therapie mit<br />

NSAR her bekannten Nebenwirkungen<br />

– Magenschmerzen,<br />

Gastritis, bis<br />

hin zu Magenblutungen –<br />

sind bei <strong>der</strong> Teufelskralle<br />

nicht zu erwarten, was diese<br />

<strong>für</strong> die Therapie degenerativer,<br />

rheumatischer Erkrankungen<br />

zu einer echten<br />

Alternative macht.<br />

Allerdings konnte <strong>der</strong><br />

Therapeut bisher nur auf<br />

Teufelskrallen-Päparate mit<br />

fester Darreichungsform<br />

zurückgreifen. Dabei ist<br />

gerade bei Patienten mit<br />

akuten Schmerzen eine parenterale<br />

Applikation analgetisch<br />

und antiphlogistisch<br />

wirksamer Medikamente<br />

in die entsprechenden<br />

Schmerzpunkte <strong>für</strong> eine<br />

rasche Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Beschwerden erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Mit Allya Cpl.-Injektopas<br />

von <strong>der</strong> Firma Pascoe<br />

steht dem Behandler jetzt<br />

ein „modifiziertes“ Harpagophytum-Injektionspräparat<br />

zur Verfügung. Allya<br />

Cpl.-Injektopas ist nämlich<br />

kein pflanzliches Monopräparat,<br />

son<strong>der</strong>n ein homöopathischesKombinationspräparat<br />

u.a. mit Teufelskrallenwurzel-Tinktur<br />

(50,0 ml), Arnica Urtinktur<br />

(5,0 mg), Hypericum Urtinktur<br />

(1,5 mg), Rosa canina<br />

Urtinktur (1,5 mg),<br />

Bryonia Urtinktur (1,0<br />

mg), Symphytum Urtinktur<br />

(1,0 mg), Calcium phosphoricum<br />

Trit D6 (0,5 mg),<br />

Euphorbium cyparissias<br />

Dil D1 (0,5 mg), Kalium<br />

phosphoricum Dil. D2 (0,5<br />

mg), Silicea trit. D6 (0,5<br />

mg), Valeriana Dil. D2 (0,5<br />

mg) und dem Neuraltherapeutikum<br />

Procain (10,0 mg)<br />

sowie Coffein (6,0 mg).<br />

Absolute Gegenanzeigen:<br />

Überempfindlichkeit<br />

gegenüber Procain. Nebenwirkungen:<br />

Vergleiche Procainhydrochlorid.Packungsgrößen:<br />

5 Amp. 2 ml (N1),<br />

10 Amp. 2 ml (N1),<br />

50 Amp. 2 ml (N2),<br />

100 Amp. 2 ml (N3) –<br />

5 Amp. 5 ml (N1),<br />

50 Amp. 5 ml (N2)<br />

Pascoe Pharmazeutische<br />

Präparate GmbH<br />

Schiffenberger Weg 55<br />

35394 Gießen<br />

NAM<br />

178<br />

Weißdorn <strong>für</strong> das geschwächte Herz<br />

Herzschwäche ist eine häufige Erscheinung, die nicht nur<br />

bei älteren Menschen auftritt. Die Leistung des Herzmuskels<br />

nimmt zwar meist mit zunehmendem Alter langsam<br />

ab, dies kann aber auch ebenso das Ergebnis ungesun<strong>der</strong><br />

und zu bequemer Lebensweise sein. Durch zu viel<br />

Streß, zu viel Nikotin, zu viel Alkohol, zu wenig Bewegung,<br />

zu wenig Schlaf, Übergewicht etc. wird die Herzkraft gebremst.<br />

Bei plötzlichen Anstrengungen steigen Blutdruck<br />

und Pulsschlag stark an. Das Herz wird viel zu extrem belastet<br />

und ermüdet leicht. Atemnot, Beklemmungsgefühle<br />

in <strong>der</strong> Brust und leichtes Herzstolpern können Anzeichen<br />

<strong>für</strong> eine beginnende Herzschwäche sein.<br />

Zur Therapie empfehlen wir die pflanzlichen Weißdornpräparate<br />

Schwöroton N Tropfen o<strong>der</strong> Schwörocard<br />

Tropfen. Beide Präparate schließen eine therapeutische<br />

Lücke <strong>für</strong> die Übergangsformen vom gesunden zum versagenden<br />

Herzen. Die Wirkung ist in erster Linie auf eine<br />

bessere Durchblutung <strong>der</strong> Herzkranzgefäße gerichtet und<br />

damit auf eine bessere Versorgung des Herzens mit Blut<br />

und Sauerstoff.<br />

Sowohl Schwöroton N, als reines Weißdornpräparat,<br />

als auch Schwörocard, das neben dem Weißdorn zusätzlich<br />

eine ausgewogene Kombination bewährter Herz-<br />

Kreislauf-wirksamer Komponenten enthält, sind somit die<br />

Mittel <strong>der</strong> Wahl <strong>für</strong> das durch z.B. Überfor<strong>der</strong>ung bzw.<br />

Streß, Nikotinmißbrauch und Alter geschwächte Herz.<br />

Zu ihren Anwendungsgebieten zählen Herzstechen,<br />

Herzdruck, allgemeine Herzschwäche, unregelmäßige<br />

Herztätigkeit auch in <strong>der</strong> Rekonvaleszenz nach Grippe<br />

und an<strong>der</strong>en Infekten, Nachlassen <strong>der</strong> Merk- und Konzentrationsfähigkeit<br />

älterer Menschen, Wetterfühligkeit und<br />

leichte Schlafstörungen.<br />

Wichtig ist eine längere regelmäßige, am besten kurmäßige<br />

Einnahme über einige Wochen. Nebenwirkungen<br />

sind nicht bekannt.<br />

Pharma Schwörer GmbH, Goethestraße 29<br />

69257 Wiesenbach<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Neue Eigentümer bei<br />

Alsitan Naturheilmittel<br />

GmbH<br />

Zum 1.1.1999 hat bei dem<br />

Unternehmen Alsitan<br />

Naturheilmittel GmbH mit<br />

Sitz in Greifenberg ein<br />

Eigentümer- und Führungswechselstattgefunden.<br />

Herr Hans-Jürgen<br />

Specht hat das Unternehmen<br />

zusammen mit dem<br />

Finanzinvestor NORD<br />

Holding Unternehmensbeteiligungs<br />

GmbH, Hannover,<br />

als Partner erworben<br />

und ist alleiniger Geschäftsführer.<br />

Nach einer<br />

überaus erfolgreichen 50jährigen<br />

Vergangenheit<br />

von Alsitan wurden damit<br />

die Weichen <strong>für</strong> die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Zukunft<br />

von Alsitan neu gestellt.<br />

Alsitan ist im wachsenden<br />

Markt <strong>der</strong> Selbstmedikation<br />

mit rezeptfreien,<br />

pflanzlichen Arzneimitteln<br />

etabliert. Das Unternehmen<br />

verfügt über ein interessantes<br />

Produktportfolio<br />

mit sehr eigenständigen<br />

Produkten, die Entwicklungspotential<br />

besitzen.<br />

Wichtigster Absatzkanal<br />

sind die Apotheke und das<br />

Reformhaus.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Aus Industrie und Forschung<br />

Kurznachrichten<br />

Wie aus dem Unternehmen<br />

verlautet, bedeutet<br />

<strong>der</strong> Führungswechsel<br />

nicht, radikal mit dem<br />

Bisherigen zu brechen.<br />

Vielmehr soll Kontinuität<br />

bewahrt werden. Es soll<br />

auf dem Bewährten aufgebaut<br />

und dem intuitiven,<br />

überaus erfolgreichen<br />

Management-Stil <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

sollen die<br />

Standards heutiger Marketingmethoden<br />

hinzugefügt<br />

werden. Alsitan wird dabei<br />

auch weiterhin exklusiv<br />

auf die Kompetenz seiner<br />

bisherigen Vertriebskanäle<br />

setzen.<br />

Das Unternehmen will<br />

sich auf seine vorhandenen<br />

Stärken konzentrieren und<br />

seine strategisch wichtigen<br />

Kompetenzfel<strong>der</strong> kontinuierlich<br />

ausbauen. Der<br />

wachsende Wettbewerbsdruck<br />

in <strong>der</strong> Branche wird<br />

vor allem als Chance begriffen.<br />

Die vorhandenen<br />

sehr eigenständigen Produkte<br />

von Alsitan werden<br />

dabei als gute Möglichkeit<br />

gesehen, die steigenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Zukunft<br />

zu bestehen und die<br />

expansiven Wachstumsziele<br />

zu realisieren.<br />

Alsitan GmbH<br />

Am Bühl 16-18<br />

86926 Greifenberg<br />

Schwörer<br />

179<br />

Neu in <strong>der</strong> Therapie von Hirnleistungsstörungen<br />

Die Ursachen <strong>der</strong> zerebralen Funktionsstörung sind multifaktoriell.<br />

Es bietet sich <strong>für</strong> die Therapie ein ganzheitliches<br />

Vorgehen an. Für die Dauermedikation ist das<br />

neue, homöopathische Kombinationspräparat Cerebral-<br />

Do ® eine wirksame Therapiealternative.<br />

Das<br />

Komplexmittel hat die<br />

Nachzulassung mit <strong>der</strong><br />

Indikation „Verkalkung<br />

<strong>der</strong> Hirngefäße“ erfolgreich<br />

bestanden. Die<br />

Tropfen greifen physiologisch<br />

und ohne Nebenwirkungen<br />

in gestörte<br />

Abläufe im Gehirn ein.<br />

Die niedrigen Therapiekosten<br />

sind ein weiterer<br />

Präparatevorteil.<br />

Cerebral-Do ® enthält<br />

drei homöopathische<br />

Einzelmittel in tiefen<br />

Potenzen, die nach<br />

dem Homöopathischen Arzneibuch handverschüttelt<br />

werden. Die Zusammensetzung ist abgestimmt auf die<br />

Symptomatik altersbedingter Störungen <strong>der</strong> Gefäßprozesse<br />

und wirkt regulierend bei pathologischen Stoffwechselabläufen.<br />

Cerebral-Do ® regulieren den Hirnstoffwechsel<br />

und verbessern die arterielle Durchblutung.<br />

Die Tropfen sind eine sanfte und doch wirksame Therapiemöglichkeit<br />

bei allen Symptomen cerebraler Leistungsmin<strong>der</strong>ung,<br />

z.B. Vergeßlichkeit, Konzentrationsstörungen,<br />

Schwindel, Tinnitus, Antriebsmin<strong>der</strong>ung und<br />

Kopfschmerzen.<br />

50 ml (N1) 25,15 DM; 100 ml (N2) 45,30 DM<br />

Gräsler GmbH, Brunnleitenstraße 3, 82284 Grafrath


Naturgerechtes Konzept <strong>der</strong><br />

Aeskulap-Klinik zur Behandlung<br />

von Tumorleiden<br />

Krebs ursächlich<br />

behandeln –<br />

aber wie?<br />

In den letzten 40 Jahren wurden<br />

mehrere Milliarden Dollar weltweit<br />

in die Krebsforschung gesteckt. Die<br />

Erfolge <strong>der</strong> konventionellen Tumorbehandlungen<br />

fallen trotz maximalem<br />

Aufwand sehr bescheiden aus.<br />

Grund da<strong>für</strong> sind nicht zuletzt falsche<br />

Prämissen bei <strong>der</strong> Betrachtung<br />

des Phänomens Krebs. Die umfassende<br />

biologisch-medizinische<br />

Krebstherapie auf <strong>der</strong> Basis fundierter<br />

Schulmedizin, wie sie die<br />

Aeskulap-Klinik in Brunnen<br />

(Schweiz) anbietet, eröffnet dagegen<br />

neue Perspektiven im Kampf<br />

gegen diese schwere Krankheit.<br />

Die Verfechter <strong>der</strong> konventionellen<br />

Onkologie erachten den Krebs im<br />

Wesentlichen noch immer als lokales<br />

Problem, die Geschwulstbildung also<br />

als isolierte Organerkrankung eines<br />

Die lokoregionale Tiefenhyperthermie mit dem neuen<br />

System »Oncocare«: wesentlicher Baustein <strong>der</strong> ganzheitlichen<br />

Krebsbehandlung.<br />

Therapiereporte<br />

ansonsten gesunden Organismus. Aus<br />

ganzheitlicher Sicht erfolgte Beobachtungen,<br />

Erfahrungen und Forschungen<br />

belegen indes eindeutig, daß<br />

auch ein vermeintlich gesun<strong>der</strong><br />

Körper im Verborgenen Träger einer<br />

Krebsgeschwulst sein kann.<br />

Als Voraussetzung zur Entwicklung<br />

von Krebs bedarf es Faktoren,<br />

welche die Schulmedizin nur in<br />

Ausnahmefällen zu erkennen vermag:<br />

konstitutionelle, dispositionelle und<br />

psychische Faktoren ebenso wie<br />

Verän<strong>der</strong>ungen des Stoffwechsels, des<br />

Immunsystems, <strong>der</strong> internen Sauerstoffübertragung,<br />

<strong>der</strong> vegetativen Gesamtlage,<br />

des Säure-Basen-Stoffwechsels,<br />

chronischer Beherdungen,<br />

<strong>der</strong> hormonellen Steuerung, psychische<br />

Belastungen, Umweltfaktoren<br />

etc.<br />

Konventionelle Krebsbekämpfung<br />

in <strong>der</strong><br />

Sackgasse<br />

80 % <strong>der</strong> Patienten mit fortgeschrittenen<br />

Tumorleiden sterben trotz mo<strong>der</strong>nsterschulmedizinisch-therapeutischer<br />

Möglichkeiten an Krebs. Dies<br />

ist nicht weiter verwun<strong>der</strong>lich, finden<br />

doch die erwähnten,<br />

bereits in einem frühen<br />

Stadium erkennbarenBedingungen<br />

einer Tumorerkrankung<br />

wenig<br />

o<strong>der</strong> keine Beachtung.<br />

Bei einer bloßen<br />

vollständigen<br />

operativen Tumorentfernung<br />

wird lediglich<br />

die Spitze<br />

des Eisberges anvisiert.<br />

Ohne entsprechendeSchutztherapie<br />

<strong>für</strong> die blutbildenden<br />

und die <strong>für</strong><br />

das Immunsystem<br />

kompetenten Zellen<br />

und Organe, die<br />

endokrinen Drüsen,<br />

die Leber, Milz,<br />

180<br />

usw. führen aggressive Behandlungen<br />

wie Chemo- o<strong>der</strong> Radiotherapie, die<br />

nach einer operativen Tumorentfernung<br />

angezeigt sein können, zu<br />

schweren Belastungen und Schädigungen<br />

auch <strong>der</strong> übrigen Organsysteme.<br />

Es besteht die Gefahr, daß<br />

dadurch gerade jene Systeme am meisten<br />

geschädigt werden, von welchen<br />

<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Tumorabwehr<br />

ausgehen sollte.<br />

Ganzheitliche Krebstherapie<br />

als Ausweg<br />

Auch aus ganzheitsmedizinischer<br />

Sicht ist eine möglichst vollständige<br />

Exzision des Tumors anzustreben.<br />

Nach <strong>der</strong> Operation ist aber nicht nur<br />

ein Rezidiv des Tumors zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Versprengte Tumorzellen und<br />

Zellnester maligner Zellen sind als<br />

solche immunologisch zu erkennen<br />

und zu eliminieren. Soll die Therapie<br />

längerfristig erfolgreich sein, so ist die<br />

symptomatische Lokaltherapie im<br />

Sinne <strong>der</strong> Schulmedizin (Tumorexzision)<br />

durch eine ganzheitliche, tumorunspezifische<br />

Basis- und Terrainbehandlung<br />

sowie eine spezifische<br />

Therapie (z.B. Tumorvakzine) zu ergänzen.<br />

Die geschwächten Organsysteme,<br />

<strong>der</strong> Stoffwechsel und das in<br />

seiner Funktion geschädigte Abwehrsystem<br />

müssen in <strong>der</strong>en Gesamtheit<br />

normalisiert und aktiviert und die<br />

Psyche stabilisiert werden.<br />

Die ganzheitlich erweiterte<br />

Diagnostik<br />

Krebs ist ein auch biographisch mitbedingtes<br />

und deshalb stets höchst individuelles<br />

Leiden. Diese Erkenntnis<br />

verbietet geradezu ein schematisches<br />

Vorgehen, wie dies in <strong>der</strong> konventionellen<br />

Onkologie lei<strong>der</strong> noch immer<br />

die Regel ist.<br />

Die Aeskulap-Klinik in Brunnen/<br />

Schweiz beschreitet mit <strong>der</strong> ganzheitlich<br />

erweiterten Diagnostik neue<br />

Wege. Sie liefert die wichtigen Daten<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


<strong>für</strong> die notwendige ganzheitliche<br />

Therapie. Eine erfolgversprechende<br />

Behandlung basiert aus ganzheitlicher<br />

Sicht auf fundierten Kenntnissen <strong>der</strong><br />

Schulmedizin, welche höchst individuell<br />

und kompetent mit verschiedenen<br />

biologisch-medizinischen Verfahren<br />

zu kombinieren sind. Denn die<br />

Tumorerkrankung ist in ihrer Gesamtheit,<br />

d.h. unter Einbezug des Stoffwechsels,<br />

biochemischer Entgleisungen,<br />

Beherdungen, immunbiologischer<br />

Abwehrschwächen und an<strong>der</strong>em<br />

zu erfassen und zu behandeln.<br />

Umfassendes therapeutisches<br />

Angebot<br />

Bei <strong>der</strong> Bekämpfung einer Krebsgeschwulst<br />

setzt daher die Aeskulap-<br />

Klinik in Brunnen neben den bekannten<br />

schulmedizinischen Verfahren mit<br />

Die Aeskulap-Klinik<br />

in Brunnen – <strong>der</strong> biologischen<br />

Ganzheitsmedizin verpflichtet<br />

Die Aeskulap-Klinik Dr. Bran<strong>der</strong> in<br />

Brunnen ist seit 1990 das erste Zentrum<br />

<strong>für</strong> Biologische Ganzheitsmedizin in <strong>der</strong><br />

Schweiz. Sämtliche <strong>der</strong> hier tätigen rund<br />

20 Ärztinnen und <strong>Ärzte</strong> sind kompetente<br />

Schulmediziner mit komplementär-medizinischer<br />

Zusatzausbildung und mehrjähriger<br />

Erfahrung auf diesem Gebiet. Der<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> Therapie liegt auf <strong>der</strong><br />

Stärkung <strong>der</strong> körpereigenen Regulationsfähigkeit.<br />

Eindrückliche, nachweisbare<br />

Behandlungserfolge erzielt die Aeskulap-<br />

Klinik neben Krebs bei Hauptindikationen<br />

wie allergischen und immunologischen<br />

Erkrankungen, urologischen und rheumatischen<br />

Leiden, chronischen Schmerzen,<br />

Hauterkrankungen, Migräne, Depressionen<br />

sowie Zahn- und Kieferleiden.<br />

großem Erfolg verschiedenste komplementärmedizinische,tumorunspezifische<br />

und -spezifische Behandlungen<br />

ein: Vorab zu nennen sind die Fie-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Therapiereporte<br />

bertherapie, die Tumorvakzination,<br />

die Galvanotherapie sowie die lokoregionale<br />

Tiefen- und Ganzkörperhyperthermie.<br />

Fallweise ergänzt werden<br />

diese klinischen Methoden jeweils mit<br />

individuellen Konzepten zur Therapie<br />

des Stoffwechsels, Immunsystems<br />

und Säure-Basen-Haushaltes. Dazu geeignet<br />

sind Thymusextrakte, Enzymund<br />

Misteltherapie, HOT, Ozontherapie,<br />

orthomolekulare Therapie<br />

sowie – last but not least – ergänzende<br />

Verfahren wie Psychotherapie, die<br />

Sanierung beherdeter Zähne und an<strong>der</strong>es.<br />

Erfolgreiche Behandlungen<br />

mittels Tiefenhyperthermie<br />

Dr. BERND SÜSSE, ein sehr erfahrener<br />

Onkologe und Leiter <strong>der</strong> onkologischen<br />

Abteilung <strong>der</strong> Klinik, vertritt<br />

das Konzept des Hauses einer ganzheitlichen<br />

Krebstherapie unter Einbezug<br />

des gesamten, breiten Spektrums<br />

von <strong>der</strong> Schulmedizin über die<br />

bewährten biologisch-medizinischen<br />

Verfahren bis hin zu naturgerechten<br />

Hightech-Methoden. Dazu gehört ein<br />

neuartiges Hyperthermiegerät «Oncocare».<br />

Dessen Technologie mittels<br />

Dreiphasen-Tiefenhyperthermie im<br />

Kurzwellenbereich ermöglicht <strong>der</strong><br />

Aeskulap-Klinik die erfolgreiche<br />

Therapie von Tumoren im Thoraxund<br />

Brustbereich sowie im Abdomen<br />

einschließlich <strong>der</strong> Leber, <strong>der</strong> Bauchspeicheldrüse,<br />

des Beckens und <strong>der</strong><br />

Genitalien. Das Gerät erlaubt nicht<br />

nur einen oberflächlich begrenzten<br />

Einsatz, son<strong>der</strong>n auch die gezielte<br />

Überwarmung von tiefliegenden Organen<br />

wie Pankreas o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ovarien.<br />

Die dadurch bewirkte Temperaturerhöhung<br />

auf über 42,5 Grad Celsius<br />

hat einen tumorzerstörenden Effekt,<br />

ohne das gesunde Gewebe zu beschädigen.<br />

Der Autor Dr. Marcel G. Bran<strong>der</strong> ist<br />

Chefarzt und Klinikdirektor <strong>der</strong><br />

Aeskulap-Klinik in Brunnen am<br />

Vierwaldstättersee/Schweiz.<br />

181<br />

Aeskulap<br />

Klinik


Pollenallergiker mit<br />

homöopathischem<br />

Kombinationspräparatnebenwirkungsarm<br />

therapieren<br />

Im Februar beginnt wie<strong>der</strong> die<br />

Heuschnupfen-Saison – und damit<br />

<strong>für</strong> 12 Millionen Deutsche eine<br />

Leidenszeit. Bei diesen Patienten<br />

reagiert das Immunsystem überschießend<br />

gegenüber eigentlich<br />

harmlosen Blütenpollen. Eine Kaskade<br />

von fehlgesteuerten Immunreaktionen<br />

wird in Gang gesetzt, die<br />

sich letztendlich in Symptomen wie<br />

Dauerschnupfen, brennenden Augen,<br />

verstärktem Tränenfluß, Mattigkeit<br />

und Schwäche äußert.<br />

Dem Arzt steht heute zur Behandlung<br />

allergischer Erkrankungen<br />

eine breite Produktpalette zur<br />

Verfügung – von Antihistaminika über<br />

Kortikosteroide bis hin zu β-Mimetika.<br />

Diese rein symptomatisch wirkenden<br />

Arzneimittel haben sich zwar<br />

in <strong>der</strong> Praxis bewährt, sind jedoch<br />

nicht frei von Nebenwirkungen. Dies<br />

hat negative Auswirkungen auf die<br />

Compliance <strong>der</strong> Patienten. Die spezifische<br />

Hyposensibilisierung wie<strong>der</strong>um<br />

– ein Therapieverfahren, bei dem<br />

den Patienten Allergen zugeführt<br />

wird, um sie dagegen unempfindlich<br />

zu machen – wirkt zwar kausal, hat<br />

da<strong>für</strong> aber an<strong>der</strong>e gravierende Nachteile.<br />

Die Behandlungsmethode ist<br />

sehr aufwendig und bringt bei Allergien<br />

gegen mehrere Substanzen häufig<br />

nicht den gewünschten Erfolg. Sie<br />

ist zudem relativ risikoreich, denn<br />

durch die Applikation des <strong>für</strong> den<br />

Patienten spezifischen Allergens kann<br />

es zu einer Überreaktion des Immunsystems<br />

kommen – bis hin zum anaphylaktischen<br />

Schock. Aus gutem<br />

Grund darf die spezifische Hyposensibilisierung<br />

seit Anfang 1996 nur<br />

mehr von allergologisch erfahrenen<br />

<strong>Ärzte</strong>n vorgenommen werden.<br />

Therapiereporte<br />

Gerade allergologisch weniger erfahrene<br />

<strong>Ärzte</strong>, Hausärzte, Allgemeinmediziner<br />

und Praktiker sind daher<br />

auf <strong>der</strong> Suche nach alternativen Therapieverfahren,<br />

die wirkungsvoll und<br />

gleichzeitig risikoarm sind. Für die<br />

kommende Heuschnupfen-Saison<br />

dürften diese Kollegen fündig werden.<br />

Wie eine Studie belegt, kann durch<br />

Applikation eines homöopathischen<br />

Kombinationsarzneimittels (Desarell)<br />

Heuschnupfen effektiv und nebenwirkungsarm<br />

behandelt werden. Dabei<br />

moduliert das Homöopathikum das<br />

Immunsystem <strong>der</strong> betroffenen Patienten<br />

<strong>der</strong>art, daß es letztendlich unempfindlicher<br />

gegen die allergieauslösenden<br />

Substanzen wird.<br />

Diese Methode <strong>der</strong> unspezifischen<br />

Desensibilisierung, die von<br />

<strong>Ärzte</strong>n des Schwarzwald Sanatoriums<br />

Obertal in Baiersbronn entwickelt<br />

Birkenpollen – ein weitverbreitetes und<br />

sehr potentes Allergen<br />

wurde, weist gegenüber <strong>der</strong> spezifischen<br />

Hyposensibilisierung einige<br />

Vorteile auf. So braucht <strong>der</strong> Arzt etwa<br />

vor Beginn <strong>der</strong> Behandlung keine aufwendige<br />

Suche nach <strong>der</strong> allergieauslösenden<br />

Pollenart durchzuführen, da<br />

182<br />

die Wirksamkeit des Komplexhomöopathikums<br />

sich unspezifisch gegen<br />

viele verschiedene potentielle Allergene<br />

richtet. Eine zusätzlich zum Heuschnupfen<br />

bestehende Allergie, etwa<br />

gegen Hausstaub o<strong>der</strong> Schimmelpilze,<br />

kann so „ganz nebenbei“ mit behandelt<br />

werden. Der aber wohl bedeutendste<br />

Vorteil des Prinzips <strong>der</strong> unspezifischen<br />

Desensibilisierung liegt darin,<br />

daß dem Patienten eine aufwendige<br />

und risikoreiche Allergenapplikation<br />

erspart bleibt.<br />

Vier Komponenten<br />

in konzertierter Aktion<br />

Desarell enthält vier bewährte Einzelkomponenten,<br />

die sich in ihrer Wirkung<br />

auf das fehlgeleitete, überschießende<br />

Immunsystem von Allergikern<br />

sinnvoll ergänzen: Apis mellifica<br />

D6, Acidum formicicum D6,<br />

Thryallis glauca D6 und Cardiospermum<br />

halicacabum D4.<br />

Apis mellifica (Bienengift)<br />

und Acidum formicicum (Ameisensäure)<br />

stellen im wesentlichen<br />

die Reizkomponenten des<br />

homöopathischen Kombinationsmittels<br />

dar. So wird Bienengift<br />

häufig bei ödematösen Entzündungen<br />

<strong>der</strong> Schleimhäute, etwa<br />

des Rachenringes und <strong>der</strong><br />

Bindehaut, eingesetzt. Diese<br />

Symptome sind auch bei Pollenallergikern<br />

zu verzeichnen. Die<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Ameisensäure<br />

erstreckt sich – neben gichtisch<br />

rheumatischen Erkrankungen –<br />

sogar bevorzugt auf die allergische<br />

Diathese. Heufieber, Bronchialasthma<br />

und Hautallergien<br />

werden durch das wirkungsvolle<br />

Konstitutionsmittel günstig beeinflußt<br />

– vor allem dann, wenn<br />

mit <strong>der</strong> allergischen Diathese eine<br />

exsudative Veranlagung verbunden<br />

ist.<br />

Von Thryallis glauca (Galphimia<br />

glauca, Zaunrebe), einer Zubereitung<br />

aus einer alten mexikanischen Heilpflanze,<br />

ist bekannt, daß sie allergi-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


sche Reaktionen verschiedener Art und Stärke, vor<br />

allem im Schleimhautbereich, positiv beinflussen<br />

kann. Gerade bei Heuschnupfen-Patienten hat sich<br />

Thryallis glauca in <strong>der</strong> Praxis gut bewährt: in den<br />

Potenzen D6 und D12 bevorzugt als Prophylaktikum,<br />

in den Potenzen D3 und D4 als Therapeutikum.<br />

Cardiospermum halicacabum (Herzsame), die Zubereitung<br />

einer tropischen Pflanze, gilt ebenfalls als<br />

heilende und ausleitende Komponente bei Erkrankungen<br />

<strong>der</strong> Haut und bei allergischer Disposition und<br />

ergänzt damit in idealer Weise das Wirkprofil <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

drei Komponenten.<br />

Studie belegt Wirksamkeit und<br />

Verträglichkeit<br />

Daß die Behandlung von Pollenallergikern mit dem<br />

homöopathischen Arzneimittel effektiv und gleichzeitig<br />

nebenwirkungsarm ist, belegt eine Untersuchung,<br />

die unter <strong>der</strong> Leitung von Dr. M. WIESE-<br />

NAUER, Weinstadt, durchgeführt wurde. Dabei handelt<br />

es sich um die erste deutsche Studie mit einem<br />

Homöopathikum über einen Zeitraum von drei<br />

Jahren.<br />

Während des Untersuchungszeitraumes erhöhte<br />

sich die Zahl <strong>der</strong> Heuschnupfen-Patienten, die mit<br />

dem Erfolg <strong>der</strong> unspezifischen Desensibilisierung<br />

„sehr zufrieden“ waren, von 80 auf 91 Prozent. Anlaß<br />

<strong>für</strong> die überragende Bewertung <strong>der</strong> Patienten war in<br />

allen Fällen neben <strong>der</strong> guten Verträglichkeit ein rasches<br />

und anhaltendes Sistieren <strong>der</strong> Heuschnupfen-<br />

Symptomatik, so Studienleiter Dr. WIESENAUER.<br />

Präventiv und therapeutisch wirksam<br />

Die Behandlung mit dem Komplex-Homöopathikum<br />

setzt idealerweise vor Beginn <strong>der</strong> Heuschnupfen-<br />

Saison ein. In <strong>der</strong> Regel wird das Präparat zunächst<br />

vom Arzt s.c. injiziert und später vom Patienten – als<br />

Tropfen – bis zum Ende <strong>der</strong> Saison eingenommen.<br />

Diese prophylaktische Gabe des Präparates hat sich<br />

beson<strong>der</strong>s bewährt. Doch selbst wenn die Pollenallergie<br />

bereits eingesetzt hat, lohnt sich ein Behandlungsversuch.<br />

Wie Dr. WIESENAUER in seiner<br />

Studie zeigen konnte, besitzt das Präparat auch therapeutische<br />

Wirksamkeit: Bei drei von vier Patienten<br />

bildeten sich unter dem Einfluß des Homöopathikums<br />

die klassischen Heuschnupfen-Symptome<br />

schnell und dauerhaft zurück.<br />

Dr. Claudia Schöllmann<br />

R. Heidl, M. Wiesenauer: Unspezifische Desensibilisierung bei <strong>der</strong><br />

Pollinosis. Z. Allg. Med. (1997) 73, 453-457.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Therapiereporte<br />

183<br />

Repha


PREISAUSSCHREIBEN<br />

Hätten Sie’s gewußt?<br />

„Naturheilverfahren“, unkonventionelle medizinische<br />

Richtungen“, „biologische o<strong>der</strong> alternative<br />

Therapiemethoden“. Die Naturheilkunde ist – nicht<br />

nur begrifflich – ein weites Feld. Um so mehr<br />

Sorgfalt und Mühe (und finanzielle Mittel) wurden<br />

in den letzten Jahren <strong>für</strong> die wissenschaftliche<br />

Begründung <strong>der</strong> verschiedenen Methoden aufgebracht.<br />

Eine weitere wichtige Voraussetzung <strong>für</strong><br />

die allgemeine Anerkennung <strong>der</strong> Naturheilmethoden<br />

ist jedoch die Fort- und Weiterbildung.<br />

Frage 1:<br />

Trainingseffekt auf die Muskulatur<br />

wird erreicht durch<br />

(A) Massage<br />

(B) Unterwasserdruckstrahlmassage<br />

(C) aktive Bewegungsübungen<br />

gegen Wi<strong>der</strong>stand<br />

(D) Überwärmungsbad<br />

(E) passive Bewegungsübungen<br />

Meine Lösung lautet:<br />

Frage 1:<br />

Frage 2:<br />

Frage 3:<br />

3/99<br />

Frage 2:<br />

Extrakte aus Früchten <strong>der</strong><br />

Sägepalme (Sabal serrulatum)<br />

werden eingesetzt bei<br />

(A) Leberzirrhose<br />

(B) Colon irritabile<br />

(C) Miktionsbeschwerden<br />

(D) Nephrolithiasis<br />

(E) Dyspepsie<br />

Absen<strong>der</strong>:<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Name<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Straße<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––-<br />

PLZ, Ort<br />

––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

Datum, Unterschrift<br />

184<br />

„Hätten Sie´s gewußt?“ In unserem Preisausschreiben<br />

können Sie prüfen, wie gut Sie ausgesuchte<br />

Fragen (Original-Prüfungsfragen, Gegenstandskatalog<br />

3) beantworten können. Machen<br />

Sie mit!<br />

Unter den richtigen Einsendungen werden diesmal<br />

3 Preise verlost: 1. Preis: Roche Lexikon Medizin,<br />

4. Aufl. 1999, geb. + CD-ROM, 2. + 3. Preis:<br />

Roche Lexikon Medizin, 4. Aufl. 1999, brosch.<br />

Frage 3:<br />

In <strong>der</strong> Homöopathie gilt die Repertorisation<br />

des Patienten (Arzneimittelfindung aus einer<br />

Reihe von Symptomen) als ein wesentliches<br />

Verfahren, weil<br />

die Repertorisation die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

korrekten Mittelwahl in <strong>der</strong> Homöopathie<br />

erweitern resp. verbessern soll.<br />

Welche Antwort trifft zu:<br />

Aussage 1 Aussage 2 Verknüpfung<br />

(A) richtig richtig richtig<br />

(B) richtig richtig falsch<br />

(C) richtig falsch –<br />

(D) falsch richtig –<br />

(E) falsch falsch –<br />

Senden Sie Ihre Antworten<br />

an:<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong><br />

Naturheilverfahren<br />

Chefredaktion<br />

Wehrfeldweg 6<br />

82439 Großweil<br />

Fax 08851 / 1320<br />

Einsendeschluß ist <strong>der</strong><br />

15. April 1999.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


DAG K -Nachrichten<br />

Deutsche <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Applied Kinesiology, offizielles Chapter des International College of Applied Kinesiology (ICAK)<br />

Ne<strong>der</strong>lingerstr. 35 • 80638 München • Tel.: 089 / 159 59 51 • Fax: 089 / 159 61 61 • E-Mail: VKMAKPG@aol.com<br />

Gesellschafts-Nachrichten <strong>der</strong> Deutschen <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Applied Kinesiology<br />

DÄGAK-Symposium 6.-13. Nov. 99 im Robinson Club Esquinzo Playa Fuerteventura<br />

07./08. Nov. 99: GK1 (AK-Einführung)<br />

Farkas (DM 480, -/320,-)<br />

09./10./11. Nov.: GK2 (AK-1) Garten (DM 530,-/370,-)<br />

07./08. Nov.: GK9 (Repetitions- und Behandlungsstrategiekurs) Garten (DM 480, -/320,-)<br />

Prüfungen zum DÄGAK A-Diplom und Clinical Competence-Test des ICAK<br />

09./10. Nov.: Neuheiten in <strong>der</strong> Orthomolekularen Medizin: (Transmitter, ZNS, genetische Prädisposition, Stoffwechselstörungen,<br />

Entzündung, Sportmedizin) Farkas (DM 480,-/320,-)<br />

11./12. Nov.: AK-Diagnostik und Therapie <strong>der</strong> Hirnnerven und des Kiefergelenks, neueste orthopädische Behandlungstechniken<br />

Shafer (DM 480,-/320,-)<br />

08.-12. Nov.: Hypnotherapie (Ericson und NLP) bei Phobien und Schmerzsyndromen<br />

(Maryann und Ed Reese) (DM 1000,- /900,-)<br />

Die reduzierten Teilnahmegebühren gelten jeweils <strong>für</strong> KrankengymnastInnen, arbeitslose <strong>Ärzte</strong>, AIP.<br />

Für Nichtmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> DÄGAK erhöht sich die Seminargebühr um jeweils DM 100,-<br />

Für Personen, die am DÄGAK-Symposium und am Symposium „Schmerz und Bewegung“ teilnehmen, reduziert sich<br />

die Kursgebühr pro Kurs um DM 50,-<br />

Bei Anmeldungen später als dem 24. 9. 99 erhöht sich die Teilnahmegebühr pauschal um DM 200,-.<br />

Bei Rücktritt später als 4 Wochen vor Beginn des Symposiums verfällt die Kursgebühr.<br />

Anmeldung <strong>für</strong> Kurse und Reise:<br />

DER, Frau Wessel, Rohrbachstr. 8, D-69115 Heidelberg<br />

Tel.: 06221 / 53 62 51, Fax: 06221 / 53 62 81<br />

Inhaltliche Informationen:<br />

DÄGAK, Ne<strong>der</strong>lingerstr. 35, D-80638 München<br />

Tel.: 089 / 159 59 51, Fax: 089 / 159 61 61<br />

E-Mail: VKMAKPG@aol.com<br />

Die nächsten AK-Einführungskurse:<br />

11./12. 3. 1999 in Freudenstadt Anmeldung: ZÄN; Tel.: 07441 / 2121, Fax: 07441 / 878 30<br />

23./24. 4. 1999 in Freiburg Anmeldung: Dr. Rid<strong>der</strong>; Tel.: 0761 / 593 11 20, Fax: 0761/593 11 25<br />

09.05. 1999 in Bad Kissingen Anmeldung: DÄGfA; Tel.: 089 / 710 05 11, Fax: 089 / 710 05 25<br />

07./08. 10. 1999 in Freudenstadt Anmeldung: ZÄN; Tel.: 07441 / 2121, Fax: 07441 / 878 30<br />

Die DÄGAK steht nicht nur <strong>für</strong> Applied Kinesiology, son<strong>der</strong>n auch <strong>für</strong> die in <strong>der</strong> AK-Praxis notwendigen angrenzenden<br />

Gebiete: z.B.:<br />

Dysphasie-Dyslexie: Diagnostik und Behandlung zentraler Hörstörungen<br />

Dozent: Fred Warnke, Datum: 27./28. März 1999, Ort: München<br />

Orthomolekulare Therapie <strong>der</strong> neuralen und humoralen Modulation 05./06. 06.1999 in München,<br />

Dozent: Christopher Astill-Smith, Mo<strong>der</strong>ation: Jeff Farkas<br />

Info und Anmeldung jeweils: VKM; Tel.: 089 / 159 59 51, Fax: 089 / 159 61 61<br />

186<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Ein uraltes Heilmittel macht<br />

heute wie<strong>der</strong> Schlagzeilen<br />

Erst 1983 wurde <strong>der</strong> Weihrauch als Heilmittel wie<strong>der</strong>entdeckt,<br />

und sein Harz kam unter <strong>der</strong> Bezeichnung H15 als<br />

apothekenfähiges Präparat in den Westen. Weihrauch darf<br />

durchaus als eine Art Wun<strong>der</strong>mittel bezeichnet werden,<br />

denn wo die Schulmedizin bislang versagte, entfaltet er<br />

ein sensationelles Heilpotential.<br />

Eine Therapie mit dem indischen Weihrauchextrakt,<br />

H15, hilft bei chronischer Polyarthritis, bei Schuppenflechte,<br />

bei Gelenkentzündungen an den Zehen, bei chro-<br />

nischen Entzündungen des Bindegewebes, und nur selten<br />

gibt es geringe Nebenwirkungen wie Durchfall o<strong>der</strong> leichte<br />

Hautrötungen.<br />

Auch bei Darmerkrankungen, an denen über 300.000<br />

Menschen in Deutschland leiden, hilft Weihrauch gegen<br />

die Entzündungsschübe. Und die Entdeckung, daß ein<br />

spezifischer Weihrauchextrakt bösartige Gehirntumore abtöten<br />

kann und zudem die Begleitsymptome des Tumorödems<br />

wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Brechreiz o<strong>der</strong><br />

Nervenausfälle lin<strong>der</strong>t, wird von den <strong>Ärzte</strong>n als Sensation<br />

gefeiert.<br />

Damit sind die Wirkmechanismen von Weihrauch aber<br />

keinesfalls erschöpft. Denn das Harz gibt ebenfalls neue<br />

Behandlungschancen <strong>für</strong> Erkrankungen <strong>der</strong> Lunge, Gelenke,<br />

Haut, des Magens und Darms, des Herzes, des<br />

Zentralnervensystems und bei Allergien wie Heuschnupfen.<br />

Dr. med. Ernst Schrott schil<strong>der</strong>t die jahrtausendalte<br />

Geschichte des Weihrauchs, seine Bedeutung im Rahmen<br />

<strong>der</strong> indischen Heilmethode Ayurveda und zeigt allgemein-<br />

Buchbesprechungen<br />

188<br />

verständlich seine vielen Wirkungsfel<strong>der</strong> auf. Ein interessanter<br />

und umfassen<strong>der</strong> Ratgeber über das legendäre<br />

Heilmittel Weihrauch.<br />

Ernst Schrott: Weihrauch. Die außergewöhnliche<br />

Heilwirkung des indischen Weihrauchbaums. 96 Seiten,<br />

broschiert, DM 19,90, Mosaik-Verlag, München 1998,<br />

ISBN 3-576-11203-0<br />

Gesetzlose!<br />

Ein beliebter Spaß in den ersten Tagen des Jurastudiums<br />

ist die Frage an die Studenten: ,,Wo haben Sie<br />

Ihre Gesetze?“ Natürlich hat niemand eine Gesetzessammlung<br />

dabei, so daß die prompte Antwort lautet:<br />

,,Dann sind Sie ein Gesetzloser! Wissen Sie, was im<br />

Wilden Westen mit solchen Leuten passierte?“ Im Ernst,<br />

wer sich mit rechtlichen Fragen rund um die Medizin zu<br />

beschäftigen hat, ist auf die Nutzung einer Vielzahl von<br />

Bundes- und Landesgesetzen angewiesen. Wer schon<br />

einmal den Vorschriften hinterhergesucht hat, weiß, wie<br />

mühsam die ,,Fahndung“ nach den einzelnen Gesetzen<br />

ist.<br />

Die im Verlag R. S. Schulz, Starnberg, erscheinende<br />

Sammlung des gesamten Gesundheitsrechts ,,Deutsches<br />

Gesundheitsrecht“ bietet hier eine wertvolle Hilfe.<br />

Das von Rechtsanwalt Dr. Schiwy betreute fünfbändige<br />

Werk erscheint als Loseblattsammlung mit 8.800 (!)<br />

Seiten. Es erfaßt – man kann es kaum glauben – auch<br />

Randgebiete des Gesundheitswesens, z.B. die Bereiche<br />

Umweltschutz, Verkehrswesen und Seeschiffahrt. Als<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig erweist sich in <strong>der</strong> täglichen Praxis<br />

die breite Aufnahme von Gesetzen aller Bundeslän<strong>der</strong>.<br />

Ende Januar 1999 ist die 168. Ergänzungslieferung mit<br />

196 Seiten vorgelegt worden. Ergänzungslieferungen<br />

des sorgfältig betreuten Werkes erscheinen gezwungenermaßen<br />

in schneller Folge, da bekanntlich <strong>der</strong><br />

Gesetzgeber gerade im Bereich des Gesundheitswesens<br />

aktiv ist. Alles in allem liegt eine sinnvolle, gar<br />

notwendige Sammlung vor, die in viele Bibliotheken gehört.<br />

Die Bände sind auch <strong>für</strong> <strong>Ärzte</strong>, die als Gutachter tätig<br />

sind o<strong>der</strong> sich <strong>für</strong> Berufspolitik einsetzen o<strong>der</strong> sich<br />

auch nur <strong>für</strong> die Materie interessieren, zweckmäßig. Das<br />

Werk kostet zwar nur 158,00 DM, aber die Nachlieferungen<br />

sind mit 0,46 DM/Seite nicht billig. Teurer jedoch<br />

ist es, ein Gesetzloser zu sein!<br />

Dr. Frank A. Stebner, Salzgitter<br />

Deutsches Gesundheitsrecht. Sammlung des gesamten<br />

Gesundheitsrechts des Bundes und <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong>. 8.800 Seiten, Loseblattausgabe in 5 Bänden,<br />

DM 158,00. Verlag R. S. Schulz, Starnberg, ISBN 3-<br />

7962-03110-8<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Das Buch „Naturheilverfahren – Ernährungstherapie“ von<br />

Helmut Anemueller (Hippokrates Verlag) stellt die völlig<br />

überarbeitete und erweiterte fünfte Auflage eines Lehrbuchs<br />

<strong>für</strong> Ernährungstherapie dar, das bisher unter dem<br />

Titel „Das Gesunddiät-System, Leitfaden <strong>der</strong> Ernährungstherapie<br />

mit vollwertiger<br />

Grunddiät“ erschienen war. Der<br />

Autor legt großen Wert auf die<br />

Än<strong>der</strong>ung des Titels, da in dem<br />

neuen Lehrbuch beson<strong>der</strong>e<br />

Akzente einer physiologischen<br />

und funktionsgerechten Ernährungstherapie<br />

dargestellt<br />

werden. Ernährungstherapie<br />

wird im Sinne eines Naturheilverfahrens<br />

verstanden, wie<br />

es gleichsinnig in <strong>der</strong> Weiterbildung<br />

Ernährungstherapie<br />

des <strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong><br />

<strong>für</strong> Naturheilverfahren vorgetragen<br />

wird. Anemuellers Buch<br />

kann daher auch als Lehrbuch<br />

<strong>für</strong> dieses Fachgebiet gesehen<br />

werden.<br />

Die Basis <strong>der</strong> Therapie ernährungsbedingter<br />

Erkrankungen<br />

ist nach Anemueller eine vollwertige<br />

Grunddiät. Das Buch<br />

beschriebt die Grundlagen zu<br />

dieser Diät und bietet eine<br />

Übersicht über die Diät und ihre Ableitungen, die <strong>der</strong><br />

Behandlung verschiedener Erkrankungen dienen. In<br />

Ergänzung werden ernährungstherapeutische Maßnahmen<br />

erwähnt, die kurmäßig durchgeführt werden<br />

können. Gerade diese kurmäßigen Ernährungstherapien,<br />

die in <strong>der</strong> schulmedizinischen Ernährungstherapie eine<br />

untergeordnete Rolle spielen, sind in <strong>der</strong> Praxis des naturheilkundlich<br />

tätigen Arztes sehr wichtig. Mit ihrer Hilfe<br />

kann interpunktionsartig eine Verbesserung <strong>der</strong> Stoffwechselsituation<br />

des Patienten erreicht werden.<br />

Im Teil „Spezielle Ernährungstherapie“ findet man<br />

schließlich in Übereinstimmung mit schulmedizinischen<br />

Erkenntnissen Indikationen, die in beson<strong>der</strong>er Weise eine<br />

Anpassung <strong>der</strong> Ernährung an spezielle Funktionsstörungen<br />

des Organismus erfor<strong>der</strong>n, etwa Zöliakie, Mal-<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Buchbesprechungen<br />

GESUNDHEIT DURCH<br />

ERNÄHRUNG<br />

methatec<br />

189<br />

absorption o<strong>der</strong> chronische Nierenerkrankungen. Zu begrüßen<br />

ist auch ein neu in das Lehrbuch aufgenommenes<br />

Kapitel über Säuglings- und Kleinkin<strong>der</strong>ernährung,<br />

das wichtige Daten und praktische Hinweise <strong>für</strong> Mütter<br />

enthält. Dem Lehrbuch angeschlossen findet sich ein<br />

A-Z-Lexikonkapitel, welches<br />

ernährungsphysiologische Daten<br />

und Begriffe <strong>der</strong> Lebensmittelkunde<br />

vermittelt.<br />

Das vorliegende Buch stellt eine<br />

wertvolle Ergänzung <strong>für</strong> die<br />

täglich Praxis dar und eignet<br />

sich einerseits <strong>für</strong> <strong>Ärzte</strong>, die<br />

Naturheilverfahren bereits im<br />

Alltagsgeschäft durchführen<br />

und mit erweiterten Ernährungstherapien<br />

ihre bisher geführten<br />

klassischen Naturheilverfahren<br />

optimieren wollen.<br />

Doch auch jene <strong>Ärzte</strong>, die von<br />

Naturheilverfahren bisher nicht<br />

„beleckt“ worden sind, können<br />

hier Einblicke in die Ernährungstherapie<br />

als Naturheilverfahren<br />

gewinnen – Einblicke,<br />

die möglicherweise auch „Lust<br />

auf mehr“ machen. Dabei stellt<br />

Anemueller seine Methoden in<br />

keiner Weise sektiererisch dar,<br />

son<strong>der</strong>n ausgewogen durch<br />

jahrelange Erfahrung und Praxis.<br />

Ein lesenswertes Buch, wie ich finde. Es sollte im Bücherschrank<br />

des erfahrenen Praktikers nicht fehlen.<br />

Dr. med. Martin Adler<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Weiterbildungskommission des<br />

<strong>Zentralverband</strong>es <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren,<br />

Facharzt <strong>für</strong> Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren<br />

und Umweltmedizin<br />

Helmut Anemueller: Naturheilverfahren – Ernährungstherapie.<br />

Vollwertige Grunddiät mit Ableitungen.<br />

5. völlig neubearb. und erw. Aufl., Hippokrates<br />

Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-7773-1305-X


Preisausschreiben Heft 1/99<br />

Richtig sind die Lösungen:<br />

Frage 1: A<br />

Frage 2: D<br />

Frage 3: C<br />

Zu Frage 1:<br />

Den therapeutischen Hauptzielen<br />

bei einem 56jährigen<br />

Mann, <strong>der</strong> seit Jahren an einer<br />

chronischen Bronchitis leidet<br />

und daher eine Kurorttherapie<br />

macht, wird beson<strong>der</strong>s die Kur<br />

in einem Solebadkurort wegen<br />

<strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Soleinhalation<br />

und <strong>der</strong> Atemgymnastik<br />

gerecht. Die Kochsalzinhalation<br />

hat nämlich am Bronchialsystem<br />

eine sekretionsstimulierende<br />

und sekretolytische<br />

Wirkung. Außerdem wird <strong>der</strong><br />

Hustenreiz gemil<strong>der</strong>t und die<br />

ziliare Schlagfrequenz angeregt.<br />

Zu Frage 2:<br />

Außer Pflanzen und Pflanzenteilen<br />

können laut Arzneimittelgesetz<br />

<strong>für</strong> Homöopathika auch<br />

chemische Elemente und Verbindungen,<br />

Tierkörper und<br />

Tierbestandteile sowie Mikroorganismen<br />

und <strong>der</strong>en Bestandteile<br />

Ausgangsstoffe <strong>der</strong><br />

Homöopathika-Produktion sein.<br />

Zu Frage 3:<br />

Bei einer Reihe von Indikationen,<br />

so z.B. bei Bluthochdruck,<br />

Hyperlipidämie und auch Koxarthrose,<br />

werden verschiedene<br />

Diätformen und Heilfasten eingesetzt.<br />

Bei einer aktiven<br />

Tuberkulose ist jedoch auf eine<br />

ausreichende Kalorienversorgung<br />

zu achten, Nahrungsverzicht<br />

könnte einen ungünstigen<br />

Effekt auf den Entzündungsprozeß<br />

bewirken.<br />

Die drei Gewinner des Januar-Preisausschreibens sind:<br />

(1. Preis Roche Lexikon Medizin + CD-ROM) Dr. S. Epplée,<br />

Hamburg; (2. + 3. Preis Roche Lexikon Medizin brosch.)<br />

Dr. W. Finke, Essen, und G. Mono, Heidelberg. Wir gratulieren<br />

den glücklichen Gewinnern!<br />

Rudolf-Fritz-Weiß-Preis 1998<br />

Schon 1996 war die Zahl <strong>der</strong> preiswürdigen Arbeiten groß –<br />

was dazu führte, daß zusätzlich ein zweiter Preis ausgeschrieben<br />

wurde (1. Preis, dotiert mit DM 10.000; 2. Preis,<br />

dotiert mit DM 5.000). Nach einem Jahr 1997 ohne Preisträger<br />

– die eingereichten Arbeiten wiesen bei hohem wissenschaftlichem<br />

Niveau keine ausreichende therapeutische<br />

Relevanz (im Sinne von RUDOLF FRITZ WEISS; wissenschaftlich<br />

begründete Phytotherapie) auf – wurden in diesem Jahr<br />

noch mehr Arbeiten von hoher wissenschaftlicher Qualität<br />

eingereicht, und es konnten wie<strong>der</strong> zwei Preise vergeben<br />

werden.<br />

Die Arzneipflanze Agnus castus erhält dabei bemerkenswerterweise,<br />

nach 1990 und 1995, zum dritten Mal 1998 den<br />

Rudolf-Fritz-Weiß-Preis (1. Preis). Die neuen Ergebnisse<br />

zeigen, daß man den pharmakologisch relevanten Inhaltsstoffen<br />

Zug um Zug auf die Spur kommt: In mehreren pharmakologischen<br />

Untersuchungen wurde das dopaminerge<br />

Wirkprinzip erkannt und analysiert, was 1990 zur Verleihung<br />

des Preises geführt hat und jetzt – 8 Jahre später – sind in<br />

<strong>der</strong> preisgekrönten Arbeit die Inhaltsstoffe, die an den<br />

Dopamin-D 2 -Rezeptor binden, identifiziert und in ihrer Struktur<br />

aufgeklärt<br />

Varia<br />

190<br />

Forschungspreis <strong>der</strong><br />

Zeitschrift <strong>für</strong> Umweltmedizin<br />

Die Umweitmedizin ist ein junges Fachgebiet. Ein breites<br />

Spektrum von <strong>Ärzte</strong>n und Wissenschaftlern hat Interesse an<br />

dieser neuen Disziplin gefunden. In vielen Bereichen<br />

macht sich aber noch ein Mangel an fundierten wissenschaftlichen<br />

Arbeiten bemerkbar.<br />

Um Studien aus diesem Gebiet in Deutschland zu för<strong>der</strong>n,<br />

haben wir wie<strong>der</strong> den För<strong>der</strong>preis <strong>der</strong> Zeitschrift <strong>für</strong><br />

Umweltmedizin ausgeschrieben, <strong>der</strong> mit 5.000 DM dotiert<br />

ist. Geför<strong>der</strong>t werden sowohl klinische als auch experimentelle<br />

Arbeiten aus dem deutschen Sprachraum.<br />

Die Arbeiten müssen ein umweltmedizinisch bedeutsames<br />

Thema behandeln; sollten neue Erkenntnisse aus dem<br />

Bereich <strong>der</strong> Umweltmedizin vermitteln o<strong>der</strong> bekannte Erkenntnisse<br />

so kombinieren, daß neue Zusammenhänge<br />

deutlich werden; sollten bei experimentellem Schwerpunkt<br />

praktische Konsequenzen <strong>für</strong> Diagnostik, Therapie o<strong>der</strong><br />

Prävention als Nutzen <strong>für</strong> den Patienten erkennbar machen.<br />

Die eingereichten Arbeiten müssen den internationalen<br />

Publikationsgepflogenheiten entsprechen. Als Leitfaden<br />

können die Publikationsrichtlinien <strong>der</strong> Zeitschrift <strong>für</strong> Umweltmedizin<br />

dienen.<br />

Ferner muß ein kurzer, tabellarischer Lebenslauf des<br />

Autors / <strong>der</strong> Autoren beigefügt sein, aus dem seine/ihre<br />

fachliche Laufbahn ersichtlich wird. Die Arbeiten sollten<br />

noch nicht publiziert sein, können aber bereits an<strong>der</strong>weitig<br />

zur Publikation eingereicht sein. Sind sie noch nicht an<strong>der</strong>weitig<br />

zur Publikation vorgesehen, so schließt eine Prämierung<br />

ihre Erstpublikation in <strong>der</strong> Zeitschrift <strong>für</strong> Umweltmedizin<br />

mit ein.<br />

Die Preisverleihung erfolgt auf dem 3. Deutschsprachigen<br />

Kongreß <strong>für</strong> Praktische Umweltmedizin im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Medica 1999. Anschrift: Promedico Verlag GmbH,<br />

Kattjahren 8, 22359 Hamburg. Annahmeschluß ist <strong>der</strong><br />

30.6.1999.<br />

Preisträger 1997: Priv-Doz. Dennis Nowak<br />

Die Arbeit, die den 2. Preis bekommen hat, zeigt ein interessantes<br />

Ergebnis auf, welches spezifisch <strong>für</strong> die Phytotherapie<br />

ist. Die Preisträger konnten beweisen, daß eine<br />

Stoffgruppe, von <strong>der</strong> selbst keine pharmakologischen Eigenschaften<br />

bekannt sind, das Löslichkeitsverhalten einer pharmakologisch<br />

aktiven Substanzgruppe, nämlich <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Naphtodianthrone (Hypericin, Pseudohypericin), entscheidend<br />

verän<strong>der</strong>t. Damit ist ein spezifisches und nicht, unbekanntes<br />

Phänomen komplexer Extrakte wissenschaftlich<br />

dargestellt und nachgewiesen worden.<br />

1. Preis: D. Berger, W. Burkard, B. Meier, W. Schaffner,<br />

Pharmazeutisches Institut <strong>der</strong> Universität Basel,<br />

2. Preis: V. Butterweck, A. Nahrstedt, F. Petereit, H.<br />

Winterhoff, Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Varia<br />

Die Göttin und <strong>der</strong> Jäger<br />

Gedanken zur weiblichen und männlichen Identität<br />

Das Thema „Potenz- und Fertilitätsstörungen“,<br />

dem <strong>der</strong> ZÄN auf seinem<br />

Frühjahrskongreß beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit schenkt, hat mich<br />

dazu angeregt, einen Beitrag aus<br />

nichtmedizinischer Sicht zu diesem<br />

Problem zu leisten. Es ist ein Workshop<br />

und ich nenne ihn „Die Göttin<br />

und <strong>der</strong> Jäger“. Als Gegengewicht zu<br />

allem Medizinisch-Fachlichen, das<br />

Ihnen hier geboten wird, wage ich einen<br />

kleinen Exkurs in die Mythologie<br />

und in die frühe Menschheitsgeschichte.<br />

Evolutionsmäßig gesehen haben<br />

wir zwar ungeheure Fortschritte gemacht,<br />

wenn wir uns mit den Höhlenmenschen<br />

vergleichen; auch Gehirn<br />

und Körperbau haben sich sehr verän<strong>der</strong>t<br />

und den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Zeiten<br />

angepaßt. In dem Maße, in dem unsere<br />

intellektuellen Fähigkeiten gewachsen<br />

sind, die uns heute zu technischen<br />

und wissenschaftlichen Höhenflügen<br />

führen, sind unsere Urkräfte und Instinkte<br />

verkümmert. Aber gespeichert<br />

sind sie noch, und ab und zu werden<br />

sie auch aktiv. (Der Sehnenkontrollreflex<br />

z.B. war lebenswichtig <strong>für</strong><br />

Jäger und Sammler, wenn ein wildes<br />

Tier auftauchte: Dieser Reflex ermöglichte<br />

Kampf o<strong>der</strong> Flucht. – Heutzutage<br />

wird er aktiv bei Gefahr und in<br />

bedrohlichen Situationen, vor denen<br />

wir am liebsten davonrennen möchten.<br />

Das berühmte Brett vorm Kopf in<br />

Prüfungen kennen ja sicher viele aus<br />

eigener Erfahrung!)<br />

Wir durchlaufen vom Moment <strong>der</strong><br />

Zeugung an in Windeseile die gesamte<br />

Evolution vom Einzeller bis zum<br />

komplizierten Menschen, und in unserem<br />

Gehirn sind auch noch alle jemals<br />

existierenden Bereiche präsent. So<br />

können wir auch annehmen, daß alle<br />

je gefühlten Emotionen in uns gespeichert<br />

sind, auch kreative Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten, altes Wissen und die<br />

Kraft und die Energien unserer Urahnen.<br />

Zur Rettung unserer Spezies<br />

kann es sich lohnen, dieses alte Wissen,<br />

diese Energien und Kraftquellen<br />

wie<strong>der</strong>zufinden und zu reanimieren.<br />

Es sei mir erlaubt, an dieser Stelle<br />

ein paar Gedanken zwischen Steinzeitjäger<br />

und Neuzeitmensch zu machen.<br />

Der Steinzeitjägervater hat seinen<br />

Söhnen beigebracht, wie man mit <strong>der</strong><br />

Waffe umgeht, wie man die wilden<br />

Tiere erlegt und Beute macht. Die<br />

Söhne haben die Kraft des Vaters erlebt,<br />

seinen Stolz und seine Freude,<br />

aber sie haben auch seine Angst gespürt<br />

und seinen Mut, und<br />

sie haben von ihm gelernt,<br />

sich <strong>der</strong> eigenen Angst zu<br />

stellen, sie zu überwinden<br />

und so über sich selbst hinauszuwachsen.<br />

Zwar macht auch <strong>der</strong><br />

heutige Mann „Beute“,<br />

vollbringt „Leistung“ in<br />

Beruf o<strong>der</strong> Sport, aber er<br />

ist doch weitgehend fremdbestimmt,<br />

we<strong>der</strong> im Einklang<br />

mit sich selbst noch<br />

mit <strong>der</strong> Natur, die er systematisch<br />

zerstört, noch lebt<br />

er im Bewußtsein seiner<br />

männlichen Kraft.<br />

Die Söhne <strong>der</strong> Neuzeit<br />

erleben ihren Vater, wenn<br />

überhaupt, dann höchst selten<br />

in seinem Arbeitsbereich,<br />

wo er seine ,,Beute“<br />

macht; sie haben keine<br />

konkreten Vorstellungen<br />

von <strong>der</strong> beruflichen Tätigkeit<br />

des Vaters. Mir<br />

scheint, von allen Jäger-<br />

Energien ist nur noch die<br />

Angst geblieben, die Angst<br />

zu versagen, nicht gut genug<br />

zu sein, nicht geliebt,<br />

geschätzt, anerkannt, ge-<br />

191<br />

braucht zu werden. Mit dieser Angst<br />

schieben die heutigen Männer und<br />

Frauen durchs Leben, aber mit wenig<br />

Mut, Risiken einzugehen und die<br />

Angst zu überwinden, die Verantwortung<br />

<strong>für</strong> das eigene Leben, die eigene<br />

Entwicklung zu übernehmen.<br />

Mut zum Mann-/Frau-Sein<br />

Mir fällt auf, daß viele Frauen und<br />

Männer große Probleme haben, zu ihrer<br />

weiblichen bzw. männlichen Kraft<br />

zu gelangen, sich selbst als Frau/<br />

Mann zu lieben, ja stolz zu sein, eine<br />

Frau/ein Mann zu sein. Das wirkt sich<br />

aus auf alle Lebensbereiche, beeinflußt<br />

die Art und Weise, wie beispielsweise<br />

<strong>der</strong> Beruif ausgeübt o<strong>der</strong> die<br />

Sexualität gelebt wird, wie sich die<br />

Position innerhalb einer Partnerschaft,<br />

EAV


die Rolle als Ehefrau/Geliebte/Mutter<br />

resp. Ehemann/Geliebter/Vater gestaltet.<br />

Da sind viele Talente und Energien<br />

vergraben, viele Rollen sind streßbesetzt<br />

und verbrauchen sehr große<br />

Kraft, um gelebt zu werden. Beson<strong>der</strong>s<br />

das Thema „Mutter“ und „Vater“,<br />

d.h. das persönliche Verhältnis zu den<br />

Eltern und die Beziehung <strong>der</strong> Eltern<br />

untereinan<strong>der</strong> ist dabei heftig beteiligt.<br />

Bevor <strong>der</strong> Mutter-Vater-Streß<br />

nicht gelöst ist, kann die/<strong>der</strong> Geliebte<br />

sich nicht entwickeln und beglückend<br />

gelebt werden, kann auch <strong>der</strong> Wunsch,<br />

selbst Mutter o<strong>der</strong> Vater zu sein, nicht<br />

wachsen.<br />

In dem Modell des ,,mütterlichen<br />

und väterlichen Systems“, das mein<br />

geschätzter Lehrer und Kollege LUD-<br />

WIG KONEBERG entwickelt hat und das<br />

ich um die Begriffe ,,weiblich“ und<br />

,,männlich“ erweitern möchte, werden<br />

<strong>der</strong> Mutter und dem Vater ganz spezifische<br />

Aufgaben zugeordnet, die nicht<br />

von an<strong>der</strong>en übernommen werden<br />

können. So liegt es in <strong>der</strong> Macht <strong>der</strong><br />

Frau/Mutter, die Kin<strong>der</strong> zu gebären, es<br />

ist die Aufgabe <strong>der</strong> Mutter, die Kin<strong>der</strong><br />

bedingungslos zu lieben, sie zu nähren,<br />

ihnen Geborgenheit und (emotionale)<br />

Sicherheit zu vermitteln. Der<br />

Vater muß den Kin<strong>der</strong>n den Selbstwert<br />

im „Außen“ geben, er soll ihnen<br />

seine Wertschätzung, seine Anerkennung<br />

und seinen Stolz zeigen und sie<br />

ins Leben führen (und zwar die Tochter<br />

an<strong>der</strong>s als den Sohn), ihnen Mut<br />

machen, ihr Leben als Frau/Mann zu<br />

meistern. Wenn sich die Systeme vermischen,<br />

was heute keine Seltenheit<br />

ist, d.h. wenn <strong>der</strong> Vater <strong>für</strong> die Gefühle<br />

zuständig ist und die Mutter die<br />

Führung übernimmt, wenn die bedingungslose<br />

Liebe <strong>der</strong> Mutter und die<br />

Wertschätzung und Führung des<br />

Vaters fehlen, wenn sich die Eltern<br />

nicht gegenseitig achten, wertschätzen<br />

und die jeweiligen Fähigkeiten des an<strong>der</strong>en<br />

anerkennen, so entstehen Defizite<br />

in den Kin<strong>der</strong>n, die mit Eigenschaften<br />

aus dem nicht defizitären<br />

Bereich kompensiert werden. Leistungsbetonte<br />

Powerfrauen (Defizit an<br />

mütterlicher Liebe) und vorsichtige<br />

Varia<br />

Softies ohne Selbstvertrauen (Defizit<br />

an väterlicher Wertschätzung), sich<br />

aufopfernde farblose, stille Frauen<br />

(Defizit an väterlicher Anerkennung)<br />

und herrschsüchtige, laute Machos<br />

(Defizit an mütterlicher emotionaler<br />

Sicherheit) leben ein ziemlich karges<br />

Dasein, in dem die Lebensfreude bestimmt<br />

kein Dauergast ist. Die Frauen<br />

können nicht in ihre weibliche und die<br />

Männer nicht in ihre männliche Kraft<br />

kommen, sie schleppen oft ein Leben<br />

lang die Mutter o<strong>der</strong> den Vater mit<br />

sich herum in Form von einengenden<br />

Verhaltensweisen, blockierten Gefühlen,<br />

mangelndem Selbstvertrauen o<strong>der</strong><br />

nicht gelebter Sexualität.<br />

Die Lebensmutter –<br />

das Wissen um die Kräfte<br />

<strong>der</strong> Natur<br />

Die ,,Göttin“ ist als Synomyrn <strong>für</strong> die<br />

weiblichen Urqualitäten Liebe, Güte,<br />

Heilung, Kraft, Lebensquelle zu begreifen.<br />

Mein bevorzugter Name <strong>für</strong><br />

sie ist „Lebensmutter“. Sie ist die<br />

Gebärerin des Lebens und besitzt das<br />

Wissen um die Kräfte <strong>der</strong> Natur, mit<br />

<strong>der</strong> sie stark verbunden ist. Sie ist<br />

Fruchtbarkeit, Fülle, Weisheit und<br />

verkörpert das Prinzip <strong>der</strong> stetigen<br />

Wie<strong>der</strong>geburt. Ähnlich wie die Männer<br />

nur Jäger-Energie, haben die<br />

Frauen wenig Zugang zu diesen weiblichen<br />

Qualitäten, die ihnen in jahrtausendealter<br />

Unterdrückung von den<br />

Männern abgetrotzt wurden.<br />

Es soll hier nun kein Plädoyer <strong>für</strong><br />

die Wie<strong>der</strong>einführung des Matriarchats<br />

gehalten werden, vielmehr geht<br />

es mir darum, die Quellen <strong>der</strong> Weiblichkeit<br />

anzuzapfen, um sie in neuer<br />

Form in unser heutiges Leben zu integrieren.<br />

Denn die Probleme unserer<br />

Zeit, die durch die Männer entstanden<br />

sind, können mit männlichen Methoden<br />

nicht mehr gelöst werden. Dazu<br />

brauchen wir dringend die ,,weiche“<br />

Kraft <strong>der</strong> Frauen, und zwar auch in<br />

den Naturwissenschaften, in <strong>der</strong> Technik<br />

und in <strong>der</strong> Politik. Es ist überaus<br />

wichtig, an einem positiven weib-<br />

192<br />

lichen Selbstbild, an einem weiblichen<br />

Selbstbewußtsein zu arbeiten,<br />

um an die machtvollen inneren Quellen<br />

zu gelangen. Das Ziel ist ein freies<br />

und partnerschaftliches Zusammenleben<br />

mit den Männern, in dem sich<br />

die Männer und Frauen gegenseitig<br />

achten und wertschätzen und die jeweiligen<br />

Fähigkeiten und Kräfte aner-<br />

Das Schweigen <strong>der</strong> Göttin<br />

Warum<br />

sollte die Göttin<br />

ihr Schweigen brechen?<br />

Dem Jäger ist nicht<br />

an ihrer Weisheit gelegen!<br />

Warum sollte die Göttin<br />

in leisen Tönen<br />

dem Jäger ihr Wissen eröffnen?<br />

Der Jäger<br />

kennt doch nur<br />

die lauten Töne:<br />

den Schrei <strong>der</strong> Gejagten,<br />

das Gebrüll seines Triumphes,<br />

wenn er die Beute erlegt(e).<br />

Der Mutterbrust einmal entronnen,<br />

<strong>für</strong>chtet er die Inseln <strong>der</strong> Stille,<br />

vermeidet er leise Töne, Gesänge,<br />

flieht er die Höhlen,<br />

hat Angst vor <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Göttin,<br />

als könne er vergehen<br />

in ihrer Wärme,<br />

als könne er verlieren<br />

seine eigene Kraft.<br />

So also schweiget die Göttin.<br />

Und nie wird <strong>der</strong> Jäger erfahren,<br />

daß <strong>der</strong> Kern ihrer Weisheit ist<br />

Liebe.<br />

Der Jäger bleibt taub und<br />

erfindet sein Jägerlatein.<br />

Christa Troske<br />

kennen – und was sehr wichtig ist –<br />

zum Wohl <strong>der</strong> Allgemeinheit, des<br />

Lebensraums und <strong>der</strong> Erde einsetzen.<br />

Als Gedankenanstoß, auch als<br />

Dialoggrundlage gebe ich Ihnen mein<br />

Gedicht „Das Schweigen <strong>der</strong> Göttin“<br />

zu diesem Thema mit auf den Weg.<br />

Über Anregungen, Meinungen, Leserbriefe<br />

freue ich mich sehr.<br />

Dip.-Soz. Christa Troske<br />

96. ZÄN-Kongreß in Freudenstadt, Nr. 101:<br />

Die Göttin und <strong>der</strong> Jäger – auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach <strong>der</strong> weiblichen/männlichen Identität.<br />

15.3.1999, 8.30-17.00 Uhr<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)


Verlag:<br />

Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH<br />

Postfach 1151/1152, D-29501 Uelzen, Tel. 0581 / 808 -150 (Verlagsleitung),<br />

808-151 (Buch- und Abo-Service/Buchhaltung), 808-152 (Anzeigen/Buchhaltung),<br />

808-154 (Lektorat/Rezensionen), Fax 0581 / 808-158<br />

e-Mail: ML.Verlag.Uelzen@t-online.de http://www.MLVerlag.de<br />

Druck:<br />

Druckerei Buchheister KG, Postfach 1204, 21302 Lüneburg<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Zentralverband</strong> <strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>für</strong> Naturheilverfahren e.V. Sitz Stuttgart<br />

Geschäftsstelle: Alfredstraße 21, 72250 Freudenstadt<br />

Tel. 07441 / 2151 und 2121, Fax 07441 / 8 78 30<br />

Chefredaktion:<br />

Dipl.-Biologe Jens Meyer-Wegener, Wehrfeldweg 6, 82439 Großweil<br />

Tel.: 08851 / 1368, Fax: 08851 / 1320, e-Mail: meyer-wegener@t-online.de.<br />

Redaktion:<br />

Dr. rer. nat. Claudia Schöllmann (Anschrift wie Chefredaktion)<br />

Dr. med. H. P. Legal, Auslandskorrespondent, Kongreßberichterstatter<br />

Grafische Gestaltung:<br />

daedalus design Stefan Oestreich, Manzingerweg 8, 81241 München<br />

Schriftleitung:<br />

Prof. Dr. med. Martin Hörning, Arminiusstr. 9, 32839 Steinheim<br />

Tel.: 05233 / 956 131, Fax: 05233 / 956 112,<br />

e-Mail: Martin.Hoerning@t-online.de.<br />

Dr. med. Antonius Pollmann, Lichtentaler Str. 3, 76530 Baden-Baden<br />

Tel.: 07221 / 38 684, Fax: 07221 / 38 685<br />

Wissenschaftlicher Beirat:<br />

Dr. med. K. Ch. Schimmel, Batzerstr. 11, 81375 München<br />

(Vorsitzen<strong>der</strong> des Wissenschaftlichen Beirats)<br />

Dr. med. W. Schmitz-Harbauer, Bismarckstr. 114, 47799 Krefeld<br />

(Mo<strong>der</strong>ne Naturheilverfahren)<br />

Dr. med. M. Adler, Rathausstraße 2, 57078 Siegen-Geisweid<br />

(Weiterbildung Naturheilverfahren)<br />

Dr. med. M. Thyson, Kaiserlauterner Str. 16, 67098 Bad Dürkheim<br />

(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroakupunktur nach Voll e.V.)<br />

Dr. med. H. Huneke, Erwin-v.-Witzleben-Straße 17, 40474 Düsseldorf-Nord<br />

(Internationale Medizinische Gesellschaft <strong>für</strong> Neuraltherapie nach Huneke –<br />

Regulationstherapie e.V.)<br />

Dr. med. R. H. Croon, Auf <strong>der</strong> Steinkaut 48-50, 61352 Bad Homburg<br />

(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Elektroneuraldiagnostik und -therapie<br />

nach Croon e.V.)<br />

Dr. med. Franz-Anselm Graf von Ingelheim, Bischof-Blum-Platz 10<br />

65366 Geisenheim<br />

(Internationale Gesellschaft <strong>für</strong> Homotoxikologie und antihomotoxische<br />

Therapie e.V.)<br />

Dr. med. R. Stange, Krankenhaus Moabit, Turmstr. 21, 10559 Berlin<br />

(<strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Naturheilverfahren (Physiotherapie), Berlin-<br />

Brandenburg e.V.)<br />

Dr. med. K. Buxbaum, Am Lachgraben 22, 63303 Dreieich<br />

(Internationale <strong>Ärzte</strong>gesellschaft <strong>für</strong> Sauerstofftherapie und Forschung e.V.)<br />

Prof. Dr. med. R. Berz, Einöde 2, 88416 Bellamont<br />

(Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Thermographie e.V.)<br />

Dr. med. J. Beck, Wer<strong>der</strong>str. 80A, 74899 Sinsheim<br />

(Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Ultraviolettbestrahlung des<br />

Blutes HOT und UVB e.V.)<br />

Dr. med. C. Dandekar, Hemigkofener Str. 17, 88079 Kressbronn<br />

(Ayoga-International e.V.)<br />

Prof. Dr. H. Schilcher, Harthauserstr. 54, 81545 München<br />

(Phytotherapie)<br />

Originalien und Mitteilung:<br />

Zuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beiträgen). Referate, redaktionelle<br />

Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat<br />

<strong>der</strong> <strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren erbeten.<br />

(Anschrift siehe oben)<br />

<strong>Ärzte</strong>zeitschrift <strong>für</strong> Naturheilverfahren 40, 3 (1999)<br />

Impressum / Hinweise <strong>für</strong> die Autoren<br />

Die Schriftleitung behält sich den Zeitpunkt <strong>der</strong> Veröffentlichung vor. Grundsätzlich<br />

werden nur Erstveröffentlichungen angenommen. Grundsätzlich werden<br />

nur solche Arbeiten angenommen, die vorher we<strong>der</strong> im Inland noch im<br />

Ausland veröffentlicht worden sind. Die Manuskripte dürfen auch nicht<br />

193<br />

gleichzeitig an<strong>der</strong>en Blättern zum Abdruck angeboten werden. – Mit <strong>der</strong> Annahme<br />

des Manuskriptes erwirbt <strong>der</strong> Verlag <strong>für</strong> die Dauer <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Schutzfrist die ausschließliche Befugnis zur Wahrnehmung <strong>der</strong> Verwertungsrechte<br />

im Sinne des § 15 f. des Urheberrechtsgesetzes. – Übersetzung,<br />

Nachdruck – auch von Abbildungen –-, Vervielfältigungen auf fotomechanischem<br />

o<strong>der</strong> ähnlichem Wege o<strong>der</strong> in Magnetton-Verfahren, Vortrag, Funkund<br />

Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen –<br />

auch auszugsweise – sind nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet.<br />

–- Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Beiträgen o<strong>der</strong> Teilen<br />

von diesen einzelne Kopien hergestellt werden.<br />

Wichtige Hinweise <strong>für</strong> Autoren:<br />

– Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem.<br />

Text vorgeschaltet wird. Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen. Sie<br />

sollte aber 15 Druckzeilen nicht überschreiten.<br />

– Die Arbeit sollte von den Charakteristika des mündlichen Vortrages befreit<br />

und noch vom Autor so bearbeitet werden, daß sie druckreif vorliegt<br />

(wenn möglich auf Diskette).<br />

– In <strong>der</strong> Regel gilt als maximale Länge <strong>für</strong> jede Arbeit 3 - 4 Schreibmaschinenseiten<br />

(1zeilig, 70 Anschläge pro Zeile).<br />

– Pro Arbeit sollten max. 5 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen,<br />

Rücksendung erfolgt nur, wenn Rückporto beigefügt ist. Editorials<br />

drücken die persönliche Meinung des Autors, jedoch nicht unbedingt die von<br />

Herausgeber o<strong>der</strong> Schriftleitung aus.<br />

Alle Manuskripte werden von <strong>der</strong> Schriftleitung nach medizinisch-wissenschaftlichen<br />

und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen Gesichtspunkten<br />

redigiert. Die Nennung von Markenbzeichnungen läßt keinerlei<br />

Rückschlüsse zu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt.<br />

Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung o<strong>der</strong> Kürzung aus<br />

redaktionellen Gründen vor.<br />

Son<strong>der</strong>drucke:<br />

Von Originalbeiträgen erhalten die Verfasser auf Verlangen 10 Hefte kostenlos.<br />

Dies muß jedoch mit den Einreichen des Manuskriptes ausdrücklich vermerkt<br />

werden. Wird eine höhere Stückzahl gewünscht, so erfolgt <strong>für</strong> diese<br />

eine Berechnung.<br />

Nachdruck:<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, <strong>der</strong> fotomechanischen<br />

Wie<strong>der</strong>gabe und <strong>der</strong> Übersetzung bleiben dem Verband nach Maßgabe<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Bestimmungen vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

ist nur mit genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei<br />

Originalbeiträgen <strong>der</strong> schriftlichen Genehmigung des Verbandes.<br />

Anzeigenpreisliste:<br />

Zur Zeit gilt die Liste Nr. 35.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand Uelzen.<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

Bezugsbedingungen:<br />

Der Bezugspreis beträgt jährlich 98,- DM einschl. UST. Studentenpreis 73,50<br />

DM. Preise jeweils zuzüglich Versandkosten. Einzelhefte werden zum Preis<br />

von je 12,- DM abgegeben. Abonnementsgebühren sind nach Rechnungserhalt<br />

fällig o<strong>der</strong> zahlbar netto Kasse.<br />

Im Falle höherer Gewalt o<strong>der</strong> bei Störungen des Arbeitsfriedens besteht kein<br />

Anspruch auf Kürzung bzw. Rückzahlung des Bezugsgeldes.<br />

Die Kündigung des Jahresabonnements kann nur schriftlich mit einer Frist<br />

von 6 Wochen zum Jahresende beim Verlag erfolgen; nach diesem Termin<br />

eingehende Abbestellungen werden <strong>für</strong> das nächste Jahr vorgemerkt.<br />

Für die Bearbeitung aller Zuschriften bitte die Lesernummer angeben.<br />

Haftung:<br />

Sämtliche Angaben in diesem Heft sind nach bestem wissenschaftlichen Können<br />

<strong>der</strong> einzelnen Autoren gemacht. Eine Gewähr wird <strong>für</strong> diese Beiträge<br />

nicht übernommen. Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen<br />

einer eigenen Prüfung zu unterziehen. Die Arzneimittel- und Gerätehersteller<br />

haften selbst <strong>für</strong> ihre in den Anzeigen gemachten Angaben. Ebenfalls<br />

übernimmt <strong>der</strong> Verlag keine Haftung <strong>für</strong> Schäden, die durch fehlerhafte<br />

o<strong>der</strong> unterbliebene Ausführungen im Text o<strong>der</strong> in den Anzeigen entstehen.<br />

Zahlungen:<br />

Postbank Hamburg, Kto.-Nr. 2 392 16-201 BLZ 200 100 20;<br />

Sparkasse Uelzen, Kto.-Nr. 5 405, BLZ 258 501 10.<br />

Gerichtsstand Uelzen.

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