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Nierenfunktion

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<strong>Nierenfunktion</strong><br />

Dr. G. Mehrke<br />

1


Dr. G. Mehrke<br />

2


Substanz<br />

Glukose (mg%)<br />

Na + (mmol/l)<br />

Harnstoff (mg%)<br />

Kreatinin (mg%)<br />

Konzentration<br />

im Blutplasma<br />

100<br />

150<br />

15<br />

1<br />

Aufgaben der Niere<br />

Konzentration<br />

im Urin<br />

0<br />

150<br />

900<br />

150<br />

Verhältnis<br />

Urin/Plasma<br />

0<br />

1<br />

60<br />

150<br />

Schwellensubstanz<br />

Homöostatische Regelung<br />

Harnpflichtige Substanzen<br />

Die Niere ist essentiell für die Erhaltung des inneren Milieus (Homöostase):<br />

• Ausscheidung von harnpflichtigen Substanzen (Großteils aus N-Stoffwechsel)<br />

• Regelung der Ionengleichgewichte (Na + , K + , Ca 2+ , Mg 2+ , Cl , HCO 3 )<br />

• Regelung des pH<br />

• Regelung des Wasserhaushalts (gemeinsam mit Durstmechanismus) Blutdruck<br />

• Hormonproduktion – Renin<br />

Regelung der Erythrozytenkonzentration Dr. G. Mehrke (Erythropoetin)<br />

3


Blutfilter<br />

Wie arbeitet die Niere?<br />

Dr. G. Mehrke<br />

4


Funktionelle<br />

Einheit<br />

Nephron<br />

Dr. G. Mehrke<br />

5


Filtration<br />

<strong>Nierenfunktion</strong><br />

Dr. G. Mehrke<br />

• In den Glomerulus-Kapillaren<br />

werden 20% des durchfließenden<br />

Blutplasmas in die Bowmannsche<br />

Kapsel ultrafiltriert<br />

(Plasmaproteine bleiben in den<br />

Kapillaren)<br />

• Das Ultrafiltrat (auch als Primärharn<br />

bezeichnet) fließt durch das<br />

anschließende Tubulussystem<br />

6


Glomerulus<br />

Dr. G. Mehrke<br />

7


Aufbau des Filters<br />

Podozyt (1)<br />

Basalmembran (3)<br />

Podozytenfüßchen (2)<br />

Filter besteht aus 3 Schichten:<br />

• dem gefensterten<br />

Kapillarendothel<br />

• der Basalmembran =<br />

einem Molekularsieb (Gelfilter) aus<br />

kollagenen Fasern und Glykoproteinen,<br />

• den Podozytenfüßchen, die<br />

durch eine Schlitzmembran verbunden<br />

sind.<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Kapillar-<br />

lumen<br />

Endothelzelle (fenestriert) (4)<br />

2<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

4<br />

3<br />

8


Bowmannscher<br />

Kapselraum<br />

Die glomeruläre Filtration<br />

Glomerulus<br />

-Kapillare<br />

Blut strömt über die afferente Arteriole (Vas<br />

afferens) in die Glomerulus-Kapillaren und<br />

verläßt diese über die efferente Arteriole<br />

(Vas efferens) in Richtung postglomeruläre<br />

Kapillaren.<br />

Glomerulus-Kapillaren filtern Blutplasma mit<br />

Ausnahme der Plasmaproteine in das<br />

Tubulussystem.<br />

Die treibende Kraft hinter der Filtration ist<br />

der Kapillardruck minus dem onkotischen<br />

Druck der Plamaproteine und dem<br />

Flüssigkeitsgegendruck im<br />

Tubulussystem.<br />

Die pro Minute von beiden Nieren gefilterte<br />

Plasmamenge wird als glomeruläre<br />

Filtrationsrate (GFR) bezeichnet.<br />

Dr. G. Mehrke<br />

9


Glomeruläre Filtration: die treibende Kraft<br />

In den Glomeruli wird aus den Kapillaren ein „Ultrafiltrat” in den Raum<br />

der Bowmanschen Kapsel abgepresst. Das Ultrafiltrat ist im<br />

wesentlichen eiweißfreies Plasma. Es enthält alle Bestandteile des<br />

Plasmas mit einemMolekulargewicht < 5000-10.000 !<br />

pKap = mittlerer Blutdruck in den Kapillaren<br />

(ca. 50 mmHg)<br />

pBowman = mittlerer Druck in der<br />

Bowmanschen Kapsel<br />

(ca. 12 mmHg)<br />

pOnkotisch = durch Plasmaproteine<br />

verursachter osmotischer Druck in den<br />

Kapillaren<br />

(ca. 20 mmHg)<br />

peff = effektiver Filtrationsdruck: Dr. G. Mehrke<br />

etwa 18 mmHg<br />

10


Glomeruläre Filtration: die Selektivität des Filters<br />

Freie Filtration:<br />

kleine Moleküle: bis zu einem Molekulargewicht (MG) von ca. 15.000 oder einer<br />

Molekülgröße von 2 nm.<br />

Hierunter fallen unter anderem: Ionen (Na + , K + , HCO 3 – , Cl – , HP04 2– , Ca 2+ ,<br />

Mg 2+ ) Glukose und andere Monosaccharide, Aminosäuren.<br />

Filtration in Spuren:<br />

Peptide und kleine Proteine, wie z.B.: Insulin, Glukagon, Parathormon.<br />

Bei intravasaler Hämolyse freigesetztes Hämoglobin, das nicht an Haptoglobin gebunden ist, tritt in Spuren im Urin auf<br />

(Hämoglobinurie)<br />

Keine Filtration:<br />

Mittelgroße und große Proteine (ab MG des Albumins = ca. 70.000)<br />

Problem: Verlust großer Mengen von Wasser<br />

und wichtiger Metabolite<br />

Dr. G. Mehrke<br />

11


Primärharn<br />

• Die Glomerulumfiltratmenge, die sämtliche<br />

Nierenkörperchen beider Nieren pro Zeiteinheit erzeugen,<br />

bezeichnet man als glomeruläre Filtrationsrate. Sie<br />

beträgt beim jungen Erwachsenen ca. 120 ml pro Minute.<br />

Dies entspricht einer Filtrationsmenge von 180 l<br />

Glomerulumfiltrat täglich. Somit wird also das<br />

gesamte Blutplasmavolumen (ca. 3l) täglich etwa 60-mal<br />

in den Nieren filtriert.<br />

• Reduziert auf ca. 1 – 2 l täglich<br />

Urinausscheidung<br />

Dr. G. Mehrke<br />

12


<strong>Nierenfunktion</strong> 2<br />

Wie werden die Metabolite und der<br />

Großteil des Wassers<br />

zurückgewonnen?<br />

Dr. G. Mehrke<br />

16


Die homöostatische Kontrolle des Blutes durch die Nieren<br />

• Der renale Kreislauf ist einer der Parallelkreisläufe<br />

des systemischen Kreislaufs<br />

• Er erhält ca. 25% des vom linken Ventrikel<br />

ausgeworfenen Herzminutenolumens (des HMV)<br />

• Die Niere enthält zwei aufeinanderfolgende<br />

Kapillarsysteme<br />

Ausscheidung<br />

• Das erste Kapillarsystem, die Glomeruluskapillaren,<br />

ist ein Hochdruck-Kapillarsystem<br />

und dient der Filtration von Plasma<br />

• Das zweite Kapillarsystem, die<br />

postglomerulären Kapillaren (peritubuläre<br />

Kapillaren und Vasa recta), ist ein Niederdruck-<br />

Kapillarsystem. Es dient der Rückresorption<br />

von Wassser und der Versorgung und Funktion<br />

der Tubuluszellen.<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Rückgewinnung<br />

17


Blut<br />

Ultrafiltrat (20%)<br />

tubuläre Sekretion<br />

tubuläre Resorption<br />

URIN (


Dr. G. Mehrke<br />

19


Tubulusfunktion (Übersicht)<br />

Massen- Rückresorption<br />

(60-90%) (>60%)<br />

Dr. G. Mehrke<br />

homöostatische<br />

Regelung<br />

Harn-<br />

Konzentrierung<br />

20


Dr. G. Mehrke<br />

Epithelzelltypen im<br />

Verlauf des<br />

Tubulussystems<br />

21


Wichtige Strukturen des Tubulussystems<br />

Tubuluslumen<br />

Bürstensaum<br />

Kapillare<br />

Tubuluszelle<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Basolaterale<br />

Räume<br />

Tight junction<br />

22


apikal<br />

Tubuluszelle<br />

basolateral<br />

Interstitium<br />

Blutgefäß<br />

Dr. G. Mehrke<br />

23


Proximaler Tubulus<br />

Kapillarlumen Dr. G. Mehrke<br />

Tubuluslumen<br />

Bürstensaum<br />

Basolaterale Räume<br />

Basalmembran<br />

24


Wichtige Transportsysteme des Tubulussystems<br />

transzellulär<br />

parazellulär<br />

Antiporter<br />

offener Kanal<br />

Symporter<br />

offener Kanal<br />

H +<br />

Glukose<br />

Na +<br />

K +<br />

Na +<br />

Na +<br />

K +<br />

Na +<br />

Na + - K + -Pumpe<br />

basolateral<br />

Der Transport von Wasser und<br />

gelösten Substanzen erfolgt<br />

sowohl transzellulär als auch<br />

parazellulär in die basolateralen<br />

Räume.<br />

Neben dem primär aktiven<br />

Transport (K + /Na + -Pumpe,<br />

basolateral) finden sich<br />

sekundär aktive<br />

Transporte (Symporter und<br />

Antiporter), die durch den<br />

passiven Na + -Einstrom<br />

angetrieben werden (z.B. für<br />

Glukose oder H + )<br />

Offene Kanäle erlauben die<br />

Diffusion von Ionen<br />

entsprechend dem<br />

elektrochemischen Gradienten.<br />

25


Na + : 150 mmol/l<br />

Cl – : 115 mmol/l<br />

K + : 4 mmol/l<br />

HCO 3 – : 25 mmol/l<br />

Ca 2+ : 1,5 mmol/l<br />

PO 4 3– : 1 mmol/l<br />

Glukose: 5 mmol/l<br />

Tubuluslumen<br />

Na+<br />

K+<br />

K+<br />

K+<br />

K+<br />

ATP<br />

ATP<br />

ATP<br />

Na+<br />

Na+<br />

Na+<br />

Der Hauptmotor der Resorption im<br />

Tubulussystem ist die basolaterale<br />

Natrium - Kalium - Pumpe<br />

• Die Na + /K + -Pumpe in der basolateralen Membran<br />

transportiert unter ATP-Verbrauch (primär<br />

aktiver Transport) Na + aus der Zelle in das<br />

Interstitium, von wo aus es ins Blut diffundiert.<br />

Dies erzeugt einen chemischen Gradienten für<br />

Na+ aus dem Tubuluslumen in die Zelle<br />

• Das in die Zelle gepumpte K + diffundiert durch<br />

offene Kanäle in der lumenseitigen Membran aus<br />

der Zelle und erzeugt ein Membranpotenzial<br />

(innen negativ, außen positiv, siehe<br />

Neurophysiologie) und damit einen elektrischen<br />

Gradienten für Na + in die Zelle<br />

• Beide Prozesse schaffen einen massiven<br />

elektrochemischen Na + -Gradienten aus dem<br />

Lumen in die Zelle, der die meisten anderen<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Transportprozesse (sekundär aktiv) antreibt.<br />

26


Glukose<br />

Aminosäuren<br />

Phosphat<br />

Wasser<br />

H +<br />

Na +<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

K +<br />

Na +<br />

Ca 2+<br />

Mg 2+<br />

Massenresorption im proximalen Tubulus I<br />

K +<br />

K +<br />

Na +<br />

Cl –<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Resorption von Na + :<br />

• Im gesamten proximalen Tubulus<br />

erfolgt der Na + -Einstrom vom Lumen<br />

in die Zelle über Carrier (Antiport für<br />

H + , Symport für Glukose, Aminosäuren<br />

und Pphosphat).<br />

• Der Na + -Gradient treibt also den<br />

sekundär-aktiven Transport von<br />

Glukose, Aminosäuren und Phosphat<br />

in die Zelle und die sekundär aktive<br />

Sekretion von H + in den Tubulusharn.<br />

• Die H + -Sekretion treibt die massive<br />

Rückresorption von HCO 3 – (später<br />

gezeigt).<br />

• Am Ende des proximalen Tubulus sind<br />

60% des Na + , 80% des HCO 3 – und<br />

praktisch 100% der Glukose und<br />

Aminosäuren rückresorbiert.<br />

27


Glukose-Rückresorption<br />

Glukose (und Aminosäuren) werden nur im proximalen Tubulus<br />

resorbiert. Spätere Tubulusabschnitte besitzen nicht die<br />

entsprechenden Carrier für den Na + Dr. G. Mehrke<br />

-getriebenen Transport.<br />

K +<br />

Tubuluslumen<br />

Kapillare<br />

Der Na + -getriebene Glukose-Carrier hat<br />

eine begrenzte Transportrate (Maximum<br />

bei etwa 320 mg/min).<br />

Ab einem Plasma-Glukosespiegel vom<br />

ca. 200 mg/dl wird dieses<br />

Transportmaximum (Tm) überschritten<br />

und überschüssige Glukose bleibt im<br />

Tubulusharn.<br />

Die nicht resorbierte Glukose im<br />

Tubulusharn führt zur osmotischen<br />

Diurese (Diabetes mellitus).<br />

28


Carboanhydrase<br />

beschleunigt die<br />

Spaltung von<br />

Kohlensäure<br />

Tubuluslumen<br />

Kapillare<br />

Basensparmechanismus<br />

H 2CO 3 CO 2 + H 2O CO 2 kann die Zellmembran passieren<br />

CA<br />

•Die Rückgewinnung von Bicarbonat ist an<br />

die Sekretion von H + in den Tubulus<br />

gebunden.<br />

•Kapillarseitig wird Bicarbonat durch Na + -<br />

oder Cl – - Antiporter in die basolateralen<br />

Räume transportiert von wo es in die<br />

Kapillare diffundiert.<br />

•Die Rückgewinnung von Bicarbonat erfolgt<br />

zu 80-90% bereits im proximalen Tubulus<br />

•Die regulatorische Anpassung des H + -<br />

Sekretion und Bicarbonat-Rückgewinnung<br />

erfolgt in den Schaltzellen des<br />

Sammelrohrs aufgrund der<br />

Stoffwechsellage.<br />

Dr. G. Mehrke<br />

29


Glukose<br />

Aminosäuren<br />

Phosphat<br />

Wasser<br />

H +<br />

Na +<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

K +<br />

Na +<br />

Ca 2+<br />

Mg 2+<br />

Massenresorption im proximalen Tubulus II<br />

K +<br />

K +<br />

Na +<br />

Cl –<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Resorption von Wasser:<br />

Im proximale Tubulus wird Wasser<br />

parazellulär und transzellulär resorbiert.<br />

Für den transzellulären Durchtritt sind<br />

Aquaporine verantwortlich.<br />

Das Wasser folgt den resorbierten Ionen<br />

(insbesondere Na + , Cl – und HCO 3 – ). Die<br />

Resorption erfolgt also ohne Änderung<br />

des osmotische Drucks (isosmotisch).<br />

Die Wasseraufnahme in die peritubulären<br />

Kapillaren beruht auf dem niedrigen<br />

hydrostatischen und hohen onkotischen<br />

Druck in den Kapillaren.<br />

Der Wasserstrom „reißt“ Ionen mit sich<br />

und fördert damit deren Resorption<br />

(solvent drag = Lösungsmittel-Sog).<br />

Am Ende des proximalen Tubulus sind<br />

60% des Wassers rückresorbiert.<br />

30


Glukose<br />

Aminosäuren<br />

Phosphat<br />

Wasser<br />

Massenresorption im proximalen Tubulus III<br />

H +<br />

Na +<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

Cl –<br />

K +<br />

Na +<br />

Ca 2+<br />

Mg 2+<br />

K +<br />

K +<br />

Na +<br />

Cl –<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Weitere Resorptionsprozesse:<br />

• Der den resorbierten Ionen und<br />

Molekülen folgende Wasserstrom<br />

erhöht die Konzentration der nicht<br />

resorbierten Teilchen im Tubulusharn,<br />

insbesondere der Cl – -Ionen.<br />

• Die Cl – diffundieren dadurch in den<br />

späten Abschnitten des proximalen<br />

Tubulus massiv parazellulär in die<br />

basolateralen Räume, die daduch<br />

gegenüber dem Tubuluslumen negativ<br />

werden.<br />

• Diese Negativität des Interstitiums<br />

stellt einen elektrischen Gradienten für<br />

die bisher nicht resorbierten und<br />

angereicherten 2-wertigen Kationen<br />

(Mg2+ und Ca2+ ) aber auch für<br />

verbliebenes K + und Na + dar, die<br />

parazellulär diffundieren.<br />

31


Proximaler Tubulus: Eiweiß / Peptide<br />

Rückresorption durch Rezeptorvermittelte<br />

Endozytose und Abbau<br />

Tubuluslumen<br />

Kapillare<br />

Proteine<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Glomerulär filtrierte kleine Proteine und<br />

längere Peptidketten werden durch<br />

Endozytose aufgenommen.<br />

Die endozytotischen Vesikel (EV),<br />

verschmelzen Lysosomen zu endosomallysosomalen<br />

Vesikeln (E-L,<br />

Verdauungsvakuolen).<br />

Proteolytische Enzyme bauen die Proteine zu<br />

Aminosäuren ab, die in die Kapillare<br />

transportiert werden.<br />

Peptide werden meist durch Membran-<br />

Peptidasen des Bürstensaums gespalten und<br />

resorbiert.<br />

Proteinurie kann verschiedene Ursachen<br />

haben.<br />

32


Proteinurie<br />

Mögliche Ursachen einer Proteinurie:<br />

• Prärenale oder Überlauf-Proteinurie: Die Konzentration<br />

filtrierbarer Proteine, wie nicht gebundenes Hämoglobin oder<br />

pathologische Proteine (Paraproteine) ist erhöht, so dass die<br />

Rückresorptionsmechanismen überfordert sind.<br />

• Glomeruläre Proteinurie: Der glomeruläre Filter ist (meist<br />

entzündlich) geschädigt und lässt größere Mengen von Albumin durch,<br />

die nicht mehr resorbiert werden können.<br />

• Tubuläre Proteinurie: gestörte Rückresorption durch (toxische oder<br />

entzündliche) Schädigung der Tubuluszellen, so dass auch normal<br />

filtrierte Proteinmengen nicht ausreichend resorbiert werden.<br />

• Postrenale Proteinurie: Proteine stammen von geschädigten<br />

ableitenden Harnwegen. Dr. G. Mehrke<br />

33


Aktive Sekretion in den proximalen Tubulus: organische<br />

Substanzen<br />

Aktive Sekretion organischer Anionen:<br />

• Hippursäure, PAH<br />

• Harnsäure<br />

• gekoppelte Glukuron- und Schwefelsäuren<br />

• Penicillin,<br />

• u.a.<br />

Aktive Sekretion organischer Kationen:<br />

• Adrenalin<br />

• Cholin<br />

• Histamin<br />

• u.a. Dr. G. Mehrke<br />

35


Rinde<br />

Mark<br />

Die Henlesche Schleife<br />

Wasserundurchlässig<br />

Wasser<br />

Harn hyperton<br />

Harn hypoton<br />

300 mosm/l<br />

Na + , Cl – ,<br />

K +, NH 4<br />

Ca 2+ ,Mg 2+<br />

600 mosm/l<br />

Wasser<br />

1200<br />

1200<br />

mosm/l<br />

mosm/l<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Tubuluslumen<br />

Dünner Teil: Resorption von 25% des<br />

filtrierten Wassers in das hypertone Mark<br />

Dicker Teil: Verdünnungssegment:<br />

Ein Na + , K + , 2Cl – -Symporter transportiert<br />

NaCl aus dem Tubulus ins Interstitium,<br />

ohne Wasser durchzulassen.<br />

Cl – diffundiert durch die basolaterale<br />

Membran ins Interstitium und erzeugt<br />

eine basale Negativität, die zur<br />

parazellulären Resorption von Mg 2+ ,<br />

Ca 2+ , Na + und K + führt.<br />

36


Osmotischer Gradient<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Durch den lokal<br />

unterschiedlichen Transport<br />

von Salzen und Wasser wird<br />

ein osmotischer Gradient im<br />

Gewebe aufgebaut<br />

37


Modell des Gegenstromaustausches in den Vasa recta<br />

Ein mit Flüssigkeit gefülltes, für Wasser und gelöste Teilchen<br />

permeables Rohr taucht in einen vorhandenen Gradenten ein<br />

1) keine Strömung:<br />

Angleichung an<br />

Gradienten<br />

300<br />

300<br />

400<br />

500<br />

600<br />

300 300 300 300 300<br />

300 500 300 400 300<br />

400<br />

500<br />

500<br />

600<br />

2) Strömung: verschiebt den<br />

Gradienten in Richtung Abfluss<br />

500<br />

300<br />

400<br />

Recycling von<br />

abfließendenTeilchen<br />

in den Zufluss<br />

Dr. G. Mehrke<br />

500<br />

600<br />

500<br />

300<br />

400<br />

Kurzschluss von<br />

zufließendem Wasser<br />

in den Abfluss<br />

Bereits vorhandener<br />

Gradient durch<br />

Resorption von<br />

Harnstoff und NaCl<br />

aus dem Sammelrohr<br />

im inneren Mark<br />

300 mosm/l<br />

400 mosm/l<br />

500 mosm/l<br />

600 mosm/l<br />

38<br />

Rinde<br />

Äußeres<br />

Mark


Gegenstromprinzip<br />

Durch das<br />

Gegenstromprinzip wird<br />

Wasser beim Durchlaufen<br />

des osmotischen<br />

Gradienten optimal<br />

zurückgewonnen<br />

Dr. G. Mehrke<br />

39


Dicker aufsteigender Teil d. Henleschen Schleife<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Der Gegenstrom- Multiplikator:<br />

• Na + wird aktiv ins Interstitium<br />

transportiert<br />

• Die erhöhte Osmolarität hält Wasser<br />

rindenseitig zurück. Es wird durch<br />

die Vasa recta abtransportiert.<br />

• Na + diffundieren in den zuführenden<br />

dünnen Schenkel und konzentrieren<br />

Na + an der Haarnadelspitze<br />

• Der osmotische Gradient ist<br />

maßgeblich für die<br />

Endkonzentrierung des Tubulusharns<br />

40


Regulation der Wasserausscheidung:<br />

ADH<br />

ADH – Antidiuretisches<br />

Hormon<br />

ADH öffnet<br />

„Aquaporine“ –<br />

Wasserporen<br />

Rückgewinnung von<br />

H 2O<br />

Dr. G. Mehrke<br />

41


Aminogruppen<br />

Dr. G. Mehrke<br />

giftig<br />

42


Hypertonizität des Marks: Harnstoff-Recycling<br />

ADH<br />

fördert<br />

Dr. G. Mehrke<br />

• Harnstoff wird im proximalen Tubulus<br />

durch Wasserresorption konzentriert<br />

• Der dicke aufsteigende Teil der<br />

Henleschen Schleife und der distale<br />

Tubulus sind für Harnstoff<br />

undurchlässig<br />

• Im Sammelrohr des inneren Marks<br />

diffundiert Harnstoff in das Interstitium<br />

und in die Vasa recta. In den Vasa recta<br />

wird Harnstoff durch den Gegenstrom-<br />

Mechanismus angereichert. Von den<br />

Vasa recta diffundiert Harnstoff in den<br />

dünnen absteigenden Teil der<br />

Henleschen Schleife und wird von dort<br />

wieder ins Sammelrohr transportiert.<br />

• ADH fördert die Diffusion von Harnstoff<br />

aus dem Sammelrohr<br />

43


sekundär aktiver<br />

Transport<br />

Erhöhte Säureausscheidung: NH 4<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Ammonium-Ionen werden im<br />

proximalen Tubulus aus der<br />

Aminosäure Glutamin (gebildet in<br />

der Leber) freigesetzt und über den<br />

Na + /H + -Antiporter in den Harn<br />

sezerniert.<br />

Der Ammoniak, puffert H + ab.<br />

Diese Pufferung ist wesentlich zur<br />

Aufrechterhaltung der H + -<br />

Ausscheidung im Sammelrohr.<br />

Warum ist Ammoniak hier unschädlich?<br />

44


Kontrolle der <strong>Nierenfunktion</strong><br />

Dr. G. Mehrke<br />

45


Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR)<br />

• Die GFR ist die pro Minute von beiden Nieren gefilterte Plasmamenge<br />

= Primärharnmenge<br />

Die GFR hängt ab insbesondere von<br />

der Nierendurchblutung (auf mehreren Ebenen geregelt):<br />

– myogene Autoregulation<br />

– Renin-Angiotensin-Aldosteronsystem<br />

– Autoregulation durch tubulo-glomerulären Feedback<br />

– Sympathicus (wirkt vasokonstriktorisch)<br />

Dr. G. Mehrke<br />

46


Myogene Autoregulation der Nierendurchblutung<br />

GFR: glomeruläre Filtrationsrate<br />

RPF: renaler Plamafluss<br />

(Plamamenge in ml, die pro<br />

Minute durch die Nieren fließt)<br />

Die glatte Muskulatur der Arteriola afferens reagiert auf erhöhte Wandspannung<br />

sofort mit Vasokonstriktion, auf Nachlassen der Wandspannung mit<br />

Vasodilatation. Geringfügige Änderungen des Radius (r 4 ) kompensieren damit die<br />

Wirkung von Blutdruckschwankungen.<br />

Bei Schwankungen des arteriellen Blutdrucks wird auf diese Weise<br />

zwischen 80 und 200 mmHg der Blutfluss (bzw. der renale Plasmafluss,<br />

RPF) und die GFR konstant gehalten.<br />

Dr. G. Mehrke<br />

47


Autoregulation durch tubulo-glomeruläre Rückkoppelung<br />

Der aufsteigende dicke Schenkel der Henleschen Schleife kehrt an den Gefäßpol des<br />

Nierenkörperchens zurück, wo er sich an die afferente und efferente Arteriole anlegt und mit den<br />

juxtaglomerulären Zellen Kontakt aufnimmt.<br />

Der juxtaglomeruläre Apparat<br />

Arteriola<br />

efferens<br />

Mesangiumzellen<br />

Tubulus<br />

distalis<br />

Juxtaglomeruläre<br />

Zellen Arteriola<br />

afferens<br />

Macula<br />

densa<br />

Henlesche<br />

Schleife<br />

Dr. G. Mehrke<br />

An der Kontaktstelle mit dem Gefäßpol<br />

verdichten sich die Tubuluszellen zur<br />

Macula densa, die gemeinsam mit den<br />

juxtaglomerulären Zellen eine funktionelle<br />

Einheit, den juxtaglomerulären Apparat,<br />

bildet.<br />

Ein zu hoher NaCl-Gehalt des<br />

abfließenden Tubulus-Harns<br />

(aufgrund unzureichender<br />

Rückresorption in den<br />

vorhergehenden<br />

Tubulusabschnitten) führt zur<br />

Vasokonstriktion in der<br />

afferenten Arteriole und damit<br />

zu einer Verringerung des<br />

Blutflusses und der<br />

Filtrationsrate.<br />

Zusätzlich wird der Renin-Angiotensin-<br />

48<br />

Aldosteron-Mechanismus aktiviert.


Kontrolle der <strong>Nierenfunktion</strong><br />

Dr. G. Mehrke<br />

49


Distaler Tubulus<br />

Sammelrohr<br />

Na+ Cl–<br />

Na+<br />

Dr. G. Mehrke<br />

Na+<br />

Na+<br />

Regulierte Na + -Resorption<br />

im distalen Tubulus<br />

und Sammelrohr<br />

Aldosteron<br />

fördert<br />

Atriopeptin<br />

hemmt<br />

Aldosteron<br />

reguliert die<br />

Salzkonzentration<br />

50


Rückresorption von Wasser und Natrium<br />

Dr. G. Mehrke<br />

ADH öffnet<br />

„Aquaporine“<br />

ADH fördert die<br />

Wasserresorption<br />

51


Aufrechterhaltung des Blutdrucks durch die Niere<br />

durch das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System<br />

Druck in<br />

A.renalis<br />

Druck in<br />

A.renalis<br />

Reninzellen<br />

Angiotensinogen<br />

Renin<br />

ACE<br />

Systemische<br />

Vasokonstriktion<br />

Systemischer<br />

Blutdruck<br />

Dr. G. Mehrke<br />

A I<br />

A II<br />

Angiotensin<br />

Aldosteron-<br />

Sekretion<br />

Retention von<br />

Na + und H 2O<br />

Extrazelluläres<br />

Volumen<br />

Vasodilatation in der<br />

Arteriola afferens<br />

durch PGE und PGI 2<br />

aus Endothel<br />

52


Renin - Niere<br />

Hormone<br />

Dr. G. Mehrke<br />

53


Diuretika erhöhen den Harnfluß (Diurese)<br />

Carboanhydrase-<br />

Hemmer<br />

Thiazid-Diuretika<br />

Aldosteron-<br />

Antagonisten<br />

Schleifen-Diuretika<br />

Diuretika hemmen die Rückresorption osmotisch<br />

wirksamer Substanzen des Tubulusharns und führen<br />

Dr. G. Mehrke<br />

damit zu einer osmotischen Diurese<br />

54


Zusammmenfassung<br />

Aufgaben der Niere:<br />

Ausscheidung von harnpflichtigen Substanzen (Harnstoff)<br />

Erhaltung des inneren Milieus (Homöostase):<br />

Regelung der Ionengleichgewichte (Na + , K + , Ca 2+ ,<br />

Mg 2+ , Cl - , HCO 3 - )<br />

Regelung des pH (Ammoniakproduktion)<br />

Regelung des Wasserhaushalts Blutdruck<br />

Hormonproduktion - Renin<br />

- Erythropoetin (Erythrozytenproduktion)<br />

Dr. G. Mehrke<br />

55


Funktionsprinzip der Niere<br />

• Filtration aller<br />

kleinmolekularen Substanzen<br />

– Bowmann-Kapsel<br />

• Rückgewinnung der<br />

metobolisch wichtigen<br />

Moleküle (und Wasser)<br />

– Tubulussystem<br />

Dr. G. Mehrke<br />

56


• Energieeffizient<br />

Resorption<br />

– Primär aktiv (ATP-<br />

Verbrauch; Na/K-Pumpe)<br />

– Sekundär aktiv - Na-<br />

Kotransporter (Antiporter)<br />

– Osmotische Prozesse;<br />

„Solvent Drag“<br />

– Gegenstromprinzip<br />

Dr. G. Mehrke<br />

57


• Regulation durch<br />

– ADH<br />

Wasserausscheidung<br />

– Öffnet Wasserporen im distalen Tubulus und<br />

Sammelrohr Wasser strömt zurück<br />

Dr. G. Mehrke<br />

58


Glucose - Diabetes<br />

• Proximaler Tubulus: vollständige Rückresorption in Carriern<br />

• distal: keine Rückresorption<br />

Glucose ist eine Schwellensubstanz, bei Überschreitung<br />

ihrer Schwelle wird sie ausgeschieden<br />

• normale Plasmakonzentration: 0,6 - 1 g/l, 5 mmol/l<br />

• Schwelle: 1,8 g/l, 10 mmol/l<br />

Bei Diabetes kommt es zu Polyurie, weil die osmotisch wirksame Glucose<br />

die Rückresorption von Wasser verringert.<br />

Na-Glucose Kotransporter<br />

„überlastet“<br />

Dr. G. Mehrke<br />

59


Wenn die Nieren versagen<br />

Eine funktionsfähige Niere ist ausreichend<br />

„Blutwäsche“<br />

Dr. G. Mehrke<br />

60


• Dialyse<br />

Dreimal in der<br />

Woche müssen<br />

Dialysepatienten<br />

für vier bis fünf<br />

Stunden die<br />

Blutwäsche<br />

durchführen<br />

lassen.<br />

Künstliche Niere<br />

Dr. G. Mehrke<br />

61


Jährlich werden in den<br />

USA 25.000 und in<br />

Deutschland über<br />

2000 Nieren<br />

transplantiert<br />

Transplantation<br />

Dr. G. Mehrke<br />

62

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