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Heft 2 (04/2009)

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G l o b a l<br />

Zwei Tage nach seinem Amtsantritt machte<br />

Barack Obama sein Wahlkampfversprechen<br />

wahr und erließ per Dekret die<br />

Schließung des legendären Gefangenlagers<br />

Guantanamo innerhalb des Jahres <strong>2009</strong>. Grund<br />

genug auf die Bedeutung des wohl bekanntesten<br />

Gefangenlagers der Welt einen Blick zu werfen.<br />

Denn Guntananmo war mehr als nur ein<br />

Internierungslager für Gefangene im »Krieg<br />

gegen den Terrorismus«. Es war Symbol der Ära<br />

Bush. Symbol des Unrechts, dass während dieser<br />

Zeit vielen Menschen zuteil wurde. Nun soll es<br />

geschlossen werden.<br />

Gegründet kurz nach der US-Invasion in<br />

Afghanistan im Jahr 2002, musste das Gefangenenlager,<br />

gelegen auf dem Militärstützpunkt<br />

Guantanamo Bay in Kuba, schon ca. 3 Monate<br />

später durch ein größeres ersetzt werden. Das<br />

Lager diente als Sammelbecken für die meist arabisch<br />

stämmigen »Terrorverdächtigen«, welche<br />

von amerikanischen Truppen festgenommen<br />

oder von ihren Verbündeten ausgeliefert worden<br />

waren. Guantanamo bot, fernab des amerikanischen<br />

Rechtsbereiches, die perfekte Kulisse für<br />

ein Geheimgefängnis. Denn bezeichnenderweise<br />

wurden die Gefangen von Anfang nicht als<br />

Kriegsgefangene deklariert, was ihnen einige<br />

Rechte zugesprochen hätte, sondern als sogenannte,<br />

ungesetzliche Kombattanten, die gegen<br />

Kriegsrecht verstoßen haben. Damit war der<br />

Weg frei, die Gefangenen so zu behandeln, wie<br />

es für die US-amerikanischen Interessen am<br />

zuträglichsten war. Psychische Folter wie<br />

Schlafentzug oder lange Isolationshaft bei gleichzeitiger<br />

Abschottung aller Sinneswahrnehmungen<br />

stand genauso auf der Tagesordnung,<br />

wie aggressives Bedrohen und<br />

Erniedrigung bis hin zu körperlichen Foltermethoden,<br />

wie dem Vortäuschen von Ertrinken,<br />

dem sogenannten Waterboarding. Ende 2002<br />

fasste das Lager die meisten Häftlinge in seiner<br />

Geschichte. Insgesamt über 1000 Personen wurden<br />

während dieser Zeit interniert.<br />

DIREKT <strong>04</strong>/<strong>2009</strong><br />

Ende des Terrors?<br />

Obama macht Schluss mit Guantanamo<br />

Immer wieder wurde von Seiten vieler Menschenrechtsorganisationen<br />

auf die Missstände<br />

aufmerksam gemacht. Selbst als die<br />

UN–Menschenrechtskomission Anfang 2006 und<br />

der Europarat Anfang 2007 die Schließung des<br />

Lagers forderten, wollte Bush auf sein »wirksames<br />

Mittel im Kampf gegen den Terrorismus«<br />

nicht verzichten und führte das Lager auch<br />

gegen innenpolitische Widerstände weiter. So<br />

gut wie alle Insassen wurden während ihrer Haft<br />

weder angeklagt, geschweige denn verurteilt.<br />

Zum Zeitpunkt des Dekrets zur Schließung des<br />

Lagers befanden sich noch 245 Gefangenen in<br />

Haft.<br />

Die Entscheidung Barack Obamas Guantanamo<br />

zu schließen war nicht überraschend. In der<br />

Opposition brachten die Demokraten immer<br />

wieder Anträge zur Abstimmung, das Lager zu<br />

schließen, scheiterten jedoch stets an der republikanischen<br />

Mehrheit. Selbst als Anfang 2008 ein<br />

Antrag bezüglich eines Verbotes von Waterboarding<br />

mit einer Mehrheit im Kongress verabschiedet<br />

wurde, legte Expräsident Bush sein<br />

Veto ein.<br />

Guantanamo selbst war ein zentralesWahlkampfthema,<br />

welches<br />

Obama geschickt für seine<br />

Kampagne einsetzte.<br />

Guantanamo selbst war ein zentrales<br />

Wahlkampfthema, welches Obama geschickt für<br />

seine Kampagne einsetzte. Die Bedeutung Guantanamos<br />

überstieg indes weit die eines unrechtmäßigen<br />

Gefangenenlagers, in dem einige hundert<br />

Menschen interniert sind. Es zeichnet wie<br />

kaum ein anderes Exempel die Politik und<br />

Denkweise der Regierung Bush nach.<br />

Immer wenn es darum ging, das abstrakte<br />

Unrecht, das die Bush–administration so vielen,<br />

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