Offener Brief an die Entscheidungsträger in den Verhandlungen zur ...

Offener Brief an die Entscheidungsträger in den Verhandlungen zur „Alpine-Rettung“
Im Namen vieler KollegInnen der ALPINE Bau GmbH Salzburg möchten wir im wahrsten Sinne des
Wortes abschließend unsere Sicht der Dinge aufzeigen, in Kürze wird es ohnehin niemanden mehr
interessieren:
Das Tempo und die Häufung von Zufällen, mit denen ein erfolgreiches Bauunternehmen mit
unzähligen engagierten Mitarbeitern in den Untergang geschickt wurde, finden wir mehr als
befremdlich.
Seit Monaten wurde uns vorgegaukelt, dass es im Notfall eine Auffanglösung für das Unternehmen
gäbe – nun ist dieses Projekt innerhalb einer Woche gefallen – kann es sein, dass man die Mitarbeiter
ruhig stellen wollte, um in Ruhe andere, längst geplante „Lösungen“ präsentieren zu können?
Wieso wundert es niemanden, dass genau jetzt – zu spät für die ALPINE – ein Konjunkturpaket
gestartet wird, das jenen Konkurrenten zu Gute kommt, die ohnehin mit Übernahme unserer
Aufträge mehr als ausgelastet sein werden – massive Arbeitslosigkeit am Bau kann wohl auch nicht
den Ausschlag dafür gegeben haben?
Wem fällt eigentlich auf, dass in den Firmen, die jetzt die profitablen Baustellen und Teile der
Alpine erwerben werden, überdurchschnittlich viele ehemalige Alpine-Mitarbeiter und –
Entscheidungsträger sitzen?
Könnte es vielleicht auch sein, dass Banken ganz plötzlich ihre Unterstützung versagt haben, um
wenigstens den Konkurrenzfirmen, die kaum besser da stehen als Alpine, das Überleben zu sichern,
damit zumindest deren Haftungen nicht schlagend werden – eine Marktbereinigung der anderen Art,
schließlich traf es so hauptsächlich die ausländische FCC!?
Kann es wirklich reiner Zufall sein, dass ein großer Mitkonkurrent über Nacht mit einem Angebot
reagieren konnte – wobei unter der ehemaligen Führungskraft, die zwischendurch bei Alpine am
Ruder war und inzwischen in den früheren Konzern zurückgekehrt ist, ein von diesem beauftragter
ominöser Prüfbericht an die Medien durchsickerte – was einen durchaus wichtigen Beitrag zum
Niedergang der Alpine leistete?
Und wie so oft in letzter Zeit fragen wir uns diesmal als direkt Betroffene: was ist der Sinn eines
Systems, in dem teilweise prominente und hochdotierte Persönlichkeiten in Aufsichtsräten sitzen,
die offenbar keinerlei Kontrollmöglichkeit ausüben können?
Reagieren möchten wir endlich auch auf das Argument, dass Alpine die Preise jahrelang gedrückt und
dadurch den Markt ruiniert hätte – wo doch klar erkennbar sein müsste, dass es speziell im
Salzburger Raum ganz andere Mitbewerber sind, die in den letzten Monaten massiv auf den Markt
gedrängt sind!

Sicher sind die Managementfehler der letzten Jahre hauptausschlaggebend für den Abstieg der
Alpine, die genannten Summen sind ungeheuerlich (und ist kaum vorstellbar, dass diese allein aus
Misswirtschaft entstanden sind) - aber können sie allein den Grund für eine komplette, rasend
schnelle Auslöschung eines für österreichische Verhältnisse riesigen Unternehmens bilden?
Viele von uns haben sich jahrelang und jahrzehntelang für dieses Unternehmen und seine Menschen
engagiert, ihre ganze Arbeitskraft und auch Herzblut investiert (anders hätte die Firma gar nicht so
erfolgreich werden können) und sie auch in schweren Zeiten nicht verlassen. Wir alle sind wütend,
enttäuscht und traurig und haben das Gefühl, als Spielball verschiedenster Interessen am Ende die
Betrogenen zu sein.
Ab morgen wird es die Alpine wohl nicht mehr geben – paradoxerweise trotz voller Auftragsbücher
und laufender Projekte mit ausführenden Teams und bereitstehenden Baupartien, trotz treuer
Auftraggeber, Lieferanten und Subunternehmer.
Danke noch einmal an alle, die mit uns bis zum Schluss an das Weiterbestehen geglaubt und dafür
gekämpft haben!
Karin Ausweger, Sylvia Ausserwinkler, Cornelia Otty, Joe Kroell