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Safterhitzung - Oekolandbau.de

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Informationsmaterialien über <strong>de</strong>n ökologischen Landbau und zur Verarbeitung ökologischer Erzeug-<br />

nisse für die Aus- und Weiterbildung im Ernährungshandwerk und in <strong>de</strong>r Ernährungswirtschaft<br />

(Initiiert durch das Bun<strong>de</strong>sministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rah-<br />

men <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sprogramms Ökologischer Landbau)<br />

© BLE 2010<br />

Fruchtsafttechnik<br />

Glie<strong>de</strong>rung<br />

<strong>Safterhitzung</strong><br />

C6 <strong>Safterhitzung</strong><br />

Autorin: U. Felgentreff<br />

1 Regelungen für die Bio-Fruchtsaftherstellung ................................................................................. 2<br />

2 Zweck <strong>de</strong>r Erhitzung ........................................................................................................................ 2<br />

3 Ursachen für <strong>de</strong>n Ver<strong>de</strong>rb von Fruchtsäften ................................................................................... 3<br />

4 Flaschenabfüllung ........................................................................................................................... 5


1 Regelungen für die Bio-Fruchtsaftherstellung<br />

Da die EG-Rechtsvorschriften für <strong>de</strong>n ökologischen Landbau keinerlei Vorgaben zur Techno-<br />

logie machen, gelten die Vorgänge bei <strong>de</strong>r <strong>Safterhitzung</strong> für konventionellen und Bio-<br />

Fruchtsaft gleichermaßen. Die Öko-Anbauverbän<strong>de</strong> (zum Beispiel Demeter, Bioland) haben<br />

jedoch strengere Vorgaben.<br />

2 Zweck <strong>de</strong>r Erhitzung<br />

Der Unterschied zwischen industriell produziertem und zu Hause frisch gepresstem Saft ist<br />

das Erhitzen <strong>de</strong>s Saftes. Bei <strong>de</strong>r Herstellung ist die Pasteurisierung das schonendste Verfah-<br />

ren, um Enzyme im Saft unwirksam zu machen, so dass Farbe, Aromen und Vitamine weit-<br />

gehend erhalten bleiben und <strong>de</strong>nnoch keine alkoholische Gärung einsetzt. Im Vergleich zur<br />

Sterilisation ist das Pasteurisieren aufgrund seiner Kürze und niedrigeren Temperatur die<br />

schonen<strong>de</strong>re Metho<strong>de</strong>.<br />

2.1 Pasteurisieren<br />

Dieser Vorgang, benannt nach seinem Erfin<strong>de</strong>r Louis Pasteur, dient <strong>de</strong>r Haltbarmachung von<br />

Lebensmitteln, vornehmlich Getränken mittels Wärmeübertragung. Durch Kurzzeiterhitzen<br />

auf Temperaturen von 60 bis 90 °C wer<strong>de</strong>n die lebensmitteleigenen und mikrobiellen Enzy-<br />

me inaktiviert und die vegetativen Zellen <strong>de</strong>r meisten Bakterien abgetötet. Im Gegensatz zur<br />

Sterilisation (siehe 2.2) bleiben die Bakteriensporen jedoch keimfähig. Deshalb sind pasteu-<br />

risierte Produkte nur begrenzt haltbar.<br />

Das Pasteurisieren von Säften stellt das klassische Verfahren <strong>de</strong>r Haltbarmachung dar. Da<br />

längere Heißhaltezeiten die Qualität <strong>de</strong>r Säfte min<strong>de</strong>rn, ist eine Hochtemperatur-<br />

Kurzzeiterhitzung im Plattenwärmeaustauscher (zum Beispiel bei 82 bis 90 °C über 15 bis<br />

150 Sekun<strong>de</strong>n) mit anschließen<strong>de</strong>r schneller Abkühlung zu bevorzugen. Die Dauer <strong>de</strong>r Er-<br />

hitzung richtet sich nach <strong>de</strong>m Anfangskeimgehalt <strong>de</strong>s Saftes bei <strong>de</strong>r Pasteurisation und <strong>de</strong>m<br />

Anteil von Fruchtfleisch im Saft. Allgemein gilt, dass hohe Temperaturen und kurze Einwirk-<br />

zeiten zu geringerer Produktschädigung führen als lange Einwirkzeiten bei niedrigeren Tem-<br />

peraturen.<br />

Auf Grund <strong>de</strong>r niedrigen pH-Werte sind bei Fruchtsäften pathogene Mikroorganismen prak-<br />

tisch auszuschließen. Eher können Hefen, Milchsäurebakterien und Schimmelpilze zum Ver-<br />

<strong>de</strong>rben führen.<br />

2 © BLE 2010<br />

U. Felgentreff


Kurzzeiterhitzung im Plattenwärmeaustauscher<br />

Charakteristisch für dieses Verfahren ist, dass das Getränk innerhalb sehr kurzer Zeit auf<br />

das angestrebte Temperaturniveau gebracht, auf diesem Niveau kurze Zeit gehalten und im<br />

Gegenstrom wie<strong>de</strong>r abgekühlt wird.<br />

Plattenwärmeaustauscher ermöglichen <strong>de</strong>n Wärmeaustausch zwischen zwei durch eine<br />

Wand getrennten Medien. Durch Hinzufügen o<strong>de</strong>r Wegnehmen von Platteneinheiten kann<br />

das Verfahren modifiziert wer<strong>de</strong>n. Die Wärme übertragen<strong>de</strong> Fläche besteht aus einer Anzahl<br />

von Profilmetallplatten. Das Profil <strong>de</strong>r Platten muss so gestaltet sein, dass eine gleichmäßige<br />

Verteilung <strong>de</strong>s Getränks über die gesamte Plattenbreite erfolgt, wobei auch an <strong>de</strong>n Randzo-<br />

nen die gleiche Fließgeschwindigkeit und eine gleich starke thermische Belastung vorhan<strong>de</strong>n<br />

sind. Die Stärke <strong>de</strong>r Strömungskanäle wird durch das Plattenprofil bestimmt. Es soll eine<br />

turbulente Strömung gewährleistet sein, da dann ein hoher Wärmeübergangskoeffizient er-<br />

reicht wird und sich die Trubpartikel nicht so schnell absetzen.<br />

Die Kurzzeiterhitzung im Plattenwärmeaustauscher gilt als ein Verfahren mit günstiger Wär-<br />

meübertragung.<br />

2.2 Sterilisieren<br />

Bei <strong>de</strong>r Sterilisierung han<strong>de</strong>lt es sich um eine Entkeimung. Dabei wer<strong>de</strong>n sämtliche Mikroor-<br />

ganismen einschließlich ihrer Dauerformen durch Erhitzen bei Temperaturen von über 10 °C<br />

vollständig abgetötet.<br />

3 Ursachen für <strong>de</strong>n Ver<strong>de</strong>rb von Fruchtsäften<br />

Die Zahl <strong>de</strong>r auf ungewaschenen Früchten vorkommen<strong>de</strong>n Mikroorganismen schwankt sehr<br />

stark. Durch sorgfältiges Waschen nach <strong>de</strong>r Warenannahme können die Keimzahlen um<br />

etwa 90 % reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Der beim Zermahlen und Pressen <strong>de</strong>r Früchte frei wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zellsaft bietet <strong>de</strong>n Mikroorga-<br />

nismen sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten, so dass <strong>de</strong>r Keimgehalt <strong>de</strong>r Maische und <strong>de</strong>s<br />

trüben Presssaftes beson<strong>de</strong>rs hoch liegt. Es herrschen Hefen und Schimmelpilze vor. An<br />

Bakterien sind lediglich Vertreter <strong>de</strong>r Gattungen Lactobacillus, Acetobacter und Bacillus stär-<br />

ker verbreitet. Mitunter können fäkale Indikatorbakterien wie Escherichia coli und Strep-<br />

tococcus faecalis in Fruchtsäften nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

3 © BLE 2010<br />

U. Felgentreff


Der Keimgehalt kann durch eine schnelle Verarbeitung mit kurzen Standzeiten und durch<br />

größte Sauberkeit niedrig gehalten wer<strong>de</strong>n. Dennoch lassen sich biochemische Verän<strong>de</strong>run-<br />

gen <strong>de</strong>r Säfte durch Mikroorganismen nicht völlig ausschalten. Das gilt insbeson<strong>de</strong>re für die<br />

Verarbeitung von empfindlichen Fruchtsorten (zum Beispiel Himbeeren), die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Säfte (zum Beispiel Zuckerabbau), Bildung von Ethylalkohol und Kohlendioxid.<br />

3.1 Ver<strong>de</strong>rb von Säften durch Bakterien<br />

Laktobazillen (Milchsäurebakterien) wer<strong>de</strong>n durch die übliche Pasteurisation abgetötet. In<br />

Säften, <strong>de</strong>ren pH-Wert unter 3,5 liegt, können sie sich im Allgemeinen nicht vermehren. Es-<br />

sigsäurebakterien reichern sich leicht in stehen gelassener Maische an, sofern eine ausrei-<br />

chen<strong>de</strong> Sauerstoffversorgung gewährleistet ist. Bei Luftabschluss wie<strong>de</strong>rum vermehren sich<br />

Buttersäurebazillen. Als Sporenbildner sind sie beson<strong>de</strong>rs hitzeresistent, doch wird die Spo-<br />

renkeimung durch pH-Werte unter 4,5 unterdrückt.<br />

3.2 Ver<strong>de</strong>rb von Säften durch Hefen<br />

Hefen fin<strong>de</strong>n auf Grund ihrer Ansprüche hinsichtlich pH-Wert, Nährstoffbedarf und Sauer-<br />

stoffversorgung von <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Mikroorganismen die günstigsten Wachstums- und<br />

Vermehrungsbedingungen in Fruchtsäften. Sie verursachen Trübungen, bil<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nsatz<br />

sowie Kahmhäute, und ihre Stoffwechselprodukte, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r durch Zuckervergärung<br />

gebil<strong>de</strong>te Ethylalkohol und das Kohlendioxid, sind im Fruchtsaft ebenso so unerwünscht wie<br />

die von Haut bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Arten produzierte Essigsäure. Hefen, wie Vertreter <strong>de</strong>r Gattungen<br />

Saccharomyces, Hansenula und Pichia, sind in <strong>de</strong>r Fruchtsaftindustrie beson<strong>de</strong>rs gefürchtet.<br />

Da Hefen, einschließlich <strong>de</strong>r von verschie<strong>de</strong>nen Arten gebil<strong>de</strong>ten Sporen, nicht hitzeresistent<br />

sind, ist die Hitzebehandlung <strong>de</strong>r Fruchtsäfte eine geeignete Metho<strong>de</strong> zu ihrer Bekämpfung.<br />

3.3 Ver<strong>de</strong>rb von Säften und Mykotoxinbildung<br />

Bei Säften können Patulin und Ochratoxin A (OTA) eine Rolle spielen. Patulin kann sich vor<br />

allem in Äpfeln mit fauligen Stellen bil<strong>de</strong>n. Es gilt als erbgutschädigend und ruft zum Beispiel<br />

bei Kälbern Ö<strong>de</strong>me und Blutungen im Gehirn hervor. Dieses Mykotoxin ist eines <strong>de</strong>r weni-<br />

gen, die beim üblichen Erhitzen von Säften auf ca. 90 °C nicht zerstört wer<strong>de</strong>n, allerdings<br />

zum großen Teil durch das Kochen. Bei guter Rohware ohne braune Stellen bzw. guter<br />

Obstsortieranlage ist das Vorhan<strong>de</strong>nsein von Patulin nach Auskunft verschie<strong>de</strong>ner Frucht-<br />

safthersteller jedoch kein Problem. Seit 1. November 2003 sind in <strong>de</strong>r Europäischen Union<br />

Höchstmengen für Patulin in verschie<strong>de</strong>nen Fruchtsaft, Fruchtsaftprodukten und Fruchtpro-<br />

4 © BLE 2010<br />

U. Felgentreff


dukten festgelegt. Der <strong>de</strong>rzeit gültige EU-Grenzwert (laut EG-Verordnung 1881/2006) für<br />

Patulin liegt bei 50 µg/kg.<br />

Roter Traubensaft ist anfällig für Ochratoxin A (OTA), ein Lagerpilzgift. Es kann sich insbe-<br />

son<strong>de</strong>re bei feuchter Witterung und bei verletzten o<strong>de</strong>r überreifen Trauben bil<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r<br />

Ernte, Transport und Verarbeitung ist die Schnelligkeit entschei<strong>de</strong>nd, <strong>de</strong>nn auf diesen Etap-<br />

pen wer<strong>de</strong>n Trauben verletzt, so dass die Ochratoxinbildner günstige Bedingungen haben.<br />

Für Ochratoxin A gilt laut Verordnung 1881/2006 für Traubensaft, rekonstituiertes Trauben-<br />

saftkonzentrat und Traubennektar ein Grenzwert von 2,0 µg/kg.<br />

4 Flaschenabfüllung<br />

Beim Bearbeiten, Abfüllen und Verschließen <strong>de</strong>r Säfte erfolgt eine erneute Anreicherung mit<br />

Mikroorganismen. Dabei spielen Kontaktinfektionen durch mikrobiologisch verunreinigte Lei-<br />

tungen, Geräte und Gefäße eine große Rolle, in geringem Maße auch Luftinfektionen. Selbst<br />

in ausgesprochen sauber arbeiten<strong>de</strong>n Betrieben können die Keimzahlen <strong>de</strong>r Säfte während<br />

<strong>de</strong>s Abfüllens ansteigen. Die restlose Beseitigung von Infektionsher<strong>de</strong>n ist sehr schwierig.<br />

Stehenlassen <strong>de</strong>r Säfte bietet beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n warmen Sommermonaten günstige Voraus-<br />

setzungen zur Vermehrung <strong>de</strong>r Mikroorganismen. Deshalb sollen Bearbeitung und Abfüllung<br />

<strong>de</strong>r Säfte so rasch wie möglich erfolgen. Die Flaschen wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r erneuten Pasteurisa-<br />

tion durch Heißabfüllung sofort mit kaltem Wasser überspült, um sie schnell abzukühlen und<br />

die Wärmeeinwirkung zu stoppen.<br />

Um die überleben<strong>de</strong>n Keime abzutöten o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st soweit zu schädigen, dass sie nicht<br />

mehr vermehrungsfähig sind, sollen die Flaschen bei <strong>de</strong>r Heißabfüllung eine Temperatur von<br />

über 60 °C haben und nach <strong>de</strong>m Abfüllen nicht sofort gekühlt wer<strong>de</strong>n. Zu langfristige Wär-<br />

meeinwirkung hat jedoch geschmackliche Nachteile <strong>de</strong>r Säfte zur Folge.<br />

Bei <strong>de</strong>r Heißabfüllung wer<strong>de</strong>n die Flaschen spundvoll gefüllt, damit eventuelle beim Abfüll-<br />

prozess in Form von Luftinfektionen eingedrungene o<strong>de</strong>r die Flaschenreinigung überleben<strong>de</strong><br />

Hefen und ihre Sporen durch Sauerstoffmangel in <strong>de</strong>r Entwicklung gehemmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die hauptsächlichen Fehlerquellen bei <strong>de</strong>r Abfüllung von Fruchtsäften, die oft Ursache eines<br />

späteren mikrobiellen Ver<strong>de</strong>rbs <strong>de</strong>r Ware sind, liegen in mangelhaft gereinigten und stark<br />

keimhaltigen Flaschen und in undichten o<strong>de</strong>r nicht <strong>de</strong>sinfizierten Verschlüssen. Außer<strong>de</strong>m<br />

sind Beanstandungen mitunter darauf zurückzuführen, dass bei <strong>de</strong>r Abfüllung die erfor<strong>de</strong>rli-<br />

che Pasteurisationstemperatur nicht eingehalten wur<strong>de</strong>.<br />

5 © BLE 2010<br />

U. Felgentreff

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